Schwarz & Weiß von MarySae (Die Legende des goldenen Drachen) ================================================================================ Kapitel 1: Die Farbe der Morgensonne ------------------------------------ So, das erste Kapitel. Unglaubliche 3.600 Wörter. Frage mich heute noch, wie ich das geschafft habe. XD Egal. ^^ Wünsche euch viel Spaß beim Lesen und lasst mir n Kommi da, ok?? =3 ERKLÄRUNG: Das Normalgeschriebene ist Linas Geschichte in der realen Welt. Alles was kursivgedruckt ist, ist Linas Manga und damit Melodys Gesichte. Kapitel 1 – Die Farbe der Morgensonne Ein Piepen in meinem Ohr. Ich hörte es aus weiter Ferne. Es klang so, ob es näher käme. Doch alles war schwarz und ich konnte nichts sehen. Ich machte meine Augen einen Spalt breit auf. Eine weiße Decke war alles was ich sah. Ich drehte meinen Kopf nach links. Leuchtende Zahlen. 6.45 Uhr. Mein Wecker klingelte. Wieder war eine Nacht vorbei und ein neuer Morgen brach an. Mein Zimmer war hell. Die Morgensonne schien herein und tauchte alles in ein mattes Licht. Meine Decke war in der Nacht ein Stück herunter gerutscht und deshalb zog ich sie wieder hoch. Eine wohlige Wärme umgab mich und ich vergaß alles um mich herum. Ich schloss meine Augen. Nicht schon wieder Schule. Ich wollte nicht mehr. Aber ich hatte keine eine andere Wahl. Das Piepen nervte und bevor ich mich noch mehr aufregte, suchte ich meinen linken Arm unter der Decke heraus um den leuchtenden Knopf an meinem Wecker zu drücken. Endlich Stille. Ich setzte mich auf. Mein Zimmer. Vor mir lag die Tür, auf die mein Vormieter wahllos Sticker einer mir unbekannten Rockband geklebt hatte. Mehrmals versuchte ich diese abzubekommen, doch jeder meiner Versuche scheiterte. Meiner Kehle entrann ein Seufzer, bei dem bloßen Gedanken daran. Links von meinem Bett stand ein kleiner Schreibtisch. Auch er war schon alt. Es war das einzige Möbelstück, welches ich aus meinem alten Zuhause mitgenommen hatte. Alles andere existierte nicht mehr. Von meinem Bett aus sah ich ein Buch auf dem Tisch. Sofort schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Mein allerliebstes Hobby. Das Zeichnen von Mangas. Ich liebte es mit Hilfe von Bildern Geschichten zu erzählen und sie damit zum Leben zu erwecken. Ich hatte so schon viele Mangas gezeichnet und immer meinen Vorbildern, professionellen Mangakas, nachgeeifert. Doch ich fühlte, wie meine gute Stimmung einem dumpfen Gefühl Platz machte. Die anderen in der Schule verstanden es nicht. Sie fanden Mangas doof. Bezeichneten sie als „Kinderkram“. Aber für mich waren sie eine neue Welt. Eine Welt in der man so sein konnte, wie man möchte. Ohne Regeln, mit Helden, Fantasiewesen und Zauberern… Ich schüttelte meinen Kopf heftig um nicht wieder von der Wirklichkeit abzudriften. Ich drehte meinen Kopf in die andere Richtung. Mein Kleiderschrank. Ein Geschenk meines Vormieters, mit Dellen und Kratzern. Wieder ein Seufzer. Nur trübe Gedanken. Daran konnte auch die nun fast ganz aufgegangene Sonne nichts ändern. 7.03 Uhr. Es war Zeit zum Aufstehen. Wie jeden Morgen stieg ich langsam aus dem Bett. Auf einem Stuhl, der direkt neben meinem Bett stand, lag schon meine Schuluniform bereit. Die Schuluniform einer unbedeutenden High School, hier in Hokkaido. Ich hasste sie. Man wird in die Richtung gedrängt, in der uns die Erwachsenen gerne sahen. Artige kleine Kinder, die am Tag nichts lieber tun, als für die Schule zu lernen. 