Sakura, Queen of the Dark Horizons von UrrSharrador (Manchmal muss man den falschen Weg gehen, um sich selbst treu zu bleiben ... [Trailer online]) ================================================================================ Prolog: The Queen and the Shadowlord ------------------------------------ Naruto stand mit wallendem Umhang vor seiner Königin. Er sah äußerst abgekämpft aus; in seinen Augen funkelte das Feuer des Neunschwänzigen. Sakura trat neben ihn. „Wir sind in der Überzahl. Gib auf, Tsunade.“ Tsunade starrte mit weit aufgerissenen, zornsprühenden Augen auf ihre ehemalige Schülerin. „Ihr beide … Ich kann es immer noch nicht glauben … Sakura, Naruto, wie konntet ihr Konoha hintergehen?“ Der Wind drehte und trug den Kampfeslärm von draußen durch das Loch in der Mauer, durch das auch Naruto gekommen war, herein. Auf Sakuras Gesicht spiegelte sich ein trauriges Lächeln wider. Sie zog einen Kunai. „Es tut mir leid, Tsunade. Ich habe es schon gesagt, ich kann euch nicht vergeben.“ „Es ist noch nicht zu spät. Hör sofort mit diesem Unsinn auf!“, befahl Tsunade scharf. „Pass besser auf, Tsunade. Du sprichst mit einer Königin“, sagte Naruto finster. Auch er zog ein Wurfmesser und gleichzeitig schleuderten sie sie auf den Godaime Hokage. ================================= Gleich mal ein kleiner Vorausblick, was noch alles passieren wird ... Ich hoffe, es hat euch neugierig gemacht ;) Kapitel 1: Monolith of Damnation -------------------------------- Naruto warf den prall gefüllten Geldbeutel übermütig in die Luft und fing ihn wieder auf. „Auch wenn diese Eskortier-Missionen langweilig sind, sie sind einfaches Geld.“ Er grinste von einem Ohr bis zum anderen und rechnete sich schon in Gedanken aus, wie oft er mit dieser Belohnung bei Ichiraku Ramen essen konnte. „Wir können von Glück sagen, dass auf dem Weg keine Gefahren gelauert haben“, sagte Sakura vorwurfsvoll. „Und als wir den Umweg über die Klippen nehmen mussten, wäre einer der Männer fast abgestürzt. Und du sagst, es wäre langweilig gewesen.“ „Es ist doch alles gut gegangen. Mach dir mal keinen Kopf“, meinte Naruto fröhlich. „Wir hätten schon seit Tagen in Konoha sein müssen. Es ist besser, wir beeilen uns“, sagte Sakura unbeeindruckt. Sai lächelte, wie üblich. „Dort vorne beginnt ein Wald. Wenn wir von Baum zu Baum springen, sind wir schneller.“ Zwei Tage war es her, seit sie die drei Männer sicher ins Reich der Blitze gebracht hatten, und momentan waren sie in dem Niemandsland, das selbiges vom Reich des Feuers trennte. Es war nicht die erste Mission, die sie zu dritt durchführten, Captain Yamato hatte anderweitig zu tun. Es war eine friedliche Zeit, jetzt da Orochimarus Tod im Land bekannt geworden war, und auch die Akatsuki verhielten sich neuerdings ruhig. Sakura wollte trotzdem so schnell wie möglich wieder im Dorf sein. Sie traute dem Frieden nicht. Irgendetwas sagte ihr, dass er nur allzu bald gebrochen werden würde … Sie schüttelte den Gedanken ab, als sie den Wald erreichten. Nacheinander sprangen sie in die Höhe und segelten durch das Geäst der gewaltigen Bäume. Vielleicht lag es daran, dass Naruto immer noch mit seinem Geldbeutel spielte – der alten grünen Börse in Form eines Frosches, die er schon jahrelang hatte –, oder der Ast war ganz einfach vom Regen des vorigen Tages rutschig. Jedenfalls kam der Jinchuuriki unglücklich auf, rutschte aus – und ratterte mit einem lauten Aufschrei durch die Zweige und Blätter in die Tiefe. Man hörte einen dumpfen Aufprall und ein Fluchen. Sofort landeten Sakura und Sai auf einem breiten Ast – und wären beinahe selbst ausgerutscht. Die Rinde war total aufgeweicht und schwammig. Vorsichtig setzten sie auf tiefer gelegene Äste über, bis sie unten ankamen. Naruto war schon wieder auf den Beinen, hielt sich aber schmerzverzerrt die Schulter. „Das kommt davon, wenn man nicht aufpasst“, sagte Sakura vorwurfsvoll, meinte es aber nicht so. Es hätte jedem von ihnen passieren können. Sie streckte die Hand aus und berührte die Wunde. Grünes Licht schimmerte, als ihr Heiljutsu die Schramme verdampfen ließ. „Da ist jemand“, sagte Sai plötzlich. Sie drehten sich in die Richtung um, in die er sah. Tatsächlich – ein Augenpaar linste zwischen den Zweigen eines Busches hindurch, vor dem Narutos Geldtasche lag. Die schiere Menge an Münzen darin hatte sie aufklappen lassen, daher lag ein Teil des Geldes auf dem Waldboden verstreut. Die drei Ninjas konnten gar nicht so schnell schauen, als plötzlich eine Hand durch das Gebüsch griff, sich den Beutel schnappte und wieder verschwand. „Hey, das ist meiner!“, rief Naruto erbost und stürmte den Dieb hinterher, der wie ein Blitz zwischen den Bäumen davonstob. Sakura und Sai folgten ihm. Wären sie keine Shinobi gewesen, hätten sie den Dieb wohl verloren. Er kannte sich gut in diesem Wald aus und wäre ein paar Mal beinahe aus ihrem Blickfeld verschwunden, dann jedoch wichen die Bäume der gewaltigen, sandbraunen Steilwand eines kahlen, felsigen Berges. „Er sitzt in der Falle!“, rief Naruto. „Den kauf ich mir!“ Sakura legte ebenfalls einen Zahn zu, um mit ihrem Teamkameraden mithalten zu können – doch plötzlich war unter ihren Füßen kein Boden mehr. Sie verfing sich mit dem Fuß in einem breiten Riss in der Erde und stürzte schwer. „Autsch!“, stöhnte sie, als sie sich den Kopf stieß. Sai war sofort neben ihr und half ihr auf die Beine. „Passt auf, hier sind überall Felsspalten.“ „Danke auch, dass du mich vorwarnst“, murmelte Sakura sarkastisch. Naruto und der dreiste Dieb hatten mittlerweile fast den Fuß der Klippe erreicht. Doch der Dieb blieb nicht stehen. Die gedrungene Gestalt lief ein paar Meter die Felswand entlang und verschwand in einer Nische. Naruto, Sakura und Sai verfolgten ihn und gelangten zu einer Höhle, in der es stockfinster war. Einen Moment zögerten sie. „Was jetzt?“, fragte Naruto misstrauisch. „Das gefällt mir nicht“, sagte Sakura. „Wir sollten es gut sein lassen.“ Naruto rang einen Augenblick mit sich. „Nein“, sagte er dann bestimmt. „Wir sind Shinobi aus Konoha Gakure, wir lassen uns nicht bestehlen!“ „Ich denke auch, dass wir ihm folgen sollten“, bekräftigte Sai. „Wir müssen einfach nur vorsichtig sein.“ Sakura runzelte die Stirn und blickte an der Felswand hoch. Sie gehörte zu dem einzigen Berg in der Gegend. Auf dem Weg ins Reich der Blitze hatten sie einen Umweg genommen, weil sie immer wieder in Dörfern Halt machen und Proviant einkaufen hatten müssen. Der Rückweg war für Ninjas ein Klacks – daher kamen sie erst jetzt an diesem Berg vorbei. Sakura wusste nicht, warum, aber sie hatte ein mulmiges Gefühl, als sie diesen gewaltigen, turmähnlichen Giganten vor sich aufragen sah. Der Himmel war zugezogen, und die Spitze des Berges schien bis in die Wolken zu ragen und nach oben hin immer schwärzer zu werden. Sie fröstelte. „Sakura?“, fragte Naruto. „Du bist die Anführerin. Was tun wir?“ Tsunade hatte Sakura die Leitung des Teams überantwortet, aus dem einfachen Grund, weil sie die Vernünftigste war. Die Kunoichi atmete tief durch. „Beeilen wir uns, sonst entwischt der Langfinger noch.“ Naruto grinste, Sai lächelte. Sie liefen hintereinander in die Höhle. Schon nach den ersten Schritten merkten sie, dass der Boden steil anstieg und sich der Tunnel in einer Spirale in die Höhe schraubte. Es war fast stockdunkel, das Licht reichte gerade aus, dass sie den Weg fanden. Jemand schien den Boden sorgfältig von Geröll und Steinen befreit zu haben, was das Vorankommen sehr erleichterte. Was sich Sakura nicht erklären konnte, war die Kälte dieses Ortes. Es schien plötzlich Minusgrade zu haben. Eine Weile hörten sie nur das Hallen ihrer Schritte und ihre Atemgeräusche. Dann, nach einer Ewigkeit, wurde es vor ihnen wieder hell. Sakura staunte, als sie bemerkte, dass sie den Berg zum größten Teil erklommen hatten. Vor ihnen eröffnete sich ein gewaltiges Hochplateau, über das der Wind rauschte. Die Wolken schienen plötzlich ganz nah zu sein, waren dunkler, als es von unten den Anschein gehabt hatte. Als sie aus der Höhle traten, war es wie ein Schritt in eine andere Welt. Der felsige, graue Boden unter ihren Füßen war völlig kahl und rissig. Wind zerrte an ihren Haaren und Kleidern. Direkt vor ihnen lagen einige zerklüftete Felsbrocken, überall sonst hatte jemand das Plateau freigeräumt. Die drei Ninjas waren so perplex, dass sie einfach stehen blieben. Folgte man seinem logischen Menschenverstand, müsste man annehmen, dass hier oben alles tot wäre. Dennoch existierte hier Leben – viel Leben sogar. Vor Sakura, Naruto und Sai ragten Gebilde aus ölig schwarzem Holz und Stein auf, die Häuser sein mochten; zwischen ihnen gingen Menschen umher, wie in einem richtigen Dorf, von denen es auf dem Erdboden so viele gab. Es sah nicht nur so aus – es war ein Dorf. Weiter hinten, beinahe verschluckt von der Finsternis, die hier oben herrschte, wuchs ein gigantisches Bauwerk in die Höhe, ein schwarzer, mit spitzzackigen Erkern besetzter Turm, der alle umliegenden Felswände überragte und somit den höchsten Punkt des Berges bildete. Doch der Turm stand nicht alleine da – beim näheren Hinsehen erkannte man, dass ihn Mauern umgaben, weitere Gebäude als Stein, ebenso schwarz wie alles hier oben, und ein Labyrinth aus Wehrgängen und Wachtürmen fügte sich zum Gesamtbild einer kleinen Zitadelle zusammen. Und über all das wachte der schwarze Turm, mächtig, uralt, dunkel. Dabei konnte Sakura nicht behaupten, dass er einen … bösen Eindruck machte – sofern ein Gemäuer überhaupt böse sein konnte. Der Turm war einfach hier, ein einsamer, stiller Monolith auf der Spitze eines einsamen Berges, schwarz, ja, aber es war die Schwärze der Nacht, die auch nichts Böses an sich hatte, nur das Licht fehlte. Vielleicht hatte man dem Turm das Licht gestohlen … Sakura wurde ganz schwindlig, als sie zu seiner Spitze emporblickte. Sie fühlte plötzlich, dass dort oben etwas war, etwas, das sie beobachtete, ein Blick, der sie anbettelte, ihm zu helfen, Rache zu nehmen für das Licht, das den Turm nie wieder erreichen würde … „Da ist er ja!“ Narutos Ruf riss Sakura zurück in die Wirklichkeit. Erschrocken sah sie sich um. Sie stand zwischen ihren Teamkameraden, natürlich. Für einen Moment hatte sie sich so gefühlt, als stünde sie auf der Spitze des Turmes und blicke auf die Zitadelle und das Dorf herab … Ihr Freund hatte den Dieb des Froschbeutels ausfindig gemacht. Jetzt, wo er keine Deckung hatte, erkannte sie, dass es sich um einen abgemagerten Jungen handelte, nicht älter als zehn oder elf. Sein Gesicht starrte vor Schmutz und er war in zerfetzte Fellkleidung gehüllt. Aus großen Augen starrte er seine Verfolger an, während er sich hinter dem Rock einer Frau versteckte, die Finger in die Falten gekrallt. Die Frau sah abwechselnd ihn und die Ninjas an. Auch ihr Gesicht war schmutzig, ebenso wie ihre Hände und die bloßen Unterarme. Sie trug einen Korb mit verschrumpelten Früchten in den Armen. Ihre Kleidung war ärmlich, nicht ganz so abgerissen wie die des Jungen, aber sie wirkte dennoch wie eine Bettlerin, die man auf den Straßen der großen Städte fand. „Du da! Rück sofort unser Geld wieder raus!“, rief Naruto und zeigte mit dem Zeigefinger auf das Kind, das erschrocken zusammenzuckte. Die Frau machte große Augen. „Minori! Hast du diesen Fremden denn etwas geklaut?“ Sakura und Sai kamen ebenfalls näher. Der Junge machte sich immer kleiner. „Minori!“, sagte die Frau streng. „Gib es ihnen sofort zurück!“ Den Blick auf den Boden geheftet, reichte Minori Naruto den Geldbeutel. „Es ist ohnehin wertlos“, murrte er. Kurz streiften seine Augen die von Sakura. Es waren dunkle Ringe darunter zu sehen und ein Ausdruck, der Misstrauen, Trotz und verhaltene Langeweile wiederspiegelte. „Geht doch“, sagte Naruto zufrieden. „Mach sowas nie wieder, wer weiß, was andere mit dir anstellen, wenn sie dich erwischen.“ Die Frau ging vor dem Kleinen in die Knie, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte sanft: „Hab ich dir nicht gesagt, du sollst nicht nach unten gehen?“ „Aber hier ist es so langweilig!“ Seufzend richtete sich die Frau auf und wandte sich mit einem gezwungenen Lächeln an die Shinobi. „Es tut mir leid, dass mein Sohn euch Ärger bereitet hat. Er wollte euch nicht bestehlen, ich denke, die Farbe eures Geldes hat ihm gefallen.“ „Ist schon gut“, sagte Sakura schnell. „Was meinst du mit der Farbe unseres Geldes?“, fragte Naruto. Die Frau wich seinem Blick aus und antwortete nicht. „Wo genau sind wir hier?“, stellte Sakura endlich die Frage, die ihr schon lange auf der Zunge brannte. „Nun, das ist schwer zu erklären … Ich werde mich erst mal vorstellen, mein Name ist Satoko. Das ist mein Sohn Minori, und wir leben hier.“ „Auf diesem Berg?“, fragte Naruto verwundert. „In solchen Häusern?“ Sakura stieß ihm den Ellbogen in die Rippen. „Wir nennen ihn den Schwarzen Berg. Er ist unser Zuhause“, erklärte Satoko. „Er ist langweilig“, murmelte Minori. „Seid ihr … Flüchtlinge?“, fragte Sakura vorsichtig, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Auf einen knorrigen Stab gestützt kam ein alter Mann auf sie zu. Seine Haut war so faltig, dass er wirkte, als wäre er weit über hundert Jahre alt. Sein Haar war schlohweiß und stand im krassen Gegensatz zu seiner dunklen Haut. „Was machen diese Fremden hier?“, fragte er mit misstönender Stimme, als er ihre Stirnbänder bemerkte. „Bluthunde von Konoha? Haben uns die nicht schon genug angetan?“ „Bitte, Vater!“ Satoko wandte sich zu ihm um. „Minori hat ihnen ihr Eigentum gestohlen.“ „Aha.“ Der alte Mann schien sich zu beruhigen. „Das ist nur gerecht, nachdem sie uns unser Land und unser Leben gestohlen haben.“ „Vater, das ist nicht wahr!“, rief Satoko nach einem kurzen Blick auf die Ninjas aus. „Natürlich ist es das, und das weißt du auch.“ Der Mann trat ganz nah an Naruto heran und sah zu ihm auf. „Naja, die da sind ja noch grün hinter den Ohren. Aber ich wette, die alten Ninjas haben euch von ihrem triumphalen Sieg über den Yami-Clan und den König der Dunklen Horizonte erzählt, was?“ „Was … Wovon redet ihr?“, fragte Naruto und klang bestürzt. Satoko schob ihren Vater mit sanfter Gewalt zur Seite. „Bitte, ich entschuldige mich für die beiden. Wir werden euch nicht länger belästigen, bitte geht eurer Wege.“ Sai hatte sich schon halb umgewandt, als Sakura sagte: „Nein. Wir wissen gar nichts über dieses Dorf. Könnt ihr es uns zeigen?“ Der Alte murmelte etwas in seinen Bart, während die Frau erst zögerte und dann seufzte. „Also gut. Kommt mit.“ Sakura brannte darauf zu erfahren, wo genau sie hier waren und was mit all den Leuten los war, denen sie auf dem Weg begegneten. Zuerst hatte es ausgesehen, als wären sie alle nur extrem schmutzig, aber beim näheren Hinsehen entpuppte es sich, dass ihre Haut tatsächlich grau bis schwarz getönt war. Sie war nicht etwa dunkel gebrannt wie unter sengender Sonne, sondern einfach gefärbt, auch die Lippen und Handflächen der Leute. Ihre Augen und Haare hatten verschiedene Farben, man hätte fast meinen können, durch Konoha zu wandern, deren Einwohner sich die Haut mit Ruß geschwärzt hätten. „Baut ihr hier euer Essen an?“, fragte Naruto, als sie an einem weitläufigen Acker vorbeikamen – zumindest sah es auf den ersten Blick wie ein Acker aus. Doch als sie näher kamen, merkten sie, dass etwas damit nicht stimmte. „Die Erde … Wo ist die Erde?“, fragte Sakura. „Es gibt hier oben keine Erde“, sagte Satoko und wirkte traurig – wie alle Menschen, denen sie über den Weg gelaufen waren, so als hätte sie das Auftauchen der Ninjas an ihr Elend erinnert. „Die Früchte, die ihr seht, wachsen direkt aus dem Felsen.“ Sie zeigte auf die langen, asymmetrischen Reihen der vertrockneten, schwarzbraunen, kürbisgroßen Früchte. „Und so was mögt ihr hier essen?“, fragte Naruto stirnrunzelnd. „Es gibt sonst nichts, was wir essen könnten. Nur selten kommen kleine Pelztiere hier hoch, und deren Fleisch ist ungenießbar.“ „Ganz in der Nähe liegt das Reich der Blitze. Ihr könntet doch in eines der Dörfer dort gehen und euch etwas kaufen“, schlug Sakura vor. Satokos nachsichtiges Lächeln wurde noch eine Nuance trauriger. „Das geht nicht. Abgesehen davon, dass wir kein Geld haben, können wir den Berg nicht verlassen.“ „Was?“ Naruto und Sakura rissen die Augen auf. Sais Miene blieb zwar unbewegt, aber er spannte kaum merklich die Muskeln an. „Und ich dachte, man würde große Geschichten über uns spinnen“, murmelte der Alte finster. „Da hab ich uns wohl zu viel Bedeutung zugemessen.“ Er hustete und winkte sie zu sich herüber. „Kommt mit, ich werde es euch zeigen.“ Als er vor ihnen herhinkte, wirkte er abermals krank – wie alles hier, wenn Sakura ehrlich zu sich selbst war. Was war diesen Leuten nur widerfahren? Es mussten schreckliche Dinge gewesen sein, die sie aufs Tiefste erschüttert hatten. Die Menschen gingen langsam, wirkten aber eher müde denn gemächlich. Ihre dunkel umrandeten Augen waren blicklos und tiefe Falten zeichneten ihre ausgemergelten Gesichter. Die Haut mancher von ihnen war komplett schwarz, andere wiederum war mit grauen Flecken übersät, wieder andere waren aschfahl oder steingrau. Je näher sie auf die Zitadelle zuschritten, zu der der Alte sie führte, desto unwirklicher kam Sakura all das vor. Sie spürte ein Ziehen in ihren Muskeln, je näher sie dem Komplex aus schwarzen Gebäuden kamen. Erneut glitt ihr Blick den massiven, feindseligen Turm hoch, streifte die Erker, Türen, die ins Nichts führten, Stacheln und Ziselierungen, von denen sie weder sagen konnte, was sie darstellen sollten, noch, ob sie aus Stein oder schwarzem Metall bestanden. Überschattet wurde alles von den dichten, dunklen, quellenden Wolken. Dann wurde ihr schwindlig und sie zwang sich, den Blick wieder zu senken. Sie traten durch ein riesiges, geöffnetes Tor und gingen an etlichen Gebäuden vorbei, die den Turm säumten. Sakura wusste nicht, wozu sie gut waren, sie sah einen verstaubten Amboss und andere Schmiedewerkzeuge, aber niemand arbeitete hier. Minori trabte hinter seiner Mutter her und hielt ihre Hand umklammert, während er die Gebäude und vor allem den Turm nervös betrachtete. Sakura streckte die Hand nach einer Hauswand aus. Sie war kalt und aus grauschwarzem Stein. Schweigend gingen sie weiter. Nicht einmal Naruto sagte etwas, sondern sah sich nur mit ernstem Blick um. Sakura wusste, was er dachte. Die Zitadelle war tot. Hier hatten vielleicht einmal Menschen gelebt und gearbeitet, doch sie hatten damit aufgehört, ganz einfach, weil es sinnlos war. Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Die Menschen konnten den Berg nicht verlassen … Was sie auch schmiedeten oder anderweitig produzierten, sie konnten es niemandem verkaufen. Nicht nur Geld war für sie wertlos – auch alle anderen Dinge, die sie nicht selbst in ihrem Dorf brauchten. Sie erreichten den Turm, der von Nahem noch imposanter wirkte. Er war um etliches breiter als das Haus der Hokage, mindestens um das Fünffache, mit einer kreisrunden Grundfläche. Rechts und links des Torbogens, der in sein Inneres führte, standen mehrere graue, manngroße Statuen, die Männer mit Speeren zeigten. Als sie durch den Bogen traten, sah Sakura, wie eine der Statuen kurz den Kopf bewegte und ihnen aus desinteressierten Augen nachsah. Waren es am Ende keine Skulpturen, sondern die Wächter des Turms? Mühsamen Schrittes führten Satoko, Minori und der Alte die Ninjas die steile Wendeltreppe hoch, die sich um den mittleren Teil des Turms wand. Ab und zu zweigten Gänge oder Türen rechts oder links ab, doch sie gingen immer weiter die steinernen, glatten Stufen hoch. Es dauerte nicht lange, da mussten sie eine Pause einlegen, da der Alte keuchte und hustete und nicht mehr weiterkonnte. Nach wenigen Schritten war die nächste Pause fällig, und bald darauf wieder. Schließlich packte Naruto den alten Mann unterm Arm und nahm ihn Huckepack. „Komm, alter Mann. Das ist nicht gut für dich.“ Sakura sah ihn bewundernd an. „Naruto ...“ Die ernste Seite an ihm berührte etwas in ihr, wie immer, wenn er sie offenbarte. Der Alte protestierte schwach, aber da ging Naruto auch schon weiter. Sie stiegen höher und höher, und bald waren es Satoko und Minori, die hinter den durchtrainierten Ninjas zurückzufallen drohten – als sie endlich den obersten Raum erreichten. Die Treppe mündete in einen weitläufigen Saal. Kostbarer schwarzer, von einem Spinnennetz aus weißen Linien durchzogener Marmor bildete den Boden und mehrere Säulen trugen die Decke, die weit über ihnen schwebte. Glaslose, über drei Meter hohe Bogenfenster zierten eine Seite des Saals und gaben den Blick auf das Dorf und die Zitadelle unter ihnen frei. Jetzt erst fiel Sakura auf, dass es zwar finster draußen war, sodass man beinahe nicht sehen konnte, was dort unten vorging, es aber nirgendwo Lichter gab. Genau zwischen den beiden mittleren Fenstern stand auf einer kleinen Erhöhung ein massiver, kalter Steinthron, auf dem ein Riese Platz gehabt hätte. Die Sitzfläche und die Armlehnen waren mit rotem Samt gepolstert, das einzige in diesem Raum, das nicht schwarz oder weiß oder etwas dazwischen war. „Dorthin“, hustete der alte Mann und deutete mit seinem knochigen Finger auf einen schmalen Treppenaufgang an einer Seite des Saals. Sie erklommen eine weitere Wendeltreppe, ehe sie schließlich über dem Thronsaal unter freiem Himmel standen. Sie hatten die Spitze des Turmes erreicht. Der Himmel war angsteinflößend nah, die dicken, grauen Wolken schienen mit bloßen Händen greifbar. In Sakura wurde der Verdacht laut, dass es nicht einfach nur Wolken waren, die hier die Sonne verdeckten. Es sah eher so aus, als wäre es … Dunkelheit. Einfach nur undurchdringliche, rauchige Dunkelheit. Blanker Steinboden war unter ihren Füßen, und anstatt Zinnen hatte der Turm etwas, das wie Zähne aus Metall aussah, die in alle Richtungen abstanden. Vor dem Rand des Plateaus, das dem Dorf und der Zitadelle zugewandt war, steckte etwas im Boden. Sie traten darauf zu; es war ein Rubin oder etwas in der Art, ein Edelstein, größer ein Straußenei, unförmig und von einem blassen Rosa. Er steckte tief im Boden; ein Netz aus Rissen hatte sich gebildet, als hätte jemand ihn mit Gewalt in den pechschwarzen Stein getrieben. „Unglaublich“, murmelte Naruto, als er den alten Mann vorsichtig abgesetzt hatte. Von hier oben konnte man den gesamten Berg überblicken. Jenseits der Felsmauern, auf der grasbewachsenen Ebene und in dem Wäldchen, in dem die Ninjas auf Minori getroffen waren, schien die Sonne. Nur der Berg schien im Schatten der Wolken über ihnen zu liegen. Es sah seltsam aus. „Seht genau hin. Fällt euch etwas auf?“, fragte der Alte. Sakura kniff die Augen zusammen. „Ist das … ein Siegel?“ Die Erdspalten, von denen eine Sakura hatte stolpern lassen, waren keinesfalls natürlich entstanden. Von hier oben konnte man erkennen, dass sie ein Muster bildeten, ein Zeichen mit immer wieder unterbrochenen Linien, das Sakura von ihrer Ninjaausbildung her kannte. Versiegelt bedeutete es übersetzt. „Was bedeutet das?“, murmelte sie, während ihr ein neuerlicher Schauer über den Rücken lief. „Das, meine Kleine, ist das Werk eures Dorfes“, sagte der Alte bitter. „Ein Siegel, das uns daran hindert, den Berg zu verlassen – damit wir hier elendig zugrunde gehen.“ ======================================= So, hier höre ich mit dem ersten Kapitel erstmal auf. Ich hoffe, man merkt, dass ich mir Mühe gegeben habe, die Umgebung zu beschreibung ... und dass ich hoffentlich auch düstere Stimmung erzeugt habe ;) Bin wie immer dankbar für jede Rückmeldung, damit ich weiß, wie euch dieser Stil gefällt^^ Also, falls ihr was anzumerken habt - nur zu :) Kapitel 2: Eternal Curse ------------------------ Sakura riss die Augen auf. Plötzlich wurde ihr schwindlig. Das konnte doch nicht wahr sein … Bilder blitzten vor ihren Augen auf, ein ganzes Dorf, eingesperrt für immer auf der Spitze eines Berges, der nie Sonnenlicht erfuhr, der Ausdruck in den Augen der Bewohner des Schwarzen Berges, Leere, Kälte, Glanzlosigkeit, Augen, die lange kein Licht mehr gesehen hatten ... „Sakura!“ Narutos Hand schnellte vor und packte sie am Arm. Sie zuckte zusammen, als ihr die schwindelerregende Höhe bewusst wurde. Beinahe hätte sie das Gleichgewicht verloren und wäre über die Zahnzinnen gestürzt … „D-Danke“, murmelte sie. „Ist dir nicht gut?“, erkundigte sich Sai. „Es geht schon … Ich fühle mich nur so kraftlos, das ist alles …“ Der Alte nickte. „Selbstverständlich tust du das. Du bist eine Kunoichi.“ Sakura verstand nicht, worauf er damit hinauswollte, aber ehe sie eine entsprechende Frage stellen konnte, sagte Naruto: „Du hast gesagt, ihr könnt den Berg nicht verlassen. Wir haben Minori aber unten im Wald getroffen.“ Der Alte und Satoko nickten simultan. „Minori ist etwas Besonderes. Er ist das einzige Kind, das es auf dem Schwarzen Berg gibt. Darum ist ihm auch immer so langweilig“, erklärte die Frau. Sakura warf dem Jungen einen Blick zu, der ihn fast trotzig erwiderte. „Ich weiß nicht, warum, aber das Siegel scheint keine Wirkung auf ihn zu haben. Ich war überglücklich, als ich ihn geboren habe.“ „Es hat lange keine Kinder mehr auf dem Schwarzen Berg gegeben“, bestätigte der alte Mann. „Das Siegel verhindert es.“ „Moment – heißt das, ihr könnt hier nicht runter und keine Kinder bekommen?“ Naruto war fassungslos. Der Alte nickte betont langsam. „Wir leben nun schon seit dreißig Jahren hier. Die Kinder von damals sind erwachsen, und nur alle paar Jahre bekommt ein Ehepaar Nachwuchs. Wir nehmen an, dass das Siegel nicht ganz so wirkt, wie es soll.“ „Minori ist vor elf Jahren zur Welt gekommen und war seither der letzte. Das Kind vor ihm war Kuruda, aber der ist jetzt schon siebzehn“, fügte Satoko hinzu. „Aber wenn ihr keine Kinder bekommen könnt …“ Naruto führte den Satz nicht zu Ende. „… wird unser Volk eines Tages aussterben, ja“, murmelte Satoko leise. „Aber wahrscheinlich ist es besser, wenn wir keinen Nachwuchs haben. Unsere Kinder müssten all das auch erleiden.“ „Aber … ihr werdet aussterben!“ Narutos Fassungslosigkeit erreichte neue Höhen. „Und was denkst du, warum man das Siegel auf den Schwarzen Berg angewendet hat?“, schnauzte ihn der Alte an. Dann wurde sein Blick anders, immer noch streng, aber plötzlich auf eine ganz andere Art. „Ihr hattet wirklich keine Ahnung, oder?“ Sakura sah betreten zu Boden. „Nein“, flüsterte sie. „Man hat uns nie etwas erzählt.“ „Jetzt seht ihr mit eigenen Augen, wozu Konoha fähig ist“, sagte der Mann und trat neben ihr an die Zinnen. „Jeder Mann und jede Frau auf dem Schwarzen Berg weiß, was es heißt, tot zu sein. Wir leben hier abgeschnitten von der restlichen Welt, abgeschnitten von der Sonne. Die Gargoyles, die Männer, die ihr unten vor dem Turm gesehen habt, achten darauf, dass niemand zu lange hier oben bleibt. Es ist vorgekommen, dass die Menschen verrückt wurden, die das Sonnenlicht in der Ferne gesehen haben, oder dass sie sich in den Tod gestürzt haben.“ Während Sakura lauschte, verkrampfte sich ihr Herz. Ein Leben ohne Sonnenlicht … Gott, eine Depression musste harmlos dagegen sein! Ohne es zu merken, biss sie sich so fest auf die Unterlippe, dass Blut über ihr Kinn lief. „Wir haben keinen Sinn zu leben“, fuhr der Alte fort und seine Stimme wurde mit jedem Wort bitterer und düsterer. „Anfangs war da der Rachedurst, der uns antrieb, einen Ausweg zu finden. Dann verschlang uns die Enttäuschung, dann hilflose Wut auf das Schicksal und Wahnsinn. Etliche Dorfbewohner wurden verrückt und schlachteten einander ab, suchten den Tod und brachten ihn anderen. Unsere Anzahl hat sich damals halbiert. Schließlich war auch diese Phase vorbei. Nun sind wir nur noch lethargisch, müde. Alle Tränen sind geweint, selbst Blutvergießen würde keinen Unterschied mehr machen. Kinder wie Minori sind unser einziger Lichtblick; sie können Eindrücke von draußen sammeln und unseren Geist stärken, doch zugleich sind sie auch ein Fluch, denn sie erinnern uns an das, was uns fehlt, und daran, dass wir bald nicht mehr existieren.“ Sakura brachte es nicht fertig, ihn weiter anzusehen. Sie sah zu Naruto, der die Hände zu Fäusten geballt hatte. Seine Schultern zuckten. „Vor einigen Jahren gelangten Banditen auf den Schwarzen Berg“, fuhr der Alte fort. „Wir besaßen kein Geld, also wollten sie die Frauen entführen. Als sie bemerkten, dass sie das nicht konnten, begannen sie ein Gemetzel. Obwohl wir des Lebens überdrüssig waren, kämpften wir, ein Abglanz unserer selbst, als wir noch einen festen Platz in Konoha hatten. Siebenmal kamen die Banditen, siebenmal schlugen wir sie zurück. Immer mehr von uns ließen ihr Leben. Niemand kam, um uns zu helfen.“ Die Stimme des Mannes war brüchig und trocken geworden, und er verstummte. Satoko nahm den Faden wieder auf, doch sie sprach kaum kräftiger als ihr Vater. „Die Banditen haben eine Seuche über uns gebracht. Mehrere Menschen wurden krank, und hier oben gibt es keine Heilpflanzen. Die Krankheit breitete sich immer weiter aus, sie war sehr ansteckend und ist auch heute noch nicht ganz besiegt. Immer wieder bricht bei einem Dorfbewohner dieses Fieber aus und tötet ihn langsam. Und darum … Darum …“ Sie schloss die Augen und schluchzte, aber wie der Alte gesagt hatte, kamen keine Tränen mehr. Sakura merkte, wie sie zitterte. Ihr war plötzlich so kalt wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Ihre Augen waren wässrig und brannten. Ihre Stimme war nur ein Hauchen, als sie sagte: „Die Kranken … Ihr tötet sie, bevor sie jemanden anstecken, oder?“ Satoko nickte stumm. Sakura brach in Tränen aus. Das war zu viel für sie. Ein Dorf, das dem Untergang geweiht war, dazu verdammt, sich langsam selbst auszulöschen. Hemmungslos weinte sie um all die traurigen Gestalten, die sie im Dorf gesehen hatten. Sie wusste nicht, warum, aber diese Leute, die sie im Grunde gar nicht kannte, waren ihr plötzlich so viel wert wie ihre eigene Familie. Es tat ihr im Herzen weh, diese Geschichte hören zu müssen, eine Geschichte über Grausamkeit und Ungerechtigkeit. Sie fühlte eine Verbundenheit mit den Leuten, als wären sie … ihre Kinder. Niemand sagte etwas. Sakura war es egal, dass sie beobachtet wurde, sie ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie brannten ihr über die Wangen, tropften zu Boden. Irgendwann versiegten sie, und Sakura wartete schluchzend darauf, dass der schwache Wind ihr Gesicht trocknete. „Wir sollten jetzt gehen. Die Gargoyles werden bald nach dem Rechten sehen“, sagte der Alte nach einer Weile. Seine Stimme klang hart, aber auch zufrieden, als wäre es ihm ganz recht, dass ein Ninja aus Konoha das Schicksal seiner Landsleute beweinte. Erneut spürte Sakura, wie ein Stachel durch ihr Herz gerammt wurde. Langsam machten sie sich an den Abstieg. Sakura bekam kaum etwas davon mit. Sie ging mit mechanischen Schritten, ohne darüber nachzudenken, und fragte sich, warum sie eigentlich Tränen wegen diesen Menschen vergoss. Sie war doch sonst nicht so einfach zu entsetzen … Plötzlich ärgerte sie sich über sich selbst. Sie schluckte und bemühte sich um eine feste Stimme, als sie fragte: „Warum hat Konoha das getan? Es muss einen Grund dafür geben, dass ihr hier eingesperrt seid.“ Die anderen hielten Inne und sahen sie fragend an. Der alte Dorfbewohner lachte trocken auf. „Einen Grund? Einen Grund? Ich werde dir erzählen, was passiert ist, Mädchen: Einst waren wir ein Teil von Konoha Gakure, ein angesehener Clan, wie ihr es nennt. Nur dass wir uns nicht als einen solchen sahen. Wir sahen uns als ein Volk, und wir hatten einen König, auch wenn wir nur wenige waren. Die anderen Shinobi nannten uns den Yami-Clan.“ Sakura forschte in ihrem Gedächtnis nach diesem Begriff, aber sie konnte sich nicht erinnern, jemals etwas über einen solchen Clan gehört zu haben. Der Alte fuhr fort: „Wir waren Ninjas, die die Dunkelheit bevorzugten, wir gingen des Nachts auf Missionen und beherrschten Finsternis und Schatten. In der Tat waren wir, als das Dorf gegründet wurde, eine Art Zweigfamilie des Nara-Clans, doch wir spezialisierten uns auf Jutsus, die nicht die Schatten kontrollierten, sondern die Dunkelheit selbst.“ Sein Blick verlor sich in der Ferne seiner Erinnerungen. „In den Shinobi-Kriegen waren wir besonders gefürchtet. Wenn wir auf einem Schlachtfeld auftraten, brach die Nacht über unsere Feinde hinein. Sie wurden in die Dunkelheit gezogen, lernten Angst kennen … Eines Tages, als der Krieg vorbei war und unsere speziellen Dienste nicht mehr gebraucht wurden, bekam selbst Konoha Angst vor uns.“ Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als wollte er über die Ironie lachen, hätte aber verlernt, wie das ging. „Versteht ihr das? Es ist nicht Böses an der Dunkelheit, sie ist nur anders. Aber die Menschen fürchten das Andersartige, sie fürchten die Dunkelheit, sie fürchten uns. Dazu kam, dass der Feudalherr des Landes des Feuers sich in den Kopf setzte, unser König könnte auf sein Reich aus sein. Was tat Konoha also? Es verbannte uns. Wir verließen das Dorf und bauten uns auf diesem Berg eine neue Existenz auf. Damals war die Siedlung hier oben schön, der Turm und die Zitadelle standen bereits. Aber Konoha hatte noch nicht genug: Der dritte Hokage selbst gab den Befehl, uns hier einzukerkern. Anbu-Einheiten trieben uns auf dem Berg zusammen, und das Siegel wurde in den Boden gestampft. Dann erschufen sie aus ihrem Chakra den Rubin, den ihr oben gesehen habt. Sie platzierten ihn auf dem höchsten Punkt des Schwarzen Berges, wo er seitdem das Siegel intakt hält. Jeder, der versucht ihn zu berühren, stirbt auf der Stelle. Das alles lief im Geheimen ab. Freilich, wir haben gekämpft, aber der Rest von Konoha hatte wohl keine Ahnung, wie es aussieht. Die Dunkelheit sollte nach und nach verschwinden, ohne dass jemand nachfragt, wo sie geblieben ist.“ Der Alte seufzte tief. „Ohne dass jemand sie vermisst. Diese Narren … Worin liegt der Sinn, die Dunkelheit zu vertreiben und nur das Licht zu erlauben? Ist etwa Regen verboten, weil Sonnenschein Pflanzen gedeihen lässt? Oder hat der Hokage das Wasser weggesperrt, weil euer Land das Land des Feuers ist?“ Als hätte er plötzlich keine Kraft mehr, sackte der Mann in sich zusammen und wäre die Treppe hinuntergestürzt, wenn Naruto ihn nicht geistesgegenwärtig ergriffen hätte. Sakura sah Tränen in den Augen ihres Freundes schimmern. Auch ihm ging diese Geschichte nahe. Minutenlang standen sie auf der Treppe, ehe sie weitergingen. „Das heißt also, ihr seid alle Ninjas?“, fragte Sai. „Nicht alle. Aber über die Hälfte waren einmal Shinobi von Konoha Gakure“, sagte Satoko. „Unsere Jutsus funktionieren hier nicht“, murmelte der Alte, wobei er zwischendurch immer wieder Atem schöpfen musste, obwohl Sai ihn stützte. „Das Siegel unterdrückt unser Chakra.“ Naruto vollführte das Fingerzeichen für seine Schattendoppelgänger. Nichts geschah. „Du hast Recht, alter Mann! Es ist genau wie bei der Chunin-Prüfung, als Neji mir die Chakrapunkte blockiert hat!“ Auch Sakura spürte wieder, wie ausgelaugt sie war. „Es wird bald Nacht“, sagte Satoko. „Ihr solltet euch im Dorf ausruhen. Morgen früh könnt ihr ja weiterziehen. Vielleicht erzählt ihr euren Leuten auch von unserem Schicksal. Auch wenn ich glaube, dass uns niemand helfen kann.“ Sakura war zu sehr in Gedanken versunken, um wirklich zuzuhören. Dass Konoha in der Vergangenheit Fehler begangen hatte, hatte sie gewusst, aber derartige Gräueltaten … Sie konnte, sie wollte es einfach nicht glauben! Der dritte Hokage noch dazu, die Gutmütigkeit und Friedfertigkeit in Person … Die kleine Gruppe verließ den Turm. Die graugekleideten Männer, die der Alte Gargoyles genannt hatte, sahen sie nur müde aus den Augenwinkeln an. Satoko führte sie durch die Zitadelle und das Dorf zu einem windschiefen Haus. Es schien aus Holz zu bestehen, das aber definitiv noch aus der Zeit vor dem Siegel stammte und morsch und feucht war. Das Gebälk knarzte im Wind. Während Minori seinen Großvater ins Haus begleitete, deutete Satoko auf das benachbarte Gebäude, das ebenfalls kaum ansehnlicher war. „Der vorige Bewohner ist tot, ihr könnt heute Nacht darin schlafen.“ Sakura nickte dankbar, dann ging auch Satoko hinein. Eine Weile standen die Shinobi unschlüssig da, ehe sie das ihnen angebotene Haus betraten. Es roch nach Schimmel und es gab keine Betten, aber die drei waren so müde, dass selbst der feuchte Boden einladend aussah. Sie wickelten sich in ihre Schlafsäcke ein und versuchten Ruhe zu finden. Sakura konnte nicht schlafen. Sais Atemgeräusche waren bald tiefer und langsamer geworden, aber Naruto war auch noch wach. „Kannst du das glauben?“, fragte er. Sie zuckte mit den Schultern, obwohl er sie in der Finsternis nicht sehen konnte. „Ich muss wohl.“ „Ob Tsunade davon weiß, was diesen armen Leuten widerfahren ist?“ „Wahrscheinlich.“ „Wenn wir wieder im Dorf sind, werden wir mit ihr darüber reden“, beschloss Naruto. Sakura antwortete nicht, sondern drehte sich herum. Es war nicht völlig finster. Durch die Fenster fiel graues Licht, das durch die Wolken drang – oder eher direkt in ihnen entstand. Sie fragte sich erneut, wie es sein musste, auf immer und ewig in dieser Dunkelheit leben zu müssen … selbst für einen Clan, der die Dunkelheit liebte. Das Siegel kam ihr plötzlich nicht mehr wie ein Schutz für das Reich des Feuers vor, sondern wie eine besonders sadistische Strafe. Als wollte Konoha dem Yami-Volk sagen: Ihr mögt die Dunkelheit? Sehen wir mal, wie lang ihr es darin aushaltet! Erneut fühlte sie, wie sich ihr Magen verkrampfte. Sie wollte diesen armen Leuten helfen, irgendwie, und wenn sie vor Tsunade auf den Knien rutschen müsste. Doch sie wusste, dass es umsonst war. Ein Siegel konnte man nicht einfach so lösen, selbst wenn man dreimal Hokage war, und schon gar nicht eines von solcher Größe, das von einem tödlichen Edelstein beschützt wurde … Wieder fühlte sie Tränen in sich aufsteigen, diesmal Tränen der Wut. Es war hilfloser Zorn, der sie noch lange wachhielt. Sakura ertrug den Gedanken nicht, wie die Leute hier zu leiden hatten. Wenn sie nach nur wenigen Stunden in der Dunkelheit schon so depressiv war, wie mochte es dann ihnen ergehen? Sie hatte die Augen der Menschen gesehen … die Augen der Gargoyles. Sie waren leer gewesen. Einst mochten in ihnen große Ninjas gelebt haben, doch heute waren ihre Körper nur noch leere Hüllen. Sakura erstickte einen Schluchzer in ihrer Decke und hasste sich dafür, schon wieder heulen zu müssen, doch es half nichts. Irgendetwas tun, sie musste irgendwie helfen … Irgendetwas … Irgendwie … Diesen verzweifelt pochenden Wunsch in ihrem Kopf, schlief sie schließlich ein. =============================== So, hier hätten wir das zweite Kapitel. Ich habe ein wenig Licht in die Vergangenheit des Yami-Volks gebracht und hoffe jetzt, es war nicht zu trocken ;) Weiters habe ich mich bemüht, zu verdeutlichen, dass Sakura auch an dem zweifelt, was der Dritte Hokage angeblich getan hat. Und trotz allem hoffe ich noch, dass ich die düstere Stimmung beibehalten habe XD So, jetzt ist das wichtigste geklärt, im nächsten Kapitel wird etwas mehr geschehen, keine Sorge ;) Übrigens würde ich mir gerne eine Liste zusammenstellen von denen, die eine ENS wollen, wenn es neue Kapitel gibt. Schreibt mir einfach eine ENS, wenn ihr eine wollt, oder erwähnt es im Gästebuch oder bei den Kommentaren. Letztere sind natürlich immer gern gesehen ;) Bis zum nächsten also! Kapitel 3: Tears of a stranded Fate ----------------------------------- So, wie versprochen, genug der Plauderei, jetzt gehts etwas mehr zur Sache ;) ===================================== Ihr Schlaf war nicht von Dauer. Es waren wohl nur wenige Stunden gewesen – genau konnte sie es nicht sagen, da es auf dem Schwarzen Berg immer gleich finster war, aber ihren immer noch müden Gliedern nach zu urteilen war es noch nicht Mitternacht –, als sie ein Tumult weckte, dessen Ursprung sie nicht sofort feststellen konnte. Noch schläfrig besann sie sich, wo sie war, rappelte sich auf und lief vor das Haus. Naruto und Sai waren direkt hinter ihr; auch sie waren aufgeschreckt. In Satokos Haus brannte Licht – oder so etwas Ähnliches. Es war nicht warm, wie von normalem Kerzenschein zu erwarten, sondern düster und flackernd. Sie hörten Stimmen, und Spannung lag in der Luft. Sakura nickte Naruto unbehaglich zu. Irgendetwas stimmte nicht. Sie klopften an der Tür, und als niemand antwortete, öffneten sie sie. Ein kahler Raum erwartete sie. Auf einem rohen, schiefen Tisch standen einige Kerzen, die mit schwarzen Flammen brannten und das beunruhigende, negativ wirkende Licht verströmten. Selbst das Licht, das sie selbst erzeugen, ist verflucht, ging es Sakura durch den Kopf. Der wahre Schrecken erwartete sie jedoch erst, als sie weiter in das Zimmer hinein traten. Der Alte, Minori und ein schwarzhaariger Mann, der Minoris Vater sein musste, standen über ein Bett gebeugt, in dem eine sich windende Gestalt lag. Der Alte hatte nur ein schmutziges Nachthemd an und hielt einen weiteren Kerzenhalter in der Hand. Die drei Ninjas traten näher und erkannten Satoko. Sie bot einen erbärmlichen Anblick: Sie hatte die Augen geschlossen, Schweiß stand ihr auf der Stirn und hatte ihre Kleidung völlig durchnässt. Ihre Wangen waren noch eingefallener als üblich und auf ihrer Haut hatten sich schwarze Pusteln gebildet. Sie rang schwer nach Luft und wälzte sich stöhnend in den Laken umher. Sakura schlug die Hand vor den Mund. Der Alte bemerkte die Neuankömmlinge als erstes. „Ihr!“, keifte er und streckte anklagend den Finger aus. „Ich habe gewusst, dass ihr uns nur Unglück bringen würdet, Abschaum von Konoha!“ „Bitte, Schwiegervater“, sagte der andere Mann mit mühsam verhaltenem Zorn und noch mehr Sorge in der Stimme. „Wir haben darüber schon gestern gesprochen. Sie können nichts dafür; es ist das Fieber.“ „Redet ihr … von …“ Naruto sprach nicht weiter. Sakura musste schlucken. Minori stand neben dem Bett und weinte. „Mami …“ Etwas polterte, und die Tür ging abermals auf. Ein dürrer Mann, kaum mehr als ein Skelett, kam herein. Sein Kopf war völlig kahl, obwohl er vielleicht erst in den Vierzigern war. „Tamu, was ist los? Ich hab Stimmen ge…“ Er verstummte, als er Satoko sah. „Es ist das Fieber“, sagte Satokos Mann erneut. Sakura atmete tief durch. „Bitte, geht zur Seite. Ich bin Heilerin.“ Die Männer machten tatsächlich Platz, sahen aber keineswegs erleichtert aus. Fachmännisch prüfte Sakura den Puls der Kranken, zog ihr das Augenlid in die Höhe und schätzte die Temperatur. Satoko war glühend heiß. Man konnte förmlich zusehen, wie der Ausschlag sich ausbreitete. „Ich brauche Wasser“, wies Sakura die anderen an. Sofort stürmte der Mann, der hinzugekommen war, wieder hinaus. Die Kunoichi legte eine Hand auf die Pusteln und sammelte ihr Chakra, doch das grüne Licht, das stets ihre Heiljutsus begleitete, blieb aus. Enttäuscht stieß sie die Luft aus. Natürlich, dieses verdammte Siegel blockierte ihr Chakra. Der Mann kehrte mit einem Eimer schmutzigem Wasser zurück. „Was soll das sein?“, fragte Sakura, die langsam ins Schwitzen kam, als Satoko plötzlich unter Schmerzen aufschrie. „Habt ihr kein sauberes Wasser?“ Der finstere Blick des Mannes sprach Bände. Gott, war nicht einmal das Wasser hier auf diesem Berg in Ordnung? „Gib es auf, Kunoichi aus Konoha“, sagte Tamu, Satokos Ehemann. „Du kannst nichts für sie tun.“ „Ich habe diese Krankheit noch nie gesehen“, gab Sakura zu, „aber ich werde nichts unversucht lassen. Wenn wir sie nach Konoha bringen, können wir sie sicher heilen.“ „Ihr könnt Satoko nicht von dem Berg fortbringen“, sagte Tamu traurig. „Aber wir drei und Minori können hier fort! Wir werden Heilkräuter sammeln …“ „Was meinst du, wie lange dauert es, bis du das richtige Kraut gefunden hast? Satoko wird binnen drei Tagen sterben.“ Die Augen des Mannes schimmerten. Minori hatte sich auf das Bett geworfen und weinte bitterlich um seine Mutter. „Die Krankheit ist hochansteckend. Eigentlich sollten wir alle gar nicht hier sein.“ „Der Turm!“, fiel Naruto ein. „Wenn wir sie auf den Turm bringen, ist sie von den anderen isoliert, dann können wir versuchen sie zu behandeln!“ Satoko hustete schwer und rang dann nach Atem. Ihr Haar klebte ihr schweißnass im Gesicht. „Und wer soll sie behandeln?“, fragte der Alte. „Jetzt seht ihr, was Konoha uns angetan hat! Hat man einmal das Fieber, ist man verdammt! Selbst wenn wir sie in den Turm bringen, wird der Turm für Jahre verseucht sein!“ „Wir müssen doch irgendetwas tun können!“ Sakura war der Verzweiflung nahe. Erneut ergriff sie die Ohnmacht, die sie auch gestern umklammert hatte. Sie begriff, dass Ninjas, die ihre Jutsus nicht einsetzen konnten, noch viel hilfloser waren als einfache Menschen, die ihr Lebtag nichts anderes kannten. „Es gibt nur eines, was wir tun können“, murmelte Tamu bitter. Narutos und Sakuras Augen wurden groß, als sie seinen starren Blick betrachteten. „Das kannst du nicht ernst meinen! Sie ist deine Frau!“, rief Naruto aus. Tamu schloss stöhnend die Augen und kauerte sich hin. „Sie wird drei Tage lang leiden und sich wünschen, sie wäre tot, wenn ich sie nicht erlöse!“ Der andere Dörfler legte ihm die Hand auf die Schulter. Satoko keuchte erneut auf und stieß einen kraftlosen, erstickten Schrei aus, dann bäumte sie sich auf, die zittrigen, aufgekratzten Hände in die Bettlaken gekrallt. Tränen liefen ihr über die Wangen. „Trotzdem, das …“, wollte Naruto erwidern, aber der Alte unterbrach ihn unwirsch. „Ihr naiven Jungspunde aus Konoha! Ihr wisst nicht, was es heißt, hier zu leben! Wer hier lebt, ist sowieso schon dem Tod geweiht, es ist nur eine Frage der Zeit, bis er eintritt!“ Er stürzte auf Sakura zu, die ihm am nächsten stand. „Gib mir deinen Kunai, Mädchen!“ „Was soll … Lass das!“, rief die Kunoichi, doch er hatte schon eines der Wurfmesser aus dem Beutel an ihrem Gürtel gezogen und hielt es mit zitternder Hand hoch. Naruto stellte sich ihm in den Weg, als er auf das Bett zutreten sollte. „Es muss einen anderen Weg geben“, sagte er entschlossen. „Es gibt keinen“, sagte Tamu tonlos. Der andere Dorfbewohner nahm den kleinen Minori an der Hand und zog ihn aus der Hütte fort. Der Junge schrie wie am Spieß. „Nein, ich will bei Mami bleiben … Mami!!“ „Soll ich etwa zusehen, wie meine Tochter qualvoll stirbt?“, rief der Alte. Seine Stimme klang weinerlich, alle Strenge war daraus gewichen. Seine Augen waren mit Tränen gefüllt. Sakura erkannte, dass es an diesem gottverlassenen Ort ein Gut gab, das den Menschen etwas bedeutete: Liebe. Und selbst das rettete nicht vor dem Tod. Etwas im Ausdruck des gebrechlichen und zerbrochenen Mannes ließ Naruto innehalten. Er senkte die Arme. Sakura schlug die Hand vor den Mund und machte sich klein. Sie war nicht fähig wegzusehen. Der Alte trat an das Bett, hob den Kunai … Und brach wimmernd in sich zusammen. „Ich kann es nicht … Ich kann es nicht …“ Tamu war wieder aufgestanden und strich seiner Frau unter Tränen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ihr Gesicht war weißer als das Laken, auf dem sie lag. Ihr Atem ging nur noch stoßweise, unterbrochen von tiefen, gutturalen Stöhnlauten. Der Alte drehte sich herum und kam auf Sakura zu. Diese wich zurück. „Nein … nicht …“ Er packte sie am Arm und drückte ihr den Kunai in die Hand. „Konoha hat unser Todesurteil unterschrieben, Konoha wird es auch ausführen!“, rief er mit brüchiger Stimme. „Nein, ich kann unmöglich …“ „Tu es!“ Er gab ihr einen heftigen Stoß, der sie auf das Bett zutaumeln ließ. Satokos Glieder zuckten bereits unkontrolliert. Drei Tage würde das so gehen? Oh Gott … Oh Gott, oh Gott, oh Gott … Ich kann das nicht, hilf mir, irgendwer, ich kann das nicht! „Ich bin Heilerin! Ich kann doch niemanden …“ „Du bist Heilerin, ja?“, schrie der Alte hysterisch. „Dann tu doch was! Heile sie! Ich sage dir, alle Heiler der Welt können sie nicht retten! Sakura zitterte, als hätte sie Schüttelfrost. Aber sie konnte doch niemanden töten, nur um ihm sein Leiden zu ersparen … Unter einem neuerlichen qualvollen Hustenanfall von Satoko ging Sakura schluchzend in die Knie. Der Kunai entglitt ihren Fingern und polterte zu Boden. „Es tut mir leid … So leid …“ In dem Moment trat Sai mit unbewegter Miene auf die Kranke zu und zog sein Schwert. „Satoko … Meine Satoko …“, murmelte Tamu. „Warte auf mich, wir werden uns wiedersehen …“ Er küsste sie auf die Stirn und drückte ihre Hand. Mit sanfter Gewalt schob ihn sein Schwiegervater zur Seite. „Sag mir, soll ich dein Leiden beenden?“, fragte Sai. Satoko stöhnte nur schluchzend und wälzte sich hin und her. Die Stimme des Ninjas war monoton, aber gut zu hören. „Soll ich dich erlösen? Du musst es mir sagen. Ein Nicken genügt.“ Sakura war sich nicht sicher, ob Satoko ihn überhaupt verstand. Sie zitterte immer noch am ganzen Körper. Entschieden sie hier wirklich über das Leben dieser Frau? Und es gab keinen Ausweg? Sie spürte, wie Naruto ihr eine Hand auf die Schulter legte, doch auch seine Finger waren verkrampft. Er war genauso aufgewühlt wie sie und brauchte selbst Trost. Satokos Schicksal ging ihnen tief unter die Haut. Endlich bewegte todkranke Frau den Kopf etwas, die Andeutung eines Nickens, das Sai erwiderte. Er beugte sich über sie. Sakura kniff die Augen zu und wollte aus der Hütte stürmen, aber der Alte war plötzlich da und packte sie hart an der Schulter. „Lass mich los!“, schrie sie mit erstickter Stimme, aber ohne ihr Chakra hatte sie auch nicht ihre unglaubliche Stärke. Dafür zerrte der Alte sie mit einer Kraft, die sie seinem knochigen Leib niemals zugetraut hätte, wieder zu Satokos Bett hin. „Du bleibst hier! Sieh genau hin! Das geschieht mit jedem, der das Fieber hat! Das ist der Fluch, den Konoha uns als Dank für unsere Dienste auferlegt hat!“ In seinen Augen lag keine Bosheit, nur unendliche Traurigkeit und Bitterkeit. Sakura biss sich so fest auf die Zunge, dass es wehtat. Tränen liefen ihr über die Wangen. Und sie sah zu. Sie sahen alle zu, als Zeugen des Unrechts, das diese Situation verursacht hatte. Sie sahen zu, wie Satoko sich ein letztes Mal aufbäume, wie Sai sein Schwert hob und zustach. Noch zwei Stunden später zitterte Sakura am ganzen Körper. Was war nur los mit ihr? Sie hatte schon andere Menschen sterben gesehen, Menschen, die sie länger gekannt hatte … Aber Satokos Tod, ihr gepeinigtes Gesicht wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Es verfolgte sie überall hin, sie sah es immer, wenn sie in die Dunkelheit blickte, und Dunkelheit gab es hier viel. Warum nur? Warum fühlte sie diesen Stich im Herzen? Es war, als … Satoko war älter gewesen als sie selbst, doch es war, als hätte Sakura ihre Tochter verloren, so musste sich das anfühlen. Sie saßen wieder in ihrem eigenen Haus. Sai war nicht da; er erwies Satoko die letzte Ehre, indem er dem kurzen Ritual beiwohnte, während dessen Tamu und der Alte ihren Leichnam über die Klippen auf der anderen Seite des Berges in eine Felsengrube warfen. Sakura und Naruto hatten die letzten zwei Stunden damit verbracht, sich anzuschweigen. Endlich ergriff Naruto das Wort, seine Stimme war unstet. „Sai war ein Anbu. Sie hat nichts gespürt.“ Sakura antwortete nicht darauf. „Naruto … Hat der alte Mann recht? Ist das alles unsere Schuld?“ Er schwieg. „Naruto?“ Sakura sah auf und erschrak. Narutos Gesicht hatte die Züge eines Raubtiers angenommen. Seine Augen funkelten, seine Fänge waren gewachsen. Selbst das Siegel des Schwarzen Berges konnte die Kraft des Kyuubi nicht unterdrücken. „Wenn Konoha zu einem solchen Unrecht fähig war, dann ist das unverzeihlich!“, knurrte er. „Nicht, Naruto …“ Sie rutschte zu ihm hin und legte ihm die Hand auf den Arm. „Bitte nicht. Wenn du dich verlierst, bin ich alleine … Wenn ich schon nicht meine Nerven behalten kann, musst du für uns beide Mensch bleiben.“ Er atmete tief durch. Das dämonische Glühen in seinen Augen verschwand. „Es tut mir leid“, flüsterte er und nahm sie zaghaft in den Arm. Sie lehnte den Kopf an seine Brust und spürte, dass sein Herz immer noch vor Wut raste. Sakura schloss die Augen. Könnte sie doch nur die heutige Nacht vergessen … Irgendwann, nach einer schweigsamen Ewigkeit, glitten die beiden noch sitzend in den Schlaf über. ===================================== So, was meint ihr: Spannend genug? Oder zu heftig? ;) Mir ging es in dem Kapitel darum, dass auch die drei "Außenweltler", vor allem Sakura, mit eigenen Augen das Schicksal des Yami-Volks sehen. Das einschneidende Erlebnis trägt auf jeden Fall zum weiteren Verlauf und zum schrittweisen Wandel ihrer Gesinnung bei. Außerdem ein Gedankenspiel mit den Ninja-Fähigkeiten, ohne die sie sich tatsächlich hilfloser fühlen als irgendjemand sonst. Freue mich wie immer über jegliches Feedback :) Kapitel 4: Bleeding Jewel ------------------------- Hab mich ziemlich verspätet und möchte mich deswegen entschuldigen ... Es war nicht geplant, dass ihr so lange auf dieses Kapitel warten müsst. Here we go: =========================================== Es war lange her, seit Sakura das letzte Mal von Sasuke geträumt hatte, und diesmal war es auch nicht die Sorte Traum, die sie gehabt hatte, als sie noch in ihn verliebt gewesen war – oder zumindest geglaubt hatte, dass es Liebe wäre. Der Traum heute Nacht war anders. Sie sah, wie unter dämmrigem, rotem Horizont Sasuke an der Spitze einer Armee auf Konoha zumarschierte. Das kam Sakura seltsam vor; Sasuke war ein Einzelgänger, niemand, der eine derartige Horde von Männern und Frauen um sich scharen würde. Sakura stand auf einer Anhöhe, vielleicht auf dem Hokage-Berg, und sah zu, wie sich die Ninjas aus Konoha der Armee entgegenwarfen. Sie sah ihre Freunde sich in den Kampf stürzen, sah Ino, Kakashi, Shikamaru ... Doch bevor sie Sasukes Heer erreichten, verschwammen ihre Gestalten, sie wurden zu schwarzen, gesichtslosen Schemen, die dort kämpften und irgendwann fielen. Sakura beobachtete die Schlacht, ohne etwas zu empfinden. Sie sah einfach zu, es geschah einfach, und es waren auch nicht ihre Freunde, die dort kämpften, sondern eben nur ihre Schatten. Neben sich sah sie plötzlich ihren Vater stehen, der ebenfalls auf Konoha hinabsah. Sie hatte ihn lange nicht mehr gesehen und sein Gesicht war in diesem Traum verschwommen, aber mit der Unerschütterlichkeit, die man nur in Träumen hat, wusste sie, dass es ihr Vater war. „Vater, warum hat Sasuke eine Armee?“, fragte sie ihn. Ihr Vater sah sie an. „Es ist nicht seine Armee. Es ist deine.“ Sakura war verwirrt. „Warum sollte meine Armee Konoha angreifen?“ „Weil du Konoha hasst.“ „Ich hasse Konoha?“ „Ja. Wir hassen beide Konoha.“ Sakura fühlte auch bei diesen Worten nichts, höchstens Überraschung. Dann verschwand das Szenario und löste sich in Finsternis auf. Sie war plötzlich allein – doch weiter vorne war ein Lichtschimmer, auf den sie sich zubewegte. Ein Knall hallte durch die Luft. Sie sah mit wachsendem Entsetzen ihren Vater, der an einem Holzpfahl angebunden war. Seine Kleidung war zerfetzt, und über seinen entblößten Rücken zogen sich blutige, feurig rote Striemen. Hinter ihm standen zwei Männer mit den Masken der Anbu, die abwechselnd mit ihren Peitschen auf ihn einschlugen. Aufhören!, wollte Sakura schreien, doch sie kam nicht dazu. Plötzlich stand sie dort, an der Stelle ihres Vaters. Sie hörte die Peitschen durch die Luft schnellen und spürte den brennenden Schmerz an ihrem Rücken, als der Riemen ihr die Haut aufriss. Sie stieß einen gellenden Schrei aus. Ein neuerliches Zischen, Knallen, Schmerz, Schreien. Was hatte sie getan? Warum wurde sie ausgepeitscht? Sie hätte alles für ihr Dorf gegeben! Obwohl es ganz unmöglich war, dass sie sah, was hinter ihrem Rücken vorging, konnte sie die beiden Anbu plötzlich erblicken. Sie hatten die Masken abgenommen. Sakuras Augen weiteten sich, als sie Yamato und Kakashi erkannte. Hinter ihnen stand Sai und sah der Geißelung zu. „Sai!“, rief Sakura unter Tränen. „Hilf mir!“ Doch Sai sah sie nur unbewegt an, während die beiden anderen weiter auf sie einschlugen. „Bitte!“, flehte sie und schrie dann in den grauen Himmel: „Was hab ich denn getan? Was hab ich getan??“ „Es ist der Befehl des Hokage“, sagte Sai. Sakura erstarrte. „Nein“, murmelte sie. „Tsunade würde nie so etwas tun ... Niemals!“ Im gleichen Moment, in dem ihr dieser Gedanke gekommen war, verschwanden ihre Peiniger, gemeinsam mit den Schmerzen. Sie spürte warme Hände auf ihren Schultern liegen und hörte Tsunades Stimme. „Sakura, ich habe eine Mission für dich. Als Kunoichi von Konoha musst du sie unbedingt ausführen.“ Ein Bett schwebte auf sie zu, in dem eine bleiche, kranke Gestalt lag. Satoko. Sakura fühlte plötzlich einen Kunai in der Hand. „Nein ... Ich kann das nicht ...“ Das Bett kam immer näher. Sie riss sich los und wirbelte zu Tsunade herum. „Du bist nicht Tsunade! Du kannst nicht Tsunade sein!“ Doch der fünfte Hokage war nicht mehr da. An ihrer Stelle sah sie Naruto, als er noch ein Kind war. Er stand mitten auf einem verlassenen Platz und weinte. Er war einsam. Sie ging vor ihm in die Hocke und wollte ihn trösten, aber sie war plötzlich unfähig zu sprechen. Als nächstes tauchte Sasuke aus den Schatten auf. Er verließ Konoha. Sie konnte ihn nicht aufhalten. „Es ist alles eure Schuld!“, ertönte eine Stimme von überall her, die Sakura Kopfschmerzen bereitete. Sie drehte sich um. Vor ihr schwebte riesig groß das Gesicht des alten Mannes, Satokos Vater, der sie durchdringend ansah. „Konoha ist schuld! Konoha hat uns verflucht! Konoha hat uns zum Tode verurteilt! Konoha ist schuld ...“ Sakura hielt sich die Ohren zu und kniff die Augen zusammen. Es half nichts. Seine Stimme verfolgte sie überall hin, bis sie endlich schweißgebadet aufwachte. „Konoha ist schuld, Konoha ist schuld, Konoha ist schuld ...“ Als er wach wurde, war Naruto allein. Er hatte schlecht geschlafen und es war wohl immer noch Nacht. Als er sich gähnend den schmerzenden Nacken rieb, den er von seiner unangenehmen Schlafposition hatte, bemerkte er, dass Sakura nicht mehr da war. Er erinnerte sich, dass sie in seinen Armen eingeschlafen war – was ihm mit einem Mal furchtbar peinlich war. Sai lag in seinen Schlafsack eingerollt am anderen Ende des Raumes und schlief fest. Naruto blinzelte sich den Schlaf aus den Augen und stand mit wackeligen Beinen auf. War sie nur mal kurz auf die Toilette gegangen? Er wartete ein paar Minuten, kämpfte gegen die erneut in ihm aufsteigende Müdigkeit an, lauschte in die Stille hinein, hörte aber nur Sais Atemzüge. Das nervöse Gefühl in seiner Magengegend wurde penetranter. Wo konnte Sakura nur so lange sein? Ihm war in diesem unheimlichen Dorf mit seinen unheimlichen Bewohnern gar nicht wohl bei dem Gedanken, alleine herumzuirren, aber er trat dennoch vor die Tür und blieb vor der Hütte von Tamu und Minori stehen. Es widerstrebte ihm, sie zu wecken, nach allem, was sie in dieser Nacht durchgemacht hatten – sofern sie überhaupt daheim und nicht etwa bei Verwandten untergeschlüpft waren. Mit wachsamen Sinnen ging er los, Ausschau haltend nach einem rötlichen Haarschopf. Alles, was er sah, waren Schatten und noch mehr Schatten. Man konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Sein Blick glitt hoch zu dem gewaltigen Turm, dessen tintenschwarz umrissene Silhouette sich undeutlich gegen den ewig finsteren Himmel abhob. War sie etwa …? Fast wäre er mit Satokos Vater zusammengeprallt, als der Alte plötzlich um eine Hausecke trat, immer noch in seinem Schlafgewand und mit geröteten Augen. „Du bist es, Junge“, murmelte der Mann müde. „Was suchst du mitten in der Nacht hier?