Sakura, Queen of the Dark Horizons von UrrSharrador (Manchmal muss man den falschen Weg gehen, um sich selbst treu zu bleiben ... [Trailer online]) ================================================================================ Kapitel 5: The Legacy of Darkness --------------------------------- Die Krypta lag im Untergeschoss des Turms, das mit großer architektonischer Sorgfalt tief in den Fels des Schwarzen Berges gehauen war. Die gewölbten Wände bestanden auch hier aus Stein, der über und über mit Symbolen bedeckt war. Der Alte ging voran und entzündete mit einer Fackel eines der Becken, in denen schwarze Flüssigkeit zu genauso schwarzem Feuer entflammte. „Da vorne“, sagte er. Der alte Mann, Sakura, Naruto und der Wächter traten auf einen gewaltigen steinernen Sarg zu, der mitten in dem Raum auf einem Podest aufgebahrt war. „Er ist unser einziger König, dessen Asche in dieser Gruft begraben liegt“, sagte der Alte. „Ich verstehe es immer noch nicht ganz“, murmelte Sakura. „Was heißt das, ich bin eure Königin?“ „Nun, genau genommen bist du momentan noch eine Prinzessin, aber nach deiner Prüfung wirst du die neue Königin der Dunklen Horizonte sein“, sagte der Gargoyle-Wächter. „Dein Großvater, Takada, was weißt du über ihn?“, fragte der Alte. Sakura versuchte sich zu erinnern. „Nicht viel … Er ist vor meiner Geburt gestorben, das war es im Grunde auch schon …“ Der Alte nickte. „In seinen Adern floss sowohl das Blut des Haruno-Clans als auch das des Yami-Volks. Seine Mutter war vor ihm die Königin der Schwarzen Horizonte – unsere Königin.“ „Eure Könige haben aber wenige Untertanen“, bemerkte Naruto. Der Alte maß ihn mit einem bösen Blick. „Nicht die Anzahl, die Treue ist entscheidend.“ „Das heißt … mein Großvater war euer König?“, fragte Sakura nach, die es immer noch nicht glauben konnte. Satokos Vater nickte eifrig. „Ich habe ihn persönlich gekannt. Er war ein umgänglicher Mensch und ein nachsichtiger König, ein fähiger Heiler und ein mächtiger Beherrscher der Blutlinienfähigkeiten des Yami-Volkes.“ Er musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. „Hast du nie unsere Jutsus angewandt, wo du doch auch von unserer Linie abstammst? Nun, wahrscheinlich hat dir das Training gefehlt“, beantwortete er sich seine Frage selbst. „Was … ist mit meinem Großvater geschehen? Warum ist er hier begraben?“ Die Miene des Alten wurde düster. „Er war der mächtigste Ninja unseres Volkes. Er war es, vor dem der Feudallord des Feuerreiches am meisten Angst hatte. Nach unserer Verbannung fanden wir diesen Turm und richteten ihn für den König her. Es sah so aus, als würden wir uns hier, im Niemandsland, eine neue Existenz aufbauen können.“ „Aber die Anbu sind euch gefolgt“, murmelte Naruto. „Das hast du uns schon erzählt.“ Der Alte nickte. „Ihr erstes Ziel war, Takada, den König der Dunklen Horizonte, zu foltern und zu töten. Mit seinem Blut haben sie dann das Siegel gebildet, das unser Chakra unterdrückt hat.“ Sein Blick glitt zu Sakura. „Ich wusste nicht, dass Takada Kinder hatte. Die Anbu wohl auch nicht – sonst wärst du längst tot.“ Die Art, wie er das sagte, rief bei Sakura Ärger über seine offene Abneigung gegenüber Konoha-nin hervor, auf der anderen Seite wusste sie, dass sie sich nur ärgerte, weil sie das selbst von sich erwartete. „Wieso?“, fragte sie, obwohl sie die Antwort schon kannte. „Weil das Siegel nur von jemandem gelöst werden kann, in dessen Adern das gleiche blaue Blut fließt wie in Takadas. Du hast uns erlöst, Sakura Haruno. Du bist würdig, unsere neue Königin zu werden!“ Die letzten Worte sprach er mit einer Begeisterung, wie man sie von ihm gar nicht kannte. Sakura spürte, wie ihr schwindlig wurde. Eine ganze Weile brachte sie kein Wort heraus. Dann sagte sie, um noch einmal sicher zu gehen: „Ich … soll also eure … Königin werden?