Shards von UrrSharrador (At the End of Nightfall ... no one will be safe ... [Trailer online]) ================================================================================ Kapitel 7: The Assassin ----------------------- Madrid, Spanien Mittwoch, 2. August 2007 7:38 Uhr Palmon hielt beide Eindringlinge mit seinem giftigen Efeu gefangen und sie hatten sie im Hauptraum auf den Boden gesetzt. „Also?“, fragte Matt. Die beiden waren erstaunlich kleinlaut, und als der erste von ihnen zu reden begann, versuchte er ein lässiges Grinsen, das ihm allerdings gehörig misslang. Sie wussten, dass sie verloren hatten. „Yo, das war nix Persönliches, ehrlich“, sagte er in schlampigem Englisch. „Was du nicht sagst“, meinte Matt trocken. „Ihr fandet unsere Musik Scheiße, habt ihr gesagt. Aber ich gehe davon aus, das war nicht der Grund, oder?“ Wieder drucksten die beiden Hip-Hopper ein wenig herum, dann stieß der mit der Zahnspange seinen Kollegen mit der Schulter an, der daraufhin sagte: „Alter, wenn wir dir sagen, wir hab’n nix gegen euch, ist das die Wahrheit! Da war dieser Typ, der hat uns Geld geboten, wenn wir euch … Das ist alles.“ „Alles?“, rief Mimi empört aus, aber Matt unterbrach sie sofort. „Wenn ihr uns was? Umbringt?“ Die beiden schluckten und sahen betreten zu Boden. Es war nicht nötig, dass sie antworteten. „Wer war der Typ, der euch angeheuert hat?“, fragte Sora. Die Augen der Prügler begannen zu leuchten und Matt wurde sofort klar, dass sie jenen verehrten. „Er hat gesagt, sein Name wär Ansatsu. Und er ist ein echter Profi“, sagte der eine der beiden. Der zweite nickte. „Er hat nur gesagt, helft mir, diesen Sänger zu töten, und dafür hat er uns einen Haufen Geld geboten. Einen gewaltigen Haufen.“ „Und gestern am Abend hat er uns gesagt, dass wir alle bei euch im Haus erledigen sollen. Dafür hat er uns das Dreifache geboten“, fügte der andere hinzu. Matt, Sora und Mimi sahen sich alarmiert an. Also hatte dieser Ansatsu gewusst, dass sie hier waren. Natürlich – es war nicht schwer herauszufinden, in welches Hotel Creators of Darkness‘ Fear abgestiegen waren, und wenn jemand in Soras Hotel in Paris die richtigen Fragen gestellt und das vielleicht mit einer netten Finanzspritze für den gestressten Concierge untermalt hatte, hätte er schnell erfahren, dass sie ausgecheckt und ein Taxi zum Bahnhof genommen hatte, und vielleicht hatte Ansatsu auch dort Fragen stellen lassen, das Ziel ihrer Reise herausgefunden und eins und eins zusammengezählt. Es machte keinen Sinn, über das Wie nachzugrübeln. Er hatte sie gefunden, und es war wichtig, das Warum hinter seinen Taten aufzudecken. „Ansatsu … Ist das der Typ, der bei euch war, als ihr mich in der Gasse überfallen habt?“, fragte Matt, obwohl er die Antwort schon kannte. Die Spanier nickten simultan. „Ihr wisst nicht zufällig, wie er innerhalb eines Tages nach Paris und wieder zurück gekommen ist?“, hakte er mit einem Seitenblick auf Sora nach. Die beiden starrten ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Offenbar hielten sie diese Behauptung für genauso lächerlich, wie sie im Grunde auch war. „Und habt ihr schon mal was von Digimon gehört?“ Die gleichen fragenden Gesichter. Sie waren Untermänner, nicht mehr und nicht weniger. Leider. „Wisst ihr wenigstens, wo Ansatsu gerade ist?