Harry Potter und der Halbblutprinz von Orange-Glass ================================================================================ Kapitel 16: Überraschung ------------------------ Harry hatte sich entschieden, die Nacht nicht im Krankenflügen zu verbringen und auch nicht bei Severus, der es ihm angeboten hatte. Er wollte unbedingt nochmal mit Ron und Hermine reden. Es war in den letzten Tagen so furchtbar viel passiert und er hatte kaum Gelegenheit gehabt, mit ihnen zu sprechen. Doch als er durch das Portraitloch stieg, konnte er beide im Gemeinschaftsraum nicht entdecken. Dass sie schon im Bett waren, konnte eigentlich nicht sein, denn es war kaum nach acht Uhr und der große Raum war noch mit Schülern gefüllt. An einem der Tische entdeckte er Ginny und fragte sie, ob sie einen der beiden in letzter Zeit gesehen hatte, doch sie zuckte nur die Schultern und widmete sich wieder ihren Aufgaben. Er ging in den Schlafsaal, um die Karte der Rumtreiber zu konsultieren, doch sie war nicht da. Da Ron freien Zugriff auf sie hatte, würde er sie wahrscheinlich eingesteckt haben. Harry lief nochmal los, um in der Bibliothek nachzuschauen. Auf halber Strecke fand er Ron und Hermine dann, die ziemlich hektisch durch den Gang hasteten "Harry, da bist du ja! Was war denn vorhin los?" fragte Ron japsend und Hermine sah Harry besorgt an. Harry winkte nur ab, er wollte noch immer nicht darüber sprechen. "Draco ist ein Arschloch." stellte er so nur fest und seine Freunde fragten nicht weiter. Sie hatten offenbar verstanden, dass er nicht mit ihnen darüber reden wollte. Gemeinsam gingen sie zurück in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Sie saßen zusammen in drei Sesseln, nahe des Fensters, obwohl es dort nicht so warm war wie am Kamin. Hier war leerer und sie waren weitestgehend von neugierigen Augen und Ohren geschützt. Trotzdem verwendete Harry nicht den Namen Snape, als er ihnen von den letzten Entwicklungen mit Snape berichtete. Als er zu dem Punkt kam, an dem Draco ihn benutzt hatte, umging er ihn großzügig und erwähnte nur, Snape habe die Sache mit seinem Vater geregelt. Und um Rons Willen, entschärfte er auch alle tiefer gehenden Begegnungen mit Snape ein wenig. Immerhin schien er immer noch ein Problem damit zu haben, auch wenn Harry dies in Angesicht der Dinge, die ihm bis jetzt widerfahren waren, geradezu lächerlich einfach vorkam. Als er schließlich geendet hatte und seine Freunde alle Fragen gestellt hatten, die ihnen auf der Seele brannten, war es schon spät geworden und der Gemeinschaftsraum hatte sich bereits deutlich geleert. So entschieden sie sich, ins Bett zu gehen und alles weitere auf den folgenden Tag zu verschieben. Harry lag noch eine Weile mit offenen Augen da und war kurz davor, einzuschlafen, als ihn eine leise Stimme wieder wach werden ließ. "Du liebst ihn wirklich, oder?" Das war Ron. Ihm ging diese Sache wohl auch nicht mehr aus dem Kopf. "Ja, ich liebe ihn..." "Dann werde ich immer für dich da sein, wenn du mich brauchst, und dich unterstützen!" Harry war gerührt. Das waren ungewohnt ernsthafte Worte von Ron. "Danke, Ron. Es ist gut zu wissen, dass ich auf dich zählen kann." flüsterte er zurück und kurz darauf waren sie beide eingeschlafen. Als Harry am nächsten Morgen erwachte, hatte fast schon die Geschehnisse des Vortages vergessen, doch dann strömten sie wieder auf ihn ein. Er hatte Angst, Malfoy zu begegnen, was, wenn Lucius ihn nicht hatte zur Vernunft bringen können? Dann wäre Harry ihm weiterhin hilflos ausgeliefert. Nun kam auch die Wut wieder in ihm hoch. Oh nein, er würde sich nicht mehr von Malfoy benutzen lassen. Er würde sich wehren, sollte er es nochmal versuchen. Harry stand auf und ging sich