Schwarz & Weiß von MarySae (Die Legende des goldenen Drachen) ================================================================================ Kapitel 9: Die Angst, sich zu verlieren --------------------------------------- Kapitel 9 ist fertig! Diesmal habe ich das Kapitel in mehreren Teilen geschrieben. Ganz ungewöhnlich für mich. O.o Egal. XD Nun ist es ja fertig. ^^ In diesem Kapitel habe ich mal die Story etwas vorangebracht. Zumindest die von Melody. Lina ist im nächsten Kapi dran. ^^ Ich habe nicht mehr viel Zeit, bis es fertig sein muss. >___< Und es wird noch so einiges kommen, denke ich. Kapitel 10 ist jedenfalls schon in Arbeit. ^^ So, hier erstmal Kapi 9! ^^ Viel Spaß damit. =3 Kapitel 9 – Die Angst, sich zu verlieren Diese Nacht hatte ich so gut geschlafen, wie schon lange nicht mehr. Schon einige Zeit bevor mein Wecker klingelte war ich hell wach und stürmte aus dem Bett, als ich endlich das gewohnte Geräusch vernahm. Die Sonne schien in mein Zimmer und zauberte viele kleine Lichtpunkte auf meine Möbel und Gegenstände. Ich stürzte ins Bad und danach in die Küche. Lächelnd betrat ich den Raum und sah das Foto an. Ich spürte zwar die gewohnte Traurigkeit in mir aufsteigen, dennoch tat das meiner Stimmung keinen Abbruch. Es war ein tolles Gefühl wieder morgens aufzustehen und die Sonne scheinen zu sehen und nicht gleich auf die dunklen Wolken am Horizont zu achten. Ich hatte meine ganze Denkweise von einen Tag auf den anderen umgestellt. Jedenfalls dachte ich das. Doch gegenüber anderen Leuten hatte ich das noch nie probiert. Und selbst wenn… Aus meiner Klasse würde eh keiner mehr was mit mir zu tun haben wollen… Ich schlenderte aus dem Haus und ging meinen gewohnten Weg. Doch schon von weitem sah ich, dass etwas anders war und musste lächeln. Kazune stand vor dem Buchladen und wartete scheinbar auf jemanden. „Guten Morgen!“, begrüßte ich ihn, als ich nahe genug an ihm dran war. Gleich setzte der Junge sein Lächeln auf und grüßte mich zurück. „Du bist so anders als damals.“, waren seine ersten Worte, nach der Begrüßung. „Geht’s dir wieder besser?“ „Ja, alles in Ordnung. Und außerdem… Menschen können sich ändern.“, meinte ich mit einem immer noch fröhlichen Unterton. „Schön.“, lachte er. „Lächelnd bist du jedenfalls viel süßer.“ Mit einem Mal stieg mir das Blut in den Kopf und mir wurde von einem Moment auf den anderen heiß. Ich musste ziemlich geschockt ausgesehen haben, denn er lachte laut los und zog mich mit den Worten „Komm, lass uns gehen.“ hinter sich her. Ich konnte sein Lächeln förmlich riechen. Es machte ihm Spaß mich total durcheinander zu bringen. „Na warte…“, murmelte ich mit einem gespielt ärgerlichem Unterton zu mir selbst. Langsam wurde ich mir selber unheimlich. Seit langer Zeit lebte ich alleine und verschlossen, von der Außenwelt getrennt und dann kommt da so ein Junge her und krempelt mein ganzes Ich auf einmal um. Ich musste gestehen, dass mir das etwas Angst machte. Angst, dass das zu schön war um wahr zu sein… Wir unterhielten uns auf dem Weg über alltägliche Dinge wie das Wetter oder den Unterricht. Mir fiel auf, dass er Sachen wie den Vorfall gestern überhaupt nicht ansprach. Er wusste wahrscheinlich, dass er mich damit traurig machen würde. Kazune verstand mich wirklich gut. Vielleicht sogar besser als ich mich selbst. Als wir zusammen den Schulhof betraten und danach ins Gebäude gingen, ernteten wir vielsagende Blicke. Dennoch achteten wir nicht darauf. Kazune schien genauso zu denken, wie ich. Er brachte mich bis zu meiner Klassenzimmertür und sagte noch folgendes, bevor er in Richtung seiner Klasse verschwand: „Tut mir Leid. In der Pause kann ich nicht kommen. Als Neuer an der Schule muss so viel Papierkram erledigt werden…“ Ein wenig Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit. „Natürlich.