Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 33: Die letzten Atemzüge -------------------------------- Kein Sturm wühlte in der Neumondnacht die See auf. Orochimarus Armee konnte demnach ungehindert übersetzen. Bei Matsuyama war bereits Gaaras Heer versammelt. Es aufgrund von wagen Vermutungen zu einem Strand zu führen, wo ihr Gegner vielleicht nie einen Fuß auf den Sand setzte, war sinnlos. Dafür waren an allen denkbaren Stränden Wachen postiert, die sofort Bericht erstatten sollten, wenn sich etwas tat. In den frühen Morgenstunden, die Sonne würde jeden Moment über den Horizont klettern, trieben zwei Wachmänner ihre Pferde erbarmungslos durch die Straßen der Küstenstadt zur Burg des Daimyô, um ihm von der Ankunft des fremden Heeres zu berichten. Unruhe wallte im Schloss auf wie Staub, den man zu eilig beseitigen wollte. Noch bevor die Nachricht von dem Eintreffen der gegnerischen Armee bis zu Akatsuki durchdrang, waren alle wach und angezogen. Es gab keinen anderen Grund für die plötzliche Hektik auf den Fluren. Und so versammelten sich, der General, die Hauptmänner und Akatsuki im großen Saal um Gaara, um die letzten Details zu besprechen. „Sasori, ist der Raum präpariert?“, fragte Yahiko den Rothaarigen, welcher nickte. „Selbstverständlich.“ Normalerweise blieben immer ein oder zwei Akatsuki bei Konan, weil der Orangehaarige sichergehen wollte, dass es seiner Frau gut ging. Doch dieses Mal konnten sie sich nicht leisten, auch nur auf einen Mann im Kampf zu verzichten. Sie kannten die Stärke von Orochimaru und seinem Gefolge. Jeder Mann war entscheidend über Sieg und Niederlage. Also hatten sie ihn gebeten, einen Raum für die Frauen, Konan und Temari, mit Fallen zu sichern, sollte ein Attentäter ins Schloss eindringen und Geiseln nehmen wollen. Ein Teil des Nara-Clans würde ebenfalls im Schloss verweilen, um die Frauen zu schützen, wollte Shikamaru seine Frau Temari ebenso in Sicherheit wissen wie Yahiko Konan. Da ihr Anführer sich aber nicht auf Fremde verlassen wollte, hatte er Sasoris Vorliebe für Fallen und Gifte genutzt, um weitere Vorkehrungen zu treffen. Niemand würde den Frauen zu nahe kommen können, ohne zu sterben. Konan und Temari waren eingeweiht und von ihm selbst instruiert worden, damit sie sich nicht aus Versehen selbst vergifteten. Und wenn Sasori bedachte, dass Zetsu vor wenigen Tagen die Nachricht überbracht hatte, dass Tobi irgendwo auf Shikoku rumrannte, sich aber nicht einfangen ließ, waren seine Maßnahmen definitiv notwendig. Gaaras Blick wanderte einmal komplett durch den Raum, streifte jeden Anwesenden. Der junge Daimyô trug nun nicht mehr seine übliche Kleidung, sondern wie alle anderen auch eine Rüstung und seine Waffen. Er gehörte offensichtlich zu der Sorte Daimyô, die selbst am Geschehen des Kampfes teilhaben wollte. Der Flaschenkürbis an Gaaras Hüfte, der am Obi festgebunden war, wollte jedoch nicht in das Bild des verantwortungsbewussten Daimyô passen. Bedachte man, dass Gaara kein Wasser mit sich führen musste, weil er im Palast jederzeit welches ordern konnte, kam der Gedanke auf, er sei abhängig vom Sake. Doch Sasori war es unmöglich zu sagen, ob er den Flaschenkürbis zuvor auch bei sich getragen hatte, sah er Gaara zum ersten Mal ohne den prunkvollen Jin Baori, der viel verbarg. Vielleicht beinhaltete das Gefäß wirklich nur Wasser für den Kampf. Diese Schlacht würde definitiv hart werden, da war der Rônin sich sicher. Selbst Akatsuki hatte leichte Rüstungen über Yukata und Hakama angelegt, welche teilweise von Haori oder Jin Baori verborgen wurden, wer die lockeren Kleidungsstücke noch darüber trug. Gaara hatte ihnen die Rüstungen angeboten und sie hatten nicht abgelehnt. Im Hinblick auf ihren Gegner war ein wenig Schutz am Körper durchaus ratsam. Orochimaru sollte man nicht unterschätzen und der Rothaarige rechnete es Gaara hoch an, dass er nicht den Fehler der Jugend beging und sich für stark genug hielt, sondern trotz des Wissens um seine Stärke alle möglichen Vorkehrungen traf, um seinen Sieg zu sichern. „Es ist alles besprochen“, ertönte nun die ruhige Stimme des Daimyô. „Wir brechen auf.