Harry Potter und der Halbblutprinz von Orange-Glass ================================================================================ Kapitel 7: Von Liebe und Begehren --------------------------------- Die Stunden vergingen viel zu langsam. Er verbrachte den Nachmittag damit, mit Ron Zauberschach zu spielen, während Hermine neben ihnen mal wieder ein riesiges Buch las. Als es sieben schlug, verabschiedete Harry sich und ging in den Schlafsaal. Er wollte noch einige Minuten alleine sein, bevor er zu Snape ging. Wieder einmal sinnierte er über seine Gefühle zu seinem Lehrer. Fest stand, dass da IRGENDWAS war, er konnte es nur nicht so ganz definieren. Er hatte jeglichen Groll ihm gegenüber abgelegt und lächelte ihn sogar an, wenn er ihn sah. Und er spürte auch eindeutig etwas zwischen ihnen, wenn sie sich ansahen, klopfte sein Herz. Rational betrachtet, hieß das wohl, dass er Gefühle für Snape hatte... Als die Uhr wiederum schlug, sprang er auf. Er wollte auf keinen Fall zu spät kommen. Schnell fuhr er sich nochmal mit den Fingern durch die widerspenstigen Harre, dann rannte er in die Kerker. Diesmal musste er noch nicht einmal anklopfen, denn Snape hatte im Gang vor seinem Büro auf Harry gewartet und schien genauso nervös zu sein wie dieser selbst. Fast hätte er Snape umarmt, aber diesen Impuls konnte er gerade noch unterdrücken. Da steckte wohl doch eine ganze Menge mehr dahinter, als er es sogar vor sich selber zugeben wollte. Da er nicht wusste, wie er Snape sonst begrüßen sollte, bleib er einfach vor ihm stehen, lächelte verlegen seine Schuhe an und murmelte: "Guten Abend... Severus!" "Guten Abend Harry", antwortete Snape und trat einen halben Schritt näher, um dem anderen die Hand auf die Schulter zu legen. "Lass uns doch einen Spaziergang machen. Ich glaube, mein Büro bietet uns nicht die richtige Atmosphäre." Harry errötete. Was hatte sein Lehrer wohl vor, dass er eine besondere Atmosphäre dafür benötigen würde? Tausende von unscharfer Bildern stürzten auf Harrys überforderten Geist ein und woraufhin er noch eine Spur roter wurde. Sie gingen den Weg zum Tor des Schlosses nebeneinander her ohne sich zu berühren oder ein vertrauliches Wort zu wechseln. Zu groß war die Gefahr einem Schüler oder noch schlimmer - einem Lehrer über den Weg zu laufen und sich zu verraten. Schweigend begleitete Harry Snape zum See. Sein Herz klopfte, ob Snape wusste, dass das der Treffpunkt für Pärchen war? Wohl kaum... Am Ufer angekommen standen sie einige Sekunden deplaziert herum bevor Snape zu sprechen anfing. "Entschuldige, dass ich dich auf diese Art und Weise zu dieser Verabredung gedrängt habe. Aber ich wollte dich unbedingt sehen. Alleine." Harry sah seinen Lehrer an. "Das ist okay, ich wollte dich auch sehen." Snape lächelte. "Sev... erus, ich hab Hermine… von uns erzählt." Harry sah ihn vorsichtig an, hoffentlich wurde Snape nicht wütend. Doch der grinste nur. Verwirrt sah Harry ihn an. "Harry, du hast "von uns" gesagt, das klingt doch ziemlich...?" Harrys Augen weiteten sich. Snape hatte Recht, seine Formulierung klang allerdings so, als wären sie zusammen! "Als ich, ich meinte... ich hab...", begann Harry zu stammeln, "Ich wollte sagen, ich habe ihr erzählt, was in den letzten Tagen zwischen uns passiert ist. Ich meinte nicht... wir..." Snape lachte erneut auf. Dieses Geräusch hatte Harry in seinen sieben Jahren, in denen er nun Hogwarts besuchte noch nie gehört, aber es gefiel ihm. Es gefiel ihm sehr. "Wie hat sie den reagiert, die schlaue Miss Granger?" Harry fiel ein, dass Snape sie auch nie so recht zu mögen gehabt schien. "Sie hat es gut aufgenommen und steht hinter mir, was auch immer ich tue. Eigentlich... Du hast mich doch gebeten, niemandem etwas zu sagen, aber... Ich wollte nicht die gleichen Fehler machen, wie mein Vater. Ich weiß nicht OB er dich -", Harry suchte nach dem richtigen Wort, "wie sehr er dich gemocht hat, aber er hat dich verleugnet und dir damit wehgetan. Egal was zwischen uns ist und sein wird, ich möchte dich nicht verletzen." Harry blickte mit seinen smaragdgrünen Augen zu seinem Lehrer empor und war auf jede Reaktion gefasst. Doch Snape lächelte nur schwach, als schien er sich eines uralten Schmerzes zu entsinnen und hob seine kalte Hand an Harrys Wange. "Das war sehr erwachsen von dir, mein Junge." War es nur die Reflektion des Mondes oder war das eine Träne, die verräterisch in Snapes Augenwinkel glitzerte? Harry war so ergriffen von der unsagbaren Verletzlichkeit in dem Ausdruck des anderen, dass er einen kleinen Schritt näher kam und sein Gesicht an die breite Brust seines Lehrers