Tödliches Geheimnis von AnniPeace (Die Legende der geflügelten Rasse) ================================================================================ Kapitel 3: 「女」 ・ Mädchen 「Onna ~ She looks so familiar 」 -------------------------------------------------------- Kapitel drei: 「女」 ・ Mädchen 「Onna ~ She looks so familiar 」 Er rannte durch alle Gänge, da er nicht genau wusste, aus welchem Raum genau der laute Schrei gekommen war. Was war passiert? Hatte sich jemand anderes eingeschlichen? Hatte sie sich vielleicht verletzt? Oder war ihr einfach nur eine dicke Spinne begegnet…? Ren riss ein paar Türen auf. Für den Fall, dass etwas wirklich Schlimmes passiert wäre, hatte er sein Schwert gezogen und starrte dann bedrohlich in alle Ecken des Zimmers. Nichts. Also rannte er schnell weiter zum nächsten Raum. Er durchsuchte das Wohnzimmer, sein eigenes Schlafzimmer, die anderen Räume. Schließlich blieb nur noch das Schlafzimmer seiner verstorbenen Eltern übrig. War Noriko vielleicht dort? Erneut riss Ren eine Tür auf. Und dieses Mal wurde er auch endlich fündig. “Hey, Noriko, was ist passiert!? Warum hast du so geschrien...“, rief er, als sein Blick sich auf das Hauptgeschehen richtete. „Eh…“, machte er und realisierte erst jetzt die Situation, in welcher er sich gerade befand. Vor ihm auf dem Boden lag Noriko, mit tränennassen Augen. Sie schien bewusstlos zu sein. Über ihr stand Misa, eine Hand war ausgestreckt und ihr war ein ziemlich überraschter Gesichtsausdruck in das Gesicht geschrieben worden. „Was ist gerade passiert?“, fragte Ren verwundert und steckte schnell sein Schwert weg. „Tja…ich bin euch gefolgt, weil ich euch etwas Wichtiges fragen wollte.“, fing Misa an. Ren sah sie direkt an und stellte sich auf eine lange Rede ein, wie er es von Frauen gewöhnt war. Und tatsächlich legte die Jüngere auch einen Moment später los: „ Deshalb bin ich zu der Weggabelung zurückgekehrt und habe das Schild studiert, welches ihr offensichtlich vorhin übersehen hattet. Dann bin ich den Anweisungen gefolgt und losgegangen. Ich bin zu dem Haus gegangen und hab euch rein gehen sehen. Also dachte ich mir, dass ich euch bestimmt hier irgendwo finden würde. Ich hatte mir im Übrigen auch vorgenommen, die Familie Kenka zu fragen, ob sie euch hier zufällig gesehen hat, aber außer euch schien Niemand hier zu sein. Ich bin dann hier herum geirrt, bis ich Nori-chan hier in dem Zimmer sitzen gesehen habe. Ich bin zu ihr gegangen, hab ihr eine Hand auf die Schulter gelegt, und…naja, sie schrie plötzlich wie eine Irre los und fiel dann bewusstlos um.“, erzählte Misa und kratzt sich am Kopf. Ren seufzte erleichtert, aber auch belustigt. „Na wenn es sonst weiter nichts ist…“, sagte er und drehte sich wieder um. Doch dann drehte er sich direkt wieder zu Misa und Noriko um. „Ist dir hier sonst noch jemand begegnet? Ein Einbrecher oder sowas in die Richtung?“ „Äh, nein. Wie kommst du jetzt darauf?“, fragte die Blonde und runzelte die Stirn. Ren dagegen winkte ab und dachte nach. Er dachte über verschiedene Sachen nach. Das, was er im Übrigen suchte, war nur ein winziger Teil seiner eben gedachten Gedanken. In solchen Momenten würde man sich am liebsten wünschen, dass man Gedanken lesen könnte. Ob es so eine Fähigkeit wohl auch gab? Bei den Mitgliedern der Winged Race war mittlerweile ja so gut wie alles möglich… Ren seufzte auf - es schien so, als ob er seinen eben gedachten Gedanken schnellstmöglich wieder verscheuchen wollte. Irgendwas geheimnisvolles lag in der Art, wie er sich eben mit seinen Hände durch die blonden Haare gefahren war…Misa wusste leider nicht was, doch es interessierte sie schon