365 Tage im Jahr. Seufz. Dieselben Gedanken, jeden Morgen. Mit meiner Uniform verschwand ich im Bad. Duschen, Zähne putzen und anziehen. Selbst das stellte sich in diesem kleinen Raum als schwierig heraus. Nach dem Anziehen noch schnell in die Küche um wie jeden Morgen eine Tasse Tee zu trinken und ein Obento (Lunchbox) für die Schule zu machen. Das sah bei mir immer etwas hilflos aus, denn eine gute Köchin war ich nie. Ich hatte nie die Zeit dazu gehabt, es zu lernen. Beim Kochen des Reises hielt ich inne. Mein Kopf wanderte durch den kleinen Raum. Von der Tür über die kleine Sitzecke mit einem Tisch, der orange/roten Tischdecke und zwei Stühlen, zum Fenster mit der kleinen roten Gardine und der roten Lilie auf der Fensterbank, bis zur Küchenzeile, dem Herd, der Spüle und den roten Trockentüchern. Dort hing es. Neben dem Kühlschrank hing ein Bild, welches mir mehr als wichtig war. Im Licht der aufgehenden Sonne und der kleinen Küchenlampe war das Foto nur sehr schwer zu erkennen. Doch ich hatte es mir so oft angesehen, dass ich jedes Detail aus dem Kopf wusste. Drei Menschen sind in einem Park. Im Hintergrund sieht man viele grüne Bäume. Sommer. Die Menschen sitzen im Gras. Links sitzt eine junge Frau. Sie ist c. a. 25 Jahre alt, hat langes schwarzes Haar, das ihr durch den seichten Wind zum Teil ins Gesicht geweht wird, und trägt ein rotes Sommerkleid. Sie hat ein wunderschönes Lachen. Jeder um sie herum wird von dieser Fröhlichkeit, dieser Lebensfreude angesteckt. Auf der rechten Seite des Fotos sitzt ein jüngerer Mann Mitte 20. Er hat kurze schwarze Haare, die durch viel Haargel lässig in verschiedene Richtungen abstehen. Er trägt eine blaue ¾- lange Jeans und ein lässiges schwarzes T-Shirt, auf dem der Kopf eines Drachen zu sehen ist. Auch er hat gute Laune und lächelt fröhlich in die Kamera. Doch das eigentliche Motiv des Bildes ist ein ganz anderes. Im Vordergrund steht ein kleines Kind, ca 4 Jahre alt, und lächelt so, dass es jedem menschlichen Eisklotz das Herz erwärmen würde. Das Mädchen mit den schwarzen Zöpfen und dem rosa Kleid winkt fröhlich zu der Person mit der Kamera. Sofort stiegen mir Tränen in die Augen. Ja, das war mein Ein und Alles. Die einzige Erinnerung an meine Eltern. Langsam kehrten meine Gedanken in die Gegenwart zurück. Gleich neben dem Foto hing eine Uhr. 7.45 Uhr. Nur noch 15 Minuten bis Schulbeginn! Und das Essen war auch noch nicht fertig! So kam es, dass ich wieder zu spät zum Unterreicht erschien. Wie jeden Morgen. ++++++ Kurz vor 8 Uhr verließ ich dann das Haus. Mein Schulweg dauerte ungefähr 10 Minuten. Während ich so meinen üblichen Weg durch die belebten Straßen machte, schlenderte ich an den Geschäften vorbei. Ein Bäcker, ein kleiner Supermarkt, ein Bücherladen, ein Kiosk und ein Frisör. Die Menschen gingen ihrem geregelten Tagesablauf nach. Viele Schulkinder kreuzten meinen Weg. Hier und da begegneten mir eilig laufende Geschäftleute mit einem Handy am Ohr. Doch auch Menschen, die am Rande des Fußwegs halt machten und alte Bekannte trafen, waren keine Seltenheit. Wenn ich doch auch so viel Zeit hätte und einfach Dinge machen könnte, die nichts mit Schule und Pflichten zu tun haben. Doch ich war erst 16 Jahre und somit fast noch ein Kind. Ein Kind, welches alleine wohnte und noch einige Jahre in der Schule vor sich hatte.. Bei dem Gedanken entwich mir wieder ein Seufzer. Erschrocken stellte