Code Geass R3 - Lelouch of the Illusion von UrrSharrador (Wenn das Glück zerbricht ... werden unsere Tränen den Himmel in Brand setzen.) ================================================================================ Kapitel 13: Sayonara -------------------- Kallens Augen weiteten sich ungläubig schimmernd. Sie öffnete die Lippen zu einem stummen Ausruf. Für einen Moment war sie nicht fähig, sich auch nur zu bewegen. Dann begann sie zu zittern, auch wenn sie nicht wusste, warum. Zero hatte die Maske und das schwarze Mundtuch darunter abgenommen und sah sie aus traurigen, violetten Augen an. Schwarzes, zerzaustes Haar fiel ihm ins Gesicht. „Le … Lelouch?“, flüsterte sie kaum hörbar. „Wann … Ich meine, wie …?“ Er legte ihr einen Finger auf die Lippen und brachte sie damit zum Verstummen. „Ist das so wichtig? Du bist die einzige, der ich es gezeigt habe. Dir vertraue ich von allen am meisten.“ Ihre Verwirrung schlug um in Zorn, den sie sich nicht erklären konnte. Oder … doch? Er war die ganze Zeit am Leben gewesen und hatte sie alle … belogen, ja. Die Freude über sein Wiedersehen wurde zu etwas anderem. Wenn er nicht tot war, dann war er doch gar nicht der Held, für den sie, Suzaku und Nunnally ihn hielten … So absurd der Gedanke auch war. „Was ist mit Suzaku?“, fragte sie mit belegter Stimme, während sie sich beherrschen musste, ihn nicht einfach ungestüm zu umarmen und ihm gleichzeitig eine Ohrfeige zu verpassen. „Ist das so wichtig?“, wiederholte er und schien plötzlich enttäuscht zu sein. „Du scheinst dich kein bisschen zu freuen, dass ich noch lebe.“ „Das ist es nicht“, sagte sie hastig. „Ich …“ Sie wusste nicht mehr, was sie sagen wollte. Sie musste träumen. Oder sprach sie mit einem Geist? Sie hatte doch mit eigenen Augen gesehen, wie der neue Zero Lelouch mit seinem Schwert durchbohrt hatte! Sie hatte selbst gesehen, dass Suzaku unter der Maske des Volkshelden steckte! „Ich …“, druckste sie herum. Dann wusste sie wieder, was sie ihn fragen wollte, was sie ihn fragen musste. „Ich will jetzt eine Antwort!“ Er sah sie verständnislos an. „Du hast nichts mehr dazu gesagt, als wir alleine in der Ashford Academy unterwegs waren! Ich will jetzt wissen, warum du mir an Bord der Ikaruga gesagt hast, ich solle weiterleben!“ Sie wusste es sehr wohl. Er hatte sie angelogen, ihr vorgespielt, sie wäre nur ein Bauer in seinem Schachspiel gewesen, damit sie aus der Schussbahn der anderen Schwarzen Ritter trat und nicht Gefahr lief, getroffen zu werden. Als er nicht antwortete, stellte sie mit fester Stimme die Frage, die ihr schon damals auf der Zunge gelegen war. „Lelouch, was bedeute ich dir?“ Plötzlich lächelte er sein rätselhaftes Lächeln. „Muss ich dir das noch sagen?“ „Ich möchte es aus deinem eigenen Mund hören!“ Dann tat er etwas, das sie auf keinen Fall erwartet hatte. Lelouch, der Lügner, der nicht nur sie unzählige Male, sondern die ganze Welt belogen hatte, ein Meister der Wortspielereien war und seine wahren Gefühle vielleicht sogar vor sich selbst geheim gehalten hatte, den sie letztendlich nie verstanden hatte, sagte geradeheraus: „Ich liebe dich mehr als irgendjemand anders auf der Welt.“ Ihre Augen wurden groß und ihre Pupillen zuckten, während ihr erst nach einer Weile bewusst wurde, was er da gerade gesagt hatte. War es das, was sie hatte hören wollen? Plötzlich kam es ihr zu direkt vor ... Oder war das nur, weil sie es nicht hatte kommen sehen? Sie hatte die ganze Woche nur Trübsal geblasen, war seit dem ersten Angriff der Knights of Omikron schlechter Stimmung gewesen, und auf einmal tauchte er hier auf – der Mann, in den sie einst all ihre Hoffnung und ihr Vertrauen gesetzt hatte, der sie aus der Gefangenschaft gerettet hatte und der das Schicksal der Welt geändert hatte – und gestand ihr seine Liebe. Plötzlich fiel es ihr schwer zu atmen. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. „Was … Was hast du gesagt?