Holidays von kleines-sama (Creek (Epilog online)) ================================================================================ Kapitel 10: Der Mann mit der Löwenmähne --------------------------------------- Kapitel 10 Der Mann mit der Löwenmähne Draußen ist es dunkel und kalt. Weil ich nicht damit gerechnet habe, dass Pip und ich solange wegbleiben würden, habe ich mir keine Jacke mitgenommen und friere in meinem dünnen T-Shirt. Auf einmal machen die grellen Reklametafeln und Schilder einen befremdlichen Eindruck auf mich und hüllen die Straße in einen unheimlichen Glanz. Es ist kaum jemanden da, die meisten Leute sind in irgendwelche Clubs oder Bars gegangen, um zu feiern. Wir treffen bloß ein, zwei Betrunkene. Pip und mir ist nicht sonderlich fröhlich zumute. Wir reden kaum, während wir unseren Weg zurück zur Bushaltestelle suchen, und reiben uns die Oberarme, um uns zu wärmen. Pip trägt zwar eine Jacke, allerdings bloß eine hauchdünne aus grünem Stoff. An der Bushaltestelle versuchen wir den Fahrplan zu entziffern, was uns wegen der Dunkelheit schwer fällt. Natürlich haben weder Pip noch ich ein Feuerzeug oder Streichhölzer dabei, wir sind schließlich keine Raucher. Nach einigem Hin und Her sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir noch sicher eine halbe Stunde auf den nächsten Bus warten müssen, den wir nehmen können. Es fahren hier viele Busse in dieser riesigen Stadt, doch es gibt auch ebenso viele verschiedene Buslinien, und nur wenige haben eine ihre Haltestellen an unserem Hotel. Weil es keine Sitze gibt, auf die wir uns setzen können, bleiben wir gezwungenermaßen stehen und frieren still und leise vor uns hin. Zehn Minuten vergehen, ohne dass irgendetwas Besonderes passiert, obwohl mir die Dunkelheit Angst macht und ich ständig irgendwelche Gestalten in Schatten und Bäumen sehe. Unglaublich weit entfernt scheinen uns die bunten Lichter der Stadt, die ein gutes Stück hinter uns liegen. Hier ist es bloß dunkel und kalt. Ich sehne mich nach meinem sicheren, engen Hotelzimmer und nach Craig. Das klingt jetzt vielleicht etwas komisch, aber ich erinnere plötzlich daran, wie er vor einiger Zeit einmal gesagt hat, er passe auf mich auf, wenn wir zusammen seien, und dass ich keine Angst zu haben brauche. Schade nur, denke ich, dass Craig gerade nicht da ist, sondern wahrscheinlich längst wieder zurück im Hotel. Ein großer Mann mittleren Alters stellt sich neben uns. Er hat nicht auf den Fahrplan geschaut, nicht einmal auf die Uhr, trotzdem nehmen Pip und ich an, dass er auf einen der Busse hier wartet, genauso wie wir. Was soll er denn sonst hier wollen, an einer Bushaltestelle, weit entfernt von den fröhlichen Lichtern der Innenstadt? Irgendwann spricht er uns an und fragt nach unseren Namen. Seine Stimme klingt freundlich und sein Gesicht ist umrahmt von einer buschigen Löwenmähne brauner Haare. Pip und ich nennen ihm unsere Namen, wir ahnen nichts Böses, der Mann sieht nicht so aus, als wolle er uns etwas tun. Das tut er auch nicht. Er scheint Langweile zu haben an diesem einsamen Ort und unterhält sich ein wenig mit uns. Wo wir denn herkämen, fragt er uns, wie alt wir seien, ob wir verwandt wären, Brüder vielleicht? Ich bin noch nie auf den Gedanken gekommen, dass man Pip und mich für Brüder halten könnte. Gut, wir haben beide blondes Haar und sind ungefähr gleich groß, und haben eine ähnliche Figur, weil weder er noch ich sonderlich muskulös oder sonst irgendwie auffällig sind, doch so ähnlich wie Brüder sehen wir nicht aus. Finde ich jedenfalls. Wir finden den Mann und seinen Irrtum lustig, und erzählen ihm von uns. Ich berichte ihm, dass wir eigentlich zu sechst hierhin gekommen seien, Pip und ich uns dann aber von den anderen abgespalten und die Stadt auf eigene Faust erkundet hätten. Von unserem intimen Gespräch im Restaurant erwähne ich natürlich kein Wort, das muss der Mann nicht wissen. Wir erzählen ein bisschen über unsere Freunde. Also, genau