Holidays von kleines-sama (Creek (Epilog online)) ================================================================================ Kapitel 20: Alltag (Epilog) --------------------------- Kapitel 20 (Epilog) Alltag Meine Knie fühlen sich weich an. Das ist der einzige Gedanke in meinem Kopf, als ich mit dem geschulterten Rucksack und der großen Thermoskanne in den Händen vor der kleinen Treppe stehe, die hinauf zum Haupteingang unserer High School führt, und warte. Ich weiß nicht einmal, worauf. Vielleicht erwarte ich ja, dass Craig gleich zu mir hinkommt, mich in den Arm nimmt und küsst, und mit mir zusammen die Treppe hochgeht. Oder dass Clyde und Token mich hier zwischen den vielen anderen Schülern, die ein- und ausgehen, entdecken und zuwinken. Es vergehen ein oder zwei Minuten, niemand kommt. Mich rempeln bloß ein paar Mitschüler an, die es eilig haben. Eigentlich ist es bescheuert, denke ich und schüttle für mich selbst den Kopf, du hast dich mit keinem von ihnen hier verabredet. Wieso sollten sie dann hier auftauchen? Trotzdem macht mich dieser Gedanke irgendwie traurig. Mein Rucksack fühlt sich schwer an, als wolle er mich in die Knie zwingen, obwohl ich nur mein Mathebuch und ein paar Hefte dabeihabe. Es ist alles haargenauso wie vor der Klassenfahrt, denke ich, und steige die Treppe hinauf, niemand ist da. Es ist alles wie vorher. Schüler, die vor ihren Schließfächern stehen und mit ihren Freunden reden, halbgeöffnete Türen, Stimmengewirr aus jeder Ecke. Und ich laufe stillschweigend und allein durch sie hindurch und suche meinen Raum. Ich fühle mich so schlecht, bin so deprimiert. Ich wünsche mir das winzig kleine Hotelzimmer mit den Stockbetten und den abschließbaren Schränken zurück. War alles doch bloß ein schöner Traum? Nimmt mich Craig in der Pause gleich zur Seite und erklärt mir, er hätte einen großen Fehler begangen, es täte ihm alles sehr leid, aber er könne nicht mehr mit mir zusammen sein? Ich habe das Gefühl, das Gefühl… Bloß nicht losheulen, Tweek, nicht hier vor allen Leuten… Ich wische mir mit dem Handrücken schnell die aufkommenden Tränen aus den Augenwinkeln. Ich hatte mir doch vorgenommen, nicht mehr so oft zu weinen… Damit Craig mich nicht für blöd hält. „Tweek! Hey, Tweek, warte doch!“ Ich drehe mich überrascht um und erkenne einen kleinen, braunhaarigen Jungen hinter mir, er scheint schnell gelaufen zu sein, jedenfalls atmet er schwer und hat die Hände auf die Knie gestützt. „Clyde“, sage ich leise, und lächle. Über Craig hätte ich mich zwar mehr gefreut, aber ich bin froh, dass überhaupt einer von ihnen da ist. Clyde lächelt und richtet sich auf. „Wir haben doch jetzt zusammen Mathe, oder?“ Ich überlege einen kurzen Moment, und nicke dann. „Dann lass uns zusammen hingehen. Raum 104, oder?“ Ich zucke mit den Schultern. „K-keine Ahnung“, gestehe ich schließlich, und spüre, wie sich meine Wangen rot färben. Ich kann mir Zahlen unheimlich schlecht merken, ganz gleich worum es geht, und komme nicht selten zu spät in den Unterricht, weil ich mich in meiner eigenen Schule verirrt habe. Clyde seufzt und schaut sich im Gang um. „Ich bin mir auch nicht sicher“, sagt er. „Am besten, wir finden Craig, der kann sich doch sowieso alles merken. Der weiß hundertpro auch, wo wir Mathe haben.“ Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer, als Clyde Craigs Namen ausspricht. Er hat also ein gutes Gedächtnis? Das wusste ich gar nicht. Plötzlich muss ich wieder daran denken, dass wir eigentlich überhaupt gar nichts voneinander wissen. Hätte mich irgendjemand gefragt, ich hätte nicht sagen können, wie seine Mutter heißt oder was sein Lieblingsschulfach ist. Dabei sind wir doch ein Paar! Clyde und ich irren eine Weile in den Gängen umher, bis wir schließlich zuerst auf Token und dann auf Craig treffen. Wir haben alle Vier zusammen Mathe. Seltsam, dass ich daran nicht gedacht habe. Aber auf der anderen Seite wundert es mich kaum. Während der Klassenfahrt habe ich immerhin praktisch mein Leben hier völlig verdrängt. Und jetzt ich fühle mich hier, als wäre ich ein komplett anderer Mensch. Bin ich immer noch der Tweek, den sie aus dem warmen, sonnigen Süden kennen? Gehöre ich immer noch zu ihnen, bin ich immer noch Craigs Freund? Ich fühle mich paralysiert, völlig nicht imstande, irgendwie auf meine Umwelt zu reagieren. Als hätte ich eben etwas schrecklich Traumatisches miterlebt. Unsinn, denke ich, und schüttle wieder den Kopf, dir ist doch nichts passiert. Es ist doch nur die Klassenfahrt zu Ende, und du bist wieder in der Schule! „Tweek?“ Craig schaut mich an, und ich erkenne den vertrauten besorgten Blick in seinen Augen. „Ist alles in Ordnung mit dir? Du bist so, ich weiß nicht…“ Ich nicke schnell, und lächle. „K-klar“, sage ich und, drücke ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen, ohne auf die Blicke und das Getuschel der Leute um uns herum zu achten, „hast du vielleicht, ngh, heute nach der Schule Zeit? Wenn du w-willst, kannst du zu mir kommen. Meine Mom ist sowieso nicht da.“ Es ist die zweite große Pause, ich stehe allein vor meinem Schließfach. In Mathe haben wir keine Hausaufgaben aufbekommen, und weil ich keine Lust habe, das Buch mit nach Hause zu schleppen, wollte ich es noch in mein Schließfach packen. Craig und die Anderen haben angeboten mit mir zu kommen, doch ich habe sie in die Pause geschickt. Sie sollen langsam dieses Gefühl, mich ständig beschützen und auf mich aufpassen zu müssen, loswerden! Ich habe gerade abgeschlossen, als ich Schritte hinter mir höre. Hm? Ist Craig doch noch gekommen? Ich finde den Gedanken schön, dass er doch geblieben ist. „Na, mal ohne deine Bodyguards unterwegs, kleine Schwuchtel?“ Cartman. Im ersten Moment wünsche ich mir, mich vor Craig, Clyde und Token doch nicht so aufschneiderisch aufgeführt zu haben, damit sie jetzt neben mir stehen und Cartman verscheuchen, wie damals beim Cola-Automaten, doch diesen Wunsch verdränge ich schnell wieder. Ich will nicht wieder der kleine Angsthase sein, wie auf der Wasserbahn. Ich werde Craig beweisen, dass ich mich auch ohne ihn gegen diese fiese Ratte wehren kann! Ich versuche ruhig zu bleiben, und schaue Cartman in die Augen. Etwas sagen kann ich nicht. Erstens traue ich mich das nicht, und zweitens sind schon so viele Sekunden vergangen, dass eine Antwort meinerseits total blöd klingen würde. Also stehen wir uns ein paar Meter voneinander entfernt gegenüber und starren uns gegenseitig in die Augen. Als ich zweimal bis fünfzig gezählt habe, und keiner von uns beiden den Blick senkt, meine ich langsam: „W-was willst du, Cartman?