“, versuchte er ein letztes Mal sein Glück, doch auch diesmal verneinten die beiden. „Keinen Schimmer. Er verschwindet immer recht schnell. Sah aber ziemlich ausgelaugt und abgerissen aus, gestern Abend. Er wollte uns das Geld heute Mittag zukommen lassen, wenn wir hier fertig sind. Aber wahrscheinlich hat er schon mitgekriegt, dass wir es vergeigt haben. Mierda …“ Matt musterte ihn genau. Es konnte natürlich sein, dass sie ihn belogen, aber er spürte, dass sie die Wahrheit sagten. „Ruf die Polizei. Wir händigen sie ihnen aus“, wies er Gekimaru an. Der jedoch tat keinen Schritt, sondern starrte Matt nur trotzig an. Sein Blick glitt kurz zu Palmon, dann sagte er: „Was zum Teufel ist hier eigentlich los?“, fragte er. „Was bedeutet das alles, Yami?“ „Das bedeutet“, sagte Matt mit einem Anflug Bedauerns und schlechten Gewissens, „dass wir unsere Tournee hiermit abbrechen.“ Unbekannter Ort – verschneite Wälder, DigiWelt Unbekannte Zeit Sie hatten sicherheitshalber kein Feuer entzündet, um nicht entdeckt zu werden, und Ken fror entsetzlich. Er hatte die heile Hand um den Körper geschlungen – die verletzte weigerte sich weiterhin beharrlich, ihm zu gehorchen – und zitterte zähneklappernd vor sich hin. Die Sonne war schon lange untergegangen, aber allein der Gedanke, sich zum Schlafen in den Schnee zu legen, ließ ihm einen weiteren, eisigen Schauer über den Rücken laufen. Sie hatten den Wald nach langem Fußmarsch erreicht. Moyamon war kurz zwischen den Bäumen verschwunden und hatte erneut Pilze gebracht, die Ken mit wenig Appetit kalt verspeist hatte, und seitdem hatte er nicht viel mehr getan, als fiebernd im Schnee zu sitzen und zu warten, dass ihn der Kältetod holte. Auch Moyamon und Frigimon blieben wach. „Hier kann er nicht bleiben“, sagte Frigimon und in seinen großen, schwarzen Knopfaugen funkelte es mitleidig. „Er wird erfrieren.“ „Hmpf“, machte Moyamon übellaunig. Ken atmete zitternd aus. Vor seinem Mund gefror sein Atem schier zu Eis. „Ein paar Meilen weiter ist das Dorf. Wir könnten ihn dort unterbringen“, überlegte der riesige Schneemann weiter. „Vergiss es“, brummte Moyamon. „Du weißt genauso gut wie ich, dass du nie in dieses Dorf gehen wirst.“ „Ich nicht. Aber du hältst es dort aus.“ „Dir ist wohl das Hirn erfroren“, protestierte Moyamon. „Nie und nimmer gehe ich mit ihm ins Dorf! Wenn doch, dann setzte ich ihn an der nächsten Straßenecke aus!“ „Du musst ihm doch nur ein Quartier besorgen, wo er übernachten kann. Auch in unserer Höhle wird er auf Dauer nicht gesund, und im Dorf wäre es …“ „Ich habe Nein gesagt!“, unterbrach es Moyamon knurrend. „Außerdem sieht er aus wie ein Mensch!“ Kens Gedanken waren vor Kälte so träge, dass er sich nicht einmal über diese nicht gerade sehr scharfsinnige Bemerkung wunderte. „Wenn sie ihn sehen, hat er große Probleme – und wir mit ihm!“ „Du hast vorher gesagt, dass die Menschen an eurem Krieg schuld sind“, murmelte Ken, als er das hörte. „Was meintest du damit?“ „Vielleicht nicht die Menschen“, schränkte Frigimon ein. „Aber die DigiRitter.“ „Was?“ Ken hätte vielleicht schockiert sein sollen, aber seine Müdigkeit ließ nur schwache Verwirrung zu. „Die DigiRitter waren uns immer freundlich gesinnt“, fuhr Frigimon fort. „Immer wieder haben sie die Macht der Dunkelheit bekämpft und die DigiWelt beschützt. Aber die jetzigen sind nicht so.“ „Pah, die DigiRitter sind Schurken, mehr nicht!“, stieß Moyamon hervor und streckte die haarige Brust raus. „Wenn ich könnte, würde ich ihnen einzeln ihre schlagenden Herzen herausreißen!“ „Was … meint ihr damit?“, fragte Ken unsicher. Frigimon schien zu überlegen, wie er es Ken am besten erklären konnte. „Die Menschen, die momentan als DigiRitter in der DigiWelt sind, stiften überall Unfrieden und Chaos. Ich weiß nicht, was sie vorhaben.“ „Was wohl“, knurrte Moyamon. „Die DigiWelt erobern, wahrscheinlich.