Sakura, Queen of the Dark Horizons von UrrSharrador (Manchmal muss man den falschen Weg gehen, um sich selbst treu zu bleiben ... [Trailer online]) ================================================================================ Kapitel 22: Colliding Fates --------------------------- Der Anbu-Ne umklammerte röchelnd die Schwertklinge, die in seiner Schulter steckte, und versuchte sie herauszuziehen, doch Sasuke ließ nicht los, sondern jagte einen Stromstoß durch seinen Körper. Der verwundete Ninja stöhnte auf. „Du beantwortest mir jetzt eine Frage“, befahl Sasuke kalt. „Ich habe gehört, ein Mann namens Danzou ist mit schuld an der Auslöschung meines Clans. Wo versteckt er sich?“ Keuchend brachte der Anbu hervor: „Ich … werde dir … gar nichts … sagen …“ Seine Worte gingen in einen Schrei über, als ihn das Chidori Nagashi erneut durchfuhr. Der Ninja zwang sich, Sasuke nicht in die Augen zu sehen. „Eher sterbe ich“, sagte er kaum hörbar. „Das sowieso“, versetzte Sasuke und bewegte die Klinge ein wenig. Der Mann stöhnte auf. „Aber es liegt an dir, wie lange dieser Prozess dauert. Ich habe Zeit.“ Er untermauerte seine Worte mit einem neuen Stromstoß, der den Anbu an den Rand der Bewusstlosigkeit brachte. „Ver…Verflucht seist du … Uchiha …“, stöhnte der Mann. Sakura stieß die Faust in das Häuserdach. Ein Riss durchzog das ganze Gebäude und riss es förmlich auseinander, als die Balken und alles darunter unter ihrer enormen Kraft barsten. Der Anbu stand einen Moment lang schief auf einem davonbrechenden Stück Holz, ehe er in die Luft sprang. „Verdammt!“, stieß er hervor, als er neben seinem Gesicht einen Kunai mit einem brennenden Schriftstück wie in Zeitlupe fliegen sah. Ein tosender Feuerball beendete sein Leben. „Gute Arbeit“, sagte Sakura. Ihre Leibwächter schlugen sich tapfer, auch wenn ihnen allen dreien bald das Chakra auszugehen drohte. Und der Atem. Eine Weile standen sie auf dem Skelett des Gebäudes und rangen nach Luft. „Weiter“, befahl die Königin dann. Als sie auf das nächste Dach übersetzten, stellte sich ihnen eine schmächtige Gestalt in den Weg. „Du kommst hier nicht vorbei, Sakura!“, schrie Konohamaru. Sakura maß den Genin mit einem verblüfften Blick. Er hielt einen Wurfstern in der Hand. „Konohamaru-chan, sei so gut und geh aus dem Weg“, murmelte sie. „Nein! Du bist eine Feindin! Ich muss Konoha vor dir beschützen!“ Sakura seufzte. „Das ist nichts Persönliches. Du bist noch jung und …“ „Behandel mich nicht wie ein Kind!“, fuhr er sie an, doch seine Stimme zitterte. Er hatte Angst. „Ich habe Naruto geschworen, dass ich eines Tages mit ihm um den Titel des Hokage kämpfen werde – und das kann ich nicht, wenn du das Dorf zerstören lässt!“ Wenn du das Dorf zerstören lässt … Seine Worte hallten in Sakuras Kopf wider und ließen ihre Entschlossenheit ein wenig straucheln. Sie seufzte mitleidig. Konohamaru warf den Shuriken in ihre Richtung. Sie wich ohne Mühe aus und noch ehe der Genin reagieren konnte, war sie hinter ihn geschnellt und hatte ihm die Handkante in den Nacken gestoßen. Konohamaru verdrehte die Augen und kippte ohnmächtig um. „Tut mir leid, du wolltest nicht hören“, sagte Sakura. Ihr Blick glitt zufällig auf die gegenüberliegende Straßenseite. Da war es, fiel ihr auf, hinter den Rauchschwaden. Ihr Haus. Dort hatte sie gewohnt, sie und ihre Eltern. Es war ihr Zuhause gewesen. Nun verband sie nichts mehr