A Bullet For You von UrrSharrador (Mafiosi, Dämonen, Bandenkriege - und Naruto mittendrin! [Trailer online]) ================================================================================ Kapitel 31: Verloren -------------------- Hanabi rannte atemlos die Gasse entlang. Es hatte zu regnen begonnen, und es war immer noch stockfinstere Nacht. Ihre nackten Füße trampelten hart über das glitschige Straßenpflaster. Ihre Schuhe hatte sie verkauft; die Winterkälte hatte ihre Fersen und Zehen blau anlaufen lassen. Ihr Haar fiel ihr klatschnass ins Gesicht und erschwerte ihr Vorankommen. Ihr Zeremonienkleid bestand nur noch aus Fetzen; sie hatte die letzten beiden Wochen auf der Straße zugebracht, in einem Pappkarton neben einem struppigen, gutmütigen Hund geschlafen und in Mülltonnen nach Essen gesucht. Nun hatte er sie gefunden. Doch es war anders, als sie es sich ausgemalt hatte. Er rannte ihr nicht hinterher, er ging nur, schlenderte fast. Hanabi rutschte auf dem nassen Boden so oft aus oder stolperte vor Erschöpfung über ihre eigenen Füße, dass sie ihm auch so kaum entkommen konnte. Sie taumelte in eine weitere Gasse – und stand vor einer glatten Betonmauer, zu hoch, um sie zu überklettern. Dennoch versuchte sie es, nahm kräftig Anlauf … „BLEIB STEHEN!“ Die Stimme überrollte sie wie eine Meereswelle. Mit einem Aufschrei stürzte sie bäuchlings in eine Pfütze. Als sie sich herumdrehte, war er direkt hinter ihr. „Bruder … Warum tust du das?“, schluchtze sie mit tränenerfüllten Augen. Neji baute sich vor ihr auf, seine Haut blau schimmernd, die Augen kalt und unwirklich. „Ich nehme mir nur, was mir gehört“, knurrte er und streckte seine Hand nach ihr aus. „Wollen wir’s noch interessanter machen?“, fragte Deidara grinsend. „Komm schon, das ist nicht mehr witzig!“, blaffte Sakura entnervt. „Finde ich schon. Spannung ist auch eine Art Kunst, hm.“ Sie holperten den Schotterweg entlang, der sich in langen Kehren um die Felsen wand, aber es ging wenigstens wieder in Richtung Stadt. Kimimaro fuhr sehr vorsichtig; es hatte zu schneien begonnen, aber auch ohne diesen Nachschub wäre die Fahrbahn voller Schnee gewesen. „Lass es sein, Deidara“, sagte er scharf. Die Anstrengungen der letzten Tage hatten auch dem Halbdämon zu schaffen gemacht. „Ja, mach die Dinger endlich ab!“, rief Naruto. „Schon gut, schon gut“, maulte der Dämonenjäger. Er griff zu den Zeitbomben, die er immer noch um die Arme gebunden hatte und die mittlerweile auf vierzig Sekunden standen. Lässig schraubte er die Deckel der Wecker auf und zog jeweils einen dünnen Metallstift aus dem Gehäude. Das Ticken hörte sofort auf und er machte sich daran, die Dynamitstangen abzumontieren. Sakura atmete hörbar auf. Deidara musterte den Sprengstoff nachdenklich, ehe er ihn vor sich im Handschuhfach des Wagens deponierte. „Ihr seid nur neidisch, weil ich den besten Part hatte“, sagte er dann. „Hm“, machte Sasuke. „Doch, wirklich. War ganz nett, diese Weiße Richterin – ich hab ihren Namen vergessen, aber sie war ziemlich heiß.“ Deidara grinste. „Und sie war mir komplett verfallen. Wirklich, es war schade, dass ich nur so wenig Zeit hatte …“ „Vermutlich hast du ohnehin nicht mehr Ausdauer“, murmelte Sasuke trocken. Deidara brauchte einen Moment, um die Anspielung zu verstehen. Dann drehte er sich wütend im Sitz herum und rief: „Du kleiner Bastard, sag das noch mal, und ich beweise dir, dass das Dynamit wirklich scharf war!“ „War es das denn?“, fragte Sakura. „Klar, hm.“ Deidara nahm die Nase hoch und schloss stolz die Augen. „Ich mache keine halben Sachen, hm.“ „Du bist echt verrückt“, murmelte Sakura. Täuschte sich Naruto, oder funkelte ihn ihren Augen etwas wie Bewunderung? Er hoffte, dass er sich täuschte. „Weißt du, meine Kleine, als Dämonenjäger muss man ein wenig verrückt sein, hm.