ich fest, dass das an diesem Tag nicht das erste Mal war. Seit wann seufzte ich so viel? Ich schüttelte den Kopf um diese Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben. Unnütze Gedanken. Denn ein paar Augenblicke später stand ich vor dem Gelände der Schule. Ich ging durch das Eingangstor mit der Aufschrift „Abame High School“ und betrat den, zu dieser Zeit verlassenen, Schulhof. An beiden Seiten des Tores stand je ein Fliederbusch und darunter war ein Meer aus roten und weißen Geranien. Hinter dem großen Schulgebäude befand sich der „Park“. Dieser Teil des Schulhofs bestand hauptsächlich aus Rasen, Bäumen und hie und da waren Blumen gepflanzt. Drumherum standen vereinzelt Kirschbäume, die zu dieser Jahreszeit wunderbar blühten. Wenn man auf dem Schulhof stand, war man umgeben von kleinen rosa Blütenblättern. Es war ein wunderschöner, friedlicher Anblick. Während mein Blick über den Hof schweifte, landete er an der Schuluhr. 8.11 Uhr. Mit einer bösen Vorahnung setzte ich meinen Weg ins Klassenzimmer fort. ++++++ Nach meinem Klopfen an der Tür, wurde ich gleich herein gebeten. „Na sieh mal an. Das Fräulein ist wieder einmal zu spät.“ „Tut mir Leid, Herr Senri. Ich habe verschlafen.“, hörte ich mich aus reiner Gewohnheit sagen. „Was sollen wir nur mit dir machen?!“ Ich spürte die Blicke der Klasse auf mir. Jeder einzelne sah mich an. Einige lachten und andere fingen gleich an mit ihrem Nachbarn zu reden. „Setz dich hin, Lina. Wir besprechen es nach dem Unterricht.“ Ich nickte und ging in die Reihe am Fenster, 4. Platz. Mein Stammplatz. Denn von dort aus konnte man zwei der blühenden Kirschbäume sehen. Niemand sagte auch nur ein Wort zu mir. Kein „Guten Morgen“ oder „Na, wieder getrödelt?“. Aber auch das war nichts Neues. Meine Klassenkameraden hatten schon vor einiger Zeit beschlossen, mich zu ignorieren. Keiner wollte etwas mit mir zu tun haben. Warum genau, wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass ich mir auch schon lange keine Mühe mehr gab, mich mit jemandem anzufreunden. +++++++ Zwei Stunden Mathematik gingen irgendwann zu Ende. Brüche, Wurzeln und Gleichungen. Dinge, von denen ich nichts verstand. Wie angedroht fing mich der Lehrer nach der Stunde ab. “Lina, ich weiß, dass du alleine wohnst. Und das mit 16 Jahren! Ich weiß auch, dass es schwierig für dich ist. Aber ich bitte dich, von nun an pünktlich zu kommen. Wir haben dir, der Umstände halber, viel mehr durchgehen lassen, als wir es dürfen. Wenn du also noch öfter zu spät kommst, bist du nicht die Einzige, die Ärger bekommt.“ Schweigen. Ich nickte nur, bin nicht in der Lage etwas zu sagen. „Sehr gut. Ich verlass mich auf dich.“ Ich bereitete so viele Schwierigkeiten und doch lächelte Herr Senri mich freundlich an. Ich konnte dieses Gesicht nicht länger sehen. Dieses Gefühl des Mitleids nicht länger ertragen. Nach einem leisen „Danke“ huschte ich schnell wieder auf meinen Platz. ++++++ 3 Uhr. Mittagspause. Den Vormittag hatte ich bereits hinter mich gebracht. Endlich hatte ich etwas Zeit für mich. Ich schnappte mir meine Tasche und mein Obento und ging hinaus auf dem Schulhof. Dort bog ich nach rechts ab, durch die Schüler die überall standen, sich unterhielten und aßen. Ich wurde keines Blickes gewürdigt. Nur hie und da fingen Mädchen an zu tuscheln, wenn ich an ihnen vorbei kam. Im hinteren Teil des „Parks“ befand sich der größte Kirschbaum. Mein Lieblingsplatz. Viele