Abandon & Reclaim Outtakes von Kaos ================================================================================ Kapitel 3: Side Story Three --------------------------- Side Story Drei – Minerva McGonagall „Das ist ziemlich hübsch…“, murmelte Minerva und sah sich bewundernd in der Eingangshalle des Manor um. Sie hätte nie gedacht, dass Marcus Familie so reich ist. „Ja“, stimmte Severus sanft zu. Ein lautes Ploppen kündigte ihnen das Erscheinen einer Hauselfe an, die sich respektvoll vor den beiden Professoren verbeugte. „Die Masters und ihre Gäste sind im Speisesaal. Soll Kitty die Professoren dorthin führen?“ „Nein, danke, Kitty. Ich weiß, wo er ist“, erwiderte Severus freundlich. Die Hauselfe verbeugte sich und verschwand, so dass Severus seiner Kollegin den Weg zeigen konnte. Die beiden liefen zusammen durch die Flure und Fawkes folgte ihnen. Als sie sich der Tür des Speisesaals näherten, erstarrte Minerva als sie das Wort „Nein“ in einer Stimme hörte, die sie kannte. /Tom Riddle?!/ „Ich hasse dich“, flog Harrys Stimme zu ihnen herüber, gefolgt von einem dumpfen ‚Klonk’. Minerva eilte vor, um in den Raum zu treten, aus dem die Geräusche kamen, aber Severus' Hand schnappte nach ihr und endete die Bewegung mit einem scharfen Zug. „Severus!“, zischte Minerva wütend. „Es ist nicht, was du denkst“, zischte Severus zurück, bevor Riddle sagte: „Tu mir einen Gefallen und wirf nicht mit Besteck nach mir.“ Minerva und Severus wechselten ungläubige Blicke, bevor sie beide ihre Köpfe durch die Tür steckten, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Harry seine Serviette auf Riddle schmiss und brüllte: „Halt die Klappe!“ „Harry…“ Hermines Stimme erlangte Minervas Aufmerksamkeit und ihre Augen schossen zu der jungen Frau. Sie bemerkte, ein wenig schockiert, dass an dem Tisch Leute saßen, die sie immer der Lichtseite zugeordnet hatte. Es war Riddles plötzliche Bewegung, nicht Harrys wütende Stimme, die Minervas Aufmerksamkeit von ihren Gedanken ablenkte und direkt in ihre, den Zauberstab haltende, Hand lenkte. Minerva war bereit, den Dunklen Lord anzugreifen, als Riddle Harry schnappte und ihn hielt, damit er niemand anderen angreifen konnte – und scheinbar keinen Gedanken an sich selbst verschwendete. Es war dieser selbstlose Akt, der Minervas Hand stoppte und ihr erlaubte, sich zu beruhigen und nur die Szene vor sich zu betrachten, als Fawkes sich auf ihre Schulter setzte. Ein doppelter Beruhigungszauber von Remus und Sirius zwang Harry dazu, sein Kämpfen aufzugeben. Stille macht sich breit, so dass das folgende „Ich hasse dich…“ gut zu hören war. Riddle kniete sich vor Harry und überraschte Minerva mit der Lockerheit, in der er es tat. „Was ist los?“ „Lass mich in Ruhe“, erwiderte Harry launisch, worauf Minerva schwach lächelte. Nur Harry konnte den Effekt von zwei starken Beruhigungszaubern umgehen. „Nicht, bevor du mir nicht sagst, was los ist“, erwiderte Riddle und Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. Es war ein Tonfall, den Minerva noch nie von dem Mann vor sich gehört hatte. „Geht dich nichts an.“ Minerva stimmte ihrem Freund und ehemaligen Schüler bei dieser Aussage zu. „Es geht mich sehr wohl was an. Ich liebe dich und ich bin besorgt. Also sag mir bitte, was los ist?