Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 23: Neues Jahr, neuer Auftrag ------------------------------------- Der Winter zog sich allmählich zurück und die Sonne begann endlich wieder die Erde zu erwärmen. Kurz nach Shôgatsu[28] wurden Sasori und Deidara nach Edo[29] geschickt, um einen neuen Auftrag auszuführen. Sie sollten einen einflussreichen Samurai-Clan auslöschen. Welche Zwistigkeiten zwischen den Uesugi[30] und den Hojo[31] bestanden, ging Akatsuki nichts an. Es interessierte auch niemanden. Die Uesugi bezahlten sie gut für ihre Dienste. Jedoch hatten sie von dem Clan die Auflage erhalten, nicht öffentlich zu töten. Sie sollten Unfälle provozieren oder sie anderweitig umbringen, sodass kein direkter Mordverdacht aufkam. Dieses Vorhaben würde sich demnach über Wochen erstrecken, wenn sie Pech hatten. Für Deidara war diese Angelegenheit spannend, bedeutete es, Kreativität walten zu lassen und geduldig zu sein wie auf der Jagd. Allerdings sah sein Meister das anders. Sasori hatte bereits genervt die Augen verdreht, als Yahiko ihnen die Details erklärt hatte. Geduld war die größte Schwäche des Rothaarigen. Deidara war sich sicher, dass Sasori an einem zügig durchführbaren Plan feilte und auf selbigen bestehen würde. Doch bevor er nach ihrem weiteren Vorgehen fragte, folgte er Sasori durch Edos Straßen. In einer unscheinbaren Herberge hatten sie sich bereits eingemietet, sodass sie nun den nächsten Imbiss suchten, um zu Abend zu essen. In einer Stadt wie dieser herrschte auch nach Sonnenuntergang noch geschäftiges Treiben. Deidara mochte das lebendige Pulsieren der Städte. Zwar war es in den Bergen bei ihrem Onsen auch schön, vor allem zum Jagen, aber Städte waren nicht minder aufregend. Wäre Ame nur etwas größer, würde er sich dort auch öfter aufhalten. Doch das Dorf am Fuß der Berge besaß noch nicht einmal eine Burg. Demnach freute sich Deidara über jeden Auftrag, brachten die meisten davon sie in große Städte. „Sasori no Danna, wollen wir uns ein Theaterstück ansehen, hm?“, fragte er aufgeregt. Sie waren lange nicht mehr in den Genuss von Kunst gekommen, genauer gesagt, seitdem sie Rônin waren. Da sie sowieso mehrere Wochen in Edo verbringen würden, war ein Theaterbesuch doch eine nette Pause während ihrer Arbeit. Ein schräger Seitenblick traf den Blonden. „Wir sind hier nicht zum Vergnügen.“ „Na und? Wir bleiben hier ein paar Wochen. Da wird es doch wohl nicht so schlimm sein, wenn wir mal eine Pause machen und ins Theater gehen. Außerdem weiß es ja niemand von den anderen, hm“, maulte Deidara. „Ich habe nicht vor, allzu lange hier zu verweilen“, erwiderte sein Meister. Das hatte Deidara sich schon gedacht. Aber dennoch würde er gern mal wieder mit ihm ins Theater gehen. „Wir waren lange nicht im Theater, Danna.“ Sein Blick schweifte über die kleinen Läden, welche die Straße säumten, und die Menschen, die ihnen entgegen kamen. „Dir sollte klar sein, warum das so ist, Deidara.“ Angesprochener schnaufte. „Ja, ich weiß. Aber dir hat das Theater doch auch immer gefallen, hm.