Schwarz & Weiß von MarySae (Die Legende des goldenen Drachen) ================================================================================ Kapitel 6: Ein raffinierter Plan -------------------------------- Da mein PC schrott ist, habe ich eine Menge Zeit um an meiner FF zu schreiben. Darum ist das 6. Kapitel auch schon so schnell fertig geworden. Bis jetzt ist das hier das längste Kapi. Mal gucken was noch so kommt... Bye bye =3 Kapitel 6 – Ein raffinierter Plan Ich erwachte spät an diesem Morgen. Der Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits 9.30 Uhr war. So lange schlief ich sonst nie. Vielleicht lag es daran, dass ich in der Nacht kaum ein Auge zugetan hatte. Der gestrige Tag hatte mich zu sehr mitgenommen. Wie ich nach Hause gekommen war, wusste ich nur noch dunkel. Ich hatte mich abgetrocknet, umgezogen und gleich ins Bett gelegt. Es musste so neun Uhr gewesen sein. Nachts hatte ich schlimme Albträume, die mich nicht schlafen ließen. Erst am Morgen hatte ich ein paar Stunden Schlaf gefunden. Immer noch müde stand ich auf und ging gleich unter die Dusche, um mich ganz in die Realität zurück zu holen. Danach ging ich in die Küche und aß eine Kleinigkeit zum Frühstück. Und zum ersten Mal seit langem, schaltete ich den Fernseher ein. Zuerst wusste ich nicht, warum, bis die Nachrichten kamen und mir ein Licht aufging. Ich wollte wissen, ob bei dem Brand gestern jemand ums Leben gekommen war. Nach einigen politischen Meldungen kam der Beitrag, auf den ich gewartet hatte. Ich atmete erleichtert auf, als ich hörte, dass niemand verletzt oder sogar tot war, da alle rechtzeitig aus dem Haus gekommen waren und die Feuerwehr gut und schnell arbeitete. Ich hatte mir das alles also nur eingebildet… Dieses Gefühl, die Schreie und die meisten der Bilder… Schnell schaltete ich den Fernseher aus und widmete mich wieder meinem Frühstück. Ich saß am Tisch und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Ohne es richtig zu merken, landete mein Blick direkt auf dem Foto meiner Eltern. Ich erinnerte mich an die Schreie, die ich gestern beim Anblick des Feuers gehört hatte. Nun wusste ich, woher ich diese Stimmen kannte… Tränen stiegen mir in die Augen und ich ließ meinen Gefühlen freien Lauf… Nach einer, wie es mir vorkam, Ewigkeit konnte ich mich wieder beruhigen. Es fiel mir schwer, wieder gefühlsmäßig herunterzukommen. Ich fühlte eine tiefe Traurigkeit in mir. Aber nicht nur das. Die Einsamkeit erdrückte mich. Ich war so unendlich allein… Um nicht wieder über solche Dinge nachdenken zu müssen, stand ich auf und räumte mein Geschirr weg. Ich wollte hier nicht mehr bleiben. Ich musste raus aus diesen vier Wänden, bis ich wieder stark genug war um zurückzukommen. Meine Tasche lag noch griffbereit da, wo ich sie gestern Abend hingeschmissen hatte. Sie war zwar noch etwas nass von dem Regen, aber meinen Sachen war nichts passiert. Ich verließ das Haus und schlenderte langsam ich durch die Straßen. Der Himmel war voller Wolken, ließ aber oft die Sonne durch eine der zahlreichen Lücken in der Wolkendecke scheinen. Von den Blättern der Bäume tropften kleine Wassertropfen, die sich auf dem Boden zu kleinen Pfützen zusammenschlossen. Nach einigen Minuten erreichte ich den Glyziniengarten, ging hinein und setzte mich, ohne auf meine Umgebung und die anderen Besucher des Gartens zu achten, auf meinen Stammplatz. Ohne noch mehr Zeit zu verschwenden, beginn ich aufgeregt zu zeichnen. ++++++ Die Sonne ging gerade über den Wäldern auf und tauchte zwei einsame Reiter in ein fahles Licht. Sie ritten in Richtung Norden, immer auf der Hut, die Spur der Verfolgten nicht zu verlieren. Ray und Coud sagten kaum ein Wort. Beide waren sehr angespannt und überlegten, wie sie Melody am besten aus den Klauen dieser Kerle zurückholen konnten. „Wo wollen die bloß hin?