“ Naruto sagte es ihm. Warum war sie hier? Und wie war sie hierhergekommen? Warum hatte sie niemand davon abzuhalten versucht? Zumindest die zweite Frage konnte Sakura sich beantworten. Sie erinnerte sich dumpf daran, aufgestanden zu sein, das Dorf und die Zitadelle durchquert zu haben und unter den teilnahmslosen Blicken der Wächter den Turm erklommen zu haben. Sie hatte ihre Umgebung zwar wahrgenommen, aber ihre Beine hatten sie wie von alleine getragen, ohne ihr Zutun, und sie hatte sich zu ausgelaugt gefühlt, um dem Teil ihres Bewusstseins, der dafür verantwortlich war, zu widerstehen zu versuchen. Jetzt stand sie oben auf dem höchsten Punkt des Turmes und ihr Geist klärte sich langsam. Es sah so aus wie das letzte Mal, nur dass selbst in der Ferne das Licht fehlte. Es war noch Nacht jenseits des Schwarzen Berges. Vor ihr gähnte der Abgrund. War sie deswegen hier? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Immer noch ein wenig benommen, ließ Sakura ihren Blick auf den blassen Rubin gleiten. Dann musste er der Grund sein. Die Wurzel des Übels, die das Siegel um den Schwarzen Berg aufrechterhielt. In ihr wurde der drängende Wunsch laut, den Stein zu zertrümmern, ihn mit einem einzigen, wuchtigen Faustschlag in Stücke zu hauen, dieses Ding, das so viel Leid über diese unschuldigen Leute gebracht hatte. Sie ging vor dem Rubin in die Hocke. Er hatte in etwa die Farbe ihres Haares, nur nicht ganz so kräftig, und Sakura empfand das auf eine widersinnige Art und Weise als Verhöhnung. Wie von selbst streckten sich ihre Hände nach dem Stein aus. Ihre Finger waren nur noch Zentimeter von der rauen, unförmigen Oberfläche entfernt, als sie etwas hörte. Jemand rief ihren Namen. Sie hielt nicht inne. Eine Sekunde, bevor ihre Finger den Rubin berührten, ging ihr durch den Kopf, dass sie jetzt sterben würde. Ein schmerzvolles Ziehen ging durch ihren Körper, als ob etwas durch ihre Adern und ihr Chakrasystem zu ihren Fingerspitzen raste. Bunte Farbblitze zuckten vor ihren Augen auf; Sakura konnte nicht sagen, ob sie wirklich da waren oder ob ihre Sehnerven verrückt spielten. Und dann fühlte sie plötzlich, wie auch etwas von dem Kristall in ihrem Körper strömte. Als wären ihre Ohren verschlagen gewesen und würden jetzt wieder geöffnet werden, spürte sie, wie ein dumpfes Gefühl von ihren Chakrapunkten abfiel. Ein greller Blitz noch, dann gelang es ihr, die Hände von dem Rubin zu reißen und sich schwer atmend davon weg zu robben. Der durchsichtige Stein hatte in seiner Mitte einen kleinen Riss bekommen. „Was tust du da, Kind?“ Der Alte stand mit schweißüberströmtem Gesicht auf dem Treppenaufgang und starrte sie an. Hinter ihm drängten sich Naruto und einer der Gargoyle-Wächter auf das Plateau. Sakura war zu kurzatmig, um etwas zu erwidern. So behände, wie man es einem Mann seines Alters nicht zutraute, eilte Satokos Vater zu dem Stein und stierte ihn mit einer Mischung aus Unglauben, Furcht, Entsetzen und Überraschung an, ehe er zitternd die Hand danach ausstreckte und ihn für einen Sekundenbruchteil berührte, als hätte er sich verbrannt. Der Alte schien zu warten, dass etwas mit ihm geschah, blickte dann auf seine Hand und trat auf Sakura zu. In seiner Miene stritten dieselben Gefühle wie vorher um die Vorherrschaft, dann gewann das Unglauben. „Sag mir … wer … wer war dein Vater, Mädchen?“ Seine Stimme zitterte. Sakura war zu verdattert, um irgendetwas zu sagen. Ihr Herz raste. Sie fühlte sich plötzlich so … seltsam, aber nicht auf eine unangenehme Art. Als wäre sie nach einer langen Reise nach Hause gekommen, durch eine Tür, von der sie nichts gewusst hatte. „Wer war dein Vater, Mädchen?“, wiederholte der Alte drängender. Schluckend antwortete sie: „Haruno Jouchiro.“ Der Alte blinzelte und nagte an seiner Unterlippe. „Haruno … Und sein Vater? Wie hieß dein Großvater?“ Sie versuchte sich daran zu erinnern, schließlich hatte sie ihren Großvater nie gekannt. „Haruno … Takada …“ Der Alte sog scharf die Luft ein. Der Gargoyle neben Naruto riss die Augen auf. Sakura hatte keine Ahnung, was vor ihren Augen ablief. Fassungslos sah sie, wie Satokos Vater Tränen über die Wangen rannen, Tränen, von denen er behauptet hatte, sie nie wieder weinen zu können. „Takada …“, murmelte er. „Du bist … Das ist doch unmöglich …“ „Was ist hier eigentlich los?“, fragte Naruto. Der Gargoyle biss sich die Daumenkuppe auf, formte einige Fingerzeichen und stieß die Hand auf die Erde. Weißer Rauch wallte auf, als er etwas beschwor, das wie ein übergroßer, reptilienartiger Wasserspeier aussah, doch bevor Sakura einen genauen Blick darauf werfen konnte, ließ der Mann das Wesen auch schon wieder verschwinden. „Sagt bloß … ihr könnt wieder Jutsus einsetzen?“, fragte Naruto ungläubig. Sakura bündelte ihr Chakra und ließ ihre Handfläche grün aufglühen. Es funktionierte tatsächlich! War der Fluch gebrochen? Der Alte ließ seinen Stab fallen und neigte das Haupt. „Bitte verzeih … Ich habe dich ungerecht behandelt … Ich wusste nicht, dass du …“ Sakura wurde bewusst, dass sie immer noch auf dem kalten Boden saß. Mit weichen Knien erhob sie sich. Träumte sie etwa immer noch? „Dass ich was?“, murmelte sie. Der alte Mann hob den Blick, und mit einem verzückten Glimmen in den Augen sagte er: „Du hast uns befreit, du, unsere Königin!“ Irgendetwas stimmt nicht … Tsunade schlug die Augen auf. Was war das für ein Gefühl? Sie fühlte sich plötzlich kalt. Die Finsternis um ihr Bett kam ihr so tief vor wie nie zuvor. Hellwach setzte sie sich auf und lauschte. Nein, da war nichts. Nichts, was sie geweckt haben könnte. In der Ferne grollte Donner, aber das war alles und noch lange kein Grund für sie, aufzuwachen, noch dazu, wo sie bis tief in die Nacht gearbeitet hatte und eigentlich todmüde hätte sein müssen – was nicht der Fall war. Der fünfte Hokage schwang die Füße aus dem Bett. Das Gefühl, diese Vorahnung, wurde stärker, je mehr sie den Schlaf abschüttelte. Nervös machte sie das Licht an. Auch die Schatten, die es warf, kamen ihr schärfer und dunkler vor. Schaudernd stand sie auf und trat ans Fenster. Irgendwo in der Ferne war ein Wetterleuchten zu sehen, die Blitze schienen leicht rosafarben zu sein. Tsunade war sich sicher, dass sie sich da täuschte. Dennoch, das Gefühl, dass etwas aus dem Ruder gelaufen war, blieb. Es war in etwa so, als würde etwas in der Welt fehlen … Beispielsweise der Duft eines Waldes oder das Zwitschern der Vögel, Dinge, die nicht bestimmbar waren, wenn sie fehlten; man wusste lediglich, dass etwas fehlte – so war es auch jetzt. Als wäre etwas aus der Welt verschwunden – oder war etwas wiedergekehrt, an dessen Abwesenheit sie sich gewöhnt hatte? Tsunade brummte der Kopf von diesem wirren Gedanken. Sie tappte hinunter ins Archiv und begann ziellos in den Büchern zu blättern, obwohl sie nicht einmal wusste, wonach sie suchte. Ob auch die anderen Ninjas dieses Gefühl hatten, oder nur sie, weil sie der Hokage war? Sie steckte die Bücher zurück und seufzte tief. Das Gefühl wich langsam von ihr … Vielleicht hatte sie auch einfach schlecht geträumt. Dann fiel ihr etwas ein. Wenn etwas zuvor gefehlt hatte und jetzt zurückgekehrt war, war es womöglich unterdrückt worden – was den Schluss nahe legte, dass es sein Siegel blockiert hatte. Tsunade entschied, diesem Bauchgefühl nachzugehen und nahm ein Buch aus der obersten Etage des Regals heraus. In dem Wälzer waren viele Versiegelungen dokumentiert, man fand darin eine Fallstudie über Orochimarus Verfluchtes Siegel oder den Bann, der den Kyuubi in Naruto unterdrücken sollte … Sie hielt inne. Ein Schweißtropfen lief ihre Schläfe hinunter. Was, wenn der Fuchsdämon in Naruto freigekommen war? Nein, das durfte nicht geschehen sein! Mit feuchten Fingern durchblätterte sie das Buch und versuchte sich darauf zu konzentrieren, was sie tat. Schon ziemlich am Anfang des Buches stieß sie auf eine Seite, die leer war. Tsunade runzelte die Stirn. Warum stand hier nichts? Es konnte ganz banale Ursachen dafür geben, aber sie wurde misstrauisch und blätterte je eine Seite nach vor und zurück. Die Siegel, die dort beschrieben wurden, waren allesamt vor etwa dreißig Jahren erschaffen worden und geografisch sortiert. Nachdem sie ein wenig gestöbert hatte, konnte sie den Bereich, auf den die leere Seite verweisen müsste, eingrenzen. Er befand sich zwischen dem Land des Feuers und dem Land der Blitze. Sie hörte Schritte auf dem Flur und kurz darauf steckte Shizune ihren von ihrem Kissen verstrubbelten Kopf mit schlafverquollenen Augen in den Raum. „Tsunade-sama … Warum bist du denn noch auf?“ Tsunade schlug das Buch zu und klemmte es sich unter den Arm. „Weißt du, ob Team 7 schon wieder zurück ist?“ Shizunes Pupillen wanderten nach oben, als sie nachdachte. „Nein, sie sind schon ein paar Tage überfällig …“ „Dann geh und schick irgendein anderes Team zu mir, und zwar so schnell wie möglich!“ Jetzt wirkte Tsunades ehemalige Schülerin alarmiert. „Irgendeines?“ „Ja. Welches du auch immer zuerst erreichst, es ist dringend. Ihre Fähigkeiten sind nicht so wichtig“, sagte der fünfte Hokage und ging wieder nach oben in ihr Büro. In dieser Nacht würde sie wohl nicht zum Schlafen kommen. ================================== Ich möchte gleich sagen, dass ich nicht weiß, wie Sakuras Vater wirklich heißt. Im Anime kommt er, glaube ich, nicht einmal vor, und auch von ihrer Mutter hört man nur einmal die Stimme. Selbiges gilt für ihren Großvater. Also hab ich den beiden erfundene Namen gegeben. Sollte jemand anderes wissen, bitte ich um Aufklärung ;) In diesem Kapitel hab ich ein wenig mit Sakuras Traum experimentiert, weil ich finde, man kann damit sehr gut Gedanken und Gefühle widerspiegeln. Im nächsten Kapitel kommt die Sache weiter in Fahrt, es wird das Geheimnis um Sakuras Großvater gelüftet und Sasuke hat seinen ersten Auftritt ;) Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. Über Kommentare freue ich mich natürlich immer :) Kapitel 5: The Legacy of Darkness --------------------------------- Die Krypta lag im Untergeschoss des Turms, das mit großer architektonischer Sorgfalt tief in den Fels des Schwarzen Berges gehauen war. Die gewölbten Wände bestanden auch hier aus Stein, der über und über mit Symbolen bedeckt war. Der Alte ging voran und entzündete mit einer Fackel eines der Becken, in denen schwarze Flüssigkeit zu genauso schwarzem Feuer entflammte. „Da vorne“, sagte er. Der alte Mann, Sakura, Naruto und der Wächter traten auf einen gewaltigen steinernen Sarg zu, der mitten in dem Raum auf einem Podest aufgebahrt war. „Er ist unser einziger König, dessen Asche in dieser Gruft begraben liegt“, sagte der Alte. „Ich verstehe es immer noch nicht ganz“, murmelte Sakura. „Was heißt das, ich bin eure Königin?“ „Nun, genau genommen bist du momentan noch eine Prinzessin, aber nach deiner Prüfung wirst du die neue Königin der Dunklen Horizonte sein“, sagte der Gargoyle-Wächter. „Dein Großvater, Takada, was weißt du über ihn?“, fragte der Alte. Sakura versuchte sich zu erinnern. „Nicht viel … Er ist vor meiner Geburt gestorben, das war es im Grunde auch schon …“ Der Alte nickte. „In seinen Adern floss sowohl das Blut des Haruno-Clans als auch das des Yami-Volks. Seine Mutter war vor ihm die Königin der Schwarzen Horizonte – unsere Königin.“ „Eure Könige haben aber wenige Untertanen“, bemerkte Naruto. Der Alte maß ihn mit einem bösen Blick. „Nicht die Anzahl, die Treue ist entscheidend.“ „Das heißt … mein Großvater war euer König?“, fragte Sakura nach, die es immer noch nicht glauben konnte. Satokos Vater nickte eifrig. „Ich habe ihn persönlich gekannt. Er war ein umgänglicher Mensch und ein nachsichtiger König, ein fähiger Heiler und ein mächtiger Beherrscher der Blutlinienfähigkeiten des Yami-Volkes.“ Er musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. „Hast du nie unsere Jutsus angewandt, wo du doch auch von unserer Linie abstammst? Nun, wahrscheinlich hat dir das Training gefehlt“, beantwortete er sich seine Frage selbst. „Was … ist mit meinem Großvater geschehen? Warum ist er hier begraben?“ Die Miene des Alten wurde düster. „Er war der mächtigste Ninja unseres Volkes. Er war es, vor dem der Feudallord des Feuerreiches am meisten Angst hatte. Nach unserer Verbannung fanden wir diesen Turm und richteten ihn für den König her. Es sah so aus, als würden wir uns hier, im Niemandsland, eine neue Existenz aufbauen können.“ „Aber die Anbu sind euch gefolgt“, murmelte Naruto. „Das hast du uns schon erzählt.“ Der Alte nickte. „Ihr erstes Ziel war, Takada, den König der Dunklen Horizonte, zu foltern und zu töten. Mit seinem Blut haben sie dann das Siegel gebildet, das unser Chakra unterdrückt hat.“ Sein Blick glitt zu Sakura. „Ich wusste nicht, dass Takada Kinder hatte. Die Anbu wohl auch nicht – sonst wärst du längst tot.“ Die Art, wie er das sagte, rief bei Sakura Ärger über seine offene Abneigung gegenüber Konoha-nin hervor, auf der anderen Seite wusste sie, dass sie sich nur ärgerte, weil sie das selbst von sich erwartete. „Wieso?“, fragte sie, obwohl sie die Antwort schon kannte. „Weil das Siegel nur von jemandem gelöst werden kann, in dessen Adern das gleiche blaue Blut fließt wie in Takadas. Du hast uns erlöst, Sakura Haruno. Du bist würdig, unsere neue Königin zu werden!“ Die letzten Worte sprach er mit einer Begeisterung, wie man sie von ihm gar nicht kannte. Sakura spürte, wie ihr schwindlig wurde. Eine ganze Weile brachte sie kein Wort heraus. Dann sagte sie, um noch einmal sicher zu gehen: „Ich … soll also eure … Königin werden?“ Der Alte und der Gargoyle nickten simultan. Naruto starrte sie aus großen Augen an. Sie senkte den Blick. „Ich muss erst darüber nachdenken. Bitte gebt mir Zeit.“ „So viel du willst“, sagte der Alte. „Aber denk daran, dass unser Volk ein verlorenes Volk ist, das auf einen Anführer wartet.“ Sakura hörte ihm gar nicht mehr zu. Schweigend ging sie die steinerne Treppe hoch in die oberen Etagen des Turmes. Naruto folgte ihr nach kurzem Zögern. Sie stiegen hoch, bis in das höchste Turmzimmer: den Thronsaal. Vor dem großen Torbogen, dessen Tor aus schwarzem Holz sperrangelweit offen stand, blieb er stehen. Vielleicht sollte er sie für einen Moment alleine lassen … Sakura fuhr mit den Fingern über den kalten Stein, aus dem der Thron gehauen war. Er war wirklich imposant … Und hier sollte einmal ihr Großvater gesessen sein? Das alles kam ihr immer noch so unwirklich vor … Seufzend lehnte sie die Wange an den kühlen, grauen Stein. Minutenlang hockte sie so da. Die rote, samtene Sitzfläche schien sie zu locken, sich auf den Thron zu setzen. Dort gehörte sie schließlich hin … Aber wollte sie das? Es kam alles so plötzlich … Gestern noch war sie eine einfache Kunoichi gewesen, ein Chunin, auf dem Heimweg von einer C-Mission. Sie begriff, dass es eine einzigartige Gelegenheit war, die ihr das Schicksal da bot, und solche Gelegenheiten waren dazu da, ergriffen zu werden. Sie lächelte bitter. Jetzt bin ich schon wie Neji und glaube an das Schicksal, dachte sie. Schritte ließen sie den Kopf heben. Es war Naruto, der zu ihr hereinkam. Er hatte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Er sagte nichts, blieb aber auf halbem Weg stehen und musterte sie erwartungsvoll. Sakura stand auf und ließ den Blick über den Thron, dann über die Fenster und schließlich über das Dorf unten gleiten. Menschen, klein wie Ameisen, liefen mit dunklen Fackeln umher und verbreiteten die Kunde der neuen Königin. Sakura spürte, wie Naruto neben sie trat. „Ich habe davon geträumt“, sagte sie leise. „Wie die Anbu aus Konoha meinen Großvater gefoltert haben. Ich habe zuerst gedacht, es wäre mein Vater, aber …“ Seufzend brach sie ab. „Du musst tun, was du für richtig hältst“, murmelte Naruto. „Ich weiß, aber … Ich habe keine Ahnung, was richtig ist. Diese Menschen hier wurden von Konoha so misshandelt … Kann ich Konoha immer noch dafür verurteilen?“ Lange Zeit schwieg Naruto. „Ich weiß es auch nicht. Wenn du mich fragst, es ist dreißig Jahre her. Die Anbu von damals können noch leben oder sie sind schon tot, aber was wichtiger ist, der Hokage war es, der den Angriff befohlen hat.“ „Auf Drängen des Feudalherren.“ „Wahrscheinlich.“ „Aber der alte Sarutobi? So etwas hätte er nie tun können! Da würde ich schon eher daran glauben, Danzou hätte das alles eingefädelt“, murmelte Sakura. „Vielleicht hat er nicht gewusst, dass es so schlimm wird.“ Sakura sah nach oben. Der Himmel war immer noch düster. Ab und zu leuchtete ein Blitz hinter den Wolken auf, die nicht einmal dieses Licht vollständig durchließen. „Das macht es nicht besser“, sagte sie und sah Naruto fragend an. „Was würdest du tun, wenn ich die Königin der Dunklen Horizonte werden würde? Würdest du bei mir bleiben oder nach Konoha zurück gehen?“ „Hm …“ Er ließ sich mit der Antwort so lange Zeit, dass Sakuras Herz zu klopfen anfing. „Ich bin mir nicht sicher. Es ist … Weißt du …“ Er seufzte. „Ich bring’s nicht raus. Es ist verdammt kompliziert …“ „Schon gut. Ich glaube ohnehin nicht, dass ich bleibe. Die Leute sind befreit, also …“ „Nein!“ Sie sah ihn überrascht an und blickte in durchdringende blaue Augen. „Du musst auf jeden Fall hier bleiben! Sie sehen dich als Königin an, Sakura! Andere würden für so was morden!“ „Ich nicht“, murmelte sie humorlos. „Was hast du denn sonst für Ziele?“ „Ich …“ Die Frage ließ sie stutzen. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, wusste sie das gar nicht. Als Kunoichi schien ihre Zukunft klar zu sein: Missionen ausführen, Geld verdienen. Eine Zeitlang war das Wichtigste für sie das Training von Tsunade gewesen, um ihren Freunden nützlich zu sein, und um Sasuke irgendwie nach Konoha zurückzubringen. Sie machte sich nichts mehr vor: Er würde nie freiwillig zurückkehren. Nachdem er seine Rache bekommen hatte, hatten sie nichts mehr von ihm gehört, doch auch jetzt wollte er offenbar nicht heimkehren. Und will ich das selbst?, stellte sie sich plötzlich die entscheidende Frage. Wollte sie wirklich ein Dorf ihr Heim nennen, das unschuldigen Menschen derartige Dinge angetan hatte, wenn sie die Möglichkeit hatte, eben diese Menschen in eine neue Zukunft zu führen? „Ich weiß doch gar nicht, ob ich für so etwas gemacht bin“, seufzte Sakura. „Wahrscheinlich versage ich als Königin auf ganzer Linie.“ „Ach, red‘ keinen Blödsinn.“ Naruto sah sie ernst an. „Echt, du wirst das super machen, glaub mir. Kein anderer von unserem Team hätte mehr Qualität, ein Dorf zu führen.“ Er grinste. „Außerdem, es kommt auch darauf an, von wie vielen Leuten du Königin bist, oder?“ Sakura lächelte. „Danke, Naruto.“ „Und, wie ist jetzt deine Entscheidung?“ „Ich glaube, ich versuch’s.“ „Das ist keine Entscheidung, wenn du es nur glaubst.“ „Ich versuch’s.“ „Wie war das?“ „Ich werde die Königin der Dunklen Horizonte! Wenn du jetzt nicht zufrieden bist, fängst du dir eine!“ Naruto grinste breit und wurde dann schlagartig ernst. „Ich bleibe auch hier.“ „Das musst du nicht. Du wolltest doch immer Hokage werden … Am Ende werden wir zu Nuke-nin erklärt“, gab sie zu bedenken. Er sah nachdenklich aus dem Fenster. „Von so einem Dorf will ich gar nicht Hokage sein“, murmelte er. „Sag sowas nicht, ohne auch nur gründlich darüber nachzudenken. Der vierte Hokage war schließlich auch ein Held.“ „Ich bleibe bei dir“, sagte er bestimmt und sah sie auf eine Art an, die ein seltsames Gefühl in ihr weckte. „Es gibt auch andere wichtige Dinge für mich, als nur Hokage zu werden.“ Er blickte wieder aus dem Fensterbogen. „Ich würde mich wie ein Verräter fühlen. Und wenn ich dich verrate, wie könnte ich mich je Hokage nennen?“ „Naruto …“, murmelte Sakura berührt. Schweigend sahen sie dem Treiben unter ihnen zu. „Dieser dämliche Regen!“, schimpfte Karin. Gegen Einbruch der Nacht waren Wolken aufgezogen, und sie waren vor vier Minuten aufgeplatzt und hatten sich so stark über der leicht hügeligen, grasbewachsenen Ebene ergossen, dass die vier Gefährten trotz ihrer Mäntel schon nass bis auf die Haut waren. „Stell dich nicht so an.“ Suigetsu zeigte grinsend sein Raubtiergebiss. Er hatte nicht nur als einziger keinen Hut und keine Kapuze aufgesetzt, er schien die Himmelsflut sogar zu genießen. „Ein paar Wassertropfen schaden keinem. Auch dir nicht.“ Karins Blick wurde säuerlich. „Vielleicht habe ich eine Phobie dagegen entwickelt, weil ich ständig mit einem Wasserkopf wie dir unterwegs bin.“ In diesem Moment blieb Sasuke, der den kleinen Trupp anführte, plötzlich stehen. Karin musste das rechtzeitig bemerkt haben, tat aber nichts, um darauf zu reagieren und prallte – scheinbar unbeabsichtigt – gegen ihn. Wie so oft fiel es ihm nicht schwer, sie einfach zu ignorieren. „Was hast du?“, fragte Juugo leise, während auch er und Suigetsu stehen blieben. „Vier Mann“, sagte Sasuke knapp. Das Rauschen des Regens übertönte schon nach wenigen Schritten seine Worte. Es war unmöglich, belauscht zu werden. „Sie folgen uns schon seit zwei Stunden.“ „Warum greifen sie nicht an?“, wunderte sich Karin. „Die Frage ist wohl eher, warum du sie nicht schon längst gespürt hast“, meinte Suigetsu schief grinsend und erntete einen zornsprühenden Blick von ihr. „Vielleicht sind sie speziell darauf trainiert, ihr Chakra zu unterdrücken“, überlegte Juugo. „Sie warten“, murmelte Sasuke und ging langsam weiter. Die anderen folgten ihm. Suigetsu seufzte übertrieben. „So langsam frage ich mich, ob es wirklich eine gute Idee war, diesen Akatsuki-Typen zu helfen.“ Sasuke sah an sich herab. Er trug den schwarzen Mantel mit den stilisierten, roten Wolken, den auch die regulären Mitglieder der Organisation besaßen. Er konnte Suigetsu ein Stück weit verstehen. Seit sie gegen den Achtschwänzigen gekämpft hatten, waren sie ins Visier des Raikage geraten und mussten immer wieder den Häschern ausweichen, die er zu ihrer Verfolgung entsandt hatte. Nun hatte man sie also gefunden. Er lauschte dem Regen, während sie ihren Weg fortsetzten. Allen Unannehmlichkeiten zum Trotz, er hatte sich nun mal entschieden, den Akatsuki zu helfen, weil sich ihre Ziele mit den seinen überschnitten – wenigstens ein Stück weit. Die Akatsuki suchten die Jinchuuriki – ein Umstand, der Sasuke früher oder später zu Naruto führen würde. Er war nicht sonderlich erpicht darauf, Erinnerungen aufzuwärmen oder dessen Geschwätz über Freundschaft und Bande erneut über sich ergehen zu lassen, aber dieser Auftrag würde ihn letztendlich nach Konoha führen – in das Dorf, dem er die Zerstörung geschworen hatte. So oder so – die Akatsuki waren der kürzeste Weg zur Macht für ihn. Wenn sie ihm nichts mehr nutzten, konnte er sich ihrer entledigen wie damals Orochimarus … „Sasuke?“, drang Karins Stimme zögerlich an seine Gedanken. „Alles in Ordnung?“ Mittlerweile müsste sie doch begriffen haben, dass er nicht der gesprächigste Typ war, dachte Sasuke abfällig. Aber er musste wohl doch etwas gedankenverloren gewirkt haben, den Blicken der anderen nach zu urteilen. „Also, was tun wir jetzt wegen dieser Typen?“ Suigetsu packte unternehmungslustig den Griff seines Schwertes. „Nichts“, sagte Sasuke und beschleunigte seine Schritte. „Nichts?“ Suigetsu blieb verdutzt ein Stück zurück, ehe er mit raschen Schritten wieder aufholte. „Wieso nichts?“ „Sie sind nicht mein Ziel“, murmelte der Rächer der Uchiha. „Sie sind nur begierig darauf, kleine Hindernisse auf meinem Weg dahin darzustellen. Wenn sie es eilig haben zu sterben, sollen sie uns angreifen. Ich werde mich nicht dazu herablassen, sie zuerst zu attackieren.“ Die anderen schwiegen. Der Regen ließ nach und kurz darauf riss auch die Wolkendecke auf und offenbarte einen fast vollen Mond. ========================================= Ich weiß, das Kapitel hier war vergleichsweise etwas kurz, aber ich wollte vor allem einen Umriss von Sakuras Großvater zeichnen, mehr Details folgen noch im Lauf der Geschichte. Ich hoffe, Sakuras Entscheidung war nach ihren Erlebnissen auf dem Schwarzen Berg und den Dingen, die sie von den Bewohnern gehört hat, nachvollziehbar. Eine interessante Frage hat sich für mich aufgetan: Was würde Naruto tun, wenn er zwischen Sakura und Konoha entscheiden müsste? Nun, ich habe ihn vorerst diese Entscheidung treffen lassen. Da es ihm aber sicher schwer fällt, den Traum des Hokages aufzugeben, werde ich mich später noch ein wenig mit seinem Gewissen befassen ;) Ich hoffe, das Kapitel ist euren Erwartungen gerecht geworden. Dann bleibt mir nur noch, mich für die vielen Kommis beim letzten Kapitel zu bedanken :D Kapitel 6: The Trial of the Throne ---------------------------------- Der Alte fasste ihre Entscheidung auf, als hätte er ohnehin nichts anderes erwartet. Mit den Worten, er hätte bereits alles vorbereitet, brachte er Sakura und Naruto zu einer Tür in der zweituntersten Etage des großen Turms. „Dort drin wird deine Prüfung stattfinden“, erklärte er und stieß die Tür auf. Die Angeln quietschten, und völlige Dunkelheit offenbarte sich ihnen. „Normalerweise bekommen die Thronanwärter von uns zeremonielle Roben, aber da wir nicht damit gerechnet hatten, dass König Takada eine Erbin hat, sei es drum. Du musst alleine hineingehen, Dunkle Prinzessin.“ Sakura schluckte, warf Naruto einen kurzen Blick zu und trat dann in den Raum hinter der Tür. Sie konnte nur einen halben Meter weit sehen – das hier konnte keine normale Dunkelheit sein. Sie fragte sich, was sie erwartete. Dann schloss der Alte die Tür hinter ihr und legte einen schweren Riegel vor, und vor ihren Augen wurde es komplett schwarz. Es war kühl, bemerkte sie. Von irgendwoher kam ein Lufthauch. Und das war jetzt ihre Prüfung? Was sollte sie hier tun, allein in diesem finsteren Raum? Sie war nicht allein. Ein schleifendes Geräusch ertönte und ließ ihr Herz einen Sprung machen, doch sie konnte nicht sagen, woher der Laut kam. Vor ihr glühten in der Dunkelheit auf Augenhöhe zwei orangerote Lichter auf. Es dauerte eine Weile, bis sie merkte, dass es Augen waren, die direkt vor ihr, gleichzeitig aber auch irgendwie unendlich weit entfernt zu schweben schienen. „Hast du Angst?“, fragte eine männliche Stimme aus der Finsternis. Es klang nicht hämisch. Sakura schluckte. Die Röntgenaugen der Hyuuga wären jetzt nützlich gewesen. „Wer bist du?“, fragte sie und schaffte es sogar, jegliches Zittern aus ihrer Stimme zu verbannen. „Beantworte die Frage“, forderte die Stimme. „Hast du Angst?“ Sakura versuchte angestreng, etwas zu erkennen, aber ihre Augen wollten sich einfach nicht an die Finsternis gewöhnen. „Nein“, sagte sie beklommen und fuhr herum, als sie neben sich ein gurgelndes Knurren hörte. „Dein Gesichtsausdruck sagt aber was anderes“, stellte die Stimme fest und klang dabei amüsiert. Konnte der Typ sie etwa sehen? „Soll das hier die Prüfung des Throns sein? Was willst du von mir?“ Sakura drehte sich im Kreis und versuchte die Quelle des Knurrens ausfindig zu machen. Ohne Erfolg. „Nun, fürs erste genügt es, wenn du meine Fragen beantwortest, Sakura. Das würde ich nicht tun“, sagte die Stimme ruhig, als Sakura zur Seite ausweichen wollte. „Du stehst auf einer kleinen Plattform. Wenn du noch zwei Schritte machst, egal in welche Richtung, stürzt du in die Tiefe.“ Na, das waren ja hervorragende Aussichten. Plötzlich spürte Sakura einen feuchten, heißen Atemstoß im Nacken. Wie von der Tarantel gestochen für sie herum, nur um ein Geräusch zu hören, als gleite etwas gewaltig Großes über Steinfliesen. „Wovor hast du Angst? Vor der Dunkelheit?“, fragte die Stimme. Sakuras Nackenhaare sträubten sich, als sie erleichtert feststellte, dass das Was-auch-immer hinter ihr fort war. „Nein“, murmelte sie nervös. „Eher davor, was sich darin versteckt.“ Die Stimme schwieg einen Moment, dann sagte der Mann: „Eine weise Antwort. Die meisten Leute fürchten sich, ohne recht zu wissen, wovor. Sie folgen ihrem Instinkt, der ihnen sagt, dass sie Angst haben müssen. Wie Tiere.“ „Wer bist du?“, fragte Sakura. Er ging nicht auf ihre Frage ein. „Also, du hast Angst vor dem, was du nicht siehst, richtig?“ Sie beschloss, einfach ehrlich zu sein – zumal man sich vor so etwas wirklich nicht zu schämen brauchte. Gleichzeitig wollte sie testen, ob er sie mit diesen Augen wirklich sehen konnte. Sie nickte in die Dunkelheit hinein. „Dann gehen wir noch ein wenig ins Detail. Wenn du allein wärst, hättest du keine Angst?“ „Vermutlich nicht“, meinte sie. „Aber ich bin nicht allein.“ Wieder ein Geräusch und ein Luftzug. „Richtig. Außer uns ist noch ein Tier in diesem Raum, das ich beschworen habe. Es heißt übrigens Eniguma. Du hast Angst vor Eniguma, nicht wahr?“ „Ja“, gab sie zu. „Du kannst es nicht sehen. Es könnte ein niedliches Haustier sein, harmlos, mit einem buschigen Fell und treuherzigen Augen.“ „So hört es sich aber nicht an“, meinte Sakura schwach lächelnd. Irgendwie gefiel es ihr, mit dem Besitzer der Stimme zu reden. Er war ihr sogar sympathisch. „Vielleicht ist es ein Papagei, der all die Geräusche, die du hörst, nachahmt“, sagte er und Sakura konnte sein Lächeln förmlich spüren. Wieder dieses Gurgeln. Sakura fühlte eine Gänsehaut, aber sie war nicht mehr so stark wie am Anfang. Dieses Tier schien jedenfalls keinen Gedanken daran zu verschwenden, sie aufzufressen. Aber womöglich wartete es nur auf den Befehl des Mannes. Als sie nichts erwiderte, sagte er: „Was genau fürchtest du an dem Tier?“ „Dass ich es nicht sehen kann“, sagte sie, nachdem sie kurz in sich gegangen war. Mit einem Mal fand sie es interessant, über ihre Angst zu philosophieren. Damit schaffte sie es, sich etwas davon zu distanzieren. „Wenn es sich entschließt mich anzugreifen, weiß ich nicht, wie ich mich verteidigen soll.“ „Aye! Das ist genau der Punkt!“ Die Stimme klang zufrieden. „Wenn es dich angreift. Was wäre denn die Voraussetzung dafür, dass dich jemand angreift?“ „Dass er mein Feind ist, würde ich sagen.“ „Genau. Fassen wir also zusammen, der einzige Grund, in der Dunkelheit Angst zu haben, besteht darin, dass ein feindlich gesinntes Wesen sich darin versteckt. Aber du wirst bald die Königin der Dunkelheit sein.“ „Hört sich ziemlich dramatisch an“, bemerkte sie. Die Stimme lachte leise, doch es war ein warmes Lachen. „Aye, das tut es. Aber du musst dir immer vergegenwärtigen, die Dunkelheit ist nicht böse. Sie ist anders. Und weil Leute, wie wir eben festgestellt haben, davor Angst haben, schimpfen sie sie böse – damit sie nicht unbegründet Angst haben müssen. Aber du musst dich nie wieder vor der Dunkelheit fürchten. Du beherrschst die Dunkelheit und das, was in der Dunkelheit ist, weil du allein bestimmst, wer sich in deiner Dunkelheit aufhalten darf. Sie ist wie dein Haus.“ Seine Stimme veränderte sich. „Verstehst du?“ „Ich denke schon.“ Er meinte sicher, dass sie als das Yami-Volk mit ihren Finsternis-Jutsus hinter ihr stehen würden. „Dann können wir die Prüfung des Throns beginnen.“ Sakura sah, wie seine Augen zur Seite schwenkten, dann ertönte ein Geräusch, als würde jemand einen verrosteten Hebel ziehen. Und dann hörte sie ein grässliches, metallisches Kreischen und spürte, wie sich der Boden unter ihren Füßen abschrägte. Schwere Ketten zogen die Plattform unter ihr fort. Sie keuchte auf, als sie ihre Füße auf dem feuchten Stein abrutschen spürte, glitt vollends aus und schlitterte in die Tiefe. Blind griff sie umher und bekam die Kante zu fassen. Ihr Sturz wurde ruckartig abgebremst, doch ihre Finger begannen ebenfalls Halt zu verlieren. „Erinnere dich an unser Gespräch. Du musst dir genau überlegen, was du tust“, sagte die Stimme. Was sie tat? Was konnte sie denn tun? Als ob sie fliegen könnte … Sie sah ja noch nicht einmal, wie tief sie fallen würde und ob es etwas gab, was sie retten könnte … Wie ein Blitz durchzuckte es sie. Wenn es eine Möglichkeit gab, dann … „Eniguma!“, schrie sie aus Leibeskräften. „Hilf mir! Ich befehle es dir!“ Dann rutschten ihre Finger vollends ab und ihr Magen drehte sich um, als sie in den Schacht stürzte. Für einen Moment dachte sie, es wäre aus, als sie plötzlich ein kräftiger, sehniger Arm umschlang und ihren Fall auffing. Sie spürte den heißen Atem des Wesens von vorhin, hörte es kräftig mit unsichtbaren Schwingen schlagen und fühlte, wie es wieder aufwärts ging. Über ihnen tauchten die rotorangen Augen aus der Schwärze auf. Eniguma setzte sie direkt vor den Lichtpunkten auf festem Boden ab. Im selben Moment ließ die Finsternis nach, als würde ein Windstoß Nebelschwaden zerreißen. Aus der Dunkelheit begannen Zähne zu schimmern, bis sie das Gesicht eines jungen Mannes sah, das sie anstrahlte. Sakura war verblüfft, als sie die Person sah. Er war keinesfalls älter als siebzehn, trug die einfache, graue Eisenrüstung, die sie bei den Gargoyles gesehen hatte, besaß rabenschwarzes kurzes Haar und ein bleiches Gesicht, wie alle des Yami-Volkes, aber in seinen Augen sah sie nicht die Schwermut der anderen, sondern Heiterkeit und Wärme. Das Glühen darin war mit der Dunkelheit verschwunden. Der Junge fiel, immer noch grinsend, in einer eleganten Bewegung auf sein rechtes Knie, wobei er den rechten Arm vor der Brust und den linken hinter dem Rücken hielt. „Erlaubt mir, Euch als erstes zu ehren, meine Königin. Mein Name ist Kuruda, Mitglied der Gargoyles und als solcher einer eurer Leibwächter. Mein Chakra für Euer Blut.“ Er lächelte. „Diesen Ausspruch werdet Ihr bis zu den Krönungsfeierlichkeiten noch öfters hören.“ „Dann … habe ich die Prüfung bestanden?“, fragte sie. Als Antwort leckte ihr Eniguma mit einer breiten, rauen Zunge trocken über das Gesicht. Sie wandte stirnrunzelnd den Kopf, um ihren Retter anzusehen. Sie wusste nicht genau, was für ein Tier Eniguma war. Es hatte die Schnauze eines Hundes oder einer Katze. Aus seiner Stirn sprossen nach hinten stehende, gedrillte Ziegenhörner. Außerdem hatte das Wesen große, lederne Flügel, einen muskulösen, fast menschenähnlichen Körper – sah man von den Klauen ab – und war völlig grau. Kuruda machte ein Fingerzeichen, und Eniguma löste sich auf. „Ihr habt begriffen, dass Ihr die Dunkelheit und das, was in ihr ist, nicht fürchten müsst, sondern rechtmäßig beherrscht. Das war die Prüfung des Thrones der Dunklen Horizonte.“ Sie verließen die Prüfungskammer durch eine Hintertür, zwängten sich durch einen schmalen Gang, der rund um den Raum führte, und gelangten durch eine andere Eisentür wieder in das Stiegenhaus des Turms. Der Alte erwartete sie bereits, zusammen mit Naruto, einigen anderen Dorfbewohnern und Sai, der offenbar bereits über die Ereignisse aufgeklärt worden war. Narutos Gesicht zeigte Erleichterung, als er sie sah. „Sakura! Ich hab dich schreien gehört – was war denn los?“ „Tatsächlich?“ Sie hatte geschrien? Jetzt, im Nachhinein, konnte sie sich gar nicht mehr daran erinnern. Der alte Mann strahle wie ein kleiner Schuljunge, der nach langem wieder Ferien hatte. „Da du noch lebst, nehme ich an, du hast die Prüfung des Throns bestanden.“ „Was soll das heißen, da du noch lebst?“, fragte Naruto aufgebracht, doch der Alte ignorierte ihn. Er drehte sich herum und riss die Arme hoch. „Verbreitet die Kunde überall! Der Schwarze Berg ist erlöst, wir haben wieder eine Königin! Bereitet alles für die Krönungsfeierlichkeiten vor!“, befahl er den anderen Leuten, die wie Ameisen auseinander stoben und die Stufen hinab rannten. Der Alte drehte sich immer noch lächelnd zu Sakura um und sagte formell: „Ihr müsst müde sein, Prinzessin. Kuruda wird Euch Euer Schlafgemach zeigen. Wir werden mindestens einen Tag für die Vorbereitungen brauchen.“ Dann stapfte auch er davon. „Wenn ich bitten darf“, sagte Kuruda mit einer einladenden Geste. Sakura und Naruto folgten dem jungen Gargoyle einige Stockwerke hinauf, bis sie direkt unter dem Thronsaal waren. Er öffnete eine mit Eisen verstärkte Tür. Dahinter lag ein riesiges Gemach, das mit seiner prunkvollen Ausstattung das genaue Gegenteil des kahlen Thronsaals bildete. Zwei Dienerinnen wuselten darin umher und brachten alles auf Vordermann. Schwere, samtbezogene Sessel, wuchtige Tische und verblichene, nichtsdestotrotz riesige Gemälde wurden sorgfältig abgestaubt. Der Boden wurde von einem dicken, geräuschschluckenden purpurroten Teppich veredelt. Ein großer Spiegel stand neben einem Regal an der rechten Wand. Auf der linken Seite des Raumes stand das größte Himmelbett, das Sakura je gesehen hatte. Es mussten mindestens vier Menschen zugleich darin schlafen können, ohne aneinander zu stoßen, und es gab mindestens ein Dutzend Polster und mehrere Decken in den verschiedensten Farben. Der Baldachin war fein wie Spinnweben, aber von karmesinroter Farbe. „Wow“, stieß Naruto hervor. Sakura war sprachlos. Eine der Dienerinnen kam heran, verbeugte sich so tief vor ihr, dass es der Kunoichi beinahe lächerlich vorkam, und sagte: „Es ist hoffentlich alles zu Eurer Zufriedenheit, Herrin. Die Möbelstücke sind schon ein wenig morsch, also passt bitte gut auf. Wir werden Euch neue zimmern lassen, sobald es möglich ist.“ Perplex nickte Sakura, als die Dienerin offenbar auf eine Antwort wartete. „Ich werde wohl kein solches Nobelzimmer kriegen, oder?“, fragte Naruto scherzhaft. „Bedaure“, antwortete Kuruda knapp. „Du wirst dort nächtigen müssen, wo du die letzte Nacht verbracht hast.“ „Och, schade.“ Naruto grinste. „Sakura-chan, in deinem Bett ist doch Platz für zwei?“ „Vergiss es“, meinte sie schnippisch, musste aber innerlich lächeln. Er war immer noch der Alte. Nachdem die Dienerinnen, Kuruda und auch Naruto gähnend verschwunden waren und sie alleine in dem Zimmer stand und das Bett betrachtete, wurde ihr erst bewusst, wie müde sie war. Ihre Glieder fühlten sich wie Blei an und kaum, dass sie das realisierte hatte, fiel ihr wieder ein, dass sie in dieser Nacht kaum geschlafen hatte. Ihre Gedanken wurden nebelig. Sie ließ sich, so wie sie war, auf die weiche Matratze fallen und sank tief darin ein. Plötzlich fühlte sie sich geborgen, wie in der Umarmung ihrer Mutter, als sie noch ein Kind war. Seufzend schloss sie die Augen und schlief sofort ein. ===================================================== Ich muss sagen, ich hatte großen Spaß mit diesem Kapitel^^ Es war interessant, sich eine Fallstudie zum Thema Angst vor der Dunkelheit zu überlegen ;) Der Knackpunkt war im Endeffekt, dass Sakura jetzt sogar die Dunkelheit befehligen darf, diese aber nicht explizit böse sein muss. Und es war der erste Auftritt von Kuruda. Ich weiß nicht, wer sich noch erinnert, aber seinen Namen hab ich schon im zweiten Kapitel mal erwähnt ;) Mich würde interessieren, wie ihr seinen Charakter findet, sympathisch, merkwürdig, fröhlich, affektiert, zweckorientiert ... oder sonst was - oder ist er noch zu wenig beleuchtet? Ich habe mich bemüht, möglichst wenige OCs einzubringen, aber bei einem komplett neuen Clan ist das sehr schwierig^^ Ich hoffe, es passt trotzdem ;) So, und nun steht der Krönung nichts mehr im Weg :D Kapitel 7: Rebirth of the Dark Horizon -------------------------------------- Als sie erwachte, fühlte sie, dass sie länger als üblich geschlafen hatte. Diesmal hatte sie kein Albtraum geplagt und Sakura fühlte sich frisch und ausgeruht. Träge blinzelnd drehte sie den Kopf zur Seite und spähte über die Kissen durch den Schleier ihres Himmelbetts zum Fenster hinaus. Es war immer noch finster draußen … Natürlich. Ihr fiel wieder ein, wo sie war. Die Wärme des Bettes, die weichen Decken und die Entspannung hatten sie den schrecklichen Zustand dieses Ortes einfach vergessen lassen. Obwohl sie wach war, blieb Sakura noch eine Weile in ihrem Bett liegen und starrte gedankenverloren auf den Baldachin. Ich bin jetzt eine Königin … Wer hätte das für möglich gehalten? Plötzlich kam es ihr so vor, als hätte sie das alles nur geträumt. Doch dann wäre sie nicht hier in dieser heimeligen Umgebung aufgewacht, sondern irgendwo im Wald vor Konoha in ihrem Schlafsack. Seufzend schloss sie die Augen und genoss das Gefühl der Behaglichkeit. Irgendwann klopfte es und eine Frau steckte ihren Kopf bei der Tür herein. „Ist alles zu Eurer Zufriedenheit?“ „Danke, es ist … wunderbar.“ Die Frau lächelte und gab zwei Männern hinter ihr ein Zeichen, die eine riesige, metallverstärkte Sanduhr in das Zimmer schleppten. „Damit Ihr wisst, wie spät es ist“, erklärte sie. „Wir können die Zeit nicht am Stand der Sonne messen, daher haben wir die Felsen zu Sand zermahlen. Wenn der Sand durchgerieselt ist, ist es etwa sechs Uhr. Eure Diener werden sich darum kümmern, dass das Glas dann sofort umgedreht wird.“ Demnach war es etwa fünf, wie Sakura dem Sandstand entnahm. Die Männer trugen die Sanduhr in die gegenüberliegende Ecke des Gemachs, verbeugten sich und gingen. Die folgenden Stunden vergingen zäh und schleppend. Sakura fand heraus, dass es Morgen war und sie fast vierundzwanzig Stunden lang geschlafen hatte. Sie verbrachte die meiste Zeit in ihrem Bett. Einmal ging sie zu dem Bücherregal, das ihm gegenüber stand, und zog einen der Wälzer heraus. Der Einband war verblichen und die Schrift nur schwer leserlich. In gehobener Sprache wurde von einem alten Krieg erzählt; Sakura konnte nicht sagen, ob die Geschichte Fiktion war oder auf einer wahren Begebenheit beruhte. Als sie auf die Toilette musste, die an ihr Zimmer angrenzte, machte sie die Erfahrung, dass nicht alles in diesem Turm so traumhaft war, wie es den Anschein hatte. Obwohl es hergerichtet war wie ein zweiter Thron, war es trotzdem nur ein rückständiges Plumpsklo. Immer wieder kamen Dienerinnen in das Gemach, brachten ihr Essen – und entschuldigten sich, weil es so kärglich war und aus den verschrumpelten Früchten des Schwarzen Berges bestand – und putzten das Zimmer, polierten Wände, Boden, Gemälde und den riesigen, schwarzen Luster an der Decke – dessen schwarze Glaslampen mit gelbem Stoff umwickelt waren und deswegen das wärmste, angenehmste Licht verströmten, das Sakura auf diesem Berg je gesehen hatte –, überzogen das Bett neu – was Sakura übertrieben vorkam, da sie es erst einmal benutzt hatte – und klopften den Teppich aus. Sie sprachen Sakura allesamt mit respektvoller Scheu an, adressierten sie aber immer noch nicht mit Königin. Irgendwann gegen Mittag kamen die beiden Frauen vom Vortag. „Wir bringen Euch Euer Kleid, Herrin“, sagte eine von ihnen. „Welches Kleid?“, fragte Sakura stirnrunzelnd und blickte von dem Buch auf, dessen kalligrafische Schrift sie gerade zu entziffern versuchte. „Nun, Euer Kleid. Das Kleid der Königin, das Ihr für die Zeremonie tragen werdet“, sagte die Zofe, die mindestens doppelt so alt war wie Sakura, mit einem schüchternen Lächeln. Die Kunoichi betrachtete das schwarze Stoffbündel, das die Dienerin andächtig auf ihr Bett legte. Dann traten die Dienerinnen mit gefalteten Händen hinter sie. „Wir werden Euch beim Umziehen helfen, Hoheit.“ Sakura starrte sie entgeistert an. „Ich kann mich selbst umziehen, danke.“ „Aber Hoheit …“ „Schluss mit Hoheit!“ Sie sah an ihren erschrockenen Gesichtern, dass ihre Stimme etwas zu scharf geklungen hatte, und sagte daher in beschwichtigendem Ton: „Spart euch das für nach der Zeremonie auf.“ Die Dienerinnen wechselten unsicher Blicke und ließen sie dann mit dem Kleid alleine. Sakura haderte einige Minuten mit sich, ob sie es überhaupt anziehen sollte, dann zuckte sie mit den Schultern. Warum nicht. Es sah brandneu aus. Als sie sich vor dem Spiegel abmühte, sich in das enge Kleid zu zwängen, wünschte sie sich fast die Zofen zurück, aber jetzt wollte sie nicht klein bei geben. Mit zusammengebissenen Zähnen zog sie das Korsett zusammen und irgendwie schaffte sie es auch, die Schnüre, die das Kleid an ihrem Rücken festhielten, zu binden – wenngleich man hinterher eindeutig sah, dass sie mit wesentlich mehr gutem Willen als Talent zur Sache gegangen war. Kurzatmig betrachtete Sakura sich. Sie hatte sich noch nie so weiblich gefühlt wie in diesem Moment. Der Schnitt des Kleides brachte dezent ihre Rundungen zur Geltung, auch wenn es ihr nicht ganz passte; es war nach wie vor zu eng und der Saum war ein klein wenig zu lang. Das Kleid war in schwarzgrauer Farbe gehalten und an den Ärmeln und am Rocksaum mit goldenen Verzierungen bestickt, die sich auf Höhe ihres Bauchnabels und am Rücken zu einem aufwändigen Muster vereinten. Der Stoff war aus hauchdünner Seide, aber blickdicht und reißfest, und fühlte sich auf ihrer Haut kühl und angenehm weich an. Das Gewand war rüschenlos und wirkte edel, aber nicht wirklich festlich, passend zu einer Königin eines nur kleinen Volkes. Der Rock hatte auf einer Seite einen Schnitt, der bis zu ihrem Oberschenkel reichte. Wenn es sein musste, konnte man in diesem Kleid auch kämpfen. Sakura strich sich ihr Haar aus dem Gesicht, das nicht recht zu ihrer neuen Kleidung passen wollte. Sie stellte sich vor, wie sie in diesem Kleid auf dem Thron saß, auf dem Thron ihres eigenen Königreiches … Sie konnte es immer noch nicht ganz glauben, dass sie eine Königin sein sollte. Die Tür schwang auf und obwohl sie nicht hinsah, wusste Sakura, dass es Naruto war. Jeder andere hätte geklopft. Sie wandte sich um und sah, wie er noch in der Tür erstarrte und seine Kinnlade hinunter klappte. „Sa…Sakura …“, murmelte er. „Du bist … wunderschön …“ „Schön, dass dir das auch mal auffällt“, erwiderte sie grinsend. „Du kommst gerade rechtzeitig. Kannst du mir hinten mit den Schnüren helfen? Ich komm da kaum hin.“ Naruto stand noch einen Moment wie eine Salzsäule da, dann schluckte er und trat an den Spiegel. Eine leichte Rötung erschien auf seinen Wangen, als er die lockeren Schnüre löste und fest zusammenband. Sakura fiel auf, dass seine Finger leicht zitterten, und als er ihre Haut streifte, fühlte sie, wie warm sie waren. Kein unangenehmes Gefühl, wie sie bemerkte. „Gut so? Oder zu fest?“, erkundigte er sich. „Perfekt.“ Sie drehte sich zu ihm um und sie standen sich einen Moment ganz nah gegenüber, ehe Naruto einen Schritt zurückwich. „Wo warst du eigentlich so lange?“, fragte sie. „Ich hab lange geschlafen. Dann hat dieser Kuruda mir und Sai den ganzen Berg gezeigt und anschließend haben wir bei den Vorbereitungen mit anpacken dürfen.“ Er verzog das Gesicht. „Unter uns, ich mag diesen Kerl irgendwie nicht.“ Sakura lachte. „Also ich finde ihn sympathisch.“ „Du hast eben keine Menschenkenntnis. Ich sage dir, er ist sicher …“ Es klopfte träge und sie unterbrachen die Unterhaltung. „Herein“, rief Sakura. Der Alte trat ein, verbeugte sich kurz und musterte seine Königin dann so lange, dass es ihr fast unheimlich wurde. Er trat vor und reichte ihr eine vergilbte Schriftrolle. „Da steht alles über den Ablauf der Zeremonie drin. Ihr solltet es gut durchlesen, damit Ihr Euren Text beherrscht“, erklärte er. Naruto sah Sakura über die Schulter, als sie das Papier entrollte und überflog. Der Alte wartete geduldig. „Da steht etwas davon, dass ich einen Schattenlord ernennen soll“, murmelte sie. Der alte Mann nickte heftig. „Der Schattenlord ist der Vasall und engste Vertraute der Königin der Dunklen Horizonte. Er ist nur ihr allein verpflichtet und der Anführer der Gargoyles. Ihr solltet diese Entscheidung mit Bedacht treffen. Gute Schattenherren sind schwer zu finden.“ „Aha“, murmelte Sakura. „Diese Gargoyles – was sind die eigentlich? So etwas wie die Anbu von Konoha?“ Die Miene des Alten verfinsterte sich, als er das verhasste Wort Anbu hörte. „Nicht direkt“, sagte er kühl. „Die Gargoyles unterstehen direkt der Königin und dem Schattenlord und sind Euch bis in den Tod loyal. Sie sind Eure Leibwache, Eskorte und Spezialeinheit und die fähigsten Ninjas des Yami-Volks.“ Also doch so etwas wie die Anbu, dachte Sakura, hütete sich aber, es laut auszusprechen. Hinter dem Alten betraten die beiden Zofen den Raum und nachdem er gegangen war, begannen sie, Sakura das Haar zu kämmen und ihr eine neue Frisur zu verpassen, damit sie etwas königlicher aussah. Sie fühlte sich immer noch ein wenig seltsam dabei, so bedient zu werden, es war ihr beinahe ein wenig unangenehm. „Ich will, dass du mein Schattenlord wirst, Naruto“, sagte sie nach einer Weile. Naruto, der sich auf einen der Sessel hatte sinken lassen, starrte sie mit offenem Mund an. „Meinst du das ernst? Aber …“ „Natürlich. Du hast es selbst gehört, ich muss dem Schattenlord hundertprozentig vertrauen können.“ Sie lächelte. „Wer würde da besser passen als du? Vorausgesetzt, du bleibst hier bei mir“, fügte sie etwas leiser hinzu. „Ich hab dir schon gesagt, dass ich bleibe“, sagte er bestimmt. „Aber wenn du nicht ins Dorf zurückkehrst, wird dein Traum nie wahr. Du wirst nie Hokage werden.“ Er sah nachdenklich zu Boden und murmelte: „Wie gesagt, ich hab für ein Dorf nichts übrig, das andere Menschen so behandelt.“ „Aber es war doch immer dein Traum!“ „Ja, seit ich ein Kind war. Es war immer derselbe Traum. Ich habe jetzt begriffen, dass Träume sich ändern müssen, dass sie sich weiterentwickeln müssen und dass man sich immer wieder fragen sollte, ob man wirklich noch davon träumt, etwas zu tun, oder ob man nur an seinen Vorsätzen festhält. Sonst landet man am Ende dort, wo man plötzlich gar nicht mehr hinwill, nur weil man früher gedacht hat, es wäre spaßig.“ Sie sah Naruto nachdenklich an. „Naruto, du …“ Laut ihrer Sanduhr, die eine Dienerin pünktlich umdrehte, war es sieben Uhr abends, als der Alte in Begleitung von Sai Sakura und Naruto abholen kam. „Es ist alles vorbereitet für Eure Krönung, Prinzessin“, sagte er. Sie verließen den Turm und Sakura sah endlich, woran die Yami den ganzen Tag gewerkt hatten: Am Rand des Dorfes, am Fuße einer steilen Felswand, hatten sie eine Bühne aus Holz zusammengezimmert, auf der ein wuchtiger hölzerner Stuhl stand. Für das Holz hatten sie erstmals seit dreißig Jahren den Berg verlassen, und es tat Sakura gut daran erinnert zu werden, dass es auch Holz gab, das nicht schwarz oder grau war. Absolut jeder aus dem Bergdorf hatte sich vor der Bühne versammelt und blickte erwartungsvoll auf Sakura, als sie durch den Spalier auf die Bühne zuging. „Langsamer, würdevoller“, flüsterte der Alte ihr zu. Sie fühlte sich unbehaglich, weil so viele Blicke ihr folgten. Über eine breite Treppe erreichte sie die Tribüne und setzte sich auf den Stuhl. Alle anderen mussten stehen bleiben, weil es auf der Ebene keine Sitzgelegenheiten gab. Der Alte trat zu ihr hinauf und breitete die Arme zum Publikum aus, das allgemeine Gemurmel erstarb. „Schwestern, Brüder, Volk der Yami! Wir sind heute hier zusammengekommen, weil wir einen Grund zum Feiern haben! Unser Volk ist frei, und wir haben wieder eine Königin. Dies ist ein glorreicher Tag, an dem die Nacht eine neue Tochter geboren hat und den Schatten eine Mutter geschenkt wurde, der Finsternis eine Herrin, die sie leitet, und der Dunkelheit eine Streiterin, die sie vor unseren Feinden schützt.“ Er drehte sich zu Sakura um und verbeugte sich so tief, dass sie um seinen Rücken fürchtete. „Haruno Sakura aus dem Reich des Feuers, bist du bereit, die Königskrone anzunehmen?“ Sie nickte und sagte die Worte auf, die sie sich eingeprägt hatte. „Ich bin bereit, die Nacht zu lenken wie euch. Ich bin bereit, eure Königin zu sein.“ Eine Frau brachte auf einem schwarzen, mit alten, goldenen Schnüren verzierten Samtkissen ein prachtvolles, pechschwarzes Diadem, in dessen Mitte ein kleiner, roter Rubin funkelte. Der Alte nahm das Schmuckstück von seinem Podest. „So kröne ich dich hier vor den Augen deines Volkes zur Königin. Auf ewig bejubelt seist du, Sakura, Königin der Dunklen Horizonte.“ Er setzte Sakura behutsam das Diadem auf. „Auf ewig bejubelt seist du, Sakura, Königin der Dunklen Horizonte“, wiederholte das Volk einstimmig. Wie von ihr erwartet wurde, stand Sakura auf und sagte: „Möge euch Glück und Sicherheit unter meiner Regentschaft zuteilwerden. Als eure Königin bin ich bereit, für euch einzustehen und euch zu lenken, zu verteidigen, und zu richten ...“ „Lang lebe die Königin!“, schrie jemand aus der Menge und ließ Sakura kurz stocken und erröten. Nachdem sie tief Luft geholt hatte und es wieder still war, fuhr sie mit den rituellen Worten fort, mit denen jede Königin ihr Amt begann. „Das Mondlicht ist Zeuge dieses prachtvollen Tages.“ Auch wenn weder Mond noch Licht zu sehen sind, dachte sie. „Volk der Yami, das Portal zu unserer gemeinsamen Zukunft ist nun offen! Lasst uns gemeinsam hindurch schreiten!“ Jubel brauste auf. Sakura setzte sich ein wenig zu schnell auf ihren Stuhl, wie sie erst hinterher bemerkte, aber es dauerte einige Minuten, bis wieder Ruhe herrschte. Sie sah sich die Gesichter genau an. Einst so voller Niedergeschlagenheit und Resignation, waren sie nun erfüllt von Freude und Heiterkeit. Augen strahlten ihr entgegen, Zähne blitzten in lächelnden Mündern. Die dunklen Flecken in den Gesichtern der Leute begannen auch zu verschwinden, wie sie feststellte. Viele von ihnen sahen schon fast wieder normal aus, wenngleich sie sehr blass und mager waren. Als der Jubel erlosch, stimmte eine kleine Gruppe neben der Bühne einen eindrucksvollen gemischten Chor an. Sakura konnte ihre Worte nicht verstehen, aber es klang wirklich prächtig. Zwei Männer schlugen in einem bombastischen Takt auf schwere Felltrommeln ein, die nagelneu aussahen. Aus der Menge traten zwei Frauen und begannen an primitiven Saiteninstrumenten zu zupfen, was dem Ganzen noch eine melodische Note verlieh. Eine talentierte Sängerin verstärkte den Chor mit ihrem Sopran. Nach einigen Minuten nahm die Geschwindigkeit der Saiteninstrumente zu und nahm einen dramatischen Ton an, der von den Trommeln unterstrichen wurde. Sakura fühlte die Kraft, die von dieser Musik ausging, und die Bedeutung, die hinter dem Ritual steckte. Es drückte genau das Gefühl aus, das alle auf diesem Platz fühlten: Den Anbruch einer neuen Zeit, das Ende der Gefangenschaft und den Aufbruch zu neuen Ufern. Der Chor stimmte ein neuerliches Loblied auf die neue Königin der Dunklen Horizonte an, während der Takt an Geschwindigkeit zunahm und sich langsam in schwindelerregende Höhen schraubte. Dann hielt die Musik fast inne, nur um sogleich noch pompöser und bombastischer zu werden. Die Trommler schlugen so schnell auf ihre Trommeln, dass ihre Schläger zu verschwimmen schienen. Die Kerzen auf den Kerzenhaltern, die links und rechts von Sakuras Stuhl aufgebaut waren, wurden entzündet und bald brannten schwarze Flammen um die Königin herum. Jetzt, am Höhepunkt des Rituals, marschierten die Gargoyles auf den Platz, in geordneten Zweierreihen und mit ihren Hellebarden, an denen rote Stofffetzen hingen, ebenfalls in das Lied einstimmend. Sie trugen allesamt leichte, graue Ninjabrustpanzer, gleichfarbige Hosen und sogar die Gesichter waren mit grauer Farbe beschmiert, als bestünden sie tatsächlich aus Stein. In der ersten Reihe erkannte Sakura Kuruda, der ihr kurz zuzwinkerte. Die dreißig bis vierzig Ninjas marschierten im nun wieder langsamen Takt auf die Bühne zu und ließen sich dann gleichzeitig auf ihre Knie sinken. Abrupt beendete ein Trommelschlag die Musik und die Gargoyles riefen wie aus einem Munde: „Mein Chakra für das Blut der Königin!“ Dann senkte sich Totenstille über die versammelte Menge, die gerade lange genug andauerte, um Sakura nervös zu machen. Hatte sie etwas vergessen? Musste sie jetzt etwas sagen? Doch dann trat der Alte auf sie zu, der die Empore die ganze Zeit über nicht verlassen hatte, und sagte feierlich mit klingender Stimme: „Wählt nun den Schattenlord, Königin der Dunklen Horizonte.“ Sakura holte tief Luft und spüre, wie die Menge den Atem anhielt. Dann sagte sie laut und mit fester Stimme: „Ich ernenne hiermit Uzumaki Naruto aus Konoha Gakure zu meinem engsten Vertrauten und zum Schattenlord des Schwarzen Berges.“ Der Alte, der von dieser Entscheidung ebenfalls schon gewusst hatte, winkte Naruto hektisch auf die Empore. Sakura sah beiläufig, wie Kuruda versuchte seinen enttäuschten Gesichtsausdruck zu verbergen. Offenbar hätte er gerne dieses Amt bekleidet, aber Sakuras Entschluss war von Anfang an klar gewesen. Naruto trat zu ihr neben ihren Stuhl und bekam den zeremoniellen nachtschwarzen Umhang über die Schultern gelegt. „Mein Chakra für Euer Blut“, sagte er die entsprechenden Worte und kniete vor ihr nieder. „Erhebe dich, Schattenlord Naruto“, sagte Sakura. Er stand auf und stellte sich neben sie. Ein Mann und eine Frau mit schwarz bemalten Gesichtern kamen aus der Menge auf die Tribüne. Zwischen sich hielten sie einen einfachen, braunschwarzen Kelch, den sie Sakura ehrfürchtig reichten. Wie sie aus dem Leitfaden für die Zeremonie entnommen hatte, war es üblich, dass Königin, Schattenlord und die Gargoyles zusammen aus einem Kelch tranken, um ihre Verbundenheit zu signalisieren. Eigentlich hätte es Wein sein sollen, aber es war nur das abgestanden schmeckende Wasser, das die Yami aus irgendeiner verschmutzten Quelle im Berg schöpften. Sakura trank einen winzigen Schluck und musste sich zwingen, nicht das Gesicht zu verziehen. Naruto tat es ihr gleich; dann gingen die Zeremonienhelfer durch die Reihen der Gargoyles und jeder führte feierlich den Kelch zu seinen Lippen. Währenddessen brandete die Musik wieder auf. Als jeder getrunken hatte und es abermals still geworden war, erhob sich Sakura. Erstmals durfte sie wirklich ihre eigenen Worte aussprechen. „Volk der Yami, ich hoffe, dass ich euch eine gute Königin sein werde. Als erste Amtshandlung stelle ich es jedem von euch frei, den Schwarzen Berg zu verlassen. Ihr könnt leben, wo ihr wollt, Familien gründen und anderen Arbeiten nachgehen. Wenn ihr jedoch bleiben wollt: Um den Berg herum liegt fruchtbares Land. Ihr könnt dort Felder bestellen und von richtigem Brot und Obst leben. Ich bin mir sicher, dass wir es mit vereinten Kräften schaffen werden, eurem – unserem Volk zu neuer Größe zu verhelfen und das Reich aufzubauen, das euch nach dem langen Exil zusteht. Wir werden das Geld zurückkehren lassen und Handel treiben und auch andere einladen, auf unser Land zu ziehen. Desweiteren“, fuhr sie fort, „ernenne ich Sai aus Konoha Gakure zu meinem offiziellen Botschafter und Diplomaten.“ Sai lächelte nickend und betrat nach kurzem Zögern ebenfalls die Bühne. Sakura fühlte sich erleichtert. Mit ihren Teamkameraden konnte sie den Erwartungen sicherlich gerecht werden. Die Menge jubelte nach ihrer Ansprache. Zum Abschluss des Rituals zogen Sakura, Naruto und die Gargoyles in einem majestätischen Marsch einmal quer durch das Dorf, durch die Zitadelle und schließlich in den Turm, bis sie im Thronsaal ankamen, wo sich Sakura erstmals auf den Thron setzte und eine Zufriedenheit verspürte wie schon lange nicht mehr. Ob ihre Eltern und ihr Großvater wohl stolz auf sie wären? Bevor die Gargoyles gingen, wies Sakura sie an, nach dem Alten zu schicken. Keine drei Minuten später stand er vor ihrem Thron und kniete, trotz seiner Gebrechlichkeit, ergeben nieder. „Ich habe Fragen an dich“, sagte Sakura und ihre Stimme kam ihr in dieser riesigen Halle dünn und verloren vor. „Alles, was Ihr wünscht, meine Königin.“ „Dieser Kuruda, ist er nicht einer von denen, die hier geboren wurden? So, wie Minori?“ Der Alte sah sie an und sein Blick war stolz. „Oh ja, er ist einer der Jungen, die dem Fluch getrotzt haben. Aber im Gegensatz zu allen anderen vor ihm hat er den Berg nicht verlassen, obwohl er es gekonnt hätte. Stattdessen hat er die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nie aufgegeben und ist sogar den Gargoyles beigetreten. Er ist ein guter Junge.