Der Würfel entscheidet von paralian (Du glaubst, dich könnte das System auslassen? Ich belehre dich eines besseren.) ================================================================================ Prolog: Die Zahl 8. ------------------- Ich möchte euch eine Geschichte erzählen. Eine, die früher anfängt als sie aufzuhören vermag. Es ist eine Zeit des Verrates und der Angst, eine Zeit, die erfüllt ist von Seuchen und der Pest. Wer sich nicht an das Regime des Königs hält, wird einem bestimmten Test unterzogen. Die Menschen spielen dabei um ihr Leben. Wer die niedrigere Zahl würfelte, wurde gehängt. Abertausende verloren Familie und Freunde. Die Frauen weinten um ihren verstorbenen Mann, um ihre Söhne und manchmal auch um ihre Kinder. Vielleicht steckte hinter dieser Ehe Liebe und Vertrauen, doch ich denke, dass genau das nicht stimmte. Meine Vorstellung reichte dafür nicht aus. Nicht wirklich, eigentlich. Was ich mehr in dieser Heirat interpretiere, ist die Sicherheit jemanden zu haben, der für die Existenz der Familie sorgt. Heute erinnere ich mich gerne an das was früher geschehen ist, oder später, ich habe den Sinn für die Zeit verloren. Natürlich, jede Stadt trägt irgendwo tief in sich drinnen ein unentdecktes Geheimnis. Schätze, Gold, Drachen... Aber Gallein. Gallein war überhaupt nicht so wie die normalen Städte. Nicht so groß, nicht so reich, nicht so... Hierzu bräuchte man ein gutes Wort zum Beschreiben einer Stadt, die nicht entdeckt worden ist. Es wurde erzählt, von Ohr zu Ohr geflüstert, von Auge zu Auge zugezwinkert, dass die Leute tot umgefallen sind, die in ihrer Absicht hatten, Gallein zu verraten. Woher hatten wir dann das Getreide und das Vieh? Bei wem kauften die Menschen ihre Kleidung ein, um sie dann wiederzuverkaufen? Ich sehe, ihr beginnt zu begreifen. Unsere Stadt war zwar klein und voller Menschen, die alles über einen wussten, weil sie alles mündlich von einem Ohr zum Anderen überlieferten aber dadurch konnte manch eine Person als Held der Unterschicht gefeiert werden, wenn er jemandem aus einer schwierigen Situation geholfen hatte. So, wie aber ein Held oft in den Himmel gelobt wurde, konnte es aber auch passieren, dass sich jemand mit einem Nachbarn anlegte und recht schnell als unhöflich und ungebildet dargestellt wurde. An diesem Punkt angelangt, muss ich lachen. In Gallein ging niemand der unteren Schicht in die Schule. Sie melkten die Kühe, bauten Gemüse an, pflückten das reife Obst im Herbst und erzählten sich nachts, bei dem Schein eines Feuers, ausgedachte Geschichten. Je fantasievoller und vorstellbarer, desto besser, weil man dann damit der bitteren Realität und dem Regime des Königs für eine kurze Weile entgehen konnte. Ein Mädchen, dass darin ungeschlagen war, war ich. Abends versammelten wir uns, ich zückte dann einen Stock, um in dem Staub meine Geschichte besser darstellen zu können. Ihr müsst wissen, dass ich nicht nur eine gute Rednerin, sondern auch eine gute Zeichnerin war. Meine Geschichten waren deshalb so gut und beliebt, weil sie von einer Zukunft erzählten, die den Kindern in jener Zeit Chancen bot. Gute Chancen, jemand Bedeutendes zu werden, eine Familie nach freien Prinzipien zu gründen und leben zu können, ohne gejagt, gefoltert und schließlich ermordet zu werden. Manchmal musste ich ihnen Begriffe, die sie nicht kannten zeichnen und versuchen, sie zu erklären, aber ich war geduldig mit ihnen und sie mit mir. Es ist wieder Zeit für eine meiner Geschichten, denn die Kinder, die täglich meiner Stimme lauschen, sind bereits eingetrudelt. In irgendeinem Wald, fernab von Häusern und Ställen, haben sie sich versammelt und sehen mich mit erwartungsvollen Augen an. Ich senke meine Stimme, damit uns niemand hört, obwohl ich weiß, dass der Wald ein gutes Stück von der Zivilisation entfernt ist. Heute würde ich ihnen eine neue Geschichte erzählen. Ich weiß nur noch nicht, ob es meine oder ihre Letzte sein wird. »8 Jugendliche wünschten sich ein anderes Leben. Jeder einzelne von ihnen war unzufrieden, mit dem, was er hatte. 4 Mädchen und 4 Jungen. 3 Vollwaisen, eine Halbwaise, 2 Genies, eine Sportkanone und die Schönheit in Person. Jeder von ihnen hatte seine Vorzüge, jeder von ihnen seine Fähigkeiten, aber vor Allem war jeder von ihnen unglücklich. Plagte die einen Liebeskummer, so hatten die anderen Probleme mit verschiedenen Dingen. Ich möchte euch alle acht Freunde vorstellen und euch daran erinnern, dass ich nichts von dem, was ich gesagt habe, wiederholen werde. Eine Sekunde, die verstreicht, kann man auch nie wieder zurückholen und dasselbe gilt bei meinen Geschichten. Außerdem sollt ihr euch die Namen und einzelnen Charaktereigenschaften gut merken. Wenn jemand von euch eine Frage hat, so möge er zwei Finger heben. Ignoriere ich ihn, so solle er warten, bis ich zu Ende gesprochen habe und wenn seine Frage bis dahin noch immer nicht geklärt war, so würde ich sie ihm in aller Ausführlichkeit erklären. Einverstanden?“ Die 8 Kinder nickten schnell und man konnte ihnen ansehen, dass sie es kaum erwarten konnten, dem Beginn der neuen Geschichte zu lauschen. »„Ein Vollwaise von ihnen hieß Naruto Uzumaki. Seine Eltern waren bei einem Großbrand umgekommen, doch hat ihm dieses Ereignis nie seinen Lebensmut genommen. So dachten seine Freunde zumindest, denn er war dafür bekannt, ein lustiger Chaot zu sein, der immerzu Späße machte. Man sagte sich, dass seine Haare in der Sonne so orange schimmerten, wie das Feuer, in das seine Eltern eingesperrt worden waren. Der zweite Vollwaise hieß Neji Hyuuga. Seine Eltern waren mit dem Auto durch ein nebeliges Gebiet gefahren und hatten sich lautstark darüber gestritten, wer von ihnen ihrem Sohn ähnlich sah. Das Auto kam von der nassen Fahrbahn ab und knallte gegen ein weiteres Fahrzeug. Alle Insassen waren auf der Stelle tot, bis auf Neji, der mit leichten Kratzern davongekommen war. Auch hier sagte man sich, dass seine Augen den Nebel in jener Nacht wiederspiegelten, denn sie waren milchig weiß. Er und auch der dritte Vollwaise waren Personen, die nicht zuließen, dass ihnen jemand ihren Schmerz anmerkte. Der eben besagte dritte Vollwaise hieß Sasuke Uchiha. Sein Vater war tauchen gewesen und musste einen Notaufstieg machen, doch unglücklicherweise hatte ihn eine mysteriöse Kraft nach unten gezerrt. Er war viel zu lange unter Wasser. Seine Frau und Mutter dieses Sasuke sprang ebenso in die Dunkelheit, ohne an ihre Schutzkleidung zu denken und auch sie wurde nicht mehr lebendig gefunden. Sasukes Augen und Haare waren schwarz wie das Wasser, das seine Eltern verschlungen hatte. Die Halbwaise hieß Hinata Hyuuga und ihrer Tante und ihrem Onkel, den Eltern Nejis, verdankte sie den Tod ihrer geliebten Mutter, die an jenem regnerischen Tag von der Arbeit nach Hause fuhr und mit dem Auto zusammenstieß. Auch ihre Augen waren milchig weiß und verliehen ihr, mit der hellen Haut und den dunklen Haaren eine düstere Aura, doch sie war die schüchternste von ihnen und das sanftmütigste Wesen, das ihre Freunde kannten. Die beiden Genies hießen Sakura Haruno und Shikamaru Nara. Beiden wurde ein hoher Intelligenzquotient zugeordnet. Sie nahmen regelmäßig an Meisterschaften Teil, konkurrierten immer um den ersten Platz und bei ihnen hatte die anderen 6 Freunde steht's das Gefühl, dass alles in Ordnung sei, aber dem war nicht so. Wurde Shikamaru zu Hause zu Höchstleistungen gedrillt und musste bis in die späte Nacht hinein lernen, sodass er immer wieder in der Schule einschlief, so wurde Sakura zu Hause nicht beachtet, bis ihre Eltern betrunken mit irgendwelchen Fremden heimkehrten. Die Rosahaarige wurde von einem dieser Fremden vergewaltigt und deshalb lernte sie, damit sie so schnell wie möglich fort konnte. Ihre Augen strahlten in einem außergewöhnlichen Grün und weil das Strahlen nur selten getrübt war, glaubte der Rest, dass bei ihr alles in Ordnung war. Shikamaru war braunhaarig, eigentlich ziemlicher Standard, aber hatte er doch eine gewisse Anziehungskraft, die er ausstrahlte, wenn er in der Wiese lag und den Wolken zuschaute. Die Sportskanone hieß Tenten Ama, trainierte jeden Tag, bis sie nicht mehr stehen konnte, ließ sich nichts sagen und hatte ihre Haare immer in demselben Dutt hochgesteckt. Ihr Vater war von zu Hause abgehauen, ihre Mutter alkoholisierte sich seitdem immerzu und deshalb musste sie an Wochenenden arbeiten, um zu etwas Geld zu kommen. Sie gab es zwar nie zu, aber sie hoffte, dass ihr Vater irgendwann einmal zurückkehren würde. Die letzte in dem Bunde war Ino Yamanaka und eine richtige Augenweide. Blaue Augen, blondes, langes Haar, sie war groß und an ihr haftete kein einziges Gramm Fett. Obwohl Blondinen Dummheit und Faulheit nachgesagt wurde, war sie fleißig, arbeitete nachmittags in dem Blumenladen ihrer Eltern, pflegte die Kontakte zu ihren Freunden regelmäßig und engagierte sich für Jugendliche, die Probleme hatten. Manchmal hätte auch sie ein offenes Ohr nötig gehabt, doch neben den Problemen ihrer Freunde schienen ihre förmlich zu verblassen. Neji und Hinata lebten zusammen in einem Haus. Hinatas Vater hasste seinen Neffen und auch seine eigene Tochter, da sie ihn an seine verstorbene Frau erinnerte und so hielten die Beiden immer zusammen. Naruto und Sasuke teilten sich eine Wohnung, die sie durch Förderungen finanzieren konnten, alle anderen hatte ihr eigenes Zimmer. Wie gesagt, sie waren alle unzufrieden mit dem was sie hatten und eines Tages lag ein Brief vor ihrer Fußmatte. Darin stand „Das Spiel möge beginnen.“ und die 8 Freunde waren bereit dafür. Leider hatte keiner von ihnen das Kleingedruckte gelesen und so begannen sie, um ihr Leben zu würfeln.« Ich endete und blickte zum Horizont. Die Sonne spendete dem Tag ihre letzten Sonnenstrahlen. „Schluss für heute. Morgen geht es weiter“, versprach ich und konnte schmunzelnd feststellen, wie widerwillig sich mein Publikum erhob. „8 Kinder“, dachte ich und grinste. „Das ist perfekt“, hauchte ich und schüttelte den Kopf, als mich eines davon mit verwirrtem Gesichtsausdruck ansah und schließlich den anderen hinaus aus dem Wald folgte. „Perfekt“, wiederholte ich, legte die Hände hinter den Kopf und streckte mich auf dem kalten Boden aus. Ich sah aus wie eine Leiche. Ich lachte. Kapitel 1: Alle Scheinwerfer auf die Rednerin gerichtet. -------------------------------------------------------- Heute ließ der König seine neuen und härteren Strafen verkünden. Seine Diener kamen auf Pferden reitend in die Stadt, dorthin, wo das stärkste Treiben herrschte. Sie kümmerten sich nicht um die Ware, die überall auf den Seitenstraßen lag und an Hauswände gelehnt war. Die Frauen, die in ihren Körben das Obst und Gemüse gelagert hielten, stürzten sich vor ihre Behälter und bedeckten diese mit ihrem Körper, damit das Getrampel der Tiere auf dem unebenen Boden ihre Schätze, ihr Geld, ihr ganzes Hab und Gut nicht umwarf. Räuspernd zog einer von ihnen, der der Chef der Gruppe darstellen sollte, ein Stück eines zusammengerollten Papiers aus seiner Gesäßtasche, rollte es auseinander und hob seine Stimme zu einem lauten Ton an: „Volk, nun höret mir gut zu, denn was euch bald ereilt, könnte für euch von größerer Bedeutung sein. Die Abgaben beschränken sich nicht mehr auf 10 Prozent eures Besitzes, sondern auf 20 Prozent. Hinzu kommt noch, dass in diesem Monat die Hypothek steigen wird. Da dies der Trauermonat des Königs ist, darf nicht öffentlich gelacht oder gelächelt werden. Ihr wisst, was euch droht, wenn ihr erwischt werdet.“ Der Reiter, der einen seltsamen Helm trug, auf dem Federn in verschiedenen Farben gesteckt worden waren, räusperte sich wieder und setzte wieder zum Sprechen an, nachdem er Gemurmel und Tuscheln aus den vorderen Reihen vernommen hatte. „Der König lässt außerdem ausrichten, dass dieser Markt nicht mehr lange bestehen bleiben wird, wenn dieses Treiben hier auch weiterhin so verdächtig zugeht.“ Die Strähnen seines grauen Haares hingen ihm in der verschwitzten Stirn, er war zusehends röter geworden. Ich konnte mir vorstellen, dass ihm der enge Gürtel um den dicken Bauch die Luft zuschnürte. Seine Füße schienen kürzer zu sein, als der Rest seines Körpers und ich musste mich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Diesen Fehler würde ich nicht ein zweites Mal machen. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinen Oberarmen, als ich an die dunklen und kalten Zellen dachte, in denen ein verwester Geruch in der Luft hing. Nachts, wenn alles still war und man nicht einmal mehr die Eulen hörte, konnte man die kratzenden Geräusche der Ratten vernehmen, die über den Boden huschten und in ihre Schutzlöcher krabbelten. Oft waren ihre Schutzbunker Leichen gewesen. Meine Gedanken wurden durch die barsche Handbewegung des Reiters unterbrochen, der, bevor er sich umdrehte, alle mit einem ernsten Blick besah. Wahrscheinlich war er ein netter Kerl, denn die Augenbrauen, die er böse zusammengezogen hatte, passten nicht zu seinem äußeren Erscheinungsbild. Im Prinzip wollte er bestimmt niemandem etwas Böses, war ich mir sicher. Noch einmal versuchte ich, mir sein Gesicht einzuprägen, nur für alle Fälle, bevor er sein Pferd mit seinem Stiefel anstieß und dieses in anderer Richtung davongalopierte. Seufzend klaubte ich die Äpfel vom Boden auf, die mir in meiner Eile, mein Geld zu verstecken, hinuntergefallen waren. „Das kann doch nicht wahr sein!“, schrie Amelie und ihre Schwester Amelia nickte bloß zur Bestätigung. „20 Prozent!“, schrie sie weiterhin und wurde von ihrem Zwilling am Arm gedrückt. „Sei ruhig! Sonst geht noch wer zum König und verrät dich.“ Das Geflüster konnte ich nur allzu gut verfolgen, weil mein Stand gleich neben ihrem war. Mittlerweile sahen mehr Verkäufer und vorbeigehende Käufer zur tobenden Amelie und nickten hin und wieder, wenn diese einen weiteren Wutanfall demonstrierte. „Ich kann mir kaum noch etwas leisten! Den letzten Monat habe ich keine einzige Kakaobohne gekaut. Muss ich jetzt auch noch auf Milch verzichten und dieses schmutzige, alte Wasser trinken?“ Amelia wurde sichtlich nervös und biss sich auf die Unterlippe. „Jetzt hör aber auf“, versuchte sie, ihre Schwester zu besänftigen und anscheinend hatte sie mit der Taktik, langsam auf sie einzureden, mit Erfolg. Schnaubend strich sich Amelie ein paar Haarsträhnen unter die Haube, die ihren halben Schopf bedeckte und stemmte die Hände in die Hüften. „Frische Äpfel, frische Äpfel.“ Das Leben musste doch irgendwie weitergehen. Als ich die Lichtung betrat, die ringsum von wunderschönen Bäumen beschmückt war, seufzte ich einmal tief. Ich versuchte, mir das, was passiert war, ins Gedächtnis zu rufen, damit ich nicht so viele Pausen beim Sprechen einlegen musste. Brummend erinnerte ich mich, dass ich die früheren Redner alle gehasst hatte, weil sie sich ihre Geschichten nie zurechtgelegt hatten und dann minutenlang den Platz, an dem man sich versammelt hatte, mit Schweigen gefüllt hatten. „Hier sind wir!“, schrie eine, mir bekannte, Stimme und winkte mich zu der kleinen Gruppe, die an einer anderen Stelle, als sonst, saß. Es passte mir nicht, dass sie das taten, was sie wollten. Noch immer hatten sie ihre Lektion nicht gelernt. Unwillkürlich presste ich die Zähne aufeinander und ballte meine Hände zu Fäusten. „Ihr kommt sofort rüber, oder die Geschichte geht flöten.“ Noch bevor ich meinen Satz zu Ende gesprochen hatte, standen drei der acht Kinder auf. Ich musste lächeln. Mit ihnen würde es doch zu einem leichten Spiel werden. Als wir nun schließlich auf dem Waldboden in einem Kreis saßen, zählte ich sie noch einmal durch. „Dann wären wir alle“, resümierte ich mein kurzes Schweigen und setzte mich im Schneidersitz. Gähnend streckte ich meine Arme hinauf zum Himmel und wiegte meinen Körper hin und her. Man könnte meinen, dass sich der Rücken an das ganze Stehen irgendwann einmal gewöhnen würde, aber leider täuschte man sich da. Ich hatte mich oft getäuscht. »Naruto und Sasuke, die gemeinsam lebten, erhielten nur einen Brief, der aber an beide adressiert war. Nur wenige Menschen wussten, wo sie wohnten und deshalb wunderten sie sich umso mehr, als sie keinen Absender auf dem Umschlag ausmachen konnten. Sasuke hatte schließlich abgewunken und war in sein Zimmer verschwunden, in dem er ein Buch las, aber Naruto, nein, nicht Naruto. Er hatte den Brief auf den Esstisch gelegt, hatte seinen Kopf in die Hände gestützt und war eine halbe Stunde dagesessen und hatte den Umschlag angestarrt, als der Schwarzhaarige wieder in der Küche auftauchte. „Hast du den blöden Brief noch immer nicht geöffnet?“ Sein Tonfall klang gereizt und genervt, aber man konnte, wenn man sich sehr bemühte, auch etwas Ungeduld heraushören. „Hast du deine Tage, oder warum bist du wieder einmal so schlecht drauf?“, fragte Naruto, drehte sich zu ihm und besah ihn mit einem abwartenden Blick. Sasuke, der gerade einen Schluck seines Kaffees nehmen wollte, setzte die Tasse ab und ging mit zielsicheren Schritten auf seinen Gegenüber zu. „Gib ihn mir!“, forderte er barsch und noch bevor Naruto etwas darauf erwidern konnte, riss er den Umschlag bereits auf und las laut daraus vor: „Nummer 2 und 4, jetzt bin ich hier. Du stehst an der Kippe, Junge und der Flug nach unten kann ziemlich schmerzhaft sein.“ Als er endete, schluckte Sasuke einmal und reichte ihm den Brief. Darauf klebte ein Foto von Naruto. „Hier! Hier ist auch dein Bild, Sasuke!“, schrie er aufgeregt, als er den Zettel umgedreht hatte und setzte an: „Nummer 5 und 6, lach doch mal, lach. Du wirst der Schnellste sein, doch nimm dich in Acht. Fluch oder Segen, das werden wir sehen, doch sag nicht, dass du es nicht verstehst.“ Gänsehaut breitete sich auf den Oberarmen des Blondschopfs aus. „Wer...?“, versuchte er zu hauchen, doch seine Stimme hatte ihn verlassen. Angst schnürte ihm die Kehle zu und ein Klos hatte sich gebildet. „Gib das her!“, entriss ihm Sasuke wieder den Brief und zerriss ihn in kleine Stückchen, die zu Boden flatterten. Langsam und hin- und herwiegend. So, als ob sie wollten, dass sie jemand von dem harten Boden bewahrte. „Hast du das mit Absicht gemacht?“, flüsterte Naruto und beäugte seinen Nachbarn mit einem skeptischen Blick. „Was mit Absicht gemacht?“, antwortete der Uchiha irritiert und fuhr sich durch das zerzauste Haar. „Die Papierfetzen auf dem Boden... Sie bilden die Zahl 17.“ Sasuke blickte hinab zu seinen Füßen und erkannte die Zahl so deutlich, dass ihm das Blut in den Adern gefror. Auf seinem Socken lag sein Foto, das er, bis jetzt, noch nie gesehen hatte. „Sasuke, wir sind die Zahl 17.“ Die erschrockenen, blauen Augen des Uzumakis brannten sich in sein Gehirn.« Ich wunderte mich immer, wie schnell die Zeit verging, wenn wir hier versammelt waren. Es konnte doch unmöglich sein, dass die Sekunden so schnell verstrichen und je eher man sich versah, die Welt in Orangetönen gefärbt wurde. Ich seufzte abermals. »Neji und Hinata bekamen am nächsten Tag auch so einen Brief. Naruto und Sasuke hatten niemandem davon erzählt, weil sie dachten, dass alles ein fieser Streich wäre, auch wenn sie sich nicht erklären konnte, wie kleine Papierstücke eine Zahl bilden konnte, die die Summe ihrer 4 bildete. Neji fand zwei Briefe in dem Briefkasten, wovon einer an ihn und einer an seine Cousine Hinata adressiert war. Der Verfasser der Briefe wusste wahrscheinlich, dass Neji Hinata den Brief unter keinen Umständen gezeigt hätte, damit sie nicht unruhig wurde und hatte deshalb zwei Einzelne verschickt. Neji war gerade dabei, den Brief zu öffnen, als ein durchdringender Schrei sofort seine Beschützerinstinkte weckte und er auf das Zimmer, in dem seine Cousine schlief, zueilte. „Hinata?“, fragte er und riss die Türe auf. „Hinata?“, rief er noch einmal, als sie sich noch immer nicht umdrehte, sondern in derselben starren Position auf etwas in ihren Händen starrte. „Was...“, wollte er fragen, doch als er den Schock in ihren Augen las, ging er schnellen Schrittes zu ihr und fischte den Brief vom Boden. „Nummer 1 und 6, du hast Pech. Alles oder nichts, das wird wild“, las er stumm und nahm sie in die Arme. „Das ist doch bloß eine kleine Hänselei. Nichts weiter“, versuchte er sie zu beruhigen. In jener Nacht verfolgte die Schwarzhaarige die Zahl 7 in ihren Träumen. Spät am Abend, als sie eingeschlafen war, ging auch er in sein Zimmer und entdeckte den Brief auf seinem Schreibtisch. Zuerst zögerte er, ob er ihn denn nun wirklich lesen sollte, doch entschied er sich dafür. „Nummer 4 hoch 2, Fliegen mit einem Schlag, hab Angst, hab Angst.“ Der Braunhaarige legte den Brief wieder zurück auf seinen Tisch, zog sich um und legte sich hin. Seine Reaktion war nicht panisch oder erschrocken gewesen, aber dafür sah er an jeder Wand die Zahl 4 hoch 2, die sich in die Zahl 8 verwandelte. In dem Bauch der Zahl konnte er geschockte Augen erkennen, die 4 verwandelte sich in eine Sense, die Zahl 2 in ein Seil. Ino stand gerade im Blumenladen und bediente einen Kunden, als der Postbote hineinkam. Die Klingel über der Tür kündigte seinen Besuch an und lächelnd wandte sie sich an ihn. „Hey, wie geht es dir?“, fragte er sie und zwinkerte mit dem linken Auge. Es war kein Geheimnis, dass er mit ihr ausgehen wollte und ebenso keck antwortete Ino: „Nachdem du jetzt hier bist, kann es mir ja nur gut gehen.“ Der junge Mann lachte und gab ihr den Brief. „Hier, wenn du mal jemanden zum Reden brauchst“, meinte er und gab ihr auch seine Visitenkarte mit seiner Nummer. Die Blondine grinste und sobald sie hörte, wie die Tür zuschlug, zerknüllte sie den Zettel und warf ihn in den Eimer, wo die Reste des Papiers, mit dem sie die Blumen einwickelte, lag. „Idiot“, murmelte sie und fluchte unentwegt darüber, dass sie ihn doch gar nicht kannte. Gegen 18 Uhr sperrte sie das Geschäft ab, nahm sich einen Strauß Rosen, eine Vase, die aussah, als wäre sie schwer, weil sie aus Glas war, schnappte sich den Brief und begann, ihn zu lesen, während sie die Treppen hinaufstieg, um in die Wohnung zu gelangen. „Nummer 1 und 3, du wirst schon sehen. Pech in jedem Würfeleck, Blumen hin, Blumen her, schnipp, schnapp, Blumen leer.“ Man hörte bloß, wie etwas zu Bruch ging. Ino hatte gar nicht registriert, dass der Strauß aus 4 Rosen bestand. Tenten war die Gelassenste, aber auch nur, weil ihrer der Harmloseste war. In dem Restaurant, in dem sie arbeitete, hatte sie sich den Brief ein paar Mal durchgelesen und schließlich entschieden, dass sie ihm nicht so viel Beachtung schenken würde. „Nummer 4. Du bist die Konstante hier.“ Shikamaru hatte versucht, seinen zu analysieren, aber er musste zugeben, dass der eine Satz, der auf dem weißen Zettel stand, das hielt, was er versprach. „Nummer 2 und 3, IQ von 203, Mister zwei, null, drei, Gehirnmasse bringt dich hier nicht weit. Schau hinab, die Lösung ist die Zahl 5.“ Geschlagen hatte er geseufzt und sich wieder seinen Büchern und Heften zugewandt, nur um zu erkennen, dass die Gleichung mit der Variable 5 gelöst werden musste. Sakura hatte nicht einmal die Chance, ihn selber zu lesen, denn ein Mann, der wieder in Begleitung ihrer Mutter erschienen war, hatte ihn grob geöffnet und dann mit einer solchen Alkoholfahne gesprochen, dass es ihr fast unmöglich war, sich auf das Gesagte zu konzentrieren. „Nummer 3 und 4, du bist aus Gold. Links, rechts, Mitte, Breite, links, rechts, Mitte, raus.“ „Gib ihn her“, schrie sie und zog ihn dem Betrunkenen aus der Hand. „In jedem Mann steckt etwas Gutes... Auch wenn es nur ein Messer ist“, las sie, während ihr Blick zur offener Bestecklade wanderte. Vielleicht hätte sie länger darüber nachgedacht, wenn sie nicht eine Hand im Gesicht getroffen hätte. Wahrscheinlich hätte niemand von ihnen so große Angst gehabt, wenn es bloß nur die Sätze gewesen wären. In dem Umschlag war noch etwas drinnen gewesen. Etwas, dass nur der alleinige Empfänger sehen konnte und das hatte die meisten zutiefst erschreckt. Sasuke und Naruto hatten dieses kleine Geheimnis nicht gesehen, weil sie dem jeweils anderen ihre Briefe anvertraut haben und jeder seinem Gegenüber seinen Spruch vorgelesen hatte. Sakura hatte ihren Umschlag ebenfalls nicht selber geöffnet und gelesen. Alle anderen. Alle anderen zitterten schon damals, bis auf Tenten. Sie sollte ihre Lektion noch lernen.« „Morgen nimmt die Geschichte ihren Lauf. Die 8 Freunde werden von den jeweils anderen Briefen erfahren und die Zitate wiederholen.“ Die Kinder erhoben sich, weil ich sie indirekt aufgefordert hatte, zu gehen. Sie redeten nicht untereinander, weil ich ihnen verboten hatte, in meiner Gegenwart über meine Geschichten zu reden. „Gute Nacht, Nummer 1 bis 8, gute Nacht in der stillen Pracht.