Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 85: Alte Verhaltensmuster --------------------------------- Kisame beunruhigte Deidaras Verhalten sehr. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr bekam er den Eindruck, der Blonde trug eine selbstzerstörerische Ader in sich. Dachte er an die Vergangenheit, wurde es umso deutlicher. Nach dem großen Streit mit Sasori damals hatte er sich immer weiter angetrieben, obwohl er an seine Grenzen stieß. Die jetzige Situation war zwar anders, aber das Ergebnis dasselbe. Er fügte sich selbst Schaden zu, aber nicht nur sich selbst, auch den Menschen in seiner Umgebung. Und dieses Mal war anscheinend niemand mehr in der Lage, Deidara davon abzubringen. Strafen wirkten bei dem Blonden nicht. Auf Sasori hatte Deidara gehört, aber dessen Meister war tot. Außerdem glaubte Kisame, dass Yahikos Strafen derzeit das Gegenteil von dem bewirkten, was er anstrebte. Unter den Rônin war Gaaras Hochzeit mit der Frau vom Môri-Clan bekannt. Aber niemand hatte sich Gedanken um Deidara gemacht, was in ihm vorgehen musste, obwohl sie inzwischen alle von seiner Schwäche für den Daimyô wussten. Zu der emotionalen Last kam die Langeweile. Deidara war schon immer recht risikobereit und an jeder Herausforderung interessiert gewesen. Bei Akatsuki gab es regelmäßig Missionen, die für etwas Nervenkitzel sorgten. Aber als Samurai in einer Burg konnte es eintönig werden, gerade für einen Menschen wie Deidara, der für den Kampf geboren schien. Vielleicht konnte er Yahiko für die Probleme des Blonden sensibilisieren. Er mochte Deidara. Möglicherweise fanden sie eine Lösung, zumindest für Deidaras Mangel an Abwechslung. Nach dem Abendessen bat Kisame den Anführer von Akatsuki um ein Gespräch. „Was gibt es?“, fragte Yahiko, sobald sie allein im Wohnzimmer saßen. „Ich mache mir Sorgen um Deidara“, begann Kisame ruhig. „Er schadet momentan denen, die ihm nahe stehen, und sich selbst.“ Abwartend betrachtete der Orangehaarige ihn. Yahiko wollte zuerst genauere Erläuterungen, bevor er sich zu dem Thema äußerte. „Ich habe vorhin mit ihm gesprochen. Gibt es keine Möglichkeit, ihn in Aufträge zu involvieren? Als Samurai gibt es für ihn derzeit wenig zu tun.“ Yahiko zog seine Augenbrauen zusammen. „Wie du gerade selbst erwähntest, schadet er sowohl sich selbst als auch seiner Umgebung. Zum einen ist es kompliziert, ihn in Aufträge zu einzubeziehen, da er meistens nicht hier ist, zum anderen kann ich mir momentan nicht sicher sein, was er als nächstes tut. Hinzu kommt, dass er Befehle missachtet. Deidara sollte allmählich reif genug sein, sich über sein Verhalten im Klaren zu sein und welche Auswirkung es haben kann.“ So einfach war es leider nicht. „Ich denke, er weiß sehr wohl, was er tut.“ Ruhig wie meist betrachtete Yahiko ihn. „Wieso tut er es dann?“ Wie sollte Kisame diese Frage beantworten? Er kannte Deidaras Inneres nicht. „Das weiß ich nicht. Aber ihm ist langweilig.“ Eine Augenbraue zuckte leicht. „Das hätte er auch einfach sagen können. Es ändert leider nichts daran, dass er endlich lernen sollte, sich mehr einzufügen. Sasori mag ihn vieles gelehrt haben, aber seien wir ehrlich. Sasori war unsozial. Und das hat er an seinen Schüler weitergegeben.“ Kisame schüttelte den Kopf. „Deidara ist vielleicht ungeschickt, aber nicht unsozial. Ich denke, er hat mehr als nur das eine Problem.