Shards von UrrSharrador (At the End of Nightfall ... no one will be safe ... [Trailer online]) ================================================================================ Kapitel 26: Secret Power ------------------------ Ausläufer des Bluray-Gebirge, DigiWelt Donnerstag, 24. August 2007 16:10 Uhr Tai wachte auf, als er jemanden seinen Namen rufen hörte. Ein Mädchen. Wieder und wieder rief es ihn, schluchzend. Mühsam öffnete er die Augen. Überall in seinem Körper kribbelte es, als wären ihm sämtliche Glieder eingeschlafen. Er blinzelte und sah in das verweinte Gesicht Mimis. „Gottseidank!“, rief sie aus und warf sich ihm um den Hals. „Ich dachte, ich hätte dich auch verloren!“ Tai war verdutzt starr wie ein Brett. Dann ergriff er ihre Schultern und schob sie ein wenig von sich. „Was meinst du mit auch?“ Mimi brach in Tränen aus. „Palmon! Er … Er hat Palmon … Er hat …“ Danach brachte sie nichts mehr heraus. Tais Kopf klärte sich langsam, während er sich umsah. Er lag auf einem flachen Felsen, die anderen standen betroffen um sie herum. Dann erinnerte er sich. T.K! Nein … das musste ein Traum gewesen sein. Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Mimi, die sich an seiner Brust ausweinte, während er gerade erst wieder in die Wirklichkeit zurück gelangte, überforderte ihn. Er hatte das Bedürfnis, sie in die Arme zu nehmen und zu trösten, aber etwas hinderte ihn daran. So blieb er liegen, wo er war. Etwas weiter entfernt hieb Matt mit der bloßen Faust gegen einen Felsen. „Verdammt! Verdammt, verdammt, verdammt! Wie konnte das nur passieren?“ Sora trat zaghaft an ihn heran. „Mach dir keine Vorwürfe, Matt.“ „Keine Vorwürfe?“ Er sah sie mit einer Mischung aus Verzweiflung und Wut an. „T.K. ist mitten unter Feinden! Wie könnte ich mir da als großer Bruder keine Vorwürfe machen?“ Sora war gelinde überrascht. Seine Sorge um T.K. überwog tatsächlich seine Wut über dessen Verrat. „Keiner von uns hätte geahnt, dass er so etwas tut. Das mit Kari hat ihn viel schwerer getroffen, als wir dachten.“ Matt schnaubte grimmig und überlegte, was er getan hätte, wenn Sora das gleiche zugestoßen wäre. Nein, er konnte sich nicht vorstellen, was in T.K. vorging. Aber trotzdem – dass er sich so veränderte … Nein, das wollte er nicht glauben. „Alles dahin“, sagte er bitter. „Die Karten, die wir so mühsam aus der Festung geborgen haben …“ „Vielleicht behält T.K. sie ja für sich und versucht, die Scherben damit zu erpressen“, meinte Sora hilflos. „Das glaubst du ja selbst nicht.“ Matt atmete tief durch. „Die Frage ist, was sollen wir als nächstes tun? Wir stehen wieder ganz am Anfang – und jetzt ist sogar T.K. gegen uns.“ Er schüttelte den Kopf, konnte es immer noch nicht fassen. „Wir sind am Ende.“ „Sag sowas nicht. Wir können immer noch kämpfen“, versuchte Sora ihn aufzumuntern, aber selbst in ihren eigenen Ohren hörten sich ihre Worte hohl an. Sie hatten nach wie vor keine Ahnung, wie sie an Taneo herankamen und praktisch keine Verbündeten mehr in der DigiWelt. „Hey Leute, Davis ist verschwunden!“, rief plötzlich Cody. „Was sagst du da?