Harry Potter und der Halbblutprinz von Orange-Glass ================================================================================ Kapitel 27: Eiskalt ------------------- Wir wünschen unseren Lesern ein fröhliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr :D Viel Spaß beim Lesen, dies ist eins unserer Lieblingskapitel ;) ~~~~ Severus saß auf dem äußersten Punkt einer Klippe, kalter Wind zerrte an seinen Haaren und den Schößen seiner Winterrobe. Abwesend starrte er gen Horizont, spürte keine Kälte. Das Gefühl, das Severus' Brust beherrschte war Trauer. Eine Trauer, wie er sie lange nicht mehr empfunden hatte. Und das erste Mal, dass er keinen Weg wusste, sie zu bekämpfen. Als James sich dmals von ihm abgewandt hatte, war Lucius zur Stelle gewesen, hatte ihn aufgefangen, zu Todessertreffen mitgenommen. So hatte alles seinen Lauf genommen. Sämtliche negative Energie hatte Severus Voldemort geopfert. Verarbeitet hatte er so jedoch nichts. Diesmal musste er sich ernsthaft mit seinem Schmerz auseinandersetzten, er war schließlich nicht mehr siebzehn. Wahrscheinlich war er einfach naiv gewesen, als er sich eine Zukunft mit Harry erhofft hatte. Der Held der Zaubererwelt, zweiundzwanzig Jahre jünger als er, James Sohn. Und doch hatte er jede Sekunde, die er mit Harry hatte verbringen dürfen, genossen. Und dann... Bilder von Harry und Draco schossen durch seinen Kopf, Severus glaubte, ihm würde die Lunge versagen und sein Herz explodieren. Er merkte nicht, wie heiße Tränen über seine Wangen rannen und bereits erkaltet waren, bevor sie ihm vom Kinn tropften. Er war so dumm gewesen. So unglaublich dumm. Dass Harry sich nach dem ersten Streit in die Arme eines Anderen geflüchtet hatte, hatte ihn schockier, verletzt. Die Bilder von seinem Geliebten und dem jungen Malfoy verfolgten ihn, seit er an jenem verhängsnisvollen Abend fluchtartig die Schule verlassen hatte. Vielleicht wäre es ja anders gekommen, wenn er da geblieben wäre und so getan hätte, als sei nichts passiert. Auf jeden Fall wäre alles anders gekommen, wenn er sich Harry gegenüber nicht so unglaublich dumm verhalten hätte. Er hätte ihm vertrauen müssen. Am meisten schmerzte es Snape, dass es Draco Malfoy war, bei dem Harry sich Trost geholt hatte. War nicht er es gewesen, der seinen Geliebten so verletzt und beschmutzt hatte und hatte nicht Severus selber alles ihm mögliche in Bewegung gesetzt, dass so etwas nie wieder passieren sollte? Snape wischte sich mit dem Handrücken über die Wange und erhob sich langsam von dem kalten, steinigen Boden. Auf dem Rückweg in die Hütte, in die er sich zurückgezogen hatte, machte er sich Gedanken über seine Zukunft. Dass er nun keine Zukunft mit Harry mehr haben würde stand wohl völlig außer Frage. Aber würde er je wieder nach Hogwarts zurückkehren können? Davon abgesehen, dass ihn wohl jede Ecke an sein zerbrochenes Herz erinnern würde, wie sollte er Dumbledore sein Fortbleiben erklären? Wenn er jemals die Wahrheit erfahren sollte, würde Snape nie wieder unterrichten dürfen. Aber vielleicht war das gut so, vielleicht sollte er einfach hier bleiben und warten, bis er vor Kälte krepierte! An der Hütte angekommen blieb Severus stehen und drehte sich nochmal um. Wie gut, dass er sich vor ein paar Jahren diese kleine Ferienhütte in Skandinavien zu gelegt hatte. Nach Spinner's End hätte er jetzt nicht zurückkehren wollen. Die Aussicht hier oben war faszinierend. Die klare, kalte Luft ließ Severus bis zum Horizont blicken, über die Klippen und das angrenzende Meer. Er atmete ein letztes Mal tief ein, dann löste er sich von dem Anblick und betrat die wohlig warme Stube. Erschöpft ließ er sich auf das Sofa vor dem Kamin fallen und versank wieder in Gedanken. Wie sollte er nach Hogwarts zurückkehren? Solange Harry dort zur Schule ging, war das quasi unmöglich, er würde das nicht ertragen. Vor allem, wenn er womöglich noch turtelnd mit Draco durch die Gänge zog... Plötzlich hörte Severus ein Rascheln und blickte auf. In dem leeren Bilderrahmen vor dem Kamin war nun Phineas Niggelus erschienen und nickte ihm zu. "Schulleiter unterwegs" rief er ihm zu und verschwand dann wieder in eins seiner anderen Portraits. Snape konnte gerade noch aufstehen und ausweichen, als das feuer im Kamin auch schon grün aufloderte und sich eine große Rußwolke im Zimmer ausbreitete. "Guten Abend, Severus", begrüßte ihn Dumbledore mit einem milden Lächeln auf den