Sakura, Queen of the Dark Horizons von UrrSharrador (Manchmal muss man den falschen Weg gehen, um sich selbst treu zu bleiben ... [Trailer online]) ================================================================================ Kapitel 26: Death Sentence -------------------------- So ... eines vorweg: Es tut mir leid, dass ihr so lange auf das Finale warten musstet, aber ich bin einfach nicht eher dazugekommen. Hatte nicht einmal Zeit, alle Kommentare gleich zu lesen, selbst dazu bin ich erst vor zwei Tagen gekommen. Da ich nicht jedes einzelne beantwortet habe, möchte ich mich an dieser Stelle kollektiv dafür bedanken :) Als kleine Entschädigung für die Verzögerung (und weil ich nun endlich wieder Luft habe^^) habe ich aber auch eine gute Nachricht: Und zwar müsst ihr nach dem letzten Kapitel nicht noch auf den Epilog warten, sondern ich habe beides fertig und hochgeladen. So, genug der Vorworte, äußere Störquellen ausblenden, passende Musik dazuschalten, viel Spaß :) ====================================== Naruto und Naname waren die ersten, die aufeinander zustürmten. Der Schattenlord gegen den Drachen. Die Welt verschwamm, drehte sich um Naruto, als sie sich umkreisten. Sein Schwert zuckte durch die Luft, bereit, alles zu zerschneiden, worauf es trat. Naname wusste um die Gefahr, die von der Windklinge ausging. Sie wich den Hieben geschickt aus, während sie sich näher an Naruto heranarbeitete. Mit zwei Kunai bewaffnet versuchte sie nach Narutos Handgelenk zu stechen, um ihn zu entwaffnen. In einer Atempause, die nur einen Sekundenbruchteil währte, schleuderte sie die Kunai auf ihn, die er mit dem Schwert abwehrte, und führte Fingerzeichen aus. Noch ehe sie damit fertig war und tief Luft holte, erzeugte er einen Schattendoppelgänger, der ihn vor ihrem Feueratem abschirmte und in einer brennenden Wolke verglühte. Sakura wusste, dass sie sich auf Naruto verlassen konnte. Als Schatten umstürzten, weitere Doppelgänger erschienen und von feurigem Atem verbrannt wurden, beachtete sie ihn und Naname nicht weiter. Ihr ganzes Augenmerk galt Tsunade. „Es führt wohl wirklich kein Weg daran vorbei“, murmelte sie leise. „Es gibt immer einen Weg“, sagte Tsunade finster. „Ergib nicht. Euch wird ein fairer Prozess gemacht.“ Sakura seufzte und schlug die Augen nieder. „Niemals.“ Nicht, solange Tsunade über Konoha herrschte. Also stürmten sie aufeinander los, schlugen und traten, brachen Löcher in den Boden und Risse in die Wände, die sich bis auf das Dach zogen und Staub und Stein bröckeln ließen. Draußen beweinte der Himmel das Schauspiel, den Höhepunkt der finstersten Nacht Konohas. Wie eine einsame Melodie prasselten die Regentropfen auf das Gebäude, in den Raum und auf die Gesichter der Kämpfenden. Der Himmel kannte ihre Namen nicht, der Regen wusste nicht um ihre Geschichte. Das wusste nur die Dunkelheit, die schweigend zusah. Die Melodie des Regens war die von Trauer, Erschöpfung und Sehnsucht. Hass war selten geworden in dieser Nacht, als hätte der Regen ihn weggewaschen. Jeder wollte nun nur noch den Frieden. Jeder wollte ihn für sich erreichen. Die Melodie des nahenden Endes pflanzte sich über das ganze Dorf fort. Kiba und Shino stießen erschöpft an den Rücken des jeweils anderen, Kunai in den Händen. Sie atmeten schwer. Irgendwo in einer Ecke wankte Akamaru mit nassem Fell. Ein Stoßseufzer malte ein kurzes, ironisches Lächeln auf Kibas Lippen. Sie waren umzingelt von mindestens zehn Yami-nin und am Ende ihrer Kräfte. Fliehen nutzte nichts, das Dorf war verloren. „Ich hasse es, so was Kitschiges zu sagen“, keuchte Kiba. „Aber es war mir eine Ehre, an deiner Seite zu kämpfen, Kumpel.