“ Matt war mit wenigen Schritten bei ihm. „Er ist nirgends zu sehen. Ich glaube, er war auch nicht dabei, als wir vor den Vilemon geflohen sind“, fügte Yolei hinzu. „Veemon fehlt auch.“ Matt vergrub entnervt das Gesicht in seiner linken Hand. In dem Chaos ihrer Flucht und der Konfrontation mit T.K. hatte er nicht einmal daran gedacht, nachzusehen, ob noch alle aus ihrer Gruppe da waren. „Oh nein, er wird doch nicht allein gegen die Scherben gekämpft haben?“, dachte Sora laut. Matt stöhnte auf. „Sagt Tai, er kann den Anführerposten wiederhaben“, murmelte er bitter. „Ich bin einfach nur mies darin.“ Bluray-Gebirge, DigiWelt Donnerstag, 24. August 2007 16:36 Uhr „Davis, bist du dir sicher, dass das die richtige Entscheidung ist?“, grollte Raidramons Stimme, als Davis auf ihm durch die Berge ritt. Das Digimon fand stets sicheren Tritt. „Ich bin mir überhaupt nicht sicher“, murmelte Davis. „Aber ich will auch nicht sehen, wie meine Freunde sterben.“ „Du weißt nicht mit Sicherheit, ob diese Prophezeiung stimmt“, sagte Raidramon. „Ich werde dich überall hinbringen, wo du hinwillst, aber ich glaube, du handelst etwas vorschnell.“ „Tu ich das nicht immer?“, fragte Davis und lächelte traurig. Es war nicht der einzige Grund. Er konnte einfach nicht mehr in der Nähe der anderen sein. Sogar Tai schien Karis Tod verdrängt zu haben. Er war wieder der Alte. Für Davis war es eine Narbe, die nie heilen würde. Die er nie würde heilen lassen. Er durfte nicht vergessen, wie Kari gestorben war, so wie Tai. Auf keinen Fall. Und wenn die anderen ihr folgten, war sie wenigstens nicht die einzige … Schnell wie der Wind sprang Raidramon mit Davis auf dem Rücken von einem Felsen zum anderen. Finsterzitadelle, DigiWelt Donnerstag, 24. August 2007 17:27 Uhr T.K. stand vor den Anführern der Scherben – man könnte also sagen, vor den bösartigsten Digimon, die es zurzeit in der DigiWelt gab. Aber er hatte erkannt, welchen Vorteil bösartige Digimon hatten: Bei ihnen wusste man immer, woran man war; im Gegensatz zu Taneo und den Dunklen, die wie alle Menschen zwischen Licht und Finsternis standen. Aber in der Finsternis dieser Zitadelle gedieh nur noch mehr Finsternis, und vom Bösen wusste man, dass es böse war. Es zeigte keine Schwäche, keine Gefühle, kein Bedauern, und wenn doch, war es eindeutig eine Falle. Dennoch hatte er Patamon an seiner Seite. „Wir hatten dich nicht so schnell wieder zurückerwartet“, schnarrte einer der beiden Anführer, ein Phantomon mit roter Kapuze und geschwungener Sense, die genauso aussah wie die, durch die Kari ihr Ende gefunden hatte. Nein, denk nicht schon wieder daran. „Es war nicht weiter schwierig“, erklärte T.K. lässig und warf den Kartenstapel achtlos vor sich auf den Boden. „Es müssten alle sein, aber ihr könnt gerne nachzählen.“ Phantomons Augen verengten sich. „Mir gefällt deine Arroganz nicht, Mensch.“ „Ihr habt mich auch nicht wegen meiner Bescheidenheit mit dieser Mission betraut, oder?“ T.K. straffte die Schultern. „Und ich habe sie erfüllt. Man könnte sagen, ich bin derjenige, der von euch am erfolgreichsten in seinen Aufgaben war.“ Das knochige, hässliche SkullSatamon, das neben Phantomon stand, sah ihn aus funkelnden Augenhöhlen an. „Du gieriger Mensch verlangst eine Belohnung, nicht wahr?