Eiszapfenalarm von Peacer ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Eiszapfenalarm Law war gerade dabei, die Patientenakte von Penguin auf den neusten Stand zu bringen, als der Alarm losging und das U-Boot einen scharfen Schwenker nach links hinlegte. Sofort sprang er auf und sprintete so schnell es bei dem unruhigen Grund nur möglich war Richtung Kommandoraum. Er riss die Tür auf und betrat das Herzstück des Bootes, wo ein heilloses Chaos herrschte. Seine Crewmitglieder eilten umher, laute Rufe übertönten den Alarm und das Leuchten der Monitore tauchte den Raum in ein unnatürlich flackerndes Licht. Schnellen Schrittes bahnte sich Law einen Weg zu Jean Bart, der am Steuer saß und konzentriert zum Frontfenster hinausstarrte. Der Captain folgte seinem Blick und seine Augen weiteten sich überrascht. Die Neue Welt war wirklich unberechenbar. „Was sind das für Dinger?“, fragte Shachi, der zusammen mit Bepo neben ihn getreten war und ungläubig auf den Ozean hinausstarrte, der von riesigen Eissäulen durchzogen war. „Brinicles“, erklärte Law ruhig und verschränkte die Arme vor der Brust. „Unterwassereiszapfen. Sie entstehen, wenn sehr salziges, kaltes Wasser in einem Kanal nach unten läuft. Eine Seltenheit.“ Er lächelte finster. „Aber die Neue Welt hat wohl ihre eigenen Regeln.“ Beeindruckt betrachtete die Crew dieses hübsche Phänomen, während sich das U-Boot vorsichtig einen Weg zwischen den Brinicles hindurchbahnte. „Wow, seht! Da vorne formt sich noch einer!“, rief Shachi begeistert und alle Blicke richteten sich bewundernd auf den rasend schnell nach unten wachsenden Eiszapfen. Law aber runzelte die Stirn. „So schnell dürften sie sich gar nicht formen.“ Dann weiteten sich seine Augen, als ihm klar wurde, was das bedeutete und mit einem scharfen Befehlston wandte er sich ruckartig an Jean Bart. „Bring uns hier raus, sofort!“ Der Riese nickte mit einem „Aye, Captain“ und tat wie ihm geheißen, während sich der Rest der Crew noch über die plötzliche Stimmungsschwankung ihres Captains wunderte. Aber es war schon zu spät. „Pass auf!“ Jean Bart hatte den auf sie zukommenden Brinicle schon bemerkt und wich diesem in letzter Sekunde aus. Aber die Erleichterung darüber währte nur kurz, jetzt, wo sie sich der zusätzlichen Gefahr bewusst waren. Dieser Teil des Ozeans war ein wahres Minenfeld, den sie so schnell wie nur möglich verlassen musste. Noch während Law die entsprechenden Befehle erteilte, kam ein weiterer Eiszapfen auf sie zu. Nur ein heftiger Schwenker nach rechts bewahrte sie vor einem Zusammenprall und rüttelte die Crew kräftig durch. „Wir müssen auftauchen“, befahl Law, als klar wurde, dass der Rückweg ebenfalls schon von rasch formenden Eisstalaktiten versperrt wurde. Aber Jace, sein Hauptnavigator, schüttelte den Kopf. „Wir sind unter einer riesigen Eisplatte, Captain.“ Law lächelte grimmig. „Dann mach dich besser auf die Suche nach einer Lücke darin, oder wir enden selbst als Eiszapfen.“ Wie um seine Worte zu unterstreichen wichen sie einem weiteren Brinicle nur um Haaresbreite aus und das Navigatorenteam machte sich hastig an die Arbeit, während Jean Bart sie weiter durch das Minenfeld bugsierte. Law ließ sich auf einem freien Stuhl nieder und starrte zum Fenster hinaus. Er hatte vollstes Vertrauen in seine Crew und war sich daher sicher, dass sie auch mit dieser Situation zurechtkommen würden. Jace würde mit seinem Team eine Stelle finden, an der sie auftauchen konnten, und Jean Bart würde sie dahin bringen. Er lächelte selbstsicher. Mit dem neusten Zuwachs seiner Crew hatte er ein goldenes Händchen bewiesen. Nicht nur war dieser ein starker Kämpfer, sondern auch ein guter Navigator und ein noch besserer Steuermann, wie er spätestens mit ihrer Flucht von Marine Ford bewiesen hatte. Jetzt bestätigte er diesen Eindruck, indem er gekonnt um die Eissäulen herumsteuerte, während er den sich neu bildenden geschickt auswich. „Ich hab’s!“ Alle Aufmerksamkeit richtete sich auf Jace, der triumphierend auf seinen Monitor deutete. „Etwa eine Meile südöstlich von hier ist ein Loch in der Eisdecke, wo wir auftauchen können.“ Law nickte. „Kurs Richtung Südosten setzen.