“ „Gleichfalls“, murmelte Shino tonlos. Die Yami-nin hoben ihre Waffen. Shuriken und Kunai regneten auf sie herab, fällten einen um den anderen, ein heftiger Windstoß warf weitere Ninjas der Königin von den Füßen. Wie durch einen wattigen Vorhang bekamen Kiba und Shino mit, wie andere Shinobi über sie hinwegsprangen und die Yami-nin in die Zange nahmen. In Windeseile waren sie tot oder gefangen. Rücken an Rücken sanken Shino und Kiba zu Boden, um sich auszuruhen. Ein Gesicht schälte sich aus dem Regenschleier. Es war das Bakis. Die Ninjas aus Sunagakure waren gekommen. „Verdammt!“, fluchte Tamu. Widerstrebend hatte Minoris Vater an dem Kampf teilgenommen, in den hintersten Reihen, und nun sah er mitan, wie die vorderen Yami-nin von den Shinobi aus dem Reich des Windes aufgerieben wurden. Dass ausgerechnet jetzt die Verstärkung aus der Wüste kam … „Wo sind der Schattenlord und die Königin?“, rief er ohne bestimmten Adressanten. „Nirgendwo zu finden!“, rief ein anderer zurück. „Sie und die Gargoyles sind ins Zentrum des Dorfes vorgedrungen!“ Tamu knirschte mit den Zähnen. Er hatte keine Befehlsgewalt, das wusste er, aber er wusste, was sie tun konnten. „Ziehen wir uns zurück! Verstecken wir uns im Schatten, bis sie wieder da sind!“ Überall im Dorf flammte Dunkelheit auf. Die Ninjas des Königreichs der Dunklen Horizonte zogen sich in ihr Element zurück, wo sie konnten, ungesehen, unangreifbar, und warteten ab. Neji stand schon einige Zeit vor dem Hokage-Gebäude. Er war auf dem Weg hierher immer wieder in Kämpfe verwickelt worden, daher hatte er so lange gebraucht. Zu lange, wie sich herausgestellt hatte. „Neji!“ Kazekage Gaara und seine Leibwache, allen voran seine Geschwister Kankuro und Temari, erreichten das Hokage-Gebäude. „Wir sind zu spät“, sagte Neji, nachdem er den dreien kurz zugenickt hatte, und deutete auf den blassblauen Schirm, der sich über das Gebäude spannte. Als er mit dem Finger darauf tippte, blitzte es, aber er kam nicht durch. „Ein Ninjutsu oder ein Siegel. Es lässt niemanden durch.“ „Wir sind so schnell gekommen, wie es ging. Wie sieht es drinnen aus?“, fragte Gaara. Die Adern um seine Augen traten hervor, als Neji seine Byakugan einsetzte. „Oben in Tsunades Büro kämpft jemand. Vier Personen.“ Weitere Suna-nin landeten um sie herum. „Wir versuchen durchzubrechen“, verkündete Gaara. „Vielleicht braucht der Hokage Hilfe.“ Ihr Sichtfeld war verschwommen. War es Blut oder Schweiß oder Regen? Sakura konnte es nicht sagen. Sie sah nur Tsunade, unscharf, auch sie war abgekämpft, und herabstürzende Trümmer hatten ihr ebenfalls Wunden zugefügt. Doch der Godaime Hokage war noch lange nicht am Ende ihrer Kräfte. Tsunade hatte das karoförmige Mal auf ihrer Stirn aktiviert. Ihre Wunden heilten rasend schnell, während Sakura immer schwächer wurde und bereits auf butterweichen Knien stand. Klirren von Waffen und das Sausen von Feuer ließen sie erahnen, dass der Kampf zwischen Naname und Naruto noch in vollem Gange war, aber sie sah nicht hin. Würde sie hier verlieren? Nach allem, was sie erreicht hatte? Sie war am Ende, ausgelaugt, zerschlagen, müde, so