“, murmelte Coud gerade so laut, dass Ray ihn noch hören konnte. „Ich weiß es nicht. Nur, dass sie irgendetwas vorhaben.“, meinte dieser ruhig, aber angespannt. Coud wurde von Minute zu Minute wütender. Er musste sie unbedingt zurückholen. Er fühlte sich schlecht ohne das Mädchen. Als ob etwas Wichtiges in seinem Leben fehlte. Sein Grund zu leben… Er verlor sich selbst, wenn sie nicht in seiner Nähe war. Seine Fröhlichkeit und seine Unbeschwertheit waren verschwunden. Negative Gedanken verdrängten die schönen Erinnerungen. Auch an Ray ging die ganze Sache nicht spurlos vorbei. Auch wenn er schon immer schweigsam war, redete er jetzt noch weniger und war öfter gedanklich abwesend als sonst. Er zog sich mehr und mehr zurück. Melody war die Erste und Einzige die ihn aus seiner Welt holen konnte. Ihm einen Weg ins Licht zeigte, den er alleine nie gefunden hätte. Es war höchste Zeit, dass das Herz der Truppe zurückkehrte… ++++++ Seit Kaiba gestern beschlossen hatte, Melody an den König, oder besser an den Prinzen, zu verkaufen, hatte Melody kein Wort mehr gesagt. Die Nacht über hatten sie Rast gemacht und waren noch vor Sonnenaufgang weiter geritten. Die Rothaarige saß wieder bei Kaiba auf dem Pferd und betrachtete die Landschaft. Wie die Sonne durch die Bäume schien oder wie kleine Tiere aus ihrem Dickicht zu ihnen aufsahen. Die anderen Männer gingen hinter ihnen. Melody konnte manchmal hören, wie sich die Männer über sie lustig machten. Doch sie ignorierte es einfach. Das Mädchen dachte lieber über ihre Zukunft nach. Wie würde der Prinz reagieren? War er wirklich der Typ, der andere Menschen ‚kaufte’? Was würde er mit ihr machen? Sie hatte Angst… Die Gruppe bewegte sich am Rande des Gaja entlang. Das Gebirge war beeindruckend. Die schwarzen Berge mit ihren teilweise weißen Gipfeln spiegelten sich in den zahlreichen Seen, die sich am Fuße der Gebirgskette befanden. Die Gruppe wurde immer nervöser, je näher sie sich der Hauptstadt Kizune näherten. Dort befand sich auch das Schloss des Königs. „Seid ihr sicher, dass das eine gute Idee ist, Herr?“ Der junge Gehilfe von Kaiba war gerade neben seinem Pferd erschienen. Mit kühler Stimme und ohne ihn anzusehen, antwortete Kaiba: „Willst du meine Ideen anzweifeln? Natürlich wird das gehen. Das ist ja nicht das erste Mal, dass der Prinz uns Mädchen abgekauft.“ Der Junge stammelte noch eine Entschuldigung und ließ sich wieder zurückfallen. Melody war geschockt. Der Prinz hatte schon mehrere Mädchen gekauft? Er machte Geschäfte mit diesem Mann? Damit hatte sie nicht gerechnet. Nun wusste sie, was ihr bevor stand… Ihre Reise führte etwas außerhalb der normalen Straße entlang, damit sie nicht entdeckt wurden. Zwar unternahm niemand etwas gegen diese Bande, aber zu viel Aufsehen wollte niemand erregen. Am späten Nachmittag erreichten sie einen Felsvorsprung, von dem sie direkt auf die Stadt sehen konnten. Links von ihnen sah Melody die Hauptstadt. Eine Stadt, die sich einige Kilometer in alle Richtungen streckte. Sie war umgeben von hohen Bäumen und zwei Seen. Am nördlichen Teil grenzte die Stadt an den Ganga, genau an der Stelle, wo er das Gaja- Gebirge teilte. Außerdem wurde die Stadt