irgendwie. Seltsam, dass sie sich solchen Leuten anschließen wollte, im Grunde wusste sie nämlich absolut gar nichts über die beiden. Bis jetzt hatten nur ihre ersten Eindrücke und Vorurteile eine Rolle gespielt. Erster Eindruck von Ren: Netter Typ, ungefähr 17 Jahre alt. Blonde Haare, dunkelblaue Augen. Circa 1,80 Meter groß. Charakter in Ordnung, Stimme: Männlich. Erster Eindruck von Noriko: Ein Mädchen, welches wohl vergessen hat, zum Agressionsbewältigungskurs zu gehen, ungefähr 15 Jahre alt. Lila Haare, hellblaue Augen. Circa 1,50 Meter klein. Charakter: Nervig, schrill, brutal etc… Stimme: Nicht identifizierbar / nur am rumbrüllen. Tja … so wirkten also Vorurteile und erste Eindrücke. Wenn man Menschen nach diesem Schema beurteilen würde…hätte man keine Freunde, weil einem jeder Mensch zu blöd wäre. Die Blonde bestritt auch gar nicht, dass sie nicht ein seltsames Mädchen war, doch war sie doch zumindest normaler als Noriko…oder nicht? //Normal…tja, was ist zu diesen Zeiten noch normal? Normal ist ja mittlerweile so ein breitgetretenes Wort…// Misa musste bei diesen Überlegungen leicht über sich selbst schmunzeln. Ihre Beschreibung schien schon zu Ren zu passen, bei Noriko war sie sich noch nicht ganz sicher. Doch allmählich fiel ihr wieder ein, warum sie überhaupt zu diesem Haus gekommen war. Misa sah rüber zu Ren, welcher anscheinend seid 3 Minuten Selbstgespräche mit der Tür führte. Vielleicht dachte er über so viele Dinge nach, dass in seinem Kopf kein Platz mehr war, und er diese deshalb leblosen Gegenständen anvertraute? "Ähm…Ren?“ Dieser drehte sich alarmiert um und sah verwundert zu Misa rüber. „Was gibt es?“ „Hast du gerade mit der Tür geredet?“, fragte die Blonde leicht schmunzelnd und kicherte vergnügt. Ren räusperte sich und stopfte etwas in den Ärmel seines Oberteils. Misa bemerkte das Stück Papier nicht, doch sie würde wohl noch später erfahren, wem Ren gerade seine ganzen Gedanken mit geteilt hatte… Ren tat gerade irgendwie so, als hätte er etwas zu verbergen. Noriko wäre dies nicht mal aufgefallen, wenn Ren es ihr ins Ohr gebrüllt hätte. Natürlich hätte sie ihn dann erst mal aus Gewohnheit Niedergeschlagen und ihn angebrüllt… Doch Misa wurde schon etwas misstrauisch, als sich der Älteste nervös umschaute, in seinen Ärmel spickte und sich ein paar stumme Worte aus seinen Lippen formten. //Seltsamer Typ…//, dachte Misa und schüttelte nur leicht den Kopf. Ren beruhigte sich schließlich wieder und strich sich leicht durch die blonden Haare. „Um jetzt meine erste Frage zu stellen: Was wolltest du eigentlich von No-chan und mir?“, fragte er neugierig und setzte sich auf den Boden zu Noriko. Misa hatte eigentlich gehofft, dass diese Frage erst später auftreten würde. Nervös spielte sie mit ihren Fingern und sah zu Boden. Dann nahm sie eine Strähne ihrer blonden Haare in die Finger, machte Knoten hinein und flocht sie mit anderen zusammen. Beide bemerkten das Buch nicht, welches zwischen Noriko’s verkrampften Fingern steckte… „Naja…wie soll ich es ausdrücken?“, sagte sie und seufzte leicht auf. „Jetzt sag schon!“, sagte Ren grinsend und starrte die Blonde weiterhin an. Misa nahm noch einmal ihren Mut zusammen. Die Frage, die ihr schon die ganze Zeit über auf der Zunge brannte, schien ihr zu seltsam zu sein, als dass sie sie einfach hätte stellen können. „Naja…als ich euch heute Morgen zum ersten Mal begegnet bin…“ „Jaaa?“, fragte Ren, um ihr das Reden zu erleichtern. Sie seufzte noch einmal und begann dann endlich zu reden: „Also…Du wurdest doch von Nori-chan heute Morgen eingeeist, oder?