“ „Das ist nur recht und billig. Diese Karten wären nicht von allein wieder zu euch geflogen.“ „Weißt du, was noch fliegt? Das Vilemon-Bataillon. Wem auch immer wir das Kommando übertragen hätten, er hätte uns die Karten gebracht.“ SkullSatamons Stimme tat in den Ohren weg, kratzend und knöchern. „Vielleicht. Mit wesentlich höheren Verlusten.“ T.K. breitete selbstbewusst die Arme aus. „Ich kenne die DigiRitter gut. Ich weiß, wie man sie packen muss. Und sie könnten wieder versuchen, euch anzugreifen.“ Phantomon und Skullsatamon schwiegen und sahen sich dabei an, beratschlagten mit Blicken. „Was willst du also?“, schnarrte Phantomon. T.K. deutete auf die drei Throne am hinteren Ende der kahlen, mit Marmorfliesen ausgelegten Halle. „Wenn ich mich nicht täusche, gehören in ein Triumvirat drei Leute. Und ihr habt noch einen Platz frei.“ „Du willst Triumvirator der Albtraumsoldaten werden?“, spie SkullSatamon ihm schrill entgegen. „Du vergisst deinen Platz, Mensch!“ „Ich denke eher nicht. Lass mich kurz zusammenfassen: Ich war in der Festung der Dunklen. Ich habe eine Karte von Taneo gestohlen und herausgefunden, dass er für den Tod von LadyDevimon verantwortlich ist. Ich habe eine der Dunklen schwer verletzt, vielleicht sogar getötet. Ich habe ihre fliegende Festung abstürzen lassen und bewegungsunfähig im Meer zurückgelassen, und ich weiß, wie man dorthin kommt. Dann habe ich eure Unfähigkeit ausgebügelt, indem ich meine alten Freunde betrogen und die Karten zurückgeholt habe, und außerdem habe ich den Stützpunkt der Partisane zerstört, die euch lästig waren. Wer, wenn nicht ich, hätte Anspruch auf den dritten Thron dort hinten?“ Den Standort der Bluray-Partisane hatte er von Patamon erfahren. Wieder schwiegen die Digimon. Es war unübersehbar, was er geleistet hatte, und das ganz allein. „Wenn du ein Digimon wärst“, klapperte SkullSatamon schließlich, „würde ich dich vielleicht wirklich zu einem von uns machen. Aber du bist ein Mensch.“ „Und du sagst das, weil du dich vor Menschen fürchtest?“, fragte T.K. bewusst provozierend und legte erwartungsvoll den Kopf schief. „Ich fürchte mich vor niemandem!“, fauchte SkullSatamon aufgebracht. „Ihr Menschen seid unberechenbar“, sagte Phantomon sachlicher. „Früher wart ihr unsere Feinde und habt die DigiWelt vor den Mächten der Dunkelheit verteidigt.“ Ich habe sogar euren Herrn verbannt, dachte T.K. „Heute sind einige von euch plötzlich die neuen Tyrannen der DigiWelt. Ein neuer DigimonKaiser hat sich erhoben, in diesem Sinn. Früher habt ihr Menschen zusammengehalten. Heute seid ihr Feinde. Was soll ich davon halten?“ „In meiner Welt ist es normal, mit anderen Menschen verfeindet zu sein“, sagte T.K. „Aber gut, was verlangst du, damit ihr mich als Triumvirator akzeptiert?“ „Wir haben nie gesagt, dass wir das tun werden“, krächzte SkullSatamon, aber Phantomon sagte: „Zeig uns, dass du auf unserer Seite stehst, nicht auf der der Menschen.“ „Und wie mache ich das?“ „Bring uns den Kopf eines Menschen“, forderte Phantomon. „Dann können wir nochmal darüber reden.“ „Irgendeines Menschen?