damit, mit diesem kokelnden Stück Holz und Mauerwerk. Ein Brandherd aus Erinnerungen, und das Feuer darin schmerzte. Einige Meter davon entfernt sah sie auf einer Terrasse einige verwundete Ninjas liegen. Eine Kunoichi versorgte sie medizinisch. Just in diesem Moment richtete sie sich auf und sah in ihre Richtung. Ein Blitz zerriss den Himmel in der Ferne, als Sakura in Inos blaue Augen sah. Sie musterten sich stumm und lange, die Königin der Dunklen Horizonte und ihre ehemalige Freundin. Inos Lippen bewegten sich, aber Sakura konnte sie nicht verstehen. Dann schrie die Kunoichi. „Bist du jetzt zufrieden, Sakura?!“ Sie machte eine weit ausholende Geste, die das ganze Dorf einschloss, die schwelende Heimat aus Blut, Tod und Elend. „Sieh dich um! Bist du zufrieden?!“ Sakura wandte sich ab. „Gehen wir weiter“, murmelte sie. Ino rief noch einmal ihren Namen, aber sie sah nicht zurück, als sie und ihre Leibwächter davonsprangen. Wenn du das Dorf zerstören lässt …, ging ihr durch den Kopf. Ich lasse das Dorf zerstören … Dann gehört es eben zerstört. Hinata hatte stundenlang, wie ihr schien, an der Front gekämpft. Ihre Teamkameraden hatte sie während des Regens der tausend Flammen aus den Augen verloren; sie hoffte inständig, dass es ihnen gut ging. Auch wenn sie momentan eigene Probleme hatte. Die Gasse, die sie und zwei andere Chunin aus Konoha verteidigten, war gut zu halten gewesen, bis den gewöhnlichen Yami-nin zwei Gargoyles zur Hilfe gekommen waren. Innerhalb von Sekunden gingen ihre beiden Kameraden zu Boden und Hinata, die in einen Kampf mit einem feindlichen Ninja verwickelt war, konnte nur hilflos zusehen. Sie duckte sich unter einem Kunaistreich hindurch und stieß dem Feind die flache Hand vor die Brust. Es zischte, blaues Licht leuchtete auf, als sie die inneren Organe des Ninjas lahmlegte. Dann taumelte sie schwer atmend und erschöpft zurück. Das hatte ihr letztes bisschen Chakra abverlangt. Ihre Byakugan konnte sie nicht länger erhalten; ihr Kekkei Genkai ließ sie im Stich. Mit wackeligen Knien wirbelte sie herum und lief die Gasse entlang. Allein gegen die Übermacht, das konnte sie nicht schaffen, schon gar nicht ihn ihrem jetzigen Zustand … Sie lief geradewegs in eine Sackgasse. Nicht, dass sie den Weg nicht gekannt hätte, aber eines der Häuser war eingestürzt und hatte die Straße verschüttet. Hinata hörte ein markdurchdringendes Kreischen und zuckte zusammen. Ein zappelndes, rotes Wesen mit Flügeln und spitzen Zähnen schoss auf sie zu. Die Erbin des Hyuuga-Clans stieß einen erstickten Schrei aus, glitt unter den scharfen Fängen hindurch und schlitzte dem Untier die Kehle mit einem Kunai auf. In einem Sprühregen aus Blut ging das Dämonenwesen zu Boden, wo es fauchte und sich krümmte. „Nicht schlecht.“ Die beiden Gargoyles traten über ihr beschworenes Ungeheuer und bauten sich drohend vor ihr auf. Sie hatten beide fahle Gesichter mit tiefen Augenringen, der eine war an der Stirn verletzt. Ihre Hellebarden hatten sie nicht mehr, dafür jedoch gebogene Kunai. Hinata schluckte und wich zurück, so weit es ging. „Kein Chakra mehr, was?