A Bullet For You von UrrSharrador (Mafiosi, Dämonen, Bandenkriege - und Naruto mittendrin! [Trailer online]) ================================================================================ Kapitel 46: Mein wahres Ziel ---------------------------- „Komm schon, das Spiel wird langweilig!“, quengelte Kidoumaru zwei Stockwerke tiefer. Der hatte gut reden mit seinem Spinnenpanzer – Deidaras Wunden heilten zwar unglaublich schnell, aber das würde weder ewig so bleiben, noch bedeutete das, dass es schmerzlos war, wenn der Klang ihn traf. Oder ungefährlich, denn bei einem sauberen Kopfschuss würde ihm auch Kakuzus Essenz geschmeidig den Mittelfinger zeigen. Immerhin, Kidoumaru schien das auch zu wissen – und das hatte auch was Gutes. Er wirkte gelangweilt, fast träge bei seinem Versuch, Deidara zu verfolgen. Deidara hatte durch einen Spalt im Betonboden gesehen, wie der Klang langsam die wenigen Versteckmöglichkeiten zwischen den Stahlstreben  und Baumaterialien absuchte, wobei er immer plötzlich um die Ecke sprang und sich dann, bar eines Angriffsziels, weiter umsah. Ja, er arbeitete sich stückchenweise in die Höhe, und Deidaras Parkhaus-Stockwerk war das letzte, sodass er auch nirgendwohin fliehen konnte. Vielleicht war Kidoumarus Vorgehensweise für einen geneigten Strategen auch die erfolgversprechendste Methode. Allerdings gab sie Deidara auch genügend Zeit zum Gegenangriff. Er wartete geduldig, bis Kidoumarus hässlicher Kopf auf der Rampe erschien und sich ein enttäuschtes Lächeln auf seinen Lippen zeigte. „Ach, komm schon! Versteck dich doch wenigstens!“ Dann schlug es in Erstaunen um, als er Deidaras Kunstwerk sah. „Schon unterwegs, hm“, gab der Dämonenjäger zurück und drückte eine Nummer auf seiner Fernbedienung. Die beiden Sprengsätze hinter der Stahlplatte,  an der er sich festhielt, detonierten und die Druckwelle schleuderte die zweite Platte, auf der Deidara wie auf einem Snowboard stand, gegen Kidoumaru – mit der hohlen Stahlstange, die Deidara in der Hand hielt, auf seine Brust gezielt. Der Halbdämon brachte nur ein erstauntes „Uff“ heraus, als die Stange gegen ihn prallte und ihn mitriss. Der Panzer auf seiner Brust knirschte, aber er brach nicht. Die Platte mit Deidara und nun auch Kidoumaru darauf schlitterte die Rampe hinunter, Funken sprühten wie ein Feuerwerk unter den scharfen Rändern, dann rutschten sie zwischen den Säulen hindurch über die Kante der Parkplattform und waren kurz im freien Fall. Die Platte neigte sich genau, wie Deidara berechnet hatte – Glück gehabt. Er ließ den Speer mit dem halb aufgespießten Dämon einfach los, ließ sich von seinem Stahlsnowboard fallen, wartete im Flug, bis es annähernd senkrecht stand, und drückte eine weitere Nummer. Er hörte die folgende Explosion, sah sie aber nicht mehr. Eine Millisekunde später krachte er in den festgestampften Boden. Diesmal verlor er tatsächlich das Bewusstsein, aber es konnte nur für wenige Sekunden gewesen sein. Rasch rappelte er sich auf, spuckte Erde und Blut und drehte sich mit etlichen gebrochenen Knochen, die juckend und schmerzend bereits wieder zusammenwuchsen, um. Seine Arbeit war noch nicht getan. Kidoumaru hing an eine Betonwand gepinnt wie ein Schmetterling. Ein passendes Ende für eine Spinne, fand Deidara. Die Sprengsätze auf der anderen Seite des Metallboards hatten das dicke Stahlrohr durch seine Brust und ein paar Zentimeter tief in die Wand getrieben, wo es sich bereits gefährlich neigte. Lange würde er dort nicht hängen bleiben. Und natürlich war Kidoumaru noch am Leben – er war ein schließlich ein Dämon und Deidara hatte es nicht geschafft, genau auf das Herz zu zielen. Aber das machte nichts. „Glaubst du etwa, dass das reicht?