“ Sie musste es einfach nochmal hören, um es glauben zu können. Er sagte gar nichts, sondern schloss sie in die Arme und drückte seine Lippen auf die ihren. Unfähig, auch nur einen Gedanken zu fassen, ließ sie es zu. War es das, was sie sich immer gewünscht hatte? Es war kein Traum, dessen war sie sich jetzt sicher – auch wenn das das einzige war, was sie mit Sicherheit wusste. Der Mantel Zeros hüllte sie vollkommen ein. Es gab nur noch sie beide auf der Welt. Keinen Krieg, keine Schwarzen Ritter, keine Knights of Omikron, keine Knightmares, keine Schmerzen, keine Angst. Nur … Etwas war anders als beim letzten Mal, als sie sich geküsst hatten. Es war ein Abschiedskuss gewesen und er war über zwei Jahre her, aber sie erinnerte sich genau. Irgendetwas hatte sich anders angefühlt, damals. Oder kam ihr das einfach nur vor, weil das alles so unwirklich und unerwartet passierte? Wie als Antwort auf diesen Gedanken bohrte sich plötzlich ein eisiger Schmerz in ihren Rücken. Sie wollte aufschreien, aber seine Lippen verschlossen immer noch die ihren. In ihren Augen flackerte Panik auf, als sie das gefährliche Glitzern in den seinen sah. Sie bekam keine Luft mehr. Der eisige Stachel in ihrem Rücken bohrte sich tiefer in ihr Fleisch und ließ rote Schmerzenspunkte vor ihren Augen aufblitzen. Eine prickelnd kalte Lähmung breitete sich in ihr aus. Ihre Knie gaben nach, sie sank langsam zu Boden. Das war der Moment, in dem Lelouchs Kopf sich zurückzog, aber schreien konnte sie nicht mehr. Das Bild verschwamm vor ihren Augen. „Sayonara, Ass der Schwarzen Ritter“, hörte sie seine Stimme ganz nah an ihrem Ohr, bevor ihr schwarz vor Augen wurde. Den Aufprall am Boden nahm sie nicht mehr war. Zero säuberte die Klinge seines Dolches an ihrem Anzug, setzte die Maske wieder auf und verließ den Raum ohne noch einmal zurückzusehen. In der Versammlungshalle des Regierungsgebäudes war ein Buffet aufgebaut worden. Ein paar Dutzend Reporter wuselten herum und versuchten Exklusivinterviews zu ergattern. Zero schob Nunnallys Rollstuhl vor sich her, während sie sich mit alten Bekannten unterhielten. Als Abgesandter des Britannischen Reiches war beispielsweise Guilford in Japan. In der Mitte des Saales trafen sie auf Tohdoh und Kaguya, die sich als Politikerin ebenfalls dem Entschluss des Ordens angeschlossen hatte. Nach den Begrüßungsformalitäten diskutierten die beiden Mädchen – die in Sachen Regierung jeweils die Opposition vertraten und sich ausnahmsweise einig waren – über die Ritter von Omikron. Tohdoh hatte einen ernsten Gesichtsausdruck, als er und Zero schweigend zuhörten. Leicht angetrunken kam dann auch noch Tamaki angetaumelt. „Hey, Zero, wo hast du Kallen gelassen?“ „In ihrem Zimmer. Sie fühlt sich nicht besonders. Ich nehme an, die Sache mit Ohgi macht ihr schwer zu schaffen.“ „Ah, verdammt, sie war in der letzten Woche bei keiner einzigen Besprechung!“, schimpfte Tamaki. „Man könnte glauben, sie interessiert sich nicht mehr für uns!“ „Da kann ich dich beruhigen. Sie sagte, sie begrüße unsere Entscheidung und würde auf jeden Fall mit uns in den Kampf ziehen.“ Noch bevor Zero zuende gesprochen hatte, sah er, wie sich Tohdohs Gesicht versteinerte. Er drehte sich um, um den Grund herauszufinden. „Äh? Was will der denn hier??“, fragte Tamaki aufgebracht. In Begleitung von zwei Männern in schweren, rotschwarzen Kampfrüstungen kam ihnen Kanon entgegen. Er trug ein festliches, rotschwarzes Gewand, das um einiges edler aussah als sein übliches Grafenkostüm. „Seien Sie mir gegrüßt, meine Damen und Herren“, sagte er. Sein Blick blieb auf Zeros Maske hängen. „Es ist mir eine Ehre, den Mann kennen zu lernen, der uns von Imperator Lelouch vi Britannia erlöst hat.“ Zero erwiderte nichts, aber sein Schweigen fiel nicht weiter auf, denn just in diesem Moment kam Lloyd vorbei und schwenkte die Hand zum Gruß, mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. „Na, wen haben wir denn da? Wie gefällt Euch das Rampenlicht?“ Kanon entkam ein Lächeln. „Es ist lange her, Lloyd.“ „Ihr habt vielleicht Nerven, hier zu erscheinen“, knurrte Tohdoh. „Warum? Es sollen doch nur Verhandlungen stattfinden. Ich habe einen Vorschlag abgegeben und möchte selbstverständlich wissen, wie darauf reagiert wird. Außerdem habe ich nachgedacht. Es ist viel sinnvoller, miteinander zu diskutieren anstatt per Fernsehen Forderungen zu stellen. So kommen wir einfacher zu einer Einigung“, lautete die Antwort. „Der Krisengipfel ist nicht öffentlich zugänglich“, warf Chiba ein, die soeben in Festtagskleidung vorbeikam. „Nur ein paar ausgewählte Reporter bekommen Zutritt. Ansonsten ist die Besprechung nur für Regierungsmitglieder, Abgesandte und sonstige Repräsentanten der einzelnen Staaten zugänglich.