Mission: Clan von Felicity (Die zweite Partner-FF mit FrecheGurke ^^) ================================================================================ Prolog: Das... das ist ein Missverständnis! ------------------------------------------- Es war ein taufeuchter Morgen in Konoha. Wie eigentlich jeden Tag sollte Team Sieben an ihrem Treffpunkt pünktlich erscheinen. Das Problem war nur, Kakashi und Sakura waren noch nicht da, worüber Naruto und Sasuke nicht allzu begeistert waren. Die Beiden standen sich nämlich schon seit einer geschlagenen Stunde die Beine in dem Bauch. Während Sasuke an einem Baum lehnte und sich wie immer nichts anmerken ließ, konnte Naruto auch nach all den Jahren, die er nun Zeit gehabt hatte sich daran zu gewöhnen, nicht stillstehen. Erst war er unruhig herumgetigert, dann hatte er sich hingesetzt, nur um sofort wieder aufzustehen und mit einem Kunai herumzuspielen, sich dann wieder auf den Boden sinken zu lassen und schließlich aufzuspringen und ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden zu trommeln. Dass Kakashi zu spät kamen, daran waren sie ja schon gewöhnt, aber Sakura? Was die beiden natürlich nicht ahnen konnte, war, dass ein sehr stark blutender und verletzter Notfall gerade erst ins Konoha Krankenhaus gebracht wurde und Sakura daher im OP Saal gebraucht wurde. „Mann, wann kommen die endlich?“, schallte Narutos Stimme irgendwann lautstark über die Wiese ins angrenzende Waldgebiet. Mürrisch verschränkte er die Arme und verzog den Mund. „Woher soll ich das denn bitte wissen? Und sei jetzt leise, ich kann einen Tinnitus echt nicht gebrauchen!“, zischte Sasuke seinem Freund zu, auch wenn er ihm insgeheim Recht geben musste. Ihn nervte das Warten ganz genauso. Halb wütend und halb schmollend schaute Naruto den Schwarzhaarigen von der Seite an. Dann wandelte sich seine Miene und er grinste nun verschlagen über das ganze Gesicht. „Sasuke~e?“, setzte er mit zuckersüßer Stimme an und war sich dabei sehr wohl bewusst, dass er gerade ziemlich nach Sakura klingen musste, aber das störte ihn im Augenblick wenig. „Was?...Oh, nein! Vergiss es, Dobe! Doch nicht hier und jetzt!“, fauchte der Sharinganerbe, der das Gesicht des Blondschopfes sofort deuten konnte und wusste, worauf dieser hinauswollte. „Oh, doch!“ Wenn überhaupt noch möglich wurde Narutos Grinsen nur breiter und schelmischer, als er langsam auf Sasuke zuging… „Ah, Kakashi! Wie immer zu spät?“, fragte Sakura, als sie ihren Lehrer auf dem Weg zum Treffpunkt sah. Und dabei hatte sie erwartet, dass sie heute die letzte sein würde. Es wäre auch nur zu passend, dass Kakashi das eine Mal, wenn sie selbst zu spät kam, pünktlich sein würde, aber andererseits hatte sie eine Entschuldigung – vermutlich im Gegensatz zu ihm. „Ich musste noch…“, fing dieser an. Eines der Dinge, die sich wohl nie ändern würden, waren Kakashis Ausreden. Innerlich verdrehte Sakura die Augen. Wenn er sich wenigstens einmal glaubhafte Lügen ausdenken würde. Selbst Naruto war kreativer… Schnell winkte die rosahaarige Kunoichi ab: „Ja, ja. Sie mussten noch einer alten, verletzen Oma über die Straße helfen, oder so was, stimmt`s?“ „Woher wusstest du das?“ Kakashi klang auch noch ehrlich überrascht, naja, so überrascht, wie er eben klingen konnte. „Hör’n Sie auf mich zu verarschen!“, meinte Sakura trocken. Normalerweise wäre sie nicht so respektlos gewesen, aber sie hatte gerade eine Notoperation hinter sich und musste sich jetzt auch noch allzu offensichtliche Ausreden anhören. Es gab definitiv bessere Arten in den Tag zu starten. Sie konnte nur hoffen, dass Naruto und Sasuke heute nicht auch noch einen Streit vom Zaun brachen, sie war genervt genug und würde sicher an die Decke gehen… Nach zehn Minuten Schweigen kamen beide auch schon am Treffpunkt an. Zu ihrer Verwunderung waren weder Sasuke noch Naruto zu sehen. „Wo sind denn die beiden?“, fragte Sakura erstaunt. Sie wusste nicht, ob sie froh sein sollte, dass es still war, oder ob sie den beiden lieber den Hals umdrehen würde, weil sie sie jetzt auch noch suchen musste. Andererseits, sie konnte sich schon denken, wo sie steckten. Naruto war bestimmt zu Ichiraku gegangen und was Sasuke betraf… entweder er war mitgeschleift worden oder aber er würde auf dem kleineren Trainingsplatz hinter seinem Haus üben… „Hörst du das? Ich glaube, sie trainieren schon.“, entgegnete der Grauhaarige aber. Sakura runzelte die Stirn und lauschte und tatsächlich waren leise Geräusche aus den Wald zu hören. „Ich hol’ sie.“, sagte sie und machte sich in die Richtung auf, aus der sie die Geräusche vernahm. Die beiden waren allen Ernstes vernünftig gewesen? Was war das heute für ein seltsamer Tag? Doch Kakashi packte sie schnell am Arm: „Nein! Stör sie nicht, wenn sie schon mal friedlich miteinander trainieren. Das ist so selten, da können wir nicht einfach dazwischen platzen.“ Außerdem wollte er nur zu gerne miterleben, was seine beiden Schüler taten, wenn er nicht dabei war. In einer gewissen Weise waren Naruto und Sasuke nur zu berechenbar, aber je größer sie wurden, desto schwieriger wurde es, sich nicht von ihnen überraschen zu lassen. Ihre wachsenden Fähigkeiten machten es ihm unmöglich immer zu wissen, was sie tun würden oder wie sie reagierten. Einerseits war er mehr als stolz auf sie, aber auf der anderen Seite vermisste er manchmal die naiven, kleinen Kinder, die er so leicht hatte durchschauen können… Die Rosahaarige nickte, ging aber trotzdem immer noch auf die Geräusche zu. Was sollte das werden? „Ich möchte wenigstens hören, was sie sagen.“, flüsterte Sakura als Antwort auf Kakashis fragendes Gesicht…oder besser Auge. Oh ja, er wollte auch wissen, was sie so unter sich zu besprechen hatten. Außerdem war es schon eine Weile her, dass er sie unbemerkt hatte beobachten oder zumindest belauschen können und so kam auch er näher und kauerte sich neben seiner Schülerin ins Gras. Sehen konnten sie die beiden Jungen nicht, aber dafür problemlos hören. „Teme, das war schon wieder nichts!“ Unverkennbar Naruto. „Na, dann hol du mir doch mal einen runter!“ Und Sasuke, eindeutig genervt. „Nichts leichter als das!“ Ein Schnauben. „Das sah gestern Nacht aber ganz anders aus…“ Sakura wurde schlagartig rot, als sie das hörte und sah ihren Sensei erschrocken an. Dieser blickte mit dem gleichen verwirrten und fragenden Gesichtsausdruck zurück. In seinem Kopf schwirrten gerade Bilder herum, besser, als jede seiner geliebten Geschichten und er war wieder einmal sehr froh, dass man sein Gesicht nicht sehen konnte und so die Illusion, dass es ihn kalt ließe bestehen blieb. „Du bist eh noch viel zu verkrampft, auch bei den anderen Sachen, du musst dich mehr entspannen.“ Wieder Narutos Stimme. „Versuch du dich doch mal zu entspannen, wenn deine Augen verbunden sind und ich mich auf dich werfe...“ Hörbar schluckte der Kopierninja. Das war eindeutig nicht für ihre Ohren bestimmt, aber sein Interesse war größer als das schlechte Gewissen. Diese Art von Verhältnis hätte er seinen Schülern nun wirklich nicht zugetraut. Nie im Leben. Ja, da gab es diese kleinen Hinweise, aber die konnte man genauso gut auch anders deuten und Kakashi war immer davon ausgegangen, dass Naruto und Sasuke einander als Familie ansahen und daher hatte er nie weiter drüber nachgedacht, wie sie miteinander umgingen, doch diese Unterhaltung warf ein anderes Licht auf die Sache… Er war ziemlich überrascht, aber auch leicht amüsiert. Unter seiner Maske fast verborgen breitete sich ein Schmunzeln auf seinen Lippen aus. Nun, die einzige, die es hätte sehen können wäre ohnehin Sakura gewesen und die war… abgelenkt. Im Gegensatz zu ihm war sie von „leicht amüsiert“ genauso weit weg, wie Dänemark von Spanien, Kairo von Tokyo, die Erde von der Sonne! Sie konnte nicht glauben, dass Sasuke…nein, er konnte doch wirklich nicht…und dann auch noch mit Naruto…! Das lief doch gegen jedes Naturgesetz!! Das konnten die beiden ihr doch nicht antun! Und doch war da die kleine, drängende Stimme in ihrem Hinterkopf, die ihr zurief, dass Sasuke sein Leben lang alle Mädchen ignoriert hatte und der einzige Mensch, dem er jemals wirklich Aufmerksamkeit geschenkt hatte, war tatsächlich Naruto gewesen…! Als die beiden Lauscher auch noch hörten, wie Naruto sagte: „Hey, Teme! Nur zur Info, heute Nacht üben wir diese Stellung!“, brannte bei Sakura eine Sicherung durch und… totaler Stromausfall. Stellung?! Er wollte eine Stellung üben? Mit Sasuke? Das durfte… konnte…sollte doch nicht…! Das… Bewusstlos glitt sie zu Boden. Kakashi schüttelte wortlos den Kopf und fing seine Schülerin auf, ehe sie aufschlug. Die Ärmste, er konnte sich schon denken, was gerade in Sakuras Kopf herumschwirren musste. Ihm erging es auch nicht viel anders, er hatte sich schlicht besser unter Kontrolle. Es war nun mal eine erstaunliche Erkenntnis. Ein Seufzen unterdrückend hob er Sakura auf den Arm und trug sie zurück auf die Mitte der Lichtung. Er beschloss zu warten. Ewig konnten seine Schüler nun auch nicht weg bleiben und er wollte es lieber aus ihrem eigenen Mund hören. Wie lange sie es wohl noch hätten geheim halten wollen? Kakashi grinste schief. Nicht mehr lange, wenn sie schon solche Dinge in aller Öffentlichkeit besprachen… Wenig später kamen Naruto und Sasuke auch tatsächlich wieder aus dem Wald. „Du solltest mich echt nicht so hart ran nehmen!“, stöhnte Sasuke zu Naruto gewand und rieb sich seine Arme, auf denen sich jetzt schon deutlich blaue Flecken abzeichneten. Überhaupt, entschied Kakashi, sah Sasuke ungewohnt mitgenommen aus, wie sonst nie beim Training… was bitte hatten die beiden…?! „Gomen…“, nuschelte Naruto, aber seine Augen straften die Aussage sogleich Lügen und funkelten freudig und amüsiert zugleich. „Sei ehrlich! Dir macht das verdammt viel Spaß!“, zischte Sasuke wütend. Ein Grinsen breitete sich auf Narutos Gesicht aus. Es war seltsam, Kakashi hätte schwören können, dass Sasukes Zorn echt war, aber Naruto schien das anders zu sehen. „Klar, sonst würde ich es ja nicht jede Nacht mit dir machen.“, antwortete er locker. Allein, die Tatsache, dass Sasuke ihm dafür keine runterhaute, bewies, dass der blonde Chaot offenbar Recht hatte und der letzte Uchiha Konohas tatsächlich nicht ernsthaft sauer war. Es war immer wieder faszinierend, wie gut Naruto ihn lesen konnte, vielleicht waren sie ja deshalb… Gerade wollte Sasuke noch etwas sagen, da stockte er mitten im Schritt, als er Sakura bewusstlos auf der Wiese liegen sah. „Was ist denn mit ihr passiert?“, fragte der Blondschopf seinen Lehrer sofort und eilte zu Sakura hinüber. Er hatte längst aufgehört für seine Teamkollegin zu schwärmen, aber Sorgen um seine Freunde machte er sich immer, wenn etwas nicht in Ordnung schien. Die Zusammenarbeit der drei war unglaublich geworden und Kakashi war froh, dass sie seine allererste Lektion so sehr verinnerlicht hatten, aber im Augenblick war die Sorge, erstens, unbegründet, und zweitens, gab es wichtigeres. „Wollt ihr mir vielleicht was sagen?“, überging er Narutos Frage. „Ja, wieso seid ihr eigentlich so spät gekommen?“, fing Naruto gleich an zu meckern, als er merkte, dass Sakura bloß bewusstlos war. Kakashi wischte das mit einer Handbewegung beiseite. Mehr fiel ihm dazu wirklich nicht ein? „Das meinte ich nicht. Was habt ihr da eben im Wald gemacht?“ „Ach, das? Sie wissen doch, dass ich jede Nacht mit Sasuke trainiere und wir ihm dabei die Augen verbinden, damit er sich nicht auf sein Sharingan verlassen kann. Sie sind ja ewig nicht beigekommen, also haben wir einfach ein bisschen damit weitergemacht.“ Mmh… das klang irgendwie… zu harmlos. Aber auch nicht wie eine Ausrede, da war Kakashi sich sicher. Naruto war viel zu schlecht im Lügen, vor allem, wenn es um so etwas ging. Außerdem stimmte die Aussage, die beiden hatten ihm schon vor einer Weile davon erzählt. Genau genommen, kurz nachdem sie mitgenommen von der letzten Mission zurückgekehrt waren. Naruto war der Meinung, dass Sasuke sich viel zu sehr auf seine Augen verließ und kaum war der wieder fit hatten sie angefangen Sonderschichten vor dem Schlafen einzulegen. Wie erfolgreich sie dabei waren, blieb aber ihr Geheimnis, da Kakashi es bisher nicht geschafft hatte sie dabei zu bespitzeln. Dennoch… „Und das nutzt der Baka natürlich voll aus und schlägt besonders hart zu, wenn ich mich nicht richtig wehren kann.“, beendete der Schwarzhaarige seine Erklärung. Sasuke erzählte zumindest die gleiche Geschichte, was eigentlich für ihre Richtigkeit sprach… Stille breitete sich auf der Lichtung aus. Ein leichter Zweifel war geblieben, doch Kakashi zwang sich logisch zu denken. Sie trainierten, da machten „Stellungen“ schon Sinn, ebenso, wie die Tatsache, dass Sasuke mit verbundenen Augen von Naruto angegriffen wurde… Ein „Oh…“ verließ Kakashis Lippen. „Und was war das mit ‚Sasuke einen runter holen?’“, forschte der Grauhaarige nun nur noch leicht misstrauisch weiter. „Naruto hat einen richtigen Trainingsplan für mich ausgearbeitet. Und dazu gehört, dass ich einen Vogel vom Himmel schießen soll, während ich mich nur auf mein Gehör verlassen kann.“, seufzte Sasuke. Das klang nicht so, als würde er es sonderlich gut beherrschen, aber insgeheim staunte Kakashi nicht schlecht. Das war eine gute Idee… Naruto überraschte ihn wirklich immer wieder… „Was dachten Sie denn?“, fragte nun Naruto leicht verwirrt. Okay, das war Kakashi jetzt doch ein wenig unangenehm. Da hatte er ihnen etwas vorgeworfen, ohne sich über alles im Klaren zu sein, obwohl er ihnen immer predigte sich erst einen guten Überblick zu verschaffen… „Naja, also mit ‚einen runter holen’ und ‚Stellungen’ und ‚nicht so verkrampfen’…“, nuschelte Kakashi undeutlich und hoffte, dass er nicht weiterreden musste. Anscheinend machte es nun auch bei den beiden 17- jährigen Klick, denn sie rissen die Augen auf, schauten sich entsetzt an und wurden schlagartig hoch rot… Kapitel 1: Bull on Rampage -------------------------- Narutos POV Das durfte doch jetzt echt nicht wahr sein, oder? Da sind wir einmal wirklich vernünftig und trainieren, anstatt die Zeit mit Rumtrödeln zu vergeuden und was haben wir davon? Wir werden wieder einmal falsch verstanden. Das erinnert mich furchtbar an die letzte Mission, mit dem einen Unterschied, dass es da nur Fremde waren, die wir wohl ohnehin nie wieder sehen werden, aber nun haben uns auch noch Kakashi und Sakura für schwul gehalten?! Okay, wenn ich so drüber nachdenke, man konnte unsere Unterhaltung sicher falsch verstehen, wenn man nur die Hälfte mitbekommt, aber… ich weiß auch nicht, die beiden sollten uns doch kennen, oder? Wie um alles in der Welt können sie dann auf die Idee kommen, dass wir…? Unser Sensei wich nach wie vor meinem Blick aus und so sah ich stattdessen lieber zu Sasuke hinüber. Warum haben wir eigentlich immer so ein Pech? Er schnaubte nur. Woher soll ich das wissen? Und überhaupt, es war doch deine bescheuerte Idee… Sie war überhaupt nicht bescheuert! „Ähm, Jungs, was macht ihr da?“, unterbrach uns Kakashi. Sein Auge gab keine Emotionen preis und wieder einmal störte mich seine Maske. Kein Wunder, dass er sie trug, damit konnte er praktisch jede Mimik bestens verstecken… „Gar nichts.“, meinte ich tonlos und verzog den Mund. „Wie konnten Sie denn nur ernsthaft glauben, dass wir beide… naja, Sie wissen schon.“ Es dauerte eine Weile, dann zuckte Kakashi die Schultern. „Es ist nicht wichtig, was A sagt, sondern, was B versteht.“, dozierte er ruhig. „Kakashi-sensei? Dieses Sprichwort bezieht sich auf Kommunikationsschwierigkeiten, nicht auf das Belauschen seiner Teamkollegen.“, schnaubte Sasuke, doch unser Lehrer gab sich unberührt. Seufzend überließ ich das Blickduell Sasuke und beugte mich wieder zu Sakura hinab. „Hey, Sakura-chan, wach auf.“ Ich rüttelte sie sacht an der Schulter und langsam schlug sie die Augen auf. „N-Naruto?“, fragte sie stockend, dann wanderte ihr Blick hinauf zu Sasuke und Kakashi, die sich nach wie vor schweigend anstarrten. Auf einmal verkrampfte Sakura sich und in ihre Augen trat ein wütendes Funkeln. „NARUTO!!“, zischte sie dann deutlich lauter und mit einem Ruck kam sie hoch, warf mich nach hinten um und nagelte mich auf den Boden fest. „Was fällt dir eigentlich ein?!“, schrie sie und ich hatte das Gefühl, mir würden die Ohren abfallen. „Aber, Sakura-chan, was…?“, weiter kam ich nicht, weil ich mich darauf konzentrieren musste unter ihrem Griff zur Seite auszuweichen, um nicht von ihrem Chakra-geladenen Schlag getroffen zu werden. Verdammt noch mal, was war denn in die gefahren?! Sasukes Blick traf meinen. Sie ist verrückt geworden. Da hatte er mal so was von Recht… Vielleicht hat sie wieder PMS? „Hört sofort auf damit!“, kreischte Sakura und holte zum nächsten Schlag aus. Zum Glück fing Sasuke ihre Hand von hinten ab, was mir einen Augenblick Zeit gab, um unter ihr hervorzuhuschen. Dann allerdings streifte sie in ihrem Wutanfall seine Hand wieder ab und ging erneut auf mich los. „Sakura-chan!“ Ich wich wieder und wieder aus. Ich wollte nicht gegen sie kämpfen und ich wollte ihr auch nicht wehtun, aber wenn ich ihre Fäuste in diesem Zustand abfing, würden meine Handknochen brechen. Warum musste Tsunade ihr auch so starke Schläge beibringen?! „Sakura, was soll das denn?“ Sasuke versuchte sie von hinten festzuhalten, mit dem einzigen Ergebnis, dass sie nun auch auf ihn losging. Ich warf einen Blick zu unserem Sensei herüber, musste allerdings wenig begeistert feststellen, dass dieser gerade dabei war sich sein Lachen zu verkneifen. Wunderbar, er würde uns keine große Hilfe sein. Dann also anders. Ich suchte Sasukes Augen. In den Wald! Er hob eine Augenbraue. Warum? Vertrau mir einfach mal. Na gut. Wie auf ein gemeinsames Kommando hin sprangen wir beide rückwärts und tauchten für einen Moment im Blättermeer unter. „Glaubt ihr wirklich, dass ihr euch vor mir verstecken könnt?!“, hallte Sakuras Stimme über das Feld. „Kommt gefälligst her und stellt euch mir wie Männer!“ Und jetzt? Sasuke und ich kauerten gerade auf einem der unzähligen Äste und blickten unwillig zurück. Jedes Geräusch hätte uns wohl verraten, deshalb sprachen wir nicht laut. Ich lenk sie ab und wir rennen weg. Und wohin? Denk dir halt was aus, du bist hier doch Mister Superintelligent… Ich kreuzte die Finger und flüsterte so leise es ging schnell hintereinander. „Kage Bunshin no Jutsu“ und „Henge no Jutsu“. Neben uns erschienen zwei Kopien, die sofort auf den Boden hinab sprangen und Richtung Osten davonrannten, dabei aber möglichst dicht an der Lichtung vorbeischrammten, damit Sakura sie auf jeden Fall sehen würde. Es würde nicht lange dauern, bis sie nah genug kam, um zu merken, dass beide Gestalten mein Chakra trugen und somit nur Doppelgänger sein konnten, aber es würde zu sehr an Sasukes deutlich kleineren Chakrareserven zerren seinen Doppelgänger so lange aufrecht zu halten. Außerdem waren wir hoffentlich schon in Sicherheit, wenn sie es merkte… Kaum waren die Doppelgänger halbwegs weg, nickten wir uns zu und sprangen in die entgegen gesetzte Richtung davon. „Wohin?“, fragte ich, doch Sasuke zuckte nur die Schultern und rannte voraus in grober Richtung des Hokageturms. Wir waren nicht sonderlich weit gekommen, als ich spürte, wie meine Doppelgänger sich auflösten. „Verdammt…“ Ich fluchte leise. „Teme, sie hat sie.“ Er verzog das Gesicht und setzte dazu an, etwas zu sagen, als… „NARUTO!! SASUKE!!“ „Ohoh…“, war alles, was mir dazu einfiel. „Los, da rein.“, Sasuke packte mich unsanft am Arm und wir rannten mitten ins überfüllte, frühmorgendliche Treiben des Hokageturms hinein. Ich runzelte überdeutlich die Stirn. Meinst du wirklich, dass sie uns hier nicht findet? Sasuke seufzte. Nein, ich hoffe, dass sie hier keinen Angriff riskiert. Mmh… da hatte er Recht, sie würde sicher nicht… Hinter uns schrieen einige Leute auf und als wir uns umwandten, huschten alle schnell aus dem Weg. Frauen sind gefährlich… Sasuke und ich zögerten nicht länger und eilten auf den nächst besten Ausgang – in diesem Fall der Zugang zum Treppenhaus – zu. Kaum draußen übersprangen wir zwei Stockwerke, eilten wieder nach drinnen und hetzten den Gang runter. „Hier rein.“ Ich bremste vor Tsunades Büro ab. Sasuke schüttelte den Kopf. Bist du verrückt geworden? Um die Uhrzeit schläft Tsunade doch noch auf ihrem Schreibtisch. Sakura wird uns da zuerst suchen. Er lächelte schwach. Das wird sie auch denken, deswegen sollten wir es tun. Er hob die Augenbrauen. Fängst du schon wieder mit deiner seltsamen Logik an? Na, denk doch mal nach, sie wird denken, dass wir denken, dass sie denkt, wir würden da hineingehen. Ich glaube nicht, dass sie auf die Idee kommt, dass wir es nicht tun würden, weil sie denkt, dass wir denken, dass sie denkt, dass wir es tun, meinst du nicht? „Äh…“ Schritte hinter uns unterbrachen das leicht komplex gewordene Gespräch. Scheißegal, los rein! Und damit huschten wir durch die Tür, schlossen sie schnell wieder und atmeten erleichtert auf, als Sakuras Schritte nach einem kaum merklichen Zögern weiter den Gang entlang hallten. „Puh…“ seufzte ich auf und schüttelte ironisch schmunzelnd den Kopf. „Das war knapp.“ Sasuke nickte. „Okay, ihr beiden, was habt ihr diesmal wieder angestellt?“, fragte plötzlich eine genervte und äußerst wach aussehende Tsunade und klopfte mit den Fingern auf ihre Tischplatte. „Sakura hat man ja durchs halbe Dorf und wahrscheinlich noch in Suna gehört. Also, was zum Geier habt ihr gemacht?!!“ Ich schluckte schwer, ehe ich langsam antwortete: „Ganz ehrlich, O-baa-chan, wir haben nicht die geringste Ahnung…“ Genau den Augenblick suchte unser Sensei sich aus, um auf der Fensterbank aufzutauchen. „Tsunade-sama, ausnahmsweise sind die beiden wirklich unschuldig.“ Ein Glück, wenn er das sagte, würde sie ihm wohl eher glauben als uns und… Moment mal. „Was heißt hier ausnahmsweise, wir… Au!“ Ich warf Sasuke einen ärgerlichen Blick zu, als er mir wieder mal auf den Fuß trat, um mich zum Schweigen zu bringen. Nicht, dass die beiden Älteren uns beachtet hätten… Kakashi hatte ihr wohl eine kurze Zusammenfassung gegeben, denn Tsunade lachte gerade laut los. „Wie kriegt ihr beiden das nur immer wieder hin?“, presste sie schließlich kichernd hervor. Ich schmollte. War ja nicht so, dass wir das absichtlich taten… „Kakashi, sieh bitte zu, dass Sakura sich ein wenig beruhigt, ehe sie noch das halbe Dorf terrorisiert. Ich werde sehen, wie ich die beiden aus der Gefahrenzone schaffen kann, ohne allzu viel Verdacht ihrerseits zu erregen.“ Kakashi nickte und verschwand in einer Rauchwolke. Dann wand Tsunade sich wieder uns zu. „So ungern ich das nach dem letzten Mal auch tue, ich glaube, es wird Zeit, euch auf eine kleine Mission ohne euer Team zu schicken.“ Sie kicherte wieder. „Sakura hat viel gelernt, glaubt mir, wütende Frauen sollte man nicht unterschätzen.“ Sasuke und ich tauschten einen wenig begeisterten Blick, nickten dann aber ergeben. Hatten wir denn überhaupt eine Wahl? Sasukes POV Eine Einzelmission mit dem Baka, oh ja! Alles war mir lieber, als sich mit der leicht angesäuerten Sakura rum zu schlagen! Aber ganz ehrlich, das eben war heftig! Und ich habe in meinem Leben schon viel, und auch vieles nicht ganz harmloses, gesehen…. „Also, ihr beiden!“, begann Tsunade, die einen weiteren Lachanfall zu unterdrücken versuchte, unseren Auftrag zu erklären, „Ich habe da den perfekten Auftrag für euch. Wir haben, nicht weit von der Grenze Konohas entfernt, eine Diebesbande gesichtet, die anscheinend schon mehrere Reisende ausgeraubt und ermordet haben soll. Wir können sie, verständlicherweise, nicht so weiter machen lassen. Ich möchte, dass ihr die Räuberbande ausfindig macht und das Problem beseitigt. Das sollte eigentlich eine Leichtigkeit für euch sein, aber ihr wärt eine Weile aus dem Dorf… Die Mission wird auf Rang B eingestuft.“ „Was? Nur eine B- Ra….“, protestierte Naruto, als ich ihm hart mit dem Ellebogen in die Seite stieß. Ist doch egal! Hauptsache wir kommen hier schnell weg! Aber, Teme! Nur eine B-Rang Mission… Ich verdrehte die Augen, das war mal wieder so typisch Naruto. „Also, was ist? Nehmt ihr sie an?“, fragte Tsunade mit einem amüsierten Gesichtsausdruck. Bevor Naruto noch irgendwas vermasseln konnte, meinte ich: „Klar, wir sind schon weg.“ Der Blondschopf schnaubte verärgert, als ich ihn hinter mir her aus dem Büro zog. „Na, toll! Jetzt werden wir uns in den nächsten Tagen mit ein paar Idioten beschäftigen müssen, die denken, sie wären Gott und einfach hilflose Leute angreifen. Total langweilig.“, meckerte Naruto. „Ach, dann würdest du dich lieber mit Sakura herumschlagen? Während sie so drauf ist? Das würdest du nicht überleben!“, gab ich zurück. Wie, um meine Worte zu unterstreichen, hörten wir am anderen Ende von Konoha einen Wutschrei, der sich gewaschen hatte. Anscheinend machte Kakashi gerade die ersten Annäherungsversuche. Ich glaube, wir können uns in der nächsten Zeit, nach einem anderen Sensei umschauen… Wie als hätte Naruto meine Gedanken erraten meinte er nüchtern: „Ich werde Kakashi-sensei vermissen!“ „Besser er, als wir.“, gab ich zurück. „Naja…“ „Ok, ich verbessere mich. Besser er, als ich.“ Der Blondschopf warf mir einen bösen Blick zu: „Und ich dachte, ich bedeute dir etwas.“ „Bekommst du jetzt auch PMS?“, fragte ich grinsend. „Pfff…“ Den restlichen Weg zu uns nach Hause schwiegen wir und achteten darauf nicht zufällig Sakura in den Arm zu laufen. Obwohl sie, bei der Lautstärker, die sie drauf hatte, leicht ein tauber Fisch hätte hören können. Und die hatten noch nicht einmal Ohren… Konnten Fische überhaupt taub werden? Können sie überhaupt etwas hören? Schnell schüttelte ich den Kopf, um diese unsinnigen Gedanken zu vertreiben. Ich glaube, Sakura hat mir mit ihrem Geschrei ein paar Gehirnzellen abgetötet… Gut, dass ich, im Gegensatz zu anderen Leute hier, genug besitze. Dann standen wir vor dem Uchiha-Anwesen. Als wir die Haustür hinter uns geschlossen hatten, atmete Naruto erstmal erleichtert auf. „Puh, und ich hätte gedacht, dass wir es noch nicht einmal wieder in einem Stück nach Hause schaffen.“ „Hn.“ Wir hatten uns schon lange angewöhnt, das Uchiha-Haus, als unser Haus anzusehen. Naruto fühlte sich hier zu Hause. Und das war gut so. Er wollte, nachdem er hier erstmal als „Übergang“ bleiben wollte, nach einer Zeit nicht mehr weg. Und ich wollte nicht, dass er geht… Ein Ninja sollte schnell alle seine Sachen zusammen gesucht haben. Ich steckte gerade meine zweite Ersatz Garnitur Klamotten in meine Tasche (ich nahm lieber ein paar Kleidungstücke mehr mit, da man mit Naruto an seiner Seite nie wusste, wie die Mission ablaufen würde), als ich Naruto rufen hörte: „Meinst du, wir werden wieder eine Brille brauchen?“ „Sehr lustig!... Aber nimm zur Sicherheit lieber eine mit.“, rief ich zurück. Es war natürlich nur ein Scherz, aber dass man, wenn man mit Naruto auf Mission war, auf alles gefasst sein muss, war keiner. Ich war keine fünf Minuten später unten in der Küche. Mein blonder Kumpel steckte halb in einem Schrank drin. Ich lehnte mich gegen die Küchenablage und sah ihm eine Weile zu. „Was machst du da?“, fragte ich schließlich misstrauisch. „Kekse suchen!“, meinte Naruto ohne aus dem Schrank aufzutauchen. „Sind schon im Rucksack.“, gab ich zurück. Ja, Naruto brauchte immer ein paar Keks oder andere Süßigkeiten auf einer Mission. „Dann können wir ja.“, grinste Naruto breit. Zuerst regte er sich immer über fast alle Missionen auf und dann freute er sich doch wie ein Honigkuchenpferd. „Ja, lass uns gehen.“, meinte ich, weit weniger enthusiastisch. Wir wollten gerade aus dem Dorf spazieren, als sich meine Nackenhaare aufstellten. Irgendeine Gefahr drohte uns im Moment… Langsam schaute ich mich um und… oh nein. Keine 100 Meter von uns entfernt standen Sakura und Kakashi, die anscheinend heftig mit einander diskutierten. Bisher hatte unsere rosahaarige Teamkameradin uns noch nicht entdeckt, das konnte sich aber schnell ändern. Schnell stieß ich Naruto an, um ihn auch auf Sakura aufmerksam zu machen. Zuerst schaute er verwirrt, dann hörte ich ihn schwer schlucken. Jetzt müssen wir uns ganz langsam und leise von hier weg und… oho. Sakura hatte sich gerade umgedreht, als wir uns aus dem Staub machen wollten. Sie erstarrte. Wir erstarrten. Ein paar Blicke wurden ausgetauscht… Dann blitze Wut in ihren Augen auf und das Bild eines wütenden Stiers und einem rotem Tuch schob sich in meine Gedanken. Dumm bloß, dass im Moment Sakura der Stier war und Naruto und ich… das rote Tuch… Der Blondschopf und ich wechselten schnell einen Blick und… rannten synchron um unser Leben. „Ahhhh!“, schrie Naruto neben mir mit Tränen in den Augen, als wir in Hochgeschwindigkeit aus Konoha flüchteten… Kapitel 2: Wölfe ---------------- Da unser durchgeknallter, blonder Lieblingschaot heute Geburtstag hat, gibt es von uns zur Feier des Tages frühzeitig das nächste Kapitel. Alles Gute zum Geburtstag, Naruto!!! ^____^ *************************************************** Narutos POV Wir rannten eine ganze Weile bei vollem Tempo, bis wir sicher sein konnten, dass Sakura nicht auf die Idee gekommen war uns zu verfolgen. Dann erst drosselten wir unsere Schritte ein wenig und ich erlaubte mir ein erleichtertes Aufatmen. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell wieder vor einem Teamkollegen auf eine Mission flüchten müssen…“, kommentierte ich trocken, woraufhin Sasuke schnaubte. „Hoffen wir, dass es nicht zur Gewohnheit wird.“ Das stimmte. Es war zwar immer wieder eine nette Abwechslung mit Sasuke allein unterwegs zu sein, aber es war mir ganz klar lieber, wenn niemand sauer auf uns war… vor allem nicht so. Sakura wurde ab und an wütend – auf mich, auf uns, auf mich, auf die Gegner, auf mich… - aber bisher war es noch nie wirklich lebensbedrohlich geworden. Bei dem Gedanken schlich sich doch ein zögerliches Lächeln auf mein Gesicht. „Sie ist ganz schön stark geworden, oder?“ Sasuke sah mich verwirrt an, dann kicherte er leise. „Ja, ist sie. Ich wünschte nur, sie hätte weniger von ihrer Lehrmeisterin übernommen…“ Ich verzog leicht das Gesicht und nickte. Irgendwie wurde Sakura Tsunade wirklich immer ähnlicher… blieb nur zu hoffen, dass es Zufall war. Nicht, dass ich am Ende noch Jiraiya… nein, lieber gar nicht drüber nachdenken… „Hey, Dobe, was ist los?“, fragte Sasuke auf einmal. Offenbar war mein Unwille deutlicher in meinem Gesicht, als ich zugeben wollte. Oder aber Sasuke war besser darin geworden und konnte mich schon lesen, selbst wenn ich das Gesicht ab wand? „Nichts.“, log ich daher schnell und wechselte das Thema. „Wohin genau müssen wir eigentlich? Bitte, sag mir, dass wir nicht in die Nähe von… diesem… Kaff… kommen?“ Die letzten Worte musste ich mehr oder weniger herauspressen. Ich wollte da nie, nie, nie wieder hin, einmal war schon zu oft gewesen. Sasuke lachte. „Wann fängst du endlich an, die Aufträge auch zu lesen?