müde … Und wenn sie aufgab? Mit zittrigen Fingern führte sie ein Jutsu aus. Völlige Dunkelheit umagb sie wie einen Mantel, nur sie allein, für mehr reichte ihr Chakra nicht aus. Aber sie brauchte die Finsternis, die wohltuende Ruhe, die in dieser absoluten Schwärze hing. Hier konnte sie abschalten, nachdenken. Was war ihr wichtig? Was wollte sie erreichen? Bilder schwammen im trüben Wasser ihrer Gedanken. Ihre Eltern, lachende Gesichter, wie sie noch klein war, das eine und einzige Foto von Team 7, ihre Zeit auf dem Schwarzen Berg … Und Naruto. Immer wieder Naruto. Für ihn musste sie gewinnen. Für ihn, für niemanden sonst. Sie beide mussten den Krieg gewinnen, das war alles, was zählte. „Die Dunkelheit bringt dir nichts, Sakura!“, rief Tsunade. Als sie mit Kuruda trainiert hatte, waren sie oft stundenlang in der Finsternis gewesen. Sakura hatte ihre Sinne geschärft. Sie brauchte die Karfunkelaugen nicht, um Tsunades Nahkampfangriff auszuwichen. Blitzschnell sprang sie zur Seite. Die Dunkelheit folgte ihr wie zäher Nebel. Die Dunkelheit. Ihre Zuflucht. Die Heimat ihres Volkes … und der Grund ihres Exils. Kurudas Lektionen fielen ihr wieder ein. Sakura ballte die Fäuste. Wieso sollte sie sich geschlagen geben, wenn sie die Dunkelheit hatte – alles, was sie zum Siegen brauchte? Es war dunkel. Sie herrschte über die Dunkelheit, war ihre Königin … Andere fürchteten sich vor der Dunkelheit, mehr aber vor dem, was darin war. Und sie, Sakura, kontrollierte, was darin war. Es war Nacht, immer noch, und es gab genügend Dunkelheit in diesen Stunden. Wie sollte sie da verlieren, wenn das, was ihre Feinde fürchteten, allgegenwärtig war? Mühelos wich sie einem Schlag aus und wich in die Mitte des Raumes zurück. Ja, die Finsternis war allgegenwärtig. Sie war das Gegenteil des Lichtes, so wie Tag und Nacht Gegensätze waren, aber sie konnten ohne das jeweils andere nicht existieren. Tag und Nacht wechselten sich in einem ewigen Kreislauf ab – und jetzt, nachdem so lange der Tag, das Feuer, in Konoha regiert hatte, war es Zeit, dass die Finsternis an die Macht kam! Sakura ballte die Fäuste. Sie spürte, wie ihre Kraft zurückkehrte, wie die Dunkelheit um sie herum sie stärkte. Hatte sie sich selbst in ein Genjutsu versetzt? War es ihr Kekkei Genkai? Sie konnte es nicht sagen, und es spielte auch keine Rolle. Dem nächsten Angriff wich sie nicht aus, sondern ging ihm entgegen. Sie machte Fingerzeichen, fing den wuchtigen Schlag ab und packte Tsunades Handgelenke, als rotviolette Blitze um ihre Finger zu zucken begannen. Die Dunkelheit zog sich zurück, aber das machte nichts; Sakura spürte, wie sie die Schwärze der Nacht in sich aufsog; wie eine Kraft, die nie jemand besessen hatte, weil sich jeder davor fürchtete, durch ihre Adern strömte. Großvater … Tsunades Augen weiteten sich. Die roten Blitze zuckten über ihren Körper, sämtliches Chakra, das sie zu ihrer Selbstheilung freisetzte, wurde vernichtet, verbrannt, verschwand spurlos, bis das Mal auf ihrer Stirn augebraucht war und sie Sakura als gewöhnlicher Mensch gegenüberstand. „Dummes Mädchen! Du weißt nicht, was du da tust!“, keuchte Tsunade. „Ich weiß sehr wohl, was ich tue“, sagte Sakura ruhig und hielt sie eisern fest, als der Hokage sich loszureißen versuchte. „Der Tag hat lange genug über Konoha geherrscht, es ist Zeit für die Nacht. Die Finsternis soll regieren, von heute an, die Ära der Dunkelheit.