durch dicke Steinmauern von der Außenwelt geschützt. Sogar von hier oben, konnte man in der Mitte der Stadt einen Marktplatz sehen, der gut ein Viertel der Stadt einnahm. Das Mädchen wusste, dass sich in der Mitte des Platzes ein großer Brunnen befand. Melody kannte diese Stadt. Sie war als Kind schon mehrmals dort gewesen. Viele Menschen strömten durch die Tore der Stadt um hier ihre Waren zu verkaufen. Die Stadt war immer belebt. Ob am Tag oder bei Nacht. Gaukler, Händler, Bürger. Alle strömten auf die Straßen, auf den Markt oder abends in die Lokale und Bars. Wie sehr wünschte Melody es sich doch, eine von diesen Personen zu sein. So wie früher. Fröhlich durch die Stadt zu bummeln und im Meer der Menschen zu versinken. Doch sie hatte im Moment andere Probleme… Ihre Route führte sie seitlich an den Ausläufern des Gebirges entlang. Rechts neben der Stadt, weiter oben, auf einem der Hänge des Gaja- Gebirges stand das Schloss der Königsfamilie. Es war prachtvoll und eines der schönsten Dinge, die Melody je gesehen hatte. Schon früher als kleines Kind war sie fasziniert von der Pracht des Schlosses. Sie stand minutenlang auf dem Markt, nur um das Schloss anzustarren. Es war komplett in grau/weiß gehalten und hatte vier unterschiedlich große Türme. Die Türme hatten leuchtend rote Dachziegel und mehrere halbrunde Fenster. Auf ihnen wehte die Flagge des Kontinents. Eine weiße Flagge mit einem Weizenhalm und einem Schwert, die sich kreuzten. Dieses Symbol sollte die Verbundenheit zwischen dem treuen Handwerk des Feldanbaus sowie der Tierzucht und dem kämpferischen Willen jedes einzelnen zeigen. In der Mitte überragte das Hauptgebäude alles um sich herum. Um das Gelände war eine Mauer aus massivem Stein gezogen, um es vor eventuellen Angreifern zu schützen. Und im Hintergrund lag das Gebirge, welches das Schloss um einige hundert Meter überragte und ihm von hinten Schutz gewährte. Da der Pfad nur ein kleiner Trampelpfad war, war der Großteil der Männer zurückgeblieben und hatte ihr Lager aufgeschlagen. Nur Kaiba, Melody, Kaibas Gehilfe sowie zehn weitere Männer (darunter auch der Junge, der Melody am Abend zuvor geholfen hatte). Gemeinsam gingen sie zur „Hintertür“ des Schlosses. Schon von weitem wurden sie entdeckt und sofort verstärkten sie die Truppen an dem kleinen Tor hinter dem Gebäude. Doch Kaiba blieb ruhig. Er kannte das schon. Vor dem Tor stand eine zum Teil rot gekleidete Wache, umbringt von 4 normalen Wachen. „Halt! Wer seid ihr und was wollt ihr?“, fragte der Mann, der wie ein Hauptmann aussah. „Nennt mich Kaiba. Wie haben hier etwas für den Prinzen. Lasst uns herein. Er weiß schon, warum wir hier sind.“, antwortete Kaiba kühl mit einem herablassenden Blick auf die Ritter. Melody sah, wie sich das Gesicht des Hauptmanns zu einer wütenden Grimasse verzog. Man konnte seinen Hass gegenüber Kaiba sehen. Auch Kaiba bemerkte dies und ein gemeines Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Der Hauptmann bedeutete den Wachen aus dem Weg zu gehen und sogleich wurde das Tor geöffnet. Kaiba ritt vorweg und der Rest folgte ihm. Innerhalb der Mauern bogen sie nach rechts ab. Überall standen Pferde in ihren Boxen und Heu lag verstreut. Hier und da stand ein Waffen- bzw. Gerätehaus. Während Melody sich noch umsah, spürte sie, wie ihr Arm gepackt und sie vom Pferd gezogen wurde. Sie stöhnte kurz vor Schmerz auf, als sie unsanft auf dem Boden landete und kurz darauf am Arm wieder auf die Beide gezerrt wurde. Kaiba stieg ebenfalls