N14-TOYO Die Jagd beginnt! von Sunaki (GaaSakuSasu) ================================================================================ Kapitel 10: Tragödie -------------------- Dass sie Kankuro allein zurückließen, schien für sie im Moment unwichtig zu sein. Perplex sah er ihnen hinterher und seufzte. Er folgte den beiden nach drinnen. Seine Mutter musste inzwischen fertig sein. Als er aber die Tür passierte, spielte sich vor ihm eine Szene ab. Ein schwarzhaariger Mann im weißen Arztkittel hielt die kleine Sakura grob am Handgelenk gepackt. In seiner Miene spiegelte sich grenzenlose Wut wider. Er versuchte, das in seinem eisernen Griff zappelnde Mädchen am Fliehen zu hindern. Ihr bester Freund stand nur daneben und schaute die beiden mit einem wehmütigen Blick an, schwieg aber. Im Gegensatz zu der Kleinen. Sie schrie ihren Widersacher an, dass er sie loslassen solle. Sie wehrte sich mit Händen und Füßen, doch blieben diese Anstrengungen freilich erfolglos. Kankuro trat näher, um mehr über die Hintergründe zu erfahren, obwohl ihm der Gedanke kam, dass es nicht sein Problem war und er sich besser heraushalten sollte. Doch seine Neugier siegte über die Vernunft. Der Erwachsene ließ sich von dem Gezeter des Mädchens nicht beeindrucken, selbst als sie nicht länger die Tränen zurückhalten konnte. Große Tropfen flossen ihre Wangen herunter. »Es reicht, Sakura! Ich habe dich gewarnt! Das ist das letzte Mal, dass Sasuke dich besuchen kommt!« Sein Ton war ernst und ließ keinen Widerspruch zu. »Das dürfen Sie nicht! Ich brauche Sasuke! Sie sind ein böser Mensch!« Sie schrie ihn verzweifelt an und zerrte an ihrem kleinen Arm, bis sie mit einem Mal die Taktik änderte und sich mit aller Kraft in seiner Hand festbiss. Der Mann schrie vor Schmerz auf und lockerte seinen Griff Sakura nutzte die Gelegenheit, um sich loszureißen und an dem Mann vorbei zurennen, um ihm zu entkommen. Aber weit sollte sie nicht kommen. Sie blickte über die Schulter, um nach ihrem Widersacher Ausschau zu halten, und achtete nicht auf den Flur vor sich. Mit Wucht rannte sie jemandem in die Beine. Das kleine Wesen drohte rückwärts zu Boden zu fallen, doch die Person vor ihr hielt sie problemlos an ihrem zierlichen Arm fest. Die Kleine schaute mit feuchten Augen nach oben. Vor ihr stand ein Mann Ende zwanzig. Mit seinem kurzen, wilden, weinroten Haar sah er aus wie ein Teenager, der irgendeine pubertäre Phase durchmachte. Er trug sogar einen silbernen Ring in seinem rechten Ohr. Seine Augen konnte man nicht erkennen, da sie von einer modischen schwarzen Sonnenbrille verdeckt wurden. »Na so was! Werde ich neuerdings von weinenden kleinen Mädchen begrüßt?« Ein Grinsen zierte sein Gesicht. Es war aber keines von der freundlichen Sorte, so wie es bei Herr Haruno war, es war vielmehr von Arroganz und Grausamkeit gezeichnet. Kankuro wusste nicht warum, aber es kam ihn bekannt vor und er merkte schon jetzt, dass er diesen Typen nicht ausstehen konnte. Der Mann im weißen Kittel, der sich inzwischen wieder gefasst hatte, schien seinen Kollegen auch nicht ausstehen zu können. Bedächtig rieb er sich die Hand, auf der sich deutlich die Spuren des Bisses abzeichneten. »Was soll das, Rasa? Du bist drei Stunden zu spät und dann kommst du mit diesen abgenutzten Klamotten! Es ist deine Schuld, dass wir noch nicht anfangen konnten und Sakura wieder einmal abgehauen ist!« Seine Stimme triefte vor Verachtung. »Reg dich ab, Fuga! Ist dir schon mal aufgefallen, dass die Kinder nur bei dir zu weinen anfangen?