Code Geass R3 - Lelouch of the Illusion von UrrSharrador (Wenn das Glück zerbricht ... werden unsere Tränen den Himmel in Brand setzen.) ================================================================================ Kapitel 12: Der Regen der Wahrheit ---------------------------------- Die Zeit verging wie zäher Honig. Kallen streunte ruhelos in den Quartieren der Schwarzen Ritter umher. Im Keller des Regierungsgebäudes, in Lloyds und Rakshatas Werkstatt, sah sie, wie das Forscherteam an ihrem Guren herumschraubte. „Ist es also beschlossene Sache, dass wir wieder in den Krieg ziehen?“, fragte sie. „Nun“, sagte Lloyd, „der Orden der Schwarzen Ritter wird sich auf dem Krisengipfel klar gegen die Forderungen von Kanon Maldini stellen. Im Falle eines Krieges müssen wir dann zwei Jahre Forschung mit vielen Überstunden aufholen … Allerdings werden wir gezwungen sein, uns der Mehrheit der anderen Staaten anzuschließen, auch, wenn sie mit Maldini kooperieren wollen. In diesem Fall ist es doch klar, dass ich so lange wie mögliche weiterforsche, bevor wir für immer damit aufhören müssen, oder?“ „Wie immer denkt der quirlige Graf nur an sich und seine Maschinen“, kommentierte Rakshata. „Ja, so bin ich!“, lachte Lloyd. Der Tag des Krisengipfels war grau und verregnet. Schwere Regentropfen zerplatzten auf Millays Schirm, die mit einem Kamerateam die Ankunft der Staatsrepräsentanten kommentierte. „KT-TV berichtet live vom Regierungsgebäude. In wenigen Stunden soll hier der Krisengipfel stattfinden und über die weitere Vorgehensweise bezüglich des Falls der Ritter von Omikron entscheiden. Es sind sowohl hohe Beamte anderer Länder sowie Adelige und natürlich eine Menge Schaulustige hier. Und da vorne …“ Ihr Gesicht nahm einen überraschten Ausdruck an. „Das … Das ist doch nicht möglich …“ Kallen sah zu, wie der Regen gegen das Fenster in ihrem Quartier prasselte. Hundert kleine Bäche flossen die Scheibe hinunter und verschleierten die Sicht. Nicht, dass es bei dieser grauen, verregneten Landschaft viel zu sehen gäbe. Kallens Unruhe war einer geradezu abartigen Ruhe gewichen. Es war ihr egal, ob der Krisengipfel nun heute war oder morgen oder nächstes Jahrhundert. Der Regen löschte ihr Zeitgefühl aus und für den Augenblick wollte sie auch gar nichts anderes tun als dem Prasseln der Tropfen zu lauschen. Da klopfte es an der Tür. „Herein“, sagte sie, ohne sich vom Fenster abzuwenden. In der Scheibe spiegelte sich verschwommen Zeros Gestalt, der eintrat und die Tür hinter sich wieder schloss. Er wartete, bis sie sich umdrehte. War es zu seiner schlechten Angewohnheit geworden, die Maske jetzt tagein, tagaus ohne Pause zu tragen? Sie sagte jedoch nichts, sondern sah ihn nur mit schwer definierbarem Blick an. „Ich dachte mir, du würdest vielleicht das Ergebnis unserer Besprechungen hören wollen“, sagte er schließlich. Als sie nicht antwortete, fuhr er fort: „Wir werden den Rittern von Omikron nicht nachgeben.“ Ausführlich erklärte er ihr den Beschluss des Ordens. „Wir halten diesen Krisengipfel im Grunde nur ab, damit wir uns sicher sein können, dass die anderen Regierungen unserer Meinung sind. Um Einigkeit zu schaffen, denn dann können wir die Knights of Omikron als terroristische Vereinigung ansehen und gemeinsam gegen sie vorgehen. Auch wenn es Krieg bedeutet, es ist wichtig, dass wir dieses letzte Problem beseitigen, um Frieden zu finden. Das gewichtigste Argument ist, dass es einen Herrscher, wie ihn Kanon haben will, nicht gibt. Außerdem …“ „Suzaku“, unterbrach ihn Kallen müde. „Huh?“ „Egal, wie sich der Orden oder der Krisengipfel entscheidet, meine Entscheidung ist gefallen. Ich werde Kanon und die Knights of Omikron bis zum Tod bekämpfen. Das bin ich Lelouch schuldig. Sie haben den Frieden zerstört, den wir hatten, und Lelouchs Vermächtnis geschändet. Wofür ist er als Symbol des Hasses gestorben, wenn es nun neue Symbole des Hasses geben soll?“ Er antwortete nicht. „Suzaku, du sollst wissen, dass du nicht der einzige bist, der ihm nachtrauert. Ich und Nunnally wissen auch von seinem Opfer und stehen hinter dir. Und ich für meinen Teil werde – wenn nötig, ganz alleine – mit dir gegen den Feind kämpfen!“ Sie legte so viel Feuer in ihre Worte, dass ihre Augen zu leuchten begannen. Zero musterte sie nachdenklich. „Vielleicht ist das aber gar nicht Lelouchs Wille, dass wir erneut kämpfen.“ „Das spielt keine Rolle.“ „Ah?“ „Ich bin schon immer für meine Überzeugung eingetreten. Du hast es selbst gesagt, Lelouch war der größte Lügner aller Zeiten. Ich habe getan, was ich für richtig hielt, und meistens hat es ihm auch in die Hände gespielt.“ Zero wurde noch nachdenklicher. „Du bist also nicht davon abzubringen?