“ Jean Bart wendete das U-Boot unter den Anweisungen der Navigatoren in die entsprechende Richtung und nahm Kurs auf, während Bepo alles im Auge behielt. Law stütze seinen Kopf mit einer Hand ab, während die Finger der anderen im Rhythmus des noch immer schrillenden Alarms auf den Tisch trommelten. Eine Meile war lang, umso mehr in diesem tödlichen Labyrinth aus Eis. Aber selbst wenn sie es bis zu dem Schlupfloch im Eis schafften, wäre damit ihr Problem noch immer nicht gelöst. Irgendwann mussten sie weiter, ob sie wollten oder nicht. Er konnte nur hoffen, dass die Brinicles phasenweise wuchsen, und sie vielleicht einfach nur einen schlechten Zeitpunkt erwischt hatten. Aber darüber würde er sich später den Kopf zerbrechen. Jetzt galt es zuerst, seine Crew sicher an ihr Ziel zu bringen, und das möglichst ohne größere Schäden an dem U-Boot. Und es sah tatschlich gut aus. Ihr Ziel war schon in Sichtweite und bisher war es Jean Bart und den Navigatoren gelungen, jeglicher Kollision aus dem Weg zu gehen, auch wenn es manchmal äußerst knapp war. Aber kurz vor ihrem Ziel verließ sie dann das Glück. „Brinicle auf Backbord!“, rief Jace und Jean Bart riss das Boot herum und schaffte es wiederum, dem tödlichen Eiszapfen um Haaresbreite zu entgehen. Für den zweiten reichte es allerdings nicht mehr aus und das U-Boot wurde geschrammt. Die Crew wurde daraufhin heftig durchgeschüttelt und die erst vor kurzem ausgeschaltete Alarmanlage ertönte aufs Neue. Das verhieß nichts Gutes. „Wie ist die Situation?“ Law hatte sich von seinem Platz erhoben und stand nun mit verschränkten Armen mitten in der Kommandozentrale und strahlte Ruhe und Autorität aus. Nur sein grimmiger Gesichtsausdruck, der sein übliches Lächeln ersetzt hatte, deutete darauf hin, dass etwas nicht in Ordnung war. „Ein Tank wurde beschädigt, Captain, aber der Raum ist schon abgeriegelt.“ Law nickte. „Gut, das reicht vorerst.“ Er wandte sich an Jean Bart. „Bring uns an die Oberfläche.“ Der Riese nickte und das U-Boot setzte sich wieder in Bewegung. Law winkte Shachi zu sich hinüber. „Sieh dir den Schaden an, sobald wir aufgetaucht sind und finde heraus, ob unsere Ersatzteile für die Reparatur reichen.“ Er nickte und verließ die Kommandozentrale, während Law sich an ein weiteres Crewmitglied wandte. „Hol Gabriel und seht nach, ob sich irgendjemand bei der Kollision verletzt hat.“ Auch dieser eilte davon und ließ Law mit seinen düsteren Gedanken alleine zurück. Er konnte nur hoffen, dass das U-Boot nicht allzu sehr beschädigt war, oder sie würden länger hier festhängen, als ihm lieb war. Kurze Zeit später tauchten sie auf und ein überglücklicher Bepo verließ augenblicklich das U-Boot, um sich in den zentimeterhohen Schnee zu werfen, der die ganze Insel zu bedecken schien. Auch der Wald, der im Osten zu sehen war, erstrahlte in dem kalten Weiß. Law lächelte über seinen ersten Offizier, der sich schon mehr als einmal darüber beschwert hatte, dass sie bisher immer nur auf Sommerinseln gelandet waren. Zumindest hatte er seine Freude daran, auf dieser Winterinsel gestrandet zu sein. „Captain.“ Law drehte sich zu Gabriel, seinem Assistenzarzt, um. „Niemand wurde ernsthaft verletzt. Nur ein paar blaue Flecken“, erklärte dieser und Law nickte. Da hatten sie noch einmal Glück im Unglück gehabt. Allerdings schien das nicht alles zu sein, was Gabriel zu berichten hatte, denn dieser hatte nach wie vor die Stirn gerunzelt. Law bedeutete ihm, fortzufahren. „Die Krankenstation wurde bei der Kollision etwas in Leidenschaft gezogen. Ein paar Geräte sind umgefallen, und die Inhalte einiger Schränke wurden durcheinander gewirbelt.“ Law seufzte. Genau das hatte noch gefehlt. „Nimm ein paar Leute mit und mach eine Bestandsaufnahme. Ich muss wissen, was repariert werden kann und was ersetzt werden muss.“ Gabriel nickte und machte sich auf den Weg. Gleich darauf nahm Shachi seinen Platz ein und dessen düsterer Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes erahnen. „Was ist los?“, fragte er abermals seufzend, auf das Schlimmste gefasst. „Nicht nur der Tank wurde beschädigt, sondern auch der Heizungskörper.“ Das übertraf sogar seine schlimmsten Befürchtungen. Ohne Heizungskörper auf einer Winterinsel zu stranden versprach eisig zu werden. „Wie lange wird die Reparatur dauern?“ Shachi scharrte nervös mit den Füßen. „Etwa eine Woche.“ Eine Woche war eindeutig zu lang ohne Heizung. Law rieb sich nachdenklich die Stirn. Er musste eine Lösung finden, und zwar schnell. Sein Blick wanderte zu dem Wald, der vielleicht eine halbe Meile östlich von ihrem derzeitigen Standpunkt lag. Das könnte vielleicht klappen. Er nickte. „Stell ein Team zusammen und mach dich an die Arbeit.“ Dann wandte er sich an seinen ersten Offizier, der alle Viere von sich gestreckt glücklich lächelnd im Schnee lag. „Bepo, wir haben zu tun.“ Kurz darauf standen Law und Bepo mit einem Großteil der Heartpiraten vor dem Wald und der Eisbär legte fragend den Kopf zur Seite. „Was hast du vor, Captain?