Tage verbrachte ich hier. Ob es regnete, schneite oder die Sonne schien. Dort war der einzige Ort in der Schule, an dem ich mich wohl fühlte. Ich setzte mich auf eine große Wurzel, darauf bedacht, meinen nervigen Rock unten zu behalten, lehnte mich an den dicken Stamm und sah nach oben. Ein Meer aus tausenden rosa Blüten wiegte sachte im Wind. Wie Wellen auf dem großen weiten Ozean. Ein beruhigender Anblick, der mir ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. Wenn das ganze Leben nur so schön wäre… Doch jetzt kam der Zeitpunkt, auf den ich mich jeden Tag freute. In meiner Tasche kramte ich nach meinem Buch. Mein eigener Manga, in den ich das zeichnete, was mir durch den Kopf ging. Ich identifizierte mich damit. Ich tauchte in diese fremde Welt ein. Dort wo es Monster, Zauberer und andere Kontinente gab. Algäsia. …….. Algäsia war eigentlich ein friedliches Land, zu 3/4 umgeben von dichten Wäldern und an der Südseite öffnete es sich zum Meer. Im Norden und Westen grenzte es an ein Land namens Lilita und im Osten lag Raune. Es war eine wundersame Welt, in der die Magie vorherrschte. Jeder Mensch besaß eine gewisse magische Begabung. Bei dem einen war sie stärker ausgeprägt, bei dem anderen weniger. Außerdem gab es Unterschiede in der Benutzung der Magie. Man teilte diese Menschen auf: Weiß- und Schwarzmagier. Weißmagier benutzten ihre Skills (Fähigkeiten) für heilende Zwecke. Sie konnten Krankheiten und die Wunden von Kämpfgefährten heilen sowie Vergiftungen und Paralysen durch das Anwenden von Kräutern aufheben. Schwarzmagier bedienten sich der Kraft der Elemente Feuer, Wasser, Luft/Wind, Dunkelheit, Licht, Erde, Holz, Metall und Elektrizität. Es gab fünf Hauptelemente und fünf Nebenelemente. Die fünf Hauptelemente (Feuer, Wasser, Erde, Holz und Metall) wurden von den fünf Göttinnen erschaffen. Jeweils ein Nebenelement ist diesen zugeordnet. Licht – Feuer; Dunkelheit – Wasser; Kristall – Erde; Elektrizität – Metall und Luft – Holz. Diese Elemente hatten seit Jahrhunderten eine Verbindung aufgebaut, doch niemand kannte sie genau. Jeder Mensch hatte von Geburt an eine bestimmte elementare Gabe, die man meistens erst später im Leben genau definieren konnte. Doch die Welt war nicht mehr so friedlich, wie sie einmal war… Seit einiger Zeit trieb eine Bande namens „Die schwarzen Drachen“ ihr Unwesen. Sie hatten den Tieren dieser Welt bestimmte Viren eingepflanzt, weshalb sie nun aggressiv waren und die Menschen bedrohten. Algäsia wurde von König Vaan regiert, der sofort Truppen von Magiern und Soldaten zusammenstellte, die sich auf die Suche nach den Mitgliedern und dem Kopf der Bande machen sollten. So durchquerten die stärksten Magier die Welt, auf der Suche nach Menschen in Not. Eins der berühmtesten Teams war zweifelsohne das Team namens „Phönix“, bestehend aus drei sehr starken Magiern. Die Leaderin dieses Teams, ihr Name war Melody, war eine Feuermagierin, die aber auch heilende Fähigkeiten besaß, was sehr selten war. Normalerweise können Magier sich nur auf eine Richtung spezialisieren. Doch Melody war anders. Sie war 16 Jahre alt und die einzige Tochter des Konsuls, dem ranghöchsten Menschen des Landes, nach dem König. Von Kindesbeinen wurde sie in verschiedenen Künsten unterrichtet. Ihr Element ist das Feuer. Sie hatte lange rote Haare, die ihr wellig über die Schultern fielen und einen Seitenscheitel, der ihr das halbe Gesicht