Mission: Clan von Felicity (Die zweite Partner-FF mit FrecheGurke ^^) ================================================================================ Kapitel 7: Menschliche Reaktionen auf schockierende Nachrichten --------------------------------------------------------------- Narutos POV Es war gespenstisch still im Raum. Ich saß zurückgelehnt auf einem der Stühle und beobachtete schweigend die anderen. In erster Linie behielt ich aber ein wenig besorgt das Gesicht meines besten Freundes im Auge. Es musste schwer sein für ihn. Nicht nur, dass er einen solchen Schock hinter sich hatte, nun wurde er auch noch gebeten vom Trauma seiner Kindheit zu erzählen. Ich hatte den Widerwillen in seinen Augen nur zu deutlich sehen können und insgeheim wunderte es mich, dass er überhaupt bereit war darüber zu sprechen – besonders nachdem er mir gegenüber betont hatte, dass diese „Familie“ nicht mehr als Fremde waren, die zufällig seinen Namen trugen. Wenn ich bedachte, dass es länger als ein Jahr gedauert hatte, bis er mir wirklich davon erzählt hatte… und das auch nur widerwillig, nachdem er schreiend aus einem Alptraum hochgefahren war. Ich nahm es ihm nicht übel, ich selbst verdrängte nur allzu gerne die weniger schönen Aspekte meiner Kindheit und irgendwie musste man das ja auch, wenn man nicht ewig auf der Stelle treten wollte. Dennoch, ich konnte Sasuke ansehen, wie unangenehm ihm die ganze Situation war und trotzdem hatte er eine ganze Weile mit beinah unbewegter Miene und ruhiger Stimme erzählt. Ich glaubte nicht, dass seinen Verwandten, die ihn wenn überhaupt vor Jahren das letzte Mal gesehen hatten, die minimalen Veränderungen in seiner Mimik auffielen. Das kaum merkliche Zucken eines Muskels an seiner linken Augenbraue, oder der kurzfristig leicht schnellere Takt seiner Lidschläge… Er war unruhig – oder hochgradig nervös, aber er wollte nicht, dass sie das merkten (vermutlich wäre es ihm auch lieber gewesen, wenn ich es nicht merkte, aber dagegen war er machtlos und das hatte er vor langer Zeit schon einsehen müssen) und so tat ich, als hätte ich nichts gemerkt. Als Sasuke geendet hatte, folgte die Stille. Er selbst schloss kurz die Augen, atmete tief durch, dann sah er zum ersten Mal wieder auf und sein Blick schien nicht durch alles hindurch zu gehen, sondern fixierte nacheinander die anderen Uchiha im Raum. Ich folgte ihm langsam. Hitomi war am einfachsten zu lesen. Sie machte keinen Hehl daraus, wie schrecklich sie all das fand, ihre Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen, die rechte Hand schwebte kurz vor dem Gesicht in der Luft, als hätte sie sie vor den Mund schlagen wollen und es sich mitten in der Bewegung anders überlegt. In ihrer Mimik spiegelte sich eine Mischung aus Angst und Mitgefühl, aber ob sie nun spürte, dass Sasuke das nicht hören wollte oder zu geschockt war, um zu sprechen, sie schwieg. Takehiko saß unbewegt und steif auf seinem Stuhl und starrte Löcher in die Luft. Sein Blick war härter als zuvor und ich sah seine Finger leicht zucken, aber ich konnte das nicht wirklich deuten. Sein Gesicht war ausdruckslos, wie das einer Puppe. Überhaupt schien er wie in Trance, denn er regte sich nicht im Geringsten, als Sasuke aufhörte zu sprechen. Hayato hingegen hatte die Hände zu Fäusten geballt, sein Gesicht war in einem wütend-entsetzten Ausdruck gefangen und er sah aus, als würde er jeden Moment platzen – ein krasser Gegensatz zu dem Lächeln, das er getragen hatte, als wir diesen Raum betraten. Ich unterdrückte ein Seufzen. Ich hasste diese nervöse Stille, aber es lag diesmal nicht an mir sie zu brechen. Ich suchte Sasukes Blick und traf ihn kurz darauf. Er ließ sich nur mit einem Wort beschreiben: fragend. Leider konnte ich ihm da auch