Shards von UrrSharrador (At the End of Nightfall ... no one will be safe ... [Trailer online]) ================================================================================ Kapitel 13: Thoughts of Intimacy -------------------------------- Pit-Höhlen, DigiWelt Sonntag, 6 August 2007 12:13 Uhr Patamons panische Flügelschläge hallten laut von den Höhlenwänden wider. Tiefer und tiefer flog es in das Labyrinth. Zwar kannte es sich hier aus, aber es konnte seine nützlichste Eigenschaft, nämlich das Fliegen, nicht wirksam einsetzen. Die einzige Chance war, dass es seinem Verfolger in den verwinkelten Gängen entkam – doch der Schatten, der es verfolgte, war ihm zu dicht auf den Fersen. Schwer atmend schoss es in den nächsten Seitengang und gleich darauf nach rechts, als es zu einer Kreuzung kam. Es hörte das schrille Fiepen hinter sich, das durch Mark und Bein ging, das Geräusch tausender, winziger Flügel. Schließlich beging Patamon, vollends erschöpft, einen Fehler. Es flog in einen Gang, der in einer Sackgasse endete. Panisch versuchte es zu wenden, doch da erschien auch schon der Schatten hinter ihm. Zitternd hockte sich das kleine Digimon zum Fuß der glatten Steinwand und sah aus angsterfüllten Augen zu ihm hoch. „Was willst du von mir?“, fragte es mit hoher Stimme. Der Mund des Schattens verzog sich zu einem Grinsen. „Ohne deinen Partner kannst du schließlich nicht digitieren.“ Er streckte den Arm aus. „Albtraumkralle!“ Zur Rauchenden Krone, DigiWelt Sonntag, 6. August 2007 20:59 Uhr Zwei Tage lang waren sie durch die zerstörte DigiWelt gezogen. Ruine um Ruine hatte sich abgewechselt, die Albtraumsoldaten hatten eine Spur der Verwüstung durch das Land gezogen. Nach und nach säumten Baumgruppen und kleine Wäldchen ihren Weg, und schließlich kamen sie in ein dichtes Waldgebiet. Sie waren todmüde und hungrig, die Vorräte, die sie aus dem Flüchtlingslager mitgenommen hatten, waren zu Mittag zuneige gegangen. Am Abend hatten sie endlich wieder bewohntes Gefilde erreicht: Eine kleine Taverne am Wegesrand am hinteren Ende des Waldes, die wohl nur deshalb noch stand, weil kein größerer Trupp Digimon-Soldaten sich die Mühe machte, sich durch den Wald zu schlagen. Vor der Taverne, die Zur Rauchenden Krone hieß und aus deren Schornstein tatsächlich dichter Qualm quoll, fiel der Hügel sanft ab und endete weiter hinten in einem von schroffen Felswänden umrandeten, grasbewachsenen Tal. Hier gab es nichts, was sich einzunehmen lohnte. Die Taverne war überraschend gut besucht, für Kriegszeiten, die meisten Besucher kamen anscheinend aus versteckten Hütten oder Behausungen im Wald. Es herrschte Lärm und Fröhlichkeit in dem behaglich warmen, von knisterndem Kaminfeuer erhellten Schankraum, als wäre die Welt in schönster Ordnung. Der Raum war komplett aus Holz gezimmert, auch die rohen Stühle und die langen, klobigen Tische. Hinter der Ausschank stand ein vogelähnliches Deramon, offenbar der Inhaber des Etablissements, und mühte sich ab, mit seinem wortwörtlich buschigen Hinterteil von einem Ende der Theke zum anderen zu huschen, um Bierkrüge nachzufüllen und saftigen Braten auszugeben. Zwei felsige Gotsumon waren als Kellner angestellt und ihre Fäuste waren sicher auch gut dafür geeignet, betrunkenes Gesindel