Code Geass R3 - Lelouch of the Illusion von UrrSharrador (Wenn das Glück zerbricht ... werden unsere Tränen den Himmel in Brand setzen.) ================================================================================ Kapitel 7: Frevel ----------------- „Bürger von Japan!“, erscholl Zeros verzerrte Stimme aus den Lautsprechern der Ikaruga II. „Wie ihr mit Sicherheit alle mitbekommen habt, droht ein neuer Feind unseren verdienten Frieden zu gefährden!“ Der Volksheld wurde von tausenden Fernsehgeräten in ganz Japan wiedergegeben, wo die Zuschauer sahen, wie er sich theatralisch ans Herz griff. „Um diesem neuen Feind beizukommen, müssen wir ein weiteres Mal in den Krieg ziehen und Blut vergießen, damit wir ihn endlich bekommen: Den endgültigen, immerwährenden Frieden! Doch diesmal schaffen wir es womöglich nicht alleine! Diejenigen von euch, die uns Geld oder Ausrüstung zur Verfügung stellen können, sollen es zum Wohle der Welt und für all jene tun, die im letzten Krieg für das Ziel gefallen sind, das wir erreichen wollen und dem nur noch diese unbekannte, bewaffnete Organisation im Wege steht, die letzte Woche das Regierungsgebäude angegriffen hat! Wir, der Orden der Schwarzen Ritter, werden unser Möglichstes tun, um die Angelegenheit so schnell wie möglich zu regeln! Wir sind der letzte militärische Verband im Land, doch habt keine Sorge: Solange wir noch hier sind, braucht ihr nicht in Panik zu verfallen!“ Die Ikaruga II, die sehr der ersten mobilen Basis der Schwarzen Ritter ähnelte, war ein im Grunde bis auf eine Hadron-Kanone waffenloses Gefährt, das Rakshata, Lloyd und andere Techniker aus den Überresten der alten Ikaruga zusammengebastelt hatten. Für den heutigen Tag war eine Live-Übertragung angekündigt worden, in der der Orden der Schwarzen Ritter offiziell Stellung zu dem Angriff nahm. Um so viele Bürger wie möglich mit der notdürftigen Übertragungseinrichtung der Ikaruga II zu erreichen und um dem verängstigten Volk ihre militärische Stärke zu beweisen, waren sie bis in die Innenstadt vorgefahren, eine kleine Parade, die fast den Patrouillen glich, die seit dem Anschlag an den Grenzen der Insel ihre Runden drehten. Zero und Tohdoh hatten alle ehemaligen Mitglieder der Schwarzen Ritter dazu aufgerufen, wieder in ihre Reihen treten – die Organisation hatte sich immerhin nach Zeros Requiem so gut wie aufgelöst –, aber nur wenige hatten sie erreicht und noch weniger hatten dem Ruf auch wirklich Folge geleistet. So waren sie nur ein Abglanz der Armee, die sie vor Jahren gebildet hatten; in der Ikaruga befanden sich neben Zero nur knapp über vierzig Mitglieder und ihre Knightmares. Die höherrangigen hatten sich auf der Brücke versammelt, wo Zero soeben seinen Auftritt gehabt hatte – man hatte sich geeinigt, ihm das Reden zu überlassen. Als die Kameras ausgeschaltet wurden und Zero zurücktrat, fragte Tohdoh, der die ganze Zeit so missmutig dreingeblickt hatte wie Ohgi, Kallen und der ganze Rest: „War es wirklich nötig gleich unsere Vermutung auszusprechen, dass eine Organisation hinter all dem steckt? Was, wenn tatsächlich nicht mehr kommt und die Leute in Panik geraten?“ „Darum habe ich zu ihnen gesprochen“, antwortete Zero. „Eine unangenehme Wahrheit zu verbreiten ist besser, als Gerüchte zuzulassen. Und die Bürger müssen erfahren, dass wir hinter ihnen stehen und bestens gerüstet sind.“ Tohdoh war sichtlich nicht überzeugt, aber er schwieg. Vielleicht nur, um die unangenehme Stille zu brechen, fragte Kallen Ohgi: „Wo ist eigentlich Viletta-san? Ich habe sie seit der Ansprache bei der Gedenkfeier nicht mehr gesehen.“ „Ah, ihr geht es gut“, meinte Ohgi lächelnd. „Sie ist ziemlich wütend wegen dem Anschlag. Ich glaube, am liebsten würde sie eine Waffe in die Hand nehmen und unseren Feinden gehörig den … Du weißt schon.