Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 91: Abendliche Audienz ------------------------------ Gaara war froh, dass Deidara endlich Fortschritte machte. Laut seiner Aussage war einer der Shinobi tot und von dem anderen hatten sie eine detaillierte Zeichnung. Der Daimyô hatte angeordnet, sie zu vervielfältigen und die Zettel überall in Matsuyama aufzuhängen. Auf diese Art fiel es den Shinobi deutlich schwerer, sich unbemerkt in der Stadt zu bewegen. Im kleinen Kreis hatten sie sich über den Angriff unterhalten und waren zu dem Schluss gekommen, dass selbiger wohl nicht geplant gewesen und hinter dem Rücken des Anführers geschehen war, der den Kampf unterbrochen hatte. Seitdem hielten sich diese Verbrecher bedeckt. Keine neuen Leichen tauchten auf. Es wurde auch nicht mehr randaliert. Genau genommen war es beunruhigend still geworden. Ob sie aufgegeben hatten? Daran glaubte Gaara nicht. Aber sie hatten es nun sehr schwer, weil sie nur noch zu zweit waren und das Gesicht dieses jungen Mannes an jeder fünften Hauswand prangte. Ein Diener kündigte Deidara an. „Lass ihn herein.“ Gaara legte seinen Pinsel nieder, mit dem er gerade noch ein Schreiben an Sasuke verfasst hatte. Der jüngere Uchiha schien seinen Vorschlag bezüglich der Verhandlungen wirklich ernst zu meinen. Sogar einen neutralen Ort hatte er Gaara angeboten. Der Rotschopf begrüßte dies, da er nicht bereit war, sich in ein Wespennest zu begeben, das jeden Moment von hinten zustechen könnte. Umgekehrt würde Sasuke sich garantiert nicht seiner Gnade ausliefern, sollte ihm einfallen, dass es weniger Arbeit machte, den Uchiha einfach umzubringen anstatt mit ihm zu verhandeln. Sakai lag zwischen ihren Reichen an der Küste von Honshû, der Hauptinsel Japans, und bot einen neutralen Boden für eine hoffentlich friedliche Einigung. Der Daimyô tauchte aus seinen Gedanken auf, als Deidara sich auf der anderen Seite seines Tisches niederließ. „Was gibt es?“, fragte er ruhig. Abwartend betrachtete er den Blonden. „Zetsu möchte mit dir reden“, erklärte Deidara und hielt sich wie üblich nicht mit einleitenden Floskeln auf. „Er erwartet uns heute Abend nach Sonnenuntergang im Garten, hm.“ Gaara runzelte die Stirn. „Wenn er eine Audienz wünscht, kann er diese ganz legal erhalten.“ Akatsuki wurde in seinem Land nicht verfolgt. Selbst der Spion musste sich nicht zu ihm schleichen wie ein Verbrecher. Leise lachte Deidara. „Zetsu ersucht niemanden um eine offizielle Audienz. Er taucht auf und verschwindet wieder, ohne Zeugen. So läuft das bei Akatsuki, hm.“ Ein Schulterzucken folgte. „Worum geht es denn?“, fragte Gaara. „Keine Ahnung. Das hat er nicht gesagt, hm.“ Nachdenklich wanderten die jadefarbenen Augen zurück zu dem Papier, das vor ihm lag. Was könnte Akatsuki von ihm wollen? Deidara hatte nicht um ihre Hilfe gebeten. Dafür war sein Widerwille zu ausgeprägt gewesen bei der bloßen Erwähnung. Vielleicht beabsichtigten sie, ihm ihre Hilfe anzubieten? Spekulieren brachte nichts. Er musste bis zum Abend warten, um den Grund herauszufinden. „Wann geht‘s los, hm?“ Fragend sah Gaara auf. Mit einem Nicken deutete Deidara auf das Schreiben. „Nach O-bon. Die Reise braucht viel Vorbereitung.