daran zu erinnern, dass man für seine Zeche sehr wohl bezahlen musste. Die Hauptattraktion bildete ein Floramon, das auf einem Podest in der Mitte des Raumes einen anmutigen Tanz aufführte und dem zahlreiche betrunkene Digimon zujubelten – oder auch so einige Obszönitäten zuriefen, allen voran ein sturzbetrunkenes, haariges Nanimon, das es kaum noch schaffte, sich auf seinem Stuhl zu halten. T.K, Kari, Joe, Davis, Gatomon und Veemon hatten einen Tisch im hintersten Winkel der Taverne in Beschlag genommen und stärkten sich mit einem Festmahl. Davis und Veemon futterten wie in guten alten Zeiten. Die Menschen hatten sich in lange Umhänge mit Kapuzen gehüllt, um nicht erkannt zu werden, aber es nahm ohnehin niemand Notiz von ihnen. Auch Veemon hatte sich einen Spaß daraus gemacht, sich zu verkleiden: Es hatte sich eine erdbraune Decke wie in einen Umhang umgeworfen und einen gleichfarbigen, breitkrempigen Hut aufgesetzt und sah damit mehr oder weniger wie ein Cowboy aus einem Western aus. Während sie Brotkrumen in die letzten Tropfen der fettigen Soße tunkten, ging die Tür zur Taverne auf, und ein kleiner Trupp Goblimon kam herein. Es waren sechs an der Zahl und sie erinnerten in ihrem Aussehen unangenehm an Ogremon, waren aber kleiner, hatten übergroße Köpfe und hölzerne Keulen, die sie auf dem Rücken trugen. Ihre Augen schimmerten gelb und ihre spärlichen Haare waren blutrot. Sie trugen einheitliche, lederne Kleidung. Nebeneinander zwängten sie sich auf die Barhocker direkt an der Schank. Ein schlafendes Veggiemon wurde einfach von seinem Hocker geworfen. „Sechs Mal dunkles Bier!“, grunzte eines der Goblimon Deramon zu, das gehorsam die Humpen füllte und sie ihnen hinstellte. In einem einzigen Zug leerten sie die grünhäutigen Digimon. „Psst! Davis!“ Veemon stieß seinen Partner mit dem Ellbogen an. „Was denn?“ Davis hatte den Neuankömmlingen wenig Beachtung geschenkt. Das betrunkene Nanimon war auf das Tänzerpodest geklettert und hatte ebenfalls einen grotesken und absolut lächerlichen Tanz begonnen. Soeben hatte es versucht, dem Floramon nachzugrapschen und war prompt und unter lautem Gelächter der anderen Digimon wieder auf den Boden geschubst worden. „Die Goblimon an der Schank! Das sind Scherben!“ „Was sagst du da?“ Davis fuhr herum und starrte die Digimon an. Sie nahmen keinerlei Notiz von ihnen, sondern lachten und grunzten und bekamen soeben nachgeschenkt. „Bei der DigiAllianz haben wir gegen viele von ihnen gekämpft“, flüsterte Veemon. „Meinst du, die suchen uns?“, fragte Joe erschrocken. „Wohl kaum“, sagte T.K. „Es weiß keiner, dass wir hier sind.“ „Aber sie führen sicher nichts Gutes im Schilde.“ Gatomon hatte die Ohren gespitzt und sah angespannt in ihre Richtung. Veemon sprang von seinem Stuhl. „Ich werd das mal überprüfen.“ „Was hast du vor?“, fragte Davis. Veemon grinste und hielt ihm den Daumen hin. „Wart’s ab. Ich weiß, wie man mit solchen Kerlen umgehen muss.“ „Aber mach nichts Leichtsinniges“, warnte Joe. „Ist klar.“ Veemon rückte seinen Umhang zurecht, zog sich den Hut tief ins Gesicht und ging langsam zu den Goblimon hin. „He, Bruder, ist hier noch frei?