“ Gegen ihren Willen musste auch Kallen lächeln. Sie hatte Viletta nie so gut gekannt wie Lelouch oder Ohgi, aber schon einige – unterschiedliche – Dinge von ihr gehört. Sie war offenbar eine schwer einzuschätzende Frau, manchmal sanft wie ein Lamm, dann wieder wild wie ein außer Kontrolle geratender Knightmare Frame. Ein halbes Jahr nach Zeros Requiem hatten sie und Ohgi geheiratet, und bald darauf war ihr Kind zur Welt gekommen, das sie Chigusa getauft hatten. Mittlerweile setzte sich die Parade durch das ehemalige Shinjuku-Ghetto fort. Hier hatten Ohgi, Kallen, Tamaki und der Rest ihrer Terroristenvereinigung das erste Mal Befehle von Zero – Lelouch – erhalten. Schon konnte Kallen das Lagerhaus ausmachen, in dem sie sich versteckt hatten, kurz bevor Prinz Clovis das sofortige Einstellen jeglicher Kampfhandlungen befohlen hatte. Cecile, die die Ikaruga II steuerte, ließ ein überraschtes Keuchen ertönen – und plötzlich gab es einen lauten Knall und das Dach des Lagerhauses wurde weggesprengt. Zero wirbelte herum. „Was zum …“ Ein dumpfer Schlag traf die Ikaruga, als hinter der nunmehr dachlosen Lagerhausmauer rotschwarze Knightmares auftauchten und die mobile Basis beschossen. Sie trugen allesamt die gleichen Rohre wie damals bei ihrem ersten Angriff, deren Energiestrahlen die Wand des Gebäudes geschmolzen hatten. Die Maschinen wagten sich allerdings nicht aus der Lagerhausruine hervor. „Uns hier mitten in Japan anzugreifen … Während unserer Parade!“, fluchte Tohdoh. „Wie sind die hier reingekommen?“, fragte Kallen entsetzt. „Wir haben die Grenze keine Sekunde aus den Augen gelassen!“ „Sie müssen sich schon seit dem ersten Anschlag hier versteckt haben!“, sagte Zero. „Schaltet die Kameras wieder ein! Die von außen auch!“ Die Schwarzen Ritter rissen erstaunt die Augen auf. „Was? Jetzt?“ „Genau jetzt!“, bestätigte Zero. Die Kameras wechselten mit einem Klicken wieder auf ON und Zero trat ins Bild zurück. „Bürger von Japan! Der Feind hat uns ein Stichwort geliefert! Ihr werdet jetzt mit eigenen Augen sehen, dass der Orden der Schwarzen Ritter immer noch in der Lage ist, euch zu beschützen! Seht gut zu!“ Dann drehte er sich zu seinen Anhängern um. „Alle Einheiten sollen sofort ausrücken! Geht in eure Knightmares und erwartet meine Befehle!“ Ein neuerlicher Ruck ging durch die Ikaruga II. „Die linke Flanke hat die Maximaltemperatur überschritten“, berichtete Asakuro Hina alarmierend, die neben Cecile saß und mit den Fingern auf der Kontrolltastatur herum hämmerte. „Die Außenwand beginnt zu schmelzen! Schaden beträgt 35 Prozent!“ „Es sind insgesamt acht feindliche Knightmares, allesamt ohne Schwebeeinheiten“, sagte Cecile. „Zero, sollen wir wirklich alle ausrücken? Gegen acht Feinde sollten der Lioness und der Guren ausreichen“, fragte Tohdoh nach. „Nein“, lautete die – überraschend laute – Antwort. „Wir müssen sowohl unseren Feinden als auch den Bürgern zeigen, dass wir über die Macht verfügen, jeden noch so kleinen Angriff in Sekundenschnelle zu zerschlagen! Deshalb will ich, dass sie zerquetscht werden! Durchlöchert die Maschinen mit allem, was ihr habt, damit jeder sehen kann, was passiert, wenn man sich dem Orden der Schwarzen Ritter widersetzt! Und damit die Bürger sehen, dass wir jenen keine Gnade widerfahren lassen, die Japan bedrohen!“ Kallen sah Zero besorgt an. Das Ganze macht dir zu schaffen, nicht wahr, Suzaku? Die Schwarzen Ritter zögerten noch einen Moment, bevor sie sich umdrehten und davonstürmten. Nur Cecile, Hina, Uchimoto Fumiko – die dritte Pilotin der Ikaruga II –, Ohgi, Lloyd und Rakshata blieben mit Zero zurück, so wie es mehr oder weniger schon immer gewesen war. Diesmal hatte Zero jedoch etwas dagegen, denn er wandte sich mit ungehaltener Stimme an Ohgi: „Alle, hatte ich gesagt!“ Ohgi starrte ihn noch einen Moment lang verwirrt an – sonst war er immer als Zeros rechte Hand auf der Kommandobrücke geblieben – dann wirbelte auch er auf dem Absatz herum. Lloyd beobachtete die Szene mit einem abfälligen Lächeln. „Hättest du mich auch rausgeschickt, wenn ich einen Knightmare steuern könnte?