Gib mir eine Chance! von Sunaki (SasuSakuGaa) ================================================================================ Kapitel 14: Ich brauche noch etwas Zeit... ------------------------------------------ Noch immer Flashback Gaara POV Leicht zitternd wandte sie ihr Gesicht zu mir. Sie sah mich aus ihren tief grünen schimmernden Augen schuldbewusst an. Mir war es fast so als wolle sie sich von etwas lösen, dass zu sehr schmerzte, um endgültig diesen Schritt zu wagen. Sie suchte ihren Halt in mir, zeigte ihre verletzliche Seite, trotz ihres so starken Wesens. Dies empfand ich als ein kostbares Geschenk, das sie in diesem Moment nur mir offenbarte. Wie gern würde ich ihr die Entscheidung abnehmen, sie für sie tragen, doch mehr als hier zu sein und ihr das stille Versprechen zu geben, für sie da zu sein, wenn sie mich brauchte - zu mehr war ich nicht in der Lage, mehr wollte ich ihr auch nicht geben. Sakura musste allein dadurch, auch wenn sie andere damit verletzte, war im Grunde niemand dazu fähig es ihr jetzt leicht zu machen - obwohl ich genau wusste, was sie plagte, dass ich nicht ganz unschuldig daran war, wieso sie sich nun so schlecht fühlte. Doch ich war einfach zu stur um sie einem anderen wieder zu überlassen, da nahm ich es sogar im Kauf, sie und mich leiden zu lassen, wenn es das war, was uns am Ende zusammenbrachte. Nicht länger ihren Selbsthass ertragend, zierten meine Lippen ein kleines Lächeln und ich stellte mein heißes Getränk zur Seite. Sie folgte den dezenten Bewegungen mit ihren Augen und fing sofort wieder die meinen, sobald ich mich ihr wieder zu wandte. Kurz darauf spürte ich wie die Härte in meinem Gesicht sich löste. Ein kurzes Nicken, dass sie zu mir kommen sollte, reichte aus, um sie aus ihrer festgefahrenen Haltung zu reißen - alles von sich nehmend, warf sie sich mir gleich in die Arme. Immer noch nicht diesen Kontakt mit anderen gewöhnt, versteifte sich mein Körper automatisch, aber keinen von uns schien dieser Umstand daran zu hindern, uns jetzt so nahe zu sein. Sakura schwieg, versuchte nicht noch mehr von sich preis zu geben, als ohnehin schon offen dalag, und während ich meine Hand langsam zur ihrem Haarschopf ansetzte, war ich es der etwas sagte: »Nicht immer muss es mit einem guten Anfang beginnen ...« mehr fiel mir nicht ein, das unsere schwierige Situation am besten beschrieb, aber vielleicht war unser Ende um so schöner. Es verging einen Augenblick, bis Sakura ihren Kopf bewegte, in dessen Haar sich meine Hand verfing. »Du sagst ganz andere Dinge zu mir …«, merkte das Mädchen in meinen Armen leise an. »Wie meinst du das?«, stellte ich ruhig die Frage und genoss einfach das Gefühl sie bei mir zu haben. »Mir wird ständig gesagt, ich würde mich zu unbedacht an etwas heranwagen. Andere müssten dann meine Fehler begleichen, weil ich keine Rücksicht nehmen würde.« Bei jedem Wort, das zu schwer für sie wog, klammerte sie sich fester an mich. Ich schwieg kurz, war mir nicht sicher, was sie jetzt von mir erwartete. »Der Auffassung bin ich ebenfalls.« Es entsprach der Wahrheit, dass Sakura nun mal viel zu vorschnell handelte. Statt hier bei mir zu sein, sollte sie zu ihrem Freund zurück. Zu Spät bemerkte sie die Konsequenzen ihres Handelns - dass sie vielleicht auch etwas für mich empfinden könnte, darauf war nicht gefasst. Jetzt, wo es beinah kein Zurück mehr gab, musste sie sich damit auseinandersetzen. Das hatte sie dem Anschein nach wohl noch nicht allzu oft getan. Sie versteifte sich etwas, schien sie zu befürchten dasselbe zu hören wie immer, doch darauf war ich keineswegs aus. »Schlecht finde ich das aber nicht. Im Gegenteil, du treibst mich voran.