verdeckte, was ihr ein mysteriöses Aussehen verlieh. Ihre Augen waren blutrot, wie das bei Feuermagiern üblich war. Ihre Kleidung bestand aus einem roten, ärmellosen Kleid, welches knapp unterhalb ihres Hinterns V-förmig auseinander ging. Dazu trug sie Handschuhe, die ihr bis fast zu den Achseln reichten. Ihre Stiefel gingen bis an das Ende des Kleids. Alles war in rot gehalten und jedes Kleidungsstück hatte am oberen Ende eine schwarze Borte. Außerdem trug sie schwarze Hotpants, die seitlich jeweils zwei v-förmige Stoffdreiecke hatte. Doch das Auffälligste an ihr, war der lange rot/schwarze Hut mit der großen roten Schleife, den sie auf ihrem Kopf trug. Dort war auch ihr Familienwappen, eine Flamme in der Form eines Drachen, aufgestickt. Begleitet wurde sie von Ray, einem immer ernsten jungen Mann, der nur knapp älter war als Melody. Sein Element war die Elektrizität. Er konnte besonders gut aus der Distanz kämpfen und hielt seinem Team oft den Rücken frei. Er war derjenige im Team, der die meiste Ahnung von Zaubern und Tieren hatte, weshalb er immer die besten Strategien entwickelte. Ray hatte mittellange schwarze Haare, die in alle Richtungen abstanden und ihn, zu seinem Leidwesen, oft den Vergleich mit einem Stachelschwein einbrachte. Er trug einen langen schwarzen Mantel, mit dem er seinen Körper gerne ganz verdeckte. Darunter hatte er lediglich ein langärmliges schwarz/rotes T-Shirt und eine schwarze Hose. Ray war nicht nur ein hervorragender Magier, sondern konnte auch hervorragend mit Pfeil und Bogen umgehen. Er hatte deshalb immer einen verzierten Holzbogen über seinem Umhang dabei. Der letzte im Bund war Coud. Ein immer fröhlicher aufgeschlossener Junge, der so alt wie Melody war. Sein Element war die Luft. Er handelte oft bevor der nachdachte, was ihn schon so manches Mal in brenzlige Situationen gebracht hatte. Er trug seine blonden Haare so, dass sein Pony wild abstand, während der Rest nach hinten runter fiel. Coud trug ein schwarzes T-Shirt und darüber eine etwas längere rote Jacke. Seine rote Hose endete in der Mitte seines Schienbeins wo auch gleich seine schwarzen Stiefel begannen. Wie Ray war Coud nicht nur im Umgang mit Magie geübt. Seine Waffe war ein schmales Schwert, an dessen Griff sich ein Drache aus Metall hoch schlängelte. Schon von klein auf trainierte er mit Schwertern, was ihn zu einem der besten Schwertkämpfer des Landes machte. Und das mit 16 Jahren. Bekannt wurden sie durch ihre Heldentaten. Erst retteten sie ein Dorf vor einer Flutwelle, dann vertrieben sie ein ganzes Rudel mutierter Wölfe oder zerschlugen eines der Quartiere der Feinde. Aber das, was sie so besonders machte, waren Melodys Fähigkeiten. Man sagte, dass sie die geheime Kraft des goldenen Drachens besaß. Ein Drachen der vor Jahrhunderten als Herrscher über diese Welt gelebt hatte. Eines Tages wand sich sein Bruder, ein rabenschwarzer Drache, gegen ihn und in einem Kampf Gut gegen Böse, verloren fast alle Drachen ihr Leben. Man erzählte sich, dass der goldene Drache als Einziger überlebte und seine Kräfte an einem bestimmten Ort verstecke. Darauf starb auch er. Einige Jahrhunderte später fand Melody als Kleinkind genau diesen Ort und wurde so von dem Drachen auserwählt um noch einmal gegen seinen Bruder zu kämpfen. Denn dieser hatte vor dem Kampf ebenfalls Vorkehrungen getroffen und einen Menschen in ferner Zukunft auserwählt, sein Werk zu vollenden. Und