“, fragte es das nächste. Das Goblimon sah ihn nur stirnrunzelnd an und nickte dann und Veemon ließ sich auf dem letzten freien Barhocker nieder. Es musterte das Goblimon übertrieben genau. „Ihr seht aus wie ziemlich harte Kerle“, stellte es dann fest. Goblimon grunzte lachend und schüttete sich sein neues Bier in den Rachen. „Das kannst du laut sagen. Du würdest dir in die Hosen machen, wenn du wüsstest, wer wir sind!“ „Wer seid ihr denn?“ Veemon machte große Augen. „Hehe. Wir sind die Scherben! Da staunst du, was?“ Veemon tat, als müsste es erschrocken einatmen. „Die Überbleibsel der Albtraumsoldaten?“ „Genau.“ Veemon schwieg, dann winkte es Deramon zu. „Noch eine Runde an uns sieben auf meine Kosten!“ Die Goblimon grölten erfreut. „He, Kleiner, du bist in Ordnung“, lachte sein Gesprächspartner, der selbst nur wenig größer war. „Hast keine Angst vor uns, was?“ Veemon ging auf die Frage nicht ein, sondern hakte nach: „Was tut ihr hier am Ende der Welt? Habt ihr etwa eine geheime Mission?“ Es bemühte sich um einen begeisterten Unterton. Goblimon leerte seinen Krug und griff sofort nach dem nächsten, den Deramon bereitgestellt hatte. „Kann man so sagen. Wir sind ein Spähtrupp.“ „Was sollt ihr denn ausspähen?“ „Weiter im Norden, in der Nähe von irgendso ‘nem Dorf, hat es eine Schlacht gegeben, bei der ein Stoßtrupp von uns vernichtet worden ist. Die Hauptarmee ist auf dem Weg westwärts, also hat Musyamon uns losgeschickt, nachzusehen, was dort los war.“ „Musyamon?“, fragte Veemon. „Wer ist das?“ „Warum willst du das so genau wissen?“ Veemon zog sich seinen Hut tiefer ins Gesicht und kam sich dabei ziemlich cool vor. „Ich spiele mit dem Gedanken, mich den Scherben anzuschließen.“ „Du? Hoho!“ Das Goblimon brach in schallendes Gelächter aus. „Hast du denn was drauf?“ „Ich würde dich mit links in die Tasche stecken“, grinste Veemon und hoffte, nicht zu weit gegangen zu sein. Aber das Goblimon, nach seinen zweieinhalb Bier scheinbar schon leicht benebelt, lachte nur noch lauter. „Du bist echt in Ordnung, Bruder! Ich kann dich ja mal Musyamon empfehlen. Es ist momentan der General über die Hauptarmee.“ „Verstehe.“ Veemon nippte nun auch an seinem Bier. „Aber eines ist mir schleierhaft. Wenn ihr doch nach Norden wollt und dort was erkunden müsst, warum lungert ihr dann hier herum?“ Das Goblimon grinste überheblich. „Nun, da du ja bald ein Waffengefährte von mir bist, kann ich dir ja gleich einen Tipp geben: Die Dunklen, gegen die wir kämpfen, sind knallhart. Da ist es manchmal besser, einem Kampf aus dem Weg zu gehen. Wir warten hier eine Zeitlang, und dann folgen wir Musyamons Trupp und sagen ihm, dass wir im Norden nichts gefunden haben, außer ein paar rauchenden Häusern.“ Also waren sie einfach nur Feiglinge, schloss Veemon. Laut sagte er: „Ihr seid sicher schon lange bei der Armee, wenn ihr so genau die Feinheiten erfolgreicher Kriegsführung versteht.“ Goblimon, das den Sarkasmus in Veemons Stimme nicht mitbekommen hatte, nickte grinsend. „Kannst du laut sagen, Bruder.“ „Das ist gut.“ Veemon zwang sich, den Bierkrug zu leeren, damit es wieder von diesem stinkenden Digimon wegkam. „Also, ich gesell mich wieder zu meinen Freunden. Denk daran, bei Musyamon ein gutes Wort für mich einzulegen, wenn ihr mit eurer Mission fertig seid, ja?