Sakura, Queen of the Dark Horizons von UrrSharrador (Manchmal muss man den falschen Weg gehen, um sich selbst treu zu bleiben ... [Trailer online]) ================================================================================ Kapitel 10: Eclipse over the Realm ---------------------------------- „Ihr habt mich rufen lassen, Schattenlord?“ Der Blick des Alten fiel auf Sakura, die, in Narutos Umhang gewickelt, auf dem Stuhl in seinem Zimmer saß. „Oh, verzeiht, ich wusste nicht, dass …“ „Schon gut. Ich habe dich rufen lassen“, sagte Sakura. „Ich habe Fragen an dich.“ Naruto ließ den Ältesten eintreten und stellte sich an die Seite seiner Königin. „Wie ist mein Großvater, König Takada, gestorben?“ Der Blick des Alten wurde traurig. „Er hat tapfer gekämpft, aber verloren.“ „Aber er wurde nicht in der Schlacht getötet, nicht wahr?“ Langsam schüttelte der Mann den Kopf. „Es war kein Ende, auf das ein Ninja oder König stolz sein würde“, sagte er. „Trotzdem, ich muss es wissen.“ Der Älteste sah ihr nicht in die Augen. Mit belegter Stimme fuhr er fort: „König Takada kämpfte an vorderster Fronst gegen die Anbu, aber er verlor gegen sie. Als sein Chakra verbraucht war, verlor er das Bewusstsein. Die Anbu trieben alle auf diesen Berg und banden den König an einen Pfahl. Als er erwachte, peitschten sie ihn aus. Sie wären auch auf andere Weise an sein Blut gekommen, dennoch … Sie sind Bestien!“ Jetzt hob er den Blick und sah Sakura wütend an, fast als wollte er ihr die Schuld daran geben. „Sie verwendeten sein Blut, um das Siegel zu erstellen. Danach verbrannten sie König Takada bei lebendigem Leib auf einem Scheiterhaufen!“ Naruto schluckte hart. Sakura senkte den Blick. Genau davon hatte sie geträumt … Es war unheimlich. Eine Weile herrschte bedrücktes Schweigen. Dann klopfte es abermals an der Tür zu Narutos Quartier. Sakura nickte dem Ältesten zu, und er öffnete. Sai trat ein. „Du wolltest mich sprechen?“ „Danke, dass du gekommen bist. Einen Moment, ich habe noch eine weitere Frage.“ Sakura wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem alten Mann zu. „Unter den Anbu … Gab es da einen mit einer ungewöhnlichen Maske? Mit einer Maske in Form eines Drachenkopfes?“ Der Alte starrte sie an. „Woher … Woher wisst Ihr von ihm?“ „Was kannst du mir über ihn erzählen?“ Einer der Vorteile als Königin war, dass man Fragen nicht zu beantworten brauchte. „Er war ein wahrer Teufel“, knurrte der Alte. „Soweit ich weiß, war er der Leiter der Mission. Er war es auch, der König Takada seinerzeit besiegt hat.“ „Sai, hast du je von so einem Anbu gehört?“, fragte Königin Sakura. Der ehemalige Anbu schüttelte den Kopf. „Ich habe jedenfalls nie mit ihm zusammengearbeitet, aber das muss nichts heißen. Wir kannten uns nicht einmal untereinander.“ „Der Anbu mit der Drachenmaske …“, murmelte Sakura nachdenklich. „Du kannst gehen“, sagte sie zu dem Alten, der sich sofort entfernte. „Sai, ich habe eine Aufgabe für dich. Geh nach Konoha, unerkannt, und finde heraus, ob wir als gesucht oder abtrünnig gelten.“ Sai wirkte überrascht, denn sein Lächeln verschwand. Er nickte. „Wieso denn plötzlich, Sakura?“, fragte Naruto. „Ich weiß auch nicht“, gab sie zu. „Ich habe ein ungutes Gefühl … Irgendetwas ist geschehen. Bitte beeil dich, Sai, und geh alleine.“ Der königliche Botschafter nickte, deutete sogar eine Verbeugung an und brach sofort auf. Als nur noch Naruto im Zimmer war, sank Sakura seufzend zurück. „Ich kann nicht mehr“, murmelte sie. „Ich brauche Urlaub.“ Naruto schmunzelte. „Du könntest wirklich mal was anderes machen als nur regieren und trainieren.