“ „Das werde ich nicht zulassen!“, rief Tsunade und wehrte sich mit aller Kraft gegen Sakuras Griff. Falten begannen sich auf ihrem Gesicht zu zeigen, Zeichen des Alterns. „Du hast es nicht begriffen“, sagte Sakura leise. „Die Dunkelheit ist nicht böse. Sie ist anders. Es war genau dieses Missverständnis, das meinem Volk all sein Leid gebracht hat.“ Sie ließ mit einer Hand los und griff nach ihrem Kunai. Es war ihr letzter – sie wünschte sich, sie hätte keinen mehr gehabt. Aber es gab kein Zurück. Sie hatte ihre Entscheidung nach gründlichem Überlegen getroffen. „Du hättest aufgeben sollen, Tsunade-sama“, murmelte Sakura traurig. Ihre Hand stieß zu. Die Zeit hielt den Atem an. Tsunades Blick war immer noch ungläubig, erschrocken. Rote, volle Blutstropfen schwebten an Sakuras Augen vorbei. Und Tränen, ihre eigenen Tränen. Sie fielen unendlich langsam zu Boden und vermischten sich mit Tsunades Blut. Sie spürte Blicke, Blicke von überall im Raum. Und die Blicke der Toten; es war ihr, als beobachteten sie ihr Großvater und ihre Eltern. Waren sie enttäuscht von ihr? Erleichtert? Gar stolz? Oder empfanden sie gar nichts, wie sie selbst? Obwohl … So ganz stimmte das nicht. Sakura empfand sehr wohl etwas, ein bekanntes Gefühl. War es Trauer? Wahrscheinlich. Aber sie hatte es in letzter Zeit zu oft gespürt, um ihm noch einen besonderen Wert zuzurechnen. Ich bin Heilerin. Ich sollte niemanden töten. Warum hatte sie damals bei Satoko Hemmungen gehabt, und nun bei Tsunade nicht? Tsunades Hand löste sich von der ihren. In Zeitlupe glitt Tsunade zu Boden, Sakura nahm kein Geräusch war. Katsuyu, das Schneckenwesen, löste sich in Nebel auf. Sakura nahm einen zittrigen Atemzug, der endlich die betäubende Stille durchbrach. Die Geräusche waren wieder da, der Regen … Trampelnde Schritte. „Hokage-sama!“ „Sakura!!“ Sie wandte sich herum, noch gefangen in der Langsamkeit der letzten Momente. Der Drachenanbu war plötzlich vor ihr – und sie hielt Narutos Schwert in der Hand, das grün leuchtete. Beherrschte Naname etwa auch das Windelement? Wie ein Blitz durchschnitt die Klinge die Dunkelheit, zog eine glühende Furche in die Luft. Sakura machte den Mund auf um zu schreien, aber bevor ein Ton über ihre Lippen kam, schoss etwas zwischen sie und Naname. Eine dunkle Gestalt, ein schwarzer Umhang … umhüllt von roten Blasen und der annähernden Form eines Fuchses … Sie sah Narutos Gesicht vor sich, aber da war keine rasende Wut in seinen Augen, wie sonst immer, wenn er sich Kyuubi ergab. Nur der sehnliche Wunsch, sie zu beschützen, sie, dank derer es ihm gelang, den Neunschwänzigen jetzt unter Kontrolle zu halten. Fauchend durchstieß ihn das Drachentöter-Schwert. Sakura konnte nichts tun. Sie stand nur da und starrte geradeaus. Die Welt war in unwirkliches Weiß getaucht. Narutos Gesicht, das sich verzerrte. Die Klinge, die immer weiter aus seinem Brustkorb hervortauchte – und dann mit einem Ruck zur Seite gerissen wurde. Das Blut … sein Blut, das den Boden befleckte, die Pfütze, die größer wurde, so schnell größer … Der Schattenlord fiel. Er bog den Rücken durch, fiel auf die Knie, dann rückwärts. Die Blutlache unter ihm wurde noch größer. Auch Sakura sank auf die Knie herab, immer noch ungläubig … Wie konnte er, Naruto, die Person, die sie am meisten liebte auf der ganzen Welt, verletzt werden? Wie konnte er … sterben? „Narutooooo!!