“ Sakura fragte sich, ob die beiden nicht vielleicht verwandt waren. „Danke. Die zweite Frage …“, sagte sie und wurde ein wenig kleinlaut. „Was erwartet man von mir? Ich meine, was gehört alles dazu, ein Volk zu führen?“ Der Alte lächelte wissend und zog einen dicken Wälzer aus einer Falte seiner Kleidung hervor, bei dessen Anblick Sakura innerlich aufstöhnte. Hoffentlich war das nicht … „Hier stehen alle Rechte und Pflichten einer Königin, die die vergangenen Könige und Königinnen der Dunklen Horizonte niedergeschrieben haben“, erklärte der Alte, fügte aber hinzu: „Ob Ihr Euch daran haltet, ist jedoch Euch überlassen.“ Sakura blinzelte. „Heißt das, ich muss mich an gar keine Regeln halten?“ „Ihr seid sie Königin“, sagte er, als wäre das Antwort genug. „Ich kann machen, was ich will?“ Das konnte doch nicht sein … Nicht, dass sie auf unbeschränkte Macht aus war, aber das … Der Alte lächelte warm. „Ihr habt uns von dem Fluch Konohas befreit, Gebieterin. Was könntet Ihr uns befehlen, was schlimmer wäre?“ Da hatte er vielleicht sogar Recht. Die Yami waren ihr treu ergeben, nicht, weil sie jetzt einen Titel führte, sondern wegen dem, was sie für das Volk getan hatte. Sie nickte. „Du kannst gehen.“ Naruto nahm dem Alten das Buch ab, der den Thronsaal verließ und sich abmühte, die gewaltigen Tore zu schließen, es dann aufgab und ärgerlich vor sich hin murmelnd die Treppen hinunterstieg. „Jetzt bist du also Königin“, grinste Naruto und lud das Buch auf der Lehne ihres Throns ab. „Ja, und ich hab nicht die geringste Ahnung, was ich jetzt tun soll“, gab Sakura zu. „Du hast schon viel getan. Du hast ein ganzes Volk befreit.“ „Stimmt.“ Sie seufzte. „Und wenn ich Glück habe, verwaltet es sich sogar selbst.“ ================================================= So - wieder mal ein etwas längeres Kapitel^^ Da war ich ja mal produktiv, 3 FFs in den letzten Tagen aktualisiert, hehe XD Ich hoffe, es ist nun klar, was ich zu Beginn mit dem Hauptaugenmerk auf Atmosphäre und Stimmung und weniger auf Action gemeint habe. Ich habe versucht, die Krönung ausführlich zu beschreiben, auch Sakuras Gefühle und Nervosität. Ich hoffe, es ist mir gelungen^^ Es war flüssig zu schreiben, wenn man ein dramatisches Lied im Ohr hatte^^ Hoffentlich war es auch gut zu lesen ;) Sakura ist Königin, Naruto ihr Schattenlord - und in diesem Kapitel hat er sich also auch endgültig entschieden. Ich finde das persönlich gar nicht so abwegig, schließlich weicht er ja auch im Anime immer wieder von seiner Karriereleiter ab bzw. will nur Hokage werden, wenn er es wirklich schafft, Sasuke, den er wertschätzt, zur Vernunft zu bringen und nötigenfalls mit ihm zu sterben. Im nächsten Kapitel geht es um die erste Konfrontation mit den Ninjas aus Konoha. Inklusive einer Actionszene, diesmal ;) Kapitel 8: Royal Encounter -------------------------- Der Wind rauschte in den Bäumen, als sie mit gewaltigen Sprüngen von Ast zu Ast setzten. „Tsunade hätte ruhig etwas präziser sein können“, beschwerte sich Tenten zum wiederholten Male. Weder Lee noch Neji antworteten. Ihnen war die Mission genauso suspekt wie ihrer Teamkameradin. Tsunade hatte sie mitten in der Nacht losgeschickt, um ein bestimmtes Gebiet unter die Lupe zu nehmen – und dabei hatte sie nicht einmal erwähnt, wonach sie Ausschau halten sollten. Neji argwöhnte, dass der Godaime Hokage das selbst nicht wusste. Nun waren sie seit zwei Tagen und Nächten unterwegs und erreichten bald das Land der Blitze. Sie kamen ihrem Ziel näher, aber bis jetzt hatten sie nichts entdeckt, das … „Vorsicht!“, rief Neji aus und landete auf einem breiten Ast. Tenten und Lee hielten ebenfalls an. Ein einzelner Kunai bohrte sich in den Ast, knapp unter Nejis Füßen. Der Hyuuga ließ sich in die Hocke sinken und aktivierte seine Byakugan. Innerlich verfluchte er sich für seine Unaufmerksamkeit. Sie waren bereits umzingelt. Noch bevor sich auch nur einer der Feinde zeigte, wallten Schatten auf, etwas wie ein finsterer Nebel, der die Sonne verschluckte. Lee und Tenten wurden vor seinen Augen von den Schatten verschluckt, aber seine Byakugan nahmen ihr Chakra wahr. Neji schmunzelte innerlich. Das Jutsu des Gegners war wirkungslos bei ihm. Er sah die Chakraschemen von sechs unbekannten Ninjas, die auf Ästen in der Nähe gelandet waren. „Wer seid ihr?“, rief er. „Verschwindet von hier, Konoha-Abschaum!“, rief einer der Ninjas zurück. „Das ist unser Land!“ „Wir sind in einer Mission unterwegs“, rief Neji zurück. „Das ist uns egal!“ „Was tun wir jetzt?“, fragte Lee. Tsunade hatte Neji zum Anführer ihres Dreierteams bestimmt. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich abtrünnige Ninjas oder Banditen ein Stück Land aussuchen und behaupten, es gehöre ihnen“, sagte der Hyuuga. „Letzte Warnung: Verschwindet, oder sterbt!“, rief einer der Fremden. „Wir sind nicht eure Feinde!“, rief Tenten in die Dunkelheit hinein. Sie konnte absolut nichts sehen, nicht einmal ihre eigenen Hände. „Ihr steht auf dem Land unserer Königin! Allein das ist Frevel!“, kam prompt die Antwort, diesmal aus einer anderen Richtung. Als sie sich nach einigen Sekunden immer noch nicht rührten, machte eine der Gestalten eine Wurfbewegung. „Springt weg!“, schrie Neji. Lee machte einen Satz in die Dunkelheit hinein und hörte fast gleichzeitig unter sich, wie ein weiterer Kunai das Holz durchbohrte. Dann ertönte ein Geräusch von Feuer, das sich durch Papier fraß, und kurz darauf ein gewaltiger Knall, als der gesamte Ast explodierte. Die Shinobi aus Konoha waren weit genug fortgesprungen, doch die Druckwelle trieb einen Sturm aus gesplittertem Holz heran. Sie landeten unsanft auf dem Waldboden, da sie die Entfernung nicht einschätzen konnten. Lee und Tenten waren praktisch blind. Die fremden Ninjas landeten ebenfalls. „Tenten!“, rief Neji. „Auf drei Uhr!“ „Verstanden!“, rief die Kunoichi. Auch blind konnte sie die riesige Ninja-Schriftrolle von ihrem Rücken ziehen und an der richtigen Stelle öffnen. Ein Hagel aus Kunai und Wurfsternen ging in die Richtung, die Neji ihr zugerufen hatte. Neji sah zufrieden zu, wie der Ninja nicht rechtzeitig ausweichen konnte und, an der Schulter getroffen, mit einem unterdrückten Aufschrei auf den Hintern fiel. Der schwarze Schleier lichtete sich, die Finsternis verschwand. Neji nickte Tenten zu. Sie hatten Glück gehabt und genau den Ninja erwischt, der für das Jutsu verantwortlich gewesen war. Jetzt, da er mehr von ihren Feinden erkennen konnte außer ihr Chakrasystem, sah er sie sich genauer an. Sie waren Grau in Grau. Graue, matte Brustplatten über grauschwarzer Lederkleidung ließen sie ein wenig wie Anbu aus einem anderen Land wirken – den Eindruck verstärkten die Gesichtsmasken, die lediglich die Augen freiließen und ansonsten nur zwei schmale Schlitze auf Höhe der Nasenlöcher hatten. Die Masken hatten allerdings nicht die Form von Tierköpfen, sondern waren glatt und schmucklos und ebenfalls grau. Auf dem Rücken trugen die Ninjas ausnahmslos Lanzen mit verschiedenen Spitzen. Neji entdeckte keine Stirnbänder oder andere Abzeichen, zu welchem Clan oder Land sie gehörten. „Wer seid ihr?“, rief er ihnen zu. Ohne zu antworten griffen die Ninjas das Team mit Wurfsternen an. Es bereitete ihnen keine Mühe auszuweichen, und Lee und Tenten starteten sofort eine Gegenoffensive. Lee schlug und kickte die Lanzen von zwei der Ninjas zur Seite und verwickelte einen dritten in einen Nahkampf. Dieser war ihm hoffnungslos unterlegen und wurde schon nach wenigen Sekunden gegen einen Baum geschleudert, während Lee sich den nächsten vornahm. Tenten beschwor einen Kampfstab und wurde in einen hitzigen Zweikampf mit einem der Feinde verstrickt. Die Hellebarde und der Stab prallten in verschlungenen Bewegungen Funken sprühend gegeneinander. Es sah aus, als würden zwei Schlangen darum kämpfen, wer zuerst wen erdrosselte. Neji gestattete sich, die Kampfkraft der Feinde einzuschätzen. Obwohl sie mehr waren, unterlagen sie zumindest im Nahkampf. Ihren Bewegungen entnahm er, dass sie zwar gut ausgebildete Ninjas waren, aber sie schienen eingerostet und steif, als hätten sie lange keinen Kampf mehr ausgefochten. Zwei Graue waren noch übrig, die sich bisher nicht an dem Kampf beteiligt hatten. Der eine war der, den Tenten umgeworfen hatte. Er blutete an der Schulter und eine der Laschen seines Panzers war durchschnitten, sodass ihm die Platte lose von der Brust hing. Neji überlegte kurz und stürmte auf den anderen zu. Der Ninja sah ihn kommen und warf einen Kunai auf ihn, der viel zu hoch gezielt war. Neji duckte sich, ohne langsamer zu werden – und dann war der Graue plötzlich weg. Der Hyuuga fluchte. Ein Tauschjutsu. Noch bevor er herumwirbelte, aktivierte er seine Byakugan und sah, wie der Kunai, der sich hinter ihm in einen Baum gebohrt hatte, ein eine Rauchwolke auflöste und der Graue plötzlich an seiner Stelle mit seinen Füßen auf der Rinde klebte und einen riesigen Shuriken auf ihn schleuderte. Neji schlug die heran sausende Waffe hinterrücks zur Seite, wobei er Chakra aus seiner Hand strömen ließ, damit er sich nicht verletzte. Die Tatsache, dass er den Wurfstern von hinten gesehen hatte, schien den Feind zu verwirren, denn noch bevor Neji sich komplett herumgedreht hatte, war er vom Baum gesprungen und einige Schritte zurückgewichen. Dann begann er Fingerzeichen zu machen. „Erdelement! Jutsu der Versteinerung!“ Er stieß die Handflächen gegen den Boden – und einen Moment später bohrten sich rund um Neji braune Felsen aus der Erde und verkeilten sich um seine Beine, seinen Rumpf und dann seinen kompletten Körper. Er konnte sich nicht bewegen, war komplett im Stein gefangen. Der feindliche Ninja verlor keine Zeit, riss die Hellebarde von seinem Rücken und stürmte auf sein Opfer zu. Neji ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Mit seinen Byakugan tastete er den Stein ab, der ihn umgab. Wie er vermutet hatte, wurden die Felsen vom Chakra des grauen Ninjas zusammengehalten. Er ließ sein eigenes Chakra aus seinem Körper strömen und durchdrang die Felsen damit, der zu kleinen Steinchen zerbröckelte. Neji sah, wie sich die Augen seines Feindes hinter der Maske weiteten und er abzubremsen versuchte, aber da hatte er ihm auch schon die Handfläche vor die Brust gestoßen. Blaues Chakra spritzte, als er den Ninja einige Meter durch die Luft katapultierte, wobei er einen seiner Chakrapunkte blockierte. Aus den Augenwinkeln sah Neji, wie der letzte der feindlichen Ninjas Fingerzeichen formte und mit dem Blut, das von seiner Schulter tropfte, eine Beschwörung durchführte. Ein wolfsgroßes, rotes Etwas kam aus der Rauchwolke hervor. Es hatte spindeldürre Gliedmaßen und einen missgebildeten Körper, einen übergroßen fischähnlichen Kopf mit gewaltigem Kiefer und Dutzenden langen, nadelspitzen gelben Zähnen. Es hatte nur je drei Zehen und Finger und einen langen, peitschenden Schwanz. Seine Haut war pockennarbig und hässlich rot. Das Wesen breitete seine durchscheinenden Fledermausflügel aus und stürzte sich mit einem durchdringenden Kreischen und blitzschnell auf Lee. „Lee!“, rief Neji, als die Krallen des Wesens sein Bein blutig schlitzten. Ein Morgenstern wirbelte durch die Luft und hämmerte das Untier von Lees Bauch. Tenten kam angerannt. „Alles in Ordnung?“ Neji nahm sich den feindlichen Ninja vor und setzte ihn mit zwei gezielten Schlägen außer Gefecht. Dann lief er zu seinen Kameraden und sie stellten sich in Dreiecksposition auf, während die Grauen sie umzingelten. „Wollt ihr noch mehr Blut vergießen?“, fragte Neji missgelaunt. „Wir haben nur die Mission, uns hier umzusehen. Danach werden wir wieder gehen.“ Auch die Feinde wirkten angeschlagen und überlegten. „Nun gut“, murmelte ihr Sprecher gedämpft in seine Maske. „Vereinbaren wir einen Waffenstillstand. Aber ihr werdet euch dem Urteil unserer Königin stellen müssen, da ihr auf ihrem Land seid.“ Neji warf Tenten und Lee einen Blick zu. Die Luft knisterte vor Anspannung. Wenn sie einer Banditenkönigin in die Hände fielen, konnte es übel werden. Andererseits machten die Ninjas nicht den Eindruck von Räubern … „Einverstanden“, entschied Neji. „Bringt uns zu ihr.“ „Oh, du hast wieder deine alten Sachen an“, murmelte Naruto, nachdem er, diesmal klopfend, eingetreten war. Etwas enttäuscht musterte er ihre Ninja-Kleidung. Sakura wusste, dass sie eigentlich auf dem Thron sitzen sollte, aber sie hatte sich vorgenommen, zuerst das Buch zu lesen, das der Älteste ihr gegeben hatte, ehe sie sich ans Regieren machte. Im Grunde war sie froh, einen Leitfaden zu besitzen. Sie hätte sich hilflos gefühlt auf diesem kalten, steinernen Meisterwerk. Die frisch gekrönte Königin – sie konnte es immer noch nicht glauben; noch dazu war sie sicherlich die jüngste Königin in der Geschichte des Yami-Volks – lag bäuchlings auf ihrem Bett und blätterte eine weitere der vergilbten Seiten um. Sie sah auf. „Das Kleid war schön, aber zu klein. Die Yami haben es in aller Eile geschneidert, ohne meine Maße zu nehmen. Kein Wunder, dass es mir nicht passt.“ „Du könntest dir ja ein neues machen lassen“, schlug Naruto vor. „Als Königin musst du schon etwas Würdevolles tragen. Außerdem …“ Er errötete ein wenig und sah zur Seite. „Ich finde, so ein Kleid steht dir gut.“ Sakura merkte, dass er zuerst etwas anderes hatte sagen wollen. Sie überlegte. „Naja, warum nicht?“, murmelte sie. „Ich bin ja jetzt die Königin.“ „Genau.“ Sie schwang die Beine aus dem Bett und lächelte schelmisch. „Schattenlord, man rufe nach dem Ältesten!“ Naruto grinste. „Zu Befehl, Euer Durchlaucht.“ Er ging vor die Tür. Wie üblich standen davor zwei Gargoyles postiert, die sich alle paar Stunden abwechselten. Er sagte laut genug, damit Sakura es noch hörten konnte: „Die Königin lässt nach dem Ältesten rufen. Du da, geh ihn holen.“ Der angesprochene Gargoyle deutete eine Verbeugung an und stieg die Stufen hinab. „Zu Befehl, Milord.“ Naruto schloss die Tür und grinste breit. „Daran könnte ich mich gewöhnen.“ „Du machst dich über ihre Bräuche lustig.“ „Na und? Du etwa nicht?“ Es klopfte. „Herein“, rief Sakura. Sai trat ein. Sakura war froh, dass er tatsächlich geblieben war. Der ehemalige Anbu würde bei ihnen bleiben, komme was wolle, da er mit ihnen Bande geknüpft hatte, die alles in Konoha Gewesene übertrafen, Bande der Freundschaft und des Vertrauens. „Störe ich?“ „Keineswegs. Ich wollte sowieso mit dir sprechen“, sagte Sakura und warf ihr Haar zurück. Die neue Frisur war immer noch ungewohnt. „Was soll ich als königlicher Diplomat eigentlich machen?“, fragte er. „Darüber wollte ich schon reden.“ Sie holte eine Landkarte von dem Schreibtisch, den man ihr ins Zimmer gebracht hatte – er war frisch gezimmert und aus duftendem, hellen Holz – und breitete sie aus. „Da wir ja jetzt ein Königreich sind, sollten wir den anderen Nationen und Reichen das auch zeigen.“ Sie beschrieb mit dem Finger einen Kreis auf der Karte. „Hier, in diesem Umkreis erst mal. Nimm dir ein paar Leute mit und klappere die Dörfer ab, die hier liegen, biete ihnen an, sich unserem Königreich anzuschließen. Vielleicht können wir uns so vergrößern und etwas gegen die Streitigkeiten tun, ich habe gehört, es kommt zwischen den Dörfern immer wieder zu Reibereien.“ „Was ist mit dem Reich der Blitze?“, fragte Naruto. „Sollten wir denen nicht auch Bescheid sagen? Es ist ja ganz in der Nähe.“ „Ich bin mir nicht sicher“, gab Sakura zu. „Auf der einen Seite ist es sicher gut, weil es ein großes, einflussreiches Land ist. Aber andererseits könnten sie uns auch als Bedrohung auffassen und uns angreifen.“ Sie kaute an ihrer Daumenkuppe. „Das entscheiden wir später. Sai, nimm dir erst mal die kleineren Gebiete vor.“ Sai nickte und ging. Kurz darauf kam, wie bestellt, der alte Mann aus dem Dorf, dem sie auftrug, den Schneider des alten Kleides zu ihr zu bringen. Es stellte sich heraus, dass es eine klein gewachsene, dunkelhaarige alte Frau war. Sie und ihre Kollegin nahmen Sakuras Maße und zeigten ihr Entwürfe von Mustern. Sakura wählte eines, das dem anderen Kleid ähnlich war. Als der Tag sich dem Ende zuneigte, fand die Königin es an der Zeit, sich wieder auf den Thron zu setzen, da man ihr berichtet hatte, dass einige Dörfler bereits um eine Audienz baten. Naruto stellte sich neben sich und setzte eine wichtige Mine auf; er trug den Umhang, den er bei der Zeremonie bekommen hatte, da ihn niemand zurückgefordert hatte. Es ging um Kleinigkeiten; meist fragten die Bürger um Erlaubnis wegen irgendetwas, oft hing es damit zusammen, das Dorf und den Berg zu verlassen. Sakura bewilligte alle Unternehmungen. Einige Yami hatten sich sogar überlegt, einen Bauernhof zu gründen und die Felder im Umland zu bewirtschaften, was sie freute. Endlich konnten die Menschen wieder das tun, was sie wollten. Die Bauern waren eben gegangen, als einer der Gargoyles durch das Tor marschierte. Er ging vor dem Thron in die Knie und nahm die Maske ab. „Meine Königin. Es liegt eine Angelegenheit von äußerster Dringlichkeit vor.“ Sakura spürte die Anspannung in seiner Stimme und nickte ernst. „Was gibt es?“ Der Gargoyle wandte den Kopf und nickte der Gruppe zu, die vor dem Thronsaal wartete. Obwohl sie Waffenstillstand geschlossen hatten, kam Neji sich unter der Aufsicht der grauen Ninjas wie ein Gefangener vor. Er war mehr als erstaunt gewesen, als sie den gewaltigen schwarzen Berg und den beeindruckenden, feindseligen Turm erklommen hatten, aber er hätte niemals mit der Person gerechnet, die hier auf dem Thron saß und Königin genannt wurde. „Sakura?“, riefen Tenten und Lee aus einem Munde aus. Naruto stand neben seiner Teamkameradin und trug einen seltsamen schwarzen Umhang um die Schultern. „Ich habe gehört, ihr seid in unser Gebiet vorgedrungen?“, fragte Sakura förmlich. „Sag mir, dass ich träume …“, murmelte Lee entgeistert. Neji kniff die Augen zusammen. „Ist es wahr, was diese Verbrecher hier sagen? Du bist die Königin? Wovon?“ „Ich bin die Königin der Dunklen Horizonte, Herrscherin über das Reich und Volk Yami“, sagte sie betont und ballte die Hände zu Fäusten. Ganz wohl war ihr bei dieser Konfrontation nicht, obwohl sie sich alle Mühe gab, wirklich wie eine Adelige zu wirken. Neji stieß ein abfälliges Lachen aus. „Das ist doch ein Witz, oder? Komm zurück nach Konoha, Tsunade wartet schon auf dich.“ Sie zögerte. „Ich bleibe“, sagte sie bestimmt. „Ich gehöre hierher zu meinem Volk.“ Sie senkte die Stimme. „Wenn du mir nicht glaubst, frag Tsunade.“ „Trotzdem bist du eine Kunoichi aus unserem Dorf!“, rief Tenten, während Lee sie einfach nur mit offenem Mund anstarrte. Sakura senkte den Blick und biss sich auf die Unterlippe, aber als sie Narutos aufmunternden Gesichtsausdruck sah, riss sie sich zusammen und sagte mit fester Stimme: „Diese Leute hier brauchen mich mehr als Konoha.“ „Bestimmt“, sagte Neji sarkastisch. „Ganz zu schweigen von den Schmeicheleien, die du als Königin genießt.“ Sakura zuckte leicht zusammen und atmete tief durch. Nein, sie würde sich nicht verunsichern lassen. Ihr Entschluss stand bereits fest. „Ich erlaube euch zu gehen. Kehrt nach Konoha zurück und richtet Tsunade meine Grüße aus. Sagt ihr, wir haben ein neues Reich gegründet und hätten nichts gegen Handelsverbindungen.“ Sie musste die Gesichter der Gargoyles gar nicht sehen, um sich ihre unwilligen Mienen vorstellen zu können, aber sie wagten es nicht, Einspruch zu erheben. Neji runzelte verärgert die Stirn. „Wenn du das tust, kommst du als Nuke-nin ins Bingo-Buch“, stellte er fest. „Und wennschon.“ „Sei vernünftig. Kommt mit uns.“ „Nein.“ Sie stand auf und sah auf sie herab. „Geht jetzt, oder ich weise meine Gargoyles an, euch hinauszuwerfen.“ Die Ninjas um das Konoha-Team strafften sich demonstrativ. Neji rang sichtlich mit der Fassung. Dann schüttelte er den Kopf, wandte sich ab und ging. Tenten folgte ihm nach kurzem Zögern. Nur Lee blieb stehen und starrte Sakura weiter an. „Du bist eine … Königin? Ist das wahr?“ Plötzlich musste sie lächeln. „Sieht so aus, Lee.“ Der Grüngewandete schien etwas sagen zu wollen, doch dann streckte er ihr nur den Daumen hin und ließ seine Zähne blitzen. „Ich gratuliere dir, Sakura-san. Viel Glück.“ „Danke“, sagte sie und war erleichtert. Lee schien zu überlegen, ob er sich verbeugen sollte, dann folgte er seinen Teamkameraden. Die Gargoyles eskortierten sie. Sakura stieß die Luft aus und sank in den Thron zurück. Hatte sie sie zu schnell rausgeworfen? Und was noch wichtiger war … „Meinst du, er hat Recht?“, fragte sie nach einer Weile des Schweigens und betrachtete das grauschwarze Gewölbe weit über ihren Köpfen. „Wer? Neji?“, fragte Naruto. „Er hat gesagt, die Schmeicheleien …“ „Neji war schon immer ein Schwarzmaler. Aber ich glaube, er versteht am besten, was Geburtsrecht heißt“, überlegte der Schattenlord. „Obwohl ich denke, dass er das am meisten von allem hasst.“ =============================== So, das war die erste Begegnung zwischen den Konoha-nin und dem neuen Königreich, und ich hoffe, es ging nicht zu schnell ;) Ich weiß nicht mehr genau, warum ich gerade dieses Team ausgesucht habe. Mit anderen wäre die Begegnung vielleicht anders abgelaufen, aber naja, es war eben das erste, das Shizune gefunden hat :P Die Actionszene war eher milde, aber ich wollte den Fokus nicht so sehr darauf setzen, sondern eher auf die Fähigkeiten der Gargoyles (man sieht hier doch ein wenig den Stärkeunterschied) und ihre Abneigung gegenüber allem, was mit Konoha zu tun hat. Wie immer freue ich mich über Kommentare und ähnliches und möchte mich an dieser Stelle auch gleich für die zahlreichen Kommis des letzten Kapitels bedanken :D Kapitel 9: Shades of the Past ----------------------------- Eine einzelne, pochende Ader wurde an Tsunades Schläfe sichtbar. Shizune wich instinktiv zurück, das kleine Schwein Tonton in den Armen, das die Anspannung in dem Büro des Hokage ebenfalls spürte, denn es versuchte sich ihrem Griff zu entwinden. „Sag das nochmal“, zischte Tsunade beherrscht, obwohl ihr Kinn bebte. Neji ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Im selben grimmigen Tonfall fasste er seinen Bericht noch einmal kurz zusammen. „Sakura und Naruto stehen an der Spitze eines neuen, selbsternannten Königreichs nahe dem Land der Blitze. Sie haben einen ganzen Trupp gut ausgebildeter Ninjas um sich und sicher mehrere hundert Untertanen. Sakura nennt sich ihre Königin, die beiden weigern sich, nach Konoha zurückzukommen. Über Sai weiß ich nichts, aber ich vermute, er steckt mit ihnen unter einer Decke.“ Tsunade schloss für einen Moment die Augen und atmete tief aus. „Wir werden sie zurückholen“, beschloss sie und ihre Stimme wurde plötzlich laut. „Ob sie wollen oder nicht, sie sind Shinobi aus Konohagakure! Wenn nötig, schleifen wir sie gefesselt und geknebelt hierher zurück!“ Neji wartete einen Moment, ehe er entgegnete: „Das wird schwierig werden. Wie gesagt, sie haben einige Ninjas als Leibgarde und angeblich besteht der Großteil ihrer Untertanen ebenfalls aus Shinobi. Außerdem ist der Berg, auf dem sie leben, eine Festung, genau wie der Turm und die Zitadelle. Eine Festung in einer Festung in einer Festung. Wir müssten den ganzen Berg angreifen, aber das wäre gleichbedeutend mit einer Kriegserklärung.“ Tsunade hatte mit den Fingern auf ihrer Tischplatte getrommelt und war mit ihren Gedanken scheinbar woanders, aber Neji wusste, dass er ihr nichts erzählte, was sie nicht selbst schon festgestellt hatte. Etwas leiser fuhr er fort: „Sakura wünscht friedliche Handelsverträge mit uns.“ „Diese arrogante Göre!“ Tsunade sprang auf und schlug mit der Faust auf ihren Schreibtisch. Krachend zerbrach das Möbelstück in zwei Teile. Shizune zuckte zusammen, das Schwein entkam ihren Armen und trippelte aus dem Raum. Der Godaime Hokage drehte sich um und sah aus dem Fenster. „Ihr dürft gehen“, sagte sie schließlich leise. Neji, Tenten und Lee warfen sich einen Blick zu und verließen den Raum. Shizune wartete, bis Tsunade wieder etwas sagte, aber der Hokage blieb reglos stehen. „Was … tun wir jetzt wegen ihnen?“, fragte Shizune schließlich. Tsunade antwortete immer noch nicht. Sie musste erst nachdenken. Auf dem normalen Wege war es einfach – abtrünnige Ninjas wurden als Feinde des Dorfes angesehen und von den Anbu zur Strecke gebracht. Aber sich damit ein ganzes Reich zum Feind zu machen … Sie als Hokage musste sich entscheiden, was ihr wichtiger war: Frieden für Konoha – oder die Ehre des Dorfes? Es waren Entscheidungen wie diese, die sie verabscheute, treffen zu müssen. Nachdem das Team aus Konoha abgezogen war um dem Hokage Bericht zu erstatten, erlebte das Yami-Reich einen Aufschwung. Dörfer und Bauernhöfe in der Nähe schlossen sich dem aufstrebenden Reich an. Ein Fürst, dem diese Entwicklung nicht gefiel, sandte seine Lakaien – Nicht-Ninjas – um die Bauern zu zwingen, weiterhin ihm Steuern zu entrichten, doch ein einziger Einsatz der Gargoyles genügte, um ihn aufgeben zu lassen. Sakura hingegen verlangte kaum Steuern, auch wenn der Älteste meinte, dass es vielleicht nicht schlecht wäre. Dennoch war ihr die Ehrerbietung des Volkes wichtiger als pralle Taschen. Das kleine bisschen gab sie aus, um das Leben auf dem Schwarzen Berg, wo aus Respekt vor ihr immer noch die meisten der Yami wohnten, angenehmer zu gestalten; beispielsweise wurden in ihrem Namen gelbe Seidentücher gekauft, die wie Lampions um die Kerzen und Fackeln gespannt wurden, um die schwarzen Flammen warmes Licht werfen zu lassen. Auch zwei Wochen nach Nejis, Tentens und Lees Besuch hatten sie, Naruto und Sai noch keine Nachricht aus Konoha erhalten. Falls sie jetzt tatsächlich als abtrünnige Ninjas klassifiziert wurden, wäre es gut gewesen, das auch zu erfahren, doch Sakura schreckte vor Konfrontationen mit den Konoha-Anbu zurück. Die Königin erhielt in diesen Tagen auch ihr neues königliches Kleid, das immer noch sehr schlicht ausgefallen war, aber es gefiel ihr so – und Naruto erst. Sakura bemerkte die staunenden Blicke, als sie sich ihm darin erstmals zeigte, und fühlte sich geschmeichelt. Nur einen Tag darauf erklärte der Älteste, dass es Zeit wäre, ihr das Blutlinientraining der Yami beizubringen. „Bist du sicher, dass ich diese Jutsus lernen kann?“, fragte sie, als sie beide die Treppen des Turmes hinunterstiegen. „Ihr seid die Enkelin von König Takada“, brummte der Alte. „Ich denke, Euer Blutlinienchakra war blockiert, bis Ihr den Rubin auf dem Turm entkräftet habt. Ihr solltet jetzt bereit sein.“ Sie gingen in einen Übungsraum in der Zitadelle. „Sieh an, welch eine Überraschung“, sagte Sakura, als sie ihren neuen Lehrer erkannte. Kuruda vollführte lächelnd eine Verbeugung. „Verzeiht, meine Königin, wenn kein … älterer Gargoyle Euch die Künste der Finsternis beibringen kann, aber ich bin der einzige, der in den letzten Jahren regelmäßig trainiert hat.“ Stolz schwang in seiner Stimme mit. „Verstehe“, murmelte Sakura, der es gar nichts ausmachte, von jemandem unterrichtet zu werden, den sie kannte. Der Alte zog sich zurück und Kuruda sagte: „Zuallererst müsst Ihr lernen, das Blutlinienchakra der Yami zu spüren, erst dann könnt Ihr es einsetzen. Seid Ihr bereit?“ Sakura nickte. „Fangen wir an.“ Das Training war kompliziert. Es war nicht einmal besonders anstrengend, aber am Anfang fiel es ihr schwer, dieses spezielle Chakra zu spüren. Dabei war spezielles Chakra vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Es war im Prinzip ihr ureigenes, gewöhnliches Chakra, aber die Art, wie sie es lenken musste, war speziell. Mit der Zeit funktionierte es immer besser, und Kuruda erwies sich als ein geduldiger Lehrer. „Ihr macht das gut. Versucht noch einmal das Jutsu der vollkommenen Finsternis.“ Sakura führte die Fingerzeichen aus – es war bei jedem der Dunkelheit-Jutsus ein spezielles Zeichen dabei, das sie vorher noch nie gesehen hatte – und tatsächlich wurden die Schatten in dem Raum dichter. Das Licht der Fackeln wurde verschluckt und gedämpft, bis es verschwand. Kurudas Umrisse vor ihr schmolzen zusammen und bald war sie von einer Wolke aus Schatten umgeben, körperlos, schwarz gewordene Luft, nicht mehr; und es war ihr, als würde ihr plötzlich kälter. „Könnt Ihr etwas sehen?“, fragte Kuruda. „Nicht das Geringste“, murmelte Sakura. „Dann benutzt jetzt das zweite Jutsu, das ich Euch gezeigt habe.“ Die zwei Siegel zu formen, war kein Problem für Sakura. Schwieriger war es, das Chakra in ausreichender Menge hinter ihren Augen zu sammeln, aber für eine Kunoichi wie sie, die eine überaus gute Chakrakontrolle besaß, war es kein Problem. „Jutsu der Karfunkelaugen!“ Sie spürte etwas in ihren Augäpfeln knistern, dann wurden die Schatten plötzlich durchlässig und grau. Sie sah alles in einem seltsamen Rotstich, aber sie konnte wie durch einen Nebel die Wände wieder sehen und Kuruda, dessen Augen ebenfalls zu glühen begannen, wie damals, als sie ihn das erste Mal während der Prüfung des Throns gesehen hatte. Ohne Vorwarnung zog er einen Kunai und griff an. Sakura machte einen Satz zurück und schüttelte ebenfalls ein Wurfmesser aus der Halterung am Saum ihres Ärmels. Klirrend prallten die Waffen aufeinander. „Das war gut“, lobte Kuruda, als sie auseinandergingen. „Für jeden anderen herrscht hier drin immer noch absolute Finsternis.“ Er lächelte. „Seid Ihr bereit für die nächste Lektion, oder wollt Ihr eine Pause?“ Sie war noch nicht müde, hatte aber das Gefühl, ihre Regierungsgeschäfte zu vernachlässigen, wenn sie zu lange trainierte. „Lassen wir es für heute gut sein, okay?“ Der junge Gargoyle verbeugte sich. „Aye, wie Ihr wünscht, meine Königin.“ „Oha. Was war denn hier los?“, fragte Suigetsu, nachdem er das Klopfzeichen an die Wand neben der Tür gemacht, sie geöffnet und den Raum betreten hatte. Er deutete auf die vier reglosen Körper, die übereinander gestapelt am Boden lagen. Karin, die eifrig einen winzigen Kratzer an Sasukes Schulter behandelte, würdigte ihn keines Blickes. Auch Sasuke, der die Prozedur emotionslos über sich ergehen ließ, saß nur mit verschränkten Armen auf der hölzernen Bank der kleinen Hütte in den Bergen, die derzeit als ihr Versteck diente, hatte die Augen niedergeschlagen und blieb stumm. Es war Juugo, der antwortete. „Es waren die vier. Sie haben sich wohl endlich entschieden, uns anzugreifen. Sie sind vor zwei Stunden hier eingedrungen. Zwei Minuten später war alles vorbei.“ „Dann habt ihr wohl den ganzen Spaß alleine gehabt“, meinte Suigetsu schief grinsend, wobei er seine abnorm spitzen Zähne entblößte. Er nahm sein riesiges Schwert vom Rücken, stellte es in eine Ecke und ließ sich daneben zu Boden sinken. Schlürfend trank er Wasser durch einen Strohhalm aus einem Becher. „Bringst du Neuigkeiten?“, fragte Sasuke nach einer Weile des Schweigens. Augenblicklich grinste Suigetsu wieder. „Ich dachte schon, du spielst Fisch. Ich hab was von einem neuen Königreich gehört, das neben dem Reich der Blitze wie ein Pilz aus dem Boden geschossen ist. Die Königin hat den Fürsten in der Umgebung anscheinend ihre Lehnsbauern abspenstig gemacht. Angeblich soll dort sogar ein neues verstecktes Dorf gebaut werden … Hab ich gehört. Keine Ahnung, ob es stimmt.“ „Eine Königin?“, murmelte Sasuke und schob Karin zur Seite, da er ihre Behandlung mittlerweile mehr als nervtötend fand. Er hatte nicht vorgehabt, sich in dem Kampf zu verletzen, aber noch konnte er das Amaterasu von Itachi nicht effizient genug einsetzen – geschweige denn das mächtige Susanoo beschwören. Er würde vorerst andere Wege suchen müssen, um seine Macht zu vergrößern. Juugo hatte ihm bereits eine Möglichkeit vorgeschlagen, aber er würde sie erst überdenken müssen. „Jep. Anscheinend eine ziemlich großzügige. Verlangt kaum Steuern.“ Suigetsu saugte wieder einen Schluck Wasser in seine immerdurstige Kehle. „Dann ist das Reich wohl nicht von Dauer.“ Suigetsu zuckte mit den Achseln. „Königreich der Dunklen Horizonte heißt es. Die Leute nennen sich das Yami-Volk. Willst du es dir nicht vielleicht anschauen?“ Sasuke sah ihn nur kalt an. „Dazu habe ich keine Zeit. Und keine Lust.“ Der Wasserninja seufzte. „Ach ja, Konoha. Sag mal, wenn du deine Rache bekommen hast und Konoha zerstört ist, was bleibt dir dann eigentlich?“ Sasuke antwortete nicht. Sie hatte seit dem einen Mal keinen Albtraum mehr gehabt, doch in dieser Nacht suchte sie wieder einer heim. Sakura spürte Schmerzen, die Schmerzen eines Traums, nicht stark, aber merkbar. Als sich der Schleier des Schlafes lichtete, sah sie, warum. Sie stand in verrenkter Haltung da, konnte sich aber nicht bewegen. Sie war mit den Händen hinter ihrem Rücken an einen hölzernen Pfahl gebunden. Sie trug ihr königliches Gewand, nicht das neue, sondern das, das sie bei der Krönung angehabt hatte, doch es war zerfetzt und blutbesudelt, wie nach einem Kampf. Der Himmel war blutrot. Ein Stöhnen ließ sie den Kopf drehen, und es war ihr, als kostete diese Bewegung alle Kraft, die sie hatte. Ihr Nacken schmerzte. Sie sah an einem ähnlichen Marterpfahl einen Mann gebunden. Auf den ersten Blick sah er aus wie ihr Vater, wie damals in ihrem ersten Albtraum, doch jetzt wusste sie es besser. Es war Haruno Takada, ihr Großvater, der letzte König der Dunklen Horizonte. Sein Kopf war nach vorn gesunken. Blutige Striemen zogen sich über seinen Rücken. Sakura wandte den Blick ab und entdeckte den feuchten, mit einer öligen Flüssigkeit getränkten Reisig, der rings um sie herum aufgeschichtet worden war. Eine eisige Hand umklammerte ihre Innereien. Ein Scheiterhaufen …? Aus der Dunkelheit ringsum tauchten Gestalten auf. Anbu, drei an der Zahl. Einer von ihnen, der mittlere und größte, trug eine Maske, wie Sakura sie noch nie bei einem Anbu aus Konoha gesehen hatte: Anstatt eines Tiergesichts waren die Züge eines Drachen darauf abgebildet und mit roter Farbe dämonisch verziert. Der Anbu mit der Drachenmaske nickte einem seiner Kollegen zu, der eine brennende Fackel schwenkte. Sakuras Augen weiteten sich, sie wollte etwas schreien, aber ihre Lippen waren versiegelt. Panisch versuchte sie von ihren Fesseln loszukommen, schnitt sich jedoch nur mit dem groben Seil in die Handgelenke. Die Anbu traten auf ihren Großvater zu und sagten etwas, das sie nicht verstand. Wartet! Hier ist noch jemand!, versuchte sie zu schreien, aber da hatte der Anbu auch schon die Fackel auf den Scheiterhaufen geworden. Rasend schnell breitete sich das Feuer aus. Sakura schrie auf. Aus den Augenwinkeln sah sie noch eine Gestalt, die hinter ihr angebunden war und sich krümmte und ebenfalls loszureißen versuchte, doch sie konnte nicht erkennen, wer es war. Die Anbu starrten ihren Großvater starr an, während die Flammen um sie herum immer höher leckten. Ein schwaches Klopfen an seiner Tür ließ Naruto aufwachen. Der Schattenlord hatte sein Zimmer direkt neben dem der Königin, und auch wenn es im Vergleich zu ihrem geradezu schäbig aussah, war es groß, ausreichend möbliert und das Bett, das ihm gehörte, war weich und warm. Naruto blinzelte den Schlaf aus den Augen. Hatte er sich das Geräusch eingebildet? Nein, da war es wieder … Ein kaum hörbares Klopfen, fast eher ein Kratzen … Wollte einer der Gargoyles etwas von ihm? Die letzten Tage hatte er den Leuten, die ihm jetzt unterstellt waren, fast pausenlos Tipps gegeben, wie sie ihre Ninjafähigkeiten verbessern konnten. Außerdem hatten sie zusammen eine Liste erarbeitet, wie sich das Ninjadasein und die Ausrüstung in den letzten dreißig Jahren verändert hatten. Es war Naruto seltsam vorgekommen, plötzlich selbst als Sensei zu gelten, vor allem als Sensei von ausnahmslos älteren Ninjas, und er hatte das Gefühl, alles komplett falsch gemacht zu haben. Aber er hatte sich immerhin alle Mühe gegeben. Desweiteren hatten er und die Gargoyles viele Schlachtenmanöver geübt und Übungskämpfe ausgefochten, weswegen er auch hundemüde war. Was konnten sie jetzt noch von ihm wollen, mitten in der Nacht? Er warf einen Blick auf die Sanduhr in seinem Zimmer. Nur schemenhaft konnte er sie erkennen, aber er hörte leise den Sand durch das Glas rieseln. Beim genaueren Hinsehen sah er, dass er etwa zur Hälfte durchgeronnen war. Es war Mitternacht. Das Klopfen wiederholte sich noch einmal zögerlich, also gähnte er und stand auf. Auf dem Weg zur Tür wäre er fast gegen den Schreibtisch gestolpert, den man in sein Zimmer gebracht hatte und der mit Karten aus der Umgebung übersät war. Grummelnd schloss er die Tür auf. Zuerst starrte er Sakura erstaunt, dann erschrocken an. Sie sah schrecklich aus. Ihr Haar war ungeordnet und schweißverklebt, ihr Gesicht blass und die verstörten Augen weit aufgerissen und gerötet, die Pupillen kamen Naruto trotz der Dunkelheit unnatürlich klein vor. Sie hatte die Arme um den Körper geschlungen und zitterte wie Espenlaub. „Sakura … Was um Himmels Willen ist geschehen?“ Es dauerte ein wenig, bis sie ein Wort hervorbrachte. „Kann ich … Kann ich herein?“ Naruto trat augenblicklich zur Seite und ließ sie ins Zimmer. Dann schloss er die Tür wieder ab. „Was ist denn los mit dir? Du siehst ja furchtbar aus!“ Er nahm seinen Umhang von seinem Stuhl und legte ihn ihr über die Schultern, da sie nur ihr einfaches, schwarzes königliches Nachtkleid trug. „Es ist … Ich … Ein Traum .:.“, brachte sie schließlich hervor. „Ich weiß auch nicht, warum …“ Sie brach ab. Naruto schluckte, nahm sie vorsichtig beim Arm und führte sie durch die Finsternis zu seinem Bett, wo sie sich nebeneinander auf die weiche Matratze setzten. Er bemerkte, dass sie schwer atmete. War es wirklich nur ein Traum gewesen? Er drückte ihre Hand. „Erzähl. Was ist passiert?“ „Es … ist mir peinlich“, murmelte sie. „Es war nur ein Traum und trotzdem … Trotzdem …“ Es tat ihm weh, sie so verstört zu sehen. Er wollte beruhigend einen Arm um sie legen, schreckte aber aus irgendeinem Grund davor zurück. Sie holte tief Luft. „Es war so realistisch ... Als wäre es tatsächlich passiert, verstehst du? Ich habe von meinem Großvater geträumt. Wir sind nebeneinander auf einem Scheiterhaufen gestanden, und die Anbu … Sie haben …“ Naruto drückte erneut ihre Hand. Es war nicht nötig, dass sie weitersprach. „Tut mir leid, dass ich dich wegen so einer … Lappalie geweckt habe“, murmelte Sakura schuldbewusst. „Ich habe das Gefühl, dass mir der Traum etwas Schreckliches sagen will …“ „Kein Problem“, meinte Naruto. „Es muss ziemlich heftig gewesen sein, wenn du …“ Er hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Es brachte nichts, auch noch darauf herumzureiten. „Ich zünde mal eben die Kerzen an, damit wir was sehen.“ Er machte Anstalten aufzustehen, doch Sakura hielt ihn am Arm fest. „Nein, bitte … Lass es so. Die Dunkelheit ist irgendwie … beruhigend. Ich will nicht, dass es hell wird.“ „Oh, auch gut. Dann hol ich dir erst mal was zu trinken, du klingst heiser.“ „Warte!“ Ihre Stimme war nur ein leiser Hauch. „Bitte … geh nicht. Bleib bitte bei mir, Naruto. Ich … Ich …“ Also setzte er sich wieder neben sie. Sie lehnte sich kaum merklich gegen seine Schulter und schnaubte plötzlich sarkastisch. „Bin ich nicht eine mutige Königin? Ich habe Angst vor einem Traum. Und davor, alleine zu sein. Du musst mich für ein schwächliches Kind halten.“ Naruto hatte das Gefühl, er müsse etwas sagen, aber er wusste nicht, was. Er strich ihr nur beruhigend durch das Haar. Die Minuten vergingen schweigend. Naruto konnte nicht leugnen, dass er eine solche Vertrautheit mit ihr immer herbeigesehnt hatte, aber die Umstände waren alles andere als romantisch. Stumm lauschte er dem rieselnden Sand. Nach einer Weile begann Sakura wieder flüsternd zu sprechen. „Ich weiß, das ist ungebührlich und alles, aber … Kann ich … heute Nacht hier bleiben? Ich habe Angst, dass die Träume in meinem Bett wiederkehren …“ Naruto nickte. „Sicher. Solange du willst.“ Erneut schwiegen sie eine Zeitlang. Dann wurde Sakuras Kopf auf seiner Schulter plötzlich schwer und sie zuckte kurz zusammen, da sie eingedöst war. Sanft legte Naruto sie auf sein Bett. „Du solltest jetzt schlafen.“ „Nein … Was, wenn ich wieder so einen Albtraum habe?“ „Dann werde ich in deinen Traum schlüpfen und dir beistehen. Egal, wovon du träumst, ich werde dir helfen“, flüsterte er und deckte sie zu. „Wirklich?“ „Du musst mich nur in den Traum hineinlassen“, sagte er und lächelte. Sie lächelte ebenfalls kurz. Der Scherz schien sie etwas aufgemuntert zu haben. „In Ordnung. Dann werde ich von dir träumen.“ Sie drehte sich zur Seite und schlief beinahe sofort ein, mit entspannten Gesichtszügen. Naruto seufzte und merkte mit einem Mal wieder, wie müde er selbst war. Nachdenklich musterte er die schlafende Sakura. Vielleicht wäre es eine einmalige Gelegenheit, solange sie … Aber was dachte er da eigentlich? Er schüttelte den Kopf, um den flüsternden Gedanken zum Schweigen zu bringen. Im Finstern holte er eine Decke aus seinem Schrank und wickelte sich auf dem Boden neben dem Bett darin ein. =============================================== So, das hat ja wirklich lange gedauert, aber der Uni-Stress hat mich jetzt so richtig gepackt^^ Es ist ziemlich viel in dem Kapitel passiert. Tsunade hat von Sakuras Werdegang erfahren (wie sie und Konoha im Allgemeinen weiter darauf reagieren, verrate ich später ;) ), Sakura wird von Kuruda in den Künsten der Yami unterwiesen, Sasuke, der sein Amaterasu noch nicht völlig im Griff hat (das hat einen banalen Grund, den ich noch erläutern werde^^), hört von dem neuen Königreich, und schließlich ein neuer apokalyptischer Traum, den ich im nächsten Kapitel noch ein wenig beleuchten werde. Dann wird auch klar, warum dieses Kapitel "Shades of the Past" heißt (übrigens haben die Kapitelnamen tatsächlich einen Sinn, wenn das nicht klar gewesen war XD). Zu Schluss noch ein kurzes Danke für all die Kommis (und die mittlerweile über 100 Favos) :D Und natürlich freue ich mich weiterhin über Feedback, positiv und negativ ;) Mich würde übrigens interessieren, ob ich in euren Augen (vor allem im letzten Abschnitt) die Charaktere noch getroffen habe^^ Kapitel 10: Eclipse over the Realm ---------------------------------- „Ihr habt mich rufen lassen, Schattenlord?“ Der Blick des Alten fiel auf Sakura, die, in Narutos Umhang gewickelt, auf dem Stuhl in seinem Zimmer saß. „Oh, verzeiht, ich wusste nicht, dass …“ „Schon gut. Ich habe dich rufen lassen“, sagte Sakura. „Ich habe Fragen an dich.“ Naruto ließ den Ältesten eintreten und stellte sich an die Seite seiner Königin. „Wie ist mein Großvater, König Takada, gestorben?“ Der Blick des Alten wurde traurig. „Er hat tapfer gekämpft, aber verloren.“ „Aber er wurde nicht in der Schlacht getötet, nicht wahr?“ Langsam schüttelte der Mann den Kopf. „Es war kein Ende, auf das ein Ninja oder König stolz sein würde“, sagte er. „Trotzdem, ich muss es wissen.“ Der Älteste sah ihr nicht in die Augen. Mit belegter Stimme fuhr er fort: „König Takada kämpfte an vorderster Fronst gegen die Anbu, aber er verlor gegen sie. Als sein Chakra verbraucht war, verlor er das Bewusstsein. Die Anbu trieben alle auf diesen Berg und banden den König an einen Pfahl. Als er erwachte, peitschten sie ihn aus. Sie wären auch auf andere Weise an sein Blut gekommen, dennoch … Sie sind Bestien!“ Jetzt hob er den Blick und sah Sakura wütend an, fast als wollte er ihr die Schuld daran geben. „Sie verwendeten sein Blut, um das Siegel zu erstellen. Danach verbrannten sie König Takada bei lebendigem Leib auf einem Scheiterhaufen!“ Naruto schluckte hart. Sakura senkte den Blick. Genau davon hatte sie geträumt … Es war unheimlich. Eine Weile herrschte bedrücktes Schweigen. Dann klopfte es abermals an der Tür zu Narutos Quartier. Sakura nickte dem Ältesten zu, und er öffnete. Sai trat ein. „Du wolltest mich sprechen?“ „Danke, dass du gekommen bist. Einen Moment, ich habe noch eine weitere Frage.“ Sakura wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem alten Mann zu. „Unter den Anbu … Gab es da einen mit einer ungewöhnlichen Maske? Mit einer Maske in Form eines Drachenkopfes?“ Der Alte starrte sie an. „Woher … Woher wisst Ihr von ihm?“ „Was kannst du mir über ihn erzählen?“ Einer der Vorteile als Königin war, dass man Fragen nicht zu beantworten brauchte. „Er war ein wahrer Teufel“, knurrte der Alte. „Soweit ich weiß, war er der Leiter der Mission. Er war es auch, der König Takada seinerzeit besiegt hat.“ „Sai, hast du je von so einem Anbu gehört?“, fragte Königin Sakura. Der ehemalige Anbu schüttelte den Kopf. „Ich habe jedenfalls nie mit ihm zusammengearbeitet, aber das muss nichts heißen. Wir kannten uns nicht einmal untereinander.“ „Der Anbu mit der Drachenmaske …“, murmelte Sakura nachdenklich. „Du kannst gehen“, sagte sie zu dem Alten, der sich sofort entfernte. „Sai, ich habe eine Aufgabe für dich. Geh nach Konoha, unerkannt, und finde heraus, ob wir als gesucht oder abtrünnig gelten.“ Sai wirkte überrascht, denn sein Lächeln verschwand. Er nickte. „Wieso denn plötzlich, Sakura?“, fragte Naruto. „Ich weiß auch nicht“, gab sie zu. „Ich habe ein ungutes Gefühl … Irgendetwas ist geschehen. Bitte beeil dich, Sai, und geh alleine.“ Der königliche Botschafter nickte, deutete sogar eine Verbeugung an und brach sofort auf. Als nur noch Naruto im Zimmer war, sank Sakura seufzend zurück. „Ich kann nicht mehr“, murmelte sie. „Ich brauche Urlaub.“ Naruto schmunzelte. „Du könntest wirklich mal was anderes machen als nur regieren und trainieren.“ „Apropos trainieren, du kannst Kuruda sagen, dass ich heute nicht in Stimmung dazu bin.“ „Okay, aber ich mein’s ernst. Was, wenn du ein Fest gibst?“ Sakura sah ihn stirnrunzelnd an. „Ein Fest?“ „Ja, ein Fest. Zur Feier der Vergrößerung des Königreichs oder was weiß ich. Der Anlass ist nicht so wichtig. Die Leute mögen es vielleicht, wenn du einen Feiertag einführst. Man muss auch mal entspannen.“ „Das geht doch nicht …“ Sakura starrte zur Decke, dann wieder in Narutos ehrliches Gesicht. „Weißt du was? Das ist eigentlich eine gute Idee.“ Es gab viele Gründe zu feiern, wenn man bedachte, welche Fortschritte das Königreich der Dunklen Horizonte gemacht hatte. Die Grenzen waren erweitert worden und die Einwohnerzahl war drastisch gestiegen. Natürlich gab es auch Reibereien innerhalb des Reiches. Vor allem die Leute, die sich nur der niedrigen Steuer wegen dem Reich angeschlossen hatten, verursachten immer wieder Probleme. Da Sakura nicht wusste, wie sie es sonst hätte tun sollen, organisierte sie ihr Reich ähnlich dem Reich des Feuers. Die Ninjas vom Schwarzen Berg sorgten für Recht und Ordnung, und sollten die gewöhnlichen Shinobi nicht genügen, schickten Sakura und Naruto die Gargoyles. Die Bezahlung erfolgte durch diejenigen, die sie anheuerten, oder, bei wichtigen Dingen, durch die Königin selbst. Da sie die meiste Zeit auf dem Schwarzen Berg in ihrem Turm verbrachte, hatte Sakura ihr Reich in mehrere Verwaltungsgebiete aufgeteilt. In jedem von ihnen saß ein vertrauenswürdiger königlicher Verwalter, der ihr regelmäßig Bericht erstattete. Gemäß dem Vorbild von Konoha wurden Vögel zur Überbringung von Nachrichten eingesetzt, allerdings keine Adler, sondern Eulen, die einige Yami-nin auch selbst beschwören konnten. Am schwersten fielen Sakura Verurteilungen. Auch in ihrem Reich gab es immer wieder Verbrechen, die sich nicht vermeiden ließen. Sie hatte das miese Gefühl, mit Verbrechern zu nachsichtig zu sein, aber sie brachte es nicht über sich, auf ihrem Thron zu sitzen und ein schwerwiegendes Urteil über jemanden zu verhängen, der vor ihr kniete. Das war etwas anderes als das Ninjadasein. Dennoch blühte das Reich auf, wuchs und gedieh. Es waren mehrere Handelsbeziehungen zu anderen kleinen Ländern oder Dörfern etabliert worden und in die Schatzkammer floss trotz der niedrigen Steuersummen mehr und mehr Geld. Sakura erhielt viele Rückmeldungen von ehemaligen Gefangenen des Schwarzen Berges, die in entlegeneren Gebieten des Reiches ihr Glück gemacht hatten. Bald nach ihrer Krönung hatte sie den Befehl gegeben, Heilpflanzen gegen die tödliche Krankheit zu sammeln und selbst bei der Entwicklung einer Medizin mitgewirkt. Seither war niemand mehr dem Fluch zum Opfer gefallen. Ihre Ninja-Fähigkeiten hatten sich unter Kurudas Leitung ungewöhnlich schnell entwickelt und beinahe vermisste sie es, sie auf Missionen unter Beweis zu stellen. Ja, das Reich der Dunklen Horizonte blühte. Der tote Baum trug Früchte, die schwarze Rose lockte Bienen an. Daher beschloss Sakura, die Feier das Fest der Blüte zu nennen. Für das Bankett war eine große Tafel dort aufgebaut worden, wo die Krönungszeremonie stattgefunden hatte. Zur zweiten Sanduhrwende – also um sechs Uhr abends – marschierte die Königin in einer feierlichen Prozession zum Festplatz, begleitet von den Gargoyles und dem Schattenlord und pompöser Musik. Als sie durch die Reihen der sich ehrfürchtig verneigenden Leute sah, entdeckte sie mehrere Menschen, die ganz offensichtlich nicht von hier stammten. Sie freute sich, dass sie von fern hergekommen waren, um an ihrem Fest teilzunehmen. „Lang lebe die Königin!“, schrie jemand aus voller Kehle. Ein kleiner Junge, der von fern kam, warf ihr eine Handvoll Blütenblätter vor die Füße. Sie lächelte ihn an, was ihn erstrahlen ließ. Hinter ihrem Rücken hörten ihre geschulten Ohren, wie bei den Fremden über ihre Jugend gemurmelt wurde. Jemand flüsterte sogar, wie schön er sie fand … Sakura hoffte, dass sie nicht rot wurde. In der Menge begann ein Rumoren und eine gebeugte Frau mit Kopftuch trat hervor, fiel vor der Prozession auf die Knie und umfasste Sakuras Knöchel. „Bitte, meine Königin, hört mich an!“, rief sie. Einer der Gargoyles wollte sie von Sakura wegzerren, aber die Königin sagte: „Lasst sie.“ „Aber meine Königin …“, murmelte der Gargoyle verwirrt, als sie vor der Frau in die Knie ging und ihr an der Hand hoch half. Sie blickte in die von Runzeln umrandeten, wässrigen Augen und fragte: „Was kann ich für dich tun?“ Die Frau starrte sie nur an, ehe sie das Wort wiederfand. „Ich … Meine Königin, ich bitte um Eure Hilfe … Mein Mann und ich bewirtschaften eine Milchfarm im Süden des Königreichs, aber unter den Kühen hat sich eine Krankheit ausgebreitet und sie sind gestorben, alle elf davon! Wir haben unsere Haupteinkunftsmöglichkeit verloren und nagen am Hungertuch!“ Die Verzweiflung in ihren Augen war echt. Der Älteste drängte sich durch die Prozession vor. „Wenn man nicht in der Lage ist, eine Farm ordentlich zu führen, hat man kein Mitleid verdient“, brummte er. Sakura beachtete ihn gar nicht. „Schattenlord Naruto?“, sagte sie. Naruto trat vor. „Ja, meine Königin?“ Sie hatten beschlossen, diese förmliche Anrede in der Öffentlichkeit zu gebrauchen, um ihre Autorität und ihren Status zu untermalen. „Ihr sorgt dafür, dass diese Frau elf neue Milchkühe erhält. Sie werden aus der königlichen Schatzkammer bezahlt.“ Der Alte sog scharf die Luft ein. „Meine Königin, das ist …“ „Ich habe dich nicht um deinen Rat gefragt“, sagte Sakura und ließ ihn verstummen. „Spezialisten sollen außerdem die Farm unter die Lupe nehmen und den Krankheitserreger entfernen, wenn er noch dort ist.“ Naruto nickte. Lächelnd sagte Sakura zu der Frau: „Sorge dich nicht. Wir erledigen das nach dem Fest. Sei heute unser Gast und feiere mit uns.“ Die Prozession ging weiter, die Musik setzte wieder ein. Die Frau starrte Sakura nach und konnte es kaum fassen. „Möget Ihr ein langes Leben haben!“, rief sie ihr nach. Sakura verspürte eine tiefe Zufriedenheit. Es tat gut, den Leuten zu helfen. Sie nahm an der Spitze der Tafel Platz, rechts neben ihr Naruto und auf der linken Seite Tamu und Minori. Sie hatte die beiden lange nicht gesehen und sich gedacht, sie schuldete es ihnen, dass sie die Ehrengäste waren. Die Gargoyles blieben in der Nähe. Da nicht alle Leute an der Tafel Platz hatten, standen einige oder setzten sich auf eilig hergeschaffte Holzbänke. Diener kredenzten feine Speisen, von denen man zur Zeit des Siegels nur hätte träumen können. Sakura erhob sich, sprach einige Worte über die Bedeutung des Festes und dass dieser Tag offiziell ein Feiertag sein sollte. Dann wünschte sie allen guten Appetit. Klappern von Besteck und Schmatzen von hungrigen Mäulern erfüllten den Berg. Tamu war sehr reserviert. Wahrscheinlich trauerte er noch um Satoko. Minori war zwar fröhlich und schlug ordentlich zu, aber er wirkte anders als früher. An der Tafel wurde viel gesprochen, meistens über Geschäfte und politische Angelegenheiten. So etwas hätte früher weder Sakura noch Naruto interessiert, doch nun, da es sie betraf, war das anders. Irgendwann stand Naruto auf und klapperte mit der Gabel gegen seinen Silberkelch. Die Gespräche verstummten. „Ich möchte etwas sagen, und zwar möchte ich vor aller Ohren die Gargoyles loben. Ich habe sie genau inspiziert und versucht, ihnen alles Mögliche beizubringen, auch wenn ich mich mit den Dunkelheit-Jutsus nicht auskenne. Mittlerweile bin ich stolz darauf zu sagen, dass es keinen unter den Gargoyles gibt, den ich nicht mindestens als Jonin einstufen würde.“ Er setzte sich unter Applaus. Sakura sah, wie Kuruda, der nicht weit von ihr stand, zwar klatschte, aber keine Miene verzog. Einer der Männer, die ein paar Stühle weiter saßen, rief Sakura in dem Moment zu: „Meine Königin, ich danke Euch für die Einladung!“ Sie erkannte ihn, es war einer der Verwalter aus den Randgebieten. „Ich habe eine Einwohnerzählung meines Gebiets durchgeführt und Steuerlisten angefertigt. Ich lasse sie Euch nach dem Festmahl überbringen!“ Sakura nickte knapp und wandte sich an Tamu und fragte ihn, wie es ihm ging, doch er reagierte nicht sehr gesprächig darauf. Irgendwann trat ein Gargoyle zu Naruto und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Narutos Lächeln erfror und er sagte mit ernster Stimme zu Sakura: „Meine Königin, es gibt schlechte Nachrichten.“ Die Königin horchte auf. „Was denn?“ „An der Südwestgrenze wurden in einem Dorf zwei Männer gesichtet, die sich sehr genau über Euch informiert haben.“ Sakura sah ihn überrascht an. „Und?“ Das war nichts Besonderes, das Reich hatte in letzter Zeit großes Aufsehen erregt und seine geheimnisvolle Königin ebenfalls. Narutos Stimme wurde leiser, sodass sie ihn über den Lärm und das fröhliche Pfeifen der Flöten kaum verstehen konnte. „Die Männer trugen schwarze Mäntel mit roten Wolken darauf.“ In Sakuras Kopf klingelte es. Akatsuki! Das war nicht gut, das war niemals gut. Sie holte tief Luft, um beherrscht zu wirken. „Erinnert mich später daran, dass wir für diese Leute eine Regelung treffen. Ein Einreiseverbot oder eine Beobachtung … Ich weiß noch nicht.“ Naruto nickte. In Sakuras Kopf überschlugen sich die Gedanken, während ihr abwechselnd heiß und kalt wurde. Sie streckte die Hand nach dem Kelch aus, der ihr eben nachgefüllt worden war, und nahm nachdenklich einen großen Schluck Wein. Wenn die Akatsuki herausfanden, dass Naruto hier war, würden sie das Reich garantiert angreifen. An ihr als Königin hatten sie wahrscheinlich kein Interesse … Ein ätzender Schmerz brannte sich in ihren Magen. Übelkeit wallte ihre Kehle hoch und jagte feurige Blitze durch ihren Kopf. Sakura würgte, umfasste mit beiden Händen ihren Hals und sackte auf ihrem Stuhl nach vorn. Sie stieß gegen den Tisch und ließ Besteck und Teller scheppern. Ihr Haar fiel ihr ins Gesicht. Der Weinkelch kippte um und ergoss seinen Inhalt auf die Tischplatte. Naruto war aufgesprungen. „Sakura!“ Die Gargoyles bahnten sich den Weg durch die Schaulustigen zu ihrer Herrin. „Sakura, was ist mir dir?“ Sie hörte die Stimme durch einen dämpfenden Nebelschleier, wusste nicht, zu wem sie gehörte. Jemand packte sie an den Schultern und richtete sie auf, doch sie war plötzlich so schwach … Etwas fraß sich durch ihren Kopf, benebelte sie … Ihr Körper schien in Flammen zu stehen. Jemand hob ihren schlaffen Leib hoch und trug sie fort. Bevor ihr das Bewusstsein schwand, blieb ihr Blick auf der Tischplatte hängen. Roter Wein tropfte langsam und zäh davon zu Boden. Kapitel 11: Tabula Rasa ----------------------- „Was treibt ihr eigentlich die ganze Zeit? Ich will Ergebnisse, verdammt nochmal!“ „Verzeiht, Schattenlord, aber …“, begann Kuruda. „Ich will nichts verzeihen!“ Naruto war außer sich. „Die Königin wurde vergiftet und ihr seid nicht einmal imstande, den Täter zu finden! Wie konnte das überhaupt passieren?“ „Wir sind noch dabei, es zu untersuchen, Milord …“ Kuruda klang ebenfalls verstört. Er und einige andere Gargoyles hatten sich zu einer Unterredung mit ihrem Herren in einer Kammer in der Zitadelle eingefunden. „Das Weinfass ist in Ordnung. Jemand muss den Becher vergiftet haben.“ „Blödsinn!“, rief Naruto. Er ging mit wehendem Umhang auf und ab. „Sakura … Die Königin hat schon vorher daraus getrunken!“ „Möglicherweise war auch die Kanne vergiftet, aus der nachgeschenkt wurde“, überlegte ein anderer Gargoyle. „Möglicherweise, möglicherweise … Ich will den Attentäter haben!“ Naruto hätte den Ninja am liebsten beim Kragen gepackt und geschüttelt. Er spürte das feurige Chakra des Kyuubi in sich brodeln. Sakura schwebte in Lebensgefahr, und er konnte nichts tun um ihr zu helfen … Es machte ihn wahnsinnig, einfach untätig herumzusitzen, er brauchte wenigstens jemanden, dem er die Tat in die Schuhe schieben konnte … „Es gab ein Riesenchaos in der Menge“, sagte Kuruda ruhig. „Der Attentäter ist vielleicht schon weg.“ „Und ihr nennt euch selbst Ninjas?“, knurrte der Schattenlord. „Findet eine Spur, dann spürt den Kerl auf!“ „Wir tun unser Möglichstes, Milord.“ Narutos Beine wurden plötzlich weich. Er sank auf einen Hocker. Sakura war kreidebleich gewesen … dem Tod nahe … Er musste sich zusammenreißen, um seine Tränen zurück zu kämpfen. Sie durfte nicht sterben! Niemals! Die Königin schwebte vier Tage lang in Lebensgefahr. Sie war die ganze Zeit über kaum bei Bewusstsein, wälzte sich jedoch ständig unruhig hin und her. Die Zofen, die sie betreuten, sowie eine Handvoll medizinischer Ninjas verzweifelten beinahe. Sie konnten das Gift nicht identifizieren. Zwar hatten sie die Verbreitung aufhalten können, aber das Gift war nicht aus Sakuras Körper zu bringen und fraß sich langsam tiefer. Obwohl er beinahe umkam vor Sorge, hatte Schattenlord Naruto die Regierungsgeschäfte nun zu übernehmen. Das Volk der Yami veranstaltete einen Trauermarsch durch die Zitadelle, als wäre ihre Königin schon tot. Man konnte nicht sagen, dass Naruto das aufbaute. Nur mit Mühe konnte man der Königin Wasser einflößen, das sie sofort ausschwitzte. Man hoffte, das Gift so verdünnen zu können. In der Nacht zum fünften Tag schlug die Königin plötzlich die glasigen Augen auf und versuchte keuchend etwas zu sagen. Die Zofe, die an ihrem Bett wachte, war sofort über ihr und reichte ihr den Becher mit Wasser, nach dem Sakura die Hand ausstreckte. Sie trank viel zu schnell und hustete, wusste, dass sie bald wieder in Ohnmacht fallen würde. All ihre Sinne waren auf ihr Überleben konzentriert. Überleben … Das Volk führen … Überleben … Ihr Unterbewusstsein hatte in den Tagen gearbeitet, sie hatte wieder und wieder von dem Moment der Vergiftung geträumt … Es war, als hätte jemand ihre Träume beeinflusst, hätte ihr geholfen, eine Rettung zu finden, während ihr Körper Energie konserviert hatte … War es ihr Großvater gewesen? Sie wusste es nicht, doch es war ihr gelungen, ihre eigene Krankheit zu analysieren. „Rotkammkraut …“, murmelte sie in einem Moment geistiger Klarheit. Das war es … Genau das … Sakura verlor erneut das Bewusstsein. Die Zofe gab das einzelne Wort sofort weiter an den Schattenlord, der seine treuen Gargoyles und die medizinischen Ninjas auf die Suche nach dem Kraut schickte. Einen halben Tag später kehrte die Truppe mit einem Büschel der seltenen Pflanzen wieder. Die Mediziner mixten es zu einer Flüssigkeit zusammen. Dann entstand ein Disput, ob man der Königin wirklich diese Medizin verabreichen sollte. Schließlich hätte das Wort, das sie gemurmelt hatte, einem bedeutungslosen Fieberwahn entsprungen sein können, oder noch schlimmer, es war nicht das Serum, sondern das Gift, das man aus dieser Pflanze braute. Der Schattenlord persönlich musste die Entscheidung treffen, doch selbst als zahlreiche freiwillige Vorkoster sich meldeten und zumindest ausgeschlossen werden konnte, dass das Rotkammkraut giftig war, fiel es ihm alles andere als leicht. Spätnachts flößte man Sakura das Mittel ein. Es folgte eine kalte, bange Nacht des Wachens und Wartens, doch gegen Ende des zweiten Sandglases wurde ihr Gesicht zusehends rosiger. Der Turm, der Schwarze Berg und das ganze Reich atmeten auf, als Sakura am frühen Vormittag die Augen aufschlug. Überall wurde die Kunde von der Gesundung der Königin verbreitet. Trübes, graues Licht blinzelte durch das Fenster. Es stammte von den Feuern im Dorf. Freudenfeuern. Sie setzte sich langsam auf und fühlte, wie schwach sie war. Jeder Muskel in ihrem Körper schmerzte wie bei einem Muskelkater. Eine verfilzte Strähne ihres Haares fiel ihr ins Gesicht. Blinzelnd versuchte sie ihren Blick zu klären, weil sie anfangs noch alles doppelt sah. Sie strich die Decke weg und sah, dass sie noch ihr schwarzes Königinnengewand trug. „Meine Königin!