“ Ein dunkelhaariges Mädchen starrte mich erschrocken an, doch ich hob nur beschwichtigend die Arme. „Keine Sorge. War nur so ein Spruch“, versprach ich ihr in einer sanften Tonlage und konnte den erleichterten Ausdruck in ihren Augen lesen. Als sie verschwand, wiederholte ich meinen Satz immer wieder, bis mich der Schlaf in dem dunklen Wald übermannte. Kapitel 2: Das braune Paket. ---------------------------- Verbittert presste ich die Zähne zusammen und wusch das Kleid, oder etwas, das ein Kleid darstellen sollte in dem kalten Wasser. An der Reibe fuhr ich damit rauf und runter, erstickte es wieder in dem trüben Nass, wrang es schließlich aus und hängte es an der Wäscheleine auf. Die Flüssigkeit, die ich nicht vollständig hinausschleudern konnte, tropfte unentwegt auf den kahlen Boden, der nur an einigen wenigen Stellen mit Gras bewachsen war. Ich seufzte und strich den alten Fetzen glatt. Die Kühe konnte ich nicht mehr hinauslassen, genauso wenig wie die Hühner. Ich musste das zusammengesparte Geld für trockenes Heu und Mais ausgeben, damit sie mir nicht starben. Der Himmel, der sich über mir erstreckte, war bedeckt durch Wolken. Er war nicht blau, sondern fast vollständig grau. Weiß und grau. Hier in Gallein geschahen unerklärliche Dinge, solche, die dem ein oder anderen einen großen Schrecken einjagen konnten. War der Himmel an einem Tag in mysteriöse Farben getaucht, verschwand an einem anderen ein Mädchen, tauchte erst wieder nach Wochen, Monaten oder Jahren auf. Meist waren nach ihrer Rückkehr ihre Haare verfilzt, das Kleid, das sie trugen beschmutzt oder zerrissen. Oft beides und manchmal kehrten sie nackt zurück. Die Augen, die vorher so glitzerten und strahlten, hatten alles Schöne verloren, die Sprache hatten sie verlernt, sie schrien, wenn sie schliefen wie am Spieß und wurden schließlich bei lebendigem Leibe verbrannt. Ich erinnerte mich an ein Mädchen, das braunes Haar hatte, als ich weiterhin hinauf zum Himmel blickte. Sie liebte es, sie in zwei Knödel festzubinden und diese mit einer Blume zu beschmücken. Ihr athletischer Körper kam daher, dass sie gerne die Pferde ihrer Eltern ausritt, an Bogenschützenturnieren teilnahm und ständig in Bewegung war. Sport war ihr das Wichtigste im Leben. Als sie in den Wald, in dem die Kinder und ich immer saßen, hinausgeritten war, kehrte sie nicht mehr zurück. Das Pferd war angeblich von alleine zum Elternhaus zurückgekehrt, doch war es auf der Stelle zusammengebrochen. Die Mutter des Mädchens erzählte den Wachen, das Pferd hätte geschnauft, als wäre der Teufel hinter ihm hergewesen, doch glaubten die Wächter der Frau nicht. Ihr Alkoholproblem war in Gallein mehr, als nur bekannt. Ich schauderte, als ich mich an die Einzelheiten der nächsten Geschehnisse zu erinnern versuchte. Für jeden verschwundenen Tag, hatte ihre Mutter eine Kerbe in einen Holzscheit geritzt und als 4 Wochen vergangen waren, kehrte das Mädchen zurück. Ihre Haare waren offen gewesen und waren ihr in sanften Wellen über die Schulter gefallen. Bei jeder Bewegung, wirbelte der Wind ihr Kleid herum, das sich um ihre Füße säumte. Von ihrer Mutter weiß ich, dass Tamara, wie eine Marionette auf sie zugekommen war, ihren Mund immer wieder auf und zubewegte, so als wolle sie unbedingt etwas sagen, es aber nicht konnte und ihre Augen so weit aufgerissen waren, dass die Frau Angst hatte, sie würden ihr aus dem Kopf fallen. Grinsend schüttete ich das Wasser auf dem Boden aus, der sich mit der trüben Flüssigkeit vollsaugte und konnte wahrnehmen, wie sich kleine Blasen auf dem braunen Boden bildeten und schließlich zerplatzten. Ja, auch die Freude der Mutter löste sich in Luft auf, als sie feststellte, dass ihre Tochter kein Wort hinausbrachte und jede Nacht schrie. Nicht, dass sie einen Alptraum gehabt hätte. Nein, ganz und gar nicht. Ihre Augen waren geweitet, doch ihren Mund hat immer wieder dasselbe Geschrei verlassen, in derselben Tonlage, so lange, bis der Morgengrauen nahte. Schließlich, als das erste Licht das Land färbte, erstarb jegliches Geräusch und Tamara fiel in einen Schlaf, aus dem sie niemand so schnell wecken konnte. Vielleicht hätte es die arme Mutter noch eine Weile aushalten können, wenn nicht der Winter über das Land hineingebrochen wäre. Bekanntlich waren da die Nächte länger und je länger sie dem Schreien zuhörte, umso verrückter wurde die Witwe. Schließlich entschied sie sich für das, für sie, einzig Richtige und meldete ihre eigene Tochter den Hexenaustreibern, die ihr sogleich eine unheilvolle Zukunft prophezeiten. Als der König davon Wind bekam, befahl er sofort, Tamara zu verbrennen und so geschah es auch. Das Feuer wurde geschürt, die trockenen Sträucher und das Heu angezündet und das Mädchen an einem riesigen Holzpfahl festgebunden. Immer wieder hörte ich von Menschen, die solch einem Spektakel zuschauten, dass es jedes Mal dasselbe war, wenn ein verschwundenes Mädchen verbrannt wurde: Sie lachten. Lachten so lange, bis sie erstickten und verbrannten und sogar dann, als man ihre unkenntlichen Gesichter zu sich umdrehte, schien das Lächeln förmlich in ihrem Gesicht geschweißt worden zu sein. Ich drehte mich um meine halbe Achse und erblickte mein Haus, das einsam und verlassen dastand. Aus dem Stall konnte ich das Muhen der Kühe wahrnehmen und lächelte in mich hinein. Amelie würde schon noch ihre Milch bekommen. Sie würden schon noch all das bekommen, was ihnen zustand. Dafür würde ich ganz persönlich sorgen. »Unsere 8 Freunde versammelten sich in den nächsten Tagen, doch bewahrte jeder von ihnen Stillschweigen darüber, was sie gelesen hatten. Es war wie eine unausgesprochene Regel: Niemand wollte dem jeweils anderen Sorgen bereiten und so schwiegen sie sich an jenem Tag an. Jeder verfolgte seine Gedanken und sogar Naruto hielt einmal seinen Mund, was äußerst selten vorkam und so wurden seine Freunde misstrauisch. „Naruto? Ist was passiert?“, setzte Sakura vorsichtig an und Ino setzte ihren Satz fort: „Ja, du bist so still. Das macht mir Angst.“ Ein leichtes Lächeln umspielte die Münder der Mädchen und auch Shikamaru schmunzelte, als er den Kopf von der ausgebreiteten Decke anhob und den Blondschopf mit einem abwartenden Blick besah. „Nun ja, ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“ Naruto kratzte sich am Schopf und verzog sein Grinsen, sodass seinem Blick etwas Gequältes verliehen wurde. Hinata spielte mit ihren Finger und blickte kaum auf, sodass sich jeder wunderte und die Augenbrauen anhob, als sie ihre zarte Stimme vernehmen konnten. „Ich habe einen komischen Brief erhalten, mit einem noch komischeren Inhalt. Um ehrlich zu sein“, unterbrach sie ihren Satz kurz und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, „habe ich Angst vor dem, was drinnen stand.“ Ihre milchig-weißen Augen blickten in nicht überraschte Gesichter. „Wir auch“, sprach Naruto und zeigte mit dem Daumen auf Sasuke, der neben ihm saß. Dieser nickte zur Bestätigung bloß und wunderte sich stillschweigend, als auch Neji, Shikamaru, Tenten und Sakura nickten und schließlich erwiderten: „Geht mir genauso.“ Ino blickte von einer Person zur anderen und schürzte die Lippen. Augenscheinlich war sie ziemlich nervös, denn sie räusperte sich unentwegt, setzte zum Sprechen an, doch kein Laut verließ ihre Lippen. Schließlich, als die Spannung fast zum Greifen Nahe war, durchbrach sie die Ruhe mit einem leisen Wimmern. Schluchzend umarmte sie ihre Beine mit ihren Armen und konnte die Fragen ihrer Freunde, die auf sie prasselten, kaum alle voneinander differenzieren. „Seid doch ruhig, Mensch!“, schrie sie deshalb und wunderte sich, dass ihre Stimme so fest und sicher klang, obwohl sie sich am liebsten unter die Decke verkrochen hätte. Tagein, tagaus, ohne auch nur einmal einen Fuß in den Laden setzen zu müssen. „Nummer 1 und 3, du wirst schon sehen. Pech in jedem Würfeleck, Blumen hin, Blumen her, schnipp, schnapp, Blumen leer“, wiederholte sie die Sätze von dem Brief und erschauderte, als sie sich an die rote Tinte erinnerte. Auf sie hatte sie den Eindruck gemacht, als ob die Wörter und Zahlen mit Blut geschrieben worden waren, aber, wenn sie ehrlich zu sich war, wollte sie nicht wissen, ob ihre Vorahnung stimmte. „Und ihr?“, forderte sie ihre Freunde leise auf, ihre Sprüche zu zitieren. Tenten machte den Anfang: „Nummer 4, du bist die Konstante hier“, murmelte sie und blickte in die eisblauen Augen Inos, deren Glanz sie sicherlich dafür bestraft hätte, etwas so Harmloses erhalten zu haben. In diesem kurzen Augenblick des stillen Gefechts, verachtete die Braunhaarige ihre Freundin, wie sie es noch nie getan hatte. Naruto sprach: „Nummer 2 und 4, jetzt bin ich hier. Du stehst an der Kippe, Junge und der Flug nach unten kann ziemlich schmerzhaft sein. Der erste ist meiner, doch der zweite, den ich euch jetzt aufsage, gehört zu Sasuke. Nummer 5 und 6, lach doch mal, lach. Du wirst der Schnellste sein, doch nimm dich in Acht. Fluch oder Segen, das werden wir sehen, doch sag nicht, dass du es nicht verstehst.“ Die Mädchen sahen von einem, zum anderen und lauschten gespannt, als Neji die Sätze von ihm und Hinata aufsagte: „Nummer 1 und 6, du hast Pech. Alles oder nichts, das wird wild. Nummer 4 hoch 2, Fliegen mit einem Schlag, hab Angst, hab Angst.“ Zum Schluss senkte er die Stimme und legte Hinata eine Hand auf die Schulter, die wieder zu zittern begonnen hatte. Schließlich sagten auch Sakura und Shikamaru ihren Spruch auf und sobald sie endeten, zischte Ino: „War ja klar, dass ich wieder die Arschkarte ziehe.“ Die Rosahaarige wusste, dass sobald Inos Tränen getrocknet waren, sie sich wieder zu einer Zicke entwickelte. „Ino, jetzt spiel dich hier nicht so auf. Ich glaube, dass Hinata mehr Angst hat, als du.“ Shikamaru hatte sich nun vollends aufgerichtet und funkelte sie aus braunen Augen böse an. Sakura wusste, dass die Blondine in den Nara verliebt war und umso mehr konnte sie sich den Schmerz vorstellen, der ihr Herz durchzuckt hatte. „Ach ja, Mister Zwei-Null-Drei? Dann erklär mir mal, was wir jetzt tun müssen. Du hast immerzu die Klappe offen, aber etwas Intelligentes bringst du anscheinend nicht heraus.“ „Ach was? Die Klatschtante schlechthin will mir etwas von Intelligenz eintrichtern? Pass mal auf, dass du Tenten nicht dafür abschlachtest, dass sie besser dran ist, als du.“« An dieser Stelle grinste ich und verschränkte die Arme vor die Brust. Manchmal war der Braunhaarige ja doch nahe an der Wahrheit gewesen. »Naruto hatte schließlich den Streit mit einem kurzen „Ruhe“ geschlichtet und somit hatten sich die 8 Freunde wieder den Inhalten gewidmet. An jenem Tag kamen sie zu keinem vernünftigen Ergebnis, doch der Anruf, der sie am Abend erreichte, ließ jedes schlagende Herz für ein paar Sekunden aussetzen. Tenten hatte ein Paket zugeschickt bekommen und sie alle beschlossen, zu ihr zu fahren. Das Spiel konnte beginnen.« Abermals grinste ich und sah der Grünäugigen in der Runde in die Seelenspiegel. Darin spiegelte sich genau das, was in Sakuras Augen zu lesen war: Angst. »Tenten wollte den Müll gerade hinausschaffen, als ihr das Paket neben der Haustür auffiel. War es schon die ganze Zeit dagestanden oder hatte sie es übersehen, weil es so beige war, wie die Tür? Tenten kam mit langsamen Schritten darauf zu und versuchte, Piepsgeräusche zu vernehmen. Für den Fall, dass es eine Bombe war, würde sie über den Zaun springen. Sie nahm nicht umsonst an Athletikwettbewerben teil. Mit vorsichtiger Bewegung und immer wieder eine Hand vor sich herhaltend, marschierte sie darauf zu und riss das Klebeband von der Öffnung. Der halbe Karton war leer, bis auf ein, in buntes Papier gewickeltes, etwas. Sie hatte es nicht selbst aufmachen dürfen. Dafür hatte sie die Karte, die ebenfalls dabei gewesen war, zu sehr erschreckt. Darauf war ein Bild von ihr zu sehen... Wie sie sich selbst verletzte. Ja, ja, Tenten hatte nie jemandem davon erzählt und bemerkten ihre Freunde die Narbe doch, weil sie im Schwimmbad waren, oder Sommer war, so konnte sie immer wieder ihren Sport als Ausrede angeben. Sie hatte geglaubt, es würde nicht auffallen und das hat es auch nicht. Die Braunhaarige entschloss sich dazu, ihren Freunden das Foto vorzuenthalten, als es auch schon an der Wohnungstür klingelte. „Wer ist da?“, lallte ihre Mutter und geschockt schlug sich das Mädchen vor die Stirn. Sie hatte ihre Mutter total vergessen und alle zu sich eingeladen! Während sich ihr Puls beschleunigte und sie ihren Blick nervös von der Eingangstür und zur Schlafzimmertür wandern ließ, begannen ihre Freunde nicht nur zu klingeln, sondern auch zu klopfen. „Scheiße“, fluchte sie und schnappte sich das Paket, zog sich ihre Jacke an, schlüpfte in ihre Schuhe und war mit einem Satz draußen. Naruto, der bereits einen Fuß in den Flur gesetzt hatte, wurde unfreundlich zurückgeschoben. „Hey! Was soll das?“, murrte er und verschränkte die Arme vor die Brust. „Tut mir Leid, aber meine Mum ist krank. Ich hab total darauf vergessen.“ Tenten lächelte gequält und obwohl sie sich sicher war, dass jeder merkte, dass sie ihnen eine fette Lüge aufgetischt hatte, schwiegen ihre Freunde dazu und das Mädchen seufzte erleichtert. „Na, wenn das so ist“, murmelte der Blonde und legte einen Arm um ihre Schulter. „Hättest das ja auch ruhig am Telefon erwähnen können.“ „Sorry, aber das hier“, dabei zeigte sie auf das Paket unter ihrem Arm, „hat mich so fertig gemacht.“ Die 8 gingen in einen nahe gelegenen Park und warteten geduldig darauf, dass Tenten das Papier aufriss. Der Karton, der dabei entblößt wurde, glänzte in dem schönsten Gold, das Ino jemals in ihrem Leben gesehen hatte... und sie hatte schon viel Schmuck gesehen. „Wow“, hauchte sie und strich über den Deckel. Naruto zog ihr das Paket aus der Hand und zog diesen Deckel von der Schachtel. Ungeduldig nahm er das Spielbrett daraus und faltete es auseinander. In der Mitte war eine goldene Kuppel auszumachen, auf die die Spielfelder zusteuerten. „78 Felder bis zum Ziel“, meinte Shikamaru und beugte sich weiter nach vor, um die Spielfiguren besser prüfen zu können. „Normalerweise hat ein Spiel nur ein paar bestimmte Farben. Rot, blau, grün und gelb sind eigentlich Standard bei Brettspielen, aber wenn mehr, als nur 4 Spieler mitspielen können, kommen noch violett, braun, schwarz und weiß hinzu. Hier haben wir vollkommen andere Farben.“ Seine Stirn hatte er in Falten gelegt. „Du hast Recht. Rot, dunkelblau, rosa, hellgrün, schwarz, weiß, orange und gelb. Diese Farben stehen uns hier zur Verfügung und wisst ihr, was mir noch aufgefallen ist?“ Sakuras Blick wanderte von einem ratlosen Gesicht zum Nächsten. „Man muss Karten ziehen.“ „Was ist daran so besonders?“, fragte Sasuke und erntete zustimmendes Nicken. „Nichts, wenn man davon absieht, dass Aufgaben gestellt wurden aber das hier“, dabei drehte sie eine Karte um, „ist doch nicht normal.“ Auf der Karte war... genau gar nichts zu sehen. Ino presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und hob den Kopf überrascht an, als Neji genau die Frage stellte, die sie so beschäftigt hatte. „Wer sagt, dass wir spielen müssen?“ Hinata war diejenige, die plötzlich aufgeschrien hatte. Die restlichen Freunde folgten ihrem Blick und schluckten, als sie sahen, dass die Kuppel zu leuchten angefangen hatte. Vielleicht wäre das nicht so schlimm gewesen, wenn da nicht 8 Wörter aufgetaucht wären. „Ihr habt keine andere Wahl. Ich beobachte euch.“ „Wer bist du?“, hauchte die Dunkelhaarige und registrierte, wie ihr Tenten eine Hand auf die Schulter legte. Das Licht erstarb und erleichtert atmeten sie aus. „Ich bin euer schlimmster Alptraum“, konnte man in der Kuppel lesen und etwas, das Blut ähnelte rann das Glas hinab. „Das hier ist ziemlich übel“, knurrte Naruto und spürte, wie ihm Schweiß auf die Stirn trat. Sogar an Sasuke und Neji schien das nicht kalt vorbeizugehen, denn beide sprachen wie aus einem Munde: „Wir müssen spielen.“ Nicht der Satz verschreckte die anderen, sondern der sonderbare Ausdruck in deren Augen. Sakura hätte schwören können, dass auch die beiden Angst verspürten. Alle Anwesenden starrten die beiden mit ängstlichem Blick an und Ino war diejenige, die die Frage aller Fragen stellte. „Welche Spielfigur wollt ihr haben?“ Die goldene Kuppel antwortete auf ihre Frage, indem sie Pfeile auf das Glas projizierte und daneben die Farben hinschrieb, die die jeweiligen Personen bekommen würde. „Sasuke ist schwarz. Neji weiß, Naruto orange, Shikamaru grün.“ Ino teilte ihnen die Figuren aus. „Hinata dunkelblau, Tenten gelb, Sakura rosa und ich selbst...“ Ihre Stimme erstarb. „Rot, wie das Blut.“ Alle blickten sie in andere Richtungen, doch wenn sie in das hübsche Gesicht ihrer Freundin gesehen hätten, hätten sie eine ungewohnte Gefühlsregung erkannt, doch so blieb ihnen ihr Wandel unbemerkt und sie entschieden sich für das Erstbeste: Zu spielen.« „Wie dumm sie doch waren“, höhnte ich und sah die Kinder an, „Passt auf, dass euch nicht dasselbe passiert, ihr Lieben. Passt besser auf.“ Wenn ich ehrlich sein wollte, war es mir eigentlich ziemlich egal, was mit ihnen passieren würde. „Ich sorge mich doch so um euch.“ Ich konnte wetten, dass die Kinder den falschen Unterton in meiner Stimme herausgehört hatten, denn so schnell, wie sie verschwanden, konnte man doch glatt meinen, ich hätte sie verschreckt. Grinsend erhob ich mich und klopfte mein Kleid ab. Wie schön doch die Geschichte noch werden würde. So schön, wie der Mond. Schlecht, dass es in Gallein keinen sichtbaren Mond gab. Kapitel 3: Eingeritzte Daten. ----------------------------- »Die 8 Freunde fragten die Kuppel, wer als erster anfangen musste, doch leuchtete das Glas an jenem Tag nicht noch einmal auf. Mittlerweile war die Sonne bereits untergegangen und der Park in Dunkelheit gehüllt. Die Gesichter der Jugendlichen wurde durch die Straßenlaternen beleuchtet, die auf dem Feldweg platziert waren. Der Schatten unterhalb ihrer Augen verlieh ihnen allen einen mörderischen Ausdruck und so kam es, dass sie alle in unterschiedliche Richtungen blickten. Die meisten von ihnen in die des Sees, um die letzten Enten zu beobachten und die Stille zu genießen, die anderen in einer kleineren Runde, leise diskutierend. Stillschweigend hatten sie somit alle beschlossen, nicht mit dem Spiel zu beginnen. Dafür würden sie ein anderes Mal Zeit finden müssen. „Es fühlt sich wie die Ruhe vor der Sturm an“, unterbrach Sakura die Gedankengänge ihrer Nachbarn und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Sasuke war aufgefallen, dass sie das an jenem Tag immer wieder gemacht hatte, ohne irgendeinen, für ihn, ersichtlichen Grund. Scheinbar gleichgültig zuckte er mit den Schultern und leicht lächelnd fuhr Sakura fort: „Ich weiß, dass dir das alles scheißegal ist.“ Mit einer ausholenden Armbewegung deutete sie auf das Paket im Gras und spürte, wie sich Narutos Blick in ihr Gesicht bohrte, „Aber es macht mir verdammt Angst.“ Sie fühlte, wie ihr Tränen in die Augen traten und sah in Hinatas Gesicht. Auch ihre Augen glitzerten beim Schein des Mondes und deshalb war sie sich nicht sicher, ob auch sie die salzige Flüssigkeit hinaufsteigen fühlte, oder ihre Sinne ihr einen Streich spielten. Ihre Stimme zitterte leicht, während sich ihr Atem kaum hörbar beschleunigte. „Was will er von uns?“ Die Freunde senkten die Köpfe und studierten ihre Schuhe. Da ihr niemand wegen der Wortwahl widersprach, konnte sie feststellen, dass alle ebenfalls davon überzeugt waren, dass es sich um einen Mann handelte. „Haben wir etwas Falsches gemacht? Ich weiß es nicht“, hauchte sie und spürte einen kräftigen Arm um ihre Schulter. Dankbar wandte sie sich an den Blondschopf und versuchte zu lächeln. „Du musst nicht lächeln, wenn dir nicht danach ist. Ich hab mindestens genauso viel Angst, wie du“, flüsterte er und strich ihr über den Hinterkopf. Die anderen beobachteten das Szenario stumm und beneideten Naruto für seine Feinfühligkeit. „Danke“, sprach sie leise und wischte sich die Flüssigkeit aus dem Augenwinkel, „in all den Jahren bist du mir immer ein guter Freund gewesen und das sage ich deshalb jetzt, weil wir alle bestimmt registriert haben, dass hier etwas stinkt. Es kann doch nicht normal sein, dass eine Kuppel unsere Fragen beantworten kann. Ich meine, hallo?! Eine verdammte, blöde, goldene Kuppel.“ Die Rosahaarige hatte wieder zu ihren analytischen Fähigkeit zurückgefunden und schlug mit der rechten Faust in die offene, linke Handfläche. „Jemand verarscht uns“, resümierte Ino den kleinen Ausbruch und lächelte gequält. Auch Shikamaru, Tenten und Neji hatten sich inzwischen an die Gruppe gewandt. „Jemand, der sich Sprüche für uns ausgedacht hat. Jemand, der uns irgendwelche Zahlen gegeben hat, von denen wir den Sinn noch immer nicht wissen.“ „Doch, natürlich wissen wir, was sie bedeuten.“ Shikamaru zog die Augenbrauen nachdenklich zusammen und legte das Kinn auf die linke Faust, dessen Arm er mit der Wade stützte, da er im Schneidersitz saß. „Die Zahlen werden wir wahrscheinlich am öftesten Würfeln. Von 1 bis 6 ist jede Nummer vertreten und das spricht für den Würfel. Was allerdings dagegen spricht, ist die Tatsache, dass er bereits weiß, was wir würfeln werden.“ „Also weiß er wahrscheinlich auch, wie das Spiel ausgeht.“ Schluckend wandte sich Ino an Sakura, die diesen Satz gerade von sich gegeben hatte. „Du willst mir also weiß machen, dass dieser...“, Ino verstummte, als sie ein passendes Nomen für den Unbekannten suchte. „Dieser Irre“, warf Tenten in das Gespräch ein und konnte wahrnehmen, wie sie Ino mit einem eisigen Blick besah. „Genau, danke. Dieser Irre kann also die Zukunft vorhersagen?“ „Nicht unbedingt die Zukunft. Aber das Spiel.“ Verwundert drehten alle ihre Köpfe zu Hinata, die ihre Hände im Schoß zusammengeballt hatte. „Er kennt uns, denn wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass er 8 Freunde auf einmal findet, denen allen eine Spielfigur zugeordnet werden kann? Nicht sehr hoch, schätze ich, also hat er uns beobachtet, sich Zugang zu unseren Akten und Personalien verschafft.“ Neji nickte zustimmend und bewunderte seine Cousine dafür, ein weiteres Puzzlestück entdeckt zu haben. Sasuke richtete sich räuspernd auf und rieb seine Handflächen aneinander, um das Gras zu entfernen. „Alles schön und gut, aber was machen wir jetzt?“ Abermals herrschte Ruhe, bis Neji seine Stimme anhob, um den Satz auszusprechen, der ihr Schicksal besiegelte. „Wir haben keine andere Wahl.“ Naruto, der die Spielanleitung studiert hatte, meinte: „Hier steht: Wer einmal würfelt, kann nicht mehr aussteigen. Nicht, dass ihr eine Wahl hättet oder so.“ „Oder so?“, zitierte Neji die Regel und legte die Stirn in Falten. „Ziemlich unüblich sowas Informelles zu schreiben.“ Auch Shikamaru stimmte ihm da zu. „Kann es sein, dass der Unbekannte nur uns dieses Spiel aufgehalst hat? Eine Sonderanfertigung sozusagen“, Tentens Stimme überschlug sich beinahe. „Es kann nicht nur so sein“, murmelte Sasuke und hielt ihnen seine Spielfigur hin, die er mit seinem Handydisplay beleuchtete. „Es ist so.“ Auf dem ganzen Bauch der Figur konnte man feine Einkerbungen erkennen. „Was hat er hineingeritzt?“, flüsterte Sakura und sah Sasuke in die Augen, die ihre fixierten. „Den Todestag meiner Mutter.“ Tausende Empfindungen prasselten auf ihn ein. Der Schmerz der letzten Jahre. Der größte Verlust seines Lebens. All das, wurde ihm schmerzlich bewusst, würde er nie wieder sehen können. Auch Naruto besah seine Spielfigur mit wachsendem Interesse und bald sah er seine Vorahnung bestätigt. Auch der Todestag seiner Eltern war deutlich zu erkennen. Neji und Hinata nickten ebenfalls, als sie die fragenden Blicke ihrer Freunde registrierten. Seufzend wandte sich der Blondschopf an den Rest der Gruppe, doch schienen seine Freunde keine Anstalten zu machen, etwas zu sagen. „Na? Jetzt spannt uns doch nicht so auf die Folter.“ Wartend fuhr er sich durch die Mähne und verschränkte die Arme vor die Brust. Tenten erwiderte zögerlich: „Mein Vater verschwand an jenem Tag.“ Sie schloss ihre Seelenspiegel und schluckte den Klos in ihrem Hals hinunter. Die Hoffnung, dass ihr Vater zu ihr zurückkehren würde. Überrascht schlug sie die Augen auf, als sie eine Hand auf ihrem Arm spürte. Wärme durchflutete ihren ganzen Körper, als sie zur Seite blickte und Neji erkannte. „Danke“, flüsterte sie und steckte die Spielfigur wieder zurück in ihre Hosentasche. Wie dankbar sie doch war, dass er die Röte in ihrem Gesicht nicht sehen konnte! Die Unruhe in Sakuras Körper steigerte sich ins Unendliche. Sie konnte ihren Freunden unmöglich von dem Ereignis von damals erzählen. Niemals! Niemand bemerkte, dass die Rosahaarige leicht zu zittern begonnen hatte, also fuhr die Runde fort. „Zuerst wusste ich nicht, was das Datum bedeuten sollte, aber schließlich ist es mir doch eingefallen“, setzte Shikamaru an, „denn dieser Tag war im Allgemeinen der offizielle Anmeldeschluss für Schulanfänger. Eigentlich sind meine Eltern zu spät gekommen und eigentlich hätten sie keine einzige Chance gehabt, mich für die Schule einzuschreiben, weil ich damals erst 5 war! Sie waren aber so eindringlich und sicher, dass ich das locker schaffen würde, dass ich einem Intelligenztest unterzogen wurde. Schließlich wurde ich nicht nur aufgenommen, sondern gleich in die dritte Klasse versetzt. Die Schulleiterin sprach von einem Goldei, das ich darstellen sollte, oder mein IQ...