Harry Potter und der Halbblutprinz von Orange-Glass ================================================================================ Kapitel 1: Insomnia ------------------- Da wir [NinaChan und Himbeerpudding] nun einen Gemeinschaftsaccount haben, wird unsere Fanfiction nun hier fortgesetzt. Allerdings wird sie erstmal natürlich auf den momentanen Stand gebracht. Viel Spaß :) ~~~~ Harry lag noch lange wach, nachdem die anderen schon längst eingeschlafen waren und betrachtete den dunkelroten Himmel aus weich fließendem Stoff über ihm. So sehr er sich auch anstrengte, er konnte nicht einschlafen. Eigentlich wusste er auch, dass er mit Anstrengung erst recht nicht würde einschlafen können. Harry verschränkte die Arme unter seinem Kopf und ließ seinen Blick kurz über seinen schlafenden, leise Grunzgeräusche von sich gebenden besten Freund im Nebenbett gleiten. Ron schlief den Schlaf der Gerechten. Dann drehte er sich auf die Seite und versuchte seinen Kopf zu leeren. In seinem Schlafgemach lag auch Severus Snape wach. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, einzuschlafen, war er dazu übergangen, ein altes verstaubtes Buch über bewusstseinsverändernde Tränke zu lesen, doch selbst davon wollten seine Augen nicht müde werden. Die Kerze auf seinem Nachttisch flackerte still, als er das Buch mit einem lauten Klatschen schloss. Er hatte es schon so oft gelesen, es bot seinem regen Geist keine Nahrung mehr. Da er sonst nichts zu tun wusste erhob er sich von seiner harten Matratze, warf den schwarzen Umhang um die Schultern und begann einen Rundgang durch das nächtliche Schloss. Vielleicht würde er ein paar herumstreunende Schüler erwischen, denen er saftige Strafarbeiten aufgeben konnte. Vielleicht würde er... Harry Potter erwischen. Er stieg mit kaum hörbarem und doch festem Schritt die vielen Stufen, die aus den Kerkern führten, empor. Abgesehen von Rons typischen Schlafgeräuschen war es totenstill im Gryffindorturm, als Harry sich erhob und seinen Tarnumhang unter dem Bett hervorholte. So leise wie möglich schlich er die Treppe in den Gemeinschaftsraum hinunter, Gryffindors waren hier um diese Uhrzeit nicht mehr zu erwarten. Am Portraitloch verschwand er unter den Mantel und holte die Karte der Rumtreiber aus seiner Hosentasche. "Lumos" flüsterte er und hielt seinen erleuchteten Zauberstab an das Pergament. "Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut!" Wie üblich schlich Filch durch die Gänge im ersten Stock, vermutlich zusammen mit Mrs. Norris. Warum zeigte die Karte auch keine Tiere an? dachte Harry bei sich und wollte die Karte schon wieder entzaubern, als er einen kleinen schwarzen Punkt die Kerker verlassen sah. Sein Nacken begann zu kribbeln, als er durch das Portraitloch in die Dunkelheit der alten Gänge entschwand. Als er den Gang mit dem Portraitloch verließ, löschte er seinen Zauberstab. Dann verschwand er nach unten. Gefahr schien im das Beste bei sich nicht einstellen wollender Müdigkeit zu sein. Er war schon oft nachts durch die Schule geschlichen. Selten alleine und noch seltener ohne wirklichen Grund. Doch heute Nacht wollte er weder in den verbotenen Teil der Bibliothek, noch einen Drachen aus dem Schloss schmuggeln. Er ging langsam und unterdrückte die Frage danach, was er hier eigentlich machte. Ohne erneut auf die Karte schauen zu müssen, die er inzwischen wieder in seinem Umhang verstaut hatte, wusste Harry, dass er sich langsam aber sicher Snape näherte. Im Grunde war es sogar gleich, in welche Richtung er ging, er würde Snape in jedem Fall begegnen. Der schien einen siebten Sinn im Harry-Aufspüren zu haben. Solange er aber leise blieb und sich nahe der Wand bewegte, bestand für Harry keine Gefahr. Für Snape bestand keinerlei Notwendigkeit eines erleuchteten Zauberstabes, er schritt im Dunkeln durch die Gänge, auf seinen Spürsinn vertrauend. Oh, er würde schon jemanden auftreiben, den er dann zufrieden grinsend zum Nachsitzen verdonnern konnte. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte seine Vermutung: es war Vollmond. Der einzige, der nun wohl noch größere Probleme beim Einschlafen haben würde, als er, war Remus Lupin. Snape konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. Einen Moment lang war er unkonzentriert gewesen. Als er um eine Ecke ging, stieß er gegen etwas Weiches. Hastig zog er seinen Zauberstab. Harry war nur einen kurzen Moment unaufmerksam gewesen, doch die paar Sekunden wurden ihm zum Verhängnis. Er war in den Menschen gestolpert, den er aus Hogwarts am meisten verabscheute: Severus Snape. Nur mit viel Mühe konnte er den Drang sich umzudrehen und zu rennen unterdrücken. Snape hätte die Schritte auf jeden Fall gehört. Also versuchte er, so flach wie möglich atmend, sich um seinen Lehrer herumzudrängen, der mit verdutzt und gleichzeitig grimmigem Blick den Raum um ihn herum inspizierte. "Nicht die Hand ausstrecken, streck bloß nicht die Hand aus, Schniefelus!" Als hätte Harry seinem Lehrer die Beleidigung ins Gesicht geschrieen, fuhr dieser auf einmal herum und spießte ihn mit seinem wilden Blick fast auf. "Ich weiß, dass sie hier sind, POTTER!", zischte er und Harry konnte den eiskalten Atem auf seinen Wangen spüren. Er war ihm nah, zu nah. Hätte er nicht gewusst, dass Snape ihn nicht sehen konnte, hätte er darauf schwören können. Bedächtig ging er einen weiteren kleinen Schritt rückwärts. Ein lautes Maunzen ließ beide zusammenfahren. Harry war, rückwärts stolpernd, auf Mrs. Norris getreten, hinter der nun Filch aus der Finsternis trat. "Was ist hier los, Professor" knarzte er verärgert. Snape verdrehte die Augen, was wollte dieser alte Squib nun hier? "Es ist alles in Ordnung, Mr. Filch, ich habe mich nur gestoßen!" knurrte er und ließ den alten Hausmeister stehen. Rasch eilte er in die Richtung in die er unsichtbare Schritte hatte davoneilen hören. Er würde ihn schon kriegen, diesen dreisten Potter. Als Harry aus Versehen auf den Schwanz von Flichs dummer Katze getreten war, konnte der den Fluchtreflex nun doch nicht mehr zügeln. Fast hätte er auch noch den Hausmeister selber angerempelt, doch er schaffte es ihm auszuweichen. Er hoffte nur noch, dass Snape nicht mitbekam, in welche Richtung er davoneilte. Dass Filch ihn lange genug aufhalten würde. Doch dem war nicht so. Als er sich kurz darauf umwand, sah er schon wieder die Gestalt der alten, vertrockneten Fledermaus hinter sich. "Mist!", knurrte er verbittert in sich hinein und bereute schon fast wieder, den Gryffindorturm überhaupt verlassen zu haben. Inzwischen wusste er nicht mehr, wo er sich befand. Mehr als sieben Jahre auf diesem Schloss und er verlief sich immer noch. Doch einen Blick auf die Karte des Rumtreibers zu werfen, getraute er sich auch nicht. Also hetzte er einfach den Gang weiter hinab und stieg dann eine schmale Treppe empor. Harry hoffte einfach, dass das Portrait der Fetten Dame ungefähr in dieser Richtung lag. Die Treppe endete vor einer schmalen Tür, er riss sie auf und huschte hindurch. Er versuchte, die Tür so leise wie möglich wieder zu schließen, doch die Tür schien seit Jahren nicht mehr benutzt worden zu sein und quietsche zeitlich vernehmlich. Harry war sich sicher, dass Snape das hören würde. Warum musste er sich auch immer so blöde Situa- Harry stockte, als er sich umdrehte, um den Raum, in dem er sich nun befand, in Augenschein zu nehmen. Bei Merlins Unterhose, wo war er denn hier nur gelandet? Der Raum war klein und rund, an der Wand befanden sich zwei hohe, schmale Fenster, der Rest der steinernen Wände waren mit schwerem, grünen Samt verhängt, der Boden war bedeckt von kleinen Kissen. Fast dachte Harry er hätte sich in eine dunklere Version von Professor Trelawneys Klassenzimmer verirrt, doch das konnte ja nicht sein. Noch bevor er sich richtig orientieren konnte, quietschte die alte Tür hinter ihm auch schon wieder und ein schwer atmender Severus Snape betrat den Raum. Harry wollte auf die andere Seite des Raumes hechten, damit Snape ihn nicht zufällig berührte, doch er blieb mit dem Fuß in einem der Kissen hängen und fiel in den weichen Haufen. Dabei rutschte ihm der Tarnumhang von der Schulter. Als er sich entsetzt umwand, blickte er in das höhnisch grinsende Gesicht des Zaubertrankmeisters. In dem