Lippen. Snape stand wie zur Salzsäule erstarrt im Raum und brachte noch nicht einmal eine Erwiderung heraus. Eine Unmenge von Gedanken wirbelten durch seinen Kopf. Wie hatt Dumbledore ihn so schnell finden können? Musste er nun nach Hogwarts zurückkehren? Und vor allem: was wusste Dumbledore? Dumbledore legte die Hand auf Snapes schulter und schob ihn sanft zurück auf das Sofa. Snape schaute ihn unverwandt an, als der Schulleiter sich neben ihn auf die abgewetzten Kissen niederließ. "Ich glaube, wir müssen uns unterhalten." Noch immer antwortete Snape nicht. "Severus, du weißt, dass ich immer ein offenes Ohr für meine Freunde habe. Es hat mich verletzt, dass du die Schule verlassen hast, ohne mich zu informieren oder dich gar zu erklären. Ich gebe dir jetzt die Gelegenheit, dies nachzuholen und würde mich freuen, wenn du diese annehmen würdest." "Albus, ich... Es tut mir leid. Die Umstände haben mich gezwungen, ich... ich konnte nicht in Hogwarts bleiben..." Snapes Stimme lief Gefahr zu brechen, deshalb unterbrach er seine Erklärung und starrte in das nun wieder rot flackernde Kaminfeuer. "Der junge Potter hat sich nach dir erkundigt." Auf einmal war Severus hellwach. Harry hatte nach ihm gefragt? Aber wieso? Und wieso hatte er auf einmal das Gefühl, Dumbledore würde alles durchschauen, was in den letzten Wochen geschehen war? "Severus, ich sehe in deinen Augen, wieviel dir der Junge bedeutet und ich habe das gleiche in seinen Augen gesehen. Du weißt, dass ich unter normalen Umständen eine derartige Beziehung niemals billigen könnte, aber dies hier sind keine normalen Umstände. Ihr habt beide viel durchgemacht, eine schwierige Vergangenheit gehabt. Nur Liebe kann eure Herzen erhellen." Snape war verblüfft über die Offenheit und Güte Dumbledores, doch er schüttelte den Kopf. "Du verstehst nicht, es ist... es ist etwas passiert, ich werde nicht in die Schule zurückkehre können, solange Harry noch dort ist. Es... es geht einfach nicht, es würde mir das Herz brechen..." "Du solltest dich mit dem Jungen aussprechen", ein wissendes Lächeln umspielte die Lippen des Schulleiters. Severus sah Dumbledore an und wusste sich nicht weiter zu helfen, als mit den Schultern zu zucken. Dann fasste er Mut und sah auf. "Was weißt du, Albus? Hat Harry die etwas erzählt?" Dumbledore lächelte, sein Gesichtsausdruck spiegelte soviel Verständnis und Liebe wider, wie Severus es noch nie bei ihm gesehen hatte. "Oh, er hat mir nichts erzählt. Aber zwei Tage nach deinem Verschwinden stand er plötzlich mit hochrotem Kopf in meinem Büro und fragte nach dir. Noch ehe ich mich darüber wundern könnte, hatten seine Agen mir bereits das wichtigste erzählt." Dumbledore legte Severus eine Hand auf die Schulter und neigte den Kopf. "Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber er liebt dich, Severus!" Snape vergrub das Gesicht in seinen Händen und schwieg. "Sicherlich kann ich dich zu nichts zwingen, Severus, aber du bist Lehrer in Hogwart und dir deiner Verantwortung hoffentlich bewusst. Entweder du machst es endgültig und kündigst, was ich sehr bedauern würde und dir auch nicht im geringsten weiterhilft, oder du begreifst, das Harry nicht James ist und sprichst mit ihm, von Erwachsenem zu Erwachsenem." Bei der Erwähnung von James Namen sah Severus auf. "Woher weißt du...?" doch Dumbledore lächelte nur wieder dieses allwissende Lächeln, das jede Nachfrage verbot. "Albus, bitte lass mir noch ein paar Tage...ich...es gibt Dinge, über die ich mir klar werden muss, bevor ich mit Harry sprechen kann." "Ich werde dir alle Zeit lassen, die du benötigst. Du hast eine gute Entscheidung getroffen und du weißt, dass ich dir nur das Beste wünsche. Aber tu mir einen Gefallen, verbeiß dich nicht in eine Idee, die sich aus den falschen Gründen in dein Bewusstsein eingegraben hat. Es ist nicht immer alles so wie es scheint. Und so einfach schon gar nicht." Dumbledore zwinkerte dem aus der Fassung gebrachten Snape zu und erhob sich von dem Sofa, das genüsslich knarzte. Sein gütiges Lächeln verwandelte sich in eine geschäftsmäßige Miene als er hinzufügte, er würde schon irgendwo einen Vertretungslehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste herbekommen auch auf die Gefahr hin, dass dieser von dem Fluch getroffen werden könnte, der auf der Stelle lastete. Letzteres sagte er mit einem Augenzwinkern, dann griff er zwischen die Falten seines weite Umhangs, stellte