“ Ren nickte leicht verlegen als Antwort darauf. Misa schenkte ihm ein kurzes Lächeln und sprach dann weiter. Ren wirkte leicht angespannt, schenkte ihr aber trotzdem seine höchste Aufmerksamkeit. „Da du ja vorhin nicht sonderlich überrascht aussahst, als sie dich eingeeist hat, müsstest du eigentlich schon mal was davon gehört haben…aber erst mal noch eine Frage: Ist Noriko ein Mitglied der Winged Race?“ Der Ältere schluckte leicht. Natürlich war sie ein Mitglied der Winged Race, wie hätte sie ihn sonst mit den Eisfähigkeiten fertig machen sollen? Sollte er es ihr sagen? Zu diesen Zeiten sollte man eigentlich niemandem sein Vertrauen schenken, auch wenn er noch so freundlich wirkte. Misa hätte alles sein können, ein Soldat, von der Regierung, vielleicht sogar ein Auftragskiller der Regierung, um alle von der geflügelten Rasse auszulöschen… Ren schüttelte schnell den Kopf. //Oh man…ich glaub, das mit dem Pilz vorhin war doch keine so gute Idee…diese Nebenwirkungen können einem echt auf die Nerven gehen, und anscheinend bin ich noch nicht ganz geheilt…//, dachte er und seufzte. Dann entschloss er sich für die richtige Antwort, seiner Meinung nach jedenfalls… „Äh, ja, No-chan gehört zur Winged Race. Ist ja auch kein Wunder, kein normaler Mensch könnte solche Sachen mit Eis machen, wie sie…“, erklärte Ren und grinste leicht. Misa sah ihn skeptisch an. Ren verstand erst gar nicht, worauf sie offensichtlich hinaus wollte. Ein dickes Fragezeichen stand über seinem Kopf geschrieben, als ihm endlich ein Licht aufging: „Was, du willst wissen, ob ich auch ein Mitglied bin?“, fragte er, als er sich die Sachen einigermaßen zusammen gereimt hatte. Die Jüngere lächelte und nickte leicht. Sie hatte ja auch recht, Ren war ebenfalls ein Mitglied der Winged Race, und auch er besaß besondere Fähigkeiten. Nur war Misa noch etwas skeptisch darüber gewesen, da sie seine Flügel noch nicht gesehen hatte. Konnte er sie etwa auch in den Körper ziehen? Oder konnten dass nur Noriko und sie selbst? Wie als Antwort auf diese Frage stand Ren auf und zog sich sein Oberteil aus – zum Vorschein kamen zwei große weiße Adlerflügel mit silbernem Schimmer und einigen silberfarbenen Federn. Nun waren ihre ersten Fragen erst mal beantwortet. Aber das waren natürlich nicht die einzigen Fragen, die Misa noch im Kopf herum wanderten. Nachdem Ren sich wieder angezogen und hingesetzt hatte, sah er sie wieder mit diesem neugierigen Blick an, den er vorhin schon einmal aufgesetzt hatte. Misa lächelte erneut und setzte wieder zum Sprechen an: „Hast du vielleicht schon mal etwa von der Legende der Winged Race gehört? Sie wurde uns vor ein paar Jahren erzählt, kurz nachdem der Krieg ausgebrochen war. In ihr wird von einem Mädchen gesprochen, welches als einzige in der Lage ist, den Krieg zu beenden. Sagt dir das was?“, fragte die Blonde und beobachtete verwundert, wie Ren’s Finger sich unnatürlich anspannten, und er sich plötzlich auf die Lippe biss. „Ja, ich weiß von der Legende, und ich weiß auch von dem Mädchen und so weiter…“, presste er heraus. Und um neue Fragen seitens Misa zu verhindern, sagte er weiter: „Und falls du nun wissen möchtest, ob Nori-chan und ich auf der Suche nach dem Mädchen sind, kann ich dir versichern, dass wir beide so schnell wie möglich nach dem kleinen Mist…Mädchen suchen wollen. Wir hoffen natürlich auch, dass sie dann endlich den langen Krieg beenden kann.“, beendete Ren seine Rede. Misa nickte leicht. Sie hätte dies womöglich wirklich als nächstes gefragt. Entschlossen sah sie die beiden an. „Ihr müsst es ja gemerkt haben. Ich bin auch ein Mitglied der Winged Race, und ich möchte dich nun fragen, ob ich mich euch anschließen kann! Somit wäre es bestimmt leichter, das Mädchen zu finden.