“ Der Alte und der Gargoyle nickten simultan. Naruto starrte sie aus großen Augen an. Sie senkte den Blick. „Ich muss erst darüber nachdenken. Bitte gebt mir Zeit.“ „So viel du willst“, sagte der Alte. „Aber denk daran, dass unser Volk ein verlorenes Volk ist, das auf einen Anführer wartet.“ Sakura hörte ihm gar nicht mehr zu. Schweigend ging sie die steinerne Treppe hoch in die oberen Etagen des Turmes. Naruto folgte ihr nach kurzem Zögern. Sie stiegen hoch, bis in das höchste Turmzimmer: den Thronsaal. Vor dem großen Torbogen, dessen Tor aus schwarzem Holz sperrangelweit offen stand, blieb er stehen. Vielleicht sollte er sie für einen Moment alleine lassen … Sakura fuhr mit den Fingern über den kalten Stein, aus dem der Thron gehauen war. Er war wirklich imposant … Und hier sollte einmal ihr Großvater gesessen sein? Das alles kam ihr immer noch so unwirklich vor … Seufzend lehnte sie die Wange an den kühlen, grauen Stein. Minutenlang hockte sie so da. Die rote, samtene Sitzfläche schien sie zu locken, sich auf den Thron zu setzen. Dort gehörte sie schließlich hin … Aber wollte sie das? Es kam alles so plötzlich … Gestern noch war sie eine einfache Kunoichi gewesen, ein Chunin, auf dem Heimweg von einer C-Mission. Sie begriff, dass es eine einzigartige Gelegenheit war, die ihr das Schicksal da bot, und solche Gelegenheiten waren dazu da, ergriffen zu werden. Sie lächelte bitter. Jetzt bin ich schon wie Neji und glaube an das Schicksal, dachte sie. Schritte ließen sie den Kopf heben. Es war Naruto, der zu ihr hereinkam. Er hatte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Er sagte nichts, blieb aber auf halbem Weg stehen und musterte sie erwartungsvoll. Sakura stand auf und ließ den Blick über den Thron, dann über die Fenster und schließlich über das Dorf unten gleiten. Menschen, klein wie Ameisen, liefen mit dunklen Fackeln umher und verbreiteten die Kunde der neuen Königin. Sakura spürte, wie Naruto neben sie trat. „Ich habe davon geträumt“, sagte sie leise. „Wie die Anbu aus Konoha meinen Großvater gefoltert haben. Ich habe zuerst gedacht, es wäre mein Vater, aber …“ Seufzend brach sie ab. „Du musst tun, was du für richtig hältst“, murmelte Naruto. „Ich weiß, aber … Ich habe keine Ahnung, was richtig ist. Diese Menschen hier wurden von Konoha so misshandelt … Kann ich Konoha immer noch dafür verurteilen?“ Lange Zeit schwieg Naruto. „Ich weiß es auch nicht. Wenn du mich fragst, es ist dreißig Jahre her. Die Anbu von damals können noch leben oder sie sind schon tot, aber was wichtiger ist, der Hokage war es, der den Angriff befohlen hat.“ „Auf Drängen des Feudalherren.“ „Wahrscheinlich.“ „Aber der alte Sarutobi? So etwas hätte er nie tun können! Da würde ich schon eher daran glauben, Danzou hätte das alles eingefädelt“, murmelte Sakura. „Vielleicht hat er nicht gewusst, dass es so schlimm wird.“ Sakura sah nach oben. Der Himmel war immer noch düster. Ab und zu leuchtete ein Blitz hinter den Wolken auf, die nicht einmal dieses Licht vollständig durchließen. „Das macht es nicht besser“, sagte sie und sah Naruto fragend an. „Was würdest du tun, wenn ich die Königin der Dunklen Horizonte werden würde? Würdest du bei mir bleiben oder nach Konoha zurück gehen?“ „Hm …“ Er ließ sich mit der Antwort so lange Zeit, dass Sakuras Herz zu klopfen anfing. „Ich bin mir nicht sicher. Es ist … Weißt du …“ Er seufzte. „Ich bring’s nicht raus. Es ist verdammt kompliziert …“ „Schon gut. Ich glaube ohnehin nicht, dass ich bleibe. Die Leute sind befreit, also …“ „Nein!