Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 6: Neugier und Widerwille --------------------------------- Hämmernde Kopfschmerzen begrüßten Deidara. Er war noch nicht einmal ganz wach und sein Körper war offensichtlich der Meinung, ihn foltern zu müssen. Nach und nach folgten weitere Schmerzmeldungen, bis er das Gefühl hatte, es gab keine schmerzfreie Stelle an ihm. Ein angespanntes Seufzen verließ seine raue Kehle. Wo war er überhaupt? Zuletzt war er von der brennenden Sonne aufgewacht und hatte sich in den Schatten geschleppt. Doch er lag nicht mehr auf hartem, unebenem Felsen. „Deidara?“, fragte eine wohlbekannte Stimme. Sasori. Sein Meister hatte ihn gefunden. Erleichterung machte sich in ihm breit. Immerhin wusste er nun schon mal, wo er sich befand. Unerwartet legten sich Finger an seine Wange. Irritiert blinzelte er und kniff die Lider sogleich wieder zusammen, weil das helle Tageslicht schmerzhaft in seinen Augen stach. Die Geste verwirrte ihn. „Fieber ist weg“, murmelte Sasori und die Finger lösten sich von seiner Haut. Der Kommentar war enttäuschend. Deidara hatte irgendwie mehr erwartet. Allmählich gewöhnten sich seine Augen nun auch an das Licht und er sah zu dem Rothaarigen. „Was… ist… passiert?“, krächzte er. Sein Mund fühlte sich ausgetrocknet an. „Das wollte ich von dir wissen.“ Streng musterte sein Meister ihn. Deidara grub in seinen Erinnerungen, doch er fand nichts. Außerdem lenkten ihn die Kopfschmerzen ab. „Ich… wollte einen Serau… erlegen“, murmelte er langsam. „Ich hab den Pfeil an die… Sehne gelegt… danach bin ich… auf dem Felsen… aufgewacht, hm…“ Das Sprechen bereitete ihm Mühe. Sasori fiel dies wohl ebenfalls auf, da er kommentarlos eine Teeschale mit Wasser füllte. Der Blonde wollte sich in eine sitzende Position aufrichten, aber aufkommender Schwindel und die Schmerzen, welche sogleich durch seine Arme jagten, ließen ihn wieder zurück sinken. Ein leises Keuchen entkam seinen Lippen und er war gezwungen, seine Lider für ein paar Augenblicke zu schließen. „Idiot“, zischte Sasori, „Du bist schwer verletzt. Bleib gefälligst liegen.“ Behutsam schob sich dessen Arm unter seine Schultern. Leicht hob er seinen Kopf und Oberkörper an, sodass er aus der Teeschale trinken konnte. Das kühle Wasser tat unheimlich gut, wie es seine Kehle hinab rann. Es verscheuchte den Schwindel und er fühlte sich geringfügig lebendiger. Die kleine Schale bebte kaum merklich. Sein Blick richtete sich auf Sasoris schlanke Finger. Sie zitterten. Er lehnte seinen Kopf leicht nach hinten, um in das Gesicht seines Meisters sehen zu können. Dunkle Ringe umrahmten Sasoris Augen. Der Ausdruck in dem beherrschten Braun sprach still von einer durchwachten Nacht, oder sogar mehrerer schlafloser Nächte. Vorsichtig legte der Rothaarige ihn wieder ab. „Wie lange war… ich weg?“, fragte Deidara. „Wir haben dich gestern Abend gefunden. Jetzt ist es Mittag.“ Sasori sah ihn nicht an, sondern stellte die Teeschale zurück auf das Tablett neben seinem Futon. „Ich sage Konan Bescheid. Du musst etwas essen.