genommen tue ich so, als wäre Craig mein dauerhafter Liebhaber, weil ich neben Pip nicht als trauriger Single dastehen will, während er eine detaillierte Beschreibung von Damien liefert, mit all seinen Schwächen und Stärken. Zwischendurch kichert er immer wieder einmal. Der Mann, er heißt Leo, hat sich im Laufe des Gespräches herausgestellt, und ich finde, der Name passt hervorragend zu seiner Löwenmähne, fragt Pip dann irgendwann, „ob wir nicht einmal einen Dreier starten wollen“. Pip starrt ihn nach dieser unhöflichen Frage absolut perplex an, was mir zeigt, dass er tatsächlich geahnt hat, dass unser Gespräch im Restaurant von solch intimer Art sein würde. Obwohl meine Fragen an ihn, das gebe ich ehrlich zu, tatsächlich kaum intimer und dreister waren als die des Mannes mit der Löwenmähne, scheint diese Pip völlig aus dem Konzept zu bringen und ihm Angst zu machen. Es dauert einen Moment, bis ich verstehe, dass der Mann keinen Scherz gemacht hat, sondern sein Angebot absolut Ernst meint. Und genau in diesem Moment, in dem ich diese Tatsache realisiere, stellen sich auch bei mir Angst und Panik ein. Haben wir es hier mit irgendeinem pädophilen Vergewaltiger zu tun? Ich male mir aus, wie er Pip und mich an den Armen packt, in ein Gebüsch zerrt und dort die ekligen Dinge mit uns macht, die Pip mir noch vor gut dreißig Minuten genau erläutert hat. Wir gehen beide vorsichtig einen Schritt zurück. Ich wage es, einen raschen Blick auf die Uhr zu werfen. Unser Bus ist in frühestens einer Viertelstunde da. Die Zeit reicht locker, um schlimme Dinge mit uns zu tun, denke ich mir und beginne wieder zu zittern. Ich schaue mich um, suche nach irgendwelchen anderen Personen, zu denen wir gehen können, doch die Bushaltestelle ist menschenleer und die Stadt ist weit weg. Ich sehe nur weit entfernt eine kleine Gruppe Menschen, vielleicht drei oder vier, auf uns zulaufen, doch bis die hier ist, können noch Jahre vergehen. „Ach komm schon“, sagt der Mann und holt den Schritt auf, den Pip und ich zurückgegangen sind. Seine Stimme klingt immer noch genauso freundlich und gelassen wie bei unserem lockeren Gespräch zuvor. „Das wird schön, glaub mir. Ich kann dir total schöne Dinge zeigen, das kannst du dir nicht vorstellen!“ Aus den Augenwinkeln heraus kann ich erkennen, wie Pips Gesicht sich leicht grünlich färbt und seine Knie zu schlottern beginnen. Ich kann ihn verstehen, ich fühle mich ganz genauso, wie er sich benimmt. Die Gruppe Menschen ist ein Stück näher gekommen, aber noch immer weit weg. Ich hoffe mit aller Kraft, dass sie bei uns ist, ehe dieser eklige Mann handgreiflich wird und nicht irgendwo in eine Seitenstraße abbiegt. Die Personen sind groß, erkenne ich, wahrscheinlich Männer oder kräftige Jungen. Die können uns bestimmt vor diesem Mann beschützen, denke ich, und sie kommen immer näher. Der Mann wendet sich jetzt an mich, nachdem er endlich verstanden hat, dass Pip ihn nicht interessiert. „Und was ist mit dir, Tweek?“, fragt er mich ebenso freundlich und ich schäme mich dafür, dass ich ihm so leichtwillig meinen Namen verraten habe. Wieso bin ich nicht vorsichtiger gewesen? Ich schüttele heftig den Kopf, doch der Mann lässt natürlich nicht locker. „Ach komm, du willst doch bestimmt auch mal etwas Neues ausprobieren, oder?“ Er kommt noch ein Stück näher. „Das wird geil, glaub mir! Dein Freund kann auch mitmachen, das ist gar kein Problem, wenn du dich alleine nicht traust.“ Der Mann steht jetzt genau vor mir, ich bekomme heftige Angst und merke, dass meine Knie schlottern, wie die von Pip. Eine große Hand grabscht nach meinem Kinn und dreht meinen Kopf so, dass ich genau zwischen seine Beine schauen muss. Seine Berührungen tun weh und machen mir Angst. Ich wünsche mir, dass Craig da ist und mich beschützt. Craigs Berührungen sind sanft und weich und warm. Das genaue Gegenteil von diesem Mann hier! „Komm“, sagt er. „Ich habe einen echten Langen, und dick ist der, so einen hast du noch nie gesehen.