« Sein Grinsen wurde noch breiter, als er seinen Gegenüber mit seinem unfreiwilligen Spitznamen ansprach. Er schien sich über den Ärger zu amüsieren, den dieser Konter bei Fugaku auslöste. Der Rothaarige richtete noch schnell seinen Rucksack, der auch schon mal besser ausgesehen haben musste, und nahm anschließend das weinende Mädchen vorsichtig auf den Arm. Entgegen seiner schroffen Art ließ er dabei eine seltsame Zärtlichkeit walten, als würde er befürchten, dass es jeden Moment in tausend Splitter zerbrechen könnte. »Lass uns gehen, Sakura. Wir müssen noch viel lernen.« Doch Sakura ließ sich von diesen Worten nicht beruhigen. »Nein! Ich will nicht! Er will mir Sasuke wegnehmen! Sasuke!« Ihre Hand streckte sie nach ihrem Freund aus, doch dieser konnte nichts tun, als dort bei dem bösen Mann stehen zu bleiben. Sein Blick war zu Boden gerichtet. Die kleinen Hände zu Fäusten geballt und er zitterte am ganzen Körper. Ob es aus Angst oder Wut geschah, konnte Kankuro nicht so genau bestimmen. Der junge Mann ging mit dem Kind auf dem Arm an ihm vorbei und sah dabei auf ihn herab. Als er die Kamera bemerkte, verengten sich seine Augen zu Schlitzen. »Neugier kann tödlich sein, Kleiner.« Seine Worte konnten einem Angst einjagen, doch ließ der Klang seiner Stimme sie nicht sehr ernst gemeint erscheinen. Kankuro zog skeptisch eine Augenbraue hoch und schätzte sein Gegenüber ab. Der Typ war wahrscheinlich so eins neunzig groß. So kam es ihm jedenfalls vor. »Man hat es mir erlaubt, Großer.«, gab er ihm mit fester Stimme zu verstehen. »Na wenn das so ist!« Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, ging der Rothaarige weiter und versuchte, Sakura mit sanft geflüsterten Worten zu beruhigen, was tatsächlich zu helfen schien. Ihr Gezeter verstummte. Sasuke traute sich endlich wieder aufzusehen und folgte ihren Weg mit den Augen. Er schien mit sich zu kämpfen, ob er ihnen hinterher rennen sollte oder nicht, wurde jedoch von einer lauten Stimme aus seinen Gedanken gerissen. »Das ist alles deine Schuld, Sasuke! Jedes Mal, wenn du hier bist, macht sie so ein Theater!«, rügte ihn der Mann hinter ihm. Die Wut über den Jungen konnte er nicht verbergen. »Aber Vater...« Kankuro zuckte zusammen. Dieser furchtbare Mensch war der Vater des Schwarzhaarigen? Ja, tatsächlich, nun konnte er ein paar Gemeinsamkeiten in den Gesichtszügen feststellen. Der Kleine sah trotzig zu seinem Erzeuger hoch, doch dieser ließ nicht mit sich reden. »Nein, Sasuke! Es reicht! Sakura ist zu wertvoll, um sich von dir in ihrer Entwicklung aufhalten zu lassen zu dürfen. Nur deinetwegen benimmt sie sich wie ein kleines, verzogenes Kind. Wir wären schon viel weiter, wenn du nicht hier wärst!« Dass seine Worte sich tief in das Herz des Jungen bohrten, schien den Vater nicht zu kümmern. Sasuke war davon überzeugt, nichts Falsches gemacht zu haben. Er hatte seiner Freundin schließlich nur das gegeben, was ihr zustand: Die Möglichkeit, Kind zu sein und sich ein wenig von dem Alltag in der Klinik ablenken zu können. Seine Gegenwart brachte ihr Freude - was sollte daran schlimm sein? »Und jetzt nimm dein Zeug und warte draußen auf deinen Bruder, vielleicht kann er dir ja begreiflich machen, wie wichtig es ist, dass du Sakura künftig in Ruhe lässt!