N14-TOYO Die Jagd beginnt! von Sunaki (GaaSakuSasu) ================================================================================ Kapitel 40: Unheilvolle Nacht ----------------------------- Von weitem hörte man den gleichmäßigen, widerhallenden schweren Schritt eines Trupps, der sich dem Schauplatz des Geschehens näherte, wo Generalin Tsun ihre Niederlage widerfuhr. Man fand die schwerverwundete Befehlshaberin mit fehlenden Gliedmaßen in einem tranceähnlichen, steifen Zustand in ihrem eigenen Blut liegend vor, welches langsam vom Regen fortgespült wurde. Sie sprach kein Wort, auch nicht als ihr wenig später einer ihrer Männer ins Gesicht starrte. Sein panischer, lauter Befehlston ging in starkem Rauschen des Regenfalls beinah unter, als sie spürte wie sich ihr Gewicht vom Boden hob. Das hektische Treiben der Leute nahm Tsun wenig später nur noch schemenhaft wahr, ließ sie vorerst alles über sich ergehen. »Man hat sie übel zugerichtet, aber sie lebt.« Ein hochgewachsener Soldat mit athletischer Statur kniete neben seiner Generalin. »Sorgt dafür, dass es auch so bleibt!« Das Sanitätsteam, das bereits mit den übrigen Verletzten ein paar Straßen zuvor noch zu kämpfen hatte, um diese in Transporter zu verfrachten, hatte sich in zwei Teams geteilt. Das Erfahrene eilte zur der verletzten Frau am Boden, versuchte den starken Blutungen entgegenzuwirken. »Kaum zu glauben, dass sie ihr entkommen sind«, merkte ein weiterer, weitaus jüngerer Mann, der ein schmales Brillengestell mit blau gefärbten Gläsern auf der geraden Nase trug, an. Prüfend bewegte er sich um den Panzer herum, um die Schäden in Augenschein zu nehmen. »Schau dir nur an was diese Schweine mit meiner Tenja angestellt haben!«, beschwerte sich dieser, da er gerade das Einschussloch, das einmal quer durch ihre verstärkte Panzerhülle brach, ausmachte. »Dafür habe ich sie als Prototyp nicht zur Testfahrt freigegeben!«, regte sich der junge Mann weiter auf. »Sieh es Positiv. Jetzt weißt du, dass dieses geldfressende Ding noch nicht für den Außendienst geeignet ist«, teilte der zweithöchste Offizier aus Tsunas Einheit seinem Einsatzpartner ruhig mit. Nebenbei verschaffte er sich einen Überblick der Verwüstung dieser verzwickten Lage, in der er unfreiwillig abkommandiert wurde. Diese männerfressende Frau hatte sich einfach vom Testgelände entfernt, um diesen Idioten von Captain ein Schnippchen zu schlagen. Wegen ihrer beispiellosen Selbstüberschätzung musste sie jetzt von Sanitätern mit einer Trage abtransportiert werden. Tja, vielleicht konnte er aus dieser Sache einen Vorteil ziehen, um endlich sein Kopfgeld in die Höhe zu treiben. »Das habe ich doch gleich gesagt! Schau dir nur dieses Loch an, als hätte sich etwas einfach durch die Panzerung geschmolzen!!«, fuhr er mit seiner Beschwerde fort. »Quatsch mir nicht die Ohren voll! Schau nach, ob die Armatur noch funktionstüchtig ist, vielleicht hat das Blechteil etwas aufgezeichnet, was uns noch nützlich werden könnte!!«, rief er den jungen Techniker wieder zur Ordnung. »Du hast absolut keinen Respekt vor meiner Arbeit«, murrte dieser unbeeindruckt weiter, sprang leichtfüßig auf die spinnenartigen Beine, des mobileren Teils der Panzereinheit. Mechanische Beinprothesen ermöglichten ihm weitaus höhere Kraft in den Beinen zu erzeugen, als bei dem reinen biologischen Produkt, der normalen Verbraucher. Um in das Ein - Mann große Cockpit zu gelangen, sprang das junge Genie mit den kurzen Haarschopf auf den Rand der geöffneten runden Ausgangsluke, kniete sich runter und setzte sich auf seine mechanischen Fersen. Mit einer kleinen Lampe an seinem Brillengestell, warf er einen Blick ins