waschen. Als er später in die große Halle kam, konnte er Malfoy nicht entdecken. Er wusste nicht ganz, was er davon halten sollte. Vielleicht verschlief er auch nur mal wieder. Doch Snape war da und sie warfen sich kurz einen Blick zu, der sagen sollte: Schön dich zu sehen, ich liebe dich. Das war ein guter Start in den Tag. Und auch der weitere Tag verlief in Anbetracht der Ereignisse der letzten Tage ungewöhnlich ruhig. Der Unterricht floss noch zäher an ihnen vorbei als sonst. Wie immer wenn man auf etwas wartete. Am Vortag hatte er sich für den Abend mit Snape verabredet und er war gespannt, wie ihr Treffen diesmal verlaufen würde. Er war so aufgeregt, dass er in jedem Unterricht mit den Fingern oder seiner Feder auf dem Tisch herum klopfte. Hermine stieß ihn jedes Mal lächelnd in die Seite, wenn er wieder damit anfing. Und endlich, nach drei ewig währenden Unterrichtsblöcken und einer noch längeren Mittagspause, war es endlich sieben Uhr und er verließ grinsend den Schlafsaal. Snape wartete an der Treppe zu den Kerkern auf ihn und wedelte lächelnd mit einem Stück Papier. "Was ist das?", fragte Harry und gab Snape schnell einen Kuss auf die Wange. "Das, mein Liebster, ist eine Ausnahmegenehmigung. Wir verbringen den Abend in Hogsmeade!" Harry war baff. "Wie hast du..." Snape lächelte verschmitzt. "Das bleibt mein kleines Geheimnis." Als sie außer Blickweite der Schule waren, traute Harry sich, sich bei dem Geliebten unterzuhaken. Er war gespannt, was Snape sich für den Abend überlegt hatte und ungewöhnlich fröhlich. Snape bemerkte Harrys seligen Gesichtsausdruck, der auch nur schwer zu übersehen war und lächelte. Nach den aufreibenden Geschehnissen des Vortages tat ihnen ein wenig Ablenkung gut. Snape geleitete Harry in eine Strasse in Hogsmeade, die er noch nie bemerkt hatte. Es war eine kleine düstere Seitengasse, vielleicht einen Meter breit und ohne Beleuchtung. Das letzte Haus war offenbar ihr Ziel, den Snape blieb davor stehen und sah sich um. Bisher war ihnen kein Mensch begegnet. Severus klopfte an die alte hölzerne Tür, die daraufhin prompt von einer kleinen Hauselfe geöffnet wurde, die sich verbeugte, dass ihre Nase den Boden berührte. "Bitte kommen Sie herein, Sirs, es ist alles vorbereitet." wisperte sie. Harry fragte sich unwillkürlich WAS vorbereitet war und wurde etwas nervös. Er folgte Snape in eine kleine Halle, die offenbar als Empfang genutzt wurde. Sie ließen ihre Umhänge an der Garderobe, die eine alte schrumplige Hexe bediente, die kaum aufsah, als sie ihre Umhänge entgegennahm. Dann folgten sie der Hauselfe in einen dunklen Gang, bis sie, ganz am Ende, eine Tür öffnete und ihnen viel Spaß wünschte. Harrys Herz klopfte, er wusste nicht, was ihn erwarten würde und Snape hatte keinen Ton gesagt, seit sie angekommen waren. Als er den Raum betrat staunte er. "Severus, was ist...das hier?" fragte er atemlos. "Ein Illusion, Harry. Die Illusion einer heißen Quelle." er grinste. Seine Überraschung war offensichtlich gelungen. Harry nahm den weitläufigen Raum mit großen Augen in betracht, die hohe Decke, die wie die der großen Halle, den Himmel zeigte, die vielen Pflanzen, das große Wasserbecken. "Wow, das ist ja toll!" rief er und freute sich wie ein kleines Kind. Immerhin war er noch nie verreist gewesen und kannte nur das kalte England. Er schaute sich weiter um und entdeckte eine kleine Bank neben dem Becken, auf dem ein großer Teller frischer Früchte für sie bereitstand. "Wie... wie machen die das, Severus?" Er hatte sich mit derart großen Augen zu seinem Geliebten umgedreht, dass dieser herzlich lachen musste. "Das sind schwierige Illusionszauber. Nur die wenigsten Zauberer können sie so geschickt ausführen wie