“ Zero antwortete nicht, sondern sah nur starr auf den Bildschirm, der die feindlichen Knightmares zeigte, die immer noch die Flanke der Ikaruga II beschossen und es ganz bewusst zu vermeiden schienen, dem Flaggschiff ernsthaften Schaden zuzufügen. „Als würden sie uns provozieren wollen“, überlegte Rakshata. „Alle Piloten sind in ihren Knightmares und warten auf weitere Befehle“, verkündete Fumiko. Zero nickte. „Hört mir zu“, sagte er ins Komm, „der Feind ist wahrscheinlich mit EMEs ausgestattet! Das heißt, ihr müsst die ganze Zeit über ohne Kommunikationssystem kämpfen. Ich kann euch also keine Anweisungen geben, deshalb ist es wichtig, dass ihr mir jetzt zuhört!“ Kallen, Tohdoh, Ohgi, Tamaki und die anderen sahen in ihren Knightmares gebannt auf die Bildschirme vor ihnen. „Bewegt euch in einer Zangenbewegung zu den Punkten Q-34 und G-54! Das dürfte knapp außerhalb der Reichweite ihrer Stachelbooster liegen. Sobald ihr diese Punkte erreicht habt, schießt ihr, was das Zeug hält, keine Sekunde früher! Es wird für die Bürger viel eindrucksvoller, wenn eine einzige Salve den Feind vernichtet.“ Die Punkte Q-34 und G-54 lagen auf gleicher Höhe links und rechts des Lagerhauses. „Frontal anzugreifen hat wenig Sinn, da sich der Feind hinter den Mauern des Lagerhauses versteckt. Sobald alle Einheiten die Stellung bezogen haben, werden wir mit der Hadronkanone das Feuer eröffnen. Das ist dann zugleich auch euer Zeichen zu schießen. wir werden das Lagerhaus von drei Seiten pulverisieren! Und nun zeigt ihnen, dass sie unseren Frieden nicht umsonst gebrochen haben! Ausrücken!“ Zeros Gesicht verschwand, und die Knightmare-Piloten schalteten ihre Komms aus. Eigentlich seltsam, dachte Tohdoh, der sein mittlerweile von Llody eingebautes Kommunikationssystem nicht nur ausschaltete, sondern sicherheitshalber auch noch kurzschloss, obwohl wir wissen, dass dieser Zero ein anderer ist als der alte, gehorchen wir ihm dennoch blindlings – obwohl sein Plan gar nicht so vernünftig ist. Hoffentlich kommt uns das nicht irgendwann teuer zu stehen. An der Rückseite der Ikaruga II öffnete sich die Transportschleuse und die Knightmares rasten ins Freie, wo sie sich in zwei Gruppen aufteilten. Tohdoh, Tamaki und neunzehn andere Knightmares fuhren nach rechts zu Punkt G-54, während Kallen, Ohgi und der Rest sich links an die Feinde heranmachten. Die Formation war so gewählt, dass der Schild des Lioness und der Strahlenarm des Guren die hinteren Knightmar Frames vor den Schüssen der Feinde beschützten, die sie selbstverständlich sofort ins Visier nahmen. Die Schwarzen Ritter befolgten perfekt Zeros Befehle, bis auf … „Was macht dieser Idiot da?!“, schrie Zero und deutete auf den Bildschirm. Tamaki war aus der Reihe getanzt und fuhr in Schlangenlinien ein paar Meter abseits seiner Truppe. „Oh, du weißt es also noch nicht?“, fragte Rakhsata, die wie üblich ihre Pfeife in der Hand hielt. „Er macht es nicht mit Absicht, aber Tamaki ist ein wenig unzuverlässig.“ Zero überlegte einen Moment, dann strich er über seine Maske. „Nun gut. Kommunizieren können wir nicht mit ihm. Feuert, sobald die meisten Einheiten die beiden Punkte erreicht haben!“ Die blauen Punkte, die die Einheiten der Schwarzen Ritter auf dem Kommandobildschirm darstellten, begannen die feindlichen, roten Punkte zu umkreisen. „Alle Einheiten in Position!“, meldete Fumiko. „Es sind zweiundvierzig gegen acht“, bemerkte Lloyd. „Schießen wir heute mit Kanonen auf Spatzen, Zero?“ Zero würdigte ihn keiner Antwort. „Feuer!“, befahl er mit einer fegenden Handbewegung. Das Frontgeschütz der Ikaruga II war bereits ausgerichtet. Mit einem leisen Surren glitt die Schutzplatte zur Seite und offenbarte eine große, rotgoldene Kanone, die sich knisternd auflud und einen vernichtenden, rotschwarz schimmernden Hadron-Strahl auf das Lagerhaus abfeuerte. Und im gleichen Moment durchbrach etwas die Seitenwände des Hauses und zwei grüne, hadronähnliche Lichtstrahlen schossen heraus und fegten über die Knightmares der Schwarzen Ritter hinweg. ================================ BAM! Jaaa, ich weiß, ich und meine Cliffhanger, aber ich kann nicht anders ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)