“ Sie wandte den Blick und sah eine ihrer Zofen, die mit einem Tablett mit einer Wasserschale darauf in ihre Gemächer kam. Hinter ihr erblickte sie Naruto. „Sakura!“ Er drängte sich an der Kammerdienerin vorbei, stürzte zu ihrem Bett und umarmte sie stürmisch. Sakura war so perplex, dass sie nicht wusste, wie ihr geschah. Da zuckte Naruto auch schon wieder zurück und sah sie verlegen an. „Tut mir leid … Es ist nur … Ich dachte, du würdest …“ Er sprach nicht weiter. „Wie … wie lange …“, murmelte Sakura, die sich immer noch ein wenig benommen fühlte, mit kratziger Stimme. „Fast fünf Tage“, sagte Naruto ernst. „Wenn du uns nicht von dem Kraut erzählt hättest …“ Sie starrte auf ihre Decke. Fünf Tage … „Ist währenddessen etwas passiert?“ Sie wusste auch nicht, warum sie es am wichtigsten fand, dass in ihrem Reich alles in Ordnung war. „Wir haben den Attentäter gestern erwischt. Es war ein abtrünniger Ninja aus dem Reich des Wassers. Ein Fürst, dessen Bauern zu uns übergelaufen sind, hat ihn angeheuert.“ Narutos Ausdruck wurde grimmig. „Einige unserer Ninjas haben auf eigene Faust seine Festung bis auf die Grundmauern niedergebrannt.“ Sakura fühlte keine Zufriedenheit in sich, als sie das hörte. „Verstehe …“, murmelte sie leise. Hauptsache, das Reich war nicht angegriffen worden … Ihre Gedanken machten eine plötzliche Wendung. „Ist Sai schon wieder da?“ Naruto starrte sie verwundert an, als hörte er diesen Namen zum ersten Mal. „Oh, äh … Ihn habe ich komplett vergessen … Nein, er ist noch nicht wieder da. Das muss nichts heißen“, sagte er schnell, als er ihren besorgten Gesichtsausdruck sah, „Konoha ist zwei Tagesreisen von hier entfernt, selbst wenn er auf einem Tintenvogel fliegt. Er kommt sicher bald.“ Sakura nickte und sank wieder in ihr Bett zurück. „Ich hätte mir nie gedacht, dass man als Königin so gefährlich lebt … Ich fühle mich noch so schwach“, murmelte sie. „Nur noch bis zum Abend, dann setze ich mich wieder auf den Thron.“ Naruto drückte ihre Hand. „Ruh dich aus, solange du willst.“ Sie schlief dann doch bis zum Mittag des folgenden Tages. Niemand weckte sie, doch Naruto wachte die ganze Zeit an ihrem Bett über sie, als fürchtete er, das Gift könnte wieder zu wirken beginnen. Nach einem stärkenden Mahl – bei dem ein freiwilliger Vorkoster zugegen war – fühlte Sakura sich wieder bereit zu regieren, obwohl Naruto das zu verhindern versuchte, aber sie wollte sich nicht verhätscheln lassen. Es kamen so viele Besucher um ihr zu ihrer Besserung zu gratulieren, dass sie sich schon wieder mies fühlte. Am Nachmittag ließ sie Kuruda rufen. „Sieh zu, dass diese Ninjas, die mich eigenmächtig gerächt haben, eine Nachricht von mir erhalten. Sag ihnen, dass ich ihnen für ihre Treue danke, aber dass ich nicht will, dass solche Einsätze ohne meine Zustimmung durchgeführt werden. Ich werde sie dafür weder belohnen noch bestrafen.“ Kuruda deutete eine Verbeugung an. „Aye, meine Königin.“ In dem Moment wurden Schritte und Stimmen auf den Treppen laut. Ein blasses Gesicht stürzte bei der Tür herein. „Sai!“, rief Naruto, der neben dem Thron stand, nahm die verschränkten Arme auseinander und trat einen Schritt auf seinen Freund zu. Sai, flankiert von zwei Gargoyles, trat vor und verbeugte sich kurz. „Wo warst du so lange?“, wollte Sakura wissen und erschrak, als sie seine Schulter sah. Sie war verbunden; durch den Verband sickerte Blut. „Was ist geschehen?“ „Ich werde dir etwas Wasser bringen“, sagte Kuruda und lief aus dem Thronsaal. Sai musste erst zu Atem kommen, ehe er antwortete. „Ich war in Konoha“, sagte er ernst. „Wir sind im Bingo-Buch aufgelistet, als abtrünnige Ninjas der Stufe D. Als ich Konoha verlassen habe, hat mich eine Anbu-Truppe verfolgt. Ich musste sie erst abschütteln, und bin dabei verwundet worden. Es ist nur ein Kratzer.“ „Ist dir auch wirklich niemand gefolgt?“, fragte Naruto. Das war im Grunde egal, dachte sich Sakura. Die Konoha-nin wussten ohnehin, wo sich der Schwarze Berg befand. Sai antwortete auch gar nicht. „Was hast du noch in Erfahrung gebracht?“, fragte Sakura. In Sais Augen lag mehr, als er bis jetzt erzählt hatte … und etwas Beunruhigendes. „Nun … Ich weiß nicht, ob es so gut ist, wenn ich es sage …“ In Sakuras Magen ballte sich eine mulmige Wolke zusammen. „Wenn du was sagst?“ Sais Lächeln hatte sich noch nicht gezeigt, was beunruhigend war. Seine Augen waren glatt wie Glas und tiefernst. „Deine … Eltern …“ Er wich ihrem Blick aus – was er selten genug tat. Sakura spürte ihr Herz bis zur Kehle klopfen. „Was? Was ist mit meinen Eltern? Rede!“ Sie war aufgesprungen. „Ich befehle es dir!“ Sai sah sie zögerlich wieder an. Wenn sie doch nur in seinen Augen lesen könnte … Sie hatte Angst vor seinen nächsten Worten, große, panische Angst. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, ehe Sai endlich den Mund aufmachte. „Deine Eltern wurden … von Konoha-nin ermordet.“ Sakura fühlte, wie ein gleißender Blitz sie mittendurch spaltete. „Du hast ohne meine Zustimmung gehandelt!“ Tsunade hieb zornig mit der flachen Hand auf die Tischplatte. Danzous einäugiges Gesicht verriet keinerlei Regung. „Ich habe getan, was das Beste für unser Dorf ist.“ Sie saßen zusammen mit den Ältesten in dem kleinen Sitzungsraum im Hokage-Haus. „Du vergisst, wo dein Platz ist!“, zischte der Godaime Hokage. „Was denkst du dir? Was würden sich die Dorfbewohner denken, wenn sie wüssten, dass Anbu im eigenen Dorf töten?“ „Es ist nicht zum ersten Mal vorgekommen“, sagte Danzou und starrte sie aus einem schmalen Augenschlitz teilnahmslos an. „Meine Anbu-Ne haben die Spur verdeckt. Es hat wie ein Raubüberfall ausgesehen.“ „Ich glaube, ich höre nicht richtig!“ Tsunade hätte dem Anbu-Anführer am liebsten ins Gesicht geschlagen, wenn es das nur irgendwie besser gemacht hätte. „Hättest du mich früher davon unterrichtet, was am Schwarzen Berg vor sich geht, hätte ich vielleicht anders gehandelt“, meinte er unverblümt. „Soll das heißen, du gibst mir die Schuld?“ „Ich habe gehört, dass die Dämonenbrut vom Schwarzen Berg frei ist und ein neues Reich erschaffen hat. Sie sind Konohas Feinde, aber ohne König sind sie nichts. Haruno Takadas Brut hätte schon viel früher ausgelöscht werden sollen“, sagte Danzou. Tsunade konnte über ihn nur fassungslos den Kopf schütteln. „Meine treuen Anbu haben alle aus dem Weg geräumt, die aus Takadas Linie stammen und den Thron hätten besteigen können. Ich hatte angenommen, die Anbu hätten ein Fehler beim Siegel gemacht und die Yami würden derzeit noch auf einen neuen König warten! Du hast mir verschwiegen, dass die kleine Haruno bereits die Königin dieser Schmutzninjas ist!“ Er stieß seinen Stock wütend auf den Boden. „Aus gutem Grund“, murmelte Tsunade. „Das war närrisch von dir. Aber mit Nanames Hilfe lässt es sich rückgängig machen.“ „Wer zum Teufel ist Naname?“ Danzou ging nicht auf ihre Frage ein. „Haruno Sakura ist die letzte Erbin. Wir brauchen nur ihr Blut, um das Siegel für immer zu reaktivieren. Nach ihrem Tod werden die Dämonen für immer dahinsiechen. Ich habe bereits Anbu-Truppen losgeschickt.“ „Du hast was?“ Tsunade riss die Augen auf. „Ich dachte, ich hätte klargemacht, dass Sakura, Naruto und Sai nur vorübergehend ins Bingo-Buch eingetragen sind und dass weder ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt wird noch sie gejagt werden sollen! Sakura hat ein Reich aufgebaut und will sogar Handelsbeziehungen mit Konoha! Ich habe ihr schon einen Boten mit einem Bündnisvorschlag geschickt!“ Der Bote war nie zurückgekommen, und wenn Tsunade in Danzous selbstgefällige Miene blickte, zweifelte sie daran, ob er überhaupt lebend das Dorf verlassen hatte. „Ein Hokage darf sich nicht von persönlichen Gefühlen leiten lassen“, sagte Danzou mit rauer Stimme. „Haruno Sakura, Uzumaki Naruto und Sai sind Verbrecher. Vor allem der Jinchuuriki. Es wird Zeit, dass wir uns ihrer entledigen und die Yami endgültig ausrotten.“ „Geh mir aus den Augen, du schleimige Kröte“, zischte Tsunade. „Wie kannst du nur …“ „Tsunade, bitte beherrsche dich“, sagte einer der beiden Ältesten, die ihrem Streit bisher schweigend zugehört hatten. „Danzou hat das getan, was er für das Richtige hielt. Die Yami sind zweifellos gefährlich.“ Danzou erhob sich wortlos und humpelte, auf seinen Stock gestützt, aus dem Raum. Tsunade starrte ihm finster nach. „Wie könnt ihr nur gutheißen, was er getan hat?“ „Ob wir es gutheißen oder nicht, tut nichts zur Sache“, sagte die Älteste. „Ich kann nur wiederholen, dass er zum Wohle des Dorfes gehandelt hat. Auch, wenn es etwas radikal war.“ „Zum Wohle des Dorfes?“, fragte Tsunade bitter und presste ihre Finger gegen die Nasenwurzel. „Das bezweifle ich.“ Sakura starrte Sais Gesicht aus weit aufgerissenen Augen an. Ihr Blick zitterte, die Konturen wurden unscharf. „Meine … Sie sind …“ Sie biss sich auf die Lippen. Etwas in ihr weigerte sich, die bittere Wahrheit anzuerkennen. Tränen wallten in ihr auf, fuhren in ihrem Gesicht hoch, doch sie zwang sie zurück. Bilder blitzten vor ihren Augen auf, Erinnerungen an ihre Eltern, Erinnerungen an den letzten Albtraum, an die dritte Person, die sie auf dem Scheiterhaufen nicht hatte erkennen können … Hatte sie ihre Eltern symbolisiert? Die Welt begann sich vor ihren Augen zu drehen. Kuruda kam mit einem Glas Wasser in der Hand zurück und starrte verstört auf die bedrückte Szene. Sai nickte in Sakuras Richtung, also überreichte der junge Gargoyle mit einer Verbeugung seiner Königin das Glas. Zitternd führte Sakura es zu ihren Lippen, brachte die Bewegung aber nicht zu Ende. Sie ballte sie Faust so fest, dass das Glas zersprang. Scherben bohrten sich in ihre Haut, und der Schmerz holte sich in die Wirklichkeit zurück. „Ihr könnt alle gehen. Naruto, Sai, ihr bleibt bitte.“ Ihre Stimme war nur ein unstetes Flüstern. Kuruda nickte hastig und er und die anderen Gargoyles zogen sich fluchtartig zurück. „Was ist passiert?“, fragte Sakura mit gebrochener Stimme. „Es waren Anbu“, sagte Sai leise. „Ich habe es sofort erkannt, auch wenn sie den Mord vertuscht haben. Offenbar wollten sie Takadas Blutlinie auslöschen.“ Sakuras Kinn bebte und ihre Augen brannten. Mit wackeligen Knien trat sie Stufen herab, die zu ihrem Thron führten, und trat schweigend an eines der Fenster. Der Himmel war finster wie immer, aber es schien ihr, als hätten die Wolken einen rotvioletten Farbstich. Als wüssten selbst sie, dass Blut geflossen war. „Sakura“, hörte sie Narutos Stimme. „Was.“ „Sakura!“ Er klang eindringlicher. Apathisch drehte sie sich zu ihm um. Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Du musst es nicht zurückhalten“, murmelte er. „Was zurückhalten?“ „Du kannst ruhig weinen.“ Sie hörte ihn kaum, aber noch leiser kam ihr ihre eigene Stimme vor. „Ich bin eine Königin. Und eine Königin weint nicht.“ Narutos Miene wurde leidvoll. „In so einer Situation würde jeder weinen. Auch eine Königin. Es ist nichts, wofür man sich schämen müsste, außerdem sind nur wir drei hier.“ Sakura warf noch einen Blick aus dem Fenster. Erneut spürte sie das schmerzliche Ziehen und ließ ihre Fassade fallen. Sie warf sich Naruto an die Brust, krallte sich in den Saum seines Umhangs und begann hemmungslos zu schluchzen. Naruto nahm sie in den Arm und strich ihr beruhigend über den Kopf. Auch ihm liefen stille Tränen die Wangen hinunter und er spürte seine Glieder zittern. „Warum tun sie so etwas? Warum?“, hauchte Sakura unter Tränen. Ihre Augen brannten so sehr, dass sie die Lider zusammenpressen musste. „Wir haben ihnen nichts getan. Sie haben ihnen nichts getan!“ „Ich weiß es auch nicht“, murmelte Naruto mit belegter Stimme. „Das war es nicht, was ich erfahren wollte, als ich aufwachte …“ „Ich weiß.“ Sie wurde von einem heftigen Schluchzer geschüttelt und konnte nicht weitersprechen. Naruto sah kurz zu Sai hinüber. Der ehemalige Anbu hatte mit Gefühlen immer noch nicht viel am Hut, aber selbst er musste spüren, wie seine Freundin litt, denn seine Augen sprachen von Trauer. „Sie sind tot … Naruto, sie sind tot …“ Sakuras Stimme war so hoch und leise, dass sie kaum zu vernehmen war. „Ich hab mich nicht einmal von ihnen verabschieden können … Wir sind auf diese Mission gegangen und jetzt … Und jetzt …“ Sie konnte nicht mehr weitersprechen. Naruto spürte, wie ihre Tränen den Stoff an seiner Schulter tränkten. „Wein dich aus. Wenn du sie nicht herauslässt, fressen dich die Tränen innerlich auf“, murmelte er, während er selbst einen weinerlichen Schmerz im Hals verspürte. Minutenlang standen sie da, eng umschlungen im finsteren Thronsaal, in einem Scherbenmeer aus Trauer und Schmerz. „Es tut mir leid“, flüsterte Sakura nach einer Weile. „Immer muss ich mich bei dir ausweinen … Immer und immer und immer wieder …“ „Ist schon gut“, murmelte er. „Ich will dein ganzes Leid in mich aufnehmen.“ Es dauerte noch ein wenig, bis ihre Schultern aufhörten zu beben und ihre Tränen versiegten. Dennoch lösten sie sich eine ganze Weile nicht voneinander, schweigend wie Statuen. Irgendwann, als der bodenlose Abgrund unter Sakuras Füßen verschwunden war, die Stimme, die ihr einzureden versuchte, sie wäre allein, hob sie langsam den Kopf und sah Naruto in die gerötete Augen. Die gelb gefärbten Freudenlichter draußen, die sie verhöhnten, spiegelten sich flackernd in ihren müden, von Tränen gereinigten Augen. Sie waren wieder ernst und klar. „Schattenlord, sorgt dafür, dass die Gargoyles sich rüsten“, sagte sie kaum hörbar. „Wir erklären Konoha den Krieg.“ ============================= So, hier bin ich wieder. Ich wollte beim letzen Kapitel aus dramaturgischen Gründen kein Nachwort schreiben ;) Ich hoffe, das Kapitel ist euren Erwartungen gerecht geworden. Es ist nun erst richtig Bewegung in die Sache gekommen und hat auch dazu beigetragen, dass die FF mehr in Richtung Darkfic geht ;) Ich denke, man kann Sakuras Entscheidung (bzw. den ersten Impuls, der zu dieser Entscheidung führt) nachvollziehen. Außerdem sieht man am Anfang nochmal Narutos Autorität bei dem Volk der Yami. Desweiteren hoffe ich, dass vor allem das Ende des Kapitels stimmig war, ich hab mich bemüht, die Gefühle zu betonen. Im nächsten Kapitel erwartet uns dann ein alter Bekannter ;) Ich möchte hier auch ein bisschen Schleichwerbung für eine meiner anderen Naruto-FFs machen, wer sie noch nicht kennt. Sie hat momentan über 30 Kapitel und es geht um ein alternatives Universum, Dämonen und die Mafia. Ich hab auch einen Trailer dafür gemacht, ihr könnt ihn euch ja mal anschauen: http://www.youtube.com/watch?v=y-8IjRKU-KM Bis zum nächsten Kapitel, und an dieser Stelle noch ein Dankeschön für die ganzen Kommis der letzen beiden Kapitel :) Kapitel 12: Statues in the Dusk ------------------------------- Sie waren schon öfters hier gewesen. Der Felsen ragte wie ein gewaltiger, vom Lauf der Zeit abgestumpfter Zahn aus dem rissigen Boden. In der Ferne sah man den Schwarzen Berg, düster und von Wolken umschlungen, immerwährende Finsternis. Aber in der anderen Richtung goss die Sonne ihren goldenen Schein über die Steppe, ließ am Horizont einen kleinen Bach blitzen und schickte ihre verträumten Strahlen in die kleinen Wäldchen, die vereinzelten das Land säumten. Sakura ließ sich mit halb geschlossenen Augen von der Wärme auf der Haut streicheln. Es war ein besonderer Ort, fern von den Schatten und der Düsternis, und dennoch ruhig und friedlich. Das hier war ihr Land, es gehörte zu ihrem Reich, und es war prächtig. Sie sog den würzigen Duft des Sommers tief ein und ließ sich davon betäuben, ehe sie sich zu Naruto und Sai umdrehte. Sie waren allein. Naruto und Sakura hatten ihre königlichen Gewänder im Turm gelassen und waren in ihren früheren alten hierhergegangen. Die Königin betrachtete ihre Freunde lange, ehe sie leise sagte: „Ich habe geglaubt, ich hätte alles verloren.“ Sai und Naruto schwiegen, bis sie weitersprach. „Ohne meine Eltern habe ich mich so allein gelassen gefühlt … Wie ein Waisenkind. Aber ich bin kein Kind mehr.“ Sie wandte sich wieder um und strich mit dem Blick über das Gras, das sich im schwachen Wind wog. „Ich habe noch nicht alles verloren. Das hier gehört mir. Ihr bleibt mir ebenfalls noch, ihr beide, und das Volk der Yami ist für mich wie eine zweite Familie geworden, ohne dass ich es bemerkt habe. Ich bin noch nicht am Ende.“ Sakura ballte die Fäuste. „Ich habe gerade erst begonnen!“ Sie hörte, wie Naruto auf sie zutrat, aber in einiger Entfernung stehen blieb. Erneut drehte sie sich um. „Ich will nicht, dass ihr beide in einen Gewissenskonflikt geratet. Wenn ich Konoha den Krieg erkläre, dann nur mit eurem Einverständnis.“ Sai nickte sofort. „Mit Konoha verbindet mich nichts. Mit euch schon. Ich werde bei euch bleiben, egal, was ihr tun wollt.“ Sakura lächelte ihn an und wurde wieder ernst, als sie Narutos Augen ansah. Er war ebenso entschlossen wie Sai. „Naruto … Du müsstest deinen Traum endgültig aufgeben.“ „Ich weiß. Ich werde ihn aufgeben, damit du deinen Traum erfüllen kannst. Auch wenn ich jetzt so klinge wie Haku.“ Er grinste, doch seine Augen blieben ernst. „Außerdem, selbst wenn wir gegen Konoha kämpfen, sieht das nicht den Tod von Shikamaru und den anderen vor. Es ist dann wie damals, als ich im Tal des Endes gegen Sasuke gekämpft habe. Nur diesmal … werde ich gewinnen.“ Er sagte es mit solcher Inbrunst, dass Sakura ganz wehmütig ums Herz wurde. Hoffentlich hatte er Recht. „Ich erwarte nicht, dass irgendjemand in Konoha mich versteht“, murmelte sie nach einer Weile des Schweigens. „Darum ist es mir aber umso wichtiger, dass ihr es versteht. Dass ihr wisst, warum ich das tun will.“ Sie holte tief Luft, legte sich ihre Worte sorgfältig zurecht. „Konoha hat keinen Zweifel daran gelassen, dass sie unsere Existenz verhindern wollen. Wenn mein Volk in Frieden leben soll, müssen wir das Dorf erobern. Oder, wenn nötig, zerstören“, fügte sie leise hinzu. „Ino, Shikamaru und die anderen werden unsere Feinde sein, aber wenn wir siegreich sind, werden sie sich uns vielleicht anschließen und uns verstehen. Wenn nicht … dann sind sie nicht besser als die Leute, die meine Eltern umgebracht haben.“ Naruto schauderte, als er das Feuer in ihren Augen sah. Er hatte es noch nie vorher gesehen. Sakura brauchte einen zittrigen Augenblick, bevor sie weitersprechen konnte. „Ich bin nicht wie Sasuke. Ich tue es nicht aus Rachsucht.“ Hoffentlich nicht, dachte sie bei sich. „Ich tue es für mein Volk, damit wir gemeinsam existieren können! Ich weiß, meine Entscheidung ist falsch, aber ich kann nichts anderes akzeptieren.“ „Das ist schon in Ordnung“, sagte Naruto. „Auch wenn es vielleicht der falsche Weg ist, wir werden ihn gemeinsam gehen.“ Sie lächelte leise. „Danke, Naruto.“ Sasuke streifte den schmutzigen, braun verschmierten Mantel, den er über seinem Akatsuki-Gewand trug, ab und warf das nasse Bündel Stoff in die Ecke der kleinen Felshöhle. Draußen hatte es zu regnen begonnen und den staubigen Boden in unansehnlichen Matsch verwandelt. Er stellte drei Säcke mit Fertignudelsuppe und Reisbällchen ab, die er in einem nahen Dorf gekauft hatte. Karin sprang auf, als sie seinen Blick in ihrem Nacken spürte. „Es ist noch schlimmer geworden.“ Sasuke begegnete ihrer Miene ohne mit einem Gesichtsmuskel zu zucken und trat auf den quaderförmigen, mit ausgerissenem Moos und Gras gepolsterten Felsblock zu, vor dem sie gekniet war. Suigetsu sah noch erbärmlicher aus als vor drei Stunden, als Sasuke aufgebrochen war. Nach einem weiteren Kampf mit einigen Ninjas des Raikage, die ihnen ebenfalls auf den Fersen gewesen waren, hatte Team Taka sich einige Tage lang verdeckt halten und Wunden lecken müssen, weshalb Sasuke seine Pläne etwas in die Zukunft verschieben musste. Ihr Versteck lag am Rand des neu gegründeten Reiches, in dem Suigetsu und Juugo – ohne Sasukes Einverständnis – einige Erkundigungen über die Königin eingezogen hatten. Zu Sasukes Ärgernis hatten die beiden ihre Akatsuki-Mäntel anbehalten und somit garantiert Aufsehen erregt, daher hatte er beschlossen so schnell wie möglich wieder weiterziehen. Sie waren noch keine zwei Tage unterwegs gewesen, als Suigetsu urplötzlich zusammengebrochen war. Er hatte bei dem Kampf keinen Kratzer abbekommen und weder Sasuke noch Karin oder Juugo hatten sich erklären können, was ihm fehlte. Da er nicht mehr hatte gehen können, hatten sie diese Höhle ausgekundschaftet und ihn hier herein gebracht. Das alles war jetzt fast vier Tage her und der Zustand des Wasserninjas hatte sich beständig verschlechtert. Mittlerweile waren sie sich sicher, dass eine gefährliche Krankheit von ihm Besitz ergriffen hatte – so zäh Suigetsu auch war. Er schwitzte mehr als sie ihm zu trinken geben konnten, stöhnte in Fieberträumen und seine Haut war von einem hässlichen Ausschlag erobert worden. Obwohl sie nicht wussten, ob die Krankheit ansteckend war, hatte Karin ihm ihr Chakra verabreicht, doch es hatte nichts geholfen. Selbst der abtrünnige Heilninja, den sie in einem Dorf in der Nähe gefunden hatten und der auf der Durchreise war, hatte ihm keine Linderung verschaffen können. Sie waren mit ihrem Latein am Ende. Sasuke fragte sich soeben, ob die Krankheit wohl tödlich war, als Karin sich plötzlich kerzengerade aufrichtete. „Ich spüre fremdes Chakra“, sagte sie alarmiert. „Wie viele?“, murmelte Sasuke, während er sein Schwert zog. „Vielleicht zehn … Sie kommen näher … Sie umstellen die Höhle!“ „Wir hätten doch schon früher abhauen sollen“, murmelte Juugo und stand von seinem Sitzplatz in der Ecke der Höhle auf. Da drang auch schon eine männliche Stimme an ihr Ohr. „Sasuke! Wir wissen, dass du hier bist! Komm heraus!“ Die anderen sahen ihren Anführer erwartungsvoll an. Sasuke spannte sich an. „Wir kommen in friedlicher Absicht!“, fügte die Stimme hinzu, als sie keine Antwort erhielt. „Komm heraus! Wir versprechen dir, es ist in deinem Interesse!“ Sasuke nickte Juugo knapp zu. Sie nahmen um den Höhleneingang Aufstellung, sodass man sie nicht sehen konnte. „Wer seid ihr?“, schrie Juugo hinaus. „Wir sind die Gargoyles, die treuen Anhänger der Königin der Dunklen Horizonte! Die Königin will ein Treffen mit dir vereinbaren. Weder sie noch wir sind deine Feinde!“, lautete die Antwort. Sasukes Gedanken überschlugen sich; äußerlich gab er sich gelassen und nickte Juugo abermals auffordernd zu. „Wo und wann?“, rief dieser an seiner statt hinaus. Etwas pfiff durch die Luft und dann rollte eine Schriftrolle in die Höhle. Sie sprangen einen Schritt zurück, doch die Explosion blieb aus. Zögerlich hob Karin die Rolle auf und entfaltete sie. Es war eine Landkarte, auf der ein Kreuz eine Stelle markierte, nicht allzu weit von hier. „Bei Sonnenuntergang!“, rief der Gargoyle. Das dauerte vielleicht noch vier oder fünf Stunden. Diesmal ließ sich Sasuke länger Zeit mit dem Überlegen, ehe er Juugo erneut ein Zeichen gab. „Ich werde da sein!“, rief der Ninja. „Wir erwarten dich!“ Sie hörten Steine knirschen, Äste ächzen und Laub rascheln, als die Gargoyles sich zurückzogen. „Sie sind weg“, flüsterte Karin nach einigen Minuten. „Aber sie bleiben sicher in der Nähe.“ „Willst du wirklich dort hin?“, fragte Juugo. „Nein“, sagte Sasuke unumwunden. „Aber es kann nicht schaden, wenn wir diese Königin anhören.“ „Und wenn es eine Falle des Raikage ist?“, gab Karin zu bedenken. Sasuke wiegte nachdenklich den Kopf. „Das glaube ich kaum. Die Art, wie sie sich uns angenähert haben … Das waren keine Ninjas aus Kumogakure. Außerdem liegt der Treffpunkt tiefer im Land der Königin. Wenn, dann hätten sie uns wieder Richtung Reich der Blitze gelockt. Und so, wie sie geredet haben, glauben sie, dass ich allein bin.“ „Dann gehen wir hin?“, murmelte Juugo und warf einen Blick zu Suigetsu. Er schlief jetzt – oder, was wahrscheinlicher war, er war bewusstlos geworden. „Karin, du bleibst bei Suigetsu. Juugo, du kommst mit mir“, bestimmte Sasuke. „Die Akatsuki-Mäntel lassen wir hier.“ Es hatte zu regnen aufgehört, aber ein leiser Nebel kroch über den Waldboden. Der Treffpunkt war eine kleine Lichtung, deren Boden aufgeweicht und matschig war. Vier Gargoyles erwarteten sie bereits und erstmals sahen sie sie: Grau in Grau. Als sich Juugo und Sasuke näherten, nahmen die vier die Gesichtsmasken ab. Sie dürften über sein Aussehen informiert sein, denn einer von ihnen – eindeutig der jüngste – wandte sich sofort an ihn, nachdem er Juugo mit einem misstrauischen Blick gestreift hatte. „Bist du Sasuke?“ Sasuke trat ruhig auf ihn zu. „Mein Name ist Uchiha Sasuke“, sagte er eisig. Entgegen seiner Erwartung lächelte der junge Gargoyle. „Du hast gleich die Ehre, unsere Königin zu treffen. Benimm dich also.“ Sasuke würdigte ihn keines weiteren Blickes, sondern richtete seine Aufmerksamkeit auf die Gruppe von Ninjas, die durch die Bäume gesprungen kam. Es waren viele, sehr viele, vielleicht dreißig oder noch mehr, und bis auf zwei trugen sie die Kampfrüstungen der Gargoyles. Dann sah er die beiden anderen und er traute seinen Augen nicht: Der eine war ein junger Ninja mit orangefarbenen Klamotten, struwweligem blondem Haar und einem wehenden schwarzen Umhang. Die andere war ein Mädchen mit rosafarbenem Haar und klaren grünen Augen. Sie trug ein einfach aussehendes, grauschwarzes Kleid und er hätte sie beinahe nicht erkannt, als sie elegant einige Meter vor ihm, zwischen den Gargoyles am Boden der Lichtung landete. „Es ist lange her, Sasuke“, sagte Naruto, der an ihre Seite trat. Sasuke kniff die Lippen zusammen und umfasste den Griff seines Schwerts. „Soll das ein Scherz sein?“, murmelte er abfällig, als er sich gefasst hatte. „Versucht ihr immer noch mich dazu zu bringen, nach Konoha zurückzukehren?“ Sakura lächelte traurig. „In gewisser Weise, ja.“ Sasuke warf Juugo einen flüchtigen Blick zu. „Ihr interessiert mich nicht. Wir wollten die Königin dieses Landes treffen. Habt ihr euch als Empfangskomitee anheuern lassen? Wenn sie nicht selbst kommt, gehen wir wieder“, verkündete er ruhig. „Oh weh, Sasuke“, seufzte Naruto. „Es gibt so viel, was du nicht weißt … Kuruda!“ Der junge Gargoyle nickte und reichte Naruto ein Buch, das dieser Sasuke zuwarf. Der Nuke-nin fing es auf; er verstand die Geste: Hätte der Gargoyle es ihm zugeworfen, hätte es eine Falle sein können. Aber Naruto kannte er trotz allem zu gut. „Ein Bingo-Buch“, stellte er fest. „Sai hat es aus Konoha mitgebracht. Sieh es dir an.“ Sasuke blätterte darin und entdeckte die Seiten, auf denen Naruto, Sakura und Sai, der Junge, den er in Orochimarus Versteck das erste Mal getroffen hatte, abgebildet waren. „D-Rang-Kriminelle?“, fragte er abfällig. „Bei dem, was wir vorhaben, steigen wir garantiert zur Stufe S auf“, sagte Naruto ernst. Sasuke klappte das Buch zu und warf es ihm zurück. „Dann habt ihr Konoha also den Rücken gekehrt und wollt wieder mit mir zusammenarbeiten? Ihr seid immer noch naiv. Juugo, wir gehen.“ „Vielleicht hörst du dir an, was wir noch zu sagen haben.“ Sakuras Stimme war fest und selbstbewusst. „Ich bin die Königin der Dunklen Horizonte.“ Sasuke gelang es für einen Moment nicht, seine steinerne Miene zu wahren. Verblüfft und mit offenem Mund starrte er sie an. Sie trat erhobenen Hauptes würdevoll auf ihn zu. Die Gargoyles, an denen sie vorbeikam, knieten vor ihr nieder. Sasuke glaubte, nicht recht zu sehen. „Du stehst auf meinem Land“, fuhr Sakura fort. „Der Boden unter deinen Füßen gehört mir. Diese Leute hier sind meine Leibwache. Im ganzen Land gibt es eine riesige Menge an Ninjas, die hinter mir stehen und mir die Treue geschworen haben.“ Sie begann ihn zu umrunden. Sasuke bewegte sich noch immer nicht. Etwas leiser sagte sie: „Ich besitze, was du bräuchtest, um deinen Traum zu verwirklichen. Ja, ich kenne dein Ziel, auch wenn ich die Details und den genauen Grund nicht weiß. Aber das Volk der Dunklen Horizonte, das Volk der Yami, kann uns helfen, unsere Ziele zu erreichen.“ Sakura blieb auf Armeslänge hinter ihm stehen. Eisige Stille senkte sich auf die Lichtung. Die Sonne war hinter dicken Wolkenschleiern verborgen; dennoch merkte man förmlich, dass es dunkler wurde. Sasuke fühlte etwas in seinem Nacken kribbeln. Unvermittelt riss er sein Schwert aus der Scheide und stach nach ihr. Sakura sah den Angriff kommen, wich blitzschnell aus und ging auf Abstand. Die Gargoyles zogen ihre Hellebarden und wollten eingreifen, doch Naruto hob die Hand und hinderte sie daran. Sasuke verschwendete keinen Gedanken an ihn. Er aktivierte sein Chidori, ließ es in seiner Hand blitzen und die Energie in die Klinge fahren. Ein elektrischer Strahl schoss aus dem Schwert auf Sakura zu. Die Kunoichi formte schnell einige Fingerzeichen und riss die Hand in die Höhe. Kleine, rotviolette Blitze zuckten aus ihren Fingerspitzen und trafen das Chidori Nagashi und die beiden Jutsus verpufften wirkungslos. Sasuke senkte das Schwert. So eine Technik hatte er noch nie gesehen. Er täuschte vor aufzuhören, dann jedoch riss er die Augen auf, in denen sternförmige Sharingan prangten. Bevor er Sakura mit einem Genjutsu außer Gefecht setzen konnte, wurde es noch einmal finsterer. Es war, als würden die Schatten zu leben beginnen und einen Schleier um Sakuras Gesicht weben. Er spürte mit seinen Sharingan zwar ihr Chakra, konnte ihre Augen aber nicht mehr sehen. Mit einem stummen Seufzen schlug er die Lider nieder. „Ich verstehe. Die ersten Siegel, die du geformt hast, waren nicht für das Jutsu vorhin, sondern um die Finsternis zu rufen. Du hast dich verändert. Offenbar stehst du bei einem Kampf nicht mehr nur nutzlos in der Gegend rum“, meinte er überheblich. Sakura trat geisterhaft aus den Schatten, ehe diese sich verflüchtigten. Sie hatte ihn richtig eingeschätzt. Er hatte sie testen wollen. „Wir werden in absehbarer Zeit Konoha angreifen und brauchen dazu fähige Kämpfer. Können wir mit deiner Unterstützung rechnen?“ Sie warf einen Blick zu Juugo, der teilnahmslos dagestanden war. „Und mit der deines Partners?“ In diesem Moment raschelte es in den Baumkronen und ein weiterer Gargoyle brach aus dem Geäst und landete atemlos vor Naruto. „Schattenlord, ich erstatte Bericht. In der Höhle, wo sich der abtrünnige Ninja, den wir gesucht haben, versteckt hat, sind noch zwei Personen.“ Schattenlord? Sasuke zog die Augenbrauen hoch. Er träumte wohl … Nein, selbst für einen Traum wäre das lächerlich … Naruto? Als Anführer von jemandem? „Danke“, sagte Naruto und wandte sich an seinen ehemaligen Teamkameraden. „Gehören die zu dir?“ Sasuke schwieg ohne die Miene zu verziehen. „Antworte, wenn dich der Schattenlord oder die Königin etwas fragen“, sagte Kuruda. „Es gibt da noch etwas, meine Königin …“ Der neu hinzugekommene Gargoyle wandte sich nun direkt an Sakura. „Einer der beiden ist infiziert, es sieht so aus, als wäre es die Krankheit.“ Sakura schnappte nach Luft. Ihr Blick flackerte zu Sasuke. „Wie lange ist er schon krank?“, fragte sie hastig. Sasuke ließ sich Zeit mit der Antwort. „Gute vier Tage.“ Königin Sakura verlor keine Sekunde. „Wir brechen sofort auf! Großer Gott, vier Tage … Er muss sehr zäh sein, sonst wäre er längst tot!“ =================================== Ich hoffe, ihr hattet alle schöne Weihnachtsfeiertage :) Hier haben wir es nun endlich - das Zusammentreffen von Team 7. Der zweite Teil des Kapitels spielt übrigens zeitlich ein paar Tage nach dem ersten, wem das nicht klar war; eben so viel, wie die Gargoyles gebraucht haben, um Sasuke zu finden. Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr! Und freue mich natürlich wieder über Kommentare und Kritik :) PS: Ich bin ein wenig unzufrieden mit dem Cover-Bild der FF. Wenn jemand ein passendes Bild kennt/hat, das ich verwenden könnte, würde ich ihn bitten, mir einen Link zu schicken :) Danke im Voraus! Kapitel 13: The Serpent’s last Disciple --------------------------------------- Die Kompanie erreichte die Höhle kurz nachdem die Dunkelheit das Land endgültig eingenommen hatte. Sasuke, Juugo, Sakura, Naruto und der Gargoyle, der die Nachricht überbracht hatte, betraten die Höhle. Sofort schob Sakura Karin zur Seite um den Kranken zu betrachten. „Es ist schon das Endstadium“, sagte der Gargoyle. „Ich weiß nicht, ob das Serum ihn überhaupt noch heilen kann …“ Er reichte seiner Königin ein Fläschchen der Medizin. Suigetsu hatte Glück, dass sie überhaupt eine Dosis dabei hatten. „Wir versuchen es einfach“, sagte Sakura. „Ich kümmere mich um ihn. Ihr geht raus, es ist sowieso schon eng genug hier drin. Naruto, geh mir zur Hand.“ Sasuke, Juugo und der Gargoyle verließen gehorsam die Höhle. Sakura band sich die Haare in die Höhe, wie immer, wenn sie einen Kranken behandelte. Sie war etwas aus der Übung, hoffte aber, keinen Fehler zu machen. Während sie Suigetsus Temperatur schätzte und Naruto den kranken Ninja festhielt, als er sich winden wollte, als Sakura ihm die Medizin einzuflößen versuchte, schaute Karin ihr unsicher über die Schulter. „Ihr … Wer seid ihr?“ „Sasukes alte Teamkameraden“, antwortete Naruto knapp und musste all seine Kraft zusammennehmen, um Suigetsus Schultern nach unten zu drücken. Er hätte sie auch als Königin und Schattenlord vorstellen können, aber er fand, so war es diplomatischer. Karin hatte schlagartig das Interesse an ihm verloren und musterte Sakura skeptisch. „Ihr wart in Konoha in einem Team? Du bist eine Kunoichi?“ Auf diese Frage gaben beide keine Antwort, weil sie zu sehr damit beschäftigt waren, Suigetsus Hemd nach oben zu schieben, um seinen Oberkörper mit dem Mittel einzuschmieren und ihm das Atmen zu erleichtern. „Vielleicht sollte ich erwähnen, dass Sasuke nie etwas von dir erzählt hat“, fuhr Karin fort. „Kann schon sein“, murmelte Sakura, die nur mit einem Ohr zuhörte. „Offenbar gefällt ihm sein neues Team besser als sein altes“, sagte Karin und klang dabei zufrieden. Naruto zog die Stirn kraus. Konnte es sein, dass sie Sakura als eine Art Rivalin ansah? Als sie sich weiter abmühten, die richtige Dosis zum richtigen Zeitpunkt zu verabreichen, ertönte von draußen Lärm. Sakura fragte sich, was los sein mochte, doch sie hatte keine Zeit, von Suigetsu abzulassen. Vor der Höhle verging die Zeit zunächst schleppend. Erst leise, dann immer lauter und bald für alle hörbar begannen die Gargoyles über Sasuke zu reden. „Er ist ein ehemaliger Kamerad der Königin? Wirklich?“ „Das heißt, er stammt aus Konoha.“ „Woher sonst?“ „Was ist so besonders an ihm? Gefährlich sieht er ja nicht aus.“ „Es muss einen Grund geben, dass die Königin all ihre Leute losgeschickt hat, nur um ihn zu finden.“ „Sind wir Gargoyles denn nicht genug? War es den Aufwand wert, einen abtrünnigen Ninja zu suchen?“ „Ich sag’s ja, er sieht nicht gefährlich aus!“ „Wahrscheinlich kann er es gar nicht mit einem von uns aufnehmen.“ Sasuke saß mit geschlossenen Augen an einen Felsen gelehnt da und ertrug das Getuschel schweigend. „Die Königin hat auf jeden Fall ihre Gründe“, sagte da der junge Gargoyle. Sasuke erkannte seine Stimme wieder. Wie hatte er geheißen? Kuruda. Er hob die Lider und sah, wie er auf ihn zukam. „Hörst du nicht, wie sie über dich reden? Willst du gar nichts dazu sagen?“ Sasuke sah ihn teilnahmslos an. „Warum sollte ich?“ „Du könntest sie vom Gegenteil überzeugen … Aber ich verstehe, es ist dir egal, wie sie von dir denken. Doch wenn wir schon unter einem Banner kämpfen, wäre es gut, eine förderliche Atmosphäre zu schaffen.“ Ein Team zu bilden, das war es, was Kuruda ausdrücken wollte. Sasuke rümpfte leicht die Nase und antwortete nicht. „Sieh mal, ob er überhaupt was taugt, Kuruda!“, rief einer der älteren Gargoyles. Kuruda lächelte. „Das wäre eine gute Idee. Was sagst du?“ Sasuke sagte gar nichts. Kuruda nahm seine Hellebarde vom Rücken. „Was soll das werden?“, murmelte Sasuke kühl. „Wie gesagt, ich werde dich testen.“ Der Gargoyle stürmte mit gerecktem Speer auf ihn zu. Sasuke sprang auf die Beine, zog in der gleichen Bewegung sein Schwert und parierte. Die Waffen prallten Funken sprühend aufeinander und Sasuke warf seinen Gegner zurück. Kuruda rutschte mit den Füßen über die feuchte Erde und schleuderte einige Wurfsterne auf Sasuke, die dieser, ohne den Oberkörper zu bewegen, mit seiner Klinge abwehrte. Die Shuriken schlugen wirkungslos um ihn herum in den Boden ein. „Ist das alles?“, fragte er. Kuruda formte Beschwörungssiegel. Weißer Rauch blähte sich auf – allerdings nicht vor ihm. Rings um Sasuke herum verwandelten sich die Shuriken in Fledermäuse. Kuruda hatte die Beschwörung mit dem Jutsu des Tausches kombiniert. Mit gebleckten Zähnen und zu unhörbaren Schreien aufgerissenen Mäulen stürzten sich die Tiere auf Sasuke. Dieser bewegte keinen Muskel. Aus seinem Körper zuckten plötzlich Blitze, umrandeten ihn wie ein Flammenkranz und zerfetzten die Fledermäuse, ehe sie ihn erreichen konnte. Sasuke, der dieses Spiels überdrüssig war, blinzelte – und starrte Kuruda mit seinen Mangekyou Sharingan in die Augen. Eine Illusion und der Gargoyle war Geschichte. Doch Kuruda verzog keine Miene, sondern begann erneut Siegel zu formen. Warum wirkte das Genjutsu nicht auf ihn? Sasuke benutzte sein anderes Auge. Er spürte ein Brennen, als ihm blutige Tränen über die Wange liefen. Kuruda ging vor seinen Augen in schwarzen Flammen auf, sackte stöhnend in sich zusammen – und löste sich in Rauch auf. Ein Doppelgänger!, schoss es Sasuke wie ein Blitz durch den Kopf. Wann hatte Kuruda den erschaffen? Etwa schon, bevor er mit ihm gesprochen hatte? Er hörte etwas heranrauschen – der Gargoyle kam von oben! Gerade rechtzeitig riss er sein Schwert hoch und blockte Kurudas Hellebarde ab. Sie gingen in den Nahkampf über und traktierten einander mit Fäusten und Tritten, ohne dass einer von ihnen den anderen an einer wichtigen Stelle traf. Sasuke musste sich eingestehen, dass sein Gegner gut trainiert und der Kampf alles andere als eine Spielerei war. Neben seinem Fuß brach der Boden auf. Sasuke unterdrückte ein Fluchen. Unter der Erde! Eine stählerne Kette schnellte aus der Erde und schlang sich um seinen Knöchel, seine Schultern und seine Arme, sodass er sich nicht mehr rühren konnte. Der Kuruda, gegen den er gerade kämpfte, wurde von weißem Rauch umwabert und offenbarte seine wahre Gestalt: Ein graues, massiges Wesen mit ledrigen Flügeln riss das Maul weit auf und brüllte ihm einen Schwall heißen Atems ins Gesicht, sodass seine Haare flatterten. Sasuke ließ sich nicht davon beeindrucken. Erneut ließ er sein Chidori Nagashi blitzen, das der Kette unter die Erdoberfläche folgte. Er hörte einen Aufschrei, dann brach der Boden vollends auf, als sich Kuruda mit einem Satz in Sicherheit brachte. Nun wieder frei, schwang Sasuke sein Schwert und fügte dem Ungeheuer einen tiefen Schnitt in der Schulter zu, das daraufhin auf Abstand ging. Noch bevor Sasuke zu seinem eigentlichen Gegner herumgewirbelt war, führte Kuruda bereits sein nächstes Jutsu aus. „Feuerelement! Jutsu des Flammenregens!“ Vor dem Gargoyle erschienen Feuerbälle, die Kometen gleich auf Sasuke zuschossen. Fauchend trafen sie ihn und nahmen Kuruda für einen Moment die Sicht. Als der Rauch sich gelegt hatte, ächzte Kuruda ungläubig. Dort, wo Sasuke gestanden war, befand sich jetzt eine riesige, graue Hand, die ihn schützte. Der abtrünnige Ninja drehte sich herum und Kuruda sah, dass er sich verwandelt hatte: Seine Haut war grau geworden, das Haar länger und heller. Aus seinen Schulterblättern sprossen zwei riesige Hände, Flügeln gleich. Sasuke lächelte. Sein Bruder hatte Orochimarus Siegel mit allen Vorteilen, die damit verbunden waren, von ihm entfernt, aber solange Sasuke Susanoo noch nicht beschwören konnte, wollte er diese Macht nicht aufgeben. Juugo hatte ihm mit einem komplizierten Jutsu einen Teil der Macht seines eigenen Siegels verabreicht, mit dem Sasuke sich wieder in seine zweite Form verwandeln konnte. Der Nuke-nin nutzte die Verwirrung seines Gegners und sprang auf ihn zu, das Schwert blitzend und aufgeladen. Kuruda stieß sich kraftvoll vom Boden ab und rief: „Eniguma!“ Das muskulöse Flugwesen schoss wie ein Pfeil heran und er landete auf seinem Rücken. In Spiralen schraubten sie sich dem Himmel entgegen. Sasuke sprang ebenfalls hoch und segelte hinter ihnen her. In der Luft formte er Siegel. „Feuerelement! Jutsu der Phönixblume!“ Um den Feuerbällen zu entgehen, sprang Kuruda von Enigumas Rücken und schleuderte seine Hellebarde, an der immer noch die Kette befestigt war. Sie bohrte sich knirschend in einen der Felsen und blieb zitternd stecken. An der Kette schwang Kuruda sich zu Boden und riss dann seine Lanze zu sich hinab. Sasuke umschloss sein Handgelenk und Blitze zuckten in seiner Handfläche auf. Er kam auf dem Boden auf und rannte auf Kuruda zu, der blitzschnell Fingerzeichen machte. „Erdelement! Jutsu der Versteinerung!“ Der Gargoyle stieß die Hand gegen den Boden. Der Felsen unter ihm schlug Wellen, steinerne Stacheln brachen daraus hervor und mauerten ihn fast vollständig ein. In dem Moment, als sich die Steinkuppel über dem Gargoyle schloss, war Sasuke heran und sprengte mit einem Chidori ein Loch hinein – aus dem im nächsten Moment die Hellebarde schnellte. Ohne seine Sharingan hätte Sasuke den Angriff zu spät gesehen. So aber gelang es ihm auszuweichen, die Waffe zu packen und Kuruda daran aus seinem zerbröckelnden Versteck zu reißen. Der Gargoyle überschlug sich in der Luft und kam unsanft im Schmutz auf. „Gibst du endlich auf?“, fragte Sasuke gelangweilt. Kuruda lächelte. „Nein. Jutsu der Versteinerung!“ Er triumphierte innerlich, als er seine Falle zuschnappen sah. Einen richtig harten Kampf mit einem anderen Ninja hatte er noch nie ausgefochten. Felsen sprangen Sasuke an, klammerten sich an seine Haut, bildeten ein lebendiges Gefängnis. Bis zu den Schultern wurde er eingeschlossen, nur sein Brustkorb blieb frei. Kuruda stürmte heran und richtete die Spitze seiner Lanze auf Sasukes Herz. „Der Kampf ist vorbei“, sagte er. „Bist du sicher?“, fragte Sasuke. „Kuruda!“, drang die Stimme eines der anderen Gargyoles an sein Ohr. „Was tust du da? Pass auf, hinter dir!“ Kuruda blinzelte – und erstarrte wie zu einer Salzsäule. Vor ihm stand ein einfacher Felsen, den er mit seinem Versteinerungsjutsu umschlossen hatte, und auf den Felsen hatte er auch seine Hellebarde gerichtet. Er wirbelte herum – Sasukes Schwert schlug ihm die Lanze aus der Hand und der Ninja verpasste ihm einen Tritt gegen die Brust, der ihn rücklings gegen die Felswand schleuderte. Als er wieder aufstehen wollte, lag Sasukes Klinge auf seiner Schulter. „Schwächling“, sagte Sasuke überheblich. „Du hast wohl vergessen, wo dein Platz ist.“ Kuruda konnte ihn nur anstarren. Wann hatte er … Dann fiel es ihm ein. Als Sasuke ihn aus dem Felsengefängnis gezogen hatte, hatte er ihm kurz in die Augen geschaut … Er wollte gerade etwas sagen, als die Königin aus der Höhle trat. „Wir haben getan, was wir konnten. Ich hoffe, dass er durchkommt“, sagte Sakura. Ihr Blick fiel auf Sasuke und Kuruda, der sich demütig hinkniete. „Was ist denn hier los?“ „Er hat Sasuke zum Duell herausgefordert“, sagte Juugo. „Ist das so?“ Sakuras Blick war strafend. „Ich wünsche kein Kräftemessen mit unseren Verbündeten.“ „Ja, Herrin. Verzeiht.“ Kuruda senkte den Blick. „Wir sind doch Verbündete, oder nicht?“, fragte die Königin Sasuke. Dieser schob sein Schwert in die Scheide zurück. „Ich denke darüber nach.“ ====================== Ich hoffe, ihr hattet alle einen guten Rutsch und einen vielversprechenden Beginn des neuen Jahres :) Dieses Kapitel musste einfach in die FF. Ein kleiner Kampf zwischen Sasuke und Kuruda, den Sasuke gewinnt. Wie gut sich Kuruda dabei geschlagen hat, müsst ihr beurteilen^^ Der Grund, warum ich Sasuke wieder seine Siegelgestalt gegeben habe, ist folgender: Die Grundidee für die FF ist mir schon vor einiger Zeit gekommen. Ich habe dann die Story weiter ausgearbeitet, und damals hatte Sasuke im Anime seinen Kampf mit Itachi noch vor sich. Dann war die FF fertig geplant und ich hatte noch nicht überrissen, dass Itachi ihm eigentlich das Verfluchte Siegel und seine zweite Form nimmt. Und weil ich Sasukes Kampfszenen nicht so sehr umdisponieren wollte, habe ich ihm diese Form kurzerhand zurückgegeben ;) So, nun sind alle Figuren auf ihren Plätzen. Noch ein wenig Planung von Seiten des Königreichs, dann kann der Feldzug beginnen ... oder kommt vielleicht etwas dazwischen? Ich weiß es schon, ihr werdet es noch sehen ;P Bis zum nächsten Mal! Kapitel 14: The Rhymes of the Queen ----------------------------------- Kuruda durchstreifte ziellos die Gassen der Zitadelle. Seit dem letzten Befehl der Königin war Leben in die Gebäude gekommen; das Tönen von Schmiedehämmern und der Geruch von Schweiß und Rauch erfüllten die Luft. Der Schwarze Berg rüstete sich für den Krieg. Ein kleines Kind fing seine Aufmerksamkeit. Es stand mit offenem Mund vor einer Schmiede und beobachtete den Rauch, der sich aus der Mitte des runden, aus schwarzgrauem Stein gebauten Daches in die Luft kräuselte. „Minori“, sagte Kuruda. Der Kleine sah ihn kurz an, ehe er sich wieder in Gedanken verlor. Kuruda kniete neben ihm nieder und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Bist du schon lange hier? Dein Vater macht sich bestimmt schon Sorgen.“ Minori ließ sich nicht beirren. „Machen sie da drin Waffen für die Gargoyles?“ Kuruda lächelte. „Aye, für die Gargoyles, und für die anderen Ninjas auch.“ „Kuruda?“ „Ja?“ „Ich will auch einmal ein Gargoyle werden!“ Die Entschlossenheit in seiner Stimme überraschte Kuruda. „Ich will ein Gargoyle werden und für Königin Sakura kämpfen“, fuhr Minori fort. „Damit Mama stolz auf mich sein kann.“ Kuruda empfand Bedauern, als der Kleine seine Mutter erwähnte. Sie war das letzte Opfer der Krankheit gewesen, das es auf dem Berg gegeben hatte. Er zerstrubbelte Minori die Haare. „Da hast du ja noch ein wenig Zeit. Wenn du willst, trainiere ich dich irgendwann mal, aber überlass den nächsten Kampf uns Älteren.“ Minori nickte ernst. Alles auf diesem Berg schrie nach Rache, man konnte es nicht mehr kaschieren. Kuruda sah das Feuer in den Augen des Yami-Volkes, das er immer vermisst hatte. Nicht nur Rache, verbesserte er sich. Das Volk schrie nach einer Zukunft, in der es willkommen war. Sie entfachte nicht das Licht, fand es angenehmer, die Karfunkelaugen zu benutzen. Das dämmrige Rot, das sie allen Umrissen verliehen, war beruhigend und stimmte sie schläfrig. Sakura strich mit den Fingern über den Sarg. „Hättest du den Thron für mich vorgesehen?“, fragte sie in die Stille der Gruft hinein. Sie kniete sich vor das Gefäß, das die Asche ihres Großvaters enthielt und wurde ganz still. Ihre Gedanken durchforsteten die letzten Wochen ihres Lebens, vor allem die vergangenen Tage. Ihr wurde klar, dass sie bisher viel zu nachsichtig mit Konoha war, was auch immer ihr das Dorf in der Vergangenheit bedeutet haben mochte. Das Schicksal der Yami drang wieder in ihr Bewusstsein und ertränkte ihr Herz in Agonie. Sie hatte die Vorzüge einer Königin gesehen, nichts weiter. Dabei hatte sie das Recht ihres Volkes vergessen, das Recht auf Freiheit, Frieden und Rache. Rache. So zuwider ihr dieser Gedanke einst gewesen war, so unbegreiflich ihr Sasukes Verhalten damals erschienen war, sie konnte es nun nachfühlen. Man hatte ihr und ihrem Volk unsägliches Leid zugefügt. Man hatte den Yami ihre Freiheit geraubt, ihre Zukunft, ihre ungeborenen Kinder, hatte sie gezwungen, sich selbst zu vernichten, dahinzusiechen in ewiger Dunkelheit. Und man hatte Sakuras Eltern getötet, weil sie versucht hatte, diesen armen Leuten Gerechtigekeit zu schenken. Satokos Gesicht verfolgte Sakura wieder in ihren Gedanken, die stille Resignation in den Gesichtern von Tamu und dem Ältesten. Sie wollte Hass empfingen, aber alles, was sie im Moment spürte, war Trauer. Mit leiser Stimme begann sie vor sich hin zu singen. Erst waren ihre Silben brüchig, dann gewannen sie an Kraft, ohne wirklich lauter zu werden. Den Blick in der Ferne ihrer Gedanken verloren, besang sie das tragische Schicksal des Yami-Volkes. Sie sang und sang, sie konnte gar nicht anders, wäre sonst an ihrer emotionalen Last zerbrochen. Was Worte nicht ausdrücken konnten, fand seinen Platz in ihren Reimen. Sie sang für Satoko, für Tamu, für Minori, der ohne Mutter aufwachsen musste, für alle, die ihr Leben an die Krankheit, die Anbu oder die Banditen verloren hatten, für die Träume, die ihnen gestohlen worden waren, für das verlorene Lächeln der Menschen, für die Zukunft, das Leben und die Würde, die ihnen genommen wurden, sang für Naruto und Sai, die ihr Schicksal als Ausgestoßene teilten, für ihren Großvater, für seine Folter und seinen Tod, für die Hoffnungslosigkeit, die sie damals auf dem Berg erwartet hatte, für ihre Eltern und für die Freunde, die sie bald bekämpfen würde. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, die sie hier kniete und vor sich hin sang, und als sie keine Worte mehr fand, summte sie eine Melodie, die sie selbst nicht kannte. Eine Träne zog über ihre Wange wie ein Edelstein. Als sie verstummte, schien der Raum ihre Verse aufgesogen zu haben. Er lag still da, wie mit angehaltenem Atem, in ihren Augen rot getönt und von Schatten getränkt. „Ich wusste gar nicht, dass du singen kannst“, hörte sie Narutos Stimme. Sie hatte keine Ahnung, wie lange er schon in der Gruft stand und ihr zuhörte. Sakura stand auf. „Kann ich auch nicht“, murmelte sie. „Es war wunderschön. Und traurig.“ Sie hörte seine Schritte, wie er langsam näher kam, aber in einiger Entfernung stehen blieb. Es tat ihr weh. Sie drehte sich zu ihm um. „Naruto … Ich möchte eine ehrliche Antwort von dir.“ Naruto entzündete mit einer speziellen Siegelrolle eine Fackel und warf sie in das Becken mit der Flüssigkeit. Da auch es von gelbem Stoff umgeben war, erhellte angenehmes Licht die finstere Krypta. „War ich jemals unehrlich zu dir?“ „Bitte, ich muss es eindeutig von dir hören.“ Sakura schluckte. „Warum … tust du das alles für mich? Du hast deinen Traum für mich geopfert. Du bist von deinem Weg des Ninjas abgewichen, nur um mir auf meinem Pfad zu folgen. Warum?“ Ihre Worte verloren sich beinahe auf dem Weg durch die kühle Halle. „Ist das wirklich so schwer zu verstehen?“, fragte er und senkte betreten den Blick. „Bitte … Sag es mir!“ Naruto wartete so lange, dass sie fürchtete, er würde ihr keine Antwort geben, doch dann sagte er: „Es tut mir weh, dich so leiden zu sehen. Vielleicht ist es purer Egoismus von mir, aber … Ich will, dass du dich nicht so quälen musst. Ich will, dass du wieder lachen kannst. Wenn du lächelst, funkeln deine Augen, und ich will sie wieder funkeln sehen! Ich möchte, dass es dir gut geht, dass du dich nicht so verlassen fühlst, ich will …“ Seine Stimme war immer lauter geworden. Er seufzte. „Ich weiß, du bemitleidest das Schicksal der Yami über alles. Aber ich bemitleide dein Schicksal. Du trägst eine Bürde, die sonst niemand tragen kann, und du leidest darunter. Ich möchte deinen Schmerz lindern. Ich verlange nicht, dass du aufhörst, Königin zu sein. Ich bitte dich nur, wenigstens manchmal das zu sagen, was du wirklich ausdrücken willst, das zu tun, was du tun willst …“ Er machte sich solche Sorgen um sie … Sakura war so gerührt, dass die kaum noch schlucken konnte, geschweige denn sprechen. Eine atemlose Stille trat ein. Die Flammen flackerten einen Moment unstet und dann waren sie wieder ganz ruhig. „Ich … ich glaube, es ist, weil … Weil ich dich …“ Naruto lächelte unglücklich. „Ich glaube, ich bin nicht besonders gut in Liebeserklärungen.“ Sakuras Augen wurden groß. „Du … Das ist eine Liebeserklärung?“, hauchte sie. Er unterdrückte ein nervöses Schulterzucken. „Ja, ich glaube schon. Jetzt ist es raus. Aber diesmal meine ich es ernst.“ Sie stand wie vom Donner gerührt da und starrte ihm in die Augen. Sie waren klar, blank aller Hintergedanken. Diesmal meine ich es ernst … Erinnerungen wurden in ihr wach. Seit sie in einem Team waren, hatte er immer wieder offensichtlich versucht, sich an sie ranzumachen … Alle einzelnen Szenen schwammen plötzlich an ihrem inneren Auge vorbei. Wie er mit ihr ausgehen, wie er sie zu Ichiraku einladen wollte, wie er ganz unverblümt einen Kuss von ihr verlangt hatte … Es waren Spielereien eines naiven Jungen gewesen. Diesmal meine ich es ernst … Sakura spürte plötzlich Tränen in ihren Augen. „Naruto …“, murmelte sie. Er trat auf sie zu, langsam, um ihr Gelegenheit zu geben, zurückzuweichen, doch sie tat es nicht. Sie ließ zu, dass er sie in ihre Arme schloss und fest an sich drückte, als liefe er sonst Gefahr, sie zu verlieren. Vielleicht war es auch genau das, was er dachte. „Danke, Naruto“, sagte sie und spürte, wie der einzelnen Träne weitere folgten. „Ohne dich wäre ich sicher schon zerbrochen.“ „Darum bin ich ja da. Ich bin immerhin dein Freund“, sagte er mit klammer Stimme. „Du kannst alles mit mir teilen … Freude und Leid, alles.“ „Du bist mehr als nur ein Freund“, murmelte sie und löste sich ein wenig von ihm, um ihm in die Augen sehen zu können. „Heißt das …?“, fragte er unsicher „Ja“, flüsterte sie. „Ich meine es auch ernst.“ Langsam näherten sich ihre Lippen und sie versanken in einen tiefen, träumerischen Kuss. Sakura vergaß ihre Pflichten, Ziele und Ängste, ihre Vergangenheit und ihren Schmerz. Sie war im Moment nur eine junge Frau und sich dessen voll bewusst. Als sie sich nach einer langen Zeit voneinander lösten, sagte Naruto kaum hörbar: „Ich werde bei dir bleiben, bis zum Ende. Und wenn wir deine Ziele erreicht haben, wirst du für mich singen.“ Er strich ihr die Tränen aus den Augen. „Und dann wird es ein frohes Lied sein.“ Die Gemächer lagen in völligem Dunkel da, nur ein schwacher grauer Schimmer drang durch die Fenster. Keine Wachen standen vor der Tür, niemand drehte in dieser Nacht die Sanduhr um. Die samtige Stille wurde nur berührt von ihren Atemzügen und ihren geflüsterten Worten, Bezeugungen ihrer Liebe, selbst wenn sie keiner Worte bedurft hätte. Ihre Bewegungen waren rhythmische Schattenspiele, verschwommen in der Geborgenheit der Nacht, zwei geschmolzene Träume, zu einem vereint. Sie versanken in den warmen Decken des Himmelbetts und in gegenseitiger Umarmung. Keiner von ihnen kannte die Erfahrung, keiner von ihnen bedauerte es, keiner von ihnen konnte noch klar denken. Sakura spürte, wie Narutos Finger über ihre weiche, blasse Haut glitten, während sie über seinen durchtrainierten Rücken strich und jede einzelne Narbe seines Körpers kennen lernte. Sie ließen sich von einem innigen Kuss verzehren, nur einem weiteren von vielen. Ihre Bewegungen entfachten ein Feuer, das ihren Körper wärmte und ihre Seele kühlte. Als Sakuras Blick durch die seidenen Vorhänge hindurch und aus dem Fenster glitt, meinte sie den silbrigen Lichtschein des Mondes durch die immerwährende Wolkendecke erkennen zu können. War es ein Traum gewesen, der sie geweckt hatte? Sakura schlug träge die Augen auf. Über sich konnte sie die Umrisse ihres Betts ausmachen. Sie tastete mit der Hand neben sich und spürte etwas Warmes unter ihren Fingern, das sich bewegte. Ein leises Lächeln trat auf ihr Gesicht. Nein, es war kein Traum gewesen. Und das war gut so. Naruto drehte sich grummelnd herum und Sakura wartete, bis er erwachte. Gähnend streckte er sich und sah sie aus verquollenen Augen an. Auch er lächelte. „‘ten Morgen, meine Prinzessin“, nuschelte er. „Guten Morgen, o gefürchteter Schattenlord“, gab sie neckisch zurück und kuschelte sich in ihre Decken zurück. Sie wollte noch nicht aufstehen. Wenn sie es tat, würde dieses wohlige Gefühl von ihr abfallen und die Realität sie wieder einholen. „Wie spät ist es?“, murmelte Naruto. Sein Blick wanderte zu der Sanduhr, die komplett durchgerieselt vor sich hin döste. „Oh. Spät. Dann auf an’s Werk“, sagte er, doch Sakura hielt ihn zurück, noch bevor er unter der Decke hervor schlüpfen konnte. „Warte … Ich will nicht, dass es schon aufhört. Bleib noch ein wenig, bitte.“ Naruto blinzelte, aber man sah ihm an, dass er tatsächlich am liebsten liegen bleiben würde. Sie fassten einander an den Händen und schmiegten sich eng aneinander. So verharrten sie schweigend und lauschten dem Lärm in der Zitadelle. Irgendwann glitt Sakuras Blick zu dem alten Ölgemälde, das an der Wand hing. Der Älteste hatte es irgendwo aufgetrieben; es zeigte ihren Großvater in jüngeren Jahren. König Takada sah seinem Sohn, ihrem Vater, wirklich sehr ähnlich, aber es lag ein strenger, entschlossener Ausdruck in seinen Zügen. Das Gesicht war kantig und ein schmaler Bart verzierte es. „Ich kann mich an sein Gesicht nicht erinnern“, sagte Sakura leise. Naruto schwieg. „Es tut mir leid“, murmelte sie plötzlich. „Es geht mir jetzt genauso wie dir. Du hattest auch nie Eltern, und du bist damit fertig geworden. Ich benehme mich dagegen wie ein kleines Kind.“ „Es ist nicht dasselbe“, meinte er ernst. Sie sahen einander nicht an. „Ich hatte nie Eltern, das ist wahr. Du weißt genau, was du verloren hast.“ Bedrückende Stille breitete sich aus. „Reden wir über was Fröhlicheres“, schlug Naruto mit einem plötzlichen Stimmungswandel vor. „Ich finde es toll, dass wir Sasuke so schnell gefunden haben. Lustig, oder? Da haben wir Jahre damit verbracht … Und wir hätten nur ein paar Gargoyle-Späher gebraucht.“ „Stimmt.“ „Aber meinst du, wir können uns auf ihn verlassen? Immerhin hat er immer schon seinen eigenen Kopf gehabt.“ Sakura ließ sich mit der Antwort Zeit. „Ich weiß es nicht. Ich hoffe es. Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich ihn suchen und in unseren Plan mit einbeziehen müsste, verstehst du?“ Naruto nickte. „Er ist sicher eine Bereicherung. Falls er wirklich für uns kämpft. Immerhin hat er Orochimaru und Itachi getötet. Kannst du dich noch daran erinnern, wie wir auf dem Weg nach Suna Gakure waren, und er uns angegriffen hat?