So finster wie die Nacht von BinaLuna ================================================================================ Kapitel 5: Danke ---------------- Ein sehr herzlicher Dank geht an Baleika für die lieben und hilfreichen Kommentare und das favo. ^-^ Kapitel 5 ~ Danke June saß mit einem Becher heißem Tee auf der Arbeitsfläche ihrer Küche, während Ryan seinerseits gerade das Fenster im Wohnzimmer genauer unter die Lupe nahm. „Es ist verrückt“, überlegte sie laut. „Vielleicht bekomme ich ja wirklich Wahnvorstellungen, aber es sah so aus als würde die Frau seelenruhig auf der äußeren Fensterbank sitzen.“ Wahnvorstellungen waren so ziemlich das Letzte, womit Ryan seine Ex-Freundin in Verbindung brachte. June neigte nicht dazu, überspannt und schreckhaft zu sein. Auch würde sie nie etwas tun um Aufmerksamkeit zu erhaschen. Im Gegensatz zu ihm war sie zumeist die Ruhe selbst. Sie derartig aufgelöst – wie kurz zuvor am Telefon – zu erleben, hatte ihm gezeigt, dass sie Situation ernst war. Prüfend öffnete Ryan das Fenster und blickte nach draußen. Rein logisch betrachtet war das unmöglich. Man hatte auf dem Sims vielleicht Platz zum Stehen, aber wie sollte man dorthin gelangen, wenn man keine Flügel hatte oder wie eine Eidechse an Fassaden hochklettern konnte? „Inzwischen hege ich wirklich Zweifel daran, dass es hierfür eine logische Erklärung gibt.“ June kam ins Wohnzimmer. „Was meinst du damit?“ Sie trug bereits ihre Schlafkleidung – ein champagnerfarbenes Nachthemd aus Seide. Als Ryan kam, hatte sie sich einen Morgenmantel übergeworfen, dennoch versuchte dieser seinen Blick möglichst in eine andere Richtung zu werfen. Sie waren nicht mehr zusammen, aber das änderte ja nichts an der Tatsache, dass June tolle Beine hatte. Ryan räusperte sich. „Ich meine damit, dass es sich vielleicht um etwas handelt, was wir uns gar nicht erklären können. Etwas, das unsere Vorstellungen übersteigt.“ June zog misstrauisch eine Augenbraue nach oben. Andererseits hatte sie auch keine einleuchtende Erklärung parat. Daran, dass sie tatsächlich verrückt wurde, wollte sie lieber nicht glauben. Als Ryan bemerkte, wie angestrengt sie nachdachte, legte er ihr eine Hand auf den Kopf und lächelte. „Geh schlafen, June. Ich werde hier bleiben.“ „Ich weiß gar nicht, ob ich jetzt noch schlafen kann“, seufzte June. „He... HEY!“ Ryan hatte June kurzerhand hochgehoben und grinste sie frech an, als er sie auf ihrem Bett absetzte. „Ich habe dir geholfen, also wäre es doch nur fair, wenn du wenigstens heute auf mich hörst, nicht wahr?“ June hatte sich schon früher bestens darauf verstanden einen Schmollmund zu ziehen und Ryan musste feststellen, dass er dagegen immer noch nicht gewappnet war. Mona hockte derweil auf der äußersten Kante des Daches und starrte nach unten. Licht fiel durch das Fenster, vor dem sie sich eben noch aufgehalten hatten, ansonsten war alles stockfinster. „Das ist ganz gewaltig schief gelaufen!“, fluchte sie leise vor sich hin. Sich nicht erwischen zu lassen, war für einen Vampir eine Grundregel, die das Überleben des gesamten Ordens sicherte. Lautlos trat Eve neben sie. „Gehen wir.“ Monas Kopf ruckte hoch. „Gehen? Wohin?“ „Zurück zum Orden“, antwortete Eve, als wäre dies ganz logisch. „Bericht erstatten.