“, ertönte eine Stimme von oben. Ein dritter Gargoyle mit dichten grauen Haaren stand auf der Spitze des Trümmerhaufens und sprang zu ihr herab. Jetzt war sie eingekreist. Mit bebenden Lippen sah sie von einem Ninja zum anderen. Alles in ihr schrie nach Flucht, aber sie wusste, wenn sie loslief, würden ihre Beine einfach nachgeben. Sie packte den Griff ihres Kunai fester und stach zu. Mühelos parierte einer der Gargoyles den kraftlosen Angriff, riss ihr das Messer aus der Hand und stieß sie gegen eine Hauswand. Der mit den grauen Haaren kam näher. „Na, wie ist es, hilflos zu sein? Wie fühlt es sich an, den Launen der anderen ausgeliefert zu sein, hä?“ Er packte grob Hinatas Kinn und zwang sie, ihm in die lodernden Augen zu sehen. Sie spürte seinen heißen Atem auf ihrem Gesicht. „Dreißig Jahre“, knurrte er. „Dreißig Jahre lang habt ihr uns auf diesem Berg festgehalten, dreißig Jahre der Folter und der Qual – kannst du dir das überhaupt vorstellen?“ Er spuckte auf den Boden. „Aber jetzt ist alles anders. Jetzt sind wir wieder da und drehen den Spieß um! Ihr Dreckschweine aus Konoha werdet spüren lernen, wie sich Leid anfühlt! Glaubst du, wir belassen es dabei, alles hier niederzureißen?“ Er lachte schrill. „Nein, wir werden euch eure eigene Grausamkeit spüren lassen! Wir begleichen dreißig Jahre des Schmerzes mit dreihundert!“ Hinata zitterte am ganzen Körper. Sie brachte keinen Ton über die Lippen. Endlich ließ der Mann sie los und stieß sie brutal von sich. „Sollen wir mit dir anfangen?“, fragte er. „Du hast bis jetzt noch keine Ahnung, was Leiden bedeutet – willst du unser Leid nicht auch einmal kosten?“ Vor Angst konnte Hinata nicht antworten. Sie schüttelte nur fahrig den Kopf und wich zurück. Als sie gegen einen der anderen Yami-nin stieß, packte dieser sie sofort an den Schultern und riss sie herum. „Habt ihr das gesehen?“, gackerte er. „Sie will nicht! Tja, du verdammte kleine, verwöhnte Konoha-Schlampe, wir haben damals auch nicht gewollt!“ „Aber wir waren Konoha ausgeliefert“, fügte sein Kamerad hinzu. „Jetzt ist es umgekehrt …“ Der Gargoyle mit den grauen Haaren musterte sie eingehend. „Ich muss sagen, du bist recht hübsch. Aber du hast einen wesentlichen Makel. Das hier.“ Er hielt plötzlich einen Kunai in der Hand und schlug zu. Hinata schrie auf und presste die Hand auf die Schulter. Klappernd fiel ihr Ninjastirnband, das sie um den Hals getragen hatte, zu Boden, doch der Gargoyle hatte ihr noch zusätzlich in den Nacken und die Schulter geschnitten, als er das Band durchtrennt hatte. Blut lief ihr zwischen den Fingern hindurch. Er trampelte mit dem Stiefel auf dem Symbol von Konoha herum. „Wenn ich dieses verdammten Zeichen nur sehe, bekomme ich eine Mordswut!“, zischte er giftig. Hinatas Knie knickten endgültig ein, doch der schwarzhaarige Gargoyle mit der Platzwunde fing sie auf und richtete sie wieder auf, wobei er sie gegen die Wand lehnte und dort festhielt. „Jetzt siehst du doch gleich besser aus“, stellte er grienend fest. „Ich weiß nicht“, sagte der zweite Schwarzhaarige. „Sieh dir mal ihre Augen an. Dieser leere Blick, dieses Weiß … Das gibt’s nur bei den verfluchten Hyuuga-Leuten in Konoha!“ „Du hast Recht“, erwiderte sein Kamerad nachdenklich. „Sie sieht damit immer noch aus wie eine aus Konoha, mit diesen Augen.“ „Das können wir ändern“, sagte der grauhaarige Gargoyle grimmig und ergriff einen brennenden Holzspan, der aus dem Trümmerhaufen ragte. „Brennen wir sie ihr einfach aus.“ Hinata schrie auf. Ihre geweiteten Augen schimmerten feucht, als das glimmende Holzstück näher kam. Die Gargoyles lachten widerlich. „Was geht hier vor?