Sakura, Queen of the Dark Horizons von UrrSharrador (Manchmal muss man den falschen Weg gehen, um sich selbst treu zu bleiben ... [Trailer online]) ================================================================================ Kapitel 14: The Rhymes of the Queen ----------------------------------- Kuruda durchstreifte ziellos die Gassen der Zitadelle. Seit dem letzten Befehl der Königin war Leben in die Gebäude gekommen; das Tönen von Schmiedehämmern und der Geruch von Schweiß und Rauch erfüllten die Luft. Der Schwarze Berg rüstete sich für den Krieg. Ein kleines Kind fing seine Aufmerksamkeit. Es stand mit offenem Mund vor einer Schmiede und beobachtete den Rauch, der sich aus der Mitte des runden, aus schwarzgrauem Stein gebauten Daches in die Luft kräuselte. „Minori“, sagte Kuruda. Der Kleine sah ihn kurz an, ehe er sich wieder in Gedanken verlor. Kuruda kniete neben ihm nieder und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Bist du schon lange hier? Dein Vater macht sich bestimmt schon Sorgen.“ Minori ließ sich nicht beirren. „Machen sie da drin Waffen für die Gargoyles?“ Kuruda lächelte. „Aye, für die Gargoyles, und für die anderen Ninjas auch.“ „Kuruda?“ „Ja?“ „Ich will auch einmal ein Gargoyle werden!“ Die Entschlossenheit in seiner Stimme überraschte Kuruda. „Ich will ein Gargoyle werden und für Königin Sakura kämpfen“, fuhr Minori fort. „Damit Mama stolz auf mich sein kann.“ Kuruda empfand Bedauern, als der Kleine seine Mutter erwähnte. Sie war das letzte Opfer der Krankheit gewesen, das es auf dem Berg gegeben hatte. Er zerstrubbelte Minori die Haare. „Da hast du ja noch ein wenig Zeit. Wenn du willst, trainiere ich dich irgendwann mal, aber überlass den nächsten Kampf uns Älteren.“ Minori nickte ernst. Alles auf diesem Berg schrie nach Rache, man konnte es nicht mehr kaschieren. Kuruda sah das Feuer in den Augen des Yami-Volkes, das er immer vermisst hatte. Nicht nur Rache, verbesserte er sich. Das Volk schrie nach einer Zukunft, in der es willkommen war. Sie entfachte nicht das Licht, fand es angenehmer, die Karfunkelaugen zu benutzen. Das dämmrige Rot, das sie allen Umrissen verliehen, war beruhigend und stimmte sie schläfrig. Sakura strich mit den Fingern über den Sarg. „Hättest du den Thron für mich vorgesehen?“, fragte sie in die Stille der Gruft hinein. Sie kniete sich vor das Gefäß, das die Asche ihres Großvaters enthielt und wurde ganz still. Ihre Gedanken durchforsteten die letzten Wochen ihres Lebens, vor allem die vergangenen Tage. Ihr wurde klar, dass sie bisher viel zu nachsichtig mit Konoha war, was auch immer ihr das Dorf in der Vergangenheit bedeutet haben mochte. Das Schicksal der Yami drang wieder in ihr Bewusstsein und ertränkte ihr Herz in Agonie. Sie hatte die Vorzüge einer Königin gesehen, nichts weiter. Dabei hatte sie das Recht ihres Volkes vergessen, das Recht auf Freiheit, Frieden und Rache. Rache. So zuwider ihr dieser Gedanke einst gewesen war, so unbegreiflich ihr Sasukes Verhalten damals erschienen war, sie konnte es nun nachfühlen. Man hatte ihr und ihrem Volk unsägliches Leid zugefügt. Man hatte den Yami ihre Freiheit geraubt, ihre Zukunft, ihre ungeborenen Kinder, hatte sie gezwungen, sich selbst zu vernichten, dahinzusiechen in ewiger Dunkelheit. Und man hatte Sakuras Eltern getötet, weil sie versucht hatte, diesen armen Leuten Gerechtigekeit zu schenken. Satokos Gesicht verfolgte Sakura wieder in ihren Gedanken, die stille Resignation in den Gesichtern von Tamu und dem Ältesten. Sie wollte Hass empfingen, aber alles, was sie im Moment spürte, war Trauer. Mit leiser Stimme begann sie vor sich hin zu singen. Erst waren ihre Silben brüchig, dann gewannen sie an Kraft, ohne wirklich lauter zu werden. Den Blick in der Ferne ihrer Gedanken verloren, besang sie das tragische Schicksal