“ „Der Blumenladen hatte an diesem Tag seine Eröffnung“, erklärte Ino kurz angebunden. Sakura konnte spüren, wie sie 7 Augenpaare neugierig musterten. „Ich...“, stammelte sie, „Ich... muss gehen. Wir sehen uns morgen!“ Rasch erhob sie sich und ignorierte die verdatterten Hinterbliebenen. Zum Abschied winkte sie ihnen nur kurz und verschwand in raschem Tempo aus ihrem Sichtfeld. „Sasuke, geh ihr nach, ihr geht beide in dieselbe Richtung. Nicht, dass ihr noch etwas passiert. Schließlich ist es schon spät.“ Naruto spürte die Zustimmung seiner Freunde und grinste leicht, als sich der Schwarzhaarige stöhnend erhob. „Wir sehen uns“, verabschiedete sich dieser und nahm die Fährte der Rosahaarigen auf. Sakura hörte Schritte hinter sich und Laub rascheln, doch als sie sich umdrehte, entdeckte sie... nichts. Nur verschluckende Dunkelheit hinter ihrem Rücken. Aufseufzend fischte sie die Spielfigur aus ihrer Jackentasche und inspizierte das Datum genauer. War es bloß reiner Zufall, dass das Geschehnis am 03.04 stattgefunden hatte und sie ausgerechnet die beiden Zahlen am öftesten würfeln würde? „Nein, kein Zufall“, murmelte sie und erschrak, weil sich ihre Stimme unsagbar laut in dieser stillen Umgebung anhörte. Abermals hörte sie ein Geräusch und drehte sich um die Hälfte ihrer Achse. Hatte sie jemanden gesehen? Vielleicht den Unbekannten? Panisch umklammerte sie die Spielfigur und beschleunigte ihr Schritttempo. Wieder konnte sie etwas wahrnehmen, doch war es dieses Mal viel lauter und vor allem näher. „Scheiße“, fluchte sie und begann zu rennen. Bei jedem Schritt presste sie so viel Luft aus ihrer Lunge, dass ihr schon nach wenigen Minuten die Seite zu wehtun begann. „Nicht langsamer werden“, presste sie unter größter Anstrengung hervor, um sich selbst anzutreiben, doch als sie schließlich den Luftzug in ihrem Nacken spürte und versuchte, einen Blick nach hinten zu erhaschen, stolperte sie über ihre eigenen Beine und fiel der Länge nach hin. „Hilfe“, versuchte sie zu schreien, doch ihre Stimme versagte und verwandelte sich in Krächzen. „Scheiße, scheiße, scheiße“, fluchte sie und begann, sich auf den Rücken zu drehen und in dem Moment sah sie die dunkle Gestalt auf sich zugehen. Langsam. Fast schon schlendernd. „Verschwinde“, flüsterte sie, da sich ihre Stimme dazu entschlossen hatte, nach einem Häufchen Scheiße zu klingen. „Tun Sie mir nichts“, sprach sie nun netter und konnte fühlen, wie ihr Sichtfeld immer mehr und mehr verschwand. „Aua“, murrte sie, als sie zu ihrem Hinterkopf tastete und das Blut auf ihren Fingern erkannte. Ihr Kinn und ihr Bauch schmerzten. „Tun Sie mir“, bat sie, doch ihre Stimme erstarb. „Sakura?“ Von links konnte sie eine andere Stimme nach ihr rufen hören und beinahe setzte ihr Herz aus, als sie erkannte, wer nach ihr rief. „Sasuke, hier!“, krächzte sie und versuchte, ihren Arm zu heben, doch jedes ihrer Körperteile fühlte sich wie Blei an. „Sakura?“ Tränen traten ihr in die Augen, als sie ihren Namen hörte. Nur sehr viel leiser und dadurch auch sicherlich entfernter. Er sah sie nicht. Gott, er hatte sie nicht bemerkt. Wieder richtete sie ihr Augenmerk auf die Stelle, wo sie den Schatten, der auf sie zugekommen war, vermutete, doch konnte sie aufatmend feststellen, dass ihr ihr Geist einen Streich gespielt hatte. „Sakura!“, konnte sie eine Stimme nun lauter und somit näher rufen hören. „Hier!“, schrie sie und spürte den Schmerz, der in ihrer Kehle sofort aufflammte. „Scheiße, Sasuke, ich bin hier!“ Immer wieder wiederholte sie den Satz mit ihrer kläglichen Stimme und konnte einige Sekunden danach kühle Hände auf ihrem Kopf fühlen. „Bist du verletzt?“ Sobald er diesen Satz ausgesprochen hatte, registrierte er die kleinen Blutflecken, die sich neben ihrem Kopf befanden. „Du hast dir den Kopf angestoßen, Sakura. Beweg dich nicht.“ Tränen traten ihr in die smaragdgrünen Augen. Nichts auf dieser Welt konnte sie dazu animieren, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Jeder ihrer Knochen tat ihr weh. Sasuke war mehr, als „nichts auf dieser Welt“ und schaffte es deshalb, sie hochzuziehen. „Ich... Er... Jemand, ein Schatten, hinter mir her.“ Sasuke hörte ihr schweigend und geduldig zu und hob sie schließlich auf die Beine. „Du musst diese Wunde nähen.“ „Nein!“, widersprach sie ihm laut und wiederholte dann leiser: „Nein. Nicht heute.“ Nickend legte der Schwarzhaarige ihren Arm um seine Schulter und hielt sie dann an der Seite aufrecht. „Warum... Was ist an dem Datum passiert, dass du es plötzlich so eilig hattest?“ Seufzend wandte Sakura den Kopf von ihm ab und beobachtete ihre Füße, die langsam einen Schritt vor den anderen setzten. „Sagst du es den anderen?“ Tränen traten ihr in die Augen. Sie konnte es nicht verhindern, aber bei ihm fühlte sie sich so verletzlich, so schwach, wie jemand, der das verdammte Recht dazu hatte, zu heulen. Schniefend registrierte sie, wie er den Kopf schüttelte und diesen schließlich anhob, um ihr in das Gesicht zu blicken. „Ich... Meine Spielfigur! Scheiße, sie ist mir aus der Hand gefallen. Ich muss zurück!“ Mit einem fragendem Blick, den er ihr zuwarf, verstummte sie schließlich. „Ich hab sie doch in deine Jackentasche getan. Erinnerst du dich nicht daran?“ „Nein“, hauchte sie und fasste kurz darauf in die Tasche, wo sie schließlich den Umriss der Figur ertasten konnte. Sie hatte tatsächlich keine Ahnung, dass er sie ihr in die Jackentasche gelegt hatte. Gott, war sie durcheinander. Auch die Einkerbungen konnte sie nur allzu deutlich spüren. Tief luftholend, sprach sie: „Am 03.04...“, hauchte sie und lehnte sich gegen ihre Haustür. Mit verschlossenen Augen versuchte sie Geräusche von drinnen herauszufiltern, doch das Haus wurde von einer unüblichen Stille verschluckt, „... da wurde ich vergewaltigt. Gute Nacht, Sasuke.“ Er bemerkte erst, als die Tür vor seiner Nase zuschlug, dass er nichts auf ihr Geständnis erwidert hatte. „Sie wurde vergewaltigt“, flüsterte er, als er den Heimweg anschlug. Sein Kopf war voll und schmerzte.« Sein Kopf würde bald nicht das einzige sein, was ihn schmerzen würde. Gähnend erhob ich mich und blickte mich im Wald um. „Die Restlichen hatten schließlich in den nächsten zwei Tagen von Sakuras Vergewaltigung erfahren und behandelten sie seitdem wie Porzellan. Einige von ihnen, natürlich. Es liegt an euch, herauszufinden, wem das nicht so ganz in den Kram gepasst hat.“ Mit einem aufgesetzten Lächeln verabschiedete ich mich von der Gruppe und bannte mir meinen Weg aus dem Wald. Wenn sie mich genauer beobachtet hätten, hätten sie die Veränderung in meinem Wesen erkannt. Kapitel 4: Das Spiel beginnt. ----------------------------- »„Ich hoffe, du hast deine Lektion gelernt. Vor Aufgaben sollte man sich nicht drücken, Sakura“, hauchte sie und legte den Zettel, der an ihrer Zimmertür geklebt hatte, auf ihren Schreibtisch, nachdem sie ihn vorgelesen hatte. Ihr Herz klopfte unsagbar laut, während sich ein feiner Schweißfilm auf ihre Stirn gelegt hatte. Er war hier gewesen! Sprachlos sah sie sich in ihrem Zimmer um und durchsuchte jeden Winkel nach irgendwelchen hinterlassenen Spuren. Nicht, dass sie jemals eine Polizeiausbildung abgeschlossen hätte, aber nachdem sie sich immer irgendwelche Krimiserien- und Bücher reingezogen hatte, wusste sie, worauf es in manchem Situationen ankam. Stöhnend erhob sie sich vom Boden, auf den sie sich gelegt hatte, um unter ihrem Bett nachzusehen und klopfte ihre Kleidung ab. Ihr Kopf schmerzte und schickte den ganzen Schmerz weiter an ihr Gehirn, sodass es ihr unmöglich schien, sich weiterhin zu konzentrieren. Seufzend schaltete sie die kleine Lampe an, die auf ihrem Tisch Platz nahm und hielt den Brief unter den Lichtstrahl. Die Handschrift war schön, das Geschrieben in Füllfeder verfasst, jeder einzelne Buchstabe schien eine größere Bedeutung zu haben. „Was willst du?“, flüsterte sie und rieb sich die Augen. Natürlich wusste sie, dass sie keine Antwort von ihrem Zimmer erwarten konnte, also erhob sie sich, entledigte sich ihrer Kleidung und kuschelte sich in ihr Bett. Die Decke schmiegte sie an sich, so als wäre sie ein Schutzschild, ihr persönlicher Held, der sie von den Problemen außerhalb ihrer vier Wände beschützte. Wenig später konnte man regelmäßiges Atmen vernehmen. Die Person, die sich in der Dunkelheit plötzlich regte, grinste teuflisch und strich der Rosahaarigen über den Kopf. „Du wirst es bald herausfinden“, sprach der Unbekannte und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange, „Gute Nacht.“ Das Lächeln verwandelte sich in leises Gelächter, die Augen, die diabolisch leuchteten, erstarben. Sie war alleine.« „Was macht ihr hier?“ Erschrocken wandten wir uns um und erblickten einen der Wachen, der mit seinem Gewehr auf uns zukam. Zwar zielte er damit nicht auf die Gruppe, doch reichte sein Erscheinungsbild dafür, die Kinder einzuschüchtern. Nicht, dass dies nötig gewesen wäre. Sie waren durch meine Anwesenheit eingeschüchtert genug. „Nur sitzen, Herr Wächter und reden.“ Ich musste mir stark auf die Zunge beißen, um ihn nicht anzuplärren und ihn dafür aufzuschlitzen, dass er mich unterbrochen hatte. „Ah ja? Worüber denn reden?“ Sein Tonfall hörte sich höhnisch an, so als wäre er etwas Besonderes und alle anderen kleine Mistkäfer, auf die man mit dem Pantoffel draufsteigen konnte, um sie zu zerquetschen. „Über das herrliche Wetter, Herr Wächter.“ Wenn ich eines in diesem verdammten Land gelernt hatte, dann dass man diese blöden Wächter immer mit „Herr“ und „Sie“ ansprechen musste. Egal, ob sie dich duzten oder einen Clown aus deiner Wenigkeit machten. „Genug der Formalitäten. Du weißt, was ich will, wenn ich schweigen soll.“ Ich nickte und wandte mich an die Mädchen der Gruppe. „Ihr habt keine andere Wahl“, zischte ich und kam näher an sie ran. „Man muss gewisse Opfer bringen, wenn man etwas erreichen will.“ Noch immer meldete sich keines freiwillig, obwohl ich meinen Stall darauf verwetten konnte, dass sie den Wink verstanden hatten. „Saphir, du gehst mit ihm mit. Wir warten mit der Geschichte, bis du zurückkehrst.“ Ihre grünen Augen weiteten sich, während ich die Tränen registrierte, die sich in ihnen sammelten. „Sie kommt mit Ihnen, Herr Wächter, aber bringen Sie sie wieder zurück.“ Er nickte und kam auf sie zu. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, streckte er ihr seine Hand entgegen und zögernd ergriff sie diese. Sobald sie dies getan hatte, zerrte er sie zu sich und zog sie hinter sich her. Immer wieder drehte sie sich zurück zu uns, uns leise bittend, sie zurückzuholen, sie davor zu bewahren, doch keines der Kinder machte auch nur Anstalten, dazwischenzufunken und lächelnd registrierte ich, dass sie ihre Lektion in einem Punkt gelernt hatten: Widersprich nicht! Die restlichen drei Mädchen hielten einander fest an den Händen und senkten die Köpfe, um den Jungen nicht in die Augen blicken zu müssen. Was für eine Erniedrigung das doch war. Seufzend sah ich nach schier endloser Zeit zu meiner imaginären Uhr und tippte mit meinem rechten Finger auf meine linke Handbeuge. „Es wird Zeit, dass sie zurückkehrt.“ Niemand antwortete mir, was mich noch breiter grinsen ließ. Laub raschelte hinter mir, sodass ich mich kurz umdrehte und Saphir auf uns zusteuern sah. Ihr Blick fixierte einen Punkt, der vor ihren Füßen zu sein schien, die Hände hatte sie um ihren Bauch geschlungen. Als sie sich wieder in die Runde setzte, war sie ungewöhnlich bleich, ihre Wangen nass. Am Saum des Kleides entdeckte ich Blut, doch war ich im Allgemeinen zufrieden mit der Situation, da ihr niemand, außer mir, Beachtung schenkte. Eigentlich war es falsch, Kinder zu ihnen zu sagen, denn sie waren bereits in heiratsfähigem Alter, doch scherte sich sowieso niemand um die jungen Bälger. Sie musste es positiv sehen: Jetzt würde es zur Hochzeitsnacht nicht mehr wehtun. Mein Lächeln wurde um eine Spur breiter, also räusperte ich mich, um mein Vergnügen an der Situation niemanden merken zu lassen. „Da wir nun wieder vollzählig sind“, wandte ich leicht verstimmt ein und durchbohrte Saphir mit einem was-hat-das-so-lange-gedauert Blick, „können wir ja wieder an das Ende anknüpfen. Hoffentlich kommt dieser Idiot von Wächter nicht noch ein zweites Mal.“ Prompt registrierte ich, wie die Mädchen zusammenzuckten und näher aneinander rutschten. »„Ich will von euch nicht, wie ein Baby behandelt werden!“ Wütend stemmte Sakura die Hände in die Hüfte und blickte hinab zu ihren Freunde, die auf einer Decke im Gras saßen. „Es ist passiert und da kann man auch nichts mehr daran ändern.“ Seufzend ließ sie sich auf die Decke fallen und blickte jedem von ihnen auffordernd in die Augen. „Ich bin deiner Meinung“, meinte Ino verstimmt und inspizierte ihre Fingernägel. „Nur weil du mal nicht im Mittelpunkt stehst“, knurrte Naruto und nickte schließlich, um der Rosahaarigen zu signalisieren, dass er verstanden und akzeptiert hatte. „Halt doch mal einmal die Klappe, Naruto“, stöhnte die Blonde genervt und zwirbelte eine Haarsträhne mit ihren Finger. Eingeschnappt blickte dieser zu ihr und wollte gerade zum Sprechen ansetzen, als ihn Sakura unterbrach: „Ihr steht beide gerne im Mittelpunkt und die Bühne ist gleich frei für euch, doch vorher muss ich zuerst noch die Einverständniserklärung der anderen in meinem Hirn notieren.“ Sobald sie ausgesprochen hatte, nickten Neji, Tenten, Shikamaru und Hinata und lächelnd wandte sie sich an Sasuke. „Was ist mit dir?“ Seine Augen durchbohrten sie regelrecht und abermals wurde ihr schmerzhaft bewusst, wie sehr sie ihn liebte und wie hoffnungslos sie doch war. Mit den Schultern zuckend wandte er sich an die Kuppel und hörte, wie Sakura leise ausatmete. „Okay, okay“, nuschelte er und zählte die Kästchen noch einmal. 78. Warum nicht eine ganze Zahl? Warum nicht 80? Der Gedanke ließ einfach nicht von ihm und das machte ihn wahnsinnig. „Muss man eine sechs würfeln, um ins Spielfeld gelangen zu dürfen?“ Augenblicklich antwortete die Kuppel auf Hinatas Frage mit einem knappen „Nein.“. „Wer fängt an?“ Diese Frage blieb unbeantwortet, weshalb sich niemand freiwillig dafür meldete. „Irgendjemand muss ja schließlich anfangen“, warf Tenten knapp ein und schnappte sich den Würfel. Sie bildete mit ihren Händen zwei Schalen, die sie dann aufeinander legte und bewegte den Würfel mit knappen Bewegungen. „Eine vier!“, schrie Naruto aufgeregt und kratzte sich verlegen am Hinterkopf, als ihn vorbeigehende Passanten mit einem verwirrten Blick ansahen. „Eine vier“, brummte Shikamaru und verschränkte die Arme vor die Brust, „Ich hatte also doch Recht.“ „Wenn wir alle einmal durch sind, bekommen wir die Aufgaben gestellt.“ „Steht in der Spielanleitung, was den Schwierigkeitsgrad bestimmt?“, fragte Sakura und wartete, dass Hinata die Seite aufschlug. „Wer eine 1 von euch würfelt, hat dann wohl das meiste Pech“, antwortete sie und schluckte, „Ich werde oft eine 1 würfeln.“ „Das muss doch nichts bedeuten“, versuchte Naruto sie zu beruhigen und legte seine Hand auf die ihre. Neji beobachtete das Schauspiel mit zusammengekniffenen Augen, doch sagte er nichts darauf, da die Dunkelhaarige nur kurz danach tapfer lächelte, „Wir stehen das gemeinsam durch. Wir lassen doch nicht zu, dass uns ein Spiel trennt. Oder, Freunde?“ Er grinste und wandte sich mit fragendem Gesichtsausdruck an den Rest. „Ganz deiner Meinung“, versprach Tenten und blickte gen Himmel. Am Horizont konnte man die untergehende Sonne ausmachen, „Ich habe als erste gewürfelt, also werde ich bestimmen, wer von euch als zweiter würfeln wird.“ Mit diesen erklärenden Worten, griff sie zum Würfel und drückte ihn Sasuke in die Hand. „Na, vielen Dank“, murrte dieser und würfelte eine sechs. Nach ihm folgten Sakura und Shikamaru, die beide eine 3 würfelten, Naruto, der eine 5, Ino, die eine 3, Neji, der eine 4 und Hinata, die ebenfalls eine 6 würfelte. „Jeder zieht jetzt eine Karte“, sprach Ino, die jedem den Stapel entgegenstreckte. „Gut, dass hier nichts... Ah, du scheiße“, ließ Naruto verlauten, als die Straßenlaternen angingen und ein paar Wörter seine weiße Spielkarte wie aus dem Nichts schmückten, „Kauf dir zwei Semmel.“ „Was?“, ließ auch Sakura verlauten und las ihre vor: „Lass dir die Haare schneiden.“ „Schrei mal“, flüsterte Hinata. „Lächle“, sprachen Neji und Sasuke, wie aus einem Munde. „Geh mit dem Postboten aus“, hauchte Ino und fasste sich an die Stirn. „Entspann dich“, ließ Shikamaru verlauten. „Nimm dir einen Tag frei“, sprach Tenten und räusperte sich, „Um ehrlich zu sein, habe ich mir die Aufgaben schwerer vorgestellt.“ „Ich auch“, stimmte ihr Hinata zu und registrierte, wie alle zustimmend nickten. „Unser Glück. Wenn es nur solch leichte Aufgaben sind, dann können wir sie ja ohne Bedenken erledigen.“ Erstaunt sahen alle zu Ino, die mit einer solchen Ruhe und Sicherheit in der Stimme gesprochen hatte und überhaupt nicht mehr weinerlich aussah. Der Wind blies durch die Kronen der hohen Bäumen, das Rascheln der trockenen Blätter erfüllte den ganzen Park mit seinen unheimlichen Geräuschen.« „Die ersten Aufgaben waren einfach, zu einfach, wenn man es genau nimmt, doch ließen sich die Freunde darauf ein, ohne ihre Bedenken zu äußern. Die ersten 7 Runden waren gar nichts auf einer Schwierigkeitsskala von 1 bis 10. Zwischen dem Auswechseln der Zahnbürste, etwas Nettes tun, Lärm veranstalten und dem Erschrecken von kleinen Kindern, indem man Geräusche von Geistern nachahmte, variierten die Aufgaben, ohne dass die Freunde irgendein System dahinter hätten erkennen können. Ab Runde 7 begann der erste Schwierigkeitsgrad: Sie sollten etwas an die Wand sprayen. Nicht, dass dies unbedingt schwer gewesen wäre, doch die Umstände erschwerten auch das.“ Kapitel 5: Farben, die so kalt sind. ------------------------------------ »„Du bist für das Beobachten zuständig“, las Shikamaru seine Karte laut vor und registrierte, wie Sakura den Kopf abrupt anhob und ihn aus grünen Augen fixierte. Stumm drehte sie ihm ihre Karte zu und nahm wahr, dass der Braunhaarige verstehend nickte. „Ich plane“, lautete die knappe Erklärung Sasukes und verwundert merkte auch er, wie Neji auf ihn und sich zeigte und dann auf ihre beiden Karten. Sie verstanden sich auch ohne Worte. „Oh Gott“, murmelte Hinata und fasste sich an die Stirn. Sie musste ausgerechnet den schwierigsten Teil übernehmen: die Wand. „Ich kaufe ein“, sprach Tenten und überhörte Inos Kommentar, der „Na, dann müssen wir wohl zusammen gehen. Juhu.“ lautete. Den Spott und die Ironie in ihrer Stimme konnte man nur allzu deutlich heraushören. Naruto kratzte sich ratlos am Hinterkopf und erklärte, dass auch er für die Ausführung des Projekts zuständig war. „Wie soll ich das denn anstellen? Ich bin absolut talentfrei... Ich kann nicht einmal einen Kreis zeichnen, ohne dass er aussieht, als wäre ein Auto darübergefahren.“ Hinata stimmte dem Blondschopf nickend zu und räusperte sich leise, damit das leise Gelächter ihrer Freunde verebbte. „Wann?“ Die simple Frage beantwortete die goldene Kuppel, indem sie „Heute Nacht, bevor der Zug kommt“ an das Glas projizierte. Mittlerweile hatten sich die Freunde daran gewöhnt, an einem abstrusen und eigentlich unwirklichem Spiel teilzunehmen. „Wisst ihr, was mir aufgefallen ist?“ Sasukes Stimme erfüllte den kleinen Park mit einer solchen Rauheit, dass Sakura eine Gänsehaut über den Rücken lief, „Jedes Mal, wenn jemand eine eins gewürfelt hat, musste er die Hauptarbeit erledigen. Sakura“, als er ihren Namen erwähnte, begann ihr Herz auf einmal schnell zu pochen an, „du hast doch eine eins gewürfelt und musstest dann den weißen Laken überstreifen, während wir die Geräusche von Geistern nachgeahmt haben, oder?“ Bevor sie auch nur den Mund öffnen konnte, ging Ino dazwischen: „Stimmt und als niemand von uns eine eins gewürfelt hat, mussten wir uns alle eine Zahnbürste kaufen.“ Die Rosahaarige warf ihrer Freundin einen boshaften Blick zu und hätte fast laut aufgestöhnt, als diese erneut zum Sprechen ansetzte: „Es ist also ziemlich offensichtlich, dass niemand diese Zahl würfeln darf. Zur Strafe also, muss die Person den schwierigsten Part erfüllen.“ „Auch wissen wir, dass wir alle dieselben Aufgaben zu erfüllen haben.“ Tenten hatte ihre Haare heute ausnahmsweise mal offen, weil ihre Haarspangen vor ein paar Minuten auseinandergerissen waren. Dies erfüllte den Zweck, dass ihr oft nachgepfiffen und sie nach ihrer Nummer gefragt wurde. „Kümmere du dich mal um deine Verehrer.“ Ino giftete sie mit ihren eisblauen Augen an und registrierte, dass Tenten wütend ihre Hände zu Fäusten ballte. „Hast du ein Problem, Barbie?!“ Das letzte Wort spukte die Braunhaarige förmlich aus dem Mund und funkelte ihre Kontrahentin mit demselben Ärgernis an, den auch sie einstecken musste. „Ich hab tatsächlich ein Problem“, fing die Blondhaarige an und führte ihren Finger zu ihrer Unterlippe, während sie die Augen provozierend gen Himmel richtete, „Du bist die Konstante hier, also musst du auch keine Angst vor irgendwelchen beschissenen Aufgaben haben. Bis jetzt hast du nur einmal eine eins gewürfelt, Madam und somit wenig bis gar nichts zu tun gehabt.“ „Ah, jetzt bin also ich schuld, dass du ein solches Pech hast, hm?“ Die Augenbrauen hatte die Braunäugige wütend zusammengekniffen, während sie offensichtlich die Zähne aufeinanderpresste, um ihrer Freundin nicht an die Gurgel zu springen. „Sag mal, habt ihr sie noch alle?“ Naruto schob beide auseinander und funkelte sie boshaft an, „Nur weil Tenten mal Glück hat und du eben den größten Scheiß zu machen hast, musst du sie doch nicht dafür bestrafen! Ich glaube, sie hat am wenigsten Schuld. Wir konnten uns doch die Karten, die Sprüche und das ganze verdammte Spiel nicht aussuchen und jetzt hör gefälligst auf...“ „Nein, du hörst auf, hier den großen Boss zu markieren!“, unterbrach ihn Ino mit einer aggressiven Handbewegung, die ihn zusammenzucken ließ. Jetzt schalteten sich auch die anderen in die Diskussion mit ein. „Ino!“, rief Sakura empört und machte ihrem Ärger Platz, der seit der vorigen Unterbrechung in ihr wütete, „Spiel dich hier doch nicht so auf, wie eine mega-wichtige-Tussi. Du hast die Welt noch nicht umsegelt, warst noch nicht überall und hast schon gar nicht das Recht, jemandem etwas in die Schuhe zu schieben, das er sich verdammt noch mal nicht aussuchen kann!“ Ihrer Schimpftirade machte sie noch mehr Ausdruck, indem sie zur Verdeutlichung einmal auf den Boden stampfte und die Arme vor der Brust verschränkte. „Stimme dir zu“, erklärte Neji den Kampf für beendet, als ihm auch der Rest zustimmte. „Na, gut, wie ihr meint“, sprach Ino gekränkt und ließ sich wieder auf die Decke fallen. Den Rest ihres gemeinsamen Tages verbrachte sie stillschweigend und schmollend. „Zusammenfassend also, lässt sich sagen, dass Hinata und Naruto zeichnen müssen, Ino und Tenten kaufen ein, Neji und Sasuke sind die Spione, die für unsere Sicherheit sorgen und Shikamaru und ich sind für die Planung zuständig. Das nenne ich mal Teamarbeit.“ Unter anderen Umständen, hätte jetzt der Blondschopf wahrscheinlich den Daumen in die Luft gereckt, doch schien auch er Trübsal zu blasen, da er seit dem Streit zwischen Ino und Tenten kaum geredet hatte. Generell fiel er kaum noch auf und das bereitete der Rosahaarigen Sorgen. „Naruto? Alles okay?“, fragte sie ihn deshalb und streckte ihm den kleinen Finger hin. Als kleine Kinder, hatten sie ihre Finger immer eingehakt und sich versprochen, gut drauf zu sein und niemanden zu ärgern. Das Würfelspiel verlangte von ihnen genau das Gegenteil. „Mhm“, murmelte der Angesprochene nur, doch blickte er nicht einmal in ihre Richtung, sodass er auch den Fingerschwur nicht bemerkte. „Das kotzt mich alles an!“, wütete Ino und sprang auf, „Warum kümmert sich jeder darum, ob er seine tägliche Portion Scheiße labert und nicht darum, dass ich eine Heidenangst habe vor diesen Karten?“ „Jetzt hör' aber auf damit!“, meldete sich Sasuke zu Wort und kam ebenfalls auf die Beine, „Bei so viel Zickenterror, wie du hier aufführst, wird sich absolut niemand um dich und deine Probleme kümmern!“ „Kannst du auch normal reden?“, fragte Neji sie nonchalant und schnalzte mit der Zunge. Im Gegensatz zu den Beiden hatte er es sich auf der Decke gemütlich gemacht und seine Beine ausgestreckt, während er seinen Oberkörper mit seinen Unterarmen stützte, die er hinter seinem Rücken angewinkelt hatte. „Um 20 Uhr seid ihr hier. Tenten, kommst du nun mit, oder wartest du auf Weihnachten und Geschenke, die uns das mitbringen sollen, was wir brauchen?“ Ino wandte sich einfach so von dem Schwarzhaarigen ab und ignorierte gekonnt das, was er gesagt hatte. Seufzend erhob sich die Braunhaarige und folgte ihrer Freundin, die ein Stückchen vorgegangen war. Lachend wandten sich ihre Freunde von Tenten ab, da sie eine Geste gemacht hatte, die nur allzu sehr verdeutlichen sollte, dass sie die Blonde für verrückt hielt. „Das Spiel zerreißt uns und wird uns noch mehr entzweien.