“ Die Frage scheint ihn tatsächlich aus der Fassung zu bringen, und einen kleinen Moment lang weiß er nicht, was er sagen soll. Ich fühle mich verdammt gut. Cartman hat mich jahrelang gedemütigt, mir wehgetan, und es ist kaum vorstellbar, was für ein unglaubliches Gefühl der Genugtuung es ist, ihn jetzt sprachlos vor mir zu haben. „Ich hab dich zuerst gefragt!“ Was für eine blöde Antwort, denke ich und grinse. Dann fällt mir urplötzlich wieder etwas ein: Hat Craig nicht vor ein paar Tagen noch gemeint, er wisse etwas über Cartman, das er jederzeit gegen ihn verwenden könnte… Ich kann so tun, als hätte Craig mir alles erzählt, und erpresse Cartman damit! Halt, nein. Dieses grenzenlose Gefühl der Macht verflüchtigt sich plötzlich wieder. Ich will nicht so einer sein, denke ich plötzlich, ich will keiner sein, der so etwas mit anderen Menschen macht. Das wäre nicht gut. Ich will an Cartman vorbei, auf den Schulhof, wo Craig, Clyde und Token auf mich warten, ihre Zigaretten rauchen, und nichts außer uns zählt. Ich will Cartman nicht erpressen, ich will ihm überhaupt gar nicht wehtun. Ich will bloß, dass er aus meinem Leben verschwindet! „Hey. Hey! Wohin gehst du? Du kannst doch nicht so einfach gehen!“ Ich achte nicht auf Cartmans Worte. Mit meinem Verhalten habe ich ihn so überrascht, dass er nicht einmal den Versuch unternommen hat, mich aufzuhalten. Habe ich gewonnen? Habe ich jetzt gegen Cartman gewonnen, bewiesen, dass ich mich nicht mehr von ihm fertig machen lassen werde, oder war mein Benehmen eben nur noch eine weitere Blamage? Es ist kalt draußen. Ein paar Häufchen Schnee liegen in den Ecken und unter den Bäumen, und ein frischer Wind weht. Ich muss eine Weile suchen, dann entdecke ich Craig. Er steht an eine Mauer gelehnt, gar nicht weit von mir. Clyde oder Token kann ich nicht entdecken. Es sieht fast so aus, als hätte Craig dort auf mich gewartet. Ob er bemerkt hat, dass Cartman noch einmal ins Schulgebäude gegangen ist? Ich gehe auf ihn zu. Er raucht tatsächlich eine Zigarette. Ich glaube, während der Klassenfahrt hat er fast gar nicht geraucht. Ich muss ihn heute Nachmittag unbedingt einmal fragen, wieso er mit dem Rauchen angefangen hat, denke ich und lächle, als er mich in seine starken Arme schließt und mich an seinen Hoodie drückt. Und ich muss ihn wieder küssen. Richtig. Mit der Zunge. Verzeiht mir, meine lieben Leser, dass ich mir mit dem Epilog von "Holidays" so viel Zeit gelassen habe. Dafür hoffe ich, dass er euch zumindest etwas gefällt. Ich finde ihn zwar nicht gerade gelungen, aber besser, als die ganzen vorherigen Entwürfe. ;) Demnächst werde ich mit der Fortsetzung beginnen, die sich ja anscheinend doch einige von euch wünschen. :D Bis dahin könnt ihr euch ja die Zeit mit meinen anderen SP-Fanfic vertreiben, ich habe eben erst ein weiteres, kleineres Projekt namens "Bored" (Achtung: traurig! T-T) begonnen. :P Außerdem möchte ich hier noch einmal allen meinen Lesern für die über 70 Kommentare und über 30 Favoriten bedanken. Danke, Leute! :P :P Ich glaube, "Holidays" ist bisher meine erfolgreichste Fanfic! ;) (Hoffentlich kommt die Fortsetzung mindestens genauso gut an. xD) Na, dann bis zum nächsten Mal. ;) bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)