“ Dieser lächelte kalt und zog sein Nodachi aus der Scheide, woraufhin seine Crew instinktiv einen Schritt zurücktrat. „Room.“ Die blaue Kuppel breitete sich über dem Wald aus und Law ließ sein Schwert durch die Luft sausen und zerhackte die Bäume in ebenmäßig lange Stücke. „Tact.“ Mit einer einzigen, lässigen Handbewegung schwebte das Holz auf ihn zu und stapelte sich vor ihm zu einem ordentlichen Haufen. Dann wandte sich Law zu seiner Crew, die ihren Captain staunend beobachtet hatte. „Bringt das rüber zum U-Boot. Wir brauchen einen Unterschlupf, bevor die Nacht hereinbricht.“ Hastig taten die Heartpiraten, wie ihnen befohlen und machten sich an den Transport des Holzes. Law drehte sich zu Bepo. „Sieh zu, dass alles reibungslos abläuft.“ Der Polarbär nickte. „Was ist mir dir, Captain?“ Dieser lächelte grimmig. „Ich habe noch ein paar Bäume zu fällen.“ Die Abenddämmerung war schon hereingebrochen als die Crew die letzten Baumstämme herbeischleppte, und auch die Temperatur war mittlerweile erheblich gesunken. Allem Anschein nach würde es eine kalte Nacht werden. „Das war der letzte.“ Law, der inzwischen zum U-Boot zurückgekehrt war, nickte. „Gut.“ Nachdenklich betrachtete er den Stapel Holz, der vor ihm aufgebaut war. Wie sollte er am besten an die Sache herangehen? „Was jetzt, Captain? Wir schaffen es unmöglich, noch irgendetwas aufzubauen bevor die Sonne komplett untergeht“, meinte Jace grimmig und verschränkte die Arme. Law lächelte ungerührt. „Überlass das mir.“ Damit streckte er seine Hand aus und beschwor sein blaues Operationsfeld herbei, während seine Crew auf Bepos Befehl hin Platz machte. „Shambles.“ Mit einer Handbewegung ließ er das Holz umherschweben, und mit einer weiteren begann dieses sich zusammenzufügen. Er krümmte seine Finger und das Holz leistete seinem Befehl folge. In seinem Operationsraum hatte er vollste Kontrolle über alles und jeden, und langsam setzte er so etwas zusammen, das mehr und mehr einer großen Hütte ähnelte. Zu guter Letzt dichtete er diese noch mit dem umherliegenden Schnee ab und fügte ein paar Löcher ins Dach, die als Rauchabzug dienen würden. Dann löste er seine Kuppel auf und die improvisierte Unterkunft blieb dank seiner Fähigkeit stehen, ohne dass sie sich extra mit Nägeln hätten plagen müssen. Selbstzufrieden grinsend wandte er sich an seine Crew, die ihn mit vor Bewunderung funkelnden Augen anstarrte. „Entzündet sechs Feuer und legt eure Schlafsäcke rundherum. Danach gibt’s Abendessen.“ Zufrieden beobachtete Law, wie ein Teil der Piraten ins U-Boot lief, um die Schlafsäcke zu holen, während der Rest die Feuerstellen in ihrem neu erbauten Unterschlupf errichtete. Dann nickte er Bepo zu, damit dieser alles im Auge behielt, und machte sich selbst auf den Weg ins Innere des Bootes. Er musste noch nach einem Patienten sehen. Seufzend hängte sich Law sein Stethoskop wieder um den Hals und ließ sich auf den Stuhl neben Penguins Bett fallen. „Hört sich nicht gut an.“ Penguin verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich fühle mich aber schon viel besser.“ Wie um seiner Worte Lügen zu strafen brach er daraufhin in einen rasselnden Hustenanfall aus. Law half ihm, sich aufrecht hinzusetzen, bis er wieder zu Atem kam. Dann hob er eine Augenbraue. „Das sehe ich.“ Penguin ließ sich erschöpft zurück ins Bett fallen und zog seine Decken etwas höher, zu erschöpft, um erneut zu widersprechen. Law tauschte einen Blick mit Gabriel aus, der seufzte und besorgt auf Penguin hinabblickte. Der Captain der Heartpiraten runzelte die Stirn. Penguins Erkältung bereite auch ihm Sorgen. Nicht nur sollte es dem Piraten nach vier Tagen Bettruhe längst besser gehen, was eindeutig nicht der Fall war, sondern kam nun auch noch das Problem des ausgefallenen Heizkörpers hinzu. Sie konnten ihn nicht in dem immer kälter werdenden U-Boot lassen, aber auch die improvisierte Hütte war nur eine Notlösung. Diese mochte zwar wärmer sein, dafür war sie aber zugiger, was einem Kranken gar nicht gut bekam. Aber eine andere Wahl hatten sie nicht. Sie mussten wohl einfach darauf Acht geben, Penguin gut in ein paar Decken einzupacken, damit sich sein Zustand nicht noch verschlechterte. „Schaffst du es bis hoch?