“ Narutos Stimmlage war rau, hauchend, ohne irgendeine Kraft, die an ihn erinnern könnte. „Wir schaffen das schon“, versuchte ihn Sakura aufzumuntern und streckte ihm wieder den kleinen Finger hin, „Versprochen.“ Als der Blondschopf ihr Lächeln und die Zuversicht in ihren Augen sah, hakte er sich ein und beide wiederholten den letzten Satz innerlich.« Später, als sie sich trafen, um ihre Aufgaben zu erfüllen, redeten sie untereinander, wie sie vorgehen würden, um die Mission nicht zu gefährden. Es war ja wohl sowas von klar, dass sie es nicht versauen durften, denn Sakura hatte ihnen von den Zettel erzählt, der an ihrer Tür geklebt hatte. Wenn sie mittlerweile nicht schon Angst hatten, dann war dies der Zeitpunkt, wo ihr Herz schneller zum Pochen angefangen hatte. »„Wer bezahlt eigentlich die Farbkanister und Spraydosen?“, fragte Ino in die Runde und registrierte kurz danach Stöhnen und verdrehte Augen, „War ja nur eine normale Frage, Mensch“, zischte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Sakura wandte sich kopfschüttelnd ab und versuchte sich daran zu erinnern, wann die Blondhaarige jemals so zickig gewesen war. „Achtung!“, rief Sasuke und winkte alle nahe zu sich heran, „Neji und ich passen jeweils an einem Eingang des Tunnels auf. Beeilt euch! Der Zug müsste in 5 Minuten hier sein, aber es kann vorkommen, dass er früher vorbeifährt!“ Shikamaru nickte verstehend und ordnete Hinata und Naruto zur Wand, drückte ihnen jeweils eine Dose in die Hand und nahm die Schablone, die am Boden lag, an einem Ende, während Sakura zum Anderen hinging und dieses anhob. Zusammen legten sie es an die Wand an. Wenig später konnte man das Echo der Strahlen zischen hören, die dafür sorgten, dass frische Farbe aus den Gegenständen, die die Dunkelhaarige und der Blondschopf in den Händen hielten, kamen. Hinatas Hand bewegte sich stetig auf und ab und in der Dunkelheit, die die Freunde von beiden Seiten des kleinen Tunnels verschluckte, konnte man die zittrigen Bewegungen nicht wirklich sehen. Man konnte manchmal lediglich erkennen, dass sie die Augen aufriss und die freie Hand oft an ihrer Hose abwischte. Naruto hingegen hatte die Augen leicht zusammengekniffen, die freie Faust in sein Kapuzenshirt getaucht und stand überraschend lässig der Aufgabe gegenüber. „Du schaust so aus, als ob das für dich eine normale Tätigkeit wäre, etwas, dass du jeden Tag machst“, flüsterte Hinata, die für ein paar Sekunden aufgehört hatte, die Mauer zu bemalen. „Früher“, setzte er zum Sprechen an, doch wurde er unterbrochen durch ein lautes Hupen. „Rennt!“, brüllte Neji und winkte mit beiden Armen über seinem Kopf. Wenn die Umstände nicht sehr ernst gewesen wären, hätten die Jugendlichen bestimmt gelacht, aber es war nicht lustig und dies führte dazu, dass sie schlagartig mit dem Malen aufhörten, jeder seine sieben Sachen packte und zu rennen anfingen, als sie schon wieder die Hupe hörten. Dieses Mal aber nur viel näher und lauter. „Ich spür' schon die Vibration des Zuges! Schneller!“, trieb sie Sasuke von hinten an und übernahm mit den Männern der Gruppe die Führung. „Hier entlang!“, brüllte der Schwarzhaarige und zeigte mit dem Finger auf die Öffnung des Tunnels, wobei man sah, dass das Licht des Mondes die wenigen Meter vor dem Ausgang beleuchtete. „Scheiße“, konnte man nach wenigen Sekunden eine Person fluchen hören. Neji humpelte auf einem Fuß die restliche Entfernung, während er die Zähne fest zusammenbiss und sich sichtlich bemühte, nicht laut aufzuschreien. „Komm schon!“, feuerte ihn Naruto an und legte einen seiner Arme um den Rücken Nejis, während dieser seinen Arm um die Schulter des Blondhaarigen legte. Shikamaru kam ihnen ebenfalls zu Hilfe und zusammen trugen sie ihn aus der Dunkelheit, hinauf aufs kühle, nasse Gras. Sasuke war währenddessen langsamer geworden, damit die Mädchen aufholen konnten und spürte fast einen Anflug von Stolz, weil keine von ihnen darüber klagte, dass sie nicht so schnell waren wie die Männer der Gruppe und sie sich nicht mehr vor Seitenstichen nach vor bewegen konnten. „Die letzten Meter!“, motivierte er sie und konnte bereits das Echo des Zuges in dem Tunnel vernehmen, „Springt!“, rief er und setzte ebenfalls zum lebensrettenden Schritt an. Zwei Sekunden später spürte er den kühlen Luftzug des Fahrzeugs, das an ihnen vorbeizischte. Als er den Kopf anhob und in die Runde blickte, sah er verschwitzte Gesichter, aber erleichtertes Grinsen. Auch auf seinen Zügen lag ein Anflug eines Lächelns, als er den Sauerstoff, der seine Lungen füllte, verspürte und zählte unbewusst die Runde durch. „7... Wir sind nur 7! Wo ist Tenten?“, rief er seinen Freunden, die auf dem kleinen Hügel saßen, hinauf und konnte erschrockene Gesichter feststellen, die statt der Freude nun der Panik und der Angst Platz machte. „Hier!“, konnte er ein röchelndes Krächzen hinter sich vernehmen und sah eine schwarze Hand hinter einem großen Felsen auftauchen, der sich links von der Schiene befand, während alle anderen rechts auf dem niedrigen Hügel residierten. „Wir kommen!“, pflichtete ihr Ino bei und erhob sich als Erste, um der Braunhaarigen aufzuhelfen, „Geht's dir gut?“ Die Blonde konnte wahrnehmen, dass die vermeintliche Verletzte nickte und stark hustete. „Ja, alles prima“, versprach Tenten und richtete sich gerade auf, „Ich dachte, auf der Schiene läge eine Kette, die Naruto gehört, du weißt doch, der blaue Kristall, den du von deinem Onkel mal geschenkt bekommen hast, aber als ich mich bückte, um es aufzuheben, erkannte ich, dass es bloß ein Stück eines abgebrochenen Spiegels war und dann konnte ich die Nähe des Zuges bereits durch die Vibration spüren.“ „Gut, dass dir nichts passiert ist“, flüsterte Ino leise und schenkte ihr ein Lächeln. Auch Sakura und Hinata lächelten, da Ino so viel Courage bewiesen und sich indirekt entschuldigt hatte. Die beiden jungen Frauen blickten sich noch für einen kurzen Moment in die Augen, denn Narutos Stimme, die über den leeren Platz ertönte, unterbrach ihren Augenkontakt: „Wir müssen uns unser Kunstwerk, dass uns fast den Hals gekostet hat, ansehen.“ Sasuke nickte kurz und bewegte sich bereits in Richtung Tunnel. Auch die anderen kamen ihm nach und nach wenigen Augenblicken, zückten Shikamaru und Sakura ihre Taschenlampen und leuchteten auf die Schriftzüge, die noch feucht schimmerten. Der Würfel entscheidet. „Schön“, hauchte Hinata und sah, dass Naruto stolz lächelte und den Daumen in ihrer Richtung in die Höhe reckte. „Gut gemacht!“, posaunte er fröhlich und strahlte bis über beide Ohren. „Schöne Farbauswahl“, pflichtete Shikamaru bei und sah, dass die anderen zur Bestätigung nickten. „Irgendwie kalt“, sprach Neji und konnte abermals das Nicken seiner Freunde ausmachen. „Passend zu diesem Ort. Lasst uns gehen“, schlug die Rosahaarige vor und zusammen verließen sie den Tunnel. „Und du sagst, du kannst nicht zeichnen, tze“, höhnte der Schwarzhaarige und spürte kurz darauf, wie ihm jemand durch das dichte, schwarze Haar fuhr. „Danke für das Kompliment“, ließ der Blondschopf verlauten und lachte, als Sasuke mit den Schultern zuckte und die Augen genervt verdrehte.« Kapitel 6: Jugendliche, die aneinander vorbeiblicken und schweigen müssen. -------------------------------------------------------------------------- Hannah war die Tochter eines reichen und bekannten Herrn in Gallein. Wenngleich man seinen Namen hörte oder das Gerücht in der Stadt umherging, dass er von einer seiner langen und beschwerlichen Reisen zurückgekehrt war, konnte man sogleich den Unterschied zu seiner Abwesenheit erkennen. Weniger Menschen tummelten sich in der Stadt, der Markt war kaum mit Käufern besetzt und auch weniger Verkäufer trauten sich auf die Straßen, als an sonstigen Tagen. Es war die Aura, die ihn umgab und vor der sich eine große Menge fürchtete. Nicht nur, dass er reich war und seine Kutsche immerzu von Wächtern beschützt wurde, er war auch bekannt dafür, mit dem König in höheren Kreisen zu verkehren und bei Verdacht auf Verrat auch den ein oder anderen zu verpetzen, was nicht minder dazu führte, geköpft oder gefoltert zu werden. Manchmal auch beides, sodass der Todesschlag für diejenigen, die diesem Schicksal verbunden worden waren, eine Art Erleichterung, etwas wie ein Gottes Segen war. Hugo war der Name des Kaufmannes, der zuständig dafür war, dass Gallein seine Seide, das Gold, das Essen, die Samen für das Obst und das Gemüse bekam. Man sagte unter sich, dass er der Bruder des Teufels sei, so klug und genauso verbittert und böse, weil er seine einstige Liebe bei einem Überfall verlor und niemand, außer ihm wusste, woher die Ressourcen für Gallein waren. Räuber waren eines Tages über die Stadt hergefallen, hatten jeden Winkel durchsucht, alles umgeworfen, was sie zu finden bekamen, Frauen, Kinder, niemand von ihnen blieb verschont und damals hatte es keine ausgebildeten Wächter gegeben, die die Stadt mit ihrem Leben beschützt hatten. Nur Kinder aus Ghettos, die sich eine bessere Zukunft erhofft hatten, aber sie irrten und das hatte sie nachher alles gekostet. Den letzten Karton, auf dem sie schliefen, die letzte Decke, den letzten Bissen von einem verfaulten Apfel, ihre gut geknüpften Freundschaften und sehr selten das Dach über dem Kopf, was aber sowieso keine Selbstverständlichkeit war. Für Hannah war es das aber, doch hatte sie nie in der Öffentlichkeit mit ihrem Prunk und Besitz angegeben. Das Wesen, das sie verkörperte, war zu schüchtern, um jemandem etwas unter die Nase zu reiben und war sie sowieso immerzu eingesperrt in ihrem großen Zimmer, sodass sie kaum eine Chance hatte, Menschen kennenzulernen und sich selbst zu überwinden. Stundenlang studierte sie die Bibliothek, las Bücher, deren Sinn einige Niedrige nicht einmal hätten erahnen können, summte, wenn sie am Klavier übte, probierte ihre Kleider aus, nur um sie kritisch zu begutachten und die Diamanten, die den Saum ihres Kleides zierten, innerlich zu missbilligen. Wahrlich, das Mädchen war nicht eitel, aber achtete sie doch, immer gepflegt in Erscheinung zu treten. Hinter der Maske aus Intelligenz, natürlicher Schönheit und Höflichkeit jedoch, verbarg sich ein trauriges Kind, eines, dass sich so nach einer Mutter sehnte und die Hofdamen, die eigentlich ihre Aufpasserinnen waren, die dazu gezwungen wurden, den Tag mit ihr zu verbringen, regelrecht verabscheute, aber kein einziger Klagelaut verließ jemals ihre schmalen Lippen, kein öffentliches Beben ihrer Schultern, wenn sie leise aufschluchzte, nichts verriet die junge Frau, nichts, bis auf ihre Liebe. Es war nicht vorhersehbar gewesen, nein, keineswegs, aber es war eben... passiert. So, wie einiges im Leben einfach passierte, ohne uns nach unserer eigenen Meinung zu fragen oder auf unsere Gefühle zu achten. Er war einfach dagewesen. Neil. Der Retter in der Not. Heimlich war sie ausgeritten, hatte sich das erste Mal getraut, ihre Hofdamen in ihrem Zimmer einzusperren, irgendwelche Lumpen, die sie gefunden hatte, anzuziehen, den Gaul zu satteln und den Wind in ihren offenen, langen Haaren zu spüren. Die Luftzüge hatten ihr das Gefühl gegeben, frei zu sein, nicht länger Sklavin ihrer selbst und die ihres Vaters zu sein, sie hatte sich schön gefühlt, schön und begehrt und bei Gott, sie hatte die Empfindung in ihrem Kopf gespeichert, nur, um sie immer wieder abzurufen, wenn sie die spätere Dunkelheit zu ersticken drohte. Sie war von ihrem Pferd gestiegen, in der Nähe eines plätschernden Baches und war nur dagesessen, während sie die Stille und die Kühle in sich hineingesogen hatte, wie ein Schwamm eine Flüssigkeit. Kurz danach hörte sie einen Ast brechen, erhob sich rasch und je ehe sie sich versah, wurde sie bereits an einen Baumstamm genagelt. Sie kniff beide Augen zusammen und hielt die Luft an, während sie die Hände zu Fäuste ballte, um ihren Fingern die Freiheit zu nehmen, vor Angst zu zittern. „Oh, tut mir Leid!“ Sobald der Mann den Satz zu Ende gesprochen hatte, ließ er den Arm sinken, mit dem er ihr den Hals zugedrückt hatte und registrierte prompt helle Augen, die aufgeschlagen wurden und kurz danach Röcheln und Husten. „Es tut mir Leid, ehrlich!“, beteuerte der Blonde immer wieder und schlug ihr ein paar Mal auf den Rücken, damit sie schneller zu sich kam. „Wer seid Ihr?“, fragte er neugierig, aber hauchend, kaum mehr, als ein Flüstern, als sie sich vollends aufgerichtet und ihn mit diesen sanften Augen betrachtete, sodass er das Gefühl hatte, vollständig in ihnen zu versinken. „Hannah“, antwortete sie knapp und verschränkte die Arme vor die Brust, während sich eine leichte Röte auf ihre Wangen legte und sich kurz danach in ihrem ganzen Gesicht ausbreitete. „Neil.“ Er reichte ihr die Hand. Die Dunkelhaarige musste lächeln, da sie ihn nicht nach seinem Namen gefragt hatte, er es aber als selbstverständlich sah, sich vorzustellen. Sie zögerte nicht eine Sekunde und reichte ihm ebenfalls die Hand. „Ihr seid wunderschön.“ Sie verliebte sich sofort in ihn, seine offene und ehrliche Art, seine himmelblauen Augen, bewunderte seine Stärke, aber auch seine kräftigen Finger, mit denen er manchmal so sanft über ihre Haut strich, dass ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief. Vor Allem aber, verliebte sie sich deshalb in ihn, weil er ihre innere Schönheit erkannt hatte, als sie wie ein armes Waisenkind in Lumpen gekleidet war, nur um der Melodie der Natur lauschen zu können. Ihre Liebe war unsterblich. Die Menschen aber sterblich. „Weißt du, Hinata. Im Leben kann man alles erreichen. Egal, wie schwer es einem vorkommt oder wie sehr man sich vor der Reaktion fürchtet, die in manchen Fällen alles entscheiden kann. Aus diesem Grund will ich jemand Besonderer werden, jemand, dem die Leute vertrauen, dem sie ihre Zukunft anvertrauen, dem sie zulächeln und zuwinken, ohne nachher hinter seinem Rücken Schlechtes zu reden.“ „Denn was bringt dir eine hohe Funktion, wenn die Leute um dich herum, hinter hervorgehaltener Hand über deine Frisur kichern und mit dem Zeigefinger auf deine Kleidung zeigen, richtig?“ Überrascht sah der Blonde zur Dunkelhaarigen, die ruhig und leise gesprochen hatte, ohne zu stottern. Auf ihren Wangen hatte sich lediglich ein sanfter Rotschimmer gelegt, wobei er sich grinsend daran erinnerte, dass er immer Panik geschoben hatte, als sie die Farbe einer reifen Tomate angenommen hatte. Der Grund dafür war ihm bis heute unbekannt, doch nahm er sich fest vor, sie einmal darauf anzusprechen. Plötzlich stutzte er und blieb mitten auf dem Gehweg stehen. Ein älterer Herr mit Rollschuhen fluchte, als er fast in den jungen Mann hineinfuhr und einen scharfen Bogen um ihn machte, um ihm auszuweichen. Auch Neji, der vor sie gegangen war, sah verwundert zu ihnen zurück und hob eine Augenbraue an, wie um zu fragen, was nun denn wieder sei. Die ständigen Pinkelpausen sicher im Kopf. „Sag mal“, fing Naruto an und setzte sich in Bewegung, wobei er registrierte, dass auch Neji wieder sein Tempo von vorhin aufgenommen hatte, während er und Hinata, die ihr Fahrrad neben sich schob, langsamer gingen als er, um nicht gehört zu werden, „Gehst du mal mit mir zum Friseur und in das neue Einkaufszentrum?“ Naruto kratzte sich verlegen am Hinterkopf und bemerkte, dass Hinata die Augen aufriss und ihn verwundert anblickte. „Ich mein' ja nur... Du sagtest vorher, meine Klamotten wären aus der Mode und meine Frisur lächerlich.“ Hinata war diejenige, die jetzt stehen geblieben war. „Aber nein!“, beteuerte sie, während sie zwanghaft versuchte, nicht laut loszuprusten, „Das war doch nur ein Beispiel, Naruto!“ Sie konnte es nicht verhindern, aber sie grinste übers ganze Gesicht, sodass ihre weißen, geraden Zähne nur zu gut zur Geltung kamen. „Hmm...“, murmelte er und setzte wieder einen Fuß vor den anderen, „Warum lachst du dann?“ Die Besorgnis war ihm ins Gesicht geschrieben und die Dunkelhaarige musste dem Drang widerstehen, den Blondschopf zu umarmen, sein Gesicht mit zarten Küssen zu bedecken und ihm immer wieder durchs flauschige, wippende Haar zu fahren. Es passte einfach nicht zu ihr, ein solches Verhalten an den Tag zu legen, weshalb sie sich kurz räusperte und dann eine ernste Miene aufsetzte. „Naruto, deine Haare sind toll und deine Kleidung sowieso. Du bist eine geile Schnecke und ich finde dich atemberaubend. Wenn du also nichts dagegen hast, würde ich dir jetzt gerne einen Kuss auf die Lippen drücken. Hast du was dagegen?“, schrie ihre innere Stimme, die sie in den letzten Jahren erfolgreich unterdrücken konnte und biss sich auf die Lippen, um die Ernsthaftigkeit, die sie vorher aufgesetzt hatte, nicht zu verlieren. „Naruto“, setzte sie zum Sprechen an, nachdem sie jetzt eine Zeit lang geschwiegen hatte, „du bist perfekt, so wie du bist. Einen beliebten Menschen macht nicht sein Aussehen aus, sondern sein Charakter und den hast du.“ Sie lächelte leicht und konnte feststellen, dass Naruto den Kopf überrascht anhob und auf Anhieb lächelte. „Danke, Hinata. Kann ich nur zurückgeben.“ „Da sind sie!“, rief sie aus, um nichts darauf erwidern zu müssen, während ihr Herz mehrere kleine Hüpfer machte und das Glücksgefühl durch ihre Venen gepumpt wurde. Prompt rannte er zu der kleinen Gruppe und sprang auf Sasukes Rücken, der sich von den drei abgewandt hatte. Lachend nahm sie wahr, dass der Schwarzhaarige den Blonden mit nur einer Technik und einem Griff von sich gehievt hatte und Naruto nun lachend im Gras lag. „Warum seid ihr nicht gemeinsam gekommen?“, fragte Sakura an Naruto gewandt. „Naruto musste noch seine Pornohefte Neji ausborgen“, witzelte Sasuke, dessen Mundwinkel leicht zuckten. „Hey!“, riefen Neji und Naruto, der sich mittlerweile aufgerichtet hatte, wie aus einem Munde und schlug Sasuke mit dem Fuß in die rechte Kniekehle, wobei dessen Knie nach vor schnallte und dieser sich wütend zum Blondschopf umdrehte. „Das hast du nicht wirklich gemacht, Dope?!“ „Nein, hab ich tatsächlich nicht. Es war Neji.“ „Was?“, schrie dieser, als ihn Sasuke mit einem wütenden Blick besah. „Alles wird gut, Kinder. Wir beruhigen uns jetzt wieder“, murmelte Sakura und ging zwischen die Streithälse, die sich alle giftig anfunkelten. „Ja, Mama“, stimmte ihr Naruto zu und zog einen Schmollmund, weswegen er der Rosahaarigen ein raues Lachen entlockte. „Da kommen Ino, Shikamaru und Tenten. Shikamaru scheint gleich zu explodieren“, lenkte Hinata die vier ab. „Keine Fragen stellen. Er ist heute hoch explosiv!“, warnte sie Ino, während alle anderen verstehend nickten und Tenten gleich das Spiel aus ihrer Tragetasche herausnahm und aufklappte. Stille legte sich um sie, da sie es sich zur Angewohnheit gemacht hatten, nicht in Anwesenheit des Spiels zu reden. Zu groß war die Angst, es mit einem übersinnlichen Menschen zu tun zu haben, der ihre Gespräche über die Kuppel verfolgen konnte, ohne sich bemerkbar zu machen. „Am besten wir fangen gleich an. Je eher wir fertig sind, desto besser“, murrte Shikamaru, legte sich auf die Decke und verdeckte mit seinem Arm seine braunen Augen. „Was dem wohl über die Leber gelaufen ist“, flüsterte Naruto an Neji und Hinata gewandt. „Ich hör' dich, Naruto!“ Die nächste Aufgabe bestand darin, in einem verlassen, heruntergekommenem Haus zu nächtigen. Man erzählte sich, dass Obdachlose, die dort übernachteten, nie wieder zurückkehrten und auch wurde das Gerücht verbreitet, dass im Keller des Häuschens die Leichen einer Familie versteckt wurden. Der Mann der umgebrachten Frau war vom Teufel beherrscht worden und hatte von einem Tag auf den anderen seine geliebte Ehefrau und seine beiden Töchter umgebracht. Der einzige Überlebende war der Sohn gewesen, doch auch der verstarb wenige Monate unter mysteriösen Umständen. Von den erzählenden Personen hatte nie einer die Möglichkeit gehabt, diese Geschichte nachzuprüfen und wer die Quelle dieser Gerüchte war, war bislang noch immer nicht bekannt. So, oder so. Sie hatten die Hosen voll vor Angst. Das Spiel hatte außerdem neue Regeln eingeführt, die nur einigen auf der Karte erschienen waren und selbst die Wissenden mussten stillschweigen darüber bewahren. „Ich will da nicht hin!“ „Ich auch nicht“, stimmte Hinata der Rosahaarigen zu, die ihren Schlafsack fest umklammert hielt und sehr gestresst aussah. „Stimmt was nicht?“, fragte die Dunkelhaarige sie deshalb und verlangsamte ihr Schritttempo, um ungestört mit ihr reden zu können. „Lästert ihr schon wieder über uns ab, oder was?“, fragte Ino an sie gewandt und wartete, bis die zwei zu ihr aufgeholt hatten. Kurzzeitig wollte sie Sakura anfahren und fragen, warum sie ihre Nase überall hineinstecken musste, doch entschied sie sich dafür, ihren Ärger von vor ein paar Tagen zu vergessen und das freundliche Lächeln zu erwidern und auf den, nicht ernst gemeinten, Vorwurf nicht weiter einzugehen. „Keine Sorge, Ino. Wir lassen es dich wissen, wenn uns was an dir stört“, griff Hinata die Frage auf. „Gut so“, teilte ihnen die Blonde ihre Zustimmung mit und hievte ihre schwere Tasche auf die andere Schulter. „Hättest gleich einen Koffer mitnehmen können“, brummte Shikamaru und schrie verzweifelt „Au!“, als sie ihm mit der flachen Hand auf den Hinterkopf schlug. „So gefällst du mir schon besser“, zwinkerte sie scherzend und lachte, als er den Schopf schüttelte. „Dafür, dass uns gleich die Ratten über die Füße huschen, ist sie ziemlich gut drauf“, flüsterte Neji Sasuke zu, die die Führung übernommen hatten und registrierte wie dieser einen kurzen Blick nach hinten warf und dann desinteressiert mit den Schultern zuckte. „Wenn sie meint. Ist immer noch besser, als eine heulende und herumzickende Ino.“ Beide waren sich in diesem Punkt einig. „Und du glaubst, das stimmt?“ „Aber hundert Pro!“, versicherte Tenten dem Blondschopf und nickte zur Bestätigung. „Ich weiß nicht...“, wandte Naruto zweifelnd ein. „Ich sag, wie ich es von meinen Nachbarn gehört habe. Alle reden in der Stadt darüber.“ „Wenn das wirklich stimmt... Dann hängt meine Existenz an einem seidenen Faden.“ „Ah, jetzt übertreib doch nicht gleich so!“, warf die Braunhaarige empört ein und erregte die Aufmerksamkeit der restlichen Truppe. „Was los?“ „Ich hab Naruto erzählt, dass der Imbiss, der Ramen verkauft, bald schließt und jetzt macht er ein totales Drama darum und meint, er wird uns noch verhungern und sterben.“ Tenten schüttelte verständnislos den Kopf und verdrehte die Augen genervt. „Aber wenn es doch so ist! Ramen ist das beste, was es gibt auf dieser weiten Welt und wenn die mir das Beste wegnehmen, dann... Dann...“ „Dann gibt es auch noch Pizza und normale Nudeln und jetzt hör auf, dich wie ein Kind zu benehmen. Wir sind da. Passt auf, wo ihr hintretet, kann sein, dass hier Nägel herumliegen und spitze Gegenstände“, warnte sie Sasuke, nachdem sie durch die Tür hineingetreten waren, woraufhin Naruto sofort verstummte und den Boden unter sich mit seinen blauen Augen untersuchte. Ein abgestandener, unangenehmer Geruch schlug ihnen entgegen, woraufhin einige von ihnen den Atem anhielten und die Nase angewidert rümpften. „Das ist also unser Heim für heute“, hauchte Ino, die die Decke inspizierte und sich in dem kleinen Raum umsah, „Ich habe die Aufgabe, mir jeden Raum anzusehen.“ „Ich auch“, sprachen Sakura und Sasuke und blickten sich dann für einen kurzen Augenblick intensiv in die Augen. Die Rosahaarige schluckte den Klos in ihrem Hals runter und brach den Blickkontakt zu ihm abrupt ab, „Und ihr?“, versuchte sie sich zu fangen und wandte sich an die Restlichen, die alle in andere Richtungen blickten. „Wir dürfen niemandem verraten, was unsere Aufgabe ist.“ Die Münder der drei Uneingeweihten klappte überrascht auf. „Ihr wollt uns also ernsthaft nicht verraten, was ihr vorhabt?“ Ino knallte ihre Tasche auf den Boden zu den Rücksäcken aller anderen und stemmte die Hände in die Hüften. „Nicht, dass wir nicht wollen. Wir dürfen nicht“, versuchte Hinata sie zu besänftigen. „Also gut“, gab sich die Blonde geschlagen und zog Sakura und Sasuke am Ärmel hinter sich her, „dann bringen wir schon mal unsere Aufgabe zu Ende. Bis nachher.“ Sie verabschiedeten sich noch voneinander, bevor alles passierte. Kapitel 7: Zwischen lebendigen Leichen und Blutlachen. ------------------------------------------------------ „Als letztes noch in den Keller“, versprach Ino und setzte ihren rechten Fuß auf die erste Stiege, „Nein, du zuerst!“, sprach sie an Sasuke gewandt, packte ihn am Arm und schob ihn vor sich. Sakura wollte schon laut knurren, doch ersparte sie sich die Diskussion, die danach nur unnötigerweise stattfinden würde. Seufzend schlenderte er nach unten, die Hände lässig in den Hosentaschen vergraben, die Augen auf der Suche nach einem Lichtschalter. Das Licht, das hinter ihnen die wenigen Stiegen erhellte, warf Schatten ihrer Silhouetten auf den Beton unter ihnen. Kalter Wind wehte ihnen entgegen, während sich der scharfe Geruch, je weiter sie hineingingen, manifestierte, stärker wurde und bald darauf in den Nasen brannte, sodass die Blonde die Luft anhielt und immer wieder ausstoß. „Kannst du endlich damit aufhören?