Sakura, Queen of the Dark Horizons von UrrSharrador (Manchmal muss man den falschen Weg gehen, um sich selbst treu zu bleiben ... [Trailer online]) ================================================================================ Kapitel 3: Tears of a stranded Fate ----------------------------------- So, wie versprochen, genug der Plauderei, jetzt gehts etwas mehr zur Sache ;) ===================================== Ihr Schlaf war nicht von Dauer. Es waren wohl nur wenige Stunden gewesen – genau konnte sie es nicht sagen, da es auf dem Schwarzen Berg immer gleich finster war, aber ihren immer noch müden Gliedern nach zu urteilen war es noch nicht Mitternacht –, als sie ein Tumult weckte, dessen Ursprung sie nicht sofort feststellen konnte. Noch schläfrig besann sie sich, wo sie war, rappelte sich auf und lief vor das Haus. Naruto und Sai waren direkt hinter ihr; auch sie waren aufgeschreckt. In Satokos Haus brannte Licht – oder so etwas Ähnliches. Es war nicht warm, wie von normalem Kerzenschein zu erwarten, sondern düster und flackernd. Sie hörten Stimmen, und Spannung lag in der Luft. Sakura nickte Naruto unbehaglich zu. Irgendetwas stimmte nicht. Sie klopften an der Tür, und als niemand antwortete, öffneten sie sie. Ein kahler Raum erwartete sie. Auf einem rohen, schiefen Tisch standen einige Kerzen, die mit schwarzen Flammen brannten und das beunruhigende, negativ wirkende Licht verströmten. Selbst das Licht, das sie selbst erzeugen, ist verflucht, ging es Sakura durch den Kopf. Der wahre Schrecken erwartete sie jedoch erst, als sie weiter in das Zimmer hinein traten. Der Alte, Minori und ein schwarzhaariger Mann, der Minoris Vater sein musste, standen über ein Bett gebeugt, in dem eine sich windende Gestalt lag. Der Alte hatte nur ein schmutziges Nachthemd an und hielt einen weiteren Kerzenhalter in der Hand. Die drei Ninjas traten näher und erkannten Satoko. Sie bot einen erbärmlichen Anblick: Sie hatte die Augen geschlossen, Schweiß stand ihr auf der Stirn und hatte ihre Kleidung völlig durchnässt. Ihre Wangen waren noch eingefallener als üblich und auf ihrer Haut hatten sich schwarze Pusteln gebildet. Sie rang schwer nach Luft und wälzte sich stöhnend in den Laken umher. Sakura schlug die Hand vor den Mund. Der Alte bemerkte die Neuankömmlinge als erstes. „Ihr!“, keifte er und streckte anklagend den Finger aus. „Ich habe gewusst, dass ihr uns nur Unglück bringen würdet, Abschaum von Konoha!“ „Bitte, Schwiegervater“, sagte der andere Mann mit mühsam verhaltenem Zorn und noch mehr Sorge in der Stimme. „Wir haben darüber schon gestern gesprochen. Sie können nichts dafür; es ist das Fieber.“ „Redet ihr … von …“ Naruto sprach nicht weiter. Sakura musste schlucken. Minori stand neben dem Bett und weinte. „Mami …“ Etwas polterte, und die Tür ging abermals auf. Ein dürrer Mann, kaum mehr als ein Skelett, kam herein. Sein Kopf war völlig kahl, obwohl er vielleicht erst in den Vierzigern war. „Tamu, was ist los? Ich hab Stimmen ge…“ Er verstummte, als er Satoko sah. „Es ist das Fieber“, sagte Satokos Mann erneut. Sakura atmete tief durch. „Bitte, geht zur Seite. Ich bin Heilerin.