“ „Ja. Und lass dir ruhig Zeit.“ T.K. ging in Gedanken alle Menschen durch, die sich zurzeit in der DigiWelt befanden. Die Wahl fiel ihm nicht schwer. Tokio, Japan Freitag, 25. August 2007 0:05 Uhr Die Scheinwerfer der Disko bewegten sich rhythmisch über den Himmel und das gedämpfte Wummern der Musik war gut zu hören, als Gekimaru, Ren und Hibiko sich, leicht angetrunken, schon auf den Heimweg machten. Sie hielten von der Technomusik nicht allzuviel und waren eher darauf ausgewesen, sich zu betrinken und ein paar Mädels aufzureißen. Zumindest bei letzterem war ihnen der Erfolg verwehrt geblieben. Vielleicht hätten sie an ihrem ursprünglichen Plan festhalten und in eine Karaokebar gehen sollen, nur dass keiner von ihnen wirklich singen konnte. „Alter, ich versteh ech‘ nich‘, wieso wir so überhaupt kein‘ Erfolg bei den Bräuten hab‘n“, jammerte Gekimaru lallend. „Naja, weißt du, Geki“, sagte Ren schwer verständlich, „bei den Mädels kannst du’s nich‘ machen wie bei deinem Schlagzeug. Du kanns‘ sie nich‘ einfach weichklopfen.“ Er lachte über seinen Witz, die anderen beiden stimmten jedoch nicht ein. „Ich hab mich das schon lang gefragt“, sagte Gekimaru, während sie die kahle Straße entlangtaumelten. „Immer kriegt Yami die ganz’n Mädels ab. Dabei hat er doch schon eine!“ „Yami, dieser Arsch“, knurrte Hibiko, als er diesen Namen hörte. „Lässt uns einfach in Spanien sitzen und is‘ seitdem wie vom Erdboden verschu… verschlu… verschwunden. Nur weil seine Freundin auf einmal vor der Tür steht.“ „Du vergisst das komische grüne Ding, das sie dabei hatte“, sagte Ren mit verklärtem Blick und erhobenem Finger. „Aber ‘n guten Geschmack hat Yami schon“, grinste Hibiko, plötzlich gar nicht mehr zornig. „Seine Kleine, die is‘ schon ein Traum, was? Ich steh auf Rothaarige. Wenn Yami nich‘ so gut auf die aufpassen würd, ich sag’s euch, die würd ich abschleppen.“ „Yami würd dich umbringen“, sagte Ren trocken. „Die andere, diese Mimi, war aber auch nich‘ schlecht“, schwärmte Gekimaru. „Die war mir in Spanien total verfallen, ich schwör’s euch.“ Hibiko knuffte ihn in die Seite. „Alter, die wollt dich nur aus dem Bett vertreiben, damit sie nich’ auf der Couch schlafen muss.“ Sie lachten, sogar Gekimaru. „Hey!“, rief da plötzlich Hibiko. „Geiler Arsch auf zwei Uhr!“ Vor ihnen waren eben zwei schick hergerichtete Mädchen aus einem Taxi gestiegen, um die letzten Meter zur Disko zu Fuß zu gehen. „Hey, Ladies“, sagte Gekimaru sofort und bemühte sich um eine klare Zunge. „Wie geht’s? Auf der Suche nach Gesellschaft?“ Die beiden sahen sich nur stirnrunzeln an. „Eigentlich nicht, danke.“ „Ach, kommt schon“, lallte Hibiko, der von ihnen am meisten getrunken hatte. „Wir lad’n euch ein, ja?“ „Ich glaube, eher nicht“, sagte das eine Mädchen. „Komm, Midori, wir gehen.“ Gekimaru stellte sich ihnen in den Weg. „He, seid doch nich‘ gleich so. Wir sind echt nett. Ein Drink wird ja wohl drin sein, oder?“ Die Mädchen rümpften die Nase ob seiner Fahne. „Nein, danke“, sagte die eine unwillig und machte Anstalten, an ihm vorbeizugehen. „Ey, wir sind berühmt!“, steuerte Ren bei. „Es is‘ eine Ehre, mit uns abzuhängen, Mann.