Alles wird sich ändern von BinaLuna (denn die Zeit bleibt nicht stehen) ================================================================================ Kapitel 30: wieder vereint -------------------------- Alles wird sich ändern Author: Bina-chan86 Part 30/? Diesmal war es Alvar, der Estela aus der Hütte scheuchte. Und das, obwohl er sich nicht sicher war, was er zu Lydia sagen sollte. Zögerlich trat er über die Schwelle und blickte sie unsicher mit seinen azurblauen Augen an, ehe er auf einem Möbelstück neben Lydias Lager platz nahm, das vermutlich mal ein Stuhl gewesen war. „Alles in Ordnung?“, fragte Lydia, nachdem er eine Weile still dagesessen hatte. Alvar musste über ihre Besorgnis lächeln – doch es war ein trauriges Lächeln. Dann schüttelte er den Kopf und flüsterte: „Solange es dir nicht wieder besser geht, ist gar nichts in Ordnung.g Er nahm ihre kalten Finger in seine Hände, wobei er den Blick senkte, damit sie ihm nicht ins Gesicht sehen konnte. „Ich habe gedacht, dass ich dich nur noch… tot bergen könnte“, fuhr er mit belegter Stimme fort. „Wie kannst du mir so einen Schrecken einjagen?“ Zu Alvars Überraschung schnaubte Lydia empört. Verwirrt schaute er sie an. „Dasselbe gilt ja wohl für dich.“ Die Geschichtenerzählerin wollte die Arme verschränken, doch aufgrund ihrer Verletzung besann sie sich. „Ich bin gewiss nicht mit auf diese Reise gekommen, um mir anzusehen, wie du im Kampf verletzt wirst oder Schlimmeres. Ich bin ganz bestimmt keine Kämpferin, aber wenn ich etwas beitragen kann, werde ich nicht zögern, es zu tun. Besonders was dich betrifft…“ Das Letzte hatte sich gar nicht laut aussprechen wollen und so wandte sie zutiefst verlegen den Kopf ab. „Lydia, ich…“, begann Alvar, doch die Angesprochene schnitt ihm das Wort ab. „Estela!“, rief sie unüberhörbar. „Wir wollen jetzt gehen!“ Estela steckte neugierig den Kopf zur Tür herein. „Schon?“, wunderte sie sich. Was sie zu sehen bekam, verwirrte sie allerdings noch mehr. Alvar versuchte mit Engelszungen Lydia zur Vorsicht zu ermahnen, aber diese nahm nicht mal seine Hilfe an, als sie sich von ihrem Lager aufrappelte. Sie musste zwar die Zähne zusammenbeißen, aber irgendwie würde es schon gehen. Wie konnte ich so was nur sagen?, fragte sich Lydia mit klopfendem Herzen, als sie sich an der Dämonenpriesterin vorbei schob. Estela zog die Augenbrauen zusammen und schaute dann zu Alvar hinüber, der wie ein begossener Pudel dreinblickte. „Also jetzt verstehe ich gar nichts mehr“, seufzte sie. Zack schaffte es als erstes zu Eravelle und Jules zurück. Jules sprang sofort auf, als er seinen Freund erblickte. „Da ist Zack“, rief er überflüssigerweise. „Und zwei Pferde hat er auch retten können.“ Eravelle gab zur Abwechslung mal keinen schnippischen Kommentar ab, sondern blickte lediglich auf. Freudestrahlend lief Zack ihnen entgegen. „Ein Glück! Ihr seid noch am Leben!“ Als er sich umblickte, wurde seine Freude jedoch getrübt. „Seid ihr allein?“ „Estela war noch bei uns“, erklärte Jules. „Aber sie ist inzwischen aufgebrochen, um die anderen zu suchen. Sie wird sie sicher bald finden.“ Zack ließ den Kopf hängen. „Falls sie noch leben.“ Eravelle erhob sich und war mit zwei schnellen Schritten vor Zack, der sie überrascht anstarrte. „Sie sind noch am Leben“, verkündete sie unbeirrt. „Wären sie tot, hätte ich das längst gespürt und würde hier nicht länger meine Zeit vertrödeln.“ Zack zog eine Grimasse. „Wie nett!“ Langsam streckte Eravelle die Hand nach ihm aus. „Zeig mir dein Handgelenk“, sagte sie. Überrascht blinzelte Zack. „Warum?