“ Kidoumaru lachte mit verzerrtem Gesicht und packte die Stange mit zweien seiner Arme. „Ein Stahlrohr?“ „Du hast ja keine Ahnung, was man in so einem Rohr alles verstecken kann, hm“, rief Deidara zu ihm hoch. Seine scharfen Augen zeigten ihm einen verblüfften Gesichtsausdruck, als Kidoumaru nach wenigen Sekunden verstand. „Du … du meinst …?“ Deidara fand, dass diese Grimasse angemessen war für die letzte, die er je in seinem Leben schneiden würde. Er drückte eine letzte Nummer, und seine verbliebenen Sprengsätze, die er mühsam in das Stahlrohr gestopft hatte, explodierten gleichzeitig und zerfetzten Kidoumarus Brustkorb. „Ich habe immer gesagt, Dämonen tötet man am besten von innen heraus“, sagte Deidara zufrieden zu sich selbst. „Mission erfüllt, hm.“   „Schön, dich zu sehen.“ Kimimaro begrüßte Deidara mit einem Nicken, als der endlich an ihrem Sammelpunkt in dem kleinen Hinterhof aufkreuzte. Er sah müde und abgekämpft aus und nach seinen Klamotten zu schließen, hatte er körperlich einiges mitgemacht. Auf seiner Haut zeugten nur einige Kratzer davon – die Macht der Dämonenessenz musste aufgehört haben zu wirken, kurz bevor sie vollends geheilt waren. „Ja, Tag auch, hm.“ Deidara warf einen Blick auf Tayuya, die mit gefesselten Armen auf einer morschen Holzbank saß. Auf dem Tisch davor hockte Kimimaro selbst. Deidara deutete mit dem Kinn auf den Klang. „Läuft die auch nicht weg?“ „Ich habe ihr gesagt, was geschieht, wenn sie es tut“, erwiderte Kimimaro mit einem Lächeln. Er würde seine Mitstreiter nicht in alle Einzelheiten seines Plans einweihen. Dass er Tayuya insgeheim liebte, sollten sie spätestens erfahren, wenn sie mit Orochimaru und dem Dämonenkönig fertig waren. „Irgendwelche Probleme bei dir?“, fragte er Deidara. „Keine Probleme, hm. Halbdämonen sind zwar nicht ganz meine Expertise, aber wer eine volle Schnapsflasche exen kann, kann das auch mit einer halben. Verstehst du den Vergleich?“ Deidara schien etwas verstimmt zu sein. Er schüttelte mit einer Grimasse seine Glieder aus. „Übrigens, ich hab ‘nen Mordskater.“ „Dann müssen wir nur noch hoffen, dass die anderen beiden auch Glück hatten. Ich habe Tayuya die Fakten dargelegt. Sie wird uns zu Orochimaru führen, dann darf sie gehen, wohin sie will.“ „Wie schön.“ Deidara beugte sich zu dem Mädchen. „Bist ‘ne ganz treue Killerin, was?“ „Verpiss dich. Und leg dir mal ‘nen ordentlichen Haarschnitt zu“, zischte sie angriffslustig. „Was erwartest du?“, rief Deidara aus. „Ich musste sie ja nur so stutzen, weil ihr Idioten diesen Naruto haben wolltet – kann ich was für seine Struwwelfrisur? Du hättest mal besser meine früheren Haare gesehen, hm. Du wärst vor Neid blass geworden.“ „Wie jetzt, du hast noch weibischer ausgesehen als jetzt?“ „Kimimaro?“, fragte Deidara leise. „Wenn Sasuke oder Naruto zufällig ihre Klänge auch nicht getötet haben, darf ich der Kleinen hier den Kragen umdrehen?“ „Schluss jetzt“, sagte Kimimaro. „Wir warten. Seid leise, beide.“ „Das kannst du Tayuya hundertmal sagen, und sie wird trotzdem herumfluchen“, ertönte plötzlich eine Stimme. Eine Gestalt trat unter dem Torbogen hindurch, der in den Hof führte. „Wobei, du müsstest das doch eigentlich wissen, stimmt’s, Kimimaro?“ „Sakon“, sagte Kimimaro düster. Der Klang hob lässig die Hand. „Yo.