sich vor den Kamin und war in einer grünen Wolke so schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war. "Du bist eine Schande für Slytherin!", hörte Snape eine spöttische Stimme und als er aufblickte sah er in das angeekelte Gesicht von Phineas Niggelus' Portrait. "Schnauze, oder ich häng dich ab!", fuhr Snape ihn an, dann ließ er sich quer auf das Sofa fallen. Oh Mann, wenn das keine Begegnung der Dritten Art gewesen war... Snape hatte das Gefühl, noch tiefer in das knarzende Sofa zu sinken, als ihm auffiel, das Dumbledore mit keinem Wort seine Beziehung zu Harry missbilligt hatte. Sicher, der Schulleiter war ein Gutmensch und ihm und insbesondere Harry zugetan, aber dass er kein Wort über die Verwerflichkeit einer Lehrer-Schüler-Beziehung verloren hatte, wunderte Severus doch. Er würde also offizell Urlaub nehmen und dann nach Hogwarts zurückkehren. Und dann? Wie sollte er Harry gegenüber treten? Wieder machte sich seine Brust schmerzhaft bemerkbar, Harrys entsetztes Gesicht, als er ihn mit Malfoy erwischt hatte. Er war so wütend gewesen, am liebsten hätte er Draco einen Avada Kedavra aufgehalst. Was, bei Salazar, hatte Harry dazu gebracht, sich ausgerechnet bei Malfoy Trost zu suchen? Malfoy, der ihn doch zuvor so erniedrigt hatte. Sicherlich hatte Snape von Anfang an die Befürchtung gehabt, dass Harry sich eines Tages nach einem Jüngeren umsehen würde, aber so schnell... Ruckartig stand Snape auf. Albus hate recht, es brachte nichts, sich hier an irgendwelche Spekulationen zu klammern. Er musste mit Harry reden, er hatte lange genug hier in seiner Hütte gehockt, gegrübelt und vor sich hin gelitten. Mit klopfendem Herzen ging Snape vor dem Kamin auf und ab. Sollte er? Sollte er nicht? Einerseits war der Drang endlich mit Harry zu reden groß, Dumbledore hatte ihm die Augen geöffnet. Andererseits befürchtete er, sich vor Harry zum Narren zu machen. Er konnte die spöttische Stimme förmlich hören: "Hast du tatsächlich geglaubt, du hättest etwas an dir, was mich an dich fesseln könnte? Vergleiche dich mit ihm, was hast du mir denn zu bieten?" Aber hatte er nicht gesagt, er würde ihn lieben? Und hatte Snape es nicht geglaubt? Mit entschlossen zu Fäusten geballten Händen blieb Snape stehen. Früher oder später würde er mit Harry sprechen müssen, warum es also unnötig herauszögern? So würde er sich nur selbst fertig machen und die Kraft nehmen, die er brauchen würde, um Harry gegenüberzutreten. Snape griff nach seinem Umhang und warf ihn sich über die Schulter, dann begab er sich auf die Suche nach dem kleinen Säckchen mit Flohpulver, das sich irgendwo darin befinden musste. Sein weniges Gepäck würde er nicht mit zurück nehmen, wer wusste schon ob er nicht vielleicht sofort zurückkehren würde. Ein Blick über die Schulter, wo sich das Fenster befand, verriet ihm, dass die Sonne schon untergegangen war. Es würde wahrscheinlich trotzdem zu gefährlich sein plötzlich aus dem Kamin des Gryffindor-Gemeinschaftsraums aufzutauchen, weswegen er sich für sein Büro als geeigneten Zielort entschied. Ein Schritt nach vorne in die grünen Flammen und es breitete sich Stille in der kleinen Hütte aus. Severus Büro sah unverändert aus. Die Hauselfen hatten dafür Sorge getragen, dass nicht mal eine feine Staubschicht den leeren Schreibtisch überzog. Mit einem Wink seines Zauberstabs entzündete Severus die Kerzen im Raum und betrat durch den Vorhang seine Privatgemächer. Die Scherben lagen immer noch auf dem Boden un dihr Anblick brachte Snape fast augenblicklich wieder in den Gefühlszustand zurück, in dem er die Öllampe an die Wand geschmissen hatte. Sein Ohren pochten, als er die Scherben verschwinden ließ. Nun war er wieder hier. Und jetzt? Er sah auf die Uhr, es war halb acht, die Schüler saßen nun alle beim Abendessen. Würde er jetzt einfach dort auftauchen und sich dazu setzten, als wäre nichts gewesen...er schüttelte sich. Allein der Gedanke an den Tumult ließ ihm das Blut inden Adern gefrieren. Irgendwie musste er Harry alleine erwischen. Doch wie? Er könnte eine Eule schicken. Na klar, warum nicht gleich einen dieser netten schreienden Briefe? Snape ließ sich in seinen Schreibtischsessel sinken und stützte seinen Kopf in die Hände. Ein leichtes Kribbeln in seiner Brust ließ ihn nicht klar denken. Wie sollte er nur Harry abfangen, ohne dass es ein anderer mitbekommen würde? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)