Kaffee und Vanille 2 von Jeschi ================================================================================ Kapitel 5: Andy Sixx -------------------- Eine Woche später kriegt er vom Arzt grünes Licht, wieder singen zu dürfen. Weil er aber immer noch nicht ganz über seine Identitätskrise hinweg ist, beschließt er, noch zu warten. Als wir am Sonntagabend in meiner Küche sitzen, beschließe ich, ihn darauf anzusprechen: „Hör mal. Ich finde, du musst es dich langsam trauen. Es wird nicht besser, wenn du es hinauszögerst. Im Gegenteil. Dir fallen nur noch mehr Gründe ein, zu warten.“ Er seufzt auf und nippt von seinem Kaffee, den er endlich wieder trinken kann. Den Rest des Kräutertees hat er übrigens in den Müll geworfen, mit den Worten, niemals wieder so etwas widerliches trinken zu wollen. „Ich weiß,“ gibt er unwillig zu und seufzt. „Morgen… Ich denke, morgen mach ich es.“ „Warum nicht jetzt?“ Ich blinzle ihn herausfordernd an und er schüttelt heftig den Kopf. „Nein, noch nicht. Heute schone ich meine Stimme noch.“ Ich seufze. „Na schön…“, willige ich ein. Zwingen kann ich ihn ja nicht. Am Montagmorgen frage ich ihn erneut, ob er es nicht versuchen möchte, aber wieder schüttelt er nur den Kopf. Ich seufze. Er hat sich da wirklich in einen Wahn gesteigert, den er nicht mehr loswird. Viel Zeit, darüber nachzudenken, habe ich aber nicht. Ich verbringe den Tag an der Uni und gehe nach dem Training zu Valentins Hochschule. Ich weiß, dass er noch im Musiksaal vorbeisehen wollte und deshalb zieht es mich genau dahin. Als ich eintrete, blickt er auf und lächelt mich an. Er sitzt am Klavier, und klimpert ehrfürchtig. darauf herum. Ich setzte mich neben ihn. „Ich traue mich nicht. Ich habe immer noch Angst davor, dass es schrecklich klingen könnte…“, gesteht er mir. Ich hauche ihm einen Kuss auf die Wange. „Komm schon, Valentin. Von nichts kommt nichts. Ich bin ja hier.“ Ich weiß nicht, ob ihm das hilft, aber er nickt und spielt tatsächlich den ersten Ton. „I know, I’m not there to hold you; Look up, see the sky that I do.” Er blickt überrascht von sich selbst drein, dass er es sich tatsächlich getraut und ich nicke bekräftigend, damit er weitermacht. „You make me the happiest of men. I am the happiest of men.” Ich seufze erleichtert und er lächelt, während er weiter singt. „And if God takes me before you; I just want you to know, I love you.” Er klingt wie immer. Und an seinem glücklichen Gesicht sehe ich, dass nicht nur ich so denke. „And you made me the strongest of all men. I’ll remain, the happiest of men.” Lächelnd spielt er den letzten Ton. „I miss you; Baby close your eyes. Let’s meet; in our dreams tonight...”* Er endet und sieht mich dann fragend an. „Und?“ „Wie immer.“ Glücklich fällt er mir um den Hals und ich spüre, wie er vor Erleichterung ein paar Tränen verdrückt und diese an meinem Hals entlanglaufen. „Das heißt dann wohl, ich muss auf süße Harfenklänge verzichten,“ stelle ich betrübt fest und er boxt mich in die Seite. „Hör auf, dich über mich lustig zu machen!“, faucht er und ich lache. „Oh Gott… weißt du eigentlich, wie sehr ich dich verrückten Idioten liebe?