vom Pferd ab und ging voraus. Sein Gehilfe lief ihm gleich hinterher, gefolgt von Melody, die von zwei Wachen abgeführt wurde. Das Mädchen merkte, dass der Griff an ihrem rechten Arm lange nicht so stark war wie der am Linken und drehte ihren Kopf zur Seite. Verwundert sah sie, dass es der Junge vom gestrigen Abend war. Dieser sah sie an und nickte ihr kaum merklich zu. Die Rothaarige ließ es geschehen und folgte Kaiba zu ihrem neuen „Leben“. Sie streunten durch den hinteren Teil des Schlosses. Überall hingen kunstvoll bestickte Wandteppiche und Gemälde neben goldenen Kerzenleuchtern oder es standen edel aussehende Ritterrüstungen an den Wänden. Vor jedem der großen und zahlreichen Fenster hing ein Vorhang aus feiner roter Seide, die mit einem goldglänzenden Seil hoch gerafft wurden. Die Türen, oder besser gesagt, Tore die den Flur mit den Zimmern verbanden, waren doppelt so groß, wie normale Türen und aus schwerem dunklen Holz gefertigt. Melody hätte sich das Schloss gerne länger und intensiver angeguckt, doch im Moment war dies nicht möglich. Kaiba schien zu wissen, wo er hin wollte, denn er führte die kleine Truppe ohne zu zögern viele Flure und Treppen entlang, bis er vor einem besonders großen Holztor stehen blieb. Die Wachen, die vor der Tür positioniert waren, öffneten das Tor und die Gruppe trat herein. Was Melody jetzt sah, beeindruckte sie sehr. Es war ein Zimmer, welches von den Ausmaßen her gut eine Kirche hätte sein können. Die Wände waren mit einem roten glänzenden Stoff verdeckt, damit man die Steine nicht mehr sah. An den Fenstern, die gegenüber der Tür waren, hingen rote Seidenvorhänge, ähnlich denen, die auf dem Flur hangen. Im Zimmer verteilt standen kostbare Vasen, goldene Ritterrüstungen, seltsam aussehende Musikinstrumente und eine große Standuhr, was zu dieser Zeit besonders selten war. Der linke Teil des Zimmers war durch einen weißen transparenten Vorhang von dem Rest des Zimmers abgetrennt. Wenn man genau hinsah erkannte man die Umrisse eines riesengroßen Himmelbettes, mit roten Vorhängen und einem rot/weißen Himmel „Mir wurde gesagt, dass du auf dem Weg zu mir seiest.“, hörte man eine Stimme aus dem rechten Teil des Raumes kommen. Erst jetzt bemerkte Melody ihn. Prinz Atemu, der einzige Sohn König Vaans. Er war ca zwei Jahre älter als sie, hatte kurze dunkelblaue Haare und tiefblaue Augen. Er trug ein edles Gewand in den Farben rot/weiß. Sein Kragen, sowie der untere Teil des Gewandes waren blau. Er saß auf einem großen roten Ledersessel, der mit einigen goldenen Stickereien verziert war. Am oberen Ende ragte eine goldene Krone aus Holz über den Rand des Stuhls. „Wie schön, euch wieder zu sehen, mein Prinz.“, versuchte Kaiba höflich zu sagen, doch sein Spott und seine Verachtung waren nicht zu überhören. Nun stand der Prinz auf und ging langsam auf Kaiba zu. „Was willst du hier?“, fragte er mit genau der Verachtung, die auch Kaiba ihm entgegenbrachte. „Ich habe dir etwas mitgebracht. Ich schlage dir einen lohnenden Handel vor.“, grinste Kaiba. „Ach ja?“, fragte der Prinz wenig interessiert. Kaiba schnipste mit den Fingern und bedeutete somit seinen Leuten, Melody nach vorne zu bringen, wo auch der Prinz sie sehen konnte. Erst jetzt bemerkte Atemu das Mädchen und seine Augen weiteten sich vor Schreck. Melody sah ihm in die Augen und er hielt ihrem Blick stand. „Das... Das ist doch…?!“, begann der Prinz und Kaiba beendete seinen Satz: „Das ist die Tochter des Konsuls. Ich wusste, dass ich bei dir an der richtigen Adresse bin.