“ Ich zuckte nur die Schultern. Er wusste doch ganz genau, dass ich Schriftrollen eher langweilig fand, besonders wenn sie in Missionsbeschreibungs-Geschwollnisch verfasst waren. Ich glaube, ich habe genau einmal eine… nee, Moment, da hab ich auch nach der Hälfte abgebrochen. Gut, ich habe wirklich noch nie eine gelesen. Wozu auch, wenn Sasuke sie sowieso nach einem schnellen Blick auswendig konnte? Für einen Moment wurde er ernst und schüttelte den Kopf. Keine Sorge, ich hätte mich auch geweigert, wenn es dorthin gegangen wäre. Ich nickte erleichtert und grinste breit. Wir steuerten eine ganze Weile nach Westen, dann landeten wir auf einer kleinen Straße und hielten an. Misstrauisch beäugte ich unsere nähere Umgebung und vor allem den Boden. Ich war in letzter Zeit so oft in irgendwelche Fallen getappt, dass es schon fast peinlich war. Als ich sicher war, diesmal nichts übersehen zu haben, blickte ich auf. „Hier soll was gewesen sein?“ „Mmh…“, nickte Sasuke. „Irgendwo hier in der Richtung. Die beiden Opfer waren ziemlich schwer verletzt und sich nicht mehr ganz so sicher…“ Ich konnte ihm anhören, dass ihm diese Aussage nicht gefiel. Wenn es etwas gab, das Sasuke noch mehr hasste, als Missionen unter seinem Niveau, dann waren es solche mit ungenauen Angaben. Wenn ich jetzt nichts unternahm, würde er bald richtig schlecht drauf sein… und dabei war er es, der entschieden hatte, diese Mission anzunehmen… Nun ja, Zeit, ihn ein wenig auf andere Gedanken zu bringen. „Hey, Teme, soll ich ein paar Schattendoppelgänger losschicken?“ Er hob eine Augenbraue. „Zu faul selbst nachzusehen?“ Ich grinste breit und zuckte mit den Schultern. „Geht schneller, einfacher und wir brauchen nur hier zu stehen und zu warten.“ Sasuke schnaubte. Außerdem kannst du damit angeben, dass du mehr Chakra hast, als ich… Ich lachte. Ganz genau! „Kage Bunshin no Jutsu.“ Sofort schossen ein Dutzend meiner Ebenbilder in den angrenzenden Wald davon. „Sag mal, Dobe, hast du sie etwa auch benutzt, als du neulich das Bad putzen solltest?“, fragte Sasuke auf einmal und in seinen Augen funkelte es schelmisch. Ohoh, gar nicht gut, gleich würde wieder irgendwas kommen, das eindeutig zu meinem Nachteil sein würde… „Öh… kann schon sein…“ Ich rieb mir den Hinterkopf und versuchte seinem Blick auszuweichen. Natürlich hatte ich sie benutzt, wer schrubbt denn bitte selbst das Bad, wenn er stattdessen Ramen kochen und essen kann? Große Chakrareserven waren definitiv praktisch, wenn es um Hausarbeit ging, aber wenn ich das Sasuke erzählen würde, dürfte ich vermutlich alles übernehmen. Warum ich dann nicht log? Naja, leider konnte er es mir nur zu gut ansehen, wenn ich es versuchte… „Das heißt“, setzte Sasuke gerade an, „ich bin der einzige, der wirklich arbeitet, während du dich ausruhst und ein Jutsu benutzt?“ „Ähm…“ Ja. Definitiv, ja! „Weißt du, so würde ich das jetzt nicht unbedingt sagen…Oh!“ ich riss instinktiv die Augen auf, als einer meiner Doppelgänger verpuffte. Dass das nicht gespielt war, merkte auch Sasuke und er ließ widerwillig von dem Thema ab. „Hast du was?“ Sein Blick bohrte sich in meine Augen. Okay, keine Chance zu lügen. „Äh, ein wütendes Wolfsrudel zwei Kilometer weiter da drüben.“, gab ich zu und deutete hinter meinen Rücken. „Ein Wolfsrudel?“, wiederholte Sasuke fassungslos. Dein Doppelgänger hat sich von einem Wolfsrudel besiegen lassen? Ich konnte ihm ansehen, wie sehr ihn das amüsierte, doch bevor er zu Lachen anfing, verschränkte ich die Arme vor der Brust und korrigierte: „Nein, sie haben ihn nicht besiegt, er wollte mir Bescheid geben, dass die Tierchen auf uns zukommen – und das ziemlich schnell.“ „Hast du Angst vor ein paar Wölfen, Dobe?“, fragte er, seine Stimme hart am Rande eines Kicherns. „Nein, hab ich nicht!“, motzte ich. Dann verpuffte der nächste. „Häh?“, machte ich verwirrt. Sasuke seufzte. „Was ist denn jetzt schon wieder los?“ „Da ist noch ein Rudel…“ ich deutete vage in den Wald hinter ihm. „Dummer Zufall.“, meinte Sasuke achselzuckend. „Lass uns weitergehen, ich hab keine Lust hier ewig rum zu stehen und nichts zu tun.“ Ich nickte. Meine Doppelgänger würden das Gebiet schon durchsuchen, wir brauchten nicht hier zu bleiben. Langsam und aufmerksam folgten wir der Straße ein Stück. Das war so was von langweilig… „Teme, wenn du ein Räuber wärst, wo wärst du dann?“ Sasuke verdrehte die Augen. „Bitte, verschone mich mit deiner Logik…“ „Nein.“, antwortete ich schlicht, „Ernsthaft, würdest du dir nicht irgendwo ein Versteck suchen und warten, bis ein paar harmlose, ahnungslose Wanderer… hey, willst du die Brille doch wieder aufziehen?“, fragte ich mit einem breiten Grinsen und machte mich daran sie aus der Tasche zu fischen. „Naruto…“, stöhnte Sasuke und rieb sich den Nasenrücken. Ich lachte nur, wie ich es doch liebte ihn so aus der Fassung zu bringen. „Ja?“, fragte ich unschuldig, ließ meinen Rucksack aber brav zurück auf den Rücken gleiten. Dann wurde ich aber auch wieder ernst. „Sollen wir lieber auf gut Glück nach Verstecken suchen oder warten, bis sie uns irgendwann finden?“ Wozu wir aber tatsächlich zumindest unsere Stirnbänder abnehmen müssten. Ich meine, wer ist denn dumm genug zwei Ninja anzugreifen? Egal, wie groß die Diebesbande auch sein mochte, wenn sie nicht gerade Elite-Ninja waren konnten sie es nicht mit uns aufnehmen. Wir… okay, ich verzapfte zwar genug Blödsinn, aber den Rang trugen wir beide schließlich nicht umsonst. Mmh, wobei, das sah man uns ja nicht direkt an, weil weder Sasuke noch ich die Jonin-Westen allzu toll fanden und sie dementsprechend selten trugen. Aber würde man uns wirklich für schwach halten? „Erde an Naruto!“ Eine Hand wedelte vor meinem Gesicht hin und her. „Häh?“ „Ich hab gesagt, schick doch noch ein paar Doppelgänger los, tss… kriegst du eigentlich gar nichts mehr mit?“ Sasukes POV „Ich hab gesagt, schick doch noch ein paar Doppelgänger los, tss… kriegst du eigentlich gar nichts mehr mit?“, fragte ich genervt. Ich übertreibe vielleicht ein bisschen, aber ich bin gerade mega angeätzt. Zuerst müssen wir uns vor Kakashi erklären, dass wir nicht schwul sind, dann müssen wir wegen Sakura aus Konoha flüchten, da sie die Erklärung nicht mit bekommen hat,… Was muss sie auch so schnell bewusstlos werden? Sie ist eine Kunoichi! Sie müsste eigentlich ein bisschen mehr aushalten… Naja, dann bekommen wir, damit wir auch etwas auf unserer Flucht zu tun haben, noch eine Mission unter unserem Niveau und nun ist Naruto noch so… eben er selbst! Das könnte man ihm eigentlich nicht zum Vorwurf machen, aber wie gesagt, ich bin gerade mega angeätzt! Anscheinend sind meine Worte jetzt aus der Warteschleife auch endlich in seinem Gehirn angekommen, denn Naruto kreuzte die Finger und beschwor noch ein paar Doppelgänger herauf. Dann kam er auf mich zu und griff nach meinem Stirnband. „Ähm, Dobe? Was soll das werden?“ „Ich mach dir das Stirnband ab. Die Räuber werden wohl kaum so blöd sein und Ninja angreifen!?“ „Hn.“ Wie Zivillisten sahen wir nun auch nicht gerade aus, aber er hatte recht: Ohne Stirnband waren wir weit weniger leicht als Ninja erkennbar. Er wollte mir gerade mein Stirnband geben, als er in der Bewegung stoppte: „Oh.“ „Was ist es nun? Schon wieder Wölfe?“, fragte ich säuerlich. Er kratzte sich am Hinterkopf: „Jepp!“ Zuerst verdrehte ich die Augen, dann erstarrte ich. Mein Ninja Instinkt meldete sich. So viele Rudel von Wölfen? In einem Gebiet? Irgendwas stimmte da nicht… „Hey, Sasuke! Alles ok?“, fragte dieses Mal der Blondschopf. „Wie viele Wölfe waren es jeweils?“, ich überging seine Frage. „Mhh, ungefähr sechs bis sieben… plus oder minus zwei.“ „Und wie viele jagen gewöhnlich in einem Gebiet? Du kennst dich da ja irgendwie aus.“, grinste ich, meinte die Frage, aber ernst. Naruto funkelte mich böse an: „Teme! Zwischen Wölfen und Füchsen liegt ein riesen Unterschied. Und ein noch größerer liegt zwischen Dämonen und…“ Er stockte, als anscheinend wieder ein Schattendoppelgänger verpuffte. „Noch mehr Wölfe!“, flüsterte er erstaunt. „Sag deinen Ichs, sie sollen einen der Wölfe mal angreifen. Wenn er sich in Rauch auflöst, wissen wir, womit wir es zu tun haben.“ Er nickte und schloss kurz die Augen. Eine Weile später öffnete er sie schlagartig. „Das Jutsu des vertrauten Geistes.“, bestätigt er meine Vermutung. „Aber wir sind noch im Feuerreich und nicht allzu weit von Konoha weg. Die Tiere gehören wahrscheinlich einfach einem Konohanin.“, meinte er dann noch und zuckte mit den Schultern, „Und selbst, wenn nicht, ist das nicht unsere Mission. Wie gerne ich mich auch lieber mit Ninja rumschlagen würde, als mit einer Räuberbande.“ Normalerweise würde ich es genauso sehen, aber ich hatte so ein komisches Gefühl, das sich schon oft als richtig erwies… schnell schüttelte ich den Kopf. So ein Quatsch, ich sollte nicht immer so viel nachdenken. Wahrscheinlich hatte Naruto einfach Recht. „Wow, du kannst denken! Wann hast du das denn gelernt?“, fragte ich ihn spöttisch. „Das konnte ich schon immer. Ich bin bloß nicht so ein Angeber wie du, der immer mit seinem Wissen rumprahlt.“, kicherte Naruto. „Außerdem weiß ich noch was!“, fuhr der Blondschopf mit so einem Tonfall fort, dass seine vorherigen Worte sofort als Lüge gestraft wurden, „Mein Bushin hat gerade entdeckt, wo der Überfall genau war.“ „Hnnnnnn.“ Der Blondschopf grinste schief. Komm schon, Teme! Schon sprang er auf den nächsten Baum und ich folgte ihm. Kurz darauf kamen wir an einer Stelle an, an der ohne Zweifel der Überfall stattfand. Der Boden war noch immer aufgewühlt und es war ein Schnitt in einem der Bäume erkennbar. „So und was machen wir jetzt?“, fragte Naruto, der seine Arme gerade hinter dem Kopf verschränkte. „Ich würde sagen, wir folgen einfach Mal dem Weg eine Weile. Vielleicht finden wir weiter hinten noch etwas.“, antwortete ich ihm. Schweigend folgten wir dem Weg in normalem Schritttempo, um ja nichts zu übersehen. Nach einer Weile kamen hörten wir das Tosen eines großen Flusses. Der Wald wurde auch lichter, je weiter wir uns auf ihn zu bewegten. Misstrauisch schaute ich mich um: „Hast du auch das Gefühl, dass wir beobachtet werden?“ „Angst, Teme? Wir suchen nur eine gewöhnliche Räuberbande. Also sei nicht so paranoid. Du bist doch sonst nicht so? Was ist denn los?“, Naruto hob fragend eine Augenbraue. Er hatte Recht. Sonst war ich auch nicht, so… ja, paranoid. Aber irgendwas beunruhigte mich. „Spürst du echt gar nichts?“, fragte ich nochmals, ohne auf meinen Stolz zu achten. „Nein, und jetzt beruhig dich.“, seufzte der Blondschopf, „Oder soll ich dich in den Arm nehmen?“ „Nein!“, ich zuckte zurück. „War doch nur Spaß.“, kicherte Naruto. Nun konnten wir den Fluss auch sehen und er war wirklich groß. Das Wasser prallte auf mehrere Steine, die aus dem Fluss hinausragten. Stromschnellen und kleine Wasserfälle breiteten sich vor uns aus. Dieser Fluss war nicht zum Angeln, oder Ähnlichem, gedacht… Nein, der Fluss war gefährlich, nicht zu unterschätzen und besaß eine wilde Schönheit. Er gefiel mir! Wer in das Wasser geraten würde, wäre heillos verloren, oder aber die Flussgöttin müsste eine schützende Hand über den armen Schlucker halten. Ich war wie gefesselt von dem Anblick, aber trotzdem nahm ich ein Rascheln hinter uns wahr… Kapitel 3: Reißender Fluss -------------------------- Narutos POV Okay, langsam bekam ich auch ein seltsames Gefühl, allerdings nicht aus demselben Grund, wie Sasuke. Nein, eigentlich war Sasuke selbst der Grund… Normalerweise war er nicht der Typ, der aufgrund eines vagen Gefühls unruhig wurde und schon gar nicht in dem Ausmaß. Ich meine, ich habe schon Situationen erlebt, bei denen ich am liebsten laut schreiend durch die Gegend gerannt wäre, weil alles um uns herum einfach nur Gefahr schrie, aber Sasuke war ruhig geblieben. Naja, beinahe zumindest. In seinen Augen hatte auch die Nervosität gestanden, aber das hatte natürlich kaum jemand bemerkt… Aber ich schweife ab. Auf jeden Fall gefiel mir seine Sorge gar nicht – und dass er sie auch noch laut ausgesprochen hatte machte die Sache keineswegs besser… Andererseits, was sollte denn bitte sein? Ich war zwar alles andere als scharf darauf mich mit einem Rudel Wölfe zu schlagen, aber gefährlich würden sie uns sicher nicht werden und die Räuber… mal ehrlich, das war eine B-Rang-Mission, wie riskant konnte das schon werden? Wir kamen bei dem Fluss raus, den wir schon seit einer ganzen Weile hören konnten und ich riss überrascht die Augen auf. Von den tosenden Geräuschen großer Wassermassen her hatte ich beinah schon mit einem kleinen Wasserfall gerechnet und mich insgeheim gefreut, aber das hier… Wasserfälle gab es schon, aber sie waren klein und alles andere als schön. Das Wasser raste in einer ungeheuren Geschwindigkeit an uns vorbei, spritze an scharfkantigen Felsen in alle Richtungen, schäumte und schoss über kleinere Hindernisse haltlos hinweg. Für einen Moment hatte ich das unsinnige Bild vor Augen, wie wir hilflos von der Strömung mitgerissen wurden und musste schwer schlucken. Wenn wir da reinfielen, konnten wir vermutlich wirklich nicht viel mehr tun als beten und hoffen, dass wir nicht gerade auf einen der Steine trafen, die aussahen, als könnten sie ohne weiteres Schädel spalten. Gegen solche Naturgewalten waren auch wir machtlos… Ich riss mich von dem erschreckenden Anblick los und sah zu Sasuke hinüber. Auf seinen Zügen lag ein seltsam verträumter Ausdruck, der mir nicht wirklich gefiel. Was fand er am Anblick dieser unbändigen Kraft? Eigentlich bin ich doch derjenige von uns, der freudig auf Wasser reagiert. Ich mag Seen, Bäche, das Meer und ganz besondere Wasserfälle, aber das hier war einfach nur… angsteinflössend. Ich wollte gerade ansetzen, etwas zu sagen, als hinter uns ein leises Rascheln erklang. Synchron sahen Sasuke und ich in die Richtung – so vertieft in seine Tagträumerei war er dann offenbar doch nicht – dann trafen sich unsere Augen. Du hast das auch gehört, oder? Ich deutete ein Nicken an. Es sind die Wölfe, ich kann sie riechen. Er hob eine Augenbraue. Wie viele? Ich zuckte die Schultern. Keine Ahnung. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen mehr als zehn, weniger als zwanzig, aber ich bin mir nicht sicher… Sasuke nickte, dann zog er ein Kunai aus der Tasche. Ich tat es ihm nach und mit dem nächsten Herzschlag sprangen wir nebeneinander in die nächstgelegenen Baumkronen hinauf und hielten uns versteckt. Ein wütendes Knurren direkt unter uns verriet nur zu gut, dass die Tiere es so nicht geplant hatten. Moment, die Tiere es geplant hatten? Was dachte ich da für einen Quatsch? Ich meinte natürlich der Beschwörer der Tiere es nicht so geplant hatte… Ich suchte Sasukes Blick zwei Bäume weiter. Sollen wir auf ihn? Mein Kumpel schien auch ein wenig unentschlossen, dann nickte er. Ja, aber pass auf, sie mögen Tiere sein, aber sie haben Klauen und Zähne. Ich verdrehte die Augen. Für wie blöd hältst du mich eigentlich? Ich konnte seinen rechten Mundwinkel nur zu deutlich zucken sehen. Willst du darauf wirklich eine Antwort haben? Ich verzog das Gesicht. Nein, und jetzt los! Aber Sasuke musste natürlich wieder den Helden spielen und sprang nach unten, ohne auf mich zu warten. Der Wolf kam nicht dazu auch nur aufzusehen, er lag bereits bewusstlos auf dem Boden… Aber er blieb nicht alleine. Ein lautes Heulen schallte durch den Wald. Ich schlug mir die Hände auf den Ohren. „Mann, können die das nicht ein bisschen leiser machen?“, beschwerte ich mich, als Sasuke auf einmal hinter mich sprang und eine Wolfsschnauze zur Seite schlug. „Bisschen ernster könntest du das schon nehmen.“, kommentierte er trocken. Naja, vielleicht lag er da nicht ganz falsch. Aber das würde ich nicht freiwillig zugeben! „Warum denn?“, rief ich daher schnaubend und lieferte mir ein kleines Fangen-Spiel mit zwei Artgenossen der bewusstlosen Bestie, ehe ich in die Luft sprang und mit Schwung auf ihren Köpfen landete. Im ersten Moment geschah gar nichts, dann knurrten beide und schlugen wild um sich. Lachend verlagerte ich meine Füße auf ihre Rücken, was sie ausnutzen wollten und losrannten, doch ehe ich noch gegen den Baum knallen konnten, auf den sie zu rannten, zog ich die Beine zusammen und donnerte ihre Schädel gegeneinander. „Hey, das macht ja fast schon Spaß.“, kicherte ich, wich einem Sprungangriff aus und trat einem weiteren Wolf in die Seite. „Hn.“, war alles, was Sasuke dazu zu sagen hatte. Er schien hochkonzentriert, aber in Wahrheit bereiteten die Tierchen auch ihm keine nennenswerten Schwierigkeiten. „Ich wüsste nur gerne, wo das Herrchen steckt.“, meinte er dann plötzlich und ich hielt schlagartig inne, nur um beinah einen hübschen Gebissabdruck am Arm zu erhalten. Verdammt, Sasuke hatte Recht! Das waren Beschwörungen, wo steckte der Ninja?? Dann plötzlich meldete sich einer der letzten noch verbliebenen Doppelgänger. „Ohoh.“ Das hatte natürlich kommen müssen… „Teme, wir kriegen noch mehr Haustierchen-Besuch.“ Er blickte auf und verzog entnervt das Gesicht. Wann und wie viele? „Öhm, jetzt und ich würde sagen so an die zwei Dutzend…“ Sasuke starrte mich eine halbe Sekunde ungläubig an, dann seufzte er. „Zeit für ein wenig Ninjutsu…“ In eben diesem Moment schossen die beiden anderen Rudel auf uns zu. „Bleib zurück, ich hab genug von dem Kinderkram.“ Ich sah, wie Sasuke Fingerzeichen formte und hatte schon so eine Ahnung, was kommen würde, deshalb packte ich ihn schnell am Arm und zog ihn rückwärts. „Wa…?“ Sein Blick spießte mich regelrecht auf. Sonst geht’s noch?! „Willst du den ganzen Wald abfackeln, oder was?“, schrie ich zurück und zog ihn zum Flussufer zurück. Unbewegt blieb Sasuke stehen, wiederholte seine Zeichen und hob die Hand an den Mund. „Katon: Housenka no Jutsu!!“ Ich hob instinktiv kurz die Arme vors Gesicht, dann war es auch schon vorbei und von den Wölfen war nicht mehr übrig geblieben, als ein schwarzer, rauchender Fleck auf dem Boden… und ein paar glühende Äste. „Musste das sein?“, beschwerte ich mich, doch Sasuke zuckte die Schultern. „Ging schneller.“ Ich grinste breit. „Das nächste Mal benutzen wir aber unser Jutsu der unkontrollierbaren, explodierenden Riesen-Feuer-Murmel, ja?“ Nach dem Kommentar fasste sich Sasuke erst einmal an die Stirn, ehe er schnaubte und mir einen eindeutigen Blick zuwarf. Wenn du diese Bezeichnung noch einmal benutzt bring ich dich höchstpersönlich um. Niemand, absolut niemand, nimmt einen Ninja ernst, der ein solches Jutsu beherrscht, ganz abgesehen davon, dass… Häh? Hielt er mir gerade eine stumme Strafpredigt?! Das durfte doch nicht wahr sein!! „Hör mal, Teme, ich…“, setzte ich an, hielt aber inne, als zum zweiten Mal ein Rascheln erklang, diesmal aber deutlich näher an der Stelle, an der wir standen. Aber, ich konnte diesmal keine Wölfe wahrnehmen, hieß das… „Sie kommen.“, zischte Sasuke und wechselte augenblicklich in Angriffshaltung. „Eh?“ Sasukes POV Musste Naruto so… unernst an die Sache rangehen? Ok, ich fand auch nicht gerade, dass die Wölfe eine große Bedrohung darstellten, aber das ungute Gefühl ließ mich nicht los… „Hör mal, Teme, ich…“, begann Naruto, brach aber abrupt ab, als wir ein Rascheln wahrnahmen. Mit meinem Sharingan konnte ich eindeutig mehrere Personen auf uns zu kommen sehen: „Sie kommen…“ „Eh?“ Ich spürte eindeutig Chakra von ihnen ausströmen, deshalb konnte es nicht die Räuberbande sein, die wir eigentlich finden sollten… aber wer sonst…? Über feindliche Ninja müssten wir doch eigentlich informiert worden sein, wenn sich hier welche aufgehalten hätten. Meine Überlegungen wurden unterbrochen, als plötzlich eine wahre Wand aus Wind auf uns zu raste. So hart wie Beton. Bäume vor uns knickten ab, Büsche wurden ausgerissen. Naruto und ich wurden aus dem Gebüsch geschleudert und landeten unsanft auf dem freien Feld vor dem tosenden Flusses. „Ah…“, keuchte Naruto, als er sich versuchte aufzurichten. Ich selbst lag noch auf dem Boden, als sich Stiefelpaare in mein Blickfeld schoben. Die Ninja landeten direkt vor uns und schauten uns abschätzend an. Schnell war ich wieder auf den Beinen. Zwar war die Attacke nicht allzu stark gewesen, aber die Überraschung hatte uns, sprichwörtlich, aus den Socken gehauen. Naruto suchte meinen Blick. Wer sind die denn? Ich weiß nicht, aber sei auf der Hut. Naruto schnaubte. Keine Ahnung, was heute mit ihm los war, aber er schien alles auf die leichte Schulter zu nehmen. Nicht, das er sonst alles pessimistisch oder als sehr schwierig ansah, was ihm auch manchmal schon zum Sieg geholfen hatte, aber dass er so sorglos war, war selten. Vielleicht war es eine Arglosigkeit aus Trotz… „Konohanin, Boss. Was sollen wir mit ihnen machen?“, fragte einer der fremden Ninja, einen anderen, der anscheinend ihr Anführer war. Dieser schnaubte: „Sie helfen uns nicht und sind im Weg. Also schafft sie weg.“ Die restlichen fünf nickten. „Als ob ihr das hinbekommen würdet!“, rief Naruto plötzlich laut und griff sie an. Was soll das denn? Ist er echt so dumm oder einfach zu siegessicher? Schnell griff ich mit ein, um zu versuchen, Schlimmeres zu verhindern. Der Blondschopf hatte sich gleich zwei auf einmal geschnappt. Ich stürzte mich auf einen Dritten. Da formte der Anführer Fingerzeichen und ich spürte wieder Wind aufkommen. Naruto bemerkte es anscheinend auch, denn wir beiden wichen synchron zurück. Aber anstatt, dass wieder so eine Windwand auf uns zuraste, krachte Naruto plötzlich in mich rein und wir wurden nach hinten geschleudert. In dem Flug sah ich wie ein großer, muskelbepackter Ninja wieder in Verteidigungsstellung ging. Wir hatten uns so auf den angeblichen Angriff des Anführers konzentriert, dass wir nicht gemerkt hatten, dass sich ein siebter Ninja von hinten, an uns ran geschlichen hat. Dieser hatte Naruto dann so einen heftigen Schlag verpasst, dass er gegen mich flog und mich mitriss. Plötzlich schnitt eine Kälte durch mich hindurch und die gesamte Luft wurde aus meinem Körper gepresst. Instinktiv hatte ich Naruto an mich geklammert… jetzt merkte ich, dass er ohnmächtig war. Klar, der Schlag, der ihn getroffen hatte, war ziemlich kräftig gewesen. Wir tauchten wieder durch die Wasseroberfläche. Erst jetzt begriff ich, dass wir im Fluss gelandet waren. Ich hatte gerade Zeit Luft zu holen und Naruto richtig zu greifen, als wir wieder nach unten gedrückt wurden. Die Strömung spielte mit uns, ohne, dass ich etwas tun konnte. Wir wurden hin und her gerissen, als wären wir Blätter im Wind. Ich drückte den Chaoten noch näher an mich heran, als ich aus dem Augenwinkel heraus sah, dass wir genau auf einen Stein zurasten. Ich krümmte mich noch stärker um Naruto herum, als der Aufprall schließlich erfolgte… Es klingelte in meinem Schädel und mein Blickfeld fing an den Seiten, an zu flimmern. Dann umfing mich plötzlich die Dunkelheit. Als letztes spürte ich, die Körperwärme Narutos…, anscheinend hielt ich ihn immer noch fest umklammert, als ich langsam in eine Bewusstlosigkeit glitt. Ich hatte gerade Zeit Luft zu holen und Naruto richtig zu greifen, als wir wieder nach unten gedrückt wurden. Die Strömung spielte mit uns, ohne, dass ich etwas tun konnte. Wir wurden hin und her gerissen, als wären wir Blätter im Wind. Ich drückte den Chaoten näher an mich heran, als ich aus dem Augenwinkel heraus sah, dass wir genau, auf einen Stein zurasten. Ich krümmte mich stärker, um Naruto herum, als der Aufprall schließlich erfolgte… Es klingelte in meinem Schädel und mein Blickfeld fing an den Seiten, an zu flimmern. Dann umfing mich plötzlich die Dunkelheit. Als letztes spürte ich die Körperwärme Narutos… anscheinend hielt ich ihn immer noch fest umklammert, als ich langsam in eine Bewusstlosigkeit glitt. Kapitel 4: Wo sind wir? ----------------------- Narutos POV Als ich aufwachte, fühlte ich mich seltsam. Und ich meine wirklich seltsam. Ich war schon häufiger aus teils selbstverschuldeten Ohnmachtsanfällen aufgewacht und meistens dauerte es einige Sekunden, bis mir wieder einfiel, warum ich bewusstlos geworden war, doch diesmal war es anders. Kaum, dass ich merkte, wie ich wieder zu mir kam, sah ich das letzte Bild vor meinem inneren Auge, das ich wirklich wahrgenommen hatte, aber es war verzerrt. Etwas hatte mich ziemlich hart an der Schläfe getroffen und ich wusste noch, wie ich seitlich auf Sasuke zugestolpert war, mein Blick auf den Anführer der Ninja – den die waren sie ohne jeden Zweifel gewesen – gerichtet. Wer waren die Kerle? Und woher kamen sie? Hatten sie ein Stirnband getragen? Ich konnte mich einfach nicht mehr erinnern. Langsam atmete ich tief durch und ballte ein paar Mal vorsichtig die Faust. Ich fühlte mich, als wäre ich ordentlich verprügelt worden und das beunruhigte mich. Zum einen, weil die Wunden eigentlich längst hätten verheilt sein sollen und zum anderen, weil das wohl bedeutete, dass sie uns ordentlich erwischt hatten. Hoffentlich ging es Sasuke gut… Moment mal, wenn wir von den Ninja in die Mangel genommen worden waren, müssten wir dann nicht tot sein? Trotz meinem schmerzenden Körper war es hier so schon weich und gemütlich, das konnte einfach keine Gefängniszelle sein – würde ja auch wenig Sinn machen, schließlich hatte der Befehl eindeutig gelautet uns zu töten. Tja, da blieb dann wohl nur noch eine Möglichkeit. Ich war tot. Und ich hatte immer gedacht, Schmerzen würden enden, wenn man stirbt… Mist, ich war doch noch gar nicht Hokage geworden… Langsam öffnete ich die Augen und blickte auf eine rötlich-braune Holzdecke hinauf. Der Raum war hell, aber nicht zu grell, das warme Sonnenlicht schien schon schwächer, wahrscheinlich war es Nachmittag oder früher Abend. Ich drehte den Kopf ein Stück. Das Zimmer war klein und eher schlicht. Neben mir stand ein kleiner, dunkler Tisch und ein Stuhl aus demselben dunklen Holz. Die Wände waren in einem warmen Terrakottarot gestrichen und schwarze, dicke Vorhänge zierten das große Fenster zu meiner Linken. Rechts grenzte das Bett direkt an die Wand. Gegenüber davon führte eine geschlossene Tür aus dem Raum hinaus. Also, meiner Meinung nach war das für den Himmel alles ein bisschen zu dunkel gehalten, aber für die Hölle war es wohl zu schön. Ich schloss die Augen wieder und versuchte mich vorsichtig zu bewegen. Auch wenn meine Muskeln protestierten, sie spielten mit und ich schob mich in eine sitzende Position, ehe ich die Augen wieder aufschlug – und erstarrte. Von mir unbemerkt war jemand hineingekommen und ich starrte direkt in zwei dunkle, schwarze, große Augen. Augen, die mir so bekannt vorkamen, dass ich unwillkürlich „Sasuke…“ flüsterte, ehe mir auffielen, dass sie so groß und zu unschuldig wirkten, um meinem Freund gehören zu können. „Sasuke?“, wiederholte eine helle Mädchenstimme neugierig. Ich blinzelte und riss mich von den Augen los, um in das restliche Gesicht zu blicken. Es war weiblich, daran bestand kein Zweifel und doch sah es Sasukes fast schon gespenstisch ähnlich. Das Mädchen hatte seine Gesichtszüge, seine Augen, helle Haut, ja, sogar dunkle, braune Haare, auch wenn sie deutlich länger und zum Pferdeschwanz hochgebunden waren. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, und das will schon was heißen… „Ist das der Name deines Freundes?“, fragte das Mädchen und überging die Tatsache, dass ich sie gerade wie ein Verrückter anstarrte vollkommen. Ich nickte nur schwach, als sie lächelte. „Kannst du nicht sprechen?“ Sie sagte das in einem Tonfall, als müsste sie ganz behutsam mit mir umgehen, als könnte ich jeden Moment aufspringen und mich auf sie stürzen… oder zusammenbrechen… „Doch… kann ich.“, brachte ich mühsam hervor, mein Gehirn war immer noch dabei die Tatsache zu verarbeiten, dass vor mir ein Mädchen saß, das wohl irgendwo in meinem Alter sein musste, und beinahe aussah, wie ein Oirike no Jutsu von Sasuke… oder seine Tochter… Himmel, wie lange war ich weg?! „Weißt du, wer du bist? Wie du heißt?“, fragte sie vorsichtig und legte den Kopf leicht schief. Was sollte die blöde Frage? Warum sollte ich das nicht wissen? „Ich bin Naruto.“, antwortete ich ein wenig skeptisch, „Naruto Uzumaki.“ Sie nickte zufrieden. „Wunderbar, du scheinst also keinen Gedächtnisverlust zu haben. Wie fühlst du dich?“ Gedächtnisverlust? Häh? Wovon zum Geier redete die? War ich nicht tot? „Öh… zerschlagen?“ Ja, das Wort beschrieb es am besten. „Das überrascht mich nicht.“, meinte sie auf einmal ernst, „Es ist ein Wunder, dass ihr die Stromschnellen überhaupt überlebt habt, aber ihr seid beide mit blauen Flecken und harmlosen Schürfwunden davongekommen, ihr hattet wirklich Glück, wobei wir fürchten, dass dein Freund – Sasuke, sagtest du, nicht? – eine leichte Gehirnerschütterung haben könnte...“ Ich hob abwehrend die Hände… „Boah, langsam, ich bin nicht tot?“ Sie blinzelte und sah mich verwirrt an, dann lachte sie amüsiert. „Nein, natürlich nicht, nur ein wenig mitgenommen, von einem kleinen Bad im Fluss.“ Sie zwinkerte mir zu und ich konnte nicht anders, ich stieß einen erleichterten Seufzer aus, sie kicherte, aber es klang nicht, als würde sie sich über mich lustig machen, also schenkte ich ihr ein Grinsen. „Dann muss ich mich wohl bei dir bedanken… äh…“ „Hitomi. Ich heiße Hitomi.“, meinte sie noch immer lächelnd. Dann ging sie nahtlos zu einem anderen Thema über, „Hast du Durst? Es wäre am besten, wenn du etwas essen würdest, aber ich kann verstehen, wenn du nichts runter bekommst, daher wäre ein Glas Wasser schon mal ein guter Anfang.“ Mannometer, wie schnell sie reden konnte… Warte, sie hatte mich doch was gefragt, oder? Ach so, genau… „Ein Glas Wasser wäre nett.“ Sie nickte, beugte sich auf dem Stuhl zurück und griff neben sich. Auf dem Tisch stand nun ein Tablett, das sie vermutlich mitgebracht hatte. Hitomi gab mir das Glas und wartete geduldig, bis ich es in einem einzigen großen Zug geleert hatte, dann schenkte sie mir ungefragt nach. „Möchtest du vielleicht doch ein wenig Suppe?“, versuchte sie es. „Suppe? Ramen?“, fragte ich hoffnungsvoll. Offenbar musste ich ganz schön begeistert ausgesehen haben, denn sie fuhr sich unsicher durch ihren Zopf. „Nein, tut mir leid, es ist nur Misosuppe.“ Mein Magen meldete sich knurrend und gab ihr die Antwort, auf die sie vermutlich gehofft hatte. Hitomi grinste und sah mir beim Essen zu. Die Suppe schmeckte gut, auch wenn sie natürlich nicht an eine ordentliche Portion Ramen herankam. Mir brannten noch tausend Fragen auf der Zunge, aber ich schluckte sie ausnahmsweise einmal herunter. Eigentlich störte es mich nicht mit vollem Mund zu reden, aber ich wollte nicht noch extra unhöflich sein, nachdem sie uns offenbar aus dem Fluss gerettet hatte. Eine Sache konnte dann aber doch nicht warten. „Wo ist denn eigentlich Sasuke?“ Hitomi deutete auf die Tür hinter sich. „Im Zimmer gegenüber, er schläft noch. Offenbar hat er sich den Kopf angeschlagen, daher könnte es eventuell noch eine Weile dauern, bis er wieder zu sich kommt, aber keine Sorge, es ist nichts Ernstes, nur eine kleine Platzwunde.“, fügte sie schnell hinzu, als sie mein erschrockenes Gesicht sah. „Wie seid ihr denn eigentlich im Fluss gelandet?“, fragte sie dann nervös. „Naja, wir sind von ein paar Ninja überfallen worden und dann… weiß ich auch nicht so genau…“, gab ich leise zu, „Ich bin wohl ohnmächtig geworden, auf jeden Fall erinner ich mich nicht ins Wasser gefallen zu sein…“ Ich trank den Rest Suppe aus und reichte ihr die Schale. „Danke.