“, lächelte ich. „Ich werde eine Pause ohne dich schon überleben.“ Er grinste mich an. „OK, dann sehen wir uns morgen. Du hast ja leider heute weniger Stunden als ich. Bis dann!“, sagte er und verschwand den Gang hoch. Ich betrat die Klasse unter einigen giftigen Blicken, die ich so gut es ging ignorierte, und hielt auf meinen Platz zu. Wenige Minuten später, betrat der Lehrer die Klasse. Die Stunden verliefen wie immer. Langweilig. Dennoch versuchte ich, seit langer Zeit, mich wieder auf den Unterricht zu konzentrieren. Auch das gehörte zu meiner neuen Lebenseinstellung. Ich bin, nach langem nachdenken, zu dem Entschluss gekommen, mir mein Leben nicht noch schwieriger zu machen, als es sowieso schon war. Und, kaum zu glauben, kam ich mit dem Stoff recht gut mit. Ich war also nie so dumm, wie ich es mir eingeredet hatte. Ich hatte mich nur nie angestrengt… In der Pause machte ich mich auf den Weg zum Dach. Die Sonne schien fröhlich vom Himmel und trotz des kalten Windes, war es draußen auszuhalten. Ich sah mir einige Minuten die Umgebung an, die mich schon so oft verzaubert hatte, setzte mich dann hin und kramte meinen Manga aus der Tasche. Mir fiel auf, dass es langsam zeit für ein drittes Heft wurde, da dieses schon fast voll war. Doch für heute würde es noch reichen und so begann ich wieder zu zeichnen. ++++++ Schweigend und geschockt saßen die Drei an dem Tisch des Esszimmers. Coud und Ray starrten ihre Freundin, die gegenüber von ihnen saß, an. Sie konnten nicht glauben, was Melody gerade gesagt hatte… Sie wollte die Sache alleine durchziehen? Aber warum? Warum wollte sie ihre Freunde plötzlich nicht mehr dabei haben? Das musste irgendeinen Grund haben… Doch bevor einer der Jungs etwas sagen konnte, stand Melody auf und rannte aus dem Zimmer. „Melody!“, schrie Coud ihr hinterher Ray legte das Geld für das Essen auf den Tisch und rannte Coud hinterher. Die Jungs sahen, dass die Tür weit offen stand. Melody war also draußen. Und das bei diesem Unwetter! Ja, es regnete nun nicht nur, sondern vor kurzem hatte es auch noch zu donnern begonnen. Schnell stürmten sie auf die Straße und sofort traf sie der kalte Regen wie ein Hammer. Die Temperatur hatte sich abgekühlt und bildete nun mit dem Regen und dem Wind eine eiskalte Mauer. Nirgends war eine Spur des Mädchens, bis Ray „Da!“ schrie und die Straße entlang deutete. Tatsächlich konnte man noch etwas Rotes im Regen erkennen. Schnell schlugen sie den Weg ein, in der Hoffnung, das Mädchen noch zu erreichen. Denn leider war Melody eine gute, und vor allem schnelle, Läuferin. Bald war das Ende des Dorfes erreicht. Hier gabelte sich der Weg in drei verschiedene Wege, die jeweils in eine andere Richtung führten. Allesamt führten sie in einen riesigen Wald, der such unendlich zu erstrecken schien. Ray und Coud mussten es einsehen. Sie hatten Melody verloren… ++++++ Müde lehnte sie sich an einen großen Baum, unter dem sie auch etwas Schutz vor dem Regen hatte. Langsam ließ Melody sich an dem Baum herab gleiten und setzte sich auf eine große Wurzel, die aus der Erde ragte. Sie seufzte auf. Ihr Körper zitterte vor Kälte, an der der viele Regen und der starke Wind Schuld waren. Die Rothaarige musterte ihre verdreckten und nassen Hände. „Ich habe wegen der Sache gestern nicht mehr viel Mana übrig. Doch um die letzten Verletzungen zu heilen, müsste es noch reichen.