N14-TOYO Die Jagd beginnt! von Sunaki (GaaSakuSasu) ================================================================================ Kapitel 5: Lüge --------------- »Was ist jetzt? Bist du es oder bist du es nicht? Solltest du dumm sein, dann könnte ich wenigstens einigermaßen verstehen, warum du so darauf versessen bist, zu sterben.« Wie bitte? Sie sollte ihren eigenen Tod herbeisehnen? Was war nur los mit seiner Wahrnehmung? Es gab eindeutig bessere Arten zu sterben, als dieses Spiel hier. »Ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst.« Klang das jetzt dumm? »Hm, ich muss mich wohl deutlicher ausdrücken.« Das wäre nett von ihm. »Hast du gestern Abend nicht begriffen, was ich dir gesagt habe? Ich habe dich nicht aus Mitleid oder sonstwas gerettet. Diese fette Qualle hat ihren Tod herausgefordert, dein Überleben war nur eine Nebenwirkung meines Handelns.« Seine Worte klangen so verletzend. »Also, ich frage dich noch ein letztes Mal: Bist du dumm?« Er schien es ernst zu meinen. Sakura wollte nicht erfahren, was er mit ihr machte, wenn er zu lange auf seine Antwort warten musste. Also sagte sie ihm das, was ihr gerade einfiel. »Ich bin nicht dumm…« »Ach nein? Warum kommst du dann her, obwohl du gesehen hast was ich mit diesem fetten Bastard von einem Vergewaltiger gemacht habe?« Seine Augen blitzten etwas irre, wohl wegen der aufwallenden Erinnerung an letzte Nacht. Sakura musste schnell antworten, bevor er wieder Gefallen an diesem Gedanken bekam. »Ich hatte Angst!«, stieß sie schnell hervor. Sein in die Ferne gerückter Blick richtete sich wieder auf sie, der Wahnsinn darin ging wieder auf das Niveau zurück, das sich auch sonst immer darin widerspiegelte. Nun hatte sie wieder seine volle Aufmerksamkeit. Seine Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. Mit stummer Neugier sah er sie an. Sie merkte, dass er auf eine Erklärung wartete. Nervös befeuchtete sie ihre Lippen mit der Zunge und knabberte nachdenklich an der unteren. »Ich hatte Angst… dich aufzusuchen, aber…« Sie stoppte, um ihre nächsten Worte genauer zu formulieren: »… aber mein Wunsch dich wiederzusehen war wohl stärker. Ich wollte mich unbedingt nochmals bei dir bedanken.« Ihr Blick war gesenkt und ihre Stimme brüchig, aber wenigstens hatte sie nun ausgesprochen, was sie sagen wollte. Gaara gefiel das ganz und gar nicht, von ihr sehr angetan war er auch nicht gerade. Lange schwieg er, bis er sich beinahe gespielt langsam erhob. Er legte seine Hand auf seine rechte Gesichtshälfte und schaut sie zwischen seinen Fingern aus an. »Willst du mich verarschen?«, fragte er mit leicht abgedrehter Stimme. »Was willst du eigentlich von mir? Wenn du bumsen willst, stelle ich mich gerne und jederzeit zur Verfügung, aber zu mehr lass ich mich nicht hinreißen, kapiert?!« Sakuras Augen weiteten sich ein wenig und eine leichte Röte schoss in ihre zarten Wangen. Meinte er das jetzt ernst oder wollte er sie nur testen? Dachte er nun wirklich so schlecht von ihr? Es tat etwas weh, dass er immer noch glaubte, sie wäre ein billiges Flittchen. Er kannte sie gar nicht und doch verurteilte er sie einfach. Ihr Blick wurde schärfer, geradezu herausfordernd. Ihre Augen waren wohl die stärkste Waffe, die sie hatte. »Ich will dich nicht bumsen, verdammt!