nicht helfen und deutete in einer hilflosen Geste ein Achselzucken an. „Sasuke… es… es tut mir leid. Oh, Gott, wenn ich das gewusst hätte…“, brachte Hayato auf einmal hervor und griff sich mit beiden Händen so ruckartig in die Haare, dass ich befürchtete, er würde sie sich ausreißen. „Wenn… wenn…“ Er schien noch aufgewühlter als Sasuke beim ersten Aufwachen… Ich sah meinen besten Freund an, musste aber einen Moment warten, ehe er den Blick von seinem „Paten“ ab wand. Ich versteh gar nichts mehr… Was hat er? Das war ungewohnt, normalerweise fragte Sasuke mich nie um Rat was die Gefühle anderer Menschen betraf. Es war ein unangesprochenes Wissen, dass ich andere viel besser und schneller verstehen konnte, aber noch nie zuvor hatte Sasuke sich daran stören lassen, dass er sich mit Emotionen schwer tat – seien es seine eigenen oder die anderer. Ich seufzte innerlich. War ja klar, gerade, wenn ich auch unsicher bin fragt er mich… Ich kann nur raten, aber ich glaube, er macht sich Vorwürfe. Weswegen? Er hat den Clan doch nicht umgebracht, das war Itachi… Ich schmunzelte ironisch. Nein, auch wenn er einiges diesbezüglich gelernt haben mochte, Sasuke konnte es immer noch nicht richtig verstehen. Ja, aber er fühlt sich für das verantwortlich, was du erleben musstest. Dass du es erleben musstest. Als dein Pate hätte er für dich da sein sollen, dir helfen, verhindern, dass du mehr darunter leidest als unbedingt notwendig. Er glaubt, es ist seine Schuld, dass du eine schreckliche Kindheit hattest. Naja, das war zumindest meine Interpretation des ganzen und da Sasuke sicher keine eigene zur Verfügung hatte, würde er sie vorerst annehmen müssen. Ich konnte Hayato irgendwo verstehen, ich würde mir auch Vorwürfe machen, wenn jemand, der mir auf irgendeine Art anvertraut wurde, nach Jahren, in denen ich ihn für tot hielt, zu mir kam und mir vom wohl größtmöglichen Schrecken, den man sich vorstellen konnte, erzählte… denke ich zumindest. Glücklicherweise war ich nie in einer solchen Situation. Sasuke zögerte noch immer, warf mir einen weiteren Blick zu. Er kann doch nichts dafür. Er wusste es nicht… Ich lächelte. Sag ihm das. Damit nimmst du ihm eine große Last ab. Es war fast schon paradox. Sasuke war eindeutig reifer und erwachsener als ich, aber in diesem Sinn stellte er sich manchmal so unbeholfen an, wie ein kleines Kind. Wobei, nein, das ist ein schlechter Vergleich, Kinder sind darin deutlich besser, sie verstehen Gefühle instinktiv. Vielleicht sollte ich besser sagen, Sasuke stellte sich wie ein uralter, konservativer Erwachsener an… „Es… ist doch nicht deine Schuld.“, sagte Sasuke langsam und musterte Hayato kritisch. Der zuckte nun nach oben und in seinem Blick lag eindeutig Erleichterung und die unausgesprochene Frage nach Vergebung, die Sasuke wahrscheinlich nicht sehen würde… „Als uns zwei Wochen nach diesen… Vorfall die Botschaft erreichte haben wir sie nie hinterfragt.“, erklärte Hitomi zu meiner Überraschung auf einmal leise, „Wir sind immer davon ausgegangen, dass unser Clan einem anderen ein Dorn im Auge war und er deshalb vollständig… naja… ihr wisst schon. Auf jeden Fall sind wir nicht auf die Idee gekommen, dass doch jemand überlebt haben könnte und haben schnell die letzten Kontakte nach Konoha abgebrochen, damit sie nicht am Ende auch noch…“ Ein wenig beschämt brach sie ab und warf uns beiden (warum mir?) ein entschuldigendes Lächeln zu. Hayato nickte. „Wir hätten nachhaken müssen, wir hätten sicherstellen sollen, dass es die Wahrheit war, wir hätten…“ Er sprach noch eine ganze Weile weiter, mehr wie ein Mantra zu sich selbst, als eine Erklärung zu uns. Irgendwann sah Sasuke mich wieder fragend an und ich hätte fast losgelacht. Wer hätte gedacht, dass ich mal