“ Deidaras explosive Geschosse erzielten leider wenig Wirkung, da Orochimaru diese Taktik bereits kannte und dagegen vorging, in dem er Gaaras Armee sehr schnell in einen Nahkampf verwickelte, weswegen auch ihre Bogenschützen nur geringe Erfolge verzeichnen konnten. Unbarmherzig prallten die beiden gegnerischen Heere aufeinander. Orochimarus direkte Untergebene hielten dabei Akatsuki in Schach. Das hatten sie allerdings nicht anders erwartet und genau so geplant. Zetsu blieb wie üblich im Hintergrund, da er selbst während des Kampfes vor allem als Informant diente. Gaara kümmerte sich zusammen mit seinem Bruder Kankurô um Orochimaru selbst, während Shikamaru als oberster General Gaaras restliche Armee befehligte. Untereinander war bereits abgesprochen, dass sie möglichst einen bestimmten Samurai des gegnerischen Gefolges ausschalteten, um zu verhindern, dass sehr ungleiche Verhältnisse das Gleichgewicht kippen konnten. So prallte Kakuzu mit Jûgo zusammen, Kisame kreuzte sein Katana mit Jirôbô, Hidan fuchtelte vor Kidomarus Nase mit seiner Naginata herum, Yahiko prügelte sich banal mit Kimimaro, nachdem sie sich die Waffen aus den Händen geschlagen hatten, während Itachi Tayuyas Angriffe parierte und selbige für sich nutzte, um sie in die Enge zu treiben. Deidara und er selbst mussten sich mit den ordinären Zwillingen Sakon und Ukon herumschlagen. Natürlich war Sasori aufgefallen, dass auch ihre Gegner versuchten, gezielt anzugreifen, um das Kräfteverhältnis so unfair wie nur möglich zu gestalten und auf die Art einen leichteren Sieg zu erringen. Doch Akatsuki erlaubte ihnen nicht, ihre Aufmerksamkeit auch nur eine Sekunde abzuwenden. Ihr Vorteil war, dass sie deren Kampftechniken zum Großteil kannten. Allerdings lag genau darin auch der Nachteil, denn Orochimarus Gefolge kannte umgekehrt auch ihre Fähigkeiten. Das beste Beispiel war wohl, dass der schwarzhaarige Daimyô sofort den Nahkampf provoziert hatte, um Deidaras tödliche Krüge zu umgehen. Große Fallen wie in Orochimarus Schlacht hatte Sasori nicht vorbereiten können, da unklar gewesen war, wo die Heere aufeinander treffen würden. Allerdings hatte Akatsuki eine entscheidende Überlegenheit. Sie waren fast alle älter als Orochimarus junge Gefolgsleute und konnten auf entsprechend mehr Erfahrung zurückgreifen. Ein weiteres Detail grub sich beharrlich in seine Gedanken. Kabuto hatte er noch nicht gesehen. Von dem unscheinbaren Grauhaarigen wussten sie, dass er normalerweise immer in Orochimarus Nähe war, weswegen sie davon ausgegangen waren, dass Gaara und Kankurô auf den Schwarzhaarigen und seine rechte Hand träfen. Sasori war sich sicher, dass Kabuto in der Nähe war, irgendwo. Dahinter steckte ein Plan. Eine Falle vermutlich. Sie sollten wachsam sein. Einmal mehr blockierte er das Katana des einen Zwillings. Er machte sich nicht die Mühe, sie auseinander halten zu wollen. Sie glichen sich wie ein Original dem Spiegelbild und es war unmöglich zu sagen, wer Sakon und wer Ukon war. Es interessierte auch nicht, sie würden beide sterben. „Zetsu“, schrie Sasori inmitten des Kampflärmes und wenige Augenblicke später tauchte der Grünhaarige neben ihm auf. Ruckartig zog der Rotschopf seinen vergifteten Draht aus der Unterarmschiene und machte einen Ausfallschritt nach vorn, duckte sich unter dem Angriff des Zwillings hindurch, um ihn an der ungeschützten Stelle seiner Schwerthand zu verletzen. Ein kleiner Ritz reichte, um ihn zu töten. Doch der Mistkerl zog seinen Arm rechtzeitig hoch. Knurrend wich Sasori zurück, ließ seinen Draht einrollen und parierte den nächsten Angriff. „Kabuto ist nicht zu sehen. Die planen etwas. Finde ihn“, erklärte Sasori ihrem Spion knapp. Er