“, stellte die Blonde die Frage, die sie schon von Anfang an stellen wollte. Ren erhob sich wieder. Er schien angestrengt über etwas nachzudenken. Dabei ging der Älteste immer wieder auf und ab. Das sah schon irgendwie komisch aus, musste Misa zugeben… Sie unterdrücke sich ein Lachen, als Ren beim hin und hergehen über Noriko stolperte und neben ihr auf dem Boden landete. „Äh…alles klar, du kannst mitkommen.“, meinte er dann schließlich. Leicht verlegen kratzte er sich am Kopf und wurde etwas rot. „Was? Wirklich?“, fragte Misa begeistert, da sie nun anscheinend nicht mehr alleine gehen musste. Dann wandte sie leicht den Blick zur Seite, wo Noriko noch immer bewusstlos herum lag. „Ähm…glaubst du, sie hat nichts dagegen?“, fragte die Jüngere. Ren winkte ab. „Ach, kein Problem.“, meinte er und krabbelte zu Noriko. Er legte eine Hand an ihren Hinterkopf und stemmte ihn nach oben. „Also. Bist du auch dafür, dass Misa uns begleiten sollte, No-chan?“, fragte er und räusperte sich einmal. Dann nahm er seine andere Hand und legte sie an Noriko’s Mund. Sofort bewegte er diesen, sodass es aussah, als würde die Jüngste sprechen: „Aber natürlich, mein Ren-Schatz!“, sagte Ren, und versuchte Noriko’s Stimme nachzumachen. Misa lachte leicht, schüttelte dann aber auch den Kopf. „Ach, Ren…“, seufzte sie. „Was denn?“, fragte der Blonde. „Also, nachmachen kannst du sie nicht besonders gut…“, meinte Misa und sah die Lilahaarige an. Wie vom Drop erschlagen fiel Ren um. Gleich danach richtete er sich wieder lachend auf und stand auf. „Ist doch nicht so wichtig, Hauptsache ist, dass Nori zugestimmt hat, oder etwa nicht?“, fragte er grinsend und bückte sich. Misa nickte verwundert und beobachtete, wie Ren Noriko langsam hochhob und sie dann den Gang entlang trug. „Jetzt komm schon!“, rief er in Misa’s Richtung. „Jaa~!“, antwortete die Angesprochene grinsend und rannte den beiden hinter her. „Ren, kannst du mir vielleicht erzählen, was du schon so alles weißt? Über den Krieg und so…“, fragte Misa und sah zu Noriko. Sie würde Noriko später vielleicht auch noch mal danach fragen. Womöglich wussten die beiden etwas, was sie selber noch nicht gewusst hatte. „Ach…ich kann dir eine Menge erzählen, was du vielleicht noch nicht gewusst hast.“, meinte Ren und biss sich auf die Unterlippe. Misa nickte leicht. //Hab ich ihn jetzt beleidigt, oder warum ist er plötzlich so seltsam drauf?//, fragte sie die Blonde und schwieg eine Weile. „Also, ich kann dir erzählen, was du hören willst.“, meinte Ren und sah zu Boden. Misa winkte ab. „Erzähl mir einfach alles, was du weißt.“, meinte sie und sah ihn gespannt an. Der Angesprochene zuckte leicht mit den Schultern. „Ganz am Anfang, bevor der Krieg angefangen hat, lebte ich mit meiner Familie hier in diesem Haus in Kagami-koku. Die Soldaten der Regierung wussten damals noch nicht, wie sie von Daikoku nach Kagami-koku kommen sollten, und so gab es nur wenige Leute, die nicht zur Winged Race gehörten, und hier tatsächlich mal gelebt haben. Ich lebte mit meiner Familie und einer anderen Menschenfamilie zusammen in diesem Haus. Es waren sehr nette Leute. Das Kind der beiden Erwachsenen, ein kleines Mädchen, heiterte mich nach einem kleinen…Zwischenfall wieder auf und wir wurden richtig gute Freunde. Eines Tages kam ein blondes Mädchen bei uns vorbei, welches offensichtlich wegen irgendeiner Sache furchtbar sauer auf mich war. Ich hatte keine Ahnung warum, denn ich kannte sie gar nicht. Nachdem dieses Mädchen wieder weg war, wurde in der Nacht darauf meine beste Freundin umgebracht, in der Nacht danach folgten ihre Eltern. Da es ein paar Soldaten irgendwie geschafft hatten, in unser Land einzudringen, hatten sie von der Sache mit den Toten gehört. Anscheinend waren in den beiden Nächten noch deutlich mehr Menschen getötet worden, welche jemals etwas mit der Winged Race zu tun gehabt haben. Die Soldaten flohen, feige wie sie waren, wieder in ihr eigenes Land und erzählten der Regierung von den ganzen Morden. Die Regierung sah dies als eine Rebellion der Flügelmenschen gegen die normalen Menschen und erklärte Kagami-koku den Krieg.