“ „Kein Problem.“ Sie stellte das Geschirr wieder aufs Tablett. „Ihr seid nicht aus der Gegend, oder?“ Auf einmal war sie wieder so ernst… ich verstand dieses Mädchen nicht. „Nein, wir kommen aus Konoha Gakure und waren auf Mission unterwegs…“ Soviel konnte ich wohl gefahrlos erzählen. Es war ja nicht einmal eine höherrangige Mission, geschweige denn, dass eine Schweigepflicht galt. „Konoha?“ Hitomis Augen wurden groß. „Da war ich auch einmal, vor langer Zeit, ein Teil unserer Familie hat da mal gewohnt …“ Auf einmal sah sie verträumt und traurig durch mich hindurch. Und endlich kam ich auf die Idee, auszusprechen, was mir schon die ganze Zeit über im Hinterkopf herumschwirrte. „Hitomi? Darf ich dich etwas fragen?“ „Ja?“ „Wie heißt du mit vollem Namen?“ Sie blinzelte wieder, dann lachte sie. „Du wirst niemanden mit dem Namen kennen, du bist zu jung dafür. Mein Nachname ist Uchiha.“ Sasukes POV Ah, mein Kopf tut weh… Warum tut mein Kopf weh? Ach ja. Der Angriff, der Fluss und meine Kopf-trifft-Stein-Begegnung… Ich schreckte hoch, nur um mich gleich darauf stöhnend wieder auf das Bett fallen zu lassen. Warte mal. Bett? Langsam öffnete ich meine Augen… Ich lag in einem kleinen Zimmer. Es erinnerte mich sofort an mein Zimmer in Konohagakure. Es war auch in rot-blau-weiß Farben gehalten. Aber zu Hause kann ich nicht sein. Oder bin ich jetzt total bekloppt? Vorsichtig betastete ich meine Wunde am Kopf. Ich spürte einen Verband. Also hatte man mich verarztet. Und das hieß, wir könnten unmöglich in den Händen der Banditen sein. Wir?! Naruto! Ob es ihm gut ging? Ich hasse es, wenn ich auf einer Mission aufwache und er verschwunden ist. Man weiß nie, ob er verletzt oder gar getötet wurde. Obwohl… ich versuchte mein schnell schlagendes Herz unter Kontrolle zu bringen, als ich in mich reinhörte. Das letzte Mal wusste ich sogar, wann Naruto verletzt worden war, da sollte ich doch jetzt spüren, ob er tot war!? … Nein, eine Leere, oder ähnliches konnte ich nicht in mir spüren… Aber konnte ich auch auf so etwas vertrauen, das letzte Mal könnte es ja ein Zufall gewesen sein. Ok, das konnte ich mir noch nicht einmal selbst einreden, aber vielleicht funktioniert diese Verbindung nicht immer? Müde schloss ich die Augen. Ich wusste, dass meine Gedanken jetzt in immer noch wirrere Bahnen geraten, wenn ich weiter nachdenken würde. Ich gähnte, da kam mir eine Idee. Warum war ich da nicht früher drauf gekommen? Ich richtete mich mühsam auf und aktivierte schnell ich mein Sharingan. Mit schwachen Beinen versuchte ich meine „ersten Schritte“ und stütze mich am Türpfosten ab. Erst jetzt, als ich stand, bemerkte ich, dass ich nur einen dunkelroten Yukata trug. Um nicht wieder irgendwelche Vermutungen anzustellen, beachtete ich die Tatsache nicht und schlich den langen, angrenzenden Gang hinunter, der mit vielen Türen durchsetzt war. Mit meinem Sharingan nahm ich verschieden Chakren war. Sie kamen mir irgendwie bekannt vor, aber Naruto konnte ich nicht sehen. Sein Chakra würde ich wohl überall raus erkennen. Nach einer Weile lehnte ich mich erschöpft gegen die Wand. Ich schloss die Augen, nur um sie sofort wieder aufzureißen. Mit gegenüber prangte, groß und deutlich sichtbar, das Uchihasymbol. Der Fächer meines Clan. Leicht fing ich an zu zittern. Das musste wieder einmal ein Alptraum sein. Ich war schon länger von diesen befreit gewesen, aber ganz abschütteln könnte ich sie wohl nie. Mein Herz fing an schneller zu schlagen, aber ich zwang mich nachzudenken. Entweder es war ein Alptraum und ich würde irgendwann aufwachen, oder aber es könnte ein Genjutsu sein… Mit ein paar ruhigen Atemzügen, versuchte ich mich zu beruhigen und meinen Kopf klar bekommen. Dann konzentrierte ich mein Chakra auf das Auflösen des vermeintlichen Genjutsu. „Kai!“ Nichts… anscheinend war es kein Genjutsu, aber das hatte ich auch nicht erwartet, da ich mit meinem Sharingan fast alle sofort durchschauen konnte. Dann war es wohl echt ein Alptraum. Ein humorloses Grinsen zog sich über mein Gesicht. Wann ich wohl die ersten Leichen sehen würde? Wer es wohl sein wird? Ob ich mich selbst als Achtjährigen weinend zusammenbrechen sehen würde…? Vielleicht hätte auch Itachi wieder einen Gastauftritt, in dem er mich auslachte und „dummer, kleiner Bruder“ nannte. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als ich an die eine Nacht dachte… Denn leider bestand mein Leiden nicht aus Alpträumen, sondern aus der Realität! Ich wusste, es würde nichts bringen, wenn ich mich kneifen würde, um zu testen, ob ich in einem Traum gelandet war. Ich hatte in meinen Alpträumen schon sehr viel schlimmere Schmerzen gehabt, als dieses kleine Zwick-Gefühl auslösen könnte. Seufzend, mit einer verdammt miesen Stimmung und überzeugt, dass es sich um einen Traum handelte, wollte ich mich gerade in mein Zimmer verziehen, als ich plötzlich Naruto wahrnahm. Naruto? Er war in meinem Träumen bisher noch nicht aufgetaucht… auf jeden Fall in noch keinem von dieser Art. Leise schlich ich in die Richtung aus der ich Narutos Chakra sah. Vor einer Tür blieb ich stehen, von drinnen hörte ich Stimmen. Eine davon gehörte mich Sicherheit zu Naruto. Und er klang weder verängstigt, noch als würde er in Gefahr schweben. Ich stieß mich von der Wand ab und machte die Tür auf. Anscheinend bemerkte mich keiner… Ähm, „keiner“ bestand aus Naruto, einem Mädchen mit brauen Haaren, die ungefähr um die 19 Jahre war und einem Mann, der circa auf Mitte 40 zuging. Die Tür fiel krachend ins Schloss und die gesamten Anwesenden, mich eingeschlossen, zuckten erschrocken zusammen. Nur der Typ war zurück gesprungen und hatte sich in eine verkrampfte Angriffsposition begeben. Ein Mann, dem das Kämpfen überdrüssig geworden war, aber dem die Gewalt ins Blut übergegangen war. Auch ich ging eher unbewusst in Kampfstellung. Mit meinem Sharingan blickte ich dem Kerl in die Augen. Was ich da sah, ließ mein Herz für Sekunden aussetzten. Ich blickte in mein Bluterbe, in das Sharingan! Ich riss meine Augen auf, meine Gedanken begannen zu kreisen. War das einer von Itachis Tricks? Nein, dass konnte nicht sein. Ich hätte sein Chakra gespürt… Ich griff mir an dem Kopf, Kopfschmerzen übermannten mich, ich konnte nicht mehr klar denken. Langsam glitt ich die Wand hinunter. Im Augenwinkel nahm ich wahr, dass Naruto entsetzt aufgesprungen war. Ich spürte wie mir das Blut aus dem Gesicht wich, als ich flüsterte: „Das kann nicht sein!“ Kapitel 5: Uchiha-Clan ---------------------- Narutos POV „Uchiha?“, wiederholte ich fassungslos. Sie nickte lächelnd, gerade, als die Tür wieder aufging und ein Mann im mittleren Alter hereinkam. Ich hatte keine großen Zweifel daran, dass er ihr Vater war, sie sah ihm sehr ähnlich. Seine Haut war allerdings deutlich dunkler und die Gesichtszüge ein wenig härter, dennoch, auch er hatte die unverkennbaren, schwarzen Augen, die mich bei Sasuke immer schon gewundert hatten. Wie konnten Augen nur so dunkel sein? „Wie ich sehe ist einer unserer Gäste aufgewacht.“, meinte der Mann und nickte mir kurz zu. Hitomi stand sofort auf und machte Platz, damit er sich neben mich auf den Stuhl setzen konnte. „Er hat keine Gedächtnislücken, heißt Naruto Uzumaki und stammt aus Konoha Gakure.“, fasste sie kurz zusammen. „Konoha?“ Der Mann nickte erneut, dann wand er sich mir zu. „Hallo, Naruto, ich bin Takehiko Uchiha und so etwas, wie der Bürgermeister dieses Ortes. Meine Neffen haben dich und deinen Begleiter vor etwas über vier Stunden aus dem Fluss gefischt.“, erklärte er, ich war immer noch zu geschockt, um sofort antworten zu können und brauchte einen Moment, ehe ich meine Stimme wieder fand. „Äh… ja, wir sind ihnen sehr dankbar dafür, aber…ähm…“ „Ja?“, fragte er skeptisch. Und ich wurde mir bewusst, wie unhöflich ich war. „Entschuldigung, aber… naja… ich dachte der Uchiha-Clan wäre… irgendwie… nun ja, umgebracht worden?“ Takehikos Gesicht entspannte sich ein wenig, doch er seufzte tief. „Unsere Verwandten in deinem Heimatdorf sind das auch alle, aber wir sind schon eine Weile zuvor hierher gezogen. Die Clanoberhäupter haben sich in unseren Augen zu sehr auf ihre Position versteift und irgendwann muss auch einmal Schluss ein mit den ständigen Machtkämpfen. Nicht jeder ist dazu bereit Krieg und Zerstörung bereitwillig hinzunehmen, nur um seine Ziele zu erreichen.“, bemerkte er ernst. Ich staunte. Das war eine Aussage, die ich nie im Leben erwartet hatte, nicht mir, einem Fremden, gegenüber und schon gar nicht aus dem Mund eines Uchiha. Zugegeben, ich hatte kaum je Kontakt mit dem Clan gehabt, aber von Sasukes Verhalten und den wenigen Augenblicken, in denen ich Itachi gegenüber gestanden hatte, plus den Geschichten, die ich über ihre Familie gehört hatte, hatte sich mir ein Bild eingeprägt, in das diese Ansicht nicht so recht hineinpassen wollte. „Du kennst unseren Clan doch?“, fragte Hitomi plötzlich verwundert. „Müsstest du nicht zu jung sein? Du kannst nicht älter als sechs oder sieben gewesen sein, als er ermordet wurde.“ Die angedeutete Frage war nicht zu überhören und ich lächelte schwach. „Genau genommen war ich sieben und den Clan selbst habe ich auch nie kennen gelernt, aber dafür ist mein bester Freund der letz…“ Die Tür knallte laut donnernd ins Schloss und als ich aufblickte stand da Sasuke, nur mit einem Yukata bekleidet, barfuss und mit einem weißen Verband um die Stirn. Er starrte uns entsetzt an, so als würde er uns gar nicht sehen, sondern irgendwelche Schreckgespinste. Neben mir war Takehiko aufgesprungen und automatisch in Kampfhaltung gegangen und Sasuke tat es ihm gleich. Was zum Teufel…?! Wollten die jetzt etwa ernsthaft kämpfen?! Ich ahnte mehr, als das ich es wirklich sah, wie Sasukes Sharingan aufflammte, dann plötzlich fasste er sich an den Kopf und sank mit einem leisen Wimmern auf den Boden hinab. Ohne auf Hitomis Proteste zu achten, sprang ich aus dem Bett und fing Sasuke auf, ehe er endgültig aufschlug. „Das kann nicht sein!“, flüsterte er leise, dann trat ein fiebriger Ausdruck in seine Augen und er erschlaffte in meinen Armen. „Sasuke!!“, rief ich erschrocken. Sofort war Hitomi neben mir und legte eine Hand auf seine verbundene Stirn, während sie hochkonzentriert die Augen schloss. „Er ist nur bewusstlos. Irgendwie scheint er aber einen Schock bekommen zu haben.“, meinte sie halb erleichtert, halb besorgt und stand auf. Ich hob Sasuke hoch und legte ihn an meiner Stelle auf das Bett. Takehiko stand wie erstarrt da und sah mir schweigend zu. „Das wundert mich nicht.“, kommentierte ich nüchtern, „Ich wäre an seiner Stelle auch ganz schön erschrocken.“ „Wie meinst du das?“, fragte Hitomi verwirrt, während ihr Vater ihr eine Hand auf die Schulter legte. „Hitomi, er hat das Sharingan.“ Das Mädchen keuchte erschrocken auf, sah auf Sasuke hinab und suchte dann meinen Blick. Ich nickte mit einem schwachen Lächeln. „Darf ich vorstellen, das ist Sasuke Uchiha, der letzte Überlebende seines Clans - zumindest haben wir das immer gedacht…“ Daraufhin herrschte erst einmal Schweigen und ich fühlte mich unwohl unter den Blicken der beiden Uchiha, die nach wie vor auf mir ruhten. Unruhig spielte ich mit den Ärmeln meines Yukata und merkte jetzt erst, dass auch ich einen trug und barfuss neben dem Bett stand. Sasuke schien zu schlafen, aber nicht allzu ruhig. Unter den geschlossenen Lidern huschten seine Augen hin und her. Wie hatte Sakura das genannt? REM-Phase? Ob er träumte? Als die Stille schon mehr als bedrückend wurde, sprach Takehiko schließlich wieder: „Wer hätte gedacht, dass wir doch noch einen Verwandten in Konoha hätten… Sasuke, mmh? Ja, ich erinnere mich dunkel an den Namen, auch wenn ich ihn im Augenblick nicht genau einordnen kann…“ „Er erinnert sich offenbar nicht.“, meinte ich leise, doch Hitomi schüttelte lächelnd den Kopf. „Wenn er wirklich alle für tot gehalten hat, ist der Schockzustand nur allzu verständlich. Der Arme muss sich wie in einer Illusion vorgekommen sein, wenn er unser Clansymbol hier überall gesehen hat…“ In ihren Augen stand eine Mischung aus Schrecken, Mitgefühl und Wärme. Eine Gefühlsbreite, die Sasuke immer versuchte zu unterdrücken und die in seinen Augen nie so deutlich zutage trat. Ich warf einen Blick auf meinen schlafenden Freund und versuchte mir vorzustellen, wie es für ihn sein musste, aufzuwachen und um ihn herum Menschen, die eindeutig mit ihm verwandt waren. Dann fiel mir mit Entsetzen ein, dass er mir einmal, ein einziges Mal von dem schrecklichsten Tag seiner Kindheit erzählt hatte… „Eher wie in einem Alptraum.“, korrigierte ich nüchtern, „Schließlich hat er das Massaker damals mitbekommen…“ Ein erschrockenes Keuchen von Hitomi und die vor Schreck geweitete Augen ihres Vaters spiegelten ziemlich gut meine Gedanken damals wieder. Es gab Dinge, die wünschte man nicht einmal seinem schlimmsten Feind und Sasukes Vergangenheit gehörte da eindeutig dazu. „Ich glaube, wir werden einander sehr viel zu erzählen haben.“, meinte Takehiko, nachdem er sich vorm ersten Schock erholt hatte. „Möchtest du mich nicht ein Stück begleiten? Ich zeige dir unser Dorf und wir können einen Augenblick reden.“ Ich warf einen unsicheren Blick in Sasukes Richtung, doch Hitomi zwinkerte mir zu. „Keine Sorge, ich bleibe bei ihm, er wird nicht noch einmal alleine in einem Zimmer aufwachen. Ich schätze sowieso, dass es noch ein, zwei Stunden dauert, bis er wieder zu sich kommt, wahrscheinlich bist du bis dahin ohnehin zurück.“ Ich nickte zögerlich. Ich war mir keineswegs sicher, ob es nicht besser wäre, wenn ich blieb. Andererseits wie konnte ich guten Gewissens eine so direkte Bitte abschlagen. Außerdem war ich neugierig, wie es hier wohl sein würde und so verließ ich mit einem leicht unguten Gefühl in der Magengegend das Zimmer hinter Takehiko. Sasuke, ich weiß, du willst es nicht hören, aber ich freue mich für dich… obwohl es mir leid tut, es muss sehr erschreckend sein… Sasukes POV Ah, mein Kopf tut weh… Warum tut mein Kopf weh? Ach ja. Der Angriff, der Fluss und meine Kopf-trifft-Stein-Begegnung… Ich stoppte in meinen Gedanken. Irgendwie schlich sich bei mir so ein Deja-vu-Gefühl ein. Da kam mir langsam mein Alptraum wieder in den Sinn. Zögernd und ahnungslos, was mich erwarten würde, öffnete ich die Augen. Ich musste ein paar Mal, wegen der Helligkeit, blinzeln, erkannte dann aber Naruto, der sich über mich beugte. „Na, wieder unter den Lebenden?“, grinste er mich breit an. „Ich hatte gerade einen total fiesen Alptraum.“, nuschelte ich noch nicht ganz wach. Narutos Miene änderte sich schlagartig und ein komisches Gefühl keimte in mir auf. „Das… das war kein Alptraum, Sasuke.“ Die Bilder, wie ich einen Gang entlang ging und dauernd auf mein Clanzeichen stieß, einen anderen Uchiha sah, schossen durch meine Gedanken. Ich legte mir meinen Unterarm über die Augen. „Hör auf so grausam zu sein, Naruto…“, murmelte ich leise. Ich spürte, wie Naruto mir sanft den Arm von meinen Augen zog und mich vorsichtig anlächelte. „Das war kein Alptraum!“, wiederholte er, dieses Mal mit mehr Nachdruck. Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Ich konnte nicht verstehen, was er mir da erzählte. Seine Worte gaben in meinem Kopf keinen Sinn. „Du möchtest mir sagen, dass es noch andere Uchiha außer mir und Itachi gibt?“, fragte ich nach, um ihm seine Worte klar zu machen. Naruto nickte und in mir erstarrte alles. „Findest du das lustig? Hör auf, mir so einen Scheiß zu erzählen!“, fauchte ich. Was für ein Scherz war das denn bitte von ihm? Egal, welcher. Er ging zu weit! „Sasuke! Eine Teil deines Clans ist aus Konoha weggegangen, bevor Itachi… naja. Aber das schienen fast alle Leute vergessen zu haben. Und die, die hier wohnten, hörten nur, dass alle Uchiha aus Konoha getöt… vernichte…“, Naruto fiel es deutlich schwer, die Wahrheit auszusprechen. „Ausgelöscht…“, murmelte ich. Zwar verstand ich das Ganze nicht wirklich, aber irgendein Teil von mir wusste ganz genau, was Naruto meinte. „Ja… ausgelöscht wurden. Deshalb haben sie dich auch nicht zu sich geholt. Sie wussten nicht, dass du noch da warst.“, beendete der Blondschopf seinen Vortrag mit leiser Stimme. Ich starrte vor mich hin und versuchte seine Worte zu entwirren. „Du glaubst mir nicht, oder? Dann zeige ich es dir eben…“, murmelte Naruto. Er stand von meinem Bett auf und ging zur Tür. Erst jetzt schaute ich mir in dem Zimmer um. Die Wände hatten einen warmen Rot-Ton und die schweren Vorhänge waren schwarz. Wieder ein Stich in meinem Herzen. Das Zimmer meines Vaters hatte dieselben Farben gehabt. Daran erinnerte ich mich noch gut, auch wenn ich fast nie in seinem Zimmer war. Es war mir verboten gewesen, aber welches Kind hält sich bitteschön immer an alle Anweisungen der Eltern? Als ich die Tür quietschen hörte, sah ich auf. Da kamen das Mädchen und der Mann aus meinem Alptraum in den Raum. Die Zeit schien still zu stehen. Mein Atem stockte, als ich in die Augen der Beiden schaute. Rot… Ja, das war es! Mein Bluterbe! Das Sharingan! Bei dem Mädchen war es Erdbeerrot, bei dem Typen hatte es eher die Farbe, reifer, roter Trauben. Der Mann schaute mich mit einem tief-traurigen Blick an. Nebenbei bemerkte ich, dass das Mädchen Tränen in den Augen hatte. „Ich bin Hitomi Uchiha und das ist mein Vater, Takehiko Uchiha.“, flüsterte sie und zeigte zuerst auf sich und dann auf den Mann neben sich. Leicht abwesend nickte ich, als mich ein Zittern erfasste. Dann war das, was mir Naruto erzählt hatte also wahr?! Naruto sah mich länger prüfend an, und sagte dann etwas, was ich nicht verstand, zu den beiden… Uchihas. Mein Kopf war einfach zu voll… zu leer… Das Mädchen und der Mann nickten und Takehiko verließ den Raum. Hitomi bedachte mich noch mit einem traurigen Blick und folgte schließlich ihrem Vater. Einzig das Seufzen Narutos durchbrach die darauf folgende Stille. Er setzte sich wieder an die Bettkante und rückte näher an mich heran. Das Zittern, das meine Glieder erfasst hatte, wurde stärker, je mehr ich nachdachte, je mehr ich begriff… Es gibt noch andere Uchiha, es gibt noch andere Uchiha, es gibt noch andere Uchiha, es gibt noch andere Uchiha… Ich schaute zu dem Blondschopf hoch, suchte seinen Blick… „Naruto, sag mir, dass das kein Traum ist. Sag mir, dass ich nicht aufwache…“, flüsterte ich leicht panisch. „Es ist kein Traum und du wirst nicht aufwachen.“, bestätigte mein Gegenüber nickend. Zwar bedeutete so eine Zustimmung gar nichts, wenn man sich tatsächlich in einem Traum befand, aber drüber wollte ich nicht nachdenken. Ich umklammerte meinen Oberkörper. „Aber… aber, dass heißt… es kann nicht sein… ich…“, schluchzte ich sinnlos vor mich her. Das war zwar total jämmerlich, aber ich fühlte mich wie ein sechsjähriges Kind, das das Bedürfnis hatte in den Arm genommen zu werden. Ich hatte das Gefühl, dass, wenn mich jetzt nicht jemand zusammen halten würde, ich auseinander fallen würde. Kapitel 6: Emotionale Tiefphase ------------------------------- Narutos POV Irgendwie sah das ziemlich gruselig aus. Sasuke, der sonst so gefasste, distanzierte, emotionale Eisschrank zeigte Gefühle? Und, noch schlimmer, wenn ich seine Miene richtig deutete, schien es, als stünde er kurz davor an ihnen zu zerbrechen… Auch wenn er nichts mehr sagte und vermutlich um nichts in der Welt aussprechen würde, was er gerade dachte, es war längst zu spät. Er hatte mich angesehen, er hatte gestottert, um Worte ringen müssen und nun saß er zitternd vor mir, sich selbst umarmend und mit fest zusammengekniffenen Augen. Das alles wirkte so… verkehrt. Es passte vorne und hinten nicht gerade ihn so aufgelöst zu sehen. Ich seufzte leise und lächelte, ehe ich aufmunternd einen Arm um seine Schulter legte. Er zuckte unter der Berührung kurz zusammen, wehrte sich aber nicht, stieß mich nicht fort, im Gegenteil schien es mir eher so, als ließe das Beben seines Körpers langsam nach. „Hey, Sasuke.“, fing ich vorsichtig an, um ihn nicht wieder aufzuschrecken, „Du hast eine Familie, das ist doch kein Grund so zu erschrecken.“, neckte ich, achtete aber behutsam auf meinen Tonfall, nicht, dass er mich am Ende noch falsch verstand. „Und sie sind wirklich nett, besonders deine süße Cousine.“, fügte ich zwinkernd hinzu. Unendlich langsam hob er den Kopf. „Was…?“ Offenbar brachte er noch immer keine vernünftigen Sätze raus, aber das machte ja nichts. „Schon okay, du musst jetzt nichts sagen, lass mich einfach ein bisschen was erzählen, ja?“, meinte ich lächelnd und begann munter drauflos zu brabbeln. Vielleicht würde es ihn ablenken, vielleicht beruhigen… oder vielleicht auch nicht. In jedem Fall fand ich, dass er ein Recht darauf hatte zu erfahren, was ich wusste… „Also, vor eineinhalb Stunden, nachdem du dich zu einem kleinen Schläfchen entschieden hattest, hat Takehiko mich auf einen Spaziergang mitgenommen und…“ Er führte mich durch das seltsame Haus. Seltsam nicht etwa, weil es in irgendeiner Form unnormal gewesen wäre, naja, ein wenig traditionell vielleicht, aber das tat ihm keinen Abbruch, nein, was mich viel mehr verwunderte war die allgegenwärtige Einheitlichkeit. Ich hatte einige Häuser des früheren Uchiha-Bezirks gesehen und ich wusste, dass sie viel wert auf ihre Abstammung legten und Stolz genug waren ihr Clansymbol auf jedem einzelnen Haus, manchmal sogar noch auf jeder Tür anzubringen, aber das hier überbot alles. Die Flure und Zimmer waren alle in dunklen Rot-, Blau- und Schwarztönen gehalten und als wir den Gang hinunterliefen merkte ich schnell, dass in regelmäßigen Abständen der Fächer wie ein Muster an der Wand prangte. Trotz der eher düsteren und für meinen Geschmack ein wenig eintönigen Farbwahl, wirkten die Räume aber keineswegs dunkel. Große Fenster und weit ausladende Säulengänge ließen mehr als genügend Licht hinein und gaben dem ganzen etwas ungemein Warmes. „Wenn du möchtest, zeige ich dir nachher das ganze Haus, aber ich möchte dich erst ein paar Familienmitgliedern vorstellen.“, sagte Takehiko irgendwann, „Und es gibt einiges, was ich gerne wissen würde, aber zuvor, lass mich dir etwas über uns erzählen, ich sehe dir an, dass dir einige Fragen durch den Kopf gehen.“ Er lächelte bei den Worten mitfühlend und wieder wunderte ich mich insgeheim, warum die Uchiha einen so kühlen Ruf hatten. „Wir sind vor etwa eineinhalb Generationen aus Konoha gegangen, um hier unseren Frieden zu finden. Wie ich bereits sagte, nur, weil wir aus einer Kriegerfamilie stammen, heißt das nicht, dass alle von uns damit glücklich sind. Hier haben wir einen Frieden gefunden, den uns das Feuerreich nie bieten konnte…“ Wir traten durch eine große, alte Tür ins Freie und ich blinzelte in die untergehende Sonne. Ich kam mir ein wenig in der Zeit zurückversetzt zu. Alles war wunderschön und doch klassisch, die Häuser im Kreis um das Zentrum aufgebaut. Hier draußen hörte ich den Fluss, er konnte nicht mehr als fünf Minuten entfernt sein. „Wir erziehen unsere Kinder noch als Ninja, aber nur, damit sie sich im Notfall verteidigen können, keines von ihnen soll jemals den Schmerz eines Krieges oder auch nur eines einzigen Kampfes zu spüren bekommen, solange wir es verhindern können, aber wir wollen die alten Traditionen auch nicht völlig über den Haufen werfen.“ Zwei kleine Jungen tauchten auf einmal lachend aus einem der Häuser auf, sie spielten offenbar fangen und rannten wild um uns herum. Ich beobachtete die beiden und lächelte automatisch. Einer von ihnen hatte dieselben bläulich schwarzen Haare wie Sasuke, der andere rot-braune. Irgendwie tauchte in meinem Kopf das Bild von Klein-Sasuke auf, aber ich schaffte es einfach nicht ihn mir vorzustellen, wie er lachend einem anderen Kind hinterher jagte… „Kazuki, Kouto, kommt wieder rein!“, rief eine weibliche Stimme und kurze Zeit später tauchte eine Frau mit einem Kochlöffel in der Hand auf. „Es gibt Essen. Oh, guten Tag.“, grüßte sie freundlich, als sie uns entdeckte, dann schob sie ihre Söhne ins Haus zurück und Takehiko führte mich weiter. Wir verließen das Dorf auf einem kleinen Waldweg und der Klang der wilden Wasserstrudel verriet mir, dass wir uns in Richtung Fluss bewegten. „Früher haben wir unsere Verwandten in Konoha regelmäßig besucht, doch dann kam jener schicksalhafte Tag… Mein Onkel, Osamu, war dort… wir haben ewig auf ihn gewartet, doch er kehrte nie zurück und zwei Wochen später hörten wir dann, dass unser Clan ausgelöscht worden sei…“ Ich seufzte leise. „Ja, alle, bis auf Sasuke und Itachi.“ „Itachi?“, wiederholte Takehiko leise, „Der talentierte Sohn von Fugaku?“ Ich verzog automatisch das Gesicht. „Das hat Sasuke wohl auch mehrfach zu hören bekommen. Ja, er hat seine Familie getötet und ist dann aus dem Dorf geflohen, nachdem er seinen kleinen Bruder alles hat mit ansehen lassen…“ Ich lächelte entschuldigend. „Aber das ist Sasukes Geschichte, nicht meine. Er sollte sie erzählen.“ Takehiko nickte nachdenklich. Wir hatten den Fluss erreicht, der hier zwar deutlich breiter, aber immer noch sehr wild war. Auf seiner Oberfläche standen drei Personen, zwei Männer, wohl in Kakashis Alter, und eine Frau. Die Männer fochten gerade mit großen Stöcken, doch als sie uns sahen, hielten sie inne und kamen herüber. „Darf ich vorstellen, meine Neffen, Michi und Shin, und das ist meine ältere Tochter, Kokoro. Und das ist Naruto Uzumaki, er stammt aus Konoha.“, fügte er an die drei gewand hinzu. Sie nickten mir alle zu. Ich hätte nie gedacht, dass Kokoro eine Uchiha war. Sie hatte zwar die dunklen Augen ihrer Familie, aber das war auch schon alles, ihre Haut war fast so dunkel, wie meine und ihre Haare feuerrot. Ich schätzte sie auf Anfang zwanzig, was Takehiko doch älter machte, als ich zuerst angenommen hatte. Michi und Shin waren sogar noch einen Tick brauner als sie, mit dunkelbraunen Haaren und einer mehr als kräftigen Statur. Die beiden hatten Kraft, daran bestand kein Zweifel, doch nur Michis Augen waren schwarz, Shins hingegen hatten die Farbe von Baumstämmen und unwillkürlich fragte ich mich, ob er überhaupt ein Bluterbe besaß. „Danke, dass ihr uns aus dem Fluss gerettet habt.“, sagte ich und deutete eine Verbeugung an. Michi winkte ab. „Keine Ursache. Gut, dass ihr es halbwegs überstanden habt.“ Er grinste breit. Ich mochte ihn sofort, er schien nett zu sein. „Was gibt es Neues aus Konoha?“, fragte Shin. Seine Stimme war kühler, dunkler und klang irgendwie viel mehr wie Sasukes als die der anderen. Seine Augen musterten mich neugierig und ich wusste nicht, was das heißen sollte… „Einiges.“, antwortete Takehiko an meiner Stelle, „Zum Beispiel, das wir nicht ganz so ausgerottet sind, wie wir dachten…“ Drei fragende Augen blickten in seine Richtung, als er erklärte: „Ihr erinnert euch an Fugaku und Mikoto? Ihr jüngster Sohn hat überlebt…“ Die Augen weiteten sich und es dauerte eine ganze Weile, bis Kokoro fragte: „Weiß Hayato schon davon?“ „Wer ist Hayato?“, fragte Sasuke und ich lächelte angesichts der Tatsache, dass er mich immerhin wieder ansah, nicht mehr zitterte und wieder vernünftig reden konnte. „Ich weiß es nicht, Takehiko wollte es mir nicht sagen, er meinte, das wäre eine Überraschung, aber er hat mir einen Teil seines Stammbaums gezeigt und wir haben festgestellt, dass er dein Onkel dritten Grades ist und damit bist du so über drei bis vier Ecken mit Hitomi verwandt und die ist wirklich nett.“ Ich zwinkerte ihm vergnügt zu und grinste breit. „Du hast wirklich coole Verwandte.“ „Es sind für mich auch nur Fremde, Naruto…“, sagte er traurig und sah wieder auf seine Hände hinab. Ich drückte ihn noch mal kurz, erhielt aber keine wirklich Reaktion darauf. „Ich bin sicher, dass du dich an jemanden erinnern wirst, wenn du sie triffst und selbst wenn nicht, Familie ist Familie, oder?“ Er zuckte hilflos die Schultern. „Ich… weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht.“ Sasukes POV Das Zittern, das ich stark zu verbergen versuchte, nahm langsam ab. Meine Atmung normalisierte sich, während Naruto mir von seinen bisherigen Erlebnissen in diesem Dorf erzählte. Dieser Gefühlsausbruch war mir mehr als peinlich, aber Naruto kümmerte sich anscheinend nicht darum. Bloß mir gingen die ganze Zeit Bilder aus meiner Vergangenheit im Kopf umher… und die waren nicht immer angenehm. Naruto saß, während ich die Bilder aus meinem Kopf verbannen wollte, neben mir. Einen Arm um mich gelegt, der mich hier in der Gegenwart hielt. „Wenn du das nächste Mal zusammenbrichst, verlange ich als Ausgleich einen Platz in der ersten Reihe.“, murmelte ich nach einer Zeit. Naruto grinste mich schief an: „Ok, dann versuche ich erst wieder zusammenzubrechen, wenn du stirbst.“ „Sie ehrlich, wenn ich sterbe wirst du nicht zusammenbrechen, sondern einen Freudentanz aufführen.“, grummelte ich. „Teme!“, rief der Blondschopf und schlug mir leicht auf den Hinterkopf. Wir hörten auf spielerisch zu zanken, als wir ein Klopfen an der Tür hörten. „Herein.“, rief Naruto. Bevor der „Gast“ rein kam, zischte ich Naruto noch zu: „Wehe, es erfährt jemand, dass ich eine emotionale Tiefphase hatte.“ Naruto giggelte. Emotionale Tiefphase?! Verlegen zuckte ich mit den Schultern. Hitomi betrat den Raum und lächelte: „Ich habe eure Klamotten dabei. Sie sind wieder trocken.“ „Danke.“, fing Naruto an. Die Beiden führten noch ein längeres Gespräch, auf das ich nicht achtete. Ich beobachtete viel mehr Hitomi. Wie sie sich bewegte, wie sie, wenn sie lachte leicht die Nase kraus zog. „Und wie geht es dir so… Cousin?“, richtete das Mädchen jetzt das Wort an mich. Ich versuchte bei dem Dazugehörigkeits-Bezug nicht durchzudrehen, als ich antwortete: „Besser, danke.“ „Wie wäre es dann, wenn ihr euch anzieht, in die Küche kommt und Sasuke seinen Onkel kennen lernt?“ „Super!“, rief Naruto gleich enthusiastisch. Dann drehte er sich zu mir um und sah mich erwartungsvoll an. Als ich nickte, sah es so aus, als ob sein Grinsen bald sein Gesicht sprengen würde. Er freut sich ja sogar mehr, als ich, meine… Verwandten kennen zu lernen. Onkel, Cousine,… wie ich schon vorher zu Naruto sagte, für mich sind das einfach Bezeichnungen. Die Leute sind Fremde… Hitomi lächelte, drehte sich auf dem Absatz um und ließ uns alleine, damit wir uns anziehen konnten. Mir schwindelte es zwar noch leicht, als ich aufstand, aber ich schaffte es ohne größere Probleme in die Klamotten. Wir traten vor die Tür und… „Weißt du, wo die Küche ist?“, fragte ich, als ich versuchte mich nicht zu genau auf das Uchihazeichen vor uns zu konzentrieren. „Öh, nöö, nicht genau. Aber ich glaube wir sind vorher an ihr vorbei gekommen. Also… da lang.“, diktierte Naruto. Wir gingen nach links und kamen an vielen Türen vorbei. Keine schien zur Küche zu führen. Jeder Schritt war für mich, wie ein kleiner Stich ins Herz. Die Farben, die Bauweise, selbst der Geruch erinnerte mich an die Vergangenheit. Ich hatte das Gefühl, wenn wir nicht bald diese dämliche Küche erreichen würde, dass mein Kopf explod… Naruto blieb plötzlich so ruckartig stehen, dass ich fast in ihn hinein gerannt wäre. Dann kratzte er sich am Hinterkopf und nuschelte verlegen: „Ich glaube, wir mussten doch in die andere Richtung.