Kaffee und Vanille 2 von Jeschi ================================================================================ Prolog: Wahnsinn ---------------- Ich lese gerade ein Buch, das ich für mein Sportstudium durchgehen muss, während im Hintergrund der Krach von Valentins Band auf mich einwirkt. Zuerst konnte ich mich bei dem Lärm nicht konzentrieren, aber mittlerweile kann ich es ausblenden. Zudem sorgt Valentins melodische Stimme dafür, dass etwas in mir vollkommen gelassen und glücklich ist und ich somit mehr Leistungs- und Konzentrationsbereitschaft aufbringen kann. Zugegeben, ich bin wirklich besessen von ihm. Und dass ich so lange dafür gebraucht habe, das zu verstehen, dass ist mir jetzt, im Nachhinein, nicht mehr begreiflich. Schon alleine am Morgen aufzuwachen und seinen wundervollen Körper neben mir spüren zu können, raubt mir jedes Mal aufs Neue den Atem. Er hat etwas an sich, dass man einfach lieben muss. Etwas, das einen ganz und gar verzaubert. Wenn er einen Raum betritt, dann drehen sich alle darin nach ihm um. Und das nicht nur, weil er optisch auffällt, sondern vor allem, weil er eine so starke Präsenz ausstrahlt, der keiner entgehen kann. Diese umgibt ihn auch auf der Bühne, fast wie eine zweite Haut, und lässt ihn glänzen. Ich lächle bitter, während ich darüber sinniere. Mit all dem Wissen… Wie dumm war es da nur von mir, anzunehmen, ich würde auf ewig der Einzige bleiben, der Valentin bemerkt? Ich blicke auf und treffe dessen Blick. Er lächelt mir zu und ich erwidere es. Aber so schnell dieses Lächeln kommt, verfliegt es auch wieder, als mein Blick ein wenig nach rechts schwenkt und auf der Person hängen bleibt, die mich seit Tagen einen Groll hegen lässt. Er spielt erst seit neuestem in der Band – ungefähr, seit Valentin beschlossen hat, nur noch zu singen und sie einen neuen Gitarristen auftreiben mussten - und nennt sich Sven Wie-auch-immer. Sven… das klingt schon so schwul… Er hat Val angesprochen, als wir gerade in der Cafeteria der Musikhochschule saßen und in Ruhe Kaffee getrunken haben. Ist einfach neben uns aufgetaucht und hat gefragt, ob er vorspielen dürfte. Naiv, wie Valentin manchmal eben ist, hat er sofort zugesagt, begeistert, vielleicht jemanden gefunden zu haben, der den Gitarrenpart übernimmt. Er hat ihn nicht erkannt, aber ich habe das. Sven wurde von mir mit dem Namen Sweeney Todd betitelt. Der Kerl, der Valentin in einem Café angesprochen hatte, als wir noch nicht zusammen waren. Schon damals war die Eifersucht in mir hochgestiegen, obwohl ich da noch nicht einmal ahnte, dass ich mich eventuell in Valentin verliebt haben könnte. Nun aber weiß ich es und mein Hass auf Sweeney ist nur noch mehr gestiegen. Ich dachte, ich würde ihn nie wieder sehen. Und plötzlich steht er vor mir und will in Valentins Band! Nicht nur das, das Vorspiel lief natürlich auch noch super, was erklärt, warum er nun da oben auf der Bühne steht, Valentin irgendetwas erklärt und ihn dabei mit Blicken auszieht, ständig antatscht. Ich schlage mein Buch mit einem lauten Knall zu, weil meine Konzentration dahin ist. Als wir Sweeney das erste Mal trafen, da war er noch vergeben gewesen. Aber seit neuestem – genau genommen, seit er in Vals Band ist – ist er single und eindeutig scharf auf meinen Freund, der davon natürlich gar nichts mitbekommt. Valentin ist manchmal einfach zu gut für diese Welt. Ich stehe auf, latsche mit mürrischem Blick zur Bühne und sehe Valentin auffordernd an. „Wir haben noch fünf Minuten,“ erklärt Sweeney - Sven - mir und grinst mich dabei so übertrieben freundlich an, dass ich ihm am liebsten auf die Schuhe kotzen würde. „Ihr habt aber auch fünf Minuten eher angefangen,“ gebe ich zurück und packe meinen Freund am Handgelenk. „Wir gehen, Valentin. Wir haben noch einiges zu erledigen!“ Endlich aus dem Musiksaal draußen, sieht Valentin mich vorwurfsvoll an. „Was sollte das denn jetzt?“, will er wissen und ich zucke mit den Schultern. „Ich kann es nicht leiden, wenn er dir zu nahe kommt.“ „Er hat mir doch nur was erklärt, Josh,“ murrt er und ich bleibe stehen, wende mich ihm zu, sehe ihn an. „Warum muss er dich dazu anfassen?“ Valentin seufzt und drückt sich an mich und automatisch schließen sich meine Arme um ihn. „Bist du etwa eifersüchtig, Joshi?“, grinst er, das Gesicht an meiner Brust vergraben. „Ich könnte Amok laufen, wenn ich euch zusammen sehe,“ gestehe ich, weil ich es nicht schaffe, Valentin anzulügen. Er löst sich ein Stück von mir, streckt sich mir entgegen und haucht mir einen Kuss auf die Lippen. „Das musst du nicht sein. Ich will nur dich,“ lächelt er dann. Ich muss ebenfalls lächeln und drücke ihm meinerseits einen Kuss auf. „Ich weiß doch.“ Und ich weiß es ja auch, aber trotzdem… macht es mich einfach wahnsinnig!!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)