“ „Vielleicht“, sagte Frigimon. „Aber vielleicht ist das nicht alles. Jedenfalls haben sie den Krieg verursacht. Die Tankmon, die du gesehen hast, unterstanden ihrem Befehl – und wahrscheinlich auch die MegaGargomon.“ „Aber sie haben doch gegen die Albtraumsoldaten gekämpft oder? Gegen diese … Scherben?“ „Schon“, sagte Frigimon. „Aber sie sind bei weitem nicht ihre einzigen Ziele. Wäre dem so, täten sie der DigiWelt wahrscheinlich einen Gefallen. Aber ihre Maschinendigimon greifen auch Dörfer und Städte an und töten andere, gutartige Digimon. Ich glaube, die DigiRitter suchen nach etwas – nur, wie sie es geschafft haben, so eine Armee aufzubauen, weiß keiner. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Tankmon ihnen freiwillig dienen.“ Frigimon verstummte und Moyamon fuhr bissig fort: „Darum sind die Menschen auch nicht gerne gesehen. Wo sie auftauchen, gibt es nur Ärger, Mord und Totschlag.“ „Weißt du, dass einst ein sogenannter DigimonKaiser versucht hat, die DigiWelt zu erobern?“, fragte Frigimon. Ken schluckte trocken und versuchte, nicht allzu verdächtig dreinzuschauen. Ob er es wusste, war schon fast eine lächerliche Frage. Er hütete sich, zu antworten, und Frigimon fuhr einfach fort: „Der DigimonKaiser hatte eine schwebende Festung. Sie wurde zwar in einer Explosion zerstört, aber die neuen DigiRitter haben es geschafft, sie zu reaktivieren. Es hat einige Digimon gegeben, die sich ihrem Griff nach der Macht entziehen wollten. Sie haben sich ihrem Feldzug entgegengestellt, aber weil diese Festung ständig ihren Standort wechselt, weiß man nie, wo die DigiRitter sich aufhalten.“ „Im Endeffekt hat es nichts genutzt“, brummte Moyamon. „Dummes Revolvermon. Es hätte wissen sollen, dass eine Handvoll Champion-Digimon nicht ausreicht, um die DigiRitter zu besiegen.“ „Wurden sie …“ Ken sprach nicht weiter. Frigimon nickte. „Ja. Diese Digimon wurden alle getötet, aber andere versuchen jetzt, es ihnen gleichzutun.“ „Ironie“, meinte Moyamon humorlos. „Aber warum tun sie denn das?“ Ken verstand die Welt nicht mehr. Die DigiRitter hatten die DigiWelt zu beschützen, nicht sie zu unterwerfen! Ob die Saat der Finsternis dahintersteckte? „Wenn wir das wüssten.“ Frigimon schüttelte den Kopf. „Es gibt Gerüchte. Angeblich ist einer von ihnen ein DigiRitter, der vor kurzem noch an der Seite seiner Freunde die Macht der Dunkelheit bekämpft hat. So wie alle DigiRitter nach getaner Arbeit in ihre Welt zurückkehren, taten es auch seine Freunde – aber er weigerte sich, seine Macht aufzugeben.“ „Aber wieso denn?“ Moyamon schnaubte. „Ganz einfach: Die DigiWelt wurde wieder einmal von bösen Digimon bedroht, die mächtiger waren als alle anderen. Nur die DigiRitter konnten sie mit vereinten Kräften schlagen. Dieser eine hat erkannt, welche Macht er an der Seite seines Digimons hatte, und während seine Freunde diese Macht nach getaner Arbeit bereitwillig für neue Generationen abgelegt haben, hat er sie sich behalten und will damit die DigiWelt erobern.“ „Wir haben ihn nie gesehen und kennen seinen Namen nicht“, sagte Frigimon, „aber er hat neue DigiRitter nachkommen lassen. Teuflische DigiRitter.“ „Digi-Raubritter könntest du sie nennen“, sagte Moyamon trocken. „Diese neuen Menschen helfen ihm bei seinem Plan. Sie nennen sich selbst nicht DigiRitter, es ist ihnen lieber, wenn man sie als die Dunklen kennt. Seit sie ein Dorf nach dem anderen willkürlich in Schutt und Asche legen und, wie du gesehen hast, sogar verbündete Digimon opfern, wenn es ihnen passt, sind die Menschen fast überall in der DigiWelt verhasst. Darum bist du auch in Gefahr, wenn du ohne Verkleidung ins Dorf gehst.