“, erzählte Ren und holte nach seiner Erzählung erst mal tief Luft. Misa hielt den Atem an. Das hatte sie wirklich noch nicht gewusst. In der Tat schien nun Alles Sinn zu ergeben, denn Misa schien es bisher seltsam zu sein, dass vor 10 Jahren einfach so eben mal ein Krieg ausgebrochen war. Sie hatte bisher immer gedacht, dass der Regierung einfach langweilig gewesen war. Diese Leute, die zur Regierung gehörten, waren nämlich ziemlich grausam und würden einfach alles tun, um ihr Ziel zu erreichen. Vielleicht sahen sie die Winged Race als Rivalen an, denn diese hatten ja das Glück, dass sie manchmal eine besondere Fähigkeit besitzen konnten. Zum Beispiel so eine Fähigkeit wie Noriko, Ren oder Misa selbst. Vielleicht wollten sie sie deshalb ausrotten, damit die höchsten Leute der Welt, die Regierung, weiterhin grausam über alles herrschen konnten… Aber so wie Ren es erzählte, musste er wohl richtig liegen. So grausam konnten die Leute nicht sein… //Aber trotzdem grausam genug, um so einen furchtbaren Krieg überhaupt anzustacheln…//, dachte Misa bestürzt und sah wieder zu Ren. Dieser legte auch schon mit seiner weiteren Erzählung los: „Noriko hat mir von den letzten Wochen ihrer Familie erzählt. Wenn du das auch hören willst, dann…“, fing Ren an und musterte die noch immer bewusstlose Noriko in seinen Armen. //Sie hat echt nen festen Schlaf…// „Ja, erzähl es mir einfach, ich möchte alles wissen.“, sagte die Blonde und musterte ebenfalls den Körper der Jüngsten. Ren seufzte leicht. „No-chan erzählte mir, dass sie mit ihren Eltern und ihrer Schwester in Daikoku gelebt hat. Vor etwas mehr als einer Woche, ungefähr zehn Tage, sind nachts plötzlich die Soldaten bei dem Haus ihrer Familie aufgetaucht. Sie wollten ihre Schwester, Miyuki, mit sich nehmen, und sie anschließend umbringen. Warum, weiß selbst Noriko nicht. Ihre Eltern haben schwer gekämpft, Noriko hat versucht ihre große Schwester zu verteidigen. Doch am Ende hat ihnen all der Mut nichts gebracht. Noriko’s Eltern wurden grausam ermordet. Von so tapferen Leuten habe ich selten gehört, sie kämpften gegen die Armee aus Soldaten, obwohl sie ihnen 1000:2 unterlegen waren. Noriko gab ebenfalls ihr bestes…doch anscheinend war ihr bestes nicht gut genug. Miyuki wurde mitgenommen, was danach passierte kann keiner genau sagen. Es steht aber beinahe zu 100 % fest, dass sie schließlich wirklich ermordet wurde. Nachdem Nori diesen Kampf knapp überlebt hatte, musste sie schnellstmöglich aus Daikoku flüchten, und wieder hier her zurück nach Kagami-koku fliehen. Während der langen Flucht wurde sie dauernd angegriffen, sodass sie ihre Flügel nicht mehr nutzen konnte…“, erzählte Ren, und sah anschließend auf den Boden. Misa schluckte hart. Sowohl Ren, als auch Noriko hatten es in letzter Zeit nicht sehr leicht gehabt… Wenn sie selbst an die letzten Wochen dachte…das aufregendste, was ihr in den letzten Tagen passiert war, war, als sie den Braunhaarigen Kerl getroffen hatte, der sich verlaufen hatte. Keine zwei Stunden später hatte sie einen Dunkelblonden Jungen halbverhungert an einer Steinwand lehnen sehen. Sie hatte ihn angesprochen, doch er hatte die ganze Zeit einen Kompass in seiner Hand angeschrien, und dann nach einem Mädchen gerufen… Ren und Nori waren wirklich nicht zu beneiden… „Na, dass hab ich auch noch nie gehört…“, stellte die Blonde fest und seufzte tief. „Du tust mir echt leid Ren.