“, murmelte sie zu sich selbst. Das Mädchen fasste sich mit den Händen an die jeweils andere Schulter und ließ ihre Hände hellblau aufleuchten. Ihr Körper kribbelte unter ihrer Heilungsfähigkeit und sie spürte, wie der Schmerz von den Verletzungen immer mehr nachließ. Ihr Körper entspannte sich und sie wurde innerlich ruhiger. Sogar die Kälte ließ einen Moment von ihr ab. Der blaue Schein ihrer Hände verblasste und das Mädchen seufzte zufrieden. Eine Weile blieb sie dort sitzen. Immer ein Ohr auf die Geräusche der Umgebung gerichtet. Sie wusste, dass ihre Freunde nicht so leicht aufgeben würden. Also musste die Rothaarige vorsichtig sein. Ihr tat ihr Benehmen leid. So wollte sie nicht mit ihren Freunden auseinander gehen. Dennoch blieb ihr keine andere Wahl. Immerhin würden die Jungs Melody nie alleine losziehen lassen. Das war der Rothaarigen bewusst. „Melody!“ Als sie ihren Namen hörte schreckte sie hoch und stand sofort auf. Vor ihr standen Ray und Coud, total durchnässt mit einem mehr als traurigen Gesichtsausdruck. Erst jetzt fiel ihr ein, dass Coud ja das Element Luft beherrschte. Er musste die Vibrationen von ihr im Wind gespürt haben und wusste so, wo sie sein musste. Um ihnen nicht in die Augen sehen zu müssen, bahnte sich das Mädchen einen Weg durch die Mitte und sagte leise: „Lasst mich. Geht wieder zurück.“ Nach ein paar Schritten antwortete Coud ihr lauter, aber immer noch in die andere Richtung guckend: „Und du glaubst wirklich, dass wir diesmal auf dich hören?“ Melody blieb stehen. Sie stand nun ca. zwei Meter von den Jungs entfernt und mit dem Rücken zu ihnen. Genau wie sie es taten. „Ich bitte euch darum.“, war Melodys einzige Antwort. „Nein.“, sagte Coud bestimmt. Die Rothaarige seufzte. „Macht es doch nicht noch komplizierter, als es schon ist.“, bettelte das Mädchen fast. Ihre Stimme klang nicht so ruhig, wie sie es gerne gehabt hätte. „Warum lässt du uns dann im Regen stehen?“, fragte Ray mit einer betont ruhigen Stimme. „Weil ich euch nicht noch mehr damit reinziehen will.“, sagte das Mädchen. Nach einer kurzen Pause fügte sie dann noch etwas leiser hinzu: „Ich bin nicht mehr ich selbst. In mir drin ist etwas Neues. Etwas, das ich nicht kenne und was manchmal die Oberhand über meinen Körper gewinnt. Wenn ich euch nicht mehr erkennte, dann könnte ich euch… könnte ich euch…“ Doch weiter kam sie nicht. Ihre Stimme brach und sie konnte keinen Ton mehr sagen. Tränen rannen ihr aus den Augen und vermischten sich mit dem Regen, der immer noch auf sie herunterprasselte. Es herrschte Stille. Beide Seiten waren in sich gekehrt und dachten nach. Als Melody sich zum Gehen abwandte, wurde sie von Couds Stimme aufgehalten. „Darum sind wir doch da! Wir wollen unsere alte Freundin wiederhaben und dir helfen, trotz deiner Aufgabe, normal zu bleiben! Ich konnte dich schon einmal zurückholen… Bitte vertrau uns!“ Melody konnte nicht leugnen, dass er Recht hatte. Wenn sie etwas hätte, an dem sie sich festhalten könnte, würde sie nicht so schnell in den Bann des Drachens gezogen werden. Aber die Angst, ihren Freunden etwas zu tun, ließ die Entscheidung nicht leichter werden. Das Mädchen wollte das glauben, was Coud sagte. Sie wollte gar nicht alleine sein. Sie hatte Angst sich zu verlieren. Sie murmelte unter Tränen das Wort „ok“, als sie merkte, wie sich von hinten von zwei Menschen umarmt wurde. ++++++ Am späten Nachmittag hatte sich der Regen allmählich verzogen. Auf dem Boden glitzerten Pfützen und von den Bäumen und Blumen fielen kleine Regentropfen auf das nasse Gras. Durch winzige Wolkenlücken sah man des Öfteren einzelne Sonnenstrahlen, die Teile der Landschaft kunstvoll in Szene setzten. Die drei Freunde hatten sich im Dorf Pferde gekauft und ritten jetzt auf dem direkten Weg nach Shyousha. Nach einigen Stunden kamen sie auch an dem Dorf vorbei, in dem Kaibas Bande immer gewütet hatte. Melody zeigte den Leuten, die gerade mit dem Wideraufbau des Dorfes beschäftigt waren, dass es ihr gut ging. Besonders Ken und Elisa waren glücklich, das Mädchen wohlbehalten wieder