“ Goblimon prostete ihm zum Abschied zu und Veemon zog sich wieder an seinen Tisch zurück und erzählte den anderen, was es gehört hatte. „Also kein Grund zur Beunruhigung“, sagte Davis zufrieden. „Ich frage mich trotzdem, was dort oben im Norden passiert ist“, murmelte Kari besorgt. „Das, was momentan überall in der DigiWelt passiert, vermutlich“, meinte Gatomon. Die Goblimon hatten soeben ein misstönendes Soldatenlied angestimmt. „Ich kannt einmal ein Lilymon das war so schön gar wie die Sonn lief von zuhaus allein davon und brachte mir viel Freud und Wonn …“ Während das Lied immer ordinärer wurde, stand Joe auf und organisierte bei Deramon zwei Zimmer. Er, Kari, T.K. und Gatomon gingen nach oben, während Davis und Veemon noch sitzen blieben und weiteraßen und –tranken. Kari, T.K. und Gatomon gehörte das rechte Zimmer am oberen Ende der Treppe, das linke war für die anderen reserviert. Nachdem die drei die Tür hinter sich geschlossen hatten, sahen sie sich um. Das Zimmer war einfach, aber gemütlich: Ganz aus Holz, mit einer Kommode, auf der eine Blumenvase stand, einem Kippfenster, das auf die Ebene und das Tal blickte, die friedlich und finster dalagen, und zwei frisch überzogenen Betten. Es gab sogar elektrische Deckenlampen, obwohl es in dieser Gegend keinen Strom geben dürfte, aber in der DigiWelt war schließlich so einiges möglich, vor allem punkto Elektrizität. Gatomon, das noch müde von den Strapazen der Tage bei der DigiAllianz war, ließ sich sofort auf Karis Bettende nieder und schlief zusammengerollt ein. Kari und T.K. setzten sich auf sein Bett und schwiegen eine Zeitlang. „Meinst du, sind die anderen mittlerweile nachgekommen?“, fragte T.K. „Kann schon sein.“ „Dann hat es wenig gebracht, dass wir vorausgegangen sind. Wir haben noch nichts erreicht.“ Kari lächelte und drückte seine Hand. „Mach dir darüber keine Gedanken.“ T.K. erwiderte das Lächeln. „Danke.“ „Wofür?“ „Dass du immer für mich da bist.“ Er küsste sie sanft auf die Lippen. Kari schloss die Augen und schlang die Arme um ihn. T.K. fühlte sich wie in einem Rausch. Er hatte zwar von dem Bier gekostet – sie alle hatten das, sogar Joe, denn Deramon schenkte zu dieser Stunde nichts Antialkoholisches mehr aus, wie es gesagt hatte –, aber nur einen halben Krug. Und nichts machte ihn so trunken wie der Geschmack von Karis Lippen. Er erwiderte die Umarmung und strich ihr durch das Haar. Es war zerzaust von dem langen Marsch, dem Übernachten unter freiem Himmel und der Verkleidung, ebenso wie Karis Gesicht und ihre Kleidung ein klein wenig schmutzig waren, aber es störte ihn nicht. In seinen Augen war sie immer wunderschön, und nichts kam dieser Schönheit auch nur im Ansatz nahe. Sie verloren jegliches Zeitgefühl, während ihre Lippen nicht voneinander abließen, ihre Zungen sich umtanzten. T.K.s Hände wanderten langsam über ihren Rücken und schoben sich unter ihr T-Shirt. Ein Schauer durchlief sie, als Kari seine Finger, hauchzart wie Spinnweben, über ihre Haut streifen fühlte. Sie beendete den Kuss und zog ihr Gesicht ein paar Zentimeter zurück. „Ich bin mir nicht sicher, ob … Ob wir das hier tun sollten“, hauchte sie. T.K. fühlte ihren warmen, süßen Atem auf seinem Gesicht und sah deutlich die niedliche Röte auf ihren Wangen. Er lächelte. „Ob wir was tun sollten?