Tödliches Spiel: Touchdown von UrrSharrador (Tief unten, wo dich niemand schreien hört ... [Trailer online]) ================================================================================ Kapitel 2: Auf Messers Schneide ------------------------------- Benommen blinzelte Sakura in das grelle Licht. Was war geschehen? Ihr Kopf schmerzte höllisch. Die Erinnerung kam langsam wieder, während sich ihr Blick klärte und sie zehn Meter vor sich einen Glasbehälter sehen konnte. Sie war überfallen worden, auf offener Straße! Und man hatte sie bewusstlos geschlagen und … Mit einem Mal war sie hellwach und riss die Augen auf. Instinktiv wollte sie aufspringen und fortlaufen, wurde aber zurückgerissen. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen tastete sie um ihren Hals. Ein enger Eisenring umschloss ihn. Sie sah hinter sich und erstarrte. Von dem Ring weg führte ein dünnes Drahtseilkabel – direkt zwischen zwei scharf blitzende Klingen, die sich hinter ihr wie die Schenkel einer gigantischen Schere öffneten. Sie schluckte, als ihr der Sinn dieser Konstruktion klar wurde. Wenn jemand an dem Kabel zog und sie mit dem Kopf zwischen die Klingen geriet … Ein leises Stöhnen ließ sie herumfahren. Rechts von ihr sah sie noch vier Menschen, die genauso gefangen waren wie sie – auch sie hatten weit vor sich Glaskästen und hinter sich tödliche Schneiden. „Wo … Wo sind wir?“, flüsterte sie, obwohl sie nicht sicher war, ob man sie überhaupt hörte. Die anderen wurden erst wach, aber der eine Mann neben ihr wandte sich ihr zu. Sie erschauderte, als sie in seine gefühllosen, grünen Augen sah, die von dunklen Rändern umgeben war. Auf der Stirn hatte er eine Tätowierung und sein Haar war so rot wie Feuer. Er sagte nichts, sondern maß sie nur mit einem stummen, angsterregenden Blick. „Verdammt, was soll das? Wie komme ich hier her?“, schrie der Mann in der Mitte und rüttelte vergeblich an dem Ring. Soweit Sakura erkennen konnte, hatte der Typ graublaues Haar, das ihm teilweise ins Gesicht hing, und trug alberne, weite, mit einem dicken Seil zusammengebundene Kleidung. Noch alberner hingegen war sein grüner Lippenstift. Der Typ hörte auf, an seinem Ring herumzuzerren, aber er trat nach vor und versuchte, sich loszureißen. Zu Sakuras Überraschen gab das Drahtseil tatsächlich nach und ließ ihn sich Stück für Stück nach vor kämpfen, wie einen Hund, dessen Leine sich irgendwo verfangen hatte. Weit kam er allerdings nicht. Der junge Mann zu seiner Rechten streckte rasch die Hand aus und hielt ihn zurück. „Warte. Das würde ich nicht tun. Die Kabel sind miteinander verbunden – wenn du es in die Länge ziehst, wird es bei uns kürzer.“ „Das ist mit scheißegal! Ich will hier weg!“, brauste der andere auf. Sakura blinzelte. Von ihrer Warte sah es so aus, als ob ihm aus dem Nacken ein zweiter, schlafender Kopf wachsen würde. Nein, sie war wohl noch benommen. „Dann bleib ruhig und lass uns gemeinsam überlegen“, schlug der Schwarzhaarige vor, den Sakura zugegebenermaßen recht gutaussehend fand. Auf seinem Gewand – einem nagelneuen Business-Anzug – war ein Wappen abgebildet, ein weißroter Fächer, den Sakura als das Logo der großen Uchiha-Company identifizierte. Arbeitete er vielleicht dort? Der letzte in der Reihe hatte die Augen noch geschlossen. Auch er hatte schwarze Haare und sah aus, als ob er ein paar Stunden in einem Solarium vertragen konnte. Oder auch Tage. Seine Haut war so weiß, dass, wenn er im Schnee liegen würde, der Schnee dagegen dunkel aussehen würde. „Wo … Wo sind wir? Was hat das alles zu bedeuten?“, flüsterte Sakura. „Hab keine Angst. Das werden wir bestimmt gleich erfahren“, erwiderte der Mann mit dem Uchiha-Logo und deutete auf einen Bildschirm in der Ecke, der wie auf ein Stichwort hin zu flimmern begann. Das Gesicht, das darauf erschien, kam Sakura bekannt vor. Als Journalistin hatte sie genügend Artikel über diesen Killer geschrieben, und eiskalte Angst überkam sie, als ihr klar wurde, dass sie eine Gefangene von Orochimaru war. „Meine verehrten Gäste“, sagte das Schlangengesicht mit einer rauen Stimme, „ich bin mir sicher, Sie haben schon bemerkt, in welcher Zwickmühle Sie sich befinden. Sie fünf sind schlechte Menschen. Es gibt eine Verbindung zwischen Ihnen, die vielen Menschen den Tod gebracht hat. Darum sollen Sie nun selbst erfahren, wie es ist, in Lebensgefahr zu sein. Spielen wir also ein Spiel! Die folgenden Aufgaben sollen ein Ausleseverfahren sein. Werden Sie es schaffen, Ihre Instinkte abzuschalten? Hier ist die erste Aufgabe!