“, erscholl eine Stimme aus der Gasse. Die Männer drehen sich um und wurden schlagartig blass. Hinata konnte ihn kaum klar sehen: Naruto trat auf sie zu, mit wehendem Umhang und zornfunkelnden Augen. „Wir … Wir haben eine Geisel aus Konoha genommen …“, stammelte der Grauhaarige. Naruto ging zu ihm hin und schlug dem Gargoyle fast beiläufig mit dem Handrücken ins Gesicht. Der Schlag war nicht stark, aber seine symbolische Wirkung dafür umso größer. Der Mann prallte zurück und ließ das Holzstück fallen. „Ihr meldet euch bei mir, sobald er Kampf vorbei ist“, zischte Naruto aufgebracht und sah ihnen nacheinander in die Augen. „Und jetzt ab an die Front mit euch!“ „Zu Befehl, Schattenlord!“, riefen die Männer unisono und sprangen über die Dächer hinweg. „Alles in Ordnung?“ Naruto wandte sich Hinata zu. Es war eine dämliche Frage, erkannte er sofort. Hinata starrte ihn ungläubig an. Er? Schattenlord? Anführer des feindlichen Heeres? Obwohl sie bei der Audizenz bei Sakura dabei gewesen war, hätte sie nie gedacht, dass er, ausgerechnet er, diese Position innehatte. Sie liebte ihn doch … „Na…Naruto …“, hauchte sie, ehe sie vor Erschöpfung und Angst in Ohnmacht fiel. Naruto fing sie auf und schaffte es irgendwie, sie auf seinen Rücken zu manövrieren. Mit Hinata huckepack verließ er diesen Ort. Es dauerte eine Weile, bis er in dem Gewimmel aus Kämpfen und Rauchsäulen die Person fand, die er suchte. Naruto landete neben Kuruda, der auf einem kleinen Aussichtsturm stand und eben die Lage überblickte. „Ich habe eine Aufgabe für dich“, sagte er. Kuruda musterte ihn, dann Hinata, dann wieder ihn. „Ja, Schattenlord?“ „Pass auf dieses Mädchen auf. Du bist mir persönlich dafür verantwortlich, dass ihr nichts geschieht, verstanden?“ „Aye. Zu Befehl, Milord.“ Kuruda nickte. Naruto sah ihm kurz in die Augen, und der junge Gargoyle hielt seinem Blick stand. Dann lehnte er das ohnmächtige Mädchen gegen die Turmwand und machte sich wieder auf den Weg. Er selbst konnte nicht auf Hinata aufpassen – das würde garantiert nicht gut gehen, schon gar nicht, wenn sie wieder aufwachte. Bei Kuruda war sie sicher, da war sich Naruto gewiss. Er, Schattenlord Uzumaki Naruto, hatte noch andere Dinge zu tun. Lee und Tenten hatten lange Zeit an der Front gegen die Hauptarmee des Königreichs der Dunklen Horizonte gekämpft und es war auch lange gut gegangen – bis sie auf die beiden Söldnerninjas getroffen waren, die nicht aus dem Reich stammten. Sie hörten auf die Namen Juugo und Suigetsu und waren im Kampf wahre Teufel. Es gab mehr und mehr Verletzte in ihren Reihen, und während Neji ihnen den Rücken deckte, hatten Lee und Tenten eine Eskorte für sie organisiert; ein Zug aus fünf Ninjas mit ihnen beiden als Schlusslichter brachte über ein Dutzend Verwundete zum Hokage-Gebäude. Im Keller des Gebäudes war ein Notfalllazarett errichtet worden, wo sich Shizune und einige andere medizinische Ninjas um die Verletzten kümmerten. Sie lieferten die Shinobi ab und machten sich auf den Rückweg zur Front. Da Tsunade von anderen schwachen Stellen in der Kampflinie gehört hatte und Schlachtenkoordinator Shikamaru plötzlich verschwunden zu sein schien, teilte sie die Eskorte auf und wies sie an, an verschiedenen Stellen die Front zu verstärken. Lee und Tenten wurden in eine Straße geschickt, wo die Yami-nin erschreckend weit vorgestoßen waren: Nicht mehr lange und sie würden das Hokage-Gebäude erreichen und stürmen. Zum Glück war es nur eine kleine Gruppe gewöhnlicher Yami-nin, derer sie sich annehmen mussten. Lee fegte wie ein Wirbelsturm durch die feindlichen Shinobi, während Tenten ihr gesamtes Waffenarsenal zur Schau stellte. Lee hämmerte seine Faust gegen einen Ninja, der sich als Schattendoppelgänger herausstellte. Als er verpufft war, bohrten sich dünne Drähte aus der Erde hervor und schlossen sich um Lees Knöchel. Im selben Moment hörte er Tenten rufen: „Lee, Vorsicht! Da sind Gargoyles!