Innere. Angewidert vom Geruch des verbrannten Fleischs, dem vielen Blut, herumliegenden Gliedmaßen der Befehlshaberin krauste sich die Nase des Jungen, der nun lieber einen Blick auf die Armaturen richtete, um seinen ohnehin schon empfindlichen Margen zu schonen. Grob machte er erste Abschätzungen. »Scheint alles in Ordnung zu sein. Muss womöglich nur das System wieder neu hochladen, was ich aber nur in meiner Werkstatt bewerkstelligen kann, um unschöne Kurzschlüsse zu vermeiden. Soweit ich das jetzt aber beurteilen kann blieb die Mechanik zum Glück unbeschadet«, richtete er sich auf und sprang in gewohnter Manier vom Dach des kleineren Panzers wieder herunter. Den frei verfügbaren Soldaten, die sich um das Wegschaffen der eingesetzten Sicherheitseinheit, ebenso der Einsammlung vom wertvollen Schrott bemühten, gab er ihnen als junger Technikleiter die Anweisung, dass sie sich nun auch um dieses beschädigte Schmuckstück kümmern duften, um die Teile in den von ihnen vorgesehenen großen Anhänger zu verfrachten. »Gut, dann kann der Säuberungstrupp den Bereich in diesem Gebiet sichern.« In seinen weiteren Anweisungen gestört, meldete sich ein Rauschen per Funk an. Der Einsatzleiter griff nach dem Gerät, hielt es dann dicht vor sich. »Hier Naga, der zuständige Captain dieser Operation. Erstatte Bericht!«, forderte er per Knopfhaltung am Gerät auf. ›Captain. Spähtrupp meldet verdächtige Bewegungen in der verbotenen Zone. Suchdrohnen haben codierte Chipträger im Bezirk N120 lokalisiert. Warten auf weitere Befehle.‹ Funkstörungen hinderten zwar eine deutliche Übertragung, was aber kein Problem für Naga darstellte, denn er verstand es auch so. »N120? Was wollen die Flüchtlinge an ein solchem Ort?«, stellte er sich die Frage, wurde aber gleich darauf von seinem unfreiwilligen, untypisch für einen Mann anhänglichen, jungen Partner in seinen Überlegungen unterbrochen. Dieser stand nun direkt neben ihm, beugte sich tief über seine Hand, um den Funkspruch zu lauschen, lehnte sich der Blondschopf dabei viel zu nah an Nagas Körper. Mit einer abwehrenden Bewegung des Ellbogens, mürrischem Gesichtsausdruck, schaffte er sich wieder Abstand von diesem Halb - Mann, den der Junge mit seinen künstlichen Beinen abgab, worauf er von diesem nur einen verständnislosen Blick erntete. Sich wieder auf den Funk beziehend, zuckte der Techniker das merkwürdige Verhalten seines Partners weg, sprach stattdessen sein Wissen aus, das ihm auf seiner lockeren Zunge lag. »Hm, wenn ich mich nicht irre, stehen dort noch die Überbleibsel des Hauptsitzes der Sule - Corporation, die schon seit Jahren brach in einer Ruine liegen. Damals vor fast zwanzig Jahren, waren die Ressourcen für eine ständige Überwachung, bei dem mageren Personal das der Armee bis heute zur Verfügung steht, nicht tragbar. Daher hat man einfach den Stecker gezogen und es vor sich hin gammeln lassen, was aber nicht bedeutet, dass man dort keine Schätze mehr findet«, informierte er den weitaus größeren Mann neben sich, der sich nun dieses halb vergessene Wissen durch den Kopf gehen ließ. »Mit anderen Worten dies ist der perfekte Ort um unterzutauchen«, stellte Naga erfreut fest. Der jüngere der Beiden kannte den Enthusiasmus, der in dieser Stimmung lag, was ihm überhaupt nicht gefiel. »Naga, du willst da doch jetzt nicht etwa hin?! Das halte ich für vollkommen hirnrissig. Den Gerüchten zufolge soll dort ein Monster hausen!!