“ Das wird Ärger geben, dachte Mona – ihre Überlegung behielt sie jedoch für sich, weil sie schon jetzt wusste, dass Eve nicht umzustimmen war. An solche Dinge ging ihre Freundin mit nahezu stoischer Gelassenheit heran und sie vermutete, dass Lionel nicht ganz unschuldig daran war. Widerwillig kam Mona auf die Beine. „Aber wir wissen immer noch nicht, wer dieser Mann ist“, wandte sie ein. Eve zuckte mit den Schultern. „Jedenfalls scheint er entgegen unserer Vermutung nicht hier zu wohnen.“ Da musste Mona ihr Recht geben. Sie hatten von weitem beobachten können, wie Ryan ankam, nachdem June ihn angerufen hatte. Er wirkte ganz normal und doch machte etwas an ihm Mona nervös. Sie erhielt unglücklicherweise nicht genug Zeit um diesen Gedanken zuende zu führen. „Wildert ihr neuerdings in unserem Revier?“ Schon als Mona die Stimme hörte, verdrehte sie genervt die Augen. Sie erinnerte sich daran, dass es in der Tat jemanden gab, den sie noch weniger leiden konnte als die anhängliche Katherine. Dieser jemand hieß Daniel und besaß die Frechheit ihr ganz ungeniert ins Gesicht zu grinsen. Und er war nicht allein. Auf dem Dach des Nebengebäudes stand seine Partnerin Marguérite. Die zwei Vampire gaben ein recht seltsames Gespann ab. Während Daniel so aussah, wie ein Halbstarker mit gepiercten Ohren und gefärbten Haaren, wirkte Marguérite wie jemand, der keine Ausgabe von Vogue und Vanity Fair verpasste. „Der Rat der Obersten hat schon vor Jahren beschlossen die Reviere abzuschaffen“, warf Eve pragmatisch ein. „So gesehen hat unser Verhalten nichts mit wildern zu tun.“ Mona fragte sich, wie Eve so dermaßen gelassen bleiben konnte. Sie selbst hätte dem unverschämten, kleinen Punk am liebsten den Hals umgedreht. Daniel landete direkt vor Monas Füßen. Er tat so, als hätte er Eves Einwand gar nicht gehört. „Du siehst ungehalten aus, Mona“, stellte er grinsend fest. „Hast wohl heute wieder ein paar Menschen gekillt, hm?“ „Das geht dich nichts an“, zischte Mona. „Also habe ich Recht.“ Daniel umkreiste sie einmal. „Kein Wunder, dass du selbst außerhalb deines Ordens als Versagerin giltst.“ Mona knirschte mit den Zähnen. „Es kann ja nicht jeder so toll sein wie du“, gab sie voller Sarkasmus zurück. „Mona“, kam es warnend von Eve. „Wir sollten jetzt wirklich gehen.“ Daniel winkte Mona mit übertriebener Freude zu. „Hoffentlich sehen wir uns bald wieder.“ Mona schlurfte wütend hinter Eve durch das Eingangsportal des Anwesens. Zu diesem Zeitpunkt in der Nacht herrschte ein reges Treiben innerhalb der Mauern. Ein Treiben, von dem sich Mona für gewöhnlich angewidert distanzierte. Einige der Vampire liebten es, sich lebendige Nahrung mitzubringen. Vampire waren – entgegen hartnäckiger Gerüchte – nicht ausschließlich wunderschöne Schattenwesen, doch sie besaßen eine große Anziehungskraft gegenüber Menschen, sodass diese schon einmal blind in ihr Verderben rannten. Denn eines stand fest, wenn ein Mensch den Unterschlupf von Innen gesehen hatte, so würde er ihn nicht wieder lebendig verlassen dürfen. Fast wäre Mona in Eve hinein gerannt, als diese vor Lionels Tür stehen blieb. Eve blickte sich über ihre Schulter hinweg um, ehe sie eintrat. Lionel war eines der ältesten Ordensmitglieder und ihm hatte man Bericht zu erstatten, wenn