“ „WAS? Hättest du das nichts schon vor der hundertsten Tür merken können, an der wir vorbei gekommen sind? Ich glaube, mein Kopf zerspring gleich und du…“, fuhr ich ihn wütend an, wurde aber durch einen Ruf unterbrochen. „Naruto, Sasuke! Hier seid ihr ja.“, Hitomi kam auf uns zu, „Gomen, ich hatte ganz vergessen, dass ihr den Weg zur Küche nicht kennt. Aber warum habt ihr nicht einfach auf mich gewartet?“ „Ja, warum haben wir nicht einfach gewartet, Dobe?“, echote ich und schaute Naruto böse an. Schließlich folgten wir Hitomi und kamen wenig später tatsächlich auch an. Dort saßen schon Takehiko und ein Mann, den ich nicht kannte, am Küchetisch. Er hatte schwarze Haare, dunklere Haut als ich, hellere als Naruto und grüne Augen. Sein Gesichtsausdruck war erschöpft, als hätte er in den letzten Jahren eine schwere Bürde tragen müssen, aber er hatte ein erwartungsvolles Lächeln im Gesicht. Als wir eintraten sprang der Typ auf, stürmte auf uns zu und drückte mich fest an sich. „Sasuke! Oh, mein Gott, du bist es wirklich.“, flüsterte er mit Tränen in den Augen, als er mich von oben bis unten betrachtete. „Hn.“, mehr brachte ich nicht raus. „Du erkennst mich nicht, oder? Ich bin Hayato dein Onkel und dein Pate.“ „Mein Pate?!“, frage ich erstaunt. Er ignoriert mein Frage, schüttelte fassungslos den Kopf und meinte mit voller Überzeugung: „Du siehst genau aus wie deine Mutter.“ Ich hörte, wie Naruto hinter mir einen Lachanfall unterdrückte. Das konnte ich gut verstehen, als Junge hört man normalerweise ja nicht besonders gerne, dass man seiner Mutter ähnelt. Aber irgendwie freute es mich, das zu hören. Meine Mutter war eine wirklich tolle Frau gewesen, soweit ich es beurteilen konnte. Mein „Pate“ fuhr fort: „Bis auf die ganz dunkelschwarze Augenfarbe, die hast du von deinem Vater. Aber sonst… die nachtblauen Haare, die Augenform, die auffallend helle, Porzellan ähnliche Haut, die Nase...“ Ja, selbst für Uchiha Verhältnisse war ich blass. „Ich glaube, das reicht erstmal. Der arme Junge.“, kicherte Hitomi, die sich anscheinend auch köstlich amüsierte und zerrte Hayato auf seinen Stuhl zurück. Wir anderen folgen dem Beispiel und setzten uns dazu. Hayato betrachtete mich so verzückt, dass ich schon langsam unruhig wurde. Dann hörte ich ein Räuspern und blickte auf. Takehiko räusperte sich noch mal und meinte dann ernst: „Also Sasuke…du musst nicht, wenn es zu schmerzhaft ist, aber…viele in dem Dorf hier haben Verwandte im großen Uchiha- Massaker verloren. Es wäre bestimmt eine Erleichterung zu erfahren, wie das alles passiert ist. Also… würdest du uns vielleicht erzählen, was du weißt?“ Alle wurden auf einmal ernst. Sogar Hayato bekam einen schon fast finsteren Gesichtsausdruck. Ich schaute Takehiko tief in die Augen, dann Hitomi, Hayato und als letztes warf ich noch ein Seitenblick zu Naruto, der mich aufmunternd anlächelte. Ich seufzte. Sie hatten das Recht zu erfahren was passiert ist… Ich faltete die Hände und stützte mein Kopf drauf. Ich fixierte einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand und beschwor die Szenen jener Nacht hinauf. Meine Stimme klang weit entfernt, so wie die eines Fremden, als ich erzählte was passiert war. Wie ich nach Hause kam und nur Tote fand, wie ich in unser Dojo stürmte, wie… Ich erlebte gerade das ganze Szenario erneut in meinem Kopf. Ein Szenario, das eher in einen Horrorfilm, als in die Gedanken eines damals noch achtjährigen Kindes passte. Also ich fertig war, herrschte Ruhe. Ich schloss die Augen und atmete tief ein. Ganz langsam ließ ich die Luft wieder meinen Lungen entströmen, spürte wie sie über meine Lippen wandert, während ich die Augen wieder öffnete. Kapitel 7: Menschliche Reaktionen auf schockierende Nachrichten --------------------------------------------------------------- Narutos POV Es war gespenstisch still im Raum. Ich saß zurückgelehnt auf einem der Stühle und beobachtete schweigend die anderen. In erster Linie behielt ich aber ein wenig besorgt das Gesicht meines besten Freundes im Auge. Es musste schwer sein für ihn. Nicht nur, dass er einen solchen Schock hinter sich hatte, nun wurde er auch noch gebeten vom Trauma seiner Kindheit zu erzählen. Ich hatte den Widerwillen in seinen Augen nur zu deutlich sehen können und insgeheim wunderte es mich, dass er überhaupt bereit war darüber zu sprechen – besonders nachdem er mir gegenüber betont hatte, dass diese „Familie“ nicht mehr als Fremde waren, die zufällig seinen Namen trugen. Wenn ich bedachte, dass es länger als ein Jahr gedauert hatte, bis er mir wirklich davon erzählt hatte… und das auch nur widerwillig, nachdem er schreiend aus einem Alptraum hochgefahren war. Ich nahm es ihm nicht übel, ich selbst verdrängte nur allzu gerne die weniger schönen Aspekte meiner Kindheit und irgendwie musste man das ja auch, wenn man nicht ewig auf der Stelle treten wollte. Dennoch, ich konnte Sasuke ansehen, wie unangenehm ihm die ganze Situation war und trotzdem hatte er eine ganze Weile mit beinah unbewegter Miene und ruhiger Stimme erzählt. Ich glaubte nicht, dass seinen Verwandten, die ihn wenn überhaupt vor Jahren das letzte Mal gesehen hatten, die minimalen Veränderungen in seiner Mimik auffielen. Das kaum merkliche Zucken eines Muskels an seiner linken Augenbraue, oder der kurzfristig leicht schnellere Takt seiner Lidschläge… Er war unruhig – oder hochgradig nervös, aber er wollte nicht, dass sie das merkten (vermutlich wäre es ihm auch lieber gewesen, wenn ich es nicht merkte, aber dagegen war er machtlos und das hatte er vor langer Zeit schon einsehen müssen) und so tat ich, als hätte ich nichts gemerkt. Als Sasuke geendet hatte, folgte die Stille. Er selbst schloss kurz die Augen, atmete tief durch, dann sah er zum ersten Mal wieder auf und sein Blick schien nicht durch alles hindurch zu gehen, sondern fixierte nacheinander die anderen Uchiha im Raum. Ich folgte ihm langsam. Hitomi war am einfachsten zu lesen. Sie machte keinen Hehl daraus, wie schrecklich sie all das fand, ihre Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen, die rechte Hand schwebte kurz vor dem Gesicht in der Luft, als hätte sie sie vor den Mund schlagen wollen und es sich mitten in der Bewegung anders überlegt. In ihrer Mimik spiegelte sich eine Mischung aus Angst und Mitgefühl, aber ob sie nun spürte, dass Sasuke das nicht hören wollte oder zu geschockt war, um zu sprechen, sie schwieg. Takehiko saß unbewegt und steif auf seinem Stuhl und starrte Löcher in die Luft. Sein Blick war härter als zuvor und ich sah seine Finger leicht zucken, aber ich konnte das nicht wirklich deuten. Sein Gesicht war ausdruckslos, wie das einer Puppe. Überhaupt schien er wie in Trance, denn er regte sich nicht im Geringsten, als Sasuke aufhörte zu sprechen. Hayato hingegen hatte die Hände zu Fäusten geballt, sein Gesicht war in einem wütend-entsetzten Ausdruck gefangen und er sah aus, als würde er jeden Moment platzen – ein krasser Gegensatz zu dem Lächeln, das er getragen hatte, als wir diesen Raum betraten. Ich unterdrückte ein Seufzen. Ich hasste diese nervöse Stille, aber es lag diesmal nicht an mir sie zu brechen. Ich suchte Sasukes Blick und traf ihn kurz darauf. Er ließ sich nur mit einem Wort beschreiben: fragend. Leider konnte ich ihm da auch nicht helfen und deutete in einer hilflosen Geste ein Achselzucken an. „Sasuke… es… es tut mir leid. Oh, Gott, wenn ich das gewusst hätte…“, brachte Hayato auf einmal hervor und griff sich mit beiden Händen so ruckartig in die Haare, dass ich befürchtete, er würde sie sich ausreißen. „Wenn… wenn…“ Er schien noch aufgewühlter als Sasuke beim ersten Aufwachen… Ich sah meinen besten Freund an, musste aber einen Moment warten, ehe er den Blick von seinem „Paten“ ab wand. Ich versteh gar nichts mehr… Was hat er? Das war ungewohnt, normalerweise fragte Sasuke mich nie um Rat was die Gefühle anderer Menschen betraf. Es war ein unangesprochenes Wissen, dass ich andere viel besser und schneller verstehen konnte, aber noch nie zuvor hatte Sasuke sich daran stören lassen, dass er sich mit Emotionen schwer tat – seien es seine eigenen oder die anderer. Ich seufzte innerlich. War ja klar, gerade, wenn ich auch unsicher bin fragt er mich… Ich kann nur raten, aber ich glaube, er macht sich Vorwürfe. Weswegen? Er hat den Clan doch nicht umgebracht, das war Itachi… Ich schmunzelte ironisch. Nein, auch wenn er einiges diesbezüglich gelernt haben mochte, Sasuke konnte es immer noch nicht richtig verstehen. Ja, aber er fühlt sich für das verantwortlich, was du erleben musstest. Dass du es erleben musstest. Als dein Pate hätte er für dich da sein sollen, dir helfen, verhindern, dass du mehr darunter leidest als unbedingt notwendig. Er glaubt, es ist seine Schuld, dass du eine schreckliche Kindheit hattest. Naja, das war zumindest meine Interpretation des ganzen und da Sasuke sicher keine eigene zur Verfügung hatte, würde er sie vorerst annehmen müssen. Ich konnte Hayato irgendwo verstehen, ich würde mir auch Vorwürfe machen, wenn jemand, der mir auf irgendeine Art anvertraut wurde, nach Jahren, in denen ich ihn für tot hielt, zu mir kam und mir vom wohl größtmöglichen Schrecken, den man sich vorstellen konnte, erzählte… denke ich zumindest. Glücklicherweise war ich nie in einer solchen Situation. Sasuke zögerte noch immer, warf mir einen weiteren Blick zu. Er kann doch nichts dafür. Er wusste es nicht… Ich lächelte. Sag ihm das. Damit nimmst du ihm eine große Last ab. Es war fast schon paradox. Sasuke war eindeutig reifer und erwachsener als ich, aber in diesem Sinn stellte er sich manchmal so unbeholfen an, wie ein kleines Kind. Wobei, nein, das ist ein schlechter Vergleich, Kinder sind darin deutlich besser, sie verstehen Gefühle instinktiv. Vielleicht sollte ich besser sagen, Sasuke stellte sich wie ein uralter, konservativer Erwachsener an… „Es… ist doch nicht deine Schuld.“, sagte Sasuke langsam und musterte Hayato kritisch. Der zuckte nun nach oben und in seinem Blick lag eindeutig Erleichterung und die unausgesprochene Frage nach Vergebung, die Sasuke wahrscheinlich nicht sehen würde… „Als uns zwei Wochen nach diesen… Vorfall die Botschaft erreichte haben wir sie nie hinterfragt.“, erklärte Hitomi zu meiner Überraschung auf einmal leise, „Wir sind immer davon ausgegangen, dass unser Clan einem anderen ein Dorn im Auge war und er deshalb vollständig… naja… ihr wisst schon. Auf jeden Fall sind wir nicht auf die Idee gekommen, dass doch jemand überlebt haben könnte und haben schnell die letzten Kontakte nach Konoha abgebrochen, damit sie nicht am Ende auch noch…“ Ein wenig beschämt brach sie ab und warf uns beiden (warum mir?) ein entschuldigendes Lächeln zu. Hayato nickte. „Wir hätten nachhaken müssen, wir hätten sicherstellen sollen, dass es die Wahrheit war, wir hätten…“ Er sprach noch eine ganze Weile weiter, mehr wie ein Mantra zu sich selbst, als eine Erklärung zu uns. Irgendwann sah Sasuke mich wieder fragend an und ich hätte fast losgelacht. Wer hätte gedacht, dass ich mal sein „Übersetzer“ sein würde? Es hätte komisch sein können, wenn die Angelegenheit nicht so ernst gewesen wäre. Ich glaube, er möchte hören, dass du ihm verzeihst. Sasuke blinzelte. Was soll ich ihm denn verzeihen? Ich habe ihm doch gar nichts vorgeworfen. Innerlich schüttelte ich den Kopf. Mein Kumpel stand gerade so herrlich auf dem Schlauch… aber es wäre unfair gewesen sich in einer solchen Situation über ihn lustig zu machen, also tat ich es nicht und versuchte das Zucken meiner Mundwinkel zu unterdrücken. Sasuke, ich sagte doch schon, er gibt sich die Schuld für deine Schmerzen, verstehst du das nicht? Nein, offenbar tat er das nicht, in seinen dunklen Iriden stand nach wie vor die Verwirrung. Es war nichts Logisches und kam ihm nicht zugeflogen. Wie ironisch, er war ein Genie auf jedem nur denkbaren Gebiet, aber wenn es um die wirklich wichtigen Dinge im Leben – menschliche Seelen – ging, versagte er auf ganzer Linie. Manchmal frage ich mich, wie er unsere Freundschaft eigentlich versteht, wenn er nicht einmal in der Lage ist Gefühle zu spüren, aber das war eine andere Geschichte… Sasukes POV Naruto findet es eindeutig witzig, dass ich keine Ahnung habe, was hier los ist! Auch wenn er es versucht zu verbergen… Aber echt! Wieso sollte Hayato sich schuldig fühlen? Er wusste von dem Massaker nichts, erst im Nachhinein. Er war nicht dabei. Er hat Itachi nicht angestiftet. Er hat meinem Aniki nicht geholfen… Warum fühlte er sich also so? Und wieso müssen Gefühle auch so schwierig sein? Naja, ich wage mich einfach mal auf fremdes Territorium. Langsam griff ich über den Tisch und legte meine Hand auf die verkrampfte Faust Hayatos. Keine Ahnung warum, aber ich habe das mal bei Naruto gesehen, der Sakura wegen irgendwas beruhigen wollte… Hayato zuckte zusammen und schaute zu mir hoch. Ich räusperte mich: „Also…du kannst da nichts dafür. Und du hättest bestimmt…auch nichts ändern können.“, versuchte ich ihn zögerlich zu beruhigen. Aber anstatt sich beruhigen zu lassen, stöhnte er auf, als hätte er Schmerzen. Automatisch zuckte ich zurück und suchte Narutos Blick. Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht? Jetzt erkannte es wohl ein Blinder, dass Naruto stark ein Lachen zurück halten musste, als er mir versuchte zu helfen. Seine Schuldgefühle sind einfach groß. Lass dich nicht entmutigen! Na toll. Danke! Er lacht sich hier gleich einen ab und ich muss… „Ich hätte aber etwas ändern müssen! Schließlich bist du mein Patenkind! Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass du so leidest! Ich hätte dich mit hier her holen sollen, oder, oder…“, flüsterte Hayato mit leicht panischer Stimme. Hilfe suchend, schaute ich wieder zu Naruto. Aber bevor ein Austausch zwischen uns stattfinden konnte, meldete sich Takehiko zu Wort, der sich seit dem Ende meiner Erzählung kaum gerührt hatte. „Hör auf dich verrückt zu machen, Hayato! Wenn dann, sind wir alle Schuld. Aber es ist vorbei, wir können nichts mehr ändern.“ Bei der Aufforderung beruhigte sich mein Pate wieder langsam. „Aber wie konnte Itachi, das nur tun? Wie konnte er es wagen?“, knurrte Takehiko nun, „Ich kannte ihn. Ich bin ihm ein paar Mal begegnet und habe ihn immer, als einen von uns betrachtet. Er war ein hervorragender Ninja und ein guter Stratege. Warum also?“ Mit Schwung stand der Bürgermeister auf und fing an in der Küche rumzutigern. „Nur um seine Stärke zu testen… bezweifle ich…“, murrte er vor sich hin. Eher zu sich selbst, als zu uns, während er weiter im Kreis lief. Ich warf Naruto wieder einen Blick zu, der das ganze Treiben aufmerksam beobachtete. Und was ist mit ihm jetzt? Sind plötzlich alle verrückt geworden? Menschen gehen eben verschieden mit schrecklichen Nachrichten um. Wieso das denn? Eine Art ist doch schon schwierig genug! Naruto seufzte und rollte mit den Augen. Ich glaube, das erkläre ich dir später mal genauer. Ich zuckte leicht mit den Schulter und fing wieder an Takehiko mit meinen Augen zu verfolgen. „Wer möchte einen Tee?“, fragte Hitomi plötzlich zusammenhangslos. Sofort hob Naruto die Hand: „Ich!“ „Ja, einen heißen Tee können wir wohl alle vertragen.“, meinte Takehiko, der endlich seinen Rundgang in der Küche beendet hatte. „Besser noch einen großen Schluck Sake.“, fügte Hayato hinzu. Hitomi kam wenig später mit zwei Tassen Tee und drei Gläser Sake zurück und durchbrach damit eine unangenehme Stille. Sie schob Naruto und mir jeweils eine Tasse dampfenden Melissentee hin. „Der beruhigt.“, murmelte sie uns zu, während sie selbst ihr Glas Sake mit einem Zug zur Hälfte leert. Naruto nippte sogleich an seiner Tasse, während ich sie noch in den Händen hielt. Meine Finger fühlten sich klamm an und sie wärmte schön. Plötzlich stand Hayato auf und murmelte nur: „Bin gleich wieder da.“ Nun begann auch ich meinen Tee zu trinken und beobachtete aus dem Augenwinkel noch die anderen. Hitomi fummelte nervös an ihren Haaren rum, Takehiko ist wieder so seltsam erstarrt. Nur Naruto schien in normaler Verfassung, wenn man bei ihm überhaupt normal sagen konnte. Nach circa zehn Minuten kam mein Pate schwer atmend wieder. Unter dem Arm trug er mehrere schwarze, dicke Bücher. Eine böse Vorahnung machte sich in mir breit. „Was ist das?“, wollte Naruto wissen. Bitte, bitte keine Photoal… „Photoalben!“, lächelte Hayato nun wieder. Nein!!! „Toll!“, rief der Blondschopf begeistert. Pff, und der soll so ein Gefühlsexperte sein? Zuerst drüber reden, wie meine Eltern ermordet wurden, und dann am besten noch ein bisschen in die Wunde stechen und mir Bilder von ihnen vor die Nase schieben. Klasse. Während ich noch mit dem Bedürfnis kämpfe, laut aufzuschreien schob mein Pate schon mehrere Alben über den Tisch. Er blätterte in einem rum, fand anscheinend die gesuchte Seite, kam dann zu uns rum und hielt Naruto das Album unter die Nase. Dieser schaute ein bisschen verwirrt, betrachtete dann aber die ihm vorgeschobene Seite. Seine Miene hellte sich auf: „Was für eine schöne Frau. Och, ist das ein süßes Kind… aber wer sind die beiden Miesepeter daneben?“ Nun stand ich auf und schaute Naruto über die Schulter. „Die Leute, die du gerade so leichtfertig beurteilt hast, ist die Familie von Sasuke.“, kicherte Hayato leicht angetrunken. Stimmt, das war ein altes Familienfoto von uns… „Ja, „die schöne Frau“ ist meine Mutter und „das süße Kind“ bin ich…“, murmelte ich leise. „Stimmt, du hast mir ja schon mal ein paar Fotos gezeigt.“, nuschelte Naruto nun peinlich berührt. Der Typ hatte echt ein Gedächtnis wie ein Sieb. Obwohl man ihm zu gute halten musste, dass die Bilder, die ich ihm gezeigt habe, noch länger zurück lagen. Dieses vor uns, ist vielleicht ein paar Monate vor dem Massaker gemacht worden… Naruto betrachtete das Bild nun genauer: „Du hast echt ziemlich viel Ähnlichkeit mit deiner Mutter. Itachi sieht irgendwie mehr aus wie dein Vater. Auch der verkniffene Gesichtsausdruck ist der gleiche.“ „Ja, so haben sie eigentlich immer geschaut. Nicht einmal fürs Photo haben sie gelächelt.“, erklärte ich nüchtern. Naruto drehte sich halb um. Leider für mich, genau im falschen Moment, denn so konnte er die Gedanken „sehen“, die ich nicht aussprechen wollte. Nur Itachi hat mal gelächelt, wenn wir alleine waren… Narutos Blick wurde leicht traurig, aber er merkte wohl, dass die Gedanken nicht für ihn bestimmt waren, denn er drehte sich kommentarlos wieder um. Ich sah, wie der Blondschopf leicht mit den Fingern übers Bild fuhr. Kapitel 8: Schlafmangel ----------------------- Narutos POV Ich gab es ja nur sehr ungern zu, aber für einen Moment war ich neidisch auf Sasuke. Nicht etwa, weil wir einen verloren geglaubten Teil seiner Familie wieder gefunden hatten, sondern aufgrund dieses Fotos in meinen Händen. Es war ein solches Bild, das ich mir als Kind so oft gewünscht hatte. Im nächsten Augenblick wurde der Neid aber sofort von einem schlechten Gewissen hinfort gespült. Sasuke hatte mir einmal vorgeworfen, dass ich nicht verstehen konnte, wie es sich anfühlte eine Familie zu verlieren und damit hatte er Recht. Damals hatte ich keine Ahnung davon gehabt, dass es schlimmer war, etwas besessen und wieder verloren zu haben, als es nicht zu kennen und sich immer zu wünschen. Erst später, als auf Missionen Mitglieder unseres Teams für tot gehalten wurden, hatte ich verstanden, welche unheilbaren Schmerzen im Herzen entstanden, die sich schlecht mit dem Verlangen und Wünschen vergleichen ließen, die meine frühen Gedanken beherrscht hatten. Ich nahm mir vor Sasuke erstmal nicht in die Augen zu sehen, zum einen, weil ich nicht wollte, dass er meine Gefühle sah, zum anderen, weil ich gemerkt hatte, dass ihm Dinge durch den Kopf gingen, die ich nicht wissen sollte. Wenn er dazu bereit war, würde er es mir von sich aus erzählen und wenn er entschied, dass es niemand erfahren sollte, war das auch in Ordnung. Es gab einfach Dinge, die niemand erfahren sollte und solange es nichts war, das ihn von innen heraus auffraß sollte mir das nur Recht sein. Hayato griff auf einmal über meine Schulter und schlug die Seite um. Ein deutlich größeres Bild wurde sichtbar. Ich fasste um, um die Seite quer zu legen und spürte auf einmal, wie sich auch Sasuke vorbeugte. Ich erkannte sofort, wo das Foto aufgenommen worden war, im Hintergrund war nur zu deutlich das Haus zu sehen, in dem auch ich im Augenblick wohnte. Davor aufgestellt waren an die fünfzig Leute, alle in den dunklen Farben des Uchiha-Clans gekleidet. Ich erkannte Sasukes Eltern wieder und nach einigem Suchen fand ich auch das kleine, zaghaft lachende Kind, das mein Freund einmal gewesen war. Zu schade, dass er dieses Lachen nur noch so selten trug, er wirkte damit so viel lebendiger… „Sasuke…?“, setzte ich an und im nächsten Moment bekam ich einige seiner Haarsträhnen ins Gesicht, als er dicht neben mir den Kopf schüttelte. „Ich sehe das auch zum ersten Mal…“, sagte er leise. Dann plötzlich hob er die Hand und deutete in einer stummen Frage auf den Mann hinter ihm. Hayato lachte zaghaft. „Ganz genau, das bin ich. Das war unser letzter größerer Besuch in Konoha. Hier ist auch Takehiko…“ Er zeigte auf einen Mann ein Stück rechts von Sasukes Vater. Jetzt, wo ich es wusste konnte ich den Bürgermeister nur zu deutlich erkennen. Sicher, er sah um einiges jünger aus, aber das war auch nicht weiter verwunderlich, immerhin musste das Bild an die zehn Jahre als sein. Hayatos Finger wanderte weiter nach vorn. „… und hier ist Hitomi.“ Ich hätte sie nicht erkannt. Auf dem Bild war sie ein kleines, niedliches Mädchen, das deutlich jünger aussah, als sie zu der Zeit gewesen sein musste. Sie hatte kurze, wild abstehende Haare, die dunkler wirkten, als heute, und blickte schüchtern zu Boden, während sich ein junger Mann hinter ihr hinabbeugte und ihr offenbar etwas ins Ohr flüsterte. Als ich den Mann genauer betrachtete stellte ich entsetzt fest, dass es wohl Itachi sein musste… Die Tatsache erst einmal verdrängend sah ich wieder zu der kleinen Hitomi zurück und musste lächeln. Auch wenn es heute bei weitem nicht mehr so offensichtlich war (wenn man nicht gerade noch im Halbschlaf war…), auf diesem Bild sah sie Sasuke am anderen Ende der Aufstellung wirklich ähnlich und die Verwandtschaft war nur allzu deutlich. Entgegen dessen, was ich mir vorgenommen hatte, sah ich nun doch einmal in Sasukes Gesicht, wand aber sofort den Blick wieder ab, als ich von der Seite schon den Konflikt in seinen Augen sah. Er schwankte zwischen verschiedenen Gefühlen, allein auf die Schnelle waren mir schon Schmerz, Freude, Hoffnung und Trauer aufgefallen, ich wollte nicht wissen, was er noch alles gleichzeitig erlebte. So leise ich konnte flüsterte ich in sein Ohr: „Sag Bescheid, wenn du drüber reden willst.“ Er reagierte darauf nicht, aber ich wusste, dass er mich verstanden hatte. „Ich denke, ich mach uns mal was zu Essen. Wir haben wohl alle ganz schön was zum drüber nachdenken, was?“, meinte Hitomi auf einmal und stand auf. „Ich helf dir.“, bot ich an und sie nickte fröhlich. Dann warf sie den älteren Männern einen Blick zu, der wohl soviel hieß wie „entweder ihr helft auch, oder ihr verschwindet aus der Küche“, denn ihr Vater verabschiedete sich mit einem Räuspern und der Anmerkung, er müsse noch etwas Wichtiges erledigen. Hayato zögerte länger, warf Sasuke einen langen Blick zu, entschied dann aber, dass dieser Ruhe brauchte und ging langsam davon. Ich sprang vom Stuhl auf und schnappte mir das Messer, das Hitomi mir hinhielt. Dann begann ich damit die Tomaten in Scheiben zu schneiden, während Sasuke sich wieder hinsetzte und schweigend auf das Foto starrte. Eine ganze Weile schnippelte ich alles Mögliche nach Anweisung klein und ließ mir dabei erklären, was genau sie eigentlich kochen wollte, dann wand sich Hitomi auf einmal ein wenig besorgt um und meinte: „Es tut mir leid, dass sie dich damit so sehr überfallen haben, Sasuke.“ Der schreckte wie aus einer Trance auf und sah sie an, dann schüttelte er langsam den Kopf. „Schon gut, früher oder später hätte ich es doch ohnehin erfahren müssen…“ Ich runzelte die Stirn. Das klang so gar nicht nach ihm. Mit einem letzten Blick auf das Bild schlug er das Album zu und stand auf. Wortlos trat er zu uns und übernahm das Anbraten der Fleischstreifen. Hitomi setzte dazu an etwas zu sagen, doch ich warf ihr einen beschwörenden Blick zu und schüttelte den Kopf. Sie verstand und wechselte das Thema: „Ihr beiden scheint euch ja sehr nahe zu stehen. Kennt ihr euch schon lange?“ „Definier mal kennen.“, meinte Sasuke kühl, aber ich sah ein schwaches Lächeln in seinen Augen. Bevor Hitomi sich zu sehr angegriffen fühlen konnte, erklärte ich lieber, was los war. „Kennen im Sinne, das wir wussten, wer der andere war, tun wir uns seit der Akademiezeit, also seit über zehn Jahren.“ „Aber?“, fragte das Mädchen mit hochgezogenen Augenbrauen. „Aber der Volltrottel hier war damals ein absoluter Idiot.“, kommentierte Sasuke und ließ sich doch tatsächlich damit ablenken. „Teme! Ich war überhaupt kein Idiot! Nur weil du damals einen auf supergenialen Emo machen musstest!!“, rief ich, mir nur zu bewusst, dass ich mich gerade mitreißen ließ, aber das war mir irgendwie herzlich egal. „Natürlich warst du ein Idiot, Dobe. Denk nur mal dran, dass du dreimal durch die Prüfung gerasselt bist, obwohl die einfach wie sonst was war.“ „Spinnst du? Das muss doch nicht gleich jeder wissen!“, schmollte ich, doch Sasuke überraschte mich, als seine Mundwinkel zuckten. Okay, Naruto, neues Ziel, bring ihn in den nächsten fünf Minuten zum Lachen! Aus den Augenwinkeln merkte ich, wie Hitomi uns fragend und amüsiert-geschockt beobachtete. „Kannst du dir vorstellen, wie begeistert ich war, als ich mit dem da in ein Team gesteckt wurde?“, meinte Sasuke an sie gewand und deutete mit dem Kinn auf mich. „Er hat es doch wirklich geschafft die einfachsten Missionen zu vergeigen.“ „Hey, ich…“, setzte ich zum Protest an, doch Sasuke rasselte bereits weiter meine „Fehler“ herunter. „Er hat sich beim Gassigehen von einem Hund in ein Mienenfeld schleifen lassen, ist beim Flusssaubermachen einen Wasserfall heruntergefallen, hat beim Unkrautjäten einfach alles rausgerissen, tapscht noch heute in jede nur denkbare Falle…“ Ich verpasste ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Jetzt ist aber gut, Teme! Als ob du besser gewesen wärst.“ Nun grinste Sasuke wirklich. Ja, strike!! „Und wie ich besser war. Wer hat dir denn jedes Mal den Arsch retten dürfen? Ich…“ Wir wurden von einem lauten Lachen unterbrochen und als wir aufsahen, hielt sich Hitomi kichernd den Bauch. Sasukes Blick wanderte von ihr zu mir, wieder zu ihr und zu mir zurück. Er hob eine Augenbraue. Sag bloß das war… Ich grinste frech. …alles Absicht. Hat doch gut funktioniert, oder? Dann fiel ich in Hitomis Lachen mit ein, während Sasuke nur kopfschüttelnd „Naruto…“ murmelte und sich an die Stirn fasste, während er sinnloser weise versuchte das Lächeln aus seinem Gesicht zu verbannen. Wenn ich damit jemanden (vor allem meinen viel zu ernsten Freund) aufheitern konnte, war es mir mehr als recht, wenn mir jemand meine „Jugendsünden“ vorwarf. Ein Lächeln war viel mehr wert, als mein Ruf… Sasukes POV Ich starrte an die Decke, genau auf ein Uchihazeichen. Mit meinen Augen fuhr ich bestimmt schon zum zwanzigsten Mal die genauen Konturen nach, die ich nur dank meinem Sharingan erkennen konnte. Sehnsucht, Trauer, Freude, Hoffnung und noch vieles andere spürte ich im Moment, so dass ich mir schon Sorgen machte, dass mein Herz überquillt. Ich rollte mich auf die Seite und schaute zu Naruto rüber, der sich leicht schnarchend von einer zur anderen Seite des Bettes wälzte. Was er wohl träumt? Takehiko hat uns am Abend in ein Gästezimmer geführt, in dem wir schlafen konnten. Wir waren froh, als wir gesehen haben, dass wir uns nicht, wie schon so oft, ein Bett teilen mussten. Obwohl mir ein bisschen Wärme - gerade in dieser Nacht - gut getan hätte. Ich drehte mich wieder auf den Rücken. Es war wohl um die zwei Uhr morgens und ich konnte einfach nicht einschlafen. Zu viele Gedanken und Gefühle hatten sich in mir aufgestaut, die mich jetzt, in der schutzlosen Dunkelheit, überfielen. Eigentlich sollte ich mich einfach freuen, dass ich doch noch eine Familie habe, aber die Trauer, die wieder in mir hoch gekommen ist, hinderte mich daran. Die Szenen der einen Nacht quälen mich, wenn ich die Augen schloss. Itachis Worte hallten in meinem Kopf. Meine Schreie verfolgten mich und die Kälte jener Nacht kam zurück. Ein Alptraum, obwohl man gar nicht schlief. Ich zwang mich an die Vorteile zu denken, die die Situation mit sich brachte. Der Uchihaclan ist nicht fast ausgerottet! Ich musste mich nicht um Nachschub kümmern, dass heißt, ich muss keine Kinder bekommen! Also, wenn das nicht mal ein Vorteil ist! Das…das ist super! Musste ich fassungslos feststellen. Daran habe ich noch gar nicht gedacht! Da Kinder für mich ein lebendes Grauen darstellten, konnte ich mich noch nie damit abfinden selbst welche zu bekommen, aber da hatte sich nun wohl von selbst erledigt. Ha Ha, ich könnte sogar Jungfrau bleiben, wenn ich Lust dazu hätte! Ich könnte sogar schwul werden, wenn ich wollte. Nicht, dass ich irgendwelche Ambitionen dazu gehabt hätte, aber es ging hier ums Prinzip. Ich musste nicht mehr als Zuchthengst missbraucht werden! Das freut mich jetzt… Noch ein Vorteil… mhh… Ah, die Kulturen, Bräuche und Traditionen unseres Clans werden auch weiter leben, selbst wenn ich sie nicht mehr ganz erhalte. Im Großen und Ganzen wurde mir einfach ein großer Teil Verantwortung und Druck von den Schultern genommen. Ich bin nicht mehr alleine… Heute sind wir, nachdem wir gegessen haben, im Dorf gewesen. Takehiko hat erklärt, dass bis auf fünf Leute hier alle Uchihablut in sich trugen. Diese fünf Menschen waren angeheiratet… Mann konnte genau die Architektur meines Clans erkennen. Überall war das Uchihasymbol aufgemalt oder mit eingearbeitet gewesen. Ich kam mir fast so vor, als wäre ich um die zehn Jahre in die Vergangenheit versetzt worden. Es tat weh, aber war auch eine unglaublich schöne Erfahrung. Naruto hat mich die ganze Zeit aufmerksam beobachtete, als wie durch das Dorf gingen. So als fürchtete er, dass mich wieder so ein… Gefühlsausbruch überfallen könnte. Ich war ihm dankbar, dass er einfach da war. Die Leute, die uns entgegen kamen, hatten uns freundlich gegrüßt, ich hatte Michi, Shin und Kokoro, alles Verwandte von Takehiko, kennen gelernt. Naruto hatte sie mir schon beschrieben, aber es war noch etwas anderes sie persönlich zu treffen. Sie haben mich sehr herzlich begrüßt. Kokoro hatte mich sogar kurz umarmt. Ich habe ein paar Kinder spielen, ein paar Jugendliche trainieren sehen. Die meisten hatte schon das Sharingan. Es war wirklich komisch zu sehen, wie andere es gebrauchen… Als ich Leute in meinem Alter kämpfen sah, wollte ich unbedingt mal gegen einen von ihnen antreten… Das muss ich Morgen mal Takehiko fragen, ob es in Ordnung wäre. Ich würde gerne wissen, ob ich das gleiche Niveau habe, wie die, die unter Uchiha aufgewachsen und so einen extra Trainingsplan für das Sharingan bekommen haben. Ob ich ihnen wohl stark unterlegen bin - oder vielleicht würde ich sogar gewinnen?! Bei dem Gefühl, dass die Leute mich hier für schwach halten könnten, drehte sich mir der Magen um. Aber ich pack das schon, ich bin schließlich ein Uchiha… genauso wie mein Gegner ein Uchiha sein würde… Oh Mann, warum musste ich bloß darüber nachdenken? Jetzt hatte ich noch eine Sorge mehr… Ich hörte Naruto aufschnarchen und musste leicht grinsen. Ich drehte meinen Kopf so, dass ich Naruto beim Schlafen betrachten konnte. Er war wieder etwas ruhiger geworden. Ob er mal von Kyuubi träumt? Ich weiß, dass ihn das Monster schon belastet, aber er sich mittlerweile damit abgefunden hat. Als ich ihn deswegen mal gefragt habe, hat er geantwortet, dass es ihm nicht so viel ausmachte, solange ich, Sakura, Kakashi und die Anderen ihn nicht als Monster sähen. Das tat keiner! Dies konnte ich ihm versichern. Nie könnte ich Naruto als Monster sehen. Vielleicht, als monstermäßig nervig oder gefräßig, aber mehr? Nein, niemals… Meine Gedanken wichen weiter von meinen Problemen ab und ich spürte, wie der Schlaf mich allmählich übermannte. Die leisen Atemzüge von Naruto und mein eigener Herzschlag bildeten eine beruhigende, gleichmäßige Melodie. Mein Sharingan erlosch und ich schloss die Augen. Langsam glitt ich den Schwebezustand, der meisten vor dem Schlaf eintrat. Als sich plötzlich Itachis lachende, blutbesudeltes Gesicht vor mein inneres Auge schob. Schlagartig öffnete ich die Augen und war wieder wach. Super! Aber es war klar, dass in mir die Erinnerungen wieder hochkamen, ich hatte nichts anderes erwartet. Auch ohne mein Sharingan zu aktivieren konnte ich das Uchihasymbol sehen, das sich dunkel von der weißen Wand abhob. Es wurde mir zu viel. Hatte ich die Augen offen, so sah ich das Uchihazeichen überall, die Erinnerungen überfielen mich, schloss ich sie, konnte ich den Alpträumen nicht entkommen. Ich wollte schreien, wollte alle Emotionen wegwerfen, wollte die Gefühle abstellen! Aber anstatt einfach alles rauszubrüllen, nahm ich mir meine dünne Decke und schlich in die Ecke des Zimmers. Von dort aus konnte ich an den Vorhängen entlang aus dem Fenster schauen. Es war Vollmond, stellte ich fest. Das sanfte Licht beschien mein Gesicht. Auch mit Decke wurde mir kalt. Klar, der eiskalte Boden wärmte bestimmt nicht und es gab auch eindeutig wärmere Decken. Ich versuchte die Tatsache zu ignorieren und blickte wieder hoch zum Mond. Der Anblick beruhigte mich irgendwie und ich schloss die Augen. Bald schon spürte ich die Kälte nicht mehr… So begleitete mich das Leuchten des Mondes in einen tiefen Schlaf, in dem ich nur hoffen konnte, dass die Alpträume mir eine Pause gaben. Kapitel 9: Sharingan vs. Sharingan ---------------------------------- Narutos POV Ich wachte nach einer ruhigen Nacht entspannt auf und streckte mich gähnend. Es war noch relativ dunkel im Zimmer, die schweren, dunklen Vorhänge schluckten das Licht der Sonne. Ein wenig stahl sich aber doch hindurch und malte gelbe Muster auf den Boden. Ich lächelte unwillkürlich und stand auf. Der Futon neben mir war leer, aber das überraschte mich nicht wirklich. Sasuke war nie der Typ gewesen, der lange schlief. Das einzige, was mich ein wenig wunderte, war die Tatsache, dass er mich nicht geweckt hatte. Meistens war er der Meinung, dass der Morgen begann, sobald er wach war – und das war in 99% der Fälle lange vor dem, was ich als vernünftige Aufstehzeit eingestuft hätte. Ich schlurfte zur Tür und wollte sie gerade öffnen, als sie mir schwungvoll entgegen kam. Glücklicherweise funktionierten meine Reflexe auch, wenn ich selbst noch nicht ganz wach war und ich wich nach hinten aus. Hitomi schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. „Es tut mir leid, ich habe nicht damit gerechnet, dass du hinter der Tür stehst…“, murmelte sie leise und sah zu Boden. „Schon gut.