“ Er war in seiner Dämonenform und grinste sein schreckliches, zweiköpfiges Grinsen. „Also hat’s unser lieber Sasuke versaut“, stellte Deidara trocken fest, wirbelte seine Uzi in der Hand herum und zielte auf den Halbdämon. Sakons Augen fixierten ihn. „Falsch.“ Drei, vier Schüsse ratterten. Wo Sakon gestanden war, tauchten winzige Löcher im Boden auf. Deidara schrie auf und warf sich herum, seine Uzi landete im Staub, gefolgt von einigen Blutspritzern. Sakon stand an der Wand im Hof, seine eigene Waffe rauchte. „Du hast es versaut. Es war ein Kinderspiel, dich zu verfolgen. Jetzt sei artig und sieh zu. Ich muss einen Verräter töten.“ Kimimaro gab sich ruhig. Er streckte einen Arm aus und aus seinem Handgelenk wuchs ein klingenförmiger Knochen, der auf Tayuyas Kehle deutete. „Du solltest mich lieber nicht herausfordern. Erstens bin ich stärker als du, zweitens habe ich eine Geisel.“ Sakon schnaubte. „Steck dir deine Geisel sonstwohin. Als ob ich einen feuchten Kehricht auf die rothaarige Hexe geben würde!“ Erneut schoss er, doch Kimimaro war gewandter als Deidara. Die Schüsse trafen einer den Tisch, ein anderer die Wand dahinter, als der Halbdämon in die Höhe sprang und vor Sakon wieder zum Landen kam, das Schwert zum Schlag erhoben. Sakon reagierte blitzschnell. Mit der anderen Hand schleuderte er Kimimaro etwas ins Gesicht, das dort zerplatzte und ein unangenehmes, feuchtes Gefühl hinterließ. Kurz war er geblendet, aber er warf sich dennoch instinktiv aus der Schussbahn der folgenden Kugeln. Als er sich über die Augen fuhr, klebte violette Flüssigkeit an seinen Fingern. „Ups“, griente Sakon. „Da hab ich doch glatt einen Ballon mit Antidemonicum verloren. Was machst du jetzt, hä?“ Kimimaro wischte sich das Zeug mit einer resignierten Geste aus dem Gesicht. „Ich brauche meine dämonische Form nicht, um dich zu besiegen.“ „Weil du eine Geisel hast? Flossen weg!“ Sakons Zischen galt Deidara, der zu seiner Waffe zurückgewichen war und sie aufheben wollte. Ein gezielter Schuss beförderte die Uzi abermals außer Reichweite. „Zeit zu krepieren, Kimimaro.“ Kimimaro gab ihm keine Gelegenheit zu einem neuerlichen Angriff. Er warf sich Sakon förmlich entgegen, zwei Knochenschwerter wirbelten durch die Luft. Sakons Pistolenmündung spuckte erneut Feuer, die Kugel prallte ab und lenkte das eine Schwert gerade weit genug ab, dass der Halbdämon durch die Öffnung schlüpfen konnte. Mit einem sinnesverwirrenden Dreifachsalto durchquerte er den Innenhof und landete grinsend auf der Bank neben Tayuya. „Na, bist du müde?“, fragte er sie überheblich. „Scheint, als kämest du einfach nicht gegen Kimimaro an, was?“ „Ich hab dich nicht um deine Hilfe gebeten“, fauchte Tayuya. Kimimaro kam langsam näher, die Knochenwaffen gesenkt. „Und du glaubst, ich will dir helfen?“, gluckste Sakon. Plötzlich packte er Tayuya an der Schulter, schnellte hinter sie und presste den Lauf seiner Pistole an ihre Schläfe. Kimimaro erstarrte. Tayuyas Augen weiteren sich. „Na? Wie war das jetzt mit der Geisel?“, krähte Sakon. Deidara schüttelte den Kopf. „Der Kerl hat nicht alle Tassen im Schrank.“ Kimimaro erwiderte nichts. Er hatte seine Lippen zu einem blutleeren Strich zusammengepresst. Was ging hier vor? Warum sollte Sakon …? Hieß das etwa, dass er …? „Für wie blöd haltet ihr Orochimaru eigentlich? Oder mich?“, fragte Sakon triumphierend, als Kimimaro keinen Versuch mehr startete, ihn anzugreifen. „Als ob ich mich nicht fragen würde, warum sie gerade dich lebend fangen wollen“, sagte einer von Sakons Köpfen in Tayuyas Ohr. „Spinnst du? Woher zum Teufel soll ich wissen, was sie vorhaben?