Harry Potter und der Halbblutprinz von Orange-Glass ================================================================================ Kapitel 26: Offen Sein ---------------------- Harry sah verständnislos von seinem besten Freund zu Hermine und wieder zurück. "Was soll sie mir sagen?" Hermine druckste mehr als offensichtlich herum, bis sie schließlich tief Luft holte. "Pass auf Harry, eigentlich ist das nicht der richtige Moment dir sowas zu erzählen, aber wir fanden, du solltest es wissen." Harry sah sie an, als läse sie ihm ihr Runen-Schulbuch vor. "Ich war gestern Abend im Mädchenklo im dritten Stock, um einen Zaubertrang zu üben und hab mcih nebenbei mit Myrte ünterhalten. Du weißt, sie ist eine schreckliche Tratschtante..." "Kein Wunder, sie ist ein Geist! Und sie hat keine Freunde..." brummte Ron dazwischen, wurde von einem eisigen Blick Hermines aber sofort zum Schweigen gebracht. "Jedenfalls hat sie mir etwas sehr interessantes erzählt." fuhr Hermine foft. "Neulich war sie ein bisschen durch die Leitungen spaziert und dann im Bad der Vertrauensschüler gewesen. Und da hat sie wohl Draco angetroffen" Plötzlich war Harry hellwach. Malfoy, dieses Arschloch! Er spürte wieder die Wut seinen Nacken hochkriechen, bedeutete Hermine aber, fortzufahren. Es entstand eine Pause, in der Hermine unruhig von einer Ecke des Zimmers in die andere blickte und an ihrer Rockkante herumfummelte. Ron stieß sie mit dem Ellbogen in die Seite. "Also... Myrte hat erzählt er... Malfoy hat geweint." Harrys Gesicht blieb ausdruckslos. Das konnte ihm nur recht sein. Dieses Schwein Draco Malfoy hatte nichts besseres verdient, als zum Weinen gebracht zu werden. Noch besser, wenn Harry selber ihn so verprügelt hatte, dass ihn sein zertretenes Gesicht im Spiegel zum Heulen gebracht hatte. "Aha?" Das konnte ja wohl nicht alles sein. "Sie sagt, er hat wegen dir geweint." "Hermine, er wird nicht von selbst drauf kommen, wenn du so rumdruckst. Myrte hat ihr erzählt, dass Malfoy wohl in dich verknallt ist!" Harry fuhr in seinem Bett hoch und wieder durchfuhr ihn der eiskalte Zorn. Wenn das stimmte, dann hatte der verfluchte Malfoy ja eine wirklich einfühlsame Art, jemandem seine Gefühle zu offenbaren. Aber so ergab alles irgendwie einen Sinn. Harry sprang aus dem Bett und machte Anstalten aus dem Zimmer zu rennen. Wohin auch immer. Nur weg. Also ob man von der Realität flüchten könnte. Noch bevor er das Zimmer verlassen konnte, hatte Ron ihn auch schon an der Schulter gepackt und wieder umgedreht. Harrys Gesicht war rot und Zornestränen glitzerten in seinen Augenwinkeln. "Lass mich!!" "Hey Harry, komm runter! Du brauchst doch nicht gleich so auszuticken!" Natürlich, Ron konnte das alles nicht verstehen. Er hatte ja keine Ahnung, was alles vorgefallen war. "Lass mich endlich los!", brüllte Harry und versuchte sich wieder loszureißen. Ron wand seinen Blick ab und ließ den anderen los. "Harry..." Seine Stimme klang bittend. "Willst du uns nicht endlich erzählen, was eigentlich los ist?" "Lass mich", rief Harry noch einmal, aber es war, als sei ein Knoten in seiner Brust geplatzt. Er ließ sich an der Wand zu Boden gleiten und vergrub das Gesicht in den Armen. Ron stand völlig hilflos neben Harry, ratlos sah er sich nach Hermine um. Die sah ihn entschuldigend an, offenbar wusste auch sie nicht, wie