“ „Lasst uns einfach in Ruhe, okay?“ Die Mädchen sahen nicht genau, was passierte. In der Dunkelheit hinter den drei aufdringlichen Jungs erschein plötzlich ein Schatten. Es sah so aus, als würde die Luft flimmern und die Schwärze der Nacht plötzlich gerinnen. Dann stand er zwischen den dreien, wirbelte um seine Achse und trat gleich zwei von ihnen die Beine weg, die zu verdattert waren, um auch nur einen Schrei auszustoßen, den dritten packte er am Arm und warf ihn über seine Schulter. Ihre Freundin packte Midori am Arm. „Komm, gehen wir.“ „Aber …“ „Jetzt komm schon.“ Als die beiden Mädchen an der scheinbaren Rauferei vorbei waren, war diese schon vorbei. Völlig perplex und mit blutenden Nasen lagen die Mitglieder von Creators of Darkness‘ Fear auf dem Boden. Ansatsu stellte sich mit den Füßen auf sie. „Hab ich euch gefunden“, sagte er leise. „Ich soll euch hiermit etwas ausrichten. Ein gewisser Fan findet, dass ihr Matt Ishidas Talent verschandelt und er besser bei seiner alten Band geblieben wäre. Das war’s.“ Er löste sich in Luft auf. „Was zur Hölle war das jetzt?“, nuschelte Gekimaru. Der Alkohol hatte den Schmerz weitgehend gedämpft und so gelang es ihnen mühsam, sich aufzurappeln. „Ich hab keine Ahnung“, murmelte Ren. Mobile Festung des DigimonKaisers, DigiWelt Freitag, 25. August 2007 0:13 Uhr Als Ansatsu sich wieder im Hauptraum materialisierte, waren so ziemlich alle versammelt. Nur Aki fehlte wieder einmal. Kentarou hatte seinen Laptop mit einem guten Dutzend Kabeln mit dem Maschinenraum verbunden und versuchte der Festung wieder Saft zu geben; Taneo sah ihm über die Schulter. Miyuki hatte erstmals ihr Bett verlassen und saß in einem elektrischen Rollstuhl vor der Tür zu ihrer Kabine, sicherlich wieder zugedröhnt mit Schmerzmitteln, und hatte die Kopfhörer ihres Discmans auf. „Ah, hast du meinen Auftrag ausgeführt?“, fragte sie und hob sich die Hörer vom Kopf, als sie ihn sah. „Ja“, sagte er knapp. „Sie liegen mit gebrochenen Nasenbeinen auf der Straße.“ „Sehr gut“, sagte Miyuki und hörte weiter. „Diese Kerle haben es nicht verdient, mit Matt in einer Band zu spielen. Sie ziehen ihn auf ihr Niveau herunter.“ „Du solltest dich hören“, sagte Kentarou, ohne von seinem Laptop aufzublicken. „Geht es um diesen Matt Ishida aka Yami? Ich hab mal was in einer Zeitschrift über ihn gelesen. Er soll besser aussehen als Matt Damon, besser Gitarre spielen als Matt Skiba und besser singen als Mat Sinner. Übertriebenes Pushing, wenn ihr mich fragt.“ „Außer Matt Damon kenn ich keinen von denen, also können die nicht wichtig sein“, sagte Miyuki. „Miyuki, du weißt, wer Matt Ishida ist?“, fragte Kentarou trocken. „Ein klasse Typ, der noch einen Haufen Hits schreiben wird?“ Der Brillenträger schüttelte grimmig den Kopf. „Wenn wir hier fertig sind, schreibt er überhaupt keinen Song mehr. Soll ich dir auf die Sprünge helfen? Du hast ihn schon mal ins Visier genommen. Und sein Bruder hat dir das da verpasst.“ Er zeigte auf den Verband um ihre Hüfte. Miyukis Augen wurden groß. „Ist nicht wahr!“ Dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck und sie lächelte. „So ist das also. Welch Ironie.