Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 99: Der Brief --------------------- Sakura lauschte aufmerksam der Verhandlung. Bisher war die Sprache nicht auf die Môri gekommen, sodass sie schwieg. Vielmehr hing sie ihren eigenen Gedanken nach. Kurz huschte ihr Blick zu Deidara. Der ehemalige Rônin hatte sich leider wieder von der Vergiftung erholt und war ihrer Meinung nach zu munter. Warum war er überhaupt aktiver Teil der Verhandlung? Der Kerl taugte doch nur als Krieger etwas. Seit der ersten Begegnung war ihr der Blonde suspekt gewesen, doch seit sie die Wahrheit über die tatsächliche Beziehung zu Gaara kannte, brodelte in ihr unbändige Eifersucht. Was für eine Schande. Sie wollte einem Mann entreißen, was dieser besaß. Mit diesem Gedanken konnte sie nicht umgehen. Ihre grünen Augen glitten zu Sasuke. Der Uchiha musterte sie so intensiv. Das war ihr bereits bei dem ersten Treffen aufgefallen. Ob sein Heiratsinteresse aufrichtig gewesen war und er nicht nur seine Machtposition durch die Verbindung zu den Môri sichern wollte, wie sie angenommen hatte? Wie wäre eine Ehe mit ihm? Er konnte nicht auf eine präsentable Familiengeschichte wie Gaara verweisen. Die Uchiha waren ein beinahe ausgestorbener Samurai-Clan aus dem Süden und der Grund dafür war sein älterer Bruder. Aber jetzt, wo sie den wahren Grund ihrer Ehe mit dem Rotschopf herausgefunden hatte, fragte sie sich unwillkürlich, ob sie Sasuke nicht eine Chance hätte geben sollen. Vielleicht wäre sie mit dem Uchiha glücklich gewesen? Der Schwarzhaarige war attraktiv und in diesen schwarzen Augen drohte man zu versinken. Außerdem waren seine Argumente klug gesetzt. Durch sein kühles, selbstbewusstes Auftreten stand er als Daimyô Gaara in nichts nach. Doch es war zu spät. Sie war in einer hohlen Ehe gefangen, ohne Möglichkeit sich zu befreien. Sakura seufzte. Sie sah von ihren Händen im Schoß hoch zu dem kleinen Teich, der im Garten der Herberge angelegt worden war. Der Abend war bereits hereingebrochen und die Bäume warfen lange Schatten. Ein paar Grillen zirpten. Ein hohles Schilfrohr klackte in regelmäßigen Abständen auf einen runden Stein und entließ Wasser in den Teich. Das Geräusch beruhigte sie normalerweise, doch seit sie von Gaaras Zuneigung zu Deidara erfahren hatte, wollte keine Ruhe mehr in ihrem Inneren einkehren. Sie fühlte sich fehl am Platze und zutiefst ausgenutzt. Warum wurde sie mit dieser Last gestraft? War sie nicht immer folgsam gewesen? Sie hatte sich stets bemüht, ihre Familie stolz zu machen. Ein leises Rascheln lenkte ihre Aufmerksamkeit auf das Gebüsch nahe des Teiches. Wahrscheinlich nur ein Vogel oder ein Eichhörnchen, dachte sie. Im nächsten Augenblick erhob sich eine ganz in Schwarz gekleidete Gestalt und trat zwischen dem belaubten Geäst hervor. Haar und Gesicht wurden unter der typischen Shinobi-Maskierung verborgen. Durch einen schmalen Schlitz blitzten die Augen hervor. Erschrocken fuhr sie von der steinernen Bank hoch. Die Wachen hatte sie weggeschickt, weil sie allein sein wollte. Niemand außer ihr sah den Eindringling. Gerade wollte sie nach den Wachen rufen, da hob der Shinobi die Hand zum Mund und bedeutete ihr, still zu sein. Unwillkürlich spannte die Rosahaarige sich an. Sie war keineswegs unbewaffnet. In ihrer kunstvollen Frisur und im Kimono verbargen sich scharfe Senbon, die bei richtiger