«, schrie sie ihm entgegen und bereute es im gleichen Augenblick. Sie hielt inne und öffnete und schloss den Mund mehrmals, unschlüssig, ob sie nun noch etwas sagen sollte oder nicht. Sie entschied sich für letzteres und drückte sich erneut gegen das Gitter. Der junge Mann vor ihr legte den Kopf in den Nacken. »Nicht? Schade, ich bin zwar noch schrecklich müde, aber dich zum Orgasmus zu bringen, das müsste ich eigentlich noch hinkriegen.« Er verharrte kurz und richtete seinen Blick gen Himmel, als würde er tatsächlich darüber nachdenken, ob er es wirklich schaffen konnte. »Doch, das bekomme ich hin. Aber jetzt mal was anderes - wenn du nicht zum Bumsen gekommen bist, warum hast du mich dann aufgesucht? Dass du dich nur bedanken wolltest, glaube ich dir nicht, denn das hast du schon gestern Nacht getan!« Seine Haltung wurde wieder ernster. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass er aufhören solle so zu reden. Seit sie ihn kannte, hatte sie zu keinem Zeitpunkt daran gedacht, mit ihm etwas anfangen zu wollen. Aber sie verkniff sich jedes Wort, bevor er wieder damit anfing. Es hatte keinen Zweck, noch länger zu schweigen. Sie würde zwar etwas von ihrer Seele preisgeben müssen, aber immerhin würde sie womöglich lebend hier rauskommen. »Ich wollte reden. Ich dachte, wir könnten uns unterhalten oder so was. Es war dumm, ich weiß, aber es ist so schwer…« Sie biss sich erneut auf den Schorf, der ihre Lippe überzog und unterdrückte einige Tränen. Gaara mahnte sie mit ruhiger Stimme: »Mach das nicht. Wenn ich dein Blut sehe, dann war es das für dich.« Sakura hielt sofort an sich. Sie dachte an gestern Nacht und wusste sofort, was er meinte. Für diese Dummheit hätte sie sich ohrfeigen können. Allein die Vorstellung, ihn wieder wie in dieser Nacht zu erleben, ließ ihr den Atem stocken. Obwohl es das Dümmste war, was Gaara jemals gehört hatte, glaubte er ihr. Er hatte bereits bemerkt, dass sie mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen hatte. Wer auch nicht? Nur dass die Kleine vor ihm im Vergleich zu anderen Leuten verdammt naiv war. Sie hatte wohl noch die alte Denkweise gepredigt bekommen, dass Menschen einander vertrauen könnten. Wie töricht. Hier in Toyo gab es nur Abschaum. Sie konnte jedenfalls nicht von hier sein, so viel stand fest - was ihn auch schon zu seiner nächsten Frage brachte: »Wo kommst du eigentlich her?« Komisch, er hatte so lange geschwiegen und sprach sie jetzt nicht einmal auf ihre zugegebenermaßen ziemlich dämlich anhörende Antwort an. Glaubte er ihr denn? »Ich?« Sie überlegte kurz ob sie es ihm sagen konnte, aber sie fand keinen Grund, warum sie es ihm verheimlichen sollte. »Ich komme aus York, um genau zu sein N29.« Ihre Antwort brachte ihn zum Lachen. Sakura war etwas verwirrt. Was war daran so komisch? »Du willst mir weismachen, dass du von der anderen Seite der Welt kommst und dann auch noch ausgerechnet aus N29 - York, einer der reichsten Provinzen der Welt, in dieses Drecksloch hier geschlendert bist?« Erneut lachte er. »Was glaubst du, in was für einer Stadt du dich gerade aufhältst, etwa einem Ferienort? N14 - Toyo ist die Stadt mit der höchsten Kriminalitätsrate, die die Geschichte je erlebt hat!« Sein Grinsen wurde unerträglich. »Ich frage mich, wie du es hierher geschafft hast. Soweit ich weiß, verirren sich nur noch selten Flugzeuge oder Schiffe hierher. Nur mit einer persönlichen Genehmigung der Regierung darf man hier ein und aus gehen. Also verrate mir eins: Wie kann ein kleines Mädchen es wagen, mir ohne ein Augenzucken zu erzählen, sie käme aus dem schönen Lande York?