zu sehen. Für einen kurzen Moment schien Melody wieder die Alte zu sein. Ihr freundliches und fröhliches Lächeln war zurückgekehrt. Doch innerlich machte sie sich Sorgen, wie es wohl weitergehen würde. Sie blieben über Nacht und feierten noch mal ausgelassen mit der Familie. Allen tat das nach diesen Strapazen gut. Endlich sah man die ganze Gruppe wieder richtig lachen. Ja, auch Ray wirkte fröhlicher als sonst. Die Ruhe vor dem Sturm… Früh am Morgen setzten sie ihre Reise, nach einem tränenreichen Abschied, fort. In zwei Tagen würden sie die Stadt erreichen. Die Reise verlief unter allgemeinem Schweigen. So wenig, wie auf dieser Reise, hatten die drei noch nie gesprochen. Jeder versuchte eine Lösung für ihr Problem zu finden. Eine Lösung, die auch jedem gefiel. Am Mittag des nächsten Tages erreichten sie dann ihr Ziel. Die Handelhauptstadt Shyousha, die direkt am Meer lag. Der Wald hatte vor einigen Kilometern geendet und nun standen sie an einem breiten Sandstrand. Die Sonne schien vom Himmel und erwärmte die Luft noch einmal zusätzlich. Ein mulmiges Gefühlt breitete sich in den Mägen der drei Freunde aus. Was wird sie erwarten? Niemand konnte es genau sagen. Vor den Toren sammelten sich viele Menschen, die aus allen Richtungen herbeiströmten. Schon auf ihrem Weg waren den dreien dutzende Menschen begegnet, die Wagen dabei hatten oder große Tragetaschen auf ihren Rücken. Man sah auf den ersten Blick, dass hier viel gehandelt wurde. Die ganze Stadt war ein riesiger Marktplatz. Die Straßen und Gassen waren voll gestellt mit Ständen aller Art. Nahrung, Kleidung, Geschirr, Möbel, Vieh, Waffen, Zauberutensilien und vieles mehr. Die Stadt war von Häusern nur so übersäht. Es waren meistens Zweistöckige Holzhäuser, die dicht gedrängt die engen Straßen umzäunten. Melody und die anderen quetschten sich durch die Straßen, was gar nicht so einfach war, aufgrund der Menschenmassen. Ständig stießen sie gegen irgendwelche Leute oder schmissen beinahe Gegenstände von den Tischen. Die Einzige, der das Ganze gefallen hatte, war Melody. Sie freute sich über jeden Stand und lief mit glänzenden Augen von Stand zu Stand. Gegen Abend machten die Drei auf dem Marktplatz Rast. Dort setzten sie sich auf den Rand eines großen Brunnens. Auf ihm stand ein Bauer mit Säcken und Tieren, der einem Magier, mit einer Energiekugel in seiner Hand, die Hand reichte. Ein Zeichen für den ersehnten Frieden. Dort aßen sie etwas von dem Proviant, den sie sich im letzten Dorf, in dem sie auch die Pferde verkauft hatten, beschafft hatten. Ratlos, was sie als nächstes tun sollten, saßen die Freunde zusammen. Woher sollten sie wissen, wohin sie mussten? Die Stadt war riesig! Coud seufzte zum wiederholten Male an diesem Abend. Ray war in Gedanken versunken und Melody beobachtete die Menschen auf dem Platz. Der Blonde sprang auf und lief einige Male an dem Brunnen vorbei. „Hör auf Coud. Du machst uns alle nervös.“, meinte Ray nur dazu und Coud setzte sich mit einem grummeln wieder hin. Auch Melody wusste keinen Rat. Sie hatte gehofft, dass es einfacher werden würde, etwas über die Rolle herauszufinden. Bis ihr plötzlich Worte in den Sinn kamen, die sie sogleich aussprach: „Folgt dem Vollmond. Er wird euch zu ihm bringen.“ Erschrocken sahen die Jungs das Mädchen an, welches selber gerade ziemlich verwirrt aussah. Doch Ray und Coud hatten es gleich bemerkt. Die Stimme des Mädchens klang bei diesen Worten anders als sonst. Melkore musste seinen Beitrag dazu geleistet haben. Das war auch der Grund, weshalb die Jungs nicht näher darauf eingingen. „Vollmond? Was bedeutet das?