sein „Übersetzer“ sein würde? Es hätte komisch sein können, wenn die Angelegenheit nicht so ernst gewesen wäre. Ich glaube, er möchte hören, dass du ihm verzeihst. Sasuke blinzelte. Was soll ich ihm denn verzeihen? Ich habe ihm doch gar nichts vorgeworfen. Innerlich schüttelte ich den Kopf. Mein Kumpel stand gerade so herrlich auf dem Schlauch… aber es wäre unfair gewesen sich in einer solchen Situation über ihn lustig zu machen, also tat ich es nicht und versuchte das Zucken meiner Mundwinkel zu unterdrücken. Sasuke, ich sagte doch schon, er gibt sich die Schuld für deine Schmerzen, verstehst du das nicht? Nein, offenbar tat er das nicht, in seinen dunklen Iriden stand nach wie vor die Verwirrung. Es war nichts Logisches und kam ihm nicht zugeflogen. Wie ironisch, er war ein Genie auf jedem nur denkbaren Gebiet, aber wenn es um die wirklich wichtigen Dinge im Leben – menschliche Seelen – ging, versagte er auf ganzer Linie. Manchmal frage ich mich, wie er unsere Freundschaft eigentlich versteht, wenn er nicht einmal in der Lage ist Gefühle zu spüren, aber das war eine andere Geschichte… Sasukes POV Naruto findet es eindeutig witzig, dass ich keine Ahnung habe, was hier los ist! Auch wenn er es versucht zu verbergen… Aber echt! Wieso sollte Hayato sich schuldig fühlen? Er wusste von dem Massaker nichts, erst im Nachhinein. Er war nicht dabei. Er hat Itachi nicht angestiftet. Er hat meinem Aniki nicht geholfen… Warum fühlte er sich also so? Und wieso müssen Gefühle auch so schwierig sein? Naja, ich wage mich einfach mal auf fremdes Territorium. Langsam griff ich über den Tisch und legte meine Hand auf die verkrampfte Faust Hayatos. Keine Ahnung warum, aber ich habe das mal bei Naruto gesehen, der Sakura wegen irgendwas beruhigen wollte… Hayato zuckte zusammen und schaute zu mir hoch. Ich räusperte mich: „Also…du kannst da nichts dafür. Und du hättest bestimmt…auch nichts ändern können.“, versuchte ich ihn zögerlich zu beruhigen. Aber anstatt sich beruhigen zu lassen, stöhnte er auf, als hätte er Schmerzen. Automatisch zuckte ich zurück und suchte Narutos Blick. Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht? Jetzt erkannte es wohl ein Blinder, dass Naruto stark ein Lachen zurück halten musste, als er mir versuchte zu helfen. Seine Schuldgefühle sind einfach groß. Lass dich nicht entmutigen! Na toll. Danke! Er lacht sich hier gleich einen ab und ich muss… „Ich hätte aber etwas ändern müssen! Schließlich bist du mein Patenkind! Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass du so leidest! Ich hätte dich mit hier her holen sollen, oder, oder…“, flüsterte Hayato mit leicht panischer Stimme. Hilfe suchend, schaute ich wieder zu Naruto. Aber bevor ein Austausch zwischen uns stattfinden konnte, meldete sich Takehiko zu Wort, der sich seit dem Ende meiner Erzählung kaum gerührt hatte. „Hör auf dich verrückt zu machen, Hayato! Wenn dann, sind wir alle Schuld. Aber es ist vorbei, wir können nichts mehr ändern.“ Bei der Aufforderung beruhigte sich mein Pate wieder langsam. „Aber wie konnte Itachi, das nur tun? Wie konnte er es wagen?“, knurrte Takehiko nun, „Ich kannte ihn. Ich bin ihm ein paar Mal begegnet und habe ihn immer, als einen von uns betrachtet. Er war ein hervorragender Ninja und ein guter Stratege. Warum also?“ Mit Schwung stand der Bürgermeister auf und fing an in der Küche rumzutigern. „Nur um seine Stärke zu testen… bezweifle ich…“, murrte er vor sich hin. Eher zu sich selbst, als zu uns, während er weiter im Kreis lief. Ich warf Naruto wieder einen Blick zu, der das ganze Treiben aufmerksam beobachtete. Und was ist mit ihm jetzt? Sind plötzlich alle verrückt geworden? Menschen gehen eben verschieden mit schrecklichen Nachrichten um. Wieso das denn? Eine Art ist doch schon schwierig genug! Naruto seufzte und rollte mit den Augen. Ich glaube, das erkläre ich dir später mal genauer. Ich zuckte leicht mit den Schulter und fing wieder an Takehiko mit meinen Augen zu verfolgen. „Wer möchte einen Tee?