lehnte. War das ein leises Aufschluchzen oder nur der Wind, der mit den Bäumen spielte? Harry spürte, wie Snapes Herz an seinem Ohr klopfte, eine Gänsehaut zog sich über seinen Rücken. Starke Arme schlossen sich um Harry, dessen Herz mindestens so laut schlug, wie das seines Lehrers. Harry musste lächeln, würde ihn nun jemand sehen, wie er hier stand und von Snape umarmt würde, hätte er sie wohl beide in St. Mungo einliefern lassen. Er schmiegte sich an Snape und sog dessen Geruch ein. Sein Lehrer roch nach Kräutern und Seife. Er wusste nicht, wie lange sie so standen, als Snape die Umarmung löste. Harry fühlte sich, als hätte man ihm etwas weggenommen. "Severus.." Harry sah ihn mit verklärtem Blick an. Sein Körper teilte ihm ziemlich deutlich mit, was er von Snape hielt. Dieser sah in mit einem unergründlichen Blick an und beugte sich zu ihm herunter. Sanft streichelte er Harry über den Kopf, dann berührten sich ihre Lippen. Der Kuss war sanft wie ein lauer Sommerregen, wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Es lagen keine Forderungen darin, aber tausend Versprechen. Und als sie sich irgendwann von einander lösten, wusste Harry endlich, wie es um seine Gefühle stand. "Ich glaube, ich... Ich habe mich in Sie verliebt, Professor." Harry hätte sich auf die Zunge beißen können, weil er ihn wieder gesiezt hatte, aber das schien nun keine Bedeutung mehr zu haben. "Meinst du das ernst?" Snapes Stimme war kaum mehr als ein sachtes Wispern, doch Harry verstand ihn klar und nickte. "Ich glaube, ich hatte nur Angst es mir selber einzugestehen. Es ist so viel passiert, in den letzten Tagen, dass ich kaum noch aus mir selber schlau werde. Aber jetzt weiß ich es." Nach diesem zuckersüßen Kuss konnte er gar nicht anders, als es zu wissen. "Es tut so gut, das zu wissen, Harry", flüsterte Snape und beugte sich erneut zu seinem Schüler hinunter um ihn zu küssen. Als ihre Lippen sich wieder trafen, war Harry wie elektrisiert. Nie hätte er gedacht, dass die schmalen Lippen Snapes so weich waren, dass seine Küsse schmeckten wie der frische Morgen und dass seine schmalen Hände so zärtlich sein könnten. Obwohl es kühl war, spürte Harry keine Kälte. In ihm war es heiß, das hier war soviel besser als alles andere, was er bisher empfunden hatte. Harry drückte sich an seinen Lehrer, ertastete dessen Rücken, über dem der Stoff seiner Robe spannte. Snape war kräftiger, als er angenommen hatte, was Harry erst recht das Blut in den Kopf schießen ließ. Als sie sich aus dem Kuss lösten, seufzte Harry hingerissen. Snape sah amüsiert zu ihm herab, nur um ihn wieder an sich zu ziehen. Er legte die Hand in Harrys Nacken, mit der anderen umfasste er Harrys Taille. Harry merkte, dass Snape sich zurückhielt, um ihn nicht zu überfordern. Auffordernd sah er seinen Lehrer an und legt ihm die Hand auf die Brust. Achtzehn Jahre lang hatte er nichts dergleichen empfunden und jetzt traf es ihn mit voller Wucht. Er legte eine Hand fordern auf den Hintern seines Lehrers und hauchte fechte Küsse auf dessen Hals. Doch obwohl Snape dies sehr zu gefallen schien und er sich sehr zusammenreißen musste, nicht laut aufzuseufzen, schob er den Jüngeren doch ein Stück von sich weg. "Harry, ich... wir sollten das alles etwas langsamer angehen. Es ist nicht, dass ich dich nicht will -" Harry war erstaunt, dass er bei diesen offenen Worten nicht errötete. Auf geheimnisvolle Weise schienen mit dem zweiten Kuss alle Scham und alle Zurückhaltung von ihm abgefallen "-Ich möchte bloß nicht, dass du morgen etwas bereust." "Niemals würde ich -" Harry war erschrocken, dass Snape seinen Gefühlen nicht zu vertrauen schien. "Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht." Er fuhr Harry zärtlich durch das widerspenstige Haar und küsste ihn leicht auf den Mund. "Lass uns zurück zum Schloss gehen. Du musst morgen früh aufstehen. Wie sehen uns in der ersten Stunde, nicht wahr? Ich hoffe, du hast deine Hausaufgaben gemacht?" Harry nickte und lächelte gequält. Wie gerne hätte er... Aber er ahnte nicht, wie viel Überwindung Snape dieser Schritt gekostet hatte und wie wichtig er ihm war. Auch Snape hätte an diesem Abend gerne mehr geschehen lassen, aber er wusste um die Zeit, die eine tiefe Beziehung brauchte um zu gedeihen. Er durfte sich allein schon glücklich schätzen, dass Harry ihn zurückliebte. Das durfte er nicht zerstören. Also gingen sie schweigend zurück zum Schloss. Es war tatsächlich spät geworden. Als sie sich mit einem letzten Kuss für diesen Abend verabschiedeten, sahen sie sich vorher sorgfältig um. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)