« Währenddessen drückte ich sie mehr an mich heran. Das Lächeln, was nun versuchte ihre Lippen zu zieren, konnte ich zwar nicht sehen, aber mit dem was sie jetzt sagte, gab sie mir die Gewissheit, dass ich doch nicht so falsch lag. »Danke ...«, flüsterte sie mit belegter Stimme. Ich schwieg, hörte in diesem einzelnen Wort, wie sehr sie sich quälte. Dabei verstand ich nicht, wieso sie so lange daran festhielt? Bisher hatte ich ihr diese Frage nicht gestellt, ignorierten wir doch Anfangs alles um uns herum, das uns versuchte voneinander fernzuhalten. »Wieso bist du eigentlich so lange bei ihm geblieben?« Eigentlich war es gar nicht meine Art, da jetzt mehr in Erfahrung bringen zu wollen, doch es ließ mich nicht mehr los, seit sie erwähnte, dass sie nichts vermissen würde. Seufzten richtete sie sich auf, dabei lockerte ich den Griff. Mit einem Mal, bewegte sie sich von ihrer Position weg, streckte sich entnervt. »Ich weiß es ehrlich gesagt nicht!«, raufte Sakura sich ihren Kopf. »Sasuke kenne ich schon ewig. Wir waren anfangs nur Freunde, die zusammen abhingen, haben über alles Mögliche geredet, gingen uns gegenseitig am wenigsten auf die Nerven.« Aufgebracht kehrte sie mir den Rücken, schwungvoll bewegten sich ihre Hüfte je mehr sie sich von mir entfernte. »Wir haben Partys gemacht, uns bis spät in der Nacht herumgetrieben. Herrgott, wir haben alles daran versucht Fugaku Uchiha gegen uns aufzubringen! Bis heute gibt er mir allein die Schuld am damaligen Verhalten seines Sohnes - weswegen dieser Mann mich immer wieder spüren ließ, wie sehr er mich im Grunde missbilligte!« Wie eine erzürnte Tigerin wanderte sie im Raum umher. Dieses Thema brachte sie mehr als in Aufruhr. »Zuletzt reichte es mir nicht, so wie es zwischen uns war, ich wollte mehr. Als ich es ihm gestanden hatte, sah er keinen Grund, nicht mit mir zusammen zu sein. Erst später bemerkte ich, dass er nur aus reiner Bequemlichkeit zusagte. Ich hätte damals schon Schluss machen sollen, aber ich hoffte wirklich, dass Sasuke einfach nur etwas Zeit bräuchte… und so war es ja auch.« Sie blieb im Schritt stehen, sah zu mir und dachte anscheinend darüber nach, ob sie nicht zu weit ging mir davon zu erzählen. Ihre Besorgnis war nicht unbegründet, es machte mich rasend sie so über ihren Freund reden zu hören. Eine nie dagewesene Eifersucht schlich sich schmerzvoll heran, die ich selbst nicht begreifen konnte. Nie hatte ich ein solch starkes Bedürfnis, an jemanden Besitzansprüche stellen zu wollen, wie bei ihr. Es war wirklich eine absurde Reihe von Begebenheiten, dass ich mich ausgerechnet dem Mädchen verschrieb, das seit Jahren mit Sasuke Uchiha liiert war. Ich kannte diesen Mann und seine Familie, mehr als ich wollte, wäre ich nicht gezwungen gewesen in ihre Nähe zu kommen, sähe das anders aus. Damals war ich der Bitte meines Vaters nachgekommen, einen seiner Klienten und dessen Familie beim langweiligen Abendessen zu treffen. Mir war es eigentlich zu wider, wie bei vielem anderen auch. Doch als man von den vorteilhaften Kontakten meines Vaters erfahren hatte, machte man