“ Penguin nickte schwach und kämpfte sich mit der Unterstützung Gabriels unter seinen Decken hervor, um auf wackligen Beinen und zitternd neben seinen Captain zu treten. Seufzend bedeute Law seinem Assistenzarzt, Penguin zu stützen, woraufhin er sich dessen Arm um die Schultern legte und sich langsam auf dem Weg zum Deck des Bootes machte. Law folgte den Beiden und achtete darauf, dass Penguin nicht ins Straucheln geriet. Er mochte als herzloser und grausamer Pirat bekannt sein, aber seine Crew war seine Familie und er würde alles in seiner Macht stehende tun, um für ihr Wohlergehen zu sorgen. Als sie endlich in ihrem vorübergehenden Unterschlupf angekommen war, halfen Gabriel und Law Penguin in seinen Schlafsack und als er sah, dass dieser nach wie vor zitterte, befahl er Gabriel, noch ein paar Decken aus der Krankenstation zu holen. Dann ließ er sich auf seinem eigenen Lager nieder und beobachtete, wie seine Crew sich um die einzelnen Feuer verteilt hatte und sich ihr Abendessen schmecken ließ. „Captain?“ Law blickte auf und sah sich Bepo gegenüber, der ihm eine Schüssel reichte. Er nickte dankbar und nahm die Brühe entgegen, während sich der Eisbär neben ihn setzte und in Ruhe seine eigene Schüssel leerte. Er aß langsam, während er darüber nachdachte, was die nächsten Tage noch alles zu tun war. Die Mechaniker würden rund um die Uhr arbeiten, um das U-Boot so schnell wie möglich wieder auf Vordermann zu bringen. Der Rest der Mannschaft hingegen hatte mehr oder weniger Leerlauf. Außer… Law grinste. „Bepo, was hältst du davon, wenn wir morgen auf Erkundungstour gehen?“ Und so brachen der Captain und sein erster Offizier am nächsten Morgen auf, um die Insel zu erkunden, auf der sie notdürftig gelandet waren. Sie waren allerdings nicht die einzigen. Drei andere Teams brachen gleichzeitig mit ihnen in verschiedene Richtungen auf, damit sie möglichst viel Fortschritte beim Erkunden der Insel machen würden, während eine weitere Gruppe unter Jean Barts Befehl beim U-Boot blieb und dieses bewachte. Nur weil sie bisher noch niemandem begegnet waren, hieß das nicht, dass Law leichtsinnig werden würde. Der Captain marschierte voran, während Bepo einen Schritt hinter ihm folgte, Laws Nodachi auf der Schulter tragend und zufrieden vor sich hin summend. So legten sie etwa eine Meile zurück, bevor Bepo das behagliche Schweigen durchbrach. „Captain, glaubst du, wir finden irgendetwas?“ Law zuckte daraufhin lässig mit den Schultern und steckte die Hände in die Taschen. „Wer weiß. Aber es ist allemal interessanter, als unseren Mechanikern beim Reparieren des U-Boots zuzusehen.“ Bepo nickte. „Und vielleicht treffen wir auf ein paar Bärenfrauen!“, meinte er begeistert und Law grinste. „Vielleicht.“ Während Bepo Law erklärte, wie seine Traumfrau sein sollte, stapften sie weiter durch den Schnee. Der Captain der Herzpiraten lächelte zufrieden. Es war lange her, dass er so wie jetzt in aller Ruhe einen Spaziergang mit seinem besten Freund unternommen hatte. Das Leben als Pirat war stressig, und auch wenn es großen Spaß machte, mochte er doch auch diese entspannten Momente, in denen er sich zumindest für eine kurze Weile keine Sorgen um seine Crew machen musste und seine Verantwortung als Captain kurz vergessen konnte. Natürlich konnte das nicht lange anhalten. Plötzlich hielt Bepo inne und streckte seine zuckende Nase in die Luft. Law spannte sich an. „Was ist los?“ Bepo deutete auf eine Anhöhe zu ihrer Rechten und legte den Kopf schief. „Da sind Menschen. Ein Dorf, vielleicht?“ Law nickte und bedeutete dem Bären, dem Geruch zu folgen. Wenn er sich auf etwas verlassen konnte, dann war es auf die Nase seines ersten Offiziers. So erklommen sie also die Anhöhe und als sie die Spitze erreicht hatten, blickten sie tatsächlich auf ein kleines Dorf hinab. Law lächelte. „Wer hätte das gedacht.“ Mit ein bisschen Glück konnten sie in dem Dorf Vorräte kaufen und so ihre Reserven wieder etwas aufstocken, bevor sie sich auf den Weg zur nächsten Insel machten. Mit dem Plan im Sinn machten sie sich an den Abstieg und betraten kurz darauf das Dorf, wenn man die kleine, verschneite Ansiedlung denn so nennen durfte. Im Prinzip bestand dieses aus einer großen, von Häusern gerahmten Straße und ein paar wenigen, kleineren Gassen. Ein paar vereinzelte Leute und eine Gruppe Kinder, die sich eine Schneeballschlacht lieferten, waren zu sehen, aber insgesamt machte der Ort einen eher verschlafenen Eindruck. Aber das war nicht der alleinige Grund, weshalb Law so langsam daran zweifelte, dass sie hier wirklich Vorräte kaufen konnten. Sein Instinkt sagte ihm, dass irgendetwas mit dem friedlichen Bild, das er hier vor sich hatte, nicht stimmte, und er hatte gelernt, auf sein Gefühl zu vertrauen. Trotzdem trat er mit seinem üblichen Lächeln an einen Stand, der Fische verkaufte, und wandte sich an den Mann hinter dem Tresen. „Guten Tag“, meinte er höflich und der Verkäufer erwiderte den Gruß etwas barsch, während sein Blick nervös von Law hinüber zu Bepo, der noch immer sein Schwert trug, und wieder zurückging. Laws Lächeln wurde daraufhin noch eine Spur breiter. Es war immer wieder amüsant zu sehen, wie die Leute auf ihn und seinen bärigen Vizekapitän reagierten. „Wäre es möglich, hier Vorräte zu kaufen?