“, fragte Coud in die Runde. Wie auf Kommando sahen alle drei gen Himmel. Die Sonne war schon fast untergegangen und die ersten Sterne waren zu sehen. Aber es gab keinen Vollmond. Im Gegenteil. Der Mond bestand nur aus einer sehr schmalen Sichel, was bedeutete, dass bald Neumond war. Enttäuschung schlich sich in die Gesichter der Gruppe. Jetzt hatten sie schon mal einen Hinweis, doch dieser führte sie in eine Sackgasse. Wie sollten sie dem Vollmond folgen, wenn dieser erst in einem Monat auftauchte? Die Gruppe k o n n t e nicht so lange warten! „Es kann nicht DIESER „Vollmond“ gemeint sein.“, meinte Melody nach einer Weile. Gespannt hörten ihre Gefährten ihr zu, als sie ihre Gedanken äußerte: „Melkore hätte sich mir nicht JETZT gezeigt und uns hierher geführt, wenn wir jetzt nichts unternehmen könnten.“ Durch ein Nicken stimmten die Jungs ihr zu. „Doch was ist dann gemeint?“, überlegte Ray laut. Die Stille, die darauf folgte, zeigte, dass die anderen beiden es auch nicht wussten. Also starrten sie wieder vor sich auf den Boden und überlegten weiter, bis die Sonne ganz untergegangen war. „Ach, da seid ihr ja! Ich habe euch schon überall gesucht!“ Aus ihren Gedanken gerissen, schreckten sie hoch und sahen zu dem Mädchen, welches sie gerade angesprochen hatte. Das Mädchen war ca 17 Jahre alt und stand nun lächelnd vor ihnen. Sie hatte weiß/silbernes schulterlanges Haar und trug ein weißes Kleid, mit je einer Schleife an der Seite und einem Rüschenunterrock. Ihre Haut war sehr hell, sodass sie etwas gespenstisch aussah. Das Einzige, was wirklich auffiel waren ihre meerblauen Augen, die einen freundlich anfunkelten. „Wer bist du?“, fragte die Rothaarige das Mädchen. „Oh, tut mir Leid.“, lächelte sie. „Mein Name ist Mitsuki. Ich soll euch zu ihm führen.“ Die Jungs verstanden nicht und warfen sich einen verwirrten Blick zu. „Verstehe. Wir kommen natürlich mit.“, lächelte nun auch Melody. Man sah sofort, dass sie sich bereits angefreundet hatten. Freundschaft auf den ersten Blick. Kichernd gingen sie voraus und ließen die zwei verwirrten Jungs einfach stehen. Der Blonde und er Schwarzhaarige rannten kurz darauf hinterher, da die Mädchen ein ganz schönes Tempo vorlegten. Sie unterhielten sich bereits über den Markt und die Sachen, als Coud Melody auf die Schultern tippte und sie für ein Gespräch unter sechs Augen ein Stück weiter nach hinten holte. „Melody! Wer ist das? Kennst du sie? Und wo bringt sie uns überhaupt hin?“ Man konnte aus Couds Stimme hören, dass ihm die ganze Situation nicht ganz geheuer war und auch Ray wartete auf eine Antwort. „Nein ich kenne sie nicht. Ich sehe sie gerade zum ersten Mal.“ Melody ließ diese Worte kurz wirken, bis sie weiter sprach. „Hab ihr es etwa nicht bemerkt?“ Das Schweigen ihrer Gefährten deutete sie als nein und begann weiter zu reden. „Ihr erinnert euch noch an Melkores Tipp, ja?“ Zustimmendes Nicken. „Und ihr wisst auch noch von dem Vollmond- Teil?“ Diesmal ein zaghaftes Nicken. Die Jungs verstanden nicht, worauf die Rothaarige hinauswollte. Melody seufzte. „Da ist unser Vollmond.“, sagte sie und zeigte nach Vorne. Auf Mitsuki. Fragende Blicke der Jungs. „Ihr könnt doch Japanisch, oder? Mitsuki bedeutet übersetzt Vollmond! Die Wörter haben dieselben Schriftzeichen!“ Dann fiel es Ray und Coud wie Schuppen von den Augen. Natürlich. Dieses Mädchen war der „Vollmond“ dem sie folgen sollten! Man sah es doch sogar schon an ihrer Kleidung! „Wie hast du uns gefunden?“, fragte Melody, die schon wieder neben Mitsuki herlief. Die beiden Jungs trabten hinterher. „Mein Meister hat gesagt, dass ihr kommen würdet. Außerdem sagte er mir, wie ich euch finde. Und nun soll ich euch zu ihm bringen.“, sagte die Weißhaarige. „Meister?“, wiederholte die Rothaarige fragend. „Ja, Meister Rowen. Er ist ein Zauberer, der sich mit alten Schriften befasst.