“, fragte er neckisch, vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge und bedeckte ihre Haut mit Küssen, wobei ihm ihre Haarsträhnen an der Nase kitzelten. Kari seufzte schauernd auf, legte ihre Hände auf seine Schulterblätter und drückte ihn fest an sich. Sie drehte sich, sodass sie ganz auf dem Bett saß, und verschränkte ihre Beine hinter T.K.s Becken. „Das … weißt du ganz genau“, flüsterte sie stockend. „Wir sind schließlich nicht …“ Sie verstummte, als er sich ein wenig von ihr löste und ihr ernst in die Augen sah. Dann wandte er den Blick ab. „Ich weiß auch nicht, ob wir es tun sollten. Aber ich dachte – wer weiß, ob es nicht unsere letzte Gelegenheit ist …“ Sie sah ihn ein wenig erschrocken an. „Sag so etwas nicht. Das ist zu traurig.“ „Nein, nein, so meine ich das nicht“, beeilte er sich zu sagen. „Ich meine nur … Wenn wir noch Patamon und Gomamon finden, dann … Dann sind wir wieder bereit zu kämpfen. Und dann werden wir kämpfen, weil wir es müssen. Und dann wird uns kaum noch Zeit bleiben, Zeit für uns allein …“ Kari lehnte ihren Kopf an seine Schulter und dachte nach. Sie sah stumm in eine Ecke, dann zu Gatomon, das tief und fest schlief. „Sorgst du dich um Patamon?“, fragte sie. „Natürlich.“ Kari nickte betreten. „Und trotzdem willst du nicht, dass wir es …“ „Das ist es nicht!“, sagte er unwirsch und verwünschte sich sofort dafür. Kein Vorwurf war in ihren Worten gewesen. Sanfter fügte er hinzu, während er über ihre Wange streichelte: „Patamon kann auf sich selbst aufpassen. Genau genommen konnte es das wesentlich früher als ich.“ „T.K. …“ Kari hob sein Kinn an, sodass er ihr in die Augen schauen konnte. Er wirkte traurig. „Denk nicht an das, was einmal war. Wir sind zusammen, das ist es, was zählt.“ „Ja“, murmelte er leise. „Das ist das einzige.“ Sie versanken wieder in einem tiefen Kuss, der all ihre Bedenken auslöschte. Davis stieß brennend der Alkohol auf. Er hatte noch nie von einer Biersorte gehört, die so schnell ins Blut fuhr. Veemon hatte sich anscheinend richtige Freunde unter den Goblimon gemacht, denn die grünhäutigen Digimon hatten darauf bestanden, dass sie beide ein paar Krüge mit ihnen mithoben, und er selbst hatte nicht leugnen können, dass es verlockend war, fern jedweder Kontrollen Alkohol zu probieren. Irgendwann war es aber auch genug. Die Digimon würden wohl noch die ganze Nacht durchzechen. Davis hatte sich auf den Weg ins obere Stockwerk machen wollen, um sich schlafen zu legen und seinen Schädel damit so gut wie möglich daran zu hindern, am nächsten Morgen wie ein Hornissenschwarm zu brummen, als Deramon ihn zurückgewinkt und ihn aufgefordert hatte, die letzte Runde, die schließlich er den Goblimon bestellt hatte, gefälligst zu zahlen. Ihm war bewusst geworden, dass er sein Geld bereits zum Großteil ausgegeben hatte – der Sukamon-Händler, der ihnen unterwegs ihre Yen in Dollar umgetauscht hatte, die in der DigiWelt eine etwas gängigere Währung waren, hatte, etwas Unverschämtes von wegen Kursschwankungen murmelnd, einen großen Batzen Provision verlangt, den Davis nun schmerzlich vermisste. Also bat er Deramon, kurz zu warten, und stieg die Treppe hoch. Auf dem Weg nach oben merkte er, wie schwerfällig er war. Mehr taumelnd als gehend kam er in seinem Zimmer an, wo sich alles um ihn herum