“ Ken sah Frigimon fragend an. Er wagte kaum, seine nächste Frage zu stellen. „Und … warum habt ihr mir dann geholfen, wenn ihr durch die Di… durch die Menschen so viel Leid erfahren habt?“ Frigimon antwortete rasch und voller Überzeugung. „Weil du verletzt warst und nicht gefährlich.“ „Ja“, knurrte Moyamon. „Und weil der verdammte Schneekopf sogar einem verletzten Devimon den Flügel schienen würde.“ Ken sagte nichts mehr. Er blickte stumm in den Schnee vor sich. Dass die Lage so ernst war, hätte er sich nicht gedacht. Jahrelang hatten immer böse Digimon die DigiWelt bedroht. Nun waren es die DigiRitter selbst, die Unfrieden und Krieg stifteten. Die Perversität dieses Umstands wurde seinem unterkühlten Gehirn erst nach und nach klar, dafür aber mit umso größerer Wucht. Küste, Meer der Dunkelheit Mittwoch, 2. August 2007 22:10 Uhr Schwer keuchend lehnte sie sich gegen die Felswand und lauschte ihrem Blut, das in regelmäßigen Abständen zu Boden tropfte. Ihre Kleidung war damit vollgesogen und die Hand, die sie auf die Wunde in ihrer Seite gepresst hatte, hatte den Blutfluss nicht verringern können. In der Ferne rumorte etwas, aber soweit sie wusste, war das hier nichts Besonderes. Nach wenigen Schritten verschluckte dicker, weißer Nebel die Sicht. Das Rauschen der Wellen erreichte ihr Ohr; das Meer war nicht weit entfernt. Wenn sie in die falsche Richtung ging, lief sie Gefahr, ins Wasser zu stürzen. Aber es war nicht so, als hätte sie noch die Kraft, irgendwo hin zu gehen. Rechts von ihr lichtete sich die Nebelwand gerade so weit, dass ein riesenhafter Schatten sichtbar wurde, der Schemen eines riesigen Cthulhu. Dann war er wieder verschwunden und mit ihm das Rumoren. Dafür hörte sie jetzt Schritte. Sie erstarrte und begann zu zittern. Ihr Herz jagte, pumpte das Blut noch schneller aus ihrem Körper heraus, sodass ihre Sicht zusätzlich verschwamm. Ihr wurde schwindlig und speiübel, und sie musste sich an der Wand abstützen, um nicht zu stürzen. Das war nicht das Geräusch von Flossen, die über Felsen watschelten. Es war das von schwerem, festem Stiefelwerk. Er hatte sie gefunden. Ein Grunzen ertönte, ein dumpfer Schlag und ein gurgelnder Schrei. Der Nebelvorhang vor ihr wurde zur Seite gerissen, als etwas heran sauste, neben ihr zu Boden klatschte und liegen blieb. Sie schluckte. Die erbarmungswürdige Gestalt, die sich dort krümmte, war eines der unförmigen, dunklen Wesen, die das Meer der Dunkelheit bevölkerten. Über ihre Kehle zogen sich drei tiefe, blutige Schnitte. Mit einem verklärten, flehenden und zugleich warnenden Ausdruck in den Augen sah es sie an, dann kroch es, sich mit den Händen ziehend, über den Fels. Bald darauf ertönte ein Platschen, als es ins Wasser fiel, doch sie wusste, dass es mit dieser Verletzung nicht lange überleben würde. Die Schritte verstummten. Sie wandte zitternd den Blick nach der menschlichen Silhouette um, die im Nebel erschienen war. Etwas violett Glühendes durchdrang den nassen Dunst. Dann zerriss ein jäher Windhauch die Nebeldecke und ihre letzten, verzweifelten Hoffnungen wurden zerstört. Vor ihr stand ein Junge, etwas älter als sie, und maß sie mit abschätzendem Blick. „Fumiko Shinokiri“, sagte er unheilvoll. „Du hast meinen Angriff also tatsächlich überlebt.“ Fumiko senkte den Kopf und versuchte sich so klein zu machen, wie es ging. Ihre Wunde antwortete mit einem pochenden Schmerz auf jede noch so kleine Bewegung. „Ansatsu.“ „Du kennst ja meinen Namen“, stellte er mit leiser Verwunderung fest und trat noch ein paar Schritte auf sie zu. Seine rechte Hand war mit diesem glühenden Stachel bewaffnet, den sie noch leidvoll in Erinnerung hatte. „Heh“, machte Fumiko. „Du hast mich und Parallelmon eben unterschätzt.