mir aus weitaus gefährlicheren Quellen anderweitig Druck, war das doch die perfekte Gelegenheit näheres über den Uchiha-Konzern herauszufinden. Leider, erwies sich dieses Verfahren mehr als schwierig, da Mikoto Uchiha ständig in meiner Nähe war, da sie der Annahme war, das ein menschenscheuer junger Mann wie ich, nur etwas Gesellschaft bräuchte. Sie hatte es überraschend ehrlich gemeint, aber für mein Vorhaben war das ziemlich ungünstig. Da fiel mir ein, dass von Sakura keine Rede war – sie hatte nicht mal zu den Anwesenden gezählt. So richtig dazu gehörte sie scheinbar nicht, was sich später noch als Glücksfall für sie herausstellen könnte. Ein Unwissender, könnte den fatalen Fehler begehen dem Glauben zu verfallen, dass ich Sakuras Nähe nur aufsuchte, um mehr von den Uchihas in Erfahrung zu bringen. Das war aber keineswegs der Fall - das hier war echt, kein grausames Spiel. Um meine wahren Gedanken, die ich vor ihr verborgen hielt nicht zu zeigen, wandte ich das Gesicht von ihr ab. Gelingen sollte es mir nicht, hatte sie doch die veränderte Stimmung bereits bemerkt. Es verging nicht mehr als ein kurzes Schweigen, bis ihre losen Sohlen über das Pakett tapsten und erahnen ließen, das sie um das Möbelstück herum ging, um sich wieder von meinem Augenmerk einfangen zu lassen. Zögerlich spürte ich, wie sich mir zwei feingliedrige Hände sachte auf die Schultern legten, mich dazu bewegten zurückzulehnen - ohne ein weiteres Wort zu verschwenden schmiegte sie ihre schmale Gestalt an meinem Körper, ganz gleich ob ich dabei verkrampfte. Schweigend saß Sakura nun auf meinem Schoß, suchte nach Nähe. Tröstend schlang sie ihre Arme um mich, dabei zog sie die Beine ein. Ich war mir fast sicher, dass sie den Schmerz verstand, der sich drohte anzukündigen, jedenfalls hoffte ich, dass es so war. Ich wagte nicht die Stille zu unterbrechen, die uns beide einhüllte. Zu mehr, als sie in die Arme zu schließen, war ich dann doch nicht im Stande. Wir gönnten uns diesen Frieden für einen Moment, den wir geschaffen hatten. Ihre leichten Atemzüge gegen den Hals, versetzten meinem Verstand und Leib in einen regelrechten Rausch. Diese Wirkung, die sie auf mich hatte, weckte eine ehrliche Sehnsucht. Ihre Stimme war es, die uns beide wieder zurück holte. »Ich brauche noch etwas Zeit …« Es schien ihr sichtlich schwer zu fallen es zuzugeben, und auch ich stellte mir wieder einmal die Frage, ob ich in der Lage war, so lange zu warten. »Sakura …« Ihr Name nur ein Flüstern. Es war für mich ebenso schwierig zu verstehen, was ich nun fühlen sollte. Zwar war ich froh darüber, dass sie nicht die Kälte besessen hatte, einfach allen den Rücken zu kehren, die ihr über Jahre ein Zuhause geboten hatten - mehr als ihre eigene Familie. Anderseits war ich wütend, wollte sie nicht länger mit einem anderen teilen. Dabei war es mir egal, wen sie dafür in den Abgrund stoßen müsste. »Du kannst nicht ewig davon laufen, weder ihm noch mir gegenüber ist das fair.« Mir war bewusst, dass ich jetzt zu grob klang. Ich war zu ehrlich, doch auch ich kam mit all dem nicht wirklich zurecht. Zwischenmenschliche Beziehungen waren nicht gerade meine Stärke, ebenso dass ich Rücksicht auf ihre Gefühle nehmen musste - dabei drohte ich selbst zu Schaden zu kommen. »…« Eine Antwort zu diesem Zeitpunkt konnte sie mir nicht geben. Alles, was sie tat war um mehr Zeit zu beten, also entschied ich mich dafür ihr diese zu geben. Wenigstens ein bisschen. Weiteres Schweigen verging, keiner sagte etwas, aber vielleicht war das auch nicht wichtig. »Können wir in die Stadt gehen, Gaara?