Harry Potter und der Halbblutprinz von Orange-Glass ================================================================================ Kapitel 3: Beichte ------------------ Im Gemeinschaftsraum angekommen, warteten Hermine und Ron auf ihn. "Wo warst du Harry?", fragte Hermine schnippisch. "Bibliothek, ich hab gearbeitet. Für Zaubersprüche." Harry hatte wirklich keine Lust, seinen besten Freunden von allem zu berichten. "Das stimmt nicht, Harry, wir waren da und haben dich gesucht" Er sah, wie sie den Mund öffnete, um wieder irgendwelche Spekulationen loszuwerden, als sie seine blutende Hand bemerkte. "Harry...?“ fing sie an zu kreischen. Es war vorbei, er wusste, nun müsste er zumindest mit einem Teil der Wahrheit herausrücken. Wenn Hermine sich sorgte, war sie noch schlimmer als sonst. "Ich hab mich geschnitten..." nuschelte Harry und tat so, als wäre das nichts Besonderes. "Harry, du musst damit zu Madam Pomfrey gehen! Du könntest dir eine Blutvergiftung holen! Oder kratzende Krätzenseuche oder..." Harry musste fast lachen, als er sah, wie Ron hinter Hermine das Gesicht verzog. "Komm, Herm, lass ihn in Ruhe..." brabbelte Ron halbherzig. "Nur wenn du zu Madam Pomfrey gehst!" Hermine sah Harry bedrohlich an. "Na gut..." brummte er und ging Richtung Krankenflügel. Als Hermine und Ron Anstalten macht, ihm zu folgen rief er über die Schulter "Ich kann schon alleine gehen, vielen Dank. Wir sehen uns im Gemeinschaftsraum, bis gleich!" "Oh Mann, was ist bloß mit der los? Versteckter Mutterinstinkt?", brummelte Harry missmutig und trottete halbherzig in Richtung Krankenflügel. Wie konnte man wegen einem dummen Schnitt nur so einen Aufstand machen? Wie er es sich gedacht hatte, Madam Pomfrey hätte ihn beinahe ausgelacht, als er mit dem blutenden Finger zu ihr gekommen war. Sie hatte ihn kurz in eine farb- und geruchlose Tinktur getaucht und ihn dann zurück in seinen Schlafsaal geschickt. Eigentlich war es schon nach Zapfenstreich und so beeilte er sich, in den Turm zurückzukommen, doch vor dem Portrait der alten Dame hielt er inne. Er hatte nicht wirklich Lust, Ron und Hermine von den Ereignissen zu erzählen, aber andererseits wusste er, dass sie anfangen würden, ihm mit Fragen zu löchern. Fragen, auf die er nicht antworten würde. Kurzerhand machte er kehrt und ging in den zweiten Stock. Auch ohne die Karte der Rumtreiber kannte er das Schloss mittlerweile so gut wie auswendig, zumindest seine patentierten Fluchtwege. Ganz langsam und vorsichtig schlich er durch die dunklen Gänge, um sein gestriges Malheur nicht zu wiederholen. An einem Wandteppich angekommen, klopfte er dreimal mit dem Zauberstab dagegen und eine Tür erschien hinter dem Teppich. Harry sah sich noch einmal schnell um, dann schlüpfte er durch die Tür. Fünf Minuten folgte er dem dunklen Steingang, dann sah er spärlich erleuchteten Nachthimmel. Vorsichtig kletterte unter dem Busch hervor, der den Ausgang des Tunnels verdeckte und schlich sich in den Schatten seines Lieblinsbaumes. (Nein, nicht die peitschende Weide!) Dort angekommen ließ er sich zu Bodensinken und lehnte sich an den breiten Stamm. Den Blick gen Himmel gerichtet, versuchte Harry seinen Kopf freizukriegen. Dort war der Polarstern und auf diesen konzentrierte er sich und ratterte im Kopf alles herunter, was er dazu wusste. Doch immer wieder tauchte Snape in seinen Gedanken auf und brachte ihn aus dem Konzept. Snape, wie er ihn aus den Samtkissen zu sich empor riss. Seine dunklen Augen, sein bohrender Blick. Der Polarstern, der hellste Stern im Sternbild des kleinen Bären. "Ich weiß, dass Sie hier sind, Potter!". Für diesen Stern ist eine Vielzahl von Namen überliefert, was seine große Bedeutung in den