des Yami-Volkes. Sie sang und sang, sie konnte gar nicht anders, wäre sonst an ihrer emotionalen Last zerbrochen. Was Worte nicht ausdrücken konnten, fand seinen Platz in ihren Reimen. Sie sang für Satoko, für Tamu, für Minori, der ohne Mutter aufwachsen musste, für alle, die ihr Leben an die Krankheit, die Anbu oder die Banditen verloren hatten, für die Träume, die ihnen gestohlen worden waren, für das verlorene Lächeln der Menschen, für die Zukunft, das Leben und die Würde, die ihnen genommen wurden, sang für Naruto und Sai, die ihr Schicksal als Ausgestoßene teilten, für ihren Großvater, für seine Folter und seinen Tod, für die Hoffnungslosigkeit, die sie damals auf dem Berg erwartet hatte, für ihre Eltern und für die Freunde, die sie bald bekämpfen würde. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, die sie hier kniete und vor sich hin sang, und als sie keine Worte mehr fand, summte sie eine Melodie, die sie selbst nicht kannte. Eine Träne zog über ihre Wange wie ein Edelstein. Als sie verstummte, schien der Raum ihre Verse aufgesogen zu haben. Er lag still da, wie mit angehaltenem Atem, in ihren Augen rot getönt und von Schatten getränkt. „Ich wusste gar nicht, dass du singen kannst“, hörte sie Narutos Stimme. Sie hatte keine Ahnung, wie lange er schon in der Gruft stand und ihr zuhörte. Sakura stand auf. „Kann ich auch nicht“, murmelte sie. „Es war wunderschön. Und traurig.“ Sie hörte seine Schritte, wie er langsam näher kam, aber in einiger Entfernung stehen blieb. Es tat ihr weh. Sie drehte sich zu ihm um. „Naruto … Ich möchte eine ehrliche Antwort von dir.“ Naruto entzündete mit einer speziellen Siegelrolle eine Fackel und warf sie in das Becken mit der Flüssigkeit. Da auch es von gelbem Stoff umgeben war, erhellte angenehmes Licht die finstere Krypta. „War ich jemals unehrlich zu dir?“ „Bitte, ich muss es eindeutig von dir hören.“ Sakura schluckte. „Warum … tust du das alles für mich? Du hast deinen Traum für mich geopfert. Du bist von deinem Weg des Ninjas abgewichen, nur um mir auf meinem Pfad zu folgen. Warum?“ Ihre Worte verloren sich beinahe auf dem Weg durch die kühle Halle. „Ist das wirklich so schwer zu verstehen?“, fragte er und senkte betreten den Blick. „Bitte … Sag es mir!“ Naruto wartete so lange, dass sie fürchtete, er würde ihr keine Antwort geben, doch dann sagte er: „Es tut mir weh, dich so leiden zu sehen. Vielleicht ist es purer Egoismus von mir, aber … Ich will, dass du dich nicht so quälen musst. Ich will, dass du wieder lachen kannst. Wenn du lächelst, funkeln deine Augen, und ich will sie wieder funkeln sehen! Ich möchte, dass es dir gut geht, dass du dich nicht so verlassen fühlst, ich will …“ Seine Stimme war immer lauter geworden. Er seufzte. „Ich weiß, du bemitleidest das Schicksal der Yami über alles. Aber ich bemitleide dein Schicksal. Du trägst eine Bürde, die sonst niemand tragen kann, und du leidest darunter. Ich möchte deinen Schmerz lindern. Ich verlange nicht, dass du aufhörst, Königin zu sein. Ich bitte dich nur, wenigstens manchmal das zu sagen, was du wirklich ausdrücken willst, das zu tun, was du tun willst …“ Er machte sich solche Sorgen um sie … Sakura war so gerührt, dass die kaum noch schlucken konnte, geschweige denn sprechen. Eine atemlose Stille trat ein. Die Flammen flackerten einen Moment unstet und dann waren sie wieder ganz ruhig. „Ich … ich glaube, es ist, weil … Weil ich dich …“ Naruto lächelte unglücklich. „Ich glaube, ich bin nicht besonders gut in Liebeserklärungen.“ Sakuras Augen wurden groß. „Du … Das ist eine Liebeserklärung?“, hauchte sie. Er unterdrückte ein nervöses Schulterzucken. „Ja, ich glaube schon. Jetzt ist es raus. Aber diesmal meine ich es ernst.