Der Würfel entscheidet von paralian (Du glaubst, dich könnte das System auslassen? Ich belehre dich eines besseren.) ================================================================================ Kapitel 1: Alle Scheinwerfer auf die Rednerin gerichtet. -------------------------------------------------------- Heute ließ der König seine neuen und härteren Strafen verkünden. Seine Diener kamen auf Pferden reitend in die Stadt, dorthin, wo das stärkste Treiben herrschte. Sie kümmerten sich nicht um die Ware, die überall auf den Seitenstraßen lag und an Hauswände gelehnt war. Die Frauen, die in ihren Körben das Obst und Gemüse gelagert hielten, stürzten sich vor ihre Behälter und bedeckten diese mit ihrem Körper, damit das Getrampel der Tiere auf dem unebenen Boden ihre Schätze, ihr Geld, ihr ganzes Hab und Gut nicht umwarf. Räuspernd zog einer von ihnen, der der Chef der Gruppe darstellen sollte, ein Stück eines zusammengerollten Papiers aus seiner Gesäßtasche, rollte es auseinander und hob seine Stimme zu einem lauten Ton an: „Volk, nun höret mir gut zu, denn was euch bald ereilt, könnte für euch von größerer Bedeutung sein. Die Abgaben beschränken sich nicht mehr auf 10 Prozent eures Besitzes, sondern auf 20 Prozent. Hinzu kommt noch, dass in diesem Monat die Hypothek steigen wird. Da dies der Trauermonat des Königs ist, darf nicht öffentlich gelacht oder gelächelt werden. Ihr wisst, was euch droht, wenn ihr erwischt werdet.“ Der Reiter, der einen seltsamen Helm trug, auf dem Federn in verschiedenen Farben gesteckt worden waren, räusperte sich wieder und setzte wieder zum Sprechen an, nachdem er Gemurmel und Tuscheln aus den vorderen Reihen vernommen hatte. „Der König lässt außerdem ausrichten, dass dieser Markt nicht mehr lange bestehen bleiben wird, wenn dieses Treiben hier auch weiterhin so verdächtig zugeht.“ Die Strähnen seines grauen Haares hingen ihm in der verschwitzten Stirn, er war zusehends röter geworden. Ich konnte mir vorstellen, dass ihm der enge Gürtel um den dicken Bauch die Luft zuschnürte. Seine Füße schienen kürzer zu sein, als der Rest seines Körpers und ich musste mich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Diesen Fehler würde ich nicht ein zweites Mal machen. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinen Oberarmen, als ich an die dunklen und kalten Zellen dachte, in denen ein verwester Geruch in der Luft hing. Nachts, wenn alles still war und man nicht einmal mehr die Eulen hörte, konnte man die kratzenden Geräusche der Ratten vernehmen, die über den Boden huschten und in ihre Schutzlöcher krabbelten. Oft waren ihre Schutzbunker Leichen gewesen. Meine Gedanken wurden durch die barsche Handbewegung des Reiters unterbrochen, der, bevor er sich umdrehte, alle mit einem ernsten Blick besah. Wahrscheinlich war er ein netter Kerl, denn die Augenbrauen, die er böse zusammengezogen hatte, passten nicht zu seinem äußeren Erscheinungsbild. Im Prinzip wollte er bestimmt niemandem etwas Böses, war ich mir sicher. Noch einmal versuchte ich, mir sein Gesicht einzuprägen, nur für alle Fälle, bevor er sein Pferd mit seinem Stiefel anstieß und dieses in anderer Richtung davongalopierte. Seufzend klaubte ich die Äpfel vom Boden auf, die mir in meiner Eile, mein Geld zu verstecken, hinuntergefallen waren. „Das kann doch nicht wahr sein!“, schrie Amelie und ihre Schwester Amelia nickte bloß zur Bestätigung. „20 Prozent!“, schrie sie weiterhin und wurde von ihrem Zwilling am Arm gedrückt. „Sei ruhig! Sonst geht noch wer zum König und verrät dich.