“ Der Tajutsu-Champ zerrte an seiner Fessel, schnitt sich aber nur in die Haut. Wie ein Adler stürzte sich ein Gargoyle von oben auf Tenten, die mit einem Sprung nach hinten auswich. Sie öffnete ihre Schriftrolle und ließ eine doppelseitige Kampfaxt erscheinen. Der Gargoyle verzog das Gesicht zu etwas, das ein Lächeln sein konnte. Er biss sich die Fingerkuppe auf, rollte eine Schriftrolle aus seinem Gürtel auf und zog eine dünne Blutspur darüber. Weißer Rauch wallte auf und in einer Reihe vor ihm bohrten sich mehrere Hellebarden, wie sie die Gargoyles benutzten, in die trockene Erde. Er zog zwei davon heraus. „Glaubst du, ich würde deine Fähigkeit nicht kennen – Tenten Ama?“, fragte er. Irgendwo am Himmel zuckte ein Blitz auf und beleuchtete seine linke Gesichtshälfte glühend blau und gespenstisch. Tenten biss die Zähne zusammen und zwang sich zur Konzentration. „Du kennst ja sogar meinen Namen“, stellte sie fest und bemühte sich, lässig zu klingen. Durchdringende, rachsüchtige blaue Augen bohrten sich in ihre. „Ich kenne euch alle“, flüsterte der Gargoyle. „Ich habe mir alles über euch eingeprägt, was uns die Königin gesagt hat – Waffen, Techniken, Namen, Alter, Ninjastufen … Seid ihr den Schwarzen Berg angegriffen habt, warte ich auf diesen Moment!“ Sie stießen zusammen. Der Gargoyle schwang seine beiden Speere meisterhaft, aber Tenten gelang es sie mit ihrer Axt abzuwehren. Dann schlug sie ihrerseits zu. Ein schmerzerfülltes Keuchen kam über die Lippen des Mannes, als er parierte. Tenten sah, wie sich seine Kleidung unter seinem Panzer rot färbte. Hatte sie soeben eine Wunde aufgerissen, die noch nicht lange verheilt war? „Da du meinen Namen kennst, verrätst du mir auch deinen?“, fragte sie und bemühte sich um ein Grinsen. „Takuma“, ächzte der Gargoyle. Er hatte Schmerzen. Sie gingen auseinander – und in diesem Moment fegte Lee heran, der sich endlich aus der Falle befreit hatte. „Konoha-Wirbelwind!“ Wie ein Kreisel raste er heran auf den ungeschützten Gargoyle zu – als plötzlich ein zweiter Gargoyle wie aus dem Nichts auftauchte und den Tritt mit seiner eigenen Lanze abwehrte. Lee stieß sich ab, schlug einen Salto und landete einige Meter entfernt. Sofort wurde er wieder von den gewöhnlichen Yami-nin bedrängt. „Takuma“, sagte der zweite Gargoyle. „Hattest du nicht Anweisungen, dich auszuruhen?“ „Schnauze“, keuchte Takuma. „Nur so kann ich meine Ehre zurückgewinnen!“ „Überlass mir diesen Kampf“, sagte der andere und führte Siegel aus. Tenten erkannte die Fingerzeichen; ein solches Jutsu hatte sie schon bei anderen Gargoyles gesehen. Sie wappnete sich für einen Feuerangriff. „Tenten!