“ Sie versuche sich loszumachen, aber Sakon fischte blitzschnell etwas aus seiner Jackentasche hervor und stieß es in ihren Nacken. Kimimaro zuckte zusammen, genau wie sie, dann gestattete er sich beinahe ein erleichtertes Aufatmen. Um ihren Hals tauchte etwas wie ein breiter Ring aus violetter Flüssigkeit auf, lief an ihrer Haut hinunter und färbte ihre Bluse violett. „Nicht, dass du auf dumme Gedanken kommst“, meinte Sakon grinsend. „In deiner Menschenform bist du nur eine Kugel vom Jenseits entfernt, also halt verflucht nochmal still.“ „Hast du sie noch alle?“, rief sie laut. „Wir stehen auf derselben Seite, verdammt!“ „Ach wirklich?“ Jetzt klang Sakon wütend. „Du hattest zweimal die Gelegenheit, Kimimaro umzubringen! Warum lebt er immer noch?“ „Er ist eben …“ Sie schluckte den Rest des Satzes trocken hinunter. „Stärker als du? Wolltest du das sagen?“ „Scheiße, ich hab eben gegen ihn verloren! Mach’s besser, wenn du es kannst!“ „Das habe ich vor.“ Plötzlich sah Sakon auf. „Ah, wen haben wir denn da? Gefällt dir deine neue Kraft soweit?“ Kimimaro unterdrückte den Drang, sich umzudrehen. Er spürte eine Bewegung hinter sich. „Nicht übel. Und du hast offenbar auch das bekommen, was du wolltest.“ Sasukes Stimme. Gut, er musste sich wohl wirklich nicht umdrehen. „Sasuke, was zum … Bist du das?“, stieß Deidara hervor, und nun wandte sich Kimimaro doch um. Die Stimme war eindeutig Sasukes gewesen, aber er sah völlig anders aus … dämonisch. Als hätte er plötzlich eine dämonische Form angenommen, ähnlich Kimimaros eigener. War er etwa ein Halbdämon und hatte diesen Fakt bisher geheim gehalten? Nein, das war unlogisch … außerdem, die Art, wie sich seine Haut ins Graue verfärbt hatte … Das stank geradezu nach Orochimaru. Dafür sprachen auch Sakons Worte. Sakon lachte kehlig. „Kann man so sagen. Ich korrigiere mich: Ich bin hier, um zwei Verräter zu erledigen.“ „Du machst einen verdammten Fehler“, zischte Tayuya und klang nicht im Mindesten eingeschüchtert. „Orochimaru reißt dir den Kopf ab.“ „Er wird mich eher belohnen, denke ich“, meinte Sakon nachdenklich und lächelte säuerlich. „Sollte nicht eher diejenige ihren Kopf verlieren, die Kimimaros Namen wimmert, nur weil sie ein bisschen im Feuer eines Dämons brät?“ Tayuya zuckte sichtlich zusammen. Sie schien zu wissen, was er meinte. „Und daraus ziehst du solche Schlüsse? So viel in was hineinzuinterpretieren sieht dir gar nicht ähnlich“, keuchte sie. Sakon zuckte mit den Schultern. „Kann sein, dass ich mich täusche. Wollen wir es drauf ankommen lassen? Orochimaru hat mir schon erlaubt, dich im Zweifelsfall zu töten. Wann der Zweifelsfall eintritt, hat er allerdings mir überlassen.“ Kimimaro gab seine Maskerade auf. „Lass sie los“, befahl er ruhig und eiskalt. „Ich glaub, ich bin im falschen Film“, murmelte Deidara. „Kann hier bitte mal jemand dem ahnungslosen Dämonenjäger erklären, was hier gerade abgeht?“ Keiner achtete auf ihn. „Weißt du, Kimimaro“, sagte Sakon in Plauderstimmung. „Ich hab dich früher mal ein bisschen bewundert – oder so ähnlich. Du warst ein verdammt guter Kämpfer und auch gar nicht so übel als Anführer. Aber offenbar hast du eine fatale Schwäche.