sprach ungern so laut, aber anders konnte man sich nicht gegen das Klirren, Stöhnen und Schreien behaupten. Direkt hinter sich hörte er ein Schnaufen von Deidara, der vermutlich gerade selbst einen Angriff abblocken musste. „Verstanden“, rief Zetsu und war auch schon wieder im Gewimmel der Kämpfenden verschwunden. Der Rotschopf konzentrierte sich nun wieder vollständig auf den Zwilling vor sich, der seitlich an ihm vorbei schlüpfen wollte, um Deidaras Kehrseite anzugreifen. Aber nicht mit ihm. Erneut griff er mit seiner linken Hand nach dem Draht, brachte sich hinter seinen Gegner und zog die Schlinge fest um seinen Oberkörper. Die Arme des Mannes wurden auf diese Weise an den Körper gepresst und mit jedem Ruck fraß sich der Draht langsam durch die Rüstung. Sasori musste allerdings darauf achten, dass der junge Bursche nicht eine seiner Ninjawaffen zog und nach ihm stach, denn die Kunai waren in so einer Situation nützlicher als ein Katana. Umso größer war Sasoris Entsetzen, als ein starker Ruck durch seinen Körper ging, der ihn seitlich wegriss. Einen Herzschlag später strahlten Schmerzen von seinem linken unteren Rippenbogen aus, die ihm den Atem raubten. Die Kraft wich aus seinen Fingern und er war gezwungen, von dem Zwilling zurück zu taumeln. Sein linkes Bein knickte ein. Die Schmerzen zwangen ihn auf die Knie. Fassungslos sah er an sich hinab. Blut quoll zwischen den Rüstungsteilen hervor, die in den Seiten verschnürt wurden. Was auch immer ihn getroffen hatte, derjenige musste entweder sehr gut gezielt haben oder hatte einfach nur unverschämtes Glück gehabt. Sasori war sich gewiss, dass niemand in seiner unmittelbaren Reichweite gewesen war, um ihm ein Wakizashi oder ein Kunai zwischen die Rippen zu rammen. Ein Pfeil war genauso ausgeschlossen. Doch irgendwas war in seinem Körper. Und es musste auch seine Lunge erwischt haben, denn das Atmen fiel ihm zunehmend schwerer. Gequält sah er hoch. Noch immer hatte er einen Gegner, der nun triumphierend mit seinem Katana ausholte, um ihm den Kopf abzuschlagen. So leicht wollte der Rothaarige sich nicht geschlagen geben. Fest presste er seine Lippen aufeinander, stemmte sich mühsam hoch. Doch er war zu langsam. Der Schmerz raubte ihm den Atem und die Bewegungsfreiheit. Schwindel erfasste ihn, drängte ihn erneut auf die Knie zurück. Aus halb zusammengekniffenen Augen erkannte er Deidara hinter dem Zwilling, der seinen rechten Arm neben dessen Kopf vorschnellen ließ und ihm sein Wakizashi in den Hals rammte, es seitlich heraus riss und den Körper wutentbrannt beiseite stieß. „Danna!“, hörte er die aufgebrachte Stimme des Blonden, der mit wenigen Schritten bei ihm war. Genervt bohrten sich seine braunen Augen in Deidaras. „Dein… Gegner!“, keuchte er. Wie konnte Deidara sich nur so sehr ablenken lassen! Was hatte er ihm denn all die Jahre beigebracht? Lass deine Gegner nicht aus den Augen! Ein starker Hustenreiz überwältigte ihn. Sasori konnte wohl von Glück reden, dass niemand ihm den Gnadenstoß verpasste, während er sich hustend vom Boden abstützte. Der Geschmack von Blut breitete sich in seinem Mund aus. Und als er die Augen öffnete, hatte sich zwischen seinen Händen eine kleine Blutlache gebildet. Seine Lederhandschuhe waren mit schaumigem Blut bespritzt. Sein Herz schlug heftig in seiner Brust und schien seinen Brustkorb sprengen zu wollen. Mit jedem Pochen fuhr neuer Schmerz durch seine Brust und Seite. Jedes kleine Geräusch wurde von seinen Ohren eingefangen, ob es nun das metallene Klirren von aufeinander prallenden Schwertern war, das atemlose Keuchen eines müden Samurai oder das dumpfe Knirschen einer Rüstung. Der Geruch von aufgewühlter Erde, Schweiß und Blut setzte sich in seiner Nase fest und löste Übelkeit aus. Vor seinen Augen begann die Umgebung zu flimmern. Kalte Gewissheit breitete sich in Sasori aus. Er würde sterben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)