Harry Potter und der Halbblutprinz von Orange-Glass ================================================================================ Kapitel 24: Blinde Wut ---------------------- Harry hoffte inständig, dass Severus sich bloß im Bett verkrochen hatte, um ihm aus dem Weg zu gehen. Harry rannte in Richtung der Kerker, er musste unbedingt alles richtig stellen. Er klammerte sich an seine Hoffnung. Und danach würde er Draco alles heimzahlen. Als wenn dieser ihn gehört hätte, stand im nächsten Moment Draco Malfoy im Flur, komplett überrumpelt von Harry plötzlichem Auftauchen und völlig schutzlos ohne Crabbe und Goyle an seiner Seite. "Potter, was machst du denn hier?" fauchte Draco, sichtlich verängstigt, doch Harry machte sich nicht die Mühe, ihm zu antworten. Nackte, kalte Wut durchfuhr ihn, als er wortlos seinen Zauberstab zog und "Expelliarmus" schrie. Dracos Zauberstab flog sauber in Harrys linke Hand. Ein "stupor" ließ den vor Schreck erstarrten Draco bewusstlos zu Boden sinken. Harry sah sich um, und bugsierte seinen Peiniger in das nächste leere Klassenzimmer. Er verschloss es mit einem Zauber und ließ Draco in einer Ecke auf den harten Steinboden fallen. Schwer atmend setzte Harry sich auf einen staubigen Stuhl und betrachtete Malfoy voller Abscheu. Diesmal war Harry der Stärkere. Er würde Draco demütigen, ihm alles heimzahlen, was er ihm angetan hatte. Dracos Blick verriet, dass er das wusste und dass er sich vor Harry fürchtete. Jetzt. Er saß auf dem staubigen Boden und hatte seinen Oberkörper nach oben gestützt. "Was willst du, Potter?", presste er zwischen seinen schmalen Lippen hervor, doch Harry bemerkte das leichte Zittern in der Stimme des verhassten Slytherins und es verschaffte ihm eine unsagbare Genugtuung. Er stand auf und ging langsam auf Malfoy zu, der versuchte, unauffällig nach hinten zu rutschen. Leider hinderte ihn nach wenigen Zentimetern die Wand an einer weiteren Flucht. Ja, Harry war überlegen, die Wut in seinem Blick und seine Entschlossenheit ließen Malfoy klein werden. Klein und unbedeutend. In diesem Moment fragten sich beide, wie es zu dieser Umkehrung der Machtverhältnisse gekommen war. Nicht, dass es Harry nicht gefallen würde. Endlich stand er dicht vor Draco und der Hass in seinen Augen wurde stärker. "Lass mich in Ruhe!", verlangte Malfoy und seine Stimme zitterte deutlich. "Du hast wohl nicht allzu viel gelernt, nicht wahr?" Malfoy versuchte, wieder die Oberhand zu gewinnen, doch das konnte Harry in diesem Moment nur mit einem spöttischen Lächeln quittieren. Dieses dumme geleckte Gesicht, er konnte es nicht mehr sehen. Die hinterhältigen Fuchsaugen machten, dass er kotzen wollte. Und dann ging alles sehr schnell. "Ich hasse dich, Malfoy, ich HASSE dich!" Er griff Malfoy am Kragen und schleuderte ihn auf dem Boden. Breitbeinig stellte er sich über ihn und genoss den schmerzverzerrten Ausdruck auf dem blassen Gesicht des Anderen. Harry wollte ihm Schmerzen zufügen, wollte ihn schreien hören, ihn weinen sehen. Er setzte ihm den Fuß auf die Kehle und konnte sich nur schwer zurückhalten zuzudrücken. "Ich erwarte keine Entschuldigung von dir, Malfoy. Ich will dir nur alles zurückzuzahlen, was du mir angetan hast." Ein leises, ängstliches Wimmern war die einzige Antwort, die Harry erhielt. Dann hob er den Fuß und trat dem Verhassten so stark er konnte auf den Brustkorb. Draco schrie nicht, er umklammerte mit seinen Armen seinen Oberkörper, die Augen zusammengekniffen, das Gesicht schmerzverzerrt. Harry war wütend, noch nie hatte er so starke Wut empfunden, nicht auf Snape, Voldemort oder Dudley. Jegliche Selbstkontrolle war Harry abhanden gekommen, er kniete sich nieder und packte Malfoy am Pullover, zerrte ihn hoch und knallte ihn an die Wand. Hämisch labte er sich an Dracos ängstlichem Gesicht. "Du darfst ruhig schreien..." flüsterte Harry, zog seinen Zauberstab und wisperte: "Muffliato". Dann schlug er Draco mit der Faust mitten ins Gesicht, so fest er konnte, dass seine Knöchel schmerzten. Begeistert sah er, wie Blut begann, aus Dracos aufgeplatzter Oberlippe zu rinnen. Der wimmerte nur abwesend vor sich hin, was Harry noch wütender machte. Er verpasste ihm ein paar kräftige, laute Ohrfeigen, und entlockte Malfoy ein paar gequietsche Schluchzer. Doch das