“ Wäre es nur die Langweile, hätte Deidara vielleicht etwas gesagt, oder? Manchmal war es wirklich schwer, den Blonden einzuschätzen. Seine Handlungen wirkten teilweise spontan und nicht durchdacht, dann aber wieder schien er sich genau bewusst zu sein, was er tat und dachte weit voraus. „Zetsu hat uns doch berichtet, dass Gaara geheiratet hat. Deidara hat aber weiterhin eine Beziehung zu Gaara. Sie haben vor der Hochzeit mit der Môri-Frau heimlich geheiratet. Das ist sicher nicht leicht für ihn.“ Überraschung zeigte sich in den grauen Augen ihres Anführers. Eine Hochzeit unter Männern war noch nie bekannt geworden. Nichtsdestotrotz machte dieser Bund eine ernsthafte Beziehung zwischen Deidara und dem Daimyô deutlich. „Deidara wusste, auf wen er sich einlässt. Als Daimyô muss Gaara eine Frau ehelichen und Erben zeugen“, gab Yahiko weiterhin relativ ungerührt zurück. Das mochte stimmen. Aber Gefühle ließen sich nicht von der Logik in Schach halten. „Wie würdest du dich fühlen, wenn Konan einen anderen Mann heiraten müsste, weil ihr Stand das vorschreibt, ihr beide aber weiterhin zusammen sein wollt?“, fragte Kisame hypothetisch. Yahiko war derzeit noch besorgter um seine Frau als zuvor, was zweifellos an ihrer Schwangerschaft lag. Er wollte sie und das ungeborene Kind beschützen. Dennoch durfte er nicht blind werden für die Belange der anderen Rônin von Akatsuki. Als Anführer hatte er eine gewisse Verantwortung für die Bande, selbst für Deidara. Yahikos Blick verhärtete sich augenblicklich. „Ich würde ihn töten wollen“, grollte er leise. Langsam wechselte die harte Miene zu Nachdenklichkeit. Kisame wartete geduldig. Begriff Yahiko allmählich die Tragweite der Situation? Würde Deidara die Frau wirklich töten, würde er mindestens verbannt werden aus der Burg. Gaara müsste eine andere Frau ehelichen und ihre Beziehung wäre noch weitaus komplizierter. Also musste Deidara die Ehefrau ertragen, während diese öffentlich an Gaaras Seite stand, während er nur den Status eines Kriegers des Daimyô innehatte. Es ging letztendlich nicht darum, dass Deidara einen anderen Partner hätte wählen sollen. Gefühle waren nicht derartig kontrollierbar. Vielmehr war es relevant, mit den Schwierigkeiten zurecht zu kommen. Und als Gruppe sollten sie zusammenhalten und sich gegenseitig Rückhalt geben, schließlich hatten die Rônin nur einander. Aber dieser Rückhalt wurde Deidara momentan verwehrt und er versuchte die Bürde komplett allein zu stemmen. Schwer seufzte Yahiko. „Ich rede morgen mit ihm.“ Kisame neigte leicht den Kopf. Das hatte er erreichen wollen. „Aber dennoch sollte er über seine Probleme reden, anstatt sie an uns auszulassen“, brummte Yahiko, während er sich erhob und das Wohnzimmer verließ. Leider musste Kisame ihm bei Letzterem Recht geben. Deidara hätte einfach mit ihnen reden sollen. Allerdings verstand er auch, dass er es nicht einfach getan hatte. Als Mann wollte er seine Probleme allein bewältigen und nicht um Hilfe bitten oder zugeben müssen, Schwierigkeiten mit der Handhabung der eigenen Gefühle zu haben. Bis auf Yahiko und Zetsu saßen bereits alle am Frühstückstisch. Wie üblich war der Spion unterwegs. Ihr Anführer sprach vermutlich gerade mit Deidara, nahm Kisame an. Konan verteilte gerade den Reis auf die Schalen, als ihr Mann in den Raum trat und sich auf seinen Platz setzte. Er kam allein. „Deidara ist weg“, sprach Yahiko ruhig. „Ach, der rennt sicher nur wieder im Wald herum“, erwiderte Hidan. Hungrig nahm er Konan seine Reisschale ab. Yahiko schüttelte den Kopf. „Seine Sachen sind weg, ebenso Zaumzeug, Sattel und Pferd.