“, erklärte Mitsuki lächelnd. „Verstehe…“, meinte Melody und schweifte kurz mit ihrem Blick umher. Sie liefen schon eine Weile durch die Stadt. Inzwischen war auf den Straßen nicht mehr viel los. Ein paar letzte Menschen packten ihre Stände ein, um dann in eine Kaserne zum Übernachten zu gehen. Mitsuki grüßte jeden freundlich und blieb einige Male stehen, um mit einer der Personen zu sprechen. Dadurch dauerte ihr Weg doppelt so lange, als er normalerweise gedauert hätte. Melody grinste nur, über diese Angewohnheit des Mädchens, während die Jungs bei jedem neuen Gesprächspartner die Augen verdrehten. Nach jedem Stopp entschuldigte sich das Mädchen mit der Begründung: „Tut mir Leid! Irgendwie müssen immer alle Leute mit mir reden!“, was Melody jedes Mal ein breites Lächeln aufs Gesicht zauberte. Nach einer halben Stunde kamen sie, etwas außerhalb der Stadt, zu einem großen Haus, welches einer Villa glich. Sie war zum größten Teil aus Lehm, was in dem Land eher selten war, da normalerweise Holz als Baustoff verwendet wurde. Das Gebäude war doppelt so breit wie ein normales Haus und hatte drei Stockwerke. Farblich war es in braun/weiß gehalten wobei der sorgsam angelegte Blumengarten vor dem Haus für die nötige Farbe sorgte. Die Drei waren erstaunt über die Größe des Hauses und sogar Melody verschlug es die Sprache. Natürlich hatte sie auch in einer Villa gelebt, aber ihr Vater hatte nicht so sehr auf Verzierungen und Details geachtet und ebenso spärlich fiel auch der bei ihnen Garten aus. Mitsuki grinste amüsiert, als sie die Gesichter ihrer neuen Freunde sah. Ihre Reaktion war damals ähnlich. Als die Drei aus ihrer Starre erwachten führte sie das weißhaarige Mädchen in die Eingangshalle. Schon alleine diese übertraf ein normales Haus bei Weitem. Alles war weiß gehalten und für diese Zeit besonders fortschrittlich. Rote Vorhänge säumten die hohen Fenster und an den Wänden sowie den Gang entlang hingen wertvoll aussehende Bilder oder standen komische Skulpturen. Der Boden war von einem großen roten Teppich fast vollständig bedeckt. Dieses Muster fand sich im ganzen Haus wieder und Mitsuki führte sie durch so einige Gänge. Und dabei erzählte sie zu jeder Kleinigkeit eine Geschichte. Woher ein bestimmtes Bild kam, wie sie mal eine teure Vase zerdeppert hatte oder wie es dort vorher aussah. Nach einigen Minuten erreichten sie eine große Holztür im hinteren Teil des Hauses. Mitsuki klopfte vorsichtig und öffnete die Tür. Die Gruppe trat ein, Mitsuki voran. “Meister, ich habe sie gefunden.“, meinte das Mädchen fröhlich. „Vielen Dank, Mitsuki. Gut gemacht. Würdest du uns jetzt einen Tee zubereiten?“, kam es von einer männlichen Stimme. Zu sehen war niemand, dennoch antwortete die Weißhaarige mit „Ja, gerne.“, zwinkerte Melody zu und verschwand aus dem Raum. Die Rothaarige sah sich um. Die Wände waren gesäumt von riesigen Bücherregalen, die bis unter die Decke gingen. In ihnen lagerten tausende Bücher, wovon einige schon sehr alt aussahen. Gegenüber der Tür, vor der die Gruppe stand, war ein Kamin in der Wand, der eine wohlige Wärme ausstrahle und durch seine Flammen ein flackerndes Licht im Raum verteilte. Und genau davor stand ein großer roter Sessel, mit einer hohen Rückenlehne. Die Jungs traten einen Schritt vor, denn sie hatten den Mann entdeckt. Einige Meter vor ihnen bewegte sich etwas in dem Sessel. Wie man Ray und Coud ansah, war ihnen die ganze Situation nicht wirklich geheuer. „Keine Angst.“, kam es von dem Mann. „Kommt näher heran. Ich habe schon lange auf euch gewartet.“ Coud sah sich um und sah Melody nicken. Er wusste, was Melody tun wollte und wie wichtig ihr das war. Sie setzte sich in Bewegung und näherte sich dem Sessel. „Bitte, setzt euch.