“, lachte Kaiba. Melody war die Sache peinlich. Sie konnte ihm nicht länger in die Augen sehen und senke ihren Blick zu Boden, sodass ihre roten Haare ihr Gesicht verdeckten. „Wie viel willst du?“, fragte der Prinz ohne den Blick von dem Mädchen zu wenden. Der Angesprochene lachte. „50 Millionen.“ Vor Schreck zuckte Melody zusammen. Das war Wucher! Soviel würde nicht einmal der Prinz für ein Mädchen bezahlen! Die Rothaarige hatte mal gehört, dass man für ein Mädchen zwischen 1.000 und 10.000 Goldstücke bekam. Aber 50 Millionen? Nein, das war unmöglich… „Ein stolzer Preis…“, meinte der Prinz. „Du musst bedenken, wer das ist! Die einzige Tochter des Konsuls! Das reichste Mädchen des Landes! Und dann soll sie auch noch die Macht des Drachen aus der Legende besitzen.“ Kaiba schien stolz darauf zu sein, so einen Fang gemacht zu haben. Melody wurde übel, allein bei seinem stolzen Unterton in der Stimme. „OK, ich nehme sie.“ Stille. Jeder sah geschockt auf den Prinzen. Selbst Kaiba sah aus, als ob er glaubte, sich verhört zu haben. „Na wunderbar!“, lachte er plötzlich laut auf und reichte dem Prinzen die Hand, um den Handel gültig zu machen. Sofort schickte Atemu einen seiner Diener in die Schatzkammer, um das Geld zu holen. Dieser fragte nicht nach, sondern führte still seinen Befehl aus. Als er mit einem großen Sack voller Geld wieder kam, drückte Atemu ihn Kaiba in die Hand, worauf dieser den Wachen bedeutete, das Mädchen loszulassen. Melody starrte weiterhin auf den Boden und rührte sich nicht. „Es ist immer wieder schön, mit dir Geschäfte zu machen.“, grinste Kaiba, bei dem Anblick des Goldes in seinem Sack. „Ich werde dann mal gehen.“, meinte Kaiba. „Ich lass dir den Kleinen da, um den Rest zu besprechen.“ Er zeigte auf den Jungen, der immer noch bei Melody stand. Der Junge, der ihr geholfen hatte. „Ok.“, meinte der Prinz nur und setzte sich wieder in seinen Sessel. Kaiba, sein Gehilfe und der andere Mann verließen das Zimmer. Eine Weile rührte sich niemand in dem Raum. Atemu saß auf seinem Sessel und sah das Mädchen an. Melody stand, mit hängendem Kopf, im Raum und der Junge sah nervös von einem zum anderen. Plötzlich sprang Atemu auf und rannte auf das Mädchen zu. Sie hob ebenfalls ihren Kopf und dabei fiel ihr der Hut vom Kopf, sodass ihre langen roten Haare wehten, als sie dem Prinzen entgegen lief. Er nahm sie in die Arme und sie weinte sich an seiner Brust aus. „Melody! Bist du in Ordnung? Mein Gott… Was ist passiert?“ Die Stimme des Prinzen klang lange nicht mehr so cool wie noch bei dem Gespräch mit Kaiba. Melody schluchzte hemmungslos und konnte ihm nicht antworten. Er nahm währenddessen ein Messer aus seinem Gürtel und befreite das Mädchen von ihren Fesseln. Sofort schlang sie ihre Arme um seinen Hals und er drückte sie fester an sich. „Es ist alles wieder gut. Der Kerl ist weg. Beruhige dich doch!“, versuchte Atemu sie zu trösten. Langsam beruhigte das Mädchen sich wieder und hob ihr Gesicht, sodass sie ihm in seine blauen Augen sehen konnte. „Tut… Tut mir Leid… dass ich dich… da mit rein gezogen habe…“, stammelte sie. „Aber… ich wusste keinen… anderen Weg…“ und wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. Nur mit Mühe konnte sie sich beherrschen um nicht gleich wieder loszuweinen. „Es ist ok.