« Ihre Frage schien unpassend, aber das sah ihr ähnlich. »Wenn du magst.« Den Kopf frei zu bekommen, täte uns beiden bestimmt gut. Ihren Weg aus dem Haus folgend, schloss ich die Tür hinter uns ab. Eine schwarze Winterjacke mit Fellrand an der Kapuze, geripptem Kragen und roter Innenseite, bot mir genügend Schutz vor der Kälte. Dieses Mal schlug sie uns nicht entgegen, wie es sonst eigentlich für diese Jahreszeit üblich war. Mir noch eine einfache schwarze Mütze über den Kopf ziehend, setzte ich mich in Bewegung, um wieder mit Sakura gleichauf zu kommen, die bereits ohne mich losging. Schweigend lief ich neben ihr her, wie sonst auch. Es war noch etwas befremdlich mit ihr in die Stadt zu gehen. Allein begab ich mich eher selten unter diesen Menschenmengen. Solange Sakura mir dabei Gesellschaft leistete, war es mir auch ganz gleich, wo wir uns befanden. Kaum hatten wir uns von der Nachbarschaft entfernt, spürte ich wie sie mir ihren Arm um meinen legte und sich leicht an mich schmiegte. Sogleich löste sich etwas von der Anspannung auf meinen Schultern. Die Wärme, die sich daraufhin ankündigte, hieß ich gern Willkommenen. »Hast du etwas bestimmtest vorgehabt?« Ohne Ziel vor Augen irgendwo hinzugehen war nicht meine Art, plante ich lieber meine nächsten Schritte, nur war es bei ihr gar nicht so einfach, war sie eher spontan veranlagt. »Nicht wirklich...«, antwortete sie kaum anwesend. Im Augenwinkel riskierte ich einen Blick von ihr zu erhaschen, dabei konnte ich sehen, wie sie weiter in Gedanken versank. Ihre Lippen aufeinander gepresst, das Gesicht mit der Last, die sie ständig bei sich hatte, belegt. Meinen Arm zog sie dabei enger an sich, bevor sie mir dann ein wenig später auf meine Frage antwortete. »Wir können ja zu der kleinen Straße am Marktplatz, mit den vielen Geschäften gehen. Dort ist es um diese Jahreszeit sehr romantisch. Es soll auch ein Treffpunkt für viele Paare sein… habe ich jedenfalls gehört.« Ihre letzten Worte hatte sie gemurmelt, nur verstand ich nicht so recht, warum sie das jetzt erwähnte. »Schon möglich, ich war noch nicht so oft dort«, sagte ich etwas monoton, woraufhin ich im gleichen Atemzug ein schweres Seufzen ihrerseits hörte. »Hm?«, schaute ich fragend zu ihr. »Nichts...«, seufzte sie erneut. Hatte wohl etwas Falsches gesagt. »War es wichtig?«, fragte ich vorsichtshalber, sie verärgern oder gar zu enttäuschen war nicht meine Absicht. »Wenn man keinen Sinn für verheißungsvolle Stimmungen hat, dann wohl nicht«, sah sie anklagend zu mir hoch. Stimmungen? Verheißungsvoll?? Was meinte sie damit??? Ich hatte nichts dergleichen gespürt. Zwar wusste ich jetzt nicht, wie ich sie gerade ansah, aber es veranlasste sie abrupt ihrem verstimmten Gesichtsausdruck zu ändern - er wurde viel weicher. »So wichtig war es gar nicht… wirklich nicht. Bitte schau mich nicht so an.