“ Ansatsu blieb stehen und seine Augen glitten suchend über die Nebelwand, allerdings genauso ergebnislos wie ihre zuvor. „Du hast es nur deinem Digimon zu verdanken, dass du mir entkommen bist. Ein zweites Mal passiert mir dieser Fehler nicht mehr.“ „Bist du sicher?“ Fumiko musste die Zähne zusammenbeißen. Der Schmerz war beinahe unerträglich, und sie konnte ihn auch nicht dadurch überspielen, einen auf cool zu machen. Hinter ihr zersprang die Felswand und ein Geräusch, das nicht von dieser Welt zu stammen schien, ertönte, als Felsbrocken durch die Luft regneten und ins Wasser prasselten. Ein haushohes Monstrum baute sich hinter Fumiko auf; sein Kopf war so weit oben, dass er für Ansatsu im Nebel verschwinden musste. Die Gliedmaßen des Digimons waren extrem dürr und endeten dafür wieder in gewaltigen, krallenbewehrten, gepanzerten Pranken. Im unteren Teil seines Brustkorbs prangte etwas, das wie ein riesiges Auge aussah. „Dieses Vieh schon wieder“, murmelte der Attentäter abfällig. „Du weißt, was du zu tun hast, Parallelmon“, keuchte Fumiko und presste die Hand fester auf ihre Wunde, die scheußlich zu brennen begonnen hatte. Aus Parallelmons unsichtbarem Kopf schoss etwas, dass den Nebelvorhang entzwei riss: ein Strahl, der die Form einer gekrümmten Raubtierklaue hatte und die Luft elektrisch knistern ließ. Ansatsu spannte sich an, um auszuweichen – doch Parallelmon hatte nicht auf ihn gezielt. Der Strahl traf Fumiko in den Rücken. Rund um ihren Körper vibrierte die Luft und die Wirklichkeit riss auseinander. Ein tosender Strudel tat sich hinter ihr auf. Sie brachte ein Lächeln zustande. Er war wieder auf denselben Trick hereingefallen … „Nicht so schnell“, knurrte Ansatsu. Er tat etwas, das sie durch das knisternde Licht nicht erkennen konnte, und schleuderte etwas Weißes, Längliches mit aller Kraft auf sie. Fumiko riss instinktiv den Arm hoch – ein sachter, stechender Schmerz durchzuckte ihren Unterarm, den Bruchteil einer Sekunde, bevor der Wirbel zwischen den Welten sie verschlang. Sie stürzte schwer und landete mit dem Gesicht voraus auf hartem Asphalt, ohne dass sie Gelegenheit hatte, sich mit den Armen abzustützen. Keuchend blieb sie eine Weile liegen, ehe sie den Kopf hob. Vor ihr ragten Wolkenkratzer wie riesige, stumpfe Zähne in den Himmel. Nicht weit entfernt hörte sie Autos hupen; sie selbst lag auf einer Art Lieferantenparkplatz vor einem Tokioter Kaufhaus. Erleichtert atmete sie zitternd aus. Sie war Ansatsu entkommen. Tränen stiegen in ihre Augen. Er hatte all ihre Freunde umgebracht … und sie konnte nur wie ein Feigling vor ihm fliehen … Sie ballte die Fäuste und wurde wieder des Schmerzes gewahr, der ihren Arm im Vergleich zu ihrer Wunde nur kitzelte. Sie besah ihn sich und ein eisiger Schauer rieselte ihr über den Rücken. In ihrem Unterarm steckte eine übergroße, weiße Spritze, auf der sie eine lächerliche Fratze angrinste. Mit einer fahrigen Bewegung riss sie das Ding heraus und starrte es an wie den Sensenmann persönlich. Sie hatten in der DigiWelt einmal gegen eine Horde DemiDevimon kämpfen müssen. Die zwar schwachen, aber nervigen Biester hatten mit denselben Spritzen um sich geworfen. Und irgendetwas sagte Fumiko, dass diese Nadel, genau wie jene damals, vergiftet war. ============================== Ein paar der Fragen müssten jetzt beantwortet sein, den Rest heb ich mir noch auf ;) Vielen Dank für die ganzen Kommis im letzten Kapitel :D Ohne die würde das Schreiben lang nicht so viel Spaß machen! Hosted by Animexx e.V. 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