“ Sie sah ihn überrascht an und blickte in durchdringende blaue Augen. „Du musst auf jeden Fall hier bleiben! Sie sehen dich als Königin an, Sakura! Andere würden für so was morden!“ „Ich nicht“, murmelte sie humorlos. „Was hast du denn sonst für Ziele?“ „Ich …“ Die Frage ließ sie stutzen. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, wusste sie das gar nicht. Als Kunoichi schien ihre Zukunft klar zu sein: Missionen ausführen, Geld verdienen. Eine Zeitlang war das Wichtigste für sie das Training von Tsunade gewesen, um ihren Freunden nützlich zu sein, und um Sasuke irgendwie nach Konoha zurückzubringen. Sie machte sich nichts mehr vor: Er würde nie freiwillig zurückkehren. Nachdem er seine Rache bekommen hatte, hatten sie nichts mehr von ihm gehört, doch auch jetzt wollte er offenbar nicht heimkehren. Und will ich das selbst?, stellte sie sich plötzlich die entscheidende Frage. Wollte sie wirklich ein Dorf ihr Heim nennen, das unschuldigen Menschen derartige Dinge angetan hatte, wenn sie die Möglichkeit hatte, eben diese Menschen in eine neue Zukunft zu führen? „Ich weiß doch gar nicht, ob ich für so etwas gemacht bin“, seufzte Sakura. „Wahrscheinlich versage ich als Königin auf ganzer Linie.“ „Ach, red‘ keinen Blödsinn.“ Naruto sah sie ernst an. „Echt, du wirst das super machen, glaub mir. Kein anderer von unserem Team hätte mehr Qualität, ein Dorf zu führen.“ Er grinste. „Außerdem, es kommt auch darauf an, von wie vielen Leuten du Königin bist, oder?“ Sakura lächelte. „Danke, Naruto.“ „Und, wie ist jetzt deine Entscheidung?“ „Ich glaube, ich versuch’s.“ „Das ist keine Entscheidung, wenn du es nur glaubst.“ „Ich versuch’s.“ „Wie war das?“ „Ich werde die Königin der Dunklen Horizonte! Wenn du jetzt nicht zufrieden bist, fängst du dir eine!“ Naruto grinste breit und wurde dann schlagartig ernst. „Ich bleibe auch hier.“ „Das musst du nicht. Du wolltest doch immer Hokage werden … Am Ende werden wir zu Nuke-nin erklärt“, gab sie zu bedenken. Er sah nachdenklich aus dem Fenster. „Von so einem Dorf will ich gar nicht Hokage sein“, murmelte er. „Sag sowas nicht, ohne auch nur gründlich darüber nachzudenken. Der vierte Hokage war schließlich auch ein Held.“ „Ich bleibe bei dir“, sagte er bestimmt und sah sie auf eine Art an, die ein seltsames Gefühl in ihr weckte. „Es gibt auch andere wichtige Dinge für mich, als nur Hokage zu werden.“ Er blickte wieder aus dem Fensterbogen. „Ich würde mich wie ein Verräter fühlen. Und wenn ich dich verrate, wie könnte ich mich je Hokage nennen?“ „Naruto …“, murmelte Sakura berührt. Schweigend sahen sie dem Treiben unter ihnen zu. „Dieser dämliche Regen!“, schimpfte Karin. Gegen Einbruch der Nacht waren Wolken aufgezogen, und sie waren vor vier Minuten aufgeplatzt und hatten sich so stark über der leicht hügeligen, grasbewachsenen Ebene ergossen, dass die vier Gefährten trotz ihrer Mäntel schon nass bis auf die Haut waren. „Stell dich nicht so an.“ Suigetsu zeigte grinsend sein Raubtiergebiss. Er hatte nicht nur als einziger keinen Hut und keine Kapuze aufgesetzt, er schien die Himmelsflut sogar zu genießen. „Ein paar Wassertropfen schaden keinem. Auch dir nicht.“ Karins Blick wurde säuerlich. „Vielleicht habe ich eine Phobie dagegen entwickelt, weil ich ständig mit einem Wasserkopf wie dir unterwegs bin.“ In diesem Moment blieb Sasuke, der den kleinen Trupp anführte, plötzlich stehen. Karin musste das rechtzeitig bemerkt haben, tat aber nichts, um darauf zu reagieren und prallte – scheinbar unbeabsichtigt – gegen ihn. Wie so oft fiel es ihm nicht schwer, sie einfach zu ignorieren. „Was hast du?“, fragte Juugo leise, während auch er und Suigetsu stehen blieben. „Vier Mann“, sagte Sasuke knapp. Das Rauschen des Regens übertönte schon nach wenigen Schritten seine Worte. Es war unmöglich, belauscht zu werden. „Sie folgen uns schon seit zwei Stunden.