“ Ihr Schrei erfüllte das Gebäude, übertönte für einen Moment den Regen, nur um dann sogleich wieder davon niedergepresst zu werden. Sie verschwendete keinen Gedanken an Naname, stürzte zu ihm. Mit fahrigen Händen riss sie sein Hemd auf, starrte auf die grässliche Wunde. „Sakura-chan …“, hauchte er. Sein Blick war klar, doch aus seinem Mundwinkel sickerte ein heller Blutstrom. „Bitte … Naruto …“ Ihre Stimme versagte. Sie atmete tief und zittrig durch, sammelte ihr Chakra und hielt ihre Hände über die Wunde. Sie wusste, dass es vergebens war. Sie hatte zu wenig Kraft, sie konnte ihn niemals heilen … „Lass es … Es hat keinen Zweck“, murmelte Naruto erstickt. „Ich lasse dich nicht sterben!“, schluchzte sie. Tränen strömten über Sakuras Gesicht, landeten auf ihm, und waren doch so vergebens wie die Regentropfen, die die Szene beobachteten. „Du darfst nicht sterben, du darfst einfach nicht! Wer … wer soll denn bei mir sein, wenn du … Wofür haben wir das alles erreicht, wenn du nicht mehr da bist?“ Sie wurde von so heftigen Schluchzern geschüttelt, dass es ihr schwer fiel, klar zu sprechen. Dennoch verstand er sie, irgendwie. Mühsam hob er die Hand und legte sie auf ihre. „Du hast dein Volk in eine bessere Zukunft geführt … Du bist eine gute Königin …“ „Warum … Naruto … warum?“ Sie brachte nicht mehr hervor. Das grüne Licht um ihre Hände war längst verebbt. Sie fühlte sie, als wäre sie kurz vor dem Zusammenbruch. Wahrscheinlich war dem auch so. „Der Schattenlord … beschützt die Königin mit seinem Leben …“ Er hustete und schloss die Augen. Sakura erschrak. Sie wusste, dass sie ihm nicht helfen konnte … Aber dennoch … dennoch … „Naruto … Bleib bei mir! Bitte, bleib … bei mir …“ Ihr Kopf sank auf seine Schulter und sie ließ den Tränen freien Lauf. Könnten Tränen doch nur heilen … Langsam öffnete er die Augen wieder zu schmalen Schlitzen. „Sakura … bitte … sing für mich …“, flüsterte er. Sie hörte mit dem Weinen auf. Mit Tränen in den Augen sah sie ihn an. „Was?“ „Du hast es mir versprochen.“ Sein Blick verschleierte sich langsam. „Damals … Im Schwarzen Turm … Du hast gesagt, wenn wir siegen, singst du wieder für mich …“ Ein heftiger Schluchzer schüttelte sie. „Naruto …“ „Tu es … Mein letzer Wunsch … Du hast eine so schöne Stimme, Sakura-chan …“ „Du bist …“ Sie sprach nicht aus. Schniefend wischte sie über ihre Augen und begann leise zu singen. Erst war ihre Stimme zerbrechlich, wie eine zarte Blume, dann blühte sie auf und wurde kräftiger, schüttelte alles ab, alles Leid, alle Last … Und doch war das Lied so schwermütig wie der Regen. Ihre Hände, rot von seinem Blut, schlossen sich um die seine und drückten sie fest, während sie die Augen voller Tränen schloss. Ein letztes Mal versuchte sie, ihr Chakra zu sammeln, wollte seine schreckliche Verletzung heilen … Spürte selbst, wie etwas wie ein Schwert ihr Herz durchbohrte … „Sei … eine gute Königin … Sakura …“, hörte sie seine Stimme noch leise, aber sie wusste nicht, ob es nicht vielleicht Einbildung war. Ihre Kräfte verließen sie. Ihr wurde schwarz vor Augen. Sie sank neben ihn. „Naruto … Danke für alles …“ Der Regen prasselte auf ihr Gesicht, als sie in eine tiefe Ohnmacht fiel. Naname hatte sie schweigend beobachtet. Sie ging vor Tsunades Leichnam in die Knie und schloss ihr die Augen. „Danzou ist tot … Der Godaime Hokage ist tot …“, murmelte sie und warf einen Blick zurück auf Sakura. „Es gibt keinen Grund mehr zu kämpfen.