“ Minervas Atem stoppte bei den Emotionen, die in der Stimme des Mannes lagen, den sie so oft verflucht hatte. Das war nicht derselbe Mann, mit dem sie in der Schule ausgegangen war. „Ich brauche deine Sorge nicht. Ich brauche niemandes Sorge“, grummelte Harry und zog sich von der Hand zurück, die Riddle auf seine Wange gelegt hatte. „Ah. Und wieso?“ Harry drehte seinen Kopf zur Seite. „Nein, sieh mich an“, befahl Riddle sanft und nahm Harrys Kinn in eine Hand und drehte dessen Gesicht wieder zu sich. „Warum brauchst du von niemandem Fürsorge?“ „...hab ich nie gebraucht...“ „Ahh ja. Die Dursleys.“ Minerva keuchte mit den anderen im Raum auf und ihre Augen weiteten sich. Wie schlimm war Harrys Kindheit wirklich gewesen? „Harry, hör mir zu. Niemand in diesem Raum ist wie die Dursleys und wir machen uns alle Sorgen um dich, ob es dir gefällt oder nicht. Die Dinge wären nur viel einfacher, wenn du mit dem Kämpfen aufhören und dir helfen lassen würdest.“ „Ich brauche keine…“ „Doch, brauchst du“, unterbrach ihn Riddle. „Ich will eure…“ Minerva hatte genug von Harrys Selbsthass. „Denk nicht einmal daran, diesen Satz zu beenden“, befahl sie und trat ganz in den Raum. Sie fühlte, dass Severus ihr folgte, aber ihre Augen waren auf Harrys geschlagene Gestalt gerichtet. Sie wartete, bis er ihr in die Augen sah, bevor sie fortfuhr: „Ob du es nun willst oder nicht, es macht keinen Unterschied, Harry. Wir werden uns um dich kümmern, ob du es nun magst oder nicht. Und wenn man bedenkt, dass Riddle so entschlossen ist, dir zu helfen, bezweifle ich, dass du jemals eine Wahl hattest.“ Harrys Augen weiteten sich und er schoss vor, um Riddle fest zu umarmen. „Tu ihm nicht weh, Minnie!“ Riddle schlang seine Arme um Harry und seufzte. „Harry, beruhig dich.“ „Nein!“ Harry sah Minerva mit bettelnden Augen an. „Du kannst ihn nicht ausliefern! Das werde ich nicht zulassen!“ Minerva fühlte sich erstarren. Hatte sie irgendwas verpasst. Offensichtlich war dieser Tom Riddle nicht derselbe wie der, mit dem sie in der Schule war, aber hatte er sich genug verändert um… Nein, das war nicht über Riddle und die Vergangenheit. Das war über Harry und die momentane… Severus stupste sie von hinten an und sie erkannte, dass Harry in Panik ausbrach, damit sie Riddle nicht verletzen konnte. „Ich werde niemanden verhexen“, flüsterte sie, geschockt von der Reaktion, die ihr Kollege bei ihrer Anwesenheit hatte. Trotzdem konnte sie sich die kleine Spitze „Noch nicht jedenfalls“ nicht verkneifen. Severus stöhnte hinter ihr. „Harry, beruhig dich oder ich verpasse dir noch eine Dosis Traumlosschlaftrank.“ Harry entspannte sich beinahe sofort als Antwort auf die Drohung. „Lass mich in Ruhe.“ Riddle seufzte und setzte sich auf den Boden, Harry in seinem Schoß. Diese Position passte so gar nicht zu ihm, dass Minerva beinahe gelacht hätte. „Dir geht es jetzt besser, ja? Du versuchst nicht aufzustehen und gegen jemanden zu kämpfen, oder?“ Harry runzelte die Stirn. „Halt die Klappe.“ „Ich wollte es nur überprüfen.“ Riddle sah zu Minerva und Severus. „Severus, Minerva, wie schön euch beide zu sehen“, meinte er mit gequälter Stimme, die Minerva nur einmal bei ihm gehört hatte – am Tag nach seinen letzten UTZen. „Setzt euch bitte.