war Harry noch lange nicht genug. Er packte Draco, der sich zur Seite gekrümmt hatte und leise wimmerte, drehte ihn auf den Rücken und setzte sich rittlings auf seinen Bauch. Harry beugte sich hinunter, nah an Dracos Gesicht heran. "Na, willst du mich immer noch, Malfoy? Du hast einmal mit mir gefickt. Hast du nicht geglaubt, ich würde irgendwann zurückkommen um dich zu ficken?" Und wieder ließ er die Faust in das Gesicht des Blonden klatschen. Immer und immer wieder. Er traf sein Auge, das fast augenblicklich zuschwoll, seine Schläge hinterließen krebsrote Stellen, die bald violett und dann blau werden würden. Die Haut über Malfoys Wangenknochen platze auf und blut rann ihm in die Haare. Harry wollte Malfoy zerstören. Ihn brechen. Dass er sich die Knöchel blutig schlug, interessierte Harry einen feuchten Dreck. Er grinste, als sich die erste Träne aus Malfoys Augenwinkel stahl. "Ja, weine. Weine und schreie wie ich geweint und geschrieen habe. Und dann wage es nie wieder, mich anzufassen." Harry griff in Dracos blonden Haarschopf und zog ihn an sich ran, schlug ihn mit voller Wucht auf den Steinboden. Malfoy ließ einen lauten, gequälten Schrei hören, der in ein Wimmern und Jaulen abklang. Harry glaubte seinen Namen zu hören, doch die blinde Wut ließ es ihn nicht wirklich wahrnehmen. Als Malfoys Gesicht schließlich mehr an ein Kilo Hackfleisch halb-halb erinnerte als an das schöne, schmale Gesicht, dass er von seinem Vater geerbt hatte, ließ Harry endlich von ihm ab. Draco hatte stumm geweint, aber nicht gebettelt, wie Harry es erwartet hatte. Auch egal. Harry stand auf und betrachtete sein Werk. Es stimmte ihn sehr zufrieden. Er kniete sich neben Malfoys Gesicht und grinste ihn an. Einen Moment sah Harry ihm in die roten, zugeschwollenen Augen, dann griff er in die Tasche seines Umhangs und förderte das weiß wirbelnde Erinnermich zutage. "Und lass in Zukunft solchen Scheiß!" Er legt die kleine Kugel vor Malfoys Gesicht und stand dann wieder auf. Sein Fuß sauste nur Millimeter vor Malfoys Augen zu Boden, der schloss reflexartig die Augen und schrie leise auf. Es hätte nicht viel gefehlt und Harry hätte ihm die Nase zerschmettert. Stattdessen splitterte nur das Glas des Erinnermichs. Dann wand Harry sich um und verließ den Raum, ohne einen Blick zurück zu werfen. Harrys Fingerknöchel schmerzten und sein Kopf hämmerte. Er war sich selbst ein wenig unheimlich, dass ihm das so viel Freude bereitet hatte. Eigentlich hatte er sich kein Deut besser verhalten als Malfoy. Aber was soll's. Sollte der feige Arsch doch petzen gehen, sollten sie Harry doch von der Schule schmeißen, ihm war alles egal. Das einzige was zählte, war dass er Severus fand und ihm alles erklärte. Das Thema der Rache war für Harry abgehakt, nun würde er sich nur noch auf seinen Geliebten konzentrieren. Wenn der ihn denn noch wollte... Erstaunt registrierte er, dass er bereits vor der Kerkertür stand. Er klopfte an, aber nicht geschah, auch nicht nach mehrfachen Versuchen. Kein Laut war zu hören hinter der schweren Holztür. Harry zog seinen Zauberstab. Nicht dass er glaubte, dass das funktionieren würde, aber mehr als probieren konnte er es nicht. "Alohomora" Überraschenderweise schwang die Tür ein Stück auf. Harry lugte durch den schmalen Spalt, konnte aber nicht viel mehr erkennen, als den Ausschnitt eines hohen Regals, das halb im Dunkel des Kerkers verschwand. Da ihn das nicht weiterbrachte, drückte er die Tür langsam auf, betrat dann das Büro. "Severus...?", fragte Harry unsicher, obwohl es offensichtlich war, dass der sich nicht hier befand. Oh ja, Harry. Vielleicht hat er sich ja unter dem Tisch versteckt, um dich nicht zu sehen. Er schaute sich dennoch in dem Raum um, ob er vielleicht Hinweise zum Verbleib seines Geliebten entdecken würde. Nichts. Der Schreibtisch war penibel aufgeräumt und die schweren Schubladen ließen sich nicht öffnen. Die Regale sahen aus wie immer. Und nun? Es blieben ja eigentlich nur noch Snapes persönliche Gemächer, aber Harry fiel auf, dass er keine Ahnung hatte, wo diese sich befanden. Er hatte sie in der ganzen Zeit kein einziges Mal gesehen. ~~~ Da alle Dracos Bestrafung gefordert hatten... Wir hoffen, ihr freut euch über das Kapitel ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)