“ Der Pistolenlauf presste sich fester an Tayuyas Schläfe. Kimimaro wagte nicht, sich zu rühren. Seine Gedanken rasten. Was konnte er tun? Ein Knochenschwert werfen? Das dauerte zu lange. Er konnte höchstens einen Schuss mit seinen Fingerknöcheln versuchen, aber selbst dafür musste er seine Hände in Position bringen, außerdem flogen die Knöchel langsamer als ein durchschnittliches Projektil und wenn er nicht aufpasste, verletzte er Tayuya dabei, und wenn der erste Schuss kein Volltreffer war … Deidara sah nicht so aus, als ob er irgendetwas tun würde. Ließ man die Tatsache außer Acht, dass er unbewaffnet war, so waren Tayuya und Sakon für ihn immer noch beide Feinde. Kimimaro verfluchte sich dafür, ihn nicht eingeweiht zu haben. Wobei Deidara wohl sowieso kein Verständnis aufgebracht hätte. Blieb nur einer, der noch etwas tun konnte. „Lass sie gehen“, sagte Kimimaro erneut, um Zeit zu gewinnen. „Du kommst hier nie wieder lebend raus, allerdings könnte ich für eine zweite Geisel noch Verwendung haben.“ Sakon lachte laut auf. „Ich soll dein Mädchen gehen lassen? Wie viel ist sie dir denn wert? Würdest du für sie vor deinem früheren Untergebenen im Staub kriechen? Dann wirf dich hin – ich will deine Stirn gegen die Erde gedrückt sehen!“ Kimimaro schluckte. „Wenn du das tust, werde ich dich hassen!“, zischte Tayuya ihm zu. Kimimaro tat es trotzdem. Er setzte einen beschwörenden Blick auf und begegnete ihrem funkensprühenden. Ich würde die halbe Stadt für dich ausrotten. Da ist mich auf den Boden zu werfen nichts dagegen. Er sank auf die Knie, ließ seine Schwerter fallen und presste die Stirn gegen den kühlen, weichen Untergrund. Sakon lachte genüsslich. „Wunderbar. Wie schnell eine kleine Liebschaft unter Kollegen einen Mann niederreißen kann. Was meinst du, Sasuke? Der Kerl ist es nicht wert, eine coole Dämonenform wie wir zu besitzen, oder?“ Sasuke schwieg. Er stand reglos unter dem Torbogen und beobachtete nur das Schauspiel vor seinen Augen. „Der Gute hat mit Orochimaru einen Handel geschlossen, weißt du, Kimimaro?“, fuhr Sakon gut gelaunt fort. „Du warst mal ein ganz annehmbarer Klang, aber Typen mit Talent gibt es zur Genüge, und Orochimaru kann jetzt sogar eigene Halbdämonen kreieren. Es wird also Zeit, dass du von deinem hohen Ross steigst, Kimimaro.“ Er musterte Kimimaros zusammengekauerte Gestalt. „Gefällt es dir auf dem Boden der Tatsachen? Ich werde dir noch eine Tatsache verklickern, damit du weißt, wo du stehst, ja? Ich werde deine verräterische Freundin abknallen, vor deinen Augen, und du kannst nichts dagegen tun!“ „Nein!“, keuchte Kimimaro und hob den Kopf, nur um zu sehen, wie sich Sakon Finger um den Abzug krümmte. Ein Schuss hallte durch den Hof, begleitet von einem Echo, das irgendwie hohler und endgültiger klang als üblich. Irgendwo flatterten verschreckt Vögel auf. Blutspritzer erschienen wie hingezaubert auf einer der Wände. Sakon taumelte rückwärts. Erst sah es aus, als wollten seine Augen das Loch fixieren, das in seiner Stirn erschienen war. Dann ertönte ein zweiter Schuss, und auch zwischen seinem anderen Augenpaar öffnete sich eine rote Wunde. Sein Köpfe verformten sich, der eine verschwand, der andere verlor das dämonische Aussehen. Sakons Haut wurde blass, fast weiß, als er langsam hintenüberkippte und mit offenem Mund liegen blieb. Kimimaro atmete zittrig aus. Der Gestank nach Schießpulver, an den er schon so gewöhnt war, drang ungewöhnlich scharf in seine Nase. Selbst die Farben, die er sah, wirkten auf einmal kräftiger. Tayuya stand wie erstarrt da, ehe sie langsam den Kopf wandte und zur Leiche des Klangs hinsah. Ein überhebliches Schnauben. Es war Sasuke, der geschossen hatte. Seine Pistole rauchte in seiner Hand; in seinen schwarz verfärbten Augen glühte das Sharingan. „Du bist ein Idiot, wenn du geglaubt hast, ich würde mich einfach so Orochimaru anschließen, nur weil ich sein Versuchskaninchen spielen darf“, sagte er leise. „Oder wenn du geglaubt hast, ich hätte vergessen, wer meine Familie auf dem Gewissen hat. Für dich hab ich auch noch eine Kugel.