“ Das Geflüster konnte ich nur allzu gut verfolgen, weil mein Stand gleich neben ihrem war. Mittlerweile sahen mehr Verkäufer und vorbeigehende Käufer zur tobenden Amelie und nickten hin und wieder, wenn diese einen weiteren Wutanfall demonstrierte. „Ich kann mir kaum noch etwas leisten! Den letzten Monat habe ich keine einzige Kakaobohne gekaut. Muss ich jetzt auch noch auf Milch verzichten und dieses schmutzige, alte Wasser trinken?“ Amelia wurde sichtlich nervös und biss sich auf die Unterlippe. „Jetzt hör aber auf“, versuchte sie, ihre Schwester zu besänftigen und anscheinend hatte sie mit der Taktik, langsam auf sie einzureden, mit Erfolg. Schnaubend strich sich Amelie ein paar Haarsträhnen unter die Haube, die ihren halben Schopf bedeckte und stemmte die Hände in die Hüften. „Frische Äpfel, frische Äpfel.“ Das Leben musste doch irgendwie weitergehen. Als ich die Lichtung betrat, die ringsum von wunderschönen Bäumen beschmückt war, seufzte ich einmal tief. Ich versuchte, mir das, was passiert war, ins Gedächtnis zu rufen, damit ich nicht so viele Pausen beim Sprechen einlegen musste. Brummend erinnerte ich mich, dass ich die früheren Redner alle gehasst hatte, weil sie sich ihre Geschichten nie zurechtgelegt hatten und dann minutenlang den Platz, an dem man sich versammelt hatte, mit Schweigen gefüllt hatten. „Hier sind wir!“, schrie eine, mir bekannte, Stimme und winkte mich zu der kleinen Gruppe, die an einer anderen Stelle, als sonst, saß. Es passte mir nicht, dass sie das taten, was sie wollten. Noch immer hatten sie ihre Lektion nicht gelernt. Unwillkürlich presste ich die Zähne aufeinander und ballte meine Hände zu Fäusten. „Ihr kommt sofort rüber, oder die Geschichte geht flöten.“ Noch bevor ich meinen Satz zu Ende gesprochen hatte, standen drei der acht Kinder auf. Ich musste lächeln. Mit ihnen würde es doch zu einem leichten Spiel werden. Als wir nun schließlich auf dem Waldboden in einem Kreis saßen, zählte ich sie noch einmal durch. „Dann wären wir alle“, resümierte ich mein kurzes Schweigen und setzte mich im Schneidersitz. Gähnend streckte ich meine Arme hinauf zum Himmel und wiegte meinen Körper hin und her. Man könnte meinen, dass sich der Rücken an das ganze Stehen irgendwann einmal gewöhnen würde, aber leider täuschte man sich da. Ich hatte mich oft getäuscht. »Naruto und Sasuke, die gemeinsam lebten, erhielten nur einen Brief, der aber an beide adressiert war. Nur wenige Menschen wussten, wo sie wohnten und deshalb wunderten sie sich umso mehr, als sie keinen Absender auf dem Umschlag ausmachen konnten. Sasuke hatte schließlich abgewunken und war in sein Zimmer verschwunden, in dem er ein Buch las, aber Naruto, nein, nicht Naruto. Er hatte den Brief auf den Esstisch gelegt, hatte seinen Kopf in die Hände gestützt und war eine halbe Stunde dagesessen und hatte den Umschlag angestarrt, als der Schwarzhaarige wieder in der Küche auftauchte. „Hast du den blöden Brief noch immer nicht geöffnet?“ Sein Tonfall klang gereizt und genervt, aber man konnte, wenn man sich sehr bemühte, auch etwas Ungeduld heraushören. „Hast du deine Tage, oder warum bist du wieder einmal so schlecht drauf?“, fragte Naruto, drehte sich zu ihm und besah ihn mit einem abwartenden Blick. Sasuke, der gerade einen Schluck seines Kaffees nehmen wollte, setzte die Tasse ab und ging mit zielsicheren Schritten auf seinen Gegenüber zu. „Gib ihn mir!“, forderte er barsch und noch bevor Naruto etwas darauf erwidern konnte, riss er den Umschlag bereits auf und las laut daraus vor: „Nummer 2 und 4, jetzt bin ich hier. Du stehst an der Kippe, Junge und der Flug nach unten kann ziemlich schmerzhaft sein.“ Als er endete, schluckte Sasuke einmal und reichte ihm den Brief. Darauf klebte ein Foto von Naruto. „Hier! Hier ist auch dein Bild, Sasuke!“, schrie er aufgeregt, als er den Zettel umgedreht hatte und setzte an: „Nummer 5 und 6, lach doch mal, lach. Du wirst der Schnellste sein, doch nimm dich in Acht. Fluch oder Segen, das werden wir sehen, doch sag nicht, dass du es nicht verstehst.