“, fügte sie noch hinzu. Ren nickte still. Die drei gingen noch ein Stückchen weiter, bis Ren wieder etwas einfiel. „Ach, verdammt! Ich hab das Armband doch glatt vergessen…“, fluchte er und legte Noriko an einem Baum ab. „Hä, welches Armband denn?“, fragte sich Misa leise. „Pass bitte kurz auf sie auf, ich bin so schnell wie möglich wieder da!“, rief der Blonde und rannte zurück in die Richtung, aus der sie gerade eben gekommen waren. Misa sah drein wie bestellt und nicht abgeholt. „Na klasse…und jetzt?“, fragte sie sich laut und sah seufzend zu Noriko rüber. Zum ersten Mal fiel ihr etwas an ihr auf. //Ist es möglich…?//, dachte sie und rutschte näher an die Jüngere heran. Kritisch musterte sie jeden Teil von Noriko, bis sie leicht die Augen weitete. //Sie kommt mir so bekannt vor…ist sie es womöglich?...Tora…// Misa erinnerte sich plötzlich daran, dass sie als Kind mit einem Mädchen befreundet war, welches lila Haare hatte. Sie kannte sie nur wenige Wochen, doch waren die beiden damals unzertrennlich gewesen. Doch nach dem plötzlichen Tod ihrer Eltern an dieser ungewöhnlichen Krankheit, hatte sie Tora Shindo niemals wieder gesehen. War es möglich, dass Noriko Tora war? Doch dann schüttelte die Blonde leicht den Kopf. „Unmöglich…ich hätte sie sonst sofort erkannt! Und Tora war ganz anders als Noriko…“, sagte sie zu sich selbst. Als Misa das Thema gerade wieder tief in ihren Gedanken begruben hatte, kam Ren wieder angelaufen. Er lächelte leicht, also musste er wohl erfolgreich gewesen sein. „Hallo, und willkommen zurück Ren!“, scherzte Misa und lachte leicht. Ren stimmte in das Lachen ein. „Ja ja, lach du nur!“ „Tut mir leid, aber das ist schon irgendwie komisch.“ „Was denn?“, fragte der Angesprochene lachend. „Na, dass du totalen Wind um dieses Armband machst, das ganze Haus auf der Suche danach auseinander nimmst, und es nachher einfach vergisst und liegen lässt!“, erklärte Misa und lachte vergnügt weiter. Ren boxte ihr in die Seite. „Lass mich doch!“, erwiderte er ebenfalls noch immer lachend Mittlerweile war es später Abend geworden. Noriko war noch immer nicht aufgewacht. „Also, so langsam mache ich mir wirklich Sorgen um sie…Warum musstest du sie auch so fürchterlich erschrecken?“, fragte Ren an Misa gewandt. Misa seufzte leicht. „Das war wirklich nicht mit Absicht, ich hab es nur getan, damit sie mich bemerkt. Noriko ist da eine halbe Stunde durch das ganze Zimmer gewandert und hat echt jeden Quadratzentimeter nach irgendetwas abgesucht…“, meinte Misa und überlegte. Ren sah verwirrt drein und kratzte sich am Kopf. „Also…das verstehe ich nicht…“, sagte er und zuckte entschuldigend mit den Achseln. //Ich dachte, ich hätte ihr verboten, mir beim suchen zu helfen…Sie hält sich echt an keine einzige Regel…Kein Wunder, wenn sie sich dann so erschreckt. Aber sie hat es auch irgendwie verdient!//, dachte er zerknirscht. Misa beobachtete ihn. Irgendwie schien er wieder etwas abwesend zu sein…seltsam…worüber er wohl nach dachte… „Sag mal Ren…“ „Hmm?“, machte der Angesprochene und schreckte aus seinen Gedanken. „Bitte halte mich jetzt nicht für verrückt, aber vorhin, als du nach deinem Armband gesucht hast, hatte ich Zeit, Noriko etwas genauer zu betrachten. Und da fiel mir auf…dass sie genauso aussieht, wie meine Kindheitsfreundin. Aber sie verhält sich ganz anders und scheint sich auch nicht daran zu erinnern…denkst du, so etwas ist möglich?