“ Kaum verließ das letzte Wort seine Lippen, erhob Sasori sich und verließ den Raum. Deidara blieb nachdenklich zurück. Sein Meister hatte kein Auge zugetan. Er kannte ihn lange genug, um die Zeichen richtig deuten zu können. Hatte er sich solche Sorgen um ihn gemacht? Für Sasori war es untypisch, viel Gefühl zu zeigen. Der Blonde war daran gewöhnt. Doch er hatte noch nie erlebt, dass seine Finger zitterten. Und noch nie war er die Nacht über wach geblieben, um auf ihn zu achten. Aber Deidara war auch noch nie so schwer verletzt gewesen. Vorsichtig bewegte er sich nun doch, um festzustellen, wo überall er nun verletzt war. Seine Hände und Arme sendeten schon bei der kleinsten Bewegung scharfe Schmerzen aus. Ebenso sollte er seinen Kopf besser ruhig halten. Die Verbände wurden ihm erst jetzt wirklich bewusst. Auch über seine Stirn verlief ein Verband. Darum hatte Sasori die Temperatur an seiner Wange geprüft. Wenigstens der Rest seines Körpers schien relativ unversehrt zu sein. Ein paar kleine Kratzer vermutlich. Hier und da zog es ein wenig, aber das war nichts im Vergleich zu den vorigen Schmerzen. Frustriert schnaufte der Blonde. Ausgerechnet seine Hände. Die nächsten Tage trieben quälend langsam an Deidara vorbei. Sein Meister passte wie ein Wachhund auf, dass er sein Bett nicht verließ. Hinsetzen durfte er sich inzwischen, aber aufstehen war tabu. Dabei waren seine Beine gar nicht betroffen. Sasori hatte ihm zwar erklärt, dass man bei einer Gehirnerschütterung ruhen sollte, doch dem Blonden war langweilig. Was glaubte der Rothaarige denn? Dass er gleich wieder im Wald herum stromerte? Ihm war durchaus bewusst, dass er seinem Körper Ruhe zur Erholung gönnen sollte. Wenn seine Kopfschmerzen allerdings nachließen, dann hatte er keine Beschäftigung und konnte lediglich die Decke anstarren oder aus dem Fenster schauen und die ein oder andere verlorene Wolke am blauen Himmel beobachten. Außerdem war es inzwischen schrecklich heiß und im gesamten Haus entsprechend stickig. Im Erdgeschoss wurden einfach alle Schiebetüren inklusive der Außenwände aufgeschoben, sodass die Luft besser zirkulieren konnte, sollte sich doch einmal eine kleine Windböe erheben. Aber im oberen Stockwerk war das nicht so einfach. Sasori hatte ihm das Fenster und auch die Tür zu seinem Zimmer geöffnet, aber es blieb unerträglich heiß. Mit seinen Händen konnte er auch nicht viel machen, waren sie nach wie vor verbunden. Und er hatte keine Lust, das Buch zu lesen, welches Sasori ihm hingelegt hatte. Ein Buch über Gifte. Nichts, was Deidara interessierte. Ihm blieb nur das Nachdenken. Zuerst versuchte er in seinem Gedächtnis nach den Erinnerungen von seinem Sturz zu wühlen. Doch er fand nichts. Er wusste noch, dass er auf den letzten Serau der kleinen Herde gezielt hatte. An dieser Stelle klaffte ein schwarzes Loch auf. Seine Erinnerung setzte erst wieder ein, als er verwirrt und von Schmerzen gepeinigt am Hang aufgewacht war. Schließlich gab Deidara auf, nach den verlorenen Bruchstücken in seinem Gedächtnis zu suchen und wandte sich interessanteren Themen zu, Sasoris Sorge um ihn. Es gefiel ihm, dass er seinem Meister wichtig war. Zum ersten Mal hatte er so etwas wie eine Bestätigung, dass er Sasori nicht gleichgültig war, so wie es oft den Anschein machte. Natürlich war er sich zuvor schon sicher gewesen, dass er dem Rothaarigen irgendwie zumindest ein bisschen bedeuten musste, hatte er ihn nach dem Tod seiner Eltern bei sich aufgenommen und ihn wie selbstverständlich nach Gôzas Tod aus dem Bett geworfen, damit er ihn auf seiner Flucht begleitete. Aber diese Ereignisse konnte man seiner Meinung nach nicht mit der Sorge gleichsetzen, die eintrat, wenn eine wichtige Person schwer verletzt war. Und dieser Gedanke gefiel ihm. Deidara war seinem Meister wichtig. Es machte einen Unterschied, ob er lebte oder starb. Dies führte ihn zu einem anderen Thema. Wieso rührte Sasori ihn nach wie vor nicht an? Wollte er