“ Kanons Blick wurde eine Spur kälter. „Sie tun gerade so, als ob ich ein Terrorist wäre.“ Das kam der Wahrheit auch ziemlich nahe. „Jedenfalls seid Ihr von keiner legalen oder anerkannten Organisation, sondern von einer selbstgegründeten, eben erst durch Terrorakte bekannt gewordenen Militärgruppierung!“, erwiderte sie anklagend. „Wenn dem so ist, warum dann dieser Aufruhr? Bekämpft mich doch einfach, wenn ich illegal und terroristisch bin.“ „Ich will ehrlich zu Euch sein, Maldini“, sagte Tohdoh finster. „In diesem Krisengipfel geht es längst nicht um die Frage, ob wir Euch nachgeben oder nicht, sondern einzig und allein darum, wie viele Länder uns helfen werden Euch zu verfolgen und auszulöschen.“ Kanons Augenbraue wanderte nach oben. „Oh? Nun, dann sollte ich der erste sein, der von dem Entschluss erfährt, oder nicht?“ „Graf Kanon Maldini“, erhob Zero seine Stimme. „Generalkommandeur Maldini, falls es Ihnen nichts ausmacht.“ „Nun gut, Generalkommandeur: Wen gedenkt Ihr als Herrscher über die Welt einzusetzen, falls es je soweit kommen sollte?“ Kanon lächelte. „Ich danke Ihnen, dass Sie diese Frage stellen. Es ist nur leider schwer, das zu beweisen, was ich darauf antworten werde: Der Herrscher der Welt wird jemand sein, der vom Zahn der Zeit unberührt bleibt, der weder eines natürlichen noch eines unnatürlichen Todes zu sterben vermag. Wenn er die Welt unter sich geeint hat, wird er sie regieren ohne anfällig auf die menschlichen Verderblichkeiten zu sein. Er wird das höchste Gericht sein, die unumstrittene Gerechtigkeit, und wir, die Knights of Omikron werden sein Schild und sein Schwert sein, die einzige militärische Macht auf der Welt, die den Menschen Sicherheit vor Verbrechen bietet. Und er wird nicht bestechlich sein, wird Arme und Reiche gleich verurteilen, unabhängig von Geburtsrecht, gesellschaftlichem Status, Einfluss, Popularität und Vermögen.“ „Wenn Euer Herrscher so ultimativ ist, warum schafft er dann nicht einfach die Armut ab?“, fragte Chiba spitz. „Nun, vielleicht wird er es tun, wenn er es für richtig hält. Im Moment jedoch muss die Welt unter ihm geeint werden. Und wir, seine Streiter, werden für die Ordnung der Welt kämpfen.“ Sein Gesichtsausdruck wurde plötzlich mitleidig. „Ich weiß, es ist schwer zu glauben. Ich musste mich auch erst davon überzeugen. Aber ich verspreche Ihnen allen, egal, wie diese Verhandlungen heute ausgehen, wir werden jeden, der sich in unseren Dienst stellt, akzeptieren. Guten Tag.“ Damit wandte er sich ab und ging mit seiner Eskorte davon. „Den haben sie ja mächtig umgekrempelt“, meinte Tamaki und machte mit dem Zeigefinger eine Drehbewegung vor der Schläfe. „Gehirnwäsche? Wie interessant, vielleicht sind die Knights of Omikron in Wahrheit eine Sekte und bereiten sich auf die Ankunft ihres Gottes vor“, kicherte Lloyd. „Es hört sich zumindest fast so an“, stellte Tohdoh fest. „He, wieso schnappen wir uns den Typen nicht einfach?“, schlug Tamaki vor. „Er war nicht eingeladen, und seine lächerlichen zwei Leute haben doch keine Chance! Wir könnten mit ihm als Druckmittel das Versteck dieser schwarzroten Idioten herausfinden, oder …“ „Das geht nicht“, sagte Zero knapp. „Häh?“, machte Tamaki verärgert. „Sicher würde es uns eine Menge Ärger ersparen, aber wir können auf einem internationalen Kongress nicht einfach jemanden gefangen nehmen. Solch schmutzige Methoden würden unser Ansehen verringern und unsere Autorität untergraben. Schlimmer noch, wir würden dann zu den gleichen Mitteln greifen wie Imperator Lelouch.“ „Ahr! Verdammt!“ Tamaki raufte sich die Haare. „Warum ist diese dämliche Politik immer so kompliziert?“ „Zero“, sagte Todou. „Wie vereinbart werde ich Ihnen das Reden überlassen. Sie und Kaguya-sama werden unsere Interessen vertreten.“ Zero nickte. „Ich danke Ihnen.“ Lloyd klatschte übermütig in die Hände. „Nun los, beeilen wir uns! Es wird Zeit, diesen Gipfel-Zipfel zu eröffnen!“ ====================================== Tut mir leid, aber ich muss den wtf-Moment noch ein wenig aufrecht erhalten ;) Hoffe es war interessant zu lesen. Und schockierend. ;P Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)