“ Daraufhin nickte der Verkäufer und meinte schroff: „Natürlich. Was benötigt ihr?“ Und damit begann der Handel um Proviant, medizinische Vorräte und was sonst noch alles benötigt wurde, für wann diese bereitgestellt werden konnten und wie alles transportiert werden sollte. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurden sich die Beiden dann endlich einig und schlugen auf den Handel ein. „Bis in zwei Tagen dann.“ Der Verkäufer nickte grimmig und Law und Bepo machten sich wieder auf den Rückweg zum U-Boot, ganz zufrieden mit dem Ausgang ihrer Entdeckungstour, auch wenn Law nach wie vor das Gefühl nicht abschütteln konnte, dass noch irgendetwas passieren würde, ehe sie diese Insel wieder verlassen konnten. Zwei Tage später stand Law seufzend von seinem Platz an Penguins Lager auf und wandte sich an Bepo, der auf ihn wartete. „Ich kann hier nicht weg. Sein Zustand hat sich verschlechtert, ich muss ihn im Auge behalten.“ Bepo legte den Kopf schief. „Was ist mit den Vorräten, Captain?“ „Such dir ein paar Leute zusammen und hol sie ab. Ich übertrage dir die Verantwortung.“ Daraufhin hob der Polarbär stolz den Kopf. „Aye, Captain!“ Damit wandte er sich zum Gehen. „Hast du nicht etwas vergessen, Bepo?“ Der Bär drehte sich wieder um und sah Law amüsiert mit ein paar Scheinen winken. Er ließ den Kopf hängen. Ohne Geld konnte er schlecht die Vorräte bezahlen. „Tut mir leid, Captain.“ Aber Law grinste nur und reichte ihm die Scheine, die er sorgfältig in einer Tasche seines Anzugs verstaute. Aber auch diesmal rief Law ihn noch einmal zurück, als er gehen wollte. „Mmh?“ Der Captain der Heartpiraten sah ihn ernst an, von seinem üblichen Lächeln keine Spur. „Sei vorsichtig. Ich habe bei dem Dorf ein ungutes Gefühl…“ Bepo blinzelte, dann nickte er. „Keine Sorge, Captain, ich bin bald mit den Vorräten zurück!“ Law schmunzelte, als sein erster Offizier voller Tatendrang aus der Hütte hinausmarschierte, konnte sein ungutes Gefühl aber nicht ganz verdrängen. Er hatte gelernt, dass es sich meist lohnte, auf seinen Instinkt zu hören, und dieser ließ nichts Gutes verheißen. Er konnte nur hoffen, dass er sich diesmal irrte. Er schüttelte den Kopf und wandte sich wieder Penguin zu, der schwer atmete. Bepo war nicht umsonst der Vizekapitän, er konnte sich auf ihn verlassen. Damit kniete er sich wieder an Penguins Lager und legte ihm ein weiteres Kissen in den Rücken, um ihm das Atmen zu erleichtern. Er musste sich jetzt um seinen Patienten kümmern, Bepo würde schon zurechtkommen. Bepo und sein fünfköpfiges Team blieben kurz vor dem Eingang des Dorfes stehen, wo der Bär sich misstrauisch umsah. Von den versprochenen Schlitten, die sie für den Transport der Vorräte geliehen bekommen sollten, war weit und breit keine Spur zu sehen und irgendetwas lag in der Luft. Aber vielleicht bildete er sich das nur ein und war nach der Warnung des Captains einfach etwas paranoid. Trotzdem oblag ihm die Verantwortung der Crew und er würde keine unnötigen Risiken eingehen, wenn diese sich genauso leicht vermeiden ließen. Also gab er seinem Team das Zeichen, stehen zu bleiben. „Geht in Deckung und wartet hier, bis ich zurück bin.“ Die Heartpiraten sahen sich unruhig an. „Was ist los?“, fragte Leon, der Bepo schon lange genug kannte um zu wissen, dass dieser solche Befehle nicht ohne Grund gab. Der Bär sah unsicher zum Dorf. „Ich bin mir nicht sicher, aber irgendetwas kommt mir faul vor.“ Er wandte sich an seine Crew. „Ich mag mich irren, aber Vorsicht ist besser als Nachsicht. Und falls irgendetwas schief läuft, kehrt zum Captain zurück und gebt ihm Bescheid.“ Sein Team nickte und ging in Deckung, während Bepo allein das Dorf betrat und sofort von dem Verkäufer empfangen wurde, mit dem sie die Vorräte ausgehandelt hatten. „Hallo!“ Dann sah er sich verwundert um. „Wo ist denn dein Captain?“ Bepo sah auf sein Gegenüber hinab. Er mochte es nicht, wenn man ihn unterschätzte. Immerhin war er der Vizekapitän der Heartpiraten und somit nur Laws Befehl unterstellt. „Er hatte zu tun“, antwortete er knapp. „Wo sind die Vorräte?“ Der Händler musterte ihn kurz misstrauisch und sah über Bepos Schulter, als ob er einen Hinterhalt erwarten würde. Dann aber nickte er. „Mir nach.