“ Sie stand auf, rammte Narutos Schwert in den Boden und setzte ihre Maske auf. Dann machte sie ein Fingerzeichen und löste das Siegel um das Gebäude. Etwas Helles drang durch ihre geschlossenen Lider. Mit dem Bewusstsein kehrte auch der Übelkeit erregende Schmerz zurück, der sie dumpf und erdrückend umfangen hielt. Sakura blinzelte die Augen auf. Sie sah Ruinen, die Mauern des zerstörten Hokage-Gebäudes. Zerstört, vom Duell der Königinnen … Die Regenwolken hatten sich verzogen. Ein kalter Duft war ihnen gewichen; in der Ferne, weit über dem verwüsteten Dorf, schob sich ein schmaler Streifen Morgenlicht über den Horizont. Sakura spürte, wie eine einzelne Träne über ihre Wange glitzerte. Das Sonnenlicht war schön, so schön … Wie es die Dunkelheit durchdrang, die Dunkelheit, die ihr ein und alles war … Wie konnte so etwas Schönes wie das Morgenlicht ihre geliebte Finsternis verbrennen? Sie lauschte. Wurde noch gekämpft? War der Kampf mit der Nacht gestorben? War der neue Tag ein Zeuge ihres Sieges oder ihrer Niederlage? Es spielte keine Rolle mehr. Naruto … Ein sanfter Schatten schob sich vor die Sonne. Sie erkannte die Gestalt. Rotes Haar, das vom Morgenlicht entflammt wurde, über unwirklichen, glatten grünen Augen. Gaara, der Kazekage. Er war hier? Lange sah er sie an. „Ich hätte so etwas nie von euch erwartet“, stellte er schließlich fest. Sakura schloss die Augen. Sie wollte nicht mit ihm reden. Sie wollte überhaupt nichts mehr tun … „Offenbar sind wir zu spät gekommen.“ Das war die Stimme seiner Schwester, Temari. „Warst du es, die Tsunade getötet hat?“ Sie antwortete nicht darauf. „Warum habt ihr mich noch nicht getötet?“, flüsterte sie nach einer Weile der Stille. „Ich sehe nicht, wieso“, sagte Gaara monoton. „Das würde weder Tsunade zurückholen noch die Ordnung in Konoha wiederherstellen.“ „Ihr seid doch Konohas Verbündete …“ Jedes Wort kostete Sakura Mühe, weil sie einfach alles, was sie sagte, als unnötig empfand. Sogar sich zu bewegen fand sie zu mühsam. „Rächt sie wenigstens … Tötet ihre Feinde …“ Gaara sah sie nur stumm an, als sie ihm wieder in die Augen blickte. Was dachte er? Was wollte er? „Bitte …“, murmelte Sakura und fühlte sich so leer wie ein weißes Blatt Papier. „Tötet mich … Ich bin so schwach, ich kann es nicht selbst tun …“ „Vielleicht hält man mich ja für einen Verräter“, sagte Gaara ernst, „aber du hast Konohas Hokage getötet. Dem Dorf fehlt der Anführer, und ich selbst werde dieses Amt sicher nicht in Anspruch nehmen. Konoha soll von Leuten regiert werden, die aus Konoha stammen.“ Baki landete neben ihm. „Kazekage-sama, wir haben die Yami-nin zum Dorfrand getrieben und umstellt. Sollen wir …“ „Nein“, unterbrach ihn Gaara. „Der Kampf ist vorbei. Es ist genug Blut geflossen. Seht zu, dass beide Seiten einen Waffenstillstand vereinbaren, bis es wieder einen Anführer gibt.“ Er wandte sich wieder an Sakura. „Steh auf. Du musst deinem Volk sagen, dass es aufhören kann zu kämpfen.“ „Mein Volk“, murmelte Sakura bitter. „Es ist alles egal. Mich interessiert nicht, wer diesen Kampf gewinnt. Es hat alles seine Bedeutung verloren …“ „Du hast diese Leute in den Kampf getrieben!“, fuhr sie Temari an. Sakura erschrak nicht, in ihr war immer noch diese gleichgültige Leere. „Also zeig ein bisschen Verantwortung! Bist du etwa nicht die Königin der Dunklen Horizonte?