“ „Das war nicht der echte Itachi“, gab sie zu bedenken. „Eben! Er hatte nur einen Bruchteil seiner Stärke. Dennoch hätten wir beinahe gegen ihn verloren. Oder wie Orochimaru uns im Wald des Todes angegriffen hat.“ „Wir sind alle stärker als damals“, sagte sie. „Trotzdem, Sasukes Fähigkeiten sind beeindruckend. Er will, dass Konoha vor ihm zittert, und ich könnte mir vorstellen, dass es das auch tun wird.“ Sakura sah auf die Falten in ihrer Decke hinab. „Meinst du … Konoha versucht noch immer, ihn zurückzubringen? Auch, nachdem wir jetzt nicht mehr da sind?“ Naruto antwortete nicht. Das Gespräch ging in eine Richtung, die nur frisch verschorfte Wunden wieder zum Bluten brachte. „Ich will nicht mehr über Sasuke reden“, verkündete er daher mit beschwingter Stimme. Sie sah ihn überrascht an. „Ich dachte, du …“ „Mir ist gerade eingefallen, dass ich neben der Frau meiner Träume liege und nichts Besseres zu tun habe, als ausgerechnet über ihren alten Schwarm und meinen alten Rivalen zu reden“, grinste er. Sakura konnte nicht sagen, warum sie plötzlich rot wurde. =========================================== So, hier bin ich wieder :) Das Kapitel sollte einen Lichtstrahl andeuten, der Sakura und Naruto in diesen düsteren Zeiten erscheint, indem sie sich (endlich) näher kommen. Ich wollte das Kapitel sehr emotional gestalten, deswegen ist die Szene in der Krypta auch so ausführlich und deswegen habe ich die Bettszene auch nur angedeutet, weil ich etwas Metaphorisches, Mystisches darum herumweben wollte. Ob es mir gelungen ist, müsst ihr mir sagen :) Kapitel 15: Words of a Drunkard ------------------------------- „Meine Königin, da seid ihr ja end…“ Der Alte schluckte herunter, was er hatte sagen wollen. Kritik an der Königin stand ihm nicht zu – auch wenn er alles Recht dazu hatte, ungeduldig zu sein. Sakura und Naruto betraten gemeinsam den Thronsaal, und ihrem Gefühl nach war es schon Nachmittag. Eine kleine Ansammlung von Leuten wartete bereits – und es waren wichtige Leute: Der Älteste, Sai, Kuruda und einige andere Gargoyles. „Ist etwas passiert?“, fragte Sakura alarmiert, als sie ihre angespannten Gesichter sah. „Aye“, murmelte Kuruda. „Wir haben einen beunruhigenden Bericht aus einer der nördlichen Provinzen erhalten.“ „Einen beunruhigenden Bericht?“, wiederholte Naruto. Der junge Gargoyle nickte. „Ein Übergriff. Ninjas aus dem Reich der Blitze haben die Dörfer dort angegriffen.“ Sakura, die sich eben auf ihren Thron setzen wollte, erstarrte mitten in der Bewegung. „Was?! Sag das nochmal!“ Kuruda lächelte unglücklich. „Ich fürchte, es zu wiederholen, wird es nicht ändern. Offenbar hat der Raikage den Befehl erlassen, die Dörfer an der Grenze anzugreifen. Wir haben von vier zerstörten Dörfern erfahren. Mehrere Bewohner wurden als Geiseln verschleppt. Was sollen wir tun, meine Königin?“ Sakura setzte sich und krallte die Hände in die steinerne Lehne des Thrones. „Wie können sie es wagen …“, murmelte sie, war aber eher schockiert als zornig. Stille senkte sich über den Saal, bis sie fragte: „Wie viele Gargoyles haben wir insgesamt?“ Naruto legte die Stirn in Falten. „Inklusive aller hier im Raum, vierundvierzig.“ Sakura nickte abgehackt. „Schattenlord, nehmt Euch vierzig Gargoyles und reist nach Norden. Löscht die feindlichen Ninjas aus!“ Naruto starrte sie an. Kuruda erhob Einspruch: „Meine Königin, es ist doch sicher nicht notwendig, so viele auf einmal zu …“ Sie unterbrach ihn unwirsch. „Es ist sogar sehr wichtig! Das Reich der Blitze ist groß und sieht uns offenbar als Bedrohung an – jedoch nur als eine kleine. Wir werden ihnen das volle Ausmaß unserer Stärke zeigen! Darum wird Schattenlord Naruto mit unseren besten Ninjas den Feind besiegen – ohne einen einzigen Gargoyle zu verlieren, schnell, taktisch klug und eindrucksvoll! Das wird dem Raikage zeigen, dass wir nicht zu unterschätzen sind und er sich zweimal überlegen sollte, sich mit uns anzulegen. Sai!“ Die Königin wandte sich an den Diplomaten. „Du gehst nach Kumo Gakure! Rede mit dem Raikage und finde heraus, was der Grund für den Übergriff ist. Und handle, wenn er von der Zerschlagung seiner Truppen hört, einen Waffenstillstand aus. Ich zähle auf dich.“ Sai verneigte sich. „Kuruda, ich will, dass du den Gargoyles von dem Einsatz erzählst. Ich habe noch einige Dinge allein mit dem Schattenlord zu besprechen.“ Alle außer Naruto zogen sich zurück. Sakura sah ihm lange in die Augen, stand dann auf und umarmte ihn. „Ich habe dich eben erst gefunden“, flüsterte sie. „Bitte komm unversehrt zu mir zurück.“ Naruto ergriff sie an den Armen und schob sie sanft von sich. „Hast du mich nicht gerade deswegen eingesetzt? Weil du weißt, dass ich unter allen Umständen zurückkommen werde?“ Sie lächelte. „Eigentlich … wollte ich dich nicht schicken. Aber du hättest das nicht akzeptiert.“ Sie kannte ihn besser, als er erwartet hatte. Naruto grinste. „Stimmt. Mich auf keine Mission zu schicken, nur damit mir nichts passiert, ist schwachsinnig. Dann bin ich dir keine Hilfe.“ „Pass bitte trotzdem auf dich auf“, sagte sie und gab ihm einen Abschiedskuss. Die Gargoyles und der Schattenlord wurden verabschiedet wie Helden. Die Leute bildeten einen Spalier um die Straße und jubelten und winkten ihnen zu, während die Parade am Abend durch die Zitadelle und das Dorf marschierte. Dieses Aufgebot an Elite-Ninjas war nicht nur nützlich zum Abschrecken der Feinde; das Volk der Yami erfüllte es mit Zuversicht. Sie wussten, dass sie im Ernstfall auf die Gargoyles zählen konnten – auf eine beeindruckende Menge Gargoyles, prachtvoll und bestens ausgebildet und gerüstet, und auf den Schattenlord, der mit wehendem Umhang an ihrer Spitze die Truppe in eine feurige Schlacht führte, die jedermann schon als gewonnen ansah. Es war ein seltsames Gefühl, als Sakura ihn von einem der Turmfenster aus davon marschieren sah. Es war eine Ewigkeit her, seit sie wirklich getrennt gewesen waren; bei jeder Mission als Konoha-nin in letzter Zeit hatten sie zusammengearbeitet und seit sie Königin war, war Naruto nicht von ihrer Seite gewichen. Es wird alles gut gehen, redete sie sich ein, dennoch beschlich sie ein klammes Gefühl, als die Gargoyles die Höhle hinabstiegen und sich auf den Weg nach Norden machten. Sakura atmete tief durch und spürte, dass sie ein wenig zitterte. Da sie es nicht aushielt, sich lange auf ihrem Thron mit den gewöhnlichen Regierungsgeschäften herumzuschlagen – sie hatte das Training mit Kuruda kurz wieder aufgenommen, aber der Gargoyle war als einer ihrer fähigsten Kämpfer ebenfalls mit Naruto gezogen, und die verbliebenen vier Gargoyles wollte sie auch nicht bitten – beschloss Sakura am nächsten Morgen, in die kleine Siedlung am Rand des Reiches zu reisen, wo sie Sasuke und seine neuen Teamkameraden untergebracht hatten. Sie und zwei Gargoyles als Eskorte fanden die vier in derselben einfachen Hütte wieder, in die sie sie gebracht hatten. Suigetsu ging es schon wieder blendend; es war kaum zu glauben, dass er tödlich krank gewesen war. Er war wirklich sehr zäh. Sasuke saß mit verschränkten Armen und geschlossenen Augen auf einer Bank in der Hütte. Sakura fühlte plötzlich etwas Unbehagen; schließlich hatten sie sich trotz allem lange nicht gesehen und sich entfremdet, egal was für gute Kameraden sie früher gewesen sein mochten. Fast schon zornig schluckte sie den Gedanken hinunter. Sie war jetzt eine Königin! Er nur ein flüchtiger Verbrecher – wenn sich jemand unwohl zu fühlen hatte, dann doch wohl er! „Hast du eine Entscheidung getroffen?“, fragte sie überflüssigerweise. Allein die Tatsache, dass er noch hier war, sprach Bände. Sasuke öffnete die Augen. Obwohl seine Augen im Moment ganz normal waren, wirkten sie unheimlich auf sie, kalt und glanzlos. „Wir werden Akatsuki nichts sagen“, erwiderte er, ohne direkt auf die Frage einzugehen. „Das heißt, wir lassen unsere Mäntel vorerst hier. Wenn ich durch euch meine Rache bekomme, brauche ich Akatsuki nicht mehr.“ Ein leiser Schauer rieselte Sakura über den Rücken. Obwohl sie nun verstand, was ihn umtrieb, fragte sie sich, wie er so kalt sein konnte. Es war keine brennende Leidenschaft, die ihn zur Rache trieb, sondern eher kalte Resignation; er war ein Mann, der nichts mehr zu verlieren hatte und auch dem Tod gleichgültig entgegentreten würde. Sie hoffte inständig, dass sie nicht ebenfalls so werden würde. „In Ordnung. Wir sind momentan dabei, Waffen zu schmieden, vor allem Kunai, Schwerter, Speere und Shuriken. Wenn wir alle Ninjas im Reich gerüstet und trainiert haben, werden wir die ersten Schritte planen.“ Er sah sie starr an. „Wenn du glaubst, ich würde jemanden ausbilden, bist du immer noch ganz schön naiv.“ „Das habe ich nicht gesagt“, sagte sie mit fester Stimme. Früher hätte sie diese Rechtfertigung vor ihm vielleicht mit zittriger Stimme und viel zu schnell heruntergehaspelt, aber diese Zeit war lange vorbei – länger, als sie Königin war. „Ich wollte dir nur eine Grobfassung meiner Pläne erklären.“ Er schloss die Augen wieder. Er schien ihr zu vertrauen – darauf, dass sie ihn nicht plötzlich angriff. Oder vertraute er einfach auf seine Fähigkeiten? „Woher weißt du von meinem Ziel?“, fragte er. Sie ließ sich mit der Antwort Zeit. „Ich kann zwei und zwei zusammenzählen“, murmelte sie. „Du bist zu Orochimaru gegangen, damit du Itachi töten und deinen Clan rächen kannst. Itachi ist jetzt tot, und du bist immer noch nicht nach Konoha zurückgekehrt. Er muss dir etwas gesagt haben, was dich ins Zweifeln gebracht hat.“ Als sie das sagte, funkelte er sie an. Sie hatte einen wunden Punkt berührt. „Außerdem war Itachi bei den Anbu – und die sind zu allem fähig. Gut möglich, dass sie irgendein ein doppeltes Spiel mit ihm – mit dir ¬– getrieben haben. Ich traue mich sogar zu wetten, dass sie die Drahtzieher hinter dem Massaker an deinem Clan waren.“ Sasuke starrte sie ungläubig an. „Hab ich Recht?“, fragte sie leise. Er stand auf und verließ schweigend die Hütte. Sakura sah ihm mitleidig nach. Hätte sie selbst nicht etwas Ähnliches erfahren, sie hätte nie begriffen, wie er fühlte. Die Gargoyles verfolgten die Spur der feindlichen Ninjas bis vor das Land der Blitze. Der Feind hatte das Königreich der Dunklen Horizonte verlassen und sich mit den Geiseln zurückgezogen. In einer kleinen Stadt, die unter der Kontrolle eines Fürsten stand, mit dem das Königreich gute Handelsbeziehungen hatte, durften sie übernachten und weitere Erkundigungen anstellen. Des Abends saß Naruto mit Kuruda und zwei anderen Gargoyles zusammen in einer Kneipe und hörte sich ihre Berichte an. Es gab eine Spur, aber er wollte er noch hören, was die anderen herausgefunden hatten. Sie waren nahe am Feindesland und mussten vorsichtig sein. Naruto nippte an seinem Orangensaft, als er ein Gespräch aufschnappte, das vom Nachbartisch zu ihnen herüber schwappte. „… Wenn ich’s dir doch sage!“, lallte ein Betrunkener. „Du spinnst“, gab sein Gesprächspartner trocken zurück. „Nein, wirklich! Diese Königin der Dunklen Horizonte ist auf jeden Fall eine Hexe!“ „Es gibt keine Hexen. Du fantasierst.“ Naruto hörte mit ärgerlich gerunzelter Stirn zu und bekam daher auch mit, wie der Betrunkene sich über die Tischplatte beugte und seinem Freund zuraunte: „Ich weiß es aus einer sicheren Quelle! Sie sieht zwar jung aus, aber angeblich ist sie über hundert Jahre alt!“ „Lächerlich.“ „Doch, doch!“ Der Mann nickte eifrig. „Was glaubst du, warum sie sich die Königin der Dunklen Horizonte nennt? Was ich gehört habe, lebt sie in einem Turm, auf einem Berg, wo es immer Nacht ist! Richtig unheimlich, das.“ Eine Kellnerin kam und erkundigte sich nach ihren weiteren Wünschen. Naruto schielte zu ihnen hinüber. Es waren sogar drei Personen, nur hatte der dritte bis jetzt noch nichts gesagt, doch auch er schien nicht mehr ganz nüchtern zu sein, seinem glasigen, starrten Blick nach zu urteilen. Als die Kellnerin ihre Bestellung aufgenommen hatte – die Gargoyles diskutierten momentan über irgendeine Kleinigkeit in ihren Ermittlungen – ergriff der dritte erstmals das Wort. „Er hat vielleicht sogar Recht.“ Damit stürzte er den schäumenden Inhalt seines Kruges in einem Zug hinunter. „Ein Bekannter von mir ist Händler. Er war am Schwarzen Berg. Hat’s dort nur zwei Stunden ausgehalten. Ewige Nacht und so. Die Königin hat er nicht zu Gesicht bekommen, aber er hat gesagt, er ist froh darüber.“ „Genau, genau!“ Der erste stieß den Ungläubigen an. „Sie hätte ihn bestimmt verhext!“ „Jetzt hört mir doch mit den Schauermärchen auf. Ihr habt wohl beide schon zu tief ins Glas geschaut.“ „Ich weiß es aus einer zuverlässigen Quelle“, lallte der erste wieder. „Sie ist ganz sicher eine Hexe, und eine böse noch dazu!“ „Es gibt nur böse Hexen“, kommentierte der dritte. „Wenn ihr meint …“, seufzte der zweite, der anscheinend keine Lust mehr hatte zu streiten. „Sie ist eine Hexe“, wiederholte der erste bestimmt. „Pass auf, ich kann’s dir beweisen: Ich hab gehört, bei ihrer Krönungszeremonie haben sie und ihre Lakaien miteinander aus einem Kelch getrunken. Und weißt du, was da drin war, in dem Kelch? Blut. Menschenblut. Die haben Blut gesoffen, Alter! Also wenn diese Königin keine Hexe ist, dann ist sie einfach nur krank!“ Naruto ballte beide Fäuste und spürte, wie Wut in ihm hochkochte. Er hatte sich das lange genug angehört, er würde sie … Er spürte einen Arm auf der Schulter und sah in Kurudas ernste Augen. Der Gargoyle hatte auch zugehört. „Lasst sie“, murmelte er. „Es sind nur Betrunkene.“ Naruto wollte ihn schon über seine Stellung aufklären, aber er spürte, dass Kuruda das aus freundschaftlichen Gründen tat. Dennoch kam er nicht umhin, der Unterhaltung am Nachbartisch weiter zuzuhören. „Hexen haben auch ganz komische Rituale“, murmelte der dritte schwer verständlich, nachdem sie jeder ein neues Bier bekommen hatten. „Hab gehört, sie betet Jashin an.“ „Genau, genau!“, fügte der erste hinzu. „Und sie soll nachts nackt mit Tieren um ein Feuer tanzen und sich selbst wie eines aufführen …“ Naruto sprang auf, trat auf den Tisch zu und stieß ihn wuchtig um. Polternd landete das Gedeck auf dem Boden. „Kein Wort mehr!“, zischte er. „Was soll das, du kleiner …“ Die drei Männer waren aufgesprungen; einer von ihnen griff zu der Ninja-Tasche, die er am Gürtel hängen hatte, doch sie wichen zurück, als sofort die Gargoyles bei Naruto waren und ihnen ihre Lanzen entgegen reckten. „Die wollen Ärger machen!“, rief jemand im Raum. Ein Kunai flog heran, den Kuruda mit der Speerspitze parierte. Im Nu brach eine Schlägerei aus; die Stammgäste, die jeder jeden anderen kannten, wollten die bewaffneten Fremdlinge gewaltsam aus der Taverne schmeißen. Binnen zwei Minuten war die halbe Einrichtung zertrümmert und die aggressive Hälfte der Kundschaft lag bewusstlos am Boden. Naruto war den Gargoyles dankbar, dass sie ihm selbst in dieser Situation, die nur entstanden war, weil er die Beherrschung verloren hatte, von Anfang an zur Seite gestanden waren – auch wenn er mit diesen Halbstarken spielend alleine fertig geworden wäre. Er trat auf die Männer zu, die Sakura beleidigt hatten und versuchten vor ihm davonzukriechen. Sie wirkten mit einem Schlag stocknüchtern. Naruto sah hasserfüllt auf sie herab. Sie hatten nicht einfach nur seine Königin beleidigt, sondern Sakura, die Person, die er liebte und die ihm mehr bedeutete als alles andere auf der Welt … Der Mann mit der Ninjaausrüstung warf halbherzig einen Shuriken auf ihn. Naruto hob nur die Hand. Der Wurfstern prallte gegen seinen Handrücken und dann zu Boden. Der Schnitt blutete und schmerzte, aber Naruto schaffte es, kaltblütig zu bleiben. Er hatte alle Mühe, Kyuubis Chakra zurückzuhalten, doch es gelang ihm, indem er sich auf den Schmerz konzentrierte. „Zum Teufel … Wer bist du überhaupt?!“, schrie einer der Männer aufgelöst. Naruto antwortete nicht, sondern starrte ihn nur an. „Milord, vielleicht sollten wir gehen“, murmelte Kuruda, aber er hörte nicht auf ihn. Naruto reckte das Kinn vor und sagte mit zerschmetternder Endgültigkeit: „Vor euch steht der Schattenlord des Schwarzen Berges.“ Die Männer wurden allesamt leichenblass. Der, der Sakura als Hexe beschimpft hatte, schluckte hart. Für einen Moment senkte sich Stille über die Kneipe. Naruto wusste plötzlich nicht mehr, was er sagen oder tun sollte. Die Wut des Kyuubi – oder war es seine eigene Wut gewesen? – war abgeflaut. „Kuruda“, flüsterte er, gerade so leise, dass die Männer in ihrer Panik seine Worte nicht verstehen konnten. „Wenn ich dir befehlen würde, diese Männer zu töten, würdest du es dann tun?“ Der junge Gargoyle starrte in die Leere. Es dauerte, bis er antwortete. „Ich würde es tun“, sagte er dann ebenfalls leise und sah Naruto aus den Augenwinkeln an. „Aber ich vertraue darauf, dass Ihr mir so etwas nicht befehlen würdet, Milord.“ Naruto atmete tief durch. Kuruda hatte Recht, so etwas passte nicht zu ihm. Und auf langfristige Sicht betrachtet war es vielleicht sogar ein Fehler, den Männern in einem fremden Land etwas zu Leide zu tun und das Königreich der Dunklen Horizonte für die Grausamkeit seines Schattenlords berühmt zu machen. Seine Stimme war sanft, als er zu den Männern sagte: „Ihr habt meine Königin als Hexe bezeichnet, ohne sie wirklich gesehen zu haben. Ich lade euch daher ein, persönlich zum Schwarzen Berg zu kommen und euch von der Wahrheit zu überzeugen. Ich werde für euch um eine Audienz bitten. Hinterher könnt ihr ja noch entscheiden, ob ihr Recht hattet oder nicht.“ Er drehte sich zu Kuruda um und machte eine knappe Geste in Richtung des Wirtes, der hinter seinem Tresen in Deckung gegangen war und ängstlich hervor lugte. Der Gargoyle verstand erst nicht, dann nickte er hastig, trat auf den Wirt zu und legte einen Beutel Münzen auf die blankgewienerte Tischplatte. „Für deine Unannehmlichkeiten und die Einrichtung“, sagte er. Naruto maß die drei Männer, die immer noch verängstigt dreinblickten, aber allmählich wieder Farbe im Gesicht bekamen, mit einem letzten, nachdenklichen Blick und drehte sich dann rasch herum. Mit wehendem Umhang verließ er die Taverne, die Gargoyles folgten ihm. ============================== So ... viel habe ich zu dem Kapitel eigentlich nicht zu sagen. Ich finde, es spiegelt sehr gut die Loylität der Gargoyles Naruto gegenüber wider, die ihm, auch wenn seine Reaktion unüberlegt war, sofort beigesprungen sind. Und den Schluss, wo Naruto so richtig "Badass" ist, liebe ich XD Es gibt also eine kleine Unterbrechung bei den Kriegsvorbereitungen. Sakura sichert sich Sasukes Unterstützung, und anscheinend macht das Reich der Blitze Probleme. Was dabei noch herauskommt, werdet ihr sehen ;) Freue mich wie immer über jede Art von Rückmeldung :) Kapitel 16: Anathema and Incineration ------------------------------------- Königin Sakura und ihre beiden Begleiter blieben den ganzen Tag über bei Sasuke und Team Taka. Sie erzählte ihm einige Dinge über die Infrastruktur und die Verwaltung des Reiches und vor allem über Narutos Stellung, auch wenn sie den Eindruck hatte, dass ihn das nicht sonderlich interessierte. Sie übernachteten im einzigen Gasthof der Siedlung, dessen Besitzer der Königin freiwillig sein eigenes Zimmer überließ. Als sie am nächsten Morgen aufbrechen wollten, hatte sich vor dem Gasthaus eine kleine Menschenansammlung gebildet. Sakuras Anwesenheit war bekannt geworden und die Leute baten um eine Audienz. Die Gargoyles wollten sie zunächst zur Seite scheuchen, doch da sie ohnehin nichts Besseres zu tun hatte, bat sie die Leute einzeln in ihr Quartier zu kommen. Es dauerte bis in den späten Nachmittag hinein, ehe sie jeden einzelnen Bittsteller angehört hatte. Zwei Rechtsprechungen waren dabei gewesen, ansonsten baten die Leute um Erlaubnis, dies und das innerhalb oder außerhalb des Reiches tun zu dürfen, oder um Zahlungsaufschub, denn die Rüstung zum Krieg hatte Sakura gezwungen, die Steuern anzuheben. Sie bemühte sich, nachsichtig zu entscheiden, aber dennoch strikt zu bleiben, damit sie ihre Autorität nicht einbüßte. Einmal kam ein junges Pärchen zu ihr und bat sie schüchtern, ihre Heiratsurkunde zu unterschreiben, weil eine königliche Heiratsurkunde ihnen viel bedeutete. Sakura tat es mit einem Schmunzeln. Als es Abend wurde und der Strom aus Bittstellern endlich verebbte, fühlte sich Sakura so geschafft wie schon lange nicht mehr. Tsunade musste sich mit dergleichen Anhörungen nie herumschlagen, kam ihr in den Sinn. Sie seufzte, als sie daran dachte, dass auf dem Schwarzen Berg die Arbeit wahrscheinlich auch schon auf sie wartete: Neue Waffenerfindungen, Pläne für neue Schmieden, die unterzeichnet werden mussten, eine Liste der Gargoyle-Neuanwärter, die demnächst ausgebildet werden sollten, sowie die Überprüfung der Ausbilder … Sie hatte all das aufgeschoben, weil sie sich um Naruto gesorgt hatte. Es war nun Zeit, zurückzugehen, allein weil sie dessen Rückkehr nicht verpassen wollte. Nach einer kurzen Ruhepause brachen sie und ihre Gargoyle-Begleiter auf. Es war bereits tiefe Nacht, und bis sie den Schwarzen Turm erreichten, ging die Zeit bereits auf Morgengrauen zu. Schon von weitem hörten sie den Lärm der Waffenschmiede. Sie betraten die Höhle und machten sich an den Aufstieg. Sakura benutzte ihre Karfunkelaugen, um in der Dunkelheit besser sehen zu können. Als sie das Dorf der Yami erreichen, griff sie wieder auf ihre normalen Augen zurück. Sie traten auf die Plattform zu – und ein ohrenbetäubendes Krachen ertönte aus der Zitadelle. Sakura duckte sich instinktiv, die Gargoyles zogen die Waffen und stellten sich vor sie. In der Nähe des Turms war ein riesiger Felsbrocken aus der nahen Bergwand gebrochen und auf die Gebäude gestürzt. Wieder ertönten die Geräusche. Brandgeruch lag in der Luft. Gehetzt sah sich Sakura um. Das war nicht das Geräusch von Hämmern, die Klingen formten … Ein Licht flammte in der Zitadelle auf. Ein Feuerstoß zuckte auf, Glutbrocken landeten auf den Häusern und setzten die Dächer in Brand. Auf dem Dach einer großen Schmiede sah Sakura Schemen flattern; Ninjas, die gegeneinander kämpften, Schatten, die aufeinander zu flogen, und ihre Kunai blitzten im Licht der Flammen, die sich rasch ausbreiteten. „Meine Königin, das ist zu gefährlich!“, rief einer ihrer Begleiter erschrocken aus, als sie auf den Kampfherd zutrat. „Jutsu der Karfunkelaugen!“ Durch den mystischen Rotschleier konnte sie die Kämpfenden erkennen. Es handelte sich zweifelsfrei um Yami-Ninjas und – Anbu. „Wie kann das sein?“, hauchte sie. Eine neuerliche Explosion erschütterte den Berg. Immer mehr huschende Gestalten wurden sichtbar. Jutsus und Shuriken prasselten auf sie ein. Ein Körper flog schreiend und brennend aus einem der Fenster des Schwarzen Turms und verschwand aus ihrem Blickfeld. Sakura traute ihren Augen nicht. Der orangerote Schein der Feuer spiegelte sich auf ihrem Gesicht wider; echtes, heißes Feuer, das der Schwarze Berg seit Jahrzehnten nicht gesehen hatte. Ausgerechnet jetzt, wo Naruto fort war … Fassungslos sah sie mit an, wie ihre neue Heimat unterging. „Meine Königin, seht!“, rief einer ihrer Eskorte. Sakura blinzelte die Karfunkelaugen weg und sah nun den blassroten Schein auf der Spitze des Turms. „Der Rubin … Sie sind schon beim Rubin!“, rief der andere Gargoyle. Blankes Entsetzen zitterte in seinen Augen. „Sie wollen das Siegel wiedererwecken!“ Sakura hörte das alles kaum mehr. Die Kampfgeräusche, das Schreien, alles verschwamm und blendete sich gegenseitig aus. Sie fühlte sich plötzlich wie eine Schneeflocke, weich und taumelnd. Ohne ihr eigenes Gewicht zu spüren sank sie in die Knie. Sie spürte den Wind, hervorgerufen durch ein Jutsu der Anbu, und hörte einen langgezogenen, wütenden Kampfschrei. War es ihr eigener? Ein leises Säuseln erfüllte die Luft, gefolgt von einem unmenschlichen Kreischen. Einer der Gargoyles, die im Turm geblieben waren, hatte eine Beschwörung durchgeführt: Ein hässliches, rotes Wesen mit Fischkopf, Fledermausflügeln und einem langen Schweif schoss durch die Luft und stieß einen der Anbu vom Turm. „Sie haben uns bemerkt!“, schrie einer ihrer Begleiter, doch Sakura rührte sich nicht vom Fleck. Sie musste eingreifen, sie musste helfen … Der Gargoyle packte sie an der Schulter. „Meine Königin, solange sie Euch nicht haben, können sie das Siegel nicht neu formen! Ihr müsst Euch in Sicherheit bringen! Meine Königin!“ Sakura hörte ihn kaum. Erst als sie zwei Anbu sah, die im Dorf standen und auf sie aufmerksam wurden, kam die Klarheit in ihren Gedanken zurück. Sie musste tun, was für ihr Volk am besten war … Die Anbu setzten mit großen Sprüngen zu ihnen herüber. Sie waren zweifellos aus Konoha; einer hatte eine Katzenmaske, der andere eine mit einem Vogelschnabel. Konnten sie ihnen überhaupt noch entkommen? Der Weg durch den Tunnel war zu lang … „Springt!“, schrie der Gargoyle. Sie sprangen kopfüber über Klippen neben dem Felsen. Sakura hielt die Luft an, als ihr Mageninhalt nach oben wollte. Knapp neben ihrer Haut rauschten scharfe Felsspitzen vorbei. Einer der Gargoyles formte Fingerzeichen, schnitt seine Fingerkuppen an seiner Lanzenspitze auf und vollführte ein Beschwörungsjutsu auf seiner Hellebarde. Ein Wesen mit riesigen Flügeln und einem Ziegenkopf erschien und nahm sie drei auf. Ein Kunai schoss heran und prallte von der Haut des Ungeheuers ab, als wäre sie aus Stein. Sakura wagte es, in die Höhe zu blicken. Die beiden Anbu folgten ihnen auf dem Rücken eines riesigen Adlers. Der eine formte Siegel und schoss einen Feuerball auf sie ab, dem das plumpe Flugwesen nicht vollends ausweichen konnte. Das Ziegenwesen grunzte und kam ins Straucheln. Der zweite Gargoyle sprang auf die Füße und machte ebenfalls Fingerzeichen. „Jutsu der Pestilenz!“, rief er und riss die Maske vom Kopf. Eine schwefelgelbe Wolke entwich seinen Lippen und hüllte die Anbu ein. Was mit ihnen passierte, war nicht zu erkennen, aber ihre Schreie hallten laut von den Felsspalten wider. Das Ziegenwesen schlug noch einmal mit den Flügeln, um sie höher zu bringen. Sakura erhaschte noch einen Blick auf die Bergspitze. Gerade in diesem Moment gab es einen lauten Knall, einen hellgelben Blitz und dann – brach der Schwarze Turm in der Mitte auseinander. Der Turm, das Symbol der Yami, das Zeichen ihrer Macht, ein Gebäude voller Erinnerungen, das Grab ihres Großvaters, der Standort ihres Throns … Er krachte mit Getöse der Länge nach in die Zitadelle und zermalmte alles, was noch da war. Das Flugwesen brachte sie unsanft einen guten Kilometer vom Schwarzen Berg entfernt zu Boden und löste sich in einer Rauchwolke auf. Sakura sank zu Boden. Übelkeit hatte sie ergriffen, und sie fühlte sich elend. Selbst von hier konnte sie noch die kleinen Lichter auf dem Berg sehen, Flammen, die vom Untergang des großen Monolithen zeugten. Die Zitadelle und das Dorf hatten sich in Asche verwandelt, zumindest in ihren Gefühlen, pechschwarze Asche, die über ihrer Seele ausgestreut worden war. Erst jetzt wurde ihr klar, wie großes Glück sie gehabt hatte, dass sie zum Zeitpunkt des Angriffs nicht dort gewesen war … Sonst wäre sie vielleicht jetzt tot oder Schlimmeres, und die Yami erneut geknechtet … „Sakura!“ Sie wandte den Blick und sah verschwommen eine graugewandete Truppe, die über die Ebene auf sie zukam. Die Gargoyles kehrten zurück, an ihrer Spitze Naruto und Sai. Die Gargoyles, die hier gebraucht worden waren. Und sie hatte den Befehl gegeben, auszurücken … Sakura ballte die Fäuste und hieb so kräftig auf die Erde, dass sich ein kleiner Krater bildete. „Sakura, was ist …“ Naruto verstummte, als er den brennenden Berg sah. „Oh mein Gott“, murmelte er. Minutenlang standen sie alle nur da. Es war totenstill geworden, nur der Wind strich leise durch das Gras. Nicht einmal die Sonne wagte es, schon über den Rand der Welt zu blinzeln. Ein röchelndes Husten ließ Sakura aufhorchen. In der Dämmerung sah sie eine Gestalt auf sie zu taumeln. Naruto trat ihr entgegen und zog sein Schwert. Sein Schwert? Sakura fragte sich, wo er das wohl herhatte. Der Schattenlord atmete erleichtert auf, als er einen Gargoyle erkannte. Der Mann war schwer verletzt; er hielt sich eine klaffende Wunde an der Hüfte und hinkte mit blutverschmiertem Gesicht und zersplittertem Harnisch auf die zu. Stöhnend brach er zusammen. Sakura war sofort auf den Beinen und drehte den Gargoyle auf den Rücken. Sie erkannte sein Gesicht unter all dem Schmutz und Blut, das teils sein eigenes, teils fremdes war, wieder. Sein Name war Takuma; seit sie den Thron bestiegen hatte, hatte er stets ein ehrgeiziges und loyales Verhalten an den Tag gelegt. Schluckend ließ sie ihre Hände aufleuchten und heilte den Mann. Als er sie mit seinen trüben Augen erkannte, murmelte er schwerfällig: „Meine Königin … Es tut mir leid … Ich habe versagt …“ „Sag so etwas nicht“, sagte sie und ließ die Hand knapp über seiner Wunde schweben. „Bitte … Lasst mich, es ist demütigend …“, murmelte er. „Ich bin es nicht wert, Euer Diener zu sein …“ „Kein Wort mehr“, zischte Sakura, doch der Gargoyle versuchte sogar, ihre Hände zur Seite zu stoßen. „Ich habe versagt“, wiederholte er inbrünstig. „Die gerechte Strafe für mich ist nur der Tod …“ „Das hast du nicht zu entscheiden!“, fuhr Sakura ihn an. „Sakura“, murmelte Naruto. Sie starrte ihn böse an, doch er ging nur vor dem Gargoyle in die Knie. „Takuma, erstatte Bericht. Was ist passiert?“ Der fiebernde Verletzte erkannte seinen Schattenlord erst nach einer Weile. „Wir … Wir haben unsere Patrouille abgehalten … Dann sind sie gekommen …“ „Wie konnte das passieren? War der Tunnelaufgang unbewacht?“, unterbrach ihn Naruto. Sakura wunderte sich über seine barsche Art, aber dann merkte sie, dass sie gespielt war; Takuma war viel eher bereit, seinem Herrn Bericht zu erstatten, wenn er kein Mitleid zeigte. „Sie kamen nicht durch den Tunnel … Sie sind über die Felswände geklettert.“ Sakura riss die Augen auf. „Es waren die Anbu von Konoha … ungefähr zehn Teams …“ „Wie viele unserer Ninjas waren zu der Zeit auf dem Berg?“ „Etwa sechzig. Zwei Gargoyles, Eruno und ich. Sie … hat es nicht geschafft.“ Takumas Blick war traurig über den Verlust seiner Kameradin. Er sah Sakura leidend an. „Sie haben sofort die Zitadelle angegriffen. Die meisten Dorfbewohner konnten fliehen, als der Angriff losging. Sie halten sich in den Wäldern versteckt.“ Sakura atmete auf. „Ein Glück …“ „Es tut mir leid, meine Königin“, murmelte der Gargoyle erneut, aber er ließ sich nun von Sakura behandeln. „Der Turm … Es war meine Schuld.“ „Was redest du da?“ Takuma sah sie unglücklich an. „Ich wusste nicht, ob Ihr in Sicherheit wart … Die Anbu haben das Ritual für das Siegel begonnen, also … also habe ich den Turm zerstört.“ „Du warst das?“, fragte Sakura ungläubig. „Wenn Ihr mich bestrafen wollt, ich verdiene es“, murmelte er und blickte zu Boden. „Lasst mich einfach hier zurück.“ Sakura lächelte schwach. „Ich werde doch keinen Ninja zurücklassen, der einen ganzen Turm in die Luft sprengen kann. Das muss dein ganzes Chakra gekostet haben.“ Dann fiel ihr etwas ein. „Unter den Anbu … war da einer mit einer Drachenmaske?“ „Ich bin mir nicht sicher, es ging alles so schnell …“ „Bitte, Takuma, du musst dich erinnern! War er dabei?“ Takuma überlegte fieberhaft, das sah man. Dann hellte sich seine Miene auf. „Ja doch! Ich habe ihn von Weitem gesehen! Er ist hinauf auf den Turm, ich glaube, er wollte etwas wegen dem Siegel tun …“ „Also doch“, murmelte Sakura düster. „Unsere Vergangenheit holt uns ein.“ „Wir müssen den Anbu sofort hinterher“, rief Naruto. „Weißt du, wohin sie gegangen sind?“ Takuma schüttelte den Kopf. Naruto zitterte vor Wut. Das ganze Ausmaß der Zerstörung kam ihm erst jetzt in den Sinn, während Sakura immer gefasster wurde. „Erst mal müssen wir unsere Kräfte sammeln“, entschied sie. „Ihr habt doch sicher auch Verletzte? Und es gibt sicher Verwundete unter den Dorfbewohnern. Außerdem will ich Euren Bericht hören, Schattenlord.“ Ihr Blick wurde weich. „Ich bin so froh, dass du zu mir zurückgekommen bist, Naruto“, sagte sie leise. „Ich habe es versprochen“, erwiderte er. Sie sahen sich einen Moment an, ehe sie sich wieder in der Wirklichkeit wiederfanden. „Wir werden als eine Einheit auf den Wald zumarschieren und unsere Bürger zusammensuchen. Falls uns die Anbu begegnen, wird kurzer Prozess mit ihnen gemacht“, sagte Sakura dann. „Kuruda?“ „Zu Befehl!“ „Du bleibst bei Takuma. Alle anderen, mir nach!“ Sie liefen los und sprangen bald durch das Geäst der Bäume, die den Berg säumten. Das Feuer, das sie am Berg gesehen hatte, blitzte wieder vor Sakuras Augen auf. Sie war noch nicht am Ende, oh nein. Konoha hatte ihr das letzte Mal Leid angetan. Kein Zurück, keine Gnade. Es war Zeit für den Krieg. ==================================== So ... wie ihr euch wohl schon gedacht habt, war es keine gute Idee, so viele Gargoyles fortzuschicken. Der Schwarze Turm ist zerstört, der Berg verwüstet. Die Yami hätten sonst wohl noch ewig viel Zeit mit den Vorbereitungen verbracht^^ Jetzt müssen sie handeln. Es soll nicht zur Gewohnheit werden, aber ich habe hier wieder einen (allerdings eher unwichtigen^^) OC eingesetzt, Gargoyle Takuma. Wie gesagt, man möge mir verzeihen, er ist nicht sehr wichtig^^ Den Kampf von Narutos Gargoyle-Trupp habe ich ausgelassen. Man kann ihn sich wenig spektakulär vorstellen: Vierzig Gargoyles, die vielleicht zehn Ninjas fertigmachen, ohne groß in Bedrängnis zu geraten. So, wie Sakura es wollte. Was Sai beim Raikage herausgefunden hat und woher Naruto das Schwert hat, wird noch verraten ;) Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen, und freu mich natürlich wie immer über Feedback :) Im nächsten Kapitel werden wieder ein paar (bekannte) Konoha-Ninjas vorkommen ;) Kapitel 17: Warcry ------------------ Im Grunde war es ein Auftrag wie jeder andere, auch wenn die Gruppenzusammenstellung recht alternativ war, aber da Shino mit seinem Vater unterwegs war und das Team einen Anführer gebraucht hatte, war kurzerhand Shikamaru eingeteilt worden, mit Kiba und Hinata zu gehen. Der Chunin hatte schon länger keine richtige Mission mehr durchgeführt und Tsunade hatte gemeint, er würde sonst einrosten. Selbstredend, dass er es als nervtötend empfand, drei reisende Geschäftsmänner von Konoha in eine kleine Stadt am Rande des Reich des Feuers bringen zu müssen. Seine gelangweilte Stimmung schlug allerdings um, als Akamaru auf einem Waldweg witternd die Schnauze in die Luft streckte und ein warnendes Winseln ertönen ließ. „Akamaru riecht jemanden“, flüsterte Kiba. Aus dem Schutz eines Busches beobachteten drei Augenpaare die kleine Truppe. Blicke flackerten über ihre Kleidung, vor allem über Shikamarus Chunin-Weste, und blieben dann kurz an den Stirnbändern der Ninjas hängen. Ohne ein Wort der Absprache teilten sich die Besitzer der Augen auf – der mittlere sprang genau auf die beiden Jungen zu, die den anderen vorausgingen. Shikamaru und Kiba starrten den Schemen entsetzt an, als er plötzlich zwischen ihnen stand. Sie bekamen nur den Eindruck eines jungen Mannes mit einem braunen Zopf im Nacken, ehe sie von den eisernen Klauen, die er sich auf die Handrücken montiert hatte, zerfetzt wurden. Der Ninja grinste triumphierend, als sie aufgeschlitzten Leiber von ihm wegkippten – und sich plötzlich in Rauch auflösen. Statt der Leichen der Konoha-nin lagen nun nur noch zerschnittene Baumstämme da. Sein Grinsen fror ein. Ein schrilles Kreischen ertönte, als sich vor ihm etwas schnell Rotierendes aus dem Boden bohrte. „Tsuuga!“, rief Kiba. Der braunhaarige Ninja wollte zur Seite springen – aber es ging nicht. Er stieß einen Fluch aus und starrte Shikamaru an, der, ein spezielles Fingerzeichen haltend, ein paar Meter entfernt in den Büschen kniete. Ein pechschwarzer Strang aus Schatten verband seine Beine mit denen des Ninjas. In den Baumkronen raschelte es und ein weiterer unbekannter Ninja sprang hervor. Er hatte sich mit Asche das Gesicht eingeschmiert und schleuderte einen riesigen Shuriken auf Shikamaru. Neben dem Chunin tauchte ein Hund auf und verwandelte sich ebenfalls in einen Tornado aus Zähnen und Klauen. Akamaru stieß den Wurfstern zur Seite und durchbohrte den feindlichen Ninja – der sich in eine Rauchwolke auflöste. Ein Doppelgänger. Sein Kollege hatte nicht so viel Glück. Eine halbe Sekunde, bevor Kibas Tsuuga ihn erwischte, löste Shikamaru sein Schattenkontrolle-Jutsu, damit er nicht selbst verletzt wurde. Der Angreifer versuchte einen beherzten Rettungssprung, aber Kibas Jutsu krachte so heftig in die Erde, dass er davongeschleudert wurde und reglos liegen blieb. Kiba stand auf und klopfte sich den Staub von den Schultern. Er zeigte Shikamaru grinsend den Daumen. „Klasse Plan! War ja auch nicht anders von dir zu erwarten gewesen.“ „Werd nicht unachtsam“, ermahnte ihn Shikamaru. Hinata war bei den Geschäftsleuten stehen geblieben und leicht in die Knie gegangen. Mit wachsamen Augen suchte sie die Umgebung ab. Die drei Männer waren zu sprichwörtlichen Salzsäulen erstarrt. Plötzlich wischte Hinata wie beiläufig mit ihrer Hand in eine Richtung. Blaue Chakrafunken stoben auf. Jemand ächzte und die Luft begann zu flimmern. Ein weiterer feindlicher Ninja wurde sichtbar und stürzte überrascht auf sein Hinterteil. Der Kunai, den er in der Hand gehalten hatte, fiel zu Boden. Auf seiner Stirn war ein Zeichen eingeritzt, ein Kreis, der von einer horizontalen Linie durchzogen war. Shikamaru runzelte die Stirn. Hatten sie es mit den Mitgliedern einer neuen fanatischen Glaubensgemeinschaft zu tun? „Unmöglich!“, rief der Ninja zornig. Er war nicht älter als sechzehn. „Wie konntest du mein Jutsu der Verschleierung durchschauen?“ „Ihr seid ziemlich unerfahren, was?“, feixte Kiba. „Bevor ihr euch auf einen Kampf einlasst, solltet ihr erst mal sehen, was für Fähigkeiten eure Gegner haben!“ „Klappe, Konoha-Bastard!“, rief der Ninja und formte Siegel. „Feuerelement! Jutsu der mächtigen Feuerkugel!“ Nichts geschah. Der Junge wurde eine Spur blasser. Er versuchte es nochmal, konnte aber kein Chakra bündeln und starrte Hinata entgeistert an. „Du … Was hast du mit mir gemacht?“ Sie ging fast gemächlich auf ihn zu und stieß ihn erneut an. Der Ninja fiel zu Boden und krümmte sich, als er kaum noch Luft bekam. Ein zischendes Geräusch ertönte und eine Horde Ninjas stürmte aus dem Unterholz neben ihnen. Shikamarus Blick flackerte herum. Es waren mindestens zehn, und alle perfekte Replikate des Ninjas mit der Asche im Gesicht. „Schattendoppelgänger!“, rief Hinata. Shikamaru formte Fingerzeichen. „Jutsu des Schattennähens!“ Sein Schatten spaltete sich in mehrere Nadeln auf, die gezielt die Klone aufspießten und zum Verschwinden brachten. „Schatten besiegt man am besten mit Schatten“, sagte er und zog einen Mundwinkel hoch. „Hinata, wo?“ Die Hyuuga-Kunoichi hatte den verbleibenden Ninja mit ihren Byakugan aufgespürt. „Auf zwei Uhr, in den Büschen!“ Kaum war ihr Ruf verklungen, gingen Kiba und Akamaru auch schon in die Offensive. „Gatsuuga!“ Zwei schnell drehende, übergroße Reißzähne bohrten sich durch Bäume und Büsche. Der Ascheninja, der wohl am fähigsten von den dreien war, sprang unter dem Angriff hindurch auf den Waldweg und hatte bereits Siegel geformt. „Wasserelement! Jutsu der Wasserkanone!“ Aus seinem Mund schoss ein Strahl Wasser mit solchem Druck, dass er den Boden aufriss. Zielsicher traf er einen der Geschäftsleute. Hinata sprang zur Seite, und es erwischte auch die anderen beiden … die sich allesamt in Baumstämme verwandelten. „Die auch?“, ächzte der Ascheninja – und war sofort in Shikamarus Schatten gefangen. Nachdem Hinata allen dreien sämtliche Chakrapunkte blockiert hatte, fesselten sie sie mit gewöhnlichen Stricken. Shikamaru übernahm das Befragen. Er ging vor ihnen in die Hocke und fragte den Ascheninja: „Das war wirklich ein nerviger Zwischenfall. Also, ihr sagt mir jetzt, wer ihr seid und warum ihr uns angegriffen habt, ja?“ Der Ninja starrte ihn so säuerlich an, als würde er ihm am liebsten ins Gesicht spucken wollen. „Was fragst du so blöd? Weil wir im Krieg sind!“ Shikamaru zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts. „Wir gehören zum Königreich der Dunklen Horizonte!“, fügte der zweite Ninja mit unüberhörbarem Stolz hinzu und versuchte, auf das Zeichen auf seiner Stirn zu deuten, das er sich wohl selbst eingeritzt hatte. „Und darum greift ihr uns an?“, fragte Shikamaru. „Nein, wir wollten nur guten Tag sagen … Ihr Konoha-Schweine seid unsere Feinde, also ja, natürlich!“, rief der dritte aus. Der Chunin seufzte. „Mann, ist das wieder nervig … Ihr habt offensichtlich weder einen Anführer noch einen Plan. Ich wette, Sakura weiß gar nichts von euren Spielchen …“ Er stand auf und wandte sich an die Geschäftsmänner, die aus ihrem Versteck in den Büschen hervorgekommen waren. „Es nervt mich zwar tierisch, aber wir müssen euch leider wieder nach Konoha begleiten. Gut möglich, dass in der Nähe noch mehr von der Sorte sind.“ Die Männer nickten verunsichert. „Was machen wir mit ihnen?“, fragte Hinata zögerlich. „Sie mitnehmen“, entschied Shikamaru. „Vielleicht kann Ibiki was aus ihnen herauskriegen, was uns nützt.“ „Was … He, Moment!“, rief der mit der Asche im Gesicht. „Das könnt ihr nicht machen! Wir sind angehende Gargoyles! Wenn das die Königin erfährt …“ Shikamaru hockte sich wieder hin und sah ihm gelangweilt in die Augen. „Hör mir mal zu, im Gegensatz zu euch kenne ich eure Königin sogar persönlich.“ Der Junge starrte ihn nur ungläubig an, sagte aber nichts. Nach der Zerstörung des Schwarzen Berges zogen sich die Königin und ihr Gefolge in eine der umliegenden, größeren Städte zurück, auf deren Dächern Flaggen mit dem Zeichen der Dunklen Horizonte wehten. Da rings um den Berg keine Siedlungen waren, war es ein ganzes Stück Weg und es dauerte über einen Tag, um die evakuierten Dorfbewohner und vor allem die Verletzten dorthin zu bringen. Der Verwalter der Stadt persönlich öffnete Sakura, Naruto, Sai, Sasuke, dem Ältesten und den Gargoyles die Tore zum Ratshaus, wo sie im Versammlungssaal Kriegsrat hielten. Jetzt, einige Zeit nach der Zerstörung des Turms, sah Sakura die ganze Lage wieder klarer und weniger pessimistisch. Sie hatten den Schwarzen Berg zwar verloren, aber das Königreich existierte noch immer und es waren nur wenige Bürger wirklich zu Schaden gekommen. Sah man davon ab, dass viele ihr Zuhause verloren hatten … „Die Waffen, die wir produziert haben, sind schon fast alle im Umlauf“, sagte Sakura, über Landkarten und Berichte gebeugt. „Das heißt, wir sind immer noch kampffähig.“ Sie wandte sich an Naruto. „Ich hatte vorher keine Zeit zu fragen. Wie ist es im Reich der Blitze gelaufen?“ „Gut, soweit“, sagte der Schattenlord. „Es gab in unseren Reihen nur einige Verletzte. Wir konnten die feindlichen Ninjas schlagen und die Geiseln befreien. Kurz darauf ist Sai zu uns gestoßen.“ Sai sprach weiter. „Ich war beim Raikage, aber er hat nichts von irgendwelchen Angriffen gewusst. Es hat sich dann herausgestellt, dass die angreifenden Ninjas allesamt abtrünnige Söldner waren, die sich als Leute aus Kumogakure ausgegeben haben.“ „Verstehe … Also hatte das Reich der Blitze nichts damit zu tun“, überlegte Sakura. „Das sind gute Neuigkeiten.“ „Hältst du es für möglich, dass Konoha sie angeheuert haben könnte?“, fragte Sasuke. „Wir werden es womöglich nie erfahren“, murmelte die Königin. „Der Raikage hat übrigens sehr offen auf uns reagiert“, fuhr Sai fort. „Er will einen Nichtangriffspakt mit unserem Reich und Handel mit uns treiben.“ „Wirklich? Das ist gut.“ „Er hat allerdings um etwas gebeten.“ Sai warf mit ausdruckslosem Gesicht einen Blick auf Sasuke, der ihn genauso kühl erwiderte. „Eigentlich eher sehr impulsiv verlangt. Falls wir den Staatsfeind Nummer eins vom Reich der Blitze, Uchiha Sasuke, aufspüren, sollen wir ihn sofort ausliefern. Was machen wir jetzt?“ Eisige Stille senkte sich über den Saal. Sasuke legte demonstrativ die Hand auf den Schwertgriff. Sakura überlegte. „Hm … Nun, offiziell bist du kein Bürger unseres Reiches, Sasuke. Wahrscheinlich nimmt der Raikage an, wir wissen nicht einmal, wie du aussiehst. Wir sagen einfach, du bist ein Söldner. Du solltest dir einen Decknamen zulegen oder so etwas.“ Sasuke nickte knapp. „Ich werd mir einen überlegen.“ „Gut, dann wären wir beim nächsten Punkt … Naruto, wo zum Kuckuck hast du eigentlich das Schwert her?“ „Och, das?“, grinste er und zog das Katana aus seiner Scheide. „Das gehörte einem der abtrünnigen Ninjas. Es reagiert auf mein Wind-Chakra, also hab ich‘s mitgenommen.“ Sie erwiderte sein Lächeln. Sasuke sah eher so aus, als würde er ihm nicht zutrauen, dass er ein Schwert führen könnte. Die Tür wurde aufgestoßen und die Versammlung fuhr herum. Takuma, der frisch verarztet war und eigentlich das Bett hüten sollte, kam aufgeregt in den Raum getaumelt. Auf seinem Unterarm saß eine Schneeeule. „Meine Königin! Milord!“, rief er atemlos. „Was ist denn jetzt wieder los?“, rief Sakura. „Takuma, du sollst dich auskurieren!“ Er hatte sich während der eintägigen Reise als äußerster Sturkopf erwiesen. Zuerst hatte er beständig nach einer Bestrafung verlangt, danach hatte er wiederholt geschworen, dass er alles wiedergutmachen wollte. „Eruno!“, keuchte er. „Eruno, sie … Sie lebt!“ Er streckte den Arm aus und ließ die Schneeeule zum Besprechungstisch flattern, wo sie sich auf Kurudas Schulter niederließ, der ihr die Schriftrolle abnahm, die an ihr Bein gebunden war. „Ich dachte, du hättest gesagt, sie wäre tot?“, wunderte sich Naruto. „Das dachte ich auch, aber lest doch!“ Kuruda überflog die Zeilen und reichte die Nachricht an Sakura weiter. Es war tatsächlich ein Brief von Eruno, der Gargoyle-Kunoichi, die beim Kampf um den Schwarzen Berg dabei gewesen war. Sie war irgendwie davongekommen und hatte es geschafft, die Anbu auf eine falsche Spur zu locken, weg von der Königin, Richtung Nordwesten. Auf einer Karte war genau eingezeichnet, wo sie sich befunden hatten, als Eruno die Nachricht verfasst hatte. Die letzte Zeile fehlte, Eruno hatte mitten im Wort zu schreiben aufgehört, und Blutflecken zierten das Papier. „Sie wurde wohl von den Anbu getötet, als sie das hier geschrieben hat“, murmelte Sakura betroffen. Takumas Miene wurde niedergeschlagen. Sakura verglich die Karte mit ihrer eigenen, dann zeichnete sie eine Linie ein. „Wenn die Anbu von dort aus nach Konoha zurückkehren, können wir sie abfangen, und zwar …“ „Genau im Tal des Endes“, murmelte Naruto und warf Sasuke einen bedeutungsschwangeren Blick zu. „Erinnerst du dich?“ „Ja. Ein wenig“, lautete die distanzierte Antwort. Sakura rollte energisch den Zettel zusammen. „Naruto, du wirst mit den Gargoyles den Anbu den Weg abschneiden. Geht am besten sofort los, wenn ihr könnt.“ „Ich werde mitkommen!“, ereiferte sich Takuma. „Wir werden sie büßen lassen!“ „Nein, du bleibst hier und kurierst dich aus“, seufzte Sakura müde. „Willst du nicht mitkommen?“, fragte Naruto Sasuke. „Ins Tal des Endes? Immerhin hat es eine besondere Bedeutung.“ Sasuke schnaubte abfällig. „Das wäre nur eine emotionale Spielerei. Mein Ziel ist es, Konoha dem Erdboden gleichzumachen und meinen Clan und meinen Bruder zu rächen. Auf ein paar Anbu mehr oder weniger kommt es nicht an.“ Naruto zuckte ein wenig enttäuscht mit den Schultern. „Wie du meinst.“ „Könnt ihr denn gegen zehn Anbu-Teams etwas ausrichten?“, fragte der Älteste. „Hm …“ Naruto überlegte. „Wenn wir ihnen eine Falle stellen, dann sicher.“ „Dann tut das“, sagte Sakura. „Schattenlord Naruto, ich habe vollstes Vertrauen zu dir. Bring mir diesen Anbu mit der Drachenmaske, wenn es sich einrichten lässt. Wenn ihr dort fertig seid, geht weiter nach Konoha. Wir werden das Dorf angreifen, noch bevor sie merken, dass die Anbu erledigt sind!“ „Ist das nicht etwas voreilig?“, murmelte Naruto. Sakura lächelte bitter. „Sie haben uns dazu gezwungen, indem sie unsere … Hauptstadt zerstört haben. Jetzt müssen wir schnell handeln. Alles oder nichts. Ich hätte noch gerne zugewartet, aber wir sind auch jetzt schon bereit.“ Naruto nickte. „Wir warten noch bis zum Abend, dann ziehen wir los.“ „In Ordnung. Ich werde alle Ninjas des Reiches zusammenrufen, dann ziehen wir gemeinsam gen Konoha. Wir treffen uns dort, also wartet auf uns. Sasuke, du wirst mit uns gehen.“ „Von mir aus.“ Sakura wandte sich an Sai. „Sai, es tut mir leid, aber ich muss dich schon wieder auf eine diplomatische Mission schicken.“ Sai horchte auf. Naruto ahnte schon, was sie meinte. „Suna?“ Sakura nickte. „Sunagakure ist mit Konoha verbündet. Du musst in die Wüste reisen und Kazekage Gaara davon überzeugen, dass sie sich nicht einmischen.“ „Wäre es nicht besser, wenn ich da mitkäme?“, fragte Naruto. „Das wäre es, aber es geht nicht. Ich brauchte dich an der Front. Alles klar, Sai?“ Der Botschafter nickte. „Ich mache mich sofort auf den Weg.“ „Gut.“ Sakura seufzte und fuhr sich gestresst durch das Haar. Sie fühlte sich völlig ausgelaugt. Es gab so viel zu organisieren … Hoffentlich wuchs ihr das alles nicht über den Kopf. ================================= So, seit gestern vom Urlaub zurück und schon wieder ein Kapitel fertig ;) Eine kleine Actionszene mit bekannten Charakteren, um auch die andere Seite ein wenig darzustellen, und Kriegsrat auf Seiten Sakuras. Ich möchte hier gleich vorweg anfügen, dass ich die Szene, wo die Gargoyles gegen die Anbu kämpfen werden, ausspare (oder eher auslagere), damit sich der Schauplatz endlich nach Konoha verlegt. Ich hoffe, es ist mir keiner deswegen böse; es hat noch einen anderen Grund, und auf den bezieht sich das "Auslagern". Ich hab mir überlegt, eine kleine Spin-Off-FF zu dieser hier zu schreiben, in die ich die Actionszenen reinpacke, die ich hier nicht unbedingt haben will. Außerdem habe ich mich bei dieser FF von einer Menge Lieder inspirieren lassen, deswegen will ich den Spin-Off in Form von SongFics gestalten, wie ich es auch schon bei A Bullet For You getan habe. Er trägt den Namen "Konoha soll brennen!" und ist hier zu finden. Bis zum nächsten Kapitel dann (wo wir uns endlich in Konoha wiederfinden^^)! Kapitel 18: The Torment of my Heart ----------------------------------- Sie hielten sich hinter den steinernen Zacken versteckt, die Madaras Haarmähne bildeten. Auch auf der zweiten Statue hielten sich Gargoyles versteckt, bereit, die Anbu anzufangen, sobald sie hier vorbeikamen. Narutos Sinne waren zum Zerreißen gespannt, nicht die leiseste Bewegung entkam seinem Blick. Seine Hand lag zitternd auf dem Griff des Schwertes, das er seit dem letzten Kampf trug. Ein Windstoß kam auf und ließ seinen schwarzen Umhang flattern. Sie Sonne brannte auf sie herab. Naruto spürte seine Haut regelrecht dampfen. Die Gargoyles mussten unter ihren grauen Gesichtsmasken beinahe ersticken. Dann endlich tat sich etwas unten am Fluss. Zwei Gestalten näherten sich, auf dem Wasser rennend. Die ersten Anbu. „Schattenlord?“ Naruto riss sich von seiner Tagträumerei los und blinzelte seine Gedanken fort. Das Klirren der Waffen, das Blut, der anschuldigende Blick des Anbu … Der Kampf im Tal des Endes war nur noch eine Erinnerung für ihn. Naruto sah auf. Vor ihnen lagen die Tore Konohas. Nur der Wind teilte die Einsamkeit, die in den Gassen Konohas herrschte. Shikamaru klopfte an eine Tür, wartete ab, und als er sicher war, dass niemand öffnen würde, ging er weiter. „Shikamaru!“, hörte er eine Stimme. Er drehte sich um und sah Ino auf sich zulaufen. Chouji war bei ihr. Shikamaru sah nach oben. Es war stockdunkle Nacht. „Nicht einmal die Sterne funkeln“, murmelte er. Der Wind drehte und trug eine hohe Klagemelodie heran, einen singenden Frauenchor, durchdringend und unendlich traurig. „Dieses Lied“, sagte Chouji. „Ich halte es nicht mehr aus! Wenn sie noch länger so singen, platzt mir der Kopf!“ Shikamaru wusste, was er meinte. Seit Sakuras Armee vor Konoha lagerte, hatten sie diesen Gesang angestimmt. Mal waren es mehr, mal weniger Stimmen, aber das Lied riss nie ganz ab. Zu dritt gingen sie die sterbensleeren Gassen entlang. „Ein Spähtrupp war dort“, sagte Ino irgendwann. „Es sind über hundert, und es werden immer mehr.“ „Es ist unglaublich, wie viele Leute Sakura in den letzten Wochen um sich geschart hat“, murmelte Chouji. Shikamaru antwortete nicht. Es gab zu viel, was ihm im Kopf herumspukte. Er wusste nicht mehr, was er denken sollte. Urplötzlich waren sie da gewesen. Tsuande hatte eine Anbu-Truppe erwartet, wie er erfahren hatte – stattdessen waren Ninjas in Grau erschienen. Die Gargoyles, Sakuras Eliteeinheit, und Naruto an deren Spitze, düster wie ein Todesdämon. Nach und nach waren andere Ninjas hinzugestoßen und inzwischen hatte sich ein ganzes Lager vor den Toren von Konoha gebildet. Niemand hatte gewusst, wie damit umzugehen war. Tsunade hatte jede Kampfhandlung strikt untersagt und sich in ihrem Büro eingeschlossen – offenbar wusste nicht einmal sie, was sie tun sollten. Aus den drei Jungspunden, die er zusammen mit Kiba und Hinata gefangen hatte, war nichts herauszubekommen gewesen. Offenbar waren sie als Ninjas auf Chunin-Niveau vorgemerkt, irgendwann in die Reihen der Gargoyles aufgenommen zu werden. Die Königin hatten sie alle drei noch nie gesehen, aber sie schwärmten von ihr. Shikamaru vermutete, dass es bloß Fanatiker waren, die für irgendetwas kämpfen wollten, und dieser Krieg hatte sich eben angeboten. Irgendwo grollte ferner Donner. Es war unwahrscheinlich, dass das Unwetter sie erreichte, aber er erwartete es trotzdem fast. Und dann diese unheimliche Dunkelheit … Natürlich waren es nur Wolken, die Mond und Sterne verschleierten, doch es machte den Eindruck, als hätte das Yami-Volk die Finsternis von seinem Berg mitgebracht. Ihre Schritte auf dem staubigen Boden war lange Zeit das einzige, was die betäubende Musik unterbrach. Dann sahen sie vor sich Neji. Er stand mitten auf der Straße und setzte soeben sein Byakugan ein, um in die Häuser links und rechts neben sich zu sehen. „Und?“, fragte Shikamaru. „Sind alle Häuser leer?“ „Ja.“ Neji ließ die Runzeln um seine Augen verschwinden und sah die drei an. „Es ist keiner zurückgeblieben.“ Tsunade hatte über Shizune und Kakashi anordnen lassen, dass das Dorf evakuiert wurde. Alle Nicht-Ninjas hatten sich in dem Raum im Hokage-Berg einfinden müssen, und die Shinobi überprüften nun, ob auch wirklich niemand mehr zurückgeblieben war. Alle Zeichen standen auf Kampf, aber Sakura hatte in ihrer Nachricht, die eine Eule dem Hokage überbracht hatte, klar gemacht, dass sie keine Zivilisten mit hineinziehen wollte. Wann der Angriff erfolgen sollte, war jedoch noch unklar. Klar war jedoch, dass sie in Konoha ausharren und auf einen Ausfall verzichten würden. Auf diesem Territorium waren sie im Vorteil. Gemeinsam gingen sie in die nächste Gasse und wiederholten das Ganze. Über dem Dorf hing immer noch wie eine schwache Brise der Gesang der Yami. Vor dem Dorf blitzte etwas auf, aber der Blitz kam nicht von einem Unwetter. „Sie trainieren“, murmelte Ino düster. Für kurze Zeit waren die Wolken in flackerndem Licht zu sehen, dickbäuchig und tränenverhangen. „Wie konnte es nur so weit kommen?“ „Das fragt sich momentan jeder“, sagte Shikamaru. Sie waren stehen geblieben. Keiner von ihnen wollte mit ihrem Tun fortfahren, denn das hätte geheißen, den Krieg zu akzeptieren. „Ich habe gehört, Sakuras Eltern wurden von Banditen ermordet … Haltet ihr es für möglich, dass sie uns die Schuld daran gibt?“, fragte Ino leise. „Sakura …“ Neji ballte die Fäuste. „Ich hätte sie damals mit Gewalt nach Konoha zurückschleifen sollen!“ Eine Weile schwiegen sie, während das Licht verglühte. „Ich werde zu ihr gehen“, sagte Ino dann plötzlich mit Entschlossenheit in der Stimme. Shikamaru sah sie an. „Das geht nicht. Tsunade hat allen untersagt, das Dorf zu verlassen.“ „Das ist mir egal!“ Ihr Kinn bebte. „Es ist Sakura, gegen die wir kämpfen sollen! Sie ist meine Freundin – Ich kann doch nicht hier herumsitzen und darauf warten, dass ein Unglück geschieht!“ Sie warf ihrem Teamkameraden einen verzweifelten Blick zu. „Es geht um Sakura und Naruto, hast du das vergessen, Shikamaru?“ Er hielt ihrem Blick stand, bis er sagte: „Dann komme ich mit.“ „Wir gehen als Team“, stimmte Chouji ein. „Vergesst uns nicht!“ Sie wandten sich um und sahen Kiba, Hinata und Shino auf einem Dach stehen. Der Wind frischte auf und Shikamaru fröstelte. Kibas offener Mantel schlackerte. Er ließ ein wölfisches Grinsen sehen. „Die werden was zu hören kriegen!“, rief er und man hörte aus seiner Tonlage heraus, dass ihn die ganze Sache zutiefst verstörte. „Ich komme auch mit“, murmelte Shino in seinen Jackenkragen. „Ich … glaube, es ist besser, wenn ich hier bleibe“, murmelte Hinata und drehte sich halb weg. „Unsinn!“, rief Kiba. „Du bist natürlich auch mit von der Partie!“ So zogen sie zu siebt los, auf das Tor zu. Obwohl es untersagt war. Obwohl sie in ihr Verderben rennen konnten, direkt in die Arme des Feindes. Jeder von ihnen zeigte eiskalte Entschlossenheit. Es war kein Heldenmut, kein Versuch, das Unvermeidliche zu vermeiden. Sie taten es aus Freundschaft. Ihre Freunde waren im Dunklen gefangen. Nun lag es an ihnen, die Nacht zu beenden. Auf dem Weg trafen sie noch Lee und Tenten. Sie ahnten, wohin sie unterwegs waren, und schlossen sich der Gruppe an. Alles war still, sogar der Gesang schien für den Moment zur Ruhe gekommen zu sein, in dem sie durch das Tor traten. Dann hörten sie ihn wieder, nur diesmal hatte sich das Geräusch einer hohlen Trommel hinzugemischt und etwas, das wie eine Trompete klang. Die neunköpfige Truppe marschierte durch den Wald auf die Anhöhe zu, auf der die Yami-Ninjas ihre Zelte aufgeschlagen hatten. All ihre Waffen und Schriftrollen ließen sie freiwillig vor der Dorfmauer zurück. Schweigend trotteten sie bis an den Anfang der Zelte. Ihr dreistes Auftreten blieb nicht unbemerkt. Zwei maskierte Gargoyles fingen sie sofort ab und richteten ihre Lanzen auf sie. „Wir sind Freunde von Sakura und Naruto“, sagte Ino mit fester Stimme. „Sagt ihr, dass wir hier sind. Sie wird uns sicher empfangen.“ Einer der Gargoyles nahm seine Maske ab. Neji blickte in die dunklen Augen des jungen Mannes, den er bereits einmal getroffen hatte. Kuruda nickte. Sie führten die Gruppe durch das Lager. Dutzende Zelte und einige Lagerfeuer säumten den Hügel, von dessen felsiger Kante man einen guten Überblick auf das Dorf hatte, und den gesamten Wald dahinter. Und überall lagerten Ninjas. Teils trugen sie das Symbol der Dunklen Horizonte, den Kreis mit der horizontalen Linie, offen zur Schau, teils wirkten sie wie Zivilisten. Finstere Blicke funkelten den Konoha-nin entgegen, als sie durch die Reihen der Zelte auf ein besonders großes in der Mitte des Lagers zugingen. Einige der Ninjas zischten Flüche, andere starrten sie nur hasserfüllt an, wieder andere verweigerten ihren Anblick und standen einfach auf und gingen davon. Den neun wurde immer unbehaglicher zumute. Als ob das Zeichen Konohas auf ihren Stirnbändern sie als Dämonen in Menschengestalt verwandelte. Sogar die Musik setzte aus. Das Zelt wurde von mehreren Reihen Gargoyles bewacht. In einem kleinen, runden Zelt gleich daneben unterhielt sich jemand lautstark und lachte, auch wenn es nicht so wirkte, als versuchte er Nervosität zu überspielen. Als Ino einen Blick hineinwarf, erkannte sie einen jungen Mann mit fast weißen Haaren und neben ihm den Schimmer eines rötlichen Haarschopfs. Kuruda schob die Plane ein wenig zur Seite und sagte ein paar Worte, ehe er sie komplett zur Seite schob und sie einließ. Es war nicht ihr Thron, nur ein einfacher Sessel aus Bambusholz, auf dem die Königin saß, doch sie strahlte immer noch eine Würde aus, die gar nicht zu ihrem früheren Ich passen wollte. Durch Löcher in der Zeltdecke war der Himmel zu erkennen; die Wolken waren aufgerissen. Mondlicht beleuchtete ihr Gesicht und ließ es schneeweiß wirken. Das pechschwarze Diadem auf ihrer Stirn glänzte wie Öl. Direkt neben Sakura stand Naruto, und vor ihnen trennte sie eine ganze Horde Gargoyles von den Neuankömmlingen. Königin Sakura wirkte müde. „Was wollt ihr?