« Mit diesen Worten ließ er seinen sechsjährigen Sohn stehen. Mit aller Anstrengung verbarg dieser seinen Schmerz, bis sein Vater nicht mehr zu sehen war. Kaum war er um die Ecke gebogen, gaben die Knie des Kleinen nach. Heiße Tränen der Wut und der Verzweiflung rannen ihm über die Wangen und ließen seine Sicht verschwimmen. Kankuro konnte diesen Anblick nicht länger mit seiner Kamera aufzeichnen. Er senkte sie und schaltete sie ab. Das Bild auf dem Schirm verschwand. Stille herrschte im Raum, bis Temaris Stimme diese durchbrach: »War's das jetzt, oder was?« Ihr Blick wanderte von dem kleinen Bildschirm auf den jungen Mann neben ihr. »Ja, der Rest ist nur persönlicher Kram.« Seine Finger rasten wieder über die Tasten. »Und was sollen wir mit dieser Erkenntnis jetzt anfangen?«, wollte seine Schwester von ihm wissen. »Mal schauen, vielleicht finde ich ja jetzt heraus, was mit ihrem Vater seither geschehen ist.« Er jagte einige Namen durch die Suchmaschine und was er fand, ließ ihn den Atem anhalten. Vor ihm listete sich ein langer Bericht über die Klinik auf. Es stand geschrieben, dass es vor zwei Jahren eine Geiselnahme in der New Gen-Klinik gegeben hatte. Dabei waren sechzig Menschen ums Leben gekommen. Neben Wachleuten und Angestellten waren auch einige hochbegabte Ärzte und Wissenschaftler von den Besetzern kaltblütig erschossen worden. Die Patienten hingegen waren alle mit dem Leben davongekommen. Dieser grausame Akt wurde von Ökoterroristen verübt, die von einem Mann angeführt wurden, der zuvor öffentliche Demonstrationen gegen New Gen ins Leben gerufen hatte, da er davon überzeugt war, das Unternehmen würde Kinder und Frauen in der Klinik als Versuchskaninchen missbrauchen und aus ihnen genmanipulierte Soldaten machen, was überall auf der Welt mit dem Tod bestraft wurde. Man unterstellte der Klinik auch, dass sie jeden, der etwas tiefer graben würde, umgehend aus dem Verkehr ziehen würden. Wie sich bei den späteren Ermittlungen herausstellte, war der frühere Kommandant einer militärischen Einheit nicht über den Verlust seiner sterbenskranken Frau hinweggekommen, die ebenfalls Patientin dieser Einrichtung gewesen war. Sie hatte ein Jahr dort verbracht und als sie entlassen wurde, schien es ihr auch wieder gut zu gehen, aber kaum einen Monat später verstarb sie plötzlich. Die Gerichtsmediziner meinten, dass sie durch giftige Rauschmittel ihren wieder gesunden Körper zugrunde gerichtet hatte, doch ihr Mann wollte dies nicht hinnehmen und jagte einer falschen Idee nach. Er gab New Gen die Schuld, die eigentlich ihr Leben gerettet hatten. Dass es nicht noch mehr Opfer gab, lag wohl daran, dass der Leiter der Klinik kurz vor seinem Tode das Nervengift ENG im gesamten Gebäude freisetzte. Durch einen geheimen Impfstoff, der nur den Bewohnern der Einrichtung zu diagnostischen Zwecken verabreicht wurde, überlebten die Patienten sowie einige Assistenzärzte und Angestellte, die vormals selbst in Behandlung waren, den Anschlag, während die Terroristen alle einer nach dem anderen tot umfielen. Die Tragödie hatte unersetzliche Opfer gefordert. Mit Herrn Haruno starb auch seine Frau. Sakura war zur Waise geworden. Zum Leidwesen der Ermittler hatte Haruno außerdem den Hauptrechner der Klinik dazu gebracht, alle Daten zu löschen, womit alle bis zu jenem Tage erreichten Forschungsergebnisse verloren waren. Ob die Arbeit der Ärzte in dem Hospital der Welt schadete oder ob sie wirklich nur um die Gesundheit ihrer Patienten besorgt und die Anschuldigungen nur ein Hirngespinst waren, war nicht festzustellen. Was blieb, war die Trauer um die Verlorenen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)