“ Was redeten sie da? Warum wollten sie ihr Mut machen? Gaara legte seiner Schwester beruhigend die Hand auf die Schulter. Mit ruhiger Stimme sagte er: „Ich weiß nicht, ob sie wollte, dass du es weißt, aber Tsunade hat mir eine persönliche Nachricht geschrieben, bevor euer Angriff begann. Sie hat mich gebeten, in dem Fall, dass sie als Hokage stirbt, dafür zu sorgen, dass du ungehindert ihre Nachfolge als Herrscherin über Konoha antreten kannst.“ Die Worte klirrten wie Glas in ihren Ohren. Sakura war sprachlos. Sie öffnete stumm den Mund und spürte nach einer Weile, wie ihr Tränen über die Wangen liefen. Tsunade … Sie hatte … „Warum?“, hauchte sie und unterdrückte ein Schluchzen. Dabei wusste sie genau, warum. Tsunade war ihr oft wie eine zweite Mutter gewesen … Auch wenn sie als Hokage nicht zulassen konnte, dass das Dorf in ihre Hände fiel, hatte sie mit ihrem Tod dieses Amt abgelegt und war als ihre Mentorin gestorben, als eine Person, der sie viel bedeutete … Tsunade hatte sich Frieden in Sakuras Herz gewünscht. Gaara nickte, als er in ihren Augen sah, dass Sakura verstand. „Darum musst du jetzt weitermachen. Dein Volk wartet auf deine Anweisungen. Und große Aufgaben liegen vor dir.“ Kankuro trat in ihr Gesichtsfeld und nickte seinem Bruder zu. Gaara nickte zurück. Sakura schüttelte langsam den Kopf. „Ich werde das nicht tun. Ich kann nicht mehr … kann nicht mehr leben …“ „Du musst“, beharrte Temari. „Soweit wir wissen, bist du die letzte Bluterbin der Dunklen Horizonte, und das Volk der Yami wird keine andere Person dulden.“ Sakura schloss verbittert die Augen. „Dann wird die Blutlinie enden, das wird sie so oder so. Die einzige Person, die meiner Familie ein Kind hätte schenken können, ist tot …“ „Meinst du damit Uzumaki Naruto?“, fragte Gaara. Sakura öffnete gequält die Augen. Allein seinen Namen zu hören, tat weh … „Helft ihr auf“, befahl der Kazekage. Sakura fühlte sich von zwei Händen gepackt, die sie sanft in eine sitzende Position aufrichteten. Sie sah Temari lächeln. Die Sandninjas drehten sie vorsichtig zur Seite. Sakura blinzelte. Dort drüben, in der Mitte des zerstörten Raumes, liebkost von Sonnenstrahlen, lag er, Naruto … Und um ihn herum saßen fünf medizinische Ninjas des Sanddorfes. Sie holte fast erschrocken nach Luft und hielt den Atem an. Seine Wunde war verbunden, die Ninjas behandelten ihn mit grünem Chakra. Naruto hatte die Augen geschlossen, aber sein Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig. Sakura wollte nicht hoffen. Sie fürchtete, wenn sie sich zu sehr an die Hoffnung klammerte, dass er noch lebte, könnte diese dann unter ihren Fingern zerbröseln. Kankuro trat neben sie. „Sein Zustand ist stabil“, erklärte er. Es dauerte eine Weile, ehe Sakura die Sprache wiederfand. „Warum … Warum tut ihr so viel für uns? Wir sind doch auch eure Feinde …“ „Sieh es als eine Revanche meinerseits“, sagte Kankuro und sah sie aus unergründlichen Augen an. „Du hast mir nach meinem Kampf mit Sasori das Leben gerettet, das hast du doch nicht vergessen?“ „Naruto hat mein Leben verändert“, sagte Gaara hinter ihr. „Er wird nie mein Feind sein, komme was da wolle.“ Sakura konnte nichts sagen. Sie fand keine Worte für ihr Glück. „Und? Stehst du jetzt auf?“, fragte Temari. Sakura nickte. Die Sunanin stützten sie, als sie sich aufrichtete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)