“ Vielleicht konnte er ihn doch noch herumkriegen und zu einem Theaterbesuch locken. Immerhin kannte er Sasori gut genug. Der Rotschopf mochte das Schöne, das Künstlerische, ähnlich wie er. Sasori antwortete jedoch nicht sofort, sodass Deidara ihn schließlich von der Seite ansah. Abrupt hielt sein Meister inne und er stolperte noch einen Schritt weiter, ehe auch er zum Stehen kam und dem Blick aus den braunen Augen folgte. Sasori hatte sich für einen Imbiss entschieden. Also würde es heute wieder einmal Ramen geben. Damit konnte er gut leben, solange es sich nicht um Reis mit gekochtem Fleisch und Gemüse handelte. Das mochte er gar nicht. Manchmal fragte er sich, ob Sasori überhaupt ein Gericht verschmähte. Ihm war noch nie aufgefallen, dass sein Meister bestimmte Speisen bevorzugte oder verabscheute. Sie betraten den Imbiss und setzten sich an einen der wenigen freien Tische. „Meinetwegen“, stimmte Sasori schließlich zu und auf Deidaras Gesicht breitete sich ein triumphierendes Grinsen aus. „Solange es ein Puppentheater ist.“ [32] Seine Freude verblasste. „Warum denn ausgerechnet das Puppentheater? Können wir uns nicht ein Kyôgen-Stück ansehen, hm?“ [33] Deidara mochte die lustigen Theaterstücke viel lieber. „Puppentheater oder gar nicht.“ In Sasoris Stimme lag Endgültigkeit. Er würde darüber nicht diskutieren. Entweder akzeptierte der Blonde nun oder sie würden gar nicht ins Theater gehen. Mürrisch stützte er seinen Kopf in der Handfläche auf. „Jaaa, Danna, hm“, murrte er vor sich hin. Deidara verstand einfach nicht, was Sasori an diesen Puppen so toll fand, die an Fäden von den Puppenspielern geführt wurden. Er wollte echte Menschen auf der Bühne, die ihn mitreißen konnten. Puppen waren weder lebendig, noch konnten sie seine Aufmerksamkeit fesseln. Auf dem Rückweg in ihre Herberge zerrte Sasori ihn unerwartet in den tiefen Schatten einer schmalen Gasse. „Danna, was ist, hm?“, fragte er leise. Doch er erhielt keine Antwort. Dessen Augen waren starr auf etwas gerichtet. Deidara folgte der Blickrichtung und musste sich korrigieren. Sasoris Augen waren auf jemanden gerichtet. Dieses weiße Haar fiel wirklich überall auf. Kimimaro schritt nicht weit von ihnen die Straße entlang. Ihm folgten Tayuya, die Zwillinge Sakon und Ukon sowie Jirôbô und Kidomaru. Was machten Orochimarus Gefolgsleute in Edo? Sie gehörten zu seinen besten Kriegern wie Akatsuki inzwischen wusste. Bereits einmal waren sie ihnen über den Weg gelaufen. Die Krieger passierten die kleine Gasse und entfernten sich langsam, bis sie nicht mehr zu erkennen waren. „Was wollen die hier, hm?“, fragte Deidara halb zu sich selbst und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Meister. „Vermutlich haben sie einen Auftrag“, murmelte Sasori. Das ergab durchaus Sinn. Vielleicht waren sie aber auch nur auf der Durchreise. „Hauptsache sie klauen uns nicht unsere Arbeit, hm“, grummelte er vor sich hin. „Wohl kaum. Der Uesugi-Clan macht Orochimaru mehr Probleme als die Hojo“, kommentierte sein Meister und trat aus der Gasse heraus. Deidara folgte ihm und so setzten sie ihren kurzen Weg in die Herberge fort. In ihrem Zimmer angekommen, streifte der Blonde nachlässig seinen Umhang ab. Wie üblich fanden seine Waffen ihren Platz neben seinem Futon. „Woher kennst du Kimimaro eigentlich, hm?“, fragte er schließlich, während er sich mit seiner getragenen Kleidung auf den Futon setzte und das missbilligende Brummen seines Meisters ignorierte. Deidara hatte nicht vergessen, dass Sasori gesagt hatte, Kimimaro käme ihm bekannt vor, als die Gruppe im Wald an ihnen vorbeigelaufen war. Doch bisher hatte er nicht weiter daran gedacht zu fragen, waren andere Dinge wichtiger gewesen. „Ich habe Gerüchte über ihn gehört. Er führt schon eine Weile Aufträge für Orochimaru aus, allerdings hörte ich damals von einem Monster in seiner Begleitung. Ich nehme an, mit Monster ist Jûgo gemeint.