zu drehen schien. Joe lag in seine Decke verstrickt da und schnarchte laut, also machte Davis achselzuckend kehrt. Sollte er schlafen. T.K. war bestimmt noch wach, er würde ihm das Geld schon leihen. Es war eher ein Zufall, aber nachdem er die Türklinke zu T.K.s und Karis Zimmer beim ersten Versuch verfehlte, öffnete er die Tür relativ leise. Zuerst dachte er, der Alkohol würde ihm einen Streich spielen. Dann klärte sich sein Kopf, als hätte er sich unter einen eiskalten Wasserfall gestellt. Er sah Kari und T.K. auf dem Bett sitzen, eng umschlungen und sich innig küssend, und T.K. schob ihr gerade das Top bis zu den Schultern hoch … Davis schlug die Tür zu. „Was war das?“ T.K. hielt inne, als er ein Geräusch von der Tür her hörte. „Was hast du?“, fragte Kari. Er zögerte kurz, wollte nicht aus diesem süßen Traum aufwachen und zuckte daher die Achseln. „Ach, ich muss mich getäuscht haben.“ Er sah sie kurz an und lächelte dann. „Weißt du was?“ „Was?“ „Solange du bei mir bist – ich glaube, da ist es mir sogar egal, was mit der DigiWelt passiert.“ Sie kicherte leise. „Ich glaube, du bist nicht mehr ganz klar im Kopf.“ Er kam mit seinem Gesicht ganz nah an ihres. „Wundert dich das“, flüsterte er, „wo du mir doch den Verstand raubst?“ Er zog ihr das Top über den Kopf und machte sich dann am Verschluss ihres BHs zu schaffen. Kari drückte ihm wie im Rausch ihr Becken entgegen, strich mit den Fingern durch sein engelsblondes Haar und verlor sich in der Tiefe seiner gefühlvollen, unschuldigen Augen. Ihre Lippen trafen sich wieder, als sie langsam auf die weiche Matratze sanken. Davis atmete tief vor der geschlossenen Holztür durch. Er hatte die Fäuste geballt, ohne es zu merken. Natürlich, Kari und T.K. ... Sie waren seit langem ein Paar … und dennoch … dennoch … wenn T.K. nicht gewesen wäre … dann, vielleicht … „Hey, Davis, ich hab die Goblimon überredet, deine Runde zu … Davis?“ Davis zuckte zusammen. Veemon war am Treppenabsatz aufgetaucht und sah ihn aus verklärten Augen an. „Alles in Ordnung mit dir?“ „Bestens“, murmelte Davis und fasste plötzlich einen Entschluss, von dem er genau wusste, wie hirnrissig er war. Er stapfte breitbeinig an Veemon vorbei und wieder die Treppe ins Gastzimmer hinunter. „Aber ich dachte, du wolltest schlafen gehen?“, sagte Veemon verwundert, folgte ihm aber. „Ich hab’s mir anders überlegt.“ Er winkte Deramon, das ihn von der Schank her misstrauisch musterte, zu. „He! Noch eine Runde auf meine Kosten. Bezahlen tu ich morgen, wenn mein Kumpel wieder wach ist.“ ============================ Ich weiß selbst nicht, warum, aber die Szene mit Veemon und den Goblimon zu schreiben hat mir echt Spaß gemacht^^ Ich wollte das alles ein wenig episch gestalten, mit Digimon-Soldaten und Truppenbewegungen, etc. Und nochmal auf die Schlacht, die Ken beobachtet hat, verweisen. Ich hoffe, die Beziehungen der Digimon untereinander in dieser Taverne kommt nicht zu menschlich herüber, wobei ich auch nicht glaube, dass es in der DigiWelt großartig verschieden wäre ;) Dann wollte ich noch, ich glaube, das hat man gemerkt, die Beziehung T.K./Kari/Davis ein wenig herausarbeiten. Bleibt nichts mehr zu sagen, ich hoffe, es war interessant :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)