“ Sofort verschwand das Funkeln aus Sakuras Augen und sie sah aus, als würde sie es kaum erwarten können, ihm demnächst eine reinzuhauen. „Und seit wann bin ich die Kleine?“ Deidara wollte etwas antworten, und da das unweigerlich zu einem neuen Streit geführt hätte, fragte Naruto ihren Fahrer rasch: „Nicht, dass ich es gern getan hätte, aber warum habt ihr das Lager nicht anschließend in die Luft gejagt? Das hättet ihr doch sicher auch gekonnt, oder? Ich meine, wenn Deidara einfach wo eine Granate oder noch eine Bombe versteckt hätte …“ Kimimaro ließ sich mit der Anwort Zeit. „Das hat mehrer Gründe“, sagte er. „Zum einen haben sie sich an unsere Abmachung gehalten. Ich habe nicht vor, den ewigen Krieg der Mächtigen in dieser Stadt aufzuhalten, indem ich selbst unnötig Krieg führe. Außerdem kämpfen auch die Weißen Richter gegen Dämonen. Vielleicht sind ihre Methoden schlecht, aber ihre Ziele sind es nicht. Stell dir nur mal vor, sie würden die Klänge erwischen. Ich glaube kaum, dass die Weißen Richter sich von Orochimaru bestechen lassen, seine Leute in Ruhe zu lassen. Dazu sind sie zu fanatisch. Desweiteren brauchen wir unsere Munition vielleicht noch und es wäre auch für uns riskant gewesen. Sind dir das genug Gründe?“ Naruto nickte. „Nicht dass du denkst, ich hätte ihnen gerne etwas angetan … Ich schätze, ich gewöhne mich langsam an die raue Tour.“ Eine Weile sagten sie alle nichts, während Kimimaro in der finsteren Nacht, die mit dem Schnee die Landschaft in ein monochromes Bild verwandelte, ihren Käfer schleichend langsam durch einen Kieferwald quälte. Deidara schwebte immer noch in Selbstzufriedenheit, hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und summte vor sich hin, als Kimimaro sagte: „An alles hast du nicht gedacht, Deidara.“ „Hm?“ „Sieh mal auf’s Armaturenbrett.“ Deidara beugte sich seufzend zu ihm hinüber und sah es sofort. „Ich weiß. Ist mir schon seit längerem aufgefallen. Die Anzeige ist kaputt.“ „Es ist nicht bloß die Anzeige, fürchte ich“, murmelte Kimimaro düster. Er kurbelte das Fenster hinunter und sah nach hinten. Das Auto zog eine nasse Spur durch den matschigen Schnee. „Was ist denn los?“, fragte Naruto unbehaglich. „Ich wusste es“, sagte der Halbdämon grimmig. Kurz darauf begann der Motor zu stottern, dann gurgelte er – und plötzlich stand der Wagen still. Kimimaro seufzte. „Wir haben kein Benzin mehr.“ „Was?!“ „Dein Vermieter, sagst du?“, hakte Shikamaru nach. Ino nickte. Sie saßen im neuen Geheimversteck der Schattenwölfe; einer leerstehenden Eigentumswohnung, in die sie kurz nach ihrem Zusammenschluss eingebrochen waren. Mittlerweile hatten sie sich schon ziemlich häuslich eingerichtet. Es gab kaum Möbel, nur einen Tisch und zwei Fauteuil vor einem Kamin, in dem sie ein Feuer entzündet hatten. Außerdem hatten sie für jedes Bandenmitglied neue Matratzen zum Schlafen organisiert, die sie überall im Erdgeschoss verteilt hatten; die Treppe in den ersten Stock war uralt und so morsch, dass sie sie nicht betreten wollten. Es war ein kurzer Streit zwischen Kiba und Shikamaru entstanden, weil ersterer einen Fernseher oder zumindest eine Stereoanlage anschaffen wollte und letzterer ihr Geld noch für andere, gewinnbringendere Investitionen aufsparen wollte. Das Problem hatte sich von alleine gelöst, als sie bemerkt hatten, dass es in dem Haus keinen Strom gab. Draußen war ein Gewitter losgebrochen; im strömenden Regen hatte Idate völlig durchnässt und abgekämpft die beiden Plastiksäcke zurückgebracht, zusammen mit Tsunades Gorilla, mit dem offensichtlich die Nerven durchgegangen waren, denn er entschuldigte sich vielmals. Sie hatten den Deal abgewickelt, einen Termin für die zweite Übergabe vereinbart und waren dann durch das Regenwetter hierhergelaufen. Ino hatten sie für den Weg die Augen verbunden. Hier drin war es wenigstens wohlig warm. „Hier, bitte“, sagte Temari und reichte Ino eines der Würstchen, die sie über dem Feuer brieten. Für Konohamaru hatten sie