«, schaltete er plötzlich auf Panik, fasste dabei dem Größeren am Ärmel, wofür sein Gegenüber nur einen zweifelhaften Blick übrig hatte. »Guck nicht so blöd aus der Wäsche! Ich mein das ernst!! Es sind schon einige, die sich dort hin wagten spurlos verschwunden«, versuchte er diesem sturen Dummkopf die Lage zu erklären. Schließlich hatte er keine Lust sich wieder an einen neuen Partner zu gewöhnen, die in dieser schrecklichen Stadt eine geringe Lebensdauer besaßen. Erst heute waren zwei hochrangige Einsatzleute gefallen, von denen einer noch am Leben nagte. »Du redest mal wieder nur Blech, Dai! Wenn ich die Chance habe aus der Nummer als Sieger hervorzugehen, wo selbst das männerfressende Biest und dieser wild gewordener Fleischkloß von Captain gescheitert sind, dann wird Sule mein Kopfgeld anheben müssen. Das heißt, ich werde endlich aus dieser gottverdammten Stadt rauskommen!« Entschlossenheit triefte aus jeder Pore des Mannes, somit war es sein Erstreben, seinen Plan, der sich langsam in seinem Kopf manifestierte in die Tat umzusetzen. Übermütig gab er den Männern per Funk weitere Befehle. »An alle verfügbaren Truppen, begebt euch unverzüglich mit den MSH Einheiten nach Bezirk N120 zum alten Hauptsitz der Sule - Corporation. Die Flüchtlinge aus dem Wohnviertel 22e sind dort erfasst worden. Bereitet euch unverzüglich auf ein Großangriff auf die verbotene Zone vor!« ›Verstanden.‹, kam es von dem treu ergebenen Soldaten mechanisch. »Großangriff?!! Für ein paar Flüchtlinge? Bist du noch zu retten?! Den wirst du niemals rechtfertigen können!!«, versuchte er nicht nur seinem unnachgiebigen, sondern auch hoffnungslosen, lebensmüden Partner von dessen zweifelhaften Plan abzubringen. »Wenn ich mich recht erinnere lautet der Befehl: wegen der Größenordnung des Angriffs das im Wohnviertel stattgefunden hat, ist es mir gestattet nach meinem Ermessen mit allem mir verfügbaren Mitteln diese Terroristen dingfest zu machen. Wenn es also heißt in ein totes Gebiet wie die verbotene Zone einzumarschieren, dann werde ich dies tun. Immerhin haben diese Typen es fertig gebracht dein Spielzeug zu erledigen. Noch dazu wurden zwei unserer hochrangigen Befehlsleiter durch den Fleischwolf gedreht, das Wohnviertel 22e in einen Krater verwandelt. Teile der Innenstadt ebenfalls in Trümmer gelegt. Wenn das keine Gründe sind für solch ein Spektakel, was dann?« Naga beugte sich leicht zu dem gescheiten Techniker herunter, um ein teuflisches Grinsen aufblitzen zu lassen. »Na gut, aber ich werde deine Leichenteile nicht bergen sollte man dir in Arsch treten, so wie unsere Möchtegern Prinzessin und Gorilla Kopf. Ja… vielleicht kommst du auch noch damit durch, auch wenn ich es ein bisschen übertrieben finde ein ganzes Stadtteil zu sprengen«, verständnislos hob Dei Kopfschüttelnd die Arme, einen wirklichen Sinn in dieser Aktion sah er nicht. »Ach was! Dieser tote Ort hätte schon längst von der Bildfläche verschwinden sollen. Außerdem habe ich etwas dass diesen beiden unkreativen Primaten nicht haben«, winkte Naga mit einem selbstsicheren Zucken in seiner Schulter ab. »Und das wäre?«, fragte Dai, sichtlich erstaunt. Ihm fiel beim besten Willen nicht ein, was er mit seiner skurrilen Behauptung meinen könnte. »Na dich!« Lange musste Naga dafür nicht überlegen. Niemand hatte es bisher mit der Genialität dieser kleinen Nervensäge vor ihm aufnehmen können. Die Gründe, warum der junge Technikleiter im Einsatzgebiet dieser Stadt nicht schon längst einige Schalter bei der Sule zu seinen Gunsten umgelegt hatte, lag einfach in seinem friedliebenden Naturell verschuldet. Dai war einfach zu weich, um eine Machtposition zu besetzten. »Ich??«, fragte der junge Mann ganz gerührt, ihm aber im selben Moment klar wurde was dabei auf ihn zukäme. »Warte, du willst tatsächlich einen Krüppel wie mich in deinen idiotischen Plan verwickeln?! Tut mir leid, aber da mache ich nicht mit! Ich bin nur hier um meine arme Tenja nach Hause zu bringen, aus Kriegsspielchen halte ich mich generell raus!