“, fragte sie Sakura gespielt freundlich, während sie die Zähne aufeinander presste und je ehe Ino etwas antworten konnte, ertönte ein lautes Geräusch und sie versanken in Dunkelheit. „Scheiße!“, fluchte Sakura und tastete an der Wand zurück zum Geländer. „Die Tür ist abgesperrt, verdammt!“, brüllte sie den Beiden zu und hämmerte dagegen. „Hört uns denn niemand? Die Tür ist zugegangen! Hilfe!“ Ihre Stimme überschlug sich vor Panik, während sie mit ihren Fäusten immer wieder gegen die massive Holztür schlug. „Sakura?“ Sasukes Stimme ließ sie innehalten, „Komm her.“ Verwundert riss sie in der Schwärze die grünen Augen auf und ertastete sich den Weg zurück zu den Hinterbliebenen, wo sie gegen Sasukes Oberkörper schlug, da sie ihn nicht rechtzeitig erfühlen hatte können. „Was machen wir jetzt?“, wandte sie in die Runde ein. „Die Tür muss automatisch zugesperrt worden sein, als sie ins Schloss fiel.“ Sasuke drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme kam und ordnete sie Ino zu. „Ich hab einen Stein, den ich auf dem Boden gefunden habe, zwischen Tür und Türstock geschoben“, hauchte die Rosahaarige und registrierte nur eine halbe Sekunde später einen festen Druck auf ihren Schultern. „Du hast also einen Stein dazwischen geschoben?“ Sasukes Stimme war ruhig, aber fest, weshalb sie ein paar Mal tief ein- und ausatmete und schließlich nickte, was er durch die Vibration, die durch ihren Körper ging, spüren konnte. „Ino, wir müssen beisammen bleiben.“ Keine Antwort und plötzlich Schreie. „Hilfe! Etwas zieht mich tiefer hinein. Hilfe!“, flehte sie mit erstickter und heiserer Stimme, die sich vor Angst überschlug. Ihre Schreie verhallten in dem Keller so schnell, wie sie ihren Hals emporgekrochen waren, noch bevor die beiden eine Chance hatten, zu orten, wie groß die Entfernung zwischen ihnen war. Zitternd registrierte Sakura, dass sie Sasuke die ganze Zeit über ihre Fingernägel in den Arm gerammt hatte, den er beschützend um sie gelegt hatte und das abstruse daran war, dass sie nicht daran dachte, ihre Finger zu lockern. „Au“, meinte er deshalb ironisch und ziemlich nüchtern und spürte bald darauf, wie sie ihre Fingernägel nur widerwillig von seinem Körperteil löste, ihre Hand jedoch seine berührend. „Wir müssen sie suchen“, hauchte ihm Sakura ins Ohr, indem sie sich auf die Zehenspitzen stellte, „Ich will nicht gehört werden, also müssen wir flüstern.“ Sasuke sagte nichts darauf, sodass sie dies als stumme Zustimmung deklarierte. „Wir haben keine Taschenlampen.“ Sein Atem kitzelte ihren Hals und hätte sie nicht eine Heidenangst davor gehabt, verschleppt zu werden, dann hätte sie wahrscheinlich errötend gekichert, „Aber ein Feuerzeug.“ „Warum hast du nicht gleich...?“, fragte sie ihn verdattert und spürte, dass er mit den Schultern zuckte. Wahrscheinlich hatte er es in seiner Panik vergessen, war aber zu stolz, dies zuzugeben. Stille legte sich um die beiden, die noch immer an derselben Stelle standen. Irgendwann hörte Sakura Schritte auf dem Boden hallen und streckte instinktiv die Hand nach ihrem Begleiter aus. Sie erfasste sein T-Shirt und sprach: „Ich halte mich daran fest. Ich will dich nicht auch noch verlieren.“ Sasuke, der stehen geblieben war, seufzte leise auf und setzte wieder einen Schritt vor den anderen. Sie konnten genau gar nichts erkennen, aber nach kurzer Zeit schon, gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit und sie konnten schemenhaft einige Türen und Gegenstände ausmachen. Beide überraschte es, wie viele Gänge und Räume der scheinbar kleine Keller hatte aber noch viel mehr drängte sich ihnen die Frage auf, wofür man so viele unterirdische Zimmer brauchte. „Hast du das auch gespürt?“, fragte die Rosahaarige und umklammerte panisch seinen Arm. „Das bildest du dir nur ein.“ Kurz und kalt. Genervt verdrehte sie die Augen und konnte nicht verstehen, warum er absolut nie die Fassung verlor oder wenigstens zugeben konnte, auch geängstigt zu sein. Zentimeter für Zentimeter bewegten sie sich vorwärts, bis sie schließlich am Ende des Gangs ankamen, wo sie ein Fenster registrieren konnten, durch das der Mondschein fiel. „Wo ist Ino?“ Sasuke zuckte mit den Schultern und drehte sich einmal um seine Achse, wobei sich sein Anhängsel ebenso mitdrehen musste. „Was... was ist das?“ Mit stockender Stimme und aufgerissenen Augen zeigte sie mit ihrem Zeigefinger in eine Richtung, aus der man den Schatten von etwas Sitzendem ausmachen konnte. „Ist das... Ist das eine Leiche?“ Sasukes Muskeln verkrampften sich, während er sich intuitiv zu ihr umdrehte und die Tränen registrierte, die aus ihrem Smaragden flossen. „Nein, das...“, versuchte er zu lügen, „Es ist eine. Man kann es nicht leugnen.“ Sein Herz pochte wahnsinnig laut und schnell gegen ihren Brustkorb und ebenso klopfte das Herz der Rosahaarigen, als sie sich an seine Brust schmiegte und in sein Kleidungsstück schluchzte. „Oh Gott. Wie kommen wir hier raus?“ Der Schwarzhaarige musste sich eingestehen, dass er es selbst nicht wusste. Einmal in seinem Leben hatte er kein Ziel vor den Augen. Keine Lösung parat. Nichts. Und so fühlte er sich auch. Wie ein erbärmliches Nichts. „Bleib hier“, flüsterte er ihr ins Ohr, „Ich will sehen, ob es nicht nur ein Mehlsack ist.“ Sofort spürte er den starken Druck um seinen Arm, der nach wenigen Sekunden nachließ und sie schließlich ihre Hand ganz löste. Langsam bewegte er sich auf die Ecke zu. Einen Schritt vor den anderen setzend. Ohne Pause. Er versuchte, sich auf mögliche Geräusche zu konzentrieren, aber das Blut rauschte ihm in den Ohren, sodass es alles übertönte. Nur noch wenige Meter. Alles in ihm sträubte sich dagegen, noch näher ranzugehen, es mit seinen Augen bestätigt zu bekommen, dass hier nicht nur das Spiel faul war. Dann... Schreie! „Sakura!“, schrie er hinter sich und kaum wollte er umdrehen, verstarben auch schon ihre Hilferufe. „Verdammt!“, fluchte er und stampfte wütend auf den Boden. Seine Arme hatte er in einer zornigen Geste nach oben gehoben, während die Hitze, die von seinem Körper Besitz ergriffen hatte, langsam verebbte. Noch immer nagte seine Neugierde an seinem Verstand, sodass er schnellen Schrittes auf die dunkle Ecke zueilte. Zum Schluss dachte er nur, er müsse sterben. „WAH!“, brüllte jemand aus der Dunkelheit, auf die er zugegangen war und legte ihm beide Hände auf die Schultern. Schreie hallten in Sasukes Ohren wieder, ohrenbetäubende Schreie, die ihm Kopfschmerzen zufügten, ihn beinahe bewusstlos werden ließen. Als sich sein Atem beruhigte, merkte er das Licht. Das helle, gleißende Licht und Schreie. Und als er sich nur ein bisschen anstrengte, nur ein wenig zur Ruhe kam, erkannte er auch, wem die Schreie gehörten. Es waren seine. „Beruhige dich doch, Mann. War doch alles nur Aufgabe.“ Naruto kam auf ihn zu, ihm die Hand entgegenstreckend, während der Schwarzhaarige Sakura registrierte, die sich auf dem Boden zusammengekauert hatte, während Schluchzer ihre bebenden Schultern zum Ausdruck brachten. Dann sah er noch Ino, die blass an der Wand lehnte und ins scheinbare Nichts starrte. Sie starrte ihn an, denn er war das Nichts. Hinata, Neji, Shikamaru, Tenten und Naruto. Sie alle standen da und blickten ins Nichts. Und dann holte das Nichts aus und versengte einen Schlag ins Gesicht des Blonden. „Ihr Wichser!“, tobte Sasuke und wischte sich die Spucke von der Wange, „Ihr seid alle miese Arschlöcher!“ Dabei blickte er jedem von ihnen in die Augen, währenddessen Sakura ihren Kopf anhob und Ino wieder anfing zu blinzeln. „Wir hätten sterben können“, kreischte Sakura, nahm Ino an die Hand und ging Richtung Tür, gefolgt von Hinata und Shikamaru. „Bleibt fern von uns!“, rief ihnen Ino zu. Schließlich kamen auch die anderen nach. „Warum schlägst du ausgerechnet mich?“, äußerte sich Naruto empört und betastete seine taube Wange mit den Fingerspitzen. Sasuke warf ihm bloß einen säuerlichen Blick zu und breitete stumm seinen Schlafsack auf dem staubigen Boden aus. Sakura legte ihren neben seinem und legte sich hinein, den Reißverschluss ganz zuziehend. Nach und nach taten es ihr die Restlichen nach und Stille legte sich um die kleine Gruppe. Shikamaru wollte gerade die Lampe ausschalten, die den kleinen Raum beleuchtete, doch Inos flehender, voll Angst getränkter Satz, ließ ihn innehalten. „Bitte lass das Licht an.“ Ihre Lippen bebten, während ihre Augen in salziger Flüssigkeit schwommen. „Soll ich...?“, setzte er an, da sie ganz alleine in einer Ecke des Zimmers lag, doch brauchte er gar nicht fertig reden, da sie gleich nickte und näher an die Wand rückte, damit er Platz für seinen Schlafsack hatte. Nicht, dass dies nötig gewesen wäre, weil sowieso reichlich Raum herrschte. Es war mehr Reflex. „Tut mir Leid, dich gekidnappt zu haben“, flüsterte der Braunhaarige und registrierte, wie sie ihm einen verletzten Blick zuwarf. „Schon gut. Du konntest es dir ja nicht aussuchen. Gute Nacht.“ Mit diesem Satz wandte sie sich ab von ihm und schloss die Augen. Shikamaru war nicht der einzige, der in jener Nacht nicht einschlafen konnte. „Du hast mich erschreckt, weil du so laut geschrien hast“, hauchte Sakura dem Schwarzhaarigen zu, der die Augen bereits geschlossen hatte. „Ich konnte es nicht vorhersehen. Es war unmöglich, nicht zu schreien. Wer hätte gedacht, dass die vermeintliche Leiche Naruto ist.“ Zustimmend nickte Sakura und nahm wahr, dass Sasuke wieder die Seelenspiegel schloss. Sie lagen sich genau gegenüber. „Ich hab dir nicht geglaubt, dass dich etwas berührt hat. Neji meinte nachher, es wären Wollfäden und Spinnennetze gewesen, die sie angefertigt haben, als wir an der Tür gerüttelt haben und Ino verschwunden ist.“ „Schon gut.“ Sakura schloss die Augen, während sie Sasuke fragend beobachtete, nachdem sie sich umgesehen hatte, „Ich hab Angst“, gestand sie leicht lächelnd. Sasuke seufzte leise, legte einen Arm um ihren Bauch, zog sie näher zu sich heran und hauchte ihr ins Ohr: „Jetzt besser?“ Überrascht schlug die Rosahaarige die Augen auf, doch verwandelte sich ihr verzerrtes Lächeln in ein Strahlendes. Es war ihm Antwort genug. Mein Blick wanderte durch das kleine Zimmer, in dem ich kochte und schlief, umher, während ich den feinen Staub, der sich auf den niedrigen Regalen gehaftet hatte, registrierte. Seufzend blickte ich hinab zu meinem rechten Fuß und verdrehte genervt die Augen, als mir wieder einfiel, dass ich den Boden schrubben musste. „Dieser ganze Scheiß hier interessiert mich nicht mehr“, motzte ich, fiel auf die Knie und nahm die Bürste heraus, die in dem bräunlichen Wasser schwamm, „Das sind doch alles erbärmliche Verhältnisse hier“, spuckte ich den Holzdielen unter meinen Knien entgegen und vollführte dieselbe Bewegung ein Dutzend Mal, bevor ich zu einer anderen Stelle kroch und dort ebenfalls rieb. Nach schier unendloser Zeit war ich endlich dort angelangt, wo ich am meisten zu putzen hatte. Die Blutstelle, die bereits vertrocknet war. „Wenn ich dich da rausbekomme, dann schwöre ich, werde ich nie wieder einen solchen Saustall anrichten.“ Meine Kehle kratzte, weil ich schon seit Stunden keinen Schluck zu mir genommen hatte. Das Wasser, mit dem ich den Boden schrubbte, sah zwar nicht lecker aus, doch brannte mir der Rachen so sehr, dass ich mich vornüber den Kübel beugte und daraus trank. Schmutzige Überreste, Wolle und anderer gröberer Schmutz blieben an meinen Zähnen hängen, sodass ich mit dem Zeigefinger darüber strich und diese wegwischte. „Wenigstens etwas“, sprach ich zu mir selbst und wandte mich wieder dem Boden zu, der feucht glänzte. Vom Blutfleck nur mehr ein leichter Umriss zu sehen. „Perfekt“, lobte ich mich selbst dafür, mir die Hände wund gescheuert zu haben und hörte bereits zum sechsten Mal die Kuh aus dem Stall muhen. „Na, die wird was erleben!“ Zornig band ich mir das Kopftuch fester um, stürmte aus dem Raum, in Richtung des Stalls, einen dicken, langen Ast in der Hand haltend. „Sei endlich ruhig!“, brüllte ich und schlug damit das Vieh, das sofort verschreckt in die Ecke flüchtete. Einige Sekunden wartete ich, um sicher zu gehen, dass es nicht noch ein siebtes Mal rufen würde, doch stellte ich erleichtert fest, dass dem nicht so war. „Gut so“, pflichtete ich ihr bei und hatte gerade einen Schritt hinausgesetzt, als ich dieses Geräusch wieder wahrnahm. Ein kaltes Lächeln umspielte meine vollen Lippen, während ich mich langsam, in Zeitlupe umdrehte und das Tier aus mordlustigen Augen anstarrte. Das Schlachtermesser, das ich von dem Haken hinuntergezogen hatte, glänzte, als die Sonne hinter mir über den Horizont schien. Kapitel 8: Verkauf' dich selbst und deine Seele an das Spiel. ------------------------------------------------------------- „Frisches Faschiertes! Frisches Fleisch um nur fünf Taler pro Kilogramm.“ Während ich die Hände zu einer Röhre formte und sie um den Mund legte, um die Geräusche besser übertönen zu können, kam ein junger Mann mit blonden Haaren auf mich zu. Seine blauen Augen strahlten, während ein lockeres Grinsen seine Lippen umspielte. In einer Hand hielt er drei Keulen, während er in der anderen zwei weitere festhielt. Sein Name war... „Neil, schön dich zu sehen“, sprach ich mit belegter Stimme und senkte den Blick hinab zu den Fleischstücken, die ich auf den provisorischen Holztisch gestapelt hatte. „Wie viel?“ Mit einem Zeigefinger deutete er auf ein kleines Stückchen, das am Rand des Tisches stand. „Fünf.“ „Drei.“ „Fünf.“ „Drei.“ „Nein.“ „Gut, dann eben nicht.“ Er wollte sich gerade abwenden, als ich ihm meine Fingernägel in den Arm rammte, um ihn am gehen zu hindern. „Drei und halb.“ Neil schien einen kurzen Augenblick zu zögern, doch schenkte er mir kurz darauf ein warmes Lächeln, das sogar ich erwidern musste. Von allen Idioten hier in Gallein, war er mit Abstand der Angenehmste und außerdem ein treuer Freund, wenn man sich selbst dazuzählen konnte. „Danke, bis dann“, rief er mir nur noch zu, bevor er das Fleisch, das ich in Papier umwickelt hatte, in eine Ledertasche verstaute und in Richtung Stadtmitte zog. Ich lächelte in mich hinein. „Sasuke, verdammt. Es tut mir Leid.“ Naruto versuchte, seinen Freund einzuholen, der die Führung mit Ino und Sakura übernommen hatte und seinen Freund seit einer geschlagenen halben Stunde ignorierte. „Sakura, bitte! Ich hatte doch keine andere Wahl. Ino!“ Der verzweifelte Ton in seiner Stimme ließ schließlich die Rosahaarige anhalten, womit sie auch die anderen zum Stillstand brachte. „Du kannst nicht von uns erwarten, dass wir dir gleich verzeihen, nachdem du uns gestern... nachdem du uns gestern...“ „Fast umgebracht hättest“, beendete Ino ihren Satz und stemmte die Hände in die Hüften, während sie die Augenbrauen wütend verzogen hatte, „Ich hab gestern fast einen Nervenzusammenbruch erlitten!“ „Das haben wir noch gar nicht mitgekriegt“, flüsterte Neji ironisch und ignorierte den genervten Blick, den ihm Shikamaru zuwarf. „Ihr seid alle so anstrengend“, stöhnte er und kratzte sich am Hinterkopf. Während sie die Aufgaben erledigten, darüber stritten, dass die Verteilung unfair war, sich wieder versöhnte und lachten, bemerkte niemand von ihnen den Wandel einer Person aus der Gruppe. Dieses ignorante und absolut unverständliche Verhalten der sieben Freunde, regte diese eine Person dazu an, noch weiter daran festzuhalten, noch viel weiter zu gehen, noch so viel weiter, um alles zu zerstören, um endlich aufmerksam auf sich und seine Probleme zu machen, im Rampenlicht zu stehen, umsorgt zu werden. Wünschte dieser Mensch sich den Zerfall der Gruppe so sehr, so drückte der Verstand ihr/ihm seinen Abdruck auf die Stirn. Sie/Er wollte gar nicht, dass dieses Spiel diese Ausmaße annahm, aus den Fugen geriet, lediglich wollte sie/er in den Arm genommen und getröstet werden, doch lagen Genie und Wahnsinn bekanntlich nah beieinander. Und während die Person, die sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten hatte, leise in sich hineinlachte, weil der Plan so gut verlief, bildete sich ein kleiner Riss. Ein kleiner Riss, von ganz weit unten, kaum zu sehen, unerkennbar, scheinbar unwichtig, der größere Ausmaße annahm, immer größer wurde und schließlich alles zum Einsturz brachte. Noch nicht, aber bald und einige spürten es bereits kommen. „Komm da weg! Du bist doch absolut talentfrei!“ - „Genau, du hast ja keine Ahnung!“ - „Junge, hör auf, die Fackeln in die Luft zu werfen.“ - „Du kannst sie doch nicht einmal fangen!“ Neil biss sich auf die Lippen, während er die brennenden Fackeln in die Luft schmiss. Ein feiner Schweißfilm hatte sich auf seine Stirn gelegt, während seine Haare am Ansatz dunkelblond gefärbt waren, weil er so sehr schwitzte. Während er mit den Armen herumhantierte, um seine fliegenden Gegenstände nicht fallen zu lassen, beobachtete ich ihn aus einer dunklen Gasse und beäugte die in Lumpen gekleideten Menschen, die diesem Schauspiel zusahen. Neil, ein einfacher verwaister Bauer aus der Provinz, der sich so viel mehr erhofft hatte, als bloß Fackeln in die Luft zu werfen. „Verdammt!“, fluchte er laut und riss mich somit aus den Gedanken. Er hatte eine Fackel nicht beim Stiel sondern beim brennenden Ende in die Hände bekommen. Rings um ihn herum lagen die Restlichen am Boden, kühlten aus, während sich anfangs leiser, dann lauter Spott und schließlich hämisches Lachen in der Masse breit machte. „Wir haben dir doch gesagt, dass du das lassen sollst!“, rief ihm einer der Schaulustigen zu und krümmte sich vor Lachen, während sein Kopf rot angelaufen war. „Verschwinde aus unserer Stadt. Du hast hier nichts zu suchen!“ - „Glaubst du, der König lässt Teufels Bruder, den Fuchs bei sich im Schloss arbeiten? Das wir nicht lachen!“ Eine Frau mittleren Alters, die einen Korb voller Äpfel in den Armen trug, spottete mit wütender Miene über den Artisten, der mittlerweile die Fackeln eingesammelt hatte. „Wisst ihr was?“, erhob er seine Stimme leise und ließ alle anderen verstummen, „Egal, was ihr sagt. Ich glaube an meinen Traum. Sieht euch doch nur an, ihr seid alle so verbittert, so traurig, so in eurem Elend versunken und wollt das an mir auslassen. Bitteschön, nur zu, denn ich bin doch nur ein armer Bauer, jemand ohne Zukunft, ein Mensch, der nur den Rehen in der Hand halten sollte aber wisst ihr was? Ihr! Ihr seid ebenso nur Bauern und anstatt zu mir zu halten, weil ich jemand euresgleichen bin, verbreitet ihr Spott und Hohn, lacht mich aus, weil ich Fehler mache. Ihr seid auch nicht perfekt, sonst wärt ihr keine Personen der dummen unteren Schicht. Wenn ihr mich jetzt entschuldigt. Ich habe einen Traum, dem ich folge.“ Stille. Das war alles, was zu hören war. Stille und absolutes Schweigen. Er hatte die Luft aus dem Ballon gelassen, den Wind aus den Segeln genommen, alle zum Stillstand gebracht und einen Moment lang schloss ich meine Augen, sog den Geruch von salzigem Meer ein, erinnerte mich an das ganze Grün, das ich im Leben gesehen hatte, auf dem ich gelegen und mich entspannt hatte und dann brach das Chaos aus und ich wurde wieder lebendig. Gelächter. Das war alles, was ihn umhüllte. Spottendes Lachen, ausgestreckte Finger, spuckende Münder, Menschen, die sich gegenseitig stützten, um nicht umzukippen. Hätte ich ein Gewehr gehabt, ich schwöre, ich hätte sie alle umgebracht. „Ich hab Post bekommen!“, schrie Tenten der Gruppe und winkte ihnen mit dem Umschlag zu, während sie zu ihnen rannte. „Ich bin gekommen, so schnell ich konnte“, japste sie, während sie sich eine Strähne hinters Ohr strich und tief ein- und ausatmete. Wortlos drückte sie Neji den Brief in die Hand, da er neben ihr stand. „Ich hoffe, ihr habt keine Schwierigkeiten mit den Aufgaben, meine Freunde. Um euch aber das Vergnügen an diesem liebreizenden Spiel nicht zu nehmen, beschleunigen wir die Sache ein wenig. In diesem Umschlag findet ihr einen weiteren Stapel Karten mit Jokern. Wer von euch eine davon zieht, darf zweimal würfeln und die Zahl, die er dazubekommen hat, zu der ersten dazuaddieren. Schließlich brauchen wir einen Gewinner.“ Als der Braunhaarige endete, schloss er die Augen und seufzte. „Ich glaube es einfach nicht, dass uns das Schicksal so etwas antun will“, resümierte er sein kurzes Schweigen und erntete leichte Grinser dafür, „Lasst uns anfangen.“ „Ich glaube es einfach nicht“, hauchte Sasuke, als er sich auf sein Bett legte und die Decke über sich anstarrte, „Ich kann das einfach nicht mehr glauben.“ Sein Herz pochte laut und unregelmäßig gegen seinen Brustkorb, während leichte Krämpfe in seinem Bauch rumorten. Schwärze hatte sich um ihn gelegt, seinen Körper aber leider nicht seine Sinne eingehüllt. Während sein Kopf unentwegt an seine Aufgabe denken musste, ballte er die Hände zu einer festen Faust zusammen, die er sich gegen die Stirn schlug. „Was soll der ganze Scheiß?“, fluchte er, während das Gesicht des zu leidenden Mädchens die ganze Zeit in seinem Bewusstsein herumgeisterte. Entschlossen erhob er sich aus seinem Bett und marschierte in den Flur, wo er zum Haustelefon griff und die Nummer wählte, die dies betreffen sollte. „Hallo?“ Die Stimme am anderen Ende klang verschlafen, müde und ein wenig aggressiv darüber, geweckt worden zu sein. „Ich bin es. Sasuke.“ Stille. Das war das einzige, was zu hören war. „Was ist passiert?“ Er lächelte leicht. Obwohl er um zwei Uhr morgens angerufen hatte, hatte sie nicht einfach unfreundlich aufgelegt, sondern fragte, was nicht stimmte. „So einiges. Es geht um meine Aufgabe. Du kommst darin vor.“ Sie zog scharf die Luft ein und atmete sie dann genauso scharf wieder aus. „Darfst du es mir überhaupt sagen?“ Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf in dem dunklen Raum, der nur durch das Fenster am Gangende erhellt wurde. „Nein!“, rief er, als er sich erinnerte, dass sie durch das Telefon seine Kopfbewegung nicht erahnen konnte. „Dann sag es mir auch nicht. Was es auch ist, ich köpfe dich schon nicht dafür.“ Sie sprach leise, so, als wolle sie ihn warnen, nichts zu verraten, sich nicht selbst in Gefahr zu bringen. Sasuke nickte und legte ohne Weiteres auf. „Danke“, flüsterte er in die Stille hinein. Mit bleischwerem Herzen lehnte Sakura an der Wand und versuchte, ihr Herz zu beruhigen. Nicht nur, dass er sie aus dem Schlaf gerissen hatte, er hatte ihr auch Angst eingejagt. Angst hatte sie davor, was morgen auf sie warten würde. Mit langsamen Schritten ging sie auf ihren Tisch zu und schaltete die Lampe ein. „Wehr dich“, las sie vor, während kalte Schauer ihren Rücken streiften. Sie hatte eine vage Ahnung, in welche Richtung er gehen musste. „Sai?“ „Wer ist da?“ „Ino. Ino Yamanaka. Die, aus dem Blumenladen.“ „Natürlich weiß ich, welche Ino. Was gibt’s um 2 Uhr in der Früh?“ Seine Stimme war freundlich und nur allzu deutlich konnte sie sich das leichte Lächeln vorstellen, das seine Lippen umspielte. „Kann... Kannst du herkommen? Ich bin alleine und nun ja... Ich dachte...“ Nervös biss sich die Blonde auf die Unterlippe und lehnte ihre hitzige Stirn gegen das kühle Glas, „Lass uns ein wenig Spaß haben.“ Während ihr Herz pochte, als wäre sie einen Marathon gelaufen, rauschte ihr das Blut so sehr in den Ohren, dass sie die Antwort des jungen Mannes nicht hören konnte, „Läute einfach nur bei 3 an. Ich warte auf dich.“ Ohne auch nur eine Antwort abzuwarten, legte sie auf und ließ sich an der Wand hinuntersinken. So hatte sie sich ihr leidenschaftliches erstes Mal bestimmt nicht vorgestellt. Mit einem Jungen ins Bett zu steigen, den sie nur vom Sehen und kurzen Plaudern kannte, passte nicht in die Klischeevorstellung der jungen Yamanaka. Heiße Tränen brannten ihr in den Augen, während sie mit zitternden Fingern die Karte vom Boden fischte, auf der ihre Aufgabe gestanden hatte. „Überlasse dich dem Briefträger“, war darauf gestanden. „Ah, fick dich doch!“, fluchte sie, während die salzige Flüssigkeit ihre Wangen nässte und sie sich erhob, um sich im Badezimmer für das Bevorstehende schick zu machen. „Ich halte, du trittst.“ Neji nickte, bevor er auch schon ihr Opfer ins Visier genommen hatte. „Maske rauf und los!“ Die überraschten Augen, die ihnen entgegenblickten, als sie auf den jungen Mann einschlugen, brannten sich in das Gedächtnis der beiden Peiniger. Nie wieder würden sie die hilferufenden Schreie und den bewusstlosen Körper vergessen. Ihre Aufgabe war getan. „Ich hatte die Aufgabe, meinem Schwarm, meine Liebe zu gestehen und das mache ich hiermit. Naruto, seit ich dich kenne, bewundere ich dich für deinen Mut und für den Lebenswillen, den du mit der Zeit entwickelt hast. Du bist für mich eine Inspirationsquelle, ein Brunnen, aus dem ich meine Energie schöpfe und... So ein Schwachsinn. Das kannst du ihm doch nie im Leben verzapfen!“, schrie sie und verschränkte die Arme vor die Brust, während sie auf den Blondschopf wartete. Die Sonne wärmte ihr den Rücken, sodass sie sich kurzerhand umdrehte und sich die Strahlen ins Gesicht scheinen ließ. Sie hatte im Gefühl, dass dieser Tag besser werden würde, als die vorherigen. Als sie die Augen zaghaft aufschlug, bemerkte sie den Schatten neben sich. „Warum sagst du nicht, dass du schon da bist?