verschiedensten Kulturkreisen widerspiegelt: Stella Polaris oder nur Polaris sowie Nordstern. "Ich muss sie bestrafen!" Und wieder seine dunkeln Augen. Aufgrund seiner Polnähe wird er seit langem als freiäugige Orientierungs- und Navigationshilfe verwendet. Snape, der sich seinem Gesicht nähert, über sein Gesicht streichelt, dunkle, stechende Augen, kalter Atem auf Harrys Wange. Der Polarstern und dazwischen immer wieder Snape, immer wieder seine schwarzen Augen, immer wieder sein Blick, als würde er alles durchschauen, alles wissen. "Sie ähneln ihrem Vater sehr!" "AAAAAAAAAARGH!!" Mit einem wutentbrannten Schrei sprang Harry auf und trat mit voller Wucht gegen den Baum. "Raus aus meinem Kopf! RAUS AUS MEINEM KOPF!!" "Hätten Sie die Güte mir zu sagen, was das hier werden soll, POTTER?" Harrys Blut gefror. Das konnte nicht sein, das war unmöglich... Hinter ihm stand Snape, wer weiß, wie lange schon, und beobachtete ihn dabei, wie er den Baum misshandelte. Wie vom Blitz getroffen stand Harry da. Die Augen, die er eben noch erfolglos zu verdrängen versucht hatte, sahen ihn kalt an. Ein hämisches Grinsen umspielte Snapes Mundwinkel, der sich unendlich freuen musste, ihm schon wieder Nachsitzen aufbrummen zu können. Harry bekam das Gefühl, dass Snape ihn womöglich verfolgte. Warum tauchte die alte Fledermaus nur ständig da auf, wo Harry gerade war? Seiner Stimme beraubt stand Harry da und versuchte Snape nicht anzustarren, während sein Herz so laut klopfte, dass er glaubte, Snape müsse es hören können. "Ahm, ich... konnte nicht schlafen, Sir?" Harry wusste, dass es nicht der richtige Moment war, um witzig sein zu wollen, aber sein Mund war einmal wieder schneller als sein Verstand. Plötzlich lösten sich die strammen Züge um Snapes Mundwinkel und Harry konnte erkennen, wie er innerlich mit sich rang. Einen kurzen Moment waren seine schmalen Augen geschlossen, ein tiefes Einatmen. Dann: "Ich habe sie hier sitzen sehen, Potter und... Und ich wollte klarstellen, was vorhin in meinem Büro geschehen ist." Harry blickte verwundert auf. Das hatte er nicht erwartet. Auch der fast weiche Ausdruck in seinen Augen war ungewohnt. Der Zaubertranklehrer rang verzweifeln nach Worten, schien welche zu finden und sie wieder zu verwerfen. "Ich möchte nicht, dass sie etwas Falsches denken. Das war... Ich will nichts von ihnen Potter, es war nur ich...!" Auch wenn er ihn hasste, Harry konnte sich Snapes Gestammel nicht länger mit anhören. Es würde peinlich für sie beide enden. "Ist schon okay, Professor", sagte er kühl. Harry wandte sich zum Gehen, Snapes plötzliche Unsicherheit hatte ihn wieder zum Leben erweckt. Doch er kam nicht weit. Nach zwei Schritten wurde er unsanft am Arm gepackt. Snapes Griff war fest, Harry blieb überrascht stehen und sah seinen Lehrer an. "Ich bin noch nicht fertig, Potter...! Ich würde Ihnen den Sachverhalt gerne erklären, auch wenn ich weiß, dass ich Ihnen das nicht schuldig bin." Die gewohnte Arroganz huschte über Snapes Gesicht. "Folgen Sie mir in mein Büro, Potter. Nachsitzen müssten Sie sowieso!" Harry seufzte. Er wusste, dass er keine andere Wahl hatte, als auch den Rest des Abends in Snapes Büro zu verbringen. Auf dem Weg zurück in die Schule knurrte Snape plötzlich "Ich glaube fast, sie machen das Absichtlich!" Harry sah ihn verständnislos an. " Sie schwänzen, um bei mir nachzusitzen, nicht wahr, Potter?" Nun grinste Snape wieder gewohnt dreckig, wandte sich wieder von ihm ab, als würde er eh keine Antwort erwarten und setzte seinen Weg ins Schloss fort. Harry fand, jetzt konnte man Snape ohne Gewissensbisse als gespaltene Persönlichkeit bezeichnen. Er konnte schneller zwischen verletzlicher Unsicherheit und