Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 95: Die Wirkung setzt ein --------------------------------- In der Herberge angekommen ließ Gaara sofort nach seinem Leibarzt schicken. Shikamaru hatte sein Gefolge weise gewählt. Bei einem Treffen mit derartigen Spannungen war es immer klug, einen Mann in Reichweite zu haben, der sich mit der Heilkunst auskannte. Der Rotschopf wandte sich an General Hizashi. „Ich übertrage Euch die Organisation der Nachtwache.“ Kein Spion von Sasuke sollte auch nur in die Nähe der Herberge gelangen. Der Hyûga verbeugte sich und entfernte sich mit Kiba und Neji, um die ihm anvertraute Aufgabe auszuführen. Gaaras Blick glitt weiter zu seiner Frau. „Bitte ruh dich aus. Der Tag war anstrengend.“ Sakura neigte leicht ihr Haupt. „Wie du wünschst.“ Innerliche Erleichterung überkam Gaara, hatte er jetzt keine Geduld, sich nennenswert mit ihr auseinander zu setzen. Dafür saß seine Sorge um Deidara zu tief. Sakura schritt den Gang entlang und zog sich in ihr Zimmer zurück. Nun waren sie nur noch zu dritt. „Wir gehen in Deidaras Raum“, befahl Gaara mit leiser Stimme, die jedoch nichts von ihrer Durchsetzungskraft verloren hatte. Der Blonde führte sie. Nach einem Knick schob Deidara die dritte Tür auf der rechten Seite auf und trat ein. Gaara folgte ihm. Hinter ihnen schloss der Shikamaru die Tür und verharrte. Mit zunehmender Sorge beobachtete der Rotschopf, wie Deidara sich im Schneidersitz neben den flachen Tisch setzte. Sasoris Schwerter zog er aus dem Obi und legte sie neben sich. Erst hatte er sich gewundert, warum er plötzlich wieder die Waffen seines toten Meisters trug, aber Deidara hatte ihm erklärt, dass Sasoris Geist sie ihm vererbt hatte. Sein Krieger schien inzwischen auch bereit dafür, war der Stolz auf seinen Meister in seiner Stimme im Gasthaus deutlich zu hören gewesen. Gaara kniete sich Deidara gegenüber und sah ihn ernst an. „Was für ein Gift ist es?“, fragte er. Noch schien es keine Anzeichen einer Vergiftung zu geben. Zumindest keine sichtbaren. Genervt seufzend fuhr die Hand Deidaras durch das lange Haar. „Es wird aus dem Stechapfel gewonnen. Ich weiß nicht, wie es hergestellt wird. Hab mich nie sonderlich für Gifte interessiert. Aber ich wurde darauf trainiert, sie wenigstens zu erkennen. Ich weiß das passende Gegenmittel, hm.“ Es klopfte an der Tür und eine Dienerin kündigte den Arzt an. „Tretet ein“, sprach Shikamaru. Die Tür wurde geöffnet und ein älterer Mann mit halb ergrautem Haar betrat den Raum. Hinter ihm schob die Dienerin die Tür wieder zu. Gaara winkte seinen Leibarzt näher. „Deidara wurde vergiftet“, erklärte er das Problem. Der Daimyô stemmte sich hoch und trat zurück, um dem Mann Platz zu machen, damit er Deidara in Ruhe untersuchen konnte. Shikamaru trat neben ihn. Aus den Augenwinkeln sah Gaara ihn an. „Die Verhandlung wird verschoben, bis es Deidara wieder besser geht. Stirbt er, wird es keine Verhandlungen mehr geben. Ein Bote soll Sasuke darüber in Kenntnis setzen“, sprach er leise. „Ich dachte, du wolltest einen Krieg verhindern“, wandte Shikamaru mit ähnlich gedämpfter Stimme ein. Der Arzt und Deidara mussten nicht unbedingt mithören. „Das ist wahr. Aber Sasukes Seite hat einen meiner Männer vergiftet. Ich kann das nicht ignorieren. Es ist ein hinterhältiger Angriff. Ich gebe ihm sogar noch eine Chance, die Situation zu retten, wenn Deidara überlebt.“ Der Heiler trat zu ihnen und beendete das Gespräch, dem sowieso nichts mehr hinzuzufügen gewesen wäre aus Gaaras Sicht. „Wie sieht es aus?“, fragte er. „Das Gift beginnt allmählich zu wirken. Die bisherigen Symptome passen zu dem, was Deidara-san mir gesagt hat. Ich werde eine Dienerin in eine Apotheke schicken. Dann bleibt nur zu hoffen, dass er Recht behält und nicht genug zu sich genommen hat, um in eine lebensbedrohliche Situation zu geraten.