“ Sie hob beide Augenbrauen fragend an und lächelte leicht, als Naruto sich am Hinterkopf kratzte. „Ich wollte dich nicht stören. Du sahst so friedlich aus.“ Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf ihren Wangen, während sie ihre Finger betrachtete und sich schließlich räusperte. Sie kratzte all ihren Mut für den nächsten Satz zusammen. „Naruto, ich bin verliebt in dich. Von dem Augenblick an, als du auf der Schaukel gesessen bist und geweint hast, weil du dir das Knie blutig aufgeschlagen hast... Nur... Nur hatte ich nie den Mut, es dir zu sagen. Weil... Weil du eben immer Sakura hinterhergerannt bist und ich nur als eine Freundin existiert habe.“ Auch wenn sie somit ihre Aufgabe erledigt hatte, so hatte sie den Entschluss gefasst, ihm alles zu sagen, so lange das Adrenalin durch ihre Venen gepumpt wurde, „Dann hast du mich einmal vor diesem großen, weißen Hund von Kiba beschützt, der eigentlich nicht vorhatte, mich anzugreifen, aber du bist sofort dazwischen gegangen und ich... Ich habe mich so sicher gefühlt.“ Ihre Stimme war brüchig, während Tränen aus ihren Augen flossen und sie unweigerlich schniefte. „Ich mag dich auch, Hinata.“ Beide ihrer Herzen zersprangen in tausende Einzelteile, weil sie ihre Aufgaben erfolgreich abgeschlossen hatten. Kapitel 9: Innerlich sterben und nicht entkommen können. -------------------------------------------------------- „Was zum Teufel?“, hauchte ich, als ich einen der vielen Flyer von den Pflastersteinen aufhob und ihn mir durchlas. Immer wieder, bis ich mir absolut sicher war, mir jedes einzelne dieser Wörter gemerkt zu haben. Wütend zerknüllte ich das Papier in meiner rechten Hand und warf es in meinen Korb, der so schwer war, wie die halbe Kuh, die darin lag. Unweigerlich musste ich lächeln, da ich mich an die blöde Kuh erinnern musste. Mein Grinsen wurde um eine Spur breiter. Ich hätte nicht gedacht, dass man mit einer Kuh solche Wortspiele aufführen konnte. Vielleicht sollte ich ihr einen Namen geben. Roberta? Berta? Isabella? Ja, Isabella war gut. Isabella war schön und konnte mit Bella abgekürzt werden. Mit einem Schlag kippte mein Gemütszustand. Die Knochen musste ich vergraben, die Haut des Tieres konnte ich zu einem Teppich umfunktionieren oder zu einer Decke. Je nachdem. Das schwere Gewicht, das an meinen Schultern zerrte, erinnerte mich daran, mitten auf dem Hauptplatz stehen geblieben zu sein und einen Punkt wie apathisch angestarrt zu haben. Bestimmt hatten mich die Leute alle angestarrt und sich gefragt, was mit mir bloß falsch war. „Schon wieder so eine Missgeburt“, hörte ich meine Gedanken in meinem Kopf rumoren und rasch setzte ich mich in Bewegung, um von diesen Schaulustigen wegzukommen. Welch ein Vergnügen und welch eine Genugtuung es ihnen wäre, wenn sie die Bestätigung dafür fänden, dass ich verrückt war. Verrückt und verabscheuungswürdig. „Euch zeig ich es allen“, brüllte ich innerlich und wollte meine Faust zwei Kindern entgegenstrecken, die an mir vorbeigingen und mich musterten, doch beließ ich es dabei, weil ich Wachen an einer Ecke stehen sah. Bald würden sie auf mein dreckiges Geheimnis stoßen. Ich konnte den Geruch von Blut schon beinahe riechen, doch den Verrat schmeckte ich bereits jetzt auf der Zunge. „Na? Alles gut bei euch?“, fragte ich die Jugendlichen freundlich und ließ eine Reihe gelber, schiefer Zähne erscheinen, als ich die Mundwinkel zu einem Lächeln nach hinten schob. Wahrscheinlich machte ich einen gefährlichen Eindruck auf sie, weswegen mir niemand antwortete. „Auch gut“, brummte ich und sah hinab zu meinen Füßen, die ich von meinen Schuhen entledigt hatte. Dem kleinen Zehen war der Nagel abhanden gekommen und generell boten meine Füße einen schaurigen Anblick. Verkrüppelt und schmutzig. Seitlich konnte ich die vertrockneten Spuren von Blut ausmachen, weswegen ich einen Finger mit Speichel bedeckte und den Schmutz dann wegputzte. Als ich in die Gesichter der Männer blickte, konnte ich darin Ekel feststellen. Ein Gedanke stand ihnen förmlich auf der Stirn geschrieben: „So eine will ich nicht als Frau haben.“ Ich versuchte, ein Lächeln zustande zu bringen, aber mein Vorrat an verlogener Freude war für heute definitiv aufgebraucht und als mir eines auffiel, konnte ich an nichts anderes mehr denken. Ich wollte sie alle abschlachten. „Wo ist er?“, schrie ich und Spucke spritzte meinen Zuhörern entgegen. „Er... Er will nicht mehr. Er sagt, ihm wäre das alles zu viel, zu gruselig, zu... Zu grausam und unbegreiflich. Habt Ihr denn nicht die Flyer gesehen, Madam?“ Für das Stottern hätte ich ihm am liebsten einen Dolch durch sein erbärmliches, rotes Herz gejagt, aber er hatte mir wenigstens eine Antwort geliefert. „Ich kann euch die Geschichte nicht zu Ende erzählen, wenn ihr nicht acht seid.“ Verstehend nickten die Jugendlichen und standen bereits auf, „Bleibt sitzen. Er kommt schon noch zur Besinnung, glaubt mir.“ „Oscar?“ Ich blieb einen kurzen Moment stehen, um mögliche Geräusche nicht zu überhören, doch regte sich nichts in den Büschen. Ich hatte den Kleinen gefunden und gejagt, hinaus in den Wald, wo er sich jetzt wie ein kleines, feiges Huhn vor mir versteckte, „Komm raus, du abartiges Schwein“, flüsterte ich mehr zu mir selbst und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Dafür würde er länger büßen. Mehr und länger. Dreifach. Und für die Sache mit den Flyern vierfach mehr. Dort! Alle meine Sinne wurden angeregt, als ich das beinahe unmerkliche Bewegen der Sträucher entdeckte und mit rasender Geschwindigkeit darauf zupirschte. Kurz danach kam er mir in die Quere. „Das wird dein letztes Mal sein, dass du versuchst, mich beim König mit deinen Flyern anzuzeigen.“ „Ihr könnt euch, nachdem ich gegangen bin, gegenseitig vorstellen und kennenlernen, aber jetzt will ich einfach nur weitererzählen.“ Mit einem verschmitzten Grinsen strich ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und studierte den Gesichtsausdruck des Neuankömmlings. Regungslos. Durch die Bewegung tropfte die rote Flüssigkeit, die an der Spitze gehaftet hatte auf mein Kleid. Als ich an mir hinabblickte und versuchte, den Fleck zu finden, merkte ich, dass es sowieso belanglos war. Er war neben den anderen Blutspritzern nur ganz, ganz klein. Sakura hielt sich eine Hand vor den Mund, als sie merkte, dass das erneute Kratzen in ihrer Brust ihren Hals emporschlich und sich schließlich mit einem heftigen Hustenanfall bemerkbar machte. „Ich hasse es, krank zu sein“, schniefte sie leise und beschleunigte ihr Schritttempo. Sie war bei Ino gewesen, nachdem diese sie vollkommen aufgewühlt angerufen hatte, um ihr von ihrer Aufgabe zu erzählen. Sakura hatte sie nicht davon abhalten können, mit Sai zu schlafen, da diese sie erst am nächsten Morgen darüber informiert hatte. Die Wimperntusche hatte schwarze Streifen auf Inos Gesicht hinterlassen, ihre Augen waren gerötet und auch sonst schien sie ziemlich fertig zu sein. „Was heißt hier schien?“, wunderte sich die Rosahaarige über ihre eigenen Gedankengänge, weil es ja ziemlich offensichtlich war. „Ich musste mit Sai schlafen und das absolut Schrecklichste daran war, dass ich es nicht einmal bereue. Ich meine...“, an dieser Stelle hatte sie nach Luft gerungen und wäre fast erstickt, wenn Sakura ihr keine Ohrfeige verpasst hätte, „Danke. Es ist nur so, dass ich glaube, dass ich mich in ihn verliebt habe. Kannst du dir das vorstellen? Nein? Ich auch nicht! Wie kann man sich denn bloß in jemanden verlieben, nur weil er im Bett so gefühlvoll und so lieb und so nett und und und so zärtlich war? Verstehst du, was ich meine?“ Sakura, die in ihre Tasse gestarrt hatte, schüttelte den Kopf und besah ihre Freundin mit einem traurigen Blick. „Nein, leider versteh ich es nicht.“ „Tut mir Leid, ich weiß, ich bin schrecklich.“ „Nein, nein, schon gut, du kannst ja nichts dafür. Habt ihr noch miteinander geredet, nachdem... Nun ja, nachdem du deine Aufgabe erfüllt hast?“ „Er...“, stotterte Ino und errötete leicht, „hat mich gezeichnet und mir Komplimente gemacht, aber nicht über mein Äußeres... Doch, schon, aber mehr hat er meinen Charakter in den Himmel gepriesen. Sasuke ist ihm sehr ähnlich, nur versucht Sai wenigstens, aufzutauen, zu lächeln, zu lachen, freundlich zu sein und er macht gute Fortschritte, nachdem ich ihn von heute mit den Geschichten von damals vergleichen konnte. Er hat gemeint, er wäre irgendwo in einem Loch aufgewachsen mit extrem vielen Geschwistern und sie alle hatten bloß irgendwelche Zahlen als Namen.“ Sakura schlug die Augen überrascht auf und registrierte, wie Ino energisch mit dem Kopf nickte, um das Gesagte noch einmal zu bestätigen. „Wow... Ihr habt aber viel geredet.“ Die Blonde lächelte einen Moment, doch wurde ihre Miene dann wieder ernst. „Habt ihr... Habt ihr euch denn wieder verabredet?“ „Ja, für heute Nacht. Ich glaube, wir kommen zusammen. Irgendwann, wenn dieser Scheiß endlich aufhört.“ Die Rosahaarige stimmte ihr zu und schlug die Beine auseinander. „Ich geh dann mal lieber. Sai kommt bald vorbei und du musst dich noch hübsch machen. Eines verstehe ich aber nicht, Ino. Warum hast du so sehr geweint?“ „Weil er mich gefragt hat, woher mein plötzlicher Sinneswandel kommt.“ „Und? Was hast du ihm geantwortet?“ „Dass mir langweilig gewesen ist und ich jemanden zum Reden brauchte. Er hat ziemlich überreagiert und gesagt, er käme sich wie ein blödes Spielzeug vor. Dann aber habe ich ihm erklärt, dass ich meine Jungfräulichkeit nur für ihn opfern würde und am Anfang hat mir der Idiot nicht geglaubt, dass ich noch nie... Na, du weißt schon und dann meinte er, er wäre froh, dass er der Erste war, der mit mir... Du weißt schon.“ Sakura zog die Stirn zusammen, während sie leicht lächelte. „Du weißt aber, dass das keinen Sinn ergibt, oder?“ „Ja, ich weiß“, lachte Ino und fächerte sich Luft zu, „Ich war nur so geschockt von der Aufgabe und darüber, dass der Unbekannte Sai kennt, dass ich fast kollabiert bin, wenn ich nicht geheult hätte wie ein Baby. Ich wollte es nur nicht zugeben.“ Die Rosahaarige lachte, umarmte ihre Freundin fest und machte sich auf den Weg. Alleine. Im Dunkeln. Sasuke wartete in einer dunklen Ecke darauf, dass seine Zielperson aus der Haustüre trat. Die roten Kontaktlinsen, die er sich zur Tarnung gekauft und ins Auge gesetzt hatte, leuchteten in der Dunkelheit, während er die Strumpfhose, in die er extra zwei Löcher hineingeschnitten hatte, in der einen Hand hielt. Ein Atemzug, zwei, dann hörte er, wie eine Tür aufgerissen wurde und eine Person heftig hustete. Schnell zog er sich die Maske über und schlich von hinten an die Rosahaarige ran, die nichts ahnend ihren Weg fortsetzte. Und plötzlich hielt er ihr den Mund zu und zerrte sie in eine Gasse, wo er sie gegen die Wand drückte und ihr drohte, sie umzubringen, wenn sie schreien würde. „Das muss meine Aufgabe sein! Ich sollte mich gegen diesen Wichser verteidigen“, dachte sie und schlug nach ihm. In dem Moment, in dem er von ihrem Mund abließ, um sich zu ducken, sammelte sie all ihre Kräfte und schrie aus Leibeskräften um Hilfe. „Sei ruhig!“, flehte der Schwarzhaarige und drückte ihr den Hals zu, während er mit einer Hand versuchte, ihre Hose zu öffnen. Schnell hob und senkte sich ihr Brustkorb, während sie angestrengt versuchte, nach ein bisschen mehr Luft zu schnappen. Verzweifelt schlug sie ihm ihre Fingernägel in die Hand, weswegen er hörbar aufstöhnte und ihr dann mit diesen roten Augen in die Seelenspiegel blickte. „Bitte.“ Nur ein Wort, das ihn innehalten ließ, aber nicht davon abhielt, ihre Hosen abzustreifen. „Verdammt, nicht noch einmal, bitte nicht, tun Sie mir das nicht an. Nicht schon wieder, bitte!“ Sie schluchzte und keuchte, wimmerte und flehte, doch dann zerriss ihr Herz entzwei, wie schon so oft, zerbarst wie ein Spiegel, wurde gegen die Wand geschossen und erstarb. Die junge Frau weinte, presste ihren Kopf seitlich an die kühle, graue Wand, während sie versuchte, sich ihre Freunde vorzustellen, versuchte, zu vergessen, nicht daran zu denken, nicht zu hören und nicht zu sehen. Tränen tropften unaufhörlich auf ihr Shirt, das er ihr, dafür dankte sie Gott, nicht ausgezogen hatte. Nicht nur Sakura starb innerlich an diesem Tag das zweite Mal, auch Sasuke fühlte sich, als wäre er tot. Er wusste, er würde diese Sünde nie wieder von sich abwaschen können. Der nächste Tag begann mit einer seltsamen Stille. Kein Vogel weckte die 8 Freunde, keine vorbeifahrenden oder hupenden Autos, kein Kindergeschrei, ja nicht einmal die Schuhe, die auf dem Asphalt echohten, durchbrachen diese stumme Decke, die sich über sie gelegt hatte. Sie standen alle zur selben Zeit auf, irgendwann mitten in der Nacht, zwischen völliger Panik und der Müdigkeit, die sie seit geraumer Zeit begleitete. Plagte, wenn man es genau nahm. Sie alle erhoben sich von ihrem Bett, tapsten ein paar Schritte in vollkommener Dunkelheit, bis sie an das Fenster traten und versuchten, hinauszublicken. Aber alles, was sie sahen, war ihr eigenes Spiegelbild. Das fahle Haar, die dunklen Augenringe, die Blässe, die den Kontrast zwischen Haar und Haut noch mehr verstärkte. Die Acht konnten sich selbst kaum noch erkennen. Nicht einmal das Zucken ihres Mundwinkels wollte funktionieren, ohne dass es gekünstelt aussah und bald schon begriffen alle, dass sie sich verändert hatten. Zu einer Person, die sie nie werden wollten, vor der sie sich stumm und heimlich immer gefürchtet hatten. Sie fürchteten sich vor sich selbst. Davor, wie weit sie noch gehen würden, wie sehr sie den anderen noch verletzen konnten, ohne selbst an diesem verdammten Spiel zugrunde zu gehen. „Bald“, hauchten sie ihrem Spiegelbild zu, versprachen sich selbst, bald damit aufzuhören, nicht mehr mitzumachen, dem ganzen ein Ende zu bereiten und doch wussten sie alle, dass sie nicht aufhören konnten. So lange, bis ihnen das Spiel nicht sagte, dass es genug war, dass sie fertig gespielt hatten und wieder frei sein durften. Aber das Spiel blieb stumm, solange keine neue Aufgabe auf die Freunde zukam. Sie hatten erst die Hälfte erreicht, überschritten und weitere 30 Felder standen ihnen bevor. Ihnen allen drängte sich die Frage auf, ob sie die 30 Felder noch aushalten konnten. Wenn sie jetzt schon in die Knie gezwungen wurden, wie würde sich das nach zwei Runden äußern? Sie würden total am Boden liegen. Besiegt, von ihren eigenen Freunden, kaum dazu in der Lange würden sie sein, einen einzigen Finger zu rühren und die Jugendlichen gestanden sich schluckend ein, dass dieser Moment bald sein würde. Am Nachmittag konnten sie alle wieder Luft schnappen, denn die Watte, die sich um ihren Gehörsinn gelegt hatte, füllte sich mit Wasser und wurde durchlässig für die Geräusche, die man nun mal an einem normalen Tag zu hören bekam. Der Kinderwagen, der von Müttern beim Plaudern vor sich hergeschoben wurde, das plätschern eines Brunnens, die hitzige Diskussion eines Paares und das vorbeifahren eines Zuges. Man hätte meinen können, dass alles wieder so wurde, wie vor dem Morgen, als sie das Spiel fanden, aber sich das vorzustellen und ernsthaft in Erwägung zu ziehen, hätte einer Illusion gleichen können. Es wäre nicht real gewesen. Kapitel 10: Einen Schritt setzen und fallen. -------------------------------------------- „Du hast geweint.“ Ino blickte zur Rosahaarigen, die den Kopf schüttelte und nicht einmal versuchte, ein gekünsteltes Lächeln zustande zu bringen. Als die Blonde ihre Hand auf Sakuras Arm legen wollte, um ihr zu signalisieren, dass sie da war für sie, entzog sich ihr ihre Freundin, weswegen Ino die Stirn runzelte und sie am Saum ihres Shirts packte, um sie am gehen zu hindern. „Sakura?“ Mit bebenden Lippen wandte sich die Angesprochene an ihren Gegenüber und fiel ihr weinend in die Arme. Schluchzend krallte sie sich in das Kleid der Blondhaarigen und versuchte, zwischen den verzweifelten Versuchen, Luft zu holen, vollständige Sätze rauszupressen: „Es ist schon wieder passiert, Ino. Meine Vergangenheit hat mich eingeholt. Du weißt doch, was damals passiert ist.“ Sie hatte sofort begriffen und sie festgehalten, ihr über die Schulter gestrichen, „Shhh“ ins Ohr geflüstert und gesagt, dass alles wieder gut sein würde, doch die Wahrheit war, dass sie selbst schon längst nicht mehr daran glaubte, sich selbst nur verzweifelte, weil sie auch weiterhin daran festzuhalten versuchte, nicht etwa um ihretwillen, sondern weil Sakura ihre Schwester war, schon immer und immer bleiben würde, egal wie zickig und unausstehlich sie manchmal zueinander waren. „Weißt du, wer es war?“ Und plötzlich verkrampfte sich der zitternde Körper in ihren Armen und der Fluss aus Tränen hörte auf, aus ihren Augen zu tropfen. „Nein.“ Zaghaft, leise, ungewohnt. Sakura richtete sich auf und wischte sie die Tränenspuren von den Wangen. Keinen Moment zu früh, denn sogleich kam ihre Truppe in das Blickfeld der beiden jungen Frauen, die im Park auf sie gewartet hatten. „Hast du geweint?“ „Nein!“, schrie die Rosahaarige aufgebracht und wiederholte dann leiser, kontrollierter: „Nein, nur meine Allergie.“ „Seit wann hast du denn eine Allergie?“, fragte sie Naruto skeptisch und verschränkte die Arme vor die Brust. „Seit sie dich kennt, Naruto und jetzt lasst uns anfangen.“ Sasuke blickte ihr tief in die Augen und Reue spiegelte sich in seinen Seelenspiegeln wieder. „Kann ich mit dir reden?“, presste die Rosahaarige hervor und registrierte, wie der Schwarzhaarige nickte und sich sogleich Abseits der Gruppe begab. „Was macht denn Sakura dort drüben mit Sasuke? Alleine?“, hörte sie Naruto sogleich interessiert fragen und ein minimales Lächeln zierte ihre Lippen, „Ich weiß, dass du es warst.“ Und mit einem Schlag wurde das Lächeln aus ihrem Gesicht gewischt und sie drückte Sasukes Hand fest zusammen, „Es ist okay.“ Schluckend gestand der Schwarzhaarige, dass sie ihn nie für irgendetwas, dass er ihr antun würde, hassen könnte und unweigerlich fragte er sich, ob er das liebenswürdig oder halsbrecherisch finden sollte. „Du kannst doch nicht...“, setzte er deshalb zum Sprechen an und entzog seine Hand der ihren, da sie kalt war und sich tot anfühlte, überhaupt nicht mehr lebendig, überhaupt nicht mehr wie sie, „Es... Du kannst es doch nicht okay finden... Ich meine, ja, es war meine Aufgabe, aber...“ Mitten im Satz brach seine Stimme und er fühlte sich in die hilflose Situation zurückgeworfen, als er erfahren hatte, dass seine Eltern gestorben waren. „Du kannst nichts dafür.“ Langsam aber sicher trieb diese Frau ihn in den Wahnsinn! Sie konnte doch nicht ernsthaft behaupten, dass es in Ordnung war, dass er sie vergewaltigt hatte? „Woher willst du wissen, dass ich es war?“ Ein wehleidiges, ja beinahe schmerzliches Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie ihm antwortete: „Du hast mich angerufen. Ich weiß, dass du dich daran erinnerst. Du wolltest es mir... beichten, aber ich habe dir gesagt, du sollst es nicht tun, denn sonst würde eine Strafe auf dich warten und ich konnte das nicht zulassen. Dafür liebe ich dich zu sehr und auch das ist dir bewusst. Außerdem können die Kratzspuren auf deinen Armen und Händen nicht von einem Tag auf den anderen abheilen und nachdem ich eins und eins zusammenzählen kann, kommst nur du in Frage.“ „Das hat mich aber nicht daran gehindert, es zu tun.“ „Ich weiß“, nickte sie, „Ich weiß.“ Und dann wandte sie sich ab und marschierte zurück zu ihren Freunden. Wenn Sasuke nicht immer schon ein guter Beobachter gewesen wäre, dann wäre ihm entgangen, dass sie die Schultern beim Gehen hängen ließ. Mit einem unguten Gefühl in der Bauchgegend, gestand er sich ein, dass sie gebrochen war. Zersplittert und er fragte sich nur, wie lange es wohl dauern würde, bis er den Schmerz spüren würde. Sasuke musste gestehen, dass sie doch nicht mehr das nervige Klotz am Bein war. Die Gruppe verabschiedete sich, nachdem sie erneut gewürfelt und Spielkarten gezogen hatte. Erneut durften sie nicht preisgeben, welche Aufgabe ihnen zugeteilt worden waren. „Sie ist weg“, hörte man Shikamaru aus dem Gebüsch rufen und sieben der acht Freunde versammelten sich an ihrem alten Treffpunkt, „Nachdem Tenten nicht von unserer Aufgabe erfahren durfte und zur Arbeit musste, haben wir so getan, als ob wir auch nach Hause gehen. Wir sind nur hier, um uns die Aufgabe aufzuteilen. Die beiden, die die niedrigste Zahl gewürfelt haben, werden den Hauptteil erledigen. Das wären dann ich und Sakura, die alles zusammenbasteln, Neji kauft ein, Naruto platziert sie, Sasuke und Hinata kontrollieren die Ein- und Ausgänge und Ino macht sich nützlich, wo sie nur kann. Sie ist also die Ansprechperson, wenn ihr etwas braucht. Ihr habt Handys. Zögert nicht, sie zu benutzen.“ „Denkt daran, wir müssen ihr nur einen Denkzettel verpassen! Ich weiß zwar noch nicht wofür, aber ich schätze, das wird sie uns verraten, wenn wir sie dann retten“, erklang Hinatas sanfte aber besorgte Stimme. Alle nickten. „Neji, du musst die Bauteile in verschiedenen Läden kaufen. Wenn du eine größere Menge in ein- und demselben Geschäft kaufst, erregt das die Aufmerksamkeit der Verkäufer“, warnte ihn Sakura und band sich die Haare zu einem Zopf zusammen, „Wir fangen gleich damit an. Du musst dich beeilen, weil die Läden gleich schließen.“ Das ließ sich der Braunhaarige nicht zweimal sagen, denn sogleich sprintete er los. „Ich ruf dich an, wenn du im Baumarkt bist und sag dir, was du alles brauchst“, schrie im Ino hinterher und registrierte, dass er bloß den Daumen hob, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sein Handy klingelte. „Ich bins, Ino. Ich habe hier den Plan von unseren Genies direkt vor mir und hoffe, du kommst mit, während ich alles aufzähle. Am besten du nimmst einen Block und...“ „Komm zur Sache, ich weiß, dass ich es mir merken muss“, unterbrach Neji die Blonde und hörte am anderen Ende der Leitung, wie sie tief durchatmete. „Fünf Kanister, fünf Leere, fünf mit Benzin gefüllt. Am besten du gehst dafür zur Tankstelle, da fällt es nicht auf. Sprengpulver, Stickstoff und einen Zeitzünder. Kann auch eine Stoppuhr sein. Ein Stromgerät. Wenn dir dein Handy lieb ist, dann so einen Stromkasten, wie wir ihn aus Orochimarus Physik- und Biologieunterricht kennen. Klebeband, reichlich Isolierband, eine Platte zum Löten und die dazugehörigen Kabel. Gummibärchen...“ „Gummibärchen?“, fragte Neji verwirrt und runzelte die Stirn, „Willst du eine Süßigkeitenmaschine bauen?“ „Nein, ich mag Gummibärchen. Das ist alles“, erwiderte Ino und grinste, als sie das genervte Schnauben ihres Freundes hörte, „Außerdem brauchst du...“ Tenten seufzte geschafft und wischte sich mit dem Handballen über die verschwitzte Stirn. Das Geschirrtuch, das sich in der Tasche ihrer Schürze befand, knallte gegen den Tresen, an den sie sich mit geschlossenen Augen lehnte. Einzig und allein das Ticken an der Wanduhr störte die friedliche Stille, die die junge Frau umgab. Seufzend fischte sie das Tuch von der Oberfläche und trocknete damit die nassen Teller, die sie vorher abgewaschen hatte. Immer wieder fielen ihre Augen leicht zu und ihr Kopf sackte nach vor, wobei die monotonen Bewegungen nicht sonderlich dazu beitrugen, dass sie wacher wurde. „Ich mach Feierabend. Ich bin sowieso immer diejenige, die als Letzte hierbleibt.“ Abermals seufzte die Braunhaarige und wandte sich gerade vom Waschbecken ab, als sie leichten Rauch aus der Garderobe wahrnahm. „Was zum...?“ Als sie in das Zimmer hineinblickte, konnte sie gerade noch erkennen, wie ihr Rucksack und ihre heißgeliebte Motorradjacke in den Flammen zerstört wurden, als ihr auch schon der Rauchschwaden in die Luftröhre strömte. „Scheiße, scheiße, scheiße!“, fluchte sie ungehalten und drehte sich im Kreis, bis sie in einer Ecke der Küche den Feuerlöscher entdeckte. Mit klopfendem Herzen und zittrigen Fingern löste sie die Verankerung und richtete den Schlauch auf den Brandverursacher. Ohne Erfolg. Hustend ließ sie den Feuerlöscher fallen und wollte gerade aus dem Haupteingang des Restaurants rennen, als sie erkannte, dass die Tische und Stühle ebenfalls Feuer gefangen hatten. „Hilfe!“, rief sie, denn es war das einzige, was sie daran hinderte, umzufallen, einzuschlafen und nie wieder aufzuwachen, „Ich bin hier drinnen!“ Schwarzer Ruß bedeckte ihre rosigen Wangen, während feiner Schweiß von ihrer Schläfe auf den Boden abperlte. Hustenanfälle, dieses Mal länger und mit kürzeren Abständen, ließen den Körper der jungen Frau zusammenzucken. Panisch wandte sie sich nach allen Seiten und je länger sie überlegte, umso mehr dunkler Rauch vernebelte ihre Sinne. „Bleib heute als Letzte zurück im Restaurant und tu deinen Kollegen einen Gefallen“, las sie ihre Karte vor und fügte panisch hinzu: „Indem du qualvoll in den Rauchschwaden abkratzt.“ Plötzlich ertönte ein Klopfen. „Helft mir!