“, sagte die Stimme und deutete auf ein Sofa, das schräg zu dem Sessel stand und an dem einen Ende nur wenige Zentimeter von dem Kamin entfernt. Davor stand ein kleiner Couchtisch. Zögerlich setzte Melody sich vorne auf das Sofa, den Platz direkt bei dem Sessel und sah nun zum ersten Mal den Mann. Er war schon um die 80 Jahre alt und hatte deshalb lange graue Haare. Außerdem zierte ein langer grauer Bart sein Gesicht. In seinem Gesicht, sowie auf den Händen sah man viele Falten, die sein Alter verrieten. Er trug einen roten Mantel und darunter eine schlichte weißte Hose und ein weißes T-Shirt. Er lächelte das Mädchen freundlich an, was diese erwiderte. Jetzt wo sie ihn sah, war ihre Angst wie verflogen. Sie fühlte sich seltsam geborgen und wusste, dass sie ihm vertrauen konnte. Doch der Grund dafür war ihr unbekannt. „Ich freue mich euch zu sehen. Mein Name ist Rowen. Meine Assistentin habt ihr ja bereits kennen gelernt.“, meinte der Mann freundlich. „Uns freut es auch, sie endlich treffen zu können. Mein Name ist Melody Hanami, und das sind Coud Bless und Ray Tsuna.“ Sie deutete auf ihre Freunde, die zur Begrüßung nickten. Still hatten sie beschlossen, dem Mädchen das Reden zu überlassen. „Melody Hanami…“, murmelte er leise. „Du bist also das Mädchen, dass eine Verbindung zu Melkore hat…?!“ Das Mädchen nickte zur Antwort. Sofort fühlte sie sich wieder etwas unwohl. „Hab keine Angst.“, lächelte der ältere Mann wieder. „Ich kann dir einige deiner Fragen beantworten.“ Diese Worte ließen Melody aufhorchen. Das schien auch Rowen zu merken. „Ja, junge Dame. Ich weiß so einiges über die Sage der Drachen. Frag mich ruhig, was du willst.“ Das ließ sich Melody nicht zweimal sagen: „Warum ich?“, war ihre erste Frage. „Warum hat der Drache mich erwählt? Warum muss ich diese Last auf meinen Schultern tragen?“ Ray und Coud warfen ihr traurige Blicke zu. Das war das erste Mal, dass sie gestand, dass sie Angst vor der Zukunft hatte. Rowen machte eine kurze Pause. „So genau, kann ich dir das auch nicht sagen. Aber ich kann dir sagen, dass du nicht die Erste bist.“ Melodsy Augen weiteten sich, als sie das hörte. „Was… Was meinen sie damit? Gab es vor mir… Noch mehr Leute, die mit dem… Drachen in Verbindung standen?“ „Ja, genau das.“, kam es als Antwort. „Es ist nicht das erste Mal, dass der schwarze Drache zurückkehrte. Viele Male wurde er schon verbannt, doch niemand war stark genug, ihn für immer wegzusperren.“ Melody konnte es nicht glauben. Es gab andere Menschen, die denselben Weg gehen mussten, wie sie jetzt. Alle hatten gekämpft, doch niemand schaffte es, den Drachen für immer loszuwerden. Moment Mal… Der schwarze Drache?? „Heißt das etwa, dass in Karasuma der schwarze Drache wohnt?“ Der ältere Herr nickte langsam. Nun wurden Melody die Ausmaße der Situation bewusst. Ein Kloß bildete sich ihn ihrem Hals und ihr wurde innerlich sehr warm. Sie hatte Angst. Angst vor dem was kommen würde. Mit einem Menschen hätte sie es vielleicht noch aufnehmen könne, aber mit einem Drachen? Und dann auch noch dem Bösesten von allen? Dem gefährlichsten schwarzen Drachen, der je existiert hatte? Der Mann sah die Angst in den Augen des Mädchens aufkeimen. „Es tut mir Leid, dass du dieses Schicksal auferlegt bekommen hast. Doch Melkore hat dich auserwählt. Und er hatte seine Gründe dafür. Ich weiß, dass der Drache nach Menschen sucht, die ihm ähnlich waren, die Mut und Charakterstärke besitzen und als oberstes Ziel haben, anderen zu helfen.“ Melody hörte diese Worte zwar, konnte sie im Moment jedoch nicht verarbeiten. In ihrem Kopf drehte sich alles und sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Das alles kam ihr wie ein schlechter Scherz vor. Wie ein Albtraum aus dem sie hoffte, gleich aufzuwachen. Coud, der neben ihr saß, legte vorsichtig einen Arm um ihre Schultern, da er Angst hatte, sie würde gleich umkippen. „Du spürst etwas in dir, was du nicht verstehst, hab ich recht?