“ Sie stand wie vom Donner gerührt da und starrte ihm in die Augen. Sie waren klar, blank aller Hintergedanken. Diesmal meine ich es ernst … Erinnerungen wurden in ihr wach. Seit sie in einem Team waren, hatte er immer wieder offensichtlich versucht, sich an sie ranzumachen … Alle einzelnen Szenen schwammen plötzlich an ihrem inneren Auge vorbei. Wie er mit ihr ausgehen, wie er sie zu Ichiraku einladen wollte, wie er ganz unverblümt einen Kuss von ihr verlangt hatte … Es waren Spielereien eines naiven Jungen gewesen. Diesmal meine ich es ernst … Sakura spürte plötzlich Tränen in ihren Augen. „Naruto …“, murmelte sie. Er trat auf sie zu, langsam, um ihr Gelegenheit zu geben, zurückzuweichen, doch sie tat es nicht. Sie ließ zu, dass er sie in ihre Arme schloss und fest an sich drückte, als liefe er sonst Gefahr, sie zu verlieren. Vielleicht war es auch genau das, was er dachte. „Danke, Naruto“, sagte sie und spürte, wie der einzelnen Träne weitere folgten. „Ohne dich wäre ich sicher schon zerbrochen.“ „Darum bin ich ja da. Ich bin immerhin dein Freund“, sagte er mit klammer Stimme. „Du kannst alles mit mir teilen … Freude und Leid, alles.“ „Du bist mehr als nur ein Freund“, murmelte sie und löste sich ein wenig von ihm, um ihm in die Augen sehen zu können. „Heißt das …?“, fragte er unsicher „Ja“, flüsterte sie. „Ich meine es auch ernst.“ Langsam näherten sich ihre Lippen und sie versanken in einen tiefen, träumerischen Kuss. Sakura vergaß ihre Pflichten, Ziele und Ängste, ihre Vergangenheit und ihren Schmerz. Sie war im Moment nur eine junge Frau und sich dessen voll bewusst. Als sie sich nach einer langen Zeit voneinander lösten, sagte Naruto kaum hörbar: „Ich werde bei dir bleiben, bis zum Ende. Und wenn wir deine Ziele erreicht haben, wirst du für mich singen.“ Er strich ihr die Tränen aus den Augen. „Und dann wird es ein frohes Lied sein.“ Die Gemächer lagen in völligem Dunkel da, nur ein schwacher grauer Schimmer drang durch die Fenster. Keine Wachen standen vor der Tür, niemand drehte in dieser Nacht die Sanduhr um. Die samtige Stille wurde nur berührt von ihren Atemzügen und ihren geflüsterten Worten, Bezeugungen ihrer Liebe, selbst wenn sie keiner Worte bedurft hätte. Ihre Bewegungen waren rhythmische Schattenspiele, verschwommen in der Geborgenheit der Nacht, zwei geschmolzene Träume, zu einem vereint. Sie versanken in den warmen Decken des Himmelbetts und in gegenseitiger Umarmung. Keiner von ihnen kannte die Erfahrung, keiner von ihnen bedauerte es, keiner von ihnen konnte noch klar denken. Sakura spürte, wie Narutos Finger über ihre weiche, blasse Haut glitten, während sie über seinen durchtrainierten Rücken strich und jede einzelne Narbe seines Körpers kennen lernte. Sie ließen sich von einem innigen Kuss verzehren, nur einem weiteren von vielen. Ihre Bewegungen entfachten ein Feuer, das ihren Körper wärmte und ihre Seele kühlte. Als Sakuras Blick durch die seidenen Vorhänge hindurch und aus dem Fenster glitt, meinte sie den silbrigen Lichtschein des Mondes durch die immerwährende Wolkendecke erkennen zu können. War es ein Traum gewesen, der sie geweckt hatte? Sakura schlug träge die Augen auf. Über sich konnte sie die Umrisse ihres Betts ausmachen. Sie tastete mit der Hand neben sich und spürte etwas Warmes unter ihren Fingern, das sich bewegte. Ein leises Lächeln trat auf ihr Gesicht. Nein, es war kein Traum gewesen. Und das war gut so. Naruto drehte sich grummelnd herum und Sakura wartete, bis er erwachte. Gähnend streckte er sich und sah sie aus verquollenen Augen an. Auch er lächelte. „‘ten Morgen, meine Prinzessin“, nuschelte er. „Guten Morgen, o gefürchteter Schattenlord“, gab sie neckisch zurück und kuschelte sich in ihre Decken zurück. Sie wollte noch nicht aufstehen. Wenn sie es tat, würde dieses wohlige Gefühl von ihr abfallen und die Realität sie wieder einholen. „Wie spät ist es?