“ „Warum greifen sie nicht an?“, wunderte sich Karin. „Die Frage ist wohl eher, warum du sie nicht schon längst gespürt hast“, meinte Suigetsu schief grinsend und erntete einen zornsprühenden Blick von ihr. „Vielleicht sind sie speziell darauf trainiert, ihr Chakra zu unterdrücken“, überlegte Juugo. „Sie warten“, murmelte Sasuke und ging langsam weiter. Die anderen folgten ihm. Suigetsu seufzte übertrieben. „So langsam frage ich mich, ob es wirklich eine gute Idee war, diesen Akatsuki-Typen zu helfen.“ Sasuke sah an sich herab. Er trug den schwarzen Mantel mit den stilisierten, roten Wolken, den auch die regulären Mitglieder der Organisation besaßen. Er konnte Suigetsu ein Stück weit verstehen. Seit sie gegen den Achtschwänzigen gekämpft hatten, waren sie ins Visier des Raikage geraten und mussten immer wieder den Häschern ausweichen, die er zu ihrer Verfolgung entsandt hatte. Nun hatte man sie also gefunden. Er lauschte dem Regen, während sie ihren Weg fortsetzten. Allen Unannehmlichkeiten zum Trotz, er hatte sich nun mal entschieden, den Akatsuki zu helfen, weil sich ihre Ziele mit den seinen überschnitten – wenigstens ein Stück weit. Die Akatsuki suchten die Jinchuuriki – ein Umstand, der Sasuke früher oder später zu Naruto führen würde. Er war nicht sonderlich erpicht darauf, Erinnerungen aufzuwärmen oder dessen Geschwätz über Freundschaft und Bande erneut über sich ergehen zu lassen, aber dieser Auftrag würde ihn letztendlich nach Konoha führen – in das Dorf, dem er die Zerstörung geschworen hatte. So oder so – die Akatsuki waren der kürzeste Weg zur Macht für ihn. Wenn sie ihm nichts mehr nutzten, konnte er sich ihrer entledigen wie damals Orochimarus … „Sasuke?“, drang Karins Stimme zögerlich an seine Gedanken. „Alles in Ordnung?“ Mittlerweile müsste sie doch begriffen haben, dass er nicht der gesprächigste Typ war, dachte Sasuke abfällig. Aber er musste wohl doch etwas gedankenverloren gewirkt haben, den Blicken der anderen nach zu urteilen. „Also, was tun wir jetzt wegen dieser Typen?“ Suigetsu packte unternehmungslustig den Griff seines Schwertes. „Nichts“, sagte Sasuke und beschleunigte seine Schritte. „Nichts?“ Suigetsu blieb verdutzt ein Stück zurück, ehe er mit raschen Schritten wieder aufholte. „Wieso nichts?“ „Sie sind nicht mein Ziel“, murmelte der Rächer der Uchiha. „Sie sind nur begierig darauf, kleine Hindernisse auf meinem Weg dahin darzustellen. Wenn sie es eilig haben zu sterben, sollen sie uns angreifen. Ich werde mich nicht dazu herablassen, sie zuerst zu attackieren.“ Die anderen schwiegen. Der Regen ließ nach und kurz darauf riss auch die Wolkendecke auf und offenbarte einen fast vollen Mond. ========================================= Ich weiß, das Kapitel hier war vergleichsweise etwas kurz, aber ich wollte vor allem einen Umriss von Sakuras Großvater zeichnen, mehr Details folgen noch im Lauf der Geschichte. Ich hoffe, Sakuras Entscheidung war nach ihren Erlebnissen auf dem Schwarzen Berg und den Dingen, die sie von den Bewohnern gehört hat, nachvollziehbar. Eine interessante Frage hat sich für mich aufgetan: Was würde Naruto tun, wenn er zwischen Sakura und Konoha entscheiden müsste? Nun, ich habe ihn vorerst diese Entscheidung treffen lassen. Da es ihm aber sicher schwer fällt, den Traum des Hokages aufzugeben, werde ich mich später noch ein wenig mit seinem Gewissen befassen ;) Ich hoffe, das Kapitel ist euren Erwartungen gerecht geworden. Dann bleibt mir nur noch, mich für die vielen Kommis beim letzten Kapitel zu bedanken :D Hosted by Animexx e.V. 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