“ Verstehend nickte Gaara und machte einen Schritt beiseite, um seinen Arzt vorbei zu lassen, damit dieser eine Dienerin mit seinem Auftrag betrauen konnte. „Shikamaru, ich bleibe bei ihm“, erklärte Gaara mit fester Stimme. Angesprochener hieß seine Entscheidung nicht gut. Er erkannte es an dem Zweifel in dessen Blick. „Dein Arzt wird sich gut um Deidara kümmern“, gab er zu Bedenken. Lautlos seufzte der Rotschopf. „Ich diskutiere darüber nicht. Geh.“ Ergeben verbeugte Shikamaru sich und verließ das Zimmer. Tief atmete Gaara durch, als er endlich allein mit Deidara war. Zumindest solange, bis sein Heiler zurückkehrte. Gerade wollte er sich wieder zu seinem Krieger setzen und seiner Sorge etwas Raum gewähren, als es klopfte und der Heiler sich ankündigte. „Tretet ein“, sprach Gaara ruhig, innerlich aber unwillig. Ein paar Augenblicke Zweisamkeit waren doch nicht zu viel verlangt, oder? „Was wollt Ihr noch hier? Ihr könnt sowieso nichts tun, bis Ihr nicht das Gegenmittel habt! Also kommt wieder, wenn Ihr es habt, hm!“, knurrte Deidara den älteren Mann streitlustig an. Überrascht weiteten sich Gaaras Augen für einen Moment. „Gaara-sama?“ Sein Arzt hoffte nun auf seine Entscheidung. Schließlich hatte er ihn beauftragt, Deidara zu untersuchen und zu helfen. Er deutete ein Nicken an. „Ich rufe Euch, sollte sein Zustand sich rapide verschlechtern“, versicherte er dem Mann. Mit einer Verbeugung ließ er sie allein. „Ich hoffe für dich, dass du die Situation richtig einschätzt.“ Gaaras Worte waren leise und nun, da sie endlich unter sich waren, voller Sorge. Musternd glitt sein Blick über den Blonden. Deidara stützte sich auf dem Tisch ab. „Mach dir keine Gedanken. Das bisschen wird mich nicht umbringen. Hätte ich allerdings die Schale leer getrunken, sähe es anders aus, hm.“ Die Erklärung mochte logisch erscheinen, aber die Sorge des Rotschopfes konnte dennoch nicht zerstreut werden. Tief atmete Gaara durch. „Wie lange wird die Wirkung anhalten?“ Während Deidara aufstand und zur Tür trat, antwortete er: „Kann mehrere Tage anhalten.“ Die Tür wurde aufgeschoben und der Krieger rief einmal quer über den Flur nach einer Dienerin. „Bring mir Wasser, hm“, wies er die Frau an. Mit einem leisen Geräusch trafen Tür und Rahmen wieder aufeinander und Deidara kam zu ihm zurück. „Solltest du nicht woanders sein, hm?“, fragte er mit diesem typischen Grinsen. Irritation machte sich in Gaara breit. „Wieso?“ Sein Samurai beugte sich vor. Das blonde Haar fiel sanft über seine Schultern nach vorn. „Ich bin bloß einer deiner Krieger. Du wirst Aufsehen erregen, wenn du bei mir bleibst, hm.“ Deidara hatte seine Stimme gesenkt. Die Worte waren nur noch ein Flüstern. Doch an dem Funkeln in seinem Auge erkannte er, dass Deidara seine Anwesenheit wollte. Natürlich hatte er Recht. Jeder seiner Untergebenen erfuhr früher oder später über Gerede, dass er bei Deidara geblieben war, obwohl sich sein Heiler um ihn kümmern konnte. Wäre seine Frau vergiftet worden, wäre sein Verhalten angemessen. Nicht aber bei Deidara. Doch Gaara konnte sich nicht vorstellen, in seinem Zimmer zu warten bis ihm eine Dienerin die Nachricht von Deidaras Genesung oder seinem Tod brachte. Er würde wahnsinnig vor Sorge werden, nicht genau zu wissen, wie es ihm ging. Gaara wollte bei ihm bleiben. „Das ist mir egal“, erwiderte er schließlich fest. Die Dienerin klopfte. „Ich bringe das Wasser, Deidara-sama.