“, fragte sie leise, es klang wie ein Seufzen. Ino schluckte. „Sakura … Muss es wirklich dazu kommen?“ „Was meinst du?“, fragte sie apathisch. Sie wollte nicht mit ihrem Gewissen konfrontiert werden, dachte Shikamaru. „Das fragst du noch?“, brauste Ino auf und deutete auf die Ninjas, die sie umgaben. „Du bis dabei, Konoha anzugreifen! Wie kannst du nur so gleichgültig tun? Du bist in diesem Dorf geboren und aufgewachsen!“ „Dieses Dorf?“ Sakura schloss die Augen und wandte dem Kopf dem Mond entgegen. „Dieses Dorf hat meine Familie getötet.“ Eine geschlagene Minute war es totenstill im Zelt. „Das … ist nicht wahr!“, stieß Ino aus. „Ich habe gehört, dass es eine Räub …“ „Ich weiß es besser als ihr“, unterbrach sie Sakura. Sie öffnete wieder die Augen und sah sie einen nach dem anderen an. Es berührte sie, dass sie alle gekommen waren, ausnahmslos. Das hier war der letzte Rest von dem, was das Dorf Konoha mit dem Wort Freundschaft verband. Die letzte Hürde. „Shikamaru“, sagte sie leise und klang dabei zugleich todmüde und verträumt. „Du bist doch so schlau. Wie würdest du an meiner Stelle antworten?“ Shikamaru presste die Lippen aufeinander. „Dazu müsste ich deine Geschichte kennen.“ „Eine weise Antwort“, seufzte Sakura. „Lass mich dich etwas anderes fragen: Angenommen, du liebst jemanden, von ganzem Herzen, gibst alles für ihn und vertraust ihm blind. Doch derjenige entpuppt sich als Monster, der Völkermord und Intrigen praktiziert. Du versuchst ihm zu vergeben und in Freundschaft auseinanderzugehen – aber er tötet die, die dir am nächsten stehen. Anstatt seine Fehler einzugestehen, versucht er sie zu vertuschen. Am Ende will er deinen Tod, nur weil du hinter die Wahrheit gekommen bist. Darum sind wir hier. Das ist unsere Geschichte. Was würdest du tun?“ Shikamaru ließ sich mit der Antwort Zeit. Aller Augen lasteten auf ihm. Warum stellte sie gerade ihm diese Frage? „Wie nervig“, murmelte er schließlich. „Das ist es also? Ich will dir eine ehrliche Antwort geben: Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten würde. Aber es muss einen anderen Weg geben als diesen hier.“ „Vielleicht gibt es den“, sagte Sakura. „Aber er bleibt mir verschlossen.“ Schweigen senkte sich auf das Zelt. Shikamaru meinte einen Schatten in der rechten Ecke zu sehen, aber er musste sich getäuscht haben. „Gibt es sonst noch was, das ihr mir sagen wollt?“, fragte Sakura. „Ja, verdammt!“, knurrte Kiba. „Hast du eigentlich den Verstand verloren? Naruto! Bring sie zur Vernunft, verdammt! Ihr begeht einen Riesenfehler!“ Naruto schüttelte den Kopf. „Der Fehler wurde bereits von Konoha begangen.“ „Soll das heißen, ihr gebt uns die Schuld?“, rief Ino. „Wir haben euch absolut gar nichts angetan, oder?“ „Wir kämpfen gegen jeden, der sich uns in den Weg stellt“, sagte Sakura ruhig. „Dann kämpft ihr gegen Unschuldige!“ Sakura schnaubte und schloss mit einem leisen Lächeln die Augen. „Glaub mir, Ino, niemand ist unschuldig.“ Ino wollte auffahren, aber Shikamaru legte ihr die Hand auf die Schulter. „Ist das dein letztes Wort?“, fragte er. „Nein. Das letzte Wort wurde schon vor langer Zeit gesprochen. Damals, als mein Turm noch stand … Aber ich will euch noch etwas sagen: Jeder, der nicht gegen mich kämpfen will, ist nicht mein Feind. Alle, die sich in der Kammer im Hokage-Berg aufhalten, werden verschont. Ich verlange von keinem, zu mir überzulaufen. Aber Konoha wird fallen, ob nun viel Blut vergossen wird oder nur wenig. Mir wäre wenig lieber“, fügte sie leise hinzu. „Also bitte ich euch …“ Sie stand auf, trat einige Schritte nach vor und neigte das Haupt. Empörtes Raunen ging durch die Reihen der Gargoyles. „Nein, ich flehe euch an … Nehmt nicht an dem Kampf teil. Seid nicht meine Feinde.“ Shikamaru biss die Zähne zusammen. Nein, er durfte nicht nachgeben … Auch wenn alles zwecklos war, wenn sie das Zelt verließen, war diese Chance vorbei. „Hat euch Tsunade geschickt?“, fragte Naruto zusammenhanglos. Sie schüttelten den Kopf. „Wir sind aus freien Stücken hier“, erklärte Chouji. „Naruto – was ist mit dir? Willst du all den Spaß vergessen, den wir hatten? Alles … Die Rangeleien, die Grillabende?“ Naruto hob das Kinn. „Ich bleibe bei meiner Königin, komme was da wolle!“ „Dann bist du verloren!“, schrie Kiba plötzlich. „Kiba, beruhige dich“, sagte Shino. „Ich kann nicht ruhig sein, wenn ich so einen Schwachsinn höre! Hinata! Sag auch mal was!“ Der ganze Raum wandte dem Mädchen die Aufmerksamkeit zu, das unter den vielen Blicken zusammenschrumpfte. „Also … Ich …“, murmelte sie piepsig, sah in Narutos müde Augen und senkte errötend den Blick. „Ich … Naruto … Bitte … Lass es sein …“ Mehr brachte sie nicht hervor. Naruto erwiderte nichts. „Verdammt, warum seid ihr nur so stur? Wollt ihr um jeden Preis kämpfen? Töten? Hä?“, rief Kiba erbost. „Kiba, rede nicht über Dinge, von denen du keine Ahnung hast“, murmelte Naruto. „Halt dem Mund! Du glaubst wohl, du bist …“ „Wachen, führt sie hinaus. Es gibt nichts mehr zu besprechen“, sagte Naruto und wandte ihnen den Rücken zu. Kiba riss den Mund auf, aber da waren auch schon die Gargoyles bei ihnen und bedeuteten ihnen mit Nachdruck, das Zelt zu verlassen. Nacheinander traten sie wieder ins Freie. Ino warf noch einen traurigen Blick zurück und sah gerade noch, wie eine Träne Sakuras Wange hinablief. „Lebt wohl, Freunde“, flüsterte Sakura, als sie fort waren. „Mögen wir uns auf dem Schlachtfeld nicht begegnen.“ Aus den Schatten hinter dem Vorhang in der Ecke trat Sasuke und maß ihre Trauer mit kühlem Blick. „Ich kann es immer noch nicht glauben“, schimpfe Kiba. „Hinata! Hättest du nicht ein wenig direkter sein können?“ Hinata zuckte zusammen. „Lass sie“, sagte Neji. „Die beiden Sturschädel werden nicht nachgeben.“ „Na, wen haben wir denn da?“, ertönte eine Stimme. Aus dem Nebenzelt war der Junge mit den weißen Haaren getreten und grinste sie mit spitzen Zähnen an. Auf dem Rücken trug er ein riesiges Schwert. „Die Konoha-nin, was?“ „Suigetsu, lass sie“, sagte jemand aus dem Zelt, einer junger Mann mit orangefarbenen Haaren. Es war nicht schwer zu erraten, dass Suigetsu keiner vom Volk der Yami war. Sein Grinsen war hämisch und seine Augen funkelten voller Vorfreude auf den Kampf, der vor ihnen lag. Es war keine Angst, keine Wut und keine Mordlust zu sehen, höchstens … Langeweile? „Das sind also die Ninja aus dem Dorf von Sasuke.“ Bei diesem Namen verdunkelten sich ihre Gesichter. „Woher kennst du Sasuke?“, fragte Lee stockend. Suigetsu antwortete nicht. Er beugte sich vor und brachte sein Gesicht ganz nah an das von Shikamaru, den er wohl als Anführer identifizierte. „Na gut, wird mir eine Freude sein, mein Schwert an euch zu wetzen. Macht’s gut.“ Damit drehte er sich um und ging in sein Zelt zurück. „Musste das sein?“, ertönte eine weibliche Stimme daraus, ehe er die Plane zuzog. Die Shinobi standen noch eine Zeit lang unschlüssig herum, bis die feindseligen Blicke der Gargoyles sie dazu drängten, zu gehen. Shikamaru beobachtete den Himmel, als sie wieder im Dorf waren. Er war wieder zugezogen. Selbst der Mond schien auf der Seite des Yami-Volkes zu sein. „Wir haben versagt“, sagte Ino schlicht. Niemand antwortete. „Du hast uns rufen lassen?“ Kankuro und Temari gingen ins Büro des Kazekages. Gaara stand am Fenster und sah hinaus. „Ein Mann war hier“, sagte er. „Ein Mann?“ „Er hat mir eine Nachricht überbracht, von Haruno Sakura. Angeblich.“ „Sakura?“, fragte Temari verwundert. Gaara drehte sich zu ihnen herum und nickte. „Er sagte, sie wäre die Königin der Dunklen Horizonte. Sie und Uzumaki Naruto wollen Konoha angreifen. Wir sollen uns heraushalten.“ „Was wirst du tun?“, fragte Kankuro. „Ich habe mich bereits entschieden.“ Gaara setzte sich hinter seinen Schreibtisch. „Uzumaki Naruto ist ein Mensch, der so etwas nie tun würde“, legte er fest. „Die Nachricht muss gefälscht sein. Aber selbst wenn nicht – wir haben ein Bündnis mit Konoha. Nichts zu unternehmen, wenn dem Dorf hinter den Blättern Gefahr droht, wäre Verrat. Ich kann persönliche Gefühle nicht über das Wohl unseres Bündnisses stellen.“ „Soll das heißen …“, murmelte Temari. Gaara nickte. „Ich habe diesen Botschafter festnehmen lassen. Ihr beide werdet alle Einheiten mobil machen. Wir überzeugen uns persönlich von der Lage.“ Er sah seinen Geschwistern fest in die Augen. „Wir gehen nach Konoha.“ ============================= So, das hat jetzt etwas länger gedauert, aber irgendwie hat mich die Motivation grad ein wenig im Stich gelassen^^ Das nächste kommt hoffentlich schneller ;) Eine Begegnung mit ihren alten Freunden musste einfach sein. Ich konnte nicht anders^^ Ich hab versucht, es gleichzeitig natürlich und dramatisch aussehen zu lassen, ich hoffe, es ist mir gelungen ;) Freu mich wie immer über Kommis :) Kapitel 19: Black Fire ---------------------- Die Nacht schritt voran. Nicht viele des Yami-Volkes und seinem neuen Zuwachs fanden Schlaf. Naruto war mit einigen Gargoyles auf Patrouille. Auch Team Taka war wach. Suigetsu scherzte, als ob sein Leben davon abhinge. Juugo schien die ganze Situation nicht zu behagen, und Karin hatte wieder einmal nur Augen für Sasuke. Irgendwann nach Mitternacht wurde ihre Zeltplane zur Seite geschlagen. Königin Sakura stand in der Öffnung, und sie wurde nicht einmal von einem Gargoyle-Wächter begleitet. Ihr Blick glitt auf Sasuke. „Leiste mir Gesellschaft“, sagte sie. Es war nicht in Sasukes Sinn, Befehle zu befolgen, schon gar nicht von ihr, aber er stand dennoch auf und ging mit ihr. Er hatte das Gefühl, dass das, was sie zu sagen hatte, ihn interessieren könnte. „Moment!“, rief Karin. Sie hielten inne. Die Kunoichi baute sich vor Sakura auf und stemmte die Hände in die Hüften. „Ich weiß zwar nicht, was du vorhast, aber Sasuke ist es egal, ob du eine Königin bist oder nicht.“ Sakura sah sie ausdruckslos an, konnte über Karin nur den Kopf schütteln. „Du solltest etwas gegen deine sinnlose Eifersucht tun. Du machst dich nur lächerlich.“ Damit gingen sie und eine Karin mit offen stehendem Mund blieb zurück. Sakura musste traurig lächeln, als sie an die Vergangenheit dachte. Früher war sie genauso gewesen. Außer ihnen war niemand in dem großen Zelt. Ein Tisch mit kleinen Speisen und zwei Gläsern Rotwein stand in der Mitte. Sie nahmen sich gegenüber Platz. Sakura musste erneut innerlich lächerln, als sie erkannte, wie viel diese Situation von einem Date hatte, einem Date, das sie früher immer herbeigesehnt hatte. „Kannst du die Kerzen entzünden?“ Sakura wies auf die vier halb verbrauchten Kerzen, die in der Mitte des Tisches standen. Sasuke sah sie an und ließ die Augenbrauen hochwandern. Dann stand er auf, um von draußen eine Flamme zu holen, aber sie schüttelte den Kopf. „Nein – ich habe von deinem Amaterasu gehört, Sasuke. Ich möchte schwarzes Feuer, bitte.“ Er sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Sakura seufzte. „Schwarzes Feuer ist das Sinnbild der Unterdrückung für mein Volk. Wenn morgen der entscheidende Angriff sein soll, möchte ich es mir noch einmal vor Augen führen. Bitte.“ „Es ist nicht gerade angenehm, das Amaterasu einzusetzen“, murmelte er kühl. „Es wäre Verschwendung.“ „Bitte – tu mir den Gefallen.“ Obwohl er nicht wusste, wieso, tat er es. Er öffnete sein Auge weit und aktivierte seine Mangekyou Sharingan. Blut tränte aus seinen Augenwinkeln, als die Kerzen zaghaft und schwarz zu flackern begannen. Sakura seufzte und nippte an ihrem Weinkelch. Eine Weile saßen sie schweigend da und starrten in die Flammen, die kein Windstoß auslöschen konnte und die unweigerlich bis ins Nichts verbrennen würden. Das sollte das neue Wappen ihres Reiches werden, überlegte Sakura, Flammen, die nicht eher ausgingen, bis sie sich selbst verzehrt hatten. Und genauso würden sie morgen auch kämpfen. „Was willst du?“, fragte Sasuke. „Ich will nur reden. Koste ruhig von dem Wein.“ Sasuke rührte sein Glas nicht an. Sakuras Blick verlor sich in der Ferne. „Erinnerst du dich noch? Der Tag, an dem wir in ein Team gesteckt wurden. Ich dachte zuerst, es würde der glücklichste Tag meines Lebens werden.“ Er erwiderte nichts. „Dann hast du etwas zu mir gesagt, erinnerst du dich? Du sagtest, ich sei zu oberflächlich“, fuhr Sakura fort und sah ihm grimmig in die Augen. Als er ihren Blick sah und die Tiefe darin, das Geheime, den Teil von ihr, der den falschen Weg mit Stolz beschritt, fröstelte ihn, ganz leicht nur, aber doch merkbar. Weder vor Orochimaru noch vor Madara hatte er diesen Anflug von Unbehagen verspürt, nur vor ihr, obwohl oder vielleicht gerade weil er sie von früher kannte und die Veränderung spürte, die in ihr vorgegangen war. Er hasste sich dafür. „Nachdem du gesehen hast, was ich getan habe, was ich tun werde“, sagte sie eindringlich, „hältst du mich jetzt immer noch für oberflächlich?“ Ein Windstoß ließ die Plane flattern und die Kerzen zucken. Gespenstische Schatten huschten über Sakuras Gesicht. Schließlich ließ Sasuke ein Schnauben hören. „Was ist so lustig?“, fragte sie. „Du bist ganz und gar nicht oberflächlich, nein. Aber du denkst wohl, wir beide hätten dasselbe erlebt? Denkst du, du verstehst mich?“ Sie legte den Kopf schief. „Haben wir das denn nicht? Wir haben beide unsere Familie an Konoha verloren. Darum kämpfen wir gemeinsam.“ „Du hast es immer noch nicht begriffen“, murmelte Sasuke. „Meinen Schmerz. Aber du wirst ihn begreifen, glaub mir.“ Er stand auf und ging nach draußen, atmete tief die kühle Nachtluft ein. „Ich habe mir einen Decknamen überlegt. Ich finde es überflüssig, aber wenn es unbedingt sein muss: Ich werde für euch der Sohn der Schmerzen sein. Derjenige, der den größten Schmerz auf Erden kennengelernt und sich mit ihm verbündet hat.“ Damit ließ er die Plane los und sie schlenktere an ihren angedachten Platz zurück. Ein wenig blieb er noch stehen. Schmerzenssohn, dachte er. Ich lag nichts an Dramatik und schon gar nicht an Namen. Der Name war für sie, Sakura, damit sie vielleicht eine Ahnung von dem erhaschte, was er durchlitten hatte und was noch auf sie wartete. Auch wenn sie seine Andeutungen vielleicht nicht verstanden hatte. Sasuke sah zu den Sternen hoch. Seine Gedanken glitten zu Itachi. Eines fehlte noch in Sakuras Erlebnissen: Die Erkenntnis, das Falsche getan und den- oder diejenigen getötet zu haben, denen man mehr bedeutet hatte als alles andere auf der Welt, die einem am nächsten standen, die seine verbliebene Familie bedeuteten und denen man Unrecht tat … Das fehlte noch. Das, und die Höllenqual, die damit einherging. Sasuke sah auf die Lichter Konohas hinab. Aber es wird nicht mehr lange dauern. Nachdem er einige Schwertübungen gemacht hatte, kehrte Naruto kurz vor Sonnenaufgang zum Zelt der Königin zurück. Er war besser als Schwertkämpfer, als er erwartet hatte, wenngleich es sehr ungewohnt war und sich doch von anderen Ninjawaffen unterschied. Er würde sein Schwert im morgigen Kampf nur selten einsetzen. Da fiel ihm auf, dass er noch gar keinen Namen dafür hatte … Er würde es Kaze no Ittou nennen, Klinge des Windes. Oder vielleicht doch Ryuu o korosu sha, Drachentöter? Der mysteriöse Drachenanbu war nicht unter der Truppe gewesen, die sie im Tal des Endes bekämpft und besiegt hatten. Naruto vermutete, dass er nach der Zerstörung des Schwarzen Turmes direkt nach Konohagakure zurückgekehrt war. Und in diesem Fall wollte Naruto ihn für Sakura töten. Er wusste, welche Wut sie auf den Anbu hatte, welche Wut alle Yami auf ihn hatten. Aber er würde es nur für Sakura tun, nur für sie, wenn sich die Gelegenheit ergab. Naruto schlug die Zeltplane zur Seite. Sakura war alleine, sie saß mit verklärtem Blick auf ihrem Sessel und schien in Gedanken versunken. Er beobachtete sie eine Weile. „Woran denkst du?“, fragte er. „Ich fühlte mich einsam“, murmelte sie zögerlich. „Einsam?“ Naruto ging auf sie zu. „Du hast doch mich.“ Er strich ihr übers Haar und als sie den Kopf hob, küsste er sie flüchtig auf die Lippen. Sie wich seinem Blick jedoch aus. „Sie sind alle gekommen …“ Er wusste, dass sie von ihren ehemaligen Freunden sprach. „Sie haben alle geglaubt, sie müssten mich retten … Was, wenn sie damit Recht haben? Sie waren unsere Freunde, Naruto. Und wir kehren ihnen nicht nur den Rücken, sondern wenden uns gegen sie. Wir haben sie verraten.“ Naruto ging in die Hocke und drückte sie fest an sich. Er konnte ihre Zweifel nachfühlen – die Wahrheit war, dass er selbst Trost in der Umarmung suchte. Gleichzeitig wusste er, dass sie weitermachen mussten. „Wenn überhaupt“, murmelte er, „haben sie uns verraten.“ Shizune klopfte. Als keine Antwort erfolgte, steckte sie zaghaft den Kopf in das Zimmer. „Was ist?“, fuhr Tsunade sie an. Hinter ihr blinzelten die morgendlichen Sonnenstrahlen durch die Fenster. Sie war damit beschäftigt, einem Chunin-Trupp Anweisungen für die Verteidigung zu geben und Stress und Schlafmangel hatten ihr dunkle Ringe unter die Augen gemalt. „Wir … haben eine Nachricht von Sakura …“, begann Shizune zögerlich. „Sie bietet uns an zu kapitulieren. Hokage-sama, Sie sollen gemeinsam mit Danzou und den Ältesten das Dorf verlassen …“ Tsunade sah sie so wütend an, dass Shizune zusammenzuckte. „Was denkt sie sich?“, brauste der Godaime Hokage auf. „Das ist ja wohl der Gipfel der Unverschämtheit! Nie werde ich ihr das Amt des Hokage überlassen!“ „Ja, Tsunade-sama“, murmelte Shizune. Insgeheim fragte sie sich, ob Tsunade nicht vielleicht aus Stolz zuließ, dass Krieg ausbrach – aber dann kam ihr der Gedanke, dass das ausgekochter Blödsinn war. Der Godaime Hokage hätte nie sein Amt abgelegt, weil sie ein paar Nuke-nin dazu zwingen wollten. Sakuras Kriegserklärung war eine bodenlose Unverschämtheit, aber vor allem der Versuch feindlicher Ninjas, das Dorf zu erobern. Kein Hokage hätte dem Anliegen wohl standgegeben, und am allerwenigsten Tsunade. Sakura, als ihre Schülerin, musste das auch wissen. Wahrscheinlich hatte sie die Nachricht nur pro forma überbringen lassen. „Gefällt es dir, untätig herumzustehen, oder ist sonst noch was?“, fuhr Tsunade sie an, als sie in Gedanken versunken war. „Äh …“ Shizune blätterte in ihren Unterlagen. „Wir wollten eigentlich einen Adler nach Sunagakure schicken, aber sie sind uns zuvorgekommen. Wir haben die Nachricht erhalten, dass der Kazekage und einige Suna-nins schon auf dem Weg hierher sind, um uns zu unterstützen.“ „Das ist gut.“ „Da ist noch was … Ich werde nicht ganz schlau daraus … Sakura lässt uns noch Folgendes ausrichten: Wenn ihr die Kapitulation verweigert, habt ihr eure letzte Chance verspielt. Wenn Konoha in Flammen steht, werden wir angreifen.“ Tsunade runzelte die Stirn. „Was soll das jetzt wieder heißen?“ „Ich weiß es nicht … Es scheint ein Fehler zu sein. Sie meint sicher, wenn sie angreifen, wird Konoha brennen, aber … vielleicht will sie uns auch nur verwirren …“ Tsunade atmete tief durch und stützte das Kinn auf den Händen auf. „Nein … Solche Tricks passen nicht zu Sakura. Shikamaru soll sich das mal ansehen, vielleicht kann er ja den Sinn dahinter verstehen. Sonst noch was?“ „Äh … nein.“ „Dann geh wieder an die Arbeit.“ Als Shizune fort war, grübelte Tsunade noch eine Weile finster vor sich hin und hieb dann plötzlich auf ihren Schreibtisch, dass das Holz ächzte. „Tsunade-sama?“, machte einer der Chunin unsicher. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass das alles passiert …“, murmelte Tsunade. Ein paar Minuten saß sie schweigend da und rang mit sich. Widersprüchliche Gefühle tobten auf ihrem Gesicht. Schließlich rollte sie entschlossen eine leere Schriftrolle auf und pinselte eine Botschaft darauf. Die Rolle übergab sie dann einem der Chunin. „Übergib das Shizune. Sie soll dafür sorgen, dass der Kazekage es erhält.“ „Was … steht darin?“ Tsunades Blick verfinsterte sich. „Nur so viel, es ist für den schlimmsten Fall.“ Der Chunin nickte unbehaglich und fragte nicht weiter nach. Das Volk der Yami hatte sich versammelt und ihre Königin hielt eine Ansprache. „Wir werden bei Einbruch der Dunkelheit angreifen. Bis dahin solltet ihr schlafen, damit ihr ausgeruht seid.“ Sie räusperte sich. „Dann möchte ich noch etwas in aller Deutlichkeit sagen: Dieser Krieg soll ein freiwilliger sein. Ich will nicht, dass jemand unfreiwillig für uns kämpft. Wenn ihr also nicht kämpfen wollt, tut es nicht. Ich nehme es keinem übel, wenn er sich raushält. Wenn ihr euch nicht sicher seid, ob ihr es tun könnt oder wollt, lasst es. Geht zurück in eure Stadt, oder, wenn ihr bislang auf dem Schwarzen Berg gewohnt habt, in irgendeine andere Stadt. Sagt einfach, ich habe euch geschickt, ihr sollt dort verpflegt werden. Ich verbiete es jedem zu kämpfen, nur weil seine Freunde es tun, oder nur weil er nicht als Feigling dastehen will, oder weil er glaubt, er würde es mir schulden. Ich sage euch das jetzt, damit ihr Zeit habt zu überlegen.“ In den Reihen brach Raunen aus. „Ansonsten freue ich mich über jeden Ninja, der mir zur Seite steht. Die Gargoyles werden im Laufe des Tages Schriftrollen verteilen. Darin haben der Schattenlord und ich alle wichtigen Informationen über die Ninjas von Konoha und ihre Fähigkeiten aufgeschrieben, die wir kennen, damit ihr euch besser auf den Kampf vorbereiten könnt. Das ist alles.“ Ohne ein weiteres Wort drehte sich die sichtlich übermüdete Königin um und ging ins Zelt zurück. Naruto begleitete sie und bedeutete dann den Wachen, nach draußen zu gehen, damit sie allein waren. „Das war aber keine feurige Rede“, stellte er fest. „Die kommt schon noch. Am Abend“, murmelte sie zerschlagen. Sie hatte sich in ihren Bambussessel sinken lassen. Naruto sah sie besorgt an. Sie war richtig blass geworden in den letzten Tagen. „Du solltest mehr schlafen“, sagte er. „Du warst die ganze Nacht wach.“ Sie versuchte zu lächeln, aber es kam nur eine gequälte Grimasse dabei heraus. „Ich habe es versucht … Ich kann einfach nicht schlafen. Nicht, wenn wir einen Angriff auf Konoha planen.“ Naruto setzte ein warmes Lächeln auf, trat hinter sie und schlang die Arme um sie. „Wenn du willst, helfe ich dir beim Einschlafen.“ Er begann spielerisch an ihrem Ohrläppchen zu knabbern. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und sie zog den Kopf zur Seite. „Nicht …“, murmelte sie. Naruto kam um den Sessel herum. „Warum nicht?“, fragte er und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen, den sie zögerlich erwiderte. Vorsichtig strich er mit den Händen über ihren Rücken, fühlte den kühlen Seidenstoff ihres Kleides. Leise, klagende Musik drang von draußen herein; einige Yami hatten wieder zu singen begonnen. Narutos Hände glitten tiefer. Sakura spürte seine Zunge über die Innenseite ihre Lippen prickeln. Er drückte sie fest an sich … „Wir können nicht …“, flüsterte sie schwer atmend und versuchte sich aus der Umarmung zu lösen. „Wieso nicht?“, fragte er enttäuscht und so unschuldig wie ein Kind, das nicht wusste, warum es keine Schokoladentafel aus dem Schrank nehmen durfte. „Es ist nicht richtig … Wir wollen Konoha angreifen … Unser Dorf, Naruto … Wir sind im Krieg …“ Er lächelte ein Lächeln und sie spürte ihren Widerstand zerbröckeln. „Das stimmt. Dann sollten wir die Gelegenheit nicht verstreichen lassen – morgen könnten wir schon tot sein.“ „Sag so etwas nicht“, murmelte sie beklommen, spürte aber, wie die Anspannung von ihr wich. Irgendwie hatte er ja Recht … Sie sollten jeden Moment auskosten, in dem sie glücklich waren, wenn das Schicksal sie zur Traurigkeit zwingen wollte. „Verzeih.“ Er gab ihr erneut einen flüchtigen Kuss, wurde dann fordernder und sie sträubte sich nicht mehr, sondern gab sich der Umarmung hin, darum bemüht, Zukunft und Vergangenheit auszublenden und sich nur auf dieses Gefühl zu konzentrieren … „Aber wenn uns jemand hört …“, fiel ihr ein, als ihr schlechtes Gewissen kurz erstarkte. „Wir müssen einfach leise sein. Es wird niemand hereinkommen.“ „Naruto …“ Ihre Stimme wurde ein Hauchen, als er ihren Nacken und ihren Hals liebkoste und seine Hände erneut auf Erkundungsreise gingen. Sakura schloss die Augen. Vielleicht sind wir morgen tot … Nur der Moment zählt. ====================================== Ich muss sagen, ich hatte irre Spaß, das Kapitel zu schreiben, weil es dank der vielen Charaktere richtig episch geworden ist^^ Und jetzt hat Sasuke auch endlich seinen Titel ;) Zu der Sache mit dem Schwertnamen: Mein Japanisch beschränkt sich auf Wortfetzen und -fetzchen, ich habe keine Ahnung, ob das, was ich da geschrieben habe, wirklich der japanische Ausdruck ist, der er sein soll^^ Falls jemand von euch bei den Namen der Schwerter ein Fehler auffällt, sagt's mir bitte, damit ich es korrigieren kann :) So, und nun habe ich euch genug auf die Folter gespannt. Im nächsten Kapitel beginnt die finale Schlacht um Konoha. Der Titel wird sein: Rain of a thousand Flames. Freut euch schon mal darauf ;) Kapitel 20: Rain of a thousand Flames ------------------------------------- „Bürger des Königreichs der Dunklen Horizonte!“ Sakuras Stimme donnerte durch das Lager, den Wald, erfüllte die kühle Abendluft mit dem Brodeln des Schicksals. „Die Zeit ist gekommen! Wir stehen vor den Toren Konohas! Die Nacht bricht an!“ Rechts von ihr stand Naruto mit verschränkten Armen und entschlossenem Blick. Der Gesang und die Musik waren zum Stillstand gekommen. „Jeder von euch weiß, was ihn erwartet, was er riskiert. Wir alle sind gezwungen zu töten, können verletzt werden oder sterben. Wir nehmen es in Kauf, um zu kämpfen! Mein Volk, ihr wurdet von Konoha gefoltert, versiegelt in ewiger Nacht, gezwungen zu hungern und dahinzusiechen! Schwestern, Brüder, diejenigen unter euch, die nicht auf dem Schwarzen Berg gelebt haben, können sich diese Qual nur schwer vorstellen.“ Sie machte eine Pause und beobachtete, wie die Sonne hinter dem Horizont verschwand. Die Welt wurde in blutiges Rot getaucht. „Heute Nacht wird Feuer Konoha erhellen, heller als der Mond! Ich weiß, dass Krieg schlecht ist, wir alle wissen das, aber das ist es, was ich euch, meinem Volk, schulde. Konoha hat euch wie Dreck behandelt, nun sollen sie im Dreck kriechen! Wir werden sie mit uns auf eine Stufe stellen, uns einen Platz in dieser Welt sichern, ihn zurückerobern!“ Vielstimmiges Gejubel ertönte quer durch das Lager. Sakura wartete, bis wieder einigermaßen Ruhe einkehrte. „Der Tag des Zorns und der Abrechnung ist da. Ihr solltet alle den Schlachtenplan und die Schriften über die Fähigkeiten der Konoha-nins bekommen haben. Ich werde an eurer Seite kämpfen, seid euch dessen gewiss! Die Gargoyles gehen mit Schattenlord Naruto, die Hauptstreitmacht wird dem Schmerzenssohn in die Schlacht folgen.“ Sie nickte Sasuke zu, der mit steinerner Miene am Rand des Geschehens stand. Offiziell war er ein Söldner, den sie von früher her kannte. Er war nicht begeistert davon gewesen, die Verantwortung über ein Heer übertragen zu bekommen, aber so hatte sie es in ihrem ersten Traum gesehen. So sollte es sein. Sakura breitete die Arme aus. Sie merkte, dass sie langsam heiser wurde. „Möge das Feuer die Sterne verschwinden lassen! Konoha wird in schwarzen Flammen brennen! Einst fürchteten und hassten sie die Dunkelheit grundlos, nun werden wir ihnen einen Grund geben! Für das Königreich der Dunklen Horizonte!“ Die letzten Worte schrie sie laut. „Für das Königreich der Dunklen Horizonte!“, erwiderte ihr Volk. Viele stießen Fäuste oder Waffen in die Höhe oder schepperten damit. „Für die Königin der Dunklen Horizonte!“ Die Königin lächelte. Es war vielleicht das letzte Mal. Die Abenddämmerung war so weit fortgeschritten, dass nur noch ein schmaler violetter Streifen am Horizont von der Sonne zeugte. Mehrere Gestalten huschten im Schutz der Dunkelheit um die große Mauer von Konoha Gakure und nahmen in gewissen Abständen Stellung auf. Sie nahmen allesamt Schriftrollen in die Finger und formten eine große Anzahl Fingerzeichen. Am Ende hatten sie die Hände gefaltet, die Schriftrolle zwischen Daumen und Zeigefinger. Dann warteten sie. Nach einigen Minuten kam das Signal vom Lager der Yami, ein einzelner Feuerpfeil, der die Nacht durchbohrte. In dem Moment vollendeten die Yami-nin ihr kollektives Jutsu. Gleichzeitig stießen sie die Handflächen auf den Boden. Ein Meer aus Schriftzeichen breitete sich um ihre Finger aus wie ein Schwarm aufgeschreckter Ameisen. Vielerorts tauchte Flüstern durch die Dunkelheit: „Feuerelement! Regen der tausend Flammen!“ Neji und Tenten waren auf ihrem Kontrollgang durch das Dorf. Die Stimmung in Konoha war nervenzerreißend. Jeder wartete darauf, dass Sakura den ersten Zug machte und sie die Verteidigungsanlagen des Versteckten Dorfes nutzen konnten. Zweimal hatte der immertönende Gesang der Yami bereits aufgehört und jedesmal hatten sie den Angriff erwartet. Nun war es schon dunkel und es war immer noch nichts geschehen. Tenten öffnete gerade den Mund um etwas zu sagen, als etwas mit dem Boden geschah. Neji traute seinen Augen nicht. Schwarze Schriftzeichen krochen in dicken Linien über den Boden unter ihren Füßen, über die Straße, unter den Häusern hindurch. „Was ist das?“, hauchte Tenten erschrocken. Ein riesiger Beschwörungskreis, schoss es Neji durch den Kopf. Keine drei Sekunden, nachdem sich die Linien in der Dorfmitte getroffen und einen Stern gebildet hatten, wurde der Himmel plötzlich hell. Neji sah verwirrt nach oben – und erstarrte! Aus der Wolkendecke drang flammenfarbenes Leuchten, das rasch stärker wurde. Der Himmel begann zu bluten, ein abstruser, zweiter Sonnenuntergang … Dann brach der erste Feuerball aus den Wolken hervor. Die beiden Ninjas rissen ungläubig die Augen auf. Dem Feuerball, der wie ein riesiger Funken aussah, folgten weitere, scheinbar gemächlich. Was war das für ein Jutsu? Neji konnte nicht von sich behaupten, jemals in richtige Panik geraten zu sein, aber in diesem Moment, als er mitansah, wie Hunderte, Tausende Feuerbälle auf das Dorf zugeflogen kamen, empfand er nur noch Angst. Wie der Sprühregen einer Raketenlunte hagelten die Feuerbälle auf das Dorf nieder. Fauchend fraßen sich die Flammen durch die Hausdächer, einige Feuertropfen landeten auf der Straße und brannten für sich weiter. Sie verursachten keine Krater, sie zündeten einfach nur alles an, was sie berührten. Kiba hetzte auf Akamarus Rücken über die Dächer des Dorfes. Es war die Hölle. Links und Rechts von ihm schlugen in unregelmäßigen Abständen Feuerbälle ein, entfachten Brände, zogen über Konoha ein Netz aus Funken, das von oben wie brennender Schimmel aussehen musste, der das Dorf befallen hatte. Akamaru hechtete über den Giebel, der hinter ihm fauchend in Flammen aufging. „Shino!“, rief Kiba. Akamaru sprang von dem Dach zum nächsten und von dort aus zu Boden. Kiba ergriff den Arm seines Teamkameraden und zog ihn zu sich auf den Rücken des großen Hundes. Keine Sekunde später platzte hinter ihnen ein Feuertropfen auf. „Was zum Teufel ist das?“, schrie Kiba gegen das Tosen und Fauchen der Flammen an. „Ich hab so was noch nie gesehen!“ Falls Shino antwortete, ging es im Lärm des brennenden Hauses neben ihnen unter, dessen Dachstuhl eben einbrach. Tsunade stand wie erstarrt vor dem Fenster in ihrem Büro und blickte in die Flammen, die Konoha ergriffen hatten. Das flackernde Feuer spiegelte sich auf ihrem Gesicht wider. Feuer, überall … Nie hatte jemand ein Dorf gründlicher angezündet. Sie hatten die Yami lange Jahre unterschätzt. Tsunades Griff um ihren Stuhl, auf dem sie sich abstütze, wurde so fest, dass Risse in das Material sprangen. „Tsunade-sama …“, murmelte Shizune, die die Akten in ihrer Hand umklammerte wie ihr eigenes Kind. „Wenn Konoha in Flammen steht, werden wir angreifen“, murmelte der Godaime Hokage. „Jetzt weiß ich, was es bedeutet.“ Der Flammenregen dauerte nicht lange an, lange genug jedoch um im Dorf Chaos ausbrechen zu lassen. Wer konnte, ging vor dem Feuerhagel in Deckung. Einige hatten nicht so viel Glück, der Himmelsglut zu entkommen. Kaum dass der letzte Feuerball aus dem Himmel getränt war und sich die Wolken wieder verdunkelten, ergriff absolute Schwärze das südliche Tor von Konoha. Bis die Wachen dort begriffen, was los war, war es bereits zu spät. Wie von Dämonen glühten Augen in der Dunkelheit auf, die alles verschluckte. Wahnsinnig hohes Gekreische ertönte aus den Schatten, und was die Chunin am Tor dachten, war: Das Tor zur Dämonenwelt ist offen. Sie kommen. Die Yami setzten ihre Waffe, die Dunkelheit, gezielt ein. Die Konoha-nin wussten nicht, was sie erwartete, dementsprechend groß war ihre Furcht. Als dann die Wesen aus der Finsternis hervorbrachen, blieb mehr als einer wie zur Salzsäule erstarrt stehen. Grässliche, geflügelte Ungeheuer mit rostroter Haut, peitschenden Schwänzen und Mäulern voller nadelspitzer Zähne flogen über die Dächer und stürzten sich auf die Ninjas auf den Türmen. Auf manchen der Biester ritten Garyoles, die einen Hagel aus Wurfsternen auf die Wachen niedergehen ließen. Andere Garyoles traten wie Schatten aus der Dunkelheit, mit glühenden Augen, und griffen die Chunin an. Sie trugen keine Gesichtsmasken – heute sollte jeder Shinobi aus Konoha die Gesichter derer sehen, die das Dorf überrannten. Auch Naruto trat aus dem dunklen Schleier und öffnete die Augen. Konoha war fast taghell erleuchtet, das Feuer flackerte und ließ unstete, wüste Schatten tanzen. Er zog sein Schwert. Diese Nacht gehörte der Finsternis. Gleichzeitig brach die Hauptstreitmacht mit Sasuke an der Spitze beim Haupttor ins Dorf. Es war ein Gerangel aus Körpern und Geblitze von Waffen, die den Feuerschein reflektierten. Dem Krieg wurde das Blut der Ninjas gezollt. Suigetsu und Juugo beteiligten sich ebenfalls eifrig an dem Kampf und obwohl die Konoha-nin schnell merkten, dass die größte Bedrohung von ihnen ausging, konnten sie, zerstreut und entmutigt vom Regen der tausend Flammen, keine nennenswerte Gegenwehr bereitstellen. Wie so oft wurde auch zur Zeit des Angriffs das Haupttor von Konoha von Hagane Kotetsu und Kamizuki Izumo bewacht – mit dem Unterschied, dass sie in dieser Nacht tatsächlich etwas zu tun hatten. Zu zweit hatten sie schon einige Yami-nin außer Gefecht gesetzt – als sich ein Kunai mit einem brennenden Schriftstück vor ihren Füßen in den Boden bohrte. Geistesgegenwärtig sprangen die beiden zurück, während die Erde mit einem lauten Knall durch die Luft gewirbelt wurde. Die Staubwolke hatte sich noch nicht gelegt, als ein Feuerball daraus hervorschwappte und Izumo an der Schulter streifte. Vor Schmerz ächzend ging der Chunin in die Knie. Dann trat eine Gestalt aus der Staubwolke. Zuerst waren nur die Augen zu erkennen, blutrot, doch anders als die Karfunkelaugen der Yami-nin. Als Kotetsu genauer hinschaute, erkannte er schwarze Hexagramme anstatt Pupillen. Er hielt erschrocken die Luft an. Das war doch … Das konnte doch nicht … „Du … Du bist …“, keuchte Izumo. Das Gesicht des Nuke-nin wurde sichtbar. Es war kalt, ausdruckslos und von Feuerschein und Schatten umrissen. Die Gestalt trug einen Mantel, ähnlich dem der Akatsuki, und musterte die beiden Ninjas aus eisigen Augen, wissend, dass ein einziger Blick ausreichte, um sie zu töten. Er öffnete den Mund, sagte aber nichts, sondern stieß nur die Luft aus. Izumo und Kotetsu waren zu gebannt von seinem Anblick, als dass sie etwas hätten tun können. Seine Augen brachten sie zum Erstarren. Er war zurückgekehrt. Und er kämpfte an der Seite der Königin der Dunklen Horizonte. Kotetsu schluckte trocken. Plötzlich hatte er Angst um Konoha – und um sein Leben. Lag das an diesen Augen? „Du bist also tatsächlich wieder da“, murmelte Izumo. Er spürte kalten Angstschweiß in seinem Gesicht. Sasuke hob langsam sein Schwert, aus dem Blitze zuckten. „Ihr wisst also noch, wer ich bin“, stellte er fest, seine Stimme klang für die beiden so fern, wie aus einem Traum. Einem Albtraum. Neben ihnen stürzte ein brennendes Haus ein. Funken stieben und warfen schnelle Lichtflecken auf Sasukes Gesicht. Das Blitzen des Schwertes ließ seine Bewegungen ruckartig erscheinen, als er auf sie zutrat. „Natürlich wissen wir … Du bist …“ Kotetsu stockte. Er konnte es nicht aussprechen. Vor ihm stand er, und er war mehr, als in Worte zu fassen war. Er war der Überlebende, der Rächer, der Abtrünnige, der Schüler der Schlange, der Sohn des Leides und der Schmerzen. Er war Sasuke Uchiha, und er war gekommen um zu töten. Endlich erwachten Kotetsu und Izumo aus ihrer Starre und hoben ihre riesigen Spezial-Kunai. Sie stürmten zu zweit auf ihren Feind los. Sasuke riss die Augen weit auf und lauschte ihren Schreien, als die Chunin in schwarzen, unauslöschlichen Flammen aufgingen. Königin Sakura beteiligte sich auch an dem Kampf. Es war etwas Persönliches – und außerdem hatte sie nicht vor, die Yami-nin ihr Leben riskieren zu lassen, während sie am Rand des Schlachtfelds stand und zusah. Mit nur zwei Gargoyle-Leibwächtern hatte sie das brennende Dorf ebenfalls betreten – und wurde beinahe sofort von zwei Anbu angegriffen, als hätten diese nur auf ihr Erscheinen gewartet und alle anderen Feinde passieren lassen. Die Gargoyles sprangen vor ihre Königin und wehrten die feindlichen Jutsus ab, als Sakura rief: „Haltet euch da raus!“ Ihre Leibwächter sahen sie verdutzt an, entfernten sich dann aber mit einem leichten Verbeugen. Sakuras Reaktion fiel beinahe zu spät aus, als die Anbu blitzschnell Shuriken auf sie warfen. Sie zog rasch zwei Kunai, einen aus einer Schlaufe an ihrem Oberschenkel, den anderen schüttelte sie von ihrem Unterarm. Damit wehrte sie die sich drehenden Scheiben ab und formte sofort Fingerzeichen. „Jutsu der vollkommenen Finsternis!“ Eine Wolke aus purem Schwarz hüllte sie ein. Sakura war aber noch nicht fertig. Sofort bildete sie neue Siegel. „Jutsu des verschlingenden Albtraums!“ Hätte sie nicht derart gute Chakrakontrolle, wären ihr beide Jutsus entglitten, aber die zweite Technik, die auf dem Kekkei Genkai beruhte, das sie von ihrem Großvater geerbt hatte, zeigte Wirkung: Einer der Anbu schrie panisch auf, als er vor sich in der Dunkelheit ein riesiges Maul mit rasiermesserscharfen Zähnen aufklaffen sah, das sich über ihn stülpte und in einen Schlund aus eisiger Unendlichkeit warf. Der zweite Anbu hatte es geschafft, ihr Genjutsu im Keim zu ersticken und sprang soeben zu seinem Kollegen, um seinen Chakrafluss zu unterbrechen und ihn aus der Schreckensvision zu befreien. Obwohl er nichts sah, konnte er seinen Standort allein durch seinen Schrei ermitteln. Doch Sakura ließ nicht zu, dass er etwas tat. Obwohl sie bereits spürte, dass die Jutsus an ihrem Chakravorrat zehrten, wandte sie eine dritte und noch eine vierte Finsternistechnik an. „Jutsu der Karfunkelaugen! Jutsu der Schicksalsklaue!“ Sie stellte sich vor die beiden Anbu, konnte den einen herannahen sehen, während sich der andere am Boden krümmte. Aus ihren Fingerspitzen zuckten rötliche Blitze, die den zweiten Anbu erfassten, eben als er einen Chakrastrom in das Chakrasystem seines Kollegen schießen wollte. Sakura spürte, wie das Chakra des anderen verbrannte und sein Versuch, den Träumenden zu befreien, kläglich scheiterte. Der Anbu holte wütend nach ihr aus, aber da war sie schon lautlos hinter ihn geglitten und hatte ihm einen Kunai in den Nacken gerammt. Kurzatmig löste sie das Jutsu auf. Die Gargoyles erledigten den sich krümmenden Anbu, noch ehe sie diesbezügliche Anweisungen geben konnte. Sie nahm es hin, schon weil sie erschöpft war. Vielleicht sollte sie ihre Kräfte lieber schonen … Aber Kurudas Training hatte Früchte gezeigt. Sie war den Anbu annähernd ebenbürtig. „Weiter“, keuchte sie. Die Königin und ihre Eskorte schritten in den brennenden Schlund von Konoha hinein. Gemächlich schnürte sich Naname die Sandalen fest zu. Dann stand sie langsam auf und nahm aus ihrer Kommode, was sie zu brauchen glaubte. Kurz testete sie einen ihrer Kunai auf seine Schärfe, dann fiel ihr Blick in den Spiegel. Sie warf ihr karottenrotes Haar zurück und band es an der oberen Hälfte ihres Hinterkopfes zu einem Zopf zusammen, der ihr bis zur Hüfte reichte. Jemand pochte ungestüm an ihrer Tür. Sie antwortete nicht, und die Tür wurde aufgestoßen. Ein Anbu stand keuchend da, hinter ihm toste die Flammenhölle, in die Konoha sich verwandelt hatte. „Naname!“, rief er. „Sie sind schon im Dorf!“ „Ich komme schon“, murmelte Naname und griff nach ihrer Maske, die gut versteckt in einem Geheimfach in der Kommode lag. Andächtig setzte sie sie auf, die Anbu-Maske, die wie ein Drachenkopf geformt war. ====================== Die Schlacht um Konoha hat begonnen! Was das Entsetzen der Ninjas am Tor angeht, hoffe ich, dass es plausibel genug ist. Sie haben, wie schon ihre Vorfahren, generell Angst vor dem dunklen Volk und vor dem Ungewissen, und die Yami schüren diese Angst, die auch auf Kotetsu und Izumo übergegriffen hat, als sie noch dazu Sasuke sahen. Außerdem hoffe ich, dass ich Sakura nicht zu stark gemacht habe, auch wenn sie trainiert hat^^ Ich hab mich daher bemüht, die nach den Jutsus erschöpft darzustellen^^ Trivia: Naname wurde übrigens schon in Kapitel 11 von Danzo erwähnt ;) Bin wie immer für jegliche Kritik offen :D Kapitel 21: An Angel of Darkness -------------------------------- Naruto gab sich Mühe, nicht hinzusehen, gegen wen er kämpfte, als die Ninjas unter seinen Jutsus fielen. Auch sein Schwert kam gebührend zum Einsatz, wenngleich er sich eher im Hintergrund hielt. Die meiste Arbeit erledigten die Gargoyles, die die versprengten Konoha-nin regelrecht jagten. Naruto wusste, dass er sie zwar anführen, aber nicht an ihrer Rache hindern durfte. Es gelang ihnen, ziemlich weit vorzustoßen – solange sie das Überraschungsmoment hatten. Dann, schleichend, fast nicht erkennbar, wendete sich das Blatt. Naruto wurde Zeuge, wie mehr und mehr Gargoyles von dem Trupp getrennt wurden. Die Ninjas teilten sich auf … nein, sie wurden zerstreut! Dem Schatttenlord fiel das zunächst nicht weiter negativ auf, bis einer seiner Leute ihm Bericht erstattete. Der Gargoyle landete neben ihm auf dem von Löchern durchsiebten Dach. „Lord Naruto“, sagte er. „Unser Trupp wird zunehmend aufgerieben. Ich habe Nachricht von mehreren Zweimann-Einheiten erhalten. Sie werden von den Konoha-nin systematisch in die Zange genommen.“ „Systematisch?“, hakte Naruto nach und versuchte, sich in dem flackernden Halbdunkel einen Überblick über das Schlachtfeld zu verschaffen. Einfach war es nicht. Schreie, Waffengeklirr und das Knistern der Flammen war allgegenwärtig. „Jawohl, Milord. Der Feind benutzt die unterschiedlichsten Strategien, um unsere Fähigkeiten und Schwächen herauszufinden, anders kann ich mir das nicht erklären. Alle Gargoyles müssen auf einmal gegen Ninjas kämpfen, die speziell auf sie zugeschnittene Fähigkeiten haben, genau solche, die effektiv gegen sie sind. Das kann kein Zufall sein.“ Naruto nickte. „Das ist es sicher nicht.“ „Dann muss jemand die Konoha-nin außerordentlich gut koordinieren“, stellte der Gargoyle fest. „Außerdem sind überall Fallen aufgestellt, unsere Leute kommen kaum noch voran.“ Erneut nickte Naruto abwesend. Eine Qualmwolke waberte an ihm vorbei. „Dann weiß ich, wer Konohas Truppen koordiniert.“ Der Hinterhof eines intakten Gebäudes musste als Stützpunkt genügen, mehr war auf die Schnelle nicht zu bekommen gewesen. Außerdem lag der Ort strategisch günstig, nicht an der Front, aber recht zentral knapp dahinter. Shikamaru hockte in seiner Denkerpose am Boden. In die Erde sich hatte er einen groben Plan des Dorfes geritzt. Er hatte das Dorf in Rasterabschnitte geteilt und den feindlichen Ninjas Nummern zugeteilt, die mit ihren Koordinaten korrespondierten. Soeben landete ein Chunin vor ihm. „Die Gargoyles B-31 und B-32 haben beide das Feuerelement“, meldete der Ninja, ein Chunin vom Aburame-Clan, der in diesem Kampf rein als Beobachter diente. Auf seiner Weste kletterten Käfer. „B-32 beherrscht außerdem das Wasserelement, und ein Jutsu, dass ätzende Flüssigkeit freilässt. Sie bevorzugen es, in ihrem Finsternisjutsu zu kämpfen.“ Shikamaru überlegte blitzschnell. „Geh zu den Feldern H bis J. Irgendwo dort sollte sich ein Jonin mit Byakugan befinden, der ebenfalls das Wasserelement beherrscht. Stell ihm unserem Team 25 im Gebiet K zur Verfügung, um die Gargoyles zu bekämpfen; er soll seine Wasserjutsus einsetzten um das Feuer zu löschen und das Ätzmittel wegzuschwemmen. Sein Byakugan wird den Feind auch in der Dunkelheit aufspüren.“ Der Chunin nickte. Shikamaru kritzelte an seiner Karte herum und überlegte kühl. Dennoh lief ihm ein Schweitropfen über die Schläfe. Zuversicht hatte ihn gepackt; er durfte keine Fehlentscheidung treffen. Wenn sie so weitermachten, konnten sie tatsächlich gewinnen … „Worauf wartest du?“, fragte er, als sich der Chunin nicht von der Stelle rührte. Als Antwort kippte der Shinobi vornüber in den Schmutz. In seinem Rücken steckte eine Hellebarde – genau in einem seiner vitalen Punkte. Die Kette am Ende der Lanze straffte sich und die Waffe wurde aus dem Körper gerissen und segelte in die Hand eines schwarzhaarigen Gargoyles, der auf dem Dach kauerte und zu Shikamaru hinuntersprang. „Du bist es also, der den Konoha-nin die Anweisungen gibt“, stellte der Gargoyle fest. Er war überraschend jung, fiel Shikamaru auf; die meisten Gargoyles waren über dreißig. Dann erkannte er auch sein Gesicht; er war derjenige gewesen, der sie am Vorabend zu Sakura geführt hatte. Es war schon seltsam, dass der Mann, mit dem er vor nicht allzulanger Zeit geredet und gegen den er persönlich gar nichts hatte, nun sein Feind auf dem Schlachtfeld war. „Ich habe zwar deinen Namen vergessen“, sagte Kuruda und entsann sich auf die Liste mit den der Königin bekannten Ninjas, „aber wenn mich nicht alles täuscht, bist du der Chunin vom Nara-Clan, dieser Stratege, vor dem die Königin uns ganz besonders gewarnt hat.“ Shikamaru antwortete nicht, sondern konzetrierte sich auf Kurudas Auftreten. Er war wie alle Gargoyles mit einer Hellebarde bewaffnet und trug eine Art Tasche um die Hüfte, in der er weitere Waffen aufbewahrte. Tsunade hatte ihm die Information weitergegeben, dass das Volk der Yami auf ihrem Berg im Überfluss Waffen produziert hatte. Der Godaime Hokage hatte nicht gesagt, woher sie das wusste, aber Shikamaru mutmaßte, dass es aus einem Bericht der Anbu hervorging, und dann war die Information auf jeden Fall korrekt. Er musste also davon ausgehen, dass Kuruda sowohl typische Ninjawaffen als auch andere Kampfmittel besaß. Im Gesicht seines Feindes sah Shikamaru zwar Anzeichen von Erschöpfung, allerdings war er nirgendwo ernsthaft verletzt. Desweiteren war er ein Gargoyle und somit aller Wahrscheinlichkeit nach stärker als er, Shikamaru. Aber wenn er sich auf seinen Verstand verließ, konnte er diesen Nachteil ausgleichen … Seine Gedankengänge wurden abrupt unterbrochen, als Kuruda Fingerzeichen formte und zwei Finger an den Mund legte. „Feuerelement! Jutsu des Flammenregens!“ Ein Feuerball verließ seinen Mund. Shikamaru brachte sich mit einem Satz in Sicherheit, als auch schon der nächste folgte. Vier weiteren Kometen wich er aus, die allesamt hinter ihm in die Wand oder den Boden fuhren und dort weiterbrannten. Die Zahnräder hinter Shikamarus Stirn arbeiteten fieberhaft. Was bezweckte der Gargoyle mit den Feuerangriffen? Wollte er das Kampffeld zu seinen Gunsten verändern? Die Umgebungsluft für ein weiteres Jutsu erwärmen? Plante er am Ende gar, mit einem Windangriff einen verheerenden Feuersturm zu entlassen? Der wirkliche Grund war viel banaler, als er zunächst dachte, doch er fiel ihm erst auf, als Kuruda den fünften Feuertropfen nach ihm spie und er erneut mit einem Sprung auswich. Der Gargoyle wollte abschätzen, wie weit und in welche Richtung er bevorzugt davonsprang. Mit gewaltiger Wucht schleuderte Kuruda seinen Speer dorthin, wo Shikamaru landen würde. Der Stratege behielt einen kühlen Kopf, formte Siegel und federte in die Knie. Ein Zacken aus seinem Schatten löste sich und bäumte sich auf; ein pechschwarzer Stachel bohrte sich in die Luft. Mit einem metallischen Pling prallte die Hellebarde davon ab. Shikamaru atmete aus. Schweiß stand auf seiner Stirn. Das Jutsu des Schattennähens hatte gerade rechtzeitig funktioniert. Wäre er eine Sekunde länger in der Luft gewesen, dann wäre es zu – Die Hellebarde verpuffte in weißem Rauch. Kuruda schwebte für einen Moment direkt neben ihm … Das Jutsu des Tausches. Das ist nicht gut …, schoss es Shikamaru durch den Kopf. Ehe er reagieren konnte, packte Kuruda seinen Knöchel und wirbelte die Beine durch die Luft. Shikamaru blockte den Tritt ächzend mit seinem linken Unterarm ab. Die Kette rasselte und Kuruda riss die Hellebarde heran. Die tödliche Spitze raste auf Shikamarus linkes Auge zu … Der Stratege zog instinktiv einen Kunai hervor und wehrte die Waffe ein weiteres Mal ab. Ein Ruck ging durch seinen Unterschenkel, als Kuruda ihn mit seinem Schwung hinter sich her riss, als er fiel. Noch ehe sie am Boden aufschlugen, raste die Faust des Gargoyles von unten auf ihn zu. Shikamaru riss das Bein hoch und stemmte es gegen die Brust seines Feindes. Bevor Kuruda ihn treffen konnte, drückte ihn Shikamaru mit dem Fuß von sich, sah einen Moment seine eigenen Schweißtropfen in der Luft tanzen, und katapultierte sich selbst außer Reichweite. Er landete mit dem Rücken im Staub, überschlug sich und rollte sich wieder auf die Beine. Der ganze Schlagabtausch hatte kaum eine Sekunde gedauert, aber Shikamaru war sofort wieder einsatzfähig. Er machte blitzschnell Fingerzeichen – Kuruda war ebenfalls auf dem Boden gelandet und noch nicht wieder auf den Beinen. „Jutsu der Schattenimitation!“ Sein Schatten wurde dunkler. Ein Strich, schwarz wie Tinte und flackernd aufgrund der Flammen ringsherum, wucherte über den Boden und vereinte sich mit Kurudas Schatten. Der Gargoyle riss die Augen auf, als er sich plötzlich nicht mehr bewegen konnte. Shikamaru gestattete sich ein leises Lächeln. „Jetzt bist du mir in die Falle gegangen“, sagte er. „Der Kampf ist vorbei.“ Kuruda starrte ihn an. Shikamaru demonstrierte seine Fähigkeit, indem er aufstand. Zitternd, wie unter Muskelkrämften, richtete sich Kuruda ebenfalls auf. Sie sahen sich gegenseitig in die Augen. Kurudas Pupillen zitterten. Shikamaru machte einen Schritt zur Seite. Der Gargoyle folgte ihm in dieselbe Richtung. Sie waren zwei Spiegelbilder in einer Hölle aus Schatten und Feuer. Funken tanzten an Shikamarus Gesicht vorbei, als er seinem Feind grimmig in die Augen blickte. Er tat noch einen Schritt, noch einen … Sie umkreisten einander wie zwei Raubtiere – nur dass der eine nur eine Marionette des anderen war. Dann machte Shikamaru einen Schritt nach hinten. Schweißbäche liefen bereits über sein Gesicht, kitzelten an seinen Wangen und seinem Hals und brannten in seinen Augen, einerseits vor Anstrengung, andererseits wegen der unbarmherzigen Hitze der Flammen, die immer noch auf blankem Boden wuchsen. Noch ein Schritt zurück, ein weiterer … Kuruda imitierte jede seiner Bewegungen. „Was wird das?“, nuschelte er schwer verständlich, weil er kaum Kontrolle über seine Lippen hatte. Shikamaru warf einen Blick über die Schulter, damit er es sehen konnte. Hinter Kuruda ragte eine zuckende, tödliche Flamme auf, gierig lechzend nach Fleisch, das sie verbrennen konnte. „Nein …“, murmelte Kuruda. „Das kannst du nicht …“ Shikamaru ging noch einen Schritt zurück und tauchte den Gargoyle in Flammen. Er löste das Jutsu mit einem erleichterten Seufzen auf, als Kuruda gepeinigt aufschrie. Sein Haar und seine Kleidung unter der Rüstung fingen sofort Feuer. Dann verstummte der Schrei. Doch der Gargoyle war nicht tot. Er hatte sich in Luft aufgelöst. Shikamarus Pupillen wurden vom Schreck der Erkenntnis winzig klein. Verdammt, schoss ihm durch den Kopf. Ein Schattendoppelgänger … Aber wann? Sein Herz begann heftiger zu klopfen. Als er über den Boden gerutscht war, erinnerte er sich. Da hatte er Kuruda kurz aus den Augen verloren … und das hatte dieser ausgenutzt, um ihn hereinzulegen. Felszacken krachten aus dem Boden rings um seine Füße. Eine riesige Hand aus Stein schien seine Hüfte zu umschlingen, seine Beine wurden binnen eines Augenblicks betoniert. Er konnte nur noch den Oberkörper frei bewegen … Weiter vorne krallte sich eine Hand aus der Erdoberfläche und Kuruda kämpfte sich hervor. „Wie du mir, so ich dir“, sagte er und lächte unter seinem schweißverklebten, staubigen dunklen Haar hervor. „Jetzt bist du in meinem Jutsu der Versteinerung. Was meinst du, wessen Bindungsjutsu ist angenehmer?“ Er beherrscht Feuer- und Erdelement, stellte Shikamaru fest. Dazu kommt noch sein Kekkei Genkai … Also ist es unwahrscheinlich, dass er noch ein Element beherrscht, wenn man von seinem Alter ausgeht. „Das war ein guter Schachzug“, meinte er anerkennend. „Aber er bringt dich nicht weiter.“ „Wir werden ja sehen“, gab der Gargoyle zurück. Gleichzeitig formten sie Siegel. Shikamaru konnte zwar seine Beine nicht bewegen, aber er wusste, wie er dieses Handicap ganz schnell auf sein Gegenüber übertragen konnte. Sein Schatten zog sich in die Länge und schnellte auf Kuruda zu. Der Gargoyle verschwand in völliger Dunkelheit. Shikamarus Schatten verschwand darin. Er fluchte innerlich. Gerade das Kekkei Genkai der Yami war seine größte Schwachstelle … „Ich wusste es“, hörte er Kurudas triumphierende Stimme irgendwo vor sich. „Du beherrscht zwar die Schatten, aber auch nur die Schatten. In völliger Dunkelheit gibt es kein Licht, und daher auch keinen Schatten, den du manipulieren könntest. Lord Naruto hat uns erklärt, dass deine Schattenjutsus in der Nacht wirkungslos sind. Du hast unseren Siegeszug lange genug gestört, Stratege der Nara!“ Shikamaru schloss die Augen. „Ich habe getan, was ich konnte, um mein Dorf zu schützen.“ „Aye, das hast du.“ Orangerote Augen glühten in der Finsternis auf. „Es ist ein Jammer, dass du nicht auf unserer Seite stehst. Wusstest du, dass die Nara und die Yami miteinander verwandte Clans sind? Dennoch hat man uns, den Nebenclan, verbannt, während ihr weiterhin im Dorf leben durftet.“ Shikamaru hörte, wie Kuruda seine Tasche öffnete und etwas Metallenes daraus hervorzog. „Ihr Typen seid wirklich ein nerviger Haufen“, murmelte er missgelaunt in Kurudas Richtung. Angst vor der Dunkelheit zu haben gestattete er nicht, immerhin war er mit den Schatten aufgewachsen. „Nervig ist gar kein Ausdruck. Glaubt ihr allen Ernstes, Konoha zu attackieren würde irgendwie eure Vergangenheit in Ordnung bringen?“ „Die Vergangenheit vielleicht nicht, aber die Zukunft“, sagte Kuruda. „Das ist nur idealistisches Geschwätz“, sagte Shikamaru. „Hast du niemanden, der dir nahe steht? Hast du je einen Freund sterben sehen? Du könntest alles verlieren, wenn du weiter so einen sinnlosen Kampf kämpfst.“ Er erinnerte sich daran, wie Asuma gestorben war. Kuruda zögerte mit der Antwort. Oder ließ er sich absichtlich Zeit? „Ich würde gerne ein philosophisches Gespräch über Moral mit dir führen, mein Freund“, sagte der Gargoyle dann. „Aber dazu fehlt mir die Zeit.“ Shikamaru hörte mit wachsendem Unbehagen, wie metallische Scharniere einklinkten. Er schluckte trocken und spürte einen Schweißtropfen an seinem Kehlkopf hängen. „Es war ein harter Kampf“, sagte Kuruda. „Aber jetzt ist er vorbei.“ Ein Surren erfüllte die Luft, dann stob die Finsternis wie Spinnweben auseinander und Shikamaru sah einen riesigen Fuuma-Shuriken auf sich zu rotieren. Das steinerne Gefängis zog sich ein wenig zurück, gerade so weit, dass sein Oberkörper entblößt wurde. Wie versteinert sah er den Wurfstern auf sich zurasen. Sein Weg war ewig lang, und unter seinem Blick schien er sich immer langsamer und langsamer zu drehen, je näher er kam, bis er fast zum Stillstand kam … Dann riss Shikamaru ein grässlicher Schmerz entzwei, als der Shuriken seine Chunin-Weste am Bauch zerfetzte, sich in seine Eingeweide fraß und vibrierend stecken blieb. Shikamaru strecke mit einem lautlosen Schrei den Rücken durch. Heißes Blut schoss seinen Hals hoch und drängte durch seinen Mund nach draußen. Die Umgebung verschwamm in verwaschenem Weiß. Ein Bild von Asuma erschien vor seinem inneren Auge. Sein verstorbener Sensei grinste und zeigte ihm den Daumen; er war stolz, weil Shikamaru einen komplizierten Shougi-Zug gekontert hatte. Dann verblasste das Bild. Für einen Moment wurde der rauchverhangene, schwarze, rot schimmernde Himmel über Konoha wieder sichtbar. Es war so schade … so schade, dass er nicht noch ein letztes Mal die weißen Wolken am strahlenden Nachmittagshimmel beobachten konnte … Shikamarus Muskeln erschlafften und er sackte nach vorn. Nur die Felszacken hinderten ihn am Fallen. Den Schmerz spürte er schon nicht mehr. Seine Lider wurden schwerer … Diese Müdigkeit … Wie nervig … Alles verschwamm. Kuruda löste das Jutsu der vollkommenen Finsternis auf und packte seine Hellebarde, die er neben sich in die Erde gerammt hatte. Mit einem Ruck riss er sie heraus, warf sie kurz in die Luft und fing sie wieder auf, hielt sie nun wie ein Wurfspeer, auf seinen Feind gerichtet. „Shikamaruuuu!“ Der Gargoyle wandte sich um. Im Eingang zu dem Innenhof stand ein junger Ninja in roter Kleidung, außerdem war er ziemlich dick. Eine wallende Haarmähne wucherte über seinen Rücken. In seinen Augen stand pure Mordlust, als er Kuruda anstarrte. Der Gargoyle ließ den Speer sinken und wandte sich dem neuen Gegner zu – der sich plötzlich zu einer Kugel zusammenrollte und an ihm vorbeischoss. Kuruda blinzelte ihm verblüfft hinterher. So ein Jutsu hatte er noch nie gesehen … Der dicke Kraftprotz entfaltete sich wieder, riss allein mit der Kraft der Verzweiflung und seinen bloßen Händen das steinerne Gefängnis auseinander, in dem Shikamaru zusammengesunken war. Wieder und wieder rief er seinen Namen, während sich rasch eine beträchtliche Blutlache unter den beiden ausbreitete. Shikamarus Kleidung war bereits triefend rot gefärbt. Kuruda schien der Ninja über dem Anblick seines Freundes vergessen zu haben. „Shikamaru! Sag doch was! Irgendwas!“ Der Dicke klang weinerlich. Kuruda ging langsam auf die beiden zu. Er umfasste seine Hellebarde fester. „Das kannst du mir nicht antun! Shikamaru! Was ist mit Kurenai? Du musst doch auf ihr Kind aufpassen! Shikamaru!“ Kuruda drehte langsam die Waffe in seiner Hand. Die Spitze schimmerte im sanften Rot der Flammen, fast als wäre sie selbst blutgetränkt. „Was sollen wir denn ohne dich machen?“, schluchzte Chouji. „Du bist das Gehirn von Konoha … Was soll Ino sagen, wenn du stirbst? Wie soll ich ihr unter die Augen treten? Sag was! Verdammt, Shikamaru!“ „Er ist noch am Leben“, sagte Kuruda ruhig. „Gerade so.“ Chouji wirbelte herum. Tränen standen in seinen Augen. Er starrte den Gargoyle hasserfüllt an, dieses magere Bürschchen, das Shikamaru das angetan hatte … „Du …“, knurrte er. Kuruda hob die Hellebarde an und steckte sie zurück in die Schlaufe an seinem Rücken. „Du kannst ihn vielleicht noch retten, wenn du dich beeilst und ihn aus dem Dorf bringst.