“, brüllte sie verzweifelt, doch hatte sie das Gefühl, dass das Knistern des Feuers ihre Hilfeschreie übertönte. Naruto hob den Zeigefinger an, um ihr zu verdeutlichen, dass sie ihm nur ein paar Sekunden Gedenkzeit gewährleisten sollte. „Ich habe keine Sekunden mehr zur Verfügung“, hörte sie sich selbst denken, als erneutes Husten ihre Gedankengänge unterbrach. Inmitten einer Ohnmacht und eines Schreianfalls, nahm sie wahr, wie etwas zersplitterte, ihr entgegenflog, sie streifte und ihr somit das Leben rettete. „Spring, Tenten, spring! Wir fangen dich auf!“ Stimmen, die durcheinanderredeten, alle auf einmal, ohne Punkt und ohne Komma. Ihre Freunde, die wild mit den Händen gestikulierten, sie zu sich winkten, ihr verdeutlichten, zumindest versuchten sie es mit Gesten, zu springen, hinaus aus dem Fenster. Für einen kurzen Moment nahmen Rauchwolken den sieben Freunden die Sicht auf Tentens Gesicht, doch als sich die Rauchschwaden lichteten, konnten sie alle ein Lächeln auf ihrem Gesicht erkennen. Tenten lächelte und setzte einen Schritt. Alles wurde dunkel und Tenten fiel. Kapitel 11: Zigaretten, Kreiden, ein Loch in Boden und Herz. ------------------------------------------------------------ (...) Die junge Frau, die an diesem Abend darauf bestanden hatte, alleine im Restaurant zu bleiben, zog sich eine schwere Rauchgasvergiftung zu. Zum Glück waren ihre Freunde zur Stelle, die sie aus dem brennenden Restaurant retteten. Die Polizei hatte zunächst vermutet, dass sie das Feuer selbst gelegt hatte, doch ihre Kollegen und ihr Chef dementierten diesen Verdacht. Sie hätten Tenten 'als engagiertes Mädchen kennengelernt, dass das Geld bräuchte', so ein Polizeisprecher. Von Brandstiftung geht die örtliche Behörde aus, weitere Spuren verfolgen, wollen sie jedoch nicht. Das waren die Nachrichten für heute. Bis Morgen, wenn Sie mögen. Auf Wiedersehen. Hinata kaute nervös auf ihrem Stift herum und schlug die Beine übereinander, nachdem sie den Fernseher ausgeschaltet hatte. Neji schien zu meditieren. Naruto warf einen kleinen Fußball gegen die Wand. Sasuke und Sakura blätterten gelangweilt in einer Zeitschrift, während Shikamaru auf Nejis Bett lag und schlief und Ino auf der Bettkante ihre Nägel manikürte. „Hinata, mach dich nicht wahnsinnig“, ertönte Nejis Stimme aus einer Ecke. Er hatte ein Auge geöffnet und starrte sie mit denselben milchigen Augen an, die auch sie vererbt bekommen hatte. Schluckend gestand sie ein, dass sie ihre Augenfarbe noch nie gemocht hatte, besonders, da sie jetzt wusste, wie viele grausame Taten sie damit begleiten würden. „Aber...“, setzte sie zum Sprechen an, doch wurde sie durch lauten Lärm unterbrochen. Erschrocken wandten sich alle Personen zu der Ursache um und erblickten einen schwer atmenden Naruto, der eine Lampe vom Nachttisch umgeworfen hatte und sich mit der linken Hand an der Wand abstützte. Die Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, während sich seine rechte freie Hand immerzu verkrampfte. „Wir sollten aufhören. Alle. Sag mal, merkt ihr denn gar nicht, dass hier alles aus dem Ruder läuft? Tenten hat ja noch Glück gehabt, aber ihr wisst, dass wir das nächste Mal nicht so glimpflich davonkommen werden!“ Kurz stoppten alle in ihren Bewegungen, doch nach ein paar Sekunden, widmeten sich alle wieder dem Bett, dem Meditieren, den Nägeln, dem Kugelschreiber und den Zeitschriften. „Wisst ihr was? Ich bin raus. Ich mach nicht mehr mit. Hinata? Was ist mit dir? Du hast doch eine solche Heidenangst davor, dass dir etwas Schlimmes passieren könnte, warum also schließt du dich nicht mir an?“ Der Blonde streckte ihr seine offene Hand entgegen und erblickte all das, was ihn davon abgehalten hatte, diesen Schritt zu wagen: Angst und Zweifel. „Ich möchte nicht auch noch bestraft werden“, hauchte sie kraftlos und spürte bereits, wie ihre Kehle immer weiter zugedrückt wurde, während die ersten Tränen in ihren Seelenspiegeln brannten. Naruto nickte verstehend. „Und was ist mit euch? Shikamaru, ist dir das nicht alles zu anstrengend?“ Der Braunhaarige zuckte bloß mit dem Fuß, was so gut wie alles heißen konnte, aber davon ließ sich sein Freund nicht beirren. Er trat an das Bett, schnappte sich ein Kissen und schlug so lange auf ihn ein, bis Ino empört aufkreischte, dass ihr Nagellack beinahe umgekippt wäre und Shikamaru sich grummelnd aufsetzte. Sasuke und Sakura riss er die Zeitschrift aus der Hand und warf diese in hohem Bogen auf den meditierenden Neji, der seine Augenbrauen wütend verzog. „Also? Ich bitte euch. Lasst uns aufhören. Zusammen!“ Unsicher besahen sie sich mit einem zweifelnden Blick und ausgerechnet Neji war es, der alles zum Kippen brachte: „Wir spielen weiter.“ Sakura nickte als Zweite zur Bestätigung und schließlich beugte sich sogar der größte aller Rebellen, Sasuke dem Gruppenzwang und stimmte mitein. „Habt ihr etwa vergessen, das Tenten beinahe umgekommen wäre?“ „Naruto!“ Sasukes schneidende Stimme ließ ihn verstummen, „Es nervt. Du nervst und dieses ganze scheiß Spiel nervt, aber wir müssen beenden, was wir angefangen haben. Wir haben bereits unsere nächsten Aufgaben gezogen. Uns fehlen nur noch ein paar Felder. Wenn du aussteigen willst, na gut, unseretwegen, aber wundere dich ja nicht, wenn du auch noch einen Denkzettel verpasst bekommst.“ Geschockt weiteten sich die blauen Augen des jungen Mannes und traurig senkte er den Blick. „Du hast recht. Ich nerve, aber auch nur, weil du ein solcher Sturkopf bist! Du hörst auf niemanden. Nicht einmal auf Sakura, die immer nur das Beste für dich wollte, du Idiot. Seit dem Tod deiner Eltern...“ „Lass meine Eltern aus dem Spiel!“, fauchte Sasuke und sprang vom Sofa auf. „Oh gut, 'Lass meine Eltern aus dem Spiel, dann lass ich deine Würde aus dem Keller'“, spottete Naruto, der mittlerweile rot angelaufen war und wild mit den Händen gestikulierte. „Naruto, du gehst zu weit“, warnte ihn Shikamaru und konnte dem Ball nur knapp ausweichen. „Ihr geht zu weit! Sagt mal, seht ihr denn echt gar nichts mehr?“ Vor Verzweiflung überschlug sich seine Stimme. Eine Träne perlte von seiner Wange auf sein oranges Shirt und hinterließ einen dunklen Fleck, „Ich hör auf zu spielen. Egal, ob ich dabei draufgehe oder nicht. Wenigstens habe ich dann nicht Blut von meinen Freunden an meinen Fingern haften.“ „Nein! Du bleibst hier. Wir spielen weiter“, unterbrach ihn eine Stimme und verwundert wandten sich alle zu Tenten, die in der Tür stand und das Spiel unter ihrem Arm eingeklemmt hatte, „Ich habe einen Joker gezogen und dabei folgende Aufgabe bekommen: 'Ihr verwerft all eure Aufgaben und hebt ein Grab aus. Das von Mikoto Uchiha.'“ „Das... Das kann doch nicht...“, stammelte Sasuke verwirrt und ließ sich auf die Knie fallen. „Ich hatte dich gewarnt. Du wolltest ja nicht hören“, war Narutos verbitterte Stimme zu hören, ehe er sich wieder dem Ball und der Wand widmete und den zynischen Kommentar von Neji, von wegen, er müsse sich wegen der Scherben keine Sorgen machen, gekonnt überhörte. „Ich muss hier weg“, keuchte der Schwarzhaarige und stürmte hinaus. „Sasuke, warte!“, schrie ihm Sakura hinterher und nahm nur noch wahr, wie Naruto sie nachäffte, bevor auch sie verschwand, ihrer großen Liebe folgend. „Was sollen wir mit dem Sarg anstellen?“, fragte Ino und setzte damit fort, ihre Nägel trocken zu pusten. „Auf den Deckel Folgendes schreiben: 'Ihr habt mich lebendig begraben. Niemand von euch hat mich schreien gehört.'“ Die Braunhaarige seufzte tief und legte sich nonchalant auf das braune Sofa, „Sasuke hat eben die kleinste Zahl gewürfelt.“ Neji starrte seine Freundin währenddessen mit einem nachdenklichen Blick an und runzelte die Stirn. „Warum wurdest du bereits entlassen?“ Tenten grinste geheimnisvoll und zwinkerte. „Ich habe da so meine Tricks.“ Verstehend nickte er bloß, doch wollte dieser misstrauische Blick nicht mehr von ihr weichen. „Ich weiß nicht, was jemand, der so kalt ist wie du, im Moment denken könnte, aber von hier, scheint es so, als ob du weinen würdest.“ Die traurige Stimme der Rosahaarigen zerschnitt die erdrückende Stille und plötzlich fühlte sich Sasuke an jenen Tag zurückversetzt, an dem er Itachi und einen seiner Freunde im Garten belauscht hatte. Es hatte geregnet, in Strömen und sein Bruder hatte hinauf gesehen, gen Himmel und stockend hatte der Jüngere registrieren müssen, dass die Wangen seines Bruders nass waren. Nicht, dass dies unwahrscheinlich gewesen wäre, da es wie aus Kübeln goss, aber Itachi hatte durch den Mund eingeatmet und langsam die Luft wieder aus seinem Körper gelassen, während dieser gezittert hatte. Immer wieder hatte er die Seelenspiegel geschlossen und die Hände zu Fäusten geballt. Sasuke, der sich hinter einem Baum versteckt hatte und zarte 10 Jahre gewesen war, hatte ebenfalls zu wimmern angefangen. Er wusste nie und hatte nie erfahren, ob ihn Itachi an diesem Tag gesehen hatte, da sich dieser genau in seine Richtung gewandt hatte. Nie hatte Sasuke die Möglichkeit gehabt, seine einzige Familie zu fragen, ob er wirklich geweint oder ihm seine Sinne bloß einen Streich gespielt haben. „Ich weiß nicht, was ein so kalter Mensch wie du, im Moment denken könnte, aber Itachi... Von hier bekomme ich den Eindruck, als ob du weinst.“ Der Tropfen, der Sasuke ins Auge fiel, beförderte ihn zurück in die Gegenwart, ließ ihn seine durchnässten Klamotten sehen. Als er sich abwandte und gerade dabei war, wieder umzukehren, entdeckte er Sakura, die noch immer an derselben Stelle dastand wie vor ein paar Minuten und zähneklappernd beide Arme um ihren Körper geschlungen hatte. Die Jeans und das luftige Shirt, lagen ihr wie eine zweite Haut an und schmunzelnd musste der Schwarzhaarige gestehen, dass sie richtig - süß ging wahrscheinlich zu weit - nett aussah, wie ihr so die Haarsträhnen wie Seetang im Gesicht klebten und sie peinlich berührt versuchte, ihren Mund daran zu hindern, ihre Zähne zu entblößen. „Vielleicht sollten wir es lassen. Egal, was für eine Strafe auf uns zukommt... Das hier geht zu weit“, sie stotterte leicht, doch hatte sie ihre Augenbrauen entschlossen zusammengezogen. „Nein“, war seine überraschende Antwort, „Ich war derjenige, der Naruto dafür angemacht hat, dass er kein Weichei sein sollte und wir das Spiel zu Ende bringen sollten und wenn ich jetzt sage, dass ich nicht mitmache...“ Sasuke ließ seinen Satz unbeendet, doch kam ihm Sakura zuvor: „Verletzt das deinen Stolz. Schon klar, bla, bla, bla.“ Sie verdrehte die Augen genervt und lächelte leicht, als sie das verräterische Zucken von Sasukes Mundwinkeln sah. „Komm, wir gehen rein“, ertönte ihre sanfte Stimme, während sie ihm zeitgleich ihre Hand ausstreckte. Ohne ein Wort an sie zu richten, ging er an ihr vorbei und kopfschüttelnd lächelte die Rosahaarige bitter. Sie hatte es doch ahnen müssen. Nein, sie hatte es gewusst, noch bevor sie ihm gefolgt war, dass er nie etwas Tröstendes annehmen würde, aber dass linderte den Schmerz, der in ihrer Brust rumorte keineswegs. Stattdessen fühlte sie sich, als wäre ihre Kehle durch eine eiskalte Hand zugedrückt worden. „Sakura?“ Verwundert drehte sie sich zu ihm und sah, dass er ihr die Haustür offen hielt. „Danke“, hauchte sie, als sie in den Gang schlüpfte und mit einer scheinbar unbedeutenden Handbewegung die Regentropfen aus dem Gesicht wischte. So unauffällig wie möglich, damit er ja nicht bemerkte, dass sie geweint hatte, während sie draußen gestanden war, hinter ihm und seinen Duft einatmen konnte. „Hier“, riss sie Sasukes Stimme aus den Gedanken. Dieser drückte ihr ein Handtuch in die Arme und zeigte ins Badezimmer, in dem sie sich umziehen konnte, „Ich sage Hinata Bescheid. Dann kann sie dir etwas Trockenes holen.“ Er stand oben ohne vor ihr und sie musste sich zusammenreißen, nicht nach seinen Muskeln zu greifen und ihn gegen die Wand zu drücken. Sie nickte deshalb stumm und tapste in das Zimmer, schloss die Tür hinter sich, entledigte sich ihrer nassen Klamotten und ließ sich an der Tür zu Boden gleiten. „Scheiße, ist der Typ heiß!“, murmelte sie kaum hörbar und nahm das leise Klopfen eine Millisekunde später wahr. Unüberlegt riss sie die Tür auf und erwartete eine Hinata, doch stattdessen blickte sie in schwarze Augen. „Ich hab dir was rausgesucht. Hinata war beschäftigt.“ Perplex schnappte ihr Mund auf, während sie zögernd die Kleidungsstücke annahm, die ihr der Schwarzhaarige hinhielt, „Ich glaube, du solltest etwas Anziehen. Wir wollen ja nicht, dass Naruto Nasenbluten bekommt.“ Sasukes amüsierter Tonfall ließ sie auf den harten Boden der Realität aufschlagen und mit feuerrotem Gesicht schlug sie ihm die Tür vor der Nase zu. „Bevor ich's vergesse... Danke für das Kompliment.“ Schweiß rann ihm über die Schläfe, während er versuchte, sich mit seiner freien Hand kühle Luft zuzufächern. Röte hatte sich auf seinem Gesicht ausgebreitet und als er in die anderen verschwitzten Gesichter blickte, wusste er, dass nicht nur ihm heiß war und nicht nur ihn der Hunger plagte, sondern auch alle, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, das Grab auszuheben. Im Klartext hieß das, dass alle männlichen Geschöpfe der Gruppe mit einer Schaufel ausgerüstet wurden und bereits seit Stunden am arbeiten waren. „Braucht ihr Wasser?“ Inos laute Stimme durchschnitt die Geräusche der, am Boden auftreffenden, Geräte und ließ Shikamaru kurz innehalten. Keuchend stützte er seinen Körper, indem er die Schaufel auf den Boden legte und die Hände auf die Knie platzierte. „Ja, ich, sonst verrecke ich hier noch.“ Kurz nickte die Blondine und hielt ihm schon nach wenigen Sekunden eine kühle Flasche vor die Nase. „Ich bin auf etwas Hartes gestoßen“, ließ Neji verlauten und sogleich versammelten sich alle um das Loch, in dem die Arbeiter standen. Nach nur wenigen Sekunden hatten sie auch den Rest von dem Sarg geschabt. Sasuke wandte sich von dem Holzdeckel ab und stieg aus der Grube. Er schien noch blasser zu sein, als sonst, weswegen ihm jeder einen bemitleidenden Blick zuwarf. Hinata kam mit einer Packung Kreiden zurück und überreichte sie Tenten, die auf den Deckel das schrieb, was ihr aufgetragen worden war. Sakura wandte sich ebenfalls von dem ganzen Schauspiel ab und machte sich drauf und dran, Sasuke zu suchen, als ihr Rauch den Standort ihres Freundes vermittelte. „Seit wann rauchst du?“ „Seit das alles eine scheiß Wendung genommen hat.“ Mit einem leichten Lächeln trat sie an ihn heran und schlug ihm die qualmende Zigarette aus dem Mund und zerdrückte sie mit ihrem Schuh. „Du bist Sportler, Sasuke und sollst dir deine Lungen nicht freiwillig kaputt machen.“ Der Schwarzhaarige sah sie mit einem Blick an, der ihr signalisieren sollte, dass er sie nicht mehr für ganz dicht hielt und schnippte eine Zweite aus seiner Schachtel heraus. „Das machst du nicht noch einmal“, warnte er sie und spürte kurz darauf, wie sie ihm die Packung aus der Hand riss und ebenfalls zerdrückte. Die Zigarette aus seiner Hand folgte kurz darauf dem Rest. Ungläubig starrte er in ihr Gesicht, registrierte das provozierende Lächeln und konnte sich ebenfalls ein kleines Zucken nicht verkneifen. „Das kriegst du zurück.“ „Wir sind fertig“, durchbrach Naruto die Zweisamkeit und gemeinsam gingen sie wieder zurück zu den anderen. „Ihr habt mich lebendig begraben und niemand hat meine Schreie gehört!“, prangte auf dem Holz. Man sah Sasuke an, dass in der Moment mitnahm, dass er blutete, innerlich und nur eine Person ihn am verbluten hinderte. „Gehen wir“, forderte sie ihn extra auf, als er alleine zurückblieb und in das Loch hinabblickte. Er folgte ihr hinaus aus dem Friedhof. „Ihr wisst, wen ich meine, wenn ich sage 'sie'“, flüsterte ich in die Runde und registrierte, wie die Gruppe lächelte und zu hoffen anfing. Zu hoffen anfing, dass alles gut werden würde, dass das Gute siegen würde, so wie in allen Märchen und nahezu allen Filmen, aber es warteten noch einige Überraschungen. „Ich muss los, denn ich habe etwas zu tun.“ Das Quietschen, das ich aus dem Stall vernehmen konnte, erinnerte mich daran, dass ich mit einer Sache, oder besser gesagt mit zwei noch immer nicht abgeschlossen hatte. Und die Beiden hatten Namen... Amelie und Amelia. Ich grinste heimtückisch und öffnete das Schluss, das die Tür zusammenhielt. Der Geruch von Schweiß, Urin und Angst schlug mir entgegen, als ich in die Schwärze hineintrat. Geschockte Augen blickten mich an und Münder, die sich zu einem verzweifelten Schrei öffnen wollten, jedoch nicht konnten, weil sie zusammengeklebt waren. Die Hände, die mit einer dicken Kette an der Decke festgehalten wurden, waren blau unterlaufen, die Haare klebten an der verschwitzten Stirn. „Hallo Mädels.“ Erstickte Schreie waren das einzige, was ich hörte, als ich die Tür zur Scheune zuschlug. Kapitel 12: Der Geruch von Schweiß, Urin und Angst. --------------------------------------------------- Mit langsamen Schritten kam ich auf die beiden zu, fünf, vier, drei, zwei, ich ging einen Schritt zurück und registrierte die Erleichterung, die in ihren Augen glänzte, oder waren es ihre Tränen? Ich konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen, denn auch ihr Gesicht war mit Dreck beschmiert, mit Blut, mit allem. Ich wandte mich ab von ihr und ging zu dem hölzernen Kasten, der in der Ecke stand und mein Werkzeug beherbergte. Hinter mir hörte ich, wie sie an der Kette zog, unterdrückt schrie, in Gedanken wahrscheinlich flehte und betete, dass der Alptraum vor einigen Tage nicht wiederholt wurde, dass es endlich aufhörte, dass ich mich umdrehte, lächelte und sagte: „Du kannst jetzt aufwachen. Das war nur ein böser Traum“, aber so, wie sie um ihr Leben flehte, wusste sie wahrscheinlich, dass ich ihr Schicksal bereits festgelegt hatte und nichts konnte mich daran hindern. Nichts, nur der Weltuntergang. Ich schleifte die beiden Messer, testete die Festigkeit des Hammers, indem ich einmal fest auf das Regal einschlug und hielt kurz inne. Diesem Moment musste ich Bedeutung zukommen lassen, alle Bedeutung der Welt, denn ich würde in die Geschichte eingehen. Da war ich mir ganz sicher. Leicht lächelnd drehte ich mich zu einer der Schwestern, während die andere noch bewusstlos war und merkte, die Tränen, die ihr übers Gesicht strömten. „Aber aber Amelie. Du weißt, du hast das verdient, nicht wahr?“ Sie versuchte, den Kopf zu schütteln, etwas zu sagen, den Mund zu öffnen, zu schreien, zu kreischen, zu brüllen, aber kein Ton schaffte es hinaus in die Welt. Mit großen Schritten kam ich auf sie zu, schwankte mit dem Messer und schließlich stand ich vor ihr. Der Geruch von Urin, Schweiß und Angst schlug mir entgegen, und wenn es das erste Mal gewesen wäre, dass ich dieses Spiel mit jemandem trieb, hätte ich wahrscheinlich sofort auf den Heuboden gekotzt. Stattdessen nahm ich einen tiefen Luftzug, an den ich mich später noch erregen würde und setzte die breitere Seite des Hammers an ihre Rippen. Mit geschlossenen Augen genoss ich noch den kurzen Moment der Stille, doch sobald sie wieder zu zappeln anfing, holte ich aus und schlug mit dem Werkzeug gegen ihre Knochen. Den Schrei, der durch das Klebeband verdeckt wurde, hätte man wahrscheinlich noch weit in den Wald hinausgehört, aber welch ein Glück, dass ich irgendwo im Nirgendwo lebte. Die Flüssigkeit, die ihr durch die Augenränder schwappte, bannte sich einen Weg durch ihr schmutziges Gesicht und hinterließ einen sauberen Streifen Haut. Mit dem Messer schnitt ich ein kleines Loch durch das Klebeband, sodass das Blut abfließen konnte und sie mir nicht erstickte. Wo wäre dann der Spaß geblieben? Ich registrierte ihre blauen Finger und hatte eine Idee. Ich würde ihr einen Gefallen tun. Nachdem kein Blut mehr oder nur sehr wenig durch ihre Adern in den Fingern strömte, müsste sie sie sowieso amputieren. Mein Blick fiel auf das lange, scharfe Messer in meiner Hand. „Ich komme gleich, Liebes“, säuselte ich ihr ins Ohr und hätte fast ihre Haare gestreift, von denen ich mir sicher war, das sie Läuse zu ihrem Heim gemacht hatten. In einer anderen Ecke fand ich das, was ich gesucht hatte: eine Axt, einen Mehlsack und einen kleinen, hölzernen Hocker, den ich für diese Aufgabe brauchte. Den Mehlsack stellte ich ihr hinter die Beine, sodass, wenn ich ihr mit der Axt die Beine amputierte, hundert Jahre brauchte, weil kein Widerstand hinter ihr war. Den Höcker platzierte ich seitlich von ihr, das Messer zwischen den Zähnen. „Es wird auch gar nicht wehtun. Ich tue dir nämlich einen Gefallen.“ Amelie schüttelte den Kopf hin und her, doch als sie die explodierenden Schmerzen in ihren Händen spürte, verebbte jeglicher Protest und sie ließ sich in die Ohnmacht gleiten, den einzigen Freund, den sie hier in dieser Hölle hatte. „Oh, sie ist eingeschlafen“, murmelte ich verträumt und wischte ihr die nassen Wangen trocken, „Was soll's, ich kann ja trotzdem weitermachen.“ Die zehn Finger legte ich in einen Lederbeutel, bevor ich die Axt schnappte und auch diese mit dem blutigen Messer ein wenig schärfte. Ich wollte ihr doch keine unnötigen Schmerzen zufügen, nein, das war doch gar nicht meine Absicht. Abermals schloss ich die Augen und sog die Gerüche von Blut, Angst und Verzweiflung ein, bis ich einen entschlossenen Schritt nähertrat und mit ein paar kurzen Schlägen auch ihre Beine abtrennte, sodass sie jetzt kleiner war und wie ein Mehlsack an der Decke baumelte. Blut spritzte mir entgegen, jede Menge Blut, besudelte mich von Kopf bis Fuß und ebbte schließlich auch ganz ab. Mein Blick fiel auf die zuckenden Lider Amelies und ich erkannte bereits jetzt, dass sie bald aufwachen würde. Einen Spielzug hatte ich noch für sie. Einen, auf den ich mich ganz besonders freute. Erregung durchschoss meinen Körper, als ich daran dachte und verschwitzt wandte ich mich an Amelia, die noch immer zu schlafen schien. Wie von selbst fanden meine Finger ihren Weg zu ihrem Puls. Korrektur: Es gab keinen mehr. „Welch eine Verschwendung“, ließ ich mit Hass und Hohn in der Stimme verlauten und öffnete die Eisenkette, sodass ihr Körper mit einem lauten Knall zu Boden fiel. Keuchend hievte ich sie mir auf den Rücken und wandte mich noch einmal zu Amelie. Zur wunderschönen Amelie. „Ich komme gleich wieder, meine Liebe und bis dahin bist du dann wach. Dann kommt das schöne Finale. Ich weiß doch, dass du dich schon seit Ewigkeiten darauf freust.“ Und als ich zurückkehrte, war sie tatsächlich wach, da sie schluchzte und wimmerte, so gut es eben ging. Wahrscheinlich nicht nur wegen der Schmerzen, sondern auch deshalb, weil sie wusste, was mit ihrer Schwester passiert war. „Sie hatte kein so großes Durchhaltevermögen, wie du, Liebes und das wussten wir beide. Es war nur eine Frage der Zeit.“ Die verengten Augen, die mich durchbohrten, ließen mich noch fröhlicher werden, das Kribbeln, das abgeebbt war, kehrte wieder zurück. „Wir zwei kommen jetzt zum Finale und ich verspreche dir, es wird schön. So schön, wie noch nie, ich verspreche es.“ Ich legte einen Arm um ihre Taille, weil ich nicht wollte, dass sie unsanft zu Boden fiel und löste die Ketten ebenfalls. „Eines muss ich dir noch sagen, Liebes, bevor wir soweit sind... Falls du dich wehren solltest, schneide ich die nächsten Körperteile ab.“ Sie schluckte hörbar laut und nickte brav, was ich an der Vibration die durch ihren Körper ging, spüren konnte. Sanft legte ich sie auf dem Boden ab und konnte sehen, dass sie fürchterliche Schmerzen zu haben schien. Anders konnte ich ihre zugekniffenen Augen nicht deuten. Deshalb erhob ich mich wieder, noch ein letztes Mal, versprach ich mir und schnürte ihre beiden Beine gut ab, sodass sie besser mitmachen konnte. „Schon seit Tagen freue ich mich darauf.“ Mit einem Lächeln durchschnitt ich noch das letzte Stück Fetzen, dass sie untenherum trug und begann, ihren Bauch zu streicheln. Geschockt riss sie die Augen auf und krümmte sich vor Ekel zur Seite, aber nur ein Blick auf meine Werkzeuge ließen sie ruhig werden und mitmachen. Abermals startete ich diesen Versuch neu, fuhr über ihre Wölbungen, stimulierte ihre Nippel mit meinen Fingern, sodass sie erregt aufkeuchte. Ein wissendes Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich langsam hinunterfuhr und sie zwischen den Oberschenkeln streichelte. Sie hatte die Augen zugekniffen, doch ihr beschleunigter Atem vermittelte mir, dass es ihr gefiel, dass sie noch mehr wollte. Mit einem Finger spreizte ich ihre Schamlippen und fuhr in sie hinein. Mit der anderen Hand tat ich dasselbe bei mir. Stöhnend wurde ich immer aggressiver, versuchte aber auch, mein Gewicht nicht zu sehr auf ihren Körper zu verlagern und auch Amelie wurde immer fordernder, indem sie mir ihren Leib entgegenstreckte, so gut es eben ging, als Krüppel... Und irgendwann... Und irgendwann erreichten wir unseren Höhepunkt. Keuchend legte ich mich neben sie und versuchte, meinen Herzschlag zu beruhigen. Schwer atmend setzte ich mich auf und nahm die Axt, die neben mir lag. Amelie hatte ihre Seelenspiegel noch immer geschlossen, wahrscheinlich schämte sie sich, es so leicht zugelassen zu haben, schwach geworden zu sein. Und deshalb war ich anders. Ich verstand sie. Wer die Wahl gehabt hätte, zwischen einem schönen Gefühl und Schmerzen, wer hätte nicht ersteres gewählt und sich hingegeben? Zumindest für einen kurzen Moment. „Du weißt ja, was dich jetzt erwartet.