“, winkte ich ab, „Weißt du, wo Sasuke ist?“ Sie runzelte verwirrt die Stirn, dann deutete sie in eine Zimmerecke. „Da drüben?“ Ich blinzelte. Sasuke schlief eingekuschelt in die Decke und in einer Zimmerecke zusammengekugelt? Und länger als ich? Was war hier nicht in Ordnung? Offenbar hing das Fragezeichen deutlich sichtbar über meinem Kopf, denn Hitomi zog mich kurzerhand aus dem Zimmer und schloss die Tür wieder. „Geht es ihm nicht gut?“, fragte sie besorgt. Ich seufzte leise. „Das glaube ich nicht, es ist nur alles ein bisschen viel für ihn. Wahrscheinlich hat er sich gestern Abend wieder stundenlang den Kopf über tausend unwichtige Sachen zerbrochen und keinen Schlaf bekommen.“, meinte ich leichthin, auch wenn ich mir langsam auch Sorgen machte. Sasuke würde darüber reden, wenn er wollte… oder? „Lassen wir ihn einfach schlafen.“, bemerkte ich lächelnd. Dann wurde mir plötzlich bewusst, dass ich nach wie vor in meinen Boxershorts rum rannte und ich räusperte mich vernehmlich. Oh bitte, hoffentlich war ich nicht rot geworden… „Habt ihr eigentlich zufällig auch unsere Rucksäcke gefunden?“, fiel mir reichlich verspätet ein. Hitomi lachte. „Ja, Michi hat sie heute Morgen aus dem Fluss gefischt. Sie hatten sich an einer Böschung verfangen, sie liegen in der Sonne zum Trocknen.“ Dann hielt sie mir einen Stapel Klamotten hin. „Vielleicht solltet ihr euch solange was von uns ausleihen, es sei denn du magst nasse Kleidung.“ Och nö, meine schönen Kekse, die konnte ich jetzt bestimmt vergessen… Ich nickte nur stumm und murmelte still sinnloses Zeugs vor mich hin. Dann schlich ich mich noch mal kurz ins Zimmer, legte Sasuke seinen Stapel hin und streifte die Sachen über. Sie waren ein klein wenig zu weit, aber das war okay, immerhin waren sie bequem. Allerdings war mir das überall präsente Wappen nicht entgangen. Wer hätte gedacht, dass ich mal mit dem Uchiha-Symbol rumlaufen würde… Ich beschloss erstmal einen kleinen Morgenspaziergang zu machen und schaffte es sogar beim dritten Versuch den Ausgang zu finden. Draußen merkte ich, dass es schon eher Mittag als Morgen sein musste, die Sonne schien grell auf den Platz hinab. Ein junger Mann kam auf mich zu, aber erst, als er quasi vor mir stand erkannte ich Shin wieder. „Na, auch mal aufgewacht?“, grüßte er lachend. Ich nickte mit einem entschuldigenden Achselzucken. „Das war ein aufregender Tag gestern.“ „Das glaub ich gern. Ihr habt hier auch für ganz schön Aufsehen gesorgt, würde mich nicht wundern, wenn Sasuke sich nachher erstmal einem kleinen Ansturm an neugierigen Verwandten entgegenstellen muss…“ Oh, Mann, der Arme, ich sollte versuchen das zu verhindern – oder ihn zumindest vorwarnen. Offenbar standen mir meine Gedanken im Gesicht geschrieben, denn Shins eher ernste Mimik wechselte auf einmal zu einem amüsierten Ausdruck, bis er schließlich lachte. „Keine Sorge, das wird schon.“ Er klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. „Ich wollt’ grad ’ne Runde ums Ort joggen, möchtest du mitkommen?“ Klar wollte ich. Es war schön friedlich hier, fast wie Zuhause. Überhaupt sah hier alles so furchtbar nach Konoha aus, dass mir allein die Vorstellung meilenweit fort zu sein, albern vorkam. Kein Wunder, dass Sasuke so komisch reagierte, er musste sich wie in der Vergangenheit fühlen… Shin schwieg die meiste Zeit über. Einmal fragte er: „Sag mal, wie stehst du eigentlich wirklich zu Sasuke? Hitomi hat mir von eurem… Gespräch gestern Abend in der Küche erzählt.“, fügte er entschuldigend hinzu. Ich winkte ab. „Sasuke und ich sind Freunde, aber wir haben unsere eigene Art das einander zu zeigen.“ Ich zwinkerte ihm vergnügt zu. „Früher konnten wir uns wirklich auf den Tod nicht ausstehen, aber… nun ja, es ist viel geschehen seit dem und für mich ist er der Bruder, den ich nie hatte.“ Shin dachte eine Weile darüber nach, dann meinte er vorsichtig: „Du bist ein Einzelkind, oder?“ Ich blinzelte überrascht von der Frage. Ich konnte den Gedankengang dahinter nicht nachvollziehen, aber das war ich ja irgendwie gewohnt… „Kann man wohl sagen, meine Eltern sind kurz nach meiner Geburt gestorben, da war keine Zeit mehr für ein Geschwisterchen.“, versuchte ich halbherzig einen Scherz daraus zu machen, doch offenbar verstand Shin mich falsch. Er riss die Augen auf, dann sah er betreten zu Boden. „Entschuldige.“ „Nicht doch.“, meinte ich abwehrend, „Es ist okay, ich mag mein Leben, wie es jetzt ist. Kein Grund sich über Vergangenes den Kopf zu zerbrechen. Außerdem habe ich meine Freunde und eine bessere Familie könnte ich mir nicht wünschen.“ Daraufhin stahl sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen, aber er sagte lange Zeit kein Wort mehr erst, als wir wieder ins Dorf selbst kamen, meinte er: „Dornröschen ist aufgewacht.“ „Häh?“ Ich sah mich um und musste kichern. Sasuke kam gerade aus der Haustür und streckte sich erst einmal ordentlich. Dann wand er neugierig den Kopf und entdeckte uns. „Morgen, Teme.“, konnte ich mir nicht verkneifen, warf ihm aber gleichzeitig einen fragenden Blick zu. Wie fühlst du dich? „Hn.“, nickte er wortkarg. Ein wenig klarer als gestern, aber immer noch verwirrt. Das konnte ich verstehen, ebenso, wie die Tatsache, dass er es nicht laut aussprechen wollte. „Morgen, Sasuke.“, grüßte nun auch Shin und lächelte freundlich, „Naruto und ich haben uns gerade warmgelaufen, hast du Lust mit zum Training zu kommen?“ „Ja.“, war alles, was er sagte. Der Trainingsplatz war direkt neben dem Haus, ein wenig versteck am Waldrand, aber nichtsdestotrotz beeindruckend groß. „Wow!“, rief ich freundenstrahlend, was mit einen Ellbogenstoß von Sasuke einbrachte. Ich warf ihm schmollend einen Seitenblick zu. Was sollte das? Benimm dich gefälligst. Es ist doch nur deine Familie. Eben. Okay, das verstand ich nicht. Sinnlose Sasuke-Logik. Aber egal, ich ging in eine lockere Kampfhaltung, als hinter uns eine Stimme unsere Namen rief. „Sasuke, Naruto! Hallo!“ Wir wanden zeitgleich den Kopf, um Hayato auf uns zukommen zu sehen. Er sah glücklich aus, aber irgendwie auch nachdenklich und ein wenig besorgt. War etwas vorgefallen? Kaum war er nah genug, steuerte er direkt auf Sasuke zu und suchte dessen Blick. „Bist du richtig wach? Ich muss etwas Wichtiges mit dir besprechen…“ Sasukes POV Ok, kurze Notiz an mich selbst. Schlafe nicht mehr auf einen steinharten, eiskalten Boden. Die Rückenschmerzen, die du davon bekommst, sind es echt nicht wert. Shin, Naruto und ich standen auf einem großen Trainingsplatz. Ich begann mich gerade zu fragen, ob ich jetzt wohl mal fragen sollte, ob ich mal gegen jemanden in meinem Alter oder älter kämpfen darf, da rief eine Stimme hinter uns: „Sasuke, Naruto! Hallo!“ Wir drehten uns um und konnten meinen Paten erkennen, der auf uns zu lief. Er blieb kurz vor uns stehen und schaute mich ernst an. Ich verkrampfte mich. Oh, nein… nicht das ich etwas gegen ihn hätte, aber er sieht so aus, als würde er gleich wieder so eine Nummer abziehen, wie plötzlich alte Photoalben raus zu holen. Na gut, er war gestern nicht ganz nüchtern, aber die beste Idee war es trotzdem nicht. „Bist du richtig wach? Ich muss etwas Wichtiges mit dir besprechen…“, fing er an. Bevor ich etwas erwidern konnte, kam Shin auf Hayato zu und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Wir wollten gerade ein bisschen trainieren. Können wir es nicht später bereden?“ „Aber…es ist wichtig.“, stotterte Hayato. „Trotzdem kann es warten. Du kannst Sasuke nach dem Training immer noch mit deiner Nachricht überrollen.“, meinte Shin nun mit einem nachdrücklichem Ton in der Stimme. Ich kann mich auch täuschen, aber für einen Moment dachte ich, dass Shin und Naruto einen Blick getauscht hätten. Mein Pate ließ kurz seine Schultern sinken, meinte aber: „Ok, ok. Ich halte euch nicht auf. Aber danach muss ich mit Sasuke reden!“ Glück gehabt. Noch ein paar komische Nachrichten mehr und ich werde mit Sicherheit platzen, oder zusammenklappen, oder so was… Es entstand eine kurze Stille, in der ich schnell fragte: „Du, Shin. Kann ich eigentlich mal gegen einen Uchiha kämpfen?“ Überrascht schnellten die Köpfe zu mir rum. Naruto suchte meinen Blick Du willst was? Gegen einen Uchiha kämpfen. Warum? Möchtest du eine Ahnung davon haben, wie es ist gegen Itachi zu kämpfen?? Die Heftigkeit seines Blickes überraschte mich. Genau wie seine Gedanken selbst. Denn an so was habe ich noch nicht einmal im Entferntesten gedacht. Nein!!! Ich will nur sehen, wie stark ich im Gegensatz zu denen bin, die im Uchihaclan aufgewachsen sind. Er hob misstrauisch eine Augenbraue, beließ es aber dabei. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mit mir noch nicht fertig war… In der Sekunde, in der der Austausch zwischen Naruto und mir stattfand hatten sich auch die anderen beiden von der komischen Frage „erholt“. „Ähm, klar. Wenn du willst kann du gegen mich kämpfen.“ Ich lächelte leicht und nickte. „Shin, halt dich zurück. Er ist nicht Itachi, klar?“, meinte mein Pate ernst. Bei der Erwähnung meines Aniki stutze ich. „Was hat Itachi damit zu tun?“, fragte auch Naruto sogleich. „Ich habe früher mal gegen Itachi gekämpft und gewonnen.“, begann Shin zu erklären, „Aber es war sehr knapp, außerdem hatte Itachi auch noch eine kleine Verletzung von seiner letzten Mission. Naja, ich wollte immer mal wieder gegen ihn kämpfen, wenn er voll in Form war.“ „Und ich meinte, er solle sich zurück halten, da Shin doch einer der stärksten Uchiha in seinem Jahrgang ist. Und Itachi war schließlich, jetzt muss ich sagen leider, ein Genie und es wäre nicht fair ihn und Sasuke zu vergleichen.“ Diese selbstverständliche Zurücksetzung meiner Fähigkeiten machte mich sauer. „Nein, Shin. Kämpf mit voller Stärke!“, zischte ich wütend. Bevor Hayato wieder etwas sagen konnte meinte Shin: „Hatte ich immer vor. Wenn es dir zu heftig erscheint, Hayato, kannst du ja einschreiten.“ Hayato gab sich geschlagen, brummte ein „In Ordnung“ und verschränkte die Arme vor der Brust. Naruto klopfte mir noch mal auf die Schulter und grinste mich an, dann wurde ich von Shin weggezogen. Wir stellten uns in der Mitte des Trainingsplatzes auf. „Sasuke, du hast es selbst so gewollt, dass ich mit voller Kraft kämpfe. Also beschwer dich hinterher nicht.“, rief mir Shin noch zu bevor er auf mich zu rannte. Wir beide hatten keine Waffen bei uns. Es zählte wirklich nur Fähigkeit gegen Fähigkeit. Ein gezielter Schlag von Shin holte mich aus meinen Gedanken. Ich wehrte ab und schlug selbst zu. Wir steigerten unser Tempo bevor wir wieder auseinander sprangen. Nun aktivierte Shin endlich sein Sharingan. Ich tat es ihm gleich. Der Kampf konnte beginnen! Dieses Mal fing ich an, indem ich meine Hände aneinander legte, meine Augen schloss und den Kopf senkte. Wie als würde ich beten stand ich nun da. Ich spürte Shins Blick auf mir. Es sah zwar komisch aus, aber so klärte ich meinen Kopf, bis alle ablenkenden Gedanken, alle Zweifel, alle Sorgen aus ihm verschwanden. Außerdem fing ich an Chakra zu sammeln und mich bereit zu machen. Seit ich angefangen hatte mit Naruto blind zu trainieren, war es eine Angewohnheit geworden. Anscheinend wurde es Shin langsam zu blöd, denn ich hörte ihn auf mich zukommen. Ein leichter Windhauch strich meine Wange, ohne die Augen zu öffnen fing ich Shins Schlag ab. Nun blickte ich zu ihm auf und fing an zu lächeln. Ich trat ihm in den Bauch, sodass er ein paar Meter nach hinten flog. Dann beschleunigte ich mein Tempo noch und fing in ab, bevor Shin auf dem Boden aufkam. Und wollte ihn mit einem weiteren Schlag auf den Erdboden schicken. Leider kam er mir zuvor, indem er mein Arm packte und mich mit nach unten zog. Wir rangelten kurz am Boden, bevor er plötzlich Fingerzeichen machte und ein riesen Katon-jutsu losließ. Ich hörte hinter mir ein erschrockenes Aufkeuchen. Da ich bezweifelte, dass es Naruto gewesen war, nahm ich an, dass Hayato sich immer noch Sorgen um mich machte. In Sekundenschnelle war ich auf den Füßen und wich dem Jutsu aus. Ich konnte mein Chidori hier nicht anwenden ohne Shin zu verletzen. Obwohl er das eigentlich aushalten müsste, da es zwar ein starkes, aber bei weitem noch nicht mein stärkstes Jutsu war. Der Rauch des Feuerjutsus hatte sich noch nicht gelegt, aber durch unser Sharingan konnten Shin und ich uns ohne Probleme erkennen. Wir gingen wieder aufeinender los, verteilten Schläge und Tritte, wichen aus und fingen sie ab. Mittlerweile sollte unser Kampf fast zu schnell für normale Augen geworden sein, aber ich wusste nur, dass ich mein Limit noch lange nicht erreicht hatte, Shin aber schon deutlich keuchte. Wir gingen kurz auf Distanz, um uns eine Verschnaufpause zu gönnen. Dann formte ich Chidori. Shins Augen weiteten sich, als er die Attacke sah. Ich nahm keine Notiz davon und griff ihn an. Er schien verunsichert, denn er stolperte ein Schritt zurück, wich aber gerade so aus. Mein Arm mit dem Chidori schoss knapp über seine Schulter. Wir waren so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Bevor er meine Deckungslücke ausnutzen konnte, ließ ich mein Chidori erlöschen, drehte mich um meine Achse und schlug ihm mit Kraft in den Rücken. Er stürzte nach vorne und konnte sich nicht schnell genug aufrichten. Er blickte mir in die Augen und… ich hatte gewonnen. Kapitel 10: Schwerwiegende Entscheidung --------------------------------------- Narutos POV Während Sasuke und Shin also Aufstellung nahmen und das erste Mal aufeinander prallten, blieb ich mit Hayato am Rand stehen. Ich war mir immer noch nicht so ganz sicher, was Sasuke damit eigentlich bezwecken wollte. Glaubte er denn wirklich, bloß, weil er nicht unter ihnen aufgewachsen war, müsste er seiner Familie beweisen, dass er das Sharingan genauso gut beherrschte, wie sie? Naja, bei genauerem Drübernachdenken, zuzutrauen wäre es ihm… aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass da noch mehr dahinter steckt. Vielleicht will er es am Ende gar nicht ihnen, sondern sich selbst beweisen? Oh Mann, Sasuke, fühlst du dich etwa ernsthaft unterlegen?? Es war schwer das auf die Schnelle sagen zu können, insbesondere, da ich versuchte nicht in seine Augen zu sehen. Wir konnten zwar nicht wirklich Gedanken lesen, aber meistens kamen wir dicht ran. Vieles spiegelte sich in den Augen wider und ich war immer noch überzeugt, dass er Ruhe und Zeit zum Nachdenken brauchte. Klar, ich war nicht so hundertpro konsequent gewesen, aber ich versuchte es immerhin… Neben mir knackte was und ich blickte aus meinen Gedanken auf. Hayato stand verkrampft und wie zum Sprung bereit neben mir. Ich blinzelte verwirrt. Ich warf einen Blick zu Sasuke hinüber, doch der stand gerade konzentriert und mit geschlossenen Augen da und fing unbewegt Shins Schlag ab. Ich schmunzelte. Das war so typisch, er musste erstmal ein bisschen angeben. Sein Pate schien das aber nicht so locker nehmen zu können. Oder war etwas anderes? „Was ist?“ Ich sah mich um und lauschte kurz, aber um uns herum war niemand. Es gab keine Gefahr oder sonst einen Grund so nervös zu sein. „Nichts.“, knurrte Hayato, dann sah er mich an. „Warum tut er das?“ „Wer? Sasuke?“ Er nickte. „Ja, warum will er gegen Shin kämpfen – und dann auch noch mit voller Kraft?!“ Ich lachte. Nicht, weil ich mich über Hayato oder seine Besorgnis lustig machen wollte, sondern, zum einen, weil mir endlich klar wurde, was los war und, zum anderen, weil ich mir Sasukes Gesicht vorstellte, wenn er erfuhr, dass sein Pate Angst hatte, ihn kämpfen zu lassen. „Sasuke ist stark, ihm wird nichts passieren.“, meinte ich und zwinkerte ihm zu, was aber nicht die geringste Reaktion zeigte. Derweil waren Sasuke und Shin in einen lustig anzusehenden Boden-Rangel-Kampf verwickelt. Sie hetzten dabei bereits so schnell hin und her, dass ich nur noch gerade so mitkam und ich hatte keine Chance sicher zu sein, aber ich war mir sicher, dass sie beide ihr Sharingan aktiviert hatten. „Also, schnell ist er…“, murmelte Hayato, entspannte sich aber keineswegs. „Nicht nur das, glaub mir.“, meinte ich leichthin, „Sasuke ist einer der stärksten Ninja Konohas und er hat seinen Jonin-Rang nicht für nichts bekommen.“ Wow, ich war gerade dabei jemand anderem zu versichern, wie stark mein Freund war… das war mal was Neues, normalerweise musste ich sie eher von meiner Stärke überzeugen, während sie von Sasuke nichts anderes erwarteten… „Ja, aber Shin… Ah!“ Schnell packte ich Hayato am Arm, um ihn zurückzuhalten, als Shin ein Feuerjutsu losließ und es für einen Moment so aussah, als würde Sasuke nicht mehr rechtzeitig wegkommen, doch ich wusste es besser. „Ganz ruhig.“, lachte ich, wobei ich mir langsam doch Sorgen machte, ob der gute Mann nicht am Ende noch einen Schock erleiden würde, wenn das so weiter ging. Ich konnte ja irgendwie schon verstehen, dass er sich Sorgen machte, aber das Ausmaß, das diese Sorge annahm war fast schon albern. Sasuke war kein kleines Kind mehr und bewies ihm doch gerade, dass er sehr gut auf sich selbst aufpassen konnte. Vielleicht sollte ich Hayato besser ablenken, ehe er wirklich noch dazwischen ging und diesen, zumindest für Sasuke, wichtigen Kampf vorzeitig beendete… „Hast du Sasuke als Kind oft gesehen?“ Er blinzelte, dann erschien ein Lächeln auf seinen Lippen. Yeah, richtige Frage, Naruto! „Ja, es gab mal eine Zeit, in der wir mindestens einmal pro Monat in Konoha waren, aber das hat sich dann irgendwie verlaufen. Es ist unglaublich, wie viel Zeit seit dem vergangen ist. Als ich ihn das letzte Mal wirklich gesehen habe, war Sasuke gerade sieben geworden… Er war immer so ein fröhliches, aufgewecktes Kind und nun…“ Oh, Mist, jetzt machte er sich schon wieder Vorwürfe. Der Kerl war anstrengend. „Jetzt ist er erwachsen geworden?“, schlug ich vor, in einem verzweifelten Versuch der aufkommenden Dramatik aus dem Weg zu gehen. Zu meiner Überraschung schüttelte Hayato den Kopf. „Nein, oder doch, ja. Irgendwie ist er das wohl. Es ist seltsam, weißt du, einerseits sehe ich immer noch den kleinen Jungen in ihm, aber auf der anderen Seite ist er so… anders. So kalt, nicht länger fröhlich…“ Alter, da hättest du ihn mal vor zwei, drei Jahren sehen sollen… Ich blickte aufs Kampffeld zurück. Sasuke und Shin waren in einen rasanten Faustkampf verwickelt, dem meine Augen nicht mehr folgen konnte. Ich sah nicht mehr als verwaschene Schatten, die aufeinander zu rasten, um sich dann wieder abzustoßen, aber ich brauchte auch nicht mehr zu sehen. Ich konnte hören, wenn jemand traf und das leise Stöhnen, das darauf folgte, klang in den wenigsten Fällen nach Sasuke. Außerdem hörte ich noch etwas anderes. „Ich glaube, Shin geht langsam die Puste aus.“, kommentierte ich, erneut in einem Versuch das Thema zu wechseln. „Du kannst sie noch sehen?“, fragte Hayato erstaunt und als er zu mir herübersah, stellte ich wenig überrascht fest, dass auch er das Sharingan aktiviert hatte. „Nein.“, gab ich lachend zu, „Aber ich kann sein Schnaufen hören.“ Hayato lächelte schwach, dann wurde er fast schon beängstigend schnell wieder ernst. „Naruto?“, fragte er und ich schluckte unwillkürlich. „Ja?“ „Du kennst Sasuke doch gut, oder?“ Worauf lief das jetzt wieder hinaus? „Würde ich mal behaupten wollen, ja, warum?“ „Meinst du…“ Er zögerte. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich nicht hören wollte, was jetzt kam, aber wenn er es nicht gleich aussprach, würde er platzen, so, wie er aussah. „Was denn?“, fragte ich so neutral wie möglich. „Meinst du… er würde… hier bleiben wollen?“ „Hier bleiben?“, echote ich und riss die Augen auf. Ob Sasuke bei den Uchiha bleiben wollte? War das sein Ernst?! „Ja, hier bleiben. Bei uns. Bei mir. Ich habe damals versprochen, mich um ihn zu kümmern, wenn seinen Eltern etwas geschehen würde und wenn ich schon bisher versagt habe, kann ich ihm wenigstens das anbieten…“, auf einmal brach alles aus ihm heraus, als müsste er es sich von der Seele reden. Ich schwieg und konzentrierte den Blick schnell aufs Feld, wo Sasuke und Shin gerade auseinander stoben und sich eine kurze Atempause gönnten. Sasuke und hier bleiben? Wie in, nicht mehr nach Konoha zurückkehren? Ich wusste in dem Moment, in dem ich es hörte, dass ich es nicht wollte. Ich wollte nicht, dass er blieb, dass ich alleine zurückkehrte. Ich wollte nicht ohne ihn auf Missionen gehen und in dem Wissen zurückkehren, dass er nicht da sein würde. Dass ich ihn nicht im Dorf finden würde, dass ich ihn so gut wie nie sehen würde. Sasuke war mein bester Freund und ich wollte ihn nicht auf eine solche Art verlieren. Gleichzeitig schalt ich mich aber auch einen Narren. Es ging hier nicht darum, was ich wollte, sondern, was er wollte. Nach all den Jahren, in denen er in dem Glauben gelebt hatte, allein und der letzte seines Clans zu sein, hatte er es da nicht verdient, endlich im Kreis seiner Familie leben zu dürfen? Unter Menschen, die ihn verstanden, vermutlich besser, als jeder von uns es konnte? Sie trugen dasselbe Erbe in sich, wie er, würden sie ihm dann nicht viel besser helfen können, es zu vervollkommnen? Würde er nicht genau das wollen? Hatte er sich nicht immer gewünscht wieder mit seiner Familie zusammenzuleben? Ich seufzte unhörbar. Als ich aufgewacht war und erkannt hatte, was los war, hatte ich mich für ihn gefreut. Niemals wäre mir in den Kopf gekommen, dass diese Situation ein Ende bedeuten konnte. Niemals hatte ich darüber nachgedacht, dass es ein Abschied werden könnte. Es war für mich immer klar gewesen, dass wir zusammen zurückkehren würden, aber vielleicht wollte Sasuke das gar nicht? Es stimmte mich traurig, aber das war seine Entscheidung und als sein Freund war es doch meine Pflicht in zu unterstützen, egal, wie er sich entschied, oder? Auch wenn es gegen das ging, was ich wollte, es wäre unfair und egoistisch gewesen, ihm meinen Willen aufzuzwingen. Dennoch, würde ich so neutral bleiben können, wenn er wirklich bleiben wollt…? „Naruto?“, riss mich Hayato aus meinen Gedanken. Ich zwang ein Lächeln auf mein Gesicht und antwortete sehr verspätet: „Ganz ehrlich, ich weiß es nicht, aber ausschließen würde ich es nicht.“ Es schmerzte mich, das zu sagen, aber es war die Wahrheit. In diesem Moment konnte ich Sasuke wirklich nicht einschätzen, außerdem glaubte ich, dass es auch ihm nicht sogleich klar sein würde und ich wollte hinterher nicht als Lügner dastehen. In der Zwischenzeit hatte Sasuke Shin mit einem Chidori abgelenkt und ihn mit voller Wucht in den Rücken getroffen. Shin ging zu Boden und auch wenn Sasuke nichts weiter tat, als ihn anzusehen, war klar, dass er gewonnen hatte. Hätte er es darauf angelegt, hätte er ihn in diesem Moment töten können. Shin krallte für eine Sekunde die Hände in den Boden, dann sprang er aber auf und nickte anerkennend. „Du hast gewonnen. Das war… gut.“ Er zögerte kurz, dann klopfte er Sasuke auf die Schulter und rannte davon. „Sasuke!! Du hast gewonnen!!“, rief ich, als ich auf ihn zustürmte, und diesmal war meine Freude wirklich echt. Ich sah, wie er sich grinsend zu mir umdrehte und das Lachen in seinen Augen war so ansteckend, dass ich für einen Moment alles andere vergas. Es kam selten vor, dass man Sasuke so glücklich sah. Ich konnte nicht anders, ich sprang auf ihn zu und von meinem übertriebenen Schwung getragen fielen wir beide zu Boden. „Pass doch auf, Dobe…“, grummelte er, aber seine Augen lachten noch immer. Ich kletterte schnell von ihm runter, ehe Hayato, der uns langsam folgte, noch was Falsches denken konnte und streckte Sasuke die Hand entgegen. „’Tschuldige, Teme.“, grinste ich und zog ihn wieder auf die Beine. Dann fiel mir ein, dass ich ihn besser vorwarnen sollte und ich suchte Blickkontakt. Wie fühlst du dich? Er schmunzelte. Blöde Frage, oder? Ich unterdrückte ein Seufzen. Meinst du, du bist bereit für etwas… äh… das alles verändern könnte? Er runzelte leicht die Stirn. Was meinst du? Ich verzog ein wenig das Gesicht. Hayato hat einen Vorschlag für dich… Einen Vorschlag? Naruto, was…? Doch in diesem Moment kam besagter Pate zu uns. „Das war… beeindruckend, Sasuke.“ Ich konnte einen Seitenblick nicht verhindern. Teme, er hatte gewaltig Angst um dich… „Ähm, kann ich kurz mal mit dir sprechen? Unter vier Augen?“ Sasuke runzelte nun deutlich genug die Stirn, dass auch Hayato es sehen konnte und mir einen verunsicherten Blick zuwarf. Ich seufzte. Früher oder später mussten wir dadurch. „Ich such mal Hitomi und schau, ob ich ihr mit dem Mittagessen helfen kann.“, erklärte ich, und wollte möglichst gut gelaunt klingen. Ehe ich mich endgültig umwand, sah ich Sasuke noch einmal in die Augen. Sasuke, wenn du hinterher drüber reden möchtest, sag Bescheid. Er antwortete mit einem fragenden Blick, doch ich schüttelte den Kopf. Es lag nicht an mir, ihm das zu erzählen. Dann lief ich ohne zurückzusehen zum Haus zurück. Während ich versuchte alles andere in den Hintergrund zu drängen, stellte sich mir die nächste Frage: Wo war noch gleich die Küche? Sasukes POV Ich hatte mich eben noch so gefreut gegen Shin gewonnen zu haben. Jetzt war die Freude wie weg geblasen. Aufgeregt und stotternd hatte mich eben mein Pate gefragt, ob ich nicht hier im Dorf bleiben wollte und nun schaute er mich erwartungsvoll an. Hier bleiben… nicht mit Naruto zurückgehen… bei Uchihas leben… mit ihnen trainieren. „Ich werde darüber nachdenken.“, meinte ich erstmal über das Gedankenrauschen in meinem Kopf hinweg. Ein bisschen von dem Leuchten in Hayatos Augen verschwand. Anscheinend war er... enttäuscht. Aber ich war zu sehr in Gedanken, um darauf einzugehen. Ich drehte mich um und spazierte auf den Wald zu. „Wo willst du hin, Sasuke?“, hörte ich Hayato hinter mir rufen. „Nachdenken!