“ Der Bär hatte ein ungutes Gefühl, als er diesem folgte, welches nur noch verstärkt wurde, als sie vor einem großen Gebäude hielten. „Das Lager“, erklärte der Händler und winkte ihn herein. Bepo aber zögerte. Er konnte die mühsam unterdrückte Nervosität seines Gegenübers förmlich spüren und der Gedanke, das Lager zu betreten, behagte ihm ganz und gar nicht. Allerdings konnte er kaum hier warten, wenn er doch die Vorräte besorgen sollte, und vielleicht war der Händler auch einfach nur nervös, weil er es mit einem so starken Piraten wie ihm zu tun hatte. Also betrat er trotz seiner Zweifel das Lager und blinzelte, damit sich seine Augen an das dort herrschende Zwielicht gewöhnten. Dann fiel die Tür hinter ihm zu, das Geräusch sich nähernder Schritte ertönte und Bepo wusste, dass er soeben in eine Falle getappt war. Aber so leicht würde der erste Offizier der Heartpiraten es den Dorfbewohnern sicherlich nicht machen. „Hyyyyyah!“ Mit einem gellenden Kampfschrei drehte er sich blitzschnell um und verpasste dem Unglücklichen, der ihm zu nahe gekommen war, einen kräftigen Tritt gegen die Brust, der ihn zurückfliegen ließ und gleich zwei weitere Angreifer mit umriss. Bepo ließ ihnen keine Zeit, sich von dem überraschenden Angriff zu erholen und stürzte sich gleich auf den nächsten Mann. Dem gelang es zumindest, drei Schläge zu blocken, bevor der vierte ihn ebenfalls von den Beinen riss. Ein schneller Roundhouse Kick setzte den Angreifer hinter Bepo außer Gefecht, der geglaubt hatte, sich anschleichen zu können. Dann kam ein Schwertkämpfer auf ihn zu und Bepo wich zurück, um dessen Schwerthiebe zu entgehen, bis er eine Lücke in dessen Verteidigung sah und diese ausnutzte, um ihm das Schwert aus der Hand zu schlagen. Dabei handelte er sich allerdings einen kleinen Schnitt ein, als der Schwertkämpfer einen Tick schneller reagierte als erwartet. Aber das hielt Bepo nicht davon ab, diesen mit einem gezielten Tritt und einem lauten Kampfschrei gegen die Wand zu befördern, wo er bewusstlos zusammenbrach. Als sich der Bär dann aber den restlichen Dorfbewohnern widmen wollte, die ihn langsam aber sicher umkreisten, ertönte ein Schuss und ein stechender Schmerz durchzuckte sein Bein, welches daraufhin unter ihm nachgab. Die Angreifer schlossen den Kreis um ihn und sein letzter Gedanke galt seinem Captain, der vergeblich auf die Vorräte warten würde. Dann traf ihn ein harter Schlag am Hinterkopf und alles wurde schwarz. Zufrieden betrachtete Law Penguins Werte, die sich erheblich verbessert hatten, seitdem er wieder auf der Krankenstation lag und mit Oxygen und Antibiotika beatmet wurde. Shachi hatte ein wahres Wunder vollbracht indem er den Heizkörper schneller als erwartet repariert und so Penguins bitter nötige Rückkehr auf die Krankenstation ermöglicht hatte. „Captain!“ Law sah von seinen Papieren auf und blickte zur Tür, in der ein schwer atmender Leon aufgetaucht war. Er runzelte die Stirn. Er war sich ziemlich sicher, dass Leon zusammen mit Bepo zum Dorf aufgebrochen war, um die Vorräte abzuholen. Dass dieser nun völlig außer Atem, schweißnass und mit panischem Gesichtsausdruck vor ihm stand verhieß nichts Gutes. Trotzdem unterbrach er diesen mit einer Handbewegung, ehe er den Mund öffnen konnte, und stand ruhig auf, um die Krankenstation zu verlassen. Penguin brauchte seine Ruhe, und die schlechten Neuigkeiten konnten auch noch zehn Sekunden länger auf sich warten lassen. Erst als er also die Tür hinter sich geschlossen hatte, bedeutete er Leon, Bericht zu erstatten, während sie sich gemeinsam auf den Weg zum Deck machten. „Das Dorf- es war ein Hinterhalt! Bepo hat gesagt, wir sollen in Deckung gehen- überall waren Piratenjäger-“ „Beruhige dich erst mal“, unterbrach Law das Gestotter. „Tief Luft holen. Und jetzt erzähl mir, was passiert ist.“ Leon sah ihn daraufhin mit geweiteten Augen an. „Sie haben Bepo.“ Laws übliches Lächeln gefror ihm im Gesicht und in seine Augen trat ein böses Funkeln, das Leon einen Schritt zurücktreten ließ. Niemand legte sich ungestraft mit seiner Crew an, und das würden diese Piratenjäger bald zu spüren bekommen. Er schickte Leon sein Nodachi holen, der augenblicklich davonhastete, und machte sich auf den Weg, ein finsteres Grinsen im Gesicht. Seine Gegner konnten sich auf etwas gefasst machen. Am Rande des Dorfes traf Law auf seine Crewmitglieder, die zurückgeblieben waren, um die Situation auszukundschaften und Bepo nicht aus den Augen zu verlieren. Er ignorierte ihre erleichterten Gesichter über sein Auftauchen und kam sofort zum Punkt. „Wo ist er?