“ Die Männer machten tatsächlich Platz, sahen aber keineswegs erleichtert aus. Fachmännisch prüfte Sakura den Puls der Kranken, zog ihr das Augenlid in die Höhe und schätzte die Temperatur. Satoko war glühend heiß. Man konnte förmlich zusehen, wie der Ausschlag sich ausbreitete. „Ich brauche Wasser“, wies Sakura die anderen an. Sofort stürmte der Mann, der hinzugekommen war, wieder hinaus. Die Kunoichi legte eine Hand auf die Pusteln und sammelte ihr Chakra, doch das grüne Licht, das stets ihre Heiljutsus begleitete, blieb aus. Enttäuscht stieß sie die Luft aus. Natürlich, dieses verdammte Siegel blockierte ihr Chakra. Der Mann kehrte mit einem Eimer schmutzigem Wasser zurück. „Was soll das sein?“, fragte Sakura, die langsam ins Schwitzen kam, als Satoko plötzlich unter Schmerzen aufschrie. „Habt ihr kein sauberes Wasser?“ Der finstere Blick des Mannes sprach Bände. Gott, war nicht einmal das Wasser hier auf diesem Berg in Ordnung? „Gib es auf, Kunoichi aus Konoha“, sagte Tamu, Satokos Ehemann. „Du kannst nichts für sie tun.“ „Ich habe diese Krankheit noch nie gesehen“, gab Sakura zu, „aber ich werde nichts unversucht lassen. Wenn wir sie nach Konoha bringen, können wir sie sicher heilen.“ „Ihr könnt Satoko nicht von dem Berg fortbringen“, sagte Tamu traurig. „Aber wir drei und Minori können hier fort! Wir werden Heilkräuter sammeln …“ „Was meinst du, wie lange dauert es, bis du das richtige Kraut gefunden hast? Satoko wird binnen drei Tagen sterben.“ Die Augen des Mannes schimmerten. Minori hatte sich auf das Bett geworfen und weinte bitterlich um seine Mutter. „Die Krankheit ist hochansteckend. Eigentlich sollten wir alle gar nicht hier sein.“ „Der Turm!“, fiel Naruto ein. „Wenn wir sie auf den Turm bringen, ist sie von den anderen isoliert, dann können wir versuchen sie zu behandeln!“ Satoko hustete schwer und rang dann nach Atem. Ihr Haar klebte ihr schweißnass im Gesicht. „Und wer soll sie behandeln?“, fragte der Alte. „Jetzt seht ihr, was Konoha uns angetan hat! Hat man einmal das Fieber, ist man verdammt! Selbst wenn wir sie in den Turm bringen, wird der Turm für Jahre verseucht sein!“ „Wir müssen doch irgendetwas tun können!“ Sakura war der Verzweiflung nahe. Erneut ergriff sie die Ohnmacht, die sie auch gestern umklammert hatte. Sie begriff, dass Ninjas, die ihre Jutsus nicht einsetzen konnten, noch viel hilfloser waren als einfache Menschen, die ihr Lebtag nichts anderes kannten. „Es gibt nur eines, was wir tun können“, murmelte Tamu bitter. Narutos und Sakuras Augen wurden groß, als sie seinen starren Blick betrachteten. „Das kannst du nicht ernst meinen! Sie ist deine Frau!“, rief Naruto aus. Tamu schloss stöhnend die Augen und kauerte sich hin. „Sie wird drei Tage lang leiden und sich wünschen, sie wäre tot, wenn ich sie nicht erlöse!“ Der andere Dörfler legte ihm die Hand auf die Schulter. Satoko keuchte erneut auf und stieß einen kraftlosen, erstickten Schrei aus, dann bäumte sie sich auf, die zittrigen, aufgekratzten Hände in die Bettlaken gekrallt. Tränen liefen ihr über die Wangen. „Trotzdem, das …“, wollte Naruto erwidern, aber der Alte unterbrach ihn unwirsch. „Ihr naiven Jungspunde aus Konoha! Ihr wisst nicht, was es heißt, hier zu leben! Wer hier lebt, ist sowieso schon dem Tod geweiht, es ist nur eine Frage der Zeit, bis er eintritt!“ Er stürzte auf Sakura zu, die ihm am nächsten stand. „Gib mir deinen Kunai, Mädchen!“ „Was soll … Lass das!