“ Er musste präsentieren. Sasuke sollte sehen, wie stark und wohlhabend sein Reich war. Dementsprechend groß musste der Hofstaat sein, den er mitnahm. Nach Tokushima hatte er bereits eine Nachricht geschickt, da er von dort aus in See stechen wollte. Einige der Hyûga Krieger würde er bei seiner Durchreise in sein Gefolge aufnehmen. Auch seine Frau begleitete ihn. Eigentlich war Gaara dagegen gewesen. Aber als Repräsentantin der Môri war es ihr gutes Recht, zu verlangen, in Vertretung ihres Onkels mitreisen zu dürfen. „Gut“ kommentierte Deidara. Seinem Krieger war das Totenfest sehr wichtig, das wusste er. Aber nicht nur ihm, für jeden Menschen war O-bon ein bedeutendes Fest. Niemand wollte während dieser Tage unterwegs sein, sondern die Seelen nahestehender Menschen wieder treffen. Deidara stemmte sich hoch. „Wir sehen uns dann heute Abend, hm.“ Zustimmend nickte Gaara. Einen Augenblick sah er dem Blonden nach, bis sich die Tür hinter ihm zuschob. Dann wandte er sich wieder dem Schreiben an Sasuke zu. Nach Sonnenuntergang schritt Gaara den steinernen Weg durch den Park entlang. In unregelmäßigen Abständen waren Laternen aufgestellt, in denen Kerzen flackerten und die Schatten zum Leben erweckten. Am Teich hielt er inne und setzte sich auf eine Bank aus massivem Stein. Stetig plätscherte das Wasser des kleinen Wasserfalls. In den Blättern verfing sich der Wind und löste leises Rascheln aus. Die Laterne neben ihm warf orangefarbenes Licht auf das dunkle Wasser. Schritte näherten sich ihm. Gaara drehte seinen Kopf in die Richtung, aus der er gekommen war. Wenige Augenblickte später trat Deidara aus der Dunkelheit. Neben ihm blieb er stehen und ließ seinen Blick schweifen. „Ist schön hier um diese Zeit, hm.“ Die Stimme des Blonden war gesenkt, sodass nur Gaara sie hören konnte. „Nachts sieht alles anderes aus, fast wie eine andere Welt“, murmelte der Rotschopf. Eine ruhige Welt, die vieles in Schatten versteckte. Der Rest seines früheren Ichs mochte die Nacht, weil sie auch ihn erfolgreich verborgen hatte vor den Blicken anderer. Er hatte sich freier gefühlt. Noch immer war sein damaliges Ich in ihm, doch es rumorte nicht mehr vor Zorn auf die Menschen, sondern blieb ruhig und entspannte sich bei der Dunkelheit. Hinter ihnen raschelte es, als schleiche ein Tier durch die Büsche. Gaara sah sich wie Deidara um. Aus den Schatten des Gesträuchs löste sich eine Gestalt. Langsam erhob der Daimyô sich. Zetsu. Der Mann bewegte sich beinahe lautlos. Gaara war sich sicher, dass er sich ohne ein verräterisches Geräusch nähern könnte, wenn er gewollt hätte. „Guten Abend, Gaara-sama“, sprach Zetsu und verneigte sich. Sein Blick glitt kurz zu dem Blonden. „Deidara.“ Angesprochener brummte nur eine Begrüßung. „Nun“, begann der Daimyô. „Weswegen habt Ihr mich zu dieser Stunde an diesen Ort gebeten?“ Aufmerksam musterte Zetsu ihre Umgebung, ehe er den Mund wieder öffnete. „Wegen dieser Bande, die in letzter Zeit so viel Unruhe gestiftet hat.“ Eine Pause folgte und Gaara ließ die Worte auf sich wirken. Zumindest ein Teil seiner Vermutungen war nun bestätigt. „Ihr Ziel ist Akatsuki.“ Überrascht weiteten sich Gaaras Augen. Einen Herzschlag später hatte er sich wieder völlig in der Gewalt. „Ihr habt sie belauscht?“ Zetsu nickte bestätigend. „Mit der Zeichnung war es nicht schwer, den Burschen zu finden“, fügte er mit dunkler Stimme an. Zetsu war ein merkwürdiger Geselle, fand Gaara. Er schien mit der Tonlage auch seine Persönlichkeit zu wechseln. „Wieso Akatsuki? Und was ist mit ihrem Anführer, hm?“, hakte Deidara nach. „Anführerin“, verbesserte Zetsu. Sie hatten es also mit einer Frau zu tun. „Sie ist sehr vorsichtig. Keine Erwähnung, wer der Auftraggeber ist. Sie wollen erreichen, dass Ihr“, Zetsu sah Gaara direkt in die Augen und ihm lief ein Schauer den Rücken hinab bei dem durchdringenden Blick, „Euch an uns wendet. Aber der Grund fiel mit keinem Wort.