“ Damit schoss er ein drittes Mal. Kimimaro begriff erst nicht, was seine Augen ihm zeigen wollten. Sein Verstand weigerte sich zu sehen, wie die Kugel Tayuyas Stirn durchschlug. Langsam, wie in Zeitlupe, und immer noch ohne dass Kimimaro eine Reaktion zeigen konnte, sank sie hintenüber, den Mund leicht geöffnet, die Augen gefüllt mit einem fast teilnahmslosen Ausdruck. Ihr langes, rotes Haar breitete sich wie eine züngelnde Flamme um ihren Kopf aus. Dann rutschte sie vollends von der Bank und schlug auf den Boden auf, und erst jetzt bestürmten Gedanken und Gefühle Kimimaro, mit einer Wucht, die einen berstenden Schrei aus seiner Kehle lockte. Er sprang auf die Beine, war mit wenigen großen Schritten bei ihr. Ein einzelnes, rotes Blütenblatt schien auf Tayuyas Stirn zu kleben. Ihre Augen starrten, aber Kimimaro wusste nicht, ob sie ihn noch erkannte. Er träumte doch, oder? Immer hatte er versucht, sich von ihr fernzuhalten, hatte gehofft, dass sie bei Orochimarus Missionen nicht vielleicht ihr Leben verlor … und nun? War er nun vielleicht sogar selbst für … das hier verantwortlich? Er weigerte sich anzuerkennen, dass sie tot sein sollte. Wie paralysiert strichen seine Finger über ihr Gesicht. Ihre Augen starrten immer noch. Tränen stiegen in ihm hoch, ein Gefühl, das ihn in seiner Apathie erschreckte. Wie lange war es her, dass er zuletzt geweint hatte? Warum hätte er auch je einen Grund dafür haben sollen? Nun lag sie tot vor ihm. Die erste Träne, die wie von selbst aus seinem Augenwinkel tropfte, brach den Damm. Er stieß ein wortloses Stöhnen aus und beugte sich über Tayuya, rüttelte sie an der Schulter, als könnte er sie aufwecken, schrie immer wieder ihren Namen. Feuer und eisige Kälte umtanzten einander in seinem Bauch, Hass und Panik und all die anderen Gefühle, die er, seit er ein Klang gewesen war, nie wieder gefühlt hatte. Was war noch sein Ziel gewesen? Orochimaru zu stürzen und die Stadt zu befreien? Zum Teufel mit der Stadt!, schoss es ihm durch den Kopf. Ich will nur mit Tayuya zusammen sein! Egal was er tat, Tayuya regte sich nicht mehr. Kein Laut, kein Wort des Abschieds war ihnen vergönnt gewesen. Kimimaro drückte seine Lippen ein letztes Mal auf ihre, während ihm Tränen über die Wangen liefen und jeder seiner Gesichtsmuskeln zuckte, als würde er platzen. Es war der schmerzhafteste Kuss seines ganzen Lebens. Er drückte fest Tayuyas leblose Hand. Als er wieder den Kopf hob, war dieser unverständliche, erschreckende Fluss der Tränen versiegt. Kimimaro drehte sich um und fixierte Sasuke mit seinem Blick. Der frischgebackene Halbdämon stand immer noch unter dem Torbogen. In seinen Augen funkelte das Sharingan, das ihn als letztes überlebendes Mitglied einer bestimmten Mafia-Familie auszeichnete. „Jetzt darfst du meinetwegen das Sharingan-Symbol um ihre Leiche malen“, sagte Sasuke tonlos. „Damit wären wir fast Quitt.“ „Nein.“ Kimimaros Stimme war rau. Seine Knochen kribbelten, er spürte, wie sie sich von selbst ihren Weg durch seine Haut bohrten und ihn in einen Stachelpanzer hüllten. Er löste sein Verfluchtes Siegel. Wo das Antidemonicum seine Haut berührt hatte, brannte sie wie Feuer, doch der Schmerz war fast angenehm, reinigend. Er lenkte von einem ätzenden Brennen ab, das sich durch sein Herz fraß. Kraft flutete durch seine Adern. Noch nie hatte sich der Halbdämon so dämonisch gefühlt. „Quitt sind wir noch lange nicht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)