Marshmallows besorgt. „Danke“, sagte Ino, nahm aber keinen Bissen. Nach einer Weile, in der sie mit angezogenen Beinen am Boden gehockt war und auf den Teppich gestarrt hatte, sagte sie: „Unser alter Vermieter ist gestorben. Er wurde erschossen von so ein paar Typen, die … Ich glaube, Hina… also, meine Mitbewohnerin, sie nannte sie Weiße Richter. Jedenfalls war er ein alter Griesgram, ein richtiges Aas. Um ihn ist es nicht schade“, behauptete sie. Ihre Miene wurde eine Spur finsterer und sie stützte das Kinn auf ihre Knie. „Aber der, dem jetzt das Haus gehört … Er ist tausendmal schlimmer.“ Sie verstummte für eine Weile. Man hörte nur das Knistern der Flammen und das Schnarchen des überlebenden Söldners. Sie hatten den Mann gefesselt und hierhergebracht; später wollten sie überlegen, was sie weiter mit ihm anstellten. Er litt noch immer ein wenig an den Nachwirkungen des Spinnenbisses und schlief mittlerweile tief und fest. „Er heißt Assei“, fuhr Ino mit einem tiefen Seufzer fort. „Er war wohl irgendwie mit unserem alten Vermieter verwandt, sein Sohn oder Enkel oder Neffe oder was weiß ich. Vielleicht hat er sich das Haus auch einfach unter den Nagel gerissen. Aber er ist ein Tyrann … Ja, ein Tyrann! Er verlangt Unmengen an Miete, wöchentlich, und die Reparaturen für das zerschossene Zimmer sollen wir auch noch bezahlen … Ich versuche seit eineinhalb Wochen verzweifelt, einen gut bezahlten Job zu finden, ohne Erfolg. Weil dieser dämliche Idiot Naruto mich um meinen alten Job gebracht hat!“ Inos Stimme war immer lauter geworden. „Das ist alles?“, fragte Kiba. „Nur ein Typ, der dir auf den Senkel geht? Wegen dem willst du in Tsunades …“ Shikamaru legte ihm die Hand auf die Schulter und er verstummte. Ino sah ihn verbittert an. „Du hast ja keine Ahnung“, murmelte sie. „Assei ist nicht einfach ein Typ. Er hat eine ganze Bande, einen Haufen Schlägertypen. Wenn Hinata und ich uns zur Wehr setzen, wer weiß, was die uns antun. Einmal sind sie in der Nacht sturzbetrunken in unser Zimmer eingebrochen, um …“ Ino sprach nicht weiter, aber es war nicht nötig. Shikamaru schauderte leicht. „Zum Glück hat Hinata schon gesehen, wie sie die Treppe herauf getorkelt sind, also hab ich sie mit einer Bratpfanne empfangen. Ich hab sie mit Müh und Not wieder nach draußen befördert. Als ich mich bei Assei beschwert habe, hat er einfach nur gelacht.“ „So ist das also“, sagte Shikamaru leise und nahm einen Zug von seiner Zigarette. „Dieser Assei terrorisiert euch also, kurz gesagt?“ Ino nickte. „Seine Bande ist ein Haufen Schweine und ich bekomme das Geld, das er verlangt, niemals zusammen. Früher hätte sich das niemand bei Hinata erlaubt. Sie stand unter dem Schutz der Hyuuga-Familie. Aber da die jetzt weg sind … Und da ich jetzt entstellt bin, kann ich nicht einmal für Tsunade arbeiten. Es war das letzte, was mir eingefallen ist …“ Man sah Ino an, dass sie gegen die Tränen ankämpfte. Temari legte ihr tröstend den Arm um die Schulter. „Wie ist denn das passiert?“, fragte sie. „Es ist alles Narutos Schuld“, murmelte die junge Frau. „Weil er Zaku nicht gleich erledigt hat, haben die Klänge Ichiraku’s Paradise verwüstet. Einer von ihnen hat mich mit seinem Schläger am Rücken erwischt. Seitdem kann ich auch nicht mehr tanzen; wenn ich mich zu sehr bewege, tut mir sofort die Wirbelsäule weh.“ „Du solltest zu einem Arzt gehen“, meinte Choji. Ino lachte bitter. „Ach ja? Hast du eine Ahnung, was das kostet? So einen Luxus wie Krankenkassen gibt’s hier ja leider nicht.“ Shikamaru warf die fast aufgerauchte Zigarette ins Kaminfeuer und deutete auf den gefesselten Mann, der in der Ecke vor sich hin schnarchte. „Und du hast diese Söldner angeheurt, weil du unser Geld wolltest?