“ „Auf dem Marktplatz. Sie sind-“ Aber mehr brauchte Law nicht zu hören. Er befahl seiner Crew, auf Abstand zu bleiben, bis er das Problem beseitigt hatte, und betrat dann ohne weiteren Umschweife das Dorf, wo er sich sogleich auf den Weg zu dessen Mittelpunkt machte, die Bewohner vorerst ignorierend, die ängstlich vor ihm zurückwichen. Er hatte größere Fische zu fangen. Und diese erwarteten ihn schon, als er den Marktplatz betrat. „Trafalgar Law, Chirurg des Todes. Es ist mir eine Freude, dich wiederzusehen“, meinte der nun als Anführer der Piratenjäger entlarvte Fischhändler grinsend. Law verbeugte sich mit einem spöttischen Lächeln und erwiderte: „Ich würde ja das Gleiche behaupten, aber das wäre gelogen.“ Zufrieden beobachtete er, wie das Grinsen seines Gegenübers verschwand und durch einen wütenden Gesichtsausdruck ersetzt wurde. Dann wanderte sein Blick über die gut zwei Dutzend Piratenjäger, die teilweise schon etwas mitgenommen aussahen – dank Bepo, da war sich Law sicher- hinüber zu dem Käfig, der seinen bewusstlosen ersten Offizier beinhaltete, und sein Lächeln gewann schlagartig an Schärfe. Der Piratenjäger verschränkte selbstsicher seine Arme vor der Brust, als er sah, wem Laws Blick gegolten hatte. „Ergib dich und wir lassen deinen Bären frei.“ Laws Augen funkelten. „Ich mag es nicht, wenn man mir Befehle erteilt. Und ich bin sicher nicht auf die Gnade von ein paar jämmerlichen Piratenjägern angewiesen“, meinte er finster und zog sein Nodachi. Die Piratenjäger nahmen Kampfhaltung an und Law grinste. Vorerst würde er auf seine Teufelsfruchtfähigkeit verzichten. Er wollte Blut sehen. Dem ersten Angreifer wich er mit einem lässigen Schritt zur Seite aus und schnitt ihn im Vorbeigehen in zwei Hälften, was seine restlichen Gegner kurz innehalten ließ. Laws Grinsen wurde noch eine Spur breiter. Offensichtlich wussten sie nicht, auf was sie sich mit ihm als Gegner eingelassen hatten. Er war nicht umsonst bekannt für seine Grausamkeit. Aber die Piratenjäger hatten aus dem Fehler ihres Kameraden gelernt und griffen nun gemeinsam an. Nicht, dass das irgendetwas am Ausgang des Kampfes änderte. Law wich den Attacken mit spielerischer Leichtigkeit aus, parierte und konterte, trennte Gliedmaßen ab und spaltete Köpfe, bis der ihn umgebende Schnee blutrot erstrahlte. Etwa die Hälfte der Piratenjäger war noch übrig als diese endlich einsahen, dass man es mit dem Captain der Heartpiraten im Nahkampf nicht aufnehmen konnte und zu Schusswaffen wechselten. Law verengte seine Augen zu Schlitzen. So einfach würde er es ihnen sicher nicht machen. „Room.“ Die blaue Kuppel breitete sich über den Marktplatz aus und als die ersten Kugeln die Mündungen der Gewehre verließen, wechselte Law blitzschnell den Platz mit einem der Piratenjäger, der daraufhin an seiner statt durchlöchert wurde. Erschrocken hielten die restlichen Angreifer inne. Law grinste. „Sucht ihr mich?“ Dem Kugelhagel entging er erneut, indem er sich aus der Schusslinie teleportierte und amüsiert zusah, wie seine Gegner sich eigenhändig ausschalteten, ehe sie ihren Fehler bemerkten. „Das reicht!“, rief der Anführer erbost und deutete auf Law, als er diesen entspannt an einer Wand lehnend entdeckte. „Es wird Zeit, das hier zu Ende zu bringen!“ Law lächelte finster und stieß sich von der Wand ab, um auf ihn zuzukommen. „Da sind wir tatsächlich einer Meinung.“ Mit einer lässigen Handbewegung sandte er die auf ihn zufliegenden Kugeln zurück und wurde dafür mit ein paar Köpfen belohnt, die achtlos um ihn herum niederregneten. Zufrieden sah er, wie der Anführer der Piratenjäger erbleichte, als ihm endlich bewusst wurde, was für einen Fehler er begangen hatte, als er glaubte, sich mit dem Chirurg des Todes anlegen zu können. Dann stand dieser auch schon vor ihm, ein grausames Lächeln auf dem Gesicht. „Mes.“ Mit der flachen Hand schlug Law seinem Gegner in die Brust, woraufhin aus dessen Rücken ein Würfel flog. Mit einer kleinen Handbewegung erschien der Würfel in Laws Hand, welchen er hochhielt, um seinem Gegenüber dessen Inhalt zu zeigen: sein Herz. Wenn das überhaupt möglich war, erbleichte dieser noch mehr und griff sich ängstlich an die Brust, wo vor kurzem noch sein Herz geschlagen hatte. Jetzt befand sich da nur noch ein würfelförmiges Loch. Die paar überlebenden Piratenjäger sahen, dass ihr Anführer in Schwierigkeiten steckte und wollten ihm sogleich zu Hilfe eilen, aber Law zwang sein Gegenüber mit einem leichten Drücken dessen Herzens in die Knie. „Wartet“, keuchte er und sie hielten inne. Dann blickte er hoch in Laws amüsiertes Gesicht. „Was willst du?“ „Meinen ersten Offizier.“ Auf einen Wink hin beeilten sich die Piratenjäger, dem Befehl Folge zu leisten und sperrten den Käfig auf. Law nickte zufrieden und schloss die Hand fest um das Herz des Anführers, der daraufhin stöhnend zusammenbrach. „Was …willst du denn…noch?