“, fragte Misa und spähte aus dem Augenwinkel rüber zu Nori. Ren seufzte. „Nun ja, wenn ich wirklich ehrlich sein soll…als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, kam es mir auch einen Moment so vor, als ob ich sie kennen würde…aber das ist vollkommen unmöglich.“ „Warum denn?“ „Weil sie mir selbst erzählt hat, dass sie die letzten zehn Jahre in Daikoku gelebt hat, und meine Kindheitsfreundin lebte hier in Kagami-koku…“ //Bis sie schließlich einfach so verschwand…//, fügte er in Gedanken hinzu. Ren wollte noch etwas weiter erzählen, doch plötzlich hörten sie, wie jemand auf die beiden zu gestürmt kam. „DUUUUUUUUUUUUUUUU~“, schrie Noriko und rannte auf Misa zu, welche mit vor Schreck geweiteten Augen immer noch neben Ren am Lagerfeuer saß. „Du hast mich vorhin beinahe zu Tode erschreckt!“, motze die Jüngste und fing damit an, Misa mit irgendwelchen Ausdrücken zu beschimpfen, von denen sie selbst nicht einmal wusste, dass sie sie kannte. „Jetzt komm doch mal runter Zwergi!“, sagte Misa lachend und rutsche in paar Meter zurück. „NENN MICH NICHT ZWERGI!“, brüllte Noriko weiter. Ren brach in schallendes Gelächter aus. Misa stimmte in sein Lachen ein und hielt sich den Bauch. Noriko setzte sich ein paar Meter weiter weg von den Beiden und drehte sich um. Schmollend schenkte sie den beiden keinen einzigen Blick. „Übrigends wird Brutalo uns eine Weile begleiten~“, sagte Ren. „HEY!“, schrie Misa und schlug leicht auf Ren ein, welcher einfach weiter lachte. Noriko drehte ihren Kopf um – und bei dem Blick, den sie den beiden zuwarf, verging ihnen sofort das Lachen, und beide setzten sich wieder stumm ans Lagerfeuer. //Verdammt nochmal!// Als es noch später wurde, entschied Misa, dass Noriko die Nachtwache über das Feuer übernehmen sollte. Diese saß also noch immer schmollend am Feuer und verfluchte Misa innerlich. //Verdammt, was soll das?! Führt sich auf, als wäre sie die Anführerin und kommandiert alle herum…Ich kann die jetzt schon nicht leiden!//, dachte Noriko und hielt ihre Hände ans Feuer. Vorhin beim Essen hatte sie sich die Zunge mehrmals verbrannt. Ren war zum Fischen an den Fluss gegangen und hatte drei Fische mitgebracht. Da Noriko noch immer geschmollt hatte, hatte sie den beiden nicht zugehört, und ihr Fisch wurde dunkler und dunkler. Als sie ihn schließlich doch noch aus dem Feuer holte, war er schon verkohlt und tiefschwarz. „Bist du sicher, dass du das noch essen willst, No-chan?“, fragte Ren und schenkte dem Fischetwas in Nori’s Hand einen angewiderten Blick. Noriko dagegen ließ sich nicht weiter stören. „Ich esse meinen Fisch extra knusprig. Was dagegen?!“, giftete sie und biss einmal zu…sie hatte sich nicht nur die Zunge verbrannt, sondern hatte seitdem auch noch fürchterliche Bauchschmerzen gehabt… Die 15-jährige seufzte laut. Und jetzt musste sie auch noch die ganze Nacht Wache halten…nicht das es sie störte, wenn sie schlafen würde, wären ihr dabei wieder die ganzen Albträume erschienen, aber trotzdem litt sie an Schlafmangel. Dies zeigte sich auch, als sie einmal herzhaft gähnte. „Das ist sooo öde…“, sagte sie und stützte den Kopf auf ihre Hand auf. Dann fiel ihr wieder das Tagebuch ein, welches sie vorhin in Ren’s Haus gefunden hatte. Schnell steckte sie die Hand in eine Innentasche ihres Kimonos, in der sie das kleine Buch schon den ganzen Abend über versteckt hatte. Die Lilahaarige strich mit der rechten Hand über den Einband. „Das Vermächtnis - Die Wahrheit“, las sie den Büchertitel laut vor. Das klang doch schon mal interessant. Vielleicht würde sie durch dieses kleine Buch noch ein paar weitere Informationen erhalten, die Ren ihr bisher verschwiegen hatte. Sie wollte das Buch gerade öffnen, als plötzlich… „Ren! Verdammt, erschreck mich doch nicht so!