“ Ich spüre, wie mir Übelkeit den Hals hochkriegt. Ich sehe eine Beule in der Hose des Mannes und versuche mit aller Kraft nicht daran zu denken, sondern mir vorzustellen, dass die Gruppe Menschen gleich da ist und Pip und mich rettet. Wir müssen nur warten, nur Zeit schinden, dann sind wir in Sicherheit, das sage ich mir die ganze Zeit und versuche, einen klaren Kopf zu bewahren. Ich darf jetzt bloß nicht in Panik geraten! Alles, bloß keine Panik. „Ich seh’s doch in deinem Blick, Tweek!“ Der Mann hat mein Gesicht nicht losgelassen, ich blicke immer noch geradewegs auf das erregte Glied. „Du willst doch, dass ich dich damit in deine enge Arschfotze ficke! Ich seh’s doch in deinen Augen, Tweek!“ Ich bin kurz davor, in Panik zu geraten. Tränen sammeln sich in meinen Augen, das ist das einzige, was dieser Mann darin sehen kann. Ich habe Angst. Und die Stimme des Mannes klingt nicht mehr freundlich, sondern laut und erregt. Angst. Ich habe Angst. Angst vor seinen ekligen Worten und den Dingen, die er mit mir anstellen will. Jetzt schlottern nicht nur meine Beine. Ich zittere am ganzen Körper. Als hätte ich zwei Wochen lang keinen Tropfen Kaffee mehr getrunken, das ist der einzige Vergleich, der mir einfällt, bei meinem Zittern. Ich versuche einen Blick auf die Gruppe Menschen zu erhaschen, doch alles was ich sehen kann, sind die Hosen des Mannes und der asphaltierten Boden. Sein Griff ist hart und unerbittlich. Zeit schinden, denke ich, und halte die Tränen zurück. Bloß Zeit schinden. Mir kommt eine Idee. Sie ist dumm und waghalsig und ich weiß nicht, ob es klappt, aber es ist die einzige, die mir gekommen ist. „A-aber… ich, ich bin noch J-jungfrau“, stottere ich und versuche mich von dem Mann wegzubewegen. Es klappt nicht. Mit dem freien Arm greift er jetzt nach meinem Oberkörper und zieht mich näher zu ihm heran. Die Gruppe Menschen, denke ich, und Zeit schinden. Andere Gedanken passen nicht in meinen Kopf, weil er so voll ist von Angst. „Jungfrau?“ Die Stimme des Mannes hat sich wieder verwandelt. Sie klingt nicht mehr so aggressiv wie eben, sondern wieder ruhig, aber auf eine Art und Weise, die mir noch mehr Furcht einjagt. „Jungfrau, also…“ Er sagt es so, als würde ihm die Tatsache gefallen, als sei sie nur noch ein toller Bonus. Meine Idee ist total nach hinten losgegangen! Ich kann mich nicht bewegen. Der Mann hat mein Kinn losgelassen, aber er hält mich noch immer mit dem anderen Arm fest, und ich wage es nicht, mich zu befreien. Ich weiß, dass ich nicht stark genug bin. Die Gruppe Menschen, denke ich. Die gleiche riesige, harte Hand, die auch nach meinen Kinn gefasst hat, berührt mich jetzt zwischen den Beinen. Und sucht mein… mein… Die Tränen rinnen meine Wangen hinab und ich schließe die Augen. Craig, denke ich, bitte komm und beschütze mich. „CRAIG!“ Das ist nicht mein Ausruf, obwohl ich es im ersten Moment glaube. Pip war es, der geschrieen hat. Craig? Ich öffne die Augen wieder. „Komm schnell, Craig!“ Pip schreit so laut er kann und ich sehe, dass er sich in Richtung der Menschengruppe gewandt hat, auf die ich all meine Hoffnungen gesetzt habe. „Komm schon! Und die anderen auch! Schnell! Bitte! Tweek! Tweek!“ Zu mehr hat er keine Kraft mehr, ich sehe, wie er ein kleines bisschen zusammensackt und sich die Hand auf die Brust legt, vielleicht um seinen rasenden Herzschlag zu zählen. Hat Pip Bluthochdruck oder so etwas? Ich habe keine Zeit mehr, um weiter darüber nachzudenken. Der Mann lässt ab von mir, und ich sehe, wie er im nächsten Moment auf dem harten Asphalt aufschlägt. Craig hat sich mit voller Wucht auf ihn gestürzt und drischt wie besessen mit beiden Fäusten auf ihn ein. Ich sehe ihn nur von hinten, doch ich kann erkennen, dass sein Gesicht rot ist vor Wut und sich zu einer wütenden Fratze verzerrt hat. „Was-wagst-du-Arschloch-es-meinem-Freund-wehzutun!