“, rief die Kunoichi, doch er hatte schon eines der Wurfmesser aus dem Beutel an ihrem Gürtel gezogen und hielt es mit zitternder Hand hoch. Naruto stellte sich ihm in den Weg, als er auf das Bett zutreten sollte. „Es muss einen anderen Weg geben“, sagte er entschlossen. „Es gibt keinen“, sagte Tamu tonlos. Der andere Dorfbewohner nahm den kleinen Minori an der Hand und zog ihn aus der Hütte fort. Der Junge schrie wie am Spieß. „Nein, ich will bei Mami bleiben … Mami!!“ „Soll ich etwa zusehen, wie meine Tochter qualvoll stirbt?“, rief der Alte. Seine Stimme klang weinerlich, alle Strenge war daraus gewichen. Seine Augen waren mit Tränen gefüllt. Sakura erkannte, dass es an diesem gottverlassenen Ort ein Gut gab, das den Menschen etwas bedeutete: Liebe. Und selbst das rettete nicht vor dem Tod. Etwas im Ausdruck des gebrechlichen und zerbrochenen Mannes ließ Naruto innehalten. Er senkte die Arme. Sakura schlug die Hand vor den Mund und machte sich klein. Sie war nicht fähig wegzusehen. Der Alte trat an das Bett, hob den Kunai … Und brach wimmernd in sich zusammen. „Ich kann es nicht … Ich kann es nicht …“ Tamu war wieder aufgestanden und strich seiner Frau unter Tränen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ihr Gesicht war weißer als das Laken, auf dem sie lag. Ihr Atem ging nur noch stoßweise, unterbrochen von tiefen, gutturalen Stöhnlauten. Der Alte drehte sich herum und kam auf Sakura zu. Diese wich zurück. „Nein … nicht …“ Er packte sie am Arm und drückte ihr den Kunai in die Hand. „Konoha hat unser Todesurteil unterschrieben, Konoha wird es auch ausführen!“, rief er mit brüchiger Stimme. „Nein, ich kann unmöglich …“ „Tu es!“ Er gab ihr einen heftigen Stoß, der sie auf das Bett zutaumeln ließ. Satokos Glieder zuckten bereits unkontrolliert. Drei Tage würde das so gehen? Oh Gott … Oh Gott, oh Gott, oh Gott … Ich kann das nicht, hilf mir, irgendwer, ich kann das nicht! „Ich bin Heilerin! Ich kann doch niemanden …“ „Du bist Heilerin, ja?“, schrie der Alte hysterisch. „Dann tu doch was! Heile sie! Ich sage dir, alle Heiler der Welt können sie nicht retten! Sakura zitterte, als hätte sie Schüttelfrost. Aber sie konnte doch niemanden töten, nur um ihm sein Leiden zu ersparen … Unter einem neuerlichen qualvollen Hustenanfall von Satoko ging Sakura schluchzend in die Knie. Der Kunai entglitt ihren Fingern und polterte zu Boden. „Es tut mir leid … So leid …“ In dem Moment trat Sai mit unbewegter Miene auf die Kranke zu und zog sein Schwert. „Satoko … Meine Satoko …“, murmelte Tamu. „Warte auf mich, wir werden uns wiedersehen …“ Er küsste sie auf die Stirn und drückte ihre Hand. Mit sanfter Gewalt schob ihn sein Schwiegervater zur Seite. „Sag mir, soll ich dein Leiden beenden?“, fragte Sai. Satoko stöhnte nur schluchzend und wälzte sich hin und her. Die Stimme des Ninjas war monoton, aber gut zu hören. „Soll ich dich erlösen? Du musst es mir sagen. Ein Nicken genügt.“ Sakura war sich nicht sicher, ob Satoko ihn überhaupt verstand. Sie zitterte immer noch am ganzen Körper. Entschieden sie hier wirklich über das Leben dieser Frau? Und es gab keinen Ausweg? Sie spürte, wie Naruto ihr eine Hand auf die Schulter legte, doch auch seine Finger waren verkrampft. Er war genauso aufgewühlt wie sie und brauchte selbst Trost. Satokos Schicksal ging ihnen tief unter die Haut. Endlich bewegte todkranke Frau den Kopf etwas, die Andeutung eines Nickens, das Sai erwiderte. Er beugte sich über sie. Sakura kniff die Augen zu und wollte aus der Hütte stürmen, aber der Alte war plötzlich da und packte sie hart an der Schulter. „Lass mich los!