“ Und noch bevor sie wieder schreien konnte, hackte ich ihr den Kopf von den Schultern. „Deine Mutter wurde auf einen anderen Friedhof bestattet. Das Bestattungsinstitut will das geheim halten. Sie haben Angst, dass so etwas noch einmal passiert.“ Sasuke nickte und lehnte sich wieder zurück. Er hatte die Augen geschlossen und lediglich die Bewegungen unter seinen Augenlider verriet, dass er noch nicht eingeschlafen war. „Es wird Zeit“, murmelte Hinata und breitete das Spielfeld auf dem Boden aus. Im Moment lagen Sasuke und Naruto am weitesten vorne. „Sasuke oder Naruto, ihr müsst noch zweimal eine fünf würfeln, oder insgesamt eine zehn, damit wir endlich fertig sind. Strengt euch an!“ Inos Motivationsrede verfehlte ihre Wirkung. „Sie haben keinen Einfluss auf die Würfel, Ino!“ Shikamarus genervte Stimme ertönte von der anderen Seite des Zimmers und eingeschnappt verschränkte die Blondine die Arme vor der Brust. „Das weiß ich doch“, giftete sie zurück und schnappte sich den Würfel, um ihn mit einem lauten Knall auf den Karton fallen zu lassen, „Wieso war das klar? Eine 2.“ Der genervte Unterton war kaum zu überhören. Neji und Hinata würfelten eine 3, Tenten und Sasuke eine 4, Sakura und Naruto eine 5 und Shikamaru eine 6. „Bringe den Mann um, den du über alles hasst.“ Sakura blickte geschockt auf und sah in nicht minder geschockte Gesichter. „Ich will dir doch gar nichts tun, süße, kleine Kirschblüte. Es wird doch gar nicht wehtun, ich verspreche es.“ Aber es hatte wehgetan. Und es tat noch immer weh. „Ich bin bereit“, ließ sie mit einer entschlossenen Stimme verlauten und erhob sich von dem Parkettboden, „Ich bin bereit, ihm alles zurückzuzahlen.“ Kapitel 13: Der Geruch von Schweiß, Urin und Angst. (zensiert) -------------------------------------------------------------- Mit langsamen Schritten kam ich auf die beiden zu, fünf, vier, drei, zwei, ich ging einen Schritt zurück und registrierte die Erleichterung, die in ihren Augen glänzte, oder waren es ihre Tränen? Ich konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen, denn auch ihr Gesicht war mit Dreck beschmiert, mit Blut, mit allem. Ich wandte mich ab von ihr und ging zu dem hölzernen Kasten, der in der Ecke stand und mein Werkzeug beherbergte. Hinter mir hörte ich, wie sie an der Kette zog, unterdrückt schrie, in Gedanken wahrscheinlich flehte und betete, dass der Alptraum vor einigen Tage nicht wiederholt wurde, dass es endlich aufhörte, dass ich mich umdrehte, lächelte und sagte: „Du kannst jetzt aufwachen. Das war nur ein böser Traum“, aber so, wie sie um ihr Leben flehte, wusste sie wahrscheinlich, dass ich ihr Schicksal bereits festgelegt hatte und nichts konnte mich daran hindern. Nichts, nur der Weltuntergang. Ich schleifte die beiden Messer, testete die Festigkeit des Hammers, indem ich einmal fest auf das Regal einschlug und hielt kurz inne. Diesem Moment musste ich Bedeutung zukommen lassen, alle Bedeutung der Welt, denn ich würde in die Geschichte eingehen. Da war ich mir ganz sicher. Leicht lächelnd drehte ich mich zu einer der Schwestern, während die andere noch bewusstlos war und merkte, die Tränen, die ihr übers Gesicht strömten. „Aber aber Amelie. Du weißt, du hast das verdient, nicht wahr?“ Sie versuchte, den Kopf zu schütteln, etwas zu sagen, den Mund zu öffnen, zu schreien, zu kreischen, zu brüllen, aber kein Ton schaffte es hinaus in die Welt. Mit großen Schritten kam ich auf sie zu, schwankte mit dem Messer und schließlich stand ich vor ihr. Der Geruch von Urin, Schweiß und Angst schlug mir entgegen, und wenn es das erste Mal gewesen wäre, dass ich dieses Spiel mit jemandem trieb, hätte ich wahrscheinlich sofort auf den Heuboden gekotzt. Stattdessen nahm ich einen tiefen Luftzug, an den ich mich später noch erregen würde und setzte die breitere Seite des Hammers an ihre Rippen. Den Schrei, der durch das Klebeband verdeckt wurde, hätte man wahrscheinlich noch weit in den Wald hinausgehört, aber welch ein Glück, dass ich irgendwo im nirgendwo lebte. Die Flüssigkeit, die ihr durch die Augenränder schwappte, bannte sich einen Weg durch ihr schmutziges Gesicht und hinterließ einen sauberen Streifen Haut. Ich registrierte ihre blauen Finger und hatte eine Idee. Ich würde ihr einen Gefallen tun. Nachdem kein Blut mehr oder nur sehr wenig durch ihre Adern in den Fingern strömte, müsste sie sie sowieso amputieren. Mein Blick fiel auf das lange, scharfe Messer in meiner Hand. „Ich komme gleich, Liebes“, säuselte ich ihr ins Ohr und hätte fast ihre Haare gestreift, von denen ich mir sicher war, das sie Läuse zu ihrem Heim gemacht hatten. In einer anderen Ecke fand ich das, was ich gesucht hatte: eine Axt, einen Mehlsack und einen kleinen, hölzernen Hocker, den ich für diese Aufgabe brauchte. Den Höcker platzierte ich seitlich von ihr, das Messer zwischen den Zähnen. „Es wird auch gar nicht wehtun. Ich tue dir nämlich einen Gefallen.“ Amelie schüttelte den Kopf hin und her, doch als sie die explodierenden Schmerzen in ihren Händen spürte, verebbte jeglicher Protest und sie ließ sich in die Ohnmacht gleiten, den einzigen Freund, den sie hier in dieser Hölle hatte. „Oh, sie ist eingeschlafen“, murmelte ich verträumt und wischte ihr die nassen Wangen trocken, „Was soll's, ich kann ja trotzdem weitermachen.“ Die zehn Finger legte ich in einen Lederbeutel, bevor ich die Axt schnappte und auch diese mit dem blutigen Messer ein wenig schärfte. Ich wollte ihr doch keine unnötigen Schmerzen zufügen, nein, das war doch gar nicht meine Absicht. Mein Blick fiel auf die zuckenden Lider Amelies und ich erkannte bereits jetzt, dass sie bald aufwachen würde. Einen Spielzug hatte ich noch für sie. Einen, auf den ich mich ganz besonders freute. Erregung durchschoss meinen Körper, als ich daran dachte und verschwitzt wandte ich mich an Amelia, die noch immer zu schlafen schien. Wie von selbst fanden meine Finger ihren Weg zu ihrem Puls. Korrektur: Es gab keinen mehr. „Welch eine Verschwendung“, ließ ich mit Hass und Hohn in der Stimme verlauten und öffnete die Eisenkette, sodass ihr Körper mit einem lauten Knall zu Boden fiel. Keuchend hievte ich sie mir auf den Rücken und wandte mich noch einmal zu Amelie. Zur wunderschönen Amelie. „Ich komme gleich wieder, meine Liebe und bis dahin bist du dann wach. Dann kommt das schöne Finale. Ich weiß doch, dass du dich schon seit Ewigkeiten darauf freust.“ Und als ich zurückkehrte, war sie tatsächlich wach, da sie schluchzte und wimmerte, so gut es eben ging. Wahrscheinlich nicht nur wegen der Schmerzen, sondern auch deshalb, weil sie wusste, was mit ihrer Schwester passiert war. „Sie hatte kein so großes Durchhaltevermögen, wie du, Liebes und das wussten wir beide. Es war nur eine Frage der Zeit.“ Die verengten Augen, die mich durchbohrten, ließen mich noch fröhlicher werden, das Kribbeln, das abgeebbt war, kehrte wieder zurück. „Wir zwei kommen jetzt zum Finale und ich verspreche dir, es wird schön. So schön, wie noch nie, ich verspreche es.“ Ich legte einen Arm um ihre Taille, weil ich nicht wollte, dass sie unsanft zu Boden fiel und löste die Ketten ebenfalls. „Eines muss ich dir noch sagen, Liebes, bevor wir soweit sind... Falls du dich wehren solltest, schneide ich die nächsten Körperteile ab.“ Sie schluckte hörbar laut und nickte brav, was ich an der Vibration die durch ihren Körper ging, spüren konnte. Sanft legte ich sie auf dem Boden ab und konnte sehen, dass sie fürchterliche Schmerzen zu haben schien. Anders konnte ich ihre zugekniffenen Augen nicht deuten. „Schon seit Tagen freue ich mich darauf.“ Mit einem Lächeln durchschnitt ich noch das letzte Stück Fetzen, dass sie untenherum trug und begann, ihren Bauch zu streicheln. Geschockt riss sie die Augen auf und krümmte sich vor Ekel zur Seite, aber nur ein Blick auf meine Werkzeuge ließen sie ruhig werden und mitmachen. Abermals startete ich diesen Versuch neu, fuhr über ihre Wölbungen, sodass sie erregt aufkeuchte. Ein wissendes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Sie hatte die Augen zugekniffen, doch ihr beschleunigter Atem vermittelte mir, dass es ihr gefiel, dass sie noch mehr wollte. ... Und irgendwann... Und irgendwann erreichten wir unseren Höhepunkt. Keuchend legte ich mich neben sie und versuchte, meinen Herzschlag zu beruhigen. Schwer atmend setzte ich mich auf und nahm die Axt, die neben mir lag. Amelie hatte ihre Seelenspiegel noch immer geschlossen, wahrscheinlich schämte sie sich, es so leicht zugelassen zu haben, schwach geworden zu sein. Und deshalb war ich anders. Ich verstand sie. Wer die Wahl gehabt hätte, zwischen einem schönen Gefühl und Schmerzen, wer hätte nicht ersteres gewählt und sich hingegeben? Zumindest für einen kurzen Moment. „Du weißt ja, was dich jetzt erwartet.“ Und noch bevor sie wieder schreien konnte, hackte ich ihr den Kopf von den Schultern. „Deine Mutter wurde auf einen anderen Friedhof bestattet. Das Bestattungsinstitut will das geheim halten. Sie haben Angst, dass so etwas noch einmal passiert.“ Sasuke nickte und lehnte sich wieder zurück. Er hatte die Augen geschlossen und lediglich die Bewegungen unter seinen Augenlider verriet, dass er noch nicht eingeschlafen war. „Es wird Zeit“, murmelte Hinata und breitete das Spielfeld auf dem Boden aus. Im Moment lagen Sasuke und Naruto am weitesten vorne. „Sasuke oder Naruto, ihr müsst noch zweimal eine fünf würfeln, oder insgesamt eine zehn, damit wir endlich fertig sind. Strengt euch an!“ Inos Motivationsrede verfehlte ihre Wirkung. „Sie haben keinen Einfluss auf die Würfel, Ino!“ Shikamarus genervte Stimme ertönte von der anderen Seite des Zimmers und eingeschnappt verschränkte die Blondine die Arme vor der Brust. „Das weiß ich doch“, giftete sie zurück und schnappte sich den Würfel, um ihn mit einem lauten Knall auf den Karton fallen zu lassen, „Wieso war das klar? Eine 2.“ Der genervte Unterton war kaum zu überhören. Neji und Hinata würfelten eine 3, Tenten und Sasuke eine 4, Sakura und Naruto eine 5 und Shikamaru eine 6. „Bringe den Mann um, den du über alles hasst.“ Sakura blickte geschockt auf und sah in nicht minder geschockte Gesichter. „Ich will dir doch gar nichts tun, süße, kleine Kirschblüte. Es wird doch gar nicht wehtun, ich verspreche es.“ Aber es hatte wehgetan. Und es tat noch immer weh. „Ich bin bereit“, ließ sie mit einer entschlossenen Stimme verlauten und erhob sich von dem Parkettboden, „Ich bin bereit, ihm alles zurückzuzahlen.“ Epilog: Blutspritzer auf der weißen Wand. ----------------------------------------- Einige von euch fragen sich bestimmt, warum Amelia, Amelie, Oscar, Tamara und Saphir daran glauben mussten. Warum ich die ersten vier umgebracht und der Letzten die Unschuld, wenn auch nur indirekt, geraubt hatte. Eure Fragen würden bald beantwortet werden. Ich spürte bereits den bitteren Geschmack von Verrat, Hass und Tod auf der Zunge, konnte die Angst riechen, das Misstrauen sehen. Die Wachen patrouillierten öfters, als jemals zuvor durch die Wälder, durchstriffen jeden Abschnitt, durchsuchten jedes gefallene Blatt. Der Wind blies durch die Kronen, sang sein verhängnisvolles Lied und ich begriff, dass das Maß der Dinge bald erreicht war. Ich empfand mit jedem hin-und herbewegen, dass die Kinder zum Ende der Geschichte gelangen wollten, keine Geduld mehr aufbrachten, ruhig zu sitzen und die zahlreichen Regeln zu befolgen, die sie an die umgefallenen Baumstämme ketteten. Auch ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit und Ausdauer der Acht war, bis sie mich gefangen nehmen und köpfen würden. Nein, nicht sie. Der König von Gallein. Der, von dem sie sagten, dass er mit dem Teufel verhandelte, von ihm Ware kaufte und mit dem Leben zahlreicher Menschen dafür bezahlt hatte. Es war auch nicht der Kaufmann Hugo. Jemand, der viel mehr Macht besaß und noch gefürchteter war, als all die dunklen Gestalten, die nachts herumschlichen und gegebenfalls mordeten, zusammen. Bald, ja bald. Der Tod haftete sich an meine Fersen, aber ein Ass hatte ich noch im Ärmel. Das Gift in dem großen Wasserfass, das jeden Bewohner Galleins versorgte. „Erinnerst du dich noch an mich?“ Sie streifte sich die Mütze, die sie sich tief ins Gesicht gezogen hatte, langsam vom Kopf und schüttelte diesen einmal durch, damit er ihre Haare registrierte, die im Licht der Straßenlaterne rot schienen. Seine Augen weiteten sich geschockt, während er wieder versuchte sich von dem Klebeband loszureißen, aber ein kräftiger Händedruck ließ ihn wieder still sitzen und laut schlucken. Als er zu seiner Linken blickte, fixierten ihn zwei ausdruckslose milchige Augen und als er seinen Kopf wieder in ihre Richtung drehte, konnte er ausmachen, dass sie ein paar Schritte näher gekommen war. Sie fuhr ihm mit einem ihrer langen Fingernägel über das Gesicht, bohrte ihm mit diesem in die Wange und setzte sich nonchalant auf seinen Schoß. Der Schwarzhaarige blickte zur Seite, wodurch die grauen Haarpartien nur noch besser zur Geltung kamen. Die Rosahaarige lächelte leicht und hielt sein Gesicht mit beiden Händen fest. „Sieh mich an und schau, was aus mir geworden ist. Das habe ich dir und dem Spiel zu verdanken.“ Überraschenderweise kam er ihrer Bitte wirklich nah und versuchte, den Ausdruck in ihren Augen zu definieren, aber das Licht, das ihr über die Schultern schien, machte ihr Gesicht nur noch dunkler, sodass es ihm unmöglich war, etwas zu erkennen. Sakura grinste noch ein Stückchen breiter und begann, ihre Hüften zu bewegen. Geschockt weiteten sich seine Seelenspiegel und Schweiß rann ihm über die Schläfe, als er das Pochen spürte, dass sich bei ihm bemerkbar machte. Wieder zerrte er an den Fesseln, doch der erneute Druck auf seiner Schulter ließ ihn ruhig werden. „Ich würde gerne wissen wollen, was du zu dem, was vor 10 Jahren passiert ist, zu sagen hast.“ Verständnislos blickte er sie an, als sie ihm den Knebel um den Mund löste. „Es tut mir Leid“, begann er sogleich zu stammeln, „Ich schwöre, ich mache es nie wieder. Bitte! Ich habe einen Sohn!“ Nickend kam sie ihm noch ein Stückchen näher. „Und du glaubst, dieses „es tut mir Leid“ löscht meine Vergangenheit?“ Sie legte den Kopf schief und spürte die Vibration, die durch seinen Körper ging. „Aber warum weinst du denn jetzt?“, spottete sie und bewegte ihre Hüfte auf und ab. „Wie ich spüre, gefällt dir das noch immer, du mickriges Schwein.“ Das Zittern wurde heftiger. „Lass uns ein bisschen Spaß haben. Es wird auch gar nicht wehtun, ich verspreche es“, zitierte sie den Satz von damals und durchschnitt ihm die Kehle. Blut bespritzte ihre Wangen, ihre Haare, die Sachen, die sie anhatte. Kopfschüttelnd erhob sie sich und wandte sich an Neji, der noch immer keine Miene verzogen hatte. „Ich möchte das alleine abschließen.“ Er nickte bloß und spazierte dann mit den Händen in den Hosentaschen aus dem schmalen Gang, um den anderen Bericht zu erstatten. „Oh Gott, was habe ich bloß getan?“, schluchzte sie, sobald er außer Hörweite war und ließ sich auf den Boden sinken. Die kalte Mauer kühlte ihre heiße Wange, doch die brennenden Tränen trugen nicht sonderlich dazu bei, dass die Hitze, die durch ihren Körper schwappte, sank. „Du bist kein einziges Stück besser, als er“, schniefte sie und wischte sich mit dem Handballen übers Gesicht. Ein letztes Mal blickte sie noch zurück, bevor sie die anderen rief, die die Säuberung zu erledigen hatten. „Sasuke, komm schon! Du hast den Joker gewürfelt. Noch eine 5! Eine 5!“ Von allen Seiten ertönte Jubel, Gekreische, Applaus und Sasuke warf den Würfel, der von der Kuppel abprallte, sich drehte, scheinbar unendlos und schließlich stoppte. Auf einer fünf. Die stürmischen Umarmungen rissen den jungen Mann zu Boden und schon bald waren seine Wangen feucht von den Küssen, die ihm einige seiner Freunde aufdrückten. Und dann klingelte Inos Handy und ruinierte alles. „Sai hat angerufen. Sein Vater wurde ermordet aufgefunden.“ Ino war eben Letzte geworden und das war der Preis, den sie zu zahlen hatte. Nicht direkt sie, aber den Schlussstrich zwischen den Beiden. Er bräuchte Zeit für sich selbst und müsse den Mörder seines Vaters schnappen. „Und du bist wegen all dem Schuld!“, kreischte sie Sakura an und verschwand. Geschockt weiteten sich seine Augen, als er ein Geräusch hinter sich wahrnahm. Wenn sein Körper vorhin nicht so viel Adrenalin durch seine Venen gepumpt hätte, wäre er wahrscheinlich in Panik ausgebrochen. Stattdessen verschränkte er die Arme vor der Brust. Da stand sie also. Ihre langen Haare fielen ihr in sanften Wellen über den Rücken, während ihre Augen glänzten. „Bist mir also auf die Schliche gekommen, du Heuchler?“ „Was machst du hier?“, flüsterte er in die Dunkelheit hinein und registrierte das Zucken, das durch ihren Körper ging. „Dasselbe könnte ich dich auch fragen.“ Ihre Stimme kaum mehr als ein Hauchen, aber doch, der Wille zu kämpfen und sich zu verteidigen war da. „Du warst das, nicht wahr? Du hast dieses Spiel erfunden.“ Sie kniff die Augen zusammen und nickte dann schließlich. Von Reue keine Spur. „Warum?“ Eine simple Frage, auf die er gern eine Antwort bekommen wollte. Er hatte darauf schon Wochen gewartet. „Weil ich meine Mutter immer vor euren Augen verstecken musste. Egal, wie offensichtlich es war, dass ich Probleme hatte, nie habt ihr sie so behandelt, wie die euren. Niemand hat die stummen Hilfeschreie wahrgenommen. Absolut niemand und ich wollte es euch zurückzahlen. In voller Länge.“ „Ich verstehe.“ Verdutzt stotterte sie: „Du verstehst es?“ „Ja, ich verstehe jetzt, warum du das Restaurant in die Luft hast sprengen lassen. Um einmal im Leben im Mittelpunkt zu stehen.“ „Nein, um ehrlich zu sein wollte ich nur den Verdacht von mir lenken.“ Neji nickte. „Wie konnten die Aufgaben plötzlich so erscheinen? Das interessiert mich am meisten.“ Tenten grinste verschwörerisch und holte etwas Glänzendes hinter ihrem Rücken hervor. „Nachdem ich weiß, dass du hier nicht mehr lebend herauskommst, kann ich es dir ja sagen. Wir haben immer nur am Abend gewürfelt, wenn wir eine Taschenlampe gebraucht haben oder eine Tischlampe. Ich habe die Glühbirnen ausgewechselt. Und zwar mit den Elektroden, die es auch bei diesen Tagebüchern gibt, die geheim bleiben sollen. Man schreibt etwas hinein, das niemand lesen kann und erst wenn man das Licht anmacht, wird es sichtbar. Die Aufgaben habe ich Tage vorher schon beschriftet und sie euch dann ausgeteilt.“ „Woher hättest du wissen können, was wir würfeln?“ Abermals grinste sie geheimnisvoll und gestand dann, dass der Würfel eine Extraanfertigung gewesen war. Mit einem Magneten im Innersten und auf der Unterseite des Spiels, sodass sie kontrollieren konnte, wann der Würfel still stehen musste. Der Braunhaarige war überrascht und bewunderte sie zeitgleich dafür, dass sie alles so ausgetüftelt hatte. „Und die Kuppel?“ „Funktionierte mit einem Uhrwerk“, gähnte sie gelangweilt und hielt sich die Hand vor den Mund, „Ihr habt ständig nur Sakura und Shikamaru als Genies abgestempelt und sie immerzu zu Rate gezogen, wenn ihr ein Problem hattet, aber wie du klar erkennen kannst, bin ich die Technikerin unter euch gewesen und habe mein Wissen und handwerkliches Geschickt bloß versteckt.“ Zustimmend nickte der Braunhaarige und in der Tat... Er hatte keine Ahnung gehabt, dass sie so gerissen war. Steht's hatte er sie als Sportlerin und Waffenfreak betitelt. „Weil du ehrlich beeindruckt zu sein scheinst, erkläre ich dir noch den Rest. Du erinnerst dich doch noch an die Briefe und den geheimen Inhalt, der euch alle so geschreckt hat, nicht wahr? Darin waren Bilder von euch. Von eurem früheren ich. Aus einer Zeit, die lange vor unserer herrschte. Sasuke, Naruto und Sakura haben die Briefe nicht selbst geöffnet, weswegen sie noch schwierigere Aufgaben bekommen haben, als ihr. Und 78 Spielfelder deswegen, weil wir vorher 8 Personen gewesen und bald nur noch 7 sind. “ Für eine Sekunde setzte sein Herz aus, als er ihre Worte registrierte und unterdrückte den Drang, sofort loszurennen und die anderen zu warnen. „Ino! Du hast Ino auf dem Kicker, weil sie die Verliererin ist!“ Das Lachen, das ihre Kehle verließ, war rau und laut, grausam. „Tatsächlich ist es jemand anderer... Es ist Sasuke.“ „Sasuke steht hinter dir, du Miststück.“ - Mit rasendem Herzen richtete sie sich auf und fühlte, wie ihr der Schweiß über die Schläfe rann und schließlich auf das Bettlaken tropfte. Weiß. Überall bloß weiße Wände. Sie blickte zur Seite und registrierte die Apparate, die piepten, leise, aber gleichmäßig und nervtötend. „Wo bin ich hier?“, stammelte sie und ein Blick auf das Nachtkästchen verriet ihr, dass sie Besuch gehabt hatte. Blumen, zahlreiche Blumen in Vasen standen auf dem kleinen Tisch und dekorierten das Zimmer, das sonst ziemlich kahl und leer aussah. Das laute Geräusch, das aus ihrem Zimmer kam, führte dazu, dass das halbe Personal der Nervenheilanstalt in ihrem Raum stand und besorgt auf sie einredete. „Ihr wollt mich doch nur umbringen!“ Sie war aufgestanden und hielt eine große Scherbe der Vase vor ihrem Körper. „Tenten, legen Sie sich wieder hin. Sie sind hier, um sich wieder von dem Schock zu erholen.“ „Was? Was für ein Schock? Was ist passiert?“ „Herrgott nochmal, lassen sie dieses scharfe Ding sinken. Es ist nichts passiert, aber Sie sind abnormal! Sie sind schizophren und behaupten, wir wären Ihre acht Freunde aus einer Stadt namens Gallein, denen Sie Schauergeschichten über Ihre wahren Freunde erzählen.“ „Das sind doch keine Lügen! Es ist so passiert, wie ich sagte. Wir haben den Mann umgebracht und das Grab ausgehoben!“ „Tenten, Liebes, alle Gutachten und Beweise der Polizei zeigen, dass einzig und allein Sie dafür verantwortlich waren.“ Verwirrt blickte sie von einem Arzt zum Anderen, während ihr Tränen in die Augen traten. „Das haben sie euch gesagt? Dass nur ich das gewesen bin?“ Der Ausdruck in ihren Augen wechselte von alarmiert zu bemitleidend. Die Braunhaarige keuchte laut auf, als sie das eben Gesagte realisierte und schürzte die Lippen, während sie zwanghaft versuchte, die Tränen aufzuhalten, die ihr nur wenige Sekunden später über die Wangen flossen. „Wenn das so ist...“, flüsterte sie lächelnd und setzte die Scherbe an ihre Pulsader. „Halt, stopp!“, versuchten die acht Ärzte die Selbstmörderin noch aufzuhalten, doch das Blut spritzte bereits die Laken und Wände voll, während die braunen Augen der jungen Frau auf die, am Boden liegenden, Blumen gerichtet waren. „Der offizielle Grund, warum sie getötet, auf so eine grausame Art und Weise gemordet hat ist, dass wir es ihrer Meinung nach verdient haben. Sie hatte tagelang gearbeitet und immer nur die Hälfte des Ruhms eingesammelt. Sie wollte als Heldin sterben, als jemand, der uns immer in den Köpfen herumspucken würde. Die Rednerin wird deshalb wegen Landesverrates und Mordes zum Tode verurteilt.“ „Halt, stopp!“, versuchten die 8 Jugendlichen den Henker noch aufzuhalten, während fast die gesamte Bevölkerung Galleins das Glas mit Wasser zum Schwur anhob und aus dem Becher trank. Sie hatten von dem giftigen Wasser getrunken. Ihre Aufgabe war erledigt. Der Kopf rollte auf den Boden zur Seite, während die braunen Augen der jungen Frau in Richtung des Himmels gerichtet waren. Das Krankenblatt, das einer der Ärzte in den Händen gehalten hatte, segelte zu Boden, schaukelte zuerst von links nach rechts, immerzu, drehte sich noch ein, zwei Mal um seine eigene Achse und blieb schließlich liegen. Darauf stand geschrieben: Name der/des Patientin/Patienten: Tenten Ama Art der Krankheit: Schizophrenie, vererbt Erscheinungen/Ursachen/Gründe: Patientin gibt an, dass sie in einem früheren Leben (Anmerkung: Rednerin kann auch eine ihrer Vorfahren sein; hierbei taucht oft die Persönlichkeitsspaltung auf und die Patientin ist sich nicht sicher) eine Rednerin war und 8 Jugendlichen Geschichten ihrer jetzigen Freunden erzählt hat. Das Krankenhauspersonal, das sie betreute, auch wenn es nur die Putzdame war, die jeden Tag den Boden wischte, war in diesem Fall die Gruppe. Immer wieder begann sie, von ihren Freunden zu erzählen und sie in Morde und anderweitigen Gräueltaten zu verstricken. Die Spurensicherung der Polizei aber bestätigt, dass nur die Patientin allein für all den errichteten Schaden verantwortlich ist. Ihre Mutter gab an, dass ihre Tochter ein Horrorbuch gelesen hatte (die womögliche Ursache für den Beginn der Krankheit). Außerdem weist die Patientin eine lebhafte Fantasie auf und denkt sich eine Stadt/ein Land namens Gallein aus, in dem ein König herrscht und sie schlussendlich geköpft wird. Auf die Frage, warum sie denn dann noch lebe, folgt meist unverständliches Gemurmel oder der Satz: "Ich bin wiedergeboren worden." Der Patientin wird aus diesem Grund starkes Pharmazeutikum verschrieben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)