“, sagte sie erschrocken zu dem Angesprochenen, welcher sie von hinten überrascht hatte. Er grinste leicht. „Tut mir leid…ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass du dich schlafen legen kannst, ich übernehme dich Wache von jetzt an.“, erklärte er ihn einem derart freundlichen Ton, wie Noriko ihn noch niemals bei Ren gehört hatte. Sie nickte leicht. „Hey! Was hast du da für ein Buch?“, fragte er und schnappte danach. Noriko begann zu schwitzen. Was, wenn er das alte Buch erkennen, und sie anschreien würde? Nicht auszudenken, wie peinlich das wäre… „Was steht denn da?“, fragte Ren jedoch wider Erwarten, als er verwundert die alten Schriftzeichen musterte. Komisch…konnte er diese denn nicht lesen? Doch Noriko interessierte sich nicht weiter dafür, sondern nahm das Buch aus Ren’s Fingern. „Das ist nichts wichtiges…nur ein altes…öhm…Kochbuch…“, sagte sie abwinkend und versteckte es wieder in ihrer Innentasche. Der Blonde zuckte mit seinen Achseln und setzte sich vor das Lagerfeuer. Erleichtert stand Nori auf und lief zu dem Zelt, welches sie aus Ren’s Haus mitgenommen hatten. Der nächste Tag brach langsam an. Noriko und Misa waren recht früh auf den Beinen, und so entschieden sie sich, dass sie erst Mal ein Bad in dem nahegelegenen Fluss nehmen würde. Lächelnd folgte Ren den beiden. Doch es dauerte nicht lange, bis er gehauen und vom Fluss verbannt wurde. „Bleib hier!“, fauchte Noriko und ging dann zusammen mit Misa zu dem Fluss. Als die beiden fertig mit baden waren, begann eine kleine Diskussion darüber, welche der beiden wohl einen härten Schlag hätte. Natürlich stritten Misa und Noriko wieder, während die drei Freunde sich auf den Weg zurück zu ihrem Lager machten. Ren hatte an einem Baum gewartet, genau so, wie Noriko es ihm befohlen hatte. Im Lager angekommen ging Ren erst mal auf Abstand, und beschloss, etwas zum Essen zu kochen. Das war eigentlich keine gute Idee, was er auch selber fand. Er war nämlich ein ziemlich miserabler Koch…was er auch selber fand, aber niemals zugeben würde…Männlicher Stolz eben und so weiter… Aber zu Noriko’s und Misa’s Glück, fand Ren gar nichts Essbares. Er wühlte in den Taschen, doch fand er trotz aller Wühlerei nichts. „Leute...unser Essen ist weg…“, sagte er bedauernd und schüttelte die Taschen einzeln über dem Boden aus. „WAAAAAS? Wo ist das Essen?!“, fragte Noriko entsetzt. Wie sollte sie denn jemals noch wachsen, wenn nichts Essbares in der Nähe war?! Sie wollte noch etwas erwidern, doch plötzlich hörten die drei leise Essgeräusche über ihnen. Sofort wandte sich ihr Blick zu dem großen Baum, auf dem ein Mädchen mit Feuerroten Haaren saß. Sie ließ sich fallen, schlug einen Salto und kam wieder auf die Füße. In ihrem Mund hielt sie etwas zu Essen zwischen den Zähnen fest. Sie nahm das Reisbällchen aus dem Mund und lächelte leicht. „Ach...das war also euer Essen?“, stellte sie leicht grinsend fest. „JA!“, schrie Noriko und rannte auf das Mädchen zu. Diese wich ihrem Schlag aus und kicherte leise. „Upsi.“ „DIEBIN“, schrie Noriko und motzte noch weiter, während das rothaarige Mädchen vor ihr davon lief. „Wenn ich die erwische…ich schwöre dir, ich mache sie fertig!“, grummelte Noriko und lachte überheblich. Misa dagegen sah nicht sehr überzeugt aus. „Und wie willst du das bitte anstellen Schlaukopf?“ „…Tja…wenn ich das wüsste…“ _____________________________________________ Nächstes Kapitel: 「間違い」 ・ Fehler 「Machigai ~ It's my fault 」 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)