dieser Mensch war der Anführer der „Schwarzen Drachen“. Als Melody ihre außergewöhnlichen Kräfte bemerkte, entschied sie sich ebenfalls durch das Land zu reisen, obwohl ihr Vater es ihr verboten hatte. Doch sie wollte nicht tatenlos rumsitzen, sondern mit den Kräften, die sie selber noch nicht ganz verstand, anderen Leuten helfen. Sie wollte ihren Weg des Lebens finden. Ihre Bestimmung. So kam es dazu, dass Melody während ihrer Reise Ray und Coud traf und mit ihnen durch das Land zog. ++++++ Melody und ihre Jungs waren gerade in einem Wald im Westen des Landes. Gestern hatten sie in einem nahe gelegenen Dorf Rast gemacht und durch eine Dorfbewohnerin erfahren, dass weiter südlich eine Gruppe von mutierten Bären die Dörfer angriff. Um diesen Menschen zu helfen machten sie sich früh morgens nach Süden auf. An den Bäumen, die rings um den Weg standen, wuchs ein saftiges grün. „Ich liebe den Frühling“, murmelte Melody vor sich hin und hüpfte freudestrahlend den Weg entlang. Um sie herum war ein dichter Wald, durchzogen von mehreren kleineren Flüssen. Etwas weiter westlich, im Landesinneren, konnte man ein Gebirge, den Gaja, sehen. Er reichte einmal quer durch das Land, war aber nur einige Kilometer breit. Um zur anderen Hälfte des Landes zu kommen, musste man ihn komplett durchqueren. An vielen Stellen war das aber nicht möglich, da das Gebirge aus vielen einzelnen Gipfeln bestand, deren Überquerung schon einige Leben gefordert hatte. Der einfachste Weg war dem Ganga zu folgen. Einem riesigen Fluss, der das Gebirge einmal längst in der Mitte teilte. Man sagte, dass sich das Hauptquartier der Schwarzen Drachen irgendwo dort befinden musste, aber noch niemandem war es gelungen, sie zu finden. Zurzeit durchstreiften Melody, Ray und Coud das Land, auf der Suche nach einer bestimmten Schriftrolle, die Informationen über den Krieg der Drachen enthalten sollte. Die drei Magier erhofften sich eine Methode zu finden, um den Schwarzen Drachen zu besiegen. Ihr Weg führte sie in die Handelshauptstadt Algäsias, Shyousha. Auf dem Weg dorthin, lagen viele kleinere Dörfer, die aufgrund ihrer Lage vom Handel lebten. Und genau diese Dörfer wurden bedroht. Eine Gruppe von Bären vernichtete die Felder und machte ganze Dörfer dem Erdboden gleich. Seit dem frühen Morgen war die Gruppe nun unterwegs. Die Sonne stand hoch im Zenit und strahlte eine wohlige Wärme aus. Während Melody vorweg lief, gingen die beiden Jungs ihr gemächlich hinterher. „Kaum hört sie, dass es wieder was zu tun gibt, kann sie es kaum noch erwarten.“ Coud grinste in sich hinein. Ray nickte zustimmend. Coud kannte diese Seite an ihm schon. Immer ruhig, gelassen und darauf bedacht so wenig Worte wie möglich zu wechseln. Der Blonde, den Melodys Fröhlichkeit angesteckt hatte, tänzelte leichtfüßig über den Erdboden. Es bereitete ihm Freude, mit den für ihn, wichtigsten Menschen, durch das Land zu ziehen und gemeinsam für eine bessere Welt zu kämpfen. Der Krieg hatte zu viele Opfer gefordert. Viele Kinder wurden zu Waisen, viele Mütter verloren ihre Kinder und viele Frauen ihren Ehemann. All das sollte endlich aufhören. Einige Meter vor ihm blieb Melody plötzlich stehen. Verwundert darüber, tauschen Ray und Coud kurze Blicke aus. Dann legten sie einen Zahn zu, um das Mädchen zu erreichen, denn sie wussten, dass etwas nicht stimmte. Gerade als der Blonde etwas sagen wollte, sah er auch schon den Grund für