“, schrie sie mit erstickter Stimme, aber ohne ihr Chakra hatte sie auch nicht ihre unglaubliche Stärke. Dafür zerrte der Alte sie mit einer Kraft, die sie seinem knochigen Leib niemals zugetraut hätte, wieder zu Satokos Bett hin. „Du bleibst hier! Sieh genau hin! Das geschieht mit jedem, der das Fieber hat! Das ist der Fluch, den Konoha uns als Dank für unsere Dienste auferlegt hat!“ In seinen Augen lag keine Bosheit, nur unendliche Traurigkeit und Bitterkeit. Sakura biss sich so fest auf die Zunge, dass es wehtat. Tränen liefen ihr über die Wangen. Und sie sah zu. Sie sahen alle zu, als Zeugen des Unrechts, das diese Situation verursacht hatte. Sie sahen zu, wie Satoko sich ein letztes Mal aufbäume, wie Sai sein Schwert hob und zustach. Noch zwei Stunden später zitterte Sakura am ganzen Körper. Was war nur los mit ihr? Sie hatte schon andere Menschen sterben gesehen, Menschen, die sie länger gekannt hatte … Aber Satokos Tod, ihr gepeinigtes Gesicht wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Es verfolgte sie überall hin, sie sah es immer, wenn sie in die Dunkelheit blickte, und Dunkelheit gab es hier viel. Warum nur? Warum fühlte sie diesen Stich im Herzen? Es war, als … Satoko war älter gewesen als sie selbst, doch es war, als hätte Sakura ihre Tochter verloren, so musste sich das anfühlen. Sie saßen wieder in ihrem eigenen Haus. Sai war nicht da; er erwies Satoko die letzte Ehre, indem er dem kurzen Ritual beiwohnte, während dessen Tamu und der Alte ihren Leichnam über die Klippen auf der anderen Seite des Berges in eine Felsengrube warfen. Sakura und Naruto hatten die letzten zwei Stunden damit verbracht, sich anzuschweigen. Endlich ergriff Naruto das Wort, seine Stimme war unstet. „Sai war ein Anbu. Sie hat nichts gespürt.“ Sakura antwortete nicht darauf. „Naruto … Hat der alte Mann recht? Ist das alles unsere Schuld?“ Er schwieg. „Naruto?“ Sakura sah auf und erschrak. Narutos Gesicht hatte die Züge eines Raubtiers angenommen. Seine Augen funkelten, seine Fänge waren gewachsen. Selbst das Siegel des Schwarzen Berges konnte die Kraft des Kyuubi nicht unterdrücken. „Wenn Konoha zu einem solchen Unrecht fähig war, dann ist das unverzeihlich!“, knurrte er. „Nicht, Naruto …“ Sie rutschte zu ihm hin und legte ihm die Hand auf den Arm. „Bitte nicht. Wenn du dich verlierst, bin ich alleine … Wenn ich schon nicht meine Nerven behalten kann, musst du für uns beide Mensch bleiben.“ Er atmete tief durch. Das dämonische Glühen in seinen Augen verschwand. „Es tut mir leid“, flüsterte er und nahm sie zaghaft in den Arm. Sie lehnte den Kopf an seine Brust und spürte, dass sein Herz immer noch vor Wut raste. Sakura schloss die Augen. Könnte sie doch nur die heutige Nacht vergessen … Irgendwann, nach einer schweigsamen Ewigkeit, glitten die beiden noch sitzend in den Schlaf über. ===================================== So, was meint ihr: Spannend genug? Oder zu heftig? ;) Mir ging es in dem Kapitel darum, dass auch die drei "Außenweltler", vor allem Sakura, mit eigenen Augen das Schicksal des Yami-Volks sehen. Das einschneidende Erlebnis trägt auf jeden Fall zum weiteren Verlauf und zum schrittweisen Wandel ihrer Gesinnung bei. Außerdem ein Gedankenspiel mit den Ninja-Fähigkeiten, ohne die sie sich tatsächlich hilfloser fühlen als irgendjemand sonst. Freue mich wie immer über jegliches Feedback :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)