“, wollte er wissen. „Weil du verletzt bist“, lautete Eravelles pragmatische Antwort. Widerwillig ließ Zack sie gewähren, fragte sich aber gleichzeitig, woher die Elbin davon wissen konnte. Er hatte seine Verletzung mit keinem Wort erwähnt. Allerdings durfte er sich bei ihr wohl über nichts mehr wundern. In seinen Augen war sie genauso merkwürdig wie Estela – wenn auch aus anderen Gründen. Als Eravelle mit ihren Fingerspitzen seine Haut berührte, fühlte es sich für einen Moment so an, als würde das Blut in seinen Adern gefrieren. Erschrocken zog er seine Hand zurück. „Wenn du das Gelenk noch ein wenig schonst, werden die Schmerzen schnell ganz verschwinden“, erklärte sie ungerührt. Zack sah auf besagte Stelle hinab. Verwundert musste er feststellen, dass die Schmerzen tatsächlich nachließen. Misstrauisch betrachtete er Eravelle. „Ich habe dich immer so eingeschätzt, dass du vornehmlich Angriffszauber verwenden kannst.“ Eravelle schüttelte ganz leicht den Kopf. „Wenn man jemanden beschützen will, dann kann man es sich nicht leisten, nur Angriffe zu beherrschen.“ Zack brauchte nicht nachzufragen. Er wusste auch so, dass sie von Mellryn sprach – Danas Bruder. Unterdessen hätte es Estela fast geschafft, Dana unter eine erneuten Lawine zu begraben. Alvar und Lydia schafften es jedoch noch rechtzeitig, die voreilige Priesterin zurückzuhalten. Auch, wenn diese durch ihre Dämonenkräfte stark genug war, um Alvar an einem Arm hochzuheben. „Es ist doch bloß Dana“, lenkte Lydia ein. Estela gab sich unbeeindruckt und zuckte mit den Schultern. „Ich dachte, man würde uns angreifen“, rechtfertigte sie sich. Dana warf ihr einen bitterbösen Blick zu, besann sich dann aber und konzentrierte sich lieber auf Alvar und Lydia. „Ich bin ja so froh, dass euch nichts passiert ist.“ „Nun ja, ‚nichts‘ wäre übertrieben“, wandte Lydia ein, ehe Dana ihr vor Freude um den Hals fallen konnte. Die Elbin hielt inne und betrachtete ihre Freundin. „Du bist verletzt!“, stellte sie entsetzt fest. „Wie ist das geschehen?“ „Die Azi Dahaka uns gefunden“, erklärte Alvar ernst. „Ich war nicht schnell genug, deswegen…“ Er ließ den Satz unvollendet. Dana wurde blass. „Wie konnten sie uns bloß so schnell finden?“ Sie hätte sich sehnlich gewünscht, dass ihre Stimme dabei fester klingen würde, aber das tat sie nicht. Alvar begegnete ihrem Blick. „Das wissen wir leider auch nicht. Wir vermuten jedoch, dass sie Eravelle gefolgt sind“, erwiderte er. „Absichtlich hat sie diese Kerle sicherlich nicht zu uns geführt. Auch für sie hängt viel zu viel vom Gelingen unseres Vorhabens ab.“ „Sie würde uns nicht verraten“, stimmte Lydia ihm zu. Dana atmete hörbar aus. „Aber ihr wisst, was das bedeutet?!“ Lydia nickte. „Das würde bedeuten, dass die Azi Dahaka stärker sind, als wir vermutet hatten“, fügte Alvar hinzu. Danas Finger schlossen sich enger um ihre Tasche, das einzige, was sie nach der Lawine hatte retten können. Entschlossen blickte sie in die Runde. „Dann sollten wir keine Zeit mehr verlieren und zu den anderen zurückkehren!“ Estela sagte nichts zu alledem. Sie musterte Dana lediglich verstohlen aus den Augenwinkeln. War sie vorher schon so stark, oder warum habe ich ihre Kraft eben nicht wieder erkannt?, wunderte sie sich im Stillen. Zack hatte festgestellt, dass Eravelle und Jules inzwischen regelrecht friedlich miteinander umgingen. Offensichtlich bot der umgängliche junge Mann keine Angriffsfläche für die Elbin. Anders konnte Zack sich jedenfalls nicht erklären, warum die beiden auf einmal ganz harmlos miteinander plauderten. Unwillkürlich schweifte sein Blick in die Ferne. Er kniff die Augen zusammen. „Halluziniere ich etwa schon…“, murmelte er vor sich hin und stand auf, um besser sehen zu können. Jules hob den Kopf und beeilte sich dann, Zack das Fernglas zu geben, das er in seiner Tasche mit sich herumschleppte. Dankbar ergriff Zack das Hilfsmittel und spähte hindurch. „Doch!“, entfuhr es ihm. „Das sind die anderen. Sie sind noch am Leben.“ In der schneebedeckten Umgebung wirkten Estelas karmesinrote Haare natürlich wie ein Leuchtfeuer. „Das habe ich doch gesagt“, kommentierte Eravelle Zacks Bemerkung gelassen. „Damit wären wir wieder vereint.“ End of Part 30 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)