Melodys abruptes stehen bleiben. Sie standen auf einer kleineren Anhöhe und konnten von da aus in das vor ihnen liegende Tal sehen. Einige Meter auf der rechten Seite sahen sie ein Dorf. Es war komplett zerstört und verwüstet. Doch das Schlimmste war: Alle Bewohner waren tot. Schon von dort oben war zu sehen, dass der Boden von Blut getränkt war. „Oh… mein… Gott…“, murmelte Coud. Sofort rannte Melody los. Sie lief einfach nur, so schnell sie konnte. Innerlich hoffte sie, noch jemandem helfen zu können. Irgendjemanden. Tränen stiegen ihr in die Augen. Dennoch versuchte sie stark zu sein. Schon nach wenigen Minuten erreichten sie das Dorf. Ray und Coud waren direkt hinter ihr. Ihnen bot sich ein Anblick des Grauens. Von den alten Holzhäusern standen, wenn überhaupt, nur noch die Grundmauern, Holzteile und Karren, die sie einst für den Transport von Waren genutzt hatten, lagen überall verstreut. Die Tiere waren geschlachtet und ausgeweidet worden. Und zwischen all den Trümmern lagen die Leichen. Frauen, Kinder und Männer des Dorfes. Niemand wurde verschont. Die Dorfbewohner versuchten noch sich zu retten, denn einige lagen in abgelegenen Gassen. Versteckt unter Trümmern und Karren. Soweit man erkennen konnte waren einige sogar bewaffnet. Neben den Leichen lagen Arbeitswerkzeuge, mit denen sie ihre Felder bestellten. Nun blickten sie nur noch stumm gen Himmel. Ihre Augen aus Angst und Schock geweitet. Sie waren leer. Kein Lebenszeichen war mehr zu sehen. Keine Hoffnung, keine Freude strahlte ihnen aus diesen Augen entgegen. Und das, was einmal die Straße war, war jetzt nur noch ein Fluss aus Blut. „Was ist hier bloß passiert?“, fragte das Mädchen fassungslos. „Ich denke, das waren die Bären, von denen uns erzählt wurde.“ Wie Melody jetzt erst merkte war Ray schon zwischen den Trümmern unterwegs, um nach Hinweisen zu suchen. „Aber warum töteten sie alle Menschen? Wir hatten schon öfter mit diesen Tieren zu tun und Tote waren schon immer zu beklagen. Aber diesmal haben sie ein ganzes Dorf ausgerottet! Das kann ja nicht alles des Hungers wegen passiert sein! , schimpfte Coud. Ray wusste, dass seine Wut den Angreifern galt und nicht ihm. Daher sprach er mit seiner ruhigen Stimme weiter, in der Melody aber eine Spur von Wut heraushörte: „Ich kann es dir nicht sagen. Nur dass es so aussieht, als ob das nichts mit Appetit zu tun hatte. Diese Tiere wurden regelrecht darauf abgerichtet alles, was sich bewegt, zu töten.“ Bei Rays Worten rann Melody ein kalter Schauer über den Rücken und selbst Coud stand nun mit vor Schock geweiteten Augen da. „Wieso musste es soweit kommen?“ Die rothaarige stand dort, inmitten der Leichen. Blut klebte an ihren Schuhen. Tränen liefen ihr über die Wangen. Eine unendliche Traurigkeit breitete sich in ihr aus. Soweit wollte sie das nicht kommen lassen. In Gedanken versunken bemerkte sie nicht, wie Coud nach ihr rief. Sie schreckte hoch und drehte sich langsam um, als plötzlich… ++++++ Ich schreckte hoch. Die Schulglocke hatte geläutet. Ich sah auf die Uhr. 4 Uhr. Die Mittagspause war vorbei. Ich hatte mich wieder so sehr ins Zeichnen vertieft, dass ich nichts um mich herum mitbekam. Noch zwei Stunden Sport und dann konnte ich endlich nach Hause. So steckte ich meine Sachen zurück in die Tasche und begab mich, leise über die kurzen Pausen fluchend, in Richtung meines Klassenzimmers. 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