“ Gänsehaut breitete sich auf den Oberarmen des Blondschopfs aus. „Wer...?“, versuchte er zu hauchen, doch seine Stimme hatte ihn verlassen. Angst schnürte ihm die Kehle zu und ein Klos hatte sich gebildet. „Gib das her!“, entriss ihm Sasuke wieder den Brief und zerriss ihn in kleine Stückchen, die zu Boden flatterten. Langsam und hin- und herwiegend. So, als ob sie wollten, dass sie jemand von dem harten Boden bewahrte. „Hast du das mit Absicht gemacht?“, flüsterte Naruto und beäugte seinen Nachbarn mit einem skeptischen Blick. „Was mit Absicht gemacht?“, antwortete der Uchiha irritiert und fuhr sich durch das zerzauste Haar. „Die Papierfetzen auf dem Boden... Sie bilden die Zahl 17.“ Sasuke blickte hinab zu seinen Füßen und erkannte die Zahl so deutlich, dass ihm das Blut in den Adern gefror. Auf seinem Socken lag sein Foto, das er, bis jetzt, noch nie gesehen hatte. „Sasuke, wir sind die Zahl 17.“ Die erschrockenen, blauen Augen des Uzumakis brannten sich in sein Gehirn.« Ich wunderte mich immer, wie schnell die Zeit verging, wenn wir hier versammelt waren. Es konnte doch unmöglich sein, dass die Sekunden so schnell verstrichen und je eher man sich versah, die Welt in Orangetönen gefärbt wurde. Ich seufzte abermals. »Neji und Hinata bekamen am nächsten Tag auch so einen Brief. Naruto und Sasuke hatten niemandem davon erzählt, weil sie dachten, dass alles ein fieser Streich wäre, auch wenn sie sich nicht erklären konnte, wie kleine Papierstücke eine Zahl bilden konnte, die die Summe ihrer 4 bildete. Neji fand zwei Briefe in dem Briefkasten, wovon einer an ihn und einer an seine Cousine Hinata adressiert war. Der Verfasser der Briefe wusste wahrscheinlich, dass Neji Hinata den Brief unter keinen Umständen gezeigt hätte, damit sie nicht unruhig wurde und hatte deshalb zwei Einzelne verschickt. Neji war gerade dabei, den Brief zu öffnen, als ein durchdringender Schrei sofort seine Beschützerinstinkte weckte und er auf das Zimmer, in dem seine Cousine schlief, zueilte. „Hinata?“, fragte er und riss die Türe auf. „Hinata?“, rief er noch einmal, als sie sich noch immer nicht umdrehte, sondern in derselben starren Position auf etwas in ihren Händen starrte. „Was...“, wollte er fragen, doch als er den Schock in ihren Augen las, ging er schnellen Schrittes zu ihr und fischte den Brief vom Boden. „Nummer 1 und 6, du hast Pech. Alles oder nichts, das wird wild“, las er stumm und nahm sie in die Arme. „Das ist doch bloß eine kleine Hänselei. Nichts weiter“, versuchte er sie zu beruhigen. In jener Nacht verfolgte die Schwarzhaarige die Zahl 7 in ihren Träumen. Spät am Abend, als sie eingeschlafen war, ging auch er in sein Zimmer und entdeckte den Brief auf seinem Schreibtisch. Zuerst zögerte er, ob er ihn denn nun wirklich lesen sollte, doch entschied er sich dafür. „Nummer 4 hoch 2, Fliegen mit einem Schlag, hab Angst, hab Angst.“ Der Braunhaarige legte den Brief wieder zurück auf seinen Tisch, zog sich um und legte sich hin. Seine Reaktion war nicht panisch oder erschrocken gewesen, aber dafür sah er an jeder Wand die Zahl 4 hoch 2, die sich in die Zahl 8 verwandelte. In dem Bauch der Zahl konnte er geschockte Augen erkennen, die 4 verwandelte sich in eine Sense, die Zahl 2 in ein Seil. Ino stand gerade im Blumenladen und bediente einen Kunden, als der Postbote hineinkam. Die Klingel über der Tür kündigte seinen Besuch an und lächelnd wandte sie sich an ihn. „Hey, wie geht es dir?“, fragte er sie und zwinkerte mit dem linken Auge. Es war kein Geheimnis, dass er mit ihr ausgehen wollte und ebenso keck antwortete Ino: „Nachdem du jetzt hier bist, kann es mir ja nur gut gehen.