«, stur wie er war verschränkte Dai peinlich berührt die Arme, aber er hatte sich getäuscht, wenn er glaubte aus der Nummer wieder heil rauszukommen. Ein Kopfnicken vom Captain, als Zeichen an zwei seiner Männer, schon bewegten sie sich geräuschlos von hinten auf den Blondschopf zu. Da der Techniker keine Bedenken hatte, warum jetzt die beiden Soldaten neben ihm zum stehen kamen, machte er keine auffällige Bewegungen. Er realisierte erst als es zu Spät war, dass sie ihm mit einem Jagdmesser die Bewegungsleitungen, die in einem kleinen Kasten um seiner Hüfte integriert waren, durchtrennten. Keinen Augenblick später brach Dai entsetzt auf die Knie. Seine Prothesen hatten den Halt verloren. Fassungslos lag er mit dem Gesicht am Boden, ließ dabei seinem Ärger freien lauf. »Naga, du Hund! Du spinnst ja wohl!! Mir einfach die Beine lahm zu legen! Naga, bleib gefälligst stehen!!«, schrie er seinem miesen Partner hinterher, stützte sich mit den Armen auf dem durchtränkten Straßenboden ab. Rasend musste er zusehen wie dieser Bastard ihn zurück lies und sich gerade zum Wagen hinbewegte, der sie zuvor noch zusammen hergebracht hatte. »Bringt ihn her. Seit aber vorsichtig!«, wies er seine Männernweiter an, die sich nun daran machten den Behinderten hochzuheben, um ihn auf den Beifahrersitz zu bugsieren. »Lasst mich los, ihr rückgratlosen Schweine!«, fluchend versuchte er sich zu wehren, aber gegen diese Verräter hatte er keine Chance. Auf dem Weg zum Auto entschuldigten die Beiden sich mehrmals, meinten sie doch tatsächlich sie würden nur Befehle einhalten, er solle keinen Aufstand machen. Davon wollte Dai aber nichts hören, war er mächtig enttäuscht über seine eigenen Leute, die eigentlich auf seiner Seite stehen sollten. Als er unfreiwillig auf den Sitz verfrachtet wurde, sendete er todbringende Blicke zu Naga rüber, der bereits den Motor gestartet hatte. »Diese linke Tour verzeihe ich dir nicht, du Ratte! Wir sind ab jetzt geschiedene Leute!«, stur riss Dai den Kopf vom Fahrersitz, wo das Kollegenschwein sich sein dreckiges Grinsen nicht verkneifen konnte. Während Männer die Beifahrertür vor der Nase des jungen Erfinders zuschlugen, nachdem sie ihn aber vorher noch vorschriftsmäßig anschnallten. »Reg dich ab. Ohne dich werde ich nicht weit kommen. Du musst mir den Rücken frei halten, schon vergessen?«, grinsend schlug Naga das Lenkrad um, gab aber zuvor noch seinen Leuten den Befehl sich in zwei Teams aufzuteilen. Die einen sollten den Säuberungstrupp unterstützten, um dieses Gebiet sichern, der Rest folgte unverzüglich ihrem jungen aufstrebenden Captain zum Bezirk N120. Dort sollten sie sich anschließend mit den MSH Einheiten treffen. Im Rückspiegel sah er noch wie seine restlichen Männer sich ebenfalls auf den Weg zum nächsten Zielort begaben, und fuhr los. »Tz! Das kannst du vergessen! Vorher werde ich dir noch ein Messer Anal einführen, du verfluchter Bastard. Mich einfach so bloß zu stellen! Du bist ja krank!!«, sprach der junge Technikleiter weiter aufgebracht. »Hn, und das kommt von jemandem, der mir gerade eben noch irgendwas von Anal einführen androht. Interessant«, gab dieser nur zurück. »Lenk jetzt nicht ab! Du weißt was meine!!«, wandte Dai sich wieder wütend an den Fahrer. Naga musterte seinen gereizten Partner kurz, schaute nachdenklich zu dem Kasten. »Das bekommst du doch wieder hin oder?« Etwas schuldbewusst deutete er mit seinem Kinn auf die Prothesen, was seinen jungen Freund jetzt echt betroffen machte. »Du tust mir sowas schreckliches an, erst dann fragst du dich, ob ich es wieder hinbiege?!