“, fragte der alte Mann das verzweifelte Mädchen, was ihn vom Coud einem bösen Blick einbrachte. Die Rothaarige nickte nur. Sie fühlte sich nicht in der Lage etwas zu sagen. „Konzentriere dich darauf. Unterdrück es nicht. Hab keine Angst.“, sagte der Mann mit ruhiger Stimme und das Mädchen versuchte ihm zu vertrauen. Sie setzte sich aufrecht hin, sodass Coud seinen Arm von ihr nahm, und beugte ihren Kopf nach unten. Sie konzentrierte sich auf das Gefühl, bis es wieder da war. Sie spürte wie ihr warm wurde, jedoch nur an einer Stelle. Sie fasste an genau jene Stelle, bis sie auf einmal ein helles Licht aus ihrem Körper scheinen sah. Geschockt sprang sie auf, ließ ihre Hände jedoch da, wo sie waren. „Melody!“, hörte sie Coud panisch rufen, doch sie bedeutete ihm mit einem Kopfschütteln nichts zu unternehmen. Entsetzt standen ihre Freunde neben ihr und beobachteten das sonderbare Ereignis. Eine leuchtende Kugel trat aus ihrem Körper aus und schwebte hell leuchtend über ihren ausgebreiteten Händen. Fasziniert aber auch ängstlich sah sie die Lichtkugel an. Es erinnerte sie etwas an den Stein der Drachen, der damals in ihren Körper eindrang. Doch das Mädchen wusste, dass es etwas anderes war. Das Licht wurde heller und alle Anwesenden mussten ihre Augen zukneifen um sie vor dem Licht zu schützen. Nach wenigen Sekunden endete das Schauspiel. Rowen, der die ganze Zeit nichts getan hatte, sagte nun seit einiger Zeit wieder etwas: „Da ist es ja. Wie schön, dass ich es noch mal sehen konnte.“ Die anderen jedoch starrten ungläubig auf Melodys Hand. Wo kam das auf einmal her? Wie konnte das sein? Doch eine Antwort wusste bis jetzt wohl nur der alte Mann. ++++++ Gähnend streckte ich mich, da ich unbequem gesessen hatte und mir nun mein Nacken wehtat. Ich sah auf meine Uhr und bemerkte, dass der Unterricht in wenigen Minuten weitergehen würde. Also packte ich meine sieben Sachen und schlenderte zur Klasse. Nach dem Unterreicht ging ich nach Hause und war in Gedanken nur bei meinem Manga. Wie würde es weitergehen? Was würde noch passieren? Ich selber wusste es nicht und genau das gefiel mir am Zeichnen. Ich entdeckte meine Geschichte selber. Ich lernte meine Charaktere kennen und lieben, sodass mir ihre Tränen und Ängste ebenfalls nahe gingen. Ich war sie; Sie waren ich. Zuhause machte ich mir mein Lieblingsessen und sah etwas Fernsehen. Jedoch nicht lange, da ich ziemlich müde war. Ich musste schon den ganzen Tag grinsen. Warum war mir selber nicht klar. Ich war einfach gut drauf. Müde schlich ich in mein Zimmer, doch im Flur blieb ich stehen. Dort hing ein großer Wandspiegel und im Vorbeigehen hatte ich mich erschreckt. Dort war eine Person im Spiegel, die ich nicht kannte. Die Person lächelte mich freundlich an und reichte mir die Hand. Ihre Haare waren besonders aufgestylt und sie trug neue Kleidung. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte ich … MICH. Ja, dieses Mädchen war ich. Und doch wieder nicht. Vor einigen Tagen konnte ich überhaupt nicht lachen. Nicht aus ganzem Herzen. So wie ich es jetzt tat. Ich hatte eine 180° Wende hinter mir, wie man so schön sagte. Ich stand neben mir. Konnte nicht in mein altes Leben zurück, aber auch kein Neues beginnen, weil ich zu unsicher war. Und alles nur wegen diesem Jungen. Er brachte mich dazu, anders zu werden. Wegen ihm verschwand die alte Lina Schritt für Schritt. Erschrocken wich ich von dem Spiegel zurück. Nun sah ich in die Augen eines bleichen schwarzhaarigen Mädchens, dass Angst hatte nach allem, was sie verloren hat, auch noch sich selbst zu verlieren… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)