“, rief Lee und versuchte ihr zur Hilfe zu kommen, aber die Yami-nin ließen ihn einfach nicht zu seiner Freundin. Soeben lieferte er sich einen hitzigen Kampf mit einem Ninja, der eine Panzerung aus Stein trug und schwer kleinzukriegen war. „Jutsu des Flammenregens“, beendete der Gargoyle sein Jutsu. Er erinnerte Tenten ein wenig an Kakashi; er war völlig ruhig und gelassen, als befände er sich gar nicht in einem Kampf. Vier, fünf, schließlich sechs Feuerbälle verließen seine Lippen. Tenten wich ihnen geschickt aus. Plötzlich ertönte ein Flügelrauschen über ihr. Sie hob den Kopf – und sog scharf die Luft ein. Über ihr saß ein Schattendoppelgänger des Gargoyles auf einem fledermausähnlichen Untier und hatte das gleiche Jutsu ausgeführt wie sein Spiegelbild. Und diesmal konnte sie nicht rechtzeitig ausweichen. Tenten stieß einen schrillen Schrei aus, als der Feuerhagel sie gleich mehrmals traf. Die brennenden Tropfen schlugen in ihrer Brust, den Schultern und ihrem Rücken ein und explodierten förmlich. Sie spürte, wie sich ein brennendes Netz aus Schmerzen um ihren Oberkörper spannte. Ächzend ging sie in die Knie. Im Nu war Takuma vor ihr. „Das ist für den Schwarzen Berg“, sagte er. „Jutsu der Pestilenz!“ Er atmete tief aus und hüllte sie in eine beißende, gelbe Wolke. Tenten hustete und würgte, als die Substanz ihre Kehle hinunterbrannte. „Das ist eine schwer ätzende Giftwolke“, erklärte der Gargoyle. „Sie wirkt in Sekundenschnelle.“ Tenten hustete gewaltsam. Ein paar Blutstropfen fielen zu Boden. Sie umklammerte ihren Hals, bekam nicht mehr genug Luft. Lee hatte soeben den Felsninja in die Luft katapultiert und war unter ihn geschossen. Die Mullbinden um seine Unterarme entfalteten sich wie von selbst und bandagierten den Yami-nin wie eine Mumie ein. Dann ließ Lee ihn unter zerreißenden Rotationen in den Boden krachen. Soviel dazu. Er holte tief Luft und wischte sich über die Stirn. „Die Kraft der Jugend kennt keine Grenzen!“, rief er inbrünstig und sah zufrieden, wie die anderen Ninjas respektvoll vor ihm zurückwichen. Dann erst sah er sich nach Tenten um. Seine Freundin lag am Boden und rührte sich nicht mehr. „Tenten!“, schrie er und stürzte zu ihr. Die letzten Reste der Giftwolke waren gerade erst verraucht. Lee ließ sich auf die Knie fallen und drehte Tenten auf den Rücken. Sie atmete nicht. Schaumiges Blut lief ihr in Strömen aus dem Mund. „Nein!“, schrie er. „Tenten!“ Was sollte er tun? Was konnte er tun? Er ließ einen Wutschrei hören, der an die Wolken am Himmel gerichtet war. Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt … „Tenten, wach auf! Dein Feuer brennt noch, ich weiß es!“ Doch egal wie sehr er sie schüttelte, sie regte sich weder, noch schlug sie die Augen auf. Seine Verzweiflung schlug in Zorn um. Eine Ader begann an seiner Schläfe zu pochen. Er spürte, wie seine unglaublichen Kraftreserven aus ihm hervorbrachen. Seine Muskeln schienen platzen zu wollen; als hätten sie ein Eigenleben, wollten sie plötzlich kämpfen … Der unheimliche Moment verging. Lee starrte auf Tentens leblosen Körper hinab, konnte nichts anderes mehr sehen, an nichts anderes mehr denken. Das war nicht geplant gewesen … Gewiss, so etwas konnte in einer Ninjawelt nur allzu schnell passieren – aber es hätte nicht passieren dürfen, nicht in diesem Kampf, dem Kampf gegen Sakuras Armee … Erneut wandte er den Kopf himmelwärts, die Augen zusammengekniffen, und schrie, lange und lauter als alles andere. Noch bevor sein Schrei verklungen war, bohrten sich Gargoyle-Lanzen in seinen Rücken, sieben an der Zahl. Sieben, um das Biest von Konoha zu bändigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)