« Fassungslos starrte er zum Sitznachbar, dabei konnte er nichts weiter tun als seinen angestauten Atem aus den Lungen stoßen. »Du bist echt ein mieser Freund und Partner auch. Kein Wunder dass niemand mit dir zusammenarbeiten will. Aber um auf deine Frage zurück zu kommen, ja ich kann mich schon wieder reparieren, aber was meinen Stolz betrifft sehe ich keine Chance«, bekümmert schaute er aus der Glasscheibe der Frontseite. »Stolz kannst du dir ja jetzt erarbeiten, wenn ich diese Mission nicht ganz vergeige, dann werden wir endlich in der Rangliste hochsteigen und dieses Höllenloch endlich verlassen können. Ich kann dich mitnehmen, wenn du magst. York würde dich bestimmt mit offenen Armen empfangen«, richtete Naga sein Friedensangebot an die kleine Nervensäge. Von diesen Gedanken ein wenig überrascht, sah Dai zu ihm herüber. »Du hast ja einen Traum, Naga«, sprachlos starrte er zu ihm. »Klar! Du etwa nicht?«, zog der Angesprochene die Braue hoch, blickte kaum von der Straße weg. Nachdenklich senkte Dai den Kopf. »Vielleicht ein neues hübsches, mobileres paar Beine. Mit den Mitteln, die mir zurzeit zur Verfügung stehen, kann ich nur mit diesem schweren Modell ausharren.« Kurz schweigend fiel Nagas Blick wieder auf das Gewicht, das sein Partner ab Mitte seiner Oberschenkel mit sich herumtrug. Von dem was er gehört hatte, soll dieser Dummkopf wohl in ein brennendes Lager zurück gerannt sein, um eine seiner Erfindungen zu retten, wobei ihm der Schutt des Scheindaches die Beine zerfetzte. Da man das Risiko nicht eingehen wollte, jemanden wie ihn zu verlieren, hatte man ihm kurzerhand beide Beine amputiert. Dai war sich sicher dass dieser radikale Schritt nicht nötig gewesen wäre, da er sie ganz eindeutig noch spürte, als man bei ihm Fleischer gespielt hatte. Bei den Gedanken kam er selbst ein wenig ins Grübeln. »In York wirst du bestimmt sowas finden.« »Sicher, die haben dort bestimmt tolle Designer Beine, in den verschiedensten Hauttönen«, scherzte der Betroffene merklich besser gelaunt. Dann konzentrierte er sich wieder auf das Ziel, wo ihm einfiel, das noch etwas nicht bedacht wurde. »Was wirst du tun wenn sich dort noch andere Personen aufhalten? Es würde mich nicht wundern wenn sich Obdachlose dort ihre Nester gebaut haben«, gab er zu bedenken. »Selbst wenn, dieses Gebiet wurde zur verbotenen Zone erklärt, wer sich dort noch unbefugt aufhält, zählt ebenfalls zu Verbrechern«, rechtfertigte der Captain sein Vorgehen grenzwertig. »Deine Ansichten sind mal wieder herzensgut, Naga«, seufzte seine bessere Hälfte verständnislos. Naga ignorierte den Vorwurf, konzentrierte sich für die restliche Fahrt nur noch auf die Straßen Toyos, die ihn zur verbotenen Zone führten. Die mächtigen Kolosse die er abkommandiert hatte, schwebten bereits neben dem synchronen Gleichschritt der Soldaten umher. Aus allen Ecken der Stadt, in einem bedrohlichen Spiel aus rotem Licht und beunruhigendem Summen bewegten sie sich zum neuen Einsatzgebiet. Allein mit dem Ziel, das in ihren mechanischen Köpfen programmiert war, um alles und jeden zu beseitigen, der sich gegen Toyos wieder Eingliederung in die Gesellschaft stellte. Weit über ihnen war von der bevorstehenden Bedrohung kaum etwas spürbar. Das Gleiten einer unzulässigen Flugmaschine durchbrach zielstrebig die Wolkendecke, widersetzte sich der kalten, düsteren verhängnisvollen Nacht, die ihr bevorstand. »Ich kanns immer noch nicht fassen, dass ein solches Kaliber zu deiner Ausrüstung gehört. Ich checks nicht … was in Gottesnamen gedenkst du mit dem Ding anzustellen? Rüstest du etwa für den nächsten Krieg auf, oder was soll diese übergroße Schüssel darstellen?