Moment war Harry sich sicher, dass er im Bett hätte bleiben sollen! "Soso, Potter, machen wir mal wieder einen nächtlichen Spaziergang?" höhnte Snape. Harry verzog das Gesicht, das war ja wohl mehr als offensichtlich, oder nicht? Er verkniff es sich, seinen Gedanken laut auszusprechen, das würde seine Situation nur noch schlimmer machen. "Ich konnte nicht schlafen..." brummte er, sah Snape dabei aber nicht an. "Ach, und was glauben Sie, tun andere Menschen gegen ihre Schlaflosigkeit?" Harry sah sich schon den Rest seines Lebens mit dem Polieren von Quidditchpokalen verbringen, als sein Mund wie von selbst zu sprechen anfing. "Anscheinend durch das Schloss schleichen, so wie Sie, Professor!" Er sah, wie die Ader auf Snapes Schläfe bedrohlich anwuchs und pochte. Snape beugte sich vor und beobachtete genüsslich, wie Harry Potters Blick sich vor Angst weitete. Immer näher kam er dem Gesicht seines Schülers, der verzweifelt versuchte, nach hinten zu entkommen. Zu Harrys Leidwesen, hatten sich seine Beine zwischen dem Umhang und den vielen Samtkissen verfangen, was seine Bewegungsfreiheit erheblich einschränkte. "Wagen sie es nicht, so mit mir zu reden, Potter", presste Snape zwischen den schmale Lippen hervor, griff an Harrys Pyjamakragen und zog ihn an sich heran. "Ich glaube ich muss sie bestrafen. Hart bestrafen!" Harry spürte den Atem seines Lehrers an seiner Stirn. Was sollte das hier? Wollte er ihn schlagen? Kalter Schweiß rann seinen Rücken hinunter, er war unfähig, sich zu wehren. Snape hielt mit der einen Hand Harrys Handgelenke fest, die andere war in dessen Pyjamakragen gegraben. Der verschreckte Blick des Jungen amüsierte ihn. Harry starrte ihn mit großen, grünen Augen an und wagte nicht zu atmen, als Snape ihn immer näher zu sich zog. Mittlerweile hätte Harry wieder gestanden, wenn ihm nicht seine Knie den Dienst versagt hätten; das einzige, was ihn hielt waren die starken Arme seines Lehrers. Dann ließ Snape seinen Kragen los, doch nur, um den Griff in seinen Nacken zu verlagern. Harry schlug das Herz bis zum Hals, als das Gesicht seines Lehrers immer näher kam. "Potter, Nachsitzen! Morgen, nach dem Abendessen in meinem Büro!" Harry war fast erleichtert, dass Snape nur Nachsitzen von ihm verlangte. Er hatte Gott weiß was erwartet. Doch noch hatte ihn Snape nicht losgelassen und noch durfte er sich nicht in Sicherheit wiegen, auch wenn er im Kopf schon fast aus dieser unangenehmen Lage entkommen war. Nein, Snapes Gesicht kam dem seinen noch näher, sein feuchter Atem benetzte fast die Wangen des Schülers. "Ich freue mich auf Sie!", raunte Snape noch kalt, dann löste er seinen Griff von Harrys Nacken, drehte sich um und rauschte aus dem kleinen Raum. Harry, den nun nichts mehr hielt, fiel zurück auf die Kissen und starrte Snape hinterher. Völlig perplex sank Harry in die schweren weichen Kissen. Sein Kopf hämmerte und seine Gedanken rasten. So ganz begriff er nicht, was gerade geschehen war. Aber eines wusste er genau: das Nachsitzen würde die Hölle werden! Als er sich wieder einigermaßen erholt hatte, erhob er sich vorsichtig, er traute seinen Beinen noch nicht. Er zog sich wieder den Tarnumhang über, nachdem er ihn aus einem Berg Kissen befreit hatte, und trottete matt in Richtung Gryffindorturm. Dort angekommen schlich er in den Schlafsaal, zog seinen Umhang von den Schultern und kickte ihn unters Bett. Dann fiel er todmüde in die weichen Bettbezüge und schlief sofort ein. Die Nacht war kurz und traumlos. Als er am nächsten Morgen aufstand waren alle anderen schon wach und angezogen, nur noch Ron befand sich im Schlafraum und verzweifelte an seiner Krawatte. "Alter, ich dachte schon du wärst tot oder so was, du hast so fest geschlafen. Hab versucht dich zu wecken, aber du warst echt weg!", sagte er, als Harry sich verschlafen in seinem Bett aufsetzte und nach seiner Brille tastete. Kurz überlegte er, seinem besten Freund von seinem nächtlichen Abenteuer zu berichten, entschied sich aber dagegen. Irgendwie würde er sein Wegbleiben am Nachmittag erklären, aber nicht mit der Wahrheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)