“, rief ich zurück ohne mich umzudrehen. Ich tauchte in den Wald ein und wenig später hatte mich das Grün verschlungen. Eigentlich interessierte mich meine Umwelt nicht sonderlich. Obwohl ich es manchmal liebte einfach stundenlang durch den Wald und das Unterholz zu streunen, wie es Naruto so nannte, um danach leicht zerkratzt wieder nach Hause zu kommen. Ich konnte die Stille manchmal einfach gut gebrauchen. Das einzige was ich dann hörte, war mein eigener Atmen und Herzschlag. Vielleicht noch ein paar Vögel und den Wind in den Blättern, aber sonst nichts. Da ich mich sehr leise bewegen konnte, hörte ich meistens noch nicht einmal meine Schritte. Die Kratzer, die Naruto immer bemängelte, kamen daher, dass ich abseits der normalen Pfade wandelte und die Gegenden, in denen ich Menschen treffen könnte, meide. Ich kam an einer kleinen Lichtung mit einem großen Stein in der Mitte an. Auf den Stein ließ ich mich nieder. Er war schön warm, da die Sonne, die jetzt senkrecht über mir stand, ihn schon erwärmt hatte. Ich ließ mich nach hinten fallen, schloss die Augen und genoss die Wärme in meinem Gesicht. So blieb ich erstmal liegen. Mir kam es nur wie ein kurzer Moment vor, aber als ich die Augen wieder öffnete, war die Sonne schon wieder recht weit gewandert. Dem Fixstern nach zu urteilen waren nun ungefähr zwei Stunden vergangen. Ich wusste nicht, ob ich eingeschlafen war oder einfach meine Gedanken so unkontrolliert schweifen gelassen hatte. Egal… ich musste mich jetzt konzentrieren und über Hayatos Angebot nachdenken. Dazu war ich schließlich hier hergekommen. Es wäre schön hier bei meiner... Familie zu leben. Aber ich wie ich schon zu Naruto sagte, kenne ich die Leute hier eigentlich gar nicht. Natürlich könnte sich das ändern. Wir könnten uns kennen lernen, ich könnte hier aufgenommen werden. Könnte ich das wirklich? Ich meine, immerhin redete ich hier von mir, dem gefühlskalten, traumatisierten, Uchiha Sasuke! Es hat so lange gedauert sich in Konoha wieder heimisch zu fühlen, nachdem mir meine Familie genommen wurde. … so lange, bis ich Freunde gefunden hatte. Wieso? Wieso kann es langsam nicht einfach mal vorbei sein? Gerade, bevor wir in dieses Dorf kamen, war ich dabei, die Sache mit Itachi und meiner Familie zu verarbeiten. Und ich war auf keinem so schlechten Weg. Aber dieses Erlebnis brachte mich allgemein ziemlich ins Trudeln. Zwar war ich froh, richtig froh, dass ich nicht alleine war und es noch andere Uchiha gab, aber… Ja, aber! Dadurch konnte ich erst recht nicht mit meiner Vergangenheit abschließen. Obwohl… keiner hier hat nur ein bisschen etwas von Rache erwähnt. Darüber muss ich wohl noch mal mit Takehiko reden. Weil, wenn hier keiner an Rache denkt und sich keiner hier genötigt fühlt sie ausführen, warum sollte ich es dann machen? Bisher hatte ich es so gesehen, dass es meine Pflicht als letzter Überlebender sei, die Toten zu rächen. Aber anscheinend bin ich der Einzige der so denkt… vielleicht habe dann doch das Recht mein eigenes Leben zu führen… Ach, schon wieder bin ich von meinen eigentlichen Überlegungen abgekommen. Sollte ich nun hier bleiben, oder zurück nach Konoha gehen? Ok, denken wir mal logisch. Ich habe kaum Infos über den Stand der Dinge. Ich sollte wohl erstmal mit Takehiko reden, bevor ich überhaupt noch einen Gedanken daran „verschwende“. Gesagt… gedacht, getan. Ich schwang mich auf die Beine und lief in Richtung des Uchiha - Dorfes. Sofort lief ich zum Hauptgebäude. Die Menschen, die mir zuwinkten, bemerkte ich kaum. „Ah, Sasuke-kun! Warte kurz!“, rief eine Stimme hinter mir. Hitomi kam auf mich zugelaufen. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, ich unterbrauch sie aber: „Weißt du, wo Takehiko ist?“ „Ähm, ja. Er ist in seinem Arbeitzimmer! Aber ich weiß nicht, ob er gerade gestört werden darf.“, meinte sie erstaunt. „Es ist wichtig. Kannst du mich bitte hinführen?“, drängte ich. Sie guckte mich abschätzend an, nickte aber. Sie führte mich einen Gang entlang und bog dann links ab. Ich versuchte mir den Weg zu merken. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir an einer relativ großen, reich verzierten Tür an. Hitomi klopfte, öffnete dann vorsichtig die Tür und steckte den Kopf rein: „Ähm, Sasuke-kun möchte mit dir reden. Es scheint wichtig!“ Dann nickte sie und schob mich in den Raum. Das Zimmer war groß und geräumig. Es standen überall volle Bücherregale rum. Sonst gab es nur einen Schreibtisch, der mit Dokumenten übersäht war und hinter dem Takehiko saß, in dem Raum. „Anscheinend hat Hayato dich gefragt, was?“, lächelte mich der Bürgermeister müde an. „Ja, aber ich habe noch ein paar Fragen bevor ich antwortete“, mich wunderte es wenig, dass Takehiko davon wusste. Schließlich musste Hayato sein Oberhaupt wohl fragen, ob jemand in dem Dorf aufgenommen werden durfte. „Natürlich, natürlich. Das war mir klar. Also, setzt dich und frag!“, meinte er und deutete auf einen Stuhl, dessen Anwesenheit mir vorher entgangen war. Ich schob den Aktenstapel vom Stuhl, der bis eben noch auf ihm lag, und setzte mich. Dann holte ich tief Luft und fing an zu fragen: „Also… vorher möchte ich auch noch etwas anders klären. Als ich Ihnen von Itachi und seinen Taten erzählt habe, hatten Sie dann das Gefühl verpflichtet zu sein, Ihre Familienmitglieder zu rächen?“ Er schaute mich erstaunt an. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Takehiko schaute mich durchdringend an und senkte dann den Kopf. Nach einer Weile schaute er wieder auf: „Sasuke! Ich glaube, ich weiß, worauf du hinaus willst. Klar, war ich sauer, als ich das hörte, aber ich bin in einer ganz anderen Situation als du früher warst. Erstmal kann ich nicht einfach an Rache denken, weil ich der Bürgermeister hier bin und eine gewisse Verantwortung habe. Dann bin ich ein erwachsener Mann. Du warst früher gerade mal acht Jahre alt. Außerdem musste ich nicht zusehen, im Gegensatz zu dir. Ja, ich hatte kurz an Rache gedacht, aber den Gedanken sofort wieder verworfen. Es wird die Toten auch nicht lebendig machen, wenn du dir dein Leben versaust, indem du Itachi nach rennst.“ „Aber ist es nicht mein Pflicht, als einziger Überlebender…?“, meinte ich aufgebracht. Takehiko hob beschwichtigend die Hand: „Du bist nicht der einzige Überlebende! Wir müssen es auf die Schultern von uns allen verteilen.“ „Aber er war mein Bruder… und er hat mich herausgefordert.“, flüsterte ich leise. „Deine Brüder kannst du dir nicht aussuchen. Genauso wenig wie deine Eltern. Keiner wird von dir verlangen, dass du dein Leben der Rache widmest. Und was die Herausforderung angeht… kannst du immer noch selbst entscheiden, ob du sie annehmen willst, oder? Und wenn ich dir einen Tipp geben darf: Tu. Es. Nicht!“ Das Schweigen, das danach entstand, wurde wieder durch den Bürgermeister unterbrochen. Seine Stimme klang sanft: „Ich kannte deine Mutter sehr gut! Wie Hayato schon sagte, du siehst ihr sehr ähnlich. Du hast mich gleich an sie erinnert. Sie war eine sehr gütige, sanfte und starke Frau. Glaub mir, wenn ich sage, sie hat dich und Itachi sehr geliebt. Und sie hätte sicher nicht gewollt, dass das alles passiert. Aber noch sicherer bin ich, dass sie nicht gewollt hätte, dass du dein Leben jetzt wegwirfst.“ Mein Kopf fing an zu pochen. Das, was ich gehört hatte, musste ich später noch mal überdenken. Jetzt wollte ich lieber noch meine anderen Fragen loswerden, bevor die Kopfschmerzen zu stark werden würden: „Wenn ich hier bleiben würde, wie wäre es mit der Verbindung nach Konoha?“ Takehiko seufzte und fing an seine Schläfen zu massieren. Und seine nächsten Worte trafen mich wie ein Schlag. „Für Konoha wärst du tot!“ „Was?“ „Wir, also die restlichen Uchiha, wollen keine Gewalt mehr. Wir wollen einfach nichts mehr mit Konoha oder andern Ninjadörfern zu tun haben. Es tut mir leid, Sasuke, aber du müsstest dich ganz entscheiden! Entweder du bleibst hier und kommst nie wieder nach Konoha oder du gehst nach Konoha und wirst hier wohl kaum wieder hinkommen können. Nur, wenn du dich unbemerkt mal von einer Mission wegschleichen kannst und wir beiden wissen, dass so was fast ans Unmögliche grenzt. Und anders herum könntest keinen deiner Freunde wieder sehen. Außer vielleicht mal Naruto, aber wie gesagt, es ist fast unmöglich.“ Ok, der Schock saß tief! Wie sollte ich so eine Entscheidung treffen können? Takehiko legte mir eine Hand auf die Schulter, als er sagte: „Ich weiß, dass die Situation sehr schwierig für dich ist, aber, egal, wie du dich entscheidest, du wirst immer zur Familie gehören, ja? Keiner würde dich verurteilen, egal, welchen Weg du nimmst!“ Schwach lächelte ich ihn an, erhob mich aber und sagte, als ich schon halb aus der Tür draußen war: „Danke! Aber Sie wissen gar nichts…“ Und wieder fragte ich mich: Wieso? Wieso kann es langsam nicht einfach mal vorbei sein? Kapitel 11: Alarm ----------------- Narutos POV Zu meiner eigenen Überraschung hatte ich die Küche auf Anhieb gefunden, aber dort war nicht, wie ich erwartet hatte, Hitomi, sondern Kokoro am Werkeln. Sie sah nicht auf, als ich hereinkam, rief aber: „Ah, du kommst gerade richtig, kannst du bitte mal die Kartoffeln schälen?“ Sie warf mir ohne sich umzudrehen ein Messer zu, das ich schnell aus der Luft fischte und mir die ersten braunen, hässlichen Erdfrüchte schnappte. „Wieviele Menschen wissen eigentlich, dass ihr hier lebt?“, fragte ich nach einer Weile, in der ich ein halbes Kilo geschält und dabei die ganze Zeit auf meine Hände gestarrt hatte. Kokoro wand sich zum ersten Mal um und blinzelte überrascht. „Naruto?“, fragte sie verwundert, dann lachte sie leicht nervös, „Entschuldige, ich dachte, du wärst Shin. Der sollte mir heute eigentlich beim Kochen helfen.“, fügte sie leicht angesäuert hinzu. „Du musst das natürlich nicht machen.“ Ich lächelte. „Schon okay, mach ich gerne.“ Sie zögerte kurz, dann lächelte sie auch und nickte. „Danke.“ Sie warf das Fleisch in die Pfanne, dann wand sie sich mir zu. „So gut wie niemand. Wir haben schon ein wenig Umgang mit den nächstgelegenen Dörfern, aber keiner von ihnen weiß, dass wir Uchiha sind. Wir sind nicht ohne Grund fort gegangen, weißt du?“ Sie schüttelte ein wenig traurig den Kopf und ihre rote Mähne flog hin und her. „Das Problem ist einfach, dass die meisten Menschen mit unserem Namen viele Dinge verbinden, die wir nicht verkörpern wollen.“ Kokoro seufzte. „Was meinst du, was sie tun würden, wenn sie wüssten, dass wir hier leben?“ Ich schwieg einen Moment lang. Ja, was würden sie tun? Was würde Tsunade tun? Die Uchiha waren immer irgendwie das Aushängeschild Konohas gewesen. Ob nun gewollt oder nicht, sie standen immer im Mittelpunkt und man erwartete viel von ihnen. Ich hatte ja selbst sehen dürfen, was für Auswirkungen das auf Sasuke gehabt hatte… „Das heißt, wir dürfen niemandem von euch erzählen, oder?“ Kokoro blinzelte, dann meinte sie ernst: „Nein, ihr dürft das Dorf nie wieder verlassen, oder wir müssten euch töten.“ „Was?!“ Ich fuhr auf, warf dabei noch das Messer durch die Gegend und stieß gegen die geschälten Kartoffeln, die sofort über den Boden kullerten. Kokoro schluckte erschrocken. „Das war doch nur ein Scherz…“ „Oh?“ Ich rieb mir den Hinterkopf und kicherte nervös. „Über so was macht man keine Scherze…“ Sie lachte leise, während ich die Erdfrüchte wieder einsammelte. „Entschuldige, ich konnte es mir nicht verkneifen…“ Naja, zumindest hatte Sasukes Familie mehr Humor als er – oder zeigte es eher. Ob er auch so locker werden würde, wenn er hier blieb? Ich wusste, dass er seine kühle Maske aus Stolz nach wie vor nicht ablegte, wenn jemand in der Nähe war, aber wenn er sah, dass seine ach so stolze Familie… Ich seufzte traurig. Es würde ihm sicher gut tun, aber ich würde ihn vermissen. Auch wenn wir nicht im geringsten blutsverwandt waren, in meinen Augen war er mein Bruder und ich wollte ihn nicht gehen lassen. Mitten in meine Gedanken platzte der Zufall in Form von Shin. Der junge Mann stürmte die Tür herein, sein Atem ging ein wenig schneller, als normal, woraus ich schloss, dass er gerannt war. Richtig gerannt. „Kokoro, es tut mir leid.“, meinte er. Seine Stimme klang überraschend normal, bedachte man den leicht nervösen Ausdruck in seinen Augen. „Es gab einen kleinen Zwischenfall. Offenbar hat sich wiedermal ein kleineres Wolfsrudel hierher verirrt und ist den Kindern gefährlich nahe gekommen…“ Er sprach noch weiter, aber ich hörte ihn kaum noch. Wölfe? Hier?! Sie konnten uns doch nie im Leben den Fluss hinab gefolgt sein – oder doch?! Himmel, wenn sie es waren, würde das ganze Dorf nur wegen uns in Gefahr geraten!! „Wo war das?!“, rief ich mitten in die Unterhaltung hinein. „Mmh?“ Shin sah zu mir herüber und hob eine Augenbraue. „Oh, hallo, Naruto. Nördlich von hier, vielleicht einen Kilometer, aber wir haben sie vertrieben, es besteht kein Grund… hey, was…?!“ Doch ich war schon losgerannt. Im Nachhinein betrachtet war es wohl ziemlich leichtsinnig und dumm, was ich tat, aber in diesem Augenblick konnte ich nur daran denken, dass wegen uns unschuldige Menschen in Gefahr geraten könnten. Sasuke war zu beschäftigt mit seinen Gedanken und trotz allem wollte ich ihn wohl irgendwie nur ungern stören. Auf jeden Fall stürmte ich blindlings drauflos. Ohne Ausrüstung, ohne Plan und in geliehnen Klamotten, auf denen das Wappen der Uchiha prangte. Wären es wirklich die Nukenin gewesen, hätte ich in dem Moment wohl ganz schön alt ausgesehen… aber soweit dachte ich in dem Moment nicht. Es dauerte nicht lange, bis ich die Wölfe fand, ihr Geruch war so deutlich, dass sie noch sehr nah sein mussten. Ich sprang auf einen der Bäume und kletterte leise und entgegen der Windrichtung weiter. Als ich sie entdeckte, konnte ich aufatmen. Es waren drei Jungtiere, alt genug, um alleine durch die Wälder zu streifen, aber mit beinahe hundertprozentiger Sicherheit noch zu jung, um beschworen zu werden. Ich seufzte erleichtert und ließ mich zu Boden fallen. Die Wölfchen reckten die Ohren und knurrten, als ich aber langsam auf sie zuging, rannten sie davon. Ich schüttelte den Kopf. Wie sinnlos diese Aktion gerade doch gewesen war. Dafür durfte ich mir sicher hinterher wieder was von Sasuke anhören… wenn der bis dahin wieder ansprechbar war. Ob er mich wohl fragen würde, was ich dazu dachte? Wenn ja, was sollte ich ihm antworten? Egal, was ich sagte, es würde ihn beeinflussen und genau das wollte ich ja nicht. Er sollte schließlich selbst entscheiden, was er wirklich wollte. Gedankenversunken marschierte ich durch die Gegend, bis mir plötzlich auffiel, dass es bergauf statt bergab ging. Offenbar lief ich in die falsche Richtung… Ich sah mich um. Wenn ich mich nicht ziemlich irrte, müsste hier in der Nähe der Weg durchlaufen, den ich heute Morgen mit Shin zusammen entlang gejoggt war. Ich lief auf Geratewohl weiter. Irgendwann würde ich schon ankommen. Vielleicht hätte ich unter normalen Umständen früher gemerkt, dass der Boden unter mir nachgiebiger wurde, vielleicht hätte ich auch schneller reagiert, aber die Umstände waren nicht normal und so merkte ich erst viel zu spät, dass der so massiv aussehende Stein unter meinen Füße brach. Viel zu spät wurde mir klar, dass ein Teil des Bodens eingebrochen war und ich gerade dabei von einer kleinen Erdlawine verschüttet zu werden. Ich wollte mich noch zusammenkugeln, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, aber es war längst zu spät. Mein rechter Arm schlug schmerzhaft gegen etwas sehr hartes, kurz bevor mir die Erde und der Staub die Sicht nahmen. Vorsichtig bewegte ich die Finger. Alles okay, nur gestaucht… Der Erdrutsch war erstaunlich schnell wieder vorbei und ich wagte es vorsichtig blinzelnd wieder aufzusehen. Nett, ich lag im Mittelpunkt eines bestimmt zehn Meter tiefen, steilen Kraters. Warum hatte mir niemand erzählt, dass die Erde hier so bröckelig war?! Naja, konnte ich mich später immer noch drüber aufregen. Ich klopfte mir den Staub aus den Haaren und von der Kleidung und stand auf. Ein leises Knacken erklang und ich sah mich verwundert um. Im nächsten Moment fiel ich wieder und diesmal endete das ganze deutlich ungemütlicher. Das letzte, was ich noch wahrnahm, ehe ich bewusstlos wurde, war ein heftiger Schmerz im ohnehin geprellten Arm und trotz allem konnte ich nicht anders, als zu denken: „Warum immer auf dieselben Stellen…?“ Als ich zu mir kam, schrie ich auf. Mein Arm brannte höllisch, mein Schädel fühlte sich an, als wäre er dreimal so groß wie sonst und ich konnte mich kaum bewegen. Langsam öffnete ich die Augen und blinzelte den Staub weg. Irgendwie hatte ich wohl Glück gehabt, bedachte man die beeindruckende Anzahl größerer Felsen, die dicht um mich herum verstreut lagen und die Erdmassen, die meine Beine bewegungsunfähig hielten. Mein linker Arm war frei, den rechten spürte ich nur als Schmerz. Ein Blick genügte, und ich wusste warum. Er war gebrochen und in einem sehr unnatürlichen Winkel eingeklemmt. Allein vom Hinsehen wurde mir fast schlecht. Viel schlimmer war aber, dass ich mich nicht bewegen konnte, ohne größere Schmerzen zu erzeugen. Ich fluchte ungehalten. Da hatte ich mich ja wiedermal in eine schöne Lage manöviert… Sasukes POV Ich hatte wieder auf „meinem“ Stein, auf der Lichtung Platz genommen, um weiter nachzudenken. Ich spürte ein leichtes Prickeln in meinem Arm, das ich aber ignorierte. Doch plötzlich schoss Schmerz, wie ein Blitz in meinen rechten Arm. Ich zuckte zusammen und hielt mir meinen Oberarm. Mein Unterbewusstsein wusste sogleich instinktiv, was die Ursache des Schmerzes war, aber ich schallte mich sofort, dass das eigentlich gar nicht möglich war. Naruto war wohlbehalten im Dorf. Ihm konnte gar nichts passiert sein. Trotz der Versuche meine inneren Stimmen zur Ruhe zu bewegen ließen sie sich nicht zum Schweigen bringen und ich machte mich seufzend auf den Weg zu Dorf. Ich würde keine Ruhe mehr finden, bis ich die Sache erledigt hatte. Ich ging schnurstracks ins Hauptgebäude und auf die Küche zu. Ich wusste ja, dass Naruto beim Mittagessen helfen wollte. Ich stieß die Küchentür auf und fand Shin und Kokoro am Tisch. Sie unterhielten sich über irgendetwas. Sie schauten auf. „Oh, Sasuke. Alles in Ordnung? Du siehst gar nicht gut aus.“ Die Schmerzen im Arm verstärkten sich, genau, wie das ungute Gefühl… „Wisst ihr, wo Naruto ist?“, fragte ich, ohne auf Kokoros Frage zu achten. „Ähm, wir wurden vorher von Wölfen ungefähr einen Kilometer nördlich von hier angegriffen. Das habe ich auch Naruto gesagt, der mit Kokoro hier in der Küche beschäftig war. Dann ist er plötzlich abgehauen. Schien fast so, als wollte er unbedingt auf Wolfsjagd gehen…“, lächelte Shin. Ich riss die Augen auf. Wölfe? Hier? Sollten das wirklich die Wölfe von den Nukenin sein? Und wenn ja, wie konnte Naruto nur alleine gehen. Ich schüttelte den Kopf, murmelte ein „Danke“ und rannte ebenfalls aus der Küche raus. Hinter mir hörte ich Stuhlrücken und ein: „Hey, Sasuke? Was ist denn los?“, von Kokoro. Jetzt war mir erst richtig mies zu Mute. Wehe dir ist irgendwas Schlimmes passiert, du blöder Vollbaka! Ich steuerte Richtung Norden. Was hat er sich bloß dabei gedacht sich ganz alleine den Nukenin zu stellen? Das ist doch Wahnsinn! Scheiße, was ist wenn er von ihnen getötet wurde? Oder, wieder einmal, entführt? Ich werde ihn wohl in der nächsten Zeit mit Handschellen an mich ketten, damit er nicht mehr so einen Blödsinn veranstaltet. Weiß er eigentlich wie es ist, wenn man urplötzlich Schmerzen spürt und die innere Gewissheit hat, dass es dem anderen gerade schlecht geht? Besonders, wenn man nicht weiß, warum! Warte mal… so gesehen konnte ich eigentlich gar nicht nach Konoha zurück, um mal wieder auf das Problem zurück zu kommen. Obwohl es, in der Situation, unwichtig geworden schien. Wie sollten Naruto und ich denn leben, wenn wir dauernd die Schmerzen des Anderen spüren und keine Ahnung haben, was los ist? Weil, irgendwann würde jemand auf einer Mission schwer verletzt werden, der andere würde es spüren, aber nichts machen können. Vielleicht spürt man sogar, wie die Lebenskraft des Anderen langsam erlischt, bis man diese Leere in sich hat, die einen mit den Abgrund ziehen könnte… Außerdem würde ich für all meine Freunde tot erklärt werden. Sie würde mich beziehungsweise mein Stirnband vergraben, Abschied nehmen, wahrscheinlich würden sogar ein paar Tränen vergossen werden… Ich würde Menschen unglücklich machen. Menschen, dir mir wichtig sind. Die für mich meine Familie geworden sind, auch wenn wir keine Blutverwandtschaft haben. Aber das ich egal. Ich kann und will sie nicht verlieren! Was hatte ich mir eingebildet, ich hätte gar nicht überlegen brauchen, ob ich hier bleiben würde. Es war doch klar, dass ich es ohne den Blondbaka, Sakura, Kakashi und all die andern, nicht lange aushalten würde. Ein Lächeln schlich sich auf meine Züge. Meine Entscheidung würde Naruto bestimmt gefallen. Ich zog scharf die Luft ein, als eine weitere Schmerzenswelle durch meinen Arm schoss und langsam in meinem Körper abebbte. Vorausgesetzt er war soweit in Ordnung… Ich sprang vom Baum runter und schaute mich um. Ich befand mich jetzt ungefähr einen Kilometer nördlich vom Dorf, aber ich konnte nichts erkennen. Auch, wenn ich mein Sharingan aktivierte, sag ich keine übergroße Chakraquellen in der Nähe und einen Kampfplatz konnte ich auch nicht erkennen. Vielleicht hatten wir ja wirklich mal Glück und es waren nur normale Wölfe. Aber wo war dann Naruto? Und wie hatte er sich verletzt? Ich nahm an, dass die Wunde nicht allzu harmlos, oder schmerzlos war, da sogar ich die ganze Zeit relativ starke Schmerzen im Arm hatte. Vielleicht hat Naruto, als er hier angekommen ist, auch gemerkt, dass es kein Grund zur Sorge gab und hat sich wieder auf den Rückweg gemacht. Dabei hatte er sich vielleicht verirrt, was nicht verwunderlich wäre, da selbst eine Kartoffel einen besseren Orientierungssinn hatte, als er. Aber wie kann man sich einfach so, so stark verletzen. Das geht doch fast gar nicht! Obwohl…ich denke hier an Naruto, der könnte sogar über einen Stein stolpern und sich dabei das Genick brechen… Ich schluckte. Was für eine aufmunternde Vorstellung. Plötzlich stutze ich. Da war doch etwas. Ich hörte noch einmal genauer hin und vernahm wirklich einen leisen Schrei. Naruto! Schnell sprang ich in die Richtung und kam wirklich wenig später an einem großem Erdkrater an. Unten sah ich eine halb verschüttete Gestalt liegen. „Naruto?! Bist du in Ordnung?“, rief ich nach unten. Erleichtert seufzte ich leise, als er mit relativ kräftiger Stimme antwortete: „Sasuke? Sei vorsichtig, die Erde ist sehr locker!“ Ich leitete Chakra in meine Füße, um möglichst wenig Reibung zu haben und sprang vorsichtig und leichtfüßig nach unten. Bedacht keinen weiteren Erdrutsch zu verursachen. Ich zog scharf die Luft ein, als ich sah, wie Naruto es geschafft hat sich einzuklemmen. Seine Beine waren von Erde verschüttete, aber es sah nicht so aus, als ob sie verletzt waren. Und so wie sein Arm aussah, war es kein Wunder, dass selbst ich die Schmerzen spürte. Er lag unter einem mittelgroßen Stein in einer schmerzhaft und bizarr aussehenden Haltung. „Ok, jetzt ganz langsam.“, meinte ich leise, mehr zu mir selbst. Naruto schrie leise auf, als ich den Stein vorsichtig von seinem Arm runter hob. „Geht`s?“ „Ja, aber bitte mach schnell!“, stieß Naruto zwischen seinen Zähnen hervor. Ich befreite noch Narutos Beine, nahm ihn auf den Arm und sprang mit ihm aus dem Erdloch hervor. Kurz nachdem meine Füße den festen Boden berührt haben, hörten wir ein Krachen. Kapitel 12: Nachbeben... oder:Verfressen ---------------------------------------- Narutos POV Mein Arm brannte wie Feuer und seit Sasuke mich aus dem Erdrutsch befreit hatte, war es keineswegs besser geworden. Im Gegenteil, so seltsam es auch klingen mag, offenbar hatte die gezwungene Ruhelage auch ihre Vorteile gehabt. Jetzt tat es umso mehr weh. Doch das rückte für einen Moment in den Hintergrund, als der Boden bebte und Sasuke uns durch einen schnellen Sprung nach hinten aus der unmittelbaren Gefahrenzone brachte. Entsetzt starrte ich auf den Ort, an dem ich eben noch gelegen hatte und der nun mit noch mehr Steinen und Geröll übersät war. Kein Zweifel, wenn ich da noch drunter gelegen hätte, wäre ich nicht glimpflich davongekommen. Selbst Kyuubis Kräfte konnten mir nicht helfen, wenn ich mir den Schädel brach oder schlicht erstickte. Sprachlos verharrte ich und war mir nur vage bewusst, dass Sasuke mich noch immer auf dem Arm trug. Erst, als er sich wortlos zum Gehen wand, kam ich äußerst schmerzhaft in die Realität zurück. „Ahh!“ Sasuke hatte sich unweigerlich bewegen müssen und jede noch so kleinste Erschütterung fühlte sich an, als jagte mir jemand tausend glühende Nadeln durch den Arm. Ich konnte ihn nicht bewegen, hatte – abgesehen von den Schmerzen – kein Gefühl darin, aber ich konnte ihn auch nicht mit der anderen Hand berühren, ohne dass es weh tat. „Das sieht ganz schön arg aus.“, kommentierte Sasuke nüchtern. Ich erwiderte nichts. Es war seltsam, dass ihm erstmal nichts anderes dazu einfiel. Insgeheim hatte ich mich schon auf eine Strafpredigt gefasst gemacht… „Du kannst mich runterlassen.“, sagte ich langsam, „Meine Beine sind in Ordnung.“ „Hn.“ Vorsichtig setzte er mich ab. Ich brauchte einen Moment, um mein Gleichgewicht wieder zu finden – meine Beine waren unverletzt, aber eingequetscht gewesen und noch nicht wieder richtig durchblutet – und streckte automatisch die Arme aus. „Aua!!“, ich biss mir auf die Lippe, als eine neue Schmerzwelle durch mich raste. Neben mir zuckte Sasuke leicht zusammen, ehe er seufzte. „Baka, wie schaffst du es nur immer, so was anzustellen?“ Er verdrehte die Augen. Ich verzog das Gesicht. „Als ob ich das absichtlich machen würde und überhaupt ich… Ah! Hey, was soll das werden?!“ Sasuke hatte mich komplett ignoriert und wieder auf die Arme genommen, um jetzt in einem irrsinnigen Tempo durch den Wald zu rasen. Unbewegt sah er nach vorn. „Bis wir in deiner Geschwindigkeit wieder im Dorf sind, dauert es noch ewig. Außerdem weißt du doch sowieso nicht, wo es lang geht, oder?“, fügte er mit einem überlegenen Grinsen hinzu. „Hey, Teme, soo langsam bin ich auch wieder nicht und du könntest mir auch einfach sagen…“ „Wir sind da.“, unterbrach er mich und im nächsten Augenblick brachen wir schon durch die letzten Ausläufer des Waldes und standen am Dorfeingang. Jetzt endlich ließ er mich herab. Na toll, waren wir echt so dicht am Dorf gewesen? Und ich hatte den Weg nicht gefunden? Herrlich, das würde er mir noch ewig vorhalten… Dennoch, ich schuldete ihm etwas. „Danke. Sasuke.“, fügte ich nach einer Weile an. Er nickte und deutete ein schwaches Lächeln an. Er setzte dazu an etwas zu sagen, als jemand unsere Namen rief und nur Augenblicke später kam Kokoro auf uns zu gelaufen. „Sasuke, Naruto, wir haben uns schon Sorgen gemacht, Shin wollte los euch… Oh, mein Gott! Naruto, dein Arm!!“ Sie schlug die Hände auf den Mund. Zugegeben, er sah wirklich reichlich eklig aus und das Blut, das mittlerweile nicht nur an mir, sondern auch an Sasuke klebte machte das ganze nicht besser. „Ja, äh, ich bin da wohl mit dem Boden ein Stück eingebrochen…“, meinte ich und kämpfte im letzten Moment den Drang nieder den Arm hinter den Kopf zu legen. Kokoro starrte mich geschockt an, dann atmete sie tief durch und wurde auf einmal sachlich. „Findet ihr die Küche?“ Ich tauschte einen fragenden Blick mit Sasuke. Er nickte schließlich. „Gut. Zwei Türen weiter rechts ist ein kleines ‚Behandlungszimmer’, wie wir es nennen. Wartet dort, und macht ja nichts an der Wunde!!“ Damit lief sie davon und ließ uns verwundert zurück. „Geht das so oder ist es zu fest?“, fragte Hitomi vorsichtig. Ich grinste breit. „Alles bestens!“ Sasuke schnaubte. „Du spürst doch gar nichts!“ Eine knappe Stunde war vergangen, ich saß auf einem Tisch, während Hitomi gerade dabei war den Verband um meinen Arm festzuschnüren. Irgendwie war alles unglaublich schnell gegangen. Ehe Sasuke und ich noch Zeit gehabt hätte irgendwas zu tun oder zu sagen, war Hitomi angerannt gekommen und hatte mich sofort in Beschlag genommen. Mit geübten Bewegungen hatte sie den Ärmel des Kimonos abgeschnitten und die Wunde gewaschen. Das hatte es aber auch nicht wirklich besser gemacht und ich zollte ihr insgeheim Respekt, dass sie dabei so ruhig bleiben konnte. Sie hatte in Windeseile einen Splitterbruch diagnostiziert und mir sofort eine Betäubungsspritze verpasst, um die Bruchstücke wieder richtig anzuordnen. Ich hatte ihr dabei nicht zugesehen. Es gab Dinge, die musste man einfach nicht tun und das gehörte eindeutig dazu. Sasuke war nicht von meiner Seite gewichen, aber als sie auf meinem blutigen Fleisch herumdrückte, hatte auch er fort gesehen. Ich war ihm dankbar dafür, dass er blieb. Gerade, weil ich verstanden hätte, wenn er das nicht mit ansehen wollte. Mittlerweile hatte Hitomi einen Teil der Wunde geheilt und eine Salbe aufgetragen. Sasuke hatte Recht, ich konnte den Arm nach wie vor nicht fühlen, aber das machte nichts. Ich war mir sicher, dass sie es richtig gemacht hatte. Daher ignorierte ich den Einwand auch und schenkte dem Mädchen ein aufrichtiges Lächeln. „Danke.“ Sie lächelte auch, aber es war schwach. „Wie hast du das nur geschafft? Weißt du, was für einen Schrecken ihr mir eingejagt habt?“ Es dauerte noch eine weitere Stunde, ehe ich die Ruhe fand, mit Sasuke zu reden. Nach unserer – meiner – Aktion war natürlich erstmal ein kleines Chaos losgebrochen. Irgendwer hatte uns wohl blutverschmiert ins Dorf kommen sehen und wir verbrachten eine ganze Weile damit, zu erklären, was eigentlich ziemlich peinlich war. Nach einer, sehr umständlichen, Dusche und einem verspäteten Mittagessen hatte ich Sasuke nach draußen geschleift und nun saßen wir in Ruhe auf dem Dach des großen Hauses und beobachteten ein paar Kinder, die entfernt von uns mit einem Ball spielten. Zumindest beobachtete ich sie. Sasukes Blick schien ins Leere zu gehen. „Ich… bin wirklich froh, dass du gekommen bist.“, brach ich irgendwann das Schweigen, „Ohne dich wäre ich wohl nicht da rausgekommen… Danke.“ Ich sah zu ihm herüber und ein halb glückliches, halb trauriges Lächeln lag auf seinen Lippen. Das verwirrte mich. „Was ist?“, fragte ich ganz direkt. Sasuke seufzte leise und rieb sich über den rechten Oberarm, wie er es in den letzten beiden Stunden seltsam oft getan hatte. „Naruto, ich habe mich entschieden.“, flüsterte er leise. Ich schluckte. Wollte ich es wirklich hören? Wollte ich wirklich wissen, wie es weitergehen würde? Nein, das war die falsche Frage, natürlich wollte ich es wissen, aber was würde ich tun, wenn es nicht das war, was ich hören wollte? „Naja, eigentlich hatte ich das von Anfang an, ich hab es nur nicht gleich gesehen.“, korrigierte Sasuke dann und sah mir direkt in die Augen. „Ich werde mit zurückkommen.“ Sein Blick sagte genau dasselbe und ich konnte nicht anders, ich lachte glücklich und umarmte ihn mit einem Arm, ehe ich noch einmal seine Augen suchte. Als Freund musste ich die Frage stellen, die mir nicht gefiel: „Bist du dir sicher? Du könntest wieder bei deiner Familie sein…“ Ich bin so froh, ich habe gehofft, dass du nicht gehst… Sein Lächeln wurde fester und er nickte. „Ich bin mir sicher.“ Sie mögen meine Blutsverwandten sein, aber meine Familie ist in Konoha. Darauf wusste ich nichts zu erwidern, aber ich glaube, das war auch gar nicht nötig. Und so schwieg ich und genoss das warme Glücksgefühl und die tiefe Erleichterung. Sasukes POV Man konnte die Zufriedenheit von Naruto förmlich spüren. Auf meine letzte Antwort hat er nur glücklich gelächelt und in den Himmel geschaut. So, als wollte er der Sonne direkt ins Gesicht lächeln und zeigen, dass er noch stärker strahlen kann als sie. Die Minuten verstrichen und keiner störte die angenehme Ruhe zwischen uns. Aber irgendwann hielt es Naruto anscheinend nicht mehr aus und meinte: „Teme, also ich will nicht drängen, aber jetzt, wo deine Entscheidung getroffen ist, müssten wir doch eigentlich mal wieder nach Hause, oder? Und vorher vielleicht noch unsere eigentliche Mission erledigen.“ Oh, daran habe ich gar nicht mehr richtig gedacht… „Stimmt. Aber du solltest deinen Arm wenigstens noch ein bisschen schonen.“ „Ach, Quatsch! Er tut schon gar nicht mehr richtig weh. Und heute Nachmittag kann ich auf jeden Fall schon wieder aufbrechen.“, grinste er. Durch die Betäubung bin auch ich die Schmerzen losgeworden, aber nun merkte ich, wie die Spritze langsam ihre Wirkung verlor. Ich wusste auch, dass Narutos Schmerzen schlimmer waren, als die meinen. Ich seufzte: „Du brauchst nicht lügen. Deine Schmerzen kommen zurück, das merk ja sogar ich. Und Sorgen zu machen brauchst du dir auch nicht. Egal, wie lange wir noch hier bleiben, werde ich meine Entscheidung nicht ändern und auf jeden Fall mit dir zurückkommen.