“, fragte Hitomi plötzlich zusammenhangslos. Sofort hob Naruto die Hand: „Ich!“ „Ja, einen heißen Tee können wir wohl alle vertragen.“, meinte Takehiko, der endlich seinen Rundgang in der Küche beendet hatte. „Besser noch einen großen Schluck Sake.“, fügte Hayato hinzu. Hitomi kam wenig später mit zwei Tassen Tee und drei Gläser Sake zurück und durchbrach damit eine unangenehme Stille. Sie schob Naruto und mir jeweils eine Tasse dampfenden Melissentee hin. „Der beruhigt.“, murmelte sie uns zu, während sie selbst ihr Glas Sake mit einem Zug zur Hälfte leert. Naruto nippte sogleich an seiner Tasse, während ich sie noch in den Händen hielt. Meine Finger fühlten sich klamm an und sie wärmte schön. Plötzlich stand Hayato auf und murmelte nur: „Bin gleich wieder da.“ Nun begann auch ich meinen Tee zu trinken und beobachtete aus dem Augenwinkel noch die anderen. Hitomi fummelte nervös an ihren Haaren rum, Takehiko ist wieder so seltsam erstarrt. Nur Naruto schien in normaler Verfassung, wenn man bei ihm überhaupt normal sagen konnte. Nach circa zehn Minuten kam mein Pate schwer atmend wieder. Unter dem Arm trug er mehrere schwarze, dicke Bücher. Eine böse Vorahnung machte sich in mir breit. „Was ist das?“, wollte Naruto wissen. Bitte, bitte keine Photoal… „Photoalben!“, lächelte Hayato nun wieder. Nein!!! „Toll!“, rief der Blondschopf begeistert. Pff, und der soll so ein Gefühlsexperte sein? Zuerst drüber reden, wie meine Eltern ermordet wurden, und dann am besten noch ein bisschen in die Wunde stechen und mir Bilder von ihnen vor die Nase schieben. Klasse. Während ich noch mit dem Bedürfnis kämpfe, laut aufzuschreien schob mein Pate schon mehrere Alben über den Tisch. Er blätterte in einem rum, fand anscheinend die gesuchte Seite, kam dann zu uns rum und hielt Naruto das Album unter die Nase. Dieser schaute ein bisschen verwirrt, betrachtete dann aber die ihm vorgeschobene Seite. Seine Miene hellte sich auf: „Was für eine schöne Frau. Och, ist das ein süßes Kind… aber wer sind die beiden Miesepeter daneben?“ Nun stand ich auf und schaute Naruto über die Schulter. „Die Leute, die du gerade so leichtfertig beurteilt hast, ist die Familie von Sasuke.“, kicherte Hayato leicht angetrunken. Stimmt, das war ein altes Familienfoto von uns… „Ja, „die schöne Frau“ ist meine Mutter und „das süße Kind“ bin ich…“, murmelte ich leise. „Stimmt, du hast mir ja schon mal ein paar Fotos gezeigt.“, nuschelte Naruto nun peinlich berührt. Der Typ hatte echt ein Gedächtnis wie ein Sieb. Obwohl man ihm zu gute halten musste, dass die Bilder, die ich ihm gezeigt habe, noch länger zurück lagen. Dieses vor uns, ist vielleicht ein paar Monate vor dem Massaker gemacht worden… Naruto betrachtete das Bild nun genauer: „Du hast echt ziemlich viel Ähnlichkeit mit deiner Mutter. Itachi sieht irgendwie mehr aus wie dein Vater. Auch der verkniffene Gesichtsausdruck ist der gleiche.“ „Ja, so haben sie eigentlich immer geschaut. Nicht einmal fürs Photo haben sie gelächelt.“, erklärte ich nüchtern. Naruto drehte sich halb um. Leider für mich, genau im falschen Moment, denn so konnte er die Gedanken „sehen“, die ich nicht aussprechen wollte. Nur Itachi hat mal gelächelt, wenn wir alleine waren… Narutos Blick wurde leicht traurig, aber er merkte wohl, dass die Gedanken nicht für ihn bestimmt waren, denn er drehte sich kommentarlos wieder um. Ich sah, wie der Blondschopf leicht mit den Fingern übers Bild fuhr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)