“ Als Minerva und Severus sich auf zwei freie Plätze gesetzt hatten, warf Minerva Riddle einen kalten Blick zu. „Ich sollte dich allerdings ausliefern“, stellte sie ruhig heraus. „Bitte, Minerva, tu uns allen einen Gefallen und reg Harry nicht wieder auf“, grummelte Severus und sah sie mit dem Blick an, den er normalerweise für seine Schüler reserviert hatte. Minerva runzelte die Stirn und teilte ihre Gedanken auf die neutralste Art mit, die ihr möglich war. „Ich bin ein bisschen neugierig, warum fünf Ordensmitglieder, mal abgesehen von mir, hier sitzen und sich keine Sorgen machen, dass Du-weißt-schon-wer im selben Raum ist.“ „Vielleicht sind wir nicht so eng mit dem Orden verbunden, wie man denken könnte“, zischte Hermine. Sie warf Minerva einen Blick voller Gift zu und Minerva fühlte sich, als wenn sie etwas Geschätztes verloren hätte. Vielleicht Hermines Freundschaft oder zumindest ihr Vertrauen. „Hermine…“ Remus sah die Brünette mit gerunzelter Stirn an. „Das habe ich selbst herausgefunden“, meinte Minerva trocken. „Na, bist du nicht brillant“, murmelte Riddle rüde, als er sich und Harry zurück auf den Stuhl hievte, auf dem Harry vorher gesessen hatte. Harry krallte sich besitzergreifend an den Dunklen Lord und sah alle finster an, aber hauptsächlich Minerva. ‚Harry, keiner wird dir Tom wegnehmen’, meinte Ginny stirnrunzelnd. ‚Würdest du dich bitte entspannen?’ „Ja. Wir werden dem alten Voldie nichts passieren lassen“, stimmte Ula zu. Minerva musste ein Lächeln bei dem Spitznamen verstecken, den Harry dem Dunklen Lord gegeben hatte. Ihr Lächeln weitete sich nur noch, als sie Riddles Stirnrunzeln sah. „Was hab ich dir über diesen Namen gesagt?“ Ula grinste. „Ihn nicht zu benutzen.“ „Es ist schön, meine Arbeit in Aktion zu sehen.“ Harry lächelte schwach und entspannte seinen Todesgriff an dem Mann, auf dessen Schoß er saß. „Teufel“, deklarierte Riddle mit einem Lächeln. Harry legte seinen Kopf auf die Schulter des Mannes und gähnte. „Müde…“ „Möchtest du ins Bett gehen?“, fragte Riddle und sah auf Harry runter. „Denke schon.“ „Ich bring ihn hoch“, bot Sirius an und stand auf. Riddle warf dem Animagus einen unsicheren Blick zu. „Poppy, warum gehst du nicht mit Black?“ Poppy gluckste auf. „Natürlich, Tom.“ Sirius verdrehte die Augen, nahm Harry aber ohne Kommentar Riddle ab, was Minerva überraschte. „Komm schon, Welpe. Sag deinen Freunden gute Nacht.“ Harry blinzelte. „Nacht, alle.“ „Gute Nacht, Harry“, kam die allgemeine Antwort Harry drehte sich plötzlich zu Minerva und runzelte die Stirn. „Minerva?“ „Ja, Harry?“ Minerva warf dem jungen Mann einen überraschten Blick zu. „Er ist nicht der Mann, den du in der Schule kanntest. Beurteile ihn nicht danach.“ Minerva hielt sich davon ab, etwas zu tun, was ihrem Charakter völlig widersprach und sagte nur: „Natürlich nicht.“ Harry nickte. „Das ist alles, wonach ich fragen kann. Gute Nacht.“ Sirius nickte allen zu und verließ den Raum, Poppy direkt hinter ihm. „…Ich denke nicht, dass ich wissen will, was er meinte…“, murmelte Riddle in die Stille. „Wie geht es deinem Kopf?