“ Sie alle hatten das ehrfurchtsvolle Raunen gehört, welches durch die Reihen von Orochimarus Kriegern ging, als Jûgo an Kimimaros Seite auftauchte. „Also hast du ihn vorher nicht selbst gesehen, hm“, fasste der Blonde zusammen. Dass er auf seine Worte keine sichtbare Antwort erhielt, störte ihn nicht weiter. Sasori reagierte nicht mehr, wenn Dinge zu offensichtlich waren, um sie extra noch einmal zu bestätigen. Die azurblauen Augen verfolgten die schlanken Hände, seines Meisters die den Schlafyukata aus dessen Hirazutsumi fischten. „Wie willst du vorgehen?“, fragte der Blonde nun und bezog sich auf ihre aktuelle Arbeit. Sein Meister würde ihn schon verstehen, ohne dass er dieses Detail extra erwähnte. „Wir sammeln Informationen, observieren ihr Anwesen und zünden es an, wenn alle schlafen.“ Sasori sprach nun sehr leise, damit niemand ihr Gespräch zufällig hören konnte, der im Flur an ihrem Zimmer vorbeischritt. Unzufrieden schnaufte Deidara. Das war typisch für Sasori. Sein Meister hatte sich bereits einen möglichst schnell umsetzbaren Plan ausgedacht. „Wie langweilig, hm“, brummte der Blonde. „Können wir sie nicht einzeln umbringen?“ Der Rothaarige sah zu ihm rüber und Skepsis schlug ihm entgegen. „Das wäre viel umständlicher. Ein Brand ist einfach, effektiv und kann jederzeit ausbrechen. Niemand kann hinterher sagen, ob er von den Bewohnern verschuldet ist oder gelegt wurde. Außerdem sollen die Tode wie Unfälle aussehen. Deine Kampftechnik bringt uns gar nichts. Und jeden einzeln zu vergiften dauert zu lange.“ Missmutig seufzte Deidara. Sein Danna hatte ja Recht, selbst dessen Gifte wären schwerer einsetzbar als ein einfaches Feuer. Man müsste den Opfern nahe kommen, um sie anzuwenden. Und wenn die ganze Familie einer nach dem anderen an einer seltsamen ‚Krankheit‘ starb, war das deutlich auffälliger als ein Brand, der von einem unvorsichtigen Dienstmädchen verursacht sein konnte. Sie mussten nur dafür sorgen, dass das Feuer sich schnell ausbreitete und alle Fluchtwege aus dem Anwesen hinaus versperrte. Überleben sollte schließlich niemand. „Beweg deinen Arsch. Wir gehen uns waschen“, forderte Sasoris Stimme ihn ungeduldig auf. Deidara sah zu seinem Meister, der bereits zur Tür trat. Dann langte er in seinen eigenen Hirazutsumi und zog seinen Schlafyukata daraus hervor. „Jaaa, Danna“, kamen die Worte routiniert über seine Lippen. Deidara stemmte sich hoch und folgte seinem Meister. _______________________________ [28]Shôgatsu: Japanisches Neujahrsfest. Früher wurde in Japan Neujahr gefeiert, wenn der Frühling begann, sozusagen wenn ein neuer Zyklus anfing nach dem Winter. [29]Edo: Tôkyô wurde früher Edo genannt. [30] Uesugi: berühmter Samurai-Clan [31] Hojo: berühmter Samurai-Clan [32] das japanische Puppentheater „Bunraku“ oder auch „Ningyo-Joruri“ wurde eigentlich erst nach 1650 in Ôsaka bekannt, aber ich habe es trotzdem eingebaut, weil ich nun mal den künstlerischen Streitpunkt beibehalten möchte. [33] Kyôgen-Theater: Zusammen mit dem Nô-Theater, entwickelte sich das Kyôgen (wörtlich: "verrückte Worte"). Es wurde als ein Zwischenspiel zwischen den Akten des Nô aufgeführt. Das Kyôgen ist eine unterhaltsame Form, in der das Publikum zum Lachen gebracht werden soll. Ich trenne hier bewusst das Kyôgen vom Nô, weil ich der Meinung bin, dass Kyôgen viel besser zu Deidara passt als Nô. Hosted by Animexx e.V. 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