sie reagieren sollte. Harry hockte auf dem Boden, den Rücken zur Wand und den Kopf in seine Hände vergraben, seine Schultern hoben und senkten sich deutlich. Dann schien Hermine sich ein Herz zu fassen und hockte sich vor Harry, jedoch darauf bedacht, ihn nicht anzufassen. Seine Reaktion auf ihre Umarmung musste sie verunsichert haben. "Harry..." setzte sie leise an, "was auch immer du mit dir herum trägst, es wird nicht besser, wenn du nicht darüber redest. Ich weiß nicht, ob wir dir helfen können, aber bitte vertrau uns doch!" flehend sah sie Harry an, der stur zu Boden blickte. Harry ah auf und blickte in ein Paar haselnussbrauner Augen, die ihn inständig baten, sich ihnen endlich anzuvertrauen. Daneben Rons wasserblaue Augen, die dieselbe stumme Bitte formulierten. Aber konnte er das, konnte er den beiden wirklich vertrauen? Harry tadelte sich für die dumme Frage, natürlich konnte er. Er musste sich nur überwinden und endlich alles aus sich herauslassen. "Bitte, Harry!" Harry holte einmal tief Luft, dann nickte er. "Also gut... Ihr habt recht, ich hätte euch alles schon viel früher erzählen sollen. Aber es... ich konnte es einfach nicht." Er machte eine Pause und blickte hilfesuchend von Hermine zu Ron und wieder zurück. "Ihr wisst doch, dass Malfoy uns beobachtet hat. Mich und Snape." Ron nickte. "Ja, aber ich dachte, du hättest das mit ihm geklärt?" "Schön wärs...", flüsterte Harry und vermied es dabei, einem der beiden in die Augen zu sehen. Hermine war so erschrocken, dass sie alle Zurückhaltung fallen ließ und ihr Hände auf Harrys Knie legten. "Er... er hat dir doch nichts getan, oder?" Harrys Stimme, war so leise, dass Hermine ihn kaum verstand, als er den Kopf zur Seite drehte und "Doch..." flüsterte. Harry spürte, dass seine Freunde offenbar das Schlimmste vermuteten. Doch wahrscheinlich war das immer noch weit weg von dem, was Harry passiert war. Ron ließ sich zu in in den Schneidersitz sinken und sah zu Boden. "Was hat er gemacht, Harry?" fragte er leise. Auch Harry spürte, dass sein Freund dieses Gespräch wohl lieber nicht führen wollte. "Als Draco zu uns kam vor der Großen Halle und ich mit ihm gegangen bin, hat er mir gedroht. Dass er alles publik macht und so. Ich hab so getan, als wüsste ich von nichts und ihn als Spinner abgetan. Er war zwar wütend, hat sich aber erst mal vom Acker gemacht." Harry hielt inne und sah kurz auf. Jetzt hatte schon damit angefangen, also musste er jetzt auch ganz bis zum Ende erzählen, egal wie sehr es ihm widerstrebte. Hermine sah ihn aufmunternd an und Harry fuhr fort, den Blick wieder zu Boden gesenkt. "Naja, auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum hat er mich dann abgefangen und ist...er hat mir gedroht, dass er alles seinem Vater sagen würde und dem Tagespropheten..." Hermines Augen weiteten sich "Oh Harry, das ist ja schrecklich!" "Und dann hat er mir eine Bedingung gestellt, unter der er alles für sich behalten würde..." "Er hat dich erpresst??" empörte sich Ron. "Ich werd ihm zeigen..." knurrte er, doch Hermine brachte ihn mit einem forschen Blick zum Schweigen. "Lass nur Ron, er hat seine Strafe schon bekommen" Die grimmige Genugtuung, die in Harrys Stimme mitschwang erschreckte seine Freunde. "Was... wollte er von dir?" Hermines Augen waren groß und ängstlich, nicht sicher, ob sie die