“ Jedes einzelne Wort wird begleitet von einem Faustschlag in den Bauch oder ins Gesicht. Der Mann blutet aus der Nase, die seltsam krumm und verbogen hängt, und sein Blick ist der eines gequälten Tieres. Doch Craig kennt kein Mitleid. Er denkt nicht einmal daran, aufzuhören. Seine Schläge scheinen sogar immer härter zu werden. Er wirkt wie in einem Rausch. Clyde und Token stehen am Rand und feuern ihn sogar noch an: „Los, Craig, gib’s dem Pädo-Arsch, aber richtig! Craig!“ Ich bilde mir kein Urteil über das Geschehen und sage nichts. Ich bin einfach nur froh, dass wir jetzt endlich in Sicherheit sind und Craig da ist. Dass ich keine Angst mehr zu haben brauche. Ich spüre, wie sich mein Zittern auf meine gewöhnliche Dosis reduziert und atme ruhig ein und aus. „Ist alles in Ordnung mit dir, Tweek?“ Damien steht neben mir. Er hat den zitternden und leichenblassen Pip an der Hand. „Sind wir schon zu spät gekommen?“ Ich schüttele den Kopf und erzähle nicht davon, dass der Mann mein Glied in der Hand gehalten hat, ehe sie eingetroffen sind. Sie brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben. Ich bin froh genug, dass jetzt alles vorüber ist. Der Mann liegt auf dem Boden. Seine Löwenmähne hängt im Dreck, sein Gesicht sieht zerbeult aus. Ein anderes Wort finde ich nicht. Zum Glück muss ich seinen Körper nicht sehen. Craig hat ihn übel zugerichtet. Ich stehe noch immer neben Damien und Pip, doch die beiden beachten mich nicht mehr. Damien ist damit beschäftigt, Pip zu trösten und zu beruhigen. Er hält ihm im Arm und lässt sich tausende Male versichern, dass sie gerade noch im letzten Moment gekommen sind. Ich weiß nicht, ob Pip weint, vermute es aber. Mir ist nicht nach Weinen. Ich fühle mich eigentlich recht gut, nachdem der Schock erst mal geschluckt ist. Mir ist nur kalt. Craig kommt zu mir hinüber. Sein Gesicht ist immer noch rot und sein Atem ist schwer. Er schaut mich böse an und ich hoffe, dass er mich nicht meint, sondern den Mann mit der Löwenmähne. Vielleicht will Craig mich ja aber auch gar nicht mehr haben, nach dieser Sache? Ich frage mich, ob er gesehen hat, was der Mann getan hat, ehe er gekommen ist. Er bleibt nur wenige Zentimeter vor mir stehen. Damien und Pip haben uns bemerkt und sich aus unserem Blickfeld verzogen. Ich warte darauf, dass Craig irgendetwas sagt oder tut, aber er sagt und tut nichts. Ich wünsche mich, dass er mich zu sich hinzieht und drückt und mir sagt, dass alles gut ist, wie Damien es eben bei Pip getan hat. Doch Craig steht einfach bloß vor mir und hat diesen wütenden Blick aufgesetzt. Es vergehen gefühlte Stunden, bis er endlich etwas von sich gibt. „Dir ist kalt. Hier, nimm meine Jacke!“ Er zieht seine blaue Sweat-Jacke aus, und legt sie mir vorsichtig um die Schultern. Sie ist warm und riecht nach ihm. Ich habe das Gefühl, er hat Angst, mir wehzutun oder mich zu zerbrechen, so sanft wie er mit mir umgeht. Mir geht es gut, hätte ich am liebsten gesagt, aber ich sage nichts. Vielleicht ist dieses Verhalten ja auch nur das Zeichen dafür, dass er mich nicht mehr will, dass er mich abgeschrieben hat? Mache ich ihm zu viel Ärger? Oder denkt Craig, ich habe jetzt einen seelischen Schaden wegen dieser Sache und muss in die Klapsmühle? Mir geht es gut. Ich stehe noch immer etwas unter Schock, natürlich, und ich werde diesen Tag in meinem Leben nicht mehr vergessen, klar, aber ich habe mich doch nicht plötzlich in eine Porzellanpuppe verwandelt! Der Bus ist da. Wir steigen ein und schweigen. Ein bisschen krass, aber ich habe euch ja vorgwarnt. ;) Kommis sind natürlich gerne gesehen! :P Und übrigens danke für die vielen Favos, damit habe ich nie gerechnet! x3 Bisher war es so leicht mit ihm. Er hat mir seine Gefühle mitgeteilt, offensichtlich mit mir geflirtet, und es lag allein an mir, wie es sich entscheiden würde. Und jetzt auf einmal weiß ich gar nicht mehr, ob er mich überhaupt noch will. Ich spüre, wie ich wieder zu zittern beginne. (Auszug aus Kapitel 11 "Beziehungsstress") bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)