“ Gedämpft drang ihre Stimme durch die Tür. Deidara war so heiß. Er wollte sich in einen eisigen Fluss werfen, damit das kalte Wasser seinen Körper kühlen konnte. Der Lappen auf seiner Stirn half kaum. Für nur wenige Augenblicke verschaffte das feuchte Tuch Kühlung, welches über seinen Oberkörper strich. Doch ihm fehlte die Kraft, sich von seinem Futon zu erheben. Seine Glieder fühlten sich unendlich schwer an, als lägen Steine auf ihm, die ihn niederdrückten. Wie sehr er sich doch viel Wasser wünschte. Es würde auch gegen diese Trockenheit in seinem Mund helfen, der sich so ausgedörrt anfühlte, als hätte er seit zwei Tagen nichts mehr getrunken. Nicht einmal das Schlucken gelang ihm noch richtig. Der Blonde hörte sein Herz pochen. Durch seinen gesamten Leib hallte das hektische Schlagen. Wieder fühlte er das kühle Tuch auf seiner Haut. Mühsam hoben sich seine Lider. Grelles Licht einer Öllampe stach in sein Auge, sodass er es gezwungenermaßen wieder schloss. Einen Moment hatte er rotes Haar gesehen… Gaara… Sasori… Danna! Ruckartig stemmte Deidara sich auf seine Ellenbogen hoch. Aus zu einem Schlitz zusammengekniffenen Lidern sah er auf. Sasoris braune Augen betrachteten ihn mit seinem üblich leicht genervten Ausdruck. Das feuchte Tuch hielt er in der Hand. Ein müdes Lächeln verfing sich in Deidaras Mundwinkeln. „Ich… hab’s …er…kannt“, murmelte er rau. Seine Stimme klang seltsam fremd in seinen Ohren, die Worte auseinander gerissen wie ein alter Stofffetzen. Er hatte das Gift erkannt. Sasori war bestimmt stolz auf ihn! „Du hättest es schon am Geruch erkennen müssen“, erklangen die tadelnden Worte seines Meisters. Zitternd gaben Deidaras Arme unter ihm nach und zwangen ihn wieder auf den Futon. Sasori beugte sich langsam tiefer über ihn. Sanft strich er über seine erhitzte Haut an der Wange. Der Blick des Rotschopfes wandelte sich. Sorge und tiefe Zuneigung brachen über ihm herein wie ein lautloser Sturm. „…Saso…ri“, hauchte Deidara brüchig. Sasoris seltenes Lächeln huschte über dessen Lippen. Schwach hob der Blonde seine Hand und strich träge über die Seite seines Danna. Ein roter Schimmer legte sich auf Sasoris Lippen. Zuerst glänzten sie in einem satten rot wie ein Robin, dann rann ein Tropfen Blut aus dem Mundwinkel und am Kinn hinab. Eine mahnende Spur des Lebenssaftes blieb zurück. Deidaras Finger begannen zu beben. Sie tasteten höher, erfühlten durchnässten Stoff. Furcht grub sich in sein Innerstes. Kaum richtete sich sein Blick auf Sasoris Seite, weitete sich sein Auge schockiert. Der dunkelgrüne Stoff des Gi war getränkt mit dem Blut seines Meisters. Aus dem Einschussloch sickerte es unaufhörlich weiter. Panisch legte Deidara seine Hand darüber, um die Blutung zu stoppen. In Sasoris Gesicht spiegelte sich Schmerz wider. Sein Danna wirkte plötzlich so zerbrechlich wie eine fein gearbeitete Porzellanpuppe. Die Kraft wich aus Sasoris Körper. Als verlangsame eine höhere Macht die Zeit, sackte der Rotschopf über ihm zusammen. Deidara spürte das Gewicht auf sich. Warmes Blut troff auf seine bloße Haut und die lebendige Wärme verließ Sasoris Leib ganz allmählich, aber unaufhaltsam. „Sasori“, brachte Deidara erstickt über die Lippen. Verzweifelt presste er seine Hand weiter auf die Schusswunde, in der Hoffnung, die Blutung würde endlich versiegen. Sein anderer Arm schlang sich um die schmalen Schultern, die Finger drückten sich in den Gi. Noch einmal durfte sein Meister nicht sterben. Er musste ihn retten und fühlte sich zugleich unendlich nutzlos. Sein Blut rann durch Deidaras Finger wie Sand. Sasori hatte ihn stets beschützt. Aber der Blonde konnte seinen Danna nicht schützen, nicht ein einziges Mal. Sasori starb in seinen Armen, während er ihn nur hilflos festhalten konnte. Tränen sickerten aus seinem Augenwinkel. „Sasori…“, hauchte Deidara verloren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)