“ „Apropos trainieren, du kannst Kuruda sagen, dass ich heute nicht in Stimmung dazu bin.“ „Okay, aber ich mein’s ernst. Was, wenn du ein Fest gibst?“ Sakura sah ihn stirnrunzelnd an. „Ein Fest?“ „Ja, ein Fest. Zur Feier der Vergrößerung des Königreichs oder was weiß ich. Der Anlass ist nicht so wichtig. Die Leute mögen es vielleicht, wenn du einen Feiertag einführst. Man muss auch mal entspannen.“ „Das geht doch nicht …“ Sakura starrte zur Decke, dann wieder in Narutos ehrliches Gesicht. „Weißt du was? Das ist eigentlich eine gute Idee.“ Es gab viele Gründe zu feiern, wenn man bedachte, welche Fortschritte das Königreich der Dunklen Horizonte gemacht hatte. Die Grenzen waren erweitert worden und die Einwohnerzahl war drastisch gestiegen. Natürlich gab es auch Reibereien innerhalb des Reiches. Vor allem die Leute, die sich nur der niedrigen Steuer wegen dem Reich angeschlossen hatten, verursachten immer wieder Probleme. Da Sakura nicht wusste, wie sie es sonst hätte tun sollen, organisierte sie ihr Reich ähnlich dem Reich des Feuers. Die Ninjas vom Schwarzen Berg sorgten für Recht und Ordnung, und sollten die gewöhnlichen Shinobi nicht genügen, schickten Sakura und Naruto die Gargoyles. Die Bezahlung erfolgte durch diejenigen, die sie anheuerten, oder, bei wichtigen Dingen, durch die Königin selbst. Da sie die meiste Zeit auf dem Schwarzen Berg in ihrem Turm verbrachte, hatte Sakura ihr Reich in mehrere Verwaltungsgebiete aufgeteilt. In jedem von ihnen saß ein vertrauenswürdiger königlicher Verwalter, der ihr regelmäßig Bericht erstattete. Gemäß dem Vorbild von Konoha wurden Vögel zur Überbringung von Nachrichten eingesetzt, allerdings keine Adler, sondern Eulen, die einige Yami-nin auch selbst beschwören konnten. Am schwersten fielen Sakura Verurteilungen. Auch in ihrem Reich gab es immer wieder Verbrechen, die sich nicht vermeiden ließen. Sie hatte das miese Gefühl, mit Verbrechern zu nachsichtig zu sein, aber sie brachte es nicht über sich, auf ihrem Thron zu sitzen und ein schwerwiegendes Urteil über jemanden zu verhängen, der vor ihr kniete. Das war etwas anderes als das Ninjadasein. Dennoch blühte das Reich auf, wuchs und gedieh. Es waren mehrere Handelsbeziehungen zu anderen kleinen Ländern oder Dörfern etabliert worden und in die Schatzkammer floss trotz der niedrigen Steuersummen mehr und mehr Geld. Sakura erhielt viele Rückmeldungen von ehemaligen Gefangenen des Schwarzen Berges, die in entlegeneren Gebieten des Reiches ihr Glück gemacht hatten. Bald nach ihrer Krönung hatte sie den Befehl gegeben, Heilpflanzen gegen die tödliche Krankheit zu sammeln und selbst bei der Entwicklung einer Medizin mitgewirkt. Seither war niemand mehr dem Fluch zum Opfer gefallen. Ihre Ninja-Fähigkeiten hatten sich unter Kurudas Leitung ungewöhnlich schnell entwickelt und beinahe vermisste sie es, sie auf Missionen unter Beweis zu stellen. Ja, das Reich der Dunklen Horizonte blühte. Der tote Baum trug Früchte, die schwarze Rose lockte Bienen an. Daher beschloss Sakura, die Feier das Fest der Blüte zu nennen. Für das Bankett war eine große Tafel dort aufgebaut worden, wo die Krönungszeremonie stattgefunden hatte. Zur zweiten Sanduhrwende – also um sechs Uhr abends – marschierte die Königin in einer feierlichen Prozession zum Festplatz, begleitet von den Gargoyles und dem Schattenlord und pompöser Musik. Als sie durch die Reihen der sich ehrfürchtig verneigenden Leute sah, entdeckte sie mehrere Menschen, die ganz offensichtlich nicht von hier stammten. Sie freute sich, dass sie von fern hergekommen waren, um an ihrem Fest teilzunehmen. „Lang lebe die Königin!