“ Ich ziehe ihn wieder näher und küsse ihn. „You make me the happiest of men,” flüstert er mir ins Ohr und ich würde ihm am liebsten hier auf dem Klavier flachlegen. Da das aber nicht geht, muss ich mich leider gedulden, bis wir zu Hause sind… Am Mittwoch hat sich Valentin nach der Uni nicht bei mir gemeldet, sondern in seiner Wohnung vergraben. Irgendwann wird es mir langweilig und ich beschließe, meinem Lieblingsemo einen Besuch abzustatten. „Hey,“ meine ich, als ich in sein Wohnzimmer trete. Dort sitzt er am Boden, mit einem Berg an Textblättern um sich herum. „Komm her und hilf mir,“ fordert er mich auf, kaum hat er mich bemerkt. „Wie könnte ich dieser liebevollen Bitte widerstehen?“, schnaube ich und lasse mich grinsend neben ihm nieder. Er trägt seine neue Jeans, diese rote, und sieht wahnsinnig heiß aus. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, oder daran, dass ich wegen seiner Krankheit Sexentzug hatte, aber ich bin im Moment ständig wahnsinnig geil auf ihn. Ich beginne, an seinem Hals zu knabbern, während er auf die Texte starrt. „Was meinst du, welcher Song wäre für die Band geeignet?“ „Keine Ahnung,“ meine ich und lasse meine Hand unter sein Shirt wandern. „Josh,“ murmelt er, „Ich muss bis morgen ein paar Songs gefunden haben.“ „Mach das nachher,“ bitte ich ihn und drücke ihn nach hinten, klettere über ihn. „Diese Jeans macht mich wahnsinnig,“ flüstere ich und küsse ihn, öffne jene Jeans dabei. „Josh,“ lacht er und drückt mich weg. „Im Ernst. Lass mich erst die Songs raussuchen.“ Ich seufze und gebe auf. „Wenn du mir hilfst, geht es schneller,“ zwinkert er mir so und so höre ich mir ungeduldig an, was er zu den Songs zu sagen hat. Da mir die meisten nichts sagen, müssen wir ständig in sie hineinhören. „Also… Den hier finde ich ja ganz toll,“ meine ich und deute auf einen Zettel. Ich meine den einzig ruhigen Song in seiner Auswahl, ‚Emily’ von ‚From first to last’. „Ich auch,“ nickt er und legen diesen auf den Stapel der Songs, den seine Band einübt. „Und den hier,“ bestimmt er und legt einen weiteren Zettel dazu. „Was ist damit?“ Ich starre auf den Song. „Ich hab dir doch schon gesagt, was ich davon halte,“ meine ich. Es geht um ‚Knives and Pens’ von ‚Black Veil Brides’. Er findet den Song toll, ich hasse ihn. Er will ihn unbedingt spielen, ich finde, er sollte es lassen. Eine ganze Weile kaut er auf seiner Lippe herum, dann entscheidet er sich doch dafür. „Sicher?“, frage ich und er nickt. „Ich liebe die Band. Ich krieg das schon hin. ‚Emily’ ist viel schwieriger und den hab ich ja auch gewählt.“ Keine Ahnung, ob nun der eine oder der andere Song schwerer ist und ob er selbst das wirklich so sieht, oder nur seinen Willen durchsetzten will… ist mir auch egal. Es interessiert mich nicht, was er für Songs mit seiner Band spielt. Mich interessiert nur, wie ich ihn so schnell wie möglich von diesen lästigen Klamotten befreien kann. Kaum hat er gesagt, dass wir fertig sind, stürze ich mich gierig auf ihn und ziehe ihm das Shirt über den Kopf. Meine Lippen wandern über seine Brust und er stöhnt auf. Als ich meine Hand gerade in seiner Hose verschwinden lassen will, klingelt es an der Tür und ich schreie frustriert auf. „Du wirst da nicht hingehen!“, bestimmte ich und sehe ihn streng an. Er kichert auf. „Ach Joshi…“ Dann schiebt er mich von sich und steht tatsächlich auf, zieht sich im Laufen wieder richtig an. „Valentin. Dafür werde ich dich auf ewig hassen!“, rufe ich, als er in den Flur tritt. „Wenn du die Tür aufmachst, dann verlasse ich dich! Ich meins ernst, ich…“ Er öffnet die Tür und ich verstumme. „Hey, Sven,“ meint er im nächsten Moment und ich würde am liebsten Amok laufen. Wegen diesem Wichser mussten wir jetzt aufhören? „Hey, Val. Ich war gerade in der Nähe und dachte, ich schau mal vorbei.