« Temari ließ sich auf einen der drei Sitze fallen, die sich hier auf der vergleichsweise kleinen Brücke des Flugschiffs befanden. Konzentriert sah sie in ihren kleinen runden Handspiegel, malte mit scharfsinniger Präzision ihre vollen Lippen in einem nuttigen tiefen Rot an. Während ihre Gefangene, die sie vor Stunden im Badezimmer mit einer saftigen Beule am Hinterkopf bewusstlos vorgefunden hatte, neben ihr saß. Die ganze Zeit über wo sie nun hier fest saß nahm Matsuri den Nachthimmel ins Visier, dessen dichte schwarze Wolkenschicht ihnen Schutz vor neugierigen Blicken gewährte. »Wenn's dir nicht passt, dann benutz die Ausgangsluke und spring«, gab Matsuri genervt von sich. Sie hatte keine Lust auf dieses ewige Rumgezicke von dieser blonden Schlampe, die ihr seit geschlagenen drei Stunden die Ohren zumüllte, wie sehr sie ihre Brüder doch hasste, vor allem ihren Jüngsten, der es wagte ihr einziges Kind zu entführen. So nannte sie ihr Biest mit der aufdringlichen roten Lackierung, das im gleichen Farbton glänzte wie ihr Lieblingslippenstift, von dem kaum mehr noch ein Stummel übrig war. Schon scheiße wenn viele der Industrien während und nach Kriegszeit dicht machen mussten, womit es keinen Nachschub mehr gab für so etwas wie Kosmetikartikel. Vieles was noch von den Restposten vergangener Zeit im Umlauf war, wurde für lächerlich überhöhte Preise unter Hand auf den Schwarzmarkt vertickt. Da zählten solche reine Töne wie ihrer unter ihres Gleichen wohl eher zu Exoten. »Pass auf was du sagst«, wies Temari mit warnenden Blick auf ihre locker sitzende Knarre hin, die um ihre Hüfte geschnallt war. »Ich hätte dir schon längst deinen hübschen Kopf von den Schultern pusten können. Immerhin bist du Schuld daran dass Gaara ständig fluchtartige Umzüge anordnet, wenn du uns mal wieder wie ein klebriges Kaugummi an der Schuhsole klebst. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie oft ich meine ganzen hübschen Sachen zurücklassen musste, weil dieser kleine Wixxer mir nicht erlaubt das ganze Zeug mitzuschleppen?! Ich sollte mir eigentlich meinen tragischen Verlust von dir erstatten lassen, du brutale Schlampe!« »Hn!« Die Jägerin gab Blondie einen abfälligen Blick. Sie machte keinen Hehl aus ihrer überaus schlechten Meinung, die sie für diese Bordsteinschwalbe übrig hatte. »Müsstest du dir bei deinem Lebensstil nicht immer wieder neue Kleidchen von deinen Freiern schenken lassen? Wenn nicht, dann machst du eindeutig für die falschen Schwänze die Beine breit.« Kaum waren ihr die Worte über ihre höhnischen Lippen gekommen drückte kalter Stahl unnachgiebig gegen ihre Schläfe. Matsuri hörte das Betätigen des Abzugs der Metallplatte im Griffstück einer Glock, welchen Temari geräuschvoll nach hinten schob. »Du scheinst es nicht begriffen zu haben«, sprach Temari, mit einem erschreckend teilnahmslosen Klang in ihrer Stimme, legte dann ihren Kopf leicht schief. »Ich kann dich nicht ausstehen«, betonte sie jede einzelne Silbe, setzte ein sanftes Lächeln auf, das selbst dem ihres mörderischen kleinen Bruders Konkurrenz bot. »Gaara hat vielleicht eine kleine Schwäche für deinen fetten Arsch, aber mir gehst du einfach nur auf den Piss! Wenn du nicht willst dass ich dir dein hübsches Hirn aus dem Schädel puste, dann bist du ab jetzt ein braves Mädchen und machst genau was ich dir gesagt habe.