« Ihre Umgebung mit einer gewissen Vorsicht abschätzend, zögerte sie. Sakura schien es nicht mehr länger auszuhalten, drückte ihr Gesicht gegen meine Brust und legte ihre Arme um meine Hüfte. Ich hatte nicht gewusst wie ich vorhin auf sie wirkte, aber ihr ein schlechtes Gewissen zu machen, war nicht meine Absicht. Im Moment war ich mehr als unbeholfen, verfiel in dasselbe Schweigen wie sie. Dass wir uns so in der Öffentlichkeit zeigten, machte mir nichts aus. Mir war es egal, ob es alle erfahren würden. Für Sakura galt das aber nicht, sie ging ihrem Gefühl nach – obwohl sie sich nicht ganz wohl dabei fühlte. Ich überlegte erst, ob ich es wagen sollte ihre Zuneigung zu erwidern, aber damit würde ich es wohl nur verschlimmern. Also blieb ich regungslos, verharrte weiter in dieser Position. Erst das anhaltende Kichern einiger Passantinnen, die um uns herum liefen, und sich über das Paar, das wir in dieser innigen Umarmung abgaben, belustigten, trennte uns voneinander. Sakura sah ihnen hinterher. Nach kurzer Überlegung senkten sich ihre Lider, schuldbewusst. Danach sackten ihre Arme einfach haltlos von meinen Hüften, bevor sie dann einen großen Schritt zurück trat. Sie konnte mir nicht ins Gesicht sehen, oder darauf warten, ob ich bereit war weiterzugehen, eher entfernte sie sich noch mehr von mir. »Wir sollten weiter«, war alles, was sie dazu sagte. Mit einem Nicken folgte ich ihr still weiter in Richtung Stadtzentrum. Der Marktplatz war um diese späte Stunde noch reichlich besucht, überall hingen bunte Lichter, bescherten diesem Ort einen magischen Moment. Waren das diese Stimmungen, von den sie gesprochen hatte? Ich schaute mich noch mal um, beobachtete das sorgenlose Treiben an den Verkaufsständen. Wirklich auffällig war nur, dass sich hier viele Paare in den Armen lagen. Allmählich dämmerte es mir, was Sakura vorhin gemeint hatte. Manchmal war ich wirklich schwer von Begriff, wie ich gerade feststellte. Ich schob es meiner Unerfahrenheit zu, dass ich selbst diesem Hinweis nicht gleich folgen konnte. Das würde ich aber jetzt versuchen zu ändern. Ihre Erscheinung fest im Blick, sah ich, wie sie auf einen der Stände mit verschiedenem Schmuck Halt machte. Ich überwand die zwei Schritte, die uns trennten und stellte mich neben sie. Ihre Aufmerksamkeit hatten ein paar Lederarmbänder für sich beansprucht. Für eine Frau waren die Riemen zu breit, ebenso das geflochtene Muster, schien eher für das andere Geschlecht gemacht zu sein. »Würde dir das zum Geburtstag gefallen?«, stellte sie mir wieder dieselbe Frage, zu diesem belanglosen Tag. Wieso war es ihr so wichtig? Um ihr dennoch eine Freude zu machen, besah ich mir die einzelnen Armbänder genauer. Sie waren alle mit einem komplizierten Flechtmuster versehen. Die Farbauswahl beschränkte sich meist nur auf braun und schwarz. Sie sahen nicht schlecht aus, aber ich hatte selbst genug davon. Gerade als ich eins der Exemplare nehmen wollte, hörte ich das Mädchen neben mir wieder schnaufen. »Nein, das ist nicht das Richtige, lass uns weitergehen.« Sie wandte sich von mir und dem Stand ab, suchte nach etwas Geeigneterem. Ich folgte ihr in einem gewissen Abstand, nahm jede ihrer Bewegungen wahr. Dabei fiel mir erneut auf, dass Sakura einen äußerst eleganten Kleidungsstil besaß, der sie zerbrechlicher wirken ließ, als es im Grunde zu sein schien. Im Moment trug sie einen weißen Trenchcoat aus Kaschmir, mit sechs schwarzen Münz- großen Knöpfen, die sich jeweils zu dritt gegenüber lagen und die sich oberhalb der Frontseite befanden. Der taillierte Mantel spannte sich leicht um ihren schmalen Körper, warf wie ein Rock mit seinem originellen Schnitt vorne und hinten Falten, die sich bei ihrem