“ Naruto schaute mich leicht überrascht an. Dass wir die Schmerzen des anderen spürten war uns beiden klar, aber richtig drüber gesprochen hatten wir noch nicht. Wir mieden das Thema, oder eher gesagt, haben wir uns bisher sehr wenig damit beschäftigt. Es war so und Schluss! Aber irgendwann müssen wir uns wohl mehr damit befassen. Schließlich wissen wir überhaupt nicht was passieren würde, wenn der andere zum Beispiel krank werden würde. Würde der andere die gleichen Symptome haben? Und würde er ebenfalls dran sterben können, oder würde er nur „mitleiden“? „Wir reden später mal drüber, ok?“, fragte ich nun müde und stand auf. „Wo willst du hin?“, fragte Naruto. „Ich muss meinem Paten meine Entscheidung mitteilen. Dann können wir auch schon langsam unsere Sachen zusammenpacken und müssen auch los. Unsere Banditen haben sich jetzt ja als Nukenin entpuppt und sind daher auch sehr viel gefährlicher. Wir sollten nicht unnötig Zeit verschwenden.“, meinte ich bestimmt. Naruto nickte und stand nun ebenfalls auf. „Wie meinst du wird er drauf reagieren, wenn du sagst, dass du nicht hier bleibst?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Wie hättest du denn reagiert?“ Als Naruto das Gesicht verzog, fügte ich noch an: „Naja, so schlimm wird es für ihn ja nicht sein. Schließlich kennt er mich erst seit ein paar Tagen richtig.“ Naruto schien es nicht so zu sehen, aber er beließ es dabei und ging an mir vorbei. „Ich fang schon einmal an unsere Sachen zu packen und mich von ein paar Leuten zu verabschieden.“ „Gut.“ Ich klopfte an der Tür des Bürgermeisters an. Da ich nicht wusste, wo sich mein Pate befand, musste ich wohl hier nachfragen. Außerdem war es wahrscheinlich eh besser, wenn Takehiko zuerst von meiner Entscheidung erfuhr. Als ich ein „Herein“ hörte, stieß ich die Tür auf. Im Raum befanden sich zwei Männer. Takehiko saß, wie bei meinem letzen Besuch in diesem Raum auch, hinter seinem Schreibtisch, Hayato stand davor und schien bis eben noch ein lebhaftes Gespräch mit ihm geführt zu haben. Praktisch, dann musste ich ihn nicht noch suchen gehen. „Sasuke.“, strahlte mein Pate, als er mich sah. Ich brachte wenigstens ein kleines Lächeln zustanden, das ich ihm erwidern konnte. Ich hatte das Gefühl, dass, wenn diese Mission endlich vorbei ist, ich mich ins Bett legen und erst nach fünf Monaten wieder aufstehen würde, so fertig fühlte ich mich in dem Augenblick. „Was kann ich für dich tun?“, meldete sich nun der Bürgermeister. Ich atmete noch einmal tief durch und meinte dann: „Ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich werde wieder mit Naruto nach Konoha gehen. Wir brechen heute schon auf, da wir auch noch unsere wirkliche Mission zu erfüllen haben.“ Auf meine Ansage hin war es erst einmal still. Hayato sah zwar enttäuscht, doch nicht wirklich überrascht aus. Ähnliche Gefühle spiegelten sich auf dem Gesicht von Takehiko. Der Bürgermeister räusperte sich als Erster: „Naja, ehrlich gesagt haben wir das erwartet, Sasuke. Ich finde es schade, dass du nicht bei uns bleiben willst, oder kannst, ich weiß nicht…Aber ich bin auch froh, dass du ein so starkes Band zu den Menschen in Konoha aufgebaut hast.“ „Ja, man hat gemerkt, dass du dich nicht so leicht von Naruto trennen kannst. Eure Freundschaft ist echt was Besonderes. Kümmere dich gut um sie, Sasuke.“, fügte mein Pate leicht traurig noch hinzu. Ich war überrascht, da ich nicht erwartet hätte, dass sie es so leicht nehmen würden. Aber ich nickte. „Werde ich machen, Hayato. Und vielen Dank für… naja, einfach dafür, dass ihr noch da seid und lebt.“, lächelte ich nun. Hayato wurde plötzlich ernst: „Ich bin stolz auf dich, weißt du das? Obwohl du so viel Schreckliches durchmachen musstest, bist du ein toller Mensch und ein klasse Shinobi geworden.“ Takehiko nickte: „Das verlang einem echt Respekt ab! Aber warte kurz.“ Er stand auf und wandte sich einem großen Regal hinter seinem Schreibtisch zu. Suchend glitt er mit seinen Händen über die Buchrücken und Schriftrollen, die er darin angesammelt hatte. Kurze Zeit später schien er das Gesuchte gefunden zu haben und drehte sich wieder zu uns In den Händen hatte er ein Buch und eine Schriftrolle. „Hier, damit dir das Training in Zukunft vielleicht ein bisschen leichter fällt und du mehr Informationen über die Techniken und das Kekkei Genkei deines Clans hast.“ Und mit diesem Worte reichte er mir die beiden Schriftstücke. „Sind das nicht eigentlich verbotene Werke?“, fragte Hayato entsetzt. Takehiko zuckte mit den Schultern: „Verboten nicht gerade, aber sie sollten nicht in jedermanns Hände fallen. Da sind starke Techniken beschrieben. Außerdem findet man darin auch viele Informationen über das Mangekyou- Sharingan und auch allgemeine Hintergrund Infos des Uchiha Clans. Da hat sogar noch Madara Uchiha, der Gründer unseres Clans, rein geschrieben. Sie sind sehr wertvoll. Pass gut darauf auf, Sasuke!“ Ehrfürchtig nahm ich die Geschenke entgegen. „Willst du sie mir wirklich mit geben?“ „Ja, ich schenke sie dir. Wenn es jemand verdient hat sie zu besitzen bist das du. Besonders, da wir dir von hier aus nicht beim Training helfen können, sollten wir dir wenigstens etwas mitgeben. Obwohl du das, bis jetzt, ganz gut alleine hin bekommen hast!“, zwinkerte mir der Bürgermeister zu. „Arigatou…“, flüsterte ich. „Gut. Jetzt, wo alles geklärt ist, frage ich Hitomi, ob sie euch vielleicht noch etwas zu essen und ein bisschen Proviant macht.“ Auf dem Weg zur Küche sagte keiner etwas. Wir alle waren in Gedanken. Aber ab und an spürte ich Hayatos Blicke im Rücken. Wir erreichten die Küche und zu unserer Überraschung saß Naruto schon am Küchentisch und schaufelte sich Nudeln rein. „Oh, haho Saske. Hiomi wa so nett ung hat unch noch wach zu Essen gemachkt.*“, rief er mit vollem Mund, als er uns bemerkte. * Oh, hallo Sasuke. Hitomi war so nett und hat uns noch was zu Essen gemacht. Kapitel 13: Versprochen? ------------------------ Narutos POV Drei Augenpaare starrten mich ungläubig an, ehe sie wie auf ein geheimes Zeichen hin die unterschiedlichsten Reaktionen zeigten. Während Sasuke nur den Kopf schüttelte und Takehiko sich ein Kichern verkneifen musste, brach Hayato in lautes Gelächter aus, das endlich die Stille brach. „Allzu schlecht kann es dir nicht gehen, oder?“, fragte er mich zwinkernd. Hitomi, die neben mir am Tisch saß, warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, den er aber entweder nicht verstand oder klassisch überging, als er mir, warum auch immer, auf die Schulter klopfte. „Hayato…“, setzte Hitomi leicht drohend an. „Ja?“ Warum war der Kerl so gut drauf? Ich warf Sasuke einen fragenden Blick zu, den dieser aber nur mit einem leichten Achselzucken beantwortete. Keine Ahnung, er hat es besser aufgenommen, als ich gedacht hätte. Hitomi seufzte leise. „Wann brecht ihr auf?“, fragte sie an Sasuke gewand. „Sobald wie möglich.“, erwiderte er leise. Sie nickte. „Naruto muss den Arm schonen. Keine vorzeitigen Bewegungen, okay? Ich hab euch noch zwei Spritzen mit Schmerzmittel eingepackt, aber es wäre besser, wenn ihr es nicht benutzen würdet, weil es den gesamten Arm betäuben würde.“ „Hey, Hitomi, ich sitz neben dir! Warum sagst du mir das nicht selber?“, platzte ich ohne Nachzudenken heraus. Sie grinste schief. „Weil ich so das Gefühl habe, dass du nicht der Typ bist, der sich sonderlich an ärztliche Vorschriften hält.“ „Da hat sie dich aber schnell durchschaut, was, Dobe?“, kommentierte Sasuke mit einem Schmunzeln. „Verräter…“, murmelte ich gespielt beleidigt, was alle anderen wieder zum Lachen brachte. Zumindest verließen wir sie nicht schlechter Laune… Eine halbe Stunde später standen wir am Dorfausgang, unsere Taschen auf dem Rücken und wieder in unseren eigenen Klamotten. „Lebt wohl und danke für alles.“, meinte ich zum Abschied und ließ mich von Hitomi kurz umarmen. „Wenn es irgendwie geht, kommt uns doch mal besuchen.“, flüsterte das Mädchen leise. Ich nickte. Es würde vermutlich lange dauern, ehe wir uns wieder davonstehlen und hierher kommen würden, aber zum letzten Mal hatten sie uns nicht gesehen. Ich sah kurz zu Sasuke hinüber, der sich gerade Hayatos leise Abschiedsworte anhörte, entschied dann aber, dass dieser Moment ihm gehörte und wand mich Takehiko zu. „Keine Sorge, wir werden euer Geheimnis für uns behalten.“ „Das weiß ich, andernfalls würde ich euch nicht so ohne weiteres gehen lassen. Passt auf euch auf, ihr beiden.“ Ich grinste breit. „Das werden wir, nicht, Sasuke?“, fügte ich hinzu, als ich spürte, wie mein Kumpel wieder neben mich trat. Er nickte stumm, dann wand er sich zum Gehen und ich folgte ihm mit einem letzten Blick zurück in den Wald hinein. Ich war zwar dabei gewesen, als Shin uns den Rückweg erklärt hatte, aber in dem Sinne hatte Sasuke leider recht: Mein Orientierungssinn war nicht so gut wie seiner und deshalb würde ich es mir leicht machen und ihm den Vortritt lassen. Wie sich herausstellte waren wir gar nicht so weit von unserer eigentlichen Route abgewichen, wie wir anfangs gedacht hatten. Es sollte keine halbe Stunde dauern zu unserem Ausgangspunkt zurückzukehren. Wir sprangen in einem für uns nicht atemberaubenden Tempo durch die Baumkronen. Der einzige Grund, aus dem wir nicht Vollgas gaben, war, dass wir unsere Energie für die Gegner aufsparten. Wir waren zu dem Ergebnis gekommen, dass kein Weg daran vorbeiführte, dass wir die verdammten Nukenin fanden und uns um sie kümmerten. Ein leichter Schmerz zuckte durch meinen Arm und erinnerte mich daran, dass ich ein wenig langsam machen musste. Zeitgleich spürte ich Sasukes besorgten Blick auf mir und sah zu ihm herüber. „Guck nicht so. Ich bin sehr wohl in der Lage mit einem Arm normal zu kämpfen.“, erinnerte ich ihn. „Hn.“ „Teme.“, knurrte ich, was er unbeantwortet ließ. Ich seufzte leise. Okay, dann anders. „Hör mal, wenn wir auf sie treffen, keine unnötigen Rettungsaktionen, ja? Ich weiß, wo meine Grenzen liegen, du brauchst mich nicht warum auch immer zu beschützen, okay? Wenn ich Hilfe brauche, sage ich es.“ Sasuke schwieg einen Moment, dann nickte er. „Versprich es.“ Ich blinzelte. „Was?“ „Dass du wirklich rufst, wenn etwas ist.“ Ich zögerte kurz, suchte seinen Blick, versicherte mich, dass er es ernst meinte. „Wenn du es auch versprichst.“ Eine seiner Augenbrauen wanderte nach oben, doch er sagte eine Weile nichts, dann irgendwann: „Versprochen.“ Ich nickte zufrieden lächelnd und wiederholte: „Versprochen.“ Wenig später erreichten wir tatsächlich die Flussstelle, an der wir ins Wasser gestürzt waren – unschwer an den unzähligen abgeknickten und teilweise angekokelten Bäumen zu erkennen. Wir hielten beide inne, verließen unser Versteck in den Ästen allerdings nicht. „Hier sieht’s ja aus, als hätte…“, setzte ich flüsternd an, doch Sasuke unterbrach mich: „…ein Kampf stattgefunden?“ Ich verdrehte die Augen. „Eigentlich wollte ich sagen, ein Ungeheuer gewütet, aber wenn es dich glücklich macht…“ Gleich darauf wurde ich ernst. Was auch immer mich letztes Mal geritten hatte, diesmal würde ich es nicht auf die leichte Schulter nehmen. „Soll ich sie suchen?“ Sasuke nickte stumm. Ohne den rechten Arm zu bewegen kreuzte ich die Finger und schickte über zwei Dutzend Doppelgänger los. „Meinst du, sie sind noch hier?“, fragte ich dann leise. „Ja. Die Berichte über die Übergriffe der Räuberbande kommen alle aus diesem Gebiet. Kein Wunder, dass sie niemand finden konnte.“ Da musste ich ihm Recht geben. Das hier waren keine kleinen Möchtegern-Banditen, sondern gefährliche Ninja, vermutlich auf dem Chunin-Rang, wobei, der Anführer vielleicht auch höher. „Sasuke, ich glaube,… ich hab sie!“, unterbrach ich meinen eigenen Satz, als einer meiner Kage Bunshin mir ihre Position mitteilte. Sie waren keine zwanzig Meter entfernt und untersuchten auf einer kleinen Lichtung ihre Beute. Hatten sie schon wieder jemanden überfallen? Wir positionierten uns in Sichtweite und tauschten einen Blick. Überraschungsangriff? Ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Sasuke schlug kurz die Augen nieder. Ja. Ehe wir aber dazu kamen, blickte der Anführer auf einmal auf und sah genau in unsere Richtung. Dann runzelte er die Stirn und rannte davon. Was sollte das denn nun? Hatte er uns entdeckt? Warum flüchtete er, wenn er uns letztes Mal so einfach besiegt hatte? Oder hielt er uns am Ende für Geister? Wie auch immer, wir mussten schnell handeln. Sasuke knurrte leise. „Scheiße. Kümmer dich um die anderen, ich schnapp ihn mir!“ Und damit war er weg. War ja klar, er kriegt wiedermal den interessanten Gegner, während ich mich um die langweiligen Lakaien kümmern durfte… Naja, das war wohl der falsche Moment, sich darüber zu beschweren, also erschuf ich lieber noch ein paar mehr Schattendoppelgänger, schnappte mir ein paar Kunai und stürzte mich auf die fünf verbliebenen Räuber. Dass ich den rechten Arm nicht benutzen konnte, störte mich wenig, wozu hatte ich denn meine Beine? Ich schlug in Windeseile die ersten beiden mit einem Treffer im Nacken K.O., ein weiterer folgte, als er meine Naruto Combo abbekam. Blieben noch zwei. Einer davon war der Muskelprotz, dem wir unser unfreiwilliges Bad zu verdanken hatten, der andere war kleiner, aber zu meinem Leidwesen deutlich schneller als ich. „Solltet ihr nicht tot sein?“, fragte der größere auf einmal. Ich grinste schief. „Sind wir doch, aber Geister verschwinden nicht, ohne Rache zu nehmen!!“ Und damit sprang ich auf ihn zu, er versuchte mich zu fangen, aber er war zu langsam und im Nu saß ich auf seinen Schultern. „Angenehme Nachtruhe.“ Und damit donnerte ich ihm, ganz subtil, den Ellbogen auf den Schädel. Er taumelte, brauchte aber noch einen zweiten Schlag, ehe er wie ein Stein zu Boden stürzte. Der letzte Räuber kostete mich mehr Zeit. Da ich absolut kein Fernkämpfer war und er es eine ganze Weile schaffte außerhalb meines Angriffsradius’ zu bleiben. Irgendwann meinte ich hinter mir einen Blitz zu sehen und fragte mich unwillkürlich, ob Sasuke den Kerl eingeholt hatte. Das sah nur leider nicht wirklich nach der Attacke meines Freundes aus, das Licht war zu grell… Zumindest hieß das, er konnte nicht weit weg sein – und er hatte versprochen zu rufen, wenn er Hilfe brauchte und ich vertraute darauf, dass er sein Wort halten würde. Außerdem war ich ordentlich beschäftigt, da mittlerweile noch ein Rudel Wölfe mit mir spielen wollte. Erst, als ich Doppelgänger so in den Bäumen versteckte, dass der Räuber in sie hineinlief, bekam ich ihn zu fassen. Sasuke hätte das gefallen, erzählte er mir doch immer wieder, dass ich aufhören sollte mit bloßer Kraft zu kämpfen und lieber ein bisschen nachzudenken… Ohne zu zögern, ließ ich die Doppelgänger zurück, um die Bewusstlosen erstmal an Bäume zu binden und zu überwachen und stürmte los, um Sasuke zu suchen. Ohne den Anführer hatte die Bande sich nicht eben überragend geschlagen und das hieß, dass eben jener umso gefährlicher sein musste. Wehe, dir ist was passiert und du hast nicht gerufen, Sasuke!! Sasukes POV Ich beeilte mich und rannte hinter dem Anführer her. Zwar blieb ich im Unterholz, um nicht sofort aufzufallen, bemühte mich aber nicht sonderlich meine Gegenwart zu verheimlichen, da er mich eh schon bemerkt hatte. Plötzlich kamen wir an eine relativ große Lichtung, an der der Anführer Halt machte. „Komm raus, Kleiner, und lass uns spielen.“, rief er mir zu und schaute genau in meine Richtung. Ich durfte den Kerl nicht unterschätzen. Er war gut, wahrscheinlich ein Jonin. „Du willst spielen? Dann solltest du dich drauf gefasst machen zu verlieren.“, meinte ich kühl. Ich sprang aus meinem „Versteck“, landete leichtfüßig und zog schnell ein Kunai hervor. „Ein Uchiha!“, zischte der Typ, „Und ich dachte die Welt wäre von euch Scheißkerlen endlich befreit…“ Ich reagierte nicht auf die Provokation und fragte stattdessen: „Ich habe noch nicht einmal mein Sharingan aktiviert. Woher wusstest du, aus welchem Clan ich stamme?“ „Deine beschissen arrogante Art und dein Aussehen verraten dich. Mir hat damals ein Uchiha, der dir ähnelt, dieses Ding hier beschert.“, meinte er und strich mit einem Finger die Narbe entlang, die sich senkrecht von der linken Schläfe zum Kinn zog. Mhh, vielleicht mein Großvater… Nun aktivierte ich mein Sharingan: „Na, dann weißt du ja auch was dich erwartet.“ „Blödes Balg, dich mache ich fertig.“, knurrte er. Ich schenkte ihm ein kaltes Lächeln, das soviel wie „Versuch’s doch“ hieß. Das tat er auch. Er zückte ein Schwert, das er sich auf den Rücken gebunden hatte, und stürmte auf mich zu. Ich parierte die ersten Schläge und musste schnell feststellen, dass er sogar noch besser war, als ich erwartet hatte. Gut, dass ich ihn genommen hatte. Naruto hätte mit seinem verletzen Arm wohl echt Schwierigkeiten mit ihm. Obwohl der blonde Chaot da auch seine Tricks hat… Nur wenige Millimeter verpasste ein Shuriken des Gegners meine Wange, als ich mich geschickt weg drehte. Ich formte die Fingerzeichen für ein Katon- Jutsu und zielte in seine Richtung. Er wich aus, verbrannte sich aber seinen Arm. Der Schmerz schien ihn noch rasender zu machen, denn er rannte scheinbar kopflos auf mich zu und bedeckte mich mit seinen Schlägen. Die meisten konnte ich abfangen, aber ein paar trafen mich auch und würden bestimmt saftige Hämatome hinterlassen… Gegner die außer Kontrolle geraten sind, sind zwar unberechenbar, aber handeln meistens nicht sonderlich klug. Er schien wieder zu Besinnung zu kommen, als er seinen Kopf schüttelte und mich fixierte. Er fing an hinterhältig zu grinsen. „Sei dir deines Sieges nicht so sicher.“ Dann fing er plötzlich an irre zu lachen. „Ich werde dich langsam töten! Dich Stück für Stück ran nehmen und danach wirst du nach dem Tod betteln.“ „Uhh, jetzt habe ich aber Angst.“ „Solltest du auch haben.“, grinste der Anführer. Ich ging in Verteidigungsstellung, als er Fingerzeichen formte. Plötzlich erhellte ein gigantischer Lichtblitz den Wald. Er ging von seinen Händen aus, so viel konnte ich noch sagen, dann wurde es finster, stockfinster. Ich war mir sicher, dass ich meine Augen offen hatte und trotzdem konnte ich rein gar nichts erkennen. Die Dunkelheit hatte mich verschlungen. Selbst mit meinem Sharingan sah ich nur die Schwärze. Verwirrt schaute ich um mich, als ich sein Lachen hörte. „Anscheinend hat es wunderbar funktioniert, selbst gegen das Sharingan! Das Jutsu habe ich selbst erfunden. Ich erzeuge ein sehr, sehr helles Licht und blende damit den Gegner. Du kannst rein gar nichts sehen, nicht?“, wieder ertönte sein Lachen, „Eigentlich müsste man sich keine Sorgen machen, wenn man das Jutsu abbekommt. Es hält nicht ewig. In einer halben bis einer Stunde müsste die Wirkung wieder verschwunden sein, aber ich muss dir sagen, dass du es leider nicht mehr erleben wirst. Du bist mir nämlich völlig ausgeliefert. Und keine Angst, ich werde mein Versprechen deines qualvollen Todes halten…“ Scheiße!!! Ich versuchte meinen Puls zu beruhigen, der, als ich verstand ich welcher Situation ich mich nun befand, in die Höhe geschossen war. Je ruhiger ich wurde, desto mehr konnte ich auch, durch meine anderen Sinne, wieder von meiner Umwelt wahrnehmen. Das erste, was ich hörte, waren schwere Schritte, die auf mich zukamen und auch wieder verklangen. Anscheinend war er stehen geblieben. Der Anführer hatte wohl wirklich vor, es zu genießen mich umbringen. Denn plötzlich streifte ein Kunai meinen Hals und ich spürte Blut in meinen Kragen laufen. Zischend wich ich zurück. „HAHAHA, oh, hat der Kleine jetzt Schiss?“ Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf meine anderen Sinne. Schließlich ist diese Situation genau das, was Naruto die ganze Zeit mit mir trainiert hat. Was für eine Ironie des Schicksals, dass ich die Lektionen schon so früh brauchte und auch so auf sie angewiesen war… Die nächsten Shuriken verletzten mich an den Armen und den Beinen. Ich zuckte zurück behielt aber trotzdem meine Konzentration. Die einzige Lösung war ihn zu besiegen. Wenn ich jetzt nach Naruto rufen würde, wäre der Anführer gewarnt und würde mich höchstwahrscheinlich gleich umbringen. Dann war es so, als ob sich meine Sinne plötzlich um 70% schärften. Die Reaktion meines Körpers hatte ich schon beim Training mit Naruto entdeckt. Der Wind, der in den Bäumen raschelte und mir leicht über die Haut strich. Das Knacken im Unterholz und die Tiere, dich sich darin bewegten. Vögel, die zwitschernd und keifend über den Himmel zogen. Meine und die Atemgeräusche meines Gegners. Der Geruch von Moos, Laub, aber auch Schweiß und Blut. Ich hörte das Klirren einer Waffe. Ich versuchte auszuweichen, nur um gleich einen stechenden Schmerz in meiner Brust zu spüren. Es war aber keine tiefe Wunde. Das Kunai ist, zu meinem Glück, an einer Rippe abgeprallt. Ich spürte einen Luftzug an meiner Wange, wich nach links aus und warf ein Kunai genau in die entgegen gesetzte Richtung der Waffe, die mich eben beinah getroffen hätte. Anscheinend war der Anführer der Nukenin- Bande darauf nicht vorbereitet gewesen und ich hatte getroffen, denn ich hörte ein schmerzerfülltes Keuchen. Dann hörte ich ein Knacken hinter mir und spürte eine Hundertstelsekunde die Körperwärme eines anderen. Ohne zu zögern riss ich ein Kunai aus meiner Tasche, drehte mich um und stach in den Körper, den ich an der Stelle vermutete. Ich spürte wie das Kunai ins Fleisch eindrang und gegen einen Knochen stieß. Es war wohl seine Schulter. Ich hörte wieder ein Stöhnen, dann krachte etwas, wahrscheinlich sein Knie, gegen meinen Rücken und ich flog ein paar Meter nach vorne und landete unsanft auf dem Boden. Wieder vernahm ich ein Geräusch vor mir, das mir verriet, dass er nach treten wollte. Ich rollte mich zur Seite weg und stand so schnell ich konnte wieder auf den Füßen. Ein Glück, dass ich eh schon sehr schnelle Reflexe hatte und sie durch die Übungen mit Naruto noch einmal geschult worden waren. Wie beim Training mit Naruto bildete sich ein Bild der Situation in meinem Kopf. Ich trat noch während er mit dem Schwung seines Trittes zu tun haben musste nach seinem Oberkörper und wieder fand ich das Ziel. Zwar dürfte es nicht hundertprozentig genau sein, aber es erfüllte seinen Zweck. Ich spürte wie er unter meinem Tritt den Halt verlor und nach hinten fiel. Ohne zu zögern packte ich ihn an seinem Shirt und donnerte ihm die Faust irgendwo ins Gesicht. Ich setzte nach und nutze noch den Schwung um ihn mit meinem Ellbogen an der Brust zu treffen. Ich ließ ihn los und er sackte in sich zusammen. Dann hörte ich ihn würgen. „Du… wie hast du… es geschafft?“, fragte er immer noch keuchend. Ich antwortete ihm nicht, da er eh nichts mehr mitbekommen hätte. Denn nach seinen Worten hörte ich einen schweren Körper endgültig zu Boden gehen. Ich kniete mich hin und tastete nach dem Anführer. Schnell fand ich auch seinen Hals und spürte seinen Puls. Er war schwach, der Anführer war bewusstlos. Schnell holte ich ein Seil aus meiner Tasche und fesselte den Typen. Dann tastete ich mich zu einem Baum und ließ mich an ihm herab sinken. Ich spürte noch das Adrenalin durch meine Venen rasen, aber gleichzeitig wurde mir bewusst wie anstrengend der Kampf doch gewesen ist. Meine Sinne wurden wieder schwächer, aber ich konnte immer noch nichts sehen. Die Wunden, besonders die am Hals und an meiner Brust, fingen an zu brennen und das Blut lief mir am Körper entlang. Ich atmete schwer, legte meinen Kopf in den Nacken und versuchte mich zu beruhigen. Als es nichts brachte sammelte ich noch einmal meine Kräfte, holte tief Luft und löste mein Versprechen ein. „Naruto!!!“ Kapitel 14: Sakura, tu uns nichts! ---------------------------------- Narutos POV Sasuke zu finden war nicht schwer. Nicht nur, dass ich ja wusste, in welche Richtung er davon gestürmt war, nein, nach den ersten Metern konnte ich den Kampf schon hören und so dauerte es keine Minute, bis ich meinen Kumpel entdeckte. Er ließ sich gerade ein Stück weiter am Stamm eines dicken Baumes hinabsinken. Zwei Meter vor ihm lag der Räuberhauptmann – oder was auch immer er war – bewusstlos und gefesselt auf dem Boden. Offenbar war alles halbwegs glatt gelaufen. Ich sah schon aus der Entfernung, dass Sasuke blutete, aber da ich selbst keinen Schmerz spürte, wusste ich, dass es auch ihm nicht allzu schlimm wehtun konnte und das wiederum bedeutete, dass ich mir keine großen Sorgen machen musste. Ich landete gerade auf dem nächstgelegenen Ast und wollte auf den Boden hinab springen, als… „Naruto!!!“ „Was…?!“ Vor Schreck nahm ich mehr Schwung als nötig und anstatt sanft zu landen krachte ich volle Kanne und Kopf voran auf den harten, dreckigen Waldboden. Langsam richtete ich mich ein Stück auf und rieb mir den Kopf. Das würde ’ne schöne Beule geben. „Ist ja schön, dass du dich so freust, mich zu sehen, aber könntest du vielleicht nächstes Mal etwas leiser schreien, ja?“, grummelte ich, mehr zu mir selbst, als zu ihm und stand wieder auf. Zu meiner Überraschung hatte sich Sasuke nicht gerührt. Sein Blick fixierte mich zwar, aber er machte keine Anstalten aufzustehen. War er am Ende doch schlimmer verletzt, als es aussah? Oder hatte er Gift abbekommen? Ich schüttelte den Kopf und verwarf den Gedanken gleich wieder. Dann hätte er ja wohl mal was gesagt, anstatt mich weiter stumm anzustarren. Seufzend lief ich die letzten Schritte zu ihm hinüber und beugte mich vor ihm ein Stück runter. „Alles okay bei dir, Alter?“ Noch während ich das sagte, merkte ich selbst, dass irgendwas ganz und gar nicht „okay“ war. Sein Blick war zwar zu mir gerichtet, aber er schwankte, schien sich nicht fokussieren zu können, als ob er betrunken wäre. „Naruto, der Nukenin hat…“ Neben mir fiel ein Stück Ast zu Boden, weder gefährlich, noch sonderlich groß, aber Sasuke zuckte kurz zusammen und seine Augen huschten hin und her, auf der Suche nach dem Auslöser. „Sasuke?“, fragte ich entsetzt. Er sah wieder zu mir zurück, entspannte sich und schloss dann die Augen. „Naruto, er hat ein Blendjutsu benutzt. Ich kann nichts sehen.“ Eine Sekunde lang starrte ich ihn einfach nur an und wartete darauf, dass er anfing zu lachen und mir erklärte, dass er gerade einen ziemlich blöden Scherz gemacht hatte. Tat er aber nicht und als mir dämmerte, dass er das gerade ernst gemeint hatte, konnte ich nicht anders… „WAS?!“ Er verdrehte die Augen. „Ich werde mich nicht wiederholen.“ Seinen Kommentar ignorierend ging ich vor ihm in die Hocke und griff nach seinem Kinn. Sofort runzelte er die Stirn. „Was bitte machst du da?“ „Ich seh mir deine Augen an und jetzt halt mal still.“ „Hn.“ Er rührte sich aber wirklich nicht, während ich seine Pupillen suchte. Bei Sasukes dunklen Augen war es schwer sicher etwas zu sagen, da man die kleinen, schwarzen Punkte ohnehin nur schlecht sah, aber nun… „Deine Pupillen sind winzig.“, meinte ich schließlich seufzend, „Da kann ich nichts machen, aber lass mich mal nach deinen anderen Wunden sehen. Die am Hals sieht heftig aus.“ „Ist nicht so schlimm…“, meinte er müde, ließ mich aber widerstandslos seinen Kragen ein Stück fortziehen und den Schnitt untersuchen. Ich wusste, dass er zu Untertreibungen neigte, wenn es um Verletzungen ging, aber er hatte ausnahmsweise einmal nicht gelogen. Der Schnitt blutete zwar relativ stark, aber nicht bedrohlich und allzu tief ging er auch nicht, bei der Wunde an der Brust war es ähnlich. Nach der kurzen Untersuchung ließ ich von ihm ab, um drei weitere Doppelgänger zu rufen, zwei, um den Nukenin zu seinen Kumpanen zu schaffen und einen, um mir zu helfen. Einhändig wäre das zu umständlich gewesen. „Warum hast du mich nicht gerufen?“, fragte ich leise, während ich das Blut von seinem Hals tupfte. „Ich hatte alles im Griff.“ Ich schnaubte. „Ja, das sehe ich.“ Ich hielt den Stoff seines Shirts aus dem Weg, während mein Doppelgänger ein großes Stück Watte mit Klebestreifen auf dem Schnitt befestigte. „Naruto, ich hatte es dir doch versprochen, oder?“, meinte Sasuke mit einem Mal ernst, „Außerdem hätte es die Sache nicht besser gemacht, wenn ich gerufen hätte.“ Er verzog leicht das Gesicht. Ich wusste nicht, was er damit meinte, aber ich beließ es erstmal dabei und wand mich der zweiten, größeren Wunde an der Brust zu. Als hätte er meine Gedanken gelesen, zog Sasuke das Shirt selbst hoch und ich begann mit dem Säubern der Wunde. „Du hast ihn wirklich blind besiegt?“, fragte ich irgendwann. Er nickte nur stumm, aber ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Auch ich grinste. Da konnte er wirklich mal zufrieden mit sich sein, das war nichts Alltägliches. Auch wenn ich es nicht aussprechen würde und er mir nicht in die Augen sehen konnte, ich glaube, Sasuke wusste, dass auch ich stolz auf ihn war, denn sein Lächeln wurde eine Spur wärmer. „Wir sollten trotz allem zusehen, dass wir zurückkommen. Mir gefällt die Sache mit deinen Augen nicht, O-baa-chan soll sich das so schnell wie möglich ansehen.“ „Das geht wieder weg. Der Kerl hat was von einer halben bis einer Stunde gesagt.“, erwiderte Sasuke sachlich, doch ich zuckte die Schultern. „Sicher ist sicher. Im besten Fall hast du dein Augenlicht zurück, bis wir Zuhause sind. Komm, lass uns gehen.“ Er nickte und versuchte aufzustehen, doch kaum, dass er auf den Beinen war, taumelte er zur Seite und krachte direkt in mich rein. „Häh?“, machte ich noch, dann wäre ich nach hinten umgekippt, wenn mein Doppelgänger mich nicht abgefangen hätte. Sasuke allerdings sah mit einem Mal gar nicht mehr so fit aus, wie noch Augenblicke zuvor. „Du hast dich ganz schön verausgabt, was?“, seufzte ich ernst. Er verzog in seiner typischen Art nur das Gesicht, aber das sagte mir schon alles. „Okay, pass auf, Teme. Du hast zwei Möglichkeiten. Nummer eins, ich trage dich zurück, allerdings kennst du ja mein kleines Arm-Problem, also…“ „Vergiss es!“, unterbrach er mich. „Du verwandelst mich nie wieder in eine blöde Mieze!“ „Och, ich dachte auch eher an einen süßen, kleinen Fuchs…“, kicherte ich, verstummte aber gleich wieder, als er es trotz seiner Blindheit schaffte mir beängstigend zielsicher einen seiner Todesblicke entgegen zu werfen. „Ist ja schon gut, Spielverderber.“, grummelte ich und klatschte ihm meine unverletzte Hand auf die Schulter. Natürlich wusste ich, dass das gemein war, aber ich konnte es mir nicht verkneifen, als er bei der Berührung zuckte. „Naruto…“, setzte er drohend an. „Ja?“, fragte ich betont unschuldig. „Wenn du noch einmal…“, er brach ab, als er merkte, was ich eigentlich tat. Ich konnte nicht heilen, aber nach dem letzten Missions-Disaster hatte Sakura mir gezeigt, wie ich zumindest ein wenig von meinem Chakra an andere abgeben konnte. Sasuke würde es nicht für Attacken welcher Art auch immer verwenden können und es würde auch nicht allzu lange halten, aber es sollte reichen, damit er selbst laufen konnte und das war alles, was er im Augenblick tun musste. „Ja?“, wiederholte ich lachend. Er schüttelte nur den Kopf. „Du bist unmöglich.“ „Und das mit großem Vergnügen.