“, fragte Herm mit einem Hauch Besorgnis. Riddle blinzelte die Hexe an, Überraschung war ihm ins Gesicht geschrieben. „Gut. Ich hab einen sehr harten Kopf“, fügte er mit einem kläglichen Lächeln hinzu. „Eine Eigenschaft, die du mit Potter teilst“, meinte Severus trocken, worauf der Dunkle Lord lachte und alle grinsten. Minerva sah überrascht, dass die Leute alle gut mit einem Mann auskamen, den sie einmal gehasst oder gefürchtet hatten. Harry hatte Recht, wenn er sagte, dass Tom Riddle nicht der Mann war, den sie aus der Schule kannte. Der Mann, den sie gekannt hatte, hätte nie mit potentiellen Feinden an einem Tisch gesessen und gelacht, wenn man ihn beleidigt hätte. Der Mann, den sie gekannt hatte, hätte es niemals ruhig hingenommen, wenn man Dinge nach ihm geschmissen hätte, noch hätte er sich selbst riskiert, um jemanden zu beruhigen. Der Mann, den sie gekannt hatte, hätte es niemals zugelassen, dass seine Stimme oder sein Gesicht seine Emotionen widerspiegelten. Ein Klopfen am Türrahmen ließ alle erstarren. Riddle runzelte die Stirn. „Ja?“ „Mylord.“ Der Mann verbeugte sich, seine Augen wandten sich Minerva zu. Der Dunkle Lord erhob sich. „Ihr müsst mich entschuldigen“, sagte er zu den Gästen, bevor er den Raum mit seinem Diener verließ. „Passiert das oft?“, fragte Minerva in die folgende Stille. ‚Nein.’ Gin schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. „Geh“, schlug Herm vor. Ginny nickte und eilte hinter dem Dunklen Lord her, ihr Gesicht wurde zu einer kalten Maske, was Minerva dazu brachte, sich zu wundern, wie wenig sie in Wirklichkeit von ihren Schülern wusste. „…Also…“, hauchte sie. Remus lachte trocken auf. „Vielleicht sollten wir erklären?“ „Nein. Nein.“ Minerva hob beide Hände. „Ich denke, es ist das beste, dass ich nichts weiß. Ich kann nicht zufällig etwas verraten, was ich nicht weiß, oder?“, versuchte sie zu scherzen, obwohl sie wusste, dass es schief gehen würde. „Nein, ich vermute nicht“, stimmte Hermine ernst zu. Minerva rieb sich ihre Arme unter dem Tisch und erlaubte sich dann, eine einzige Frage zu stellen. „Nur… wie viele Schüler sind Todesser-im-Training?“ Luna lächelte leicht, obwohl Minerva sich wunderte – nicht zum ersten Mal – ob die Zerstreutheit des Mädchens nicht nur ein Spiel war. „Gin und ich.“ Minerva konnte ein Stöhnen nicht zurückhalten und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. „Wunderbar.“ Genau das, was sie immer gewollt hatte. Warum musste das Leben so schwierig sein. --- --- --- Minerva fühlte sich, als hätte sich ihre ganze Welt gedreht. Sie wollte mit jemandem sprechen – einfach um ihre Gedanken zu ordnen – aber sie konnte Harry, Hermine, Ginny, Luna, Ula und Poppy nicht in Gefahr bringen. Sie konnte einfach nicht. Sie sah auf das Foto von ihrem Bruder und sich selbst. „Oh, Rey, ich wünschte, du wärst hier. Ich wünschte, du könntest mir hier durch helfen. Ich brauche wirklich deine Hilfe…“ Minerva wandte sich von dem Foto ab und ging in ihr Schlafzimmer. Egal, wie verwirrt sie gerade war, ihren Bruder anzuflohen, würde die Dinge nur noch schlimmer machen, besonders bei seinen Gefühlen Riddle gegenüber. Das war ein Problem, mit dem sie selbst klar kommen musste. The End Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)