einfach keine Gefühle und somit eine gewisse Schwäche zeigen? Oder verabscheute er den Gedanken, bei einem Mann zu liegen? Wieso brachte sein Meister ihm nicht die Kunst der Liebe bei, wenn er sogar versuchte, ihn für Gifte zu begeistern. Er hatte ihm sein geliebtes Buch als Bettlektüre geliehen. Das einzige Buch, welches er auf ihrer Flucht mitgenommen hatte. Früher hätte er ihn geschlagen, hätte er eines seiner wertvollsten Bücher angefasst. So oft er die Frage auch umwälzte, er fand einfach keine Antwort. Also würde er Sasori endlich mal fragen müssen. Am Abend brachte dieser ihm ein Tablett mit seiner Mahlzeit und stellte es wie üblich neben seinem Futon ab. Deidara griff nach der Reisschüssel und den Stäbchen. Die Bewegungen taten immer noch weh, aber er wollte allein essen. Für ihn war es erniedrigend, sich füttern lassen zu müssen. „Brauchst du noch etwas?“, fragte Sasori ihn und schien bereits wieder gehen zu wollen. Ungeduldig wie immer. Forschend lag der Blick seiner azurblauen Augen auf seinem Meister. „Wieso bringst du mir nicht die Kunst der Liebe bei, hm?“, fragte er frei heraus. Sasoris Augen weiteten sich für einen Augenblick. Mit der Frage hatte er nicht gerechnet, vor allem nicht jetzt. Deidara war sich sicher. Vielleicht war es auch keine so gute Idee gewesen, ihn überhaupt zu fragen oder ihn gerade jetzt zu fragen. Sasoris Blick verhärtete sich. „Ich bezweifle, dass du bereits wieder kräftig genug bist für derlei Tätigkeiten“, erwiderte der Rothaarige kühl. Deidara kaute seinen Reis und schluckte, bevor er sprach. Sasori tadelte ihn sonst wieder. „Dann bringst du es mir bei, wenn ich wieder gesund bin, hm?“, hakte er also neugierig nach. Steil wanderte eine rote Augenbraue in die Höhe. „Du solltest lieber an deiner Kampftechnik feilen. Ich frage nicht noch einmal, brauchst du noch etwas?“ Die samtige Stimme klang genervt. Sein Meister wich der Frage aus. Das geschah selten und stand immer im Zusammenhang mit Gefühlen oder seiner persönlichen Vergangenheit. Wenn Sasori glaubte, ihn auf die Art ruhig stellen zu können, so war er auf dem Holzweg. Deidara war nun erst recht neugierig, welches Wissen ihm Sasori vorenthielt. Deidara ignorierte die Frage, ob er noch etwas brauchte und sagte: „Du weichst meiner Frage aus.“ Der Hinweis fand bei dem Rothaarigen keinen Anklang. Er wirkte jetzt deutlich gereizt. „Wann wirst du mir…“ „Schweig!“, fuhr Sasori ihn an und erhob sich. Erstaunlich flink verließ er das Zimmer. Deidara sah ihm grübelnd nach. Interessant. Irgendwas war da. Und er würde es rausfinden. Nur wie? Ihn noch einmal direkt fragen konnte er nicht bei der harschen Reaktion. Beim nächsten Mal kassierte er dafür wahrscheinlich eine Strafe. Vielleicht konnte er ihn mit Gesten provozieren. Gesten und Situationen, die zufällig wirkten, ihm aber eine Annäherung an Sasori ermöglichten. Deidara wollte wissen, wieso sein Meister sich so sehr gegen die körperliche Liebe sträubte. Und er wollte wissen, wie selbige sich anfühlte. Er war schon 16 Jahre alt. Da war das doch wohl normal. Andere in seinem Alter waren längst mit dem Beischlaf vertraut.[17] ________________________________________ [17] Früher wurde jünger geheiratet und es war auch nicht unüblich, in einem jüngeren Alter bereits Sex zu haben. Ich will hier keinesfalls propagieren, dass man mit 16 oder darunter Sex gehabt haben muss. Jeder sollte seinen eigenen Rhythmus finden, wann er sich bereit dazu fühlt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)