“ Ino knetete ihre Hände. „Ja und nein … Ich habe unabsichtlich gelauscht, als ihr bei Tsunade wart. Ihr wisst schon, als ihr wegen der Drogen verhandelt habt. Dann habe ich euch über Naruto reden gehört. Ich hab die zwei angagiert, um euch zu zwingen, mit mir zu verhandeln; ich wollte etwas von eurem Geld, um uns von Assei freizukaufen. Und ich wollte Naruto heimzahlen, was er mir angetan hat. Es war wohl wirklich ein Fehler, den Söldnern den zweiten Teil von eurem Geld zu versprechen …“ Sie schwieg betreten. „Tut mir leid“, flüsterte sie dann. „Aber mir ist sonst nichts mehr eingefallen.“ Als sie nun absolut nichts mehr sagte, stand Shikamaru auf, bedeutete Kiba mitzukommen und ging auf den Flur hinaus. Temari zögerte einen Moment, dann folgte sie den beiden. „Was tun wir mit ihr, was meinst du?“, fragte Shikamaru gedämpft. „Ich weiß nicht. Sie kommt mir ziemlich … keine Ahnung … falsch vor. Ich weiß nicht, ob wir ihr trauen sollten.“ Shikamaru nickte. „Sie hat uns immerhin die Söldner auf den Hals gehetzt.“ „Wir können sie doch nicht einfach wieder auf die Straße setzen“, murmelte Kiba kaum hörbar. „Das würde Sakura sagen, wenn sie hier wäre. Aber sie hat schon Recht, das Mädchen tut mir leid.“ „Ich finde auch, dass wir ihr helfen sollten“, sagte Temari. Ehe Shikamaru etwas entgegnen konnte, fragte sie Kiba: „Naruto war doch bei dir in der Clique, oder?“ Kiba nickte. „Was meinst du? Sind wir für das verantwortlich, was er Ino eingebrockt hat?“, fragte Shikamaru sie. „Ich finde, wir sollten wenigstens ein bisschen solidarisch sein“, sagte Temari. Der Anführer der Schattenwölfe überlegte für ihren Geschmack eine Spur zu lange, also fügte sie hinzu: „Wir könnten sie wenigstens ein bisschen unterstützen. Immerhin haben wir dank ihr jetzt zwei nagelneue AK-47.“ Shikamaru seufzte ergeben. „Du musst auch wirklich immer solche Umstände machen. Das ist so anstrengend.“ „Danke, mein Braver“, lächelte Temari und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Wie viel schuldest du Assei?“, fragte Shikamaru, als sie wieder im Wohnraum waren. „Pro Woche verlangt er dreihundert“, sagte Ino. „Aber wir sollen auch noch die viertausendzweihundert für die alte Wohnung aufbringen …“ Shikamaru nickte. „Naruto Uzumaki ist kein Mitglied unserer Bande mehr. Wenn man es genau nimmt, war er nie ein Mitglied der Schattenwölfe, unserer jetzigen Bande. Aber wir bezahlen dir die Miete für diese Woche. Du kannst heute Nacht noch hier bleiben, morgen werden dir Temari und Sora die Augen verbinden und zu dem Schuppen zurückbringen. Ich wünsche dir noch viel Glück bei deiner Jobsuche. Vielleicht findest du noch etwas.“ Ino nickte, wirkte aber traurig. Anko lachte schallend. „Du hast was?“ Der junge Weiße Richter grinste ein breites Raubtiergrinsen und entblößte eine Reihe spitzer Zähne. „Ich dachte mir, wir sollten uns von ihnen nicht so verarschen lassen. Also hab ich ihren Tank aufgebohrt. Sie werden jetzt irgendwo gar nicht weit von uns in der Wildnis festsitzen und sich schwarz ärgern.“ Anko lehnte sich mit einem befreiten Seufzer in ihrem Campingstuhl zurück. „Das hättest du mir ruhig vorher sagen können.“ „Ich wollte Sie überraschen“, grinste der Junge. Auch Anko grinste, als sie sich nach vor beugte und ihm sein schlohweißes Haar zerwuschelte. „Du gefällst mir, Kleiner. Wie heißt du?“ „Suigetsu.“ „Dann seid ihr Neuen wohl doch nicht alle Flaschen. Bereitet alles vor, wir werden diesen Unglücksraben nachfahren und sie gehörig aufmischen!“ „Jawohl!“ Suigetsu stand auf und wollte ihr Zelt verlassen, als plötzlich ein anderer Weißer Richter hereinstürmte. „Anko!“, rief er aufgeregt. „Was ist denn nun wieder?“ „Wir haben einen Funkspruch erhalten! Von Zabusa! Er lebt, aber er steckt noch in der Villa fest!“ Anko starrte ihn entgeistert an, dann sprang sie auf und lief ihm nach. „Was ist jetzt mit den Typen, die uns verarschen wollten?“, rief Suigetsu ihr nach. „Zum Teufel mit denen! Seht zu, dass ihr alle verfügbaren Einheiten zur Villa bekommt!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)