“, stimmte ich zu und streckte ihm die Zunge raus. „Steck den Waschlappen sofort wieder weg.“, kommentierte Sasuke zu meinem Entsetzen mit einem schiefen Grinsen. „Was? Woher…?“ Er lachte. „Du bist zu durchschaubar, Dobe. Ich brauch dich nicht zu sehen, um zu wissen, wie du jetzt das Gesicht verziehst und schmollst.“ Mist, wie machte er das nur? Ich versuchte gar nicht erst es abzustreiten, er wusste so gut wie ich, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Sein Grinsen war Beweis genug dafür. Also versuchte ich lieber das Thema zu wechseln. „Lass uns losgehen, sonst kommen wir nie an.“ Er nickte nur und ich griff seine Hand und zog ihn erstmal ein wenig aus dem dichteren Waldbereichen auf einen kleinen Weg, ehe ich in einen leichten Trab verfiel – auf den Ästen entlang zu springen schied momentan ja klar aus und so kamen wir schneller voran. Meine Doppelgänger würden die Nukenin bewachen, bis sich jemand um sie kümmerte, darüber brauchten wir uns also keine Sorgen zu machen. Wir waren noch nicht weit gekommen, als Sasuke plötzlich bemerkte: „Du brauchst wegen mir nicht langsam zu machen.“ Ich warf einen Blick zur Seite und offenbar spürte er das, denn er nickte und fügte leise hinzu: „Ich vertraue dir, los, lauf schneller.“ Ich grinste. Na, also, das konnte er haben… Sasukes POV „AHHH, nicht so schnell, du Idiot!“ Nachdem ich Naruto gesagt hatte, er könnte ruhig ein bisschen Gas geben, ist er plötzlich wie ein Verrückter losgesprintet und hat mich hinter sich her geschleift. Abrupt blieb er stehen und einzig und alleine, dass Naruto mich stark genug festhielt, hatte verhindert, dass es mich auf die Fresse gehauen hatte. „Aber du wolltest doch, dass ich schneller werde.“, meinte er mit einem unschuldigem Ton in der Stimme. Oh, wie der Kerl es genoss, dass ich hilflos und auf ihn angewiesen war. „Tu nicht so unschuldig. Du weiß ganz genau, was ich mit „schneller“ meinte.“, ich schüttelte den Kopf, „Und ich habe dir vertraut!“, meinte ich gespielt empört. „Naja, es gibt noch die Lösung mit dem Fuchs…“, meinte er. Ich konnte das Grinsen förmlich hören. „Nein!“, meinte ich entschieden und ging zielstrebig weiter. Ich konnte spüren, wie Naruto mich von der Seite musterte. Schließlich seufzte er: „Ok, ok. Ich geh ein bisschen ernster an die Sache ran…“ Er drückte fester meine Hand und fing an in einem guten Tempo vorzurennen. Nach einer Weile der Stille meinte Naruto plötzlich: „Ähm, Sasuke? Findest du es nicht auch komisch einfach so weiter zu machen, wie es war, wenn man plötzlich weiß, dass es noch weitere Uchiha gibt?“ „Ich werde nicht ganz genauso weiter machen, wie zuvor.“, meinte ich sachlich. „Eh?“ „Naja, ich werde zum Beispiel auf gar keinen Fall Kinder bekommen und...“, ich hörte Naruto neben mir kichern: „Das ist für dich das Beste?“ „Hey, ich darf kinderlos sterben. Wenn das nichts ist, außerdem habe ich überhaupt keinen Stress mehr damit. Und ganz ehrlich, kannst du dir mich als Vater vorstellen?“ „Mhh… Neee, irgendwie nicht. Außerdem würden mir deine Kinder leid tun. Du als Vater…“ Ich war mir sicher, dass Naruto jetzt seinen Kopf schüttelte. „Und weiter?“, fragte er nun. Ich schloss meine Augen und blickte zu Boden: „Ich werde ein paar Sachen in Zukunft wohl etwas lockerer nehmen, so etwas wie die Uchiha- Ehre, und über die Sache mit Itachi werde ich noch einmal nachdenken. Ich meine, jeder in dem Dorf hat es… naja, zwar schon als schrecklich angesehen, was mein Bruder gemacht hat, aber niemand hat richtig ans „Rächen“ gedacht… vielleicht muss ich ja auch nic…“, ich hielt erschrocken inne, als Naruto ruckartig stehen blieb und mich an sich drückte. „Naruto, was?“ „Oh, Sasuke, das ist toll! Bitte, lass die Rache, es ist besser, glaub mir.“ „Ich werde es mir überlegen…“ Nun ließ Naruto mich los und ich war mir sicher, dass er mir gerade genau ins Gesicht sah, um ja keine Regung zu verpassen. „Naruto, können wir das vielleicht klären, wenn ich selbst mal genauer drüber nachgedacht habe? Und keine Sorge, ich weiß, wenn etwas ist, kann ich zu dir kommen.“ „Solange du das wirklich auch machst.“ Leicht zog Naruto an meiner Hand, bevor er wieder richtig loslief. „Ach ja, was meintest du vorher eigentlich, als du sagtest, dass es die Sache nicht besser gemacht hätte, wenn du nach mir gerufen hättest?“ Naruto ist manchmal echt langsam… „Der Feind steht keine fünf Meter vor mir, ich bin blind und kann mich deshalb nicht so gut wehren und rufe nach Verstärkung. Was wird der Feind wohl machen?“ Anscheinend machte es auch endlich bei Naruto „klick“, als er ein „Ach so“ ausstieß. Wieder rannten wir still nebeneinander her, bis mir etwas einfiel. Ich grinste kurz hinterhältig, bevor ich eine ernste Maske aufsetzte. „Naruto? Ich glaube, ich muss noch eine Forderung an dich stellen.“ „Was?“, fragte der Blondschopf verwirrt. „Ab jetzt machst du den Haushalt mit deinen Schattendoppelgängern.“, meinte ich entschieden. „Wie? Vergiss es!“, schnaubte Naruto nun. Ruckartig blieb ich stehen, riss meine Hand los: „Dann gehe wieder zurück zu meinem Paten.“ und drehte mich zum Gehen um. „WAS? Nein, warte. Ist ja gut, ist ja gut. Dann schmeiße ich halt den Haushalt, aber bleib stehen verdammt, Sasuke!“ Naruto klang leicht panisch, ich blieb stehen und schnell schnappte er wieder meine Hand, damit ich nicht einfach weglaufen konnte. Eigentlich müsste Naruto wissen, dass ich so etwas nicht ernst meinte, aber vielleicht verunsicherte ihn, dass er nicht in meine Augen schauen konnte. Außerdem war es wohl ziemlich fies ihn bei dem Thema zu „erpressen“, aber naja… „Dobe, ich werde dich dran erinnern.“, lächelte ich. „Du bist so fies, Teme!“, meinte er, aber ich hörte das unterdrückte Kichern in seiner Stimme, „So, jetzt komm aber weiter. Ich mache mir langsam wirklich Sorgen um deine Augen.“ „Aber es ist doch noch keine Stunde vergangen.“, ich zog die Stirn kraus. Wir rannten weiter. „Lieber Vorsicht, als Nachsicht, oder? Aber ich bin eh überrascht, wie locker du deine kurzfristige Blindheit nimmst.“ „Wie du schon sagtest „kurzfristige“ und außerdem, warum sollte ich mir Sorgen machen? Tsunade ist die beste Ärztin, die es überhaupt gibt und im Moment bist du bei mir. Was soll da bitte passieren?“ „Ich meinte ja nur…“ Wieder schwiegen wir längere Zeit. Ich öffnete und schloss meine Augen immer mal wieder, aber ich konnte nie einen Unterschied feststellen. Ein kleine innere Unruhe erfasste mich dann auch, als, nach meinem Gefühl her, eine ¾ Stunde vergangen war. „Wir sind da!“, rief Naruto plötzlich. Naruto hatte all die Zeit meine Hand nicht losgelassen und schien auch jetzt nicht dran zu denken. Bald darauf wurde Naruto langsamer und ich mit ihm. Wir gingen jetzt nur noch im zügigen Tempo durch das Dorf. Plötzlich wurden wir von einer Stimme zurückgehalten. „Naruto, Sasuke!!! Da seid ihr ja wieder. Wartet bitte mal kurz. Kakashi hat mir alles erklärt und ich wollte mich gleich entsch…“ Plötzlich stockte Sakura, ich spürte, wie eine gefährliche Aura aufstieg und Naruto sich verkrampfte. Schnell ließ er meine Hand los und schob mich, ob bewusst oder automatisch weiß ich nicht, hinter sich und stellte sich vor mich. Warte! Er ließ meine Hand los? Oh, nein. Sakura sieht uns beide Hand in Hand und sie weiß nichts von meiner Verletzung. Was sie wohl wieder denkt… Hilfe! „Warte, Sakura. Du verstehst da was falsch.“, versuchte es Naruto. Ich sah richtig vor mir, wie Sakura langsam und sehr wütend auf uns zuging und Naruto abwehrend die Hände hob. Das Bild perfektionierte sich, als ich auch noch Sakuras Fingerknacken hörte. „Was soll man da falsch verstehen?“, schrie sie laut. Seitlich „sah“ ich an Naruto vorbei: „Sakura, glaub uns. Es ist nicht so wie es aussieht. Auf der Mission bin ich…“ „WAS? …bin ich von Naruto flachgelegt worden und habe meine Meinung über die Beziehung von uns beiden geändert?“, versuchte Sakura lautstark meine Stimme nachzumachen. „Sakura-chan, nicht so laut.“ Wahrscheinlich schlug Sakura nach dem Blondschopf, denn Naruto machte einen Satz nach hinten und stieß mich um. Unsanft landete ich am Boden. „Und DU!“, schrie Sakura plötzlich. Ich wusste genau, dass sie mich meinte und hatte das ungute Gefühl, dass sie auf mich zeigte und gleich sehr viel schmerzhaftere Dinge mit mir anstellen würde. Automatisch hob ich die Arme schützend vor mein Gesicht und kniff die Augen zusammen. Dann wurde es still. Die wütende Aura, die vorher von Sakura ausging, war mit einem Mal verschwunden. Dafür meinte sie nach kurzem Zögern unsicher: „Sasuke?“ Kapitel 15: Mission erfüllt --------------------------- Narutos POV „Sasuke?“ Sakura beugte sich fragend über ihn und runzelte besorgt die Stirn. Ich seufzte innerlich. Sasuke kauerte in einer Haltung auf dem Boden, die ihm selbst wohl mehr als albern erschienen wäre und zu der ihn unter normalen Umständen nichts und niemand hätte bewegen können. Wie ein kleines Kind lag er da, die Arme über den Kopf und in der Erwartung etwas sehr, sehr Unangenehmen. Ich konnte es ihm nicht verdenken, an seiner Stelle hätte ich auch nicht anders reagiert. Sakuras Schläge waren gefährlich und ohne etwas zu sehen hatte er keine große Chance ihnen schnell genug auszuweichen. Schon paradox, wir konnten es mit den gefährlichsten Gegnern (und wir hatten schon weit schlimmeres überstanden, als den Nukenin vorhin) aufnehmen, aber gegen unsere eigene Teamkameradin waren wir machtlos… Wie auch immer, langsam war es an der Zeit das Schauspiel zu beenden. Viel zu spät war mir klar geworden, was für ein schlimmer Fehler mein Ausweichmanöver gerade eben eigentlich gewesen war. Hätte Sakura nicht innegehalten… Nein, lieber nicht drüber nachdenken. Ich trat vor sie und zog sie sicherheitshalber, aber unendlich vorsichtig, ein Stück von Sasuke weg, damit sie nicht gleich wieder auf ihn losging. Sie ließ es geschehen, warf mir aber einen gleichzeitig fragenden, wie ärgerlichen Blick zu. „Sakura-chan“, sagte ich ernst, „Sasuke sieht nichts.“ „Was?“, wiederholte sie fassungslos und riss ungläubig die Augen auf. „Er hat ein Blendjutsu abbekommen und ist momentan blind. Nur deswegen hab ich seine Hand gehalten.“ Einen Moment lang sah Sakura mich stirnrunzelnd an, dann wanderte ihr Blick zu Sasuke hinüber, der nun, da offenbar nichts passierte, die Arme langsam wieder sinken ließ und den Kopf hob, als wollte er sich umsehen, doch wie zuvor huschten seine Augen nur unruhig hin und her. Sakura schlug erschrocken die Hände vor den Mund, ehe sie zu ihm herüberstürzte. „Sasuke-kun, es tut mir leid!“ Ich konnte sie gerade noch festhalten, sonst hätte sie ihn wahrscheinlich stürmisch umarmt und ich wusste, dass ihm das im Augenblick noch unangenehmer sein würde, als sonst. Mit einem letzten, sichernden Blick zu Sakura, meinte ich dann: „Komm, Teme, du kannst wieder aufstehen, wir gehen jetzt zu Tsunade.“ Sasuke zögerte noch kurz, dann richtete er sich ein wenig unsicher wieder auf und streckte die Hand leicht in meine Richtung aus. Ich war beeindruckt, wie genau er wusste, wo ich war. Zwar hatten wir so etwas beim Training versucht, aber es war ihm immer schwer gefallen… „Soll… darf ich mir deine Augen kurz ansehen?“, fragte Sakura immer noch unentschlossen zwischen geschockt und verunsichert. Sasuke nickte nur kurz und stellte sie sich vor ihm auf die Zehenspitzen und zog seine Lider auseinander. Sasuke zuckte leicht bei der Berührung, sagte aber nichts. Es dauerte keine Minute, dann ließ Sakura mit traurigem Blick wieder von ihm ab. „Ich habe kaum Erfahrung mit Augen, aber es scheint, als wäre der Pupillenmuskel verkrampft. Das sollte sich wirklich Tsunade schnell ansehen, kommt!“ Und damit rannte sie vor. Ich runzelte die Stirn. „Sasuke?“, fragte ich ernst. Er nickte und für einen Augenblick fiel die Maske und sein Gesichtsausdruck wurde verbissen. „Ich weiß, die Stunde ist längst um.“ Kurze Zeit später und ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir den Hokageturm und liefen – etwas langsamer diesmal, weil Sasuke leichte Schwierigkeiten mit den Treppen hatte, was er natürlich nie zugeben würde… - direkt zu Tsunades Büro. Sakura wartete schon ungeduldig auf uns. „Wo bleibt ihr denn?“, fragte sie, riss dann aber ohne auf Antwort zu warten und, viel wichtiger, ohne anzuklopfen, die Tür auf und stürmte rein. Ich runzelte die Stirn. „Äh…“ Sasuke wand mir das Gesicht zu. „Ist Sakura gerade…?“ „Ja.“, antwortete ich noch ein wenig fassungslos. Dann zuckte ich die Schultern. „Naja, komm.“ „Sakura? Was ist denn los?“, hörten wir gerade Tsunade fragen. Sie klang ehrlich überrascht, was ja angesichts des unüblichen Verhaltens ihrer Schülerin verständlich war. Ich führte Sasuke auch in den Raum und die Hokage blickte überrascht auf. „Naruto, Sasuke, ihr seid zurück?“ Dann sah sie unsere Hände und Verständnis dämmerte in ihrem Gesicht – vermutlich wieder mal die falsche Verständnis. Ehe sie noch anfangen konnte, meinte ich: „O-baa-chan, Sasuke hat ein Jutsu abbekommen, ein Blendjutsu.“ Sie blinzelte. „Ein Blendjutsu?“ Sofort wurde sie hellhörig. „Sasuke, setzt dich da drüben auf den Stuhl, ich seh mir das sofort an. Oh, Sakura, Shizune hat dich gesucht, du hattest doch versprochen ihr bei der Medizin zu helfen.“ Ich drückte Sasuke in besagten Stuhl, während Sakura das Gesicht verzog. „Ja, aber ich…“ Tsunade brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Ich erwarte, dass du deine Pflichten nicht vernachlässigst. Keine Sorge, ich kümmer mich sofort um die beiden.“ Widerwillig nickend verließ Sakura den Raum und knallte die Tür unnötig fest ins Schloss. „So, dann lass mal sehen.“ Tsunade stand auf und beugte sich vor Sasuke ein Stück hinab. „Wie genau hat das Jutsu dich getroffen? Wie sah es aus?“ „Ich hab nur ein grelles Licht von seinen Händen ausgehen gesehen und dann wurde alles Schwarz.“ Tsunade nickte. „Der Klassiker. Erschrick nicht, ich seh mir deine Augen mal an.“ „Hn.“ „Mmh, die Pupille ist stark verengt.“ Sie zog eine kleine Taschenlampe aus der Tasche und leuchtete damit in ein Auge. „Merkst du irgendeinen Unterschied?“ „Nein.“, antwortete Sasuke und versteifte sich langsam aber sicher ein wenig. „Der Nukenin meinte, es würde normalerweise höchstens eine Stunde anhalten.“, warf ich ein und versuchte meine aufkommende Nervosität zu unterdrücken, „Aber das ist schon über eine Stunde her!“ „Mmh, ja, das Prinzip des Jutsu ist leicht. Zu helles Licht ist Stress für das Auge und als Reaktion darauf geht es in einen Schockzustand über. Wie lange die Muskeln brauchen, um sich wieder zu entspannen, hängt von vielen Faktoren ab, aber eigentlich sollte es nicht viel länger als ein, zwei Stunden dauern… wie auch immer“, sie ließ von Sasuke ab und lehnte sich nachdenklich an ihren Schreibtisch, „offenbar zeigen deine Augen noch keine großartigen Zeichen der Erholung.“ Ich musste stark an mich halten, um darauf keinen Kommentar loszulassen und auch Sasuke verkrampfte sich sichtbar. „Hattest du dein Sharingan aktiviert, als das Jutsu dich getroffen hat?“ Sasuke nickte steif. „Oh.“, war alles, was Tsunade dazu sagte, dann fuhr sie sich durch die Haare. „Und auf dem Rückweg? Habt ihr seine Augen bedeckt?“ Da Sasuke keine Anstalten machte zu antworten, meinte ich: „Nein. Hätten wir das tun sollen?“ Sie warf mir einen schiefen Blick zu. „Wie sollen sich die Augen erholen, wenn sie dem grellen Sonnenlicht ausgesetzt sind, nachdem sie einen Schock abbekommen haben, der durch das Sharingan vermutlich noch ordentlich verstärkt wurde?“ Ich schluckte schwer. Mir gefiel gar nicht, was ihr Tonfall und die Wortwahl andeuten sollten und als ich zu Sasuke hinüber sah, merkte ich, dass er seine Hände mehr und mehr zu Fäusten ballte. „Und… das bedeutet…?“, fragte ich, unsicher, ob ich die Antwort wirklich hören wollte. Tsunade zuckte die Schultern. „Die Blindheit wird länger anhalten.“ „Wie lange?“, meinte Sasuke gepresst. Ich konnte im Augenblick nicht in seinen Augen lesen – was mich langsam aber sicher störte, erst jetzt, als es nicht mehr ging, merkte ich, wie oft wir diese Verbindung mehr oder weniger unbewusst gebrauchten und wenn nur, um einzuschätzen, was der andere wirklich ernst meinte und was nicht – aber ich konnte mir auch so denken, was in seinem Kopf vorging. „Keine Ahnung.“, meinte Tsunade mit einem Seufzen. „Was?!“, schrie ich entsetzt und auch Sasuke riss neben mir die Augen auf. Doch dann plötzlich grinste die Hokage schief. „Im schlimmsten Fall bis Morgen früh.“ Vor Erleichterung wäre ich fast umgekippt. Es war nichts Ernstes… wenn Sasuke wirklich durch so einen blöden Quatsch blind geworden wäre… nicht auszudenken… Angesichts meines Gesichtsausdrucks fing Tsunade an zu lachen. „Das ist nicht lustig.“, kommentierte Sasuke trocken, doch ich hörte auch einen befreiten Unterton in seiner Stimme. „Doch, ist es.“, antwortete sie ungerührt, „Also, passt auf, ihr könnt es beschleunigen, wenn ihr Sasukes Augen vor direktem Lichteinfall schützt. Da ich nicht denke, dass du den Rest des Tages mit einer Augenbinde herumlaufen möchtest, würde ich eine wirklich dunkle Sonnenbrille empfehlen. Oh, und, Naruto? Jetzt lass mich deinen Arm sehen. Wie kommt es eigentlich, dass ich euch jedes Mal wenn ich euch alleine losschicke, hinterher zusammenflicken muss?“ „Das könnte daran liegen, dass die Missionen immer falsch eingeschätzt werden?“, schlug Sasuke trocken vor. Dann machte er Anstalten aufzustehen, wohl um mir den Stuhl zu überlassen, doch Tsunade schüttelte den Kopf – eine völlig sinnlose Geste, wie ihr wohl auch schnell dämmerte, denn sie verdrehte die Augen und meinte: „Bleib sitzen, Sasuke. Naruto, los, setzt dich auf den Tisch, ist sowieso einfacher für mich.“ Sasuke nickte nur und ließ sich zurücksinken. Ich ergab mich ihrem Befehl und sofort begann sie den Verband um meinen Arm abzuwickeln. „O-baa-chan?“ „Mmh?“, meinte sie vertieft in ihre Arbeit. „Wir haben die Räuber im Wald gefesselt zurückgelassen. Meine Schattendoppelgänger sind noch bei ihnen, aber sie sind nicht ganz ohne, daher…“ Sie unterbrach mich. „Wenn ihr mir die Position gebt, schick ich gleich die Anbu los, den Rest regeln wir später. Erzähl mir lieber mal, wer deinen Arm versorgt hat. Ich trau Sasuke ja einiges zu, aber das hier übersteigt seine medizinischen Fähigkeiten bei weitem.“ „Öh, ja, also, das…“ „Wir sind unterwegs zufällig auf eine Heilerin gestoßen.“, sprang Sasuke für mich ein. „Eine Heilerin?“, fragte Tsunade skeptisch und sah zu ihm herüber. Gleichzeitig tastete sie meinen Arm ab. Ich biss mir auf die Lippe. Musste das sein? Das tat weh!! Auch Sasuke zuckte kurz zusammen, ließ sich aber nichts weiter anmerken. „Ja.“, meinte er schlicht. „Aha.“, kommentierte Tsunade und ihr Tonfall machte uns nur zu deutlich klar, dass sie kein Wort glaubte. „Und welche Technik hat das hier“ Sie klopfte auf meinem Arm herum, dass ich ein leises Keuchen nicht unterdrücken konnte. „verursacht? Erzählt mir nicht, dass war einer der Typen? Ein solcher Splitterbruch entsteht durch einen äußerst schweren Aufprall und…“ „Ist ja schon gut, verdammt!“, schrie ich, als sie – ob absichtlich oder nicht, weiß ich nicht – immer fester drückte. „Ich bin in einen blöden Erdrutsch geknallt, zufrieden?!“ Tsunade blinzelte überrascht, dann lachte sie laut. „So was bekommst auch nur du hin, Naruto.“ Dann leuchtete Chakra um ihre Hände und sie legte sie an meinen Arm. Augenblicke später verschwand jeglicher Schmerz. Mir gegenüber schloss auch Sasuke erleichtert die Augen, bis Tsunade wenige Minuten später fertig war. Sie hatte den kompletten Bruch geheilt und, abgesehen von einem leichten Schwächegefühl, konnte ich den Arm wieder normal bewegen. Sofort sprang ich grinsend auf. „Teme? Wollen wir heim?“ Er nickte und stand auf. Tsunade seufzte. „Naruto, ich brauch noch die Position. Auf dem Tisch liegt eine Karte, markier sie einfach, ich bin sofort wieder da.“ Damit verließ sie den Raum. „Was tut sie?“, fragte Sasuke ratlos. Ich zuckte die Schultern. „Keine Ahnung, aber ich will es auch lieber nicht wissen…“ Tsunade kam wieder, gerade, als ich endlich die Stelle gefunden hatte – hoffte ich zumindest. Ganz so leicht war das auf einer Karte nicht, insbesondere, wenn man anstatt mit Ortskoordinaten mit der Verletzung seines Kumpels beschäftigt war und nicht so super genau darauf geachtet hatte, wo man war… Tsunade nickte zufrieden und hielt mir eine Schachtel hin. „Ihr vergesst es doch eh wieder. Ich würde Sasuke ja selbst aussuchen lassen, aber… naja, ihr wisst schon.“ Ich runzelte die Stirn und hob den Deckel ab, um vier Sonnenbrillen mit schwarzen Gläsern zu finden. Es war auf einen Blick klar, welche Sasuke aussuchen würde – oder ich auch, die Auswahl ließ einige Wünsche übrig, aber ich sah mir trotzdem alle an. Es wäre mehr als unfair ihm jetzt die rosa Blümchenbrille aufzusetzen, aber ein Teil in mir schrie genau danach… Schließlich nahm ich eine schlichte, dunkle Brille raus, stellte die restlichen auf Tsunades Schreibtisch und wand mich Sasuke zu, der mit der Hokagen gerade irgendwas von wegen Missionsberichte besprochen hatte. Ohne Vorwarnung setzte ich ihm die Brille auf. Er zuckte zurück. „Was soll das?“, zischte er, doch ich lachte. „Steht dir.“ Und das war nicht einmal gelogen. „Die ist jetzt aber nicht irgendwie orange, oder?“, fragte er skeptisch. „Nein.“, antwortete ich ernst, „Lila mit grünen Punkten und einem Blumenrand.“ Sasuke sagte nichts, aber seine Hand schoss nach oben, um über das Gestell zu fahren und sich zu versichern, dass dort keine Blumen waren. Ich lachte und nahm seine Hand runter. „Als ob ich so gemein wäre, Teme…“ „Hn.“ Er schnaubte, aber ich meinte, ein leichtes Schmunzeln um seine Lippen zu sehen. „Gehen wir, ich bin müde.“ Damit wand er sich um und zog auffordernd an meiner Hand. „Sasuke?“ „Ja?“ „Du weißt, dass du gerade in Richtung Fenster laufen willst, oder?“ Nun grinste er schief. „Ja.“ „Eh?“ Ich blinzelte. „Komm schon, ich hab keine Lust mich durch die Fußgänger zu boxen und es sind nur zwölf Dächer.“ Ich war mir sicher, dass er hinter dem dunklen Glas die Augen verdrehte. „Bist du dir sicher?“, fragte ich. Klar, auf einem Dach zu landen, war wesentlich leichter, als auf einem dünnen Ast und da ich nun wieder beide Hände benutzen konnte, hätte ich ihn auch auffangen können, wenn wirklich etwas wäre (tragen lassen würde er sich eh nicht freiwillig), aber dennoch, es war eine ganz schöne Vertrauenssache… „Ja, und jetzt los.“, wieder dieses sichere Grinsen, „Ehe ich es mir noch anders überlege.“ „Ähm, Jungs…?“, schaltete sich nun auch Tsunade ein, als ich hinter Sasuke aus dem Fenster und auf den kleinen Vorsprung kletterte. „Seid ihr sicher, dass das so eine gute Idee ist…?“ „Geht schon.“, lachte ich, zog Sasuke ein Stück in die richtige Richtung und versuchte die Entfernung abzuschätzen. „Okay, direkt geradeaus, etwa 15 Meter.“ Er nickte und auf mein „Jetzt!“ hin sprangen wir nebeneinander aufs nächste Dach und von da aus sofort weiter. Es war leichter als gedacht… Als wir schließlich vor der Haustür zum Stehen kamen, war tatsächlich alles glatt gelaufen. Ich kramte die Schlüssel raus und wir traten ein. „Naruto?“, fragte Sasuke plötzlich und er klang so ernst, dass ich mich besorgt zu ihm umdrehte. „Ja?“ „Das Ding ist aber nicht wirklich lila, oder?“ Er deutete auf die Brille. Ich lächelte schwach. Er vertraute mir beim Springen, dachte aber ernsthaft, dass ich ihn mit einer Farbe ärger…? „Nein, sie ist schwarz, aber es gab wirklich eine rosa Blumenbrille zur Auswahl, außerdem eine Blues-Brothers-Variante und eine giftgrüne. Ich dachte, du würdest die normalste haben wollen.“ Er nickte erleichtert, dann ließ er meine Hand los, streifte die Schuhe ab und tastete nach der Wand rechts neben sich. Das sollte dann wohl heißen, dass er im Haus alleine laufen wollte. Naja, das sollte machbar sein, schließlich lebte er schon immer hier. Würde mich wundern, wenn er sich nicht zurechtfindet. „Willst du schon unter die Dusche und ich mach uns in der Zeit was zu essen?“, schlug ich vor. Er nickte, zögerte dann noch kurz und flüsterte kaum hörbar: „Kannst du mir bitte ein paar Klamotten raussuchen?“ „Klar.“ Ich sah ihm noch kurz nach, aber als er mehr als die Hälfte der Treppe ohne weitere Probleme gemeistert hatte, hielt ich es für sicher genug. Ich verstaute unsere Rucksäcke im Wohnzimmer, lief dann aber in Sasukes Zimmer und öffnete seinen Schrank. Jesses, war das alles farblos… Vielleicht sollte ich ihm doch mal eine andere Farbe unterjubeln…? Okay, es war wirklich gemein und wahrscheinlich würde er mir Morgen, wenn er wieder sehen konnte, ganz schön was erzählen, aber mal ein kleiner Farbklecks…? Außerdem schuldete ich ihm noch eine kleine Retourkutsche für die Erpressung vorhin. Ich fischte ihm eine dunkelblaue Boxershorts raus und ging dann zu meinem Schrank, um ein gelbes Shirt rauszuholen, von dem ich mir ziemlich sicher war, dass es ihm gut genug passen würde, damit er selbst den Unterschied nicht merkte. Wäre ich wirklich fies gewesen, hätte ich ihm ja auch meine, zwar selteneren, aber immer noch vorhandenen grell orangen Sachen geben können. Dagegen war das dunklere Gelb regelrecht harmlos… Ich klopfte am Badezimmer, wartete auf sein okay, und legte die Sachen auf die Kommode, ehe ich wieder hinaushuschte und in die Küche lief. Okay, was konnte er wohl am problemlosesten essen, ohne es zu sehen…? Epilog: Ausklang ---------------- Sasukes POV Wir saßen gemütlich auf der Couch in unserem Wohnzimmer. Tsunade hatte noch Narutos Arm geheilt und dann sind wir nach Hause gegangen. Unseren Bericht mussten wir noch nicht gleich abgeben, da Tsunade meinte, wir sollten uns zuerst ein bisschen ausruhen, sonst würden wir wieder so einen Unsinn reden. Bestimmt hatte sie dabei an unsere letzte Mission gedacht. Bei der wurde ich relativ schwer verletzt und habe noch versucht einen Missionsbericht abzugeben, während ich fast im Sitzen einschlief. Das blieb auch bei einem Versuch… Naja, auf jeden Fall haben wir, nachdem wir zu Hause ankamen, erst einmal etwas gegessen (Naruto hat uns ein paar belegte Brote gemacht) und uns danach erschöpft aufs Sofa geschmissen. Nun saßen wir Rücken an Rücken auf der Couch und genossen die Ruhe. „Wow, wenn man mal so drüber nachdenkt, war das doch eine ziemlich coole Mission, nicht Sasuke?“, brach Naruto plötzlich die Stille. „Ja, schon. Aber die nächste Zeit möchte ich nichts über irgendeine Familie hören. Davon habe ich erst einmal genug.“ „Kann ich verstehen.“, kicherte der Blondschopf, „Aber ich hoffe, dass wir dem Dorf trotzdem irgendwann mal wieder einen Besuch abstatten können.“ „Ach, das wird schon. Ich bin mir sicher, dass wir sie mal wieder sehen werden.“ „Besonders Hitomi...“, meinte Naruto verträumt. „Kann es sein, dass du dich ein bisschen in meine Verwandte verguckt hast?“, fragte ich amüsiert. „Auch Quatsch, sie konnte bloß so gut kochen.“, meinte Naruto. „Tse, als ob ich nicht kochen könnte.“ Ich spürte, wie sich Naruto leicht zu mir umdrehte. „Bist du etwa eifersüchtig?“, fragte er überrascht. Ich drehte mich von ihm weg: „Jetzt redest du Quatsch. Du hast bloß so geklungen, als ob du überrascht wärst, dass Uchiha kochen können.“ „Ach komm, Sasuke. Du wirst für mich immer der Uchiha bleiben! Egal, wie viele es sonst noch wo gibt.“, meinte Naruto mit gespieltem Ernst, musste dann aber doch anfangen zu lachen. Ich stieß ihm leicht meinen Ellbogen in den Rücken: „Hör auf mich zu verschaukeln.“ Ich fing aber auch schon an zu grinsen. „Was sollen wir Tsunade-obaachan eigentlich sagen? Wegen dem Missionsbericht, meine ich.“, fragte mich Naruto nun ernster. Ich zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung, aber irgendwas wird uns schon einfallen. Wie immer…“ „Ja, wie immer…“, echote Naruto. Er klang äußerst zufrieden. „Weißt du, wie spät es ist?“, fragte ich, als ich ein Gähnen nicht mehr unterdrücken konnte. „Ich weiß nicht so genau, aber ich schätze mal elf Uhr. Es ist schon dunkel draußen.“ Naruto sagte noch irgendetwas, aber das bekam ich nicht mehr richtig mit, da mich plötzlich eine starke Müdigkeit überwältigte. Ich schlug meine Augen auf und starrte ins Dunkel. Doch langsam schienen sich meine Augen zu erholen, denn ich konnte schon leichte Schemen erkennen. Ich tastete mit meinen Händen umher und musste feststellen, dass ich auf einem Bett lag. Anscheinend war ich echt mitten im Gespräch mit Naruto eingeschlafen und dieser hat mich wohl in mein Zimmer getragen. Ich war immer noch müde, deshalb konnte ich nicht so lange geschlafen haben. Gähnend drehte ich mich auf die Seite. Es würde mich schon interessieren, wie spät es war, aber Naruto würde mich schon wecken, wenn es Morgen sein würde, oder? Ich musste schmunzeln… Nein, würde er nicht. Er würde warten bis ich wach und ausgeschlafen wäre. Egal, ob schon Morgen wäre oder nicht… Ich dachte noch einmal an unsere Mission zurück. An die Entscheidung, die ich hatte fällen müssen… Jetzt war mir das so klar und ich fragte mich, wie ich nur jemals zögern konnte wieder mit zurück nach Konoha zu kommen? Naja, wahrscheinlich braucht man immer mal wieder eine Erinnerung, wie wichtig einem manche Dinge geworden sind… Wirklich wichtig ist eigentlich nur, dass ich am Ende die richtige Entscheidung getroffen habe. Denn ein Leben ohne Naruto und all die anderen Leute in Konoha, die mir ans Herz gewachsen sind, könnte ich mir nicht mehr vorstellen! **************************************************** Liebe Leser, damit endet nun auch der zweite Teil unserer gemeinsamen Ausflüge ins Ninja-Reich. Wir wollen uns an dieser Stelle ganz herzlich bei euch bedanken, dass ihr ihn mit uns verfolgt habt, danke fürs Lesen, Favorisieren und besonders auch fürs Kommentieren, wir freuen uns immer sehr darüber! ^^ Das hier war natürlich nicht das letzte Abenteuer, das wir für unsere Ninja-Freunde geplant haben, wir arbeiten gerade an einem dritten Teil. Da dieser aber deutlich komplexer, hoffentlich spannender und natürlich unvorhersehbarer werden soll, als die beiden Vorgänger, wird es aber wohl noch eine Weile dauern, bis wir ihn hier hochladen (schließlich mag niemand lieblose, hingehetzte, sich selbst widersprechende Geschichten, oder?). In der Zwischenzeit wird FrecheGurke ein weiteres Gemeinschaftsprojekt von uns hochladen, bei dem wir uns mal auf experimentelles Neuland gewagt und ein vollkommen neues Genre ausprobiert haben, vielleicht habt ihr ja mal Lust reinzusehen. Ansonsten hoffen wir natürlich, dass wir euch wieder begrüßen dürfen, wenn diese Geschichte hier weitergeht. Bis dahin alles Gute! ^^ FrecheGurke und Nebelland P.S. Ach ja, und wer sich nun fragt, wie "gut" Sasuke Narutos Shirt gefallen hat - das könnt ihr euch etwa so vorstellen: Der nächste Tag brach an, aber da Naruto noch nicht aufstehen wollte, räkelte er sich noch ein bisschen im Bett und döste, bis plötzlich ein lauter, äußerst wütend klingender Schrei den friedlichen Morgen störte. "AAHHH! NARUTO!! Wieso trage ich ein gelbes Shirt?!!" Naruto lächelte nur, dachte für sich "Ah, Teme kann scheinbar wieder sehen.", drehte sich um und kuschelte sich ein bisschen tiefer in sein Kissen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)