“ Damit war das Thema wohl für sie erledigt. „Nun, man soll Privates und Berufliches voneinander trennen, nicht wahr? Ansatsu, du findest doch auch, dass Matt besser bei den Teenage Wolves geblieben wäre, oder?“ Ansatsu schien überrascht, dass sie ihn das fragte. Kentarou hob seufzend die Schultern und beachtete sie nicht mehr. „Ich kann keine von seinen Bands leiden“, murmelte der Assassine. „Was für Musik hört man denn so als Attentäter?“, fragte Miyuki. „Die Schreie deiner Opfer? Nein, warte – Death Metal, stimmts?“ „Jetzt verwechselst du mich mit Kentarou“, seufzte Ansatsu, der Unterhaltung überdrüssig, während der Brillenträger vielsagend grinste. „Ich habe keine Zeit, mich um so etwas wie Musik zu kümmern.“ Damit wandte er sich ab und machte Anstalten, den Raum zu verlassen. „Ansatsu“, schnitt Taneos Stimme durch den Raum. Er hatte sich bemüht, die Konversation vorhin einfach zu überhören, doch nun wandte er sich direkt an den Assassinen. „Ich will nicht, dass du unnötigerweise in die Reale Welt gehst.“ Ansatsu nickte. „Wird nicht wieder vorkommen.“ „Es wundert mich schon, dass du Miyuki in letzter Zeit so viele Gefallen tust. Du bist doch nicht etwa plötzlich in sie verschossen, oder?“ Kentarou grinste ein unverschämtes Grinsen. „Ich dachte eigentlich eher, du wärst der Typ, der lieber mit Digimon rummacht.“ Ohne sich umzudrehen streckte Ansatsu die Hand aus und eine winzige Schwarze Planetenkraft sauste knapp neben Kentarou vorbei und fraß einen Krater in die Wand. Kentarous Grinsen erstarrte. Ohne ein Wort verließ Ansatsu den Raum. „Wie sieht es aus?“, fragte Taneo nach einer Weile, als der Brillenträger weiterarbeitete. „Nicht gut. Ich krieg das verdammte Ding nicht wieder in die Luft. Wir brauchen eine neue Antriebsmöglichkeit oder gleich eine neue Festung.“ Taneo schwieg eine Weile. „Dann lass dir was einfallen. Die Scherben können jeden Moment ihren Zug machen.“ Waldhöhle, DigiWelt Freitag, 25. August 2007 1:16 Uhr Müde schleppte sich Ken in den Höhleneingang. Kurz zuvor hatte es einen Wolkenbruch gegeben, und um seine erst besser gewordene Krankheit nicht gleich wieder zu füttern, hatte er sich, obwohl er sich noch recht nah an einem belebten Gebiet befand, entschlossen, die Nacht hier zu verbringen und erst am Tag weiterzuziehen. Er bückte sich unter den tief hängenden Felsblöcken hindurch, die den Eingang stützten, wrang sein schulterlanges Haar aus und – sah sich Auge in Auge mit einem Digimon gegenüber. Und die Ironie war perfekt, als er bemerkte, dass er den Unterschlupf eines Wizardmons betreten hatte, nun, da sein eigenes Kostüm so zerfetzt war, dass ihn niemand mehr für ein Digimon halten konnte. Und Menschen waren in der DigiWelt allgemein bekannte Feinde. Das Zaubererdigimon sprang auf und richtete sofort den sonnenförmigen Stab auf Ken. „Warte!“, rief Ken aus und streckte abwehrend die Hände von sich. „Ich bin nicht dein Feind!“ Wizardmon packte den Stab mit beiden Händen. Die Spitze glühte bläulich und elektrisch auf. Nein! Das konnte doch nicht wahr sein! Nachdem er so lange unversehrt durch die DigiWelt gewandert war, sollte er etwa jetzt durch das Digimon sterben, als das er sich verkleidet hatte? „Donnerball!