“, schrie jemand aus voller Kehle. Ein kleiner Junge, der von fern kam, warf ihr eine Handvoll Blütenblätter vor die Füße. Sie lächelte ihn an, was ihn erstrahlen ließ. Hinter ihrem Rücken hörten ihre geschulten Ohren, wie bei den Fremden über ihre Jugend gemurmelt wurde. Jemand flüsterte sogar, wie schön er sie fand … Sakura hoffte, dass sie nicht rot wurde. In der Menge begann ein Rumoren und eine gebeugte Frau mit Kopftuch trat hervor, fiel vor der Prozession auf die Knie und umfasste Sakuras Knöchel. „Bitte, meine Königin, hört mich an!“, rief sie. Einer der Gargoyles wollte sie von Sakura wegzerren, aber die Königin sagte: „Lasst sie.“ „Aber meine Königin …“, murmelte der Gargoyle verwirrt, als sie vor der Frau in die Knie ging und ihr an der Hand hoch half. Sie blickte in die von Runzeln umrandeten, wässrigen Augen und fragte: „Was kann ich für dich tun?“ Die Frau starrte sie nur an, ehe sie das Wort wiederfand. „Ich … Meine Königin, ich bitte um Eure Hilfe … Mein Mann und ich bewirtschaften eine Milchfarm im Süden des Königreichs, aber unter den Kühen hat sich eine Krankheit ausgebreitet und sie sind gestorben, alle elf davon! Wir haben unsere Haupteinkunftsmöglichkeit verloren und nagen am Hungertuch!“ Die Verzweiflung in ihren Augen war echt. Der Älteste drängte sich durch die Prozession vor. „Wenn man nicht in der Lage ist, eine Farm ordentlich zu führen, hat man kein Mitleid verdient“, brummte er. Sakura beachtete ihn gar nicht. „Schattenlord Naruto?“, sagte sie. Naruto trat vor. „Ja, meine Königin?“ Sie hatten beschlossen, diese förmliche Anrede in der Öffentlichkeit zu gebrauchen, um ihre Autorität und ihren Status zu untermalen. „Ihr sorgt dafür, dass diese Frau elf neue Milchkühe erhält. Sie werden aus der königlichen Schatzkammer bezahlt.“ Der Alte sog scharf die Luft ein. „Meine Königin, das ist …“ „Ich habe dich nicht um deinen Rat gefragt“, sagte Sakura und ließ ihn verstummen. „Spezialisten sollen außerdem die Farm unter die Lupe nehmen und den Krankheitserreger entfernen, wenn er noch dort ist.“ Naruto nickte. Lächelnd sagte Sakura zu der Frau: „Sorge dich nicht. Wir erledigen das nach dem Fest. Sei heute unser Gast und feiere mit uns.“ Die Prozession ging weiter, die Musik setzte wieder ein. Die Frau starrte Sakura nach und konnte es kaum fassen. „Möget Ihr ein langes Leben haben!“, rief sie ihr nach. Sakura verspürte eine tiefe Zufriedenheit. Es tat gut, den Leuten zu helfen. Sie nahm an der Spitze der Tafel Platz, rechts neben ihr Naruto und auf der linken Seite Tamu und Minori. Sie hatte die beiden lange nicht gesehen und sich gedacht, sie schuldete es ihnen, dass sie die Ehrengäste waren. Die Gargoyles blieben in der Nähe. Da nicht alle Leute an der Tafel Platz hatten, standen einige oder setzten sich auf eilig hergeschaffte Holzbänke. Diener kredenzten feine Speisen, von denen man zur Zeit des Siegels nur hätte träumen können. Sakura erhob sich, sprach einige Worte über die Bedeutung des Festes und dass dieser Tag offiziell ein Feiertag sein sollte. Dann wünschte sie allen guten Appetit. Klappern von Besteck und Schmatzen von hungrigen Mäulern erfüllten den Berg. Tamu war sehr reserviert. Wahrscheinlich trauerte er noch um Satoko. Minori war zwar fröhlich und schlug ordentlich zu, aber er wirkte anders als früher. An der Tafel wurde viel gesprochen, meistens über Geschäfte und politische Angelegenheiten. So etwas hätte früher weder