“ Das Licht im hinteren Winkel des Kellers ging an und beleuchtete ein kleines Kästchen, auf dem mit roter Schrift ein digitaler Timer zu sehen war. Er war auf sechzig Sekunden eingestellt. Direkt darunter war eine weiße Lehmfigur zu sehen, die aussah wie eine Eule oder etwas in der Art. Sakura hatte ein ganz mieses Gefühl, als sie das Kunstwerk sah. „Sie haben fünfzehn Minuten Zeit, um sich zu überlegen, was Sie tun wollen. Nach dieser Zeit wird die Lehmfigur explodieren und der ganze Raum wird in einen Haufen heißer Asche verwandelt. Vor Ihnen, in den Glaskästen, befinden sich Schlüssel, die Ihre Halsringe öffnen und sie retten können. Sobald sich aber einer von Ihnen aufmacht, seinen zu holen, wird der Timer beginnen eine Minute gegen Null zu zählen. Wenn er bei Null ist, wird das Kabel eingezogen und Sie werden durch die Klingen hinter Ihnen enthauptet. Was werden Sie tun? Sie müssen wählen.“ Der Bildschirm flackerte noch einmal und erlosch. Die Gefangenen starrten ihn an. „Spinnt dieser Idiot?“, knurrte der Mann mit dem Uchiha-Anzug. „Was soll das, uns hier so ein perverses Spiel aufzuzwingen?“ Sakura sah, dass auch der letzte in der Reihe aufgewacht war und immer noch ziemlich verwirrt den Bildschirm anstarrte. Der Rothaarige neben ihr senkte den Kopf wie ein angriffslustiger Stier und sagte: „Mir egal, was ihr tut, aber ich hol mir meinen Schlüssel.“ Damit stürmte er los. Sofort begannen die Kabel sich zusammenzuziehen und Sakura schrie auf, als ihr Kopf nach hinten gezogen wurde und die die kalte Schneide der Klingen im Nacken spürte. Im buchstäblich letzten Moment stemmte sie sich gegen den Druck. Der Rothaarige hatte mittlerweile den Glaskasten vor ihm erreicht und trat mit dem Fuß dagegen, sodass das Glas unter lautem Klirren zersprang. Sakura sah jetzt, dass er eine Art Gefäß auf dem Rücken trug. Wirklich merkwürdig. Er klaubte den Schlüssel auf und öffnete den Halsring, der daraufhin zurückschnellte. Der Druck um Sakuras Hals ließ nach und sie seufzte erleichtert auf. Doch sie kam nicht dazu, ihrerseits ihren Schlüssel zu holen, denn schon war der Uchiha-Typ losgerannt und sie wurde wieder nach hinten gezogen. Er zertrümmerte den Kasten mit der bloßen Faust und befreite sich mit dem Schlüssel. Sakura wollte schon loslaufen, aber gleichzeitig rannte auch der Bleiche los. Er war viel kräftiger als sie und sie wurde wieder zurückgezogen und kam den Klingen erneut gefährlich nahe. Verdammt, sie konnte bald nicht mehr! Nachdem sich auch der Bleiche seinen Schlüssel geholt und sich befreit hatte, warf Sakura einen gehetzten Blick auf den Timer und fühlte sich wie mit kaltem Wasser übergossen. Nur noch fünfzehn Sekunden! Jeder der anderen hatte in etwa so lange gebraucht. Das hieß, die Zeit reichte nur noch für einen … Sakura warf dem letzten, tuntigen Kerl einen Blick zu. Er wirkte sehr kräftig. Sie war niemals stark genug, um gegen ihn anzukommen. Er würde loslaufen und sie ihrem Schicksal überlassen. Fieberhaft ging sie ihr spärliches Arsenal aus Jutsus durch, aber es gab keine Lösung für ihr Dilemma. Sie würde sterben. In diesem Moment gähnte der letzte Typ plötzlich und – aus seinem Bauch sprossen plötzlich Beine, wurden länger und schließlich erschienen der Unterleib, die Brust, die Schultern und der Kopf von einem anderen Mann, der dem Angeketteten aufs Haar glich. Sakura riss die Augen auf. War der Kerl gerade tatsächlich aus dem Körper des anderen gekommen? „Ich spiele doch nicht bei so einem behämmerten Spiel mit. Ukon, lauf du!“ Der zweite, der ja nicht angekettet war, knurrte irgendeine Beschimpfung und lief dann leichtfüßig los. Der andere warf Sakura einen gelangweilten Blick zu. „Und, wartest du auf bessere Zeiten?