schwungvollen Gang wiegten. Ihr mit den Augen folgend, merkte ich, wie sich etwas in mir regte. Diese Veränderung war mir zuvor schon aufgefallen - dass ich dieses Mädchen immer öfter, mit weitaus primitiveren Gedanken betrachtete, die sich in ihrer Gegenwart einfach nicht gehörten. Gerade jetzt versuchte ich diese Bilder zu unterdrücken und mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Je mehr ich aber weg sah, desto mehr wollte ich von ihr sehen, mit viel weniger Kleidung am Leib. Beschämt darüber, zog ich die Schultern ein, richtete mein Augenmerk auf den Boden. Erst ihr plötzliches Hasten von einer zur anderen Seite, brachte mich wieder zurück dazu, sie mit all der Sehnsucht und der aufkeimenden Lust, die sie in mir weckte, zu sehen. Ich würde mir etwas vormachen, wenn ich glaubte, sie nicht bereits jetzt, voll und ganz mein Eigen zu nennen. Selbst mit ihrer Fellmütze, den schwarzen Strümpfen, die ihr bis zu den Oberschenkeln reichten, dazu den beigefarbenen geschnürten Leder Stiefeletten, wirkte Sakura in ihrem Outfit beinah wie aus einer anderen Zeit. Zu meinem Missfallen, musste ich zugeben, dass ich nicht der Einzige war, der bei ihrer Erscheinung für einen kurzen Moment das Atmen zu vergessen schien. Herumgehende, die sich an ihrem Wesen erfreuten, die aufgeregte Verkäuferin am Stand, die ein Geschäft witterte- oder gar ein Fremder, der ihr ein Lächeln, eine vertraute Geste reichte, brachten mein Inneres dazu, sich von einer Kette lösen zu wollen, die ich mir selbst auferlegte. Erschreckend - genau wie alles andere, was sie in mir wach rief. Angestrengt begutachtete sie die Artikel, die sich ihr darboten. Es war ersichtlich, wie viel es ihr bedeutete, mir das Richtige zum Geburtstag zu schenken. Ihre Mühe war dabei von keinem Erfolg gekrönt - es gab nichts, das ich mir im Moment wünschte, außer vielleicht… Mit einem Grinsen sah ich zu, wie sie sich über einem Stapel Bücher ausließ. Jedes von ihnen verwarf sie und horchte erst auf, als ich neben ihr zum Stehen kam. Auf ihren zarten Zügen legte sich eine vielsagende Sorge. Nicht zu wissen was ich begehrte, selbst an diesem scheinbar besonderen Tag, wie er uns bevorstand, ließ ihr den Ärger darüber deutlich ins Gesicht stehen. »Hast du dieses Buch auch?«, fragte sie mich hoffnungsvoll. Ein kurzer Blick, und ich erkannte den Titel, der mit goldener Schrift aufgedruckt war. Ich quittierte ihre Frage mit einem Nicken. Enttäuscht legte sie es wieder zurück zu den anderen. Der ältere Herr, der sich über einen zahlenden Kunden noch vor wenigen Augenblicken erfreute, sah seine Aussichten dahinscheiden. »Ein weiteres Buch wäre wohl wirklich nicht das Richtige«, seufzend wollte sie sich zum Nächsten aufmachen, doch ich reichte ihr meine Hand hin, sah ihr in die schimmernden grünen Augen, in denen sich die bunten Lichter der Stadt verfingen. Fragend sah sie abwechselnd zu mir und meiner Hand, war sie eine solch ungewöhnliche Tat, wie diese doch nicht von mir gewohnt. »Lass uns essen gehen, dann wird dir bestimmt schon etwas einfallen« Ungläubig betrachte sie mich, nicht wirklich verstehend, was ich ihr damit versuchte zu sagen. Nichtsdestotrotz nahm sie mein Angebot an. Ihre kühlen Finger nun um meine geschlossen, führte ich sie weiter zu den Ständen, die uns mit ihren Köstlichkeiten zu sich lockten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)