“, meinte der Blauhaarige mit einem Lächeln im Gesicht. „Ich bin froh, dass du hier bist. Wer weiß, an wen der dich sonst verkauft hätte…“ Melody erschauderte bei dem Gedanken und krallte sich wieder etwas fester an den Prinzen. Nun erinnerte sich der Prinz, dass Kaiba ja einen seiner Leute hier gelassen hat. Er machte sich kurz von Melody los und ging zu dem jungen Mann, der die ganze Szene mit aufgerissenen Augen mit angesehen hatte. „Du wirst Kaiba von dem, was du hier gesehen hast, nichts erzählen. Hast du verstanden?“ Atemu sagte dies mit einer eiskalten Stimme, die keine Widerrede duldete. „Ja… Ja, mein Prinz.“, sagte der Angesprochene leise. „Atemu, nicht!“ Melody hatte sich wieder halbwegs gefangen und lief auf die beiden Jungen zu. „Er ist nicht wirklich einer von denen. Er hat mir geholfen, nachdem ich gefangen wurde.“ Sie sah Atemu mit flehenden Augen an. „Ok, wenn das so ist. Danke, dass du ihr geholfen hast. Und entschuldige, dass ich eben so ausgerastet bin.“, meinte der Prinz nun um einiges freundlicher. „Sie müssen sich nicht entschuldigen, mein Prinz. Bei jedem anderen der Truppe wären ihre Worte angemessen gewesen.“, sagte der Junge schon eine Spur gefasster. „Aber was…?“, fügte er leise hinzu. Melody lächelte ihn an. Sie ging an Atemus Seite und umklammerte seinen Arm. „Tut mir Leid. Ich konnte dir nichts sagen. Ich wusste nicht, ob mein Plan klappen würde.“, fing sie an zu erzählen. „Als kleines Kind war ich oft mit meinem Vater in dieser Stadt. Atemu und ich sind schon aus Kindertagen befreundet. Mir ist in dieser Situation nichts eingefallen, womit ich mein Schicksal ändern konnte, bis ich mich an Atemu erinnerte. Ich habe versucht es als Kaibas Idee auszugeben und der Kerl hat super mitgespielt. Ich hatte gehofft, dass Atemu mir helfen würde.“, erklärte die Rothaarige den beiden. Nun sprach sie an den Prinzen gewand weiter. „Vielen Dank, dass du das Spiel mitgespielt hast. Und entschuldige nochmals, dass ich dich da mit rein gezogen habe…“, in ihrer Stimme hörte man nun wieder ihre Traurigkeit heraus. Doch bevor der Prinz etwas sagen konnte, fügte sie noch aufgeregt hinzu: „Und wegen dem Geld… Soviel werde ich wohl nie zusammenbekommen. Aber ich werde versuchen dir alles zurückzuzahlen! Irgendwie komme ich an das Geld.“ Nun weinte sie wieder. Die letzten Stunden hatten sie sehr aufgewühlt. Sie hatte Mühe noch klar zu denken. „Na, Na. Beruhige dich!“, lächelte Atemu und drückte sie an sich. „Du brauchst mir das Geld nicht wiedergeben. Ich bin nur froh, dass es dir gut geht.“ Leise weinte Melody sich aus. Atemu brachte sie zu seinem Bett, wo sie sich hinsetzte, da ihre Beine sie nicht mehr tragen wollten. Der Prinz regelte die Angelegenheit mit dem Jungen, aber so leise, dass Melody nichts hören konnte. Kurz bevor er gehen konnte, rief Melody ihm noch etwas zu: „Warte! Verrätst du mir noch deinen Namen?“ Verlegen über die Tatsache, dass er sich nicht einmal vorgestellt hatte, antwortete er ihr: „Shaolan.“ Melody lächelte: „Vielen Dank, Shaolan. Und pass bitte auf dich auf!“ Er nickte ihr lächelnd zu und verschwand aus dem Raum. Atemu sagte einem seiner Diener, dass er etwas Essen und was zum Trinken holen sollte und setzte sich zu dem Mädchen auf das große Bett. „Melody. Was ist denn eigentlich passiert? Wie haben diese Kerle dich gefangen?“ Melody hörte die Sorge um sie aus seiner Stimme heraus und begann zu erzählen, was passiert ist. Atemu lauschte gespannt und unterbrach sie nicht, bis sie zu Ende erzählt hatte. Nur der Diener, der mit einer Wagenladung essen kam, die für mindestens fünf Personen gereicht hätte, störte kurz die Geschichte. Als das Mädchen geendet hatte, herrschte kurz Schweigen. Melody sah ihn von der Seite an und versuchte in seinem Gesicht seine Gedanken und Gefühle zu lesen. Doch der Prinz zeigte keine Regung. Nach einer Weile meldete er sich dann zu Wort: „So war das also… Wir hier wussten zwar, dass etwas außerhalb dieser Mauern vor sich ging, aber das genaue Ausmaß kannten wir nicht.