« Temari beobachte seelenruhig jedes einzelne Zucken ihres Gesichtsmuskels, sah belustigend zu wie der Jägerin der Angstschweiß von der Stirn über ihre Schläfe perlte. Temari geriet ins Starren. In einem Moment der Schwäche, der sie an ihre Zeit als kleines Mädchen erinnerte, ließ sie es zu sich leicht nach vorn zu beugen. Sie griff nach dem Kinn der Kopfgeldjägerin, hielt es zwischen Daumen und Zeigefinger fest, um sanft ihren Kopf nach oben zu neigen. Matsuri hatte absolut keinen Schimmer was gerade in dieser gestörten Bitch vor sich ging, aber der Blick ihrer dunklen Augen jagte ihr eine scheiß Angst ein. Selbst Atmen hielt sie für einen mächtigen Fehler. Temari war von ganz anderem Schlag als dieser Psychopath von Bruder. Gaara hatte zwar einen riesigen Knall, aber er ließ wenigstens noch mit sich reden, wenn man es klug anstellte überlebte man diesen Typen, aber die Schwester – war die so drauf wie jetzt eben, dann war sie noch skrupelloser als dieser rotköpfige Vergewaltiger. Langsam ließ die Ältere ihre Zunge über den Schweißtropfen, der sich von der Schläfe ihrer Gefangenen davonstehlen wollte, gleiten. Angewidert verzog die Jägerin das Gesicht, sah panisch in die kalten Augen der gestörten jungen Frau. »Sei nett zu mir, dann bin ich es auch zu dir, mein kleines Mädchen«, säuselte Temari der Brünetten gefährlich ins Ohr. Diese Worte?! Das klang eher als würde einer ihrer widerlichen Freier durch sie aus ihrem Mund sprechen. Sie schien wie weggetreten. »Tema?! Alles in Ordnung bei dir?«, fragte Matsuri mit einem mächtigen Klos im Halse steckend. Ein kaum merkliches Zucken rührte sich über die Wange der jungen Blondine. »Sicher! Was fragst du mich das?!« Abrupt erhob sich die Angesprochene von ihrer Position, ließ sich aber unbekümmert wieder zurück aufs Polster plumpsen. »Hoffe wir haben uns jetzt verstanden. Du bist nur hier um meine Idioten - Brüder einzusammeln, also reiz mich nicht unnötig.« Mit einem letzten Schwenk ihrer Pistole auf Matsuri, sicherte sie wieder ihre Waffe und konzentrierte sich wieder aufs Hübsch machen. Die Pilotin dieser Flugmaschine nahm vorsichtshalber ihren Blick von der labilen Killerin. In dieser Familie lebten echt nur Wahnsinnige. Erst meinte dieser rothaarige Hurenbock sie zu vergewaltigen, dessen gestörte Schwester leckte ihr jetzt das Gesicht ab. Wenn jetzt auch noch der ältere Bruder anfing sie zu begrabschen, dann würde sie garantiert Amok laufen. Ein schrilles Piepsen unterbrach ihre leichte heimliche Panikattacke, lenkte sie ihre Aufmerksamkeit nun auf das Radar, das sich unter einer Glaskuppel befand. Es zeigte ihr nicht nur, dass sie genau über ihrem gewünschten Zielort schwebten, sondern dass auch Unmengen von fremdartigen Signalen zielgenau auf denselben Standort hinsteuerten, an dem sich nun auch beiden Frauen befanden. »Da unten scheint sich was anzubahnen. Wie es aussieht werden wir nicht die Einzigen auf dieser Party sein. MSH rücken auf diesen Punkt zu, genau wo wir uns jetzt befinden«, stellte Matsuri kurzerhand fest, berührte das kleine weiße Dreieck auf der Mitte der Kuppel, der ihre Beute darstellte. Durch die Berührung rief sie eine genaue Karte der Umgebung auf, die genau zeigte wo Gaara sich befand. Er schien tief unter der Erde eines baufälligen Gebäudes, genaugenommen im Kellertracht auszuharren, das eindeutig der Sule zugeordnet werden konnte. Das Signal war zwar seit einiger Zeit schwächer geworden, aber es bewegte sich zum Glück nicht mehr. »Bezirk N120 scheint ja mal wieder beliebt zu sein«, gab sie tonlos zu und machte sich daran in den Sinkflug überzugehen. Jetzt wo sie genau über dem Zielort schwebten, war ein Überraschungsangriff falls nötig vereinfachter. »War ja so klar das Gaara es wieder eskalieren lässt. Mann, ich hab keinen Bock! Ich wollte nur meinen Roller abholen. Jetzt muss ich diese Idioten da raus schaffen«, schnaufte Temari verächtlich. »Du bleibst am besten hier. Gib uns Feuerschutz, falls nötig. Ich geh runter, versuch die Lage zu entschärfen«, wandte Matsuri sich kurz an die andere Frau, bevor sie von ihrem Sitz aufsprang. »Wir können nicht einmal landen. Wie willst du da heil runter?