beißend-bösen Sarkasmus wechseln, als eine Ampel von rot auf grün. "Professor, Sir?" Keine Antwort ist auch eine Antwort, dachte Harry sich, da Snape nur weiter die verwinkelten Gänge Hogwarts entlang eilte. "Meinen Sie nicht, dass es ein wenig spät sein könnte zum... Nachsitzen? Immerhin haben Sie mich vor nicht einmal einer Stunde selber weggeschickt" Harry erwartete weiteres eisiges Schweigen, doch Snape antwortete. "Um ehrlich zu sein, Potter, nein. Die späte Stunde haben Sie sich selber zuzuschreiben. Wenn es nach mir ginge, lägen Sie jetzt schon lange in ihrem Bett, aber Sie haben ja... Schlafstörungen, nicht wahr? Und was ich ihnen sagen möchte ist mir wichtig. Ich würde es also schätzen, wenn Sie gewillt wären, mir zuzuhören" Einerseits wollte Harry natürlich wissen, wie Snape sein Verhalten erklären würde, andererseits brannte er nicht gerade darauf, wieder mit dem Zaubertranklehrer alleine zu sein. "Wenigsten können Sie nun mal mit offiziellem Grund nachts durch die Schule wandern!" Wieder dieses Grinsen, das Harry nur von hinten erahnen konnte. Was würde ihm schon anderes übrig bleiben, als sich seinem Schicksal zu fügen? Er hoffte nur, der Ton des Professors würde weiter so harsch bleiben, das würde ihm die Sache wesentlich erleichtern. Ein weinerlicher Snape wäre nun wirklich zu viel für ihn. Energisch öffnete Snape die Tür zu seinem Büro und geleitete Harry hinein. Zu dessen entsetzen kredenzte er ihm ein Glas Kürbissaft. Mit so was wie snape'scher Gastfreundschaft hatte er nun echt nicht gerechnet. Wortlos setzte Harry sich in den ihm zugewiesenen Sessel und senkte den Blick zu Boden. Wieder schlug ihm das Herz bis zum Hals und seine Hände schwitzten. Was für eine Erklärung würde ihn nun erwarten? Langsam, sehr langsam setzte sich Snape in seinen Sessel und schlug ein Bein über das andere. Als er mit geschickten Händen die obersten Knöpfe seiner Robe öffnete, zuckte Harry unwillkürlich zusammen, verdrängte aber die Schreie in seinem Hinterkopf. Der Lehrer atmete tief ein, dann öffnete er den Mund. "Es ist so, Potter...ich liebte Ihren Vater." Harry wäre beinahe vom Stuhl gefallen, so verdutzt war er. Snape liebte James. Snape, der Mensch den er so verabscheute war verliebt gewesen in den Menschen, den er am meisten vermisste. Mit Augen so groß wie Kuchenteller und einer Kinnlade, die fast den Boden berührte, starrte er seinen Lehrer an. Gleichzeitig hörte er ein unheilvolles Knirschen und Knacken und wusste, es war sein Weltbild, das im Begriff war, auseinander zu brechen. Snape unterdessen betrachtete nur ruhig seinen Schüler und überlegte, wie viel er von seinem dunkelsten Geheimnis verraten konnte, ohne sich selber der Lächerlichkeit preiszugeben. Ein Stammeln, aus dem man mit viel gutem Willen ein "Was?" herauslesen konnte, war das einzige, was Harry zustande brachte. Also entschloss sich Snape, von vorne anzufangen und es dem Jungen zu erklären. "Wissen sie, die ersten Jahre dachte ich, ich liebte Lily Evans" Man hätte es nicht für möglich gehalten, aber Harrys Augen weiteten sich noch ein bisschen mehr und seine Kinnlade rutschte noch ein Stückchen tiefer. "Ja, ich weiß, dass ist ein großer Schock für Sie, aber ich war lange wirklich gut mit Ihrer Mutter befreundet. Sie war ein herrliches, sanftes Wesen. Jahrelang war sie die einzige, die freundlich zu mir war und ich habe sie wirklich sehr gemocht, ich war ihr sehr dankbar." Harrys Gesichtsausdruck veränderte sich. Es lag noch immer der Unglaube darin, aber es hatte sich eine Prise Wut darunter gemischt. "Sie haben meine Mutter ein Schlammblut genannt!" "Das streite ich nicht ab, Potter. Ihre Mutter war ein reizender Mensch, aber sie verstand die Zusammenhänge nicht. Dass das beliebteste Mädchen Gryffindors sich lieber mit mir abgab als mit Ihrem Vater und den so genannten Rumtreibern, stieß nicht unbedingt auf Verständnis. Mir blieb nichts anderes übrig, sie hätte sich nur unglücklich gemacht." Harry war erstaunt, solch noble Gedanken hätte er seinem Tränklehrer niemals zugetraut. Anscheinend hatte ihm seine Mutter wirklich etwas bedeutet. Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in ihm aus. War das etwa Sympathie für Snape? "Sir... ich... wieso dann mein Vater?" Harry wurde rot. Eigentlich wollte er es gar nicht hören, aber seine Neugier hatte ihn besiegt. Snape nahm einen Schluck Kürbissaft und sprach dann weiter. "Ihr Vater, Potter, er... Er hat mich nie ernst genommen, hat mich gehänselt. Sie hatten ja im letzten Jahr einen netten kleinen Einblick in die Situation" Harry nickte sacht und schämte sich ein wenig. Nicht nur, weil er der Versuchung des Denkariums nicht widerstehen konnte, sondern auch ein wenig für das Verhalten seines Vaters. "Dennoch habe ich mich auf eine gewisse Weise von ihm angezogen gefühlt. Wie sich jeder von ihm angezogen fühlte. Er hatte Charisma und war aufregend. Oft habe ich mir heimlich gewünscht, er würde mich auf eine andere Weise beachten als mich nur zu hänseln. Im dritten Jahr schließlich haben sich meine Gefühle von Bewunderung zu so etwas wie... nein, nicht Liebe... sagen wir einer sehr starken Zuneigung gewandelt. Gleichzeitig war ich unsagbar verletzt von den Dingen die James und seine Rumtreiber mir antaten." Harry lauschte den Ausführungen seines Lehrers gebannt. Natürlich konnte er nachvollziehen, wie man sich von einer Person wie seinem Vater angezogen fühlen konnte, aber Snape? Der Sündenbock? EIN MANN?! Harry war erstaunt, um nicht zu sagen, schockiert, wie offen Snape mit ihm sprach, ganz ohne den üblichen Groll in der Stimme. "Potter, ihr Vater war ein dummer Junge, der sich von seinem Ruhm niemals hätte trennen können. Obwohl wir uns im vierten Schuljahr etwas näher gekommen waren, konnte er niemals aufhören, mich vor anderen zu erniedrigen. Nicht mal vor seinen Freunden, die doch hätten zu ihm halten müssen, egal, wen er sich zum Freund ausgesucht hatte." Ein spöttisches Lächeln huschte über Snapes Gesicht. Harry musste sich eingestehen, dass er tatsächlich etwas Mitleid für seinen Lehrer empfand. Er kannte seinen Vater nicht, aber nach allem, was er gehört hatte, konnte James sehr verletzend sein, auf unbewusste Weise. Er musste ein strahlender Mensch gewesen sein. Harry spürte ein Stechen in seiner Brust, sein Vater fehlte ihm. "James war sehr liebevoll zu mir, wenn wir allein waren, doch sobald uns jemand sah, tat er so, als würde er mir Prügel androhen oder ähnliches. Ich lasse mich nicht verleugnen, Potter, ich habe meine Würde!" Snape sah wütend aus, das Thema musste ihm immer noch zu schaffen machen. "Also habe ich ihn eines Tages vor die Wahl gestellt und er hat sich gegen mich entschieden." nun sah Snape verbittert aus. Er tat Harry nun wirklich leid. Schweigend saßen sie sich gegenüber, Harry in Gedanken und Snape in Erinnerungen versunken. KRACH!! Das war Harrys Weltbild, dessen brüchige Angeln nun ganz den Geist aufgegeben hatten. Es würde eine Weile dauern, bis er das alles verarbeitet hatte. Sein Vater konnte nicht schwul gewesen sein, das ging nicht. Als würde Snape seine Gedanken lesen können, sagte er auf einmal: "Ihr Vater probierte sich damals gerne aus. Er war mitten in der Pubertät und wollte alle Möglichkeiten ausprobieren, die sich ihm boten. Bis heute weiß ich nicht, ob damals Gefühle mit im Spiel gewesen sind. Von seiner Seite aus. Im Endeffekt hat er sich ja für Lily