“ Melody nickte. Sie konnte es gut verstehen. Ihr ging es genauso, als sie noch Zuhause bei ihren Eltern lebte. Ein Leben in trügerischer Sicherheit. Die Tür zum Gemach des Prinzen öffnete sich und ein kleiner älterer Herr, der auch vorhin schon das Geld geholt hatte, kam hereingestolpert. „Mein Prinz. Die Gruppe zieht weiter nach Norden. Sie folgen dem Verlauf des Gebirges und scheinen einen passenden Weg hinein zu suchen.“, berichtete dieser, nachdem er vor dem Vorhang, der das Bett abschirmte, Halt gemacht hatte. „Vielen Dank.“, meinte Atemu, der Diener verbeugte sich und verließ den Raum. Atemu überlegte eine Weile, bis er seine Gedanken aussprach „Ich glaube, ich weiß, was die Kerle vorhaben.“ Überrascht sah Melody ihn an. „Sie suchen das Auge des Drachen.“, fügte er noch hinzu, stand von dem Bett auf und durchquerte das Zimmer zu einem Bücherregal, welches hinter dem Sessel stand und von einem Vorhang bedeckt wurde. Melody wusste nicht was los war und folgte ihm erstmal. „Was…Was meinst du? Atemu?“, fragte sie, als sie hinter ihm her lief. Doch der Prinz antwortete nicht, sondern wühlte, beim Regal angekommen, seine Bücher durch. So, als ob er etwas Bestimmtes suchte. Nach etlichen Büchern zog er eines davon heraus und setzte sich auf seinen Sessel. Melody konnte gerade noch den Buchtitel erkennen, bevor er wie wild durch die Seiten blätterte. Vergessene Artefakte. Die Rothaarige fragte sich, was er darin wohl zu finden hoffte. Auf einer Seite blieb er plötzlich stehen. Melody sah ihm über die Schultern. Auf der Seite war ein Stein abgebildet, der rot/golden glänzte. Auf der Vorderseite war etwas wie ein Auge eingraviert. Als Überschrift prangten die Wörter „Das Auge des Drachen“ auf der Seite. „Was ist das?“, fragte das Mädchen neugierig. „Das Auge des Drachen. Ein altes Artefakt, welches in der Sage des Drachenkrieges vorkommt. Es soll eine Art Schlüssel sein, welcher benötigt wird um die Truhe der Sage zu öffnen.“, las der Junge vor. „Ein Schlüssel… Die Truhe der Sage…“, murmelte Melody vor sich hin. Atemu las weiter: „Es wird vermutet, dass sich der Stein innerhalb des Gaja Gebirges in einem alten Tempel befindet. Gefunden wurde dieser jedoch noch nicht.“ „Ich verstehe…“, sagte Melody nach einer kurzen Pause. „Das suchen sie also. Aber warum? Was will Kaiba mit dem Stein anfangen?“, fragte Melody leicht verwirrt. „Nicht Kaiba… Karasuma.“ Melody zuckte zusammen? Karasuma? Der Anführer der Schwarzen Drachen? Aber warum? „Wie meinst du das? Soll das heißen, Kaiba arbeitet für den Anführer der Schwarzen Drachen?“ Melody war geschockt. Nie hatte sie damit gerechnet. „Es deutet alles darauf hin.“, sagte Atemu ruhig, aber mit einem Funken Zorn in der Stimme. „Verdammt. Wir müssen ihn aufhalten!“, schrie Melody schon fast. „Wir können sie nicht aufhalten. Was sollten wir denn dagegen tun?“, sagte Atemu gelassen ohne das Mädchen anzusehen. „Du bist der Sohn des Königs! Du hast eine ganze Armee hinter dir! Wenn Karasuma diesen Schlüssel in die Hände bekommt, haben wir kaum noch eine Chance ihn zu besiegen!“ Melody wurde wütend. Worauf wartete er noch? Das Schicksal dieses Landes hing davon ab! „Wenn ich meinen Vater bitte, seine Armee rauszuschicken, werden die Schwarzen Drachen wieder in Erscheinung treten und Unschuldige angreifen.