es ungewöhnliche Vorkommnisse gab. Unter den Vampiren ihres Ordens galt er als besonnen und fast zu rücksichtsvoll. Nur sollte man es nach Möglichkeit vermeiden seinen Zorn auf sich zu ziehen, denn dann konnte er tatsächlich gefährlich werden. Mona überließ Eve das Reden. Denn wenn es eine Person gab, die Lionel besänftigen konnte, dann war das Eve. Trotzdem schien Lionel nicht glücklich über die Ereignisse, die ihm geschildert wurden. Immerhin sah er seinen Orden dadurch in Gefahr. Er lauschte mit finsterem Blick und nickte ab und an. Als Eve geendet hatte, schwieg er noch eine ganze Weile, ehe er schließlich das Wort ergriff. „Ich werde die Oberen darüber informieren. Mona, du kehrst in deine Gemächer zurück und stehst ab sofort unter Arrest, bis ich dir die Entscheidung der Oberen mitteile“, meinte er sachlich. „Eve, du bleibst bitte noch hier.“ Frustriert verließ Mona den Raum. Gut, sie hatte gegen die Regeln verstoßen, aber ging Arrest nicht ein wenig zu weit? Darüber hinaus sah sie nicht ein, warum die Obersten wegen einer solchen Lappalie verständigt werden sollten. Was sie tat, wurde auf Schritt und Tritt vom Ordern verfolgt. „Du weißt mehr, als du zugeben willst“, bemerkte Eve nachdem Mona gegangen war. Lionel schaute überrascht auf, doch dann lächelte er flüchtig. „Ich dachte, ich wäre schwerer zu durchschauen.“ Eve schüttelte den Kopf. „Nicht für mich und das obwohl du mir nie eine klare Antwort gibst.“ Lionel schaute sie beinah schuldbewusst an. Es stimmte, was sie sagte. Ihren Fragen wich er üblicherweise aus und behandelte sie stattdessen mit übertriebener Vorsicht und Rücksichtnahme. Bestes Beispiel war der vorangegangene Vorfall: Lionel hatte Mona bestraft, nicht aber Eve. Eve winkte ab und wandte sich zum Gehen. Rasch erhob sich Lionel und hielt ihre Hand fest. „Glaub mir, auch wenn ich dir jetzt noch nicht alles sagen kann... es geschieht zu deinem Besten.“ Einen Augenblick lang betrachtete Eve ihn prüfend, dann machte sie sich los. „Ja, wie üblich ist es nur zu meinem Besten.“ Als Ryan erwachte, fiel sein Blick zunächst auf den Wecker neben Junes Bett. Es war noch früh und er hatte zumindest nicht verschlafen. Er gähnte und schaute sich dann um. Wie versprochen war er geblieben – allerdings war nicht geplant gewesen, dass er die Nacht zusammen mit June in einem Bett verbrachte. Zwar war es zu keinerlei Intimitäten gekommen, aber ein wenig verlegen war er dann doch. Sie hatten noch eine ganze Zeit geredet, bis June vor Erschöpfung endlich eingeschlafen war. Ryan rappelte sich auf, strich sich die Haare glatt und weckte June anschließend. „Hm?“, machte June unwillig. Ryan lächelte. „Zeit zum Aufstehen, meine Teuerste.“ „Ich glaube das ist das erste mal, dass du mich wecken musst“, meinte June, als sie sich aufsetzte. Ryan lachte aufrichtig. Da war durchaus was dran. „Ich mache uns Frühstück und danach muss ich los um Jason zur Schule zu bringen, in Ordnung?“ June nickte, hielt ihn dann aus einer plötzlichen Eingebung heraus am Hemd fest. „Danke, dass du geblieben bist.“ Solch verlegener Dank war Ryan von ihr gar nicht gewöhnt und doch tat es gut das mal zu hören. „Gern geschehen“, erwiderte er lächelnd. Fortsetzung folgt... 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