“ Sakura erschrak. Ihr Blick flackerte zu dem Timer. Noch acht Sekunden! Aber jetzt konnte sie es schaffen! Sie rannte los. Das Kabel sträubte sich ganz schön gegen ihre Kraft, aber sie kam voran. Nur leider viel zu langsam. Tränen stiegen ihr in die Augen, als der Timer unerbittlich ablief. Sie würde es nicht schaffen! Noch vier Sekunden! Warum half ihr niemand? Noch drei Sekunden. Sie hatte erst die Hälfte des Weges geschafft und gab nochmal alles. Noch zwei Sekunden. Sie hatte den Kasten fast erreicht. Noch eine Sekunde. Sie holte aus und zerschlug das Glas mit ihrer ganzen Kraft. Der Schlüssel segelte durch die Luft. Klick. Der Timer war abgelaufen. Sakura spürte, wie sie brutal nach hinten gezogen wurde. „Nein!“, kreischte sie. „Ich will nicht!! Neeeeiiiin!“ Die anderen traten nervös von einem Fuß auf den anderen. Der Uchiha-Typ sah sie mitleidig an und war plötzlich heran, packte sie um die Hüfte und versuchte sie von ihrem Schicksal zu bewahren, doch es half nichts. Die Klingen kamen unerbittlich näher und schienen vorfreudig zu glitzern. Der Schlüssel flog immer noch wie in Zeitlupe durch die Luft; die Blicke der anderen klebten an ihm. Sakura biss die Zähne zusammen. Sie war mit achtzehn bescheidenen Lebensjahren noch viel zu jung um zu sterben! Ihr Überlebensinstinkt regte sich. Sie fingerte in ihre Hosentasche und fischte einen kleinen Wurfstern in einer Schutzhülle heraus. Den hatte sie von ihrer Tante bekommen, als Glücksbringer. Hoffentlich erfüllte er seinen Zweck. Noch zwei Meter bis zu den Klingen. Der Uchiha stemmte sich mit aller Kraft gegen das Ziehen des Kabels. Sakura war ihm dankbar, aber sie konnte es sich nicht leisten, dass er an ihr herumzerrte und ihr das Zielen unmöglich machte. Also entfernte sie die Schutzhülle um den Shuriken, stieß den Mann von sich, und warf mit aller Kraft, so genau es ging. Ihre Ninjaausbildung machte sich bezahlt. Der Wurfstern traf den Schlüssel in der Luft, genauso so, dass selbiger von dem Geschoss abprallte und wild rotierend in ihre Richtung flog. Noch ein Meter bis zu dem Klingen … Sakura fing den Schlüssel geschickt auf, führte ihn in ihre Halsfessel und drehte ihn um. Das Klicken, mit dem das Schloss aufsprang, war wie Balsam für ihre Nerven. Der Ring sprang ab von ihr und verschwand mit einem metallischen Zing zwischen den Klingen. Erleichtert brach Sakura auf der Stelle zusammen. Nie, nie wieder wollte sie so etwas durchmachen. Erst jetzt spürte sie den Schmerz in ihrer Hand. Als sie das Glas zerschlagen hatte, hatte sie sich geschnitten. Blut lief ihr übers Handgelenk. Der Schmerz riss sie von ihrem erleichterten Gefühl wieder zurück in die so surreale Realität. Der Uchiha-Typ rappelte sich auf und fuhr mit dem Handrücken über seine aufgeplatzten Lippen. Er war sichtlich erstaunt, dass sie es noch geschafft hatte. „Bravo“, sagte der Doppelkopf beiläufig. Er hatte tatsächlich wieder zwei Köpfe; nachdem sein Was-auch-immer ihn befreit hatte, war es wieder in seinen Körper geschlüpft. „Ist das alles, was du zu sagen hast?“, fragte der Uchiha verächtlich und stand auf. „Alles in Ordnung?“, fragte er Sakura, die, immer noch zitternd, nickte. „Pff“, machte Doppelkopf. „Ich hätte ja auch selbst losrennen können. Dann wär die Tussi jetzt hinüber. Also seid ein wenig dankbarer. Ich hab mehr getan als ihr alle zusammen.“ Niemand hörte ihn an. Der Rothaarige und der mit der bleichen Haut untersuchten die Tür, die sich auf der Seite des Kellerraumes geöffnet hatte und in einen weiteren Raum führte. „Ich fürchte, wir müssen da durch, wenn wir weiterkommen wollen. Vielleicht geht die Lehmbombe immer noch hoch“, meinte der Bleiche. Seine Stimme klang seltsam emotionslos, keineswegs so, wie sich jemand anhört, nachdem er mit knapper Not einem grausamen Tod entronnen ist. „Kannst du gehen?“, fragte der Uchiha und hielt ihr die Hand hin. Dabei funkelten seine dunklen Augen so spöttisch, das Sakura plötzlich das Gefühl überkam, dass sie vor ihm keine Schwäche zeigen sollte. „Natürlich. Mein Beine waren nie in Gefahr, oder?“ Der Schwarzhaarige lächelte amüsiert, aber es sah auch ein bisschen überheblich aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)