Wahrheit würde vertragen können. "Er hat... ich... er wollte, dass ich..." Harry spürte wieder die Tränen, die in seinen Augenwinkeln brannten, aber er versuchte, sie zu unterdrücken. "Malfoy hat mich gezwungen ihn zu... befriedigen... mit dem Mund... und dann... dann..." Harry schluchzte trocken auf. "Oh mein Gott...", flüsterte Hermine. Ron schien es die Sprache verschlagen zu haben, doch sein Gesichtsausdruck verriet, dass er sich an etwas erinnerte, dass er nun endlich erklären konnte. "Harry... hast du... ich meine, hast du mit jemandem darüber gesprochen?" Harry nickte. "Ich habe es Severus erzählt. Natürlich. Ich will nicht wissen, was passiert wäre, wenn er es von Malfoy erfahren hätte. Er hat sich sofort mit Lucius Malfoy in Verbundung gesetzt und... ich weiß nicht wie, aber als er zurückkam, hat er mir versichert, Malfoy Senior würde sich um alles kümmern." "Und dann ist nichts mehr passiert?" hermine hatte mit leicht geöffnetem Mund Harrys Erzählung gelauscht. Was Malfoy getan hatte war schrecklich, aber das war nun schon mehrere Tage her und schließlich ging es Harry erst seit vorgestern so unglaublich dreckig. "Erst mal nicht." murmelte Harry "er hat mich nicht weiter bedroht oder so...und dann...ich hatte mich am Vorabend mit Severus gestritten...und dann...das war der Morgen, an dem ich nciht beim Frühstück war...sonntags." Harry musste schwer schlucken. Davon hatte er noch niemandem erzählt und er hatte die ganze Zeit versucht, die Bilder aus seinem Kopf zu verdrängen. Jetzt musste er sich zwingen, daran zu denken. Wieder spürte er die Wut, die in ihm hochkroch. Er atmete tief ein. "Ich bin einfach durchs Schloß gelaufen um einen freien Kopf zu kriegen, als plötzlich Neville vor mir stand." "Neville?" fragte Hermine entgeistert. Harry winkte ab. "Es war nicht Neville...es war Malfoy...Malfoy und Vielsafttrank...und er hat mich wegen irgendwas zugequatscht, dass ich mitkommen soll. Ich dachte halt er wäre Neville..." verzweifelt sah er Hermine an, als wolle er sich für seine Blödheit entschuldigen. Seine Freundin sah ihn betroffen an, Ron starrte weiter zu Boden. Harry fuhr sich mit schwitzigen Händen durch die Haare, nahm die Brille ab und setzte sie wieder auf. Dann sprach er weiter. "Er hat mich geschockt und als ich aufgewacht bin, war es wieder Malfoy. Er hat mich unter Druck gesetzt, aber ich habe versucht mich zu wehren. 'Scheiß auf meinen Vater, scheiß auf den Dunklen Lord!', hat er gesagt. Und dann..." Harry musste einmal schwer schlucken. Hermine strich ihm beruhigend über das Knie. "Ich habe wirklich versucht mich zu wehren, aber Malfoy war einfach zu stark. Er hat mich... hat mich..." Die Atmosphäre im Schlafsaal war zum Zerreißen gespannt, beide schienen zu wissen, was jetzt kommen würde. Hermine hatte vor Besorgnis sogar das Atmen vergessen. "Ich soll die Kosequenzen meines Handels spüren, hat er gesagt und dann hat er mich vergewaltigt." Harry war immer leiser geworden, doch Hermine und Ron hatten genau verstanden, was er gesagt hatte. Hermine kullerte eine stumme Träne die vor Aufregung gerötete Wange hinunter. "Oh Harry...", flüsterte sie und konnte nur mit Mühe dem Drang widerstehen, ihn fest in die Arme zu schließen. Jetzt verstand sie auch, warum er sich so gegen jedwede Berührungen gesträubt hatte. Auch Ron sah endlich vom