“ Ein elektrischer Blitz zuckte aus dem Stab und Ken sah das blaue Licht näherkommen. Obwohl es sich wie Feuer in seine Augäpfel brannte, konnte er den Blick nicht abwenden. Dann traf der Blitz seine ausgestreckte linke Hand. Und Ken spürte ihn nicht einmal. Mit offenem Mund starrte er den elektrischen Strahl an. Knapp vor seiner Hand teilte er sich und floss auseinander und um Ken herum, als hätte er einen unsichtbaren Schutzschild ausgefahren. Ken sah, wie grüne Lichter in seiner Narbe zu blitzen begannen, bis zur Schulter hinauf, und das Jucken wurde wieder stärker. Das Wizardmon trat näher, wahrscheinlich, um die Kraft zu erhöhen, und Ken fasste sich ein Herz und tat es ihm gleich. Mit der linken Hand packte er den Stab und spürte erneut das Jucken. Energieschauer liefen in Wellen von dem Stab seinen Arm hinauf. Gleichzeitig schrie Wizardmon auf und prallte zurück, stoppte die fruchtlose Attacke. Das Digimon starrte Ken noch einen Moment an und lief dann panisch in weitem Bogen um ihn herum in den strömenden Regen hinaus, sich den flatternden Hexenhut haltend. Ken sah ihm fassungslos nach, dann blickte er auf seinen Arm. Er fühlte sich an, als wäre er mit einer fremden Energie geladen. Er ballte die Hand zur Faust und öffnete sie wieder. Als würde sich das Blut in seinen Adern stauen, juckte sein Arm. Ken leitete die Energie die Narbe entlang, die wieder grünlich aufblitzte. Hatte das Wizardmon sie irgendwie unbewusst aufgeladen? Er konnte die Energie frei kontrollieren. Ken hielt die Luft an, streckte den Arm aus und ließ die Energie nach draußen fließen, die sich wie Kohlensäure in einer geschüttelten Colaflasche aufgestaut hatte. Die Höhle wurde von einem Lichtblitz erhellt, der genauso aussah wie der des Wizardmons. „Unglaublich“, hauchte Ken. Er sah nach draußen. Es regnete immer noch, doch er wollte nicht länger warten. Es gab da etwas, das er herausfinden musste. Staubgrube, DigiWelt Freitag, 25. August 2007 7:48 Uhr „Keramon hat nicht erwartet, den Kunden so bald wiederzusehen“, lispelte Keramon, als T.K. sich zu ihm gesellte. „War der Kunde also zufrieden mit Keramon? Bitte, der Kunde kann sich setzen.“ Es deutete mit einem langen Arm auf die Bank ihm gegenüber. „Danke, aber es dauert nicht lang“, sagte T.K. kühl. „Ich habe nur einen Auftrag für dich. Du kannst so viele Vilemon dafür haben, wie du willst.“ Keramon faltete die Hände und sein ewiges Grinsen nahm eine geschäftsmännische Note an. „Worum geht es? Wieder um schwere Jungs?“ „Einer der Dunklen rühmt sich damit, Engel zu töten. Er muss ein Netz aus Spionen haben, die ihm spicken, wo ein Engeldigimon aufgetaucht ist. Es würde mich nicht wundern, wenn du ihm auch hin und wieder Informationen zukommen lässt.“ Keramons Augen funkelten. „Und Keramon soll diese Spione für den Kunden ausfindig machen, ja?“ T.K. lächelte. „Das muss gar nicht sein. Ich will nur, dass dieser Typ erfährt, dass sich demnächst vor der Rauchenden Krone ein Engeldigimon aufhalten wird.“ „Oho“, machte Keramon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)