“ Chouji traute ihm nicht, das war unschwer zu übersehen. Dennoch zögerte er nur einen Moment, ehe er Shikamaru vorsichtig in die Achseln und Kniekehlen griff, ihn hochhob und sich mit einem Satz auf die Dächer katapultierte und mit ihm aus Kurudas Blickfeld verschwand. Der Gargoyle schöpfte einige Sekunden Atem, ehe auch er den blutbefleckten Kampfplatz verließ. Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen. Das hatte er gut gemacht. Er hatte nicht nur den großen Strategen Nara Shikamaru außer Gefecht gesetzt, sondern gleich noch seinen Freund, der ihn jetzt aus der Schlacht wegbrachte. Wenn er Glück hatte, gabelte der Dicke unterwegs noch einen Medi-nin auf, der sie ebenfalls begleitete. So einfach war es, den Feind zu dezimieren. Kuruda nahm einen tiefen Zug von der verrauchten Luft. Es war an der Zeit, den Krieg weiterzuführen. ============================ ... und so verlor Konoha eine wichtige Spielfigur. Der Kampf war ziemlich kompliziert zu schreiben^^ Ich hoffe, ihr konntet ihm folgen^^ Ob Shikamaru wirklich verlieren würde? Ich denke, ja. Immerhin ist er ein Chunin, während Kuruda als Gargoyle auf dem Jonin-Level kämpft, und Shikamaru ist ohne ein Team, das er kommandieren kann, auch nicht so stark. Zum Abschluss dann noch eine kleine Hommage an Shikamarus genervten und Kurudas philosophischen Charakter, aber das nur nebenbei^^ Ich hoffe, der Kampf hat euch gefallen und freue mich natürlich riesig über Kommis, Feedback, Kritik, etc. :) Kapitel 22: Colliding Fates --------------------------- Der Anbu-Ne umklammerte röchelnd die Schwertklinge, die in seiner Schulter steckte, und versuchte sie herauszuziehen, doch Sasuke ließ nicht los, sondern jagte einen Stromstoß durch seinen Körper. Der verwundete Ninja stöhnte auf. „Du beantwortest mir jetzt eine Frage“, befahl Sasuke kalt. „Ich habe gehört, ein Mann namens Danzou ist mit schuld an der Auslöschung meines Clans. Wo versteckt er sich?“ Keuchend brachte der Anbu hervor: „Ich … werde dir … gar nichts … sagen …“ Seine Worte gingen in einen Schrei über, als ihn das Chidori Nagashi erneut durchfuhr. Der Ninja zwang sich, Sasuke nicht in die Augen zu sehen. „Eher sterbe ich“, sagte er kaum hörbar. „Das sowieso“, versetzte Sasuke und bewegte die Klinge ein wenig. Der Mann stöhnte auf. „Aber es liegt an dir, wie lange dieser Prozess dauert. Ich habe Zeit.“ Er untermauerte seine Worte mit einem neuen Stromstoß, der den Anbu an den Rand der Bewusstlosigkeit brachte. „Ver…Verflucht seist du … Uchiha …“, stöhnte der Mann. Sakura stieß die Faust in das Häuserdach. Ein Riss durchzog das ganze Gebäude und riss es förmlich auseinander, als die Balken und alles darunter unter ihrer enormen Kraft barsten. Der Anbu stand einen Moment lang schief auf einem davonbrechenden Stück Holz, ehe er in die Luft sprang. „Verdammt!“, stieß er hervor, als er neben seinem Gesicht einen Kunai mit einem brennenden Schriftstück wie in Zeitlupe fliegen sah. Ein tosender Feuerball beendete sein Leben. „Gute Arbeit“, sagte Sakura. Ihre Leibwächter schlugen sich tapfer, auch wenn ihnen allen dreien bald das Chakra auszugehen drohte. Und der Atem. Eine Weile standen sie auf dem Skelett des Gebäudes und rangen nach Luft. „Weiter“, befahl die Königin dann. Als sie auf das nächste Dach übersetzten, stellte sich ihnen eine schmächtige Gestalt in den Weg. „Du kommst hier nicht vorbei, Sakura!“, schrie Konohamaru. Sakura maß den Genin mit einem verblüfften Blick. Er hielt einen Wurfstern in der Hand. „Konohamaru-chan, sei so gut und geh aus dem Weg“, murmelte sie. „Nein! Du bist eine Feindin! Ich muss Konoha vor dir beschützen!“ Sakura seufzte. „Das ist nichts Persönliches. Du bist noch jung und …“ „Behandel mich nicht wie ein Kind!“, fuhr er sie an, doch seine Stimme zitterte. Er hatte Angst. „Ich habe Naruto geschworen, dass ich eines Tages mit ihm um den Titel des Hokage kämpfen werde – und das kann ich nicht, wenn du das Dorf zerstören lässt!“ Wenn du das Dorf zerstören lässt … Seine Worte hallten in Sakuras Kopf wider und ließen ihre Entschlossenheit ein wenig straucheln. Sie seufzte mitleidig. Konohamaru warf den Shuriken in ihre Richtung. Sie wich ohne Mühe aus und noch ehe der Genin reagieren konnte, war sie hinter ihn geschnellt und hatte ihm die Handkante in den Nacken gestoßen. Konohamaru verdrehte die Augen und kippte ohnmächtig um. „Tut mir leid, du wolltest nicht hören“, sagte Sakura. Ihr Blick glitt zufällig auf die gegenüberliegende Straßenseite. Da war es, fiel ihr auf, hinter den Rauchschwaden. Ihr Haus. Dort hatte sie gewohnt, sie und ihre Eltern. Es war ihr Zuhause gewesen. Nun verband sie nichts mehr damit, mit diesem kokelnden Stück Holz und Mauerwerk. Ein Brandherd aus Erinnerungen, und das Feuer darin schmerzte. Einige Meter davon entfernt sah sie auf einer Terrasse einige verwundete Ninjas liegen. Eine Kunoichi versorgte sie medizinisch. Just in diesem Moment richtete sie sich auf und sah in ihre Richtung. Ein Blitz zerriss den Himmel in der Ferne, als Sakura in Inos blaue Augen sah. Sie musterten sich stumm und lange, die Königin der Dunklen Horizonte und ihre ehemalige Freundin. Inos Lippen bewegten sich, aber Sakura konnte sie nicht verstehen. Dann schrie die Kunoichi. „Bist du jetzt zufrieden, Sakura?!“ Sie machte eine weit ausholende Geste, die das ganze Dorf einschloss, die schwelende Heimat aus Blut, Tod und Elend. „Sieh dich um! Bist du zufrieden?!“ Sakura wandte sich ab. „Gehen wir weiter“, murmelte sie. Ino rief noch einmal ihren Namen, aber sie sah nicht zurück, als sie und ihre Leibwächter davonsprangen. Wenn du das Dorf zerstören lässt …, ging ihr durch den Kopf. Ich lasse das Dorf zerstören … Dann gehört es eben zerstört. Hinata hatte stundenlang, wie ihr schien, an der Front gekämpft. Ihre Teamkameraden hatte sie während des Regens der tausend Flammen aus den Augen verloren; sie hoffte inständig, dass es ihnen gut ging. Auch wenn sie momentan eigene Probleme hatte. Die Gasse, die sie und zwei andere Chunin aus Konoha verteidigten, war gut zu halten gewesen, bis den gewöhnlichen Yami-nin zwei Gargoyles zur Hilfe gekommen waren. Innerhalb von Sekunden gingen ihre beiden Kameraden zu Boden und Hinata, die in einen Kampf mit einem feindlichen Ninja verwickelt war, konnte nur hilflos zusehen. Sie duckte sich unter einem Kunaistreich hindurch und stieß dem Feind die flache Hand vor die Brust. Es zischte, blaues Licht leuchtete auf, als sie die inneren Organe des Ninjas lahmlegte. Dann taumelte sie schwer atmend und erschöpft zurück. Das hatte ihr letztes bisschen Chakra abverlangt. Ihre Byakugan konnte sie nicht länger erhalten; ihr Kekkei Genkai ließ sie im Stich. Mit wackeligen Knien wirbelte sie herum und lief die Gasse entlang. Allein gegen die Übermacht, das konnte sie nicht schaffen, schon gar nicht ihn ihrem jetzigen Zustand … Sie lief geradewegs in eine Sackgasse. Nicht, dass sie den Weg nicht gekannt hätte, aber eines der Häuser war eingestürzt und hatte die Straße verschüttet. Hinata hörte ein markdurchdringendes Kreischen und zuckte zusammen. Ein zappelndes, rotes Wesen mit Flügeln und spitzen Zähnen schoss auf sie zu. Die Erbin des Hyuuga-Clans stieß einen erstickten Schrei aus, glitt unter den scharfen Fängen hindurch und schlitzte dem Untier die Kehle mit einem Kunai auf. In einem Sprühregen aus Blut ging das Dämonenwesen zu Boden, wo es fauchte und sich krümmte. „Nicht schlecht.“ Die beiden Gargoyles traten über ihr beschworenes Ungeheuer und bauten sich drohend vor ihr auf. Sie hatten beide fahle Gesichter mit tiefen Augenringen, der eine war an der Stirn verletzt. Ihre Hellebarden hatten sie nicht mehr, dafür jedoch gebogene Kunai. Hinata schluckte und wich zurück, so weit es ging. „Kein Chakra mehr, was?“, ertönte eine Stimme von oben. Ein dritter Gargoyle mit dichten grauen Haaren stand auf der Spitze des Trümmerhaufens und sprang zu ihr herab. Jetzt war sie eingekreist. Mit bebenden Lippen sah sie von einem Ninja zum anderen. Alles in ihr schrie nach Flucht, aber sie wusste, wenn sie loslief, würden ihre Beine einfach nachgeben. Sie packte den Griff ihres Kunai fester und stach zu. Mühelos parierte einer der Gargoyles den kraftlosen Angriff, riss ihr das Messer aus der Hand und stieß sie gegen eine Hauswand. Der mit den grauen Haaren kam näher. „Na, wie ist es, hilflos zu sein? Wie fühlt es sich an, den Launen der anderen ausgeliefert zu sein, hä?“ Er packte grob Hinatas Kinn und zwang sie, ihm in die lodernden Augen zu sehen. Sie spürte seinen heißen Atem auf ihrem Gesicht. „Dreißig Jahre“, knurrte er. „Dreißig Jahre lang habt ihr uns auf diesem Berg festgehalten, dreißig Jahre der Folter und der Qual – kannst du dir das überhaupt vorstellen?“ Er spuckte auf den Boden. „Aber jetzt ist alles anders. Jetzt sind wir wieder da und drehen den Spieß um! Ihr Dreckschweine aus Konoha werdet spüren lernen, wie sich Leid anfühlt! Glaubst du, wir belassen es dabei, alles hier niederzureißen?“ Er lachte schrill. „Nein, wir werden euch eure eigene Grausamkeit spüren lassen! Wir begleichen dreißig Jahre des Schmerzes mit dreihundert!“ Hinata zitterte am ganzen Körper. Sie brachte keinen Ton über die Lippen. Endlich ließ der Mann sie los und stieß sie brutal von sich. „Sollen wir mit dir anfangen?“, fragte er. „Du hast bis jetzt noch keine Ahnung, was Leiden bedeutet – willst du unser Leid nicht auch einmal kosten?“ Vor Angst konnte Hinata nicht antworten. Sie schüttelte nur fahrig den Kopf und wich zurück. Als sie gegen einen der anderen Yami-nin stieß, packte dieser sie sofort an den Schultern und riss sie herum. „Habt ihr das gesehen?“, gackerte er. „Sie will nicht! Tja, du verdammte kleine, verwöhnte Konoha-Schlampe, wir haben damals auch nicht gewollt!“ „Aber wir waren Konoha ausgeliefert“, fügte sein Kamerad hinzu. „Jetzt ist es umgekehrt …“ Der Gargoyle mit den grauen Haaren musterte sie eingehend. „Ich muss sagen, du bist recht hübsch. Aber du hast einen wesentlichen Makel. Das hier.“ Er hielt plötzlich einen Kunai in der Hand und schlug zu. Hinata schrie auf und presste die Hand auf die Schulter. Klappernd fiel ihr Ninjastirnband, das sie um den Hals getragen hatte, zu Boden, doch der Gargoyle hatte ihr noch zusätzlich in den Nacken und die Schulter geschnitten, als er das Band durchtrennt hatte. Blut lief ihr zwischen den Fingern hindurch. Er trampelte mit dem Stiefel auf dem Symbol von Konoha herum. „Wenn ich dieses verdammten Zeichen nur sehe, bekomme ich eine Mordswut!“, zischte er giftig. Hinatas Knie knickten endgültig ein, doch der schwarzhaarige Gargoyle mit der Platzwunde fing sie auf und richtete sie wieder auf, wobei er sie gegen die Wand lehnte und dort festhielt. „Jetzt siehst du doch gleich besser aus“, stellte er grienend fest. „Ich weiß nicht“, sagte der zweite Schwarzhaarige. „Sieh dir mal ihre Augen an. Dieser leere Blick, dieses Weiß … Das gibt’s nur bei den verfluchten Hyuuga-Leuten in Konoha!“ „Du hast Recht“, erwiderte sein Kamerad nachdenklich. „Sie sieht damit immer noch aus wie eine aus Konoha, mit diesen Augen.“ „Das können wir ändern“, sagte der grauhaarige Gargoyle grimmig und ergriff einen brennenden Holzspan, der aus dem Trümmerhaufen ragte. „Brennen wir sie ihr einfach aus.“ Hinata schrie auf. Ihre geweiteten Augen schimmerten feucht, als das glimmende Holzstück näher kam. Die Gargoyles lachten widerlich. „Was geht hier vor?“, erscholl eine Stimme aus der Gasse. Die Männer drehen sich um und wurden schlagartig blass. Hinata konnte ihn kaum klar sehen: Naruto trat auf sie zu, mit wehendem Umhang und zornfunkelnden Augen. „Wir … Wir haben eine Geisel aus Konoha genommen …“, stammelte der Grauhaarige. Naruto ging zu ihm hin und schlug dem Gargoyle fast beiläufig mit dem Handrücken ins Gesicht. Der Schlag war nicht stark, aber seine symbolische Wirkung dafür umso größer. Der Mann prallte zurück und ließ das Holzstück fallen. „Ihr meldet euch bei mir, sobald er Kampf vorbei ist“, zischte Naruto aufgebracht und sah ihnen nacheinander in die Augen. „Und jetzt ab an die Front mit euch!“ „Zu Befehl, Schattenlord!“, riefen die Männer unisono und sprangen über die Dächer hinweg. „Alles in Ordnung?“ Naruto wandte sich Hinata zu. Es war eine dämliche Frage, erkannte er sofort. Hinata starrte ihn ungläubig an. Er? Schattenlord? Anführer des feindlichen Heeres? Obwohl sie bei der Audizenz bei Sakura dabei gewesen war, hätte sie nie gedacht, dass er, ausgerechnet er, diese Position innehatte. Sie liebte ihn doch … „Na…Naruto …“, hauchte sie, ehe sie vor Erschöpfung und Angst in Ohnmacht fiel. Naruto fing sie auf und schaffte es irgendwie, sie auf seinen Rücken zu manövrieren. Mit Hinata huckepack verließ er diesen Ort. Es dauerte eine Weile, bis er in dem Gewimmel aus Kämpfen und Rauchsäulen die Person fand, die er suchte. Naruto landete neben Kuruda, der auf einem kleinen Aussichtsturm stand und eben die Lage überblickte. „Ich habe eine Aufgabe für dich“, sagte er. Kuruda musterte ihn, dann Hinata, dann wieder ihn. „Ja, Schattenlord?“ „Pass auf dieses Mädchen auf. Du bist mir persönlich dafür verantwortlich, dass ihr nichts geschieht, verstanden?“ „Aye. Zu Befehl, Milord.“ Kuruda nickte. Naruto sah ihm kurz in die Augen, und der junge Gargoyle hielt seinem Blick stand. Dann lehnte er das ohnmächtige Mädchen gegen die Turmwand und machte sich wieder auf den Weg. Er selbst konnte nicht auf Hinata aufpassen – das würde garantiert nicht gut gehen, schon gar nicht, wenn sie wieder aufwachte. Bei Kuruda war sie sicher, da war sich Naruto gewiss. Er, Schattenlord Uzumaki Naruto, hatte noch andere Dinge zu tun. Lee und Tenten hatten lange Zeit an der Front gegen die Hauptarmee des Königreichs der Dunklen Horizonte gekämpft und es war auch lange gut gegangen – bis sie auf die beiden Söldnerninjas getroffen waren, die nicht aus dem Reich stammten. Sie hörten auf die Namen Juugo und Suigetsu und waren im Kampf wahre Teufel. Es gab mehr und mehr Verletzte in ihren Reihen, und während Neji ihnen den Rücken deckte, hatten Lee und Tenten eine Eskorte für sie organisiert; ein Zug aus fünf Ninjas mit ihnen beiden als Schlusslichter brachte über ein Dutzend Verwundete zum Hokage-Gebäude. Im Keller des Gebäudes war ein Notfalllazarett errichtet worden, wo sich Shizune und einige andere medizinische Ninjas um die Verletzten kümmerten. Sie lieferten die Shinobi ab und machten sich auf den Rückweg zur Front. Da Tsunade von anderen schwachen Stellen in der Kampflinie gehört hatte und Schlachtenkoordinator Shikamaru plötzlich verschwunden zu sein schien, teilte sie die Eskorte auf und wies sie an, an verschiedenen Stellen die Front zu verstärken. Lee und Tenten wurden in eine Straße geschickt, wo die Yami-nin erschreckend weit vorgestoßen waren: Nicht mehr lange und sie würden das Hokage-Gebäude erreichen und stürmen. Zum Glück war es nur eine kleine Gruppe gewöhnlicher Yami-nin, derer sie sich annehmen mussten. Lee fegte wie ein Wirbelsturm durch die feindlichen Shinobi, während Tenten ihr gesamtes Waffenarsenal zur Schau stellte. Lee hämmerte seine Faust gegen einen Ninja, der sich als Schattendoppelgänger herausstellte. Als er verpufft war, bohrten sich dünne Drähte aus der Erde hervor und schlossen sich um Lees Knöchel. Im selben Moment hörte er Tenten rufen: „Lee, Vorsicht! Da sind Gargoyles!“ Der Tajutsu-Champ zerrte an seiner Fessel, schnitt sich aber nur in die Haut. Wie ein Adler stürzte sich ein Gargoyle von oben auf Tenten, die mit einem Sprung nach hinten auswich. Sie öffnete ihre Schriftrolle und ließ eine doppelseitige Kampfaxt erscheinen. Der Gargoyle verzog das Gesicht zu etwas, das ein Lächeln sein konnte. Er biss sich die Fingerkuppe auf, rollte eine Schriftrolle aus seinem Gürtel auf und zog eine dünne Blutspur darüber. Weißer Rauch wallte auf und in einer Reihe vor ihm bohrten sich mehrere Hellebarden, wie sie die Gargoyles benutzten, in die trockene Erde. Er zog zwei davon heraus. „Glaubst du, ich würde deine Fähigkeit nicht kennen – Tenten Ama?“, fragte er. Irgendwo am Himmel zuckte ein Blitz auf und beleuchtete seine linke Gesichtshälfte glühend blau und gespenstisch. Tenten biss die Zähne zusammen und zwang sich zur Konzentration. „Du kennst ja sogar meinen Namen“, stellte sie fest und bemühte sich, lässig zu klingen. Durchdringende, rachsüchtige blaue Augen bohrten sich in ihre. „Ich kenne euch alle“, flüsterte der Gargoyle. „Ich habe mir alles über euch eingeprägt, was uns die Königin gesagt hat – Waffen, Techniken, Namen, Alter, Ninjastufen … Seid ihr den Schwarzen Berg angegriffen habt, warte ich auf diesen Moment!“ Sie stießen zusammen. Der Gargoyle schwang seine beiden Speere meisterhaft, aber Tenten gelang es sie mit ihrer Axt abzuwehren. Dann schlug sie ihrerseits zu. Ein schmerzerfülltes Keuchen kam über die Lippen des Mannes, als er parierte. Tenten sah, wie sich seine Kleidung unter seinem Panzer rot färbte. Hatte sie soeben eine Wunde aufgerissen, die noch nicht lange verheilt war? „Da du meinen Namen kennst, verrätst du mir auch deinen?“, fragte sie und bemühte sich um ein Grinsen. „Takuma“, ächzte der Gargoyle. Er hatte Schmerzen. Sie gingen auseinander – und in diesem Moment fegte Lee heran, der sich endlich aus der Falle befreit hatte. „Konoha-Wirbelwind!“ Wie ein Kreisel raste er heran auf den ungeschützten Gargoyle zu – als plötzlich ein zweiter Gargoyle wie aus dem Nichts auftauchte und den Tritt mit seiner eigenen Lanze abwehrte. Lee stieß sich ab, schlug einen Salto und landete einige Meter entfernt. Sofort wurde er wieder von den gewöhnlichen Yami-nin bedrängt. „Takuma“, sagte der zweite Gargoyle. „Hattest du nicht Anweisungen, dich auszuruhen?“ „Schnauze“, keuchte Takuma. „Nur so kann ich meine Ehre zurückgewinnen!“ „Überlass mir diesen Kampf“, sagte der andere und führte Siegel aus. Tenten erkannte die Fingerzeichen; ein solches Jutsu hatte sie schon bei anderen Gargoyles gesehen. Sie wappnete sich für einen Feuerangriff. „Tenten!“, rief Lee und versuchte ihr zur Hilfe zu kommen, aber die Yami-nin ließen ihn einfach nicht zu seiner Freundin. Soeben lieferte er sich einen hitzigen Kampf mit einem Ninja, der eine Panzerung aus Stein trug und schwer kleinzukriegen war. „Jutsu des Flammenregens“, beendete der Gargoyle sein Jutsu. Er erinnerte Tenten ein wenig an Kakashi; er war völlig ruhig und gelassen, als befände er sich gar nicht in einem Kampf. Vier, fünf, schließlich sechs Feuerbälle verließen seine Lippen. Tenten wich ihnen geschickt aus. Plötzlich ertönte ein Flügelrauschen über ihr. Sie hob den Kopf – und sog scharf die Luft ein. Über ihr saß ein Schattendoppelgänger des Gargoyles auf einem fledermausähnlichen Untier und hatte das gleiche Jutsu ausgeführt wie sein Spiegelbild. Und diesmal konnte sie nicht rechtzeitig ausweichen. Tenten stieß einen schrillen Schrei aus, als der Feuerhagel sie gleich mehrmals traf. Die brennenden Tropfen schlugen in ihrer Brust, den Schultern und ihrem Rücken ein und explodierten förmlich. Sie spürte, wie sich ein brennendes Netz aus Schmerzen um ihren Oberkörper spannte. Ächzend ging sie in die Knie. Im Nu war Takuma vor ihr. „Das ist für den Schwarzen Berg“, sagte er. „Jutsu der Pestilenz!“ Er atmete tief aus und hüllte sie in eine beißende, gelbe Wolke. Tenten hustete und würgte, als die Substanz ihre Kehle hinunterbrannte. „Das ist eine schwer ätzende Giftwolke“, erklärte der Gargoyle. „Sie wirkt in Sekundenschnelle.“ Tenten hustete gewaltsam. Ein paar Blutstropfen fielen zu Boden. Sie umklammerte ihren Hals, bekam nicht mehr genug Luft. Lee hatte soeben den Felsninja in die Luft katapultiert und war unter ihn geschossen. Die Mullbinden um seine Unterarme entfalteten sich wie von selbst und bandagierten den Yami-nin wie eine Mumie ein. Dann ließ Lee ihn unter zerreißenden Rotationen in den Boden krachen. Soviel dazu. Er holte tief Luft und wischte sich über die Stirn. „Die Kraft der Jugend kennt keine Grenzen!“, rief er inbrünstig und sah zufrieden, wie die anderen Ninjas respektvoll vor ihm zurückwichen. Dann erst sah er sich nach Tenten um. Seine Freundin lag am Boden und rührte sich nicht mehr. „Tenten!“, schrie er und stürzte zu ihr. Die letzten Reste der Giftwolke waren gerade erst verraucht. Lee ließ sich auf die Knie fallen und drehte Tenten auf den Rücken. Sie atmete nicht. Schaumiges Blut lief ihr in Strömen aus dem Mund. „Nein!“, schrie er. „Tenten!“ Was sollte er tun? Was konnte er tun? Er ließ einen Wutschrei hören, der an die Wolken am Himmel gerichtet war. Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt … „Tenten, wach auf! Dein Feuer brennt noch, ich weiß es!“ Doch egal wie sehr er sie schüttelte, sie regte sich weder, noch schlug sie die Augen auf. Seine Verzweiflung schlug in Zorn um. Eine Ader begann an seiner Schläfe zu pochen. Er spürte, wie seine unglaublichen Kraftreserven aus ihm hervorbrachen. Seine Muskeln schienen platzen zu wollen; als hätten sie ein Eigenleben, wollten sie plötzlich kämpfen … Der unheimliche Moment verging. Lee starrte auf Tentens leblosen Körper hinab, konnte nichts anderes mehr sehen, an nichts anderes mehr denken. Das war nicht geplant gewesen … Gewiss, so etwas konnte in einer Ninjawelt nur allzu schnell passieren – aber es hätte nicht passieren dürfen, nicht in diesem Kampf, dem Kampf gegen Sakuras Armee … Erneut wandte er den Kopf himmelwärts, die Augen zusammengekniffen, und schrie, lange und lauter als alles andere. Noch bevor sein Schrei verklungen war, bohrten sich Gargoyle-Lanzen in seinen Rücken, sieben an der Zahl. Sieben, um das Biest von Konoha zu bändigen. Kapitel 23: As long as Sorrow is with me … ------------------------------------------ Naruto hielt auf das Hokage-Gebäude zu. Sein Umhang bauschte sich mit jedem Sprung, den er über die Dächer tat. Wer hätte je gedacht, dass er einmal als Eroberer hier entlangeilen würde … Das Gewitter war näher gekommen; in den letzten Minuten hatten sich Blitze und Donner über Konoha gemehrt. Etliche der Feuer in Konoha waren bereits erloschen und hatten schwelende Verwüstung hinterlassen; das Licht würde bald nur noch vom Himmel kommen. Und der Schein der aufgehenden Sonne am Morgen würde die Ruinen eines einst großen Dorfes beleuchten. Naruto landete abrupt, als er aus einer Gasse eine abgekämpfte Gestalt treten sah. Er war nicht verwundert, dass er ihn hier traf, weitab des eigentlichen Kampfgeschehens. Es hätte ihn eher gewundert, wenn er wirklich an der Front gekämpft hätte. Sasukes Hemd war zerrissen. Seinen bloßen Oberkörper zierten Schmutz und Schrammen. Er musste einen hitzigen Kampf hinter sich haben. Naruto wollte ihn fragen, wo er war, aber er fand nicht die passenden Worte. Sie sahen sich schweigend an. Es war immer noch eine merkwürdige Erfahrung, seinem ehemaligen besten Freund gegenüberzustehen und dennoch einen völlig fremden Mann zu erblicken. Er begriff, dass er sich all die Jahre etwas vorgemacht hatte. Sasuke war nicht länger sein Freund von früher. Er kämpfte wieder an seiner Seite, doch ihre Freundschaft war längst erkaltet. „Die Schlacht läuft gut“, sagte Naruto, um irgendetwas zu sagen. „Wir kommen immer weiter voran. Unsere Gegner werden immer unkoordinierter.“ Sasuke musterte ihn mit regloser Miene. „Das interessiert mich nicht wirklich“, sagte er mit einer Stimme, die fast einen Schauer auf Narutos Rücken auslöste. Aber nur fast. Er war der Schattenlord; er musste sich nicht vor Sasuke fürchten, sondern höchstens über ihn wundern. „Ich bin nur meiner Rache wegen hier.“ „Und? Wie geht die voran?“, murmelte Naruto verstimmt. Sasuke antwortete nicht gleich, sondern ging an ihm vorbei. Als sie auf gleicher Höhe waren, sagte er, ohne Naruto anzusehen: „Das erste Kapitel ist abgehakt.“ Naruto hob die Augenbrauen. „Das heißt …?“ „Danzou, der feige Anbu-Führer, ist tot.“ Naruto schluckte. Das war sicher nicht einfach gewesen, selbst für jemanden mit Sasukes Fähigkeiten … „Ich sehe, du hast dein Versprechen gegenüber Sakura eingehalten, Naruto“, ertönte eine Stimme und ließ sie herumwirbeln. Beide griffen nach ihren Schwertern. Naruto hielt die Luft an. „Kakashi-sensei …“ Der Kopierninja hockte auf der Spitze einer Brandruine. Er hatte sein Sharingan-Auge entblößt. „Du hast Sasuke zurück nach Konoha gebracht.“ „Nein … nein … nein …“ Sakura stolperte wie im Traum auf die beiden zu. „Meine Königin, wir sollten nicht …“ Sie hörte nicht, was der Gargoyle weiter sagte. Fassungslos starrte sie Lee und Tenten an. Sie war schockiert, am meisten über sich selbst. Sie hatte schließlich gewusst, dass es so kommen musste – warum war sie nun so betroffen? Diese Ninjas waren ihre Feinde! Dennoch ließ sie sich neben Lee ins Gras sinken, strich sich die Haare zurück und begann ihm die schimmernden Hände auf die Wunden zu legen. Die Verletzungen waren vielleicht zehn Minuten alt, höchstens … Sie biss sich auf die Unterlippe. Halte durch, Lee … Sie waren zwar Feinde, aber sie konnte ihr Ziel auch erreichen, ohne seinen Tod heraufzubeschwören. „Meine Königin, wir haben nicht ewig Zeit“, drängte ihr Leibwächter. Sie waren nur noch zu zweit; der zweite Gargoyle war im Kampf gegen einen Anbu von ihnen getrennt worden. Sakura hörte nicht hin. Sie ahnte, dass sie nichts mehr für Lee tun konnte – seine Wunden waren schrecklich. Ihr Blick glitt zu Tenten. Sie sah auf den ersten, schnellen Blick gesund aus, ohne äußere Verletzungen, aber sie hatte keinen Puls mehr. Sie konnte unmöglich beide behandeln … Womöglich auch keinen von ihnen. Heiße Tränen wollten in Sakuras Augen aufsteigen, doch sie presste sie zurück. Sie war eine Königin, Lee und Tenten waren ihre Feinde. Dennoch ging ihr Lees strahlendes Gesicht nicht aus dem Kopf. Sein grelles Grinsen, der ausgestreckte Daumen, seine erste Liebeserklärung … Wie er sie im Wald des Todes beschützt hatte, seine ungezwungene, ehrgeizige, grundgüte Art … Die Tränen kamen nun doch. Warum weine ich um den Feind? Weil Lee nichts dafür kann. Aus den Minuten wurden kleine Ewigkeiten, während sie beharrlich versuchte, mit ihren zitternden Händen Lee zurück ins Leben zu rufen. Das Chakra in ihren Handflächen war längst unstet geworden, als ihre Schultern bebten und ihre Tränen all ihren Hass wegwuschen. „Willst du jetzt die Heldin spielen?“ Die Stimme klang verbittert. Sakura hielt mit ihrem sinnlosen Tun inne und drehte sich um. Ino. Sie war ihr gefolgt. Sie war ihr gefolgt, anstatt sich um ihre Patienten zu kümmern. „Geh weg, Ino“, murmelte sie schwach. „Am besten, du fliehst aus Konoha. Am besten, ihr flieht alle.“ „Weil du uns sonst alle töten lässt“, sagte Ino mitleidslos. „Bereust du es schon? Du hast deine früheren Freunde in den Kampf getrieben, und du hast es genau gewusst!“ „Sei still“, flüsterte Sakura. Ino kam unbeirrbar näher. „Ich frage dich nochmal – bist du zufrieden?“ Sakura ballte die Fäuste. Weitere Tränen drangen nach draußen. „Konoha steht in Flammen, deine Freunde sind tot – bist du jetzt glücklich? Ist es ein gutes Gefühl, bald auf dem Siegerthron zu sitzen?“ „Sei still!“, schrie Sakura, sprang auf und holte aus. „Nur zu, schlag mich ruhig!“, spie ihr Ino entgegen. Sakura zuckte zusammen, öffnete die Faust und klatschte Ino mit der flachen Hand ins Gesicht. Der Schlag hallte wider, bis er vom Donnergrollen übertönt wurde. „Ich habe euch die Wahl gelassen“, murmelte Sakura. Ino hatte sie schuldbewusst erwartet, doch als sie den Blick hob, waren Sakuras Augen klar und selbstsicher. „Ihr solltet mir alle aus dem Weg gehen! Ich will euch nicht verletzen – ihr wart es, die sich dagegen gewehrt haben! Alles, was ich will, ist Gerechtigkeit und Platz für mein Volk!“ „Gerechtigkeit“, schnaubte Ino abfällig. „Du solltest dich reden hören. Nennst du das etwa Gerechtigkeit? Und wer gibt den Leuten aus Konoha Platz zum Leben, wenn das Dorf völlig zerstört ist?“ Der Gargoyle machte einen Schritt auf die Kunoichi zu, doch Sakura hielt ihn mit einer Geste zurück. „Du verstehst mich nicht, Ino“, sagte sie mit fester Stimme. „Das stimmt“, versetzte ihre ehemalige Freundin. „Ich habe keine Ahnung, was gerade in deinem Kopf vorgeht.“ Ihr Blick wurde mit einem Mal sanfter. „Ich kann mir vorstellen, dass du einige einschneidende Erlebnisse gehabt hast. Wenn du mir wenigstens erklären könntest, wieso du uns alle plötzlich so sehr hasst …“ „Ich hasse nicht euch. Ich hasse Konoha.“ Ino packte sie an den Schultern, als wollte sie sie wachrütteln. „Aber wir sind Konoha! Du bist Konoha! Du kämpfst gegen dein eigenes Dorf!“ Sakura streifte ihre Hände ab. „Du verstehst mich wirklich nicht“, stellte sie fest. „In der gegenwärtigen Lage kann mein Volk nicht weiterleben. Du weißt, was mit einem Topf Milch passiert, wenn sie zu lange kocht?“ Ino starrte sie an, ihre Lippen waren nur ein dünner Strich. „Sie läuft über“, murmelte sie dann. „Dasselbe passiert mit menschlichem Leid. Bis zu einem gewissen Grad kann man es ertragen, aber irgendwann quillt der ganze Hass auf und überflutet den Verstand. Und man wird innerlich zerfressen, wenn man ihn nicht herauslässt.“ Sakura klang traurig. „Und dieser Hass richtet sich gegen Konoha“, sagte Ino mit belegter Stimme. Sakura nickte. „Und gegen alle seine Bewohner, egal, ob sie etwas dafür können oder nicht.“ Sakura knirschte mit den Zähnen. „Ich hatte gesagt, ihr sollt das Dorf evakuieren! Ich habe euch angeboten zu kapitulieren, ich habe euch gebeten, fortzugehen!“ „Du begleichst Unrecht mit Unrecht“, murmelte Ino. „Das ist die Definiton von Rache!“ „Verstehe.“ Inos Gesichtsausdruck veränderte sich, wurde distanzierter, kälter. „Sakura, ich glaube, ich habe dich gerade erst kennengelernt. Oder kann es sein, dass dein früheres Ich schon lange tot ist?“ „Schon möglich“, murmelte Sakura. Dann wurde sie plötzlich wütend, die Tränen in ihren Augen versiegten. „Was du sagst, hört sich richtig an! So wie du die Wahrheit drehst, bin ich die Böse, der alles egal ist! Aber du hast nicht gesehen, was ich gesehen habe! Du hast nicht erlebt, was sie erlebt haben! Auch wenn es mir das Herz zerreißt, muss ich weiterkämpfen!“ „Wenn ich dich nicht verstehen kann, kann ich nur an meinem eigenen Glauben festhalten. Dann ist es meine Pflicht als Ninja von Konoha, dich an deinem Plan zu hindern.“ Dich zu töten, hatte sie vielleicht sagen wollen. Ino zog einen Kunai und nahm Kampfhaltung ein. Sakura hob ebenfalls einen ihrer gebogenen Messer. Ein plötzlicher Sturmwind kam auf und zerzauste ihr das Haar. Sein Abflauen galt ihnen als Signal. Gleichzeitig stürmten sie aufeinander los. Ihre Kampfmesser blitzten auf, klirrten kurz gegeneinander, wieder und wieder. Während Blitze im Hintergrund den Himmel in Brand setzten, zuckten vor Sakuras innerem Auge Bilder der Erinnerung auf. Eine Halle voller Säulen, sie und Ino in der Mitte, miteinander kämpfend wie jetzt, umgeben von ihren Freunden und den Prüfern des Chunin-Examens. Wie lächerlich war der Grund ihres Kampfes damals gewesen, verglichen mit dem heutigen … Sie begriff, dass sie die längste Zeit nicht gewusst hatte, was Kämpfen wirklich bedeutete. Die ganze Zeit wollten die Tränen nicht aus Sakuras Augen weichen. Während die beiden Kunoichi sich rasend schnell umeinander drehten, drehten sich Sakuras Gedanken gleichsam um Inos Worte. Sie hätten sie verletzen sollen, hätten ihr wehtun müssen – doch sie hatte die Worte erwartet. Wäre Ino an ihrer Stelle gewesen, sie hätte wohl das gleiche gesagt. Es war nicht der Versuch gewesen, ein Dorf zu retten. Ino hatte versucht, ihre Freundschaft zu retten. Eine Freundschaft, die nun unwiderruflich zerbrochen war. Erneut schabten die Kunai übereinander. Für jeden anderen hätten Inos Worte logisch geklungen – sie waren logisch –, aber für jemanden, der das Elend auf dem Schwarzen Berg miterlebt hat, waren sie hohl und doch ohne Echo. Es ließ sich nicht in Worte fassen, es ließ sich auch fast nicht in Gedanken begreifen, aber Sakuras Krieg war richtig. Weder Konoha noch sie waren die Bösen in diesem Spiel. Und genau deswegen durfte sie hier nicht mit Ino kämpfen. Ihr wurde bewusst, dass sich ihr Zorn im Grunde nur gegen die richtete, die die Yami verbannt hatten. Ihr erster Albtraum auf dem Schwarzen Berg fiel ihr wieder ein: Naruto als Kind, von allen verachtet, ohne zu wissen, warum … Wer trug Schuld? Oder wer trug keine Schuld? „Ino“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Wieder stießen ihre Kampfmesser zusammen, und wieder und wieder … In dem Versuch, den Kampf zu beenden, holte Sakura mit der Faust aus und schlug kräftig zu. Ino drehte sich weg, trat zu, traf Sakura an der Seite und ließ sie taumeln. Sakura packte den Fuß ihre Freundin und stieß ihn von sich. Ino versuchte das Gleichgewicht wiederzuerlangen, aber sie stürzte schwer und blieb bäuchlings auf der Erde liegen. Schwer atmend kam Sakura näher. „Ino?“, fragte sie mit brüchiger Stimme. Keine Antwort. „Ino?“ Ihre Stimme wurde lauter, das Schlachtfeld schien sich plötzlich um sie zu drehen. Ein schrecklicher Verdacht nahm in ihrem Kopf Gestalt an. Sie packte ihre Freundin an der Schulter und drehte sie herum. Ino starrte sie aus leeren Augen an. Unter ihr hatte sich eine Blutlache ausgebreitet. Die Kunoichi war genau in ihren eigenen Kunai gefallen, der ihr Herz durchbohrt hatte. Wie konnte so etwas Unglückliches passieren? Sakura starrte sie an, den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. Sie ließ ihr Chakra aufflammen, versuchte die Wunde zu heilen, doch es half genauso wenig wie bei Lee oder Tenten. Ein bitterer Gedanke wurde in ihr laut. Niemand konnte sie von ihrem Weg abbringen. Niemand konnte sie aufhalten. Das hatte sich eben erwiesen. Es war dieser Gedanke, der etwas in ihr zerspringen ließ, dessen Scherben in ihrer Brust stachen. „Es tut mir leid, Ino“, murmelte sie und strich ihrer Freundin eine lange, blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich wünschte mir, wir wären bis zum Schluss Freundinnen geblieben.“ Erinnerungen durchzogen ihre Gedanken, an ihre Kindheit, an jeden Streit und jedes Lachen, das sie mit Ino geteilt hatte. Sie saß nur noch da und ließ sich von diesen Gedanken betäuben. „Königin Sakura“, drang die nervöse Stimme des Gargoyles durch die Watte um ihr Bewusstsein. Ein Regentropfen zerplatzte auf ihrer Nasenspitze und ließ sie aus ihrer Trance aufwachen. Sie holte zittrig Luft und sah in den Himmel. Die Wolken waren aufgebrochen. Regen kam. Während das Rauschen die Kampfgeräusche vor Sakura abschirmte, nahmen die beruhigenden Tropfen den Platz ihrer Tränen ein und liefen kühl an ihrem Gesicht hinab. Weinte sie überhaupt noch? Als sie aufstand, spürte sie ihre Beine kaum. Die drei leblosen Körper lagen immer noch vor ihr, längst eins mit der aufgeweichten Erde und der Ewigkeit. Sakura schloss die Augen. Einen Moment lang konzentrierte sie sich auf das Geräusch des Regens, doch sie konnte sich nicht von dem Schmerz befreien, der ihr Herz spaltete. Hatte so Sasuke gefühlt? Wenn er den Schmerz überstand, dann schaffte sie das auch … Aber hatte er ihn denn überstanden? Vor ihr sah sie das Hokage-Gebäude durch den grauen Schleier aufragen wie eine unheilvolle Beule im Antlitz der Welt. Dort lag ihr Ziel. Dort würde alles ein Ende finden, und wenn am Morgen die Sonne aufging, würde schon alles entschieden sein. Sakura schickte ein leises Gebet für Ino, Tenten und Lee zum Himmel und vergegenwärtigte sich, dass jeden ihrer Freunde auf diesem Schlachtfeld dasselbe Schicksal ereilen konnte. Auch … Eine eisige Angst unklammerte sie plötzlich. Ihr Herz ließ mit einem Mal ihren ganzen Körper erbeben. „Ich habe einen Auftrag für dich“, murmelte sie, ihre Lippen schienen ihr nicht gehorchen zu wollen. Der Gargoyle kam näher, um sie besser zu verstehen, und neigte den Kopf. „Such den Schattenlord. Schick ihn zu mir. Ich warte auf ihn im Hokage-Gebäude.“ Der Gargoyle schien zu überlegen, ob sie überhaupt noch fähig war, jemandem vernünftige Anweisungen zu geben, verbeugte sich dann aber gehorsam und entfernte sich. Naruto war das einzige, was ihr noch Halt gab. Er durfte nicht sterben. Sie brauchte ihn … Nicht als Kämpfer, sondern als … Ein letzter Schluchzer schüttelte sie. Ihre Lippen formten im Regen ein stummes Wort. Liebster. Sakura trat entschlossen über ihre toten Freunde hinweg. Sie sah sie nicht länger an. Das durfte sie nicht. Sie hatte ihren Weg gewählt und musste die Konsequenzen tragen. Ein Zurück gab es schon lange nicht mehr. Das Knurren von Akamaru ging in neuerlichem Wetterleuchten und Donner unter. In einer kurzen Kampfpause schüttelte der riesige Hund sein vom Regen durchnässtes Fell aus, dann stürzte er sich wieder in den Kampf. Kiba und Shino waren vom Regen der tausend Flammen nahe an den Dorfrand gedrängt worden und lieferten sich eine Gassenschlacht mit den vordringenden Yami-nin. Ihre Gegner waren großteils Ninjas ohne gute Ausbildung, die hofften, am Rand des eigentlichen Schlachtfeldes ein Stück Ehre ohne nennenswerte Gegenwehr zu ergattern. Die Stärke der Yami-nin war nicht das Problem für die beiden Chunin. Ihre Anzahl war es, denn es wurden immer mehr – und Kiba und Shino waren komplett von ihren Verbündeten abgeschlossen. Wahrscheinlich wusste nicht einmal jemand, dass sie hier kämpften. Kiba wischte sich Schweißperlen von der Stirn. „Kannst du noch, Shino?“ Als Antwort ließ der Insektenzähmer seine Käfer ein weiteres Mal auf seine Feinde regnen. Kiba sprang auf Akamarus Rücken. „Dann auf ein Neues!“ Er warf sich den Yami-nin entgegen. „Du kannst es dir sparen zu versuchen, mich mit einem Genjutsu zu blenden, Sasuke“, sagte Kakashi. „Mein Sharingan ist nicht so schwach, als dass ich es nicht durchschauen würde.“ Eine schmale Falte erschien zwischen Sasukes Augenbrauen. Naruto warf ihm einen warnenden Blick zu. „Kakashi-sensei“, sagte er ruhig, „ich will nicht mit dir kämpfen. Wirklich nicht. Es wäre mir lieber, wenn …“ „Wenn ich an eurer Seite kämpfen würde“, führte Kakashi den Satz zuende. Da wie üblich nur seine Augen zu sehen waren, waren seine Gefühle schwer zu erraten. Naruto atmete tief durch. „Nicht unbedingt, aber … Ich will nicht mit dir kämpfen“, wiederholte er. Kakashi nickte. „Glaub mir, ich auch nicht – aber mein Dorf ist in Gefahr. Und als Ninja von Konoha muss ich alles tun, um es zu beschützen. Selbst vor euch.“ „Das verstehe ich ja, aber … Wir waren doch ein Team! Meister und Schüler!“, rief Naruto aus. Abermals nickte sein ehemaliger Sensei. „Und ich habe euch sehr wertgeschätzt. Naruto, Sasuke, glaubt mir, ich kämpfe wirklich nicht gern gegen euch. Aber ihr habt euch gegen Konoha verschworen. Den Grund kenne ich nicht, und er spielt auch keine Rolle. Ihr seid Nuke-nin geworden, Abtrünnige, und daher seid ihr Feinde des Dorfes. Es spielt auch keine Rolle, ob ihr Verbrecher seid, Gefolgsleute von Orochimaru, Akatsuki oder meine früheren Schüler – außer vielleicht, dass es mich betrübt zu sehen, dass die einzigen Genin, die je bei mir bestanden haben, jetzt Nuke-nin der Kategorie S sind.“ „Kakashi-sensei …“, murmelte Naruto und überlegte, ob er an Kakashis Stelle auch so eine Einstellung hätte … Sasuke hob das Schwert und ein elektrischer, weißblauer Blitz schoss daraus hervor. Kakashi sprang elegant vom Dach herunter, bevor der Strahl ihn erwischen konnte. „Wir haben genug geredet“, entschied Sasuke kalt. „Verdammt, kannst du nicht einfach …“, brauste Naruto auf. „Nein. Töten wir ihn, und dann geht es weiter.“ Naruto glaubte sich verhört zu haben. „Du hast in den letzten Jahren gute Fortschritte gemacht, Sasuke“, stellte Kakashi fest und schob das Stirnband, das ihm ein wenig nach unten gerutscht war, an seinen Platz zurück. „Ich habe Sakura und Naruto schon getestet. Ich bin gespannt, wie gut ihr zwei euch schlagt.“ Ein einseitiges Lächeln stahl sich auf Sasukes Lippen, ein Mundwinkel, der ein wenig nach oben wanderte, gerade so weit, um Belustigung auszudrücken. „Diesmal wirst du keine Zeit für dein Buch haben. Der Kampf wird keine solche Spielerei wie damals.“ Kakashi musterte ihn ungerührt. „Wenn du denkst, das Training war Spielerei, hast du es nicht verstanden, Sasuke.“ Ein quatschendes Geräusch ertönte, feuchte Erde spritzte Naruto ins Gesicht. Sasuke riss die Augen auf. Zu seinen Füßen hatte eine Hand die Erdoberfläche durchbrochen und seinen Knöchel umklammert. „Erdelement: Technik der Enthauptung im Geiste!“ Sasuke wurde nach unten gerissen, sank allerdings nicht bis zum Kopf, sondern nur bis zur Hüfte in der schlammig gewordenen Erde ein. Narutos Blick flackerte zwischen Kakashi und Kakashis Hand, die aus der Erde ragte, hin und her. Welcher der beiden war echt, welcher der Schattendoppelgänger? „Du hättest auch damals schon bereit sein müssen, mich zu töten“, fuhr Kakashi fort, umklammerte sein Handgelenk und ließ sein Chidori aufblitzen. Blitzschnell raste er an Naruto vorbei und durchschlug Sasuke mit dem Blitzjutsu – der sich in Rauch auflöste. Jetzt war es an Kakashi, überrascht die Augen zu weiten. Auch Naruto war perplex – Sasuke hatte also mit dieser Begegnung gerechnet. Er hatte sich von Anfang an mit einem Doppelgänger unterhalten. Das Blitzjutsu war eine Illusion gewesen – selbst der Versuch, mit dem Sharingan eine Illusion zu erzeugen, war eine Illusion gewesen! Noch ehe Kakashi seine Bewegung zuende führen konnte, rauschte scheinbar aus dem Nichts ein Fuuma-Shuriken heran und vernichtete auch seinen Doppelgänger. Aus einer leeren Fensterhöhle sprang der echte Sasuke, landete im Matsch und stieß sein Schwert in den Boden. Sternförmig breiteten sich Blitze aus. Der Kakashi unter der Erde verpuffte ebenfalls. Beinahe zeitgleich brach der echte Kakashi aus einer halb verfallenen Hausmauer hervor. Noch im Flug schleuderte er Wurfsterne nach Sasuke. Der Kopierninja kombinierte das Beschwörungs- mit dem Tauschjutsu, und plötzlich rasten keine Shuriken, sondern Ninjahunde auf Sasuke zu. Zwei verbissen sich in seinen Armen, ein besonders großer landete auf seinem Rücken. Sasuke fackelte nicht lange. Das Verfluchte Mal auf seinem Hals leuchtete auf, er verwandelte sich. Seine Schwingen fegten den großen Hund herunter, dann stieß er in die Lüfte und schüttelte auch die anderen beiden ab. Schwungvoll landete er neben Naruto. „Tu doch auch mal was! Idiot!“, knurrte er. Naruto erwachte aus seiner Erstarrung. Es war nicht so, dass er sich zu schwach fühlte, wenn er Kakashis oder Sasukes Fähigkeiten beobachtete. Die Situation war nur so surreal, sie kämpften gegen ihren ehemaligen Sensei, in blutigem Ernst … Nur etwas noch Surrealeres hatte ihn in die Wirklichkeit zurückholen können. Tu doch auch mal was! Idiot! So hätte Sasuke vor drei Jahren mit ihm geredet. Ehe er sich versah, waren sie wieder ein Team. Kakashi formte Fingerzeichen. „Wasserelement! Jutsu des Wasserdrachens!“ Die Regentropfen wurden aus der Luft gesaugt, strömten wie kleine, blitzende Fischschwärme zu Kakashi und bildeten einen Drachen aus Wasser, der auf Sasuke und Naruto zuschwappte. Naruto leitete sein Windchakra in sein Schwert und rammte es in den Boden, so tief, bis er auf feste Erde und Felsen stieß. Die Klinge biss sich regelrecht darin fest und er umklammerte den Griff, um nicht weggeschwemmt zu werden, während Sasuke wieder in die Luft stieg. Als die Flutwelle vorbei war und Naruto wieder auf die Beine kam, stand Kakashi schon hinter ihm, die Hände gefaltet, die Zeigefinger ausgestreckt. Naruto erinnerte sich nur zu gut an diese Situation … Nur dass es diesmal wirklich ein Tiger-Fingerzeichen war. Ein Feuerball pulverisierte Naruto – der sich in Luft auflöste. „Ich verstehe“, murmelte Kakashi und sah aus den Augenwinkeln zu dem echten Naruto zurück, der hinter ihm mit erhobenem Schwert stand. „Immer dieselbe Leier.“ Er bewegte einen Finger und ein unsichtbarer Draht löste den Mechanismus einer Falle aus: Ein Seil schlang sich um Narutos Fuß und riss ihn in die Höhe. Diesmal nicht, Sensei, dachte er und zerteilte das Seil mit dem Schwert. Ein mulmiger Verdacht kletterte in ihm hoch. Spielte Kakashi nur mit ihnen …? Sasuke, immer noch in der Luft, wandte sein Phönixblumenjutsu an. Kakashi wich den Feuerbällen gekonnt aus. Naruto stürmte mit einem Kampfschrei aus drei Kehlen heran – zwei Schattendoppelgänger bildeten je ein Rasengan in seinen Händen. Irgendwie gelang es Kakashi durch einen gewagten Sprung auszuweichen, die Doppelgänger mit Tritten zum Auflösen zu bringen und in einer Drehung gleichzeitig noch einen Kunai nach Sasuke zu werfen, der seinen Flügel durchbohrte und dem Nuke-nin fast eine Bruchlandung bescherte. „Ich habe genug“, knurrte Sasuke. Das Sharingan in seinen Augen veränderte sich – und Kakashis Arm ging in schwarzen Flammen auf. Der Kampf war vorbei. Kakashis linkes Auge veränderte sich ebenfalls. Er benutzte sein Mangekyou Sharingan und verlegte die Flammen in eine andere Dimension. Übrig blieb eine blasige, aufgerissene Hand, aber Sasukes Jutsu war vollkommen getilgt. „Ich glaub’s nicht“, murmelte Naruto. Kakashi war gut, das wusste er – war er vielleicht zu gut, selbst für sie beide? Ihr ehemaliger Sensei machte eine auffordernde Geste. „Das hier könnte länger dauern. Seid ihr etwa schon müde?“, fragte er. Mein Herz ist gebrochen, aber es schlägt noch. Solange ich noch weinen kann … weiß ich, dass ich am Leben bin … Das Hokage-Gebäude ragte hoch vor ihr auf, massig und fremd, als hätte sie es noch nie in ihrem Leben gesehen. Der Regen trennte sie und das Gebäude vom Rest der Welt, versenkte alles in einem grauweißen Schleier. Keine Geräusche drangen zu ihr, nur das Fallen der Tropfen. Sakura ging langsam auf das Gebäude zu. Sie begann zu summen, keine wirkliche Melodie, einfach, was ihr in den Sinn kam. Dann begann sie leise zu singen. Der Regen stahl ihr die Worte von den Lippen. Sie erreichten ihre Ohren nicht. ============================= So ... mal wieder ein längeres und düsteres Kapitel, mit ein wenig psychologischem Inhalt und einem "Nichts ist, wie es scheint"-Kampf gegen Kakashi (was mir an der Serie übrigens am besten gefällt^^) - das mir beim Hochladen wunde Finger wegen der vielen Kursiv-Formatierungen beschert hat XD Es tut mir leid, dass ich Sasukes Kampf gegen Danzou nicht näher beleuchtet habe, aber ihr könnt annehmen, dass er mehr oder weniger so abläuft wie im Anime/Manga. Vielleicht baue ich ihn noch bei dem Spin-Off ein, den ich angekündigt habe, mal sehen. PS: Wollte mich nochmal für den vielen Kommis im letzten Kapitel bedanken :) Kapitel 24: The Power of the Dragonflame ---------------------------------------- „Und schon wieder einer“, kommentierte Suigetsu, als ein weiterer der Yami-nin unter Nejis Schlägen zusammenbrach. „Die Typen bringen einfach nichts.“ Er und Juugo hielten respektvollen Abstand zu dem Hyuuga, der gegen sie an der Hauptfront kämpfte. „Er wird im Nahkampf schwer zu besiegen sein“, murmelte Juugo. „Da hast du’s“, meinte Suigetsu leichtfertig und schwang spielerisch sein riesiges Schwert. „Wenn man Sasuke mal braucht, ist er natürlich nicht da.“ Neji horchte auf. „Wessen Namen hast du da eben genannt?“ „Oh, Verzeihung!“ Suigetsu grinste und deutete eine entschuldigende Verbeugung an. „Ich meine natürlich den Schmerzenssohn.“ An Juugo gewandt sagte er: „Würde mich nicht wundern, wenn der schon gegen den Hokage kämpft.“ Neji reagierte schnell, selbst für seine Verhältnisse. Er wog die Möglichkeiten ab. „Kommt ihr hier ohne mich aus?“, fragte er einen anderen Jonin. Dieser nickte. Neji wirbelte herum und sprang in die verregnete Nacht hinaus. „Da siehst du’s“, lachte Suigetsu. „So schnell räumt man einen Feind aus dem Weg!“ Während er über die Dächer Konohas hinwegsetzte und alles mit seinen Byakugan durchleuchtete, überschlugen sich Nejis Gedanken. Natürlich … Sasuke … Warum war er nicht früher auf diese Möglichkeit gekommen? Die Regentropfen zerschellten auf Narutos Nasenspitze, vermengten sich mit seinem Schweiß und tropften zu Boden. Kakashi war eine harte Nuss, das war zu erwarten gewesen. Er selbst kämpfte mit allem, was er an Kraft übrig hatte. Sasuke schien ihren ehemaligen Sensei ermüden zu wollen, da er ein Feuerjutsu um das andere auf ihn pulverte. Kakashi wich den meisten mühelos mit seinem Sharingan aus. Naruto biss die Zähne zusammen. Kakashi war eindeutig einer der stärksten Ninjas aus Konoha. Wenn sie ihn besiegten, wären sie ein großes Stück weiter. Und dennoch … Er warf einen Blick Richtung Dorfzentrum. Sakura … Er hatte sie seit dem Ausbruch der Schlacht nicht mehr gesehen. Ein seltsames, übles Gefühl überkam ihm … Ein Luftzug ließ ihn herumwirbeln. Kakashi war genau hinter ihm aufgetaucht. Naruto riss die Augen auf. „Du lässt dich ablenken?“, fragte der Kopierninja und schlug mit seinem Chidori zu. Kuruda hatte das Mädchen unter eine leere Dachschräge gelegt und musterte sie. Er maßte sich nicht an, die Befehle des Schattenlords zu hinterfragen, nicht, weil er Angst oder übergroßen Respekt vor ihm hatte, sondern aus Prinzip, ebenso wie keiner der Gargoyles die Handlungen der Königin in Frage stellte. Selbst, wenn die beiden etwas befahlen oder verlangten, was man nicht verstehen konnte, tat man es für sie. Dennoch war Kuruda neugierig, welche Beweggründe Schattenlord Naruto hatte, dieses dunkelhaarige Mädchen aus dem Kampf herauszuhalten. Sie war immer noch nicht wieder bei Bewusstsein. Der junge Gargoyle seufzte, trat in den mittlerweile strömenden Regen hinaus und sprang auf den Fahnenmast über dem Versteck. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er zu erkennen, wie der Kampf stand. Die Gargoyles waren am weitesten vorgedrungen, aber wenn der Rest der Armee zu weit zurückgedrängt wurde, musste er sich bald ein neues Versteck für das Mädchen suchen … Durch den Regen drang vereinzelt das Blitzen und Entflammen von Jutsus. Kuruda konzentrierte sich auf einen Kampf, der ganz in seiner Nähe ausgefochten wurde. Zwei Gargoyles wurden von drei Anbu in die Zange genommen. Kuruda konnte nur sehen, wie sie tödlich getroffen in die Gassen von Konoha stürzten. Für sie konnte er nichts mehr tun … Sein Blick glitt über die Anbu. Einer der drei gab den anderen Kommandos, weiterzuspringen. Kuruda blinzelte. Ein Blitz erhellte das Geschehen und beleuchtete die Maske des Anführers, ehe sie sich herumdrehten und über die Dächer verschwanden. Kuruda warf zögernd einen Blick zu dem Mädchen, das der Schattenlord gebracht hatte. Sie würde hier schon sicher sein. Da gab es etwas, das keinen Aufschub verdiente … Naruto keuchte auf. Der Geruch von verbranntem Stoff drang in seine Nase. Sein Umhang flatterte in Zeitlupe über ihm. Das Chidori hatte ein faustgroßes Loch in den Saum gerissen, als er sich zu Boden hatte fallen lassen. Das Blitzen des Donnerjutsus tat in seinen Augen weh und brannte bunte Nachbilder in seine Netzhaut ein. Kakashi konnte seinen Schwung nicht abbremsen. Da sein Jutsu ins Leere gegangen war, trat er einen Schritt über Naruto, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Naruto holte tief Luft und stieß mit seinem Schwert nach oben. Kakashi warf sich nach vor, doch die Klinge erwischte seinen Oberschenkel. Der Kopierninja rollte sich ab und sprang hoch. Er musste das linke Bein belasten, aus seinem rechten sickerte ein heller Blutstrom. Ein Anfang. „Sasuke“, ächzte Naruto, als er sich in die Höhe stemmte. „Lass uns das schnell zu Ende bringen. Ich will mich nicht noch länger mit ihm aufhalten.“ Kuruda sprang von seinem Aussichtspunkt und beschwor seinen treuen Gefährten Eniguma. Die riesige Echse schwang sich in die Lüfte und Kuruda ritt auf seinem Rücken. Rasend schnell holten sie die Anbu ein. Kuruda warf einen Kunai mit einem explosiven Siegel auf die drei. Als das Gebäude vor ihnen explodierte, stoben sie auseinander und wandten sich zu dem herannahenden Untier um. Tatsächlich, er hatte sich nicht geirrt. Der mittlere der Anbu trug eine Maske, wie es sie kein zweites Mal gab. Der Anbu mit der Drachenmaske … Eniguma landete und Kuruda sprang von seinem Rücken. Vielleicht war es doch etwas leichtsinnig gewesen, drei Anbu alleine herauszufordern … Er würde es drauf ankommen lassen. „Sieh an, noch einer“, sagte der Drachenanbu und gab seinen Kollegen ein Zeichnen. „Geht schon mal vor, den erledige ich alleine.“ Verwirrt lauschte Kuruda der Stimme. Sie war ziemlich hoch … Überhaupt war der Körperbau des Anbu zwar groß, aber zierlich, mit weiblichen Kurven … War das eine Frau? Die Anbu zögerten. „Naname, bist du sicher?“ „Es gibt genug Ungeziefer, das hier rumkraucht“, sagte der Drachenanbu und wiederholte die Geste. „Ich erledige den hier, kümmert ihr euch um die anderen.“ Die beiden nickten einander zu und setzten über die Dächer hinweg. Kuruda leckte sich über die Zähne. „So treffen wir uns also endlich.“ „Sag bloß, du hast mich gesucht“, kam die abfällige Antwort. „Aye.“ Kuruda zog seine Hellebarde. „Du bist derjenige, der mein Volk vor dreißig Jahren auf den Schwarzen Berg verbannt hat. Du bist verantwortlich für das Leid und den Tod von Hunderten.“ „Vor dreißig Jahren? Sehe ich so alt aus?“ Der Drachenanbu zog die Maske von seinem Gesicht fort – etwas sehr Untypisches für Anbu, wie Kuruda erfahren hatte. Obwohl er schon die Stimme gehört hatte, war er ein wenig überrascht, dass sich hinter der Drachenmaske das Gesicht einer Frau verbarg, einer jungen Frau. Sie war wohl zwanzig, allerhöchstens fünfundzwanzig, und hatte langes, orangerotes Haar, das sie zu einem Zopf gebunden hatte, und rehbraune, herausfordernd funkelnde Augen. Sie verzog spöttisch den Mund. Kuruda starrte sie einen Moment an, dann platzte ein breites Grinsen auf seine Lippen. „Pardon, mein Fehler. Nein, du musst jemand anders sein.“ Naname band sich die Maske schräg auf den Kopf, sodass ihr Gesicht frei blieb. „Mein Vater war es, der damals dein Volk mit dem Jutsu des Blutenden Juwels auf diesem Berg versiegelte. Aber wenn du Rache suchst, muss ich dich enttäuschen: Mein Vater wurde vor einigen Jahren im Kampf gegen die Akatsuki getötet. Die Maske ist sein Erbe an mich.“ Sie warf das lange Haar zurück, das vom Regen nass und schwer geworden war. Kurudas Blick war ausdruckslos, Regentropfen zogen Linien um seine Augen, die vor Erschöpfung bereits dunkel umrandet waren. „Was ist mit dir? Für einen Gargoyle bist du auch recht jung. Bist du etwa auf dem Schwarzen Berg geboren worden?“ Kuruda nickte. „Merkst du was?“, fragte sie und zog herausfordernd die Augenbrauen hoch. „Wir haben beide nichts mit dem zu tun, was damals passiert ist. Im Grunde müssten wir gar nicht gegeneinander kämpfen.“ „Aye, im Grunde nicht.“ Kuruda hob seine Hellebarde an. „Aber so einfach, wie du es dir machst, ist es nicht. Ich kämpfe für mein Volk, nicht für Rache, denn Rache ist etwas für die Vergangenheit. Ich kämpfe für die Zukunft, die es nur geben kann, wenn ihr Anbu und eure Drahtzieher von der Erde getilgt werdet.“ „Dann sind wir uns ja ähnlich“, sagte Naname im Plauderton. „Ich kämpfe auch für mein Dorf. Als Anbu-Ne vertrete ich sowohl die Interessen dieser Drahtzieher als auch die des restlichen Dorfes. Und da du ein Eindringling bist, der Konoha vernichten will, bist du mein Feind. Es ist nichts Persönliches, auch wenn ich dich töten muss.“ Sie zog ein Schwert aus einer Scheide an ihrem Rücken. Kuruda hatte so eines auch schon bei Sai, dem königlichen Botschafter, gesehen und fragte sich kurz, ob es da einen Zusammenhang gab. „Aye“, sagte er. „Es ist nichts Persönliches. Du hast also nichts mit dem Fluch zu tun … Aber ich muss wohl trotzdem gegen dich kämpfen. Es führt kein Weg daran vorbei.“ „Dann komm her“, grinste Naname. „Mach diesen Kampf um das Dorf interessant!“ Kuruda sprang. „Eniguma!“, rief er. Brüllend stürmte sein Wasserspeierwesen auf die Drachen-Kunoichi zu. Naname wich den Klauen des Wesens spielerisch aus, als Kuruda von hinten angriff. Seine Hellebarde schrammte kurz über Nanames Schwertklinge, dann stieß sie ihn fort, wirbelte herum und ritzte Eniguma mit schnellen Schwertschlägen ein Zeichen in den Brustkorb und klebte gleichzeitig mit der anderen Hand ein Pergamentblatt mit dem Zeichen für Versiegelung auf seine Haut. Naname sprang davon und formte Fingerzeichen. Eniguma erbebte. Das gewaltige Wesen brüllte, dann – verpuffte es. Übrig blieb eine Schriftrolle, die in Nanames Hand flog. Sie schenkte Kuruda ein säuerliches Grinsen. „Dein vertrauter Geist gehört jetzt mir“, sagte sie. Kuruda mahlte mit den Zähnen. Er spürte bereits die bleierne Müdigkeit, doch er durfte nicht nachgeben. „Beschwöre ihn, und ich habe ihn wieder.“ „Das habe ich nicht vor.“ Die Anbu ließ die Schriftrolle in einer Gürteltasche verschwinden. „Aber jetzt sind wir zwei endlich allein. Bereit für ein kleines Date?“ Kuruda griff die Neckerei auf. „Das dürfte ein ziemlich heißes Date werden. Jutsu des Flammenregens!“ Er spie mehrere Feuerbälle auf Naname. Diese wich gar nicht erst aus. Sie formte nur ein kurzes Drachensiegel und streckte dann die Hand aus. Das Feuer verrauchte wirkungslos, ehe es sie erreichte. „Mit Feuer kommst du nicht weit, mein Kleiner“, stellte sie nüchtern fest. „Ich zeig dir mal, wie man das macht, ja? Jutsu des Drachenatems!“ Sie riss den Mund so weit auf, dass Kuruda ihre scharfen Eckzähne sehen konnte. Dann blies sie eine Feuerwolke in seine Richtung, eine Stichflamme, die sich viel weiter ausbreitete als Kurudas Jutsu. Als das Feuer sich zumindest teilweise legte – an manchen Stellen brannte es trotz des Regengusses weiter, sodass sogar der Boden glühte – war Kuruda verschwunden. „Oha“, spottete Naname. „Ein Erdjutsu?“ Wie auf ein Stichwort krachte das Jutsu der Versteinerung aus dem Boden hervor in Form von gewaltigen Felszacken, die Naname einkreisen wollten. Doch die Kunoichi war flink. Sie sprang in die Höhe, stieß sich von der höchsten Felskante ab und sauste in den Himmel hinein. Der Boden riss auf, Kuruda schnellte hervor und schleuderte seine Hellebarde auf Naname. Die Anbu wich in der Luft aus – die Lanze wurde duch das Jutsu des Tausches zu Kuruda, der einen riesigen Wurfstern auf sie warf – und traf. Ein verkohltes Holzstück fiel zu Boden, zerteilt von dem Shuriken. Kuruda leckte sich über die Zähne. Die Drachenanbu war wirklich geschickt … Naname schoss aus einem der Feuer am Boden heraus und durchbohrte ihn mit ihrem Schwert. Der Doppelgänger löste sich in Rauch auf. „Ts“, machte die Kunoichi – als hinter ihr ein Schatten aufblitzte. „Ich bin hier!“ Kurudas Fuß traf sie genau zwischen die Schulterblätter. Ächzend wurde die Kunoichi zu Boden geschleudert – aber noch bevor sie dort ankam, wuchs Kuruda wie ein Schatten aus dem Boden. Seine Faust traf sie hart am Kinn und katapultierte sie abermals davon. Im Flug drehte sie sich herum, ein Auge vor Schmerz zusammengekniffen, und sah ihn schon wieder dort stehen, wo sie aufkommen würde, diesmal mit erhobener Lanze … Sie formte kopfüber Fingerzeichen und spie eine Flammenwolke auf ihn. Kuruda schmolz zu einem schwarzen Schemen und glitt außer Reichweite, aber wenigstens konnte sie unbeschadet landen. Suchend drehte sie sich um. Kuruda stand zwanzig Meter vor ihr. Seine Umrisse zuckten und waren schwarz umrissen, wie in glanzloses Öl getaucht. Eines seiner Augen lag in den Schatten, das andere sah sie triumphierend an. „Das ist ein Jutsu, das ich selbst entwickelt habe“, sagte er. „Das Jutsu des Schattenschritts … Ich habe es mir extra für dich aufgehoben.“ „Welche Ehre“, erwiderte Naname und wischte sich das Blut aus den Mundwinkeln. „Allerdings.