Boden auf und seinem besten Freund ins Gesicht. Er hatte ja keine Ahnung gehabt. Der Drang, dem Arschloch von Malfoy das Genick zu brechen brodelte in ihm. "Und dann... es war komisch... er hat mich beim Vornamen genannt und klang dabei so... ganz anders. Wenn es stimmt, was Myrthe erzählt hat, macht es Sinn, aber... in dem Moment hat Severus die Tür geöffnet, keine Ahnung, was er da gemacht hat. Er hat alles missverstanden. Alles. Und bevor ich mit ihm reden konnte, war er weg. Er ist nicht zum Unterricht erschienen, erinnert ihr euch? Das war am Tag danach. Er ist einfach nicht gekommen. Wie vom Erdboden verschluckt. Ich konnte ihm nichts erklären, gar nichts..." "Er hat dich nicht erklären lassen?" kreischte Hermine, besann sich dann aber ihrer Lautstärke und sprach leiser weiter. "Du meinst, er hat euch zusammen gesehen und ist direkt danach abgehauen?" Harry nickte. "Ich hab es gesehen, der Zeitumkehrer von Fred und George, du erinnerst dich?" Hermine nickte traurig. "Also, ich hab Snape nie für sonderlich couragiert gehalten, aber DAS..." "Du weißt gar nicht, wie er ist!" unterbrach Harry sie. "Wir hatten uns am Vorabend gestritten weil...naja...er hat mich zurückgewiesen...und klar, ich war sauer, aber deswegen lass ich mich doch nicht von Malfoy bumsen!" Verzweifelt sah Harry zu Hermine. "Das ist wahrscheinlich aber genau das, was er annimmt, oder?" fragte sie. Harry zuckte mit den Schulter. Was wusste er schon, was Severus dachte? "Jedenfalls ist er weg. Einfach disappariert, Merlin weiß wohin..." wieder wollten Harry die Tränen in die Augen schießen, doch er bemühte sich, sie zurück zu halten. "Was meintest du vorhin, als du meintest, Draco hätte seine Strafe schon bekommen?" fragte Ron zögerlich. "Als ich auf dem Weg zum Kerker war um Severus zu suchen, stand plötzlich Malfoy vor mir...und ich bin einfach ausgerastet, die ganze Wut...dieses Arschloch, warum zieht der sowas ab, wenn er vermeintlich in mich verliebt ist?" hilfesuchend sah er seine Freunde an. "Vielleicht dachte er, dass er anders niemals an dich herankommen würde...?", schlug Hermine zögerlich vor. Oh nein, sie hatte auf keinen Fall vor, diesen geleckten - sie verbat sich den Ausdruck sogar in Gedanken - in Schutz zu nehmen, aber das war einfach die nahe liegendste Erklärung. Harry starrte grimmig einen Loch in den Boden. "Und damit hat er auch verdammt Recht!" Ron, Hermine und Harry diskutierten noch bis spät in die Nacht, wie es jetzt weitergehen sollte. Ron malte sich immer neue Foltern aus, die er an Malfoy ausprobieren wollte, während Hermine sich mehr um Harrys Beziehung zu Snape Sorgen machte. Natürlich kamen sie zu keinem Ergebnis, aber es tat Harry unglaublich gut, mal wieder Zeit mit seinen Freunden zu verbringen. Erst jetzt, wo er sie wieder so intensiv um sich hatte, wurde ihm bewusst, wie sehr ihm die Gespräche gefehlt hatten und er war dankbar für diese beiden Freunde, die ihm beistanden. An diesem Abend schlief Harry so gut wie schon seit vielen Nächten nicht mehr und es planten ihn auch keine Alpträume. Er fühlte, dass er die Kraft haben würde, die Zeit durchzustehen, bis er Severus wiedersehen würde und ihm dann mit der nötigen Stärke entgegenzutreten. Und er würde die Kraft haben, Malfoy nie wieder an sich heranzulassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)