“, brachte er mühsam hervor und spuckte Blut. Laws Augen funkelten finster, als er auf den am Boden liegenden Mann hinabsah. Erbärmlich. „Deinen Tod.“ Damit zerquetschte er das Herz in seiner Hand. Dann wandte er sich mit einem kalten Lächeln seinen restlichen Gegnern zu, und bevor diese auch nur daran denken konnten, die Flucht anzutreten, ließ er sein Nodachi durch die Luft sausen, ehe er dieses anschließend zurück in seine Schwertscheide steckte. Dann grinste er. Sein Blutdurst vorerst befriedigt, konnte er sich nun ein bisschen amüsieren. Mit einer lässigen Handbewegung ließ er die einzelnen Gliedmaßen und Körperteile durch die Luft fliegen. Die Schreie waren wie Musik in seinen Ohren. Aber selbst das beste Lied wurde schnell langweilig, wenn man es zu oft hörte, und so setzte er die Körper schließlich wieder nach seinem Belieben zusammen: Köpfe wurden wie Totempfahle aufeinandergestapelt, Torsos mit zu vielen Armen geschmückt, Beine zu langen Schlangen aneinandergereiht. Dann ließ er seinen Raum verschwinden und die nicht zusammenpassenden Körperteile fielen um ihn herum in den Schnee, während er sich achtlos seinen Weg zu dem Käfig bahnte, der seinen Vizekapitän beinhaltete. Wuchtig öffnete er die Tür, dann kniete sich Law neben seinen pelzigen Freund und unterzog ihm einer schnellen, aber gründlichen Untersuchung. Bis auf die Schusswunde im Bein, um die er sich kümmern würde, sobald sie zurück auf dem U-Boot waren, schien er ganz gut davon gekommen zu sein. Law tätschelte dem Bären die Wange. „Bepo.“ Dieser kam langsam zu sich und blinzelte. „Captain?“ Dann weiteten sich seine Augen und er setzte sich ruckartig auf. „Piratenjäger!“ Aber Law legte ihm eine Hand auf die Schulter und lächelte düster. „Keine Sorge, die werden keine Probleme mehr bereiten.“ Daraufhin ließ Bepo den Kopf hängen. „Tut mir leid, dass du dich extra darum kümmern musstest, Captain.“ Law schüttelte nur den Kopf und beruhigte seinen ersten Offizier. „Viel hatte ich bei deiner Vorarbeit nicht mehr zu tun.“ Dann grinste er selbstbewusst. „Und was wäre ich für ein Chirurg des Todes, wenn ich nicht ab und zu ein paar Leute aufschlitze?“ „Captain!“ Beide drehten den Kopf und sahen, wie die Heartpiraten, die wie befohlen das Ende des Gemetzels abgewartet hatten, zu ihnen hinübereilten. Law stand auf und wandte sich an seine Crew, um seine Befehle zu erteilen. „Wir brauchen ein Transportmittel und Vorräte, aber nehmt alles mit, was ihr als nützlich erachtet.“ Er lächelte kalt. „Das Dorf ist ab sofort unter unserer Kontrolle.“ Seine Crew blinzelte überrascht, machte sich dann aber ohne zu zögern an die Ausführung seines Befehls. Die Dorfbewohner leisteten keinen Widerstand, zu verängstigt waren sie von dem Gemetzel, das auf ihrem Marktplatz stattgefunden hatte. Law versorgte indes notdürftig Bepos Wunde mit dem Verbandszeug, das Leon in weiser Voraussicht mitgebracht hatte. Schließlich standen vier mit Vorräten vollgepackte Schlitten, die von riesigen Rentieren gezogen wurden, bereit, welche die Dorfbewohner ihnen freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatten. Auf einen fünften verfrachteten sie Bepo, der mit seinem verletzten Bein unmöglich den Rückweg zum U-Boot zu Fuß schaffen konnte. Dann wandte sich Law lächelnd den versammelten Dorfbewohnern zu. „Herzlichen Dank für die Vorräte“, meinte er mit einer sarkastisch höflichen Verbeugung, und sein Lächeln wurde breiter, als er die empörten Gesichtsausdrücke sah. Trotzdem wagte es niemand, seiner Wut Ausdruck zu verleihen. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und sein Lächeln gewann deutlich an Kälte, woraufhin die Wut prompt zurück in Angst umschlug. Feiglinge. Law war beinahe enttäuscht. Aber für heute hatte er seinen Spaß gehabt und sich an Unschuldigen zu vergreifen war nicht seine Art. „Wiedersehn“, verabschiedete er sich also spöttisch und winkte den Dorfbewohnern zu, als sich seine Crew mit den Schlitten in Bewegung setzte. „Und seid nächstes Mal mit der Wahl eurer Bekanntschaften bitte vorsichtiger.“ Unter dem Stöhnen der wenigen noch lebenden, verletzten Piratenjägern verließen sie das Blutbad des Marktplatzes und machten sich auf den Rückweg zu ihrem U-Boot, wo zur Feier der ergatterten Beute prompt eine Party geschmissen wurde. Law lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück, während er amüsiert seiner Crew beim Feiern zusah. Ende gut, alles gut. Er lächelte. Zumindest für ihn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)