«, hob Temari fragend ihre schwungvolle Braue skeptisch an. »Wirst es ja sehen.« Bevor die Jägerin ihren Plan in die Tat umsetzte suchte sie sich noch einen passenden Ort auf dem Radar aus, den sie schnell auf dem baufälligen Dach des Hauptsitz ausmachte. Sie setzte sich zielstrebig in Bewegung. »Bleib mit meinem Baby in Reichweite. Ich werde per Funk mit dir in Kontakt bleiben. Sollte dort unten die Hölle ausbrechen: schieß auf alles was sich bewegt.« »Sicher?«, grinste die Blondine boshaft. Fand sie bei einer ordentlichen Schießerei immer Gefallen, wenn sie jetzt ein paar Großkaliber abfeuern durfte, warum nicht. »Ja, soweit ich das einschätzen kann sind diese Massen an MSH nicht nur zum Spaß dort, die werden in kurzer Zeit alles niedergemäht haben. Mach dich also schon mal mit den Waffen der Flugmaschine vertraut.« Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren machte Matsuri sich daran ihren Einradgleiter, aus einer extra dafür gebauten größeren Box zu holen. Das weiße Fahrgestell schob sie in die Mitte der Brücke, dabei richtete sie es genau auf der Ausgangsluke aus, stellte es kurz auf dessen Stützen ab, um sich anschließend für das kommende Geschehen zu rüsten. Sie packte sich noch ein paar GS Patronen, mitsamt für die etwas größeren Waffen Munition ein, die sie hinter einer versteckten Wand hervorholte. Auf dem Eingabefeld daneben betätigte sie ein paar Befehle, wobei eine intrigiere Öffnung sich zeigte, und das Verdeck nach vorn klappte, dabei gab es verschiedene Geschosse preis. Mit einer vergleichsweise kleinen Panzerfaust, einem Gewähr auf den Rücken geschnallt, der Halbautomatik, die sie in ihr süßes weißes Gefährt einhakte, war sie nun bereit ein paar Ärsche zu treten. Mal schauen was die Nacht noch brachte, entweder eine historische Rettungsaktion oder ein Rachefeldzug. Es würde sich später zeigen worauf sie mehr Lust hatte. »Du weißt schon das dieses Ramboding ziemlich unsexy bei dir wirkt?«, schaute Temari genervt zu dieser brutalen Braut. Diese ignorierte ihre bissige Bemerkung, setzte ihre Fliegerbrille auf, die ihr noch zuvor um den Hals baumelte und fokussierte die Ausgangsluke. »Hier geht es nicht um Sex, sondern darum das Kopfgeld zu sichern, das ganz allein mir zusteht«, sagte sie mit fester Stimme schwang galant ihr Bein über den Sitz ihres Einrads, rückte die Stützen zurück, und startete den Motor, der in freudigem Summen aufschnurrte. »Schließ gleich danach die Luke wieder, sonst holst du dir noch einen Schnupfen«, belächelte sie ihr Gegenüber. Die Jägerin hielt sich fest ans Lenkrad, gab Temari das Zeichen, um den Ausgang in dieser Höhe zu öffnen. Sie tat wie angewiesen, drückte auf einen der Schalter der Kontrollzentrale des Flugschiffes. Kaum öffnete sie sich einen Spalt, fegte ihnen eine mittelschwere Böe entgegen. Nach und nach blies der heftige Luftzug den beiden Frauen die Haare um die Ohren, doch blieben von der eisigen Nacht unbeeindruckt, waren sie doch nun hier um sich jetzt mit ihr anzulegen. »Viel Spaß da unten!«, rief Temari dem Wind trotzig entgegen. »Den wünsch ich dir hier oben auch!«, schrie Matsuri mit dem bevorstehenden Adrenalin - Kick freudig erregt auf, als sie im lauten Aufheulen ihres fahrenden Fluggleiters aufs Gaspedal trat. Sie drückte es bis zum Anschlag durch und raste halsbrecherisch auf die Öffnung zu, um sich in einem mörderischen Manöver durch die letzte Wolkenschicht hinabstürzte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)