“, fragte er. „Niemals.“ Kallen sah ihn unbewegt an. „Rakshata-san repariert bereits meinen Guren. Wenn das Ergebnis des heutigen Tages schon feststeht, werde ich, Kozouki Kallen, als Ass der Schwarzen Ritter in die Schlacht ziehen, damit Lelouchs Opfer nicht umsonst war!“ „Kallen …“, sagte Zero und sah zu Boden. „Ich muss dir etwas gestehen …“ „Eh?“ Das Wetter wurde nicht besser. Er saß in der kleinen Hütte auf dem winzigen Atoll vor dem flackernden Feuer. Der gebratene Fisch erfüllte den Raum mit einem unwiderstehlichen Duft. Draußen, im windgepeitschten Ozean, legte ein Boot an. Kurze Zeit später erschien ein groß gewachsener, alter Mann in der Tür. Auf dem Kopf trug er einen triefend nassen, alten Strohhut, in dem eine Feder steckte. Der Mann hatte schneeweißes Haar und einen gleichfarbigen, dichten Vollbart. Auf dem Rücken trug er ein Fischernetz mit zappelndem Inhalt. „Ah, ist das Essen schon fertig?“ „Ja. Setzen Sie sich.“ „Danke.“ Schweigend aßen sie den gebratenen Fisch. Dann sagte er Alte zwischen zwei Bissen: „Ich muss dir wirklich danken, Nemo. Dank dir tue ich mir mit der Arbeit viel leichter.“ „Keine Ursache.“ „Doch! Du hilfst mir nun schon geraume Zeit, und ich war zu beschäftigt, dir Dank auszusprechen. Ein alter Mann kann die Hilfe eines jüngeren gut gebrauchen. Anderenfalls würde ich jetzt erst selbst versuchen, den Fisch zu braten. Ich danke dir, Nemo.“ Dann hielt der Fischer plötzlich inne. „Es stört dich doch nicht, dass ich dich so nenne, oder?“ „Keineswegs“, antwortete der andere und biss ein weiteres Stück von seinem Fisch ab. „Aber wie sind Sie eigentlich auf Nemo gekommen?“ „Nun“, schmunzelte der Alte, „soweit ich weiß, bedeutet Nemo so etwas wie ohne Namen. Das erschien mir als passend. Aber wenn es dir nicht gefällt …“ „Nein, schon gut, es passt wirklich.“ Eine Weile aßen sie schweigend weiter. Dann ergriff wieder Nemo das Wort. „Es sind heute ziemlich viele Flugzeuge über unsere Hütte geflogen. Ich habe neun innerhalb von zwei Stunden gezählt. Wissen Sie, was das zu bedeuten hat?“ Der Alte leckte sich über die Lippen und putzte sich mit einer Fischgräte die Zähne, bevor er antwortete. „Als ich aufgebrochen bin, war der Sturm kaum mehr als ein Lüftchen, also bin ich ziemlich weit rausgefahren. Da habe ich ein paar Fischer von der japanischen Hauptinsel getroffen. Sie sagten etwas von einem internationalen Krisengipfel.“ „Weswegen?“ „Ach, eine Streitigkeit zwischen dem Orden der Schwarzen Ritter und einer bewaffneten Organisation, oder so. So genau habe ich nicht nachgefragt.“ „Schwarze Ritter … Ich glaube, ich habe schon einmal von ihnen gehört.“ „Tja, wer hat das nicht“, sagte der alte Fischer belustigt. „Aber uns geht es hier auf unserem Eiland nichts an, was Zero oder dieser Ex-General Tohdoh vorhaben … Ich für meinen Teil habe diese Probleme hinter mir gelassen.“ „Tohdoh … Zero …“ Nemo war nachdenklich geworden. Dann erschien ein überraschter und schließlich ein schockierter Ausdruck auf seinem Gesicht und er sprang hoch. „Ich … Ich muss los!“ „Jetzt?“, fragte der Alte. „Der Seegang ist ziemlich hoch.“ „Ja, jetzt. Ich danke Ihnen für alles, was Sie für mich getan haben, aber ich … ich habe keine Zeit zu verlieren, ich muss zu diesem Krisengipfel!“ Ein gutmütiges Lächeln breitete sich im Gesicht des Fischers aus. „Ich wusste, dass dieser Tag eines Tages kommen würde. Es freut mich, dass es so bald schon geschehen ist. Du hast dein Gedächtnis zurück?“ Nemo nickte. Der alte Mann seufzte. „Wenn es dir so wichtig ist, kannst du mein Boot haben. Ich danke dir ebenfalls.“ Nemo war schon fast bei der Tür draußen, als er noch einmal innehielt. „Ich bin Ihnen für Ihre Gastfreundschaft wirklich dankbar …“ „Nicht doch. Du hast mit viel geholfen.“ „Ich werde das Boot zurückbringen. Und wenn nicht das, dann ein besseres! Das verspreche ich!“ „Wenn du Zeit hast, komm mich doch mal besuchen!“, rief ihm der Fischer nach, als er in den strömenden Regen hinausstürmte. Der Boden war weich und matschig, und beinahe wäre er ausgerutscht. Ich werde ihm ein neues Boot besorgen, dachte er, als er die Taue des alten Fischkutters löste. Aber ich werde wohl nicht zurückkommen. Das ging nicht. Er schob das Boot ins Wasser, stieg ein und begann gegen die Wellen anzurudern. Er konnte nicht mehr zurück. Er wusste wieder, wer er war. Er war nicht länger Nemo. Er war Kururugi Suzaku. Er war Zero. =============================== Ta-daaa! Ich hoffe, ich habe jetzt einen angemessenen wtf-Effekt erzielt :D Vielleicht kann ich schon nächste Woche das nächste Kapitel hochladen, auf das ihr jetzt hoffentlich schon gespannt seid^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)