entschieden." Ein leichtes, fast zärtliches Lächeln huschte kurz über Snapes Lippen. Doch eine Frage brannte Harry noch auf der Seele. "Professor, was hat das mit mir zu tun?" Aus Angst vor der Antwort getraute er sich nicht, seinem Lehrer ins Gesicht zu sehen. Seine Füße schienen um Welten interessanter zu sein. Als Snape begann zu sprechen, war seine Stimme leise und zitterte sogar fast. "Ich habe James in Ihnen erkannt, Potter. Wahrscheinlich kriegen Sie das oft zu hören, aber sie sehen ihrem Vater sehr, sehr ähnlich. Selbst ihre Charaktere gleichen sich. Am Anfang habe ich versucht, es zu verdrängen, Sie waren noch jung. Aber es waren die Gefühle für ihren Vater, die im letzten Jahr wieder in mir hochkamen" Nun konnte Harry nicht umhin, seinen Lehrer entgeistert anzustarren. Snape über Gefühle reden zu hören war schon merkwürdig genug, aber er sprach auch noch über seine Gefühle zu Harry!! Moment mal, sollte das heißen, dass Snape auf ihn stand?? Weil er James so ähnlich war?? Harry wusste nicht mehr, was er denken sollte. Es war zum verrückt werden, er musste einfach fragen. "U-und...was... ich meine... und jetzt?" er wusste nicht wie er es ausdrücken sollte. Er wusste gar nichts mehr, er wollte nur, dass Snape eine Lösung für all das hier fand. Dieser sah aus, als würde er nachdenken, es dauerte eine Weile, bis er antwortete. "Nun, Harry, ich würde sagen, das hängt zum größten Teil von dir ab." Harry traute seinen Ohren nicht. Hatte Snape ihn etwa gerade beim Vornamen genannt? Und ihn geduzt? Und das in einem freundlichen, neutralen Tonfall? Dann fiel ihm ein, was Snape gerade gesagt hatte. Wie meinte er das? Warum hing das von ihm ab? Plötzlich dämmerte ihm, was der Tränkemeister gemeint haben könnte, aber nein...er würde doch nicht...? Harry sah ihn wortlos mit seinen grünen Augen an. „Wie komm ich hier wieder raus?', war das einzige, was Harry noch denken konnte. Aber Snape schien geduldig. Einmal tief durchatmen. "Professor... ich... was erwarten Sie denn von mir? Ich bin nicht mein Vater und ich habe auch nicht vor, ihn ihnen zu ersetzen. Alle erwarten von mir, ich solle so sein wie er. Aller vergleichen mich mit ihm!" Jetzt brach alles, was sich über die Jahre in Harry angestaut hatte, aus ihm heraus. "Ich weiß nicht wie James war und ich weiß nicht, ob und inwiefern ich ihm wirklich ähnlich bin. Aber ich bin doch immer noch ich!" Harry ließ den Kopf sinken und vergrub ihn in den Händen. Er musste die Luft anhalten, um nicht in Tränen auszubrechen, so verwirrt war er. Aber er war doch kein kleines Kind mehr. Er durfte nicht weinen! "Natürlich bist du wer du bist und das ist der Grund warum ich dich... mag, Harry." "Professor, ich bin Ihr Schüler!" Harry war mit der Situation komplett überfordert und so sah er keine andere Lösung, als aufzuspringen und aus dem Büro zu rennen. An der Tür drehte er sich noch einmal um. "Gute Nacht, Professor!" Snape erwiderte nichts, er sah ihn nur an. Einen Moment zögerte Harry, doch dann rannte er aus dem Büro. Schnurstracks begab er sich in den Gryffindorturm, zog sich aus und legte sich ins Bett. Mittlerweile war es fast schon Morgen, bald würde die Sonne aufgehen. Nur gut, dass morgen Samstag war, er würde mit Ron und Hermine nach Hogsmeade gehen und sich ablenken. ...das ist der Grund warum ich dich...mag, Harry... Snapes Worte hallten durch seinen Kopf, doch er versuchte, sie zu ignorieren. Er war völlig übermüdet und so dauerte es nicht lange, bis er einschlief, Snapes Worte noch immer in Gedanken wieder und wieder hörend. Als er am nächsten Morgen erwachte, war er froh, sich nicht erinnern zu können, ob und was er geträumt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)