“, überlegte der Prinz laut. Die Rothaarige konnte es nicht glauben. Ihr Freund wollte diese Menschen ziehen lassen. Einfach so! Nein, das konnte sie nicht zulassen. Sie lief zur Tür und nahm ihren Hut von einer Kommode, wo der Diener ihn vorhin hingelegt hatte. „Melody!“, hörte sie jemanden hinter ihr ihren Namen rufen und drehte sich zu der Stimme um. Atemu war aufgestanden und sah das Mädchen an. In ihren roten Augen sah er soviel Entschlossenheit, dass es ihm Angst machte. „Was hast du vor?“, fragte er leise. „Ich werde sie verfolgen.“, begann das Mädchen. „Sobald ich herausgefunden habe, wo die Männer den Stein vermuten, werde ich versuchen eher da zu sein.“ Die beiden Personen sahen sich an. Melody war fest entschlossen sich nicht davon abbringen zu lassen. Sie sah zwar die Sorge im Gesicht ihres Freundes, aber das hier war der Weg, den sie sich ausgesucht hatte. Kneifen war nicht drin. „Aber du…“, meinte Atemu, doch er wurde sofort von dem Mädchen unterbrochen. „Ich komme schon klar. Bitte sende Boten aus. Coud und Ray müssten ganz in der Nähe sein. Sag ihnen, dass es mir gut geht und wo ich bin. Leb wohl.“, sagte das Mädchen mit einem Lächeln, öffnete die Tür und rannte durch das Schloss in Richtung des Ausganges. Ihr war so, als hätte sie hinter sich jemanden ihren Namen rufen gehört und wusste auch, wer es war, doch sie blieb nicht stehen. Sie würde das durchziehen, denn sie glaubte, das Richtige zu tun. ++++++ Ich legte meine Sachen zur Seite und beobachtete, wie so oft, die Blüten, die von dem Gitter herabhingen. Es war bereits später Nachmittag, weshalb die Sonne sich Minute um Minute dem Horizont näherte. Der Himmel war aufgerissen und die Sonne hatte öfters eine Lücke gefunden. Ich wollte noch nicht zurück, auch wenn es mir schon wieder besser ging. Doch ich hörte immer noch diese Personen schreien. Immer wenn ich tief in Gedanken war kamen die Erinnerungen zurück. Ignorieren half nicht. Langsam packte ich meine Sachen zusammen und ging noch einmal in Richtung Stadt. Ich schlenderte die Straßen entlang und sah mir wieder die Schaufenster an. Menschen eilten durch die Straßen und die Autos verstopften einige von ihnen. Sie wollten schnell nach Hause oder gingen in einem der 24-Stunden-Shops noch etwas für das Abendbrot kaufen. Ich bog in meine Straße ab und betrachtete weiter die Läden. Viele hatten zu, da Sonntag war. Aber das bloße Schaufensterbummeln heiterte mich auf und verdrängte unangenehme Gedanken. Morgen war Montag, was bedeutete, dass ich wieder zur Schule musste. Ich war mir noch nicht sicher, ob ich gehen sollte. Ob ich das durchhalten konnte. Das würde ich kurzfristig entscheiden. Zuhause angekommen, ging ich in die Küche, nahm mir ein Fertiggericht aus dem Kühlschrank und schaltete den Fernseher ein. Meine Suppe essend sah ich mir eine große Musikveranstaltung an. Besonders eine Gruppe, die sehr rockige Musik machte und eher düstere Texte hatte, hatte mir sehr gut gefallen. Ich konnte die Musik in mir hören und auch der Text sprach mir aus der Seele. Anscheinend hatten auch andere solche Gedanken wie ich… Am Ende der Sendung zog ich mich um und legte mich ins Bett. Wie der morgige Tag aussehen würde, wusste ich noch nicht. Einfach überraschen lassen, sagte ich mir und keine 15 Minuten Später befand ich mich im Reich der Träume… Hosted by Animexx e.V. 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