“ Diese Informationen brachten endlich einen gewissen Sinn in diese ganzen Verbrechen. Sie wollten, dass er Akatsuki zu Hilfe rief. Doch warum? Was wollte diese Gruppe von den Rônin? „Jetzt, wo ihr davon wisst, was werdet ihr tun?“, fragte Gaara den Spion. „Nicht eingreifen“, verkündete die nun wieder tiefe Stimme des anderen. „Selbst wenn Ihr uns dafür bezahlen würdet.“ Gaara konnte diese Entscheidung nachvollziehen. Die Falle war sichtbar. Man lief nicht wissend in eine Falle, wenn man es verhindern konnte. „Kannst du uns eine Zeichnung der Frau geben, hm?“ Zetsu nickte und holte unter seinem Gi einen geknickten Zettel hervor, den er Deidara reichte. Der Blonde faltete ihn auseinander und betrachtete die Zeichnung. „Mit den Zeichnungen haben die beiden es sehr schwer, sich noch frei in der Stadt zu bewegen“, kommentierte Zetsu. Im nächsten Augenblick wechselte seine Persönlichkeit erneut. „Ihr werdet ja wohl allein damit fertig werden.“ Deidara wirkte recht zufrieden. „Damit werde ich fertig, hm“, erklärte sein Krieger zuversichtlich. Hoffentlich. Gaara wollte keine weiteren Toten und zerstörte Existenzen in seiner Stadt. „Ich danke Euch für die Informationen.“ Akatsuki hätte ihm diese Hinweise nicht zukommen lassen müssen. Da sie nun aber endlich nennenswert vorankamen mit diesem Fall, konnte er damit leben, dass die Rônin sich weigerten einzugreifen, sollte er darum bitten. Durch die zweite Zeichnung war ihre Chance noch einmal gestiegen, die Shinobi einzufangen. Jeder Samurai sollte sich zusätzlich zu dem Gesicht des jungen Mannes auch das der Frau einprägen. Die Wachen in Matsuyama waren nach wie vor verdoppelt. Niemand gelangte ungesehen in die Stadt oder hinaus. Entweder mussten die beiden sämtliche ihnen zur Verfügung stehenden Fähigkeiten einsetzen oder sie flogen auf. Aber irgendwann begingen sie einen Fehler, weil sie ständig auf der Hut sein mussten und sich nicht mehr als harmlose Reisende tarnen konnten. Zetsu verneigte sich leicht. „Ich wünsche einen angenehmen Abend.“ Mit diesen Worten zog der Spion sich in die Büsche zurück. Kurz raschelte es noch, dann verlor Gaara die Präsenz des Spions. Kein Laut und keine Bewegung machten mehr auf ihn aufmerksam. „Er ist verdammt gut“, sagte Gaara leise. Deidara nickte. „Warum hat er die beiden nicht umgebracht, wenn er sie doch gefunden und belauscht hat?“ Das verstand er nicht ganz. Zetsu war vermutlich unbemerkt geblieben. Die Gelegenheit wäre doch günstig gewesen. „Akatsuki mischt sich nicht ohne triftigen Grund ein, hm.“ Dieser Grund hieß Geld. Denn letztendlich war die Bande ein Haufen Söldner, die man kaufen konnte. In den meisten Fällen. Würden sie sich strikt an das Söldnerdasein halten, hätten sie damals Orochimaru unterstützt und nicht ihn. Aber in einem vereinten Japan ohne größere Fehden und Kriege war das Leben der Rônin überflüssig, da kaum noch Gelegenheiten zum Geldverdienen gegeben waren. Letztendlich hatte Akatsuki ihm damals aus Eigennutz ihre Hilfe angeboten. In Zeiten des Friedens brauchte man keine Söldner oder Shinobi. Es war vielleicht keine sonderlich positive Denkweise, aber sie hatte Gaaras Reich vor der Verwüstung und der Angliederung an Orochimarus Land bewahrt. „Lass uns reingehen.“ Gaara rieb sich den Nacken. Der Tag war lang gewesen. Inzwischen war er recht müde und wollte sich auf seinem Futon ausstrecken mit seinem Liebsten im Arm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)