“ Kuruda lächelte. Naname öffnete den Mund, aber was sie sagen wollte, ging in einem erstickten Keuchen unter, als er plötzlich wie ein schwarzer Blitz heranschoss, sie an der Kehle packte und zu Boden riss. Er drückte sie mit seinem ganzen Gewicht in die feuchte Erde, blockierte ihre Arme mit seinen Knien. Er riss an der Kette seiner Waffe und die Hellebarde flog ihm in die Hand. Die Spitze richtete er auf Nanames Hals. „Es ist vorbei.“ Naname brachte ein Lächeln zustande, das keinerlei Angst zeigte. „Bist du betrübt, dass ich nicht die Person bin, die deinen Leuten so viel angetan hat, wie du sagst?“ Kuruda zog einen Mundwinkel hoch, seine Augen blieben ernst. „Wie gesagt, mir ist nicht nach Rache, nicht wirklich. Aber du bist eine Gefahr.“ Er holte mit der Hellebarde aus. „Wir waren uns einig. Das ist nichts Persönliches.“ Sie lachte erstickt. „Absolut nicht.“ Er wollte zustoßen, als er etwas durch die Luft rauschen hörte. Im selben Moment schoss ihm durch den Kopf, dass er einen Fehler gemacht hatte. Als er ihrer Feuerwolke ausgewichen war, hatte er nicht gesehen, welche Jutsus sie durchgeführt hatte … Es spielte keine Rolle, ob er im Begriff war, einen Schattendoppelgänger zu töten, oder ob der Doppelgänger die Naname war, die soeben mit gezücktem Schwert auf ihn zurannte. Selbst wenn er die echte Naname erwischt hatte, ihm fehlte die Zeit zuzustoßen. Das Kurzschwert biss sich in sein Fleisch. Blut spritzte. Kuruda wurde von der Drachenanbu heruntergeworfen und überschlug sich im Schmutz. Die Wunde brannte höllisch. Seine Hellebarde klimperte zu Boden. Naname ließ einen Tropfen seines Blutes von ihrem Schwert darauf fallen und klebte einen Zettel mit einem Symbol über die Lanze. „Noch ein Siegel?“, ächzte er. „Das ist meine Spezialität, hast du das noch nicht bemerkt? Das Bluterbe meiner Familie“, sagte Naname und band sich ihren Zopf neu. Die Drachenmaske hatte sie in dem Gefecht verloren. „Versuch lieber gar nicht, deine Waffe zu berühren. Du würdest nur einen elektrischen Schlag bekommen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich sage dir das aus reiner Nächstenliebe.“ „Du bist eine seltsame Kunoichi“, stellte er fest. „Aber für dich brauche ich weder Eniguma noch die Hellebarde.“ Er schickte sich an, Fingerzeichen zu machen. „Eh-eh!“ Naname schüttelte tadelnd den Finger. „Falls du versuchen solltest, das hier in ein Blind Date zu verwandeln, sollte ich dich warnen. Ich habe schon mit eurem Jutsu der vollkommenen Finsternis Bekanntschaft gemacht. Auch wenn ich nichts sehen kann, ich kann dich immer noch hören, genauso wie ich dich über den Boden trampeln spüren kann. Und eure Karfunkelaugen verraten euch auch zu einem gewissen Grad.“ Kuruda musste sich eingestehen, dass sie Recht hatte. Er war so müde, dass seine Bewegungen plump und laut geworden waren, ebenso wie sein schneller Atem – allein sein rasendes Herz musste ausreichen, um entdeckt zu werden. „Wo ist der Reiz bei einem Blind Date, wenn man sein Gegenüber schon kennt?“, gab er zurück. „Ich hatte da an etwas anderes gedacht. Jutsu des Schattenschritts!“ Seine Umrisse verschwammen erneut, wurden eins mit den Schatten. Seine Beine schienen sich aufzulösen, er glitt fast lautslos über den Boden. Naname wich einem Faustschlag geschickt aus und drängte ihn mit ihrem Schwert zurück. Sie schickte einige Stichflammen in seine Richtung, die am Boden glühende Furchen und Brutstätten für Feuer bildeten. Dann sprang sie auf ein verfallenes Hausdach. „Machen wir dem Spiel ein Ende.“ Sie spie einen letzten Feuerball – und verfehlte Kuruda weit. „Das war aber nichts“, meinte Kuruda gespielt enttäuscht. „Wart’s ab.“ Sie formte Siegel, zog einen blauen Edelstein aus einer Gürteltasche und streifte ihr Schwert daran ab, an dem immer noch Kurudas Blut klebte. Dann schnippte Naname den Saphir in Kurudas Richtung, wo er einige Meter vor dem Gargoyle im Schmutz liegen blieb. Naname führte die gefalteten Finger zu den Lippen. Zu spät erkannte Kuruda die Falle. Sein Blick flackerte hin und her. Nein … Unmöglich, dass er das nicht bemerkt hatte … „Verdammt“, zischte er. Die Flammen, die glühenden Stellen am Boden … Sie hatten die Form von Schriftzeichen … Er stand in einem riesigen Siegelkreis. Versiegeln stand da, in die Erde geschrieben mit Feuer … Seine Hände zuckten zusammen, er versuchte fieberhaft noch ein Jutsu anzuwenden, aber es war zu spät. „Jutsu des Tränenden Juwels! Versiegelung!“ Nanames Stimme war laut, aber es war kein wirklicher Schrei, eher ein Befehl. Sie war es gewohnt, ihre Gegner auf diese Weise zu besiegen. Es war nichts Besonderes. Kuruda wusste nicht, was jetzt passierte, aber er hatte eine gewisse Ahnung … Ein bohrender Schmerz durchzuckte ihn. Als würde man ihm das Blut aus den Adern saugen, verließ ihn plötzlich alle Kraft. Er konnte sehen, wie sein Chakra bläulich schimmernd seinen Körper verließ und in das Juwel strömte. Er versuchte es zurückzuhalten, aber es ging nicht. Seine ganze Energie wurde ihm entzogen. Seine Muskeln erschlafften, er sackte in sich zusammen und fiel zu Boden. Die blauen Chakraströme, die kuppelförmig in das Juwel drängten, wurden dünner und verschwanden ganz. Kuruda regte sich nicht mehr. Naname, der Drachenanbu, lächelte. „Es sieht so aus, als hätte der kleine Todesengel gegen den Drachen verloren.“ ============================== Und weiter geht's! 1:0 für Naname, Pluspunkt für Konoha. Es ist zwar das meiste von dem Kapitel ein Kampf zwischen zwei OCs, aber ich hoffe, es war trotzdem spannend ;) Ich für meinen Teil hatte irrsinnig Spaß, den Kampf zu schreiben :D Wünsche allen Lesern frohe Ostern! :) Kapitel 25: Reckoned Challenge ------------------------------ Es erwarteten sie seltsamerweise keine Wachen. Nur ein Chunin kam ihr entgegen, nachdem sie die Treppe hinauf, durch die Eingangstür und einen der Gänge, die den inneren Teil des Hokage-Gebäudes umrundeten, entlangging. Sie setzte ihn mit einem knappen Handkantenschlag ins Genick außer Gefecht. Sakuras Schritte waren langsam, beinahe andächtig. Ihre Schuhe hallten von den Wänden wider. Es war fast stockfinster, nur durch die Fenster drang das Licht eines Feuers, das der Regen noch nicht niedergerungen hatte. War der Strom ausgefallen? Sie kam bei der großen Tür an, die in Tsunades Büro führte, und holte tief Luft. Wie oft hatte sie diesen Weg schon zurückgelegt? Kurz überlegte sie, ob sie anklopfen sollte, dann würgte sie den Gedanken entschieden ab. Niemals. Sie kam als Eroberin, nicht als Untergebene. Langsam drückte Sakura die Klinke nach unten. Während die Tür aufschwang, sah sie es genau vor sich: Tsunade, die hinter dem wuchtigen Schreibtisch auf ihrem Sessel saß und sie ungeduldig erwartete, hinter ihr die Sonne, die durch die Fenster um ihre Silhouette blinzelte, und wie der Godaime Hokage Team 7 eine neue Mission erklärte, daneben Shizune, mit einem Stapel Papieren oder dem Schweinchen Tonton im Arm. Die Tür kam zum Stillstand. Das war vorbei. Und es war auch alles anders. Das Büro war leer und finster. Keine Sonne drang durch die Fenster, nur ferne Lichter sickerten durch den Regenschleier auf dem Glas. Keine Shizune, keine Tsunade. Richtig, Konoha versank im Krieg … Der Godaime Hokage hatte zweifelsohne Wichtigeres zu tun, als hier herumzusitzen. Sakura betrat den Raum nicht, aber sie schloss auch die Tür nicht. Sie schüttelte den Kopf, um die letzten Wassertröpfchen aus den Haaren zu bekommen. Dann drehte sie sich um und ging suchend den Gang zurück. In einem der Gänge, die in den Keller führten, wurde sie fündig. Zwei Medinin in den typischen weißgelben Kitteln hockten um einen verletzten Ninja herum, der an der Wand lehnte und mit geschlossenen Augen nach Luft rang. Sie waren sichtlich am Ende ihrer Kräfte; weiter vorne lag ein weiterer, bewusstloser Shinobi. Die beiden hatten wohl vorgehabt, ihre Patienten in das Notlazarett zu bringen, aber die Sache wurde allmählich brenzlig. Es war nicht zu übersehen, dass der verletzte Ninja nicht mehr lange atmen würde. Als Sakura auf die Medinin zutrat, erhob sich einer von ihnen und rief aufgelöst: „Wo ist Shizune? Hast du Shizune gesehen?“ Sakura glaubte sich an sein Gesicht zu erinnern, aber seinen Namen kannte sie nicht. Und er den ihren wohl auch nicht, denn erst als sein Blick auf ihr grauschwarzes Kampfkleid fiel, riss er die Augen auf und taumelte zurück. „Sag mir nicht, du bist …“ Sie ignorierte ihn, kniete sich zu dem verletzten Mann und untersuchte ihn. „Es ist seine Lunge“, stellte sie fest und ließ grünes Chakra in ihrer Hand aufleuchten. Während sie den Ninja heilte, sah sie ins Leere. Auch ihr Haar band sie sich nicht, wie üblich, zurück. Nach wenigen Minuten atmete der Patient ruhiger, seine Gesichtszüge entspannten sich. Wie gelähmt hatten die wohl noch unerfahrenen Medinin ihr zugesehen. Dann schluckte der eine hörbar. „Wieso hast du … Du bist doch …“ „Ich suche Tsunade“, murmelte Sakura. „Wisst ihr, wo sie ist?“ Hatte der Heiler sie überhaupt verstanden? Sie setzte dazu an, ihre Frage zu wiederholen, als sie Schritte hinter sich hörte. Sie wusste, wem sie gehörten. Sie hätte das energische, resolute Klacken dieser Schuhe überall wiedererkannt. Sakura erhob sich und drehte sich langsam um. Vor ihr stand Tsunade und sah sie mit einem Blick an, der Erstaunen, aber auch mühsam verhaltenen Zorn zeigte. „Sakura“, murmelte sie. Die Königin der Dunklen Horizonte nickte. „Ich habe dich gesucht, Tsunade.“ Sie verzichtete auf das –sama, das ihr schon auf der Zunge gelegen war. „Lass uns reden – aber nicht hier.“ Tsunade starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. „Du glaubst, ich lasse dich einfach so hier herumlaufen?“ Sakura machte eine gleichgültige Handbewegung. „Ich ergebe mich nicht kampflos. Und bei einem Kampf könnten die beiden Verletzten noch mehr zu Schaden kommen. Dir liegt mehr an ihnen als mir.“ Tsunade warf einen Blick auf den Mann hinter ihr. Obwohl sie nicht dabei gewesen war, wusste sie, was Sakura getan hatte. „Außerdem habe ich von einem Gargoyle meines Volkes ein spezielles Ninjutsu-Training erhalten. Ich bin keine einfache Gegnerin.“ Tsunade zögerte. „Einverstanden“, murmelte sie schließlich. „Gehen wir nach oben.“ Es war wie in einem Traum. Sakura folgte Tsunade bis in ihr Büro. Der Godaime Hokage schien ihr trotz allem nicht zuzutrauen, sie hinterrücks anzugreifen, denn sie kehrte der jungen Königin den Rücken zu. Sakura schloss die Tür hinter sich. Tsunade ging zu ihrem Schreibtisch und sah aus dem Fenster. „Ich kann es einfach nicht fassen“, sagte sie nach einer Weile. „Ich frage mich das nicht zum ersten Mal … Hast du völlig den Verstand verloren?!“ Die letzten Worte schrie sie, wirbelte herum und donnerte die flache Hand auf die Schreibtischplatte. „Sakura! Was soll das alles?!“ Sakuras Miene änderte sich nicht. Sie machte sich nicht mehr die Mühe, Gefühle zu zeigen, die sie selbst nicht verstand. „Du weißt, was Konoha dem Volk der Yami angetan hat.“ „Das ist dreißig Jahre her!“ „Aber es leben noch Leute, die es miterlebt haben, und es ist immer noch gegenwärtig!“ Auch Sakura wurde nun laut. „Mein Volk dürstet nach Rache. Was wäre ich für eine Königin, wenn ich die Wünsche meines Volkes nicht erfüllen würde?“ „Es ist auch die Pflicht eines weisen Anführers, seine Leute vor unvernünftigen Dingen zu bewahren“, sagte Tsunade leise. „Aber davon verstehst du offenbar nichts. Du bist zu jung, um ein ganzes Volk zu führen. Viel zu jung.“ „Glaub mir, ich bin in den letzten Wochen um viele Jahre gealtert“, murmelte Sakura bitter. „Und es geht nicht nur um Rache. Wir haben keinen Ort mehr, an den wir gehen könnten. Wir lebten einst in Konoha – es ist der einzige Platz auf der Welt, wo wir noch leben können. Auch, wenn das bedeutet, dass wir das Dorf erst erobern müssen. Ich bin es leid, mich mit diesen Worten immer und immer wieder rechtfertigen zu müssen. Die Argumente haben vor mir selbst standgehalten – ihr könnt sie auch nicht brechen.“ Tsunade schnaubte. „Weißt du, als ich hörte, dass du das Königreich der Dunklen Horizonte wiedererweckt hast, wollte ich Friedensverhandlungen mit euch führen. Es war diese falsche Schlange Danzou, die das verhindert hat.“ „Das spielt auch keine Rolle mehr“, sagte Sakura müde. „Mein Volk hat sein Ziel fest vor Augen. Nichts, was wir beide getan hätte, hätte den Krieg verhindert.“ „Vielleicht.“ Tsunade schwieg eine Weile und sah dabei seltsam verträumt aus. Ihre Stimme klang mit einem Mal sanft, als sie weitersprach. „Ich kenne dich gut, Sakura, egal, was du jetzt auch behaupten magst. Du warst jahrelang meine Schülerin, ich weiß, wie du denkst und handelst. Ich kann dich sogar verstehen, dich und deine Beweggründe.“ Sie seufzte. „Ich weiß nicht, ob ich an deiner Stelle anders gehandelt hätte. Ich will es gar nicht wissen. Aber du musst auch verstehen, dass ich darauf keine Rücksicht nehmen kann. Ich werde nie und nimmer einem jungen Mädchen den Platz von Konohas Hokage überlassen!“ Sakura nickte. Sie hatte gewusst, dass Tsunade so etwas nicht akzeptieren würde. Es war eine ungeheuerliche Forderung, die sie als ihre ehemalige Schülerin an sie stellte. „Dann entscheiden wir es im Kampf“, murmelte die Königin. „Es sind bereits genug Ninjas auf beiden Seiten gefallen. Unser Kampf soll den Krieg entscheiden.“ Tsunade nickte. „Ich hoffe, er tut es.“ Sie ballte die Faust. „Dann sollten wir es so schnell wie möglich bereinigen.“ Wie ein Pfeil schoss sie auf Sakura zu. Diese wich tänzelnd zu Seite und Tsunades Fuß stampfte in den Boden, spaltete Holz und Mauerwerk, hinterließ ein großes, von handbreiten Rissen umgebenes Loch. Sakura schlug ihrerseits zu, mit der gleichen Kraft, die ihr ihre Lehrmeisterin damals beigebracht hatte. Auch ihr Schlag ging daneben und zerschmetterte die Wand. Es krachte, Bruchstückte schossen in den Regen hinaus, Staub wurde von den Tropfen weggeschwemmt, noch ehe er in die Luft aufsteigen konnte. Naname hatte das Schwert erhoben um den Todesstoß zu setzen, als sie durch den Regenschleier Rauch sah – oder war es eine Staubwolke? Trümmer? Im Hokage-Gebäude war ein Kampf entbrannt. Sie warf dem bewusstlosen Kuruda einen bedauernden Blick zu und seufzte. „Du warst ein würdiger Gegner, aber ich habe jetzt Wichtigeres zu tun“, sagte sie, steckte das Schwert weg und drehte sich um. „Auch das ist nichts Persönliches, kleiner Todesengel.“ Damit sprang sie in die Nacht hinaus. Unterwegs sah sie ihre Maske am Boden liegen; im Rennen klaubte sie sie auf. Danzou, der Anführer der Anbu-Ne, war tot, das hatte sie schon erfahren, bevor sie sich mit Kuruda abgegeben hatte. Jetzt gebührte ihre Loyalität dem Hokage. Der Kampf hatte lange angedauert. Naruto, Sasuke, Kakashi, sie alle waren an ihre Grenzen getreten. Ein letztes Mal stürmten sie aufeinander los, drei Punkte eines Dreiecks, das schnell kleiner wurde. Naruto fühlte sich im Nachteil; schließlich waren die anderen beiden Sharingan-Nutzer. Dennoch legte er alles, was er noch an Geschwindigkeit und Kraft übrig hatte, in diesen Angriff. Sein Schwert glühte auf, als er sein Wind-Chakra hinein leitete. Dasselbe tat Sasuke, der sein Chidori durch die Klinge strömen ließ. Die Regentropfen fielen nicht mehr, sie flogen Naruto entgegen, klatschten in sein Gesicht, erschwerten ihm die Sicht. Dann erfolgte der Anprall. Die Welt drehte sich. Instinktiv wich Naruto einem Fußtritt aus, ließ einen Shuriken gefährlich nahe an seinem Ohr vorbeikreiseln und stach zu. Einen Wimpernschlag später hielten sie inne. Blut tropfte zu Boden, hinterließ einen Fleck in der weichen, durchnässten Erde. Nur ein Blutspritzer von vielen in dieser Nacht, doch ihm kam besondere Bedeutung zu. Auch weiter vorne fielen Tropfen. Naruto keuchte schwer. Er hatte sein Schwert schräg durch Kakashis linken Oberarm gebohrt. Die Klinge trat hinten wieder aus; das Glühen darin war längst verschwunden. Auf der anderen Seite stand Sasuke. Sein Schwert steckte in Kakashis rechtem Arm, die Klinge ragte bis vor seine Brust. Sie hatten ihn festgenagelt. „Es ist vorbei, Kakashi“, sagte Sasuke. Auch er atmete rasch und stoßweise. „Mit diesen Armen kannst du keine Fingerzeichen mehr ausführen.“ „Das werden wir ja sehen“, murmelte Kakashi. Naruto konnten Schweiß auf seiner Stirn perlen sehen. „Ich habe immer noch mein Tajutsu.“ In diesem Moment erschienen mehrere Gestalten auf den Dächern ringsum. Kakashi kniff die Augen zusammen und sah in die grimmigen Gesichter von guten zwei Dutzend Yami-nin. Sie waren bis hierher vorgedrungen. Der Kopierninja seufzte schwer. „Also schön“, sagte er. „Dann ist es vielleicht doch vorbei.“ Ohne Ninjutsu und mit seinem geringen Chakrarest hatte er keine Chance gegen so viele Gegner. Die Yami-nin banden ihm die Hände, sobald Naruto und Sasuke ihre Schwerter aus seinen Armen zogen, dann banden sie ihn im Sitzen an den verkohlten Pfahl eines eingestürzten Hauses. Naruto ging vor ihm in die Knie. „Danke, dass du dich ergeben hast“, flüsterte er. Kakashi antwortete nicht. „Schattenlord!“ Der Yami-nin deutete in Richtung des Hokage-Gebäudes, das sich so vertraut und doch so fremd gar nicht so weit entfernt erhob. „Dort drin wird gekämpft … Ich habe gesehen, wie eine Wand zerstört wurde!“ Sakura, schoss es Naruto durch den Kopf. Er stand hastig auf und überlegte rasch. Allein war er am schnellsten … Außerdem sahen die Männer und Frauen hier alllesamt müde und abgekämpft aus. Sie würden ihm nur im Weg herumstehen und im Hokage-Gebäude war auch nicht Platz für so viele Ninjas … „Sasuke, kommst du mit?“ Sasuke ließ ein abfälliges Schnauben hören. „Das geht mich nichts mehr an.“ Naruto verbiss sich alles Weitere. Er hatte ohnehin nicht erwartet, dass Sasuke Team 7 noch etwas bedeutete. Also drehte er sich um und lief alleine los. „Dann passt auf, dass Kakashi nicht freikommt.“ Er warf Sasuke einen warnenden Blick zu. „Solltest du ihm etwas antun, aus welchem Grund auch immer, wirst du vom Königreich der Dunklen Horizonte als Feind angesehen.“ Sasuke erwiderte seinen Blick ohne mit der Wimper zu zucken. Neben ihm reckten sich die Yami-nin stolz. Naruto rannte weiter. Hoffentlich kam er nicht zu spät … So ging es nicht. Sakura hatte kaum noch Chakra, auch wenn sie es nicht bereute, den Shinobi vorhin geheilt zu haben. Ein Tajutsu-Kampf war trotzdem wenig produktiv, da sie Tsunade in punkto Stärke immer noch deutlich hinterherhinkte. Also formte sie Fingerzeichen. „Jutsu der vollkommenen Finsternis!“ Schatten verschlangen den Raum. Tsunade wich in die Mitte des Büros zurück und drehte sich um ihre eigene Achse, aber als sie die orangefarbenen Augen vor sich aufglühen sah, war es schon zu spät. Sakuras Faust traf sie in die Bauchgegend und schleuderte sie davon. Sie prallte gegen den Schreibtisch, der mittendurch brach. Ihr grüner Matel flog davon und ließ sich in einer Ecke nieder. Ächzend und würgend rappelte sich Tsunade auf. Hätte Sakura mehr Chakra gehabt, wäre es wohl aus gewesen … Der Godaime Hokage biss sich in die Fingerkuppe und führte eine Beschwörung durch. Auf ihrer Schulter erschien eine blauweiße Schnecke. Sie spürte es nur, sehen konnte sie sie nicht. „Katsuyu“, keuchte Tsunade. „Kannst du spüren, wo Sakura gerade ist?“ „Ja“, ertönte die klangvolle Stimme des Wesens. „Vorsicht, von rechts!“ Tsunade reagierte beinahe zu spät. Ein wuchtiger Schlag zertrümmerte den Schreibtisch vollends, während der Hokage sich mit einer Rolle in Sicherheit brachte. „Von hinten!“ Tsunade duckte sich. „Links!“ Tsunade wich aus, wirbelte herum und trat zu. Ihr Fuß erwischte Sakura am Rücken. Ein erstickter Aufschrei ertönte, als die junge Königin durch die Trümmer des Möbelstücks hindurch und gegen die Wand geschleudert wurde. Das Finsternisjutsu löste sich auf. Sakura krümmte sich und stemmte sich auf ein Knie hoch. Ihr schwarzes Kleid war an mehreren Stellen zerrissen und Strähnen ihres Haares hingen ihr ins zerschrammte Gesicht. Sakura hustete, einige Blutstropfen flogen zu Boden. Tsunade sprang mit einem Kampfschrei auf sie zu, das Bein zu einem gewaltigen Tritt erhoben. Ein Schatten schnellte zwischen sie, etwas Blitzendes pfiff durch die Luft. Tsunade prallte zurück und entging der Schwertklinge haarscharf. Naruto stand mit wallendem Umhang vor seiner Königin. Er sah äußerst abgekämpft aus; in seinen Augen funkelte das Feuer des Neunschwänzigen. „Rühr sie nicht an“, knurrte er kehlig. Sakura stand auf und trat neben ihn. „Wir sind in der Überzahl. Gib auf, Tsunade.“ Tsunade starrte mit weit aufgerissenen, zornsprühenden Augen auf ihre ehemalige Schülerin. „Ihr beide … Ich kann es immer noch nicht glauben … Sakura, Naruto, wie konntet ihr Konoha hintergehen?“ Der Wind drehte und trug den Kampfeslärm von draußen durch das Loch in der Mauer, durch das auch Naruto gekommen war, herein. Auf Sakuras Gesicht spiegelte sich ein trauriges Lächeln wider. Sie zog einen Kunai. „Es tut mir leid, Tsunade. Ich habe es schon gesagt, ich kann euch nicht vergeben.“ „Es ist noch nicht zu spät. Hör sofort mit diesem Unsinn auf!“, befahl Tsunade scharf. „Pass besser auf, Tsunade. Du sprichst mit einer Königin“, sagte Naruto finster. Auch er zog ein Wurfmesser und gleichzeitig schleuderten sie es auf den Godaime Hokage. Klirrend prallten die Kunai von einer kleinen Klinge ab und landeten schadlos am Boden. Eine Gestalt war inzwischengesprungen, eine junge Frau mit rotem Haar und Anbu-Rüstung, die ihr Schwert erhoben hatte. Braune Augen funkelten die Eindringlinge an. Schräg am Kopf trug sie eine Anbu-Maske mit einem geschnitzten Drachengesicht. „Du“, knurrte Naruto. „Der Drachenanbu … Du bist es. Du tauchst immer zu den unpassendsten Gelegenheiten auf.“ Ein Heulen drang von draußen herein – ein Hund oder ein beschworenes Monster. In dem Raum rührte sich niemand. „Pass auf, Naruto“, sagte Sakura. „Ich glaube, sie ist nicht, was es scheint … Sieh dir an, wie jung sie ist.“ „Genau“, sagte Naname. „Um das noch einmal zusammenzufassen: Nicht ich habe das Volk der Yami auf dem Schwarzen Berg versiegelt, sondern mein Vater, und der ist tot. Ich kann nicht sagen, dass ich seine Taten verurteile. Er hat stets getan, was er für am besten für sein Dorf hielt … Und für mich. Und ich habe dasselbe vor. Wenn ihr den Hokage töten wollt, müsst ihr an mir vorbei.“ Sie starrten einander feindselig an, vier Seelen, die den Krieg entscheiden sollten – in den nächsten Minuten. „Ich bin so froh, dass du in diesem Moment an meiner Seite bist“, flüsterte Sakura. Er zog sie an sich heran und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen – diesen Moment nützte Naname um mit gezücktem Schwert vorzuspringen. Naruto leitete sein Chakra sein Schwert und parierte. Die Klinge von Nanames Waffe wurde einfach abgeschnitten; die Kunoichi sprang mit einem Satz zurück. „Die Zeit ist gekommen, um meinem Schwert seinen Namen zu geben“, sagte Naruto finster. „Es ist ohnehin bald vorbei – Sasuke und einige andere sind ganz in der Nähe und kommen bald nach. Wir haben praktisch schon gewonnen.“ „Sei dir da nicht so sicher.“ Ein höhnisches Lächeln trat auf Nanames Gesicht. „Ich habe ein Siegel um das Gebäude errichtet. Solange ich es nicht aufhebe oder sterbe, kann keiner aus dem Hokage-Haus hinaus oder herein.“ „Ich werde sie übernehmen“, sagte Naruto zu Sakura, „während du das Duell der Königinnen austrägst.“ Sakura nickte. Jede Schlacht ging einmal zu Ende. Und das Ende dieser blutigen Nacht stand nun bevor. ================================== Erstmal sorry, dass es mit dem Kapitel so lange gedauert hat. Es sieht so aus, als würde das Finale meiner FF genau mit einem actionreichen Abschnitt meines Uni-Lebens zusammenfallen :/ Sprich, Stress ohne Ende. Dafür hoffe ich, dass das Kapitel ein wenig entschädigt :) Ich hoffe, die Konstellation der Final-Kämpfer ist ein wenig episch^^ Im nächsten Kapitel (Titel ist noch ungewiss^^): Das große Finale. Ich muss noch überlegen, ob ich es gleichzeitig mit dem Epilog hochlade oder schon vorher. Bis dann :) Kapitel 26: Death Sentence -------------------------- So ... eines vorweg: Es tut mir leid, dass ihr so lange auf das Finale warten musstet, aber ich bin einfach nicht eher dazugekommen. Hatte nicht einmal Zeit, alle Kommentare gleich zu lesen, selbst dazu bin ich erst vor zwei Tagen gekommen. Da ich nicht jedes einzelne beantwortet habe, möchte ich mich an dieser Stelle kollektiv dafür bedanken :) Als kleine Entschädigung für die Verzögerung (und weil ich nun endlich wieder Luft habe^^) habe ich aber auch eine gute Nachricht: Und zwar müsst ihr nach dem letzten Kapitel nicht noch auf den Epilog warten, sondern ich habe beides fertig und hochgeladen. So, genug der Vorworte, äußere Störquellen ausblenden, passende Musik dazuschalten, viel Spaß :) ====================================== Naruto und Naname waren die ersten, die aufeinander zustürmten. Der Schattenlord gegen den Drachen. Die Welt verschwamm, drehte sich um Naruto, als sie sich umkreisten. Sein Schwert zuckte durch die Luft, bereit, alles zu zerschneiden, worauf es trat. Naname wusste um die Gefahr, die von der Windklinge ausging. Sie wich den Hieben geschickt aus, während sie sich näher an Naruto heranarbeitete. Mit zwei Kunai bewaffnet versuchte sie nach Narutos Handgelenk zu stechen, um ihn zu entwaffnen. In einer Atempause, die nur einen Sekundenbruchteil währte, schleuderte sie die Kunai auf ihn, die er mit dem Schwert abwehrte, und führte Fingerzeichen aus. Noch ehe sie damit fertig war und tief Luft holte, erzeugte er einen Schattendoppelgänger, der ihn vor ihrem Feueratem abschirmte und in einer brennenden Wolke verglühte. Sakura wusste, dass sie sich auf Naruto verlassen konnte. Als Schatten umstürzten, weitere Doppelgänger erschienen und von feurigem Atem verbrannt wurden, beachtete sie ihn und Naname nicht weiter. Ihr ganzes Augenmerk galt Tsunade. „Es führt wohl wirklich kein Weg daran vorbei“, murmelte sie leise. „Es gibt immer einen Weg“, sagte Tsunade finster. „Ergib nicht. Euch wird ein fairer Prozess gemacht.“ Sakura seufzte und schlug die Augen nieder. „Niemals.“ Nicht, solange Tsunade über Konoha herrschte. Also stürmten sie aufeinander los, schlugen und traten, brachen Löcher in den Boden und Risse in die Wände, die sich bis auf das Dach zogen und Staub und Stein bröckeln ließen. Draußen beweinte der Himmel das Schauspiel, den Höhepunkt der finstersten Nacht Konohas. Wie eine einsame Melodie prasselten die Regentropfen auf das Gebäude, in den Raum und auf die Gesichter der Kämpfenden. Der Himmel kannte ihre Namen nicht, der Regen wusste nicht um ihre Geschichte. Das wusste nur die Dunkelheit, die schweigend zusah. Die Melodie des Regens war die von Trauer, Erschöpfung und Sehnsucht. Hass war selten geworden in dieser Nacht, als hätte der Regen ihn weggewaschen. Jeder wollte nun nur noch den Frieden. Jeder wollte ihn für sich erreichen. Die Melodie des nahenden Endes pflanzte sich über das ganze Dorf fort. Kiba und Shino stießen erschöpft an den Rücken des jeweils anderen, Kunai in den Händen. Sie atmeten schwer. Irgendwo in einer Ecke wankte Akamaru mit nassem Fell. Ein Stoßseufzer malte ein kurzes, ironisches Lächeln auf Kibas Lippen. Sie waren umzingelt von mindestens zehn Yami-nin und am Ende ihrer Kräfte. Fliehen nutzte nichts, das Dorf war verloren. „Ich hasse es, so was Kitschiges zu sagen“, keuchte Kiba. „Aber es war mir eine Ehre, an deiner Seite zu kämpfen, Kumpel.“ „Gleichfalls“, murmelte Shino tonlos. Die Yami-nin hoben ihre Waffen. Shuriken und Kunai regneten auf sie herab, fällten einen um den anderen, ein heftiger Windstoß warf weitere Ninjas der Königin von den Füßen. Wie durch einen wattigen Vorhang bekamen Kiba und Shino mit, wie andere Shinobi über sie hinwegsprangen und die Yami-nin in die Zange nahmen. In Windeseile waren sie tot oder gefangen. Rücken an Rücken sanken Shino und Kiba zu Boden, um sich auszuruhen. Ein Gesicht schälte sich aus dem Regenschleier. Es war das Bakis. Die Ninjas aus Sunagakure waren gekommen. „Verdammt!“, fluchte Tamu. Widerstrebend hatte Minoris Vater an dem Kampf teilgenommen, in den hintersten Reihen, und nun sah er mitan, wie die vorderen Yami-nin von den Shinobi aus dem Reich des Windes aufgerieben wurden. Dass ausgerechnet jetzt die Verstärkung aus der Wüste kam … „Wo sind der Schattenlord und die Königin?“, rief er ohne bestimmten Adressanten. „Nirgendwo zu finden!“, rief ein anderer zurück. „Sie und die Gargoyles sind ins Zentrum des Dorfes vorgedrungen!“ Tamu knirschte mit den Zähnen. Er hatte keine Befehlsgewalt, das wusste er, aber er wusste, was sie tun konnten. „Ziehen wir uns zurück! Verstecken wir uns im Schatten, bis sie wieder da sind!“ Überall im Dorf flammte Dunkelheit auf. Die Ninjas des Königreichs der Dunklen Horizonte zogen sich in ihr Element zurück, wo sie konnten, ungesehen, unangreifbar, und warteten ab. Neji stand schon einige Zeit vor dem Hokage-Gebäude. Er war auf dem Weg hierher immer wieder in Kämpfe verwickelt worden, daher hatte er so lange gebraucht. Zu lange, wie sich herausgestellt hatte. „Neji!“ Kazekage Gaara und seine Leibwache, allen voran seine Geschwister Kankuro und Temari, erreichten das Hokage-Gebäude. „Wir sind zu spät“, sagte Neji, nachdem er den dreien kurz zugenickt hatte, und deutete auf den blassblauen Schirm, der sich über das Gebäude spannte. Als er mit dem Finger darauf tippte, blitzte es, aber er kam nicht durch. „Ein Ninjutsu oder ein Siegel. Es lässt niemanden durch.“ „Wir sind so schnell gekommen, wie es ging. Wie sieht es drinnen aus?“, fragte Gaara. Die Adern um seine Augen traten hervor, als Neji seine Byakugan einsetzte. „Oben in Tsunades Büro kämpft jemand. Vier Personen.“ Weitere Suna-nin landeten um sie herum. „Wir versuchen durchzubrechen“, verkündete Gaara. „Vielleicht braucht der Hokage Hilfe.“ Ihr Sichtfeld war verschwommen. War es Blut oder Schweiß oder Regen? Sakura konnte es nicht sagen. Sie sah nur Tsunade, unscharf, auch sie war abgekämpft, und herabstürzende Trümmer hatten ihr ebenfalls Wunden zugefügt. Doch der Godaime Hokage war noch lange nicht am Ende ihrer Kräfte. Tsunade hatte das karoförmige Mal auf ihrer Stirn aktiviert. Ihre Wunden heilten rasend schnell, während Sakura immer schwächer wurde und bereits auf butterweichen Knien stand. Klirren von Waffen und das Sausen von Feuer ließen sie erahnen, dass der Kampf zwischen Naname und Naruto noch in vollem Gange war, aber sie sah nicht hin. Würde sie hier verlieren? Nach allem, was sie erreicht hatte? Sie war am Ende, ausgelaugt, zerschlagen, müde, so müde … Und wenn sie aufgab? Mit zittrigen Fingern führte sie ein Jutsu aus. Völlige Dunkelheit umagb sie wie einen Mantel, nur sie allein, für mehr reichte ihr Chakra nicht aus. Aber sie brauchte die Finsternis, die wohltuende Ruhe, die in dieser absoluten Schwärze hing. Hier konnte sie abschalten, nachdenken. Was war ihr wichtig? Was wollte sie erreichen? Bilder schwammen im trüben Wasser ihrer Gedanken. Ihre Eltern, lachende Gesichter, wie sie noch klein war, das eine und einzige Foto von Team 7, ihre Zeit auf dem Schwarzen Berg … Und Naruto. Immer wieder Naruto. Für ihn musste sie gewinnen. Für ihn, für niemanden sonst. Sie beide mussten den Krieg gewinnen, das war alles, was zählte. „Die Dunkelheit bringt dir nichts, Sakura!“, rief Tsunade. Als sie mit Kuruda trainiert hatte, waren sie oft stundenlang in der Finsternis gewesen. Sakura hatte ihre Sinne geschärft. Sie brauchte die Karfunkelaugen nicht, um Tsunades Nahkampfangriff auszuwichen. Blitzschnell sprang sie zur Seite. Die Dunkelheit folgte ihr wie zäher Nebel. Die Dunkelheit. Ihre Zuflucht. Die Heimat ihres Volkes … und der Grund ihres Exils. Kurudas Lektionen fielen ihr wieder ein. Sakura ballte die Fäuste. Wieso sollte sie sich geschlagen geben, wenn sie die Dunkelheit hatte – alles, was sie zum Siegen brauchte? Es war dunkel. Sie herrschte über die Dunkelheit, war ihre Königin … Andere fürchteten sich vor der Dunkelheit, mehr aber vor dem, was darin war. Und sie, Sakura, kontrollierte, was darin war. Es war Nacht, immer noch, und es gab genügend Dunkelheit in diesen Stunden. Wie sollte sie da verlieren, wenn das, was ihre Feinde fürchteten, allgegenwärtig war? Mühelos wich sie einem Schlag aus und wich in die Mitte des Raumes zurück. Ja, die Finsternis war allgegenwärtig. Sie war das Gegenteil des Lichtes, so wie Tag und Nacht Gegensätze waren, aber sie konnten ohne das jeweils andere nicht existieren. Tag und Nacht wechselten sich in einem ewigen Kreislauf ab – und jetzt, nachdem so lange der Tag, das Feuer, in Konoha regiert hatte, war es Zeit, dass die Finsternis an die Macht kam! Sakura ballte die Fäuste. Sie spürte, wie ihre Kraft zurückkehrte, wie die Dunkelheit um sie herum sie stärkte. Hatte sie sich selbst in ein Genjutsu versetzt? War es ihr Kekkei Genkai? Sie konnte es nicht sagen, und es spielte auch keine Rolle. Dem nächsten Angriff wich sie nicht aus, sondern ging ihm entgegen. Sie machte Fingerzeichen, fing den wuchtigen Schlag ab und packte Tsunades Handgelenke, als rotviolette Blitze um ihre Finger zu zucken begannen. Die Dunkelheit zog sich zurück, aber das machte nichts; Sakura spürte, wie sie die Schwärze der Nacht in sich aufsog; wie eine Kraft, die nie jemand besessen hatte, weil sich jeder davor fürchtete, durch ihre Adern strömte. Großvater … Tsunades Augen weiteten sich. Die roten Blitze zuckten über ihren Körper, sämtliches Chakra, das sie zu ihrer Selbstheilung freisetzte, wurde vernichtet, verbrannt, verschwand spurlos, bis das Mal auf ihrer Stirn augebraucht war und sie Sakura als gewöhnlicher Mensch gegenüberstand. „Dummes Mädchen! Du weißt nicht, was du da tust!“, keuchte Tsunade. „Ich weiß sehr wohl, was ich tue“, sagte Sakura ruhig und hielt sie eisern fest, als der Hokage sich loszureißen versuchte. „Der Tag hat lange genug über Konoha geherrscht, es ist Zeit für die Nacht. Die Finsternis soll regieren, von heute an, die Ära der Dunkelheit.“ „Das werde ich nicht zulassen!“, rief Tsunade und wehrte sich mit aller Kraft gegen Sakuras Griff. Falten begannen sich auf ihrem Gesicht zu zeigen, Zeichen des Alterns. „Du hast es nicht begriffen“, sagte Sakura leise. „Die Dunkelheit ist nicht böse. Sie ist anders. Es war genau dieses Missverständnis, das meinem Volk all sein Leid gebracht hat.“ Sie ließ mit einer Hand los und griff nach ihrem Kunai. Es war ihr letzter – sie wünschte sich, sie hätte keinen mehr gehabt. Aber es gab kein Zurück. Sie hatte ihre Entscheidung nach gründlichem Überlegen getroffen. „Du hättest aufgeben sollen, Tsunade-sama“, murmelte Sakura traurig. Ihre Hand stieß zu. Die Zeit hielt den Atem an. Tsunades Blick war immer noch ungläubig, erschrocken. Rote, volle Blutstropfen schwebten an Sakuras Augen vorbei. Und Tränen, ihre eigenen Tränen. Sie fielen unendlich langsam zu Boden und vermischten sich mit Tsunades Blut. Sie spürte Blicke, Blicke von überall im Raum. Und die Blicke der Toten; es war ihr, als beobachteten sie ihr Großvater und ihre Eltern. Waren sie enttäuscht von ihr? Erleichtert? Gar stolz? Oder empfanden sie gar nichts, wie sie selbst? Obwohl … So ganz stimmte das nicht. Sakura empfand sehr wohl etwas, ein bekanntes Gefühl. War es Trauer? Wahrscheinlich. Aber sie hatte es in letzter Zeit zu oft gespürt, um ihm noch einen besonderen Wert zuzurechnen. Ich bin Heilerin. Ich sollte niemanden töten. Warum hatte sie damals bei Satoko Hemmungen gehabt, und nun bei Tsunade nicht? Tsunades Hand löste sich von der ihren. In Zeitlupe glitt Tsunade zu Boden, Sakura nahm kein Geräusch war. Katsuyu, das Schneckenwesen, löste sich in Nebel auf. Sakura nahm einen zittrigen Atemzug, der endlich die betäubende Stille durchbrach. Die Geräusche waren wieder da, der Regen … Trampelnde Schritte. „Hokage-sama!“ „Sakura!!“ Sie wandte sich herum, noch gefangen in der Langsamkeit der letzten Momente. Der Drachenanbu war plötzlich vor ihr – und sie hielt Narutos Schwert in der Hand, das grün leuchtete. Beherrschte Naname etwa auch das Windelement? Wie ein Blitz durchschnitt die Klinge die Dunkelheit, zog eine glühende Furche in die Luft. Sakura machte den Mund auf um zu schreien, aber bevor ein Ton über ihre Lippen kam, schoss etwas zwischen sie und Naname. Eine dunkle Gestalt, ein schwarzer Umhang … umhüllt von roten Blasen und der annähernden Form eines Fuchses … Sie sah Narutos Gesicht vor sich, aber da war keine rasende Wut in seinen Augen, wie sonst immer, wenn er sich Kyuubi ergab. Nur der sehnliche Wunsch, sie zu beschützen, sie, dank derer es ihm gelang, den Neunschwänzigen jetzt unter Kontrolle zu halten. Fauchend durchstieß ihn das Drachentöter-Schwert. Sakura konnte nichts tun. Sie stand nur da und starrte geradeaus. Die Welt war in unwirkliches Weiß getaucht. Narutos Gesicht, das sich verzerrte. Die Klinge, die immer weiter aus seinem Brustkorb hervortauchte – und dann mit einem Ruck zur Seite gerissen wurde. Das Blut … sein Blut, das den Boden befleckte, die Pfütze, die größer wurde, so schnell größer … Der Schattenlord fiel. Er bog den Rücken durch, fiel auf die Knie, dann rückwärts. Die Blutlache unter ihm wurde noch größer. Auch Sakura sank auf die Knie herab, immer noch ungläubig … Wie konnte er, Naruto, die Person, die sie am meisten liebte auf der ganzen Welt, verletzt werden? Wie konnte er … sterben? „Narutooooo!!“ Ihr Schrei erfüllte das Gebäude, übertönte für einen Moment den Regen, nur um dann sogleich wieder davon niedergepresst zu werden. Sie verschwendete keinen Gedanken an Naname, stürzte zu ihm. Mit fahrigen Händen riss sie sein Hemd auf, starrte auf die grässliche Wunde. „Sakura-chan …“, hauchte er. Sein Blick war klar, doch aus seinem Mundwinkel sickerte ein heller Blutstrom. „Bitte … Naruto …“ Ihre Stimme versagte. Sie atmete tief und zittrig durch, sammelte ihr Chakra und hielt ihre Hände über die Wunde. Sie wusste, dass es vergebens war. Sie hatte zu wenig Kraft, sie konnte ihn niemals heilen … „Lass es … Es hat keinen Zweck“, murmelte Naruto erstickt. „Ich lasse dich nicht sterben!“, schluchzte sie. Tränen strömten über Sakuras Gesicht, landeten auf ihm, und waren doch so vergebens wie die Regentropfen, die die Szene beobachteten. „Du darfst nicht sterben, du darfst einfach nicht! Wer … wer soll denn bei mir sein, wenn du … Wofür haben wir das alles erreicht, wenn du nicht mehr da bist?“ Sie wurde von so heftigen Schluchzern geschüttelt, dass es ihr schwer fiel, klar zu sprechen. Dennoch verstand er sie, irgendwie. Mühsam hob er die Hand und legte sie auf ihre. „Du hast dein Volk in eine bessere Zukunft geführt … Du bist eine gute Königin …“ „Warum … Naruto … warum?“ Sie brachte nicht mehr hervor. Das grüne Licht um ihre Hände war längst verebbt. Sie fühlte sie, als wäre sie kurz vor dem Zusammenbruch. Wahrscheinlich war dem auch so. „Der Schattenlord … beschützt die Königin mit seinem Leben …“ Er hustete und schloss die Augen. Sakura erschrak. Sie wusste, dass sie ihm nicht helfen konnte … Aber dennoch … dennoch … „Naruto … Bleib bei mir! Bitte, bleib … bei mir …“ Ihr Kopf sank auf seine Schulter und sie ließ den Tränen freien Lauf. Könnten Tränen doch nur heilen … Langsam öffnete er die Augen wieder zu schmalen Schlitzen. „Sakura … bitte … sing für mich …“, flüsterte er. Sie hörte mit dem Weinen auf. Mit Tränen in den Augen sah sie ihn an. „Was?“ „Du hast es mir versprochen.“ Sein Blick verschleierte sich langsam. „Damals … Im Schwarzen Turm … Du hast gesagt, wenn wir siegen, singst du wieder für mich …“ Ein heftiger Schluchzer schüttelte sie. „Naruto …“ „Tu es … Mein letzer Wunsch … Du hast eine so schöne Stimme, Sakura-chan …“ „Du bist …“ Sie sprach nicht aus. Schniefend wischte sie über ihre Augen und begann leise zu singen. Erst war ihre Stimme zerbrechlich, wie eine zarte Blume, dann blühte sie auf und wurde kräftiger, schüttelte alles ab, alles Leid, alle Last … Und doch war das Lied so schwermütig wie der Regen. Ihre Hände, rot von seinem Blut, schlossen sich um die seine und drückten sie fest, während sie die Augen voller Tränen schloss. Ein letztes Mal versuchte sie, ihr Chakra zu sammeln, wollte seine schreckliche Verletzung heilen … Spürte selbst, wie etwas wie ein Schwert ihr Herz durchbohrte … „Sei … eine gute Königin … Sakura …“, hörte sie seine Stimme noch leise, aber sie wusste nicht, ob es nicht vielleicht Einbildung war. Ihre Kräfte verließen sie. Ihr wurde schwarz vor Augen. Sie sank neben ihn. „Naruto … Danke für alles …“ Der Regen prasselte auf ihr Gesicht, als sie in eine tiefe Ohnmacht fiel. Naname hatte sie schweigend beobachtet. Sie ging vor Tsunades Leichnam in die Knie und schloss ihr die Augen. „Danzou ist tot … Der Godaime Hokage ist tot …“, murmelte sie und warf einen Blick zurück auf Sakura. „Es gibt keinen Grund mehr zu kämpfen.“ Sie stand auf, rammte Narutos Schwert in den Boden und setzte ihre Maske auf. Dann machte sie ein Fingerzeichen und löste das Siegel um das Gebäude. Etwas Helles drang durch ihre geschlossenen Lider. Mit dem Bewusstsein kehrte auch der Übelkeit erregende Schmerz zurück, der sie dumpf und erdrückend umfangen hielt. Sakura blinzelte die Augen auf. Sie sah Ruinen, die Mauern des zerstörten Hokage-Gebäudes. Zerstört, vom Duell der Königinnen … Die Regenwolken hatten sich verzogen. Ein kalter Duft war ihnen gewichen; in der Ferne, weit über dem verwüsteten Dorf, schob sich ein schmaler Streifen Morgenlicht über den Horizont. Sakura spürte, wie eine einzelne Träne über ihre Wange glitzerte. Das Sonnenlicht war schön, so schön … Wie es die Dunkelheit durchdrang, die Dunkelheit, die ihr ein und alles war … Wie konnte so etwas Schönes wie das Morgenlicht ihre geliebte Finsternis verbrennen? Sie lauschte. Wurde noch gekämpft? War der Kampf mit der Nacht gestorben? War der neue Tag ein Zeuge ihres Sieges oder ihrer Niederlage? Es spielte keine Rolle mehr. Naruto … Ein sanfter Schatten schob sich vor die Sonne. Sie erkannte die Gestalt. Rotes Haar, das vom Morgenlicht entflammt wurde, über unwirklichen, glatten grünen Augen. Gaara, der Kazekage. Er war hier? Lange sah er sie an. „Ich hätte so etwas nie von euch erwartet“, stellte er schließlich fest. Sakura schloss die Augen. Sie wollte nicht mit ihm reden. Sie wollte überhaupt nichts mehr tun … „Offenbar sind wir zu spät gekommen.“ Das war die Stimme seiner Schwester, Temari. „Warst du es, die Tsunade getötet hat?“ Sie antwortete nicht darauf. „Warum habt ihr mich noch nicht getötet?“, flüsterte sie nach einer Weile der Stille. „Ich sehe nicht, wieso“, sagte Gaara monoton. „Das würde weder Tsunade zurückholen noch die Ordnung in Konoha wiederherstellen.“ „Ihr seid doch Konohas Verbündete …“ Jedes Wort kostete Sakura Mühe, weil sie einfach alles, was sie sagte, als unnötig empfand. Sogar sich zu bewegen fand sie zu mühsam. „Rächt sie wenigstens … Tötet ihre Feinde …“ Gaara sah sie nur stumm an, als sie ihm wieder in die Augen blickte. Was dachte er? Was wollte er? „Bitte …“, murmelte Sakura und fühlte sich so leer wie ein weißes Blatt Papier. „Tötet mich … Ich bin so schwach, ich kann es nicht selbst tun …“ „Vielleicht hält man mich ja für einen Verräter“, sagte Gaara ernst, „aber du hast Konohas Hokage getötet. Dem Dorf fehlt der Anführer, und ich selbst werde dieses Amt sicher nicht in Anspruch nehmen. Konoha soll von Leuten regiert werden, die aus Konoha stammen.“ Baki landete neben ihm. „Kazekage-sama, wir haben die Yami-nin zum Dorfrand getrieben und umstellt. Sollen wir …“ „Nein“, unterbrach ihn Gaara. „Der Kampf ist vorbei. Es ist genug Blut geflossen. Seht zu, dass beide Seiten einen Waffenstillstand vereinbaren, bis es wieder einen Anführer gibt.“ Er wandte sich wieder an Sakura. „Steh auf. Du musst deinem Volk sagen, dass es aufhören kann zu kämpfen.“ „Mein Volk“, murmelte Sakura bitter. „Es ist alles egal. Mich interessiert nicht, wer diesen Kampf gewinnt. Es hat alles seine Bedeutung verloren …“ „Du hast diese Leute in den Kampf getrieben!“, fuhr sie Temari an. Sakura erschrak nicht, in ihr war immer noch diese gleichgültige Leere. „Also zeig ein bisschen Verantwortung! Bist du etwa nicht die Königin der Dunklen Horizonte?“ Was redeten sie da? Warum wollten sie ihr Mut machen? Gaara legte seiner Schwester beruhigend die Hand auf die Schulter. Mit ruhiger Stimme sagte er: „Ich weiß nicht, ob sie wollte, dass du es weißt, aber Tsunade hat mir eine persönliche Nachricht geschrieben, bevor euer Angriff begann. Sie hat mich gebeten, in dem Fall, dass sie als Hokage stirbt, dafür zu sorgen, dass du ungehindert ihre Nachfolge als Herrscherin über Konoha antreten kannst.“ Die Worte klirrten wie Glas in ihren Ohren. Sakura war sprachlos. Sie öffnete stumm den Mund und spürte nach einer Weile, wie ihr Tränen über die Wangen liefen. Tsunade … Sie hatte … „Warum?“, hauchte sie und unterdrückte ein Schluchzen. Dabei wusste sie genau, warum. Tsunade war ihr oft wie eine zweite Mutter gewesen … Auch wenn sie als Hokage nicht zulassen konnte, dass das Dorf in ihre Hände fiel, hatte sie mit ihrem Tod dieses Amt abgelegt und war als ihre Mentorin gestorben, als eine Person, der sie viel bedeutete … Tsunade hatte sich Frieden in Sakuras Herz gewünscht. Gaara nickte, als er in ihren Augen sah, dass Sakura verstand. „Darum musst du jetzt weitermachen. Dein Volk wartet auf deine Anweisungen. Und große Aufgaben liegen vor dir.“ Kankuro trat in ihr Gesichtsfeld und nickte seinem Bruder zu. Gaara nickte zurück. Sakura schüttelte langsam den Kopf. „Ich werde das nicht tun. Ich kann nicht mehr … kann nicht mehr leben …“ „Du musst“, beharrte Temari. „Soweit wir wissen, bist du die letzte Bluterbin der Dunklen Horizonte, und das Volk der Yami wird keine andere Person dulden.“ Sakura schloss verbittert die Augen. „Dann wird die Blutlinie enden, das wird sie so oder so. Die einzige Person, die meiner Familie ein Kind hätte schenken können, ist tot …“ „Meinst du damit Uzumaki Naruto?“, fragte Gaara. Sakura öffnete gequält die Augen. Allein seinen Namen zu hören, tat weh … „Helft ihr auf“, befahl der Kazekage. Sakura fühlte sich von zwei Händen gepackt, die sie sanft in eine sitzende Position aufrichteten. Sie sah Temari lächeln. Die Sandninjas drehten sie vorsichtig zur Seite. Sakura blinzelte. Dort drüben, in der Mitte des zerstörten Raumes, liebkost von Sonnenstrahlen, lag er, Naruto … Und um ihn herum saßen fünf medizinische Ninjas des Sanddorfes. Sie holte fast erschrocken nach Luft und hielt den Atem an. Seine Wunde war verbunden, die Ninjas behandelten ihn mit grünem Chakra. Naruto hatte die Augen geschlossen, aber sein Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig. Sakura wollte nicht hoffen. Sie fürchtete, wenn sie sich zu sehr an die Hoffnung klammerte, dass er noch lebte, könnte diese dann unter ihren Fingern zerbröseln. Kankuro trat neben sie. „Sein Zustand ist stabil“, erklärte er. Es dauerte eine Weile, ehe Sakura die Sprache wiederfand. „Warum … Warum tut ihr so viel für uns? Wir sind doch auch eure Feinde …“ „Sieh es als eine Revanche meinerseits“, sagte Kankuro und sah sie aus unergründlichen Augen an. „Du hast mir nach meinem Kampf mit Sasori das Leben gerettet, das hast du doch nicht vergessen?“ „Naruto hat mein Leben verändert“, sagte Gaara hinter ihr. „Er wird nie mein Feind sein, komme was da wolle.“ Sakura konnte nichts sagen. Sie fand keine Worte für ihr Glück. „Und? Stehst du jetzt auf?“, fragte Temari. Sakura nickte. Die Sunanin stützten sie, als sie sich aufrichtete. Epilog: On to the Shores of Eternity ------------------------------------ Die Suna-nin brachten einen Gargoyle zur Königin der Dunklen Horizonte. Der wiederum überbrachte den Yami-nin den königlichen Befehl zum Waffenstillstand. Unter den Augen der Shinobi aus dem Reich des Windes versammelten sich alle Bewohner von Konoha, Ninjas und Nicht-Ninjas, die endlich aus dem Versteck durften, um das zerstörte Hokage-Gebäude. Das Dorf war immer noch ein Schlachtfeld, und jeder, des es durchschritt, spürte das, aber der neue Morgen lag wie eine heilende Hand über den seelischen Wunden der Schlacht. Gewiss, es würden Narben bleiben. Aber nun war zumindest der Kampf vorbei. Es dauerte einige Stunden, bis alle Menschen versammelt waren. Der Schattenlord war zu sich gekommen und dank der Behandlung der Sunanin konnte er schon wieder aufrecht stehen. Erwartungsvoll blickte man zu der Königin empor, die auf der Terasse des Gebäudes stand, flankiert von Schattenlord Naruto und dem Kazekage und dessen Geschwistern. Königin Sakura breitete die Hände aus. „Bürger des Königreichs der Dunklen Horizonte, wir haben gesiegt!“ Es dauerte einige Sekunden, bis ihre Worte durchsickerten. Dann brachen die Yami-nin in Jubelgeschrei an, das erst nach vielen Minuten verebbte. Sakura konnte die mutlosen Gesichter der gewöhnlichen Bewohner von Konoha sehen. Die Nachricht von Tsunades Tod hatte sich bereits herumgesprochen. „Bürger von Konoha! Wir wollen nicht zwei Völker sein, die unter einem Banner zusammenleben! Wir sind ein Volk, ein Dorf, wir waren es immer! Ich verspreche, nein, ich schwöre euch, dass ich eine gute Königin bin, die den vergangenen Hokage in nichts nachsteht! Ich werde Konoha zu neuer Blüte verhelfen!“ Ihre Rede ging noch weiter. Sie appellierte an Brüderlichkeit, Gleichheit, und sprach ausführlich über Licht und Dunkelheit. Naruto stand neben ihr und sah sie beeindruckt an. Auch Gaara kam kurz an die Reihe, verkündete ein neues Bündnis von Sunagakure mit dem Königreich der Dunklen Horizonte und Konoha, und sprach Sakura seine ganze Unterstützung zu. War der Mond Zeuge des Untergangs Konohas gewesen, so war die Sonne Zeugin eines Neubeginns. Wind durchwehte die Gassen und ließ den Hass verrauchen. Die Yami-nin hatten ihre Rache bekommen, ebenso wie einen festen Platz in der Welt. Während ihrer Rede sah Sakura, wie Sai in Begleitung von einem kleinen Trupp Suna-nin das Dorf betrat und sich zu der Menge gesellte. Naname stand etwas abseits und lauschte der Rede der neuen Herrscherin. Auch wenn Danzou und der Hokage tot und Konoha verwüstet waren, es gab immer noch die Menschen, die hier lebten. Ihre Aufgabe als Anbu war noch nicht zuende. Für die Ninjas und Nicht-Ninjas in diesem Dorf, für immer und ewig, nach dem Vorbild ihres Vaters – auch wenn sie sich vielleicht Gargoyle anstatt Anbu nennen musste. Während Sakuras Ansprache andauerte, sah Naname, wie sich aus den Augenwinkeln eine bekannte Gestalt heranschleppte. Es war der junge Gargoyle, gegen den sie zuvor gekämpft hatte. „Ich habe festgestellt, dass ich noch lebe“, sagte Kuruda und lächelte schief. Allein das Gehen hatte Schweiß auf seine Stirn treten lassen. „Muss ich mir deswegen Sorgen machen, was uns betrifft?“ „Bilde dir nichts darauf ein“, sagte Naname. „Es ist nur so, dass meine Bilanz an nicht eliminierten Gegnern heute erschreckend hoch ist.“ Ein leises Lächeln trat auf ihr Gesicht, als sie zu Naruto hochsah. Der Gargoyle grinste. „Hier“, sagte sie und warf ihm eine Schriftrolle zu. „Dein graues Untier. Ich gebe es dir zurück.“ „Danke“, sagte er gut gelaunt und fing die Rolle auf. „Magst du Eniguma nicht?“ „Es stinkt“, antwortete sie schlicht. Kuruda lachte leise. Die Konoha-nin fassten den Machtwechsel unterschiedlich auf. Einige verweigerten der Königin den Gehorsam, es kam zu weiteren kleinen Scharmützeln zwischen ihnen und den Gargoyles, und nicht alle konnten die Friedenstruppen aus Sunagakure rechtzeitig beilegen. Diejenigen, die Sakura kannten, wussten nicht, was sie denken sollten. Jedermann war bestürzt über den Tod ihrer Freunde. Nachdem mit dem Wiederaufbau des Dorfes begonnen wurde, wurde ein ganzer Tag geopfert, um der Gefallenen zu gedenken und sie zu Grabe zu tragen. Sakura und Ninjas aus Konoha hielten Grabreden, und die Königin half persönlich mit, Lee, Tenten, Ino und Tsunade zu bestatten und ihnen die letzte Ehre zu erweisen. Shikamaru und Chouji wurden in den Wäldern außerhalb des Dorfes gefunden. Der Stratege war schwer verletzt, aber mithife der Heiler des Sanddorfes, das beim Wiederaufbau mithalf, befand er sich bald auf dem Weg zur Besserung. Den Tod seiner Teamkollegin teilte man ihm erst später mit, und er und Chouji kleideten sich in bedrücktes Schweigen. Sakura fühlte mit ihnen. Sie wusste, dass keine Worte und keine Taten diesen Verlust wettmachen konnten, aber sie verbrachte viel Zeit mit den beiden und stellte sich ihren Gefühlen. Es war das Mindeste, was sie tun konnte: Nicht davonzulaufen, sondern zu ihren Taten und den Konsequenzen zu stehen. Dasselbe galt für Neji und Gai, dem vor allem der Tod seines Lieblingsschülers sehr nahe ging. Auch der Älteste der Yami war in der Schlacht gefallen. Da er auch einmal ein Ninja gewesen war, hatte er es als seine Pflicht angesehen, für die Zukunft seines Volkes und für das Vermächtnis von König Takada zu kämpfen, doch sein fortgeschrittenes Alter und das fehlende Training hatten ihn die Nacht nicht überleben lassen. Sakura hätte sich gewünscht, ihm wenigstens noch zeigen zu können, dass sie gesiegt hatten. „Kriege verursachen immer schlimme Verluste“, murmelte Naruto, als sie für eine Minute allein waren. Die Regierungsgeschäfte und der Wiederaufbau raubten Sakura alle freie Zeit, die sie hatte, und Naruto war immer noch auf dem Weg der Genesung und musste das Bett hüten. Sie setzte sich zu ihm und seufzte. „Ich weiß, ich kann nicht rückgängig machen, was ich getan habe. Das ist wohl das Los einer Königin – Freundschaften zu opfern, um Völker regieren zu können.“ Naruto fasste sie an der Hand. „Kommt Zeit, kommt Rat.“ Er setzte sich auf und küsste sie zärtlich. Nicht alle akzeptieren es, jetzt Bürger eines Königreiches zu sein. Ein Teil der Ninjas von Konoha, die meisten davon waren Anbu, sagten sich von ihrer Herrschaft los. Sakura ließ sie ziehen und wünschte ihnen alles Gute. Einige waren unter ihnen, die ihr ewigen Krieg und Vergeltung schworen, daher würde sie auch in Zukunft auf ihren Rücken achten müssen. Es war nicht so, dass sie das schon gewohnt war, aber sie hatte gelernt, dass nichts, was man im Leben erreichte, perfekt war. In den ersten Tagen des Wiederaufbaus versuchten sich Sasuke, Karin, Juugo und Suigetsu davonzustehlen. Die Gargoyles bekamen Wind davon und benachrichtigten ihre Königin, die sofort persönlich mit den vieren sprach, in Begleitung des Schattenlords. „Ich verlasst uns also?“, fragte sie Sasuke. Dabei hatte sie nichts anderes erwartet. „Ich habe meine Rache“, antwortete Sasuke. „Mit diesem Dorf verbindet mich nichts mehr.“ „Wie fühlst du dich jetzt?“, fragte sie, ohne die Spur eines Vorwurfs in der Stimme. „Besser? Schlechter? Oder nur wie eine leere Hülle?“ Sasuke zuckte mit den Schultern. „Die Zeit wird es zeigen.“ „Und was hast du nun vor?“, fragte Sakura. „Wir werden sehen. Ich gehe, der Rest wird sich ergeben.“ Sakura nickte. Er war ziellos, jetzt, da er Danzou getötet und das Dorf eine neue Herrscherin hatte. Da war immer noch das Friedensangebot des Raikage, der nach Sasuke fahnden ließ. In diesem Krieg war er als Sohn der Schmerzen nur ein Söldner ohne Gesicht gewesen, der an ihrer Seite gekämpft hatte, aber sobald bekannt würde, dass er in ihrem Reich lebte, würde der Frieden mit dem Reich der Blitze im Keim ersticken. Sicher würde durchsickern, dass er mitgekämpft hatte, aber Sakura war sich sicher, dass sie eine glaubhafte Ausrede dazu fand. Wie auch immer sich die Dinge entwickelten, Sasuke konnte nicht in Konoha bleiben, das wusste sie und das wusste er. „Leb wohl“, sagte sie. Sasuke wandte sich um, als Naruto das Wort erhob. Er hatte Sasuke viel sagen wollen, aber kein einziges Wort gesprochen. Er war wie ein Fremder für ihn, eigentlich war er das schon lange. „Sasuke!“, rief er. Als sich sein ehemaliger Freund noch einmal zu ihm umdrehte, sagte er: „Pass auf dich auf. Danke, dass wir noch einmal für kurze Zeit Team 7 waren.“ Sasuke sah ihn lange an und ging dann ohne ein weiteres Wort. Sie sahen ihm und seinen Gefährten nach. Es war ein heißer, sonniger Tag, und die Straße, auf der sie gingen, leuchtete gelblich weiß. Vielleicht war es das letzte Mal, dass sie sich sahen. Sakura wurde eines klar. Sie war trotz allem nicht wie er. Sie würde es nie sein. Vielleicht würde sie ihn auch nie verstehen, aber das war wohl auch besser so. Die Suna-nin reisten wieder ab, die Reparaturen im Dorf gingen weiter. Es würde noch lange dauern, groß war auch der Schmerz der Verluste, aber man ging einem neuen Zeitalter entgegen. Das Hokage-Gebäude war als Andenken fast genauso errichtet worden, wie es immer gewesen war, nur dass es statt dem Büro nun einen kleinen Thronsaal mit dunkel vertäfelten Wänden gab, in dem ein massiver Steinthron mit samtüberzogener Sitzfläche stand. Sakura setzte sich mit einem leisen Seufzer darauf und genoss die Kühle, die hier drin herrschte, und die Stille. Endlich war der Trubel etwas abgeflaut. „Es läuft ganz gut, finde ich“, sagte Naruto, der neben ihr trat. Sakura nickte. „Aber es muss nicht lange so bleiben.“ „Der Feudalherr des Feuerreichs hat bestimmt schon vom Ausgang unseres Krieges erfahren“, sagte Sai. „Es muss nicht sein, dass er uns akzeptiert. Außerdem war auch er schuld am Untergang des alten Reichs der Dunklen Horizonte.“ „Wenn er uns angreift, geht der Krieg weiter“, murmelte Naruto düster. Sakura lehnte sich zurück und gönnte es sich, sich zu entspannen. „Die Kriege werden immer irgendwie und irgendwann weitergehen. Tag und Nacht müssen sich schließlich abwechseln. Andere Reiche könnten ebenfalls annehmen, wir seien geschwächt, und versuchen, unser Königreich zu erobern.“ „Da wartet ein ganzes Stück Arbeit auf dich, meine Königin“, sagte Naruto. Er konnte nicht anders, er musste lächeln. Es war ein erleichtertes Lächeln, das vom Ende des ersten Krieges zeugte und keine Angst vor den folgenden ausdrückte. „Ich werde schon damit fertig“, sagte Sakura. „Aber wollen wir auf ewig Kriege führen?“, fragte Sai. „Auch wenn du dich bemühst, den Frieden zu erhalten, Frieden ist nie die Entscheidung eines einzelnen. Krieg hingegen schon.“ „Auf ewig?“, murmelte Sakura verträumt. „Vielleicht ist der Mensch zu ewigem Krieg verdammt. Aber wir können nichts anderes tun, als der Ewigkeit entgegenzutreten, mit der Entschlossenheit, zu siegen, alle Hindernisse zu überwinden, die man uns in den Weg legt.“ „Der Ewigkeit entgegen gehen?“, wiederholte Naruto und grinste dann. „Tja, was bleibt uns auch anderes übrig?“ Sakura lächelte ihn an. „Solange du an meiner Seite bist, kann die Ewigkeit ruhig kommen.“ Sie zog ihn zu sich heran und sah ihm tief in die Augen. „Ich habe etwas vergessen.“ „Was denn?“, fragte er. „Ich muss dir noch ein Lied singen, Naruto. Das Lied unserer neuen Zukunft. Es ist vielleicht ein wenig melancholisch, aber im Grunde ist es ein frohes Lied.“ ENDE. ========================================== So, das war meine FF "Sakura, Queen of the Dark Horizons" :) Ich hoffe sehr, das Ende war nochmal sehr dramatisch und fesselnd^^ Ich hab mich nochmal richtig ins Zeug gelegt und außerdem versucht, alles so realistisch wie möglich hinüberzubringen. Und ich muss sagen, es war ein erhebendes Gefühl, als ich die FF fertig hatte, wirklich. Das Schreiben und Planen hat mir genausoviel Spaß gemacht, wie euch jetzt das fertige Werk präsentieren zu können :D Falls ihr noch Anmerkungen, Feedback, Kritik oder sonstwas loswerden wollt, freue ich mich natürlich über jedwede Rückmeldung ;) Hier übrigens nochmal der Link zu dem Spin-Off mit den Bonuskapiteln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)