“ Er tritt hinter Valentin ins Wohnzimmer und sieht mich an. „Du bist ja auch da,“ stellt er unerfreut fest und mustert mich. Erst jetzt merke ich, dass ich immer noch mit deutlich sichtbarer Latte auf dem Boden hocke und stehe auf, wende mich ab. „Offensichtlich,“ presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Willst du einen Kaffee?“, fragt Valentin und bittet Sven, sich zu setzten. „Ja, bitte. Ich liebe Kaffee!“ Er hockt sich in eine Ecke des Sofas und ich mach es mir in der anderen bequem. Ich überlege, ob ich es schaffe, ihn mit einem Kissen zu ersticken, ehe Valentin zurück kommt und mich aufhalten kann. Genervt verdrehe ich die Augen, als er kurz darauf eine Tasse entgegen nimmt und dabei möglichst begeistert dreinschaut. Ist ja wohl klar, dass er nur so tut, weil er weiß, dass Valentin Kaffee liebt. „Ich hab ein paar neue Songs rausgesucht. Josh und ich haben gerade überlegt, welche drei wir denn einüben sollen,“ klärt Valentin Sven auf und der besieht sich augenblicklich die Songtexte, die Valentin ihm reicht, und deutet dann zielstrebig auf einen Song: „Der ist genial.“ Weil ich meine Neugierde nicht vergeben kann, blicke ich ebenfalls darauf und grummle leise. Ausgerechnet den, von dem ich abgeraten habe! Auch Valentin tippt nun mit seinem Finger darauf: „Echt? Joshi meinte, der wäre nichts. Aber ich liebe den Song und wollte ihn unbedingt spielen.“ „Ich finde, er passt perfekt zu dir,“ schleimt Sven daraufhin und blickt mich triumphierend an: „Andy Sixx und du… ihr seid euch recht ähnlich.“ Wer zur Hölle ist denn nun wieder Andy Sixx? Okay, gut. Logischerweise der Sänger… aber… wer zur Hölle ist Andy Sixx? Und warum leuchten Valentins Augen jetzt wie zwei Glühwürmchen? „Findest du?“, will er wissen und wird tatsächlich rot. What the fuck? „Ich würde fast sagen, du bist sogar besser. Und du siehst besser aus, Val!“ Ich werfe Sven einen vernichtenden Blick zu. Dieses Gesülze kann sich ja keiner anhören. Und überhaupt: Val?! „Danke, das ist nett von dir,“ kichert Valentin, wie so ein Schulmädchen und wirft mir einen kurzen Blick zu. Ich will gar nicht wissen, wie ich aussehe. Aber ich bin sicher, man merkt mir an, dass ich meine ganze Selbstbeherrschung brauche, um Sven nicht einfach niederzuschlagen. „Dann würde ich sagen, spielen wir das morgen mal durch,“ meint er und sein Ton hat etwas an sich, was Sven sagt, dass er jetzt am besten abhaut. Dieser trinkt seinen Kaffee aus. „Wie wäre es, wenn wir später noch proben? Dann sage ich den anderen bescheid, dann können wir gleich sehen, ob der Song zu dir passt.“ Ich balle die Hand zur Faust. Er sollte jetzt wirklich gehen. „Okay,“ stimmt Valentin zu, bringt ihn dann noch zur Türe. Als Sven endlich von dannen gezogen ist, kommt mein Freund wieder zu mir zurück und setzt sich auf meinen Schoß. Ich presse die Lippen aufeinander. „Was hast du?“ Ich schnaube. Was ich habe? Kann er sich das nicht denken? Unsanft schiebe ich ihn von mir runter und stehe auf, verschränke die Arme. „Was sollte das gerade?“, frage ich und verenge die Augen. „Was meinst du?“ Ich beginne, Sven nachzuäffen: „Ich liebe Kaffee, Val. Du bist so viel hübscher, Val. Lass uns ficken, Val…“ Ich sehe ihn aufgebracht an. „Warum nennt er dich überhaupt >Val