“, murmelte Naruto. Sein Blick wanderte zu der Sanduhr, die komplett durchgerieselt vor sich hin döste. „Oh. Spät. Dann auf an’s Werk“, sagte er, doch Sakura hielt ihn zurück, noch bevor er unter der Decke hervor schlüpfen konnte. „Warte … Ich will nicht, dass es schon aufhört. Bleib noch ein wenig, bitte.“ Naruto blinzelte, aber man sah ihm an, dass er tatsächlich am liebsten liegen bleiben würde. Sie fassten einander an den Händen und schmiegten sich eng aneinander. So verharrten sie schweigend und lauschten dem Lärm in der Zitadelle. Irgendwann glitt Sakuras Blick zu dem alten Ölgemälde, das an der Wand hing. Der Älteste hatte es irgendwo aufgetrieben; es zeigte ihren Großvater in jüngeren Jahren. König Takada sah seinem Sohn, ihrem Vater, wirklich sehr ähnlich, aber es lag ein strenger, entschlossener Ausdruck in seinen Zügen. Das Gesicht war kantig und ein schmaler Bart verzierte es. „Ich kann mich an sein Gesicht nicht erinnern“, sagte Sakura leise. Naruto schwieg. „Es tut mir leid“, murmelte sie plötzlich. „Es geht mir jetzt genauso wie dir. Du hattest auch nie Eltern, und du bist damit fertig geworden. Ich benehme mich dagegen wie ein kleines Kind.“ „Es ist nicht dasselbe“, meinte er ernst. Sie sahen einander nicht an. „Ich hatte nie Eltern, das ist wahr. Du weißt genau, was du verloren hast.“ Bedrückende Stille breitete sich aus. „Reden wir über was Fröhlicheres“, schlug Naruto mit einem plötzlichen Stimmungswandel vor. „Ich finde es toll, dass wir Sasuke so schnell gefunden haben. Lustig, oder? Da haben wir Jahre damit verbracht … Und wir hätten nur ein paar Gargoyle-Späher gebraucht.“ „Stimmt.“ „Aber meinst du, wir können uns auf ihn verlassen? Immerhin hat er immer schon seinen eigenen Kopf gehabt.“ Sakura ließ sich mit der Antwort Zeit. „Ich weiß es nicht. Ich hoffe es. Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich ihn suchen und in unseren Plan mit einbeziehen müsste, verstehst du?“ Naruto nickte. „Er ist sicher eine Bereicherung. Falls er wirklich für uns kämpft. Immerhin hat er Orochimaru und Itachi getötet. Kannst du dich noch daran erinnern, wie wir auf dem Weg nach Suna Gakure waren, und er uns angegriffen hat?“ „Das war nicht der echte Itachi“, gab sie zu bedenken. „Eben! Er hatte nur einen Bruchteil seiner Stärke. Dennoch hätten wir beinahe gegen ihn verloren. Oder wie Orochimaru uns im Wald des Todes angegriffen hat.“ „Wir sind alle stärker als damals“, sagte sie. „Trotzdem, Sasukes Fähigkeiten sind beeindruckend. Er will, dass Konoha vor ihm zittert, und ich könnte mir vorstellen, dass es das auch tun wird.“ Sakura sah auf die Falten in ihrer Decke hinab. „Meinst du … Konoha versucht noch immer, ihn zurückzubringen? Auch, nachdem wir jetzt nicht mehr da sind?“ Naruto antwortete nicht. Das Gespräch ging in eine Richtung, die nur frisch verschorfte Wunden wieder zum Bluten brachte. „Ich will nicht mehr über Sasuke reden“, verkündete er daher mit beschwingter Stimme. Sie sah ihn überrascht an. „Ich dachte, du …“ „Mir ist gerade eingefallen, dass ich neben der Frau meiner Träume liege und nichts Besseres zu tun habe, als ausgerechnet über ihren alten Schwarm und meinen alten Rivalen zu reden“, grinste er. Sakura konnte nicht sagen, warum sie plötzlich rot wurde. =========================================== So, hier bin ich wieder :) Das Kapitel sollte einen Lichtstrahl andeuten, der Sakura und Naruto in diesen düsteren Zeiten erscheint, indem sie sich (endlich) näher kommen. Ich wollte das Kapitel sehr emotional gestalten, deswegen ist die Szene in der Krypta auch so ausführlich und deswegen habe ich die Bettszene auch nur angedeutet, weil ich etwas Metaphorisches, Mystisches darum herumweben wollte. Ob es mir gelungen ist, müsst ihr mir sagen :) Hosted by Animexx e.V. 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