« Er stand von seiner Kiste auf und kam mit langsamen Schritten auf sie zu, bis er vor ihr stehen blieb und direkt auf sie herab sah. Die Kleine geriet völlig in Panik und versuchte wild, mit den Beinen weiter nach hinten zu rutschen, solche Angst hatte sie vor ihm. »Es ist die Wahrheit! Ich bin die Enkelin eines Regierungschefs! Mein Großvater hat mich vor sechs Monaten mit hierher genommen, doch dann wurde er von den hiesigen Terroristen getötet! Ich habe keine Möglichkeit, wieder zurückzukehren, denn offiziell ist mein Großvater bei einem Unfall umgekommen und ich soll es ebenfalls sein! Man hat mich aus der Botschaft gejagt und mir gesagt, dass man mich töten würde, wenn ich auf mich aufmerksam machen würde. Das ist die ganze Wahrheit, dass musst du mir glauben. Bitte!« Von Tränen begleitet beichtete sie ihm die Geschichte, denn sie wusste, wozu ihr Gegenüber fähig war. Gaara überlegte kurz. Vor vier Monaten hatte es einen Anschlag gegeben, bei dem zwölf Menschen ums Leben gekommen waren. Unter ihnen sollen sich auch ein hohes Tier mit seiner Familie aus dem Ausland befunden haben. Die Nachricht hatte allerdings nicht sonderlich viel Aufsehen erregt, weshalb das Interesse der Medien an dem Fall recht beschränkt blieb und nichts Weiteres bekannt gegeben wurde. Ein Runzeln legte sich über seine rechte Stirnhälfte, was wohl bei ihm das Äquivalent einer hochgezogenen Augenbraue sein musste. Das Mädchen verstand sofort, worauf er hinaus wollte. »Ich war an den Abend krank und bin in unserem Motel geblieben!« Ihre Augen weiteten sich. Kein Wunder, dass sie so voller Angst war. Sie war seit vier Monaten in einem fremden Land gestrandet und auf sich allein gestellt. Sein Bruder würde jetzt Mitleid mit der Kleinen vor ihm haben, aber nicht so Gaara! Ihn rührte diese Story kein Stück, aber er glaubte ihr dennoch. Während sie sprach, hatte er keine Veränderung ihrer Körpertemperatur wahrnehmen können, die darauf schließen ließe, dass sie log. Jetzt musste er nur noch zwei Dinge wissen, die wohl am Wichtigsten waren. »Wie lautet deine Gefahren-Stufe und Einheit und wie hast du mich gefunden?« Seine Stimme war völlig ruhig, doch sie beruhigte Sakura nicht. Jetzt war der Moment gekommen, in dem sie lügen musste, denn wenn er erfahren würde, wie hoch ihre Stufe war, dann würde er sie bestimmt ausliefern. Also sagte sie ihm die Nummer, die auch auf ihrem Ausweis stand. »Meine Nummer ist F0, Einheit ZB. Ich habe dein Gesicht bereits vor unserem ersten Zusammentreffen auf einem Steckbrief gesehen, also habe ich deinen Namen im Netz erforscht. Ich konnte einsehen, in welchen Abständen deine Vergehen stattfanden und habe ein Muster erkannt, was mir dabei geholfen hat, euch aufzuspüren. Mit diesem Wissen habe ich dich dann recht schnell gefunden.« Insgeheim dachte sie sich, wie leicht es gewesen war, ihn ausfindig zu machen. Der Rothaarige und seine Geschwister zogen einfach zu oft um und das auch noch in einem geregelten Radius. Gaara war verblüfft über ihre Worte. Er hatte nicht gedacht, ein Muster bei seinen Umzügen zu hinterlassen, doch jetzt war er um einiges schlauer. Nur ärgerlich, dass er von einem kleinen Mädchen darauf aufmerksam gemacht werden musste. Es war schon ein wenig schade, was er jetzt mit ihr anstellen musste. Er hatte ihre Lüge bemerkt und würde nun seine Drohung wahr machen müssen, sonst verlor er noch jegliche Glaubwürdigkeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)