“ Der junge Mann lachte und gab ihr den Brief. „Hier, wenn du mal jemanden zum Reden brauchst“, meinte er und gab ihr auch seine Visitenkarte mit seiner Nummer. Die Blondine grinste und sobald sie hörte, wie die Tür zuschlug, zerknüllte sie den Zettel und warf ihn in den Eimer, wo die Reste des Papiers, mit dem sie die Blumen einwickelte, lag. „Idiot“, murmelte sie und fluchte unentwegt darüber, dass sie ihn doch gar nicht kannte. Gegen 18 Uhr sperrte sie das Geschäft ab, nahm sich einen Strauß Rosen, eine Vase, die aussah, als wäre sie schwer, weil sie aus Glas war, schnappte sich den Brief und begann, ihn zu lesen, während sie die Treppen hinaufstieg, um in die Wohnung zu gelangen. „Nummer 1 und 3, du wirst schon sehen. Pech in jedem Würfeleck, Blumen hin, Blumen her, schnipp, schnapp, Blumen leer.“ Man hörte bloß, wie etwas zu Bruch ging. Ino hatte gar nicht registriert, dass der Strauß aus 4 Rosen bestand. Tenten war die Gelassenste, aber auch nur, weil ihrer der Harmloseste war. In dem Restaurant, in dem sie arbeitete, hatte sie sich den Brief ein paar Mal durchgelesen und schließlich entschieden, dass sie ihm nicht so viel Beachtung schenken würde. „Nummer 4. Du bist die Konstante hier.“ Shikamaru hatte versucht, seinen zu analysieren, aber er musste zugeben, dass der eine Satz, der auf dem weißen Zettel stand, das hielt, was er versprach. „Nummer 2 und 3, IQ von 203, Mister zwei, null, drei, Gehirnmasse bringt dich hier nicht weit. Schau hinab, die Lösung ist die Zahl 5.“ Geschlagen hatte er geseufzt und sich wieder seinen Büchern und Heften zugewandt, nur um zu erkennen, dass die Gleichung mit der Variable 5 gelöst werden musste. Sakura hatte nicht einmal die Chance, ihn selber zu lesen, denn ein Mann, der wieder in Begleitung ihrer Mutter erschienen war, hatte ihn grob geöffnet und dann mit einer solchen Alkoholfahne gesprochen, dass es ihr fast unmöglich war, sich auf das Gesagte zu konzentrieren. „Nummer 3 und 4, du bist aus Gold. Links, rechts, Mitte, Breite, links, rechts, Mitte, raus.“ „Gib ihn her“, schrie sie und zog ihn dem Betrunkenen aus der Hand. „In jedem Mann steckt etwas Gutes... Auch wenn es nur ein Messer ist“, las sie, während ihr Blick zur offener Bestecklade wanderte. Vielleicht hätte sie länger darüber nachgedacht, wenn sie nicht eine Hand im Gesicht getroffen hätte. Wahrscheinlich hätte niemand von ihnen so große Angst gehabt, wenn es bloß nur die Sätze gewesen wären. In dem Umschlag war noch etwas drinnen gewesen. Etwas, dass nur der alleinige Empfänger sehen konnte und das hatte die meisten zutiefst erschreckt. Sasuke und Naruto hatten dieses kleine Geheimnis nicht gesehen, weil sie dem jeweils anderen ihre Briefe anvertraut haben und jeder seinem Gegenüber seinen Spruch vorgelesen hatte. Sakura hatte ihren Umschlag ebenfalls nicht selber geöffnet und gelesen. Alle anderen. Alle anderen zitterten schon damals, bis auf Tenten. Sie sollte ihre Lektion noch lernen.« „Morgen nimmt die Geschichte ihren Lauf. Die 8 Freunde werden von den jeweils anderen Briefen erfahren und die Zitate wiederholen.“ Die Kinder erhoben sich, weil ich sie indirekt aufgefordert hatte, zu gehen. Sie redeten nicht untereinander, weil ich ihnen verboten hatte, in meiner Gegenwart über meine Geschichten zu reden. „Gute Nacht, Nummer 1 bis 8, gute Nacht in der stillen Pracht.“ Ein dunkelhaariges Mädchen starrte mich erschrocken an, doch ich hob nur beschwichtigend die Arme. „Keine Sorge. War nur so ein Spruch“, versprach ich ihr in einer sanften Tonlage und konnte den erleichterten Ausdruck in ihren Augen lesen. Als sie verschwand, wiederholte ich meinen Satz immer wieder, bis mich der Schlaf in dem dunklen Wald übermannte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)