Sakura noch Naruto interessiert, doch nun, da es sie betraf, war das anders. Irgendwann stand Naruto auf und klapperte mit der Gabel gegen seinen Silberkelch. Die Gespräche verstummten. „Ich möchte etwas sagen, und zwar möchte ich vor aller Ohren die Gargoyles loben. Ich habe sie genau inspiziert und versucht, ihnen alles Mögliche beizubringen, auch wenn ich mich mit den Dunkelheit-Jutsus nicht auskenne. Mittlerweile bin ich stolz darauf zu sagen, dass es keinen unter den Gargoyles gibt, den ich nicht mindestens als Jonin einstufen würde.“ Er setzte sich unter Applaus. Sakura sah, wie Kuruda, der nicht weit von ihr stand, zwar klatschte, aber keine Miene verzog. Einer der Männer, die ein paar Stühle weiter saßen, rief Sakura in dem Moment zu: „Meine Königin, ich danke Euch für die Einladung!“ Sie erkannte ihn, es war einer der Verwalter aus den Randgebieten. „Ich habe eine Einwohnerzählung meines Gebiets durchgeführt und Steuerlisten angefertigt. Ich lasse sie Euch nach dem Festmahl überbringen!“ Sakura nickte knapp und wandte sich an Tamu und fragte ihn, wie es ihm ging, doch er reagierte nicht sehr gesprächig darauf. Irgendwann trat ein Gargoyle zu Naruto und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Narutos Lächeln erfror und er sagte mit ernster Stimme zu Sakura: „Meine Königin, es gibt schlechte Nachrichten.“ Die Königin horchte auf. „Was denn?“ „An der Südwestgrenze wurden in einem Dorf zwei Männer gesichtet, die sich sehr genau über Euch informiert haben.“ Sakura sah ihn überrascht an. „Und?“ Das war nichts Besonderes, das Reich hatte in letzter Zeit großes Aufsehen erregt und seine geheimnisvolle Königin ebenfalls. Narutos Stimme wurde leiser, sodass sie ihn über den Lärm und das fröhliche Pfeifen der Flöten kaum verstehen konnte. „Die Männer trugen schwarze Mäntel mit roten Wolken darauf.“ In Sakuras Kopf klingelte es. Akatsuki! Das war nicht gut, das war niemals gut. Sie holte tief Luft, um beherrscht zu wirken. „Erinnert mich später daran, dass wir für diese Leute eine Regelung treffen. Ein Einreiseverbot oder eine Beobachtung … Ich weiß noch nicht.“ Naruto nickte. In Sakuras Kopf überschlugen sich die Gedanken, während ihr abwechselnd heiß und kalt wurde. Sie streckte die Hand nach dem Kelch aus, der ihr eben nachgefüllt worden war, und nahm nachdenklich einen großen Schluck Wein. Wenn die Akatsuki herausfanden, dass Naruto hier war, würden sie das Reich garantiert angreifen. An ihr als Königin hatten sie wahrscheinlich kein Interesse … Ein ätzender Schmerz brannte sich in ihren Magen. Übelkeit wallte ihre Kehle hoch und jagte feurige Blitze durch ihren Kopf. Sakura würgte, umfasste mit beiden Händen ihren Hals und sackte auf ihrem Stuhl nach vorn. Sie stieß gegen den Tisch und ließ Besteck und Teller scheppern. Ihr Haar fiel ihr ins Gesicht. Der Weinkelch kippte um und ergoss seinen Inhalt auf die Tischplatte. Naruto war aufgesprungen. „Sakura!“ Die Gargoyles bahnten sich den Weg durch die Schaulustigen zu ihrer Herrin. „Sakura, was ist mir dir?“ Sie hörte die Stimme durch einen dämpfenden Nebelschleier, wusste nicht, zu wem sie gehörte. Jemand packte sie an den Schultern und richtete sie auf, doch sie war plötzlich so schwach … Etwas fraß sich durch ihren Kopf, benebelte sie … Ihr Körper schien in Flammen zu stehen. Jemand hob ihren schlaffen Leib hoch und trug sie fort. Bevor ihr das Bewusstsein schwand, blieb ihr Blick auf der Tischplatte hängen. Roter Wein tropfte langsam und zäh davon zu Boden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)