Anwendung tödliche Wunden verursachten. Was wollte der Fremde von ihr? Der Shinobi kam nicht näher, sondern zeigte gut sichtbar einen Brief, auf dem Sakuras Name geschrieben stand. Langsam ging der Schwarzgekleidete in die Knie und legte das Schreiben im Gras ab. Wenige Herzschläge hielt der Shinobi den Blickkontakt zu Sakura. Doch der Schatten der Bäume war zu beherrschend, um die Augenfarbe zu erkennen. Jäh kam Bewegung in ihr Gegenüber. Mit flinken Bewegungen verschwand die Person im Gebüsch. Kurz raschelte es, dann verstummten sämtliche verräterischen Geräusche. Wild klopfte Sakuras Herz in ihrer Brust. Ängstlich sah sie sich um. War sie wirklich allein? Nur zögerlich näherte sie sich dem am Boden liegenden Brief. Ein letzter prüfender Blick zuckte zu der Stelle, wo der Shinobi verschwunden war, dann griff sie nach dem Papier und hob es auf. Diese Schrift. Sie kam ihr bekannt vor. Sakura kehrte zur Bank zurück und ließ sich darauf nieder. Ihre Angst wandelte sich in Neugier. Ein geheimnisvoller Brief. Spannung wallte durch ihre Adern. Sie öffnete den Brief und entfaltete das Papier. Zeile für Zeile las sie das Schreiben. Zunehmend umfingen die Worte sie und ließen Ergriffenheit in ihr zurück. Als sie den Absender des Briefes ganz am Ende sah, begann ihr Herz aufgeregt zu klopfen. Sasuke. Obwohl sie verheiratet war, hatte der Uchiha immer noch Interesse an ihr. Seit ihrer ersten Begegnung hier in Sakai war seine Zuneigung für sie neu entflammt, erklärte er. Es sei sehr bedauerlich, dass er sie nicht zu seiner Frau nehmen konnte, doch er wolle sie trotzdem gern näher kennen lernen. Sie konnte es kaum glauben. Sasuke schlug ihr ein heimliches Treffen vor. Vor lauter freudiger Erregung bebten ihre Finger. Das Gefühl, dass ein Mann sich aufrichtig interessierte, erfüllte sie mit Entzücken. Nach den Monaten der in schöne Worte gekleideten Ablehnung seitens Gaara und der neuesten Erkenntnis, dass ihr Mann sich nie für sie interessieren würde, waren Sasukes Zeilen Balsam für ihre Seele. Ein Treffen war doch nicht zu viel verlangt, nicht wahr? Sakura würde ihrem Mann nicht untreu sein, aber auch sie hatte ein Bedürfnis nach ehrlich gemeinter Aufmerksamkeit und romantischer Hingabe. Ein geheimnisvoller Brief und ein unbemerktes Treffen ließen ihre verträumte Ader entflammen. Bisher hatte sie nur in ihren Geschichten von solchen Begebenheiten gelesen und sich vorgestellt, wie es sich wohl anfühlte. Nun wusste sie es. Berauschend. Sakura faltete den Brief zusammen und steckte ihn in ihren Kimonoärmel. Ihre Trauer und Wut waren in eine winzige Ecke ihres Bewusstseins gedrängt. Entschlossen erhob sie sich von der Steinbank und schritt ins Innere der Herberge. Unverzüglich zog sie sich in ihr Zimmer zurück. Ihre Dienerin wies sie an, Papier und Tinte zu bringen. Wenigstens diese kleine romantische Freude sollte ihr vergönnt sein. Eine kleine Illusion, vielleicht aufrichtig gemocht zu werden. Auf dem Tisch richtete ihre Dienerin alles her, dann verließ sie das Zimmer. Sakura blieb allein zurück. Die Rosahaarige setzte sich an den Tisch und nahm den Pinsel zur Hand. In Gedanken legte sie sich ihre Worte zurecht. Schließlich tauchte sie ihren Pinsel in das Tintenfässchen, strich ihn sorgfältig ab und begann ihre vorformulierten Gedanken niederzuschreiben. 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