der Besitzer dieses Etablissements. Und die, die es können, machen viel Gold mit ihrer Fähigkeit." "Das ist... Danke!" Harry war so überwältigt vor Freude, dass er Snape fest in die Arme schloss. Snape fuhr sanft durch das struppige schwarze Haar des jungen Mannes, der sich bedankte wie ein kleines Kind, dem man einen Lolli geschenkt hatte. "Mir ist warm, Harry, lass uns uns ausziehen und baden gehen." Und es stimmte, es war wirklich warm in dem Raum, der so verzaubert war, dass er so wirkte, als wäre er eine heiße Quelle unter freiem Himmel. Zusätzlich war die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass sie unter der dicken Kleidung zu schwitzen angefangen hatten. Harry freute sich, sich seiner Kleidung entledigen zu könne, doch als er nur noch in Unterhosen dastand, zögerte er kurz und warf einen unsicheren Blick zu Snape. Doch dieser zog sich ungeniert auch die Boxershorts von den schmalen Hüften und Harry konnte nicht umhin, zu bewundern, was darunter zum Vorschein kam. Mit glühenden Wangen schlüpfte Harry aus seinen Shorts und war fast etwas traurig, dass er Snape diese Arbeit somit abgenommen hatte. Er ließ sich in das warme Wasser gleiten und fühlte sich sofort entspannt und ruhig. Das Wasser war nicht sehr tief, doch ausreichend zum schwimmen. Staunend registrierte er, dass der Boden der Quelle sogar aus Sand bestand. Am Rand stehend grub er seine Zehen hinein. Dann ließ er sich ganz ins Wasser plumpsen und tauchte unter. Das warme Wasser perlte auf seiner Haut und kribbelte angenehm. Das Bad der Vertrauensschüler war ein Scheiß gegen das hier. Er tauchte wieder auf und sah sich so unvermittelt Severus gegenüber, dass er sich an dem warmen Wasser verschluckte. Snape lachte wieder dieses freundliche offene Lachen, das so ungewohnt und liebenswürdig war. Ein wenig beklemmend war die Situation schon, wie sie sich nackt gegenüber standen, der eine hustend und der andere lachend. Als Harry wieder Luft bekam, schlang er seine Arme um den Hals seines Geliebten und drückte ihm einen feuchten Kuss auf den Mund. "Das ist wirklich toll, Severus!" Snape zog ihn an sich. Das Gefühl von Haut auf Haut, Nässe und Hitze raubte Harry fast den Verstand, eng umschlungen standen sie im dampfenden Wasser und küssten sich, als gäbe es nichts anderes auf der Welt. Millionen Gedanken rasten Harry durch den hochroten Kopf, doch das greifbarste war ein unbeschreibliches Glücksgefühl. In diesem Moment fühlte er sich unbesiegbar. Aus Übermut ließ er sich nach hinten in das warme Wasser fallen uns zog Severus mit sich. Als sie gemeinsam untertauchten, war dies ein seltsames Gefühl. Noch immer lagen ihre Lippen aufeinander. Sie waren schwerelos. Flogen. Da sie beide das Bedürfnis nach Atemluft hatten, mussten sie nach wenigen Sekunden wieder auftauchen, doch dieses wunderschöne Gefühl, hatte sich für immer in Harrys Seele eingebrannt. Snape ließ sich mit einem kurzen Schwimmzug zum Rand des Beckens treiben, Harry folgte ihm lachend und als der Geliebte im seichten Wasser sitzen konnte, legte er sich auf ihn und genoss es, dass die sonst so kalte Haut Snapes durch das heiße Wasser eine wohlige Wärme ausstrahlte. "Ich liebe dich, Harry", hörte er ein Flüstern so leise, dass es auch der Wind gewesen sein könnte, der in den Büschen rauscht. Doch er wusste, dass er es gehört hatte. Er bewegte sich ein Stück höher, richtete sich über dem Geliebten auf und küsste ihn tief und innig. Es war ein wilder, fordernder Kuss und sein Herz schlug laut, als er sich vorstellte, was an diesem Abend noch alles passieren konnte. Kein Draco Malfoy dieser Welt würde ihn davon abhalten können, seinen Lehrer zu lieben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)