“ Kaum hörbar seufzte Kisame. Also war Deidara in der Nacht abgehauen, wieder einmal. Konnte Deidara nicht einmal etwas warten, anstatt gleich eine Entscheidung zu fällen und loszurennen? Es war genauso wie damals nach Sasoris Tod. Ohne ein Wort war der Blonde verschwunden. „Du hättest nicht so hart zu ihm sein sollen“, tadelte Konan ihren Mann. Dieser schwieg dazu. Unrecht hatte sie nicht, aber Yahiko hatte mit Deidara reden wollen. Leider war es nun vorerst zu spät. Kisame hoffte, dass der Blonde nicht wieder irgendeine Dummheit machte. Deidara ließ sein Pferd mehr oder weniger Richtung Matsuyama trotten. Auf den Weg achtete er nur gelegentlich. Es bestand kein Grund zur Eile. Wenn sein Pferd eben falsch abbog, korrigierte er irgendwann die Richtung. Er musste schließlich nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Burg sein. Sicherlich rechnete Gaara nicht einmal jetzt schon wieder mit ihm. Deidara hatte geplant, länger bei Akatsuki zu bleiben als nur ein paar Tage. Er hatte sich wirklich auf die Bande gefreut. Doch seine Freude war sehr schnell umgeschlagen. Mehr und mehr hatte ihn dort alles gereizt. Er war sich nicht einmal sicher, warum er so genervt von ihnen war. Aber er sah keinen Sinn darin, länger im Geisterwald zu bleiben, sich Vorschriften machen und seine Beziehung auseinanderpflücken zu lassen. Akatsuki konnte ihm sowieso nicht helfen. Er musste allein mit Sakura fertig werden. Das war seine Angelegenheit. Die Langeweile hätte die Bande ändern können. Aber das hatte nicht funktioniert, wie er sich das gedacht hatte. Dieser Fehlschlag gesellte sich zu dem Knäul an Zorn in seinem Inneren. Früher war alles so einfach gewesen. Sasori war sein Meister gewesen. Er hatte entschieden, was getan wurde und wo sie hingingen. Deidara bereute nicht, eine Beziehung zu Gaara aufgebaut zu haben. Er vermisste ihn gerade sehr. Aber genauso sehnte er sich nach seinem Meister. Die Umstände waren so viel verworrener. Es gab kein klares Ja oder Nein mehr. Die Grenzen verschwammen. Das Schlimmste daran war, dass er kein Ventil hatte, nichts, worauf er all seine Konzentration fokussieren konnte, wo all seine Fähigkeiten verlangt wurden, um die Situation zu meistern. Deidara wollte endlich wieder einmal richtig kämpfen. Ein Kampf auf Leben und Tod wäre herrlich. Verdammt, er war Krieger! Kein fetter Verwalter, dessen einzige Sorge eine schlechte Ernte war. Ein Tropfen traf seine Hand, ein weiterer seine Wange. Mürrisch sah Deidara in den Himmel hinauf. Graue Wolken boten einen tristen Anblick. Genervt schnaufte er. Jetzt fing es auch noch an zu regnen. Seine Laune sank noch tiefer. Unbeirrt ritt Deidara weiter. Der Regen nahm zu, durchnässte sein Haar und seine Kleidung. Nicht lange und der Stoff klebte unangenehm an der Haut. Schwer hingen die hellen Strähnen über seine Schulter